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1. Abriss der Geschichte für höhere Knaben- und Mädchenschulen - S. 3

1878 - Mainz : Kunze
— 3 - zur Meßkunst nöthigte die jährlich erforderliche Herstellung der durch die Überschwemmungen zerstörten Grenzen der Felder; die Sternkunde und die Zeitrechnung erhielt den ersten Anstoß durch die Beobachtung des glänzenden Sirius, dessen Aufgang das Steigen des Wassers anzeigte; die im Nilthal häufigen Augenkrankheiten gaben Anlaß auf ihre Heilung zu sinnen und schufen so einen Zweig der Medizin, welchem sich andere anschlossen. Auch eine Art von Schrift wurde von den Priestern erfunden, die Darstellung der Begriffe durch Bilder (Hieroglyphen), aus denen sich allmählich eine kürzere Volksschrift entwickelte. Von Gewerben blühten in Aegypten besonders die Weberei, Färberei und Töpferei, auch die Metalle der Halbinsel Sinai wurden verarbeitet, und es ist anzunehmen, daß das Glas seine Erfindung den Aegyptern verdankt. In der Baukunst waren sie Meister, die Herbeischaffung des schweren Materials überwanden sie durch mechanische Vorrichtungen. Auch in der Bildhauerkunst waren sie erfahren, doch fehlte ihren Skulpturen verglichen mit den griechischen der Ausdruck des Lebens. Handel ins Ausland trieben sie nicht, ihre Hauptbeschäftigung war vielmehr der Ackerbau. Ihre Religion hatte sich nach und nach zur Vielgötterei (Polytheismus) entwickelt. Als ältester, allgemein verehrter Gott gilt Phtah (Sicht); ihm nahe steht Ra (Sonne); die Sonne aber, die dem Blick des Menschen verborgen das im Westen gelegene Todtenreich, den Amentes, erleuchtet, war personifiziert im Osiris. Eine andere Form des Ra war der Gott Amun. Es ist überflüssig weitere Götternamen anzuführen, nur das sei bemerkt, daß bei der ängstlichen Frömmigkeit der Aegypter man in Gebet und Opfer sich selten genug that. Fast jede Stadt hatte ihre besonderen Götterfeste. Auch Thiere wurden für heilig angesehen, weil man in ihnen die unsichtbare Gottheit wohnend dachte, sie genossen daher eine große Verehrung z. B- der Stier (Hapi oder Apis), der Widder, der Sperber u. s. w. Die Aegypter glaubten an ein Leben der Seele nach, dem Tode und an ein Tod tengericht in der Unterwelt. Die Leiber der Verstorbenen balsamierten sie mit Mum, einer Erdharzart, l*

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1. Lehrbuch der allgemeinen Geschichte für höhere Unterrichtsanstalten - S. 40

1872 - Hannover : Hahn
40 im Alterthume hochberhmt. Ihnen zunchst stand die Krieger-kste, welcher ausschlielich der Waffenberuf oblag. Auch den Kriegerfamilien war ein bestimmtes Maa Land (jeder etwa 7 Morgen) ausgeschieden. Die Macht der Könige war unumschrnkt; sie wurden sogar gttlich verehrt, als Solche, die an der Stelle der Götter er das Land herrschen, und hieen daher Pharaonen, d. i. Shne des Sonnengottes. Sie gehrten anfangs den Priestern, spter den Kriegern an, wurden aber dann durch eine besondere Einweihung in den Priesterstand aufgenommen. 6) Die Religion der Aegypter war eine Naturreligion, auf deren Ausbildung die Beschaffenheit des Landes, in welchem die Gegenstze des Lebens und Todes, der ppigste Pflanzenwuchs und sonnverbrannte Oede einander so nahe liegen, den grten Einflu gebt hat. Als hchste Macht der Natur erschien ihnen die Sonne, der Urquell des Lichts und der Wrme und dadurch die Ursache und Bedingung aller in der Natur wirkenden Krfte. Der ursprngliche Cultus'des Sonnengottes Ra oder Phra, entwickelte sich schon frhe zu einer zahlreichen Familie nationaler oder localer Gottheiten mit einem der eigentmlichen Naturbeschaffenheit des Landes entsprechenden Mythenkreise. Die heil-oder verderbenbringenden Erscheinungen der Natur wurden auf Götter und Dmonen, die jenen innewohnen, zurckgefhrt, und daher auf symbolische Weise in menschlichen Gestalten dargestellt, oder auch als in dem Leben gewisser Thiergattungen wirkend verehrt. Dadurch wurde ein symbolischer Thierdienst hervorgerufen, welcher der Religion der Aegypter eigentmlich ist. Die als gttlich verehrten Thiere, wie die Ibis, die Katzen, Hunde, Sper-ber, Krokodile u. a., durften nicht getdtet werden; wer es absichtlich that, war selbst dem Tode verfallen. 7) Ungeachtet der reichen und mannichfaltigen Entwickelung des gyptischen Gtzendienstes bleibt der Cultus des Sonnengottes bis in die spteste Zeit doch der eigentliche Mittelpunkt der gyp-tischen Religion. Der Name des Ra findet sich fter an die Namen anderer hervorragender Gttergestalten, wie des Osiris, Ptah und Ammon angehngt, wodurch diese mit jenem, dem obersten Herrn und Regenten im Reiche der Natur, identificirt werden, gleichsam als besondere Formen des Sonnengottes mit Bezug auf seine mannichfache Wirkungsweise. 8) Im Cultus der groen gyptischen Götter nimmt Osiris, der lebenspendende Herr der Welt, mit seiner Schwester und Gemahlin Isis, der ernhrenden Erde, die erste Stelle ein. Denn an seinen Mythenkreis knpft sich die fr Aegypten wich-tigste Naturerscheinung, das Schwellen und Sinken des beftuch-tenden Nilstroms an.' Des Osiris Feind ist der rothfarbigety-phon, der versengende'gluthwind der Wste, der Urheber alles

2. Für die oberen Klassen höherer Lehranstalten - S. 9

1885 - Berlin : Barth
§ 8. Ägypten. 9 belebenden Wärme der Sonne, und ein symbolischer Tierkultus entwickelte. In Memphis wurde Pt ah als oberster Gott verehrt, der „Vater der Väter der Götter" (Apisstier), in Ou oder Heliopolis R a (Sperber), die in der Sonne geoffenbarte lebengebende Kraft der Gottheit, welcher später mit den meisten Orts- und Stammgöttern in Beziehung gesetzt, so besonders mit dem zu Theben angebeteten Ammon (Amun) verbunden wurde (Widder). Die Göttin Nei'th zu Sais, die hervorbringende Natur, stellten die Griechen wegen ihres nächtlichen Lampenfestes der Athene gleich. Der späteren Zeit entstammte der Mythus vom Osiris und der Isis. Osiris, die fruchtbringende Naturkraft, wird von dem bösen Typhon (Set), der Dürre und dem glühenden Wüstenwinde, getötet und in den Nil geworfen, wehklagend sucht ihn seine Gemahlin Isis, die Erde (Kuh), und begräbt den gefundenen Leich-nam. Sein Sohnhorus (Frühlingssonne) rächt ihn an Typhon. Osiris herrscht auferstanden in Amenthes, der Unterwelt, über die Seelen der Verstorbenen. Des Horus Gemahlin ist die Liebesgöttin Hathor. Osiris allein wird nie in Tiergestalt gebildet. Die Fortdauer der Seele war an die Erhaltung des Leibes geknüpft, und diese Lehre führte zur Einbalsamierung und Aufbewahrung der Mumien in Grabkammern und Pyramiden. Neben diesen gewaltigen Grabdenkmälern der Könige wurden durch mächtige Thorgebäude geschmückte Paläste und Tempel mit säulenumschlossenen Höfen und zahlreichen Sälen und Kammern errichtet. Obelisken, Spitzsäulen aus einem Stein, sind Weihgeschenke für Ra, Sphinxe Symbole der Gottheit. Gegen das Ausland schlossen sich die Ägypter ab, ihr ganzes Leben war eigenartig durch strenge Ritualgesetze bestimmt. Der König (Pharao) galt als der irdische Gott und Herr aller Dinge, dessen Lebensweise einem weitläufigen Ceremoniell unterlag; zu seinem Unterhalte diente ein Drittel des Landes. Das zweite Drittel war das Eigentum der Priest er käste, deren angesehenste Heiligtümer zu Memphis (Ptah), Theben (Antun) und Heliopolis (Ra) lagen. Die Priester befanden sich allein im Besitz aller Weisheit, sie waren die Gelehrten, Ärzte, Richter und Künstler, jedoch artete ihr mächtiger Einfluß nie zu einer wirklichen Priesterherrschaft aus. Die Krieger- kaste, ein angesiedelter Soldatenstand, kein ritterlicher Adel, betrieb auf kleinen Bauerngütern die Bodenkultur des letzten Drittels von Ägypten, mußte sich daneben häufig in den Waffen üben und wurde nur für den Kriegsfall in Zeughäusern ausgerüstet. Gewerb -

3. Geschichte des Altertums - S. 19

1889 - Wiesbaden : Kunze
§. 5, 2. Die Religion der Ägypter. 19 selbe in der Natur offenbarte, insbesondere diejenigen Kräfte, die ihrem Lande Gedeihen brachten. Sie erhoben diese Kräfte zu göttlichen Wesen, legten ihnen menschliche Gestalt bei und verehrten sie in der mannigfachsten Weise durch Gebet, Opfer und Umzug. Da ihnen in gewissen Tieren die Gottheit ebenfalls wirksam erschien, so hielten sie auch diese heilig und stellten manche Götter mit Tierköpfen dar. Den Mittelpunkt der Verehrung bildete die Sonne, die als Spenderin des Lebens und der Fruchtbarkeit verschieden aufgefaßt, personifiziert und verehrt wurde. Die älteste und verbreitetste Personifizierung war der Sonnengott Ra. Sein Symbol war die von zwei Flügeln getragene Sonne; Sperber und Katze waren ihm geheiligte Tiere. Er wurde dargestellt mit einem Sperberkopfe, dem Scepter und Henkelkreuz (dem sogenannten Nilschlüssel, Symbol des Lebens) in der Hand, und der Sonnenscheibe über dem Haupte. Sein Haupttempel befand sich in Heliopolis (der Sonnenstadt). An diesen Tempel knüpfte die Sage auch das Erscheinen des Wundervogels Phönix, der alle 500 Jahre von Morgen komme und sich in duftendem Weihrauch verbrenne, um dann aus der Asche neu hervor zu steigen und in seine Heimat zurückzukehren, eine Sage, welche die Wiederkehr bestimmter Zeitperioden versinnbildlichen sollte. In Memphis besaß der Lichtgott Ptah ein altes Heiligtum, in Oberägypten wurde Ammon, der Himmelsgott verehrt, der in der Vorstellung des Volkes später mit Ra zu einem Gott, Ammon-Ra, verschmolzen wurde. Ammon wurde mit Widderhörnern an beiden Seiten des Kopses dargestellt. Er hatte in Theben einen glänzenden Tempeldienst und u. a. zwölf Meilen westlich von Memphis auf der Oase Siwah in der libyschen Wüste einen Tempel mit einem berühmten Orakel. Eine besondere Form der Sonnenverehrung bildete sich in dem Osiriskultus aus, der den Osiris an Stelle des Gottes Ra setzte und zum eigentlichen Nationalgott erhob. Osiris, die schaffende und belebende Kraft, wird von Typhon, dem Inbegriff aller zerstörenden Naturgewalten, also auch des alles Leben vernichtenden Glutwindes und seinen 72 schwarzen Gesellen getötet. Des Osiris Gemahlin Jfis (das ägyptische Land) sucht wehklagend den verlorenen Gatten und bestattet ihn, nachdem sie ihn gefunden, auf der heiligen Insel Philä bei den Wasserfällen im Süden Ägyptens. Während ihrer Abwesenheit herrscht die 72tägige Gluthitze und Dürre in Ägypten. Aber Osiris ist nicht tot, sondern lebt in dem Totenreich fort. Von dort sendet er seinen Sohn Horus, den frischen Lenz, welcher den dunkelroten Feuermann Typhon mit seinen 72 Genossen verjagt und dem Lande seine Fruchtbarkeit zurückgiebt. 2*

4. Theil 1 - S. 30

1875 - Leipzig : Brandstetter
30 Beschaffenheit des Bodens, ausbildeten. Der Sonne galt die älteste und höchste Verehrung der Aegypter und es kann dieser Kultus als allgemeine Grundanschauung des ägyptischen Glaubens angenommen werden. R a war der Name des ältesten Sonnengottes und die Aegypter glaubten den andern Göttern eine besondere Ehre zu erweisen, wenn sie ihrem Namen das heilige Wort Ra beifügten. Auch den Namen Pharao, mit welchem die Hebräer die ägyptischen Könige benannten, leitet man von diesem Worte ab, die Silbe Pha bildet den Artikel; sie selbst bezeichneten sich ja auf ihren Inschriften als „ Söhne der Sonne". An diese Gottheit, welcher der rasch fliegende und scharf sehende Sperber geheiligt war, knüpft sich die schöne öage von dem Vogel Phönix, der alle fünfhundert Jahre, vom Morgenlande kommend, in dem heiligen Sonnentempel sich selbst in wohlduftendem Weihrauch verbrannte, um verjüngt aus der Asche wieder aufzuleben. Auch die den Aegyptern ureigentliche Sphinx-gestalt gehört in diesen Kreis; sie ist das Sympol des starken Himmelswächters, des Ra selbst, der Löwe mit dem Haupte des Sonnengottes. In Memphis stand ein vielverehrtes Heiligthum des belebenden Urseuers, des Phtah, der auserwählten Hauptgottheit Mittelägyptens, welcher aus Inschriften Vater des Lichtes, Herr des gnädigen Antlitzes heißt. In dem Tempel des Phtah ward, dem Gotte zu Ehren, der heilige Stier Apis gepflegt, bei dessen Tode das ganze ägyptische Volk trauerte, bis die bestimmten göttlichen Kennzeichen an einem andern Thiere dieser Gattung gefunden wurden, der nun zum Apis erhoben ward. Man verehrte den Apis gleichfalls als lebendiges Sinnbild der Sonne in ihrer zeugenden Kraft, und aus der Art seines Benehmens gegen Personen, welche in seinen heiligen Raum eintraten, wurden Weissagungen ertheilt. In Oberägypten aber thronte in der ältesten Zeit Kneph, der Urgeist und Weltschöpfer, welcher später, als Theben an die Spitze von Aegypten trat, dem großen Thebanischen Ammon, „dem Zeus der Aegypter", weichen mußte. Als Ammon Ra ward er der Alles überstrahlende Sonnengott, der König der Götter, welchem die Pharaonen vorzugsweise ihre Anbetung darbrachten. Die weiblichen Gottheiten, welche diesen Göttern zur Seite standen, vergegenwärtigen mehr oder weniger die Kraft der Fruchtbarkeit des mütterlichen Bodens und zu Sars ward das verschleierte Bild der Göttin Mutter, der Neith, auch als Göttin der Nacht und der Urgewässer verehrt, welches die Inschrift agt: „Ich bin das All, das Verborgene, Gegenwärtige und Zukünftige: memen Schleier hat noch kein Sterblicher gelüftet." Von allen ägyptischen Göttervorstellungen aber ist der Kultus des Jvrvil ^eyjsis die allgemein verbreitetste und am meisten aus-Sw-mt o9ei!efeni ja man kann den Osirisdienst als die eigentliche imsi La"desre igwn bezeichnen, die in ihm von den Höhen ihrer Wnrft traren' lü ^ ^lbst abgeschlossenen Naturgottheiten zu menschlicheren Vorstellungen herabgesüegen war. Wenn man die griechischen Göttermythen

5. Abriß der Geschichte des Alterthums - S. 25

1877 - Braunschweig : Vieweg
Afrika. 1. Aegypten. 25 Indien, Kleinasien, ja Europa!). Den Inschriften zufolge war es der letztere, der auf der Westseite Thebens die groe Wohnung des Ramses (Ii.)", wie auch die berhmten Felsentempel von Ebsambnl in Nubien erbaute und das Heiligthum zu On mit mehreren Obelisken zierte. Der Kanal von Suez, den er begann, blieb inde unvollendet. Die erst nach der Zeit der Hyksos (unter Thutmosis Iii. um 1500) an den nordstlichen Bergweiden (Gosen) zugelassenen Israeliten wurden durch die Bauten Ramses' d. Groen sehr bedrckt; der Auszug derselben unter Moses, welchen auch Manetho ausdrcklich nennt, fllt in die Regierungszeit seines Sohnes Menephta (f 1300), seit welchem auch der Verfall des Reiches der Pha-1300 raonen beginnt und insbesondere die Eroberungen im Norden fr immer verloren gingen. Jedoch melden die Bilder und Inschriften zu Medinet Habu (im Westen Thebens) von Ramses Iii. (um 1270) Schiffskmpfe, und die von Herodot aufgezeichnete Sage von dem Schatzhause desselben (Rh ampsinit' s) deutet auf seine groen Reichthmer hin. Die Religion der Aegypter steht durchaus unter dem Einflsse der Natur des Landes und seiner Umgebung, und demgem ist der Grundgedanke derselben der Gegensatz des Lebens und Todes. Es waren die heil-bringenden Krfte und Erscheinungen der Natur, welche die Aegypter in ihren Gttern verehrten. Sie stellten sich dieselben in menschlicher Ge--stalt vor, aber sie erblickten das Wesen der Gottheit auch in gewissen Thier-gattnngen. Am Ursprnglichsten und Allgemeinsten war wohl der Dienst des Sonnengottes. Dieser, Ra", von rother Farbe, mit dem Menschen-Haupte oder dem Sperberkopfe, wird in den Inschriften als der Vater der Götter" bezeichnet; auch alle Pharaonen führen den Titel: Sohn des Ra". Die reinen Seelen der Menschen kommen nach dem Tode zu ihm. Gleichwohl heit Ptah, der Gott des Feuers, der Vater des Ra"; Ptah ist der Hauptgott von Memphis, wo der Stier Apis in seinem Tempel wohnt. In Sais (in U.-Aeg.) wurde vor Allem Reith, die Mutter der Götter", verehrt. Amun, d. i. der Verborgene (der Herr des Himmels") war der Hauptgott von Theben und erscheint seit dessen Erhebung zur Hauptstadt auf den Denkmlern unter dem Namen Amnion Ra" als König der Götter", wie er erst durch die Verbindung mit Kneph, dem Gott der Ueberschwem-mung, den Widderkopf erhlt, und in dieser Gestalt von der Handelscolonie Siwah aus (dem Ammonium") weltberhmt wird. Dem Thot (bei den Griechen Hermes), dem Schreiber des gttlichen Wortes" ist der Ibis heilig. Erst spter bildet sich der vieldeutige Mythus von Isis und Osiris aus. Osiris, der uralte Gott von This (die Sonne?) wurde in spterer Zeit mit seiner Gemahlin Isis (d. i. die Erde oder der Mond?) wegen der segensreichen Herrschaft der ganz Aegypten berall im Lande verehrt. In dem Kampfe mit Typ hon (gyptisch: Set), d. i. den feindseligen Natur-krsten, namentlich der Gluth des Sommers und der Wstenwinde, erliegt er einem scheinbaren Tode (der Nacht); Isis findet seinen Leichnam im Norden, und sein Sohn Horos, der groe Helfer", wird sein Rcher durch Tdtnng

6. Auszug aus der Alten, Mittleren und Neueren Geschichte - S. 3

1916 - Leipzig : Ploetz
I. Alte Geschichte A. Die ägyptisch-semitischen Völker. § 1. Die Ägypter. Ägypten. das von Höhenzügen und Wüsten eingeschlossene, oberhalb des Delta nur wenige Stunden breite, etwa 1100 km lange Tal des untern Nils, der alljährlich vom Juli an auf fast 4 Monate seine Ufer überflutet und so das Land befruchtet. Zwei Landesteile: Unter-Ägypten mit der Hauptstadt Memphis und dem Deltalande; Ober -Ägypten mit der Haupt- stadt Theben (Nu-Amon), Südgrenze die Stromschnellen bei Syene, jetzt Assuan. Beide bestanden ursprünglich als selbständige Staaten nebeneinander. Ackerbau, Handwerk und Kunst erscheinen im fünften Jahrtausend v. Chr., wo die geschichtlichen Nachrichten beginnen, schon hoch entwickelt. Staatswesen: Erbliches Königtum; der König (Pharao = großes Haus) wird als Sohn des Sonnengottes Rä selbst als ein göttliches Wesen verehrt. Glänzende Hofhaltung, viele Beamte, das Land in bestimmte Gaue geteilt. Bedeutender Einfluß der Priester, denen auch die Pflege der Wissenschaften (Sternkunde, Heilkunde, Rechtskunde) obliegt. Frühzeitige Feststellung des Sonnenjahres. Strenge Regelung des ge- samten Lebens durch religiöse Satzungen. Erbliche Stände, nicht völlig gegeneinander abgeschlossene Kasten. Religion: Verehrung der persönlich gedachten Naturkräfte, verbunden mit symbolischem Tierdienst. Die einzelnen Gau- götter schließen sich allmählich zu Götterkreisen zusammen. Großartige Tempelbauten. Die Zugangsstraßen von Sphinxen und Widdern umsäumt. Die Obelisken quer vor dem Heiligtum sollten den Göttern als erste Ruhesitze dienen, wenn sie durch die Luft ihrer Heimstätte zueilten. Die Götter als Tiere oder als Menschen mit Tierköpfen dargestellt. Oberster Gott der Sonnengott Rä. Neben ihm andere Gottheiten der Sonne, des Mondes, des Nils usw. Besondere Verehrung des Ptah in Memphis, des Amon.in Theben, der Neit in Sais. Der Kämpf der dem Menschen heilsamen und feindlichen Naturkräfte, wie er sich in dem alljährlichen Aufblühen, Absterben und Wieder- erwachen der belebten Natur ausprägt, wird dargestellt in dem Mythus von Osiris. Dieser, der Gott des -Lebens und wie sein feindlicher Brüder" Set ein Sohn des Erdgottes Seb und der Himmelsgöttin Nut, wird von Set, ,dem Dämon der ver- 1 *

7. Das Altertum - S. 10

1879 - Berlin : Gaertner
10 Die orientalische Geschichte. politisch einflussreiche Priesterklasse erwähnt, dort die der Leviten, hier die der Chaldaeer. Die Israeliten waren ausserdem streng geschieden in Stämme, Geschlechter und Familien. An der Spitze der Orientalen steht ausnahmslos ein nicht überall ganz unumschränkt regierendes Oberhaupt, das in Aegypten Pharao, d. h. Sohn des Ra, heisst. Dieser gehörte der Kriegerkaste an, nrasste aber auch in die Priesterkaste aufgenommen werden. Zu seinem Unterhalte dienten ein Drittel des Grund und Bodens, Grundsteuer, Bergwerke. Es gab in Aegypten geschriebene Gesetze, die verständig und menschlich genannt werden. Besonders genau war das Gerichtswesen geregelt. Aber eben so wenig hier, wie bei dem semitischen Königthume fehlt es an Zeichen des Despotismus: Hofpracht, Willkür, Eunuchen, riesenhaften Bauten. Selbst die Priester liegen auf den Denkmälern Aegyptens vor den Königen im Staube. Vom Despotismus blieb auch das israelitische Volk nicht verschont. Am meisten beschränkt erscheint das Königthum bei den Phöniciern, wo ein engerer und ein weiterer Rath die wichtigsten Staatsangelegenheiten unter Aufsicht des Volkes leitete. Auch herrschte ein König in jeder der fünf Hauptstädte: Sidon, Tyrus, Aradus, Byblus und Berytus. Ueber den Fortschritt in der politischen Bildung der hamitischen und der semitischen Staaten fehlt es an Einsicht. 23. Die heidnische Religion. Alle heidnischen Religionen beruhen auf der Naturverehrung. Die Aegypter verehrten als Hauptgott die Sonne, welche Ra, Ammon und Ptah genannt wrurde. Sie haben fester als die heidnischen Semiten ihre Göttergestalten und Göttersagen ausgeprägt. Osiris, die schaffende und belebende Kraft der Sonne und des Nil, unterliegt dem Typhon und seinen 72 Genossen, d. h. den Tagen der Dürre und der Sonnenhitze, und wird auf der Insel Phile bei Syene begraben. Er lebt in der Unterwelt fort, wo er die Erde, Isis, befruchtet, die den Horus gebärt. Indem dieser seinen Vater durch Erschlagung des Typhon rächt, gelangt das gute Prinzip wieder zur Herrschaft. Den Planeten wurde grosse Verehrung zu Theil. Unter ihrem klaren und erhaltenden Himmel widmeten die Aegypter dem Fortleben des Menschen nach dem Tode besondere Sorgfalt. Den einbalsamirten Körper schlossen sie nach grossen Feierlichkeiten in einen festen Sarg ein und setzten ihn in den Felsengräbern des östlichen Gebirges bei. Der Todte lebte nach der Lehre der Priester, wenn sein Herz auf der Wage der Rechtfertigung von Osiris und seinen 42 Todesrichtern für gut befunden war, bis zu seiner nach Jahrtausenden erfolgenden Rückkehr im Reiche der Seligen. Im ändern Falle musste er nach einer eben so langen Wanderung durch die verschiedenen Thiere einer Läuterung sich unterziehen, bevor er ins Leben zurückkehrte. Aus diesem Grunde wahrscheinlich galten den Aegyptern alle Thiere für unverletzlich, einige genossen grosse Verehrung, die grösste der schwarze Stier, Apis, das dem Sonnengotte geweihte Symbol der Fruchtbarkeit. Stiere und Kälber wurden auch vorzugsweise den Göttern geopfert. Ausserdem verehrte man diese in feierlichen Umzügen und Wallfahrten. Die Aegypter hatten, wie die Israeliten, die Beschneidung. Die heidnischen Semiten verehrten in ähnlicher Weise die Naturkräfte als schaffende oder zerstörende und als gebärende Mächte und sahen in jenen männliche, in diesen wteibliche Wesen. Der Gott Baal oder Bel wtar den Phöniciern und den Babylonier-Assyriern gemeinschaftlich, ebenso seine Gemahlin Baaltis oder Mylitta, die Erdgöttin, d. h. die empfangende Kraft der Natur. In Phönicien war das zerstörende Element der Natur in Moloch noch stark per-sonifizirt, der versengenden Kraft der Sonne, und in Astarte, der alles verheerenden Kriegsgöttin. Eine jüngere Verschmelzung dieser vier Gottheiten war das phönicische Götterpaar Melcart und Dido oder Elissa, wovon jener als Gott der Kultur mit Heracles verglichen wird. Die Verehrung dieser Gottheiten war, dem Wesen derselben entsprechend, ein Kult der Wollust und des Schmerzes. Geburt, Tod, Auferstehung und Ver- mählung feierte man in den entsprechenden Jahreszeiten. Besonders an den

8. Geschichte des Alterthums - S. 18

1861 - Leipzig : Brandstetter
18 schristen unterworfen; „dafür aber", sagt Herodot, „haben sie auch große Vortheile. Denn von ihrem Vermögen zehren sie nichts und geben auch nichts aus; sondern es wird ihnen ihr heiliges Brod gebacken uno Gänse- und Rindfleisch bekommt ein jeglicher in großer Menge alle Tage." Die zweite Kaste, die der Krieger, war von geringerem Einfluß und Ansehen, obschon sie noch keine Gewerbe trieb. Kriegskunst und Bewaffnung war, wie man an den alten Bildwerken sieht, zu einem bedeutenden Grad der Ausbildung gelangt. Gewerbt reiben de und Ackerbauern bildeten die untersten Kasten und die Hirten nahmen fast den Rang der indi- schen Paria ein. Neben der Viehzucht betrieben die Aegypter mit beson- derer Vorliebe den Ackerbau, den die Natur ihres Landes ihnen nicht schwer machte. Daß bei einem Volke, welches Werke von so stannenswerther Größe hinterließ, wie die Aegypter, die Gewerbe in einem blühenden Zustande sein mußten, ergiebt sich von selbst. Welch verschiedenartiger Arbeiten be- durfte es, um einen Palast oder Tempel zu erbauen und mit Schmuck und kostbaren Geräthschaften auszustatten, so wie die alten Aegypter die Häuser ihrer Könige, die Heiligthümer ihrer Götter und die Wohnungen ihrer Todten erbaut und ausgeschmückt haben. In diesen Werken, die wir noch in ihren Trümmern bewundern, hat sich die ganze Summe der Ar- beits-, Wissens- und Kunstkraft des alten Volkes verewigt. In ihrer Gewalt und Unzerstörbarkeit verkündigen sie den Kampf des menschlichen Geistes mit der Vernichtung. So enthält auch die ägyptische Mythologie, in wunderliche und starre Formen geprägt, Naturanschauungen und Be- griffe, wie sie dem Volke nahe lagen, an dessen Landesgrenze sich buchstäb- lich Leben und Tod berührten. Denn wo der letzte Wassertropfen des Nil hindringt, da sprießt der letzte Grashalm und darüber hinaus liegt der ewige Sand. Wie die Inder nahmen auch die Aegypter eiue Reihe von Götterge- schlechtern an, die der Entstehung der Menschen vorangingen. In uralten Königsgeschlechtern mochte der Glaube des Volkes nach der Weise des Mythus Göttliches und Menschliches vermischen; daher die göttliche Ma- jestät, welche den Königen beigelegt ward. Die alten Nilgottheiten sind übrigens sämmtlich Naturgötter. Die Leben schaffende Kraft der Sonne und die Fruchtbarkeit der feuchten Erde liegen mehr oder weniger den ver- schiedenen Göttergestalten zu Grunde, wie sie sich in den einzelnen Theilen des Landes, je nach Beschaffenheit des Bodens, ausbildeten. Der Sonne galt die älteste und höchste Verehrung der Aegypter und es kann dieser Kultus als allgemeine Grundanschauung des ägyptischen Glaubens ange- nommen werden. Ra war der Name des ältesten Sonnengottes und die Aegypter glaubten den andern Göttern eine besondere Ehre zu erweisen, wenn sie ihrem Namen das heilige Wort Ra beifügten. Auch den Namen Pharao, mit welchem die Hebräer die ägyptischen Könige benannten, leitet man von diesem Worte ab; sie selbst bezeichneten sich ja auf ihren In-

9. Grundriß der Alten Geschichte für den ersten Unterricht an höheren Lehranstalten - S. 4

1880 - Wolfenbüttel : Zwißler
— 4 — Regelmäßigkeit der Naturerscheinungen und die Abgeschlossenheit des Landes bestimmten auch den Volkscharakter der Aegypter, denen die Richtung auf das Dauerhafte, der Ernst und der Stolz gegen die Fremden eigentümlich war. — Das Volk war eingeteilt in Kasten, Priester, Krieger, Ackerbauer, Handwerker, Hirten. An der Spitze des Staates stand der Pharao (Sohn des Ra d. i. der Sonne), dessen Gewalt eine unbeschränkte war. Die Priester, allein im Besitz aller höheren Kenntnisse, waren die Astronomen, welche bereits das Jahr auf 365v4 Tage berechneten, die Aerzte und Richter; auch die Hieroglyphenfchrift, mit welcher die öffentlichen Denkmäler bedeckt waren, find eine Erfindung der Priester sch äst. Das Volk bediente sich einer gewöhnlichen Buchstabenschrift, die man auf Papyrusrollen schrieb. Von dem Kunstfleiß der Aegypter sprechen die Bildhauerarbeiten an den zahlreichen Monumenten, die Kolossalstatuen und die Malereien; berühmt waren außerdem die feinen Zeuge und Linnen und auch die Glasbereitung war in Aegypten bekannt. Im Innern des Landes entwickelte sich ein lebhafter Handel, dagegen haben die Aegypter in einem geringen Verkehr mit dem Auslande gestanden, weil sie eine Scheu vor dem Meere befaßen und das Fremde mieden. 3. Die Religion des ägyptischen Volkes war eine Verehrung persönlich gedachter Naturkräfte, vornehmlich des Sonnenlichtes. Neben dem Sonnengott Ra und dem thebaifchen Ammon wurde Osiris mit feiner Gemahlin und Schwester Isis (Erde) und ihrem Sohne Horus (Frühling) am meisten verehrt. Der böse Typhon war der Gott der verderblichen Gluthitze. Auch Tiere genossen eine göttliche Verehrung (Apisstier, Katze, Ibis, Krokodil u. a.). Von den Priestern wurde die Unsterblichkeit der Seele gelehrt und deren Fortdauer von der Erhaltung des Leibes abhängig gemacht, daher feine Einbalsamierung nach Veranstaltung eines Totengerichtes. Die Mumien wurden in den Katakomben (unterirdischen Begräbniskammern) aufbewahrt. Von den Bösen meinte das Volk, daß diese in Tierleibern ihr Leben auf Erden wiederholten (Seelenwanderung). 4. In Aegypten, dessen Bewohner wahrscheinlich zum hamitischen Stamme gehörten,war der geschichtlich älteste Staat ein Priefterftaat mit der Hauptstadt Memphis am Eingang des Delta, die Menes erbaute. Seine Nachfolger Cheops, Ehephren und Mycerinus wurden in der Mitte des 3. Jahrtausend die Erbauer der drei großen

10. Leitfaden zum ersten Unterricht in alter Geschichte - S. 4

1880 - Wolfenbüttel : Zwißler
— 4 Regelmäßigkeit der Naturerscheinungen und die Abgeschlossenheit des Landes bestimmten auch den Volkscharakter der Aegypter, denen die Richtung aus das Dauerhafte, der Ernst und der Stolz gegen die Fremden eigentümlich war. — Das Volk war eingeteilt in Kasten, Priester, Krieger, Ackerbauer, Handwerker, Hirten. An der Spitze des Staates stand der Pharao (Sohn des Ra d. i. der Sonne), dessen Gewalt eine unbeschränkte war. Die Priester, allein im Besitz aller höheren Kenntnisse, waren die Astronomen, welche bereits das Jahr auf 365v* Tage berechneten, die Aerzte und Richter; auch die Hieroglyphenschrift, mit welcher die öffentlichen Denkmäler bedeckt waren, sind eine Erfindung der Priesterschast. Das Volk bediente sich einer gewöhnlichen Buchstabenschrift, die man auf Papyrus-rollen schrieb. Von dem Kunstfleiß der Aegypter sprechen die Bildhauerarbeiten an den zahlreichen Monumenten, die Kolossalstatuen und die Malereien; berühmt waren außerdem die feinen Zeuge und Linnen und auch die Glasbereitung war in Aegypten bekannt. Im Innern des Landes entwickelte sich ein lebhafter Handel, dagegen haben die Aegypter in einem geringen Verkehr mit dem Auslande gestanden, weil sie eine Scheu vor dem Meere besaßen und das Fremde mieden. 3. Die Religion des ägyptischen Volkes war eine Verehrung persönlich gedachter Naturkräfte, vornehmlich des Sonnenlichtes. Neben dem Sonnengott Ra und dem thebaifchen Ammon wurde Osiris mit feiner Gemahlin und Schwester Isis (Erde) und ihrem Sohne Horus (Frühling) am meisten verehrt. Der böse Typhon war der Gott der verderblichen Gluthitze. Auch Tiere genossen eine göttliche Verehrung (Apisstier, Katze, Ibis, Krokodil u. a.). Von den Priestern wurde die Unsterblichkeit der Seele gelehrt und deren Fortdauer von der Erhaltung des Leibes abhängig gemacht, daher feine Einbalsamierung nach Veranstaltung eines Totengerichtes. Die Mumien wurden in den Katakomben (unterirdischen Begräbniskammern) aufbewahrt. Von den Bösen meinte das Volk, daß diese in Tierleibern ihr Leben auf Erden wiederholten (Seelenwanderung). 4. In Aegypten, dessen Bewohner wahrscheinlich zum hamitifchen Stamme gehörten,war der geschichtlich älteste Staat ein Priesterstaat mit der Hauptstadt Memphis am Eingang des Delta, die Menes erbaute. Seine Nachfolger Cheops, Chephren und Mycerinus wurden in der Mitte des 3. Jahrtausend die Erbauer der drei großen

11. Teil 1 - S. 6

1886 - Hannover : Helwing
6 Morgenländische Völker. Kraft in der Natur selbst, wie sie nach bestimmten Gesetzen, jetzt schaffend, belebend, erhaltend, dann wieder ihre eigenen Werke zerstörend und verderbend sich offenbart, welcher der Mensch nach ihrer verschiedenen Wirkung bald Bewunderung, Liebe und Verehrung zollt, die er bald aber auch als ein ihm seindjeliges Wesen fürchtet und auf eine seiner gelingen Ausbildung entsprechende Art zu sühnen sucht" (Mowers). iou Dank mußten die Ägypter zu den Mächten emporschauen, welche lynen mitten in der Wüste ein so reiches Land verliehen hatten • daher verehrten sie vor allem den Nil, die Sonne und den Mond die Kräfte des Wachstums und der Geburt. Sie glaubten, daß das Wasser der Ansang aller Dinge sei, daß die Sonne aus dem Wasser entstehe und ernährt werde. Als älteste und ursprünglich einzige Gottheit verehrten die Ägypter den Ptah, den Schöpfer des Himmels und der Erde, der Götter und der Menschen, den „einzigen nicht erzeugten Erzeuger." Die-^auptstätte jemer Verehrung war Memphis. Wegen seiner 'schöpferischen, Frucht und Leben verleihenden Kraft ist er auf den Denkmälern in grüner Mrbe dargestellt. Ptah ist auch der Urstoff des Lichtes, das den Menschen durch Ra, den Gott der Tagessonne, und Tot, den Gott des Mondes, gespendet wird. Hauptsitz 'der Verehrung des Ra war die Tonnenstadt Heliopolis oder On (I. Mos. 41, 45). Ein erst später und anfänglich nur in Theben (Nö) verehrter Gott war Amon oder Ammon. Als Theben nach Vertreibung der Hyksos (s. unten!) die Hauptstadt des ganzen Landes wurde, genoß Ammon die allgemeinste und höchste Verehrung und trat an die Stelle des Ra. Er wird häufig mit dem Widderkopfe („Ammonshörner") und in der Farbe des blauen Himmels dargestellt. Während die Verehrung der genannten Götter sich auf bestimmte Gegenden oder Zeiten beschränkte, wurde eine Götterfamilie in ganz Ägypten und über dessen Grenze hinaus gleichmäßig verehrt, das waren ^sis und Osiris, Geschwister und Gatten zugleich, nebst ihrem Sohne Horns und ihrem entarteten Bruder Set oder Typ hon. Isis und Osiris Herrichten nach der Sage lange segensreich über Ägypten. Aber der neidische Typhon verschwor sich mit 72 Gesellen gegen Ösiris. Sie töteten ihn, legten seinen Leichnam in eine Lade und warfen diese in den Nil; der trug sie ins Meer, das sie an der phönicischen Küste niederlegte, ^sis legte Trauerkleider an und suchte weinend ,jdie Leiche ihres Gemahls? Endlich fand sie die Lade, führte sie nach Ägypten zurück und bestattete den Leichnam. Als aber Horus erwachsen war, überwand er den Typhon und trieb ihn in die Wüste. Osiris war aber nicht gestorben, sondern hatte in der Unterwelt fortgeherrscht; jetzt trat er seine Herrschaft über Ägypten von neuem an. Isis galt den Ägyptern als der..weibliche, alle Zeugung aufnehmende Teil der Natur, als der Boden Ägyptens; sie wurde unter dem Bilde einer Kuh dargestellt. Osiris war das Licht, Typhon die Finsternis; Osiris die Feuchtigkeit, das fruchtbringende Nüwasser, Typhon die Dürre, der Glutwind, das Salzwasser; Ösiris das Gesunde, Geordnete, Typhon das Kranke, Unvernünftige. Wenn zur Zeit der Sommersonnenwende die Fülle des Nils allmählich ab-

12. Das Altertum - S. 2

1891 - Münster i.W. : Schöningh
2 Altertum. glaubten, wie hätten sie solche nicht in hervorragender Weise in der waltenden, ordnenden, erhaltenden Macht des Königs über das ganze Land erblicken und verehren sollen? So war den Ägyptern der König der Segensgott ihres Landes. Wie die Götter sind ihnen ihre Könige Herren der Wahrheit und Gerechtigkeit, sie strafen die Bösen, belohnen die Guten, sie sorgen, daß jedem die Frucht seines Ackers zu teil wird, und machen dadurch Ägypten leben, d. H. verleihen ihm Segen und Ruhm. Seit der Zeit der Kriegs-fürsten von Theben (um 2300 v. Chr.) waren die Pharaonen ihren Unterthanen nicht nur „Spender des Lebens" wie die Götter, nicht nur Söhne der Götter, sie sind die „Sonne selbst, welche der Welt geschenkt ist"; sie lassen ihr Antlitz leuchten über Ägypten und strahlen über dem Lande, wie der Sonnengott Ra über der Erde strahlt; sie sind die Gottheit dieses Landes selbst. Diese Vergöttlichung der Könige überdauert die Selbständigkeit des Reiches. Auch die Fürsten von Rap ata, die Äthiopen, welche Ägypten bezwangen, führen den Titel des Sonnengotts in ihren Thronnamen, ebenso die Perser Kambyses und Darius. Und wenn der Priester des Ammon in der Oase Siwah den Macedonier „Sohn des Ammon (Zeus)" anredete, so wiederholte er damit nur, was die Priester Ägyptens dem Kambyses gethan, was nach Alexander die Ptolemäer und die Cäsaren Roms erfahren haben. Ptolemäns Epiphanes (204—181 v. Chr.) heißt „Sohn des Ptah, geliebt von Ammon und Ra, der Sohn der Sonne, der Lebensspcnder immerdar"; der noch erhaltene Denkstein von Rosette (S. 5) verordnet, daß „dem Gott Epiphanes" in jedem Tempel ein Bild gefertigt werde, dem die Gottheit des Tempels die Waffen des Sieges überreiche. Das Bild des Königs soll täglich dreimal verehrt werden, an den Festen sollen ihm dieselben Ehren erwiesen werden, wie den übrigen Göttern, dazu soll dem Gott Epiphanes jährlich ein besonderes Fest gefeiert und eine besondere Priesterschaft für ihn gebildet werden. Bei einer solchen Stellung des Königs, wie wir sie schon frühzeitig im wesentlichen festgestellt finden, bedurfte derselbe keiner Vermittlung der Priester, um sich den Göttern zu nahen. Der gottgleiche Pharao ist nicht nur Oberhaupt, absoluter Herr des Staates, sondern auch der höchste Priester. Der König allein schaut die Götter von Angesicht im Dunkel des Allerheiligsten der Tempel. Er ist es, welcher das Volk und den Staat den Göttern gegenüber vertritt. Stets finden wir den König selbst vor den Göttern, stets sind es die Könige, welche den Göttern die Tempel weihen; überall zeigen uns die Denkmale die Opfer und Spenden der Könige, nicht die der Priester. Der König steht an der spitze des Kultus, seine Mutter, seine Söhne und Enkel, seine Frau und seine Töchter sind nach den Inschriften Priester dieses und jenes Gottes, dieser

13. Geschichte des Altertums - S. 2

1892 - Halle a.S. : Buchh. des Waisenhauses
A. Der Orient. I. Die Ägypter bis zur assyrischen Fremdherrschaft. 1. Die ägyptische Kultur. Die Kultur Ägyptens ist am 3000 bereits aufs höchste ent- wickelt. Bezeichnend für sie ist ihre ausschliefsliche Richtung auf das Praktische, die hohe Ausbildung in der Technik, das Überwiegen der materiellen Interessen, die Erdrückung jeder In- dividualität und geistigen Freiheit und ihre Erstarrung bis zur Yerknöcherung. a) Die Gottheiten sind vorwiegend Lichtgottheiten, an deren Spitze der Leben verleihende, aber auch vernichtende Sonnengott steht; sein Karne und Kultus ist lokal verschieden (Ra, Horus, Osiris; in Memphis Ptah, in Theben Ammon). Den Inhalt der Mythen bildet das tägliche Leben der Sonne. Neben der Yolks- religion bildet sich früh unter den Priestern eine monotheistische Geheimlehre aus, welche alle Götter als verschiedene Formen oder Namen einer Gottheit auffafst. Eigentümlich ist der Tierdienst (Apis, Heiligkeit der Katzen u. a.) Ein geistiger Extrakt des Menschen lebt nach dem Tode fort, ist aber gebunden an die Fort- existenz des Leibes; daher die Sorge für die Erhaltung desselben (Mumien; die Pyramiden, Königsgräber). Belohnungen und Strafen nach dem Tode. Die Moral zeigt Sinn für Recht und Gerechtig- keit. Die Priester bilden einen geschlossenen Stand, der allmäh- lich alle Macht an sich reifst und alles Leben beherrscht. b) Der König (Pharao von äg. per ca = das hohe Haus) ist die Inkarnation der Gottheit auf Erden. Neben ihm ein ausge- bildeter Beamtenstaat. c) Die Grundlage der Kultur ist der Ackerbau. Die Ägypter sind kein kriegerisches Volk. Ein Kastenwesen existiert ursprüng- lich nicht; zuerst schliefst sich der Kriegerstand, meist aus fremden

14. Leitfaden der Weltgeschichte für die höheren Classen evangelischer Gymnasien und Realschulen, sowie zum Privatgebrauch für Lehrer und für Gebildete überhaupt - S. 25

1859 - Lübeck : Rohden
Iii. §. 4. Unglaube und sittliches Verderben der Aegypter. 25 §. 4. Unglaube und sittliches Verderben der Aegypter. Haben wir bisher den Glanz und die Größe Aegyptens uns vorgestellt, deren Nichtigkeit ihnen Gott der Herr durch den Eintritt Joseph's vor Augen gerückt hat, so müssen wir jetzt die Kehrseite in's Auge fassen, das sittliche Verderben, durch welches die Aegypter das Strafgericht Gottes herauöforderten. Wie tief die Sittlichkeit unter den Nachkommen Ham's auch in Aegypten gesunken sein muß namentlich in Bezug auf die geschlechtlichen Verhältnisse, tritt uns gleich bei der ersten Begegnung des Gottesmannes Abraham mit den Bewohnern Aegyptens entgegen. Er kommt als Gast in's Land, und statt durch die Heiligkeit des Gastrechts gesichert zu sein, muß er den Tod fürchten. Warum? Weil die Aegypter — welche ent- entsetzliche Geilheit!— ihn um seiner schönen Frau willen nicht leben lassen würden. Und diese ungescheute Befriedigung der wollüstigen Begierden geht bis an den Hof des Pharao hinauf. Die Sara wird als ein schönes Weib vor ihm genannt: gleich läßt er ohne Rücksichten und Umstande, als müßte es nur so sein, die Sara an seinen Hof holen. Und machte nicht Joseph dieselbe Erfahrung an den Frauen? Kann man sich eine größere Schamlosigkeit denken, als die frechen Zumuthungen, welche die vornehme Frau des Po tip Hera an ihren fremden Sklaven stellte? Aus anderweitigen schriftlichen Zeugnissen und steinernen Bildwerken empfangen wir eine große Zahl von Beweisen, daß diese Schamlosigkeit der Weiber und Geilheit der Männer alle Schichten der Bevölkerung durchdrang. — Woher hät- ten sie auch einen sittlichen Halt und Zügelung ihrer Begierden neh- men sollen? Den wahrhaftigen Gott, den Schöpfer Himmels und der Erden, hatten sie, wie wir schon sahen, lange verloren. Ihr Gott Ra und Ptha oder Kneph und Ammon war nur noch eine farblose Erinnerung an das höchste Wesen, das über aller Materie steht. Dagegen hatten sie ihren Gottheiten einen fremden, niedrigen, aber bei allen Hamiten wiederkehrenden Charakter aufgedrückt. Sie hatten ihre Götter zur Versinnbildlichung der erzeugenden und ver- nichtenden Naturkräfte benutzt. Die Sonne ist das Leben schaffende, befruchtende Gestirn, daruin werden die obersten Gottheiten meist mit der Sonne zusammengestellt. Die Erde ist die empfangende und Alles gebärende Mutter, darum werden die weiblichen Gottheiten der Erde nachgebildet. Der glühende Wüstenwind ist der schreckliche Ver- derber, darum wird er als die Gottheit des Verderbens dargestellt. So entsteht allmälig eine zusammenhängende Göttergeschichte von

15. Geschichte des Alterthums - S. 19

1861 - Leipzig : Brandstetter
19 schristen als „Söhne der Sonne." An diese Gottheit, welcher der rasch fliegende und scharf sehende Sperber geheiligt war, knüpft sich die schöne Sage von dem Vogel Phönix, der alle fünfhundert Jahre, vom Morgen- lande kommend, in dem heiligen Sonnentempel sich selbst in wohlduftendem Weihrauch verbrannte, um verjüngt aus der Asche wieder aufzuleben. Auch die den Aegyptern ureigenthümliche Sphinxgestalt gehört in diesen Kreis; sie ist das Symbol des starken Himmelswächters, des Ra selbst, der Löwe mit dem Haupte des Sonnengottes. In Memphis stand ein vielverehrtes Heiligthum des belebenden Urfeuers, des Phtah, der auserwählten Haupt- gottheit Mittelägyptens, welcher auf Inschriften Vater des Lichtes, Herr des gnädigen Antlitzes heißt. In dem Tempel des Phtah ward, dem Gotte zu Ehren, der heilige Stier Apis gepflegt, bei dessen Tode das ganze ägyptische Volk trauerte, bis die bestimmten göttlichen Kennzeichen an einem andern Thiere gefunden wurden, der nun znm Apis erhoben ward. Man verehrte den Apis gleichfalls als lebendiges Sinnbild der Sonne in ihrer zeugenden Kraft, und aus der Art seines Benehmens gegen Personen, welche in seinen heiligen Raum eintraten, wurden Weissa- gungen ertheilt. In Oberägypten aber thronte in der ältesten Zeit Kneph, der Urgeist und Weltschöpfer, welcher später, als Theben an die Spitze von Aegypten trat, dem großen Thebanischen Ammon, „dem Zeus der Aegypter", weichen mußte. Als Ammon Ra ward er der Alles überstrah- lende Sonnengott, der König der Götter, welchem die Pharaonen vorzugs- weise ihre Anbetung darbrachten. Die weiblichen Gottheiten, welche diesen Göttern zur Seite standen, vergegenwärtigen mehr oder weniger die Kraft der Fruchtbarkeit des mütterlichen Bodens und zu Sais ward das ver- schleierte Bild der Göttin Mutter, der Reith, auch als Göttin der Nacht und der Urgewässer verehrt, welches die Inschrift trägt: „Ich bin das All, das Verborgene, Gegenwärtige und Zukünftige; meinen Schleier hat noch kein Sterblicher gelüstet." Von allen ägyptischen Göttervorstellungen aber ist der Kultus des Osiris und der Isis die allgemein verbreitetste und am meisten ausge- bildetste gewesen; ja man kann den Osirisdienst als die eigentliche ägyp- tische Landesreligion bezeichnen, die in ihm von den Höhen ihrer unnah- baren, in sich selbst abgeschlossenen Naturgottheiten zu menschlicheren Vor- stellungen herabgestiegen war. Wenn man die griechischen Göttermythen auf verwandte ägyptische zurückführen will, so läßt sich eine beinahe voll- kommene Aehnlichkeit der Osirissage mit derjenigen des hellenischen Dio- nysos und der Demeter nicht verkennen. Der Mythus läßt den Osiris von seinem Bruder Typ hon, dem Verderber, getödtet und in einer Lade in den Nil versenkt werden, wo ihn seine Gemahlin Isis findet und auf der Insel Philä bestattet. Osiris ist nun Herrscher im Todtenreich. Sein Sohn Horus rächt ihn an seinem Mörder und führt das junge Jahr an, als letzter der Götter Aegyptens. Nach andern Sagen ersteht Osiris selbst in neuer Jugendkraft. In diesem Sagenkreis findet das Naturleben 2*

16. Bd. 1 - S. 59

1883 - Leipzig : Engelmann
H 30. Morgenlänbifche Völker. und die Leben schaffenben Naturkräfte zu stärken und zu verherrlichen. Daher war der ägyptische Religionsdienst fast ausschließlich der Naturfmft zugewendet, welche m ihrem rollenden Kreisläufe dem Lanbe Leben und Fruchtbarkeit verlieh — der Sonne. Si> rnannichfaltiq die Göttergestalten und Cultusformen sich ausbildeten, bet fast icbe Stadt ihre eigenen Loeaigottheiten besaß und nur wenige der allgemeinen Verehrung des ganzen Volkes theilhaftig waren, so geht doch aus allen Vorstellungen hervor, daß der Sonnendienst d:r früheste Kern und das allgemeinste Princip des ägyptischen Götterglaubens, der eigentliche Nationalcult war. Ät nur, daß eine Menge Götterwesen, die mit eigenen Namen und mit eigenen Culten und Heiligtümern auftreten, ihrem innersten Begriffe nach mit der Idee der Sonne in ihren verschiedenen Wirkungen und Erscheinungen in verwandtschaftlicher Beziehung stehen, fei es durch Geschlecht und Abstammung, fei es durch symbolische Vorstellungen; auch die' meisten Orts- und (Stammgötter würden zur Erhöhung ihrer Macht mit dem Götterkreis der Sonne in Verbinbung gesetzt, batb so, daß man sie bamit ibentificirte, wie Mantu und Tum bald inbem man durch Beifügung des Namens Na, der als die älteste Bezeichnung des Sonnengottes galt, die Heiligkeit und Größe des Localgottes zu steigern suchte. So würde nicht nur der thebaifche Hauptgott Ammon als Ammon-Ra zum stärksten Nationalgott geschaffen, auch Sebef, so wie die meisten übrigen Localgötter würden wohl durch den Beisatz Ra in den Bereich des Sonnencultus gebracht. Dieser Ra ober Phra (wovon Einige das Wort Pharao ableiten wollen), der Vater und König der Götter, der in der Sonnen-scheibe thront und den ganzen Himmelsraum regelt und überwacht, würde besonders tu Memphis und in der „Sonnenstadt" H eliopolis verehrt. Hier stand ein hochverehrtes Heiligchum, wo nach der Sage der Aegypter alle fünfhundert Jahre der Wunberüogel Phönix, von Morgen kommenb, in wohlbnftenbem Weihrauch sich verbrannte, um wieder verjüngt aus der Asche zu erstehen, und am britten Tage in feine östliche Heimath zurückzukehren , eine sinnbildliche Anbeutung des Sonnenlaufes in bestimmten, immer wiederkehrenden Seitperioben. Als der starke Himmelswächter war die Sphinx gestalt, der Löwe mit dem Haupte des Sonnengottes, fein Abbild. Als ältester und erster Gott hat Ra feine Erzeuger: „sich selbst zeugenb und gebärenb ist er aus dem wässerigen Chaos hervorgegangen, wie die Lotosblume aus dem feuchten Thalgrunbe, er der Sonnengott der beiben Sphären und Herr des Himmels in Ewigkeit." Neben Ra stanben Ptah und Osiris in höchster Verehrung. Bei dem Tempel des Ptah, des „Vaters des Lichts", in Memphis würde in einem prachtvollen Hofe jener heilige Stier Apis unterhalten, der als Sinnbilb der Sonne in ihrer erzeugenden Kraft bei dem ägyptischen Volke in solcher Verehrung stanb, daß bet feinem Tode das ganze Land so lange trauerte, bis die Priester einen neuen gefunben hatten, der die bestimmten Kennzeichen an sich trug, worauf dann ein siebentägiges Freudenfest mit Umzügen und Schmausereien das glückliche Ereigniß verkünbigte. Er war von schwarzer Farbe mit einem weißen Fleck auf der Stirn, zwiefachen Haaren im Schweife und einem Gewächs unter der Zunge, welches die Gestalt des heiligen Käfers haben sollte. Die eigentliche Nationalgottheit der Acgvpter war indessen der Sonnengott Osiris mit feiner Gemahlin und Schwester If is und ihrem Sohne Horns. Von ihm allein haben die Priester sinnreiche Mythen gebilbet, die den Kreislauf des Jahres mit den ihn begleitenben Naturerscheinungen zum sinnbitblichen Inhalte hatten. Osiris, der Wohlthäter und Beglücker des Laubes, wirb von feinem neibifchen Bruder Typhon (Set) und dessen 72 Genossen ermorbet und fein Leichnam in einem Kasten in den Fluß gesenkt. Tranernb und wehklagenb sucht Isis den verlorenen Gatten. Als sie den Leichnam gefunden , bestattet sie ihn mit ihrer Schwester Nephthys auf der heiligen Strominfel Philä ober nach anberen Angaben in Abybos. Aus dem Tobtenreich, wo Osiris nunmehr als Herrscher weilt, erscheint er dem Horns, ihn zur Rache ermechnenb. _ Der herrliche Sohn sammelt feine Getreuen um sich, überwinbet Typhon und jagt ihn mit feinen schwarzen Gesellen in die Wüste. Darauf besteigt Horns den Thron feines Vaters und herrscht als der letzte der Götter über Aegypten. In dem sinnreichen Mythus ist das Naturleben des Nilthales symbolisch bargestellt. Typhon und feine Genossen sind die 72 Tage der Gluthitze und Dürre. Isis, das ägyptische Land, wehklagt und schreit nach dem Segen des Wassers; Osiris, die im Nil sich funb gebende befruchtenbe Naturkraft, ist währenb biefer Herrschaft des seinblichen Brubers weggezogen ober schlummert an der Felfenpforte bet den

17. Alte Geschichte - S. 3

1910 - Berlin : Salle
Ägypten. 3 Nähe der Küste wurde. Unter mancherlei Veränderungen bestand dieses fort bis zur Eroberung durch den Perferkönig Kambyfes (525 v. Chr.). Später wurde es eine Provinz des mazedonischen Reiches, bis es nach Alexanders des Großen Tode unter dessen Feldherrn Ptolemäus und dessen Nachkommen wieder den Rang eines selbständigen Königreichs erhielt. Unter den Ptolemäern wurde die Hauptstadt Alexandrien (von Alexander dem Großen begründet) der Mittelpunkt des Welthandels und der griechischen Wissenschaft. Thronstreitigkeiten brachten das Land unter den Einfluß der Römer, die schließlich i. I. 30 v. Chr. Ägypten zur römischen Provinz machten. Die Religion der alten Ägypter war eine Naturreligion, die in einem Sonnenkultus gipfelte. Die meist-verehrten Götter waren Osiris, der Herr des Lebens, der Fürst der Ewigkeit, der zugleich der segenspendende Nil selbst ist; seine Gemahlin Isis, die Mutter Erde und beider Sohnhorus, der die Lichtregion vertritt (Symbol: die geflügelte Sonnenfchelbe). Osiris wird immer mit dem Menschenkopf dargestellt, fitzt entweder als König auf dem Throne oder erscheint in Mumiengestalt. Die Macht der Finsternis verkörpert sich in Typhon-Seth, ursprünglich einem Kriegsgotte. Er wird mit dem Eselskopf dargestellt. Wenn Typhon und seine Gesellen herrschen, ist für Ägypten die Zeit der Dürre angebrochen. Außerdem waren noch Gegenstand der Verehrung: Ptah, der uralte Gott von Memphis, der Herr der Wahrheit, der die Elemente der Schöpfung liefert und mit dem griechischen Hephästos einige Ähnlichkeit hat (in Mumiengestalt verehrt); Ra, der Lichtgott, auch das Weltall, mit dem Sperberkopf abgebildet; Ammon-Ra (feine Verehrung wurde später - als Jupiter Ammon — nach der Lybischen Wüste verpflanzt), der ftönig der Götter, immer in Menschengestalt dargestellt, mit der Straußenfeder auf dem Haupt; Chnum, der Herr der Wasserspenden, verbindet die Zeit der Dürre mit der des Gedeihens, in grüner Farbe mit dem Widderkvps dargestellt; Anubis, Geleiter der Toten in die Unterwelt, hütet das Reich des Westens und steht den Bestattungen vor. schakalköpfig dargestellt; Toth, der Mondgott und der Herr des Maßes, da die Phasen des Mondes den ersten Zeitrechnungen zugrunde lagen. Er ist der Gott der Weisheit, der Schriften; dargestellt mit Jbiskopf, Mondscheibe und Straußenfeder. Das weibliche Gegenstück des Toth ist Safech, die Göttin der Geschichte, die Vorsteherin der Bibliotheken. Von weiblichen Gottheiten kommen ferner noch in Betracht Ma, die Tochter des Sonnengottes Ra, die Göttin der Wahrheit und Gerechtigkeit; Muth (Mutter), die Göttin, welche ]*

18. Das Alterthum - S. 64

1874 - Paderborn : Schöningh
— 64 — gestattete er sich in Naucratis niederzulassen. Er selbst vermählte sich mit der Tochter des griechischen Fürsten von Cyrene und stand mit griechischen Tyrannen wie mit Polycrates von Samos in freundschaftlichem Verhältnisse. Aber die Nachfolger des Psammetich hatten durch die Verbindung mit dem Auslande ihrem Volke einen fremden Geist eingeflösst, welcher mit dem ganzen Wesen der Aegypter und der starren Einförmigkeit ihres Lebens unvereinbar war. Die Kriegerkaste war fast ganz ausgewandert; das Volk war entwaffnet. Zugleich reizte der steigende Wohlstand des Landes die Habgier fremder Eroberer. Im Osten hatte Cyrus die Herrschaft der Babylonier gestürzt und die persische Grossmacht gegründet. Vorderasien diente bereits den Persern. Jetzt rüstete des Cyrus Sohn Cam-byses gegen Aegypten. 6. Psammenit, welcher 526 seinem Vater in der Regierung folgte, konnte den Persern nur schwachen Widerstand leisten. Er wurde bei Pelusium 525 besiegt. Die Hauptstadt Memphis musste sich nach kurzer Belagerung ergeben, und Aegypten wurde eine Provinz des persischen Reiches. Psammenit, anfangs von dem Sieger verschont, wurde getödtet, als er sich an einer Verschwörung gegen die Perser betheiligte. Kultur der Aegypter. §. 30. 1. Die Religion der Aegypter ist eine Natur- religion, in der die wohlthätigen oder schädlichen Kräfte des ägyptischen Landes als Götter dargestellt sind. Die Sonne, der Nil und das von ihm befruchtete Land, die Wüste und der furchtbare Chamsin sind dem Aegypter göttliche Wesen. Die Urmaterie stellt die Göttin von Sais, Neith, dar, aus deren Schoosse der Sonnengott Ra (mit dem Artikel Phraj hervorgeht. Mit Ra seinem Wesen nach verwandt war Ptah, der Gott des Urfeuers, welcher auch als Vater des Sonnengottes gedacht wurde. Zu Theben wurde Ammon oder Amun verehrt, der Herr der Wolken und des blauen Himmels. In der späteren ägyptischen Religion tritt neben dem Dienste des Ammon vorzüglich die Verehrung des Osiris und der Isis hervor. Der Sage nach wurde Osiris, der Gemahl der Isis, von Typhon und zwei und siebenzig Mitverschworenen ermordet,

19. Das Alterthum - S. 10

1876 - Berlin : Weidmann
10 Die Aegypter. liehe Gegensatz von Tod und Leben. Die Götter werden in Menschen-und Thiergestalt dargestellt; in letzterer, weil die Thiere bestimmte Eigenschaften unabänderlich in sich eingeprägt tragen, wodurch ihr Wesen symbolisch wird. So waren in ganz Aegypten heilig: Krokodile, Ochsen, Katzen, Hunde, Ibis, Sperber, Störche und gewisse Schlangenarten; dagegen Böcke, Ziegen, Widder nur in einigen Bezirken. Zu unterscheiden sind die Götter von Memphis und von Theben. In Memphis ward der Sonnengott Phra (Ra), dem die Sonnenstadt On geheiligt war, als der höchste verehrt, ferner Pt ah, das Licht, die Tageshelle, und die weiblichen Gottheiten: Neith, die Göttin der Fruchtbarkeit, Pacht (mit dem Katzenkopfe dargestellt), die griechische Artemis, als Göttin des Lebens, und H a -thor, Göttin des Liebreizes. In Theben war der Himmelsgott Ammon der höchste, der später mit Ra verschmolz, und dem der heilige Stier, der Apis, geweiht war; ausser ihm Kneph, der Wasserspender. Der vereinten Gottheit des Ammon-Kneph gehörte das Orakel in der Oase Siwah, das Ammonium. Die weibliche Gottheit Thebens war Muth, die Lebensmutter. Dem griechischen Hermes als Götterboten entsprach Thot, auch zugleich Gott der Wahrheit und Weisheit. Erst in späterer Zeit treten als Hauptgötter hervor Isis und Osiris1), als Personifici-rungen Aegyptens und des Nils in ihrer innigen Verbindung, Typhon, der böse Gott, d. i. die Sommergluth und der Wind der Wüste, welcher jenen feindlich ist, ausserdem Horus, das wiedererstehende Jahr. Die Gestorbenen empfing, nach dem Glauben der Aegypter, in der Unterwelt Osiris als Todtenrichter, der Seligkeit oder Höllenstrafen zuerkannte; später wohl erst trat die Lehre von einer Seelenwanderung, die als ein Läuterungsprocess aufgefasst wurde, ein. Die Aegypter scheinen jedoch die Unsterblichkeit der Seele an die Fortdauer des Leibes geknüpft zu haben, darum die sorgsame Einbalsamirung2) und Aufbewahrung der Leichen als Mumien. § 14. Staat und Sitte der Aegypter. Ebenso streng abgeschlossen und seltsam wie ihr Land erscheint auch der Charakter der Aegypter. An eine alte Eroberung des Landes erinnert die Kasteneintheilung, in Priester, Krieger, Ackerbauer, Handwerker, Hirten. Die Aegypter waren, nach Hero-dot, die frömmsten Menschen3), zugleich die reinlichsten und cere-moniösesten; besonders die Priester. Bei letzteren allein war auch die Wissenschaft, die sie durch die Schrift festzuhalten verstanden; diese war theils die alte Bilderschrift (Hieroglyphen), theils die i) Plutarch: Isis. 2) Diod. I, 91. Her. Ii, 85—90. 3) Ii, 37.

20. Übersichtlicher Lehr- und Lerntext zum Unterricht in der Geschichte - S. 15

1888 - Habelschwerdt : Franke
15 Letzterer machte siegreiche Feldzüge nach Syrien, Mesopotamien, Äthiopien und Nordafrika. Theben und Memphis schmückte er mit gewaltigen Bauten. 2. Die Herrschaft der Äthiopen, 745—695. Um 745 unterwarfen die Äthiopen das Land; sie wurden aber nach 50jähriger Herrschaft von 12 Fürsten in Unterägypten vertrieben. Einer von diesen, Psammetich, verdrängte die übrigen, indem er sie mit Hilfe griechischer Truppen besiegte. 3. Die letzte (26.) Dynastie, 670—525. Dieselbe eröffnete den Fremden die Häfen, wodurch der Handel aufzublühen begann und Ägypten sich zur Seemacht entwickelte. a) Psammetich nahm seinen Sitz zu Sais. Wegen der Bevorzugung der Griechen im Heere wanderte die Kriegerkaste nach Äthiopien aus. Zur Vermittlung des Verkehrs gründete er die Kaste der Dolmetscher. b) Necho. Er machte den Versuch, beim Zerfall des assyrischen Reiches in Asien Eroberungen zu machen, wurde aber bei Kar-kemich (Circesium) von Nebnkadnezar besiegt, 604 (s. S. 12). c) Amasis beförderte den Handel und stand in freundschaftlicher Beziehung zu Cyreue und dem Tyrannen Polykrates von Samos. d) Psammenit. Ihn besiegten die Perser bei Pelusium, 525, und Ägypten wurde eine persische Provinz. Die Ursachen des Verfalls unter der letzten Dynastie waren: a) der Gegensatz des einziehenden fremden Geistes zur starren Einförmigkeit des ägyptischen Lebens; b) die Auswanderung der Kriegerkaste; c) der Reiz, den der steigende Wohlstand des Landes ausübte; d) die aufstrebende Macht der Perser. Kultur der Ägypter. 1. Die Religion. a) Die Götterlehre. Die Ägypter verehrten die Sonne, den Nil, das befruchtete Land, die Wüste und den Chamsin als göttliche Wesen. Ra ist der Sonnengott; zu Theben wurde Ammon als Herr des Himmels verehrt. — In der späteren Religion tritt vorzüglich die Verehrung der Osiris und der Isis hervor. Die auf sie bezügliche Göttersage ist eine Symbolik der Naturerscheinung (Mythe von Osiris und Typhon). b) Der Tierdienst. Derselbe ist nur der ägyptischen Religion eigen- tümlich. Den Göttern waren Tiere heilig, und erstere wurden auch