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1. Abriss der Geschichte für höhere Knaben- und Mädchenschulen - S. 33

1878 - Mainz : Kunze
- 33 — aristokratischen Grundsätze, wie sie in der Einrichtung des Areio-pag sich aussprechen. Zarter wie sein Vorgänger hat er es meisterhaft verstanden, Frauencharaktere zu malen. Euripides endlich ist schon ganz ein Kind der Demokratie und der irreligiösen Sophistik. Der Komiker Aristo ph an es kämpft mit scharfen Waffen gegen das Demagogentum und die Prozeßsucht der Athener; ihm ist das Wirrsal des peloponnesischen Krieges in tiefster Seele zuwider; auch möchte er gern die wahre Götterfurcht zurückführen, aber indem er als Beförderer des Atheismus den Sokrates zur Zielscheibe seines Witzes macht, begeht er einen schweren Mis-griff. Von seinen Nachfolgern in der Komödie, die seit dem Untergang der athenischen Macht aufhört politisch zu sein und sich auf Straße und Haus beschränkt, ist uns wenig hinterlassen. Geschichte schrieb zuerst der Kleinasiate Herodot, den man deshalb den Vater der Geschichte nennt. Gegenstand seines anmutigen Werkes sind die Perserkriege, doch werden in umfangreichen Episoden die Völker des Orients hineingezogen. Ein tiefer sittlicher Ernst geht durch seine ganze Schilderung, wenn auch seine Ansicht vom Neide der Götter der christlichen Anschauung widerstrebt. Der Athener Thukydides beschrieb den größeren Theil des peloponnesischen Krieges, in welchem er als Feldherr mitgekämpft hatte. Von seinen Landsleuten wegen eines erlittenen Mißgeschicks verbannt, benutzte er die unfreiwillige Muße zur Abfassung seines Werkes, das er mit Recht einen „Besitz für immer" nennt. Ihm folgte sein Mitbürger Xenophort, der nicht nur den von ihm geleiteten Rückzug der Zehntausend der Vergessenheit entriß sondern auch den peloponnesischen Krieg seines Vorgängers fortsetzte und die griechische Geschichte bis zur Schlacht bei Mantineia weiterführte. Als Freund spartanischer Politik und Sitte hat er den Agesilaos verherrlicht. Unter den Rednern ist zuerst der Löwe P e r i k l e s zu nennen, hochgefeiert von Thukydides, deffen Ideal er war. Nach der Zeit der Dreißig that sich der Metöke Lysias als Sach- Eben, Geschichtsabriß. 3

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1. Charakterbilder aus der Geschichte der alten und beginnenden neuen Zeit - S. 166

1909 - Regensburg : Manz
166 Geschichtschreibers nahe. Begraben wurde er in Athen, wo man auf dem Familienbegrbnis-Platze des kimonischen Hauses vor dem melitidischen Tore sein Grabmal mit der Inschrift zeigte: Thukydides, des Oloros Sohn, aus Halimus liegt hier begraben." Aus diesen Nachrichten erhellt, da Thukydides nur seine jngeren Jahre bis zum achtundvierzigsten in Gemeinschaft mit seinen Landsleuten in Athen selbst zubrachte. Er ist also ganz ein Kind des lteren Athen unter Perikles; seine Bildung stammt aus der gro-artigsten und kraftvollsten Periode der Stadt. Wie seine politischen Grundstze ganz diesel-ben sind, welche Perikles dem Volke einschrfte, so ist auch der Stil seiner Rede einerseits aus der natrlichen Kraftflle der perikleischen Beredsamkeit anderseits aus der kunstmigen Strenge des altertmlichen Stiles in Antiphons Schule hervorgegangen. Als Geschichtschrei-ber schliet sich Thukydides so wenig an die jonischen Logographen an, deren Reihe mit Herodot ihren Gipfel erreicht, da mit ihm vielmehr eine ganz neue Art der Geschicht-schreibung beginnt. Sein Studium waren die Rednerbhnen, Volksversammlungen und Gerichte in Griechenland; hier wurzelt seine Geschichte in Inhalt und Form. Whrend die frheren davon ausgingen, das in die Augen Fallende zu schildern, die Naturbeschaffenheit der Lnder, die Eigentmlichkeiten von Vlkern, die Denkmler, die Heereszge, und von da aus sich so weit erhoben, ein obwaltendes Dmonion in den Schicksalen der Staaten und Fürsten nachzu-weisen, ist es bei Thukydides die menschliche Handlung in ihrer Entwicklung aus dem Charakter und der Lage des Individuums und in ihrer Einwirkung auf den allgemeinen Zustand, welche seine Aufmerksamkeit allein in Anspruch nimmt. Es ist sehr merkwrdig, wie Thukydides als der Schpfer dieser Gattung von Geschichte auch gleich den Begriff derselben aufs bestimmteste aufgefat hat. Sein Werk soll durchaus nichts sein als die Geschichte des peloponnesischen Krieges und nicht etwa die Geschichte Griechenlands während des peloponnesischen Krieges; daher bleibt alles ausgeschlossen, was von den ueren Verhltnissen der Staaten nicht den groen Kampf um die Hegemonie berhrt, und wird alles aus den verschiedensten Teilen Griechenlands aufgenommen, was in den Streit der Mchte eingreift. Thukydides beginnt mit der Behauptung, da der peloponnesifche Krieg das grte Ereignis sei, das seit Menschengedenken sich begeben habe, und beweist dies durch einen Rck-blick aus die lteren Zeiten Griechenlands mit Einschlu der Perserkriege. Er zeigt, da kein Unternehmen frherer Zeit mit dem Kraftaufwande wie der peloponnesifche Krieg ausgefhrt wurde, weil insbesondere zwei Dinge, das bewegliche Vermgen und die Seemacht, sich bei den Griechen erst spt in grerem Mastabe entwickelten. Auf diese Weise fhrt Thuky-dides geschichtlich den Grundsatz durch, welchen Perikles den Athenern praktisch eingeschrft hatte, da nicht Land und Leute, sondern Geld und Schiffe die Basis ihrer Macht sein mten, und der peloponnesische Krieg selbst erschien ihm als ein groer Beweis fr diesen Satz, weil die Peloponnesier trotz aller bermacht an Landbesitz und der Zahl der freien Bevlkerung so lange gegen Athen im Nachteile waren, bis sie durch die Verbindung mit Persien sich reiche Geldquellen und dadurch eine bedeutende Flotte verschafft hatten. Nach-dem Thukydides die Gre seines Gegenstandes durch diese Vergleichuug erwiesen und von der Art seiner Behandlung der Geschichte kurze Rechenschaft gegeben hat, handelt er von den Ursachen des Krieges. Er teilt diese in unmittelbare oder offenkundige und in tiefer liegende. Die ersteren sind die Streitigkeiten zwischen Korinth und Athen der Korkyra und Potida und die darauf sich sttzenden Klagen der Korinther in Sparta. Das Werk sollte ein Kzij/ua dg ad sein, ein politisches Lehrbuch, das man besitzen und

2. Theil 1 - S. 200

1875 - Leipzig : Brandstetter
200 Krieg. In der Vorgeschichte führt Herodot alle, mit diesen Ereignissen in naher oder in ferner Verbindung stehenden Völker, durch Schilderung des Landes und der Sitten und durch Erzählung geschichtlicher Thatsachen mit feiner Hand in den Kreis seiner Darstellung ein, denn die Herodot'sche Geschichte ist zugleich eine übersichtliche Darstellung der geschichtlichen und der sittlichen Zustände der ganzen damals bekannten Welt. In der Geschichte der glorreichen Perserkämpfe schließt sich das weit und fein angesponnene Werk zu einem mit tiefster Begeisterung empfundenen, künstlerisch vollendeten Ganzen ab. Der Sieg des europäischen Wesens über das barbarische ist die eigentliche Idee des Buches und die fromme, ächt hellenische Anschauung von der göttlichen Ausgleichung und dem Maße in den menschlichen Geschicken bildet als leitende Idee den großen und würdigen Hintergrund. Der alte Herodot weiß viel zu sagen von dem Neide der Götter, in welchem er die göttliche Gerechtigkeit, die Nemesis, erkennt; er nimmt den Gang der Dinge als nach ewigem Rathschluß vorgezeichnet an; denn auch die Götter sind dem verhängten Loose unterworfen. Der Styl und die Ausführung des Werkes schließen sich unmittelbar an Homer an. Herodot ist „süßredend in dem silbernen Strom seiner Worte" und in seiner kindlich-erhabenen Einfalt voll strenger Gewissenhaftigkeit und Wahrheitsliebe^ Man nennt ihn den Vater der Geschichte, wie Homer der Vater der Dichtkunst heißt. ^ , Die Geschichte des großen Bruderkampfes, welcher die Macht und Freiheit von Hellas zerstörte, des peloponnesischen Krieges, hat Thu-kydides (470—402), ein reicher und vornehmer Athener, geschrieben. In dem thrakischen Kriege, in welchem Sokrates seine Soldatenschule machte, war Thukydides Befehlshaber einer athenischen Flottenabtheilung. Auch er fiel, wie alle bedeutenden Männer Athens, dem Undank und der Verbannung anheim. Auf seiner Besitzung an den Bergwerken des thrakischen Strymonflufses entstand das Geschichtswerk, welches zu den edelsten Erzeugnissen der Literatur gehört und als unübertroffenes Muster einen unvergänglichen Ruhm erlangt hat. Wenn Herodot den Gang der menschlichen Schicksale als nach dem Willen der Götter geordnet in einfachen großen Zügen darstellt, enthüllt Thukydides das ganze Gewebe menschlicher Leidenschaften und zeigt die geheimen Triebfedern der Handlungen, indem er den Zusammenhang des Geschehenen aus seinen Ursachen begreiflich macht. Mit der feinsten, schärfsten Zeichnung, der rücksichtslosesten Wahrhaftigkeit und einem tiefen sittlichen Ernste entrollt Thukydides die Bilder einer traurigen und entarteten Zeit; die Bitterkeit, die Verzweiflung, welche der Verfasser in seinem eigenen Geiste überwunden haben mochte, erheben sich in seinem Werke zu einer Anschauung, die in ihrer ruhigen Größe über alle Leidenschaften erhaben, unabänderlich und unerbittlich wie das ewige Schicksal waltet. Die äußere Darstellung entspricht dem inneren Gehalt des Buches, welches, bis in

3. Bd. 1 - S. 162

1854 - Leipzig : Engelmann
162 Geschichte der alten Welt. Vermessenen und Uebermüthigen dagegen zu Falle bringe. Darum erlaubt sich Herodot auch nur da ein eigenes Urtheil, wo die Gottheit selbst schon gerichtet hat und halt sich fern von allem Pragmatismus, durchweichender hohem Leitung vor- gegriffen werden könnte. Die Darstellung der durch vielseitige Forschungen erworbe- nen Resultate nach einer vortrefflich durchgeführten Anlage verlieh dem Werke den Charakter eines großartigen Epos, daher schon im Alterthum die Herodotischege- schichte als homerisch bezeichnet wurde. „Der Vorsatz war im Gefühle jugend- Thuk^' licherkraft entworfen, mitjugendlichem Eifer wurde er ausgesührt."— Herodot's pitoes Geschichtsbücher feuerten den edlen Athener Thukydides, den „Sprößling 470-402. thrakischen Fürstengeschlechts und Besitzer thrakischer Goldbergwerke" zur Nacheiferung an (§. 64). Dieser wurde zur Zeit der Schlacht von Amphi- p o lis (weil man seiner verspäteten Ankunft die Einnahme dieser Stadt durch die Spartaner Schuld gab) verbannt und widmete die Jahre seines langen Exils der Abfaffung der Geschichte des peloponnesischen Kriegs. Als er im I. 403 nach Athen zurückgerufen wurde, soll er bald darauf hinterlistig ermordet worden sein. Er bildete in vielen Dingen den Gegensatz zu Herodot. Wie bei diesem die hohe Gesinnung der Perserkriege sich kund gibt, so bei Thukydides die hohe Bildung Athens zur Zeit des peloponnesischen Kriegs; und wie jener die einfache, verständliche Sprache des Volks redet und die Phantasie der Leser an- regt, so hatthukydides bei seiner gedrungenen „sinnschweren" Sprache und seinem schwerfälligen Styl den gebildeten Theil der Nation im Auge und beschäftigt vor- zugsweise den denkenden Verstand und die betrachtende (restektirende) Vernunft. Das Streben, überall möglichst viele Erscheinungen in einem einzigen Brennpunkt zu vereinigen, um keinen Gesammteindruck durch Zersplitterung zu schwachen, ist die Ursache seiner gedrungenen und dunkeln Kürze, worin man nur den Kampf einer gewaltigen Jdeenfülle mit der noch wenig ausgebildeten Sprache erblicken darf. Je nach dem Gegenstände der Darstellung zeigt seine Sprache die größte Abwechselung; von der gefälligen Einfachheit des erzählenden Styls erhebt sie sich zum kühnsten rednerischen Periodenbau und zu energievoller poetischer Kraft. Bei Schilderung der Charaktere zeigt ec die tiefste Menschenkenntniß und in seinen eingeflochtenen Reden, deren Verstandniß wegen ihrer feinen Beziehungen oft schwierig ist, entwirft er ein treues Bild der Gesinnungen, Bestrebungen und Beweggründe der Personen, Parteien und Staaten. Aristokrat von Geburt und Gesinnung, ist doch nur das Heil des Vaterlandes der Maßstab seines Urtheils. Thukydides, der die Geschichte als Staatsmann ansah und ihr durchaus eine politische Bestimmung anwies, verrath keine epische Ansicht der Begebenheiten, sondern eine kritische. „Er sieht nur wirkende Menschenkrafte, er will aus den Handlungen, insofern sie von Menschen veranstaltet wurden, praktische Folgerun- gen für ähnliche Lagen des gemeinen Wesens ableiten. Die Natur seines Stoffes, der Krieg, führte ihn auch zu einer Anordnung (nach Sommern und Wintern), die im Ganzen der chronologischen verwandt war, und die Einheit, welche der ein- sichtsvolle Staatsmann in der Vielheit der Fakten aufgefaßt hat, ist zwar mit Freiheit gedacht und also ideeller Art; allein weil sie eine politische Idee ist, so fehlt ihr das poetische Colorit und die epische Gestaltung. Mit einem Worte, diepoesie des Thukydides zeigt sich nicht sowohl in der ganzen Anlage des Werkes, als in der Darstellung im Einzelnen." Thukydides' Geschichte endigt mit dem 21. Jahre des peloponnesischen Kriegs. Sie ist das Musterbild eines pragmatischen, mit Objektivität und Unparteilichkeit dargestellten Geschichtswerks. — '446—326 ®e’n Fortsetzec Tenophon ist ausgezeichnet durch Klarheit, Leichtigkeit und Schönheit des Styls, und durch Harmonie in der Anordnung, steht aber an

4. Hellas - S. 428

1876 - Frankfurt a.M. : Diesterweg
428 Die Cultur der Griechen. wird von ihr ohne Schonung zu Boden geschlagen. Von dem Priesterwesen und dem _ Geheimmssvollen des orientalischen Gottesdienstes war Herodot ganz ber-wltigt und er suchte gleich Aschylos auf jede Weise den in Griechenland eingefhrten Mysteriendienst noch ehrwrdiger zu machen. Thukydides. Der zweite griechische Geschichtschreiber war Thnkydides 471 geboren. Er stammte aus einer altert, attischen Familie und war mit Miltiades und mit einer thrakischen Frstenfamilie verwandt. Im 8ten Jahre des peloponnesischen Krieges befehligte er eine Abtheilung der athenischen Flotte und wurde damals aus Athen verbannt (s. 48). Er lebte darnach 20 Jahre lang in Thrakien, wo er viele Silberbergwerke hatte und die Vorbereitungen zu seinem Werke der den peloponnesischen Krieg machte, von dem er aber nur 8 Bcher, die ersten 21 Jahre des Krieges, vol-lendete. Rch der Einnahme Athens durch Lysander kehrte er dahin zurck, starb aber bald darnach. Als 15 jhriger Jngling hatte er der Vorlesung von Herodots Werken zu Olympia zugehrt und war davon zu Thrnen gerhrt worden. Von der Zeit an stand der Entschlu bei ihm fest, auch Geschichtschreiber zu werden. Thuky-dides schrieb fr eine andere Zeit als Herodot. Zu seiner Zeit war die Bildung der gesammten Brger nicht mehr dieselbe wie dies zu Herodots Zeiten der A }t l?ar' 6ab sehr fein Gebildete und weniger Gebildete, so dass ein allgemeines Volksbuch nicht mehr mglich war. Thukydides schrieb fr den gebildeten Theil. Auch er redet der Wiederherstellung der Aristokratie im alten und guten Sinne das Wort gegenber der Gewalt der Demagogen. Er wendet sich an den Verstand seiner Hrer und erreicht Leben und Bewegung der Darstellung durch geistiges Leben, Jtetchthum der inneren Erfahrung und ausgebreitete Menschenkenntnis. Durch die Reden, die er anfhrt und welche immer dem Charakter der Männer getreu sind, denen er sie in den Mund legt, erhlt seine Geschichtschreibung etwas ungemein Dramatisches. Diese in den griechischen Geschichtswerken vorkommenden, hufigen Reden drfen uns nicht befremden: bei den Griechen wurden .eben alle Verhand-lungen mndlich und ffentlich gehalten, wie denn berhaupt das griechische Volks-leben etwas Dramatisches an sich hatte. Des Thukydides Werk ist in wrdevoller, gedrngter Sprache geschrieben und zwar in der attischen Mundart, welche nach ihm alle Geschichtschreiber anwandten. Seine eigene Meinung spricht Thukydides nie aus, ebensowenig sein Urtheil der den menschlichen Werth oder Unwerth der geschilderten Handlungen, darum heit es von ihm: es ist, wenn man Thukydides liest, nicht als ob Thukydides, sondern, als ob die Geschichte selbst sprche." Wie Herodot berall die Einwirkung der Gottheit sieht, so erkennt Thukydides bei allem die Einwirkung menschlicher Krfte, menschlichen Willens und menschlicher Klugheit, deren Erfolge fr hnliche Lagen ntzlich und belehrend sein knnen. Tenophn. Der dritte groe, griechische Schriftsteller war Tenophn, 444354 v. Ehr, zu Athen geboren. Er war ein Schler des Philosophen Skrtes, dessen Lehren er in seinem Leben und in seinen Werken zur praktischen Anwendung brachte. Er war redlich, liebenswrdig und dem Praktischen zugewandt. Seiner anmuthsvollen Darstellung und der berzeugenden Macht seiner Rede wegen wurde er die attische Biene genannt. Mit religisem Sinne erkannte er berall im Leben die Hand hherer Mchte und dabei waltete bei ihm ein schnes Gleichgewicht aller sittlichen Krfte: klarer Verstand, Besonnenheit und stille Migung. Seine bedeutendsten Werke sind: 1. die Denkwrdigkeiten des Sokrates. In dieser Schrift lt Tenophon seinen Lehrer Sokrates diejenige Seite seiner groen, philosophischen An-schauungen vortragen, die er selbst davon ersasst hatte. Er schildert dabei das Leben Athens aufs anschaulichste. Bei Zierlichkeit und Anmuth der Sprache, Lebenbigkeit in der Darstellung und Charakterzeichnung ist bies Werkchen voll Brauchbarkeit frs prak-tische Leben. 2. Die Kyr upbie ober Cyro pb'i e, in welcher die Geschichte des Stifters der persischen Monarchie in einen Roman verwandelt ist. Er fhrt darin in etwas fenti-mentaler Weise aber in lieblicher Sprache das Ideal eines Herrschers vor, welcher seinem Volke Gesetze, Glck und Frieden gibt. 3. Die Anbsis. In ihr erzhlt Tenophon in einfacher und gediegener Weise den Rckzug der Zehntausend (s 50). Von der Sache ergriffen bleibt er immer ernst und wahr, fern von allem rhetorischen (redeknstlichen) Schmucke. Obgleich er Fhrer und Hauptperson war, tritt er immer bescheiden auf, von sich selbst als von einem jungen Athener" sprechend und man erkennt, dass die geschilderten Thaten der Nation und ihrer Bildung selbst angehren, nicht vom Fhrer allein ausgehen. Er zeigt sich und die Griechen seiner Zeit darin von ihrer vortrefflichsten Seite. 4. Fortsetzung der Geschichte des Thukydides

5. Griechische Geschichte von 431 bis 338 v. Chr. - S. 1

1914 - Leipzig [u.a.] : Teubner
A. Der Peloponnesische Krieg. I. Entstehung und Bedeutung des Krieges. 1. Das Urteil des Thukydides. [1,1.23] Thukydides aus Athen hat den Krieg der Peloponnefier und Athener beschrieben, so wie sie ihn miteinander geführt haben, und gleich 5 bei seinem stusbruch hat er angefangen, in der Erwartung, er werde be- deutend, denkwürdiger als die (Ereignisse der Vorzeit werden; das schloß er daraus, daß beide Parteien ihrer gesamten Rüstung nach auf der höhe der Kraft standen, als sie in ihn hineingingen, und daß, wie er sah, das übrige Griechenland sich beiden Parteien anschloß, gleich ober auch mit längerer 10 Überlegung. 3n der Tat, dies wurde die gewaltigste Erschütterung für die Griechen wie für einen Teil der Nichtgriechen, ja in gewissem Zinne betraf sie den größten Teil der Menschheit. — (Selbst den Perserkrieg) übertraf seine Länge gewaltig, und in seinem Verlauf traten für Hellas so viele unglückliche (Ereignisse ein wie niemals in einem gleichen Zeitabschnitte. Nie sind 15 so viele Städte genommen und entvölkert worden wie hier von Barbaren oder den Gegnern selbst, von denen ganz abgesehen, die bei ihrer Einnahme eine andere Bevölkerung erhielten, niemals sonst gab es so viel Verbannungen und Morde, die ebenso unmittelbar durch den Krieg wie durch die Parteikämpfe veranlaßt wurden; und was man früher nur auf Hörensagen 20 hin nacherzählte, während die tatsächliche Bestätigung nicht selten fehlte — jetzt stellte es sich als durchaus glaublich heraus, so die Berichte über Erdbeben, die sich hier über den größten Teil der Erde erstreckten und zugleich von großer Stärke waren, über Sonnenfinsternisse, die häufiger eintraten, als man nach den (Erinnerungen aus früherer Seit schließen konnte; auch 25 gewaltige Dürren gab es bei einzelnen Völkern, infolgedessen auch Hungersnot, und vor allem sie, die Hellas so besonders schadete und zu einem Teil vernichtete, die Pest; alle diese feindlichen Mächte traten im Bunde mit diesem Kriege auf. Sein Beginn rührt daher, daß Athener und Peloponnefier die nach der (Einnahme von (Euboia geschlossenen dreißigjährigen Verträge 30 • lösten. Die Gründe hierfür und ihre Streitpunkte habe ich zuerst dargestellt— Freilich für die eigentlichste, wenn auch am wenigsten ausgesprochene Ursache halte ich, daß die wachsende Macht der Athener und die Furcht, die sie deshalb den Spartanern einflößten, diese in den Krieg getrieben haben; die offen angeführten Gründe aber waren folgende. (Es folgt die Darstellung 35 des korkqraiischen und poteidaiatischen Krieges.)1 1 Nach der populären Auffassung war das „megarische psephisma" der eigentliche Grund des Krieges (vgl. S. 2), Thukydides sieht tiefer: er ermähnt es hier überhaupt nicht und polemisiert an andrer Stelle (vgl. Quellenheft Ii1 S. 20ff.) ausdrücklich gegen diese Meinung. Kritisches Referat der modernen Darstellungen bei <E. nteqer, Gesch. d. fllt. Iv 298; Forschg. z. alt. Gesch. Ii 296ff. (Uuellenfammlung 1,2: Kran}, Griech. Geschichte von 431—338 v. Lhr. 1

6. Lehrbuch der Geschichte für die oberen Klassen höherer Lehranstalten - S. 53

1887 - Stuttgart : Krabbe
Antigone,, Odipus König und dipus auf Kolouos, Aias u. a. Dieses Theater in seiner groartigen Einfachheit (seit Aschylus 2, seit Sophokles 3 Schauspieler; einsachste Rume) und seinem er-hebenden Inhalt war ein wirkliches Bildungsmittel sr das ganze Volk. Von Euripides: Iphigenie in Aulis, in Tauris u a In der spteren Zeit nach Perikles kmpfte der erste Komiker Aristophanes (t 380) mit Geist und Witz gegen alles, worin er einen Abfall von dem besseren Alten sah, gegen die Demagogie eines Kleon, gegen die sophistische Zeitbildung, die er von Sokrates vertreten whnte, und gegen die Poesie eines Euripides. 4) In der Geschichtschreibung trat damals der erste groe Meister der Historie Herodot auf; geboren im dorischen Halikarnassns, spter in Athen zur Zeit des Perikles heimisch, hat er fast sein ganzes Leben auf Reisen im Osten und Westen zugebracht, um dann mit Wahrheitsliebe und ernstem, frommem Sinn den Kampf zwischen Hellenen und Barbaren zu beschreiben; kurz nach dem Beginn des peloponnesischen Krieges ist er in Shunt in Unteritalien gestorben. An Kunst der Darstellung wird der Vater der Ge-schichte" von dem Athener Thukydides bertroffen, der die Geschichte der 21 ersten Jahre des peloponnesischen Krieges in ausgezeichneter Weise dargestellt hat. Unter den spteren ragt_ der fruchtbare Athener Tenophon hervor, der die griechische Geschichte bis 362 weiterfhrte, den Rckzug der 10 000 in der Anabasis" erzhlte, die Jugendgeschichte des Kotes darstellte und seine Erinnerungen an Sokrates aufzeichnete, ausgezeichnet durch den leichten Flu seiner gewandten Darstellung, trotz seiner Herkunft ein Bewunderer der Spartaner und ihres Knigs Agesilaus. Auch die Philosophie, die zuerst in dem jonischen Asien ihre Sttte gehabt, lie sich in jener Zeit in Athen nieder und machte einen bedeutenden Fortschritt der die Meinungen eines Thales von Milet oder Pythagoras hinaus. Anaxagoras, des Perikles Freund, lehrte zuerst die Welt als das Werk einer gttlichen Vernunft erkennen. Bald beschrnkte sich eine neue, zweifelhaste Weisheit, die der Sophisten, auf die Erkenntnis des Menschen, erklrte aber vielfach alles, auch das Festeste, die sittlichen Wahrheiten fr zweifelhaft. Kein Wunder, da ernstere Männer bedenklich auf die neue Weisheit blickten. Alles in allem waren es glnzende Zustnde in Athen. Aber es fehlten dem lichten Bilde nicht ernste Schatten. Nicht nur, da Gottesfurcht und Sittlichkeit des Volkes unter dem groartigen Aufschwung des materiellen Lebens, wie unter dem Eindringen der neuen Aufklrung Schaden litt, auch das Gefge der ueren Macht war mehr glnzend als fest. Von den Bundesgenossen" trugen viele nur gezwungen die Last drckender Abhngigkeit. Die Aristo-baten zudem aller dieser abhngigen Staaten waren Athen feint. Dazu war Perikles sich klar bewut, da der Friede von 445 nur ein Waffenstillstand war, da frher oder spter ein Zusammensto mit Sparta und seinen Bundesgenossen bevorstehe.

7. Altertum - S. 177

1909 - Kempten : Kösel
Die Pest in Athen. 177 Lahmlegung der Spartaner, wie sie sechzig Jahre spter Epameinondas von Theben erzielt hat, war bei der damaligen Lage der Verhltnisse ernsthaft noch gar nicht zu denken, obwohl fr einen Augenblick Alkibiades auch diesen Versuch gewagt hat. Durch den jhen Tod des Perikles wurden die Athener einer der wichtigsten Sttzen, auf denen ihre Siegeshoffnungen beruhten, allzubald beraubt. Damit kam aber in Athen namentlich der Teil des Kriegsplanes in Vergessen-heit, der eine straffe Zusammenhaltung der attischen Krfte betraf. Nun gaben die Athener wiederholt den Kmpfen auf den Seitenpunkten des Kriegsschau-platzes der Gebhr Raum, aus denen sich dann immer wieder neue Ver-zweigungen des Krieges entwickelten. Der unglckselige Gedanke endlich unter Entfaltung riesiger Streitkrfte den Kriegsschauplatz nach einem fernen Lande zu verlegen und so die Peloponnesier vollstndig zu berflgeln fhrte zu jener ungeheuren Katastrophe, die Athen niemals verwunden hat. Zu Anfang des Krieges war der Ha der Gegner noch nicht so allgemein, noch nicht so tief gewurzelt um nicht sowohl in Athen als auch in Sparta mehr als einmal friedlicheren Gedanken Raum zu geben. Erst in den letzten Zeiten des entsetzlichen Krieges, als alle politischen und alle Stammesgegenstze der Griechenwelt in voller Rstung einander gegenberstanden, als die ganze Kultur-weit des Mittelmeeres von Karthago bis zu den Hfen der thrakischen Fürsten und bis zu den frstlichen Sitzen der persischen Satrapen in Kleinasien ihre Flotten, ihre Reitergeschwader, ihre Hopliten auf den Kampfplatz geworfen hatte, loderte der wilde Bruderha zwischen den Hellenen in solcher Hhe auf, da nur noch der gnzliche Untergang der attischen Macht die Gegner befriedigen konnte. 33. Die Pelt in Athen. Thukydides'), Geschichte des Peloponnesischen Krieges. Gleich im Anfang des Sommers (im Jahre 430 v. Chr.) fielen die Pelo-ponnesier und ihre Bundesgenossen wieder mit zwei Dritteilen ihres Heeres unter !) Thukydides war kein Vollblutathener, sondern der Sprosse eines thrakischen Frstengeschlechtes, das in Athen mit vornehmen Familien verwandtschaftliche Beziehungen angeknpft und dort das Brgerrecht erhalten hatte. Er wuchs heran unter dem Einflu der geistigen Krfte, die die Hauptstadt des Seebundes zu einer Bildungssttte fr ganz Hellas machten. Seine Laufbahn als Feldherr und Staatsmann fand ein ihes Ende durch seine Verbannung, die ihn traf, weil er 423 v. Chr. die Einnahme von Amphipolis (im stlichen Makedonien) durch die Spartaner nicht hatte hindern knnen. Seitdem lebte er zurckgezogen auf seinen thrakischen Gtern, mit der Ausfhrung seines Planes beschftigt die Geschichte des Peloponnesischen Krieges zu schreiben. Mitten in der Arbeit wurde er vom Tode berrascht, nachdem er 403 nach Athen hatte zurckkehren drfen; Frderreuther-Wrth, Aus d. Gesch. d. Völker. 12

8. Leitfaden für den Geschichtsunterricht in Mittel- und Mädchenschulen - S. 40

1902 - Bielefeld [u.a.] : Velhagen & Klasing
40 Iv. Griechenlands Blte und Verfall. er eine Geschichte der Perserkriege und verflocht in dieselbe die Geschichten und Merkwrdigkeiten der brigen Lnder und Völker, die er auf seinen Reisen besucht. Herodots Geschichtsbcher feuerten 420 den Athener Thukydides zur Nacheiferung an. Wegen eines der-nnglckten Unternehmens' während des peloponnesischen Krieges wurde er aus seiner Vaterstadt verbannt und verwendete seine Mue auf Abfassung einer Geschichte des peloponnesischen Krieges", die ihn als den grten aller griechischen Geschichtschreiber kennzeichnet. 5'enophvu von Athen unternahm es, das unvollendet gebliebene Werk des Thukydides fortzufhren, ohne jedoch seinen groen Vorgnger erreichen zu knnen. Die Baukunst nahm bei dem angeborenen Kunst- und Schnheits-sinn des hellenischen Volkes einen stetig fortschreitenden Aufschwung, bis sie jene Hhe erreichte, die wir in den Denkmlern auf der Akro-polis Athens bewundern. Nach der verschiedenen Art der Sulen-bildung unterscheidet man die dorische Bauart, mit kurzen und frei auf dem Boden stehenden Sulen, die ionische, deren schlanke Sulen zierliche Kapitle haben, und die korinthische, mit reich verzierten Sulen und Kapitalen, in der Gestalt eines von unten nach oben erweiterten Blumenkelches mit reichem Bltterschmuck. Die in den Tempeln aufgestellten Gtterbilder waren ursprnglich rohe, in Holz geschnitzte Statuen, die man erst spter mit Gold und Elfenbein berkleidete. Mit der Erfindung der Giekunst und mit der Bearbeitung des Marmors erhob sich die Bildnern auf eine hhere Stufe. Die Seele des groartigen Kunstlebens, das sich um 440 die Mitte des 5. Jahrhunderts in Athen entfaltete, war Phidias. Als sein berhmtestes Werk galt die Statue des Zeus in Olympia, auf dessen Angesicht ein solcher Ausdruck der Allmacht und Er-barmung, der Majestt und Ruhe lag, da sein Anblick nach dem Ausspruch der Alten die Seele von Kummer und Schmerzen erlste und alles Erdenleids vergessen machte. Im 5. Jahrhundert trat auch die Malerei als besondere Kunst auf. Dem Zcuxis ans Heraklea in Unteritalien wird nachgerhmt, da er anfing, Licht und Schatten besser zu verteilen, dem Parrhasios aus Ephesus, da er dem Zarten und Anmutigen nachgestrebt und die Gesichtszge lebendiger gemacht. In einem Wettstreite malte einst Zenxis einen Korb mit Trauben so natrlich, da die Vgel herzuflogen und nach den Frchten pickten; Parrhasios aber malte einen Schleier darber, und zwar so tuschend, da selbst Zeuxis ihn hinwegziehen wollte. Beide Knstler bertraf noch Apelles ans Kos, von dessen dem Meere entsteigender Aphrodite" das ganze Altertum mit Entzcken sprach.

9. Leitfaden für den Unterricht in der Geschichte an den unteren und mittleren Klassen höherer Lehranstalten - S. 13

1903 - Stuttgart : Kohlhammer
13 Staatsmanns war, Athen zum erften Staat Griechenlands zu machen. Er ermglichte den Verbndeten, die Stellung eigener Schiffe durch Geld abzulsen, während Athen fast allein die Schiffe stellte und die Mannschaften besoldete. Indem er ferner die Bundeskasse von der Insel Delos auf die Akropolis verlegte, machte er Athen, welches nach dem Bau der langen Mauern" mit dem Hafen Pireus eine Festung bildete, zur Hauptstadt eines groen Bundesstaats. Die langjhrigen Streitigkeiten mit Sparta wurden durch einen Friedensvertrag beigelegt und damit begann fr Athen eine freilich kurze Zeit ungestrter Ruhe und schnster Blte, welche man das perikleische Zeitalter nennt. 445 Durch die Abgaben der Bundesstdte, besonders aber durch einen regen Handelsverkehr mit den Lndern des Mittelmeers flssen reiche Gelder nach Athen, wo jetzt prachtvolle Bauten, Tempel, Zeughuser, Theater erstanden und namentlich die bildenden Knste sich aufs reichste entfalten konnten. Auf der Akropolis erhoben sich aus Marmor das Prachttor der Propylen und der Parthenon mit dem Standbild der Pallas Athene aus Gold und Elfenbein, einem Werke be Phidias, welcher damals auch den Festtempel in Olympia mit der herrlichen Statue des Zeus schmckte. Geschichtschreibung und Dichtkunst erblhten. Der Geschichtschreiber Herodt beschrieb die Perserkriege und fand an Thukydides mit seiner Geschichte des peloponnesischen Krieges einen noch greren Nachfolger (um 415). Als tragischer Dichter zeichnete sich Sophokles aus (Hauptwerke: dipus und Antigone). ristphanes (um 415) verspottete in seinen Komdien die Schwchen seiner Zeitgenossen. Das ganze Volk nahm an dieser Pflege von Kunst t und Wissenschaft regen Anteil und ebenso war jeder Brger befhigt, bei den ffentlichen Angelegenheiten mitzuwirken. Perikles hatte die Volksherrschast durchgefhrt, dem Areopag seinen Einflu auf die Gesetzgebung genommen und die Einrichtung getroffen, da der Brger fr den Besuch der Volksversammlungen und der Gerichtssitzungen eine kleine Entschdigung erhielt. Aber dieses glnzende Bild zeigte auch tiefe Schatten: der Brger, genu- und unterhaltungsschtig, sand zu sehr Gefallen an der ffentlichen Ttigkeit, an den Wortgefechten der Redner, an Festaufzgen und Schauspielen. Die Bundesgenossen murrten, da sie wie Untertanen behandelt wurden; die Eifersucht Spartas und des peloponnesischen Bundes steigerte sich zu glhendem Ha gegen das mchtige und selbst-bewute Athen.

10. Bd. 1 - S. 206

1883 - Leipzig : Engelmann
206 Geschichte der alten Welt. §. 117. b) Geschichtschreibung. Herodot. Thukydldes. Xenöphon. §.117. Um die Zeit des peloponnesischen Krieges hatte die griechische Geschichtschreibung ihre höchste Blüthe. Der Erste, der an die Stelle der bisherigen Geschichten-R°"°t schreibnng (Logographie) die wahre Geschichtschreibung (Historie) setzte, o. *08. und daher der Vater der Geschichte genannt wird, war Herodot aus der dorischen Stadt Halikarnaß. Nach dem Untergange der Freiheit seiner Vaterstadt lebte er eine Zeit lang aus Samos und machte dann große Reisen nach dem Wunderlande Aegypten und nach Libyen bis in die Gegend von Kyrene, nach Syrien und Babylonien, nach Kleinasien und Persien, nach Griechenland und in die pontischen Länder an den Wandungen der Donau , wo er aus eigenen Anschauungen und mündlichen Erzählungen den Stoff zu seiner später in nenn Bücher getheilten und den neun Mausen geweihten Geschichte sammelte. Am liebsten scheint er in Athen geweilt zu haben, dessen freies geordnetes Staatswesen unter Perikles seine höchste Bewunderung erregte. Es geschah wohl auf Anregung dieses Staatsmannes, daß er an dem Fest der Panathenäen im I. 446 eine öffentliche Vorlesung aus seinem Werke hielt. Sein Alter verlebte er zu Thurii in Unteritalien, wohin er mit "s. einer Colonie gezogen war. Dort an der Stätte des zerstörten Sybaris arbeitete er die spätern Theile seines Werkes aus, doch scheint ihn der Tod vor der Vollendung des Ganzen überrascht zu haben. Herodot beschrieb im tonischen Dialekte (welcher damals allein für geschichtliche Darstellung in Prosa gebräuchlich war und den er sich auf Samos angeeignet haben mag), in treuherziger, redseliger Sprache die Kämpfe der Griechen mit den Persern, schaltete aber dabei gelegentlich auch die ältere Geschichte der orientalischen und griechischen Völker ein, wobei freilich manches Fabelhafte, das er den Erzählungen der Priester, Dolmetscher und Fremdenführer, der Prahlerei und Wundersucht des Orients nachschrieb, mit unterlief. Der Zweck seines mit großer Herzlichkeit und Einfalt für das Volk geschriebenen Werks ist, zu zeigen, wie die Freiheitsliebe, die vernünftige Ordnung, die Verstandesklarheit und die Genügsamkeit der Hellenen über den Knechtssinn, die ungeordnete Masse und den leeren Pomp des Orients den Sieg davon trug. Das reine Gemüth und die redliche Gesinnung des Verfassers, die aus der ganzen Darstellung hervorleuchten, geben dem Werke ein edles Gepräge und eine höhere Weihe. Ueberall begegnet man der religiösen Idee, daß die Geschichte nur das Ergebniß einer moralischen Weltordnung sei und daß die Gottheit jedem Wesen bestimmte Bahnen und feste Schranken angewiesen, deren Durchbrechung Strafe und Verderben auf den Schuldigen herabziehe, daß sie dem Schwachen und Demüthigen Stärke verleihe, den Vermessenen und Uebermüthigen dagegen zu Falle bringe. Darum erlaubt sich Herodot auch nur da ein eigenes Urtheil, wo die Gottheit selbst schon gerichtet hat, und hält sich fern von allem Pragmatismus, durch welchen der höhern Leitung vorgegriffen werden könnte. Bei ihm ist die Weltgeschichte das „Weltgericht", dessen Sprüche auf sittlich = religiösen Wahrheiten beruhen. Die Darstellung der durch vielseitige Forschungen erworbenen Resultate nach einer vortrefflich durchgeführten Anlage verlieh dem Werke den Charakter eines großartigen Epos, daher schon im Alterthum die herodotische Geschichte als homerisch bezeichnet wurde. Wie bei Homer schwebt auch bei ihm über dem Ganzen und allen seinen Theilen „eine heitere Ruhe, in anmuthige Fülle der Rede eingekleidet". Der Vorsatz war im Gefühle jugendlicher Kraft entworfen, mit jugendlichem Eifer wurde er ausgeführt; daher auch Sprache, Inhalt und Darstellung in «uky- ^er. fünften Uebereinstimmung stehen. — Herodots Geschichtsbücher feuerten, wie die Sage didc» berichtet, den edlen Athener Thukydides, den Sprößling eines thrakischen Fürsten-4 geschlechls und Besitzer thrakischer Goldbergwerke, zur Nacheiserung an (§. 73). Dieser wurde zur Zeit der Schlacht vonamphipolis (weil man seiner verspäteten Ankunft die Emnahme dieser Stadt durch die Spartaner schuld gab) verbannt und widmete die Jahre seines langen Exils der Abfassung der Geschichte des peloponnesischen Kriegs. Im Jahre 403 nach Athen zurückgerufen, soll er bald darauf hinterlistig ermordet worden sein. Er bildet in vielen Dingen den Gegensatz zu Herodot. Wie bei diesem die hohe Gesinnung der Perserkriege sich kund gibt, so bei Thukydides die hohe Bildung Athens zur Zeit des peloponnesischen Kriegs; wie jener die einfache, verständliche Sprache des Volks redet und die Phantasie der Leser anregt, so hat Thukydides bei seiner gedrungenen „sinnschweren"

11. Bd. 1 - S. 131

1913 - Leipzig : Quelle & Meyer
§ 73- Blüte des geistigen Lebens unter Perikies. 131 Über Herodot s. die zusammenfassende Behandlung von Ed. Meyer in den Forschungen I 196 f. Ii 196 f., u. danach Gda Iv 126 f. 196 f.; vgl. auch Bury, Ancient Greek Historians, 1909, S. 37—74. Bildende Kunst. Zur Entwicklung vgl. Busolt Iii i, 360 t. Meyer Gda Iv 163. Hauptwerke: Collignon*, Histoire de la sculpture grec-que, 1892/97 (davon auch ein kurzer Abriß erschienen), Overbeck, Gesch. d. griechischen Plastik, 18934. Ad. Furtwängler*, Meisterwerke der griechischen Plastik. Julius Lange, Darstellung des Menschen in der griechischen Kunst, aus dem Dänischen von Mathilde Mann, 1899, M. 20. Kekule von Stradonitz*, Die griechische Skulptur, 1907, M. 4. Woltmann, Geschichte der Malerei, I 1879. Der Kampf um die Vorherrschaft. 431—338. Der peloponnesische Krieg. 431—404. Quellen. Mit dem Ausbruch des peloponnesischen Krieges beginnt für uns die zeitgenössische Überlieferung und zwar mit dem Werke des Thuky-d i d e s , das die ersten zwanzig Jahre des Krieges umfaßt. Vgl. im allgemeinen Wachsmut h, Einleitung S. 517 — 529. Grundy, Thucydides and the history of his age, 1911. Über den Zustand, in dem das Werk überliefert ist, hat sich ein reichlich sechzig Jahre lang dauernder Streit erhoben, seitdem zuerst F. W. Ullrich (Beitr. zur Erklärung des Thukydides, 1846) die Ansicht ausgesprochen hat, Thukydides, der die Sammlung des Materials gleich im Anfang des Krieges begann {äg^dfaevog evovg xaotarafxevov I 1) habe beim Frieden des Nikias die Überzeugung gewonnen, der Krieg sei zu Ende, und sei nun an die Ausarbeitung des Archi-damischen Krieges herangegangen. Allein durch den Wiederausbruch des Krieges überrascht, habe er von neuem mit der Materialsammlung begonnen, um nach dem Ende des Krieges die Arbeit wieder anzufangen, wobei er den bereits vorliegenden Teil noch einmal überarbeitete. Die Hauptvertreter dieser Ansicht, die freilich von ihnen in einzelnen Punkten abgeändert wird, sind Cwiklinski (Quaestiones de tempore, quo Thucydides priorem historiae partem composuit, 1873; dazu Herrn. 1877, 12, 23 f. u. Abh. der Krakauer Akademie der Wiss. 1891), v. Wilamowitz (Curae Thucydideae, 1885. Thukydideische Daten, Herrn. 1885, 20, 487. Aristoteles und Athen, I ggf. Ii 113 f. Thukydides Viii, Herrn. igo8, 43, 578 f.; er setzt die endliche Ausarbeitung vor 404) und Kirchhoff (Thukydides und sein Urkundenmaterial, i8g5, der zwei Teile, I 1—V 20 und V 21—Viii 10g, annimmt, beide nicht völlig vollendet, Abfassung nach 404). Gegen Ullrichs Ansicht hat sich sofort Classen in seiner Thukydidesausgabe 1879 f.2 gewandt, indem er an eine fortlaufende Ausarbeitung des ganzen Werkes nach dem Kriege glaubte, und dies ist neuerdings wieder ausführlich von E. Meyer im Ii. Band der Forsch, zur griech. Geschichte begründet worden (vgl. auch Gda Iii 262). Doch nimmt auch er gelegentlich vorherige Ausarbeitung kleinerer Teile an, die nachher in das Ganze einbezogen wurden. Da durch das ganze Werk hindurch sich Äußerungen finden, die eine Kenntnis des gesamten Krieges verraten, so kommt es natürlich für die Anhänger der Ullrichschen Ansicht darauf an, in den ersten Büchern Stellen nachzuweisen, die mit einer Kenntnis des Krieges nach 421 nicht vereinbar sind. Die meisten Stellen, die Ullrich u. seine Nachfolger sammelten, sind jetzt anders und richtiger erklärt worden, was insbesondere von Ii 94, 1 und Iii 87, 2 gilt, die auch dann zu Recht bestehen, wenn Thuk. den Ausgang der sizilischen Unternehmungen schon kannte. Dagegen bleiben allerdings I 56, 2, wo es von den Potidäaten heißt 01 Olxovai ev tcü ’ Iaoßä) rfjg Haxkrjvr\z, obwohl die Potidäaten (Ii 70, 3) vertrieben werden, und Ii 23, 3, wo die Oropier ’Aorjvatcov vjzr/xooi genannt werden, was sie nach 411 nicht mehr waren. Doch sind die betreffenden Zusätze an beiden Stellen völlig entbehrlich und können ganz wohl eingeschoben sein. Im allgemeinen 9 *

12. Alte Geschichte - S. 58

1886 - Berlin : Hofmann
58 Erster Teil. Das Altertum. neun Bücher, die nach den neun Musen genannt sind, und von Herodot am Abend seines Lebens in Thurii (Italien) niedergeschrieben wurden. Über dem Ganzen liegt eine heitere Ruhe und Behaglichkeit ausgebreitet, die den Leser überaus angenehm berührt. 470 Ganz anders tritt uns Thukydides entgegen (470—400), der Geschichtschreiber des peloponnesischen Kriegs.' Thukydides, des Oloros Sohn, aus einem thrakischen, aber in Athen ansässigen Geschlechte, hat selbst als Feldherr mit eingegriffen in die Geschichte seiner Zeit, wurde aber wegen eines Mißerfolges auf 20 Jahre aus Athen verbannt. Dieses Exil, das er in Thrakien verbrachte, benutzte er zur Abfassung feines berühmten Gefchichtswerkes. In schwerer, gedankenreicher Sprache entwirft er ein auf genauester Erkundigung beruhendes, durch ruhige Kritik und kühle Reflexion abgeklärtes Bild des verhängnisvollsten Krieges bis zum Jahre 411 v. Chr. Besonders lebendig wird seine Darstellung durch die eingeflochtenen glänzenden Reden, in welchen er die handelnden Personen ihre Grundsätze und Anschauungen auseinandersetzen läßt. Als dritten unter den bedeutenden griechischen Historikern, wenn auch an die vorhergenannten nicht heranreichend, nennen wir £e= 446 nophon (446—356). Er setzte seine hellenische Geschichte etwa mit der Zeit ein, in welcher Thukydides abbrach, und führte b sie bis zur Schlacht bei Mcmtinea, ein Werk, das wegen der gefälligen Darstellung sehr beliebt war, wenngleich es an einer einseitigen, fpartafreunmichen Auffassung leidet. Berühmter ist seine Anabasis, in welcher er den gefahrvollen Rückzug der von ihm geführten 10 000 Griechen nach der Schlacht bei Kunaxa darstellte (vgl. § 19a). In feiner Cyropädie, d. H. Erziehungsgefchichte des (älteren) Cyrus, entwarf er das Idealbild einer guten Erziehung, unbekümmert ob das Bild dem Original entsprach. Außer einigen kleineren Schriften verfaßte er noch die sehr interessanten M emo -rabilien, Denkwürdigkeiten, die die Lehrweife und das Leben seines Lehrers Sokrates schildern, sowie ferner das Symposion (Gastmahl) der Philosophen, worin er den segensreichen Einfluß des Sokrates auf feine Umgebung zur Anschauung brachte. Repetition: Aufschwung des griechischen Geisteslebens nach den Perserkriegen, zumal im Zeitalter des Perikles? 1. Baukunst. Akropolis, Propyläen, Parthenon. Erechtheion. Odenm. Namen berühmter Baumeister: Muesikles, Jktiuus, Kallikrates. 2. Bildhauerkunst. Phidias schuf u. a.: Athene Promachos, Athene Parthenos, Zeus von Olympia; Tempelfriese des Parthenon. —

13. Griechische und römische Geschichte - S. 26

1917 - Leipzig : Hirt
26 Geschichte der Griechen. Schiffern, die vom Vorgebirge Snium auf Athen zusegelten, schon von weitem sichtbar war; ferner schuf er die Bildwerke, die die Auenwnde und Giebel des Parthenon zierten. Die Ruinen des Parthenon und der brigen Bauten auf der Akropolis erregen noch heute die Bewun-deruug der Beschauer; die schnsten der noch erhaltenen Bildwerke be-finden sich seit 100 Jahren in dem Britischen Museum zu London. Das Hauptwerk des Phidias war eine aus Gold, Elfenbein und Edel-steinen hergestellte Statue des Zeus zu Olympia. In der ausgestreckten Hand des Gottes schwebte die Siegesgttin; sein Antlitz strahlte Macht und Gnade, Hoheit und Milde. Man hielt es fr ein Unglck, zu sterben, ohne den Zeus des Phidias gesehen zu haben. Die Griechen schmckten ihre Tempel und ffentlichen Bauten mit Sulen. Man unterscheidet drei Snlenordnnngen oder Baustile: die dorische, jonische und korinthische. Die dorische Sulenordnung, die meistens beim Tempelbau angewandt wurde, verlieh dem Bauwerk einen wuchtigen, ernsten Charakter, während die jonische Sule etwas schlanker war und mehr dem heiteren Wesen des jonischen Stammes zu entsprechen schien. Jedoch waren diese Baustile nicht auf die Stmme beschrnkt, nach denen sie benannt werden. Jnger war die Anwendung der koriu-thischen Sule, deren Kopf oder Kapitl mit einem Bltterkelch verziert war. Die korinthische Sulenordnung wurde spter von den Rmern be-vorzngt. 37. Das geistige Leben. Redekunst und Geschichtschreibung. Auch andere Knste kamen in Athen in der Zeit des Perikles zur Blte. Zuerst die Redekunst. Diefe pflegte man in Athen besonders deshalb, weil man . ein guter Redner sein mute, um in der Volksversammlung die Mitbrger zu berzeugen. Ferner die Geschichtschreibuug. Als Vater der Ge-schichte" bezeichneten die Griechen den Herodot, der in einem uns er-haltenen Werke die Perserkriege geschildert hat; er war ein Zeitgenosse des Perikles. Etwas jnger war Thukydides, der grte Geschieht-schreiber des Altertums; ihm verdanken wir eine genaue Darstellung des peloponnesischen Krieges. Der Fortsetzer des von Thukydides begonnenen Werkes wurde Xenophon, dessen griechische Geschichte uns gleichfalls erhalten ist; aber er gehrt schon einer jngeren Zeit an, denn er war etwa 6 Jahre alt, als Perikles starb. Dichtkunst und Theater. Unsterbliche Werke schuf damals auch die griechische Dichtung, namentlich die Tragdie. Die grten Tra-gdiendichter Griechenlands, schylns, Sophokles und Enripides, ragen in diese Zeit hinein. schylus kmpfte mit in der Schlacht bei Salamis, Sophokles nahm als Jngling teil an dem Siegesreigen nach der Schlacht, und Euripides wurde am Tage der Schlacht geboren. Von den Tragdien dieser Dichter sind uns mehrere erhalten. Das griechische Theater trug in seiner Bltezeit dazu bei, die Zu-schauer zu veredeln. Perikles wrdigte diese Wirkung des Theaters so

14. Geschichte des Altertums - S. 201

1895 - Freiburg im Breisgau : Herder
Der peloponnesische Krieg. Ursache und Veranlassung. 201 versagte Anerkennung. Auch er feierte in Olympia seinen Triumph, als er aus seinen Musen" so betitelt er die neun Bcher seines Geschichtswerkes den versammelten Griechen vorlas, und sie die Freude der ihren nationalen Ruhm durch den Beifall laut werden lieen, mit dem sie den Erzhler ber-huften. Herodot wandte sich nach Athen, Griechenlands erster Stadt, und von Athen zog er mit athenischen Kolonisten nach Thurii in Unteritalien, wo er sein Geschichtswerk vollendete. Als er in Olympia die Griechen entzckte, sollen den Augen des athe-nischen Jnglings Thukydides heie Thrnen entstrzt sein. Jedenfalls eiferte das Beispiel Herodots den in den Geschften des Krieges und des Friedens wohl erfahrenen Thukydides (471396?), den Sohn des Oloros, an, den Griffel der Geschichte ebenfalls in die Hand zu nehmen. Ihm aber war es nicht vergnnt, den Aufschwung von Hellas zu beschreiben; er hatte vielmehr die Aufgabe, den Fall seines Volkes darzustellen, und erfllte die-selbe, ohne da er in Ha oder zorniger Wehmut das Volk anklagt obwohl er selbst 20 Jahre lang in der Verbannung leben mute; mit nchterner Be-sonnenheit erforscht er die Ursachen und den Gang der wechselvollen Ereignisse und erzhlt sie mit der Wrde, welche Wahrheit und sittlicher Ernst verleihen; denn er wollte in der Geschichte des peloponnesischen Krieges, dessen Bedeutung er augenblicklich erkannte, kein Werk geben, das ihm die Gunst und die Bewunderung der Zeitgenossen erwerbe, sondern der Nachwelt ein Besitztum stiften. So hat er der athenischen Demokratie ihr Monument ge-setzt, in welches er die Grothaten und Fehler der Athener mit unverwisch-baren Zgen eingegraben hat. Vierte Periode. Niedergang von Hellas (431338). I. Ver ptloponntsischo Krieg (431404). 1. Ursache und Veranlassung. Mit stillem Grimme sahen die Spartaner den Glanz der jonischen Stadt, ihrer glcklichen Nebenbuhlerin. Bei der herrschenden Eifersucht war der Krieg unvermeidlich. Aber es war nicht Art der Spartaner, vorschnell zum Schwerte zu greifen, sie warteten ruhig ihre Zeit ab. Diese kam doch viel frher, als der eubische Friede (445 v. Chr. auf 30 Jahre geschlossen) abgelaufen war. Treibende Macht war das als Handelsstaat mit Athen wetteifernde und von demselben berflgelte Korinth. Brach der Krieg

15. Ausgewählte Abschnitte aus Quellenschriften und hervorragenden Geschichtswerken nebst einer Einleitung über Geschichtsquellen - S. 15

1911 - Leipzig : Hirt
3. Die Bltezeit der griechischen Kultur. 15 Herodot zu den Athenern, den Vorkmpfern der hellenischen Freiheit, mchtig hin-gezogen, und in den letzten Bchern seiner Geschichte verkndet er so warm das Lob des attischen Staates, da Perikles ihn bewog, einen lngern Abschnitt im Odeon vorzulesen. Seine Parteinahme sr Athen macht ihn aber nicht ungerecht gegen andere, wie er berhaupt jtie absichtlich die Wahrheit verletzt. Thukydides, der Sprling eines altadeligen, mit Thrakerfrsten verwandten und in Thrazien reich begterten Geschlechtes, lebte von rund 460 bis 400. Im Gegensatz zu Herodot behandelt er ein zeitlich eng begrenztes Gebiet, den Peloponnesischen Krieg, den er selbst erlebt, an dem er selbst, wenn auch nur vorbergehend, teilge-nommen hat. Schon gleich beim Ausbruch der Verwicklungen zwischen Athen und Sparta beginnt er in der richtigen Voraussicht, da es zu einem bedeutsamen, fr die Entwicklung Griechenlands entscheidenden Zusammensto der beiden Hauptstaaten kommen werde, mit der Sammlung des Stoffes. Einen Teil verarbeitete er auf seinen thrazischeu Besitzungen, wohin er, von seinen Mitbrgern verbannt, sich begab, einen andern in Athen, nachdem ihm die Rckkehr gestattet war. Ein unerwarteter und, wie eine romanhafte berlieferung will, gewaltsamer Tod hinderte ihn an der Vollendung des Werkes. Er bricht mitten in der Erzhlung der Ereignisse des Jahres 411 ab. Mas die Form anbetrifft, so lt er manches zu wnschen brig. Seinem sprachlichen Ausdruck fehlt bei aller Frische und Kraft die kunstvolle Rundung, und durch die Verteilung der Begebenheiten auf Sommer und Winter wird die Darstellung etwas eintnig. Aber diese Mngel werden reichlich aufgewogen durch des Ver-fassers zuverlssige Berichterstattung, politischen Scharfblick, klares Urteil und vor-nehme Zurckhaltung, Vorzge, die gerade den Historiker ausmachen. Nur wo es sich um die auch von ihm vertretene Politik des Perikles handelt, lt er die ihm sonst eigene Unbefangenheit vermissen. Da er nichts von einem gttlichen Walten in der Geschichte wei und dafr den blind herrschenden Zufall setzt, erklrt sich aus der Freigeisterei seiner Zeit. Herodot gegenber bedeutet seine Schrift insofern einen wesentlichen Fortschritt, als sie mit der epischen Geschichtsdarstellung bricht und das erste, grundlegende Werk der kritischen Forschung ist. Der Fortsetzer des Thukydides wurde Xenophon, der etwa von 440350 lebte. Er war ein erbitterter Gegner der heimischen Demokratie, verlie, da ihm die Verhltnisse Athens nicht zusagten, seine Vaterstadt und beteiligte sich an dem aben-teuerlicheu Zuge des jngeren Cyrus. Nach der Schlacht bei Kunaxa leitete er mit Geschick und Umsicht den Rckzug der griechischen Sldner, trat dann in spartanische Dienste und focht bei Koronea gegen die eigenen Mitbrger, die ihn wegen seiner vaterlandslosen Gesinnung mit Verbannung und Gtereinziehung bestraft hatten. Die Lazedmonier schenkten ihm einen Landsitz in Elis. Von hier vertrieben, rettete er sich nach Korinth, durfte aber bald nach Athen zurckkehren, weil die einstigen Nebenbuhler Freundschaft und Bndnis schlssen. Unter seinen zahlreichen Schriften verdienen vom historischen Standpunkt Hellenika" und Anabasis" am meisten er-whnt zu werden. Die erstere fhrt zunchst trocken, doch durchweg objektiv, im engsten Anschlu an Thukydides den Peloponnesischen Krieg zu Ende und behandelt dann, Sparta verherrlichend, die griechische Geschichte bis zum Jahre 362. Die Anabasis hat den Hinaufmarsch, die Niederlage und den Tod des jngern Cyrus, sowie die weitern Schicksale seines griechischen Heeres zum Gegenstande. Die Bekanntschaft mit dem khnen Prtendenten, der seiner Umgebung als der wrdigste Spro des groen Ahnherrn gleichen Namens erschien, war fr Xenophon die uere Veranlassung, in einem Tendenzroman (Cyropdie) das Leben des ersten Perser-

16. Quellenlesebuch - S. 15

1916 - Leipzig : Hirt
3. Die Bltezeit der griechischen Kultur. 15 Herodot zu den Athenern, den Vorkmpfern der hellenischen Freiheit, mchtig hin-gezogen, und in den letzten Bchern seiner Geschichte verkndet er so warm das Lob des attischen Staates, da Perikles ihn bewog, einen langem Abschnitt im Odeon vorzulesen. Seine Parteinahme fr Athen macht ihn aber nicht ungerecht gegen andere, wie er berhaupt nie absichtlich die Wahrheit verletzt. Thukydides, der Sprling eines altadeligen, mit Thrakerfrsten verwandten und in Thrazien reichbegterten Geschlechtes,lebte von rund 460 bis 400. Im Gegen-satz zu Herodot behandelt er ein zeitlich engbegrenztes Gebiet, den Peloponnesischen Krieg, den er selbst erlebt, an dem er selbst, wenn auch nur vorbergehend, teilgenommen hat. Schon gleich beim Ausbruch der Verwicklungen zwischen Athen und Sparta beginnt er in der richtigen Voraussicht, da es zu einem bedeutsamen, fr die Entwicklung Griechenlands entscheidenden Zusammensto der beiden Hauptstaaten kommen werde, mit der Sammlung des Stoffes. Einen Teil verarbeitete er auf seinen thrazischen Besitzungen, wohin er, von seinen Mitbrgern verbannt, sich begab, einen andern in Athen, nachdem ihm die Rckkehr gestattet war. Ein unerwarteter und, wie eine romanhafte berlieferung will, gewaltsamer Tod hinderte ihn an der Vollendung des Werkes. Er bricht mitten in der Erzhlung der Ereignisse des Jahres 411 ab. Was die Form anbetrifft, so lt er manches zu wnschen brig. Seinem sprachlichen Ausdruck fehlt bei aller Frische und Kraft die kunstvolle Rundung, und durch die Verteilung der Begebenheiten auf Sommer und Winter wird die Darstellung etwas eintnig. Aber diese Mngel werden reichlich aufgewogen durch des Ver-fassers zuverlssige Berichterstattung, politischen Scharfblick, klares Urteil und vor-nehme Zurckhaltung, Vorzge, die gerade den Historiker ausmachen. Nur wo es sich um die auch von ihm vertretene Politik des Perikles handelt, lt er die ihm sonst eigene Unbefangenheit vermissen. Da er nichts von einem gttlichen Walten in der Geschichte wei und dafr den blind herrschenden Zufall setzt, erklrt sich aus der Freigeisterei seiner Zeit. Herodot gegenber bedeutet seine Schrift insofern einen wesentlichen Fortschritt, als sie mit der epischen Geschichtsdarstellung bricht und das erste, grundlegende Werk der kritischen Forschung ist. Der Fortsetzer des Thukydides wurde Xenophon, der etwa von 440350 lebte. Er war ein erbitterter Gegner der heimischen Demokratie, verlie, da ihm die Verhltnisse Athens nicht zusagten, seine Vaterstadt und beteiligte sich an dem abenteuerlichen Zuge des jngeren Cyrus. Nach der Schlacht bei Kunaxa leitete er mit Geschick und Umsicht den Rckzug der griechischen Sldner, trat dann in spartanische Dienste und focht bei Koronea gegen die eigenen Mitbrger, die ihn wegen seiner vaterlandslosen Gesinnung mit Verbannung und Gtereinziehung bestraft hatten. Die Lazedmonier schenkten ihm einen Landsitz in Elis. Von hier vertrieben, rettete er sich nach Korinth, durfte aber bald nach Athen zurckkehren, weil die einstigen Nebenbuhler Freundschaft und Bndnis schlssen. Unter seinen zahlreichen Schriften verdienen vom historischen Standpunkt Hellenika" und Anabasis" am meisten er-whnt zu werden. Die erstere fhrt zunchst trocken, doch durchweg objektiv, im engsten Anschlu an Thukydides den Peloponnesischen Krieg zu Ende und behandelt dann, Sparta verherrlichend, die griechische Geschichte bis zum Jahre 362. Die Anabasis hat den Hinaufmarsch, die Niederlage und den Tod des jngern Cyrus, sowie die weitem Schicksale seines griechischen Heeres zum Gegenstande. Die Be-kanntschast mit dem khnen Prtendenten, der seiner Umgebung als der wrdigste Spro des groen Ahnherm gleichen Namens erschien, war fr Tenophon die uere Veranlassung, in einein Tendenzroman (Cyropdie) das Leben des ersten Perser-

17. Quellenlesebuch - S. 15

1912 - Leipzig : Hirt
3. Die Bltezeit der griechischen Kultur. 15 Herodot zu den Athenern, den Vorkmpfem der hellenischen Freiheit, mchtig hin-gezogen, und in den letzten Bchern seiner Geschichte verkndet er so warm das Lob des attischen Staates, da Perikles ihn bewog, einen lngern Abschnitt im Odeon vorzulesen. Seine Parteinahme fr Athen macht ihn aber nicht ungerecht gegen andere, wie er berhaupt nie absichtlich die Wahrheit verletzt. Thukydides, der Sprling eines altadeligen, mit Thrakerfrsten verwandten und in Thrazien reich begterten Geschlechtes, lebte von rund 460 bis 400. Im Gegensatz zu Herodot behandelt er ein zeitlich eng begrenztes Gebiet, den Peloponnesischen Krieg, den er selbst erlebt, an dem er selbst, wenn auch nur vorbergehend, teilge-nommen hat. Schon gleich beim Ausbruch der Verwicklungen zwischen Athen und Sparta beginnt er in der richtigen Voraussicht, da es zu einem bedeutsamen, fr die Entwicklung Griechenlands entscheidenden Zusammensto der beiden Hauptstaaten kommen werde, mit der Sammlung des Stoffes. Einen Teil verarbeitete er auf seinen thrazischen Besitzungen, wohin er, von seinen Mitbrgern verbannt, sich begab, einen andern in Athen, nachdem ihm die Rckkehr gestattet war. Ein unerwarteter und, wie eine romanhafte berlieferung will, gewaltsamer Tod hinderte ihn an der Vollendung des Werkes. Er bricht mitten in der Erzhlung der Ereignisse des Jahres 411 ab. Was die Form anbetrifft, so lt er manches zu wnschen brig. Seinem sprachlichen Ausdruck fehlt bei aller Frische und Krast die kunstvolle Rundung, und durch die Verteilung der Begebenheiten auf Sommer und Winter wird die Darstellung etwas eintnig. Aber diese Mngel werden reichlich aufgewogen durch des Ver-fassers zuverlssige Berichterstattung, politischen Scharfblick, klares Urteil und vor-nehme Zurckhaltung, Vorzge, die gerade den Historiker ausmachen. Nur wo es sich um die auch von ihm vertretene Politik des Perikles handelt, lt er die ihm sonst eigene Unbefangenheit vermissen. Da er nichts von einem gttlichen Walten in der Geschichte wei und dafr den blind herrschenden Zufall setzt, erklrt sich aus der Freigeisterei seiuer Zeit. Herodot gegenber bedeutet seine Schrift insofern einen wesentlichen Fortschritt, als sie mit der epischen Geschichtsdarstellung bricht und das erste, grundlegende Werk der kritischen Forschung ist. Der Fortsetzer des Thukydides wurde Xenophon, der etwa von 440350 lebte. Er war ein erbitterter Gegner der heimischen Demokratie, verlie, da ihm die Verhltnisse Athens nicht zusagten, seine Vaterstadt und beteiligte sich an dem aben-teuerlichen Zuge des jngeren Cyrus. Nach der Schlacht bei Kunaxa leitete er mit Geschick und Umsicht den Rckzug der griechischen Sldner, trat dann in spartanische Dienste und focht bei Koronea gegen die eigenen Mitbrger, die ihn wegen seiner vaterlandslosen Gesinnung mit Verbannung und Gtereinziehung bestrast hatten. Die Lazedmonier schenkten ihm einen Landsitz in Elis. Von hier vertrieben, rettete er sich nach Korinth, durfte aber bald nach Athen zurckkehren, weil die einstigen Nebenbuhler Freundschaft und Bndnis schlssen. Unter seinen zahlreichen Schriften verdienen vom historischen Standpunkt Hellenika" und Anabasis" am meisten er-whnt zu werden. Die erstere fhrt zunchst trocken, doch durchweg objektiv, im engsten Anschlu an Thukydides den Peloponnesischen Krieg zu Ende und behandelt dann, Sparta verherrlichend, die griechische Geschichte bis zum Jahre 362. Die Anabasis hat den Hinaufmarsch, die Niederlage und den Tod des jngern Cyms, sowie die weitern Schicksale seines griechischen Heeres zum Gegenstande. Die Be-kanntschast mit dem khnen Prtendenten, der seiner Umgebung als der wrdigste Spro des groen Ahnherrn gleichen Namens erschien, war sr Xenophon die uere Veranlassung, in einem Tendenzroman (Cyropdie) das Leben des ersten Perser-

18. Handbuch der allgemeinen Weltgeschichte - S. 90

1873 - Frankfurt a.M. : Jaeger
/ 90 ----------- methens, die Perser, Agamemnon die bedeutendsten sind. Aus seinen Stücken So fntie- crfcnnen roir ^ie treue Vaterlandsliebe, die Seelenstärke und Götterfurcht des Dichters. fle’’ Auch vou Sophokles sind uns sieben Tragödien erhalten: der König Oe d ipus, Oedipus auf Kolonos, Antigone, welche sich mit dem Schicksale des Oedipus und seiner Familie (8 7,J) beschäftigen, Elektra, Ajax, Philoktetes und die Trachinierinuen. Sie sind ein Muster der Schönheit und Vollendung und finden noch jetzt so viel Anklang, daß mehrere von ihnen in der Gegenwart zur Ausführung (Smiptbcs, gekommen sind. Unter den 19 Stücken des Euripides, welche uns erhalten sind, verdient die Medea den Vorzug. Euripides unterscheidet sich von seinen Vorgängern dadurch, daß er das Hauptgewicht auf die Schilderung menschlicher Leidenschaft legt; er sucht Mitleid und Rührung zu erregen und erreicht diese» Zweck durch seine tiefe Kenntnis des menschlichen Herzens. Arisiophane-. t$i,t Zeitgenosse des Euripides war der Lustspiel- ober Komödiendichter Aristo-phanes von Athen, welcher in seinen Stücken die Thorheiten det Zeit unbarmherzig geißelt und die angesehensten Personen (Perikles, Kleon, Sokrates k.) nicht verschont. So verspottet er in den „Fröschen" den Euripides, in den „Wolken" die Sophisten in der Person des Sokrates, in den „Rittern" den Gerber Kleon. 11 Stücke sind uns erhalten. qncchüchcn ^ in der Prosa sind uns die Griechen Muster. Ihre 3 Geschichtschreiber Geschichir- Herodot, Thukydides und Xenophon sind uns in ihren Werken Lehrer und schrcibkr geblieben. Herodot aus Halikarnaß (444) beschrieb in 9 Büchern, probet, welche er nach den 9 Musen benennt, die Kriege der Griechen mit den Persern und beurkundet ein ausgezeichnetes Erzählertalent. Er fügt seiner Darstellung auch die ältere Geschichte der morgenländischen und griechischen Völker ein und berichtet, da er den Erzählungen der Priester folgt, manches Fabelhafte. Auf seinen großen Reisen hatte er die meisten Länder, deren Geschichte er mittheilt, durch eigene Anschauung kennen gelernt. Er gilt für den Vater der Geschichtschreibung. Seine Geschichts-Thuk>)bides bücher feuerten Thukyd.ides von Athen zur Nacheiferung an. Zur Zeit der Schlacht bei Amphipolis (422) verbannt, widmete er die Jahre seines Exils der Abfassung der Geschichte des peloponnesischen Kriegs, welche er mit dem 21. Jahre des Kriegs abschließt. Sein Werk verräth tiefen Ernst und ist durch Sprache und Inhalt und ausgezeichnet. Wo Thukydides aufhört, beginnt Tenophon aus Athen, die attische Senoptjon. 33 i e ii c genannt. Sein klarer, schöner und leichter Stil, welcher aus seiner hellenischen Geschichte, in seiner Eyropädie, in seiner Anabasis oder dem Rückzug der 10,000 Griechen und vielen kleinen politischen und ökonomischen Schriften uns entgegentritt, steht allerdings über seiner geschichtlichen Treue. Obgleich Xenophon aus Athen war, so ist er doch ein Lobredner der Spartaner und ihres Königs Agesilaus. Als Feldherr ist er S. 76 rühmlichst erwähnt worden, griechische,i Die Redekunst, durch welche Perikles ein so bedeutender Staatsmann ge- gebner worden ist, wurde besonders in Athen gepflegt und in besonderen Rednerschulen daselbst gelehrt. Unter den 10 attischen Rednern, welche schriftliche Reden hinterlassen haben, ^jokrate-, nimmt Isokrates eine bedeutende Stelle ein. Er trat selbst nicht öffentlich als Redner auf, arbeitete aber viele Reden aus, von denen noch 21 erhalten sind, und die von seinem Talente und Fleiß Zeugnis geben. Sein berühmtester Schüler war Tcmüit-^neo Demosthenes, welcher mit unglaublicher Anstrengung alle die Hindernisse überwand, die ihm die Natur bereitet hatte. Seine Vaterlandsliebe, sein Spott und bitterer Ernst fesselten die Zuhörer. Unter seinen Reden sind die philippischen die bedeutendsten, in denen er seine Landsleute gegen ihren Erbfeind, Philipp von Maxe-

19. Aus dem Altertum, dem Mittelalter und der Reformationszeit bis zum Dreißigjährigen Kriege - S. 10

1903 - Leipzig : Dürr
10 Die griechische Geschichte sichtlich der vor den Perserkriegen liegenden Geschichte nur mit Vorsicht zu benutzen, obwohl manche sagenhaft erscheinende Mitteilung durch Entzifferung der Hieroglyphen und durch Ausgrabungen bestätigt ist. Charakteristisch ist für ihn die gleichsam epische, breit und schön ausmalende Schreibweise, die ihm den Namen des „Homers der Geschichte", die Bezeichnung als des „Bewundernswertesten und Süßredenden" eingebracht hat, die inniges Gemüt, nicht selten einen feinen Humor und einen tief religiösen Sinn („die neidische Gottheit") verratende, sonst im wesentlichen referierende Darstellung. b) Wie das Geschichtswerk des Herodot ausmündet in das perikleische Athen, so nimmt der Geschichtsschreiber des peloponnesischen Krieges, Thukydides, dort seinen Ausgangspunkt, greift aber mit seiner berühmten Einleitung auch zurück in die griechische Vorzeit. Thukydides ist der erste Vertreter der sog. pragmatischen Geschichtsschreibung und gibt nach einer kurzen Übersicht über die bisherige Entwicklung eine Darstellung der inneren Zusammenhänge der kritisch festgelegten Tatsachen aus der Zeit vor dem peloponnesischen Kriege bis zum Jahre 411, in dem er gestorben ist. Wahrheit ist sein oberstes Gesetz, knapp und klar, wuchtig und scharf sein Stil. Mit tiefem Verständnis versenkt er sich in die Eigenart der großen Persönlichkeiten der griechischen Geschichte; Meisterstücke einer mittelbaren Charakteristik sind die in die Darstellung eingeflochtenen Reden (vgl. insbesondere die berühmte Leichenrede des Perikles; sie spricht a) von der Väter Ruhm; b) von der Söhne Tun; c) von der Gefallenen Los; d) von der Lebenden Trost). Hinsichtlich der die Vorgeschichte Griechenlands betr. Kapitel erhebt Thukydides selbst nur Anspruch auf relative Glaubwürdigkeit. c) Für die Verfassungsgeschichte ist von Bedeutung Aristoteles, der große griechische Philosoph (f 322). Von seinem großen Sammelwerk, den „Politien", einer Zusammenstellung von 158 Verfassungen griechischer Staaten, ist vor einigen Jahren auf einem ägyptischen Papyrus ein Bruchstück aufgefunden worden, das „vom Staat der Athener" handelt. Zu erwähnen wären noch die Biographien Plutarchs(f 120 n. Chr.), der — seinem Herzen nach Grieche, seinem Amte nach römischer Prokurator — sein Heimatland mit der römischen Herrschaft aussöhnen will und darum in Parallelbiographien Griechen und Römer zusammenstellt, wie z. B. Theseus und Romnlus, Lykurg und Numa, Demosthenes und Cicero — nicht immer tief, aber zuverlässig und reich an Anekdoten, auf Moralität abzweckend. 3. Als mittelbare Geschichtsquellen für die Zeiten, in denen sie entstanden sind, liegen uns die homerischen Epen und einige Lieder von Tyrtäos und Solon vor. Besonders interessant ist die selbstbewußte

20. Geschichte des Altertums - S. 51

1902 - München [u.a.] : Franz
Die Ursachen des peloponnesischen Krieges. 51 war geradezu eine staatliche Bildungsanstalt. Alle Künste (die Schauspiel-, Tanz-, Ton-, Dichtkunst und die bildenden Künste, besonders die Baukunst) wetteiferten miteinander, um ein vollendetes Gesamtkunstwerk, ein Festspiel, zu schaffen, das bis jetzt ein noch unerreichtes Vorbild geblieben, das jedoch in ähnlicher Weise von Richard Wagner (sieh Iii. Band, S. 161) erstrebt wurde. — Auch die Geschichtschreibung fand damals in Herodot aus Hali-karnassos ihren „Vater", welcher die Geschichte der orientalischen Völker und der Perserkriege schrieb und in Thukydides einen würdigen Nachfolger saud. — Durch die Berufung des Anaxagoras verpflanzte Perikles die jonische Philosophie aus Kleinasien nach Athen. — Stifter der jonischen Schule war Thales von Milet (um 600), einer der „sieben Weisen". Etwas später (560) wirkte zuerst in Samos, später in Kroton (Unteritalien) Pythagoras. Nach alledem darf uus das Zeitalter des Perikles als die erste Blütezeit der Künste, der bildenden wie der redenden, besonders der Dichtkunst gelten. An dem reichen geistigen Leben seiner Heimat nahm Perikles den regsten Anteil, wie er denn überhaupt als die Verkörperung der hellenischen Mannestugenden nach jeder Hinsicht erscheint. In seinem Äußern Kraft und Schönheit vereinend, fesselte er besonders durch die überzeugende Gewalt seiner Rede, so daß die Athener von ihm sagten, die Göttin der Überredung wohne ihm auf den Lippen, aber auch Blitz und Donner trage er auf der Zunge. Solche Gaben des Geistes und des Körpers erklären es, daß Perikles zwauzig Jahre hindurch (449—429) bett Staat der Athener zu lenken vermochte, obwohl er nie Archon war, sondern nur als Stratege (Feldherr), als Verwalter der Staatskasse und Leiter der öffentlichen Bauten seine Mitbürger beeinflussen konnte. Verständnis und Förderung seiner hohen Aufgabe fand Perikles in reichstem Maße bei seiner zweiten Frau Aspasia, die ihn durch Schönheit und Liebenswürdigkeit, durch Geist und Edelsinn zu fesseln wußte. Die Ursachen des peloponnesischen Krieges. Zur Zeit des Perikles war Griechenland in zwei Bündnisse geteilt, das athenische, früher Mische, und das spartanische, das man gewöhnlich den peloponnesischen Bund nennt. Der letztere hatte Sparta zum Oberhaupt, bestand größtenteils aus Staaten dorischen Stammes, unter denen die aristokratische Verfassung vorherrschte, und war vor allem zu Land mächtig. Der athenische Bund dagegen umschloß meist jonisch e Griechen mit demokratischer Verfassung und verfügte über eine starke Seemacht. In beiden Bündnissen waren also Gegensätze des griechischen Wesens vertreten und zwar solche der Stammeseigentümlichkeit und der Staatsver- Die Wissenschaften. Herodot. Anaxagoras. Pythagoras. Perikles um 444. Aspasia. Dorier und Ionier. Land- und Seemacht.