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1. Die Neuzeit - S. 35

1884 - Mainz : Kirchheim
Deutschland. Ursachen der Kirchenspaltung. 35 Ii. Deutschland unter Kaiser Karl Y. (1519—1556). 1. Die Ursachen der Kirchenspaltung. Die nächste Veranlassung zur Kirchenspaltung in Deutschland war der Jubelablaß, welchen 1514 Papst Leo X. zur Vollendung der von Julius Ii. im Jahre 1506 begonnenen Peterskirche in Rom ausschrieb. Mit der Verkündigung desselben in Deutschland war Erzbischof Albrecht von Mainz beauftragt. Während der Ablaß in den übrigen Ländern der Christenheit ohne jeden Widerspruch gepredigt wurde, erhob sich in Deutschland eine Opposition gegen denselben, welche keineswegs in etwaigen Über* treibnngen oder unwürdigen Anpreisungen des Ablasses von Seiten der vielverleumdeten Dominikaner, insbesondere des gelehrten Johannes Tetzel, ihren Grund hatte, sondern aus einer ganz anderen Quelle entsprungen war. Dieser Widerspruch gegen den Ablaß wird oft als Hauptursache der Kirchenspaltung angegeben, allein mit Unrecht. Die eigentlichen Ursachen der Kirchentrennnng lagen in den staatlichen und gesellschaftlichen Zuständen jener Zeit. Kirche und Staat krankten an Mißbräuchen, die sich nach und nach eingeschlichen hatten und wie ein Krebsschaden das Übel immer schlimmer machten. Doch nicht allein die kirchlichen Übelstände drückten den Anstiftern und Förderern des Abfalls die Waffen gegen die Kirche in die Hand, sondern die gleichen, in ihnen selbst ans die Spitze getriebenen sündhaften Neigungen, in denen die Mißbräuche innerhalb der Kirche ihren Grund hatten. Wer daher reformieren d. h. verbessern wollte, hätte vor allen Dingen bei sich selbst anfangen Müssen, dann wäre eine Reformation der Kirche von selbst erfolgt. — Was zunächst die damaligen staatlichen Verhältnisse anbelangt, so leisteten diese dem Ausbruch des Kampfes großen Vorschub, indem der Kaiser Maximilian nicht so viel Macht besaß, um den Aufstünden, welche von Seiten des über die Einrichtung des Landfriedens erbitterten verarmten und verkommenen Adels, fowie von dem in drückenden Verhältnissen lebenden und deswegen unzufriedenen Volkes drohten, mit Erfolg vorzubeugen. Sein Enkel und Nachfolger-Karl Y. besaß zwar diese Macht, aber dieselbe wurde teils durch die große Ausdehnung seiner Staaten, teils durch seine Kriege mit den Türken und mit seinem Nebenbuhler, dem Könige Franz I. von Frankreich so sehr in Anspruch genommen, daß er sie nicht zur Bändigung der brausenden Gährnngsstoffe zusammenfassen sonnte. Noch schlimmer stand es in den verschiedenen Verhältnissen

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1. Handbuch für den Unterricht in der deutschen Geschichte - S. 157

1894 - Paderborn : Schöningh
— 157 — Kuthrr und die Reformation. A. Ausbruch der Weformation. 1. Die Ursachen der Reformation. — Das wichtigste Ereignis des 16. Jahrhunderts ist die Kirchenspaltung.^ Diese hatte zur Folge, daß ein Teil der Katholiken Deutschlands und Europas aus der katholischen Kirche austrat. Die eigentlichen Ursachen derselben lagen in den kirchlichen und staatlichen Verhältnissen der damaligen Zeit. Im Laufe der Zeit hatten sich in den Gliedern der Kirche, die trotz ihres göttlichen Ursprungs und ihrer göttlichen Einrichtung doch immer eine Gesellschaft von Menschen war und ist, mancherlei Mißbrauche eingeschlichen. Diese betrafen aber keineswegs die göttliche Lehre, die heiligen Sakramente, das heilige Opfer und die von Christus der Kirche gegebene Verfassung, sondern das Leben der Menschen in der Kirche. Die Kirche, vom Hl. Geiste geleitet, war stets, besonders auf ihren großen Konzilien, eifrig bemüht, entstandene Mißbrauche abzustellen. Außerdem erweckte Gott heilige Männer, die, nachdem sie die Verbesserung zuerst an sich selbst vollzogen hatten, mit Flammenworten die Gebrechen anderer Glieder der Kirche zu heilen suchten. So waren denn auch im 15. und zu Anfang des 16. Jahrhunderts mehrere große Kirchenversammlungen damit beschäftigt, die Mißbrauche, die sich besonders gegen das Ende des Mittelalters eingeschlichen hatten, abzustellen, um eine Verbesserung in den Gliedern der Kirche vorzunehmen. An vielen Orten und unter vielen Ständen herrschte Sitteulosigkeit; auch der geistliche Stand und die Klöster waren nicht frei von Unwürdigkeiten? 2. Martin Luther. — Zn den innern Ursachen kam bald der äußere Anstoß zur Kirchenspaltung. Dieser wurde von Martin Luther3 gegeben. Er trat als heftiger Kämpfer in der Kirche auf, verbesserte diese jedoch nicht, sondern verließ sie und riß einen großen Teil der Kirchenmitglieder mit sich in die Trennung. Luther studierte eifrig die heilige Schrift und kam zu Ansichten, welche den Lehren der Kirche widersprachen. So behauptete er, daß der Mensch durch den Glauben allein gerechtfertigt werde. Daher war er ein Gegner des Ablassest 3. Veranlassung der Reformation. — Der damalige Papst Leo X. schrieb nun im Jahre 1517 einen vollkommenen Ablaß aus, welcher in Deutschland durch den Dominikanermönch Tetzel5 verkündigt wurde. Dieser predigte mit größerrn Erfolge als mancher andere Ablaßprediger, und es strömte viel Volk zu ihm, um den Ablaß zu gewinnen. Luther verfaßte nun 95 Sätze über den Ablaß und die Verkündigung desselben und schlug sie

2. Lehrbuch der Weltgeschichte für Schulen - S. 259

1869 - Münster : Coppenrath
259 wurde. Später ist diese Familie sogar in den Fürftenstand erhoben worden. Den größten Vortheil zog Maximilian, wie überhaupt die meisten österreichischen Kaiser, aus glücklichen Familienverbin- dungen. Durch seine eigene Vermählung mit der burgundischen Fürstin hatte er die reichen Niederlande an sein Haus gebracht, wie wir srüher sahen. Seinen Sohn aus dieser Ehe, Philipp, vermählte er mit Johanna, der Erbin der Krone Spaniens, und bereitete hierdurch die Verbindung dieses Reiches mit Deutschland vor; denn der nachmalige Kaiser Karl V. ent- sproß aus dieser Ehe. Eben so leitete er im Jahre 1515 eine Wechselheirath seiner Enkel Ferdinand und Maria (Philipps Kinder) mit Anna und Ludwig, den beiden Kindern des Königs Wladislaw Ii. von Ungarn und Böhmen ein und legte so den Grund zu der unmittelbaren Vereinigung beider Länder mit dem Hause Oesterreich. Maximilian starb 1519 und soll schon vier Jahre vor sei- nem Tode überall seinen Sarg als Mahnungszeichen an den Tod mit sich herumgesührt haben. Er ruhet in der Burgkapelle zu Wiener-Neustadt unter dem Hochaltäre. Nicht lange vor dem Hinscheiden des Kaisers wurde Deutsch- land der Schauplatz eines Ereignisses, das, klein in seinen An- sängen, aber unberechenbar in seinen Folgen, immer verhäng- nißvoller in alle Verhältnisse eingriff,— die Resormation oder Kirchentrennung. Die Resormation. — In Folge des päpstlichen Schis- mas (Kirchenspaltung) im 14. und 15. Jahrhunderte, der zu- nehmenden Verweltlichung der Geistlichkeit und des Versalles der strengeren Kirchenzucht hatten sich allmälig mancherlei kirch- liche Mißbräuche eingeschlichen. Einer der ausfallendsten Miß- bräuche dieser Art war der Unfug, der mit dem Ablaß getrie- den wurde. Zu den Türkenkriegen und zur Bestreitung größerer kirchlicher Bedürfnisse waren nicht selten Ablaßgelder erhoben worden. Es war im Grunde nichts Ungewöhnliches und auch nichts Verwerstiches, daß Papst Leo X. zum Ausbau der 17*

3. Der erste geschichtliche Unterricht - S. 42

1872 - Heidelberg : Weiß
— 42 — Namen erhielt der neue Erdteil; er wurde nach dem Vornamen des Florentiners Aniengo Vespucci, welcher zuerst seine Reisen über den Erdteil veröffentlichte. Amerika benannt. Iv. Me llenikit. 39. Karl V. Karl V., ein Enkel Maximilians I., war seit Karl km Großen enter der mächtigsten deutschen Kaiser. Er besaß in Enropa unter allen Fürsten die meisten Länder (Spanien, Neapel und Sieilien, die schönen österreichischen Länder und die Niederlande); in dem neu entdeckten Amerika gehörten ihm ausgedehnte Kolonieen, so daß man ^agen konnte, in seinem Reiche gehe die Sonne nie unter. Sein Leben war indes ein mühe- und sorgenvolles. Er hatte viele Kämpfe gegen Franz I., König von Frankreich, und gegen die Türken zu bestehen. Das wichtigste Ereignis aber, welches in seine Negieruugszeit fällt, ist die Reformation oder die große Kirchenspaltung. Um diese Zeit saß Leo X. auf dem päpstliche» Stuhl. Er war ein Freund der schönen Künste, lim in Rom die prachtvolle Peterskirche ausbauen zu können, schrieb er einen allgemeinen Ablaß ans. In Deutschland wurde mit dem Verkauf der Ablaßzettel großer Mißbrauch getrieben. Besonders zeichnete sich hierin e>in Dominikanermönch Namens Tetzcl aus. Gegen diesen Mißbrauch erhob sich ein Augustiuermöuch, Martin Luther. Er war zu Eisleben geboren und wurde Professor au der ueiterrichteteti Universität zu Wittenberg, ein gelehrter und berühmter Mann. Im Oktober 1517 schlug er uach damaliger Sitte an die Schloßkirche zu Witten-1517] berg 95 Sätze oder Thesen gegen den Ablaß. Dies gab die erste Veranlassung zu einem Streite, der sich immer weiter ausdehnte und der von beiden Seiten mit großer Erbitterung geführt wurde. Endlich sprach der Papst gegen Luther und seine Anhänger den Bann aus. Luther aber verbraunte die Bannbulle vor den Thoren Wittenbergs und sagte sich damit von der römischen Kirche los. Die neue Lehre verbreitete sich indes schnell, besonders im nördlichen Deutschland. Zn dieser schnellen Ausbreitung trugen namentlich mehrere deutsche Fürsten bei, die in ihren Ländern statt

4. Lehrbuch der Weltgeschichte für höhere Schulen - S. 235

1906 - Freiburg im Breisgau [u.a.] : Herder
— 235 — Autoritäten die nötige Abhilfe geschaffen werden konnte, kam in Deutschland eine Bewegung zum Ausbruch, welche einen großen Teil der Nation zur Trennung von der Kirche hinriß. Papst Leo X. hatte, um Beisteuern zum Ausbau der Peterskirche zu sammeln, einen Ablaß, den schon Julius Ii. nach dem Gebrauche der damaligen Zeit ausgeschrieben hatte, nun wirklich verkündigen lassen, mit dessen Verkündigung im nördlichen Deutschland der Erzbischof Albrecht von Mainz den Dominikanerorden beauftragt hatte. Einzelne Glieder dieses -Ordens ließen dabei die von der Kirche vorgeschriebenen Ermahnungen zur Buße und Sinnesänderung als der unerläßlichen Bedingung zur Gewinnung des Ablasses zuweilen außer acht und trugen dadurch zu einer-falschen Auffassung des Ablasses von seiten des Volkes bei. Unrichtig aber ist, daß der später vielgeschmähte Dominikaner Johann Tetzel ebenfalls Mißbrauch mit dem Ablaßpredigen getrieben hat; Tetzel war im Gegenteil ein eifriger Priester, der dem Volke die Notwendigkeit der Buße streng einschärfte. Der erwähnte Mißbrauch nun gab die äußere Veranlassung zum ersten öffentlichen Auftreten Martin Luthers. 2. Luther und die Schweizer Neformatoren. Martin Luther, der Sohn eines Bergmannes aus der Grafschaft Mansfeld, geboren zu Eisleben 1483, hatte anfangs die Rechtswissenschaft, dann Theologie studiert und war in den Augustinerorden eingetreten. Durch seinen Prior Staupitz empfohlen, wurde er von dem Kurfürsten Friedrich dem Weisen von Sachsen als Professor der Philosophie und Theologie an die 1508 neu errichtete Universität Wittenberg berufen und später zum Hofprediger ernannt. Schon während seines Aufenthaltes in dem Augustinerkloster zu Erfurt war er durch feine Ansichten über die Rechtfertigung des Menschen mit der Lehre der Kirche in Widerspruch geraten, indem er den menschlichen Willen für unfrei erklärt und die Behauptung aufgestellt hatte, der Mensch werde durch den Glauben allein gerechtfertigt, ohne daß es dazu seiner eigenen Mitwirkung durch gute Werke bedürfe, zu denen er infolge der Unfreiheit feines Willens überhaupt unfähig fei. War diese Lehre Luthers schon an sich mit der kirchlichen Lehre vom Ablaß unvereinbar, so lag für Luther in dem Umstande, daß die Dominikaner, und insbesondere Tetzel, öffentlich vor derselben gewarnt hatten, noch ein besonderer Grund, gegen die Ablaßprediger aufzutreten. Am 31. Oktober 1517 ließ er an die Schloßkirche zu Wittenberg 95 Sätze (Thesen) gegen die Art, wie der Ablaß verkündet werde, anschlagen und verteidigte dieselben von der Kanzel herab. Gegen diese Thesen erhoben sich Tetzel und andere Theologen, so namentlich der Jngolstädter Professor Johannes Eck, die in mehreren derselben Verstöße gegen die kirchliche Lehre nachwiesen, und es entbrannte zwischen ihnen und Luther ein heftiger Streit, der bald in ganz Deutschland eine ungewöhnliche Bewegung hervorrief. Papst Leo X.

5. Württembergisches Realienbuch - S. 74

1909 - Stuttgart : Bonz
Entdecker über den Ozean hinüber und fanden die langersehnten Goldländer. Mit unmenschlicher Grausamkeit vernichteten sie die Ureinwohner und brachten die Länder unter spanische Herrschaft. Ströme Goldes flössen nach Spanien; allein es hat dem Lande keinen Segen gebracht. 3. Folgen der Entdeckungen. Spanien und Portugal waren in den Besitz von Ländern gekommen, durch deren Reichtum an kostbaren Produkten beide Staaten sich damals zu den ersten handeltreibenden Mächten emporgeschwungen haben. Die reichen Schätze Indiens gelangten nun auf dem billigeren Seeweg nach Europa und fanden allgemeinere Verbreitung. Amerika brachte uns die Kartoffel, den Mais und den Tabak. Die Gold- und Silbermassen, die von der Neuen Welt in die Alte strömten, hatten eine vollständige Änderung der Geldverhältnisse zur Folge. Iv. Aus der Zeit von 1517—1815. 1. Die Reformation und Karl Y. 1. Zustand der Kirche vor der Neformation. Durch die Reformation ist der Ruf: „Reform der Kirche an Haupt und Gliedern!" verwirklicht worden. Dieses Verlangen war schon auf dein Konzil zu Konstanz (1414) zum Ausdruck gekommen, aber an dem Widerstand des Papsttums gescheitert; „die Kirche hatte sich in der Welt verloren". Die Geistlichen waren zum großen Teil unwissend und führten ein sittenloses Leben. Beim Volke war der einfache, kindliche Glaube früherer Zeiten selten geworden; die Frömmigkeit bestand allzusehr in äußerlichen Dingen, wie im Wallfahren, in der Heiligenverehrung, insbesondere im Marien- dienst, und in Schenkungen an die Klöster. In die kirchliche Lehre hatten sich manche Mißbräuche und Irrtümer eingeschlichen, so daß eine Wiedergeburt der Kirche not- wendig wurde. Den unmittelbaren Anstoß zur Reformation gaben die Mißbräuche bei der Erteilung des Ablasses. Nach der kirchlichen Lehre des Mittelalters konnten den Christen, die ihre Sünden bereuten und bestimmte gute Werke (Beten, Fasten, Almosengeben) verrichteten, die Kirchenstrafen erlassen, d. h. ein Ablaß erteilt werden. Allmählich bildete sich die Sitte, die auferlegten Bußübungen durch Geldspenden zu ersetzen. In dem Ablaß besaßen nun die Päpste ein bequemes Mittel, sich Geld zu verschaffen. Manche „Ablaßhändler" erweckten bei dem unwissen- den Volk den Glauben, als ob man durch den Ablaß Vergebung der Sünden er- langen könne. Keiner verstand den Handel so schwungvoll zu betreiben wie der Dominikanermönch Tetzel, der eine förmliche Taxe ausgestellt hatte und z. B. für Kirchenraub 90 Mark, für Eltern- und Geschwistermord 40 Mark verlangte. Geßen dieses Treiben Tetzels erhob sich der Prediger und Professor Dr. Martin Luther in Wittenberg. 2. Luthers Leben bis zum Jahr 1517. Luther war ein Kind des Volkes. Er hatte ein Herz für die Not des gemeinen Mannes und war wohl vertraut mit dessen Art und Denkweise. Seiner Abkunft hat er sich nie geschämt, und er erzählt von sich selbst: „Ich bin eines Bauern Sohn. Mein Vater, Großvater und Ahnherr sind rechte Bauern gewest." Martin Luther wurde am 10. November 1483 zu Eisleben am Harz geboren

6. Teil 2 - S. 68

1890 - Breslau : Goerlich
ein Teil von Deutschland und von ganz Europa von der Kirche abfiel. Die Ursachen der Kirchenspaltung lagen darin, daß sich in Staat und Kirche Mißbrauche eingeschlichen hatten. An vielen Orten und unter vielen Ständen herrschte Sittenlosigkeit; auch der geistliche Stand und die Klöster waren nicht frei von Unwürdigen. Die Ueranlassung zur Kirchentrennung war folgende: Papst Leo X. hatte 1514 einen Ablaß ausgeschrieben, bei welchem die eingekommenen Gelder zur Vollendung der Peterskirche in Rom verwendet werden sollten. Mit der Verkündigung des Ablasses wurde für Deutschland der Erzbischof von Mainz beauftragt, welcher sie für den Norden und Osten Deutschlands dem gelehrten Dominikanermönch Johann Tetzel übertrug. Gegen diesen trat nun Martin Luther auf. Martin Luther war 1483 zu Eisleben geboren, wo sein Vater Bergmann war. Der Knabe besuchte eine höhere Schule in Eisenach und erwarb nach Sitte damaliger Zeit seinen Unterhalt durch Singen an der Thür wohlhabender Leute. Später kam er auf die Universität, wo er die Rechtswissenschaft studieren sollte. Diese gefiel ihm aber nicht und er trug sich mit dem Gedanken, Mönch zu werden. Als ihm ein teurer Freund durch einen plötzlichen Tod entrissen wurde und er bei einem Gewitter in höchste Lebensgefahr geriet, wurde er in feinem Entschlüsse noch bestärkt. Er trat in den Augustinerorden, studierte hier eifrig die heilige Schrift und kam zu Ansichten, welche den Lehren der Kirche widersprachen. Später wurde Luther Professor in Wittenberg. Als Tetzel in die Nähe von Wittenberg kam, erhob sich Luther gegen ihn und schlug am Vorabende des Allerheiligenfestes 1517 an die Schloßkirche zu Wittenberg 95 Lehrsätze in lateinischer Sprache an, welche über den Ablaß handelten, in denen der Ablaß selbst aber nicht verworfen wurde. Viele Leute meinten, er wolle nur gegen Mißbrauche auftreten, und stimmten ihm bei. Als aber Professoren und Mönche gegen Luthers Thesen auftraten, ging dieser weiter und bezeichnete einzelne kirchliche Lehren als falsch. Koms Stellung. In Rom hatte man anfangs dem Streite zwischen Luther und seinen Gegnern wenig Bedeutung beigelegt. Jetzt aber wurde dieser aufgefordert, sich vor dem päpstlichen Gesandten zu verantworten. Luther wurde von demselben sehr freundlich empfangen, war aber nicht zum Widerruf zu bewegen. Der Papst erließ nun ein Sendschreiben (Bulle), worin die Lehre vom Ablasse klar dargelegt, Luthers Name aber nicht genannt wurde. Da dieser aber immer mehr Anhang fand, wich er auch noch weiter von der kirchlichen Lehre ab. Er verwarf von den 7 Sakramenten 5 und behielt nur die Taufe und das Abendmahl bei, verwarf das Hl. Meßopfer und die guten Werke, auch die geistliche Herrschaft des Papstes griff er an. Nun wurden m einer päpstlichen Bulle 41 Sätze aus Luthers Schriften teils als der heil. Schrift widersprechend, teils als unangemessen und ärgerlich bezeichnet und er mit dem Kirchenbanne bedroht, wenn er in 60 Tagen nicht widerrufe. Luthers Abfall. Luther unterwarf sich aber nicht den Anordnungen des Papstes. Als er hörte, daß man in Mainz feine Schriften verbrannt habe, ließ er vor dem Thore in Wittenberg einen Holzstoß errichten, anzünden und warf die päpstliche Bannbulle mit den Worten ins Feuer: „Weil du den Heiligen des Herrn betrübt hast, so betrübe und verzehre dich das ewige Feuer." Damit hatte Luther aufgehört, ein Glied der Kirche zu fein.

7. Geschichtsbüchlein für mehrklassige Schulen - S. 27

1894 - Paderborn [u.a.] : Schöningh
— 27 — 3. Die Erfindung der Buchdruckerkunst. Vor mehr als 400 Jabren gab es nur geschriebene Bücher. Diese waren nicht nur höchst selten, sondern auch sehr teuer. Eine Bibel kostete 900 Jl Darum konnten auch nur reiche und vornehme Leute Bücher kaufen. Am größten war dieser Nachteil für die Schulen. Allmählich fing man an, Büder und Sprüche aus der Hl. Schrift aus hölzerne Tafeln zu schneiden und abzudrucken. _ (Dieses Verfahren war aber sehr schwierig und unpraktisch.) Da kam Johann Gutenberg aus Mainz auf den Gedanken, die einzelnen Buchstaben auf Holzstäbchen zu schneiden. Diese konnte man dann beliebig zu Wörtern zusammensetzen und auch wieder aus einander nehmen. Der erste Versuch gelang nicht nach Wunsch, weil dte hölzernen Lettern leicht zersprangen. Daher fertigte Gutenberg solche aus Blei, dann aus Zinn. Später goß derselbe die Buckstaben in Metall; auch erfand er eine haltbare Druckerschwärze, welche aus Kienruß und Leinöl bestand. Das erste gedruckte Buch war eine Bibel, die wahrscheinlich im Jahre 1456 fertig gestellt wurde. Die Buchdruckerkunst ist von großer Bedeutung für die Volksbildung, und deren Erfinder gehört zu deu größten Wohlthätern der Menschheit. § 19. Luther und die Reformation. 1. Ausbruch der Reformation. Das wichtigste Ereignis des 16. Jahrhunderts ist die Kirchenspaltung. Diese hatte zur Folge, daß ein Teil der Christen von der katholischen Kircke abfiel. Die eigentlichen Ursachen derselben lagen in den kirchlichen und staatlichen Verhältnissen der damaligen Zeit. Sie wurde durch Martin Luther veranlaßt. Der damalige Papst Leo X. schrieb einen vollkommenen Ablaß aus, welcher in Deutschland durch den Dominikanermönch Tetzel verkündigt wurde. Luther, ein Augustiuermönch und Profeffor zu Wittenberg, verfaßte nun 95 Sätze über den Ablaß und die Verkündigung desselben. Er schlug sie am Tage vor Allerheiligen 1517 an die Thüre der Schloßkirche zu Wittenberg an. Viele Leute meinten, er wolle nur gegen wirkliche Mißbräuche auftreten,

8. Vaterländische Geschichte - S. 48

1902 - Wiesbaden : Behrend
— 48 — zwei Rittern überfallen und auf die Wartburg in Sicherheit bringen. Hier lebte Luther zehn Monate in der Verborgenheit und begann die Übersetzung der Bibel in die deutsche Sprache. Luther starb im Jshre 1546 zu Eisleben und liegt in der Schloßkirche zu Wittenberg begraben. Luther fand zahlreiche Anhänger, und seine Lehren breiteten sich besonders in Norddeutschland immer weiter aus. Der Kaiser hielt noch zwei Reichstage ab, zu Speyer und zu Augsburg, um die Kirchenspaltung zu beseitigen. Als auf dem ersteren den Reichsständen die weitere Verbreitung der Reformation untersagt wurde, erhoben Luthers Anhänger hiergegen Widerspruch (Protest); daher wurden sie seit dieser Zeit auch Protestanten genannt. In Augsburg legten die evangelischen Fürsten und Städte dem Kaiser das von Melanchthon, einem Freunde Luthers, verfaßte Glaubensbekenntnis vor (die Augsburgische Konfession.) Der Kaiser verbot nochmals die Verbreitung der Reformation und bedrohte die evangelischen Fürsten mit Krieg; da schlossen diese den „Schmalkaldischen Bund." Als nun um diese Zeit die Türken Deutschland in Schrecken setzten, konnte der Kaiser die Hilfe der protestantischen Fürsten nicht entbehren. Es kam der Nürnberger Religionsfriede zustande, der beiden Religionsparteien bis zu einer allgemeinen Kirchenversammlung jede Unterdrückung in Sachen des Glaubens verbot (1532.) Fast gleichzeitig mit Luther trat zu Zürich in der Schweiz Zwingli gegen den Ablaß und andere Lehren der Kirche auf. In Frankreich, in den Niederlanden, in der Schweiz und im Elsaß, später auch in Deutschland, fand der Franzose Calvin, dessen Lehre von der Luthers und Zwinglis in wesentlichen Punkten abwich, zahlreiche Anhänger. Sie heißen mit den Anhängern Zwinglis Reformierte. 4. Der Bauernkrieg. 1525. An vielen Orten glaubte der schwer bedrückte Bauer, daß mit der neuen Lehre Freiheit und Brüderlichkeit auch für ihn bald eintreten müsse. Schwärmerische Leute, wie Thornas Münzer in Thüringen, bestärkten die Bauern in dieser Meinung. Sie thaten sich zusammen und stellten in zwölf Artikeln ihre Forderungen auf, die sie an die Fürsten und Herren richteten. Die meisten dieser Forderungen waren berechtigt; aber die Bauern warteten die Erfüllung gar nicht ab, sondern griffen zur Selbsthilfe, indem sie sich gegen ihre Herren empörten. Unter gewissenlosen Anführern scharten sie sich zu großen Haufen zusammen und zogen raubend, brennend und mordend durch das Land. Da rüsteten die Fürsten ihre Heere. Bald erlitten die zuchtlosen Scharen der verblendeten Aufrührer schwere Niederlagen, und nun begannen furchtbare Strafgerichte gegen die Bezwungenen. Viele würden gefoltert und hingerichtet; das Los der übrigen gestaltete sich härter als je zuvor, inbem ihnen die wenigen Rechte, welche sie noch besaßen, genommen wurden. 5. Fortgang der Reformation. Karl V. gab die Hoffnung nicht auf, die Kirche wieder zu einigen. Auf einer großen Kirchenversammlung zu Trient wurden die Hauptlehren der katholischen Kirche klar und deutlich ausgesprochen und nachher in einem Glaubensbekenntnisse zusammengefaßt (das tridentinische Glaubensbe-

9. Deutsche Geschichte bis zum Jahre 1648 - S. 49

1895 - Köln : DuMont-Schauberg
— 49 — derselbe Westindien,- der Name Amerika kam zuerst in Deutschland auf und ist aus den Italiener Amerigo Ves-pucci zurückzuführen, dessen Beschreibungen über seine Entdeckungsfahrten hier viel gelesen wurden. 17. Die Kirchenspaltung in Deutschland. Gegen das Ende der Regierung Maximilians I. ereignete sich in der sächsischen Stadt Wittenberg ein anscheinend .geringfügiger Vorfall, der Veranlassung zu einer großen Änderung in den kirchlichem Verhältnissen werden sollte. Papst Leo X. hatte, um Geld zum Bau der Peterskirche in Rom zu erhalteu, einen Ablaß ausgeschrieben, dessen alle teilhaftig werden sollten, welche nach dem Empfang der Sakramente der Buße und des Altars einen Beitrag für jenen Kirchenbau zahlten. In einem Teile Norddeutschlands war der Dominikanermönch Tetzel mit der Verkündigung dieses Ablasses betraut. Sein Auftreten in der Nahe von Wittenberg veranlaßte den an der dortigen Universität als Professor angestellten Augustinermönch Luther, am Vorabende des Allerheiligenfestes 1517 an der Schloßkirche eine Anzahl Sätze (Behauptungen) anschlagen zu lassen, die er bereit wäre zu verteidigen und zu deren Besprechung er einlud. Unter diesen Behauptungen fanden sich nicht nur Äußerungen über den Ablaß, sondern auch andere, die nicht mit der Lehre der katholischen Kirche zu vereinigen waren. Dadurch entspann sich ein Streit, der zunächst dahin führte, daß Luther sich 1520 öffentlich von der katholischen Kirche lossagte. Seine Partei ergriffen viele deutsche Fürsten, Grafen und Herren, auch manche namhafte Gelehrte, während der Kaiser mit einer Anzahl Fürsten am alten Glauben festhielt. Luther wurde 1521 vor den versammelten Reichstag nach Worms geladen, damit er sich hier vor Kaiser und Reich verantworte. Nach einigen Besprechungen wurde er Zum Widerruf feiner Lehre aufgefordert. Er qber weigerte sich mit der Erklärung, solange man ihn nicht mit Sprüchen der h. Schrift überführe, könne und wolle er nicht wider- 4*

10. Lesebuch für die evangelischen Volksschulen Württembergs - S. 479

1860 - Stuttgart : Hallberger
3. n. Chr. 1346 Stiftung der ersten deutschen Universttlt zu Prag. Der schwarze Tod. Die Geißlersahtten. Verfolgung der Juden. 1356 Die goldene Bulle: Festsetzuug der Rechte der Kurfürsten. Wiklef in England, gegen die Mißbräuche der Kirche. 1373 Die große Kirchenspaltung: Päbste in Rom und Avignon. Fauftrecht; Fürsten- und Ritter-Vereine; Städtebünde. Der Meistergesang, die Volkslieder. 1386 Sieg der Schweizer bei Sempach. Arnold von Winkelried. 1400 Johannes Huß in Prag, gegen Mißbräuche der Kirche. Drei Päbste. 4410 Käfter Sigismund. 1414 Kirchen Versammlung zu Constanz. Ende der großen Kirchenspaltung. 1415 Verbrennung von Huß. 1419 Hussitenkriege. 1438 Die Kaiserwürde beim Hause Habsburg. 1440 Johannes Guttenbeu; bewegliche Lettern. Buchdruckerkunst. Thomas von Kempe-, ; das Buch von der Nachfolge Chriftr. Böh- mische Brüder. Italien, Mittelpunkt des europäftchen Handels, der Künste und Wissen- schaften. 1453 Eroberung Constantiuopels durch die osmanischen Türken. Sultan Muhammed Ii. Ende des griechr,chen Kaiserthums. Vertreibung der Engländer aus Frankreich. 1476 Sieg der Schweizer über Karl den Kühnen von Burgund bei Murten. Die Niederlande hcbsburgftch. 1483 Geburt Martin Luthers. 1484 Geburt Ulrich Zwinglis. 1492 Christoph Kolumbus: Eutdeckung Amerikas. Eroberung Granadas, des letzten maurischen Königreichs in Spanien, durch König Ferdinand den Katholischen. Kaiser Maximilian I. 1495 Landfriede zu Worms; Ende des Faustrechts. 1498 Entdeckung des Seewegs nach Ostindien. 1500 Die Maler Raphael Sanzio in Rom, Albrecht Dürer in Nürnberg. 1517 Dr. Martin Luthers Sätze gegen den Ablaß. Die deutsche Nesornla- tion. Pabst Leo X. 1519 Kaiser Karl V., König von Spanten.

11. Lesebuch für die evangelischen Volksschulen Württembergs - S. 479

1854 - Stuttgart : Hallberger
479 Ä. n. Chr. 1346 Stiftung der ersten deutschen Universität zu Prag. ° Der schwarze Tod. Die Geißlerfahrten. Verfolgung der Juden. 1356 Die goldene Bulle: Festsetzung der Rechte der Kurfürsten. Wiklef in England, gegen die Mißbräuche der Kirche. 1378 Die große Kirchenspaltung: Päbste in Rom und Avignon. Faustrecht; Fürsten- und Ritter-Vereine; Städtebünde. Der Meistergesang, die Volkslieder. 1386 Sieg der Schweizer bei Sempach. Arnold von Winkelried. 1400 Johannes Huß in Prag, gegen Mißbräuche der Kirche. Drei Päbste. 1410 Kaiser Sigismund. 1414 Kirchenversammlung zu Constanz. Ende der großen Kirchenspaltung. 1415 Verbrennung von Huß. 1419 Hussitenkriege. 1438 Die Kaiserwürde beim Hause Habsburg. 1440 Johannes Gutenberg; bewegliche Lettern. Buchdruckerkunst. Thomas von Kempen; das Buch von der Nachfolge Christi. Böh- mische Brüder. Italien, Mittelpunkt des europäischen Handels, der Künste und Wissen- schaften. 1453 Eroberuug Constantinopels durch die osmanischen Türken. Sultan Muhammed Ii. Ende des griechischen Kaiserthums. Vertreibung der Engländer aus Frankreich. 1476 Sieg der Schweizer über Karl den Kühnen von Burgund bei Murten. Die Niederlande habsburgisch. 1483 Geburt Martin Luthers. 1484 Geburt Ulrich Zwinglis. 1492 Christoph Columbus: Entdeckung Amerikas. Eroberung Granadas, des letzten maurischen Königreichs in Spanien, durch König Ferdinand den Katholischen. Kaiser Marimilian I. 1495 Landfriede zu Worms; Ende des Faustrechts. 1498 Entdeckung des Seewegs nach Ostindien. 1500 Die Maler Raphael Sanzio in Rom, Albrecht Dürer in Nürnberg. 1517 I)r. Martin Luthers Sätze gegen den Ablaß. Die deutsche Reforma- tion. Pabst Leo X. 1519 Kaiser Karl V., König von Spanien.

12. Deutsche Geschichte mit entsprechender Berücksichtigung der sächsischen - S. 77

1880 - Halle : Anton
sprechet bei Gott — und doch sagt die heilige Schrift: „Du sollst anbeten Gott, deinen Herrn, und ihm allein dienen". So war es Brauch geworden, im Abendmahle den Nichtgeistlichen nur das Brod zu reichen und ihnen also den Kelch zu entziehen — und doch hatte Christus ausdrücklich gesagt: „Trinket alle daraus!" Der schlimmste Mißbrauch jedoch wurde mit dem Ablaß getrieben. Seit den ersten Jahrhunderten der christlichen Kirche nämlich pflegte dieselbe über diejenigen, welche sich grober Sünden schuldig gemacht hatten, besondere strenge Strafen zu verhängen. Sie wurden von der Theilnahme am Gottesdienste ausgeschlossen und mußten im Bußgewande an den Kirchthüren stehen. Wenn sie sich jedoch in ihren Bußübungen besonders eifrig zeigten, so wurde ihre Strafzeit, die oft mehrere Jahre dauerte, abgekürzt. Diesen Erlaß der Kirchenstrafen nannte man Ablaß. Zur Zeit der Kreuzzüge wurde dieser Ablaß von den Kirchenstrafen von den Päpsten allen denen ertheilt, welche sich an einem Krenzzuge entweder selbst betheiligten oder ihn durch Geldbeiträge unterstützten. Später empfingen ihn auch diejenigen, welche zu irgend einem andern vermeintlich frommen Werke einen solchen Geldbeitrag lieferten. Wenn eine schöne und kostbare Kirche gebaut werden sollte oder wenn es galt, einen Zug gegen die gefährlichen und ungläubigen Türken zu unternehmen, dann schrieben die Päpste einen Ablaß aus. Leider freilich wurde das dadurch geloste Geld nicht immer zu frommen Zwecken verwendet, sondern diente häufig genug den Päpsten und Geistlichen zu einem verschwenderischen, üppigen Leben. Das unwissende Volk aber meinte, durch den erkauften Ablaßzettel werde auch die Schuld vor Gott getilgt, es bedürfe nun keiner Reue über die begangene Sünde und keiner Besserung mehr, und die Ablaßprediger und Ablaßverkäufer bestärkten gar häufig die Leute in diesem verderblichen Wahne, um nur gute Geschäfte zu machen. In Folge aller dieser Irrlehren und Mißbrauche machte sich allgemein der Wunsch nach einer Kirchenreini-gung oder Reformation geltend. 2. Vorläufer der Reformation in Deutschland war Johann Huß, Professor und Prediger in Prag. Voll Unwillen über die Verderbniß der Kirche, trat er als strenger Bußprediger auf und tadelte laut und kühn die Irrlehren und Mißbräuche, besonders den Ablaßhandel. Dadurch zog er sich den Haß der Geistlichkeit zu, und der Papst belegte ihn und feinen gleich-gesinnten Freund Hieronymus mit dem Bann. Damals aber gab es drei Päpste, welche sich feindlich gegenüberstanden und die Kirche in Verwirrung stürzten. Um diesem schmählichen Zustande ein Ende zu machen, wurde zu Costuitz am Bodensee eine allgemeine Kirchenversammlung abgehalten. Alle drei Päpste wurden abgesetzt und ein neuer gewählt, aber eine weitere Reformation wurde nicht vorgenommen. Auch Huß wurde nach Costnitz vorgeladen, denn hier sollte seine Sache entschieden werden. Von dem damaligen deut-

13. Deutsche Geschichte bis zum Ausgang des Mittelalters - S. 112

1915 - Münster i. Westf. : Schöningh
— 112 — und das Ärgernis zu heben, das durch die Kirchenspaltung (das große Schisma) gegeben wurde. Das Konzil zu Konstanz 1414—1418. a) Die Beilegung des Schismas. Nach dem Tode Gregors Xi., der von Avignon nach Rom zurückgekehrt war, wurde nicht bloß in Rom, sondern auch in Avignon unter dem Einfluß des Königs von Frankreich ein neuer Papst gewählt. Das so entstandene Schisma wurde noch vergrößert, als auf der Kirchenversammlung zu Pisa (1409), die die Kirchenspaltung beseitigen sollte, zu den beiden vorhandenen Päpsten noch ein dritter hinzukam; alle drei, Gregor Xii., Benedikt Xiii. und Johann Xxiii., beanspruchten für sich das Recht, als Oberhaupt der Kirche anerkannt zu werden. Auf dem Konzil zu Konstanz dankte Gregor Xii. freiwillig ab, die beiden andern Päpste wurden für abgefetzt erklärt und Martin V. zum neuen Oberhaupt der Kirche gewählt, so daß die Einheit der Kirche wiederhergestellt war (1417). b) Die Verbesserung an Haupt und Gliedern. In der Kirche hatten sich seit geraumer Zeit verschiedene Mißbräuche eingeschlichen: Verweltlichung der Geistlichkeit, üppiges Wohlleben in den Klöstern, Kaufen geistlicher Stellen für Geld, die zu große Macht des Papstes über die Fürsten und Völker in rein weltlichen Angelegenheiten. Auf der Kirchenoersammlung zu Konstanz hatten besonders die Deutschen gewünscht, daß vor der neuen Papstwahl eine Abstellung der genannten Übel oder, wie man sagte, eine Verbesserung an Haupt und Gliedern, vorgenommen rnerde. Man kam zu keiner Verständigung, so daß der Papst vorläufig mit den einzelnen Völkern Verträge (Konkordate) abschloß. c) D i e Verurteilung der Irrlehre des Hu s. Art der von Karl Iv. gegründeten Universität zu Prag rnirkte der Professor der Theologie und Philosophie Johann Hu s. In seinen Vorträgen berührte er die Mißbräuche in der Kirche, griff aber auch einige rnichtige Lehren der Kirche an nach dem Vorbild des Engländers John Wycliffe. So nannte er die Messe einen Aberglauben, leugnete die Wesensverwandlung von Brot und Wein, verwarf die Ohrenbeichte, den Ablaß, den Vorrang des Papstes, das Mönchtum und die Heiligenverehrung: er lehrte ferner, daß das Schicksal des Menschen ein für allemal bestimmt fei (Prädestination), und daß man Fürsten und Bischöfen zu gehorchen nicht verpflichtet fei, wenn diese eine Todsünde begangen hätten. Seine Lehre drohte mithin die kirchliche und weltliche Ordnung zu erschüttern; seinen Anhang fand er bei feinen Landsleuten, den Tschechen, die vor allem den Laienkelch forderten. Aus dem Anfangs religiösen

14. Realienbuch - S. 352

1884 - München : Königl. Zentral-Schulbücher-Verl.
352 267, Beginn der Reformation. äußerlich zur ihr, um sich den Zorn der mächtigen Priesterschaft nicht zuzuziehen; andere waren in Unglauben versunken und spotteten des Heiligen. Ein großer Mißbrauch, den die Priesterschaft damals dul- dete, und der zugleich die Wurzel vieler anderer Mißbräuche wurde, war der Ablaßhandel. Es war schon in uralter Zeit Sitte, daß dem, der sich gegen kirchliche Ordnungen und Ge- setze vergangen hatte, und durch Büßungen — z. B. Wall- fahrten, besonders nach Rom, Jerusalem re., Hersagen von Psalmen und Gebeten, Beisteuern zur Erbauung von Kirchen, Klöstern und Heiligenhäuschen — die Schuld abtrug, Ablaß (d. h. Vergebung) erteilt wurde. Als man aber anfing, die kirchlichen Satzungen den göttlichen Geboten gleich zu stellen, wurde jener kirchliche Ablaß als die göttliche Vergebung der Sünden angesehen. So bildete sich nach und nach die Meinung, daß man sich durch äußere Werke die Gnade des Richters er- werben könne, der nur das Herz ansieht. Papst Leo X., ein Freund der schönen Künste, schrieb einen allgemeinen Ablaß aus, um die prachtvolle Peterskirche zu Rom ausbauen zu können. Den Verkauf der Ablaßzettel in Deutschland übernahm für die Hälfte des Ertrages desselben der Erzbischof von Mainz. Er sandte nach Sachsen den Domiui- kanermönch Johann T e tz e l aus Leipzig. Derselbe wurde in allen Ortschaften als des Papstes Gesandter feierlichst empfangen. Vor dem Altare stellte er einen großen Geldkasten aus, der die Inschrift trug: „Sobald das Geld im Kasten klingt, Die Seele aus dem Fegfeuer springt." Er pflegte zu sagen: „Der Ablaß ist die höchste Gabe Gottes; das rote Kreuz des Papstes vermag so viel, als das Kreuz Christi; ich, Tetzel, habe mit dem Ablaß weit mehr Seelen er- rettet, als Petrus mit seiner Predigt, und mag mit ihm im Himmel nicht teilen." Jede, sogar eine noch zu begehende Sünde konnte gegen Erlegung einer gewissen Geldsumme erlassen werden. In Folge dessen wurden die Beichtstühle leer, und wer noch kam, besaß schon einen Ablaßzettel und glaubte deshalb der Buße nicht zu bedürfen, um vor Gott bestehen zu können. Als der Ablaßkrämer auch in Jüterbogk, unweit Wittenberg, seinen schnöden Unfug trieb, erhob sich Martin Luther gegen diesen heillosen Mißbrauch. Da Predigten und Ermah- unngen nichts fruchteten, schlug er am Vorabende des Aller- heiligenfestes, am 31. Oktober 1517, an die Thür der Schloß- kirche zu Wittenberg 95 Sätze (Thesen) in lateinischer Sprache au, und lud die Gelehrten ein, auf Grund der hl. Schrift mit ihm zu disputieren. Der erste Satz lautete: „Unser Herr Jesus Christus will, daß das ganze Leben seiner Gläubigen auf Erden

15. Geschichte der neueren Zeit - S. 3

1892 - : Aschendorff
Einteilung. 1517-16481 1. Periode: Vom Beginne der neueren Zeit bis zürn ivest-sälischen Frieden. 1648-1789 2. Periode: Bom westfälischen Frieden bis zum Ausbruche der französischen Revolution. 178y-je£t. 3. Periode: Boin Ausbruche der französischen Revolution bis aus unsere Tage. 1517-1648 1517-1556 tiijtc Periode. Z)om Beginne der neueren Zeit bis zum westfälischen Frieden. (frste Mnterabteilung. Per deutsche Kirchenftreit und die Regierung Kaiser Karls V. I. Der Kirchen streit. Itrfadjcn: 1. Schädigung des Ansehens des Papsttums: a. Die babylonische Gefangenschaft der Päpste in Avignon (1305-1378); b. die Kirchenspaltungen (Verwirrung der Gemüter, Konzil von Konstanz): c. persönliche Mängel einzelner Päpste (Alexander Vi., Julius Ii.); d. vermehrte Abgaben der Völker an den H. Zticht. 2. Besetzung der Bischossstühle durch Mitglieder des hoheu Adels, der Domherrenstellen durch den niederen Adel (aus weltliche« Gründen). 3. Unwissenheit und Verweltlichung eines Teiles der niederen Geistlichkeit. Peranlassung: Der Ablaßstreit. 1. Verkündigung eines vollkommenen Ablasses dnrch Papst Leo X. zur Erbauung der Peterskirche. 2. Verkündigung des Ablasses tu Deutschland durch den Dominikaner-Orden (Johann Tetzel). 3. Itiiißbräuche und Mißverständnisse veranlassen das Austreteu Luthers dagegen. 1 *

16. Vom Zeitalter der Reformation bis zum Tode Friedrichs des Großen - S. 10

1910 - Bielefeld [u.a.] : Velhagen & Klasing
10 Kapitel Ii. Die Neubelebung des europäischen Geistes im 16. Jahrhundert. Ablaßstreit. Idee des Ablasses. Fevt, Pebactöwki Pu Lchk10r Sur Ktxj* . Sou m Sv Tavüi Eid Al'g W X Cdiocxlix. In dem Ablaßstreit zeigte sich, wie verdorben die Kirche war. Der Papst Leo X. brauchte Geld, darum gab er vor, zum Zweck des Baues der großen Peterskirche in Rom ließe er einen Ablaß ausschreiben. Für Deutschland war Vollstrecker des päpstlichen Willens Erzbischof Albrecht von Mainz, der auch verschuldet war. War schon der Beweggrund zum Ablaß unsittlich, so war, was man unter Ablaß verstand, noch schlimmer. Idee des Ablasses.hervorgegangen ist der Ablaß ans dem Erlaß bestimmter Strafen, wenn der Büßer reumütig war. Hatte jemand aber eine Sünde begangen, für die er nach Ansicht der Kirche des ewigen Todes schuldig war und bereute, was dann? Dann konnte ihm die Kirche durch den Beichtvater Absolution (Lossprechung) gewähren und die Portal der Schloßkirche zu Wittenberg. Strafe in eine zeitliche umwandeln. Diese konnte nun erlassen werden. Auch durch Geld. Aus dieser Ordnung war allmählich ein Mißbrauch geworden, indem man glaubte, jede Missetat, jedes Verbrechen sogar, durch eine Bezahlung wieder gut machen zu können.

17. Geschichte des teutschen Volkes - S. 269

1837 - Oldenburg : Schulze
Kirchenspaltung. Synode zu Basel. 269 als nöthig waren, sich ferner zu behaupten. Statt der abge- fallenen wählten sie aus ihren guten Freunden neue Kardinale und zeigten damit die beklagenswerthe Entschlossenheit, das Aeußerste zu wagen. So waren statt zweier jetzt gar drei Papste. Zu Benedikt, hielten Spanien und Schottland, zu Gregor der König Ladislaus von Neapel, noch einige andere Italiener und König Ruprecht mit seiner Parthei, wahrend die andern Teutschen mit dem größten Theile der Christenheit Alexander 5. anerkannten. In unserm Vaterlande schienen allein wegen dieser Zerfallenheit blutige Ausbrüche unvermeid- lich. Da trat Ruprecht von dem Schauplatze des Lebens zu- rück und die Bestrebungen wurden damit für den Augenblick Lrößtenthcils auf ein anderes Ziel hingelenkt. Daß durch solche Verhältnisse in dem ganzen Kirchenwe- sen große Verwirrungen eingetreten waren, ist, ohne daß es bemerkt wird, zu erwarten. Viele Gute wurden an der gött- lichen Verheißung Jesu, die er seiner Kirche gegeben, gewaltig irre, und diejenigen, welche es einsahen, daß solche Uebelstande allerdings sehr zu beklagen seyen, dennoch aber das Wesen und die Wahrheit des Kirchenthums an sich nicht verkehrten, son- dern nach Gottes unerforschlicher Zulassung nur einen Augen- blick in Schatten stellten, mußten sich nichts desto weniger an der Gegenwart ärgern; denn noch so vieles Andere geschah und bestand, wie cs dem eigentlichen Zwecke des Christenthums und der Kirche schnurgerade entgegen war. Eine Angabe aller die- ser Mißbrauche kann hier nicht erwartet werden. Wichtig aber ist die Thatsache, daß sich daraus ein allgemeines Verlangen nach einer »Reformation — Verbesserung — a n Haupt und Gliedern^ kund gab, welches Verlangen Viele vor Un- geduld und in dem Aerger, mit der guten Sache überhört zu werden, auf Abwege leitete, welche böse waren, weil sie Maß- regeln an die Hand gaben oder in Vorschlag brachten, welche dem Einzelnen nicht zustanden. Daher neben den Bemühungen von Seiten der gutgesinnten Hirten noch so viele unkirchliche Bestrebungen, denen schlimme Zwecke zum Grunde lagen. Nah- rung fand diese Unzufriedenheit von Tag zu Tag in dem Fort- bestände der ärgerlichen Kirchenspaltung, und sie wirkte von jetzt an ununterbrochen fort bis zu der traurigen Zerfallenheit, welche ein Jahrhundert später, zunächst auf Luthers Veranlas- sung, dauernd ins Leben trat. Vorläufig hängen die gleichzeitigen Neligionsunruhen in Böhmen genau damit zusammen. Wie erzähltest, hatte daselbst Wiklefs Neuerung schon frühe Anklang gefunden. Zudem war an der Universität zu Prag wegen mehrfacher Anlässe seit Jahren schon eine Spannung zwischen den böhmischen und teutschen Lehrern und Studenten. Selbst blutige Thätlichkeitcn hatten

18. Neuzeit - S. 106

1897 - Leipzig : Wunderlich
— 106 — c. Die Mittel, welche er zur Ausführung seiner Pläne und Absichten anwandte, waren ebenfalls ihrem sittlichen Werte nach verschieden. List, Heuchelei, Verstellung, Lüge, Wort- und Treubruch verschmähte er ebensowenig als Kühnheit, Tapferkeit, Mut, rasche Entschlossenheit, Wagesinn, Vorsicht, Klugheit und Umsicht. Alle diese Mittel waren den Umständen angepaßt, genau berechnet und darum auch durchschlagend und erfolgreich. d. Seine Bedeutung für die Reformation können wir nicht hoch genug anschlagen. Galt er anfangs auch für den schändlichen Verräter, so war er doch später der glückliche Retter der lutherischen Kirche. Sein durchdringender Verstand hatte längst erkannt, daß der schmal-kaldische Bund trotz seiner Macht unfähig war, seine Aufgabe zu erfüllen. Daher wandte er sich mit Recht von ihm ab; denn dadurch behielt er Bewegungs- und Handlungsfreiheit. Als er jedoch sah, daß der Kaiser seine Macht mißbrauchte und die Vertragsbestimmungen mißachtete, ergriff er die Waffen gegen ihn und zwang ihn durch seinen raschen Sieg zum Passauer Vertrag; selbst der Augsburger Religionsfriede ist im Grunde genommen sein Werk und Erfolg. Wenn dieser Friede auch noch mangelhaft war, so brachte er doch den Protestanten Gleichberechtigung und rechtliche Anerkennung. An eine Vernichtung und Ausrottung der Reformation war trotz der eifrigen Wirksamkeit des Jesuitenordens nun nicht mehr zu denken. Freilich war auch durch den geistlichen Vorbehalt der weiteren Ausbreitung derselben vorgebeugt, da dadurch den geistlichen Herren die Lust und Neigung zum Übertritte verging. So haben wir Protestanten alle Ursache, den frühzeitigen Tod des Kurfürsten Moritz tief zu betrauern und von Herzen zu beklagen. 3. Kaiser Karl Y. Karl V. strebte gleich seinen ruhmgekrönten Vorfahren und Vorgängern danach, sein Fürstenhaus über alle anderen Fürstenhäuser Europas zu erheben, seine Kaisermacht unumschränkt, die Landesfürsten dagegen von ihm völlig abhängig zu machen, die Macht des Papstes zu erniedrigen, und in Deutschland die Kirchenspaltung dadurch zu beseitigen, daß er die Reformation ausrottete. Es war eine große Aufgabe, die er sich damit gefetzt hatte. Obgleich er sie mit Klugheit, Schlauheit, List, ja auch mit Lug und Trug, mit Treu- und Wortbruch und mit Waffengewalt und großem Herrschergeschick verfolgte, so erreichte er sie doch nicht, da er als Spanier und Ausländer den Geist der neuen Zeit, der deutschen Reformation, nicht verstand, da er den Geist der Befreiung von Roms Knechtschaft in Ketten zu schmieden suchte, anstatt ihn zu lenken und zu leiten, anstatt ihn mit Weisheit vor Abwegen zu bewahren. Hätte er sich an die Spitze dieser neuen Bewegung gestellt, so wäre Deutschland gleich den nordischen Reichen der große Nachteil der verhängnisvollen Kirchenspaltung erspart geblieben, so wäre der deutsche

19. Bayerische Geschichte für Mittelschulen - S. 131

1893 - München : Pohl
131 Vertrag, infolge dessen das Herzogtum Bayern ungeteilt blieb und die beiden Herzge die Regierung gemeinschaftlich fhrten: Wilhelm der die Rentmter Mnchen und Burghausen mit der Residenz Mnchen und Ludwig der die Rentmter Landshut und Straubing mit der Residenz Landshut. Der Friede zwischen ihnen ward nicht mehr gestrt. Sie vergrerten Bayern durch den Erwerb der Grafschaft Hals und machten Ingolstadt zur Hauptfestung des Landes. Ilm ihren Schwager, Herzog Ulrich von Wrttemberg, der durch unwrdige Behandlung seine Gemahlin Sabina, die Schwester der bayr. Herzge, zur Rckkehr nach Bayern gentigt hatte, zu strafen, zogen sie im Frhjahre 1519 im Bunde mit den schwbischen Stdten gegen ihn zu Felde und besiegten ihn. In diesem Kriege wurde Ritter Gtz von Berlichingen mit der eisernen Hand" gefangen genommen und in vierjhriger Haft in Heidelberg verwahrt. In ihre Regierungszeit fllt der Anfang der Reformation, jener religisen Bewegung, welche eine Kirchenspaltung und die Ent-stehung des Protestantismus zur Folge hatte. In Lehre und Leben der Kirche hatten, namentlich infolge des Schismas, manche Mi-brauche Platz gegriffen. Das Bedrfnis einer Verbesserung der an Haupt und Gliedern sehr verweltlichten Kirche war lngst anerkannt und schon auf den Konzilien zu Konstanz und Basel, namentlich von den bayerischen Herzgen, bringenb, aber vergebens ausgesprochen warben. Da schrieb Papst Leo X. 1517 einen feierlichen Abla aus und rief die Christen auf, durch Geldbeitrge den Bau der Peters-kirche in Rom zu frdern. Mit der Verkndigung des Ablasses in Deutschland betraute er den Erzbischof Albrecht von Mainz, welcher den Dominikanermnch Tetzel als seinen Unterkommissarius bestellte. Das Auftreten mancher Ablaprediger und viele durch die Art der Darbietung und Anpreisung des Ablasses entstanbenen Mibrauche veranlaget! den Augustinermnch imb Professor an der Universitt Wittenberg, Dr. Martin Luther (geb. zu Eisleben 1483, gest. 1546), am 31. Oktober 1517 an der Schlokirche zu Wittenberg 95 Lehr- 1517 stze der das Wesen und die Kraft des Ablasses anzuschlagen. Dar-ber entstaub groer Streit. Zunchst wrbe eine groe Anzahl (41) von Luthers Lehrstzen vom Papste als irrig verworfen und Luther selbst, der sich 1518 zu Augsburg von dem Karbinallegaten ^homas be Vio (Kajetan) nicht zum unbedingten Wiberrufe bewegen lie, mit dem Kirchenbanne belegt. Luther aber verbrannte zu Wittenberg ffentlich die ppstliche Bannbulle 1520 und trennte sich baburch tatschlich von der katho- 1520 tischen Kirche, bereit Lehren er nun zum Teile verwarf. Kaiser Maximilian I. war 1519 gestorben, und sein Enkel Karl Y. wrbe zum beutscheu Reichsoberhaupte erwhlt. Dieser trug bereits die Krotte Spaniens, und sein Reich umfate auer Spanien nun noch sterreich, die Riederlattde, Neapel und Sizilien 9*

20. Geschichtsbilder zum Gebrauche der Volksschule - S. 64

1892 - Stuttgart : Metzler
- 64 — I. Ä. 1517 n. Chr. 65. Die Reformation. Im Verlaufe der Zeit hatten sich manche Mißbräuche in die christliche Kirche eingeschlichen. Mehrere Konzilien im 15. Jahrhundert versuchten zwar, dieselben abzustellen. Allein es gelang ihnen nicht. Darum wurde die Sehnsucht nach einer Verbesserung oder Reformation der Kirche immer allgemeiner. Zur Zeit Maximilians schrieb nun der Papst Leo X. einen Ablaß aus, um für den Ausbau der Peterskirche in Rom Geld zu erhalten. Mit dessen Verkündigung wurde in Deutschland der Dominikanerorden beauftragt. Dieser sandte eines seiner Mitglieder, Namens Johann Tetzel, aus, welcher sich mit seinen Genossen bald über ganz Sachsen verbreitete und den Ablaß mit großem Eifer predigte. An dem Vorgänge nahmen viele Anstoß. Zu ihnen gehörte auch Martin Luther. Luther war der Sohn eines Bergmanns zu Eisleben. Er studierte Religionswissenschaft und wurde später Professor an der Hochschule zu Wittenberg. Hier genoß derselbe wegen seiner großen Gelehrsamkeit und unbescholtenen Sittlichkeit hohes Ansehen. Durch Tetzels Auftreten veranlaßt, stellte Luther eine Reihe von Lehrsätzen (Thesen) auf, die mit der kirchlichen Lehre im Widersprüche standen. Bald fand er viele Anhänger. Da sprach der Papst nach vergeblichen Verhandlungen den Kirchenbann über ihn aus. Allein Luther hatte die Kühnheit, das päpstliche Schreiben öffentlich zu verbrennen. Hierauf beschied Kaiser Karl V. den Reformator vor einen Reichstag nach Worms. Unerschrocken betrat dieser die glänzende Versammlung und verteidigte freimütig feine Ansichten. Als er deren Widerruf beharrlich verweigerte, verhängte der Kaiser endlich die Reichsacht über ihn. Doch Luther hatte bereits mächtige Beschützer gefunden. Unter denselben sind besonders die Fürsten von Hessen, Sachsen und Preußen zu nennen. Da der Kaiser der unseligen Spaltung um jeden Preis Einhalt thun wollte, kam es endlich zum offenen Kampfe. Die Anhänger der neuen Lehre wurden zwar besiegt. Dessenungeachtet erlangten sie unter Mithilfe des Auslandes im Religionsfrieden zu Augsburg das Recht freier Religionsübung. Dadurch teilte sich die christliche Lehre in ein katholisches und in ein protestantisches Bekenntnis.