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1. Griechische Geschichte - S. 29

1896 - Dresden : Höckner
— 29 — Widerstand des vielfach auch wirtschaftlich von ihnen ausgebeuteten Volkes erhob. Die Forderungen der politisch nicht berechtigten Stände gingen seitens der Reichen aus eine ihrem Vermögen entsprechende Vertretung bei der Regierung, seitens der Armen aus Schutz gegen die Übergriffe des herrschenden Standes, zuweilen auch aus den Erlaß von Schuld- und Zinsgesetzen. Wo der Adel die Forderungen des Volkes erfüllte, kam es, wie fast überall in den Städten Kleinasiens, zur Bildung einer Timokratie, in welcher an Stelle der Geburt der Census des Grundvermögens den Eintritt in deu regierenden Stand ermöglichte, oder zur Aufzeichnung des Gewohnheitsrechtes. 3. Wo die Vornehmen die Forderungen des unzufriedenen Volkes ablehnten, blieben Gewaltthätigkeiten nicht aus. Dasselbe scharte sich zu offenem Kampfe gegen die Oligarchen um einen begabten und ehrgeizigen Mann, entweder einen nicht vollberechtigten Reichen oder einen Mann des Volkes selbst, zumeist aber einen Adeligen, der ans irgend einem Grunde mit seinen Standesgenossen zerfallen war. Mit einer vom Volke angeblich zu seinem Schutze ihm beigegebenen Leibwache bemächtigte er sich dann der Akropolis und damit der Herrschaft über die Stadt. So erhob sich seit der Mitte des 7. Jahrh, in einem großen Teile der hellenischen Welt unter wilden Parteikämpsen ein neues demokratisches Königtum, die Tyrannis. Die eigene Sicherheit und der Vorteil ihres Hauses verlangten es, daß die Tyrannen den Wohlstand namentlich des Mittelstandes und der ärmeren Volksklassen zu sördern wie durch Begünstigung von Kunst und Wissenschaft den Glanz ihrer Herrschaft zu erhöhen und dadurch zugleich die Bürger von der Politik abzulenken strebten. 4. Die hervorragendsten Tyrannenherrschaften entstanden im nördlichen Peloponnes am Isthmus (hier in altionischer Gegend zugleich im Gegensatz zur Herrschaft des dorischen Stammes) und in den Seestädten des ägäifchen Meeres, wo der lebhafte Verkehr frühzeitig ein selbstbewußtes Bürgertum erzeugte. In Sikyon begründete Orthagoras die Herrschaft seines altionischen Geschlechts (665—565). Der letzte und bedeutendste der Ortha-goriden, Klisthenes, beendete den 1. heiligen Krieg (595 — 586), welcher zum Schutze des delphischen Orakels gegen Krisa geführt wurde. In Korinth, welches schon damals infolge seiner unvergleichlichen Lage die erste griechische Handelsstadt war, vertrieb Kypselus 655 die gewalttätigen Bakchiaden und vererbte die Herrschaft auf seinen Sohn Periander, einen der 7 Weisen (Weihgeschenke in Delphi und

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1. Thüringisches Lesebuch für die oberen Klassen der Volksschulen - S. 75

1873 - Hildburghausen : Gadow
73 erhoben haben. Von den heidnischen Völkern sind die bemer- kenswerthesten; die Assyrier, Babylonier, Perser, Grie- chen, Macedonier, Römer. a) Heiden. 4) Tie Assyrier und Babylonier hatten ihren Sitz in den weiten, fruchtbaren Gebieten des Euphrat und Tigris (f. C. § 52 it. 53). Sie verbreiteten al er ihre Herrschaft von hier aus über einen großen Theil von Asien. Die Babylonier wa- ren Auings den Assyriern Unterthan, deren Herrschaft unter dem König Salmanasscr (um 720 v. Chr.) den höchsten Glanzpunkt erreichte. Nachher aber erhoben sich die Babylo- nier, eroberten und zerstörten um 600 v. Chr. die assyrische Hauptstadt Niniveh, und setzten ihre Herrschaft an die Stelle der assyrischen. Ter mächtigste König der Babylonier war Nebukadnezar um 590 v. Chr. 5) Wie die Herrschaft der Assyrier durch die Babylonier gestürzt wurde, so wieder die der Babylonier durch die Perser, deren König Cyrus im Jahre 538 die Hauptstadt Babylon zerstörte und die Herrschaft über einen großen Theil von Asien gewann. 6) Tie Griechen haben nicht sowohl durch eine große Ausdehnung ihrer Herrschaft als durch die Förderung, welche durch sie den Künsten und Wissenschaften zu Theil geworden, eine hohe Bedeutung erlangt. Merke unter den zahlreichen Freistaaten des griechischen Volks als die wichtigsten Athen und Sparta, und unter den durch ihre Weisheit berühmt gewordenen Männern Lykurg, den Gesetzgeber Spartas, Sa- lon, den Gesetzgeber Athens, und den Weltweisen Sokrates, welcher um 400 v. Chr. von seinen Landsleuten zum Tode (durch den Giftbecher) verurtheilt wurde. 7) Im Königreich Makedonien, im Norden von Grie- chenland, erhob sich um 300 v. Chr. der König Alexander der Große und zog mit einem verhältnißmäßig kleinen Heere nach Asien, schlug den Perserkönig, bemächtigte sich seines Reiches und gründete an seiner Stelle das ma ced on i sche W el t- reich, in welchem er griechische Sitte und griechische Sprache einheimisch zu machen suchte. Sein Reich zersiel nach seinem Tode in niehrere Reiche, unter denen das syrische mit der Hauptstadt Antiochien imb das ägyptische mit der Haupt- stadt Alexandrien die bemerkenswrrthesten sind. 8) Seit dem 2. Jahrhunderte vor Christus stieg das römische Reich (gegründet im 8. Jahrh.) durch große, rasche

2. Bilder aus der deutsch-preussischen Geschichte für ein- bis dreiklassige Volksschulen - S. 192

1892 - Osterburg : Danehl
192 Bilder aus der brandenburgisch-preußischen Geschichte. ausländischen Krone seitens eines preußischen Prinzen nie mehr stattfinden. Benedetti besaß sogar die Unverschämtheit, dem König Wilhelm auf der Promenade zu Ems die Forderungen der französischen Regierung vorzutragen; jedoch in wahrhaft königlicher Weise fertigte König Wilhelm den französischen Gesandten ab, indem er ihm durch seinen Adjutanten eröffnen ließ, daß er ihm nichts weiter mitzuteilen hätte, alles andere aber von seinem Ministerium zu erwarten sei. Diese Behandlung ihres Gesandten hielt nun die französische Regierung für schwere Kränkung der Nationalehre, die nur durch einen Krieg gesühnt werden könne, und somit wurde am 15. Juni 1870 in Frankreich der Krieg mit Preußen beschlossen. Am 19. Juli, dem Sterbetage der Königin Luise, wurde die Kriegserklärung Frankreichs der preußischen Regierung übermittelt, und damit war zugleich der Wunsch des nach Krieg lüsternen französischen Volkes erfüllt. Nun sollte der Tag von Königgrätz, der die französische Eitelkeit so sehr gekränkt hatte, gerächt werden. „Rache für Sadowa!" scholl es in Paris, und in den Städten und Dörfern des französischen Landes fand dieser Ruf einen lauten Wiederhall. Jetzt sollte für alle Zeiten die Einigung Deutschlands unmöglich gemacht und weiterhin das deutsche Land westlich des Rheins dem französischen Reiche einverleibt werden. Das waren der Franzosen Träume, deren Erfüllung man durch den herauf beschworenen Krieg erhoffte. — Begeisterung in Deutschland Als die Kriegserklärung Frankreichs in Preußen und Deutschland bekannt wurde, erhob sich das deutsche Volk wie ein Mann, um gegen den frechen Eroberer das Schwert zu ziehen und Deutschlands Grenzen zu schützen. Was lange Zeit von den besten des deutschen Volkes herbeigesehnt worden war, war plötzlich auf das herrlichste erfüllt; Deutschlands Einigung war geschaffen. — Ein einiges Deutschland stand gegen den Erbfeind auf; Alldeutschland zog in den heiligen Kampf. — Eine gewaltige Begeisterung durchglühte die Herzen des deutschen Volkes; eine Begeisterung, welche das Herannahen eines zweiten Völkerfrühlings verkündete. Es waren herrliche deutsche Männer, welche aus des Königs Ruf herbeieilten, um mit Leib und Leben für König und Vaterland einzustehen. Napoleon hatte geglaubt, es würde auch jetzt die alte Uneinigkeit Deutschland zu keinem einheitlichen Handeln kommen lassen, aber er gewahrte mit Schrecken, daß er sich bitter getäuscht hatte. Die süddeutschen Staaten, auf deren Hilfe er so sicher gerechnet, hielten an dem mit den norddeutschen Staaten abgeschlossenen Schutz- und Trutzbündnis unverbrüchlich sest und ver-traneten ihre Heere in freudiger Begeisterung dem Oberbefehl König Wilhelms an. — Somit hatte Napoleon wider Willen den Kitt zur

3. Denkfreund - S. 474

1847 - Giessen : Heyer
474 Geschichte des Mittelalters. seines Heeres in Gefangenschaft, aus welcher er erst nach 6 Jahren wieder in sein Reich kam. — Mit Ptolemais fiel der letzte Rest der christlichen Herrschaft in Palästina den Türken in die Hände £1291], welche seitdem bte Herren desselben geblieben sind. Der eigentliche Zweck dieser Kriegszüge wurde also nicht erreicht, ob man gleich 6—7 Millionen Menschen dafür aufgeopfert hatte; doch waren ihre sonstigen Folgen für die Welt unberechenbar. — Vor allein brachten diese Züge die Völker, besonders im Abendlande, mehr in Verkehr mit einander. Ferner wurde durch sie der Geist der Völker geweckt und eine Menge neuer Kenntnisse und Naturerzeugnisse im Abendlande verbreitet. Besonders aber erhob sich unter Begünstigung dieser Züge neben der Geistlichkeit und dem Adel, die man bis dahin allein als eigentliche Stände betrachtet hatte, ein dritter Stand, der freie Bürgerstand. Viele Adelige verarmten nämlich durch jene weiten Züge und sahen sich dann genöthigt, ihre Güter zu verkaufen und Tausenden von Leibeigenen gegen eine Lösegeld die Freiheit zu geben. So wuchs mit der Zahl der Freien auch ihr Besitzthum und dadurch ihr Ansehen. Vornehmlich aber konnten die Städte durch die Entfernung so vieler Mächtigen, welche in stätem Kampfe mit einander lebten und den friedlichen Gewerben hin- derlich waren, ungestörter emporblühen. Es eröffnete sich zudem durch die Kreuzzüge ein lebhafter Handelsverkehr nach dem Morgenlande, welcher den betriebsamen Städten große Reichthümer zuführte. In ihnen bildete sich daher vornehmlich jener Bürgerstand, welcher zugleich auch das Recht erlangte, unter selbstgewählten Vorständen zu stehen, wodurch seine Selbstständigkeit zunahm und der Grund zu den neueren Städteverfassungen gelegt wurde. Besonders erhoben sich in jenen Zeiten außer den italienischen die deutschen Städte. Durch die Kreuzzüge entstanden drei Ritterorden, d. h. Ver- brüderungen zu gewissen gemeinsamen Zwecken. Der erste ist der Johanniter-Orden, von seinem späteren, nun auch wie- der verlornen Sitze Malta jetzt Malteser-Orden genannt; der zweite hieß der Tempelherren-Orden (von seinem Hause an der Stelle des ehemaligen salomonischen Tempels; 1314 in Frankreich ver- nichtet); der dritte endlich war der deutsche Orden (in Deutschland 1809 aufgehoben). Der erste und letzte widmeten sich der Krankenpflege in Jerusalem, der zweite aber dem Schutze der Pilger auf den Straßen von Palästina und alle zugleich dem Kampfe gegen die Sarazenen. Der deutsche Orden übernahm später die Eroberung und Bekehrung des damals noch heidnischen Preußen, das er bis 1525 besaß. Glücklicher, als diese Kreuzfahrer in Palästina, waren die christ- lichen Beherrscher Spaniens in ihrem Kampfe gegen die Muhame- daner. Doch während in Westeuropa eine muhamedanische Herr- schaft sank, stieg in Osteuropa eine andere, die türkische, immer höher empor, und noch ehe jene in Spanien unterlag, hatten die Türken Constantinopel erobert (1453).

4. Griechische Geschichte - S. 37

1896 - Dresden : Höckner
— 37 — geführt?) Die Eupatriden waren die alleinigen Vollbürger und die berufenen Ausleger des geltenden Gewohnheitsrechtes, während die andern Stände nur sehr bescheidene politische Rechte besaßen. Auf die Thesiden folgte in der Königsherrfchast der aus Pylus durch die Dorier vertriebene Nelide Melanthus. Mit dem sagenhaften Opfertode seines Sohnes Kodrus (Verlust von Megaris) gegen die Dorier endigte das Königtum um 1066. 1066. 2. Die Adelsherrschast. 1. Durch die zunehmende Macht des Adels erfuhr das Königtum eine fortschreitende Beschränkung seiner Amtsgewalt. Die Neliden regierten zwar noch lange Zeit weiter, aber nicht mehr als Könige, sondern als lebenslängliche Archonten, welche den Eupatriden verantwortlich waren. 752 wurde zuerst die Lebenslänglichst ihres Amtes (zehnjährig), 713 ihr Vorrecht überhaupt aufgehoben, und seit 683 wurde ein Kollegium 683. von 9 jährlich wechselnden Archonten als oberste Regierungsbehörde ans den Eupatriden gewählt. Damit war die Herrschaft der Eupatriden vollendet. 2. Der Druck der Adelsherrschast und der Staatsleistungen, insbesondere aber der hohe Zinsfuß und die Härte des Schuldrechtes gaben die niederen Stände immer mehr völliger Verarmung preis?) Gegenüber der steten Klage der Bürger- und Bauernschaft über die parteiische Rechtspflege der Eupatriden und über die Unbekanntschaft des Volkes mit den geltenden Rechtsbestimmungen mußte sich endlich der Adel entschließen, 620 den Archonten Drakon mit der Aufzeichnung und Ver- 620. öffentlichnng des Gewohnheitsrechtes zu beauftragen. Indessen je schärfer hierdurch die Strenge desselben hervortrat, desto mehr wuchs die Unzufriedenheit des gedrückten Volkes. 3. Diese Zustände wollte (616?) der ehrgeizige Eupatride Kyl on benutzen, um mit Hilfe von Kriegsleuten seines Schwiegervaters, des Tyrannen Theagenes von Megara (S. 30), sich *) Neben den 3 Ständen erscheinen die 4 altionischen Phylen der Geleontes, Hopletes, Aigikoreis, Argadeis, jede zu 3 Phra-trien von je 30 Geschlechtern. 2) Die wirtschaftliche Notlage war zum großen Teil auch durch den Übergang von der einfachen Naturalwirtschaft zur Geldwirtschaft (beginnende Münzprägung, Anhäufung des Kapitals) bedingt, der sich im 7. Jahrh, infolge der Ausdehnung des hellenischen Handels über das ganze Mittelmeer allmählich vollzog. In Attika kam dazu noch die Konkurrenz des handelsmächtigen Megara, welches durch die Einfuhr billigen pontischen Getreides den kleinen Bauer zu Grunde richtete.

5. Erzählungen aus der Weltgeschichte - S. 148

1888 - Kreuznach [u.a.] : Voigtländer
— 148 — Speise mehr an den Mund bringen, der Mund wollte sie nicht aufnehmen und die Zähne sie nicht zermahlen. Da befand sich freilich der Magen sehr übel. Aber auch die Glieder erschlafften und wurden welk und elend. Jetzt erkannten sie, daß doch der Magen es sei, der ihnen allen durch die Säfte der empfangenen Speisen Kraft und Frische verleihe. Und sie söhnten sich wieder aus mit ihm". Die Plebejer verstanden den Sinn dieser Erzählung und sahen ein, wie auch ihnen die Trennung von den Patriziern verderblich werden müsse. Sie forderten daher nur, daß die schwere Schuldenlast ihnen abgenommen und Bürgervorsteher (Volkstribunen) eingesetzt würden, welche sie gegen Bedrückungen durch die Patrizier schützen sollten. Als ihnen diese Forderung bewilligt wurde, kehrten sie nach Rom zurück. 3. Die Zehnmänner. — Doch auch jetzt hatten die Plebejer noch manches zu erleiden. Die Richter, welche nur aus den Patriziern gewählt werden durften, entschieden in Streitigkeiten nach altem Herkommen oder nach ihrem Gutdünken, da es in Rom noch keine geschriebenen Gesetze gab. Die Plebejer klagten daher über Willkür und verlangten feste, aufgezeichnete Gesetze. Ungern gaben die Patrizier nach, und es wurden nun angesehene Männer mit der Gesetzgebung beauftragt. Weil ihrer zehn waren, nannte man sie die Zehnmänner. Bis zur Vollendung ihres Werkes wurde ihnen zugleich die Regierung des Staates übertragen. Sie brachten nun auch endlich die Gesetze zustande, die auf zwölf Tafeln eingegraben und öffentlich aufgestellt wurden. Aber nun wollten sie von der Herrschaft nicht abtreten und drückten das Volk durch arge Gewaltthaten. Die schwerste Unthat beging der vornehmste unter ihnen, Appius Claudius. Er ließ die Tochter eines tapferen Kriegers, Virginia mit Namen, auf offener Straße ergreifen, um sie zu seiner Sklavin zu machen. Schon wurde das arme Mädchen fortgeführt, da eilte der Vater herbei, und weil er seine Tochter aus der Gewalt des mächtigen Mannes nicht mehr befreien konnte, ergriff er ein Messer und stieß es ihr ins Herz. Denn lieber wollte er sein Kind töten, als es dem schändlichen Appius überlassen. Diese gräßliche That brachte das ganze Volk

6. Das Altertum - S. 50

1888 - Breslau : Trewendt
50 Die Tyrannis. 7. Die Tyrannis, insonderheit die der Pewratiden in Athen 560510. 34. Die Tyrannis. ^Entstehung und Bedeutung.^ Die Verfassung hatte in den meisten griechischen Staaten denselben Entwickelungs-gang durchgemacht: Auf die Monarchie oder Knigsherrschaft war fast allgemein die Aristokratie oder Herrschaft des Geburtsadels*) und in den Kolonieen fast immer die mildere Fonn derselben, die Timo-kratie oder Herrschaft der Vermgenden, gefolgt. Die groe Masse des Volkes strebte aber naturgem nach weiterer politischer Berechtigung, zumal in den Seestdten, wo der Geist der Freiheit sich immer lebhafter regt; um nun die politische Gleichheit zu erlangen, lieen es sich die unteren Stnde wohl gefallen, da aus der Aristokratie selbst einzelne Fhrer auftraten, welche (im 7. und 6. Jahrhundert) eine neue Form der Monarchie, die Tyrannis, begrndeten. Die meisten Tyrannen erwarben sich bedeutende Verdienste um ihre Staaten, indem sie wirklich die unteren Klassen materiell besser stellten und Knste und Wissen-schaften zu heben suchten; ihre Herrschaft artete aber nur zu oft in Willkr, Steuerdruck und Grausamkeit aus und hatte daher keinen langen Bestand. Nach ihrer Beseitigung brach sich dann die demokratische Verfassung sast berall Bahn, auer in Sparta, wo die lykurgischen Ein-richtungen nur mit um so grerer Strenge zur Durchfhrung kamen 2). >) In einzelnen Orten artete die Aristokratie auch zur Oligarchie aus, d. h. zur Herrschaft eines einzelnen Geschlechts oder einiger weniger Familien. 2) Die bekanntesten Tyrannenherrschaften sind folgende: 1. Orthagras zu Sikyou und sein Geschlecht, welches dem altionischen Stamme angehrte, herrschten 100 Jahre (665565). 2. Kypslos zu Korinth strzte 655 die Oligarchie der Bakchiadeu und ver-erbte die Herrschaft auf seinen Sohn Periandros (einen der 7 Weisen), dessen Neffe Pfammetich 581 einer Verschwrung erlag. 3. Theagenes von Megara begrndete um 600 eine kurze Tyrannis; in den darauf folgenden Parteikmpfen, welche von dem Elegiendichter Thegnis ge-schildert werden, verzehrte sich die Kraft des kleinen Staates. 4. Pittkos auf Lesbos, um 600, war kein eigentlicher Tyrann, sondern ein vom Volke selbst gewhlter Feldherr und Staatsmann (aiau^Ttj;); er fhrte unbeirrt durch die bestndigen Anfeindungen der aristokratischen Partei eine beraus wohlttige Regierung. Sein Hauptgegner war Alkos, während sich die gleichfalls aristo-kratisch gesinnte Dichterin Sapph o (Horaz Iv, 9) von politischer Leidenschaft fem hielt. 5. Polykrtes von Samos grndete um 540 eine mchtige Seeherrschaft und zog Knstler und Dichter an seinen Hof, darunter die Lyriker Anakrvon von Teos und Jbfkos von Rhegion. der seine Freundschaft mit Am^sis von gypten und seinen Tod 522 s. Herobot (Iii, 39 ff. 120 ff.)

7. Das Mittelalter - S. 97

1897 - Leipzig : Dürr
97 zerfallen und eine mehr buerliche gewesen, so war sie jetzt eine ber-wiegend gewerbtreibende und schied sich in geschftlich selbstndige und abhngige Leute, oder, wie man damals sagte, in Reich und Arm". Auch im stdtischen Regiment hatte sich manches verndert. Die ehemalige Herrschaft des frstlichen Grundherrn war ganz verschwunden; die Städte regierten sich wie kleine Republiken selbstndig; an ihrer Spitze standen Brgermeister und Ratsherren. Aber die Herrschaft der Geschlechter" war vielfach durchbrochen; meist gewaltsam hatten sich die Znfte einen Anteil am Stadtregiment verschafft. Ja hier und da fing sogar der kleine Mann schon an zu murren und wollte fr die Abgaben und Steuern, die er zum Stadtsckel zahlte, auch ein Wrtchen mit reden drfen, wo es sich um gemeiner Stadt Sache" handelte. Die Städte hatten im 13. und 14. Jahrhundert durch ihre Ver-eiuigung zu Bndnissen eine hervorragende Rolle gespielt, und auch, als sie nach König Wenzels Zeit diese politische Bedeutung ein-bten, blieben sie immer noch von bemerkenswerter Wichtigkeit. Denn Kaiser und Fürsten bedurften immer mehr des Geldes, dieses neuen Verkehrs- und Machtmittels, und Geld wurde eben durch den Handel und das Gewerbe der Städte erzeugt und strmte gleichsam den Stdten zu. Daher waren Thatkraft und Selbstbewutsein der Brger gar mchtig gewachsen, und mit Stolz und Liebe zugleich hing ein jeder von ihnen an seiner Vaterstadt. Das alles kam nun aber auch im uern Aussehen zum Ausdruck, das die deutschen Städte im 14. Jahrhundert annahmen und im 15. durchweg aufweisen. Kriegerisch war das Bild, das die Stadt jener Zeit schon beim ersten Anblick gewhrte. Hinter dem Stadtgraben erhob sich die hohe Stadtmauer. Sie war aus Quadern und Ziegeln stattlich emporgefhrt, mit vorspringenden und aufgebauten, eckigen und runden Bastionen und Trmen bewehrt und durch berragende Erker zur Verteidigung verstrkt. Schiescharten und Holzgalerien, die an der Innenseite der Mauer, namentlich hinter der obern Brust-wehr angebracht waren, dienten zur Aufstellung der Scharfschtzen und anderer Verteidiger; in den Trmen und auf den Bastionen wurden die Geschtze. Ballisten, Katapulte und immer mehr auch Donner-bchsen, aufgestellt. Starkbefestigte Thore mit mchtigen Thor-trmen schtzten die Eingnge zur Stadt, und die Brcken, welche dort der den Stadtgraben fhrten, waren auf der ueren Seite des 7*

8. Die vorchristliche Zeit - S. 97

1877 - Leipzig : Brandstetter
97 so überdrüssig geworden, daß sie bei Todesstrafe Jedermann verboten, von der Eroberung der Insel noch ferner zu reden. Das dünkte dem Solon schmachvoll, zumal da er wußte, daß viele junge Männer sich nach einer Erneuerung des Kampfes sehnten. Aber das Gesetz wollte er auch nicht übertreten. Da ließ er denn in der Stadt das Gerücht verbreiten, er sei wahnsinnig geworden. Zu Hause aber verfaßte er ein Gedicht, worin er die Athener mit kräftigen Worten zur Eroberung der Insel ermahnte, und dies Gedicht lernte er auswendig. Dann lief er auf den Markt, einen Filzhut auf dem Kopfe, sprang wie ein Irrsinniger umher und deklamirte sein Gedicht. Die versammelte Menge hörte aufmerksam zu und Alles klatschte den Worten Solon's Beifall. Das unlängst gegebene Gesetz ward aufgehoben, ein neuer Feldzug beschlossen. Solon leitete den Zug und die Megaräer wurden gänzlich geschlagen. Durch diesen glücklichen Erfolg stieg Solon's Ansehen bedeutend; aber noch gefeierter ward sein Name, als er seine Stimme zum Schutz des delphischen Tempels erhob. Die Einwohner von Kirrha hatten einen zum Gebiet des delphischen Apollo gehörenden Landstrich sich zugeeignet, dazu mehrere Weihgeschenke aus dem Tempel geraubt. Da erklärte Solon, Athen dürfe diesem Frevel gegen das allen Griechen heilige Orakel nicht ruhig zuschauen und müsse den Delphiern Hülse leisten. Die Athener schlossen sich dem Bundesheere an und das Tempelgebiet wurde gerettet. 3. Was aber den weisen Solon Tag und Nacht beschäftigte und ihm die meiste Sorge machte, war die Rohheit der Sitten in Athen und die drückende Lage des Volks. Dem Uebel konnte nur durch eine ganz neue Verfassung abgeholfen werden; die Athener sehnten sich nach neueren und besseren Gesetzen, wie die Spartaner zu Lykurgos' Zeiten. Wer hätte aber besser ein neues Gesetz zu entwerfen vermocht als Solon, der zwischen den Armen und Reichen unparteiisch in der Mitte stand! Zu diesem Zweck wurde Solon (594 v. Chr.) zum Archonten erwählt. Seine Freunde riechen ihm, er möchte die erlangte Würde benutzen, die Alleinherrschaft (Tyrannis) von Athen zu gewinnen. Aber Solon antwortete, daß er nicht seine Ehre suche, sondern das Volk der Athener groß und glücklich machen wolle. So blieb er streng in den Grenzen seines Amtes. Sein erstes Werk war, die Armen von ihrer Schuldenlast zu befreien. Er wollte aber die Schuldner nicht ganz von ihrer Schuld entbinden, auch den Gläubigern nicht die ganze Schuldforderung entreißen, sondern er schlug einen Mittelweg ein. Die hohen Zinsen, welche für ein geliehenes Kapital zu zahlen waren, wurden herabgesetzt, dagegen ward der Geldwerth erhöhet, denn Solon ließ aus je 75 Drachmen fortan 100 Stück prägen, und diese leichtere Münze mußten die Gläubiger an Zahlungsstatt annehmen. Zugleich wurde festgesetzt, daß kein Armer wegen Zahluugs- ©cu.be, Geschichtsbilder, i. 7

9. Erdkunde von Europa (ohne Deutschland) und die außereuropäischen Erdteile, allgemeine Erdkunde, Kultur- und Wirtschaftsgeographie, Geschichte, Tierkunde, Pflanzenkunde, Erdgeschichte, Menschenkunde und Gesundheitslehre, Physik und Chemie - S. 192

1914 - Karlsruhe i.B. : Braun
192 und mit ihm der größte Teil seines Volkes. Fränkische Grasen iiberwachten fort- an die Ordnung und Sicherheit des Landes. Im Sachsenvolke aber blieb der Haß gegen die fränkischen Sieger noch Jahrhunderte lang lebendig. Die Marken. Noch war es bei manchen umwohnenden Heidenvölkern Sitte, zur Erntezeit in das deutsche Land einzufallen, die Dörfer zu verwüsten und die Bewohner samt ihrer Habe fortzuführen. Unermüdlich zog Karl gegen die Friedensstörer zu Felde, um sie zu strafen und die Grenzen vor ihren räuberischen Überfällen zu schützen. So besiegte er nach einander die Dänen im Norden, die Slaven östlich der Elbe und die Avaren in Ungarn; selbst in Spanien kam er den kleinen christlichen Völkern gegen die mohammedanischen Mauren zu Hilfe und trieb diese bis zum Ebro zurück. — Die unterworfenen Grenzlande nannte man Marken. Über sie fetzte der König Markgrafen, welche die Pflicht hatten, die Grenzen gegen feindliche Angriffe zu verteidigen. So entstand die Spanische Mark, die Sorbische Mark zwischen der Saale und mittleren Elbe und die Ostmark an der Donau (später Österreich). In Italien hatte schon Karls Vater Pipin die fränkische Herrschaft aufgerichtet. Die Verwaltung des Reiches. Das Reich war in G a u e eingeteilt, welche von königlichen Beamten, Gaugrafen, verwaltet wurden. Diese mußten über sedes Unrecht, das geschah, Gericht halten. Dabei standen ihnen angesehene Männer aus dem Volke zur Seite und halfen, das rechte Urteil finden; man nannte sie Schöffen. Karl verlangte von den Richtern strenge Gerechtigkeit gegen jedermann; besonders machte er ihnen den Schutz der Armen und Waisen zur Pflicht. — Besondere Minister, Königsboten genannt, bereisten all- jährlich das ganze Reich. Vor ihnen konnte jedermann erscheinen, der glaubte, es sei ihm von dem Gaugrafen ein Unrecht angetan worden, um seine Klagen vorzubringen. — Drohte der Ausbruch eines Krieges, so rief auf des Königs Befehl der Gaugraf alle wehrfähigen Männer zu den Waffen und führte sie dem Heere zu; man nannte das die Aufbietung des Heerbannes. — Im Sommer jedes Jahres versammelte Karl die Grafen und Bischöfe mit ihrem Ge- folge, um Heerschau zu halten und kiinftige Regierungsgeschäfte zu beraten. Karl in Italien. In Italien hatten die von Karls Vater Pipin unterworfenen Langobarden sich wieder selbständig gemacht. Ihr König Defiderius er- strebte die Oberherrschaft über ganz Italien und bedrängte den Papst in Rom, der sich seiner Herrschaft nicht fügen wollte. Der Papst wandte sich um Hilfe bittend an König Karl. In raschem Zug überschritt Karl die Alpen. Er nahm Defiderius in seiner Hauptstadt Pavia gefangen und fetzte sich selbst die lombar- dische Königskrone aufs Haupt. Der Kirchen st aat, den einst Pipin dem Papst geschenkt hatte (das Gebiet um Ravenna und Rom), wurde dem Papste zu- rückgegeben, aber zugleich unter den Schutz des Frankenkönigs gestellt. Karl war nun der mächtigste Fürst in Europa. Sein Reich erstreckte sich von der Eider bis zum Ebro und Tiber, vom Atlantischen Meer bis nach Ungarn hinein. Alles Volk sah in ihm den Schirmherrn des Friedens und den Beschützer der christlichen Kirche. Als er zum Weihnachtsfest des Jahres 800 in Rom weilte, setzte ihm Papst Leo Iii. unter dem Jubel des anwesenden Volkes die r ö m i s ch e Kaiserkrone aufs Haupt. So entstand für das alte Deutsche Reich der Name: „Heiliges Römisches Reich deutscher Nation". (Abb. S. 191.) Im Jahre 814 starb Kaiser Karl zu Aachen und wurde im Dom daselbst beigesetzt. Die Nachkommen aus seinem Geschlecht heißen nach ihrem großen Ahnherrn die Karolinger.

10. Bd. 1 - S. 603

1835 - Eisleben : Reichardt
603 Oesterreich. einem Seegefechte zurückkehrenden Doge einen Ring ein, mit fol- genden Worten, die er im Angesichte des ganzen Volks sprach: „Venezianer, bedient euch desselben als einer Kette, die das Meer eurem Reiche Unterthan erhalt. Vermahlt euch demselben, jährlich mit diesem Ringe. Es erneuere sich diese Ceremonie alle Jahre, auf daß die Nachwelt wisse, daß die Venezianischen Waffen sich die Herrschaft über das Meer erkämpft haben, und daß es ihnen so unterthanig ist, wie das Weib dem Manne?' Zu jener Zeit, wo die Republik eine bedeutende Seemacht besaß, war diese Ceremonie nicht unpaffend, späterhin aber, da ihre Seemacht ganz herabgesunken war, hatte sich diese Vermahlung in eine leere Ce- remonie verwandelt, die jedoch noch immer bis zum Aufhören der Republik gefeiert wurde. Von dem Ufer der Piazetta lief jedes- mal der Bucentaurus, unter dem Donner des Geschützes, und umgeben von einer Menge Barken und Gondeln, welche die La- gunen bedeckten, aus. Sobald derselbe im Adriatischen Meere an- gelangt war, erhob sich der Dogge, empfing aus den Handen des Patriarchen den geweihten Ring und warf ihn ins Meer, indem er die vom Pabste ausgesprochene Formel wiederholte. Man be- deckte hierauf die Fluthen mit Blumenguirlanden, um gleichsam die Neuvermählte zu bekränzen. Padua, eine uralte Stadt, alter als Rom, zeichnete sich in den Zeiten der Römischen Größe durch Volksmenge und Reich- thum aus, und soll auch noch im 13. Jahrhunderte 100,000 E. gehabt haben, kam aber unter Venezianischer Herrschaft sehr von ihrem Flor herab, und zahlt jetzt nur gegen 34,000 E., ohne die zur Stadtgemarkung gehörenden Umgebungen, mit welchen gegen 48,000 E. herauskommen. Das den Italienischen Städten eige- ne alterthümliche Aussehen ist hier besonders auffallend. Die Hauser sind hoch, meist vor Alter schwarz und häufig von Gothi- scher Bauart; die Gassen eng, unregelmäßig und gewöhnlich auf beiden Seiten mit Arkaden besetzt. Diese Arkaden sind äußerst bequem, da sie vor Staub, Regen und Sonnenhitze schützen und die Fußgänger zugleich vor der Gefahr des Ueberfahrenwerdens sichern; sie tragen aber sehr viel dazu bei, der Stadt ein düsteres todtes Ansehen zu geben, weil die offene Straße immer menschen- leer bleibt. Der ungeheure Platz, ?rato della valle (vorher Campus Martins), überrascht den Reisenden um so mehr, je beengter und düsterer die Stadt ist. Er umfaßt einen Raum von 19,188 Q. Klaftern, der kreisförmig von Gebäuden umgeben ist. In der Mitte desselben bildet ein breiter Kanal eine ovale, mit schönen Alleen und Baumgruppen bepflanzte Insel, welche der schönen Welt zum Versammlungß - und Vergnügungsorte dient. Der Kanal ist mit Quadern ausgemauert, und zu beiden Seiten erheben sich auf hohen Postamenten 36 Bildsäulen berühmter Männer, welche entweder in Padua geboren sind, oder daselbst

11. Deutsche, besonders brandenburgisch-preußische Geschichte bis zur Gegenwart - S. 101

1903 - Hannover-List [u.a.] : Carl Meyer (Gustav Prior)
und stellte sich damit auf die Seite sterreichs und des Deutschen Bundes, die auch diesen Forderungen Preuens entgegen waren. Preußen aber verlegte im April 1865 seine Ostseemarinestation von Danzig nach Kiel und bezeugte damit, da es die Herrschaft der die Herzogtmer be-halten wollte. Die Feindschaft zwischen sterreich und Preußen wuchs. Aber noch einmal verstndigten sich beide in dem Vertrage.von Gaieju., 1865, worin bestimmt wurde, da Preußen Schleswig und sterreich Hol-stein verwalten sollte. der die Zukunft der Herzogtmer wollten sie aber nur nach vorheriger Verstndigung entscheiden. Lauenburg erhielt Preußen, das an sterreich fr das Mitbesitzrecht 53/4 Millionen Mark zahlte. Bismarck wurde in den Grafenstand erhoben, da er den Vertrag zustande gebracht hatte. Aber auch diese getrennte Verwaltung konnte nicht von Dauer sein. Die sterreicher duldeten in Holstein alle Umtriebe zugunsten des Augustenburgers; ja schlielich berief ihr Fhrer Gblenz die Vertreter Holsteins zu einer Versammlung, die Friedrich von Augusten-brg zu ihrem Herzog whlen und ihn einsetzen sollte. Damit hatte fter-reich der die Zukunft der Herzogtmer ohne vorherige Verstndigung mit Preußen entschieden, also den Gasteiner Vertrag gebrochen. Daher rckten die Preußen unter Manteusfel in Holstein ein; Gablenz zog mit seinen Truppen nach Bhmen ab. Seit dem Mrz 1866 rstete sterreich; auch die Preußen begannen damit. Zugleich schlo Preußen ein Schutz- und Trutzbndnis mit Italien, das Venetien erobern wollte. Am 14. Juni beschlo auf fter-reichs Antrag der Deutsche Bund, alle nichtpreuischen Truppen kriegsbereit zu machen. Darauf erklrte der Vertreter Preuens, da damit der Deutsche Bund aufgelst sei, und verlie die Versammlung. Der Krieg war erklrt. Auf Preuens Seite standen nur die Kleinstaaten Oldenburg, beide Mecklenburg, Braunschweig, Anhalt, die thringischen Staaten und die Hansastdte Hamburg, Bremen und Lbeck. Dagegen kmpften alle deutschen Mittelstaaten, von denen Sachsen, Hannover und Kurhessen Preuens Nachbarn waren, als Bundesgenossen sterreichs.^. 2. Verlauf des Krieges, a) Besetzung Norddeutschlands. Am 16. Juni rckten preuische Heere gleichzeitig in Hannover, Kurhessen und Sachsen ein. Hannover besetzten Vogel von Falkenstein von Westfalen aus und Manteusfel von Holstein aus; am 17. zog man in die Haupt-stadt ein. General Beyer drang aus der Rheinprovinz in Kurhessen ein und erreichte am 19. Kastel. Der Kurfürst, der sich seinem nach Sden entweichenden Heere nicht angeschlossen hatte, wurde als Gefangener nach Stettin gefhrt. Sein Heer vereinigte sich mit den sddeutschen Truppen,

12. Deutsche Geschichte für Schule und Haus - S. 82

1898 - Hannover [u.a.] : Carl Meyer (Gustav Prior)
schweren lassen, sondern wie es eine Herrschaft einem verleiht, also soll er es besitzen. Der Herr soll nicht mehr Dienste begehren als vereinbart sind, und wenn es doch geschieht, so soll er dafür geben, was sich gehört. Auch sind wir beschwert der Beholzung wegen; denn unsere Herrschaften haben sich die Hölzer alle allein zugeeignet, und wenn der arme Mann etwas bedarf, so muß er's ums doppelte Geld kaufen. Unsere Meinung ist, die Hölzer sollen wieder der ganzen Gemeinde anheim fallen. Auch hegt in etlichen Orten die Obrigkeit das Wild uns zu Trotz und Schaden, und wir müssen leiden, daß uns das Unsere die Tiere verfressen. Das ist wider Gott und den Nächsten. Endlich sind wir beschwert, daß man uns nicht straft nach Gestalt der Sachen, sondern zuzeiten aus großem Neide und Parteilichkeit. Unsere Meinung ist, uus nach alter geschriebener Strafe zu strafen, je nachdem die Sache gehandelt ist. 3. Diese Forderungen wurden von allen Wohlwollenden und rechtlich Denkenden anerkannt, aber die Bauern selbst trugen am meisten dazu bei, daß sie nicht erfüllt wurden. Durch gewissenlose Aufrührer ließen sie sich verführen und zogen wie Räuberbanden durch das Laud. Dadurch wurden die Fürsten aufgebracht und rüsteten sich, der Bewegung entgegen zu treten. In mehrern Treffen wurden die Bauern völlig geschlagen und darauf blutige Rache an ihnen genommen. Nichts hat unserm Volke aber mehr geschadet als dieser Krieg. Von da an wurde die kirchliche Reformation im Süden unterdrückt, die Spaltung des Volkes in zwei verschiedene Bekenntnisse verschuldet, ja der Same des dreißigjährigen Krieges gestreut. Der schreckliche Krieg brachte die Fürsten zu der Meinung, daß die Belastung der Bauern nicht nur gerecht, sondern sogar notwendig sei, um das Land vor Ausruhr zu schützen. Deshalb wurden den Bauern die wenigen Rechte, die sie vor dem Kriege hatten, auch noch genommen: sie durften keine Versammlungen und kein Gericht mehr halten, nicht mehr mitwählen, wenn ein neuer Beamter berufen wurde, und fortan keine Waffen mehr tragen. Damit war den Bauern der letzte Rest der alte.n Volksfreiheit und zugleich die Möglichkeit genommen, sich aus eigener Kraft wieder aufzuhelfen. 63. Wie sich Brandenburg smfr Preußen einten. 1. Solange die Ordensritter in der ursprünglichen Einfachheit und Ordnung lebten, ging es dem Ordenslande Preußen unter ihrer Herrschaft gut, und die Macht der Ritter war wohl gefestigt; als aber in langen Friedensjahren und durch wiederholte siegreiche Kriege sich Reichtum und Ansehen der Ritter mehrten, da lockerte sich auch die alte Zucht und Sitte, und Wohlleben und Genußsucht traten an deren Stelle. Die Adeligen und Städte wollten sich nun nicht mehr die Herrschaft der Ritter gefallen lassen, weil sie hart und ungerecht geworden war, machten einen

13. Die deutsche Geschichte - S. 15

1855 - Essen : Bädeker
15 lang nachher die Erschlagenen als Geister mit einander ringen läßt. Jeder Theil behauptete das Schlachtfeld; aber in der Frühe des fol- genden Tages trat Attila den Rückzug an. Aetius ließ ihn ruhig ab- ziehen, und die verbündeten Völker kehrten in ihre Heimath zurück. Wie darauf Attila Aquileja zerstörte und dadurch zur Gründung Venedigs Veranlassung gab, wie er dann durch Seuchen und Mangel genöthigt wurde, von der Eroberung Italiens abzulassen,.gehört zunächst nicht in unsere Geschichte; dies aber um so mehr: daß er schon 453 in der Hochzeitsnacht plötzlich starb, mit ihm die Hunnenmücht zerstob, und die unterjochten Völker wieder in die Freiheit traten. §. 21. Odoaker macht der römischen Herrschaft im Abendland ein Ende. Die Völkerwanderung hatte Rom einen Stoß versetzt, den es nicht lange überleben konnte. Es hatte schon längst unter fremdem Einflüsse gestanden', auf fremden Schultern geruht. Die Leibwache seiner Kaiser bestand schon von Augustus' Zeiten her großenthcils aus Deutschen, und sie beherrschte nicht selten ihren Herrn, oder bot gar die Kaiserkrone dem Meistbietenden feil. Den Kern der Legionen bildeten deutsche Söld- linge, ja ganze deutsche Völkerschaften standen im römischen Sold. Deutsche führten als Minister die Staatsgeschäfte, erhoben Kaiser und stürzten sie. Endlich setzte Odoaker dieser unwürdigen Schatten- herrschaft ein Ziel. Er war ein Fürst der Rugier und Heruler und mit seinem Volk in den römischen Dienst getreten. Von dem Kaiser gekränkt, dachte er, ein Mann von Geist und Kraft, es sei an der Zeit, diesen elenden Thron umzustoßen, und für sich einen neuen zu erbauen. Ohne Umstände verbannte er den Kaiser Romulus, den man spottweise Augustulus nannte, auf ein Schloß in Campanien, und Keiner erhob seinen Arm zu dessen Schutze. Er selbst verschmähte den Kaisertitel, und wollte nur „König der deutschen Völker in Italien" heißen. So ging Roms Herrschaft unter im 1230. Jahre der Stadt,' tut 470. nach Christi Geburt, durch einen deutschen Mann von der Ostsee, und der halbtausendjährige Kampf der Deutschen wider die Römer war siegreich ausgefochten. Mit diesem großen weltgeschichtlichen Er- eigniß schließt der erste Zeitraum unserer alten Geschichte. §. 22. Derzeitiger Bildungsstand der Deutschen. Die Weisheit Gottes, welche die Geschicke der Welt zu ihrem Heile lenkt, hatte die deutsche Nation ausersehen, an die Stelle der römischen zu treten, sobald die Zeit erfüllet sein würde. Sie sollte die in ihren Lüsten verkommene und erschlaffte Römerwelt mit frischen, reinen Lebens- kräften durchdringen und neugestalten, zuvor aber von ihr wenigstens mit Ehrfurcht vor dem durchdrungen werden, was diese Großes, Schö- nes, Edles und Göttliches voraus hatte. Die Römerwelt war bei aller sittlichen Verderbtheit die Bewahrerin und Pflegerin von Kunst und Wissenschaft, die Lehrerin der Völker, und durfte nicht eher erliegen, als bis der Sieger reif geworden war, die köstlichen Geistesschätze, die

14. Fünfzehn Jahrhunderte - S. 167

1855 - Freiburg im Breisgau : Herder
Das Karolingische Reich. 167 des Königs zu machenden Forderungen zu halten har. Dieses Verhält- niß heißt Eremtion, das erimirte Gebiet Immunität und der Beamte, der das Gebiet oder dessen Herren und dessen Insassen vertritt, Advo- catus oder Vogt. Aehnlich einer solchen Vogtei oder Schirmherrschaft ist das Verhällniß, in welchem der Kaiser sowohl der ganzen Kirche, als den der besonder» Verwaltung des Kirchenoberhauptcs untergebenen Gebieten gegenüber steht. Das Verhältniß mußte nur dadurch oft ein schwieriges werden, daß die königliche Gewalt, welcher gegenüber dem- nach die Schirmherrschaft auszuüben war, sich mit der kaiserlichen, durch welche sie geübt wurde, in einer Person vereinigt fand. Es folgt hier- aus, daß für die Folge die Kaiserwürde nur durch die Krönung von Seiten des Papstes übertragen werden konnte, daß aber dieses keine Uebertragung der Herrschaft über das Reich, sondern eine Uebertragung des auf die Kirche bezüglichen Amtes war, und daß der Eid, den der Kaiser vor der Krönung dem Papste zu leisten hatte, nicht Unterwürfig- keit, sondern Ergebenheit und Ehrerbietung bezeichnete, die zugleich einem möglichen Ueberschreiten der Grenzen kaiserlicher Gewalt Vorbeugen sollte. Von der andern Seite war der Papst als weltlicher Regent eines besonderen Gebietes, des nachher sogenannten Kirchenstaates, keines- wegs dem Kaiser unterthan, da er die weltliche Herrschaft vor Erneue- rung des Kaiserthums gehabt hatte und eine Abtretung derselben nicht erfolgt war. Dennoch brachte die gemeinschaftliche Beziehung der kaiser- lichen und der päpstlichen Würde auf die Kirche es mit sich, daß der Kirchenstaat im Bereiche der kaiserlichen Macht lag, wenn er auch bei einer strengen Scheidung der kaiserlichen und der königlichen Macht nicht im Bereiche der königlichen gelegen haben würde. Vermöge seines kaiserlichen Amtes hatte der Kaiser, da dasselbe sich nicht bloß auf die Kirche im Ganzen, sondern auch auf das Gebiet der Kirche von Rom bezog, in diesem Gebiete namentlich auch Gerichtsbarkeit anszuüben. Es war aber auch die Erhebung zur päpstlichen Würde an eine Mitwirkung von Seiten des Kaisers geknüpft. Der Schutz, welchen dieser der Kirche zu gewähren hatte, umfaßte auch die Wahrung der Ordnung in dem Verfahren, wodurch die Kirche ihr jedesmaliges Ober- haupt erhielt. Ebenso mußte eine Quelle der Entscheidung für den Fall zwiespältiger Wahl vorhanden sein. Dieses Bedürfniß hat sogar den arianischen Oftgothenkönig Theodorich zum Schiedsrichter über Papst- wahl gemacht. Derselbe leitete daher den Anspruch auf das Recht der Einsetzung, und nach Zerstörung seines Reiches übten die oströmischen Kaiser ein Bestätignngsrecht. Nach der durch Erneuerung des Kaiser- thums begründeten Ordnung wurde es erforderlich, daß der Kaiser die Anerkennung dessen aussprach, der zur kirchlichen Regierung erhoben war, und mit welchem er gemeinschaftlich die Völker lenken sollte.

15. Altertum - S. 163

1911 - Leipzig : Quelle & Meyer
Rom als Weltmacht 163 jeher nicht als eine Angelegenheit des Staates, sondern als Privatsache betrachtet und behandelt, lag in den Händen griechischer Sklaven, denen der vornehme Römer die Erziehung und Unterweisung seiner Kinder anvertraute. Aus dem Einfluß dieser Lehrer erklärte sich die Vorliebe, die Männer wie der jüngere Scipio, Flamininus und Ämilius Paullus dem Griechentum entgegenbrachten. Selbst Kato, der starre Vertreter des Römertums, konnte Katos versieh dem griechischen Einfluß nicht entziehen. Noch als Greis Kampf eignete er sich die Sprache des besiegten Volkes an, und sein Haupt-werk, die „Urgeschichte“ Italiens, die erste römische Geschichte in lateinischer Prosa, entstand nach griechischen Vorbildern und Quellen. Das Zeitalter der punischen Kriege beschrieb ein Grieche, Poly bios aus Megalopolis, der Hausgenosse und Freund des Ämilius Paullus und des jüngeren Scipio. Mehr noch als die Prosa folgte die Dichtung griechischen Spuren. Einfluß Nach den bescheidenen Anfängen des Livius Andronikus und Nä- erschenc 1 vius (§123) schrieb Ennius seine „Jahrbücher“ der Geschichte un^Kutst Roms im Versmaße des Homer, zum Schaffen angeregt durch die große Zeit. Der neuen attischen Komödie entlehnten die Lustspieldichter ihre Stoffe: der volkstümlich derbe Plautus und der früh verstorbene Terenz. In gleicher Weise wie das Schauspiel verdankte Rom den Griechen die sonstigen Veranstaltungen öffentlicher Lustbarkeit: Spiele, Wettkämpfe, Wagenrennen, Musik, Gesang und Tanz. In Nachahmung griechischer Vorbilder entwickelte sich das italische Kunstgewerbe. Das „ehrwürdigste aller römischen Denkmäler“, das Erzbild der säugenden Wölfin auf dem Kapitol, trägt die Kennzeichen altionischer Kunst. Der Tempel des Juppiter Capitolinus war ein Bau im dorischen Stil. Aber mit der Lebenslust und Schaffensfreude der Griechen zog Untergang auch ihre Zweifelsucht in Rom ein, mit den orientalischen Gottheiten sehen Re-der Aberglaube und die Unsittlichkeit. Der Glaube an eine durch die llgi0n Götter begründete und von ihnen geschützte W eltordnung kam ins Wanken. Die Gottesfurcht schwand unter dem Einfluß der griechischen Philosophie. Aus Gründen des Staatswohles wurden die griechischen Philosophen und Rhetoren ausgewiesen (161) und die lateinischen Rhetorenschulen geschlossen (92), freilich ohne Erfolg. Die einfache Lebensführung der guten alten Zeit und die abgeschlossene Eigenart des römischen Volkstums war unwiederbringlich dahin. Übersicht zu § 122—128: In der Blütezeit der Republik unter der Herrschaft des Senats (266—133) erhob sich Rom zur Weltmacht. Seine Eroberungen im Westen (264—201) brachten durch den ersten punischen Krieg (264—241) Sizilien, 238 Sardinien und Korsika, 218 Oberitalien, durch den zweiten punischen Krieg (218—201) Spanien zum Reiche. Die Eroberungskriege

16. Faßlicher Unterricht in der Menschen- und Weltkunde - S. 124

1832 - Heidelberg : Oßwald
124 den, i» welchem Frankreich alle seit 1792 gemachten Eroberungen verlor. ll) Der deutsche Bund. Fast die Halste der europäischen Staaten war durch die über 25 Jahre geführten Kriege in große Verwirrung gerathen, und es bedurfte vieler Ausgleichungen, um die Ordnung wieder herzustellen. In dieser Absicht kamen, einem zu Paris abgeschlossenen Vertrage ge- mäß, die verbündeten Herrscher Europa's zu Ende 1814 in Wien zusammen. Das Ganze, so wie das Einzelne, wurde hier zur Sprache und Entscheidung gebracht, und die Staaten Deutschlands und Eu- ropeas lo geordnet, wie wir sie in der Geographie bereits kennen ge- lernt haben. Die Länder des deutschen Reiches aber wurden zu einem Staatenbunde, unter dem Namen der deutsche Bund, erhoben- Dieser Bund zählt gegenwärtig 39 Regenten: 1 Kaiser, 5 Könige, 7 Großherzoge, 1 Kurfürsten, 9 Herzoge, 11 Fürsten. 1 Landgrafen und 4 freie Städte. Die beständige Bundesversammlung, der Bun- destag, durch welchen die Angelegenheiten des Bundes berathen und geschlichtet werden, nahm unterm Vorsitz des Kaisers vott Östreich i>n Oktober 1816 ihren Sitz in der freien Stadt Frankfurt am Main. Auf diesem Fürstenkongresse faßten zugleich die Herrscher, um der deutschen Nation die Treue zu vergelten, welche sie in den unheil- vollen Kriegsjahrcn ihren Regenten bewiesen hatte, laut dem 13rcit Artikel der Buudcsaktc den Beschluß, daß in allen Staaten des deutschen Bundes land ständische Verfassungen eingeführt werden sollen, damit den deutschen Völkern Schutz gegen willkührliche Herrschaft und die Berechtigung verbürgt werde, durch ihre Stellver- treter gesetzlose Ausartungen der Regierungsgewalt zu verhüten, und zugleich zur Erhaltung der Staatenordnuug, des Rechts und des Eigenthums mitzuwirken. Noch waren die Angelegenheiten Europa's nicht beendet, als auf einmal Napoleon am 25 Februar 18>5 die Insel Elba verließ, am 1. März in Frankreich landete, und schon nach 20 Tagen wieder im Besitze dieses Reiches zu sein wähnte. Ganz Europa gerieth auf's neue in Bewegung, und Alles griff wieder zu den Waffen. Napoleon aber, weil ibn die verbündeten Herrscher nicht als Kaiser von Frank- reich anerkannt, vielmehr ihn in die Acht erklärt hatten, drang mit starker Heeresmacht und wieder voll stolzer Zuversicht in den Nieder- landen vor, griff die Preußen an, und erfocht auch einige Vertheile über sic; allein in der höchst blutigen Entscheidungsschlacht bei Wa- terlo (auch wegen der schönen Vereinigung der beiden Heerführer der Verbündeten Belle Alliance genannt) wurde er am-18 Juni 1815 von den Engländern und Preußen, die von den Helden Wel- lington und Blücher angeführt wurden, so auf das Haupt geschla- gen, daß er selbst kaum, der Gefangenschaft entrann, sein Heer aber in wilder Unordnung und in eiliger Flucht sein Heil suchte. Von allen Seiten drangen nun die verbündeten Heere in Frankreich ein;

17. Geschichte der neuesten Zeit - S. 93

1910 - Frankfurt a.M. [u.a.] : Diesterweg
Kaiser Napoleon Iii. Der Krimkrieg. Iii 1010iv 13. oder niederkarttschen, und das Volk, der wahre Souvern", erhob ihn im folgenden Jahr durch Plebiszit" zum Kaiser der Franzosen. Nun bemhte er sich, sein Volk durch den Glanz friedlicher Arbeiten, aber auch durch kriegerische Erfolge mit dem Staatsstreich zu vershnen und fr sich zu gewinnen. Eine groe Weltausstellung lockte eine Menge Fremder in seine aufblhende Hauptstadt, deren grozgiger Umbau den Arbeitermassen Verdienst abwarf. 2. Den ersehnten Kriegsruhm verhie die Orientalische Frage. Seit Metternichs Sturz war Zar Nikolaus der Schiedsrichter Euro- pas. Er hielt die Zeit fr gekommen, um das angebliche Testament Peters des Groen zu verwirklichen, die Trkei zu erobern, vor allem Konstanti-nopel. Es gelte nur, meinte er, dem kranken Mann", der Trkei, das Sterben zu erleichtern. Zu diesem Zweck benutzte er den Hader griechischer und lateinischer Mnche am Heiligen Grab als Vorwand, um die Schutz-Herrschaft der die Rajah im Osmanenreich zu fordern, in das alsbald feine Truppen einrckten. Der Padischah antwortete darauf mit der Kriegs-erklrung. Die Westmchte standen ihm bei. Osterreich besetzte die Donau-Frstentmer, damit der Unterlauf der Donau, seiner wichtigsten Handels-strae, nicht in russische Hnde gerate; Englnder und Franzosen fuhren, mit den Trken vereint, durch die Dardanellen und den Bosporus, um die Festung Sebastopol auf der Halbinsel Krim (Tauris) zu er-obern und den russischen Seehandel zu zerstren. Zum erstenmal seit dem Lateinischen Kreuzzug erschienen westeuropische Truppen an der Kste des Schwarzen Meeres. Aber ein volles Jahr lang schlug der Befehlshaber der Krimfeste, der Deutschrusse Graf Totleben, alle Strme ab. Nach ungeheuren Menschenverlusten durch Schlachten und Seuchen sendete Sar-dinien ein Hilfsheer. Endlich strmte General Mac Mahon den Malakow-Turm: J'y suis, j'y reste!" rief er aus, als die Feinde ihn wieder zu vertreiben suchten. Jetzt zogen die Russen ab. Der neue Zar Alexander Ii. bequemte sich zu dem nachteiligen Frieden von Paris. Der Bosporus wurde fremden, d. h. russischen Kriegsschiffen verschlossen: Rußland schied aus den Mittelmeermchten aus. Der Sultan verbrgte der Rajah durch ein Reformgesetz wirksamen Schutz. 3. Statt des Zaren war jetzt Napoleon Iii. der magebende Mann der europischen Politik. Die Welt lauschte, wenn Er" sprach. Zunchst sollte Sardinien den Lohn fr seine Hilfe erhalten und zugleich Frankreich die Schutzherrschaft der Italien erwerben, wie sie im Mittelalter das Reich innegehabt hatte. In einem Vogesenbad ver-einbarte Napoleon mit dem Minister Viktor Emanuels, dem piemonte-fischen Grafen Eavour, einen Plan, Oberitalien unter das Haus Sa-voyen zu bringen.

18. Deutsche Geschichte in Verbindung mit den Hauptmomenten der baierischen Geschichte - S. 151

1876 - Würzburg : Staudinger
151 länders Johann Tzerklas v. Tilly, den Max nach Baiern berufen und zum Generallieutenant ernannt hatte. So stand Herzog Max, zugleich das Haupt der Liga, unter allen katholischen Reichsfürsten am mächtigsten und gerüstetsten da. Wiederholungöaufgaben. 1) Die Antworten auf die Fragen Nr. 1, 14 und 18 sind fortzusetzen. „ 2) Man stelle alle Versuche deutscher Kaiser zur allmaügen Abschaffung des Faustrechts zusammen. 3) Mit welchem Recht kann behauptet werden, daß m Karls V. Reich die Sonne nicht unterging? 4) Welche Vorfälle in den Jahren 1519 und 1525 find merkwürdig? 5) Welche Kaiser hatten seit Siegmund Kämpfe gegen die Türken und mit welchem Ausgang? 6) Wodurch wurden 2 Grafen Thurn merkenswert? 7) Aus welchen Anlässen entstanden der schmalkaldische Bund und die Union und unter welchen Häuptern? 8) Mit welcher italienischen Stadt zur Zeit Barbarofsa's laßt sich eine deutsche rücksichtlich ihres Freiheitsgefühls vergleichen, welche Unfälle gingen von beiden Städten für die 2 Kaiser aus, und durch welche Verträge standen diese letztern von einem Teil ihrer bisherigen Forderungen zurück? 9) Worin zeigt sich dieser beiden Kaiser Ergebenheit gegen die Sache der Kirche neben feindlichem Auftreten gegen die Päpste? 10) Welche ähnlichen Zügen zeigen die Regierungshandlungen des Kaisers Max und des baierischen Herzogs Max? 11) Wo grenzten die Gebiete der Spanier und Portugiesen außerhalb Europa's an einander? 12) Welche Ereignisse fallen in die Jahre 1053, 1156, 1256, 1356, 1456, 1556? 13) Welches Volk hatte schon im Altertum das Kap der guten Hoffnung umfahren, von welcher Seite her und wohin? Vergleichung dieses Volks mit den Normannen. 14) Zwischen welchen Breitegraden dehnten sich die spanischen Besitzungen in Amerika aus, zwischen welchen Längegraden die portugiesischen?

19. Fünfzehn Jahrhunderte - S. 432

1855 - Freiburg im Breisgau : Herder
432 Das römisch-deutsche Reich in den beiden nächsten Jahrhunderten knüpften sich noch Befugnisse genug, die sich für jenen chm näher liegenden Zweck benutzen ließen. In Italien hatten die Ereignisse im neapolitanischen Reiche dessen Einfluß auf die Angelegenheiten der übrigen Staaten abgeschnitten. Im Norden des Landes entwickelte sich die Macht des Hauses Visconti mit einer solchen Gewalt, daß selbst andere gibellinische Herrscherfamilien, wie die zur Herrschaft von Mantua gelangten Gonzaga und die in Reggio an ihre Stelle getretenen Este, die Macht des Herrschers von Mailand als eine feind- liche fürchten mußten. Einer fürstlichen Gewalt gingen die gibellinischen Häupter, vor allen die Visconti, dadurch entgegen, daß das Söldner- wesen einriß und nicht mehr die Bürger der Städte die Kriege führten. Denn durch eine besoldete Truppenmacht konnte der Führer von der Partei, die ihn erhoben hatte, unabhängig werden, und das Besoldungs- wesen gab ihm Einfluß auf die Geldmittel der Städte, so daß er an die Spitze der Verwaltung trat, wie die richterliche Gewalt, früher von dem Podefta geübt, schon an ihn übergegangen war. Die Ausdehnung des Gebietes wurde sodann ein fernerer Schutz für das Haupt des neuen Staates, da etwanige Versuche einer einzelnen Stadt, sich der willkühr- lichen Herrschaft zu entziehen, durch die Kräfte der übrigen unterdrückt werden konnten. Schon griff die Macht der Visconti über die Lombardei hinaus. Auf der einen Seite faßten sie in der Romagna festen Fuß und auf der andern Seite beugte sich das von innerer Parteiung zer- rissene Genua so vor ihnen, daß es im Jahre 1353 sich förmlich unter- warf. Auch die Welfen in Tuscien oder Toscana wurden von ihnen bekämpft. Nur der Markgraf von Montserrat leistete ihnen noch nach- drücklichen Widerstand. Während so im nördlichen Italien eine neue große Macht sich bildete, war der Kirchenstaat im Begriff in eine Menge kleiner Herrschaften sich aufzulösen. In Rom selbst aber, wo man den zu Avignon wohnenden Gebieter fast vergessen hatte, tauchte ein abenteuerlicher Versuch auf, die Herrlichkeit des alten weltbeherrschenden römischen Volkes zu erneuern. Ein kühner und kluger Mann aus nie- derem Stande, Cola di Rienzi, lieh den träumerischen Erinnerungen an Roms alte Größe begeisterten Ausdruck und stieg zu solchem Ansehn empor, daß er im Jahre 1342 als Mitglied einer Gesandtschaft, die Papst Clemens Vi. zur Rückkehr nach Rom einladen sollte, das Wort führte, obgleich der große Dichter Petrarca aus Arezzo (geboren im Jahre 1304, gestorben im Jahre 1374) dabei zugegen war. Im Jahre 1347 riß er das Volk zur Herstellung der Republik hin und bewirkte eine Anzahl von Gesetzen, die auf Beseitigung der eingerissenen Unsicherheit zielten. Seine Macht stieg so schnell, daß die Häupter des römischen Adels die Stadt verließen. Gefeiert als Befreier Roms, das er unter dem Namen eines Tribuns regierte, machte er allen Fürsten, auch dem

20. Hilfsbuch für den Geschichtsunterricht in Präparandenanstalten - S. 311

1892 - Breslau : Hirt
Kaiser Wilhelm I. 311 2) Seine ersten Kaiser. a. Kaiser Wilhelm I. Länger als siebzehn Jahre noch ist es Kaiser Wilhelm vergönnt gewesen, das deutsche Reich, das er geschaffen und zu ungeahnter Höhe emporgehoben, fester zu gründen und auszubauen: als seine wichtigste Aufgabe sah er es au, den Frieden tn Europa zu erhalten, die Wehrkraft des Reiches zu starken und die bedrängte Lage der unteren Stande zu bessern. Das deutsche Reich hat sich bis jetzt in der That als eine starke Bürgschaft für den Frieden in Europa erwiesen, besonders seitdem es Kaiser Wilhelm gelungen war, mit den Kaisern von Österreich und Rußland da^ Dreikaiserbündnis zu schließen. Als aber nach dem Tode des Kaiser» Alexander Ii. von Rußland sein Sohn und Nachfolger Alexander Iii. sich von diesem Bündnis zurückzog, schloß Kaiser Wilhelm (18 < 9) em Schutz- und Trutzbündnis mit Österreich, dem auch stauen beitrat. Mehr aber als auf Bundesgenossen vertraute der Kaiser auf die Kraft seines eigenen Volkes; deshalb suchte er die Kriegsmacht de» Reiches zu Lande und zu Wasser zu stärken. Die Friedensstärke des Heeres wurde auf etwa 470000 Mann erhöht; um aber nn Falle eines Krieges möglichst viele waffenfähige Mannschaften aufbieten zu können, wurde die Dienstzeit der Landwehr und die des Landsturms verlängert, wodurch die Kriegsstärke der deutschen Armee nm 700000 Mann vergrößert ist. Nach dem Wehrgesetz von 1888 diem jeder wehrpflichtige Deutsche 7 Jahre im stehenden Heere (h ^ahre aktiv, 4 Jahre als Reservist), 5 Jahre in der Landwehr ersten und 7 Jahre (bis zum 39. Lebensjahre) in der Landwehr zweiten Aufgebots. Der Landsturm besteht aus allen Wehrpflichtigen vom vollendeten 17. bis zum vollendeten 45. Lebensjahr, welche weder dem Heere, noch der Marine angehören. Die seit Gründung des Reiches geschaffene deutsche Marine hat sich von Jahr zu Jahr vervollkommnet und zählt bereits etwa 100 der besten Kriegsschiffe so daß Deutschland einen Angriff auf seine Küsten nicht mehr zu furchten braucht. Sie ist schon stark genug, den Angehörigen des deutschen Reiches auch in den fernsten Erdteilen Schutz zu verleihen und die Achtung vor dem deutschen Namen im Auslande zu erhöhen; unter ihrem Schutze weht die deutsche Fahne jetzt auch aus deutschen Besitzungen in Afrika und im stillen Ozean. Zur Förderung des deutschen Handels und der Industrie in überseeischen Gegendeir fahren regelmäßig von Bremerhaven aus vom Reiche unterstützte Dampfer nach Ost-Asien, Australien und den benachbarten Inseln. Kiel und Wilhelmshaven wurden zu großen Kriegshäfen erweitert. Zur Hebung des Binnenhandels wurden große Mittel auf die bessere Schiffbarmachung der deutschen Ströme, sowie zur Herstellung neuer Kanale — Ems-Jade-Kanal — verwandt; von ganz besonderer Bedeutung aber war es, daß zur Verteidigung unserer Küsten durch die Manne