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1. Schul-Atlas der Alten Welt - S. 9

1883 - Berlin : Reimer
9 Völkerschaften (der von den Römern sogenannten Numiden und Mauren) bis zu ihrer Verwandlung in römische Provinzen, ist in den beiden, diesen Länderraum darstellenden Kärtchen so deutlich zur Anschauung gebracht, dafs er keiner weiteren Erläuterung bedarf*). Zwischen dem ägyptischen und dem karthagischen Fruchtgebiete, von beiden durch weite Wüstenräume (dort das libysche Marmarica, hier die Syrtenlandschaft, wie sie in römischer Zeit genannt werden) getrennt, liegt vereinzelt ein zum Anbau geeignetes bergiges Küstenland, Teil des ursprünglich (und dann wieder im spätrömischen Reiche, vgl. If. i und 12) im engern Sinne Libya genannten Landes, seit dem 7• Jahrh. v. Chr. von dorischen Griechen besetzt. Nach ihrer bedeutendsten Stadt Cyrene wird die ganze Landschaft in der Folge Cyrenaica benannt; sie bildet seit Darius I eine Provinz des persischen, dann des ptolemäischen, seit 74 v. Chr. des römischen Reiches, die einzige mit griechischer Sprache auf africanischem Boden (neben der neuen ägyptischen Hauptstadt Alexandria). Asien. Bl. 3. Von dem Umfange des altpersischen Reiches wurden die mittleren und östlichen Teile oder das eigentliche Ariana (Irän) dem griechischen Besitze nach weniger als zwei Jahrhunderten durch die scythischen und parthischen Eroberungen wieder entrissen; der westliche Teil, d. i. Syrien und die seit spätrömischer Zeit durch den Namen Klein- Asien (Asia minor) von dem großen Continent unterschiedene Halbinsel**) blieben auf ein Jahrtausend und zum Teil länger, bis zum Eindringen der Araber und Türken, also auch unter römischer Herrschaft, Gebiete vorherrschend griechischer Cultur. Mit dem Beginn der Kaiserzeit gilt als allgemeine östliche Reichsgrenze der Euphrat, also die in der Karte mit voller Farbe bedeckten Landesteile umfassend, unter denen einzelne mittelbar abhängige, nur dem Namen nach selbständige Staaten einige Zeit fortbestanden, wie das Königreich Cappadocien bis unter Tiberius, der lycische *) Bemerkenswert ist auch, hier im fernsten Westen die Anwendung einer griechischen Form in der Neubenennung der Hauptstadt der letzten Könige von Mauretanien zu Ehren des Caesar Augustus als Caesarea. **) Verschieden davon ist bei den Römern die (auch auf der Karte angegebene) engere Begrenzung des Namens Asia als Provinz, welche das zuerst auf asiatischem Boden irfi Jahre 133 v. Chr. nach Erlöschen der griechischen Königsfamilie von Pergamum erworbene Reichsgebiet begreift: in diesem Sinne wird der Name Asia u. a. in der Apostelgeschichte gebraucht. 10 Städtebund und die Königreiche des östlichen Pontus, Commagene, Judaea bis auf Vespasian, Damascus und Palmyra bis auf Trajan*). Von den zahlreichen bis ins Mittelalter blühenden Städten dieser Landschaften gehören folgende nach der Begründung ihrer griechischen Stadtverfassung erst der Zeit nach der macedonischen Eroberung (3. u. 2. Jahrh. v. Chr.) an**): In Kleinasien: in Bithynien Nicaea unter K. Lysimachus Nicomedia (Residenz) und Prusa unter den einheimischen Königen in Troas Alexandria, zum Unterschiede vieler gleichnamigen beigenannt Troas in Lydien Philadelphia unter den pergamenischen Königen Thyatira in Carien in Phrygien Stratonicea Aphrodisias Hierapolis Philovielium Lao die ea Apamea Antiochia Earn ent a unter den Seleuciden wahrscheinlich griechische Übersetzungen einheimischer Namen unter den Seleuciden unter den pergamen. Königen *) Wegen der in der Karte durch farbige Linien bezeichneten Ausdehnung des römischen Provinzialgebietes östlich vom Euphrat vgl. oben S. 5 zu Bl. 11. — Von den durch gröfseren Reichtum der alten Topographie sich auszeichnenden Teilen des auf diesem Blatte enthaltenen Länderraumes ist das westliche Kleinasien auf Bl. 4 ausführlicher gegeben, Palaestina aber in besonderem Carton, der immerhin nach dem Plane dieses Werkchens nur die wichtigsten Punkte der dem genannten Zeiträume entsprechenden Zustände (Periode der griechisch-römischen Besitznahme, also Zeit der Maccabäer, der neutestamentlichen Vorgänge, des römisch-jüdischen Krieges) enthalten kann und die Benutzung einer spe-cielleren, namentlich auch die älteren Zustände vor dem Exil berücksichtigenden Karte nicht entbehrlich macht. **) Dieselben waren, ebenso wie die unter römischer Herschaft begründeten, ihrer Bevölkerung, wenigstens der herschenden Sprache nach, durchaus griechisch. Ältere griechische Städte gab es nur an den Küsten (die ältesten an den Westküsten s. S. 13); an den nördlichen, am Pontus Euxinus, seit dem 6. Jahrh. v. Chr. fast durchaus vom ionischen Miletus begründete Handelsplätze, daneben als dorische (von Megara ausgegangene) nur die Städte am thracischen Bosporus und das politische Heraclea; in eine ältere, aber chronologisch unbestimmbare Periode gehören die halbgriechischen Stadtgründungen der kleinasiatischen Südküste und der Insel Cyprus. 2*

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1. Schul-Atlas der Alten Welt - S. 3

1883 - Berlin : Reimer
3 historischen Gestaltungen: das erste Grofsreich eines Stammes der dritten großen Völkerfamilie der weifsen Race, der arischen (indoeuropäischen), nämlich das me disc he, aus welchem sodann das persische hervorging. Daneben das auf das untere Nilgebiet beschränkte ägyptische und zwischen beiden, als letztes semitisches Grofsreich des Altertums, das sogenannte chaldäische neuere Reich von Babylon, sowie die demselben Volksstamme wenigstens durch ihre Dynastien angehörigen kleinasiatischen Reiche von Cilicien und Lydien, welche sodann sämtlich zwischen 550—520 in dem persischen Grofsreiche vereinigt werden*). Hauptkarte. Das Persische Grofsreich, welches alle jene Reiche in sich vereinigte, erhielt unter Darius I. noch Erweiterungen nach Osten (Indusgebiet, Gedrosien, Teile der Küstenländer Arabiens) und Westen (Cyrene in Libyen, Thracien und Macedonien); nur gingen die europäischen Provinzen durch die griechischen Siege sofort wieder verloren**) und fast sämtliche nördliche Grenzländer — Bithynien und Paphlagonien in der kleinasiatischen Halbinsel, Nordarmenien und die kleinen Gebirgsstämme bis zum Kaukasus, östlich vom kaspischen Meere die Daher, Chorasmier, Saken oder asiatischen Scythen, ebenso die verschiedenen kleineren Staaten im Indusgebiet — blieben unter den späteren persischen Grofskönigen in sehr loser Verbindung mit dem Reiche, thatsächlich vielmehr unter eigenen selbständigen Fürsten: ein Verhältnis, das auch nach der macedonischen Eroberung fortdauerte. Dem Umfange nach entspricht somit das Reich Alexanders auf asiatischem und africanischem Boden fast genau dem persischen; ebenso blieb die innere Einteilung in Satrapien wesentlich so bestehen, wie sie unter den letzten Perserkönigen gewesen war. *) Die Namen der östlichen, das eigentliche oder ursprüngliche Ariana (Iran) bildenden und mehrmals in einem baktrischen Reiche vereinigten Landschaften, wie sie im Kärtchen stehen, sind auch hier aus einheimischer Quelle entnommen (dem sog. Zend-Avesta, d. h. dem altiranischen Religionsbuche). — Ararat ist dem feststehenden einheimischen Sprachgebrauch zufolge, als eine vorzugsweise ebene Landschaft, zugleich einst selbständiges Reich (ebenso im A. T.) bezeichnet, während dieser Name durch sehr junges europäisches Mifsverständnis der „Berge von Ararat“ in der Flutsage auf die höchste Bergspitze dieser Landschaft, — welche von den armenischen Anwohnern seit Jahrtausenden und bis heut nur Masis genannt wird — übertragen worden ist. **) Das Colorit der Karte bezeichnet Thracien als Teil des Macedonischen Reiches, infolge der neuen Eroberungen Philipps und Alexanders, also getrennt vom Persischen Reiche. 4 Bl. 2. Diadochen-Reiche. Aus den vielfachen Teilungen des hellenistischen Grofsreiches, welche unmittelbar auf das Erlöschen des macedonischen Königshauses folgten, bei ihrem schnellen Wechsel aber keine besondere Kartendarstellung erforderten, gingen endlich zu längerer Dauer mehrere gröfsere und kleinere Reiche, unter teils griechischen, teils (besonders im Norden) wiederum einheimischen Dynastien hervor, deren Hauptepochen füglich in zwei Darstellungen zur Anschauung gebracht werden konnten. Eine dritte war kaum bedingt durch die letzte gröfsere politische Veränderung vor dem Auftreten der Römer auf diesem Schauplatze: die Ausdehnung des parthischen Reiches westlich bis zum Euphrat und die Beschränkung des Gebietes der letzten Seleuciden-Könige auf Syrien und Cilicien (um 130 v. Chr.), während die Grenzen der benachbarten Staaten unverändert blieben. — Neben den älteren landschaftlichen Namen Vorderasiens kommen in dieser Periode einige neue auf: Atropatene, ein von der seit Alexanders Tode dort regierenden persischen Dynastie hergenominener Beiname für das nordwestliche (sogenannte „kleine“) Medien; Pontus, vom benachbarten Meere übertragene abgekürzte Vulgärbenennung für die gleichfalls unter einer persischen Dynastie vereinigten Küstenlandschaften Paphlagonien und Cappadocien am Pontus (später auf letzteres beschränkt, vgl. Bl. 3); endlich durch Zuwanderung eines neuen, europäischen Volksstammes Galatia für das während der Diadochen-Kriege von gallischen oder keltischen Horden (Galatern nach griechischer Benennung) besetzte kleinasiatische Binnenland, aus früheren Teilen des alten Phrygiens und Cappa-dociens bestehend (vgl. Bl. 3). In dieser Zeit kommt auch erst in Gebrauch der griechisch-gebildete Name Alesopotamia („zwischen den Flüssen“) für die in den älteren Berichten in ihrer fruchtbaren Nw.-Hälfte zu Syrien, in ihrer wüsten So.-Hälfte zu Arabien gerechnete Ebene zwischen Euphrat und Tigris. Bl. 11. 12. Römisches Reich. Die der chronologischen Folge nach an den Verfall der griechischen Reiche des Orients sich an-schliefsende Ausbreitung des Römerreiches ist in 3 Karten dargestellt, deren Stellung zu Ende des Heftes der fernere Übergang zum Mittelalter im historischen Atlas bedingt hat. Die Territorial-Erwerbungen während der beiden letzten Jahrhunderte der Republik stellt der Carton dar, welcher nur wegen bequemerer Verteilung des Raumes seinen Platz auf Bl. 12 gefunden hat. — Bl. 11 giebt die Vergröfserungen in den beiden ersten Jahrhunderten der Kaiserzeit, von denen nahezu die Hälfte schon auf die Regierungszeit des Augustus kömmt, bis zur weitesten Aus-

2. Schul-Atlas der Alten Welt - S. 25

1883 - Berlin : Reimer
25 Reste jetzt volkstümlich als Pfahl- oder Teufelsmauer bezeichnet) vorgerückt, der nach fast zwei Jahrhunderten von den germanischen Völkern durchbrochen wurde. Germania [G.magna „Grofsgermanien“ bei den Römern, zum Unterschiede von den denselben Namen führenden Provincialgebieten Galliens), das Gebiet unabhängiger germanischer Völker, war beim Anfang geschichtlicher Kunde zu Caesar’s Zeit auf die Nordhälfte des späteren Deutschlands, im Norden des sog. hercynischen Waldgebirges, beschränkt*), während im S. desselben bis zur Donau keltische Völker wohnten, namentlich die Bojer, deren Name ihrem Lande Bojohaemum (Böheim, Böhmen) dauernd geblieben ist, und westlicher bis zum Rhein die Helvetier in ihren älteren Sitzen. Sie wurden um den Beginn unserer Zeitrechnung verdrängt durch Vereinigungen suevischer (mittelgermanischer) Kriegerschaaren, welche jene alte Naturgrenze nach S. zuerst überschritten und nun das neue Volk der Marcomannen bildeten, von denen die östlicher wohnenden Quaden sich erst später getrennt zu haben scheinen, während westlicher die Hermunduren sich im i. Jahrh. n. Chr. bis zur oberen Donau ausbreiten. Die Veränderungen, welche in den Wohnsitzen und Benennungen der übrigen germanischen Völker seit dem 3. und 4. Jahrh. eintraten, zeigt Bl. 12**). *) Die Karte bezeichnet den mittleren Teil desselben, das jetzt sog. Erzgebirge, mit dem Namen Sudeta, nach der wahrscheinlichsten Erklärung dieses nur von einem alten Geographen genannten Namens, der erst in neuerer Zeit durch Misverständnis auf das böhmisch-schlesische Grenzgebirge angewendet worden ist. **) Die Ortschaften, welche auf Grund der nach Stellung und Namen sehr zweifelhaften und unsicheren Angaben eines einzigen alten Geographen und meist ganz unbegründeter Vermutungen in Menge auf vielen landläufigen Karten Alt-Germaniens zu finden sind, haben wir natürlich um so mehr weggelassen, als jene Namen nicht die geringste Bedeutung für die Geschichte haben. Selbst von den wenigen in unsere Karte eingetragenen, der nur kurze Zeit dauernden römischen Befestigung Aliso an der Lippe und der Hauptstadt der Chatten oder Hessen Mattium (vielleicht das heutige Maden) ist die Lage unsicher. 26 Das Nebenkärtchen enthält als östliche Fortsetzung des Donaugebietes den von antiker Cultur besetzten schmalen Küstenstrich an der Nordseite des Pontus, dessen Steppenländer in allen Perioden des Altertums und bis in die Neuzeit nur von nomadischen Reitervölkern — Skythen, Sarmaten, Hunnen, zuletzt türkisch-tatarischen Stämmen — bewohnt gewesen sind, während die tiefer im Binnenlande sich erstreckenden fruchtbaren Ebenen wahrscheinlich schon seit uralter Zeit von Voreltern der heutigen slawischen Bewohner angebaut, Überflufs an Getreide zur Ausfuhr an die Küsten lieferten. Daher das schnelle Aufblühen der seit dem 6. (vielleicht zum Teil schon 7.) Jahrh. v. Chr. gegründeten griechischen Hafenstädte, unter denen eine dorische aus dem politischen Heraclea, gleichfalls Heraclea oder Chersonesos genannt; von asiatischen Ioniern, namentlich Milesiern dagegen westlich an den Mündungen der großen Ströme Tyr as und Olbia, östlich zu beiden Seiten der in den maeotischen See führenden Meerenge (des sog. kimmerischen Bosporus), Theudosia, Panticapaeum, Hermonassa. Phanagoria, endlich (wahrscheinlich erst im 3. Jahrh.) Tanais an der Mündung des gleichnamigen Stromes. Die bedeutendste dieser Städte, Panticapaeum, auch kurzweg Bosporus genannt, wurde seit dem 4. Jahrh. v. Chr. Mittelpunkt des sog. Bosporanischen Reiches, das später die ganze taurische Halbinsel*) und beide Ufer der Maeotis sich unterwarf (vgl. Bl. 2), im 1. Jahrh. v. Chr. vorübergehend mit dem pontischen Reiche des Mithradates verbunden war, im 1. Jahrh. 11. Chr. aber, gegenüber wiederholten Angriffen der sarmatischen u. a. Völker, ebenso wie Heraclea und Olbia, in ein Schutzverhältnis zum römischen Reiche trat, welches im 4. und 5. Jahrh. in directe Abhängigkeit vom oströmischen (byzantinischen) Reiche überging. *) Chersonesus Taurica, so benannt von dem Gebirgsvolke der Taurer, einem Rest der alten kimmerischen Ureinwohner, verschieden von den später eingedrungenen nomadischen Skythen. (Daher, nach dem S. 7 Note bemerkten alten Sprachgebrauch, der Volksname Tauri auch für das Land und lateinisch in Tauris „unter den Taurern‘ä, im Titel der bekannten Iphigenia-Tragödie, wo gewöhnlich Tauris als Ortsname misverstanden wird.)

3. Historisch-geographischer Atlas der Alten Welt - S. 14

1851 - Weimar : Verl. des Geograph. Inst.
14 ones, in ältester Zeit Gesanimtname des Volkes). Alle Haupt- stadt Sa r des (Ruinen noch Satt genannt), die andern Städte unbedeutend, bis auf die unter den Diadochen angelegten: Tbyalira (von Seleucus I.), Philadelphia und Appollonis (von den Pergainenischen Königen). Lias Küstenland von Lydien mit den Inseln, wahrschein- lich schon in ältester Zeit von Griechischen Stämmen (Pelas- gern oder Tyrrhenern? auch Leleger werden unter ihnen genannt) besetzt, wurde durch die Einwanderung der Io- nier aus Attika und Euböa im 11. Jahrh. v. Chr. ein völlig j hellenisches Land, und behielt seitdem, mit südlicher Aus- dehnung über einen Theil der Küste Cariens, den Namen lonia. Die Ionischen Städte, schon den letzten Lydischen Königen unterworfen, theilten fortan jedes Geschick Lydiens, bis sie unter den Römern auch administrativ mit dieser Pro- vinz vereinigt wurden. Den Bund der 12 Städte bildeten: Phocaea, Clazomenae, Erylhrae, Teos, Lebedus, Colo- phon, Ephesus, Prienc , Myus, M i 1 e tu s (letztere 3 an der Carischen Küste), und auf den Inseln Chi os und Sa- mos; in späterer Zeit auch das ursprünglich Äolische Smyrna. Letzteres wurde, nachdem die alte nördlicher gelegene Stadt (Palaea Smyrna) seit der Zerstörung durch die Lyder, um 600 v. Chr., als Dorf bestanden hatte, erst nach Alexander d. Gr. auf der Südseite des Meerbusens nen erbaut, wo es noch jetzt existirt; ausser ihm haben nur Phocaea (jetzt Fo- kiaes) und die Inselstädte Chios und Samos Existenz und Namen erhalten. Gemeinsames Heiligthum des Ionischen Bun- des war das Panionium, südlich von Ephesus. Zwischen Ionischem und Lydischem Gebiet (doch meist zu letzterem gerechnet) lagen die beiden Griechischen Städte der Magneten, durch die Beinamen Magnesia am Sipylus (Mdnissa) und Magnesia am Mäander unterschieden. t§. Oä> Carien mit Doris. Die Ca rer (mit den vorhistorischen Leiegern), ursprünglich ein Seevolk, wohn- ! ten in ältester Zeit auf allen Inseln des südlichen Ägäi- schen Meeres und den Küsten ihres nachmaligen Gebiets, wo ihr alter Hauptort Mylasa (Melassa) war. Das innere ; Land am Cadmus- und Salbacusgehirge und am Mäander be- w'ohnten ursprünglich Phryger im N. und Pisider im S., dann wurde es seit sehr alter Zeit von Lydern besetzt, die hier Aphrodisias (später griechischer Name für den alten: ! Nineve, vgl. §. 17) und Tabae (Daras) gründeten. Seit dem 10. Jahrh. v. Chr. besetzten Griechen im Norden Ionien (s. §. 64), iin Süden Peloponncsische Dorier aus Argos u. s. w. die Inseln und Küsten, und es entstand der Bund der 6 Dorischen Städte (Doris Hexapolis): Lindus, Camirus, Ialysus auf der (in noch älterer Zeit von Phöniciern besetzten) Insel llhodus, die erst 404 v. Chr. die gemeinschaftliche Hauptstadt Rhodos erbauten (auf dem Festland besassen sie die südliche Halbinsel mit Phys- cus und Loryrna, Ilhqaiu oder Xfyguvrjaog‘Potiiwv), fer- ner Cos auf der gleichnamigen Insel (Ko), Cnidus (die mittlere Halbinsel, Xtyauvriaog Kniiitor mit Acanthus, be- sitzend) und Ii a I i ca r n as su s (auf der nördlichen Halb- insel); letzteres ging schon unter den Persern in den Besitz einheimischer Dynasten über und wurde deren Hauptstadt. Die Herrschaft der Seleuciden hinterliess die Städte A n- tiochia am Mäander und Stratonicea; nach der Ab- tretung durch Antiochus an die Römer (189 n. Chr.) kam das Land nördlich vom Mäander (wo Tralles und Nysa) an die Pergamenischen Könige; der südliche Theil an Rhodus, wurde aber nicht lange darauf diesen wieder abgenommen, für frei erklärt und endlich unter den ersten Kaisern mit der Römischen Provinz Asia vereinigt. ««. L ycia mit Milyas. Neben den Termiten oder Milyern, ältesten Bewohnern der innern Hochebene, wonach diese den Namen Milyas behielt, und denen der östlichen Taurusketle, den phönicischen Solymern [benannt vom Gebirge Solyma*)], erscheinen vorzüglich im Küstenlande in ältester Zeit den Griechen verwandte oder selbst Griechische Bewohner, von denen das Land den Namen Lycia erhielt (nur einzelne Küstenpunkte im Osten, namentlich das früher phünicische Phaselis, werden direct als Dorische Colonicn genannt); daher seit ältester Zeit viele bedeutende Städte mit freien Verfassungen, die der Persischen Eroberung durch Cyrus Feldherr Harpagus (in dessen Familie das Land mit der Residenz Xantluis erblich blieb) einen kräftigen Wider- stand entgegensetzten , und nachdem sie durch Rom von der Seleucidtschen und Rhodischen Herrschaft befreit waren, wie- der einen selbständigen Bund von 23 Staaten bildeten; an der Spitze die 6 grössten Städte: Xantluis, Patara, Pinara, Tlos, Myra, Olympus. Erst unter Kaiser Claudius wurde Lycia, mit Einschluss des südlichen Milyas, Römische Provinz. Von allen Namen haben sich nur erhalten Myra (Mpri), \ Pinara (Minara). Antiphellus (Andiphilo) und die Insel . Megiste (Meis). §>. 4jt. Pamphylia, mit Pisidia, Milyas und ! Cabalia. Pamphylia hiess ursprünglich die schmale Küsten- ebene zwischen Lycia und Cilicia, um Perge und Aspendus, ausser einheimischen Pisidiern auch seit alter Zeit von Grie- chen bewohnt, von denen namentlich die Coloniestädte Olbia und Side (letzteres von Cymäischen Aeoliern) herrührten. Im Innern, in den Gebirgsketten und Hochthäleru des Taurus, wohnten gegen 0. und N. die Pt^i d i er, kriegerisch und von den Persern nicht unterworfen, in bedeutenden Städten, deren Bevölkerung zum Theil auch Dorischer Einwanderung zugeschrieben wird, so Selge (Sergh), Cretopolis, Cremna (Ginn eh), Sagalassus (Aglassvn), Termessus; auch die west- lichen Hochebenen waren von Pisidiern bevölkert, führten aber (nach einzelnen Stämmen des Volkes) verschiedene Na- men: im So. Milyas (wovon der südliche Theil zu Lycien gehörte), im Nw. Cabalia; letzteres mit gemischter Phry- gischer und Lydischer Bevölkerung, wurde nach der von den Lydern erbauten Hauptstadt Cibyra, später auch Cihyru- tis genannt; es bildete in der Diadochcnzeit mit den 3 süd- licheren Cabalischen Städten Bubon, ßalbura, Oenoanda einen Bund, von dem letztere durch die Römer getrennt und zu Lycien, Cibyra selbst aber zur Provinz Phrygien geschlagen wurde. Milyas und das übrige Pisidia dagegen wurden schon unter der Seleucidenherrschaft mit unter der Provinzialbe- nennung Pamphylia begriffen, und blieben auch so unter der der Pergainenischen Könige (welche A t ta 1 i a, noch jetzt Adalia, als Hauptstadt gründeten) und der Römer. §. tt*. Cili cia, in der engern Bedeutung des Na- mens, südlich vom Taurus (vgl. §. 53), unter den unmittel- baren Nachfolgern Alexander’s ein eigenes Reich, fällt bald mit Ausnahme der westlichen Küsten, die noch eine Zeit lang den Ägyptischen Ptolemäern gehörten, als Provinz zum Seleucidenreiche und bleibt dabei, bis es nach Tigranes Be- siegung (69 v. Chr.) Römische Provinz wird. Der östliche Theil, eine weite vom Pyramns (Uschihdn), Sarus (Seihim) und Cydnus durchströmle, vom Ämanus östlich, vom Taurus nördlich und westlich eingeschlossene Ebene, erhielt bei den Griechen den Namen K. Iud'utg. Der westliche, vom Ca- lycadnus (G'ök Su) durchströmte Theil, liegt ganz im Taurus, *) Phöntc. Sallum, d. i. Treppe, daher von den Griechen übersetzt in Kkipaz (berühmt aus Alexanders Feldzug). hat von seiner rauhen Gebirgsnatur den griechischen Namen K. Tga/tlu, und war wahrscheinlich von Pisidischen und Isaurischen Stämmen bewohnt, daher später auch selbst Isauria genannt (die Cilicischcn oder Isaurischen Seeräuber, 78 v. Chr. von den Römern besiegt). zu denen aber schon in sehr alter Zeit semitische Stämme (Chetitcr aus Kanaan) kamen. Die ganze Küste war seit sehr alter Zeit mit phö- nicischen Colonien, seit dem 8. oder 7. Jahrh. aber von Grie- chen (meist Ioniern und Khodicrn) besetzt: solche Städte sind Coracesium (später zu Pamphylien gerechnet, Alaja), Selinüs (Sei/n di), Anemurium (Anamur), Celenderis (Ki- lindria) , Aphrodisias, Corycüs (Kargos), Lamus (Lamas), Soli, Mallas, Aegae (Ajas), Mopsuestia (Missis). Das östliche ebene Land hatte ausserdem seit ältester Zeit Cultur und hedeulende Städte: Tarsus (Tersüs), die alte Haupt- stadt, eine gleichfalls phünicische Gründung, um 700 vom Assyrer Sanherib erweitert, auch von Griechen seit sehr alter Zeit bewohnt, Adana (Ailüna), Anazarbus (.4i» Zurba), Issus. Der westliche Theil wurde erst später mehr bebaut und erhielt neue Gründungen unter den Ptolemäern: Arsinoe und Philadelphia; unter den Seleuciden: Seleucia (Selefkeh) und Antiochia; unter den Römern: Claudiopolis, sowie die neuen Benennungen Pompejopolis für Soli und Trajanopolis für Selinüs. C y p e r n. <$. <»{>. Diese Insel wurde zuerst von dem Kanaaniti- schen Stamme der Chetiter oder Chittäer (Ketäer) besetzt, daher der Name C h i t ti m oder Kittim, den siebei den Semiti- schen Völkern gewöhnlich führt, sodann aber (wahrscheinlich seit dem 12. Jahrh. v. Chr.) von Karern und eigentlichen Phö- niciern colonisirt und wahrscheinlich von dem Reichthum an Cyperusgebüsch (phön. Küpher) benannt, daher der griecli.- latein. Name Kingog, Cyprus (jetzt bei den Arabern und Türken Kibris); sie besassen dauernd an der Südküste die Städte Paphos (fia/fa), Amathüs (phön. Hamath, j. Li- misso), Citium; während die übrigen gleichfalls ursprüng- lich phönicischen Küstenstädte Salamis, Curium, Marium, Soli (Solea), Lapelhus (Lapito), Cerynia (Tzerina oder Girneli), Chytri (Cliitria), Carpasia (Karpaso), seitdem 8. Jahrh. von Achäisch - Dorischen Colonisten aus dem Pe- loponnesus besetzt wurden. Alle diese bildeten mit ihren Gebieten einzelne Staaten, theils Republiken, theils Fiirsten- thümer, die sich unter der Oberhoheit zunächst der Tyrischen Könige, dann der Assyrer (seit 700 v. Chr.), später der Ägypter (seit Amasis um 570) und der Perser (seit 540) seihständig erhielten, bis das Reich von Salamis, als das mächtigste, die übrigen unter sich vereinigte und (unter Euagaras um 385 v. Chr.) den Besitz der Insel gegen die Perser vertheidigte. Nachdem sie zum Reiche Alexander’s gekommen w ar, wurde sie bald nach dessen Tode eine Pro- vinz der Ägyptischen Ptolemäer, und 57 v. Chr. der Römer. ^ / sy,£ien mit Pliönicien, Palaestina, Mesopotamien und Araltia Petraea, r? §. So. A räm hiess bei den einheimischen, aus dem ursprünglichen Aram (d.i. dem Hochlande Armenien s. §. 42)^ eingewanderten Bewohnern das ganze Land an beiden Seiteivjx.

4. Historisch-geographischer Atlas der Alten Welt - S. 12

1851 - Weimar : Verl. des Geograph. Inst.
12 Gebirge dicht «n’s Meer tritt, am Fluss Cersus, zwischen Issns und dem spätem Alexandria, gew. P. Syriae (genauer hei Xen. Anab. I. 4. 7culai rftc Kthxias xa\ Suptas ) genannt, befestigt als Gränze beider Länder;’?) der südliche, über den südlichsten Theil des Amanus gegen S. zum Orontes-Ttial führende, gew. nur P. Syriae genannt. Durch beide letztem war Alex, schon gegen S. vorgedrungen, als das Persische Heer durch den nördlichen Pass ihm in den Rücken kam, musste daher durch denseiben wieder zurück bis Issus, so dass er in der Schlacht südlich, Darius nördlich stand. 53. Die grösste Veränderung in den Grunzen der kleinasiatischen Länder entstand durch die verschiedenen Theilungen des Macedonischen Reiches, wobei in den Kriegen der Grossmiiehte (des Syrischen, Ägyptischen, Thracischen Reichs) in einzelnen Ländern selbständige kleinere Staaten sich bildeten und auf Kosten jener vergrüsserten, so das Pergamische, Bilhynische, Pontische, Cappadocisclic Reich, die Besitzungen der Rhodier, die Lycische Republik, die seit 275 v. Chr. aus Europa eingewanderten Gallier (hier grie- chisch Galater genannt) und andere von noch kürzerer Dauer. ln dieser Zeit kam auch die geographische Einlheilung des ganzen Vorderasiens durch den Zug des Taurus-Gebirges längs der Siidkiiste der Halbinsel von Lycien an bis durch Armenien bin in Gebrauch; so dass unter Asien diesseits des Taurus die ganze Halbinsel ausser Pamphylien und Cilicien verstanden wurde; diese Länder nebst Syrien und dem fer- neren Osten aber Asien jenseits des Taurus (nämlich von Griechenland oder Rom aus angesehen) genannt wurden. Die Seleuciden - Könige hatten zur Zeit ihrer grössten Macht seit der Schlacht von Ipsus (301) die ganze Südosthälfte Kleinasiens inne (Cappadocien als abhängiges Vasallenreich, wie Armenien), ausser den von den Ägyptischen Ptolemäern besetzten westlichen Südküsten (Cilicia-Trachea, Pamphylia, Lycia, Caria), doch blieb nur Ost—cilicia dauernd beim Syrischen Reiche, das Innere ging an die Galater, und als diese wieder in engere Gränzen beschränkt waren, seit 189 an Rom ver- loren, an welches ganz „Asien diesseits des Taurus“ abge- treten wurde. Der westliche Theil der Halbinsel bildete den Haupttheil des Thracischen Reiches des Lysimachus, bis dieses durch die Galater fiel; hierauf erhob sich im Norden seit etwa 260 die Dynastie der Pergamenischen Könige und breitete sich seit 230 durch Siege über die Galater aus; be- deutend wurde ihr Reich erst, da sie als Bundesgenossen Roms 189 das von Anliochus abgetretene Lydien, Phrygien, Pisidien erhielten, wozu noch jenseit des Taurus das west- liche Pamphylien kam (während Carien und Lycien an Rho- dus kamen, später aber selbständig wurden). Als dieses Reich durch Erbschaft 130 v. Chr. an Rom kam, wurde es als erste Römische Provinz in Asien kurzweg Asia genannt, und auf diese Provinz, zu der, bis zu einer festen Einthei- Inng unter den Kaisern, bald auch Carien und Lycien, zu- weilen selbst Cilicien gerechnet wurden, beschränkt sich der Gebrauch des Namens Asia bei den Römern, sobald nicht vom ganzen Welltheile die Rede ist. Über weitere Verände- rungen der Benennungen unter Römischer Herrschaft s. die einzelnen Länder. Einzelne Landschaften Kleinasiens. <$. 54. Cappadocia; persischer (in den Inschriften Kathpatuka), wahrscheinlich auch einheimischer Name für das Land, welches die Griechen seit ältester Zeit Syria, Leucosyria nannten (§. 50), die ganze Oslhälfte des klein- asiatischen Hochlandes bis zum Ii al y s-Fluss (Kizil Irmak), vom Taurus bis zum Pontus Euxinus umfassend (wenigstens seit dein 4ten Jahrh. v. Chr., vgl. §. 52) und schon von den Persern in 2 Satrapien, die südliche innere und die nördliche am Pontus, getheilt. Auf ersteres, welches nach Alexander j d. Gr. unter der persischen (Achämeniden-) Dynastie der 1 Ariarathes als eigenes Reich fortbestand, wurde später der Name Cappadocia allein beschränkt, und in dieser Aus- I dehnung führte es ihn als Römische Provinz, seit dem Aus- I sterben der Dynastie 16 n. Chr. Der südliche, in ältester Zeit zu Cilicien gehörige Landstrich am Taurus hiess auch Cataonia, Hauptort Tyana (bei Xen. Jitru). Die alte Haupt- stadt Mazaca wurde unter dem letzten Könige Archelaus, Augustus zu Ehren Caesarea (noch jetzt Kaisarieh) und die westliche Gränzstadt Garsaura Archelais umgenannt. Bedeutende altassyrische Tempelorte im östlichen Theil des Landes: Co man a und Melite (vgl. §. 52, 1), von letzterem führte die Gränzlandschaft am Euphrat den Namen Melitene, der auch auf die von den Römern als Gränzfestung erbaute Stadt überging (jetzt Melatia). §. 55. Pontischeprovinzen; (Pontus, Paphla- gonia). Der nördliche Theil des Gebiets der Leukosyrer oder Cappadocier wurde zunächst durch den Namen Cappa- docia am Pontus unterschieden; da aber die einheimi- schen Dynasten des westlich angrenzenden Paphlagoniens (Corylas um 400 v. Chr.) ihre Herrschaft auch über dieses Land ausgebreitet hallen und gegen die Persische Macht als unabhängig aufrecht erhielten, so wurde auch das Ganze unter dem Namen Paphlagonia begriffen (Xen. Anabas. V, 5 ff.). Die Paphlagonischen Fürsten, im Innern des Landes (um die Hauptstadt Gangra), erhielten ihre Selbständigkeit auch nach Alexander d. Gr.; in den Küstengegenden desselben Landes aber (zunächst in Sinope) trat um dieselbe Zeit eine Persische Dynastie auf (Königsnamen Mithridates und Phar- naces wechselnd), die ihre Macht seit 220 v. Chr. auch über das nördliche Cappadocien (später auch über Klein-Arme- nien und die nördlichen Gebirgsvölker im Paryadres bis nach Colchis hin) ausbreitete und sich daher „Könige von Papilla- gonien und Cappadocien am Pontus“ nannte; wofür später der kürzere Name Pontus auch für das Land in Gebrauch kam. Dieser wurde erst auf das Land östlich vom Ilalys beschränkt, als dasselbe nach der Besiegung des Mithri- dates durch Pompejus, 64 v. Chr., in Römischen Besitz kam. Der westliche Theil davon (das ehemalige Leukosyrien im engem Sinne) wurde zuerst zu Galatien geschlagen und er- hielt daher den Namen Pontus Galaticus; der östliche, unter dem Namen Pontus Cappadocicus, wurde von Antonius an Mithridates Enkel Polemon verliehen, von dessen Residenz, Polemonimn, der mittlere Theil des Landes auch Pontus Polemoniacus genannt wurde; auch dieses wurde in der ersten Kaiserzeit Römische Provinz. Das ganze Land, sowie die angränzenden innern Landschaften bis zum Euphrat, die früher zu der Persischen Satrapie Armenien gehört hatten und seitdem unter dem Namen Klein-Ar- menien (A. minor) ein eignes, oft an das Pontische Reich tributäres Fürslenthum gebildet hatten, kamen erst unter Nero unter unmittelbare Römische Verwaltung und wurden mit Cappadocien zu einer Provinz vereinigt. ($.54*. Flüsse in Pontus: Aeampsis, im Innern auch Apsarus genannt (Dschoroch, Tschoruk), Thermodon (Ter- tneh'), Iris (Jeschil-Irmak) , mit dem Lycus (Germeili oder Kalkyt Irmak). Vorgebirge: Hieron (loros), Coralia (Kereli), Zephyrium (Xefreli), ßoona (Worin), Jasonium (Jasitn ) , Carambis (Werembe.it). Griechische Co- lonien an der Pontischen Küste, fast durchaus von Miletus oder dessen Colonien gegründet: Athenae (Atina), Rhizüs (Riza), Ophiüs (Of, diese östlicheren Ortö im Lande wilder Gebirgsvölker waren nur kleine Ilandelsniedcrlassun- gen) ; Trapezüs (Taräbusun, Trebisond), Cerasüs (der östliche und ältere Ort dieses Namens, schon existirend als die Zehntausend durchzogen, Xen. Anab. V, 3, das Thal noch jetzt Kernsttn Here), Tripolis (Taräbulus, Vireboli), das westliche Cerasüs, später auch Pharnacia genannt (Ke- rasim), Cotyora, Side, später Polemonium genannt (Pu- lemiin bei Patina), Oenoe (Phielt) , Thciniscyra am Tlier- modon (Termeli), Amisus, früher unter dem Namen Piraea Athenische Colonie, (Samsun), Carusa (Gerzelt) , Sinope, ursprünglich von den Assyrern gegründet, in späterer Zeit Residenz der Pontischen Könige (Sinitb), Stephane (Tstifan), Cinolis (Kinolu), Abonutichos (im 2ten Jahrh. v. Chr. um- genannt Ionopolis, (Ineboli), Cromna, Cytörus (Kidros), Sesamus, seit etwa 300 v. Chr. umgenannt Amastris (Anlas- sern), Parthenium (Rartän), Tieum oder Tium. Die 5 letzten Orte wurden später schon zu Bithynien gerechnet, während gewöhnlich der Parthenius-Fluss zwischen beiden als Gränze Paphlagoniens und Bilhyniens galt. Seit dem 2. Jahrh. n. Chr. wurde ganz Paphlagonien administrativ zur Provinz Galatien geschlagen. Städte im inneren Pontus und K 1 e i nar m e n (e n. Ausser den Tempelorten Comana Pontica (Gitmenek) und Zela (Zilelt) und den alten Königsburgen Amasia, in Rö- mischer Zeit Hauptstadt der Provinz (Amasia) undgaziura (später Sebastopolis) sind sie alle erst, wie auch meist die Namen zeigen, unter den Pontischen Königen und den Rö- mern gegründet oder aus Dörfern erwachsen: so Eupatoria Pompejus benannt), später Sebastia (Siwas), Cabira, später Sebaste, dann Neocaesarea genannt (¡Xiksrir), Colonia und Nicopolis von Pompejus nach Mithridates Besiegung an- gelegt. Satala (Sadatjh), wichtige östliche Gränzfestung gegen Armenien. Im innern Paphlagonien: Gangra, alte Fürsten- residenz (Kjankari), später nach Caesar Germanicus Ger- manicopolis benannt; Pompejopolis am Amnias, an der Stelle, wo Mithridates geschlagen wurde, von Pompejus erbaut. §. 57. Bithynia, erwuchs aus den von Thracien her eingewanderten Stämmen der Tliyner und Bilhyner, die ursprünglich nur das untere Gebiet des Flusses Sangarius (Sakaria) und die Küste bis zum Bosporus inne hatten, während östlicher bis zum Billaeus (Filijas) die älteren Völkerschaften der Mariandyner und Cauconen im Gebiete der Griechischen Stadt Heraclea wohnten. Die Bithynischen Fürsten erhielten sich im Reiche Alexander’s und unter dessen Nachfolgern selbständig; mit Hülfe der aus Thracien herbei- gerufeneu Gallier (Galater) eroberte König Nicomedes I. um 275 v. Chr. den nördlichsten Theil von Phrygien und Prusias I. um 220 das östliche Mysien bis zum Rliyndacus, das ganze Gebiet von Heraclea, ausser der Stadt selbst, und weitere Theile Nordphrygiens, welche letztere jedoch 189 v. Chr. wieder an das Pergamenische Reich verloren gingen. Das übrige Gebiet behielt den Namen Bithynia; unter der Rö- mischen Herrschaft, in die es 74 v. Chr. überging, kam dazu noch das westliche Stück Paphlagoniens. An der Küste alte Handelsniederlassungen der Phönicier, z. B. Calpe (Kerfreli), Cius, Pronectus, später auch der Griechen, alle von M eg a ra gegründet: H er a c 1 e a P o ntic a {‘H. rj tv Plump, Ereyli, Benderegli), mit der abhängigen Stadt Cierus im Innern; Calchedon (nicht Chalcedon, wie gewöhnlich geschrieben wird), Astacus, später durch Athenische Colonisten vergrössert und Olbia genannt, von König Lysimachus zerstört, worauf in geringer Entfernung

5. Schul-Atlas der Alten Welt - S. 11

1883 - Berlin : Reimer
11 in Lycaonien in Cilicien*) in Cappadocien in Pontus Laodicea Seleucia Archelais Pharnacia Polemonium unter den Seleuciden unter d. einheimischen Herschern in Paphlagonien Amastris in Ober-Syrien (u. W. Mesopotamien) In Syrien: Zeugma (d. i. die Brücke) (die „heilige Stadt“) benannt nach macedonischen Städten benannt nach Mitgliedern der seleucidischen Königsfamilie Hierapolis Beroea Chalcis Edessa Alexandria Antiochia Seleucia zwei Laodicta Apajnüa Epiphariia Nicephorium in Phoenicien Tripolis, griechische Benennung einer altphönici- schen Stadt unbekannten Namens in Palaestina Ptolemais i , . . „ , \ unter den ägyptischen Ptolemäern \ unter den Seleuciden nach mace-f donischen Städten benannt (?) | unter der idumäischen Dynastie I von Judaea in Mesopotamien Tigranocerta, von K. Tigranes von Armenien nach Eroberung des syrischen Reiches um 80 v. Chr. neuerbaute Plauptstadt Der Periode römischer Plerrschaft gehören durch ihre, hier für jede Landschaft chronologisch geordneten Namen an Philadelphia Pella Dium Scythopolis, Antipatris Archelais Areopolis *) Im westlichen sog. Cilicia Trachea, d. i. dem „rauhen“ (gebirgigen), im Gegensatz zum östlichen sog. Cilicia Pedids, d. i. dem „ebenen“. 12 In Kleinasien In Syrien in Bithynien: Juliopolis, Claudiopolis, Flavio- polis Pompeiopolis, Gervianicopolis Nicopolis (von Pompeius benannt) Sebastia, Neocaesarüa in Cappadocien: Caesarea (Augustus zu Ehren, noch unter den einheim. Königen) Pompeiopolis, Claudiopolis, Traja-nopolis Germanicia beide Caesarea (Augustus zu Ehren unter Plerodes benannt) Sebaste (ebenso), früher Samaria Julias (früher Bethsaida) Livias (früher Bethharan) Tiberias Neapolis (fr. Sichern) \ unter Nicopolis (fr. Emmaüs) / Vespasian in Paphlagonien: in Pontus: in Cilicien: j in Ober-Syrien: | in Palaestina: Europa. Bl. 4—9. Griechenland (Hellas), bi. 4. 5. Der auf der südöstlichen Halbinsel des europäischen Continents schon in vorhistorischer Zeit von Griechen eingenommene Landraum, auf welchen herkömmlicher geographischer Sprachgebrauch allzu ausschliefslich den Namen Griechenland zu beschränken pflegt, enthält mit seinen zahlreichen historisch denkwürdigen Ortschaften, mit seinen vielen selbständigen Staatsgebieten von mitunter sehr geringer Ausdehnung, auf engem Raume eine so reiche Fülle geographischer That-sachen, dafs er eine ausführlichere Darstellung in größerem Mafsstabe erforderte. Zugleich aber finden wir mit dem Beginn geschichtlicher Erinnerung griechische Ansiedler durch Weiterwanderung aus jener ältesten bekannten europäischen Heimat über alle Inseln und die östlichen (asiatischen) Küsten, wenige Jahrhunderte später auch über die nördlichen Küstenländer des aegaeischen Meeres, dergestalt dauernd verbreitet, dafs diese gesamten Nachbarländer mit dem sie verbindenden Meere als ein weiteres wirkliches Griechenland durch die ganze Geschichte des Altertums (und in gewissem Mafse bekanntlich bis in die Gegenwart) gelten müssen: daher konnte behufs Veranschaulichung dieses Verhältnisses ihre zusammenhängende graphische

6. Vergleichende Darstellung der alten, mittleren und neuen Geographie - S. 213

1832 - Hannover : Hahn
212 Asien. Westliches Hochland. ria (Ejalet Anadoli), in N. , Bithynia und Paphlagonia (Ejalet Ana- doli), Cappadocia (Ejalet Siwas), Pontus (Ejalet Tarabosan); in S-, Lycia, Pamphylia, Pisidia Und Isauria (Ejalet Karaman), Cilicia (Eja- let Itschil); im Innern, Phrygia und Calatia (Ejalet Anadoli), Lycao- nia (Ejalet Karaman). Große Verschiedenheit der Gränzen mancher die- ser Lander in früherer und spaterer Zeit. Unter der Römischen Herrschaft gehörten alle genannten Theile, mit Ausnahme von Pontus und Cappa- doeien, zur Provinz Asia. Im in. Jahrh, wurde dieser Name nur auf den mittleren Theil der Westküste beschrankt, und Phrygien, Karten, Ly- dien und Mysien (Provincia Hellesponti) wurden eigene Provinzen. Eintheilung im I V. Jahrh. I. Provincia Asiana, d. h. das westliche und südliche Natolien. Ii. Provincia Pontica, d. h. Bithynien, Galatien, Pontus und Cappadoeien. Iii. Cilicia, welches zur Provinz Syrien ge- rechnet wurde. $. 365. I. -Länder der Westküste. 1. Mysia (Ejalet Anadvli). a) Xueinmyftcn oder Mysia Olympene, der nördliche Theil. Abydus am Hellesponte, in der Nahe des alten Dardanellenschlvffes. Übergang des Xerxes Wo vor Chr.— Lampsacus (Lapsak).— Priapus (Raraboa) am Propontis. Weinbau, Verehrung des Priapus. In der Nahe der Gra- nicus; Alexanders Sieg 334 v. Chr. — Cyzicus am Berge Dindymus. Hafen, Seehandel, Goldmünzen. — b) Sroßmysien oder Mysia Perga- mene, der südliche Theil, aa) Aeolis, Cyme, Vaterstadt des Hesiodus und Ephorus. — Larissa (Djefar), alter Wohnsitz der Pelasger. — Cry- nium, Orakel des Apollo.— Elaea, Hafen.— bb) Troas. Der Ida mit dem Gargarus. Chrysa, Tempel des Apollo Smintheus.— Alexan- dria Troas (Eski, d. h. Alt, Stambul), einst zur Hauptstadt des Röm. Reichs bestimmt. Die Vorgebirge Rhoeteum und Sigeum; bei letzterem die Stadt gl. N. In der Nahe lag das Homerische Ilium oder Troja, zwischen dem Simois und Skamander, mit der Burg Pergamum. Von beiden fand sich schon um 5oo v. Chr. keine Spur mehr; wohl aber war damals bereits ein zweites Ilium (Altilium) erbauet, dem nach Alexan- ders Jeit ein drittes (Neuilium) folgte. Auch das alte Homerische Dar- danus war langst verschwunden; als das neuere Dardanus erbauet wurde; Friede zwischen Mithridates und Sulla.— cc) Die übrigen Städte: Per- gamum (Pergamo) am Caicus, Hauptstadt eines eigenen Reiches. Bi- bliothek, Pergament. Galenus, geb. 115 V. Chr.— Antandrus.— Assus; lapis Assius. — 2) Lydien (Ejalet Anadoli). Der Tmolus, Messogis, Sipylus; der Hermus, Caystrus, Maeander, a) Die Jonischen Städte: Ephesus bei (Ajnfaluk); Dianentempel. In der Nahe das Panionium.— Colophon; Tempel des Klarischen Apollo. — Teos, Vaterstadt des Ana- krevn. — Clazomenae. — Smyrna (Ismir), Vvn Ävliern gegründet, hernach zerstört, um 3oo v. Chr. in der Nahe wieder erbauet und bald sehr blühend. — Phocaea (Fokin), Hafen, blühender Handel. Plünde- rung durch die Römer. — b) Die übrigen Städte. Sardes (Snrt) am

7. Schul-Atlas der Alten Welt - S. 23

1883 - Berlin : Reimer
23 24 bilden beim Zerfall des Alexander-Reiches das besondere Königreich Thracien des Lysimachus und dann einer einheimischen Dynastie aus dem Volksstamme der Odrysen (Hptst. Bizye, vgl. Bl. 4), die seit Caesar’s Zeit die römische Oberhoheit anerkannte und nach deren Erlöschen 46 n. Chr. das Land römische Provinz wurde und zwar erst seit dieser Zeit auf den Raum südlich der Bergkette des Haemus eingeschränkt. Der nördlich davon gelegene Strich an der Südseite der untern Donau, unter dem Namen des Thracischen Uferlandes (ripa Thraciae) schon im Jahre 6 n. Chr. von den Römern besetzt, bildete in der Folge die Provinz Unter-Moesien (M. inferior); dieser wurde der früher dem dacischen Reiche angehörige ebene Küstenstrich des Pontus nördlich vom Donaudelta hinzugefügt*). Die thracischen Stämme im N. der Donau — Geteninder So-Ebene, Daker im Nw-Berglande — vereinigten sich zu einem Reiche, welches vorübergehend (um 50 v. Chr.) seine Grenzen nach W. und S. iibex Pannonien und Ober-Moesien ausdehnte, dann auf das eigentliche Dacia eingeschränkt, 106 n. Chr. von Kaiser Trajan erobert, eine Provinz bildete, die aber, gegen die Angriffe germanischer Völker unhaltbar geworden, um 270 wieder aufgegeben wurde**). Ein vom thracischen verschiedenes, aber gleichfalls zu der Verwandtschaft der großen indoeuropäischen (arischen) Familie gehöriges Völkergeschlecht, das illy rise he, von dem im südlichsten Teile seiner alten Heimat noch ein kleiner Rest, den Europäern unter dem Namen Albanesen bekannt, die alte Sprache bewahrt hat, hatte im Altertum das Gebirgsland im Osten des Adriatischen Meeres, von den Grenzen Griechenlands bis in die Ostalpen und Karpaten inne. Der Name der Illyrier, unter dem es insgesamt schon den Alten bekannt war, kam zunächst einem einzelnen Stamme an der Grenze Macedoniens zu und als im 3. Jahrh. v. Chr. die Römer unter allen Ländern östlich von Italien zuerst mit diesem in Berührung kamen, gebrauchten sie dafür die Bezeichnung Illyricum (nämlich regnurn „illyrisches Reich“), den sie dann verallgemeinert auf den ganzen von gleichartigen Völkern bewohnten Länderraum bis zur Donau, zuweilen sogar mit Einschlufs der östlicher gelegenen thraci- •!') Römische Städte (aber mit griechischen Namen) aus K. Trajan’s Zeit in Moesien: Nicopolis und Marcianopolis. **) Dieser ganze Raum des königlichen und römischen Daciens wird, neben wenigen später eingewanderten fremden Volksteilen, noch jetzt von den sprachlich romanisierten Nachkommen der alten thracischen Völker unter dem Namen der Romanen (gew. Rumänen gesprochen) bewohnt. sehen Landschaften übertrugen*). Von den Grenzlandschaften zwischen beiden, die, seit 29 v. Chr. römisch, den Provinzialnamen Ober-Moesien (M. superior mit Dardania) führten, ist unsicher, welchem der beiden großen Völker ihre Bewohner angehörten. Zu den echten Illyriern gehörten dagegen im N. die einzelnen Völkerschaften Pannoniens, im Oberitalien der Kaiserzeit die Veneter und Istrer, an der südlich sich anschliefsenden adriatischen Ostküste die seeberühmten Liburner, und zwischen diesen und dem eigentlichen Illyrien im engeren Sinne eine Anzahl kleinerer Bergvölker, welche nach dem Falle des Reiches von Scodra (167 v. Chr.) einen Bundesstaat unter dem Namen der Dalviater oder Delmater bildeten. Ihr Küstenland, 118 v. Chr. von Rom unterworfen, bildete den Anfang der bis 34 v. Chr. tief ins Binnenland hinein vergröfserten Provinz Dalmatia, von der dann das unter Augustus 8 n. Chr. eroberte südliche Pannonien einen Teil bildete; bis mit der Ausdehnung der Reichsgrenze an die Donau unter K. Claudius Pannonia zur besonderen Provinz erhoben wurde. In Pannonien und dem westlich angrenzenden norischen Alpenlande, welches gleichfalls (wahrscheinlich auf Grund einer gleichartigen Bevölkerung) zu den illyrischen Provinzen Rom’s gerechnet wird, waren seit der um 400 v. Chr. beginnenden großen östlichen Wanderung der Kelten oder Gallier einzelne ihrer Stämme sesshaft geworden: die bedeutendsten derselben sind die Skordisker, Bojer und Taurisker. Das Reich der letzteren innerhalb der Ost-Alpen, nach seiner Hauptstadt Noreja das no rische — Noricum [regnimi) — genannt, wurde unter diesem Namen 15 v. Chr. römische Provinz. Zu derselben Zeit wurde der römischen Herrschaft einverleibt das mittlere Alpengebiet, bewohnt von zahlreichen Stämmen unbekannter Nationalität (angeblich den italischen Etruskern verwandt), die mit Gesamtnamen von Italien aus Ra et er genannt wurden; der Name Raetia für die Provinz wurde von den Römern aber auch auf das nördlich angrenzende flache Hochland an der obern Donau ausgedehnt, welches unter dem Sondernamen Vindelicia keltische Stämme zu Bewohnern hatte**). Diese Grenze wurde unter K. Domitian nördlich der Donau bis an den neuen Grenzwall [limes, die *) Die weiteste Ausdehnung wird diesem Namen Illyricum in der Reichseinteilung der späteren Kaiserzeit gegeben, wo er neben den oben genannten Grenzen der illyrischen Dioecese in fernerer Anwendung als Praefectur die sämtlichen griechischen Länder mit Macedonien und Ober-Moesien begreift (s. Bl. 12). **) Römische Stadtanlagen in Vindelicien Augusta (Augsburg), Castra Batava (Passau), Castra Regina (Regensburg).

8. Theil 2 - S. 302

1832 - Cassel : Bohné
302 Asia Minor. solche Ausdehnung bekam, wie der oben schon ange- geführte Orosius die Asia minor geschildert hat. Später wurden auch Cappadocia, Kleinarmenia und Jpontus römische Provinzen, die eigentlich zur Asia propria oder minor nicht gehörten. Eine neuere Umgestaltung Kleinasiens begann unter den Kaisern Diocletianus und Constantinus, wodurch die ältere Provinz Asia sehr viel an Umfang verlor, indem Caria wie Lydia ihren eigenen Praeses bekamen, Phrygia in zwei Theile, Phrygia Pacatiana und Salutaris geschieden, und beide Mysiae nebst Troas zu einer Provincia Hellesponti erhoben wurden, wäh- rend die Provinz Asia, damit der Name nicht unter- gehe, nichts als die Westküste vom Vorgeb. Lectum bis zum Maeander behielt, die jedoch die bedeutend- sten Handelsstädte in sich fasste und vor allen übri- gen Provinzen und Ländern der Römer in Kleinasien dadurch ausgezeichnet war, dass ihr Vorsteher immer ein Proconsul war, der über den Consular des Pon- tus und den Vorsteher der Inselnprovinz die Ober- aufsicht führte, so wie sie auch keinem Praefectus Praetorio unterworfen war. Dem gemäss theilt die Notitia Imperii aus dem vierten Jahrh. nach Chr. Geb., Kleinasien in zwei Haujjttlieile: Asiana und Pontica; von denen die erste die frühere Asia der Römer innerhalb des Taurus, die zweite Bithynia, Galatiaf Pontus und Cappadocia umfasste; Cilicia aber ward von ihr zu Syrien gezählt. Land im Besonderen. M Y S I A. Name. Mysia, r) Mvöla, das Asiatische, im Gegen- sätze des Europäischen am Istros, wo die aus dem Celtischen von Andern versuchte Ableitung von Moese,

9. Schul-Atlas der Alten Welt - S. 5

1883 - Berlin : Reimer
5 dehnung der Grenzen unter Traianus, die jedoch nach Osten hin bis über Armenien und Assyrien nur wenige Jahre (115 —117) bestand, daher in der Karte, verschieden von den mit Farbe bedeckten dauernden Provinzen des Reiches, nur durch eine farbige Linie angedeutet ist*). Dem östlichen Grenznachbar des Römerreiches in dieser Periode, dem Reiche der Parthischen Arsaciden sind auch in seiner größten Ausdehnung nur die mittleren Teile des altpersischen Reiches als unmittelbare Provinzen unterworfen gewesen, wie sie in der Karte mit der entsprechenden Farbe bedeckt erscheinen; mit derselben umzogen sind nordwestliche und südliche Grenzländer, die zum alten Reiche gehört hatten, nun aber unter selbständigen Fürsten nur bedingt die Oberhoheit der parthischen Grofskönige anerkannten: im Nw. die Königreiche des atropatenischen Mediens und Armeniens (in welchem wechselnd der römische Einfiufs überwiegt), im S. das eigentliche Persis mit den davon abhängigen ostarabischen Küstengebieten. Im nordöstlichen Teile des altpersischen Reiches (Oxus- und Jaxartesgebiet) ist an die Stelle des griechischen Reiches von Baktra durch Eroberung von Inner-Asien her um 160 v. Chr. das Reich der Saken oder asiatischen Scythen getreten, die sich im 1. Jahrh. n. Chr. auch über das Indusgebiet unter dem von den Griechen beigelegten Namen der Indoscythen ausdehnten. Das übrige Indien (im engeren Sinne, die „vordere“ Halbinsel nach unserer gewöhnlichen Bezeichnung), welches im 3. und 2. Jahrh. v. Chr. in dem vom mittleren Ganges ausgegangenen Grofsreiche der Prasier zusammengefafst war, ist in dieser Periode in viele gröfsere und kleinere Reiche geteilt, von denen die an der Küste, besonders der südwestlichen, gelegenen durch I-Iandelsverbindungen auch im Abendlande bekannter wurden. Im 1. Jahrh. n. Chr. wurden auch die Küsten der östlichen (sog. „hinteren“) Halbinsel, auf welche der Name Indien mit übertragen wurde, von griechischen Schiffern umfahren, bis zu den südlichen Küsten des chinesischen Reiches, dessen Name Tschina in der Form Sinae seitdem den europäischen Völkern bekannt wurde, während sie das nördliche Binnenland desselben schon etwas früher unter dem Namen des „Seidenlandes“ (Serica) mittels des auf Karawanenwegen quer durch Innerasien geführten Seidenhandels kennen gelernt hatten**). *) Die dauernde Besetzung des schon unter Traianus vorübergehend in Besitz genommenen nordwestlichen Teiles von Mesopotamien fällt unter die Regierung des M. Aurelius. **) Neben dieser östlichsten Grenze der Erdkenntnis der classischen Völker des Altertums, könnte in den Karten der westlichste Grenzpunkt an der afri- 6 Bl. 12. Die durch K. Diocletian und seine Mitregenten eingeführte, durch seine Nachfolger nur unwesentlich (mit Unterteilung gröfserer Provinzen) veränderte neue Einteilung des Reiches in eine gröfsere Zahl weniger umfangreicher sogenannter Provinzen und deren stufenweise Zusammenfassung zu gröfseren Verwaltungsgebieten (Diöcesen, Präfecturen), welche diese Karte fast vollständig zeigt*), hat eine bis tief in das Mittelalter reichende Bedeutung erlangt. Denn im oströmischen Reiche, soweit es nicht von den Arabern erobert wurde, blieb sie bis ins 11. Jahrhundert erhalten, und selbst in den von germanischen Völkern besetzten westlichen Ländern erhielten sich die Namen der Provinzen, zumal in der kirchlichen Verwaltung, noch Jahrhunderte über in Gebrauch. Zu bemerken ist dabei, im Vergleich zu den die früheren Zustände darstellenden Karten, aufser der vielfach veränderten Begrenzung der beibehaltenen älteren Provinznamen, die vollständige Verschiebung mancher derselben auf früher mit ganz anderen Namen bezeichnete Landschaften. So namentlich die Provinz Alpes Cottiae — dem früheren Ligurien, Liguria — älterem Gallia Transpadana, Raetia secunda = Vindelicia, Dacia = früher Teil von Moesia (infolge der Verpflanzung der römischen Colonien dahin aus dem im N. der Donau gelegenen alten Dacien durch K. Aurelianus um 2 75); Isauria, das frühere „rauhe“ (trachea) Cilicia, Armenia Ii früher Teil von Cappadocia, Phoenice Libanensis früher Coelesyria, Palaestina Iii früher Teil von Arabia**). — Die veränderte östliche Reichsgrenze gegen das persische Reich der Sasaniden rührt in ihrer südlichen Plälfte in Mesopotamien aus dem Friedensvertrag von 364 (Abtretung des Gebietes O. von Nisibis an Persien), in der nördlichen aus dem von 415 her (Teilung des bis dahin noch der Form nach selbständigen Königreiches Armenien zwischen Rom und Persien). canischen Westküste vermifst werden, dessen Erreichung durch karthagische Schiffe unter Hanno in viel frühere Zeit (wahrscheinlich in das 5. Jahrh. v. Chr.) gehört; diese auf die Küstenlinie bis etwa 100 N. Br. beschränkte Entdeckung ist jedoch ohne weitere Folgen für Verkehr und Colonisation, mithin historisch wertlos geblieben und konnte füglich in der Karte übergangen werden. *) Die einzige Ausnahme bildet Britannien, von dessen 5 Provinzen nur die nördlichste der Lage nach bekannt ist, daher die 4 übrigen Namen nur ohne Begrenzungen in der Karte angegeben werden konnten. **) Einzelne neue Provinznamen wie Aemilia, Flaminia, Valeria in Italien sind den Namen der Hauptlandstrafsen, andere wie Arcadia in Ägypten, Honorias und Helenopontus in Kleinasien, Valeria in Pannonien, Valentia in Britannien denen der Kaiser entnommen. 2

10. Leitfaden der alten Geographie - S. 89

1879 - Berlin : Reimer
Aethiopien am oberen Nil. 89 herrschende aegyptische Priestercolonie und ein blühender Handelsplatz. Noch viel weiter südlich am Nil und seinen östlichen Zuflüssen1) sollen aegyptische Colonien, namentlich durch die im 7. Jahrh. v. Chr. erfolgte Auswanderung eines grossen Teiles der gegen Psametik aufständischen Kriegerkaste, der sog. Sembriten, entstanden sein, über deren spätere Schicksale nichts bekannt ist.2) *) Die langgestreckten Halbinseln, welche die Flüsse Astapüs, Astasobas, Astaboras (j. Bachr-el-azrak oder blauer Nil, Dender und Rahad, Atbara oder Takazie) mit dem Hauptstrome bilden, werden durch Sumpfstrecken am Fusse des habessinischen Hochlandes, zumal zur Zeit des Hochwassers, zu völligen Inseln, daher der Name der Insel Meroe, welchen die Griechen dieser ganzen städtereichen Flusslandschaft geben. 2) Die Hauptstadt Sape wohl identisch mit Soba, dem älteren Mittelpunkte des mittelalterlichen christlichen Reiches von Sena'är, dessen Ruinen noch jetzt aegyptischen Charakter, jedoch ohne Inschriften zeigen. 119. Axomitisches Reich. Das Quellgebiet der östlichen Nilzuflüsse ist ein gegen den arabischen Meerbusen steil abfallendes schwerzugängliches Hochgebirgsland mit Schneegipfeln bis 4600m Höhe, von den benachbarten Arabern nach der Menge der darin zusammengedrängten verschiedenartigen Volks Stämme Habasch (daher die Bewohner Dyiß<xör]vot, mittelalt. latinisirt Abyssinia) genannt. Neben einer Mehrzahl von Yolksstämmen der den Aegyptern verwandten (sog. chami-tischen) Familie scheinen schon in sehr alter, jedoch unbestimmbarer Zeit südarabische Einwanderer semitischen Stammes1) sich hier angesiedelt zu haben; die ersten Keime der Cultur erhielten sie von Aegyptern — wie ihre Bauwerke und namentlich Obelisken zeigen — und von Griechen, denen sie die erste Kunde der Schrift verdankten und die seit Ptolemaeos Iii. mehrere Handelsniederlassungen an ihrer Küste begründet hatten.2) Das Keich, welches sie wahrscheinlich nicht vor dem 1. Jahrh. n. Chr. begründeten und bald durch Eroberungen im Küstenlande, N. bis zur aegyptischen Grenze, S. bis an den offnen indischen Ocean (Gegend des Aequators), im 4. Jahrh. auch über Südarabien (§ 108) erweiterten, scheint sich im centralen Hochlande nicht tief landeinwärts erstreckt zu haben; seine Hauptstadt war das hochgelegene Axöme (auch noch j. Aksüm), deren Hafenort Adule (?Aöovxij, ’Adovxig, j. Ruinen Züla) Haupthandelsplatz für Elfenbein und Schildpatt in griechisch-römischer Zeit. 1) Die Aghäzi oder Geez (d. i. Einwanderer), deren der arabischen engverwandte Sprache gewöhnlich speciell die aethiopische genannt wird, seit dem das im 4. Jahrh. von Aegypten her christianisirte Volk jenen Namen aus griechischem Munde kennen gelernt hat. 2) Daher die hier mehrfach wiederkehrenden Namen Ptolemais und Berenihe; auch in Adule bestand eine griechische Niederlassung.

11. Die Weltgeschichte - S. 151

1881 - Heidelberg : Winter
Kap. 55. § 203. Die kleineren Reiche aus Alexanders Hinterlassenschaft. 151 bis in dessen Wurzel, konnte aber doch das Eroberte nicht behaupten; dagegen dehnte er die ägyptische Herrschaft bis zu den Quellen des Nils aus und seine gütige Behandlung der Aegypter sowie seine Sorge um die Wohlfahrt des Reichs verschaffte ihm jenen Beinamen „der Wohltäter". — Mit ihm schloß das goldene Jahrhundert, das die drei ersten Ptolemäer über Aegypten herausführten. Unter den folgenden Ptolemäern verfiel das Reich durch die Schwelgerei und die Sittenlosigkeit seiner Könige und Großen in eine solche Schwäche, daß es einen Besitz um den andern verlor und in Folge von Thronstreitigkeiten zuletzt von den Römern unterdrückt ward. (§ 273.) Kap. 55. Die kleineren Reiche aus Alexanders Hinterlassenschaft, insbesondere Judäa. (Gesch. d. W. Vii, 9, 1. u. 2; 10, 1-5.) (203.) Neben jenen größeren Reichen in Asien bestanden zu diesen Zeiten noch mehrere kleinere Reiche, die sich zum Teil schon gleich nach Alexander's Tod unter einheimischen Landesfürsten unabhängig gemacht, teils sich im Laufe der nachher eintretenden Veränderungen zu selbständigen Reichen gestaltet haben. Zu jenen ersteren gehören: das Königreich Bithynien, mit der Hauptstadt Nicomedia, das sich schon gegen Alexander und dann auch gegen seine Nachfolger ziemlich unabhängig erhalten hatte und unter Nicomedes I mit Hülfe der Galater seine Freiheit gegen Syrien behauptete; das Königreich Pontus, zu beiden Seiten des Halys, das unter der echt persischen Dynastie der Mtthribate (auch Mithradate) stand; unter dieser hatte sich Mithridates Ii Alexander dem Großen unterworfen, nachher aber den Antigonus, dem bei der Verteilung der Provinzen Pontus zugefallen war, vertrieben. — Unter Mithridates Vi erhielt das Reich seinen höchsten Umfang, bis es eine Beute der Römer wurde; das Königreich Kappadorien unter der echt persischen Dynastie des Ariarathes mit dem Lichtdienst der Magier, die ihren Haupt sitz in Kumana hatten. Zu den späteren abhängig gewordenen Reichen gehören: das Königreich Pergamum, das von des Lysimachus ehemaligem Schatzmeister Philetärus gegründet wurde und unter Attalus I und Eumenes Ii in die Reihe der gebildeten Staaten trat, so daß Pergamum mit seinem Reichtum und seiner Bibliothek ein vorzüglicher Sitz der Wissenschaften wurde und mit Alexandria in der Pflege griechischer Kunst und Wissenschaft wetteiferte. Hier erfand man auch das aus Ziegen- und Eselshäuten bereitete Pergament; das Königreich Armenien, das, in Groß- und Kleinarmenien geteilt, sich nur mit Mühe frei erhielt und oft abwechselnd den östlichen und westlichen Machthabern zufiel; das Königreich Parthien, das, gegründet um das Jahr 250 v. Chr. von Arsa-ces, der vorn syrischen Reiche abfiel, sich unter dessen Nachfolgern, den Arsaci-den vom 2. Jahrh. v. Chr. an zu einem Weltreich gestaltete, sich nach und nach Uber alle Länder zwischen dem Euphrat, Indus und Oxus ausdehnte und Seleu-cia nebst Ktesiphon am Tigris zu Königssitzen erhielt; das Königreich Karinen, das unter Theotot I vom syrischen Hofe abfiel und späterhin größtenteils parthisch würde; Königreich Atropalene, ein Teil vom alten Medien, in welchem allein die rem persische Herrschaft blieb und das Magiertum stets dem Hellenismus widerstrebte. (204.) In allen jenen größeren und kleineren Reichen des Morgenlandes fand sich mit griechischer Herrschaft auch griechische Bildung ein, welche

12. Schul-Atlas der Alten Welt - S. 7

1883 - Berlin : Reimer
7 Spezialkarten. Bl. 3—10. Die Begrenzungen sind im allgemeinen die unter der römischen Verwaltung festgestellten, also sowohl die am besten bekannten, als auch von verhältnismäfsig längerer Dauer*). Die Namen der in die Karten aufgenommenen wichtigeren Ortschaften vertreten ebenso alle Perioden der alten Geschichte; neben uralten finden sich solche, die erst der griechisch-macedonischen Eroberung Thraciens, Westasiens, Ostafrica’s, nicht weniger solche im ganzen Umfange des Römerreiches, die erst der römischen Herrschaft ihren Ursprung verdanken. Doch nur wenige als durchaus neue Gründungen: zumeist sind jene griechisch-römischen Namen älteren, oft aber erst unter der neuen Benennung zu gröfserer Bedeutung erwachsenen Ortschaften beigelegt, sehr häufig infolge davon die älteren Namen gänzlich verschollen (so namentlich in Gallien). Aber auch wenn bekannt, jedoch ohne historische Wichtigkeit, mufsten sie dem Zweck vorliegender Karten entsprechend hier wegbleiben und nur in einzelnen Fällen erschien ihre Aufnahme zweckmäfsig (z. B. Salduba-Caesarangusta in Hispanien, Iol-Caesarea in Mauretanien, Mazaca-Caesarea in Cappadocien und manche Städte in Syrien). Wir haben die den verschiedenen Perioden angehörigen Namengruppen, um ihre Unterscheidung, die sich in der Schrift der Karten nicht füglich deutlich ausdrücken liefs, zu ermöglichen, bei den einzelnen Ländern besonders aufgezählt**). *) Zur Eintragung von Namen und Grenzen für andere Perioden empfehlen sich die von der Verlagshandlung auch zum Einzelverkauf auf dem Umschlag angezeigten Kartennetze. **) Für die der alten Sprachen unkundigen Leser ist zu bemerken, dafs der griechische und römische Sprachgebrauch für viele einzelne Landesteile keine besonderen landschaftlichen Namensformen kennt, sondern dafür allein die Stammnamen der Bewohner in den auf -i, -ae, -es ausgehenden Pluralformen anwendet, z. B. Sabini, Bruttii „die Sabiner, die Bruttier“, auch für ihr Land, während die landschaftlichen Formen Sabina, Bruttium erst im Latein des Mittelalters Vorkommen. Solche Formen mit der lateinisch-griechischen Pluralendung mufsten daher auch in unsern Karten gebraucht werden, um die betreffenden Landschaften namentlich zu bezeichnen, während die in den historischen Übersichtskarten vorkommenden Völkernamen (und der Übereinstimmung wegen a\ich auf Bl. 8 die Namen der germanischen Völker) in der Regel mit der gewöhnlichen deutschen Endung auf -en, -er geschrieben sind. 8 Africa. Bl. io. Das Blatt umfafst den den classischen Völkern ausschliefs-lich genauer bekannt gewordenen Nordrand des Erdteils, den die Griechen Libya, die Römer Africa nannten; darin Länder sehr verschiedener geschichtlicher Bedeutung: im Westen Gebiete teilweise jüngster, erst römischer Cultur, im Osten am Nil das urälteste Reich der bewohnten Erde: Ägypten*). Die in neuerer Zeit aus den hieroglyphischen Inschriften entzifferten einheimischen Benennungen für dieses Land, seine einzelnen Teile, seine Städte u. s. w. müssen, als für die Schule unerheblich, hier übergangen werden; herkömmlich bedienen wir uns, auch wo von den uralten nationalen Monumenten dieses Landes die Rede ist, der griechischen, durch Handelsverkehr schon in der Zeit vor der griechischen Besitznahme festgestellten, später, wie überall im Orient, auch von der römischen Verwaltung beibehaltenen Benennungen. Die griechisch gebildeten Städtenamen unterscheiden sich von den, im griechischen Munde nur wenig veränderten ächt ägyptischen durch die Endung auf -polis „Stadt“, während den ersten Teil der Zusammensetzung ein Götter- oder Heroenname bildet: es sind tatsächlich Übersetzungen der entsprechenden nationalen heiligen Namen der Städte. — Neue griechische Gründungen aus der Periode der ptolemaeischen Herrschaft sind von den in der Karte enthaltenen nur die neue Hauptstadt Alexandria, die oberägyptische Festung Ptolemais-Hermiu und die Hafenstadt Berenice am arabischen Meerbusen. Die einzige ältere griechische Gründung ist die noch in der Zeit des selbständigen ägyptischen Reiches entstandene Handelsstadt Naucratis im Delta. Der westliche Teil des nordafricanischen Küstenlandes wird uns erst durch die Geschichte des Unterganges des hier Jahrhunderte lang harschenden phönicischen Handelsstaates, der Republik Karthago, näher bekannt; ihr einst sehr ausgedehntes Gebiet, soweit es sich mit einiger Wahrscheinlichkeit erkennen läfst, sowie der Wechsel in den Begrenzungen der mehr binnenländischen Reiche libyscher *) Abweichend von dem Flächencolorit der übrigen Länder ist auf Bl. io nicht das ganze von einer willkürlich angenommenen Grenzlinie umfafste Landgebiet, sondern nur das angebaute und bewohnte Land farbig bezeichnet, der weit gröfsere unbewohnbare (oder östlich vom Nil nur an einzelnen Stellen von Nomaden spärlich bewohnte) Wüstenraum weifs gelassen.

13. Leitfaden der alten Geographie - S. 175

1879 - Berlin : Reimer
Sicilien. 175 hoch überragt werden von dem isolirten, auf einer Basis von 20 d. □ M. zu 3300ai Höhe ansteigenden Vulcankegel des Aetna (im griech. fern, rj Anvri). Am Südfusse desselben liegt die einzige grössere, aber sehr fruchtbare Tiefebene der Insel, das Aaiaxqvyöviov jxsdiov, durchflossen vom Symaethos, fast dem einzigen perennirenden Flusse, während die übrigen in das Berg- und Hügelland tief eingeschnittenen Wasserrisse, selbst die grösseren, welche als Flüsse bezeichnet werden, wie die beiden Himera, der Halykos u. a. im regenlosen Hochsommer völlig austrocknen. Bei reichlichem Winterregen ist dennoch der Boden auch der höheren Landrücken für Weizenbau höchst ergiebig (Sicilien die „Kornkammer Roms“ in den letzten Jahrhunderten der Republik). Ihre historischen Namen Jsynccviccj gaben die Griechen der Insel nach den dortigen Völkerschaften, von denen die Sikaner (nach Thukydides ein iberischer Stamm) die südwestliche,, die erst später aus Süditalien herübergewanderten Sikeler (2ixsxolj Sicüli, vgl. §§ 203, 233) die nordöstliche Hälfte inne hatten. Vor den Griechen (sicher schon vor dem 11. Jahrh.) hatten Phoenikier ringsum Küstenpunkte und vorliegende Inselchen (Ortygia in Osten, Aegates in Westen) besetzt, wurden aber auf den äussersten Westen zurückgedrängt durch die seit dem 8. Jahrh. in Menge ein wandernden ionischen und dorischen Griechen.1) Durch den Einfluss derselben wurde auch der unabhängig gebliebene Teil der einheimischen Bevölkerung soweit hellenisirt, dass die ganze Insel noch als römische Provinz (der Westen seit 241, der Osten seit 212 v. Chr.) ein nach Sprache und Sitte mehr griechisches als lateinisches Land blieb. *) Nach Analogie der Italioten werden diese griechischen Bewohner der Insel durch die Namensform Zv/.txiutui von. den Sikelern unterschieden. 237. Ionische Colonien. Naxos, die älteste 735 v. Chr. von Ghalkidiern aus Euboea nahe der sicilischen Meerenge gegründete Griechenstadt, athenische Bundesgenossin im peloponnesischen Iüiege, wurde deshalb von den Syrakusiern 403 zerstört, dann von den fiüheren Bewohnern vereint mit dorischen Griechen in der Nähe die neue Stadt Tauromenion (j. Taormina) erbaut, die von Syrakusae abhängig blieb. Zankle (d. i. Sichel, nach der Gestalt der den natürlichen Hafen umscliliessenden Landzunge) hiess mit einheimischem Namen eine ältere Ortschaft an der Meerenge selbst, wo sich ebenfalls Chalkidier noch vor 725 v. Chr. ansiedelten; diese Stadt erhielt unter der Herschaft des Anaxilas von Rhegion (vgl. § 235) um 460 Colonisten aus Messenien und nahm seitdem selbst den Namen Messene (dorisch und latein.

14. Die Alte Welt - S. X

1877 - Regensburg : Manz
X war nur in den Festzeiten geöffnet und für Festhandlungen bestimmt, an dem Altäre aber opferten nicht nur Alle, welche kämpfen wollten oder Orakel suchten, sondern das ganze Jahr hindurch ward er von Fremden und Einheimischen zur Gottesverehrung nach alt-pelasgischem Gebrauch (ohne Tempel) benutzt. Im Nordosten schloss sich an den Hügel des Kronos (Kronion) eine zweite Gruppe von Denkmälern an: die Schatzhäuser (thesauri) zur Aufbewahrung der nach Olympia gesandten Weihgeschenke, das Stadium, der fast doppelt so lange Hippodrom und das Theater. — Der ganze Tempelhof war ein Labyrinth von Kunstwerken; die Strassen und Plätze von dichten Reihen der Siegesstatuen eingefasst, dazu Säulen, auf welchen die Verträge der griechischen Staaten aufgezeichnet waren, Denkmäler aller wichtigem Ereignisse im Leben der griechischen Staaten, so dass die Altis ein Archiv der griechischen Geschichte in Erz und Marmor enthielt. Diese dicht gedrängte Masse von Gebäuden, Altären, Statuengruppen, von Viergespannen und Standbildern der Sieger, von Götterbildern, Dreifüssen und Weihgeschenken aller Art wurde durch die Bäume, welche als Pflanzungen des Herakles galten, zu einem landschaftlichen Ganzen verbunden. Blatt V. A. Die obere Karte stellt den Umfang des Reiches Alexander’s des Gr. und dessen Theilung, in Folge der Schlacht bei Ipsus, dar, also diejenige Zeit, wo hellenische Bildung von Italien bis zum Indus und Jaxartes und im S. bis Meroe verbreitet war. Alexander’s Reich umfasst nicht nur das ganze persische, wie es auf Blatt Iii. dargestellt ist, selbst mit Einschluss der meisten Völker, welche innerhalb des letztem ihre Unabhängigkeit behauptet hatten, sondern überschreitet jene Grenzen sowohl im Südosten als im Nordwesten, indem der westlichste Theil Indiens, namentlich die Pentapotamia bis zum Hyphasis, ihm angehört, und in Europa ausser dem Stammlande der Monarchie (Macedonien) noch Thracien, Griechenland, Epirus und ein Theil Illyriens als verbündete Länder (vgl. die Karte von J. G. Droysen in dessen Gesch. Alexander’s des Gr.). Dieselbe Abtheilung der Karte zeigt ferner die Theilung der Monarchie Alexander’s des Gr. nach der Schlacht bei Ipsus (301 v. Chr.) mit Andeutung der Veränderungen im 3. Jahrhunderte. Die asiatischen Provinzen fielen dem Seleucidenreiche zu, mit Ausnahme der südöstlichen (Karmanien, Gedrosien, Indien) und der nordwestlichen, nämlich der unabhängigen Reiche in Kleinasien: Bithynien, Paphlagonien und Cappadocien (am Pontus), sowie einiger griechischer Städte mit ihrem Gebiete an der Nordküste. Das nördliche Medien, welches Alexander der Gr. dem persischen Fürsten Atropates verliehen hatte, blieb in dessen Familie erblich und behauptete seine Selbständigkeit sowohl gegen das seleucidische als gegen das parthische Reich. Das westliche Kleinasien (Klein-Phrygien, Mysien und Lydien) war anfangs dem Lysimachus zugefallen, dessen Hauptland Thracien war; allein durch einen Krieg zwischen Seleucus I. und Lysimachus, in welchem letzterer umkam (281), gewann ersterer auch den Westen Kleinasiens. Dagegen gingen die syrischen Küstenländer (Cölesyrien, Phönizien, Palästina) für längere Zeit an die ägyptischen Könige verloren und wurden erst gegen Ende des 3. «Jahrhunderts von Antiochus dem Gr. wieder gewonnen. Dieser Wechsel zwischen syrischer und ägyptischer Herrschaft ist auf der Karte angedeutet. In Indien brach 6 Jahre nach Alexander’s Tode ein allgemeiner Aufstand gegen die fremde Herrschaft aus, unter Leitung des Kandragupta, den die Griechen Sandro-cottus nennen. Dieser bemächtigte sich zunächst des zuletzt wahrscheinlich bis zu den Mündungen des Indus ausgebreiteten Reiches des (ermordeten) Porus, dann des Reiches des Taxiles (s. Blatt Iii.) und besiegte auch den König der Prasier in Palibothra Dazu trat ihm Seleucus, wahrscheinlich nach einem unglücklichen Kampfe, die östlichen Theile Gedrosiens, Arachosiens und des Paropamisadenlandes ab. So entstand ein indisches Reich von den Mündungen des Ganges bis diesseit des Indus. Das Reich der Ptolemäer umfasste in Afrika ausser dem Stammlande Aegypten noch den angrenzenden Küstenstrich am Mittelmeer bis einschliesslich Cyrenaea, welches schon der erste Ptolemäer eroberte, um die Verbindung mit dem Gebiete von Carthago in seiner Gewalt zu haben. Unter dem dritten Ptolemäer erreichte die auswärtige Macht Aegyptens ihren Höhepunkt, denn er besass ausser Cypern, welches ebenfalls schon der erste Ptolemäer gewonnen hatte, nicht nur die syrischen Küstenländer, sondern auch die wichtigsten Küstengebiete und Häfen der Süd- und Westküste Kleinasiens; auch die Cycladen werden als Besitzthum der Ptolemäer erwähnt (vgl. jedoch J. G. Droysen, Gesch. des Hellenismus, Ii, S. 298, Anm. 62, und S. 316). „ In Europa war Thracien nach dem Tode des Lysimachus eine Beute der Gallier geworden, die auch Macedonien und Griechenland mit ihren Plünderungszügen nicht verschonten. Im Norden Macedoniens finden wn „die aufstrebende Macht der Dardanier, die sich zu Zeiten bis an die adriatische Küste ausdehnte“, im Westen das Reich der Epiroten, welches, von lyrrhus mit ägyptischer Hülfe hergestellt, unter ihm schnell emporblühte, sich über Acar-nanien hin ausdehnte (in Ambracia war die Residenz) und in wiederholten Kriegen, aber ohne dauernden Erfolg, die Eroberung Macedoniens versuc e. Ueber die Cycladen, als Vorposten der ägyptischen Herrschaft, s. oben. Von den griechischen Landschaften blieb Thessalien seit Philipp unter macedonisc ier Herrschaft bis zur Befreiung durch die Römer (194 v. Chr.), wiewohl esi „dem Namen nach einen eigenen Staat bildete, mit einem eigenen Könige, der frei ic immer der macedonische war“. Im übrigen Griechenland war die macedonisc e Herrschaft auf wenige Punkte zurückgedrängt, und es bildete sich der ätolisc e und der achäische Bund zur Behauptung der griechischen Unabhängigkeit. Die Vereinigung der griechischen Städte am cimmerischen Bospoius zu einem bosporanischen Reiche bestand schon seit 480 v. Chr. B. Auf der untern Abtheilung der Karte erscheint das Seleucidenreich schon in bedeutend geringerm Umfange. Durch den Abfall des parthischen Reiches um die Mitte des 3. Jahrhunderts (welches hier schon in seiner grossten Ausdehnung gegen Westen, nämlich bis zum Euphrat, erscheint) und die gleic zeitige Bildung des griechisch-baktrischen Reiches mit griechischer Cultur wur e das syrische Reich auf die Westländer diesseit des T-igris beschränkt. Dazu fielen während Antiochus des Gr. Regierung beide Armenien ab, welche ohnehin nie in vollständiger Abhängigkeit von Syrien gewesen zu sein scheinen (vgl. Droysen, Gesch. des Hellenismus, Ii, 73). Media Atropatene hat me zum Seleucidenstaate gehört, sondern hier und nur hier hatte sich eine rem persische Herrschaft erhalten, erblich in der Familie des ehemaligen Satrapen von Medien, Atropates. In Cappadocien und Pontus^ waren besondere Reiche entstanden, deren Herrscher Anspruch auf ächt persischen Ursprung mac ten, Mitliridates Ii. ward von den Siegern bei Ipsus in der Herrschaft über ^or^tu® zu beiden Seiten des Halys anerkannt (erst zur Zeit der römischen Herrsc a wurde der Name Pontus auf das Land östlich von Halys beschränkt) und seine Nachfolger nannten sich „Könige von Paphlagonien und Cappadocien am Pontus , später kurz „von Pontus“. Um 200 hatte Paphlagonien (vielleicht nur üer südliche Theil) eigene Dynasten. Die Fürsten Bithyniens hatten gegen Alexander und dessen Nachfolger ihre Selbständigkeit bewahrt; sie r^en . e Gallier aus Thracien und eroberten mit ihrer Hülfe das nördliche Phrygien. Diese gründeten zu beiden Seiten des mittlern Halys den Staat der Galater. An der Westküste Kleinasiens gründete ein Statthalter des Lysimachus das

15. Historisch-geographischer Atlas der Alten Welt - S. 43

1851 - Weimar : Verl. des Geograph. Inst.
43 Raetia) umschlossen, daher innerhalb desselben viele Römi- sche Städte- und Castellruinen, worunter bemerkenswert!) Celeusum Kelllieim, Iciniacum Itziny, Aquileja Aalen, Bri- gobanne Rräunlinyen, Suinalocenna Sälchen bei Rotten- hurif, Clarenna Cannstadt, Aurelia Aquensis Raden, Aquae Mattiacae Wiesbaden *). An dieser Rötnergränze bildete sieh aus Theilon der Markomannen, Hermunduren, Chatten und andern kleineren Völkern um 200 n. Chr. am Main das Volk der Alamannen, welche den, schon mehrmals durchbroche- nen, zuletzt um 280 von K. Probus nochmals befestigten Limes gänzlich überwältigten und die Agri Decumates besetzten. #. Is«. Nördliche oder niederdeutsche Sweben. Diesemnonen, welche in dem von ihnen ausgegange- nen Bunde der Sweben den ersten Rang behaupteten. Die Langobarden, S wardon en und Varinen, ihre nördlichen Nachbaren an der untern Elbe. Die Lugier (auch Lugiones und Lygii geschrieben), ein in mehreren Stämmen, von denen namentlich die Burier in der Geschichte auftreten, in den Ebenen der obern Oder und Weichsel ausgebreitetes Volk. Die Vandi'len oder Vandalen mit den Silin gen (von denen wahrscheinlich der Name Silesia. Schlesien her- rührt), das westliche Hauptvolk der Lugier bildend ; ihr Name wurde, vielleicht nur von den Römern auf die ganzen nord- swebischen Volksstämme ausgedehnt. Die Bürgenden (Burgundiones), Helveconen, Ru- gier, Sciren, Guttonen oder Gothen (Guthai, Guthans in ihrem eignen Dialekt), äusserste Gränzvölker dieses Stam- mes gegen Aesten und Wenden; erst spät in die Geschichte einlretend, obwohl die Guttonen nahe der Bernsteinküste (im jetzigen Ostpreussen) schon im 4. Jahrh. v. Chr. den see- fahrenden Griechen von Massilia (Pytheas), noch näher seit Chr. Geb. den Römern auf der Landhandelsstrasse von Car- nuntum und andern Donauplätzen aus bekannt geworden waren, und die Sciren schon im 1. Jahrh. v. Chr. mit den das Getische Reisch am Pontus bekriegenden Keltischen Völ- kern genannt werden. Diese beiden scheinen in älterer Zeit die einzigen Deutschen Völker auf der Ostseite der Vistula gewesen zu sein, die im Allgemeinen den Römern als die Gränze Germaniens galt. Von den weiter östlich in die sarmatischen Ebenen sich ausbreitenden Bastarnen und Peuc inen ist wenigstens noch zweifelhaft, ob sie Germanen oder Kellen waren. §. K. Seit Mitte des 2. Jahrh. n. Chr. aber, wo die Bewegungen Deutscher Völker gegen Süden begannen, sehen wir, ausser den Burgun den (welche sich westlich wendend, um 280 die Alamannen aus den Main- und Mittelrhein- Gegenden verdrängen) alle die genannten Völker sich weiter östlich den Karpaten und den untern Donauländern zuwenden, und hier die einzige transdanubianische Provinz der Römer, Dacien, sowie die zerstreuten Sarmatischen Völkerschaften ihrem Audrange erliegen. So behaupten die Vandalischen As tin gen und die Gothischen Gepiden schon um 170, die Sarmaten verdrängend, die Südkarpatenlandschaft, ein Jahrhundert später die Ebenen an der Theiss bis zur mittlern Donau. Die Gothen, um 200 an der Nordseite der Kar- paten bis zur untern Donau ausgebreitet, beherrschen um 350 *) Das übrige Germanien enthielt keine Städte, selbst, bei der meist zerstreuten Lage der einzelnen Höfe (wie noch jetzt in Westfalen) keine eigentlichen zusammengebauten Dörfer, und die wenigen Namen von snlrhen, welche aus Römischen Kriegsziigen und Handelsstrassen bei Ptulem ins aufbewahrt sind, sind fast durchaus verschollen und eine genaue Bezeichnung ihrer Lage unmöglich, daher ihre Ansetzung auf den meisten Karten des alten Germaniens nur auf witikührliclien Hypothesen, meist auf geglaubten Ähnlichkeiten mit nocli bestellenden Ortsnamen beruht. Diess zur Rechtfertigung ihrer Auslassung auf unserer Karte. schon das ganze frühere Sarmatien bis zum Tanais; um die- selbe Zeit werden die Ebenen an der untern Donau von den ihnen verwandten T a i f a 1 e n und Victohalen, die Gegenden an der Theiss und der mittlern Donau bis zum Inn aufwärts von den Langpbarden, Herulern (Nachkommen der frühem Swardonon) und Rugiern besetzt, welche Völker dann von diesen Sitzen aus im 4. und 5. Jahrh. sich über die Römischen Gränzprovinzen südlich der Donau ergiessen und hier der Römischen Herrschaft ein Ende machen. Die Flachländer Von Osteuropa Und Inner-Asien. (§armatia und Scytliia.) #. 188. Diese ungeheuren Ebenen, welche die frühere griechische Zeit (Herodot), die sie zuerst durch den Handel der griechischen Colonien im Pontus kennen lernte, unter dem Namen Europa’s mit zusammenfasste und die auch bis in die spätesten Zeiten des Alterthums immer nur höchst unvollkommen gekannt waren, sind in ihrer östlichen (asia- tischen) Hälfte, so wie in ihrem südlichen Küstenstriche am Pontus, der Natur des Landes gemäss immer nur Wohnsitze j nomadischer, Viehzucht — namentlich Pferdezucht — treibender Völker gewesen, wie sie es wesentlich noch jetzt sind. Die jetzigen Bewohner aber, in der ganzen Ausdehnung dieses Gebietes ungefähr seit dem 5. Jahrh. n. Chr., gehören last durchaus dem aus dem Nordosten hier eingewanderten Tii r k i— sehen oder sogenannten Tatarischen Stamme an (Cha- saren, Tataren, Kosaken, Kirghisen, Usbeken u. s. w.), mit Ausnahme einiger, erst im spätem Mittelalter (12—13. Jahrh.) eingewanderten und eine Zeitlang herrschenden Mongoli- schen, so wie einiger älteren, theilweise bis ins 4. jahrh. hinaufreichenden 0 s t f i n n i s c h e n oder Hunnischen Völ- ker. Die sehr gewöhnliche Ansicht, dieselbe Nationalität auch den Bewohnern, welche uns die alte Geschichte hier kennen lehrt, beizulegen, — die nomadischen Scythen, Massageten, Issedonen u s. w. für Mongolen oder Türken zu erklären, — ist durchaus irrthümlich, und wird namentlich entschieden widerlegt 1) durch die in neuerer Zeit bekannt gewordenen Berichte chinesischer Historiker, denen zufolge die Mon- golen bis in’s 12. Jahrh. noch in der Gegend des Baikal-See’s, die Türken bis in’s 4. um den Altai wohnten, dagegen noch j im 2. und 3. Jahrh. n. Chr. blauäugige und blondhaarige (zur weissen, sog. kaukasischen Rasse gehörige) Völkerstämme Theile des inneren Asiens inne hatten, 2) .durch die den ari- j sehen Sprachen augehörigen (namentlich dem Persischen eng- verwandten) Personen- und Stamm-Namen, welche uns von Sarmaten, Scythen, Massageten u. s. w. in grosser Menge überliefert werden; auch war das nomadische Leben selbst einzelnen altpersischen Stämmen (Herod. I, 125), nicht allein den innerasiatischen Völkern eigenthiimlieh. #.18». Von diesen weitverbreiteten Arischen Nomaden- Völkern sind aber wohl zu unterscheiden die sesshaften, ackerbautreibenden, Städte (oder doch Dörfer) bewohnenden Völker, welche die grossen, fruchtbaren Stromgebiete des osteuropäischen Flachlandes, in geringer nördlicher Entfer- nung vom Pontus anfangend, vom Anbeginn aller Geschichte her inne hatten, und wenn sie auch ursprünglich gleichfalls aus dem innern Asien stammen, doch erst in jenen Wohn- sitzen zu der Nationalität sich ausgebildet haben, die sie noch jetzt bewahren, der S 1 a wi s c h e n*). Nur weil die Griechen *) Vgl. Schafarik's Slawische Alterthüiner. Leipz. 1816. Btt. 1. zuerst die Scythen und später die Sarmaten als Bewohner der Politischen Küste, und zum Tlieil als Beherrscher des inneren Landes kennen lernten, wurde der g e o gr a p h i sc he Name Scythiens und Sarmatiens auf jene inneren unvollkom- mener gekannten Völker übertragen, so dass in Römischer Zeit zu den Sarmaten sogar alle Völker gerechnet werden, weiche jenseits der Germanischen (östlich von Karpaten und Vistula bis an die nördliche Ostseeküste) bekannt wurden. Die genauere Gesichts- und Sprachforschung der neueren Zeit lehrt uns hier, ausser den ganz nördlichen Finnen (Fenni bei den Römern)*), zwei, obgleich sehr eng ver- wandte Hauptstänune unterscheiden : 1) Der kleinere nördliche Stamm der Aisten (von den Deutschen, ungewiss ob mit einheimischen Namen so benannt, daher römisch Aeslui**), bei den altern Griechischen Seefahrern ’Sigtkum, ’Jlittiovfi), von den alten Slawen P rus sen ge- nannt, von dem uns als einzelne Völkerschaften im Altertlium bekannt werden: an der Bernsteinküste die Cot inen (Aotr- aivoi, wahrscheinlich die Gudden, wie die Samogeten noch . jetzt von den Liltauern benannt werden, am Fluss Guttalus), nördlicher die Osier, von denen die Insel Osericta oder Osilia (Uesel) benannt ist, und an den gegenüberliegenden Küsten als nördliches Volk die Carbones oder Curones (Caven, daher Curland und Curisches Haff■***), ferner im Innern südlich die Galindae und Sudini (in den noch jetzt Ga- linden und Sudauen genannten Landschaften Ostpreussens) und nördlicher die Veltae, d. i. die Retten in der nach der deutschen Form (Witzen) veränderten einheimischen Benennung Litwa, Ljétuw'a, woher der Name Littauer, womit jetzt der ganze Volksslamm gewöhnlich bezeichnet wird. 2) Der Slawische Stamm, erst den spätesten Römern unter dem allgemeinen Namen der Serben, den sie noch in grosser Ausdehnung führen, bekannt; bei den Deutschen seit ältester Zeit nur Wenden (althochd. Winidä) genannt, welchen Namen — Venedae — auch die Römer beibehiel- ten ; zu denen wahrscheinlich auch die östlicher im Fluss- gebiet des Dnjepr wohnenden Budín i und Na vari oder Neuri zu rechnen sind, welche in denselben Wohnsitzen schon den ältesten Griechen vom Pontus her bekannt geworden warenf), nicht weniger auch die Stämme im jetzigen süd- lichen Russland, welche als leibeigene, zum Ackerbau ver- wendete Knechte der Scythen, von den Griechen nur mit dem übertragenen, ihnen nicht eigentlich zukommenden Na- men der S/.vttai yuapyoi oder tiyotrjqts benannt wurden. #. loo. Neben diesen Slawischen Stämmen wird als herrschendes Volk an der Nordküste des Pontus in ältester Zeit das Volk der Cimmerier genannt, von welchem die Cimmerische Meerenge (Bosporus C.) den Namen behielt, *) Fenni ist die deutsche Benennung und Übersetzung des einhei- mischennanicne Suomolahien, d. i. Sumpfbewohner, den die Ureinwohner des jetzigen eigentlichen Finnlands im Osten des baltischen Meeres noch führen; zu demselben Stamme gehören aber auch die Urbewohner des nördlichen Scandinaviens, von den Römern unter den deutschen Namen Hellusier (d. i. Felsbewohner, wieililleviones) und Sitonen gekannt. **) Doch werden von den Römern , sowie von einigen neueren For- schern, die A es tu er selbst den Germanen beigezählt. ***) Wahrscheinlich erst zur Zeit der grossen Völkerwanderung so weit südlich vorgerückt, früher weiter nördlich, indem Aestische Stämme bis zum finnischen Meerbusen wohnten, wo Ehslland von ihnen benannt ist, dessen jetzige Bewohner, wie die von Livlind, südlich vorgedrun- gene finnische Stämme sind. t) Herod. Iv, 105,168, wo die Budinen ausdrücklich alsein blauäugiger und blonder, sesshafter Stamm und als Nactibarn der Neuren in einer sumpfreichen Gegend (Sümpfe von Pinsk und llokitno) angegeben werden, wo sie 6 Jahrhunderte später auch Ptolemaeus kennt; in der Erzählung von dem übrigen llalli fabelhaften Zuge des Darius gegen die Scythen, setzt sie Herod. (Iv, 21) freilicli viel weiter östlich, an den mittleren Lauf des Tanais, aber offenbar irrthümlich.

16. Die mittlere und neue Welt - S. 16

1873 - München : Lindauer
16 an Trajan selbst, geschrieben hat; L. Annans Florns, der unter Trajan einen Auszug aus der römischen Geschichte schrieb. d) Auf dem Gebiete der Philosophie: M. Annans Segnet a der Jüngere. — Die Kriegskunst Hattein Frontins (um 100), die Geographie und Astronomie in Ptolemäns (um 120) tüchtige Bearbeiter. Nach dem silbernen Zeitalter hat die Jurisprudenz in Gajns (um 160), die Arzneikunst in Galenns (um 164), die Geschichte in Jnstinns (zur Zeit der Antonine) und Ammianns Marcellinus (4. Jahrh. v. Chr.) nennenswerte Schriftsteller gefunden. Durch die Römer wurden auch die Griechen wieder zu litterarischer Thätigkeit angeregt. Als Geschichtschreiber sind Diodo' rus aus S i z i l i e u und Dionysius von Halikaruassus, beide unter Augustus, der Jude Flaviuö Josephus unter Vespasian, Plntarch von Chäroue'a und Appian aus Alexandria, beide unter Trajan, A'rrian aus Nikomedien unter Hadrian von Bedeutung; in der Rh et orik zeichnete sich der schon genannte Dionysius aus; in der Philosophie sind der Jude Philo (um 40), der Stoiker Epik-te'tus (um 80), der Skeptiker Sextus Empi'rikus und der obengenannte Plntarch hervorragend. § 4. Erweiterung des römischen Gebietes in der Kaiserzeit. *) a) in (Europa: 1. Mösien seit 29 v. Chr., von Trajan eingeteilt in M superior und inferior. 2. Noriknm, Nätien und Vindelicien, 16—15 v. Chr. 3. Das südliche und mittlere Britannien wurde von 43—50 n. Chr., das nördliche Britannien erst L I. 71 unterworfen und die ganze Provinz (England und das südliche Schottland) Britannia romaua genannt; Septimins teilte sie in Bri-tannia superior und inferior. 4. Thrazien, 71 v. Chr. unterworfen und zu Mazedonien geschlagen, erhielt 46 n. Chr. Provinzialeinrichtung. 5. Dacien von 105 n. Chr. bis 270. b) in Asien: 1. Kappadocien und Komage^ne seit 17 n. Chr. ein Teil der Provinz Syrien. 2. Lycien, seit 129 v. Chr. ein Teil von Asia Prokonsnlaris, ward um 44 n. Chr. eine eigene Provinz. 3. Palästina, von 63 v. Chr. bis 41 n. Chr. ein Teil der römischen Provinz Syrien, 41—44 ein eigenes Königreich unter Herodes Agrippa, seit 44 eilte römische Provinz. 4. Galatia seit 25 v. Christus. 5. Das östliche Pontus ward 63 n. Chr. mit Kappadocien vereinigt. *) Siehe die Bestandteile des römischen Reiches im J. 30 v. Chr. im ersten Band S. 167 und 168.

17. Leitfaden der alten Geographie - S. 46

1879 - Berlin : Reimer
46 Klein-Asien. von den Griechen bezeichnet wurden, galatischer Krieger, die vom König Nikomedes I. von Bithynien zum Kriege gegen die Reiche von Pergamon und Syrien in Dienst genommen waren, überschwemmten auf eigene Hand plündernd jahrelang das Innere und den Westen Kleinasiens, bis sie um 235 durch die Könige von Pergamon und besonders 189 v. Chr. durch das römische Einschreiten gegen ihren neuen Verbündeten, König Autiochus von Syrien, in engere Grenzen eingeschränkt wurden. Das Gebiet, Avelches sie hinfort — ohne die früheren Bewohner ganz zu verdrängen — dauernd besassen und welches daher bei den Griechen den Namen Galatia erhielt, gehört dem Hochplateau an und ist von noch höheren rauhen Bergketten durchzogen, also vorzugsweise Weideland vorzüglich für die noch heut als Angora-Race berühmten feinwolligen Schafe und Ziegen. Was davon östlich vom Ilalys vorher zu Kappadokien gehört hatte, besetzte der Stamm der Tr o km er; in den grösseren phrygischen Anteil westlich vom Halys teilten sich To-listobojer und Tek to sagen, jene mit der altphrygischen, durch den Cultus der Kvbele als Wallfahrtsort berühmten Tempelstadt Pessi-nüs, diese mit Ankyra (j. Angora, türk. Engüri) als Landesmittelpunkt, welches in römischer Zeit seit 25 v. Chr. Provinzialhauptstadt wurde.1) x) Nicht lange vorher war der früher in 12 aristokratisch regierte Gaue (4 bei jedem der drei Stämme, daher Tirqaqyiai) gespaltene Staat der Galater (oder Gallograeci, wie die Römer sie wegen der Annahme griechischer Sprache nannten) zuerst zu einem Reiche unter Dejotarus vereinigt worden, welchem Pompejus für die gegen Mithradates von Pontos geleisteten Dienste den Königstitel und den westlichen Teil der pontischen Landschaft verlieh; diesem verblieb daher auch nach der Wiedervereinigung mit der Provinz Pontus der Name Pontus Galaticus. 64. Phrygia. Ursprünglich das ganze Binnenhochland der Halbinsel westlich vom Halys und der centralen Wüste mit den Quellgebieten der nach N. (Sangarios, Rhyndakos) und W. (Hermos, Maean-dros) gehenden Flüsse; im Inneren nur vereinzelte Berggruppen, viel fruchtbares Ackerland, besonders in der westlichen Abdachung. Das phrygische Reich gehört zu den ältesten Asiens, seine mythologisch berühmten Städte (Pessinüs, Midaeion, Gordieion, die Städte der Könige Midas und Gordios, Dorylaeion, Kotyaeion j. Kjutahia; und die in Fels gehauenen und verzierten Grabmonumente seiner alten Könige liegen im nördlichen Teile am Sangarios und seinem Nebenflüsse Tymbres. Phrygien um 620 von den lydischen Königen erobert, wurde mit deren Reiche eine persische Provinz, dann in eingeschränkterem Umfang (nachdem die nördlichen und östlichen Grenzstriche von Bithyniern1), Galatern, Lykaonen erobert waren) dem pergamenischen Reiche und erst 90 v. Chr. der römischen Provinz Asia einverleibt.

18. Leitfaden der alten Geographie - S. 38

1879 - Berlin : Reimer
38 Kaukasische Länder. Völkern unterscheiden sie sich durch eine gewisse Civilisation, welche sie schon früh von ihren südlichen Nachbarn, Armeniern und Medern angenommen haben, wie sie auch im 4. Jahrh. von Armenien her das Christentum und damit den Gebrauch der Schrift erhielten, daher sie auch allein unter allen diesen kaukasischen Stämmen eine, wenn auch nur beschränkte, Litteratur besitzen. !) Der Name Moo/ot (erst seit dem 5. Jahrh. v. Chr. Miß/oi) gehört speciell dem am weitesten südwestlich wohnenden ihrer Stämme an, welcher schon früh besonders durch den Metallreichtum seiner Gebirge, aber auch den bei allen jenen Stämmen von ältester Zeit her gebräuchlichen Verkauf von Kindern an die bis in den Pontos handeltreibenden Phönikier im semitischen Orient bekannt wurde (Meschech, richtiger in den Lxx Moao/, des A. T.). 51. Kolchis ist der ältere Gesammtname der westlichsten unter den von der genannten Völkerfamilie bewohnten Landschaften, des Tieflandes am Phasis und dem pontischen Gestade, daher den griechischen Schiffern schon früh bekannt, unter denen die durch Seeherrschaft hervorragendsten, die Milesier, um 500 v. Chr. mehrere Handelsniederlassungen an dieser Küste anlegten: die bedeutendste davon Dios-kurias1) am Fusse der Vorberge des Kaukasus selbst, an der Grenze der nördlichen roheren Gebirgsvölker (Suanen, die ihren alten Namen unverändert bewahren, Abasger j. Abchaz u. a.). Die eigentlichen Kolcher in der sumpfigen Phasis-Ebene werden unter der, hier nur sehr eingeschränkten altpersischen Herrschaft von Herodot als eine aus älteren (assyrischen?) Zeiten herrührende ägyptische Colonie bezeichnet, welche sich längst unter der einheimischen Bevölkerung aufgelöst haben muss, als das ganze Land unter Mithra-dates Vi. vom pontischen Königreiche, seit Trajanus vom römischen Keiche, wohl mehr als Clienteistat, denn als eigentliche Provinz, abhängig wurde.2) 1) Ruinen noch jetzt Iskuria genannt; in römischer Zeit wurde sie, ebenso wie eine andere milesische Colonie von geringerer Bedeutung, Phasis (j. Poti) an der Mündung des Flusses Phasis, auch 2ißuozovno).ig „Kaiserstadt'‘ zubenannt. 2) Die Namen der in römischer Zeit als einzelne Teile von Kolchis genannten Landschaften der ’Exqrjrr/.oi, Mavquloi, Aut,oi, welche als Egrissi, Mingreli, Lazi fortdauern und der einheimischen, den Iberern verwandten Bevölkerung angehören, sind wahrscheinlich überhaupt älter als dei Name Kolyig, der von den späteren Geographen und Historikern nur als Antiquität gebraucht wird. Im 5. Jahrh. v. Chr. heisst das ganze Land nach dem damals herrschenden, die südliche Berglandschaft (wie noch heut) bewohnenden Volksstamme ; seine unter Oberhoheit des oströmischen Reiches stehenden christlichen Fürsten residirten schon damals in dem noch immei als Hauptstadt des Landes geltenden Kutals {Kovuaiöiov der Byzantiner, Kviaiu der älteren Quellen).

19. Schul-Atlas der Alten Welt - S. 17

1883 - Berlin : Reimer
17 als Angehörige des römischen Staates lateinische Sprache annahmen, sehr erhebliche Unterschiede bestanden, so dafs in dieser Beziehung das alte Italien fast noch verschiedenartiger gestaltet war, als die griechische Halbinsel mit Einschlufs der illyrischen und thracischen Landschaften. — Durch solche Fremdartigkeit, gegenüber der Mehrzahl der mittelitalischen Völker, zeichnet sich, aufser dem seiner Bevölkerung nach dem gegenüber liegenden Illyrien verwandten südöstlichen Teile der Halbinsel (Apulien und Calabrien oder Messa-pien*), ganz besonders Etrurien aus, dessen Bewohner, die Etrusker oder Tusker, in älterer Zeit fast die ganze Westküste der Halbinsel, namentlich im 6. und 5. Jahrh. v. Chr. das spätere Campanien beherrscht hatten**). Die übrigen Völkerschaften dagegen, welche den mittleren und südlichen gröfsten Teil der Halbinsel inne hatten, und denen in Ermangelung eines anerkannten gemeinsamen Namens neuerdings oft, aber unpassend der Namen der Italiker in eingeschränkterem Sinne beigelegt wird, standen, wie die erhaltenen Bruchstücke ihrer Sprachen beweisen, unter einander in näherem verwandtschaftlichen Verhältnis: jedoch mit merklichen Unterschieden von drei oder vier gröfseren Hauptgruppen, wie sie im Colorit der Karte unterschieden sind. Die räumlich beschränkteste war die der Latiner, welche durch Rom sprachlich zur herrschenden in Italien und ganz Westeuropa wurde, oder des eigentlichen „alten“ Latium, indem die östlich angrenzenden, später in den Namen Latium einbegriffenen Völker — Herniker, Volsker, Aurunker — schon einen wesentlich abweichenden Dialekt sprachen. In der nördlich angrenzenden Gruppe sind Sabiner und Ae quer die in der älteren römischen Geschichte am bedeutsamsten auftretenden Völker; zu ihrer Sippschaft gehören ferner die vier kleineren Bergvölker im höchsten Teile des Apennin (den heut sog. Abruzzen) und sehr wahrscheinlich stehen ihnen zunächst, als nördlichster der verwandten italischen Stämme, die in der Urzeit vor der Periode der etruskischen Obmacht angeblich auch in Oberitalien weit ausgebreiteten Umbrer, zu denen die Picenter (in der *) Darum in der Karte mit derselben Farbe bezeichnet, wie die gleichfalls den Illyriern verwandten Veneter und Histrier in Oberitalien. **) Zweckmäfsig kann, zur Ergänzung der im Atlas gegebenen, nur die späteren historischen Zeiten betreffenden Übersichten, jene Ausdehnung der etruskischen Herkunft im S. und N. (bis an die Alpen), daneben die Ausdehnung griechischer Herrschaft in Unter-Italien vor den lucanischen Eroberungen, auf einer besonderen Kartenskizze (Flufsnetz von Alt-Italien, Verlag von D. Reimer) vom Schüler (natürlich ohne scharfe Grenzen) verzeichnet werden. 18 Landschaft Picenum) als Unterabteilung gehört zu haben scheinen. — Östlich und südlich von sämtlichen genannten ist als zusammengehörig in beiden Karten bezeichnet das Gebiet der sogenannten oskischen Sprache. Das historische Hauptvolk ist hier das durch Einwanderung aus dem Sabinerlande entstandene und deren Namen in abgeleiteter Form bewahrende der Samniten (Landschaft Samnium), welches sich dann (ums Jahr 400) durch Eroberung weiter über das ganze südliche Küstenland, unter den neuen Namen der Campaner und Luc an er ausbreitete*). Vor jener Eroberung durch Samniten und seit dem 7. Jahrh. v. Chr. hatten die genannten Landschaften unter griechischer Herrschaft gestanden (Campanien grofsenteils unter etruskischer, vgl. 5. 17) ebenso Sicilien, mit Ausnahme des westlichsten, in phoeni-cischem (karthagischem) Besitze gebliebenen Teiles. Diese westlichen Griechen gehörten ebenso, wie die nach dem asiatischen Osten aus-gewanderten, allen drei Hauptstämmen des griechischen Volkes an; doch ist der aeolische Stamm hier aufser durch die Lokrer nur durch die Ac ha e er vertreten und auf den Continent Italiens, wo er sehr ausgebreitete Niederlassungen begründet hatte, beschränkt; weniger ausgedehnt, obwohl an einzelnen Stellen (Tarent, Cyme) von grofser Bedeutung, sind hier die Iiandelscolonieen der Dorier und Ionier, während diese beiden Stämme auf Sicilien allein das Griechentum repräsentiren **). Aus dieser politischen Herrschaft der griechischen Städte im 6. und 5. Jahrhh. und der dadurch bewirkten Annahme griechischer Sprache und Sitte bei den Ureinwohnern (in den nordöstlichen Landschaften Messapien und Apulien durch den Einflufs von Tarent selbst ohne direkte politische Herrschaft) erklärt sich der in jener älteren Zeit oft gebrauchte Name Grofsgriechenland (lat.magna Graecia, griech. Megäle Hellas) für ganz Unteritalien. Er hat keine tatsächliche Geltung mehr für die spätere Zeit nach der samnitisch-lucanischen Eroberung und dem Aufkommen der Bruttier, welche sich vieler griechischen Städte selbst bemächtigten, die bedeuten- *) Die südlichste Halbinsel (das älteste Italien, s. S. 16) ging diesem weiteren Lucanien nach einiger Zeit wieder verloren, indem die Ureinwohner unter dem neuen Namen der Bruttier einen eigenen Staat bildeten, dessen Namen dann auch die Römer für diese Landschaft beibehielten. **) Vgl. Bl. 6, wo sie im Colorit unterschieden sind. Thurii ist als ionische Stadt bezeichnet, weil die Neugründung auf dem Gebiete des schon 510 v. C. zerstörten achaeischen Sybaris, zwar durch eine Vereinigung von Griechen aus allen Landschaften, aber unter politischer Führung von Athen erfolgte.

20. Schul-Atlas der Alten Welt - S. 15

1883 - Berlin : Reimer
15 erbauung des zerstörten Corinthus durch Caesar) finden sich dagegen auf dem Raum unserer Karten nur zwei und zwar aufserhalb des eigentlichen Hellas: Nicopolis als neue Hauptstadt von Epirus (von Augustus mit Beziehung auf den Sieg von Actium erbaut) und Adna-nopolis in Thracien. Italien, bi. 6.7. Der beschränkte Plan unseres Kartenheftes hätte schon nicht erlaubt, für die ganze Halbinsel die verschiedenen Gestaltungen völlig getrennt zur Anschauung zu bringen, welche durch die bis ins 4. Jahrh. v. Chr. dauernden Wanderungen ganzer Völker entstanden, wenn selbst die aus griechischen Quellen erhaltenen Angaben über die älteren Zustände vollständig genug wären, um überhaupt eine bestimmte Abgrenzung zu ermöglichen. Es genüge daher für das von uns jetzt sogenannte Ober-Italien die Tatsache, dafs neben zwei der Urbevölkerung ange-hörigen Volksstämmen, die ihre Gebiete wenigstens teilweise auch später behaupteten: Ligüren im Westen (auch westlich der Alpen bis zu den Pyrenäen), und Venetern im Osten (einem Teile der großen illyrischen Nation), im mittleren Po-Gebiet das später auf Mittelitalien beschränkte alte Culturvolk der Etrusker in 12 Stadtgebieten von Melpum (in der Gegend des späteren Mediolanium) bis Felsina (später Bononia genannt) und Ravenna, wohnte oder wenigstens herrschte, bis es um 400 v. Chr. durch kriegerische Stämme der gallischen (keltischen) Nation, die über die Alpenpäfse und bis nach Mittelitalien eindrangen, verdrängt oder unterworfen wurde. Nach diesen Galliern, als dem herrschenden Hauptvolke, wurde die ganze Landschaft zwischen Apenninen und Alpen mit Einschlufs der noch von freien Venetern und Liguren inne gehabten Gebiete, nachdem sie um 224 v. Chr. dem römischen Staate als Provinz unterworfen war, einfach Gallia, bestimmter zum Unterschiede von dem bald darauf unterworfenen jenseit der Alpen gelegenen südlichen Gallien, Gallia Cisalpina (G. diesseit der Alpen) genannt*). Erst Kriegen durch 3 Jahrhunderte politisch einen Teil Laconiens, des Staatsgebietes von Sparta, gebildet hatte und nur volkstümlich mit dem alten landschaftlichen Namen bezeichnet wurde. *) Die Wohnsitze von zwei Völkerschaften derselben Abstammung (darum in der Karte durch Unterstreichung der Namen in derselben Farbe bezeichnet) liegen aufserhalb der für das cisalpinische Gallien angenommenen Grenzen: die letzten Einwanderer über die Westalpen, die Senönen, hatten sich am weitesten 16 durch Caesar wurde diese, inzwischen nach Sprache und Sitte völlig römisch gewordene Provinz Italien einverleibt und damit dieser Landesname auch im politischen Sinne (wie schon früher seitens der Griechen nur im geographischen Sinne) bis an den Fufs der Alpen ausgedehnt. (Diesen Umfang zeigt Karte 7 durch volles Flächen-colorit der damals zu Italien gerechneten Landschaften.) Unter Augustus wurde dann nach völliger Unterwerfung der Gebirgsstämme des Alpenlandes die Grenze Italiens westlich und nördlich bis an die Hochkämme des Gebirges vorgerückt (durch Liniencolorit in den gleichen Farben in der Karte bezeichnet). Nur in den oberitalischen Landschaften, deren städtischer Anbau um viele Jahrhunderte jünger ist, als derjenige der eigentlichen Halbinsel, finden sich einzelne Städte erst in der Zeit römischer Herrschaft gegründet und benannt: so im cispadanischen Gallien die gleich nach der Eroberung angelegten Colonien Placentia und Faventia, im östlichen Venetien (unter Augustus) Forum Julium (woher der mittelalterliche Name Friuli, Friaul für die Landschaft) und Julium Carnicum, im westlichen Ligurien Pollentia und die beiden Augusta des Taurinischen und Bagiennischen Gebietes; als Ausnahme eine einzige in Mittelitalien, nämlich in dem erst im 1. Jahrh. v. Chr. entwässerten Arnustale neben der alt-etruskischen Stadt Faesulae die römische Colonie Florentia, in späterer Zeit die Hauptstadt Etruriens. Der Name Italia, der bei den ältesten auf der Insel Sicilien angesiedelten Griechen nur die allersüdlichste kleinere Halbinsel, in der Folge (etwa im 5. und 4. Jahrh.) schon bis an die Grenzen Apuliens bezeichnet hatte, wurde seit dem 3. Jahrhundert v. Chr. allgemein auf die eigentliche ganze Halbinsel (immer mit dem oben angegebenen Ausschlüsse des cisalpinischen Galliens) ausgedehnt und in dieser Bedeutung auch den dort einheimischen Völkern, mithin auch den Römern bekannt, so wie für die Bewohner der gemeinsame Name Italiker. Da die Entstehung und Bedeutung dieser Namen also eine rein geographische ist, so wird damit keineswegs auch Gleichartigkeit der Abstammung oder nähere Verwandtschaft der Bevölkerungen bezeichnet, zwischen denen vielmehr, bevor sie sämtlich vorwärts, in der adriatischen Küstenebene des alten umbrischen Landes niedergelassen und wurden daraus durch die römischen Eroberer, längere Zeit vor der Unterwerfung des Po-Landes, wieder verdrängt; das celtische Volk der Carner dagegen hatte seine ganz getrennten Sitze östlich von den Venetern, infolge einer Einwanderung aus Noricum, also über die nordöstlichen Alpenpässe eingenommen.