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1. Leitfaden für den Unterricht in der deutschen Geschichte in Volksschulen - S. 102

1879 - Berlin : Nicolai
102 wollten. Am 18. Januar aber setzte Friedrich im Saale des Schlosses erst sich und darauf seiner Gemahlin Sophie Charlotte die königliche Krone aus das Haupt und ließ sich dann in der Kirche durch zwei Geistliche feierlich zu der neuen Würde salben. Große Volksbelustigungen schlossen das Fest. Nach der Rückkehr sand ein feierlicher Einzug in Berlin statt. — Bei der Neigung Friedrichs zur Pracht und seiner Freigebigkeit erforderte die Königswürde große Ausgaben, welche dem Volke manche Last auferlegten. Doch war dieselbe fortan für Friedrich und feine Nachfolger ein Antrieb, die. Macht des Staates so zu erhöhen, daß sie dem königlichen Namen auch entspräche. So bereitete die Krönung die künftige Größe Preußens vor, welche Friedrichs Nachfolger herbeiführten. — per spanische Erbfolgekrieg. Nach dem Aussterben der spanischen Königsfamilie kam es zwischen Frankreich und Oestreich um den erledigten Thron zu einem blutigen und langwierigen Kriege-Nach dem Krönt) ertrage mußte Friedrich dem Kaiser in demselben Hülfe leisten. Auch hier Zeichneten sich seine Truppen, geführt von dem tapferen Leopold von Dessau, Vortheilhaft aus, nahmen an mehreren Schlachten, z. B. bei Turin, ruhmvollen Antheil und ernteten das höchste Lob der Oberseldherren. Aber trotz aller Niederlagen seiner Heere setzte es Ludwig endlich doch durch, daß sein Enkel König von Spanien wurde und daß Oesterreich sich mit den Nebenländern begnügen mußte. Preußen gewann außer einigen deutschen Gebieten die Oberherrschaft über Neufchatel in der Schweiz; doch standen diese Erwerbungen in keinem Verhältnisse zu den Kosten des Krieges und dem Verlust an Menschenleben. Die Geldnoth stieg am Hose Friedrichs oft zu einer bedenklichen Höhe. Es wurde damals fast allgemein geglaubt, daß sich auf künstlichem Wege Gold herstellen lasse. Friedrich wurde von einem Abenteurer, welcher sich Gras von Ruggiero nannte, um ansehnliche Summen betrogen. — Angeregt durch seine geistvolle Gemahlin, welche, dem Prunk seines Hofes abgeneigt, in dem Dorfe Lietzen (Charlottenburg) im Kreise von Gelehrten und Künstlern lebte, erwarb sich Friedrich ein großes Verdienst um Kunst und Wissenschaft. Er ließ großartige Bauten ausführen, wie das königliche Schloß in feiner gegenwärtigen Gestalt, das Zeughaus, die lange Brücke, welche mit dem Erzstandbilde feines Vaters geschmückt wurde (Schlüter). Er gründete die Akademie für Kunst.und Wissenschaft

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1. Vorschule der Geschichte - S. 245

1897 - Berlin : Nicolai
245 das Herzogtum Preußen ein Königreich sein werde. Am 17. stiftete der Kurfürst den schwarzen Adlerorden, dessen Umschrift „suum cuique“ (Jedem das Seine) andeuten sollte, daß die Könige in Preußen gegen jedermann gleiche Gerechtigkeit üben wollten. Am 18. Januar aber setzte Friedrich im Saale des Schlosses erst sich und darauf seiner Gemahlin Sophie Charlotte die königliche Krone auf das Haupt und ließ sich dann in der Kirche durch zwei Geistliche feierlich zu der neuen Würde salben. Große Volksbelustigungen schlossen das Fest. Nach der Rückkehr fand ein feierlicher Einzug in Berlin statt. — Bei der Neigung Friedrichs zur Pracht und seiner Freigebigkeit erforderte die Königswürde große Ausgaben, welche dem Volke manche Last auferlegten. Doch war dieselbe fortan für Friedrich und seine Nachfolger ein Antrieb, die Macht des Staates so zu erhöhen, daß sie den: königlichen Namen auch entspräche. So bereitete die Krönung die Größe Preußens vor, welche Friedrichs Nachfolger herbeiführten. — Angeregt durch seine geistvolle Gemahlin, welche, dem Prunk seines Hofes abgeneigt, in dem Dorfe Lietzen (Charlottenburg) im Kreise von Gelehrten und Künstlern lebte, erwarb sich Friedrich ein großes Verdienst um Kunst und Wissenschaft. Er ließ großartige Bauten ausführen, so das königliche Schloß in seiner gegenwärtigen Gestalt, das Zeughaus, die lange Brücke, welche mit dem Erzstandbilde seines Vaters geschmückt wurde (Schlüter). Er gründete die Akademie für Kunst und Wissenschaft zu wissenschaftlichen Forschungen und künstlerischen Studien. Seit jenen Zeiten ist in das preußische Volk der Antrieb zur Bildung gekommen. In dem Kriege, in welchem die Beherrscher von Östreich und Frankreich um die spanische Krone kämpften, stand Friedrich auf der Seite der ersteren Macht. Auch hier ernteten die Preußen unter Führung Leopolds von Dessau großen Ruhm. Friedrich I. war wie sein Vater ein Mann von frommer Gesinnung, aber von ebenso großer Duldsamkeit gegen diejenigen, welche nicht desselben Glaubens mit ihm waren. Überall aber, wo er konnte, nahm er sich der bedrückten Protestanten an. Preußen 6alt überhaupt, seitdem der Kurfürst von Sachsen, um die polnische Königskrone zu erwerben, katholisch geworden war, als die Schutz-Macht der Protestanten in Deutschland.

2. Leitfaden für den Unterricht in der deutschen Geschichte - S. 101

1893 - Berlin : Nicolai
101 Jahres 1701 mit einem großen Gefolge nach Königsberg auf, um in der Hauptstadt seines Herzogtums sich die Krone aus das Haupt zu setzen. Am 15. Januar bereitete das Geläute aller Glocken und Kanonendonner die Bewohner aus ein ungewöhnliches Ereignis vor. Ein Herold ritt durch die Straßen und ries vor allem Volke aus, daß von nun an das Herzogtum Preußen ein Königreich sein werde. Am 17. stiftete der Kurfürst den schwarzen Adlerorden, dessen Umschrift „suum cuique“ (Jedem das Seine) andeuten sollte, daß die Könige in Preußen gegen jedermann gleiche Gerechtigkeit üben wollten. Am 18. Januar aber setzte Friedrich im Saale des Schlosses erst sich und darauf seiner Gemahlin Sophie Charlotte die königliche Krone auf das Haupt und ließ sich daun in der Kirche durch zwei Geistliche feierlich zu der neuen Würde salben. Große Volksbelustigungen schlossen das Fest. Nach der Rückkehr sand ein feierlicher Einzug in Berlin statt. — Bei der Neigung Friedrichs zur Pracht und feiner Freigebigkeit erforderte die Königswürde große Ausgaben, welche dem Volke manche Last auferlegten. Doch war dieselbe fortan für Friedrich und feine Nachfolger ein Antrieb, die Macht des Staates so zu erhöhen, daß sie dem königlichen Namen auch entspräche. So bereitete die Krönung die Größe Preußens vor, welche Friedrichs Nachfolger herbeiführten. — Fernere Regierung. Nach dem Aussterben der spanischen Königsfamilie kam es zwischen Frankreich und Östreich um den erledigten Thron zu einem blutigen und langwierigen Kriege. Nach dem Kronvertrage mußte Friedrich dem Kaiser in demselben Hülse leisten. Auch hier zeichneten sich feine Truppen, geführt von dem tapferen Leopold von Dessau, vorteilhaft aus, nahmen an mehreren Schlachten, z. B. bei Turin, ruhmvollen Anteil und ernteten das höchste Lob der Oberfeldherren. Aber trotz aller Niederlagen seiner Heere setzte es Ludwig endlich doch durch, daß sein Enkel König von Spanien wurde und daß Östreich sich mit den Nebenländern begnügen mußte. Preußen gewann außer einigen deutschen Gebieten die Oberherrschaft über Neufchatel in der Schweiz. Die Geldnot stieg am Hofe Friedrichs oft zu einer bedeutenden Höhe. Es wurde damals fast allgemein geglaubt, daß sich künstliches Gold herstellen lasse. Friedrich wurde von einem Abenteurer, welcher sich Gras von Nuggiero nannte, um große Summen betrogen. — Angeregt durch seine geist- I

3. Realienbuch - S. 59

1912 - Bielefeld [u.a.] : Velhagen & Klasing
59 12. Hls Christ. €od. Der Kurfürst war ein frommer Christ. Sein Wahlspruch war: „Gott meine Stärke," und diesem Wahlspruch gemäß lebte er auch. Als erzein Ende nahen fühlte, versammelte er die Seinen um sich, um Abschied zu nehmen. Seine letzten Worte waren: „Ich weiß, daß mein Erlöser lebt, und er wird mich hernach aus der Erde auferwecken." — Die Gemahlin des Kurürsten hieß Luise Henriette. Sie war eine sehr fromme Frau. Von ihr ist das Waisenhaus in Oranienburg gegründet worden. Xi. 6egriin6ung clsr Srotzmcickitktsllung Prsutzsn;. i. ^riectricb Hi. (I.) 1688—1713. 1. Streben nach der Königskrone. Der Große Kurfürst hatte Branden- burg zum mächtigsten Staate Deutschlands erhoben. Er besaß ein großes, schlag- fertiges Heer, und sein Land war größer als manches Königreich. Sein Sohn und Nachfolger wollte nun seinem Staate auch den äußeren Glanz verleihen und strebte daher nach der Königskrone. In diesem Streben wurde er noch durch seine Prachtliebe bestärkt. Er konnte die königliche Würde nur an das Herzogtum Preußen knüpfen, wo er vom Reiche unabhängig war. Auch hierzu mußte der Kaiser seine Zustimmung geben, wenn der neue König als solcher bei den Mächten Anerkennung finden wollte. Lange zogen sich die Verhandlungen hin. Der Kaiser fürchtete, der aufstrebende Staat möchte ihm zu mächtig werden. Endlich gab er seine Zustimmung, daß Friedrich sich zum Könige „in Preußen" krönen lassen könne, wenn er ihm in dem nächsten Kriege 8000 Mann Hilfs-- truppen stellen wolle. Friedrich willigte ein. 2. Krönung. Am 18. Januar 1701 fand die Krönung in Königsberg unter großer Pracht statt. Am Tage vorher stiftete Friedrich den Schwarzen Adlerorden, der noch heute der höchste Orden im preußischen Staate ist. Das Ordenszeichen, ein silberner Stern sowie ein blaues Kreuz an einem orangefarbenen Bande, enthält als Inschrift den Wahlspruch des Königs: „Jedem das Seine." Friedrich setzte sich die ihm überreichte Krone selbst aufs Haupt, nahm das Zepter in die Rechte und den Reichsapfel in die linke Hand und ließ sich von allen Anwesenden den Eid der Treue schwören. Dann erschien die Königin. Der König setzte ihr ebenfalls die Krone aus und führte sie zum Throne, damit auch sie die Huldigung empfinge. Hierauf ging's in feierlichem Zuge zur Kirche, wo die Salbung stattfand. Der König, der als Kurfürst Friedrich Iii. hieß, nannte sich von jetzt ab Friedrich I. Alle seine Untertanen waren nun Preußen, und die schwarz-weiße Fahne wehte allen voran; der preußische Adler war das gemeinsame Wappen aller Landesteile. So hatte Friedrich durch diese wichtige Tat seine Lande noch mehr geeint und ihnen höheren Glanz gegeben. Nach einem Wort Friedrichs des Großen wollte der König seinen Nachfolgern sagen: „Ich habe euch einen Titel erworben; macht ihr euch dessen würdig!" 3. Hls £andesvater. Friedrich I. begünstigte Kunst und Wissenschaft. Er ließ in Berlin das Reiterstandbild des Großen Kurfürsten errichten, erbaute das Zeughaus (die jetzige Ruhmeshalle), und auch das königliche Schloß erhielt unter ihm eine neue Gestalt. Seiner Gemahlin Sophie Charlotte, einer fein gebildeten, geistreichen Frau, baute er bei dem Dorfe Lützow, westlich von Berlin, ein prächtiges Schloß, dem er den Namen Charlottenburg gab. Ebenso wurde auch die Stadt benannt, die hier später entstand. An die von ihm begründete Universität Halle berief der König auch August Hermann Francke, den Gründer des Waisenhauses in Halle. — Neben dem Glanz zeigte sich auch Schatten. Solange Danckelmann, der frühere Erzieher des Königs, die Verwaltung leitete, herrschten geordnete Zustände. Nach dessen Liekefett, Realienbuch. B. 5 18. Jan. 1701

4. Realienbuch - S. 91

1912 - Bielefeld [u.a.] : Velhagen & Klasing
91 T Der Kaiser wurde nämlich um diese Zeit mit Frankreich in einen Krieg verwickelt. In Spanien hatte der kinderlose König Karl Ii., aus dem Habsburger Geschlecht, den Enkel Ludwigs Xiv., Philipp V., aus dem Hause Bourbon, zu seinem Nachfolger ein- gesetzt. Jedoch sofort nach dem Tode des Königs machte der Kaiser Anspruch auf den spanischen Thron für seinen Sohn Karl. Es kam daher zu dem sogenannten „Spanischen Erbsolgekriege". Preußen schickte dem Kaiser statt der 8000 sogar 25000 Mann zu Hilfe. (Zu 6000 Mann Hilfstruppen war Friedrich als Reichsfürst verpflichtet.) Anführer dieser Truppen war der 25jährige Fürst Leopold von Dessau, „der alte Dessauer". Den Oberbefehl über die kaiserlichen Truppen hatte der berühmte Feldherr Prinz Eugen, „der edle Ritter". Nach vielen Schlachten siegte endlich Frankreich, und Philipp V. blieb auf Spaniens Thron. 2. Rrönung. Am 18. Januar 1701 fand die Krönung in Königsberg unter ^3™. großer Pracht statt. Am Tage vorher stiftete Friedrich den Schwarzen Adlerorden, der noch heute der höchste Orden im preußischen Staate ist. Das Ordenszeichen, ein silberner Stern sowie ein blaues Kreuz an einem orangefarbenen Bande, enthält als Inschrift den Wahlsprnch des Königs: „Jedem das Seine." Friedrich setzte sich die ihm überreichte Krone selbst aufs Haupt, nahm das Zepter in die Rechte und den Reichsapfel in die linke Hand und ließ sich von allen Anwesenden den Eid der Treue schwören. Dann erschien die Königin. Der König setzte ihr eben- falls die Krone aus und führte sie zum Throne, damit auch sie die Huldigung empsinge. Hierauf ging's in feierlichem Zuge zur Kirche, wo die Salbung stattfand. Der König, der als Kurfürst Friedrich Iii. hieß, nannte sich von jetzt ab Friedrich I. Alle seine Untertanen waren nun Preußen, und die schwarz-weiße Fahne wehte allen voran; der preußische Adler war das gemeinsame Wappen aller Landesteile. So hatte Friedrich durch diese wichtige Tat seine Lande noch mehr geeint und ihnen höheren Glanz gegeben. Nach einem Wort Friedrichs des Großen wollte der König seinen Nachfolgern sagen: „Ich habe euch einen Titel erworben; macht ihr euch dessen würdig!" 3. Bis £andesvater. Friedrich I. begünstigte Kunst und Wissenschaft. Er ließ in Berlin das Reiterstandbild des Großen Kurfürsten errichten, erbaute das Zeughaus (die jetzige Nuhmeshalle), und auch das königliche Schloß erhielt unter ihm eine neue Gestalt. Die evangelischen Glaubensgenossen hatten an ihm einen treuen Beschützer, und jeden, der seines Glaubens wegen bedrängt wurde, nahm er mit offenen Armen ans. Auch der von der Universität Leipzig vertriebene Professor Thomasius fand bei ihm Aufnahme. Durch ihn ließ der König die Universität Halle einrichten. Thomasius hielt, zum erstenmale an einer deutschen Universität, seine Vorlesungen in deutscher statt in lateinischer Sprache. Später berief der König auch August Hermann Francke, den Gründer des Waisenhauses in Halle, an die Universität. — Neben dem Glanz zeigte sich auch Schatten. Solange Danckelmann, der frühere Erzieher des Königs, die Ver- waltung leitete, herrschten geordnete Zustände. Nach dessen Sturz gewannen unwürdige Schmeichler das Vertrauen des Königs und suchten sich in ihren Ämtern zu bereichern. Leider wurde auch das französische Wesen bei Hofe ein- geführt. Man kleidete sich französisch, sprach französisch und ahmte überhaupt alle französischen Sitten und Gebräuche nach. 4. Sopkie Charlotte. Friedrichs erste Gemahlin starb sehr früh. Seine zweite Gemahlin hieß Sophie Charlotte. Sie war eine sehr feingebildete, geistreiche Frau. Der Prunk und die steifen Förmlichkeiten, die damals am rw n

5. Realienbuch - S. 91

1918 - Bielefeld [u.a.] : Velhagen & Klasing
— si - T Der Kaiser wurde namkick, um diese Zeit mit Frankreich in einen Krieg verwickelt. In Spanien Halle der kinderlose König Karl Ii., aus dem Habsburger Eeichlechr. den Enkel Ludwrgs Xiv., Phrlwp Y., aus dem Hause Bourbon, zu fernem Nachfolger ein- gesetzt,. Jedoch sofort nach dem Tode des Königs machte der Kaiser Anspruch auf den spanischen Thron für seinen Sohn Karl. Es kam daher zu dem sogenannten „Spanischen Erbfolgekriege". Preußen schickte dem Kaiser statt der 6000 sogar 25000 Mann zu Hilfe. (Zu 6000 Mann Hilfstruvpcn war Friedrich als Reichsfürst verpflichtet.) Anführer dieser Truppen war der 25jährrge Fürst Leopold von Dessau, „der alte Dessauer". Den Oberbefehl über die kaiserlichen Truppen hatte der berühmte Feldherr Prinz Eugen, „der edle Nuler". Nach v'.elen Schlachten siegte endlich Frankreich, und Philipp V. blieb auf Spaniens Tvrow 2. Krönung. Am 18. Januar 1701 fand die Krönung in Königsberg unter großer Pracht statt. Am Tage vorher stiftete Friedrich den Schwarzen Adterorden, der noch heute der höchste Orden im preußischen Staate ist. Das Ordenszeichcn, ein silberner Stern sowie ein blaues Kreuz an einem orangefarbenen Bande, enthalt als Inschrift den Wahlspruch des Königs: „Jedem das Seine.* Friedrich setzte sich die ihm überreichte Krone selbst aufs Haupt, nahm das Zepter in die Rechte und den Reichsapfel in die linke Hand und ließ sich von allen Anwesenden de» Eid der Treue schwören. Dann erschien die Königin. Der König setzte ihr eben- falls die Krone aus und führte sie zum Throne, damit auch sie die Huldigung empstnge. Hierauf ging's in feierlichem Zuge zur Kirche, wo die Salbung stattfand. Der König, der als Kurfürst Friedrich Iii. hieß, nannte sich von jetzt ab Friedrich I. Alle seine Untertanen waren nun Preußen, und die schwarz-weiße Fahne wehte allen voran; der preußische Adler war das gemeinsame Wavven aller Landesteile. So hatte Friedrich durch diese wichtige Tat seine Lande noch mehr geeint und ihnen höheren Glanz gegeben. Nach einem Wort Friedrichs des Großen wollte der König seinen Nachfolgern sagen: „Ich habe euch einen Titel erworben; macht ihr euch dessen würdig!* 3. Hls Candesvater. Friedrich I. begünstigte Kunst und Wissenschaft. Er ließ in Berlin das Reiterstandbild des Großen Kurfürsten errichten, erbaute das Zeughaus (die jetzige Nuhmeshalle), und auch das königliche Schloß erhielt unter ihm eine neue Gestalt. Die evangelischen Glaubensgenossen hatten an ihm einen treuen Beschützer, und jeden, der seines Glaubens wegen bedrängt wurde, nahm er mit offenen Armen auf. Auch der von der Universität Lervzig vertriebene Professor Thomasius fand bei ihm Aufnahme. Durch ihn ließ der König die Uulversitäl Halle einrichten. Thomasius hielt, zum erstenmale an erncr deutschen Universität, seine Vorlesungen in deutscher statt in lateinischer Svrache. Später berief der König auch August Hermann Francke, den Grüiider des Waisenhauses in Halle, an die Universität. — Neben dem Glanz zeigte sich auch Schatten. Solange Dauckelmann, der frühere Erzieher des Königs, die Ver- Wallung leitete, herrschten geordnete Zustände. Nach dessen Sturz gewannen unwürdige Schmeichler das Vertrauen des Königs und suchten sich in ihren Ämtern zu bereichern. Leider wurde auch das französische Wesen bei Hofe ein« geführt. Man kleidete sich französisch, sprach französisch und ahmte überhaupt alle französischen Sitten und Gebräuche nach. 4. §opkie Charlotte. Friedrichs erste Gemahlin starb sehr früh. Seine zweite Gemahlin hieß Sophie Charlotte. Sie war eine sehr feiugebildete, geistreiche Frau. Der Prunk und die steifen Förmlichkeiten, die damals am 1». 17'Jl

6. Realienbuch - S. 91

1910 - Bielefeld [u.a.] : Velhagen & Klasing
91 I Der Kaiser wurde nämlich um diese Zeit mit Frankreich in einen Krieg verwickelt. In Spanien hatte der kinderlose König Karl Ii., aus dem Habsburger Geschlecht, den Enkel Ludwigs Xiv., Philipp V., aus dem Hause Bourbon, zu seinem Nachfolger ein- gesetzt. Jedoch sofort nach dem Tode des Königs machte der Kaiser Anspruch auf den spanischen Thron für seinen Sohn Karl. Es kam daher zu dem sogenannten „Spanischen Erbfolgekriege". Preußen schickte dem Kaiser statt der 8000 sogar 25000 Mann zu Hilfe. (Zu 6000 Mann Hilfstruppen war Friedrich als Reichsfürst verpflichtet.) Anführer dieser Truppen war der 25jährige Fürst Leopold von Dessau, „der alte Dessauer". Den Oberbefehl über die kaiserlichen Truppen hatte der berühmte Feldherr Prinz Eugen, „der edle Ritter". Nach vielen Schlachten siegte endlich Frankreich, und Philipp V. blieb auf Spaniens Thron. 2. Krönung. Am 18. Januar 1701 fand die Krönung in Königsberg unter- großer Pracht statt. Am Tage vorher stiftete Friedrich den Schwarzen Adlerorden, der noch heute der höchste Orden im preußischen Staate ist. Das Ordenszeichen, ein silberner Stern sowie ein blaues Kreuz an einem orangefarbenen Bande, enthält als Inschrift den Wahlsprnch des Königs: „Jedem das Seine." Friedrich setzte sich die ihm überreichte Krone selbst aufs Haupt, nahm das Zepter in die Rechte linb den Reichsapfel in die linke Hand und ließ sich von alleil Anwesenden den Eid der Treue schwören. Dann erschien die Königin. Der König setzte ihr eben- falls die Krone auf und führte sie zum Throne, damit auch sie die Huldigung empfinge. Hierauf ging's in feierlichem Zuge zur Kirche, wo die Salbung stattfand. Der König, der als Kurfürst Friedrich Hi. hieß, nannte sich von jetzt ab Friedrich I. Alle seine Untertanen waren nun Preußen, und die schwarz-weiße Fahne wehte allen voran; der preußische Adler war das gemeinsame Wappen aller Landesteile. So hatte Friedrich durch diese wichtige Tat seine Lande noch mehr geeint und ihnen höheren Glanz gegeben. Rach einem Wort Friedrichs des Großen wollte der König seinen Nachfolgern sagen: „Ich habe end) einen Titel erworben; macht ihr euch dessen würdig!" 3. Bis £ancusvater. Friedrich I. begünstigte Kunst und Wissenschaft. Er ließ in Berlin das Reiterstandbild des Großen Kurfürsten errichten, erbaute das Zeughaus (die jetzige Ruhmeshalle), und auch das königliche Schloß erhielt unter ihm eine neue Gestalt. Die evangelischen Glaubensgenossen hatten an ihm einen treuen Beschützer, und jeden, der seines Glaubens wegen bedrängt wurde, nahm er mit offenen Armen ans. Auch der von der Universität Leipzig vertriebene Professor Thomasius fand bei ihm Ausnahme. Durch ihn ließ der König die Universität Halle einrichten. Thomasius hielt, zum erstenmale an einer deutschen Universität, seine Vorlesungen in deutscher statt in lateinischer Sprache. Später berief der König auch August Hermann Francke, den Gründer des Waisenhauses in Halle, an die Universität. — Neben dem Glanz zeigte sich auch Schatten. Solange Danckelmann, der frühere Erzieher des Königs, die Ver- waltung leitete, herrschten geordnete Zustünde. Nach dessen Sturz gewannen unwürdige Schmeichler das Vertrauen des Königs und suchten sich in ihren Ämtern zu bereichern. Leider wurde auch das französische Wesen bei Hofe ein- geführt. Man kleidete sich französisch, sprach französisch und ahmte überhaupt alle französischen Sitten und Gebräuche nach. 4. Sopkie Charlotte. Friedrichs erste Gemahlin starb sehr früh. Seine zweite Gemahlin hieß Sophie Charlotte. Sie war eine sehr feingebildete, geistreiche Frau. Der Prunk und die steifen Förmlichkeiten, die damals am 18. Jan. 1701

7. Realienbuch - S. 91

1908 - Bielefeld [u.a.] : Velhagen & Klasing
— 91 — l Der Kaiser wurde nämlich um diese Zeit mit Frankreich in einen Krieg verwickelt. In Spanien hatte der kinderlose König Karl Ii., aus dem Habsburger Geschlecht, den Enkel Ludwigs Xiv., Philipp V., aus dem Hause Bourbon, zu seinem Nachfolger ein- gesetzt. Jedoch sofort nach dem Tode des Königs machte der Kaiser Anspruch auf den spanischen Thron für seinen Sohn Karl. Es kam daher zu dem sogenannten „Spanischen Erbfolgekriege". Preußen schickte dem Kaiser statt der 8000 sogar 25000 Mann zu Hilfe. (Zu 6000 Mann Hilfstruppen war Friedrich als Reichsfürst verpflichtet.) Anführer dieser Truppen war der 25jährige Fürst Leopold von Dessau, „der alte Dessauer". Den Oberbefehl über die kaiserlichen Truppen hatte der berühmte Feldherr Prinz Eugen, „der edle Ritter". Nach vielen Schlachten siegte endlich Frankreich, und Philipp V. blieb auf Spaniens Thron. 2. Krönung. Am 18. Januar 1701 fand die Krönung in Königsberg unter großer Pracht statt. Am Tage vorher stiftete Friedrich den Schwarzen Adlerorden, der noch heute der höchste Orden im preußischen Staate ist. Das Ordenszeichen, ein silberner Stern sowie ein blaues Kreuz an einem orangefarbenen Bande, enthält als Inschrift den Wahlsprnch des Königs: „Jedem das Seine." Friedrich setzte sich die ihm überreichte Krone selbst aufs Haupt, nahm das Zepter in die Rechte und den Reichsapfel in die linke Hand und ließ sich von allen Anwesenden den Eid der Treue schwören. Dann erschien die Königin. Der König setzte ihr eben- falls die Krone auf und führte sie zum Throne, damit auch sie die Huldigung empfinge. Hierauf ging's in feierlichem Zuge zur Kirche, wo die Salbung stattfand. Der König, der als Kurfürst Friedrich Iii. hieß, nannte sich von jetzt ab Friedrich I. Alle seine Untertanen waren nun Preußen, und die schwarz-weiße Fahne wehte allen voran; der preußische Adler war das gemeinsame Wappen aller Landesteile. So hatte Friedrich durch diese wichtige Tat seine Lande noch mehr geeint und ihnen höheren Glanz gegeben. Nach einem Wort Friedrichs des Großen wollte der König seinen Nachfolgern sagen: „Ich habe euch einen Titel erworben; macht ihr euch dessen würdig!" 3. Hls £andesvater. Friedrich I. begünstigte Kunst und Wissenschaft. Er ließ in Berlin das Reiterstandbild des Großen Kurfürsten errichten, erbaute das Zeughaus (die jetzige Nnhmeshalle), und auch das königliche Schloß erhielt unter ihm eine neue Gestalt. Die evangelischen Glaubensgenossen hatten an ihm einen treuen Beschützer, und jeden, der seines Glaubens wegen bedrängt wurde, nahm er mit offenen Armen auf. Auch der von der Universität Leipzig vertriebene Professor Thomasius fand bei ihm Aufnahme. Durch ihn ließ der König die Universität Halle einrichten. Thomasius hielt, zum erstenmale an einer deutschen Universität, seine Vorlesungen in deutscher statt in lateinischer Sprache. Später berief der König auch August Hermann Francke, den Gründer des Waisenhauses in Halle, an die Universität. — Neben dem Glanz zeigte sich auch Schatten. Solange Danckelmann, der frühere Erzieher des Königs, die Ver- waltung leitete, herrschten geordnete Zustände. Nach dessen Sturz gewannen unwürdige Schmeichler das Vertrauen des Königs und suchten sich in ihren Ämtern zu bereichern. Leider wurde auch das französische Wesen bei Hofe ein- geführt. Man kleidete sich französisch, sprach französisch und ahmte überhaupt alle französischen Sitten und Gebräuche nach. 4. Zoplue Okarlolle. Friedrichs erste Gemahlin starb sehr früh. Seine zweite Gemahlin hieß Sophie Charlotte. Sie war eine sehr feingebildete, geistreiche Frau. Der Prunk und die steifen Förmlichkeiten, die damals am 18. Jan. 1701

8. Geschichte für mecklenburgische Schulen - S. 97

1914 - Bielefeld [u.a.] : Velhagen & Klasing
— 97 — Endlich gab er seine Zustimmung, daß Friedrich sich zum Könige „in Preußen" frönen lassen könne, wenn er ihm in dem nächsten Kriege 8000 Mann Hilfstruppen stellen wolle. Friedrich willigte ein. Der Kaiser wurde nämlich um diese Zeit mit Frankreich in einen Krieg verwickelt. In Spanien hatte der kinderlose König Karl Ii-, aus dem Habsburger Geschlecht, den Enkel Ludwigs Xiv., Philipp V., aus dem Hause Bourbon, zu seinem Nachfolger eingesetzt. Jedoch sofort nach dem Tode des Königs machte der Kaiser Anspruch auf den spanischen Thron für seinen Sohn Karl. Es kam daher zu dem sogenannten „Spanischen Erbfolgekriege". Preußen schickte dem Kaiser statt der 8000 sogar 25000 Mann zu Hilfe. <3u 6000 Mann Hilfstruppen war Friedrich als Reichsfürst verpflichtet.) Anführer dieser Truppen war der 25jährige Fürst Leopold von Dessau, „der alte Dessauer". Den Oberbefehl über die kaiserlichen Truppen hatte der berühmte Feldherr Prinz Eugen, „der edle Ritter". Nach vielen Schlachten siegte endlich Frankreich, und Philipp V. blieb aus Spaniens Thron. 2. Krönung. Am 18. Januar 1701 fand die Krönung in Königsberg unter ^0^"-großer Pracht statt. Am Tage vorher stiftete Friedrich den Schwarzen Adlerorden, der noch heute der höchste'orden im preußischen Staate ist. Das Ordenszeichen, ein silberner Stern sowie ein blaues Kreuz an einem orangefarbenen Bande, enthält als Inschrift den Wahlfprnch des Königs: „Jedem das Seine." Friedrich setzte sich die ihm überreichte Krone selbst aufs Haupt, nahm das Zepter in die rechte und den Reichsapfel in die linke Hand und ließ sich von allen Anwesenden den Eid der Treue schwören. Tann erschien die Königin. Der König setzte ihr ebenfalls die Krone auf und führte sie zum Throne, damit auch sie die Huldigung empfinge. Hierauf ging^s in feierlichem Zuge zur Kirche, wo die Salbung stattfand. Der König, der als Kurfürst Friedrich Iii. hieß, nannte sich von jetzt ab Friedrich I. Alle feine Untertanen waren nun Preußen, und die schwarz-weiße Fahne wehte allen voran; der preußische Adler war das gemeinsame Wappen aller Landesteile. So hatte Friedrich durch diese wichtige Tat seine Lande noch mehr geeint und ihnen höheren Glanz gegeben. Nach einem Wort Friedrichs des Großen wollte der König seinen Nachfolgern sagen: „Ich habe euch einen Titel erworben; macht ihr euch dessen würdig!" 3. Als Landesvater. Friedrich I. begünstigte Kunst und Wissenschaft. Er ließ in Berlin das Reiterstandbild des Großen Kurfürsten errichten, erbaute das Zeughaus (die jetzige Ruhmeshalle), und auch das königliche Schloß erhielt unter ihm eine neue Gestalt. Die evangelischen Glaubensgenossen hatten an ihm einen treuen Beschützer, und jeden, der seines Glaubens wegen bedrängt wurde, nahm er mit offenen Armen auf. Auch der von der Universität Leipzig vertriebene Professor Thomasius fand bei ihm Aufnahme. Durch ihn ließ der König die Universität Halle einrichten. Thomasius hielt, zum erstenmal an einer Deutschen Universität, feine Vorlesungen in deutscher statt in lateinischer Sprache. Später berief der König auch August Hermann Francfe, den Gründer des Waisenhauses in Halle, an die Universität. — Neben dem Glanz zeigte sich auch Schatten. Solange Danckelmann, der frühere Erzieher des Königs, die Verwaltung leitete, herrschten geordnete Zustände. Nach dessen Sturz gewannen unwürdige Schmeichler das Vertrauen des Königs und suchten sich in ihren Ämtern zu bereichern. Leider wurde auch das französische Wesen bei Hofe ein* Geschichte für Mecklenburgische Volks- und Mittelschulen. 7

9. Anschaulich-ausführliches Realienbuch - S. 49

1897 - Bielefeld [u.a.] : Velhagen & Klasing
49 hernach aus der Erde auferwecken." — Die Gemahlin des Kurfürsten hieß Luise Henriette. Sie war eine sehr fromme Frau. Von ihr ist das Waisenhaus in Oranienburg gegründet worden. 32. Friedrich I. 1688—1713. 1. Streben nach der Königskrone. Der große Kurfürst hatte Brandenburg zum mächtigsten Staate Deutschlands erhoben. Er besaß ein großes, schlagfertiges Heer, und sein Land war größer als manches Königreich. Sein Sohn und Nachfolger tvollte nun seinem Staate auch noch den äußern Glanz verleihen und strebte daher nach der Königskrone. In diesem Streben wurde er auch noch durch seine Prachtliebe unterstützt; denn in jener Zeit gaben alle Fürsten viel auf äußern Glanz. Zum Tragen der Königskrone mußte er aber die Einwilligung des Kaisers haben. Lange verhandelte er mit dem Kaiser. Endlich gab dieser seine Zustimmung, daß er sich zum König „in Preußen" krönen lassen könne, wenn er ihm im Kriege 10 000 Manu Hilfstruppen stellen wolle. (Brandenburg war Reichsland, Preußen nicht. Der Kaiser meinte, ein König von Brandenburg werde ihm nicht so leicht gehorchen als ein Kur- fürst von Brandenburg, daher: König „in Preußen".) Friedrich willigte ein. 2. Krönung. Am 18. Januar 1701 fand die Krönung in Königsberg unter großer Pracht statt. Am Tage vorher stiftete Friedrich den „schtvarzeu Adlerorden". Das ist noch heute der höchste Orden im preußischen Staate. Das Ordenszeicheu (ein silberner Stern sowie ein blaues Kreuz an einem orangenfarbenen Baude) ent- hält als Inschrift den Wahlspruch des Königs: „Jedem das Seine." Friedrich setzte sich die ihm überreichte Krone selbst aufs Haupt, nahm das Zepter in die rechte und den Reichsapfel in die linke Hand und ließ sich von allen Anwesenden den Eid der Treue schwören. (Huldiguugseid.) Dann erschien die Königin. Der König setzte ihr ebenfalls die Krone auf und führte sie zum Throne, damit auch sie die Huldigung empfinge. Hierauf ging's in feierlichem Zuge zur Kirche, wo die Salbung stattfand. — Der König, der als Kurfürst Friedrich Iii. hieß, nannte sich von jetzt ab Friedrich I. 3. Volksbelustigung. Für ganz Königsberg sollte dieser Tag ein Tag der Lust und Freude sein. Das rote Tuch, aus dem die Majestäten zur Kirche gegangen waren, ward unter das Volk verteilt. Auf dem Markte wurde ein großer Ochse, der mit Schafen, Rehen, Ferkeln und allerlei Geflügel angefüllt war, gebraten und der Menge preisgegeben. Dazu strömte aus einem Springbrunnen roter, aus einem andern weißer Wein, und für 18000 Jis Krönungsmünzen wurden unter das Volk geworfen. 4. Als Landesvater. Friedrich I. war wegen seiner Gutmütigkeit und Freund- lichkeit bei seinen Unterthanen sehr beliebt. Seine Prachtliebe kostete zwar dein Lande viel Geld, aber man verzieh dem geliebten Fürsten um so lieber, als ja die von dem König ausgeführten Bauten dem Lande wieder zu gute kamen. So ließ er seinem Vater ein prächtiges Denkmal errichten, und das königliche Schloß erhielt unter ihm seine jetzige Gestalt. Kunst und Wissenschaft begünstigte er überhaupt sehr. So grün- dete er z. B. die Akademie der Wissenschaften, die wissenschaftliche Kenntnisse sammeln und durch Schriften verbreiten sollte. In diesem Streben wurde er ganz besonders von seiner kunstsinnigen Gemahlin Sophie Charlotte unterstützt. Der König kaufte ihr in dem Dorfe Lützen bei Berlin ein Landhaus. Dieses wurde zu einem prächtigen Schlosse umgebaut und mit einem schönen Parke umgeben. Ihr zu Ehren erhielt das Schloß den Namen Charlottenburg. Ebenso wurde auch die Stadt benannt, die hier später entstand. Die evangelischen Glaubensgenossen hatten an ihm einen treuen Be- schützer, und jeden, der seines Glaubens wegen bedrängt wurde, nahm er mit offenen Armen auf. Auch der von der Universität Leipzig vertriebene Professor Thomasius Realienbuch. B. 4

10. Anschaulich-ausführliches Realienbuch - S. 49

1900 - Bielefeld [u.a.] : Velhagen & Klasing
49 hernach aus der Erde auferwecken." — Die Gemahlin des Kurfürsten hieß Luise Henriette. Sie war eine sehr fromme Frau. Von ihr ist das Waisenhaus in Oranienburg gegründet worden. 32. Friedrich I. 1688—1713. 1. Streben nach der Königskrone. Der große Kurfürst hatte Brandenburg zum mächtigsten Staate Deutschlands erhoben. Er besaß ein großes, schlagfertiges Heer, und sein Land war größer als manches Königreich. Sein Sohn und Nachfolger wollte nun seinem Staate auch noch den äußern Glanz verleihen und strebte daher nach der Königskrone. In diesem Streben wurde er auch noch durch seine Prachtliebe unterstützt; denn in jener Zeit gaben alle Ftirsten viel auf äußern Glanz. Zum Tragen der Königskrone mußte er aber die Einwilligung des Kaisers haben. Lange verhandelte er mit dem Kaiser. Endlich gab dieser seine Zustimmung, daß er sich zum König „in Preußen" krönen lassen könne, wenn er ihm im Kriege 10 000 Mann Hilfstruppen stellen wolle. (Brandenburg war Reichsland, Preußen nicht. Der Kaiser meinte, ein König von Brandenburg werde ihm nicht so leicht gehorchen als ein Kur- fürst von Brandenburg, daher: König „in Preußen".) Friedrich willigte ein. 2. Krönung. Am 18. Januar 1701 fand die Krönung in Königsberg unter großer Pracht statt. Am Tage vorher stiftete Friedrich den „schwarzen Adlerorden". Das ist noch heute der höchste Orden im preußischen Staate. Das Ordenszeichen (ein silberner Stern sowie ein blaues Kreuz an einem orangenfarbenen Bande) ent- hält als Inschrift den Wahlspruch des Königs: „Jedem das Seine." Friedrich setzte sich die ihm überreichte Krone selbst aufs Haupt, nahm das Zepter in die rechte und den Reichsapfel in die linke Hand und ließ sich von allen Anwesenden den Eid der Treue schwören. (Huldigungseid.) Dann erschien die Königin. Der König setzte ihr ebenfalls die Krone auf und führte sie zum Throne, damit auch sie die Huldigung empfinge. Hierauf ging's in feierlichem Zuge zur Kirche, wo die Salbung stattfand. — Der König, der als Kurfürst Friedrich Iii. hieß, nannte sich von jetzt ab Friedrich I. 3. Bolksbelnstigung. Für ganz Königsberg sollte dieser Tag ein Tag der Lust und Freude sein. Das rote Tuch, auf dem die Majestäten zur Kirche gegangen waren, ward unter das Volk verteilt. Auf den: Markte wurde ein großer Ochse, der mit Schafen, Rehen, Ferkeln und allerlei Geflügel angefüllt war, gebraten und der Menge preisgegeben. Dazu strömte aus einem Springbrunnen roter, aus einem andern weißer Wein, und für 18000 M Krönungsmüuzen wurden unter das Volk geworfen. 4. Als Laudcsvater. Friedrich I. war wegen seiner Gutmütigkeit und Freund- lichkeit bei seinen Unterthanen sehr beliebt. Seine Prachtliebe kostete zwar dem Laude viel Geld, aber man verzieh dem geliebten Fürsten um so lieber, als ja die von dem König ausgeführten Bauten dem Lande wieder zu gute kamen. So ließ er seinem Vater ein prächtiges Denkmal errichten, und das königliche Schloß erhielt unter ihm seine jetzige Gestalt. Kunst und Wissenschaft begünstigte er überhaupt sehr. So grün- dete er z. B. die Akademie der Wissenschaften, die wissenschaftliche Kenntnisse sammeln und durch Schriften verbreiten sollte. In diesem Streben wurde er ganz besonders von seiner kunstsinnigen Gemahlin Sophie Charlotte unterstützt. Der König kaufte ihr in dem Dorfe Lützen bei Berlin ein Landhaus. Dieses wurde zu einem prächtigen Schlosse umgebaut und mit einem schönen Parke umgeben. Ihr zu Ehren erhielt das Schloß den Namen Charlottenburg. Ebenso wurde auch die Stadt benannt, die hier später entstand. Die evangelischen Glaubensgenossen hatten an ihm einen treuen Be- schützer, und jeden, der seines Glaubens wegen bedrängt wurde, nahm er mit offenen Armen auf. Auch der von der Universität Leipzig vertriebene Professor Thomasius Realienbuch. B 4

11. Hilfsbuch für den Unterricht in der Deutschen Geschichte - S. 225

1896 - Freiburg im Breisgau [u.a.] : Herder
2. Friedrich Iii., Kurfürst v. Brandenburg, später Friedrich I., König in Preußen. 225 wegen seiner riesigen Körperkraft der Starke genannt, war nach seinem Übertritt zur katholischen Kirche König von Polen geworden (1697). b) Ter Kronverlrag mit dem Kaiser. Als deutscher Reichsfürst glaubte Friedrich sich der Zustimmung des Kaisers versichern zu müssen. Anfangs war man am Wiener Hofe gar nicht geneigt, auf die Wünsche des Kurfürsten einzugehen. Aber die Notwendigkeit, für den bevorstehenden spanischen Erbfolgekrieg eine kräftige Stütze zu gewinnen, ließ zuletzt über alle Bedenken hinwegsehen. Gleich nach dem Tode Karls Ii. von Spanien kam der Kronvertrag zu stände (November 1700), wonach der Kaiser dem Kurfürsten die Annahme der Königswürde unter schweren Verpflichtungen (S. 222) gestattete. c) Die Krönungsfeier in Königsberg. Da der Königstitel sich nur an ein Land knüpfen konnte, über welches Friedrich Iii. die volle Souveränität besaß, so wurde die Krone auf das Herzogtum Preußen gegründet. In Königsberg fand die Krönungsfeier statt. Friedrich erschien mit einem überaus glänzenden Gefolge, zu dessen Beförderung mehr als 30 000 Pferde erforderlich waren. Herolde in goldgestickten Wappenröcken verkündeten den Bewohnern unter Glockengeläute und Kanonendonner die Erhebung des Herzogtums Preußen zu einem Königreiche. Um den Glanz des Festes zu erhöhen, wurde am Tage vorher (17. Januar 1701) der Schwarze Adlerorden gestiftet mit der Inschrift : Suum cuique (— Jedem das Seine), die fortan der Wahlspruch des preußischen Königtums war. Am 18. Januar setzte sich Friedrich 1 im Audienzsaale des Schlosses selbst die Krone auf und ergriff das Scepter, um anzudeuten, daß „er seine königliche Würde keinem auf Erden zu danken, sondern solche sich selbst gegeben habe". Dann krönte er auch seine Gemahlin Sophie Charlotte und ging mit ihr in feierlichem Zuge zur Schloßkirche. Hier vollzogen zwei Oberhofprediger die Salbung des Königspaares. d) Folgen der Königskrönung. Da Friedrich nur Ostpreußen besaß, so nahm er dm Titel eines Königs in Preußen an. Diesen haben auch seine Nachfolger geführt, bis Friedrich der Große nach der Erwerbung Westpreußens (1772) sich zuerst König von Preußen nannte. Der neue Titel erstreckte sich aus alle Provinzen des Staates. In der Folge gab es nur noch königlich preußische Unterthanen und Beamte und eine königlich preußische Armee. Die gemeinsamen Farben, die von dem Deutschen Orden entlehnt wurden, waren Schwarz-weiß. Auf dem Brustschilde des Adlers der Wappenfahne (S. 203) traten an die Stelle des 8 die ineinandergezogenen Buchstaben F E (Fridericus Rex). Eine Machterweiterung brachte die Standeserhöhung nicht; aber es war doch, wie Friedrich der Große schreibt, als hätte Friedrich I. seinen Nachfolgern zurufen wollen: „Hier habt ihr den Königstitel, macht euch feiner würdig!"

12. Deutsche Geschichte vom Ende des Dreißigjährigen Krieges bis zur Gegenwart - S. 196

1911 - Freiburg im Breisgau [u.a.] : Herder
196 Siebter Zeitraum. Vom Wests. Frieden bis zur Thronbesteigung Friedrichs d. Gr. muffen. Anfangs war man am Wiener Hofe gar nicht geneigt, auf die Wünsche des Kurfürsten einzugehen. Aber die Notwendigkeit, für den bevorstehenden Spanischen Erbfolgekrieg eine kräftige Stütze zu gewinnen, ließ zuletzt über alle Bedenken hinwegsehen. So kam der Kronvertrag zu stände (November 1700), wonach der Kaiser dem Kurfürsten die Annahme der Königswürde unter schweren Verpflichtungen (S. 192) gestattete. c) Die Krönungsfeier in Königsberg. Da der Königstitel sich nur an ein Land knüpfen konnte, über welches Friedrich Iii. die volle Souveränität besaß, so wurde die Krone auf das Herzogtum Preußen gegründet. In Königsberg fand die Krönungsfeier statt. Friedrich erschien mit einem überaus glänzenden Gefolge, zu dessen Beförderung mehr als 30 000 Pferde erforderlich waren. Herolde in goldgestickten Wappenröcken verkündeten den Bewohnern unter Glockengeläute und Kanonendonner die Erhebung des Herzogtums Preußen zu einem Königreiche. Um den Glanz des Festes zu erhöhen, wurde am Tage vorher (17. Januar 1701) der Schwarze Adlerorden gestiftet mit der Inschrift: Suum cilique (= Jedem das Seine), die fortan der Wahlspruch des preußischen 1701 Königtums war. Am 18. Januar setzte sich Friedrich im Audienzsaale des Schlosses selbst die Krone auf und ergriff das Zepter, um anzudeuten, daß „er seine königliche Würde keinem auf Erden zu danken, sondern solche sich selbst gegeben habe". Dann krönte er auch seine Gemahlin Sophie Charlotte und ging mit ihr in feierlichem Zuge zur Schloßkirche. Hier vollzogen zwei Oberhofprediger die Salbung des Königspaares. d) Folgen der Königskronung. Der Form nach war nur das Herzogtum Preußen zum Königreich geworden. Aber Preußen war bereits Teil eines Gesamtstaates, der jetzt unter dem Namen „Königlich Preußische Staaten" zusammengefaßt wurde. Der neue Titel erstreckte sich auf alle Landesteile. In der Folge gab es nur noch königlich preußische Untertanen und Beamte und eine Königlich Preußische Armee. Die gemeinsamen Farben, die von dem Deutschen Orden entlehnt wurden, waren Schwarz-weiß. Auf dem Brustschilde des Adlers der Wappenfahne (S. 175) standen fortan die ineinandergezogenen Buchstaben F R (Fridericus Rex). Eine Machterweiterung brachte die Standeserhöhung nicht; aber es war doch, wie Friedrich der Große schreibt, als hätte Friedrich I. seinen Nachfolgern zurufen wollen: „Hier habt ihr den Königstitel, macht euch seiner würdig!" D. Die Landesregierung, insbesondere die Pflege der Wissenschaften und Künste. Friedrick überließ die Regierung fast ganz seinen Ratgebern. In den ersten Jahren leitete Danckelmann mit vieler Umsicht die Staatsgeschäfte und hielt namentlich die Finanzen in Ordnung. Nach seinem Sturze bemächtigten sich habgierige Höflinge, wie der Graf Kolb von Wartenberg, der Regierung und beuteten den Staat zu ihrem

13. Realienbuch - S. 91

1911 - Bielefeld [u.a.] : Velhagen & Klasing
91 I Der Kaiser wurde nämlich um diese Zeit mit Frankreich in einen Krieg verwickelt. In Spanien hatte der kinderlose König Karl Il, aus dem Habsburger Geschlecht, den Enkel Ludwigs Xiv., Philipp V., aus dem Hause Bourbon, zu seinem Nachfolger ein- gesetzt. Jedoch sofort nach dem Tode des Königs machte der Kaiser Anspruch auf den spanischen Thron für seinen Sohn Karl. Es kam daher zu dem sogenannten „Spanischen Erbfolgekriege". Preußen schickte dem Kaiser statt der 8000 sogar 25000 Mann zu Hilfe. (Zu 6000 Mann Hilfstruppen war Friedrich als Reichsfürst verpflichtet.) Anführer dieser Truppen war der 25jährige Fürst Leopold von Dessau, „der alte Dessauer". Den Oberbefehl über die kaiserlichen Truppen hatte der berühmte Feldherr Prinz Eugen, „der edle Ritter". Nach vielen Schlachten siegte endlich Frankreich, und Philipp V. blieb auf Spaniens Thron. 2. Krönung. Am 18. Januar 1701 fand die Krönung in Königsberg unter großer Pracht statt. Am Tage vorher stiftete Friedrich den Schwarzen Adlerorden, der noch heute der höchste Orden im preußischen Staate ist. Das Ordenszeichen, ein silberner Stern sowie ein blaues Kreuz an einem orangefarbenen Bande, enthält als Inschrift den Wahlsprnch des Königs: „Jedem das Seine." Friedrich fetzte sich die ihm überreichte Krone selbst aufs Haupt, nahm das Zepter in die Rechte und den Reichsapfel in die linke Hand und ließ sich von allen Anwesenden den Eid der Treue schwören. Dann erschien die Königin. Der König setzte ihr eben- falls die Krone auf und führte sie zum Throne, damit auch sie die Huldigung empfinge. Hierauf ging's in feierlichem Zuge zur Kirche, wo die Salbung stattfand. Der König, der als Kurfürst Friedrich Iii. hieß, nannte sich von jetzt ab Friedrich I. Alle seine Untertanen waren nun Preußen, und die schwarz-weiße Fahne wehte allen voran; der preußische Adler war das gemeinsame Wappen aller Landesteile. So hatte Friedrich durch diese wichtige Tat seine Lande noch mehr geeint und ihnen höheren Glanz gegeben. Nach einem Wort Friedrichs des Großen wollte der König seinen Nachfolgern sagen: „Ich habe euch einen Titel erworben; macht ihr euch dessen würdig!" 3. Hls Candesvater. Friedrich I. begünstigte Kunst und Wissenschaft. Er ließ in Berlin das Reiterstandbild des Großen Kurfürsten errichten, erbaute das Zeughaus (die jetzige Nnhmeshalle), und auch das königliche Schloß erhielt unter ihm eine neue Gestalt. Die evangelischen Glaubensgenossen hatten an ihm einen treuen Beschützer, und jeden, der seines Glaubens wegen bedrängt wurde, nahm er mit offenen Armen auf. Auch der von der Universität Leipzig vertriebene Professor Thomasius fand bei ihm Aufnahme. Durch ihn ließ der König die Universität Halle einrichten. Thomasius hielt, zum erstenmale an einer deutschen Universität, seine Vorlesungen in deutscher statt in lateinischer Sprache. Später berief der König auch August Hermann Francke, den Gründer des Waisenhauses in Halle, an die Universität. — Neben dem Glanz zeigte sich auch Schatten. Solange Danckelmann, der frühere Erzieher des Königs, die Ver- waltung leitete, herrschten geordnete Zustände. Nach dessen Sturz gewannen unwürdige Schmeichler das Vertrauen des Königs und suchten sich in ihren Ämtern zu bereichern. Leider wurde auch das französische Wesen bei Hofe ein- geführt. Man kleidete sich französisch, sprach französisch und ahmte überhaupt alle französischen Sitten und Gebräuche nach. 4. Zopkie Charlotte. Friedrichs erste Gemahlin starb sehr früh. Seine zweite Gemahlin hieß Sophie Charlotte. Sie war eine sehr feingebildete, geistreiche Frau. Der Prunk und die steifen Förmlichkeiten, die damals am !8 Jan. 1701

14. Allgemeine Weltgeschichte für den Schul- und Selbstunterricht - S. 263

1907 - Berlin : Schultze
— 263 — auch er seinen Wunsch zu verwirklichen. Als der Kaiser sich um Brandenburgs Hilfe für den Spanischen Erbsolgekneg bewarb, wurde 1700 zwischen demselben und Friedrich der „Kronvertrag abgeschlossen, in welchem der Kaiser für die versprochene Hüse erklärte, daß er den Kurfürsten „unverzögert für einen König m Preußen ehren, würdigen und erkennen, auch befördern wolle, daß dasselbe von anderen Mächten geschehe." Die Krönung (18. Januar 1701). — Unverzüglich wurden kie Krönungsseierlichkeiten in Königsberg mit großer Pracht ms Werk gesetzt. Mit glänzendem Gefolge begab sich der Komg nebst seiner Gemahlin nach Preußens Hauptstadt. Herolde ritten m glänzendem Aufzuge unter dem Donner der Kanonen und dem Geläut der Glocken durch die Straßen der Stadt und verkündigten, daß das souveräne Herzogtum Preußen zu einem Königreich und dessen Herrscher zum König erhoben worden sei. Am 17. Januar stiftete Friedrich den hohen Orden des Schwarzen Adlers, welcher den Wahlspruch des Königs: „Jedem das Seine" als Inschrift trägt. Am 18. Januar fand in feierlichster Weise die Krönung statt. Mit eigener Hand setzte sich Friedrich in Gegenwart der Großen des Hofes die Krone auf das Haupt zum Zeichen, daß er sie keiner irdischen Macht verdanke. In der prächtig geschmückten Schloßkirche wurden hierauf der König und die Königin mit geweihtem Öle gesalbt. Auf die kirchliche Feier folgte eine lange Reihe Festlichkeiten aller Art. Für das Volk wurde auf dem Markte ein großer Ochse am Spieß gebraten, und 2 kunstreich gearbeitete Adler sprudelten unablässig roten und weißen Wein. — Friedrich nannte sich „König in Preußen", und die Anerkennung des neuen Königtums von seiten der europäischen Staaten ließ nicht Lange auf sich warten. Regicrungstätigkeit. — Kunst und Wissenschaft fanden unter König Friedrich gute Pflege. Außer der Universität Halle gründete er die Akademie der Wissenschaften in Berlin, deren Präsident der berühmte Gelehrte Leibniz wurde. Prächtige Bauten wurden aus-geführt, so das königliche Schloß und das herrliche Zeughaus. Dieses wie das Reiterstandbild des Großen Kurfürsten auf der Langen Brücke waren Werke des berühmten Meisters Schlüter. Ferner entstand die fchöne Straße „Unter den Linden." Zu Ehren seiner Gemahlin ließ er ebenfalls durch Schlüter das Schloh Charlottenburg erbauen. — Der Prunk und die Pracht am königlichen Hofe verschlang ungeheure Summen. Dazu kam, daß uugetreue Ratgeber, wie von Wartenburg, von Wartensleben und von Wittgen»

15. Hilfsbuch für den Geschichtsunterricht in mittleren Schulen, insbesondere für Militäranwärter- und Kapitulantenschulen - S. 72

1915 - Breslau : Hirt
72 B. Lrandenburgisch-preußifche Geschichte. trags fertiggestellt worden. Zn Nachbildung der sieben mittelalterlichen kaiserlichen Reichsämter, die bei den Krönungsfeierlichfeiten in Tätigkeit traten, schuf der König aus dem hohen Adel vier Landesämter. Unter den prunkvollsten Seierlich-keiten fand dann an dem denkwürdigen 18.3anuar 1701 die Erhebung zum Könige statt. Hm vormittag setzte Zriedrich im Beisein der höchsten Staatsbeamten sich und seiner Gemahlin im Schlosse die Krone aufs Haupt, weder vom Kaiser noch vom Papste, sondern aus ihrer eignen Hand, wollten die hohenzollern die Krone empfangen. Dann wurde in der Schloßkirche von zwei eigens zu diesem Zwecke zu Bischöfen ernannten Geistlichen, einem lutherischen und einem reformierten, die feierliche Salbung vollzogen. Glanzvolle Hoffestlichkeiten und Belustigungen aller Art für das Volk dauerten noch eine Reihe von Tagen. Reiche Geschenke wurden den Notleidenden der Krönungsstadt gewährt; die Stiftung eines Waisenhauses in Königsberg sowie eines Armenhauses in Berlin sollten auch noch die späteren Geschlechter an dieses Ereignis dankbar erinnern. e) Bedeutung. Der neue König führte vorerst den Titel „König in Preußen", weil sich feine neue würde nur auf diesen Teil feines Landes, nämlich das heutige Ostpreußen, bezog. Doch war die Königskrone ein mächtiges Mittel, den Gedanken der Staatseinheit auch in den anderen Landesteilen zu fördern'. Nach einem Ausfpruche Friedrichs des Großen stellte der erste König mit der Erwerbung der Krone feinen Nachfolgern eine hohe Aufgabe: „Ich habe euch einen Titel erworben, macht euch dessen würdig; ich habe den Grund zu eurer Größe gelegt, ihr müßt das Werk vollenden." Die schwarz-weiße preußische Zahne — es waren die $arben der alten Ordensritter — galt von nun an als Wahrzeichen des gesamten brandenburgisch-preußischen Staates. Erft Zriedrich der Große nannte sich nach der ersten Teilung Polens, die ihm die Provinz Westpreußen einbrachte, „König von Preußen". 2. Staatsverwaltung. a) Kunst und Wissenschaft. Noch heute grüßt uns $riedrichs Tätigkeit in den Werken, die er in seiner rührigen Zürsorge für Kunst und wissen-f ch a f t schuf. Ein neuer Stadtteil, die $riedrichsftadt, mit der prächtigen Straße „Unter den Linden" verdankt seiner Anregung ihre Entstehung, fluch die „Lange Brücke" mit dem prächtigen Reiterstandbild seines Vaters ließ er errichten. Er erbaute das Zeughaus; das Königliche Schloß ließ er erweitern und verschönern. Nach Pariser Muster schuf er die Akademie der Künste, eine Gesellschaft, die sich die Zörderung und Verbreitung der Kunst zur Aufgabe machte. Ähnlichen Zwecken diente die Akademie der Wissenschaften, nach dem Plane des gefeierten Philosophen Leibniz ins Leben gerufen. Die Universität Halle, an der der große Wohltäter August Hermann Zrancke wirkte, wurde gegründet. Künstlern und Gelehrten schenkte Zriedrich I. fein Wohlwollen und stellte ihnen zur Söröerung ihrer Arbeiten reiche Geldmittel zur Verfügung, so dem Geschichtsschreiber Pufendorf zur Herausgabe einer „Geschichte des Großen Kurfürsten". In diesen Bestrebungen fand der König verftänönisvolle Unterstützung durch feine erste Gemahlin Sophie dharlotte, der „philosophischen Königin", die es liebte, sich in einem Kreise gelehrter Persönlichkeiten über die höchsten $ragen des Wissens zu unterhalten, wenn auch die Söröerung von Kunst und Wissenschaft und eine nach französischem vorbilöe entfaltete prunkvolle Hofhaltung dem Staate große Lasten auferlegten, so hatten diese Neigungen des Königs öoch auch

16. Lebensbilder und Sagen - S. 33

1897 - Hannover [u.a.] : Meyer
— 33 — bedroht, tüchtiger Bundesgenossen bedurfte, versprach ihm Friedrich Unterstützung, wenn er dasür seitens des Kaisers als König in Preußen anerkannt würde. Im Dezember 1700 brach der kurfürstliche Hof von Berlin nach Königsberg in Preußen auf, wo die Krönung vollzogen werden sollte. In drei großen Zügen reiste der Hof dorthin. Im ersten Zuge waren der Kurfürst und seine Gemahlin Sophie Charlotte; der Stiefbruder des Königs, der ritterliche Markgraf von Schwedt, ließ es sich trotz der schneidenden Kälte nicht nehmen, während der ganzen Reise auf dem Bock des Wagens der Kurfürstin zu sitzen und die Pferde zu lenken. Überall, wohin das kurfürstliche Paar kam, gab es Feste und Gastmähler. Im zweiten Zuge waren die Kinder des Königs und der Hofstaat, im dritten die Dienerschaft. Am 15. Januar riefen Herolde unter Pauken- und Trompetenklang Friedrich als König in Preußen aus den Straßen Königsbergs öffentlich ans; der 16., ein Sonntag, war der Ruhe und dem Gebet gewidmet; am 17. stiftete der Kurfürst den Orden vom Schwarzen Adler, dessen Inschrift Suum cuique, d. H. jedem das ©einige, eine Mahnung zur Gerechtigkeit enthalten sollte; am 18. fand die feierliche Krönung statt. Friedrich setzte sich und seiner Gemahlin selbst die Krone ans: ans eigener Kraft vollzog er die Erhöhung seines Standes. Glänzende Feste begleiteten die Krönung. Wie zu Frankfurt bei den Kaiserkrönungen wurde auf dem Markte ein ganzer Ochse gebraten, ans einem Springbrunnen floß für jedermann Wein, und Herolde warfen Münzen unter die dichte Menge. Erst im Mai kehrte Friedrich nach Berlin zurück. Der Name Preußen wurde nun auf alle Länder des Königs ausgedehnt, eine Landesfarbe, ein Wappen war allen gemeinsam. (Friedrichs Verdienste mit Kunst und Wissenschaft.) Bald nach dem Tode des Großen Kurfürsten hatte ihm Friedrich ein stattliches Reiterdenkmal auf der Langen Brücke, dem Königlichen Schlosse in Berlin gegenüber, errichten lassen. Ein bedeutender Künstler, Andreas Schlüter, hatte sie entworfen. Nachdem Friedrich König geworden, sollte auch die Hauptstadt ein königliches Aussehen erhalten. Das ge-schuh zunächst durch den Ban des Zeughauses und die Erweiterung des Königlichen Schlosses. Für die geistvolle, der Wissenschaft sehr ergebene Königin wurde das Schloß zu Lützow (nach ihr später Char-. lottenburg genannt) erbaut. Hier versammelte sie Künstler und Ge-lehrte um sich und erfreute sich an ihrem Gespräch. Friedrich gründete ferner die Akademien der Wissenschaften und der Künste zu Berlin; auch stiftete er die Universität Halle. Der König starb 1740; sein Denkmal von Schlüter steht vor dem Schlosse in Stettin. Löschhorn, Lehrbuch der Geschichte. I. Z

17. Hilfsbuch für den Geschichtsunterricht - S. 247

1899 - Breslau : Hirt
Friedrich Iii: Preußen wird ein Königreich; der spanische Erbfol'gekrieg. 247 und sein Kurfürst hatte Aussicht, den englischen Thron zu _ besteigen. Brandenburg besaß zudem viermal soviel Länder, als je zu einem Kurfürstentum gehörten, und gebot über eine königliche Kriegsmacht. Weil nun der Kaiser des Kurfürsten in dem eben ausgebrochenen spanischen Erbfolgekriege bedurfte, kam 1700 zwischen ihnen der sogenannte Krön -vertrag zustande. Der Kurfürst versprach, dem Kaiser für den begonnenen Krieg 10000 Mann Hilfstruppen zu stellen; dagegen erklärte der Kaiser, daß er Friedrich „unverzögert als einen König in Preußen ehren, würdigen und erkennen, auch befördern wolle, daß dasselbe auch von anderen Mächten geschehe." Friedrich wählte Preußen zur Grundlage seines Königtums, weil er dort unabhängig war, als Kurfürst von Brandenburg aber ein Angehöriger des Reiches blieb. Sofort nach Abschluß des Kronvertrages zeigte der Kurfürst in einem Rundschreiben allen europäischen Höfen sein Vorhaben an. Dann brach er mit großem Gefolge nach Königsberg auf, wo die Krönungsfeierlichkeit am 18. Januar 1701 stattfand. Am Tage vorher ward der Schwarze 1701 Adlerorden, der höchste Orden in Preußen, gestiftet. Auf dem silbernen Sterne desselben ließ der Kurfürst seinen Wahlspruch: Suum cuique, Jedem das Seine, anbringen, um anzudeuten, daß Preußen ein Rechtsstaat sein solle, in dem keine Willkür herrschen, vielmehr eine unparteiliche Rechtspflege geübt und jedem nach seinen Verdiensten das Seine geleistet werden solle. Friedrich nannte sich fortan Friedrich I., König in Preußen. Die Krönungsfeierlichkeit wurde mit großer Pracht begangen. Der König setzte sich und seiner Gemahlin die Krone mit eigener Hand auf, um anzudeuten, daß er seine neue Würde niemand auf Erden verdanke. Hierauf nahm das königliche Paar die Huldigung entgegen; dann begann die kirchliche Feier. Zum Andenken an die Krönung wurde in Königsberg ein Waisenhaus und in Berlin ein Armenhaus ins Leben gerufen. d. Der spanische Erbfolgekrieg. Damals entbrannten zu gleicher Zeit zwei Kriege: der nordische Krieg (S. 258) und der spanische Erbfolgekrieg. Im Jahre 1700 starb nämlich Karl ü., der letzte spanische König aus dem Hause Habsburg, und um die verwaiste Krone entstand zwischen dem Kaiser Leopold und Ludwig Xiv. der spanische Erbfolgekrieg. (1701—1713.) Beide waren Vettern Karls Ii., jeder von ihnen hatte eine Schwester desselben zur Gemahlin. Dazu war Leopold ein Habsburger, und Ludwigs Gemahlin hatte auf jeden Erbansprnch an spanisches Gebiet verzichtet. Dennoch ernannte Karl Ii. Ludwigs Enkel Philipp zu seinem Nachfolger, während Leopold die spanische Krone seinem Sohne Karl zuwenden wollte. Beide Bewerber fanden Bundesgenossen; die Kurfürsten von Köln und Bayern, beide Wittelsbacher, stellten sich auf Seite Frankreichs. Das preußische Heer focht unter dem

18. Illustrierte preußische Geschichte - S. 86

1904 - Breslau : Hirt
86 Zweiter Zeitraum. vollzogen. Am Morgen setzte Friedrich in Gegenwart der hohen Staatsbeamten zunächst sich selber, dann seiner Gemahlin im Schlosse zu Königsberg die Krone auf; hierauf empfing das Königliche Paar die Huldigung und begab sich dann in die Schloßkirche, wo nach der Predigt die Salbung stattfand. Dann folgten die Krönungsmahlzeit für den Hof und die öfienh* lichen Belustigungen für das Volk. Zur dauernden Erinnerung an die Krönung stiftete der König in Königsberg ein Waisenhaus und in Berlin ein Armenhaus. Noch in demselben Jahre wurde die Königswürde von den meisten Staaten anerkannt; nur der Papst protestierte. „Kein Papst und auch kein Kaiser gab ihm das Königsamt, Von Gott, dem Herrn, alleine die Königskrone stammt." Friedrich nannte sich jetzt Friedrich I., König in Preußen; der Titel beschränkte sich also zunächst ans das Herzogtum Preußen; aber die Krone wurde bald ein Ring, der sämtliche brandenbnrgische Staaten umschloß. Das Heer hieß das Königlich preußische und führte in seinen Fahnen den preußischen Adler; die Einwohner des Gesamtstaates gewöhnten sich schnell daran, sich nach dem Namen ihres Königs „Preußen" zu nennen. Durch diesen wichtigen Schritt hat Friedrich I. nach dent Urteil Friedrichs des Großen seinen Nachfolgern gleichsam die Mahnung hinterlassen: „Ich habe euch einen Titel erworben, macht euch dessen würdig; ich habe den Grund zu eurer Größe gelegt, ihr müßt das Werk vollenden!" Nicht nur bei der Krönung, sondern auch bei seinen großartigen Bauten hatte der König, wie uns der Dichter erzählt, mehr die zukünftige als die damalige Größe des Staates im Auge. „Den Vater stellt er auf ein Roß In Erz dort auf der Brücke; Der schaut so stolz nach seinem Schloß, Kost't aber Gold's viel Stücke. Ein Zeughaus baut er auch fürwahr, Daran in Stein viel Waffen. Was soll das für die kleine Schar? 's ist traun ein eitel Schaffen! Und gar wie für ein Kaisertum Will er ein Schloß erbauen. Verschwenden ist kein großer Richtn; Laßt, wo das endet, schauen! Der König hört es wohl und spricht: Nicht mir, für die da kommen — Ich hatte so ein Traumgesicht — Hab' ich das Maß genommen." (O. F. Gruppe.) 4. Preußens Teilnahme am Spanischen Erbfolgekriege. Im Jahre 1700 starb König Karl Ii. von Spanien, und nach seinem Testamente, dessen Rechtmäßigkeit aber bestritten wurde, mußte ihm Philipp V., eilt Enkel Ludwigs Xiv., folgen. Kaiser Leopold I. (1658—1705), der ebenso wie Ludwig Xiv. Vetter und Schwager Karls Ii. und dazu wie dieser ein Habsburger war, wollte das reiche spanische Erbe seinem zweiten Sohne Karl zuwenden. Für Philipp traten Frankreich, Spanien und fast ganz Italien ein, anf des Kaisers Seite standen England, Holland, Portugal und das Deutsche Reich. Das kaiserliche Heer rückte im Frühjahre 1701 unter dem Prinzen Eugen von Savoyen in Italien ein, und damit begann der Spanische Erbfolgekrieg (1701—1713). Preußen stellte nicht nur,

19. Vaterländische Geschichtsbilder - S. 132

1896 - Leipzig : Brandstetter
- 132 — ganz aus gediegenem Golde, waren mit Diamanten von unschätzbarem Werte besetzt. Im großen Saale des königlichen Schlosses setzte sich Friedrich selbst die Krone auf, um anzudeuten, daß er feine königliche Würde keinem auf Erden, als sich selbst, zu danken habe. Dann krönte er auch die Königin. Beide empfingen nun auf silbernem Throne die Hulnguug, indem sie sich von den Ständen, d. h. den Vertretern des Adels, der Geistlichkeit und der Bürger, den Eid der Treue schwören ließen. Dann bewegte sich der Krönungszug unter dem festlichen Geläute aller Glocken der Stadt nach der Schloßkirche. Der Weg dorthin war mit rotem Tuche belegt; Soldaten zu Fuß und Roß bildeten Spalier. Zwei hohe Geistliche empfingen das Königspaar am Kirchenportale. Nach der Predigt legte der König Krone und Scepter ab und wurde, ant Altare knieend, an Stirn und Handgelenk gesalbt, ebenso die Königin. Dabei sprach der Geistliche: „Gott salbe unseren König und unsere Königin mit dem heiligen Geiste!" Das Volk aber rief: „Amen, Amen! Glück zu dem Könige und der Königin!" Dann ging es in feierlichem Zuge wieder nach dem Schlosse zurück zum Krönungsmahle. Für ganz Königsberg sollte dieser Tag ein Tag der Lust und Freude sein. Das rote Tuch auf dem Wege verteilte man unter das Volk. Auch wurden für 18000 Mark Krönungsmünzen unter die Menge geworfen. Auf dem Markte wurde an starkem Spieße ein großer Ochse, der mit Schafen, Rehen, Ferkeln, Hasen und Geflügel angefüllt war, gebraten und an die Hungrigen verteilt. Aus zwei künstlichen Adlern, einem roten und schwarzen, sprudelte unablässig roter und weißer Wein für die Durstigen. Auch die Armen wurden reichlich bedacht; denn sie erhielten ein Geschenk von 1000 Thalern, und in Berlin wie in Königsberg mürben neue Waisenhäuser gegründet. Zwei Monate dauerten die glänzenden Festlichkeiten; sie enbeten mit dem glanzvollen Einzuge des Königs in Berlin und einem im ganzen Lande abgehaltenen Dankgottesdienste. Friedrich Iii. hieß von nun an Friedrich I. in Preußen. König von Preußen konnte er sich nicht nennen, ba er nur Ostpreußen besaß, nicht aber Westpreußen, das noch zu Polen gehörte. Die meisten Staaten erkannten Friedrich als König an; nur der Papst protestierte dagegen, daß der Kaiser ein neues Königtum errichtet habe, da die Ernennung von Königen nur dem päpstlichen Stuhle gebühre. Doch kümmerte sich damals kein Mensch mehr um päpstliche Proteste. Durch Preußens Erhebung zum Königreiche gab Friedrich seinen getrennt liegenden Ländern einen einheitlichen Namen, förderte die Erstarkung der Staatseinheit, weckte in feinen Unterthanen das preußische Nationalbewußtsein und gab ihnen als Sinnbild der Einheit die schwarz-weiße Fahne des früheren Orbenslanbes Preußen. Seinen Nachfolgern aber war die Königskrone ein Sporn zu weiteren ruhmreichen Thaten, so daß Friedrich der Große später meinte, der erste König aus dem Hause Hohenzollern habe seinen Nachfolgern die Mahnung hinterlassen: „Ich habe euch einen Titel erworben, macht euch dessen würdig; ich habe den Grund zu eurer Größe gelegt, ihr müßt das Werk vollenden!" 4. ^Als Honig. Friedrich war feilt Kriegsheld, doch haben während seiner Regierung die brandenbnrgischen Truppen den Ruhm, den sie sich unter dem großen Kurfürsten erworben hatten, noch vermehrt. Der Führer derselben war Fürst Leopolö von Dessau, später nur der „alte Desfauer" genannt. Knrz nach Friedrichs Krönung brach zwischen Frankreich und dem deutschen Kaiser ein langjähriger Krieg um die spanische Thronfolge, der spanische Erbfolgekrieg, aus. Der Kaiser hatte außer dem deutschen Reiche auch Preußen, England und Holland auf seiner Seite. Es wurde in Spanien, Italien, Deutschland und den spanischen Niederlanden (Belgien) gekämpft. In diesen Kämpfen zeichnete sich besonders des Kaisers berühmter Feldherr, Prinz Eugen von Savoyen, aus. Er spendete der Tapferkeit der preußischen Truppen das höchste Lob. Aber diese Kriegführung sowie das verschwenderische Hofleben kostete sehr viel Geld. Während ant Hofe ein fröhliches Fest das andere jagte, seufzte das Land unter drückender Steuerlast; denn zu den gewöhnlichen Steuern kam nicht selten eine Generalkopfsteuer, welche von jedermann, ohne Unterschied des Vermögens, in gleicher Höhe gezahlt werden mußte. Trotz dieser Steuern war fast immer Geldnot ant Hose,

20. Deutsche und brandenburgisch-preussische Geschichte vom Ausgang des Mittelalters bis zur Gegenwart - S. 66

1896 - : Buchh. des Waisenhauses
66 Der preuß. -brandenb. Staat bis zum Regierungsantritt Friedrichs b. Gr. 1618 — 1740. nennen dürfe. Am 15. Januar 1701 verkündeten die Herolde in Königsberg die Erhebung Preußens zum Königreich; mit 17. Januar 18 ^”tmr raurde der Orden vorn schwarzen Adler gestiftet, und am 18. Januar setzte Friedrich sich und seiner Gemahlin im Audienzsaale des Schlosses die Königskrone selbst aus und ließ sich in der Schloßkirche durch die Salbung die kirchliche Weihe erteilen. Die Krönungsfestlichkeiten wurden mit einer unerhörten Pracht gefeiert, da der König die neue Krone auch mit dem äußern Glanze umgeben wollte, der seiner Meinung nach untrennbar mit ihr verbunden war. Die vom Rhein bis zur Memel zerstreuten Gebiete erhielten nun den gemeinsamen Namen Preußen. Die Nachfolger Friedrichs aber bemühten sich, zu dem königlichen Namen auch die königliche Macht hinzuzufügen. 1701-1714 3. Tcr spanische Erbfolgckricg, 1701—1714. Als mit dem Könige Karl Ii. von Spanien der Mannesstamm der spanischen Linie des Hauses Habsburg ausstarb (1700), erhoben König Ludwig Xiv. und Kaiser Leopold I., beide vermählt mit Schwestern Karls Ii., Ansprüche auf den spanischen Thron, und zwar Leopold sür seinen zweiten Sohn Karl, Ludwig für seinen zweiten Enkel Philipp. Ein Testament Karls Ii., welches dem französischen Prinzen Philipp die gesamte spanische Monarchie zusprach, wurde von der deutschen Linie des Hauses Habsburg nicht anerkannt. Der Kaiser hätte der vereinigten Macht Frankreichs und Spaniens nicht widerstehen können, wenn nicht Wilhelm Iii. von Oranien England und die Niederlande zu einem Bündnisse mit Leopold bewogen hatte. In den ersten Jahren kämpfte der kaiserliche Feldherr Prinz Eugen von Savoyen in Italien; die Niederlande schützte mit einem holländisch-englischen Heere der Herzog von Marlborough. Als im Jahre 1704 die Franzosen im Bunde mit den Bayern gegen Wien marschieren wollten, vereinigten sich Engen und Marlborough und siegten bei Höchstädt.2) Infolge dessen mußte der Kurfürst von Bayern aus seinem Lande fliehen und die Franzosen wurden über den Rhein getrieben. Im Jahre 1706 gewann Eugen durch die Schlacht bei Turin, in der die Preußen unter Leopold von Anhalt zuerst die feindliche Stellung erstürmten, ganz Oberitalien, und Marlborough eroberte durch den Sieg bei Rnmillies3) einen großen Teil der spanischen Niederlande. Eugen und Marlborough vereinigten sich nun abermals und siegten 1708 bei Oudenarde, 1709 bei Mcilplaquet4) 1) Da Polen das westliche Preußen besaß, so nannte sich der neue König nicht König von Preußen, sondern nur König in Preußen. 2) Höchstädt liegt an der Donau, oberhalb der Sechmündung. 3) Rainillies liegt südöstlich von Brüssel. 4) Oudenarde liegt westlich von Brüssel, Malplaqnet zwischen Sambre und Schelde südwestlich von Brüssel.