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1. Deutsche Stammesgeschichte, deutsche Kaisergeschichte - S. 353

1894 - Gera : Hofmann
Iv. Deutsches Leben zur Zeit der sächsischen Könige. 8. Die Klöster. 353 mit dem Hexameter: „Esse velim Graecus cum. sim vix, domna Latinus“, d. i. Kaum erst, Herrin, ein Lateiner, wär' ich schon gern der Griechen einer. Die Herzogin setzte den kleinen Dichter zu sich auf ihren Fußschemel, küßte denselben und wollte noch mehr dergleichen Verse hören. Da entschuldigte sich der Knabe hocherrötend durch neue Hexameter mit seiner Verlegenheit. Hierüber brach die Herzogin in ein herzliches Lachen ans, zog den Kleinen schmeichelnd an ihre Seite und lehrte ihn eine Antiphonie, die sie selbst ans dem Lateinischen ins Griechische übersetzt hatte. Dann wurde er huldreichst entlassen und begab sich mit seinem Oheim zu den Hofkaplänen, die Ekkehard ebenfalls zu unterrichten hatte, da Hadtoig nicht duldete, daß sie ungebildet blieben und dem Müßiggänge frönten. Fast zu jeder Ferienzeit ließ Hadwig den jungen Burkhard nach Hohentwiel bescheiden, damit er zu ihrem Vergnügen lateinische Verse aus dem Stegreif mache und von ihr Griechisch lerne. Als der Knabe, zum Jüngling herangewachsen, durch seine Bestimmung für immer von Twiel abgerufen wurde, beschenkte sie den Scheidenden mit einem Horaz und anderen Büchern, welche noch lange einen Schmuck der Klosterbibliothek bildeten. Auch die Lesungen des Vergil nahmen ein Ende. Ekkehard kam auf Verwenden der Herzogin als Rat, Kaplan und Erzieher des jungen Otto an den kaiserlichen Hof, was ihm später dem Beinamen „der Hofmann" eintrug. In kurzer Zeit gelangte er zu hohem Ansehen und Einfluß. Als man ihm die Abtei Ellwangen bestimmte, war er nicht abgeneigt, dieselbe anzunehmen; aber sein kaiserlicher Zögling und dessen Mutter Abelheib, beren Gunst er sich ebenfalls in hohem Grabe zu erwerben gewußt, hinderten ihn baran, weil der Hof seines Rates noch bebürfe, und machten ihm Hoffnung auf ein ansehnliches Erzbistum. Seinem heimatlichen Stifte St. Gallen leistete Ekkeharb in feiner einflußreichen Stellung treffliche Dienste. Am 23. April 990 starb er als Domprobst zu Mainz. Habwig überlebte ihn kaum vier Jahre. Nicht minber als St. Gallen erfreuten sich auch anbere Gotteshäuser der Werktätigen Teilnahme Habwigs, namentlich ihr eigenes Klösterlein zu Hohentwiel und das Kloster Petershausen bei Konstanz. Sie vermachte dem letzteren einen großen Meierhof zu Epfenborf in der Bar mit all feinen Zugehörungen an Leuten, Gütern und Rechten in den benachbarten Orten. Es scheint bies das letzte ihrer frommen Vermächtnisse gewesen zu sein, benn sie starb noch vor der kaiserlichen Bestätigung besfelben am 28. August 994 und würde zu Reichenau an der Seite ihres Gemahls begraben. Sie sank mit dem Lobe ins Grab, als junge Fürstentochter sich in ebelster Weise gebilbet und beschäftigt, als Gattin einen kränklichen Gemahl treu gepflegt, als Witwe ihre Tage zwischen den Genüssen der schönen Litteratur, den Pflichten ihrer Lanbcsverwaltung und den Werken der Frömmigkeit geteilt zu haben. 8. Die Klöster im Wittelatter als Kulturstätten. Gustav Freytag. Bilder aus der deutschen Vergangenheit. 1. Band. 7. Aufl. Leipzig 1872. Neben dem Geiste der Zerstörung, der feit dem Untergange des weströmischen Reiches in dem gesamten Abenblanbe zur Herrschaft gelangt war, Bilder a. d. Gesch. d. deutschen Volkes. I. 23

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1. Teil 1 - S. 171

1882 - Leipzig : Brandstetter
Deutsche Frauen im Zeitalter der Ottonen. 171 mählung des Merkur mit der Philologie in feiner Goldstickerei dargestellt, woraus man entnehmen mag, welchen Einfluß das Studium der Alten zu Hohentwiel unter Hadwig ausgeübt. Einst brachte Ekkehard feinen jungen Neffen Burkhard aus dem Kloster mit nach Hohentwiel, damit er von der Herzogin Griechisch lerne. Auf der Herzogin Frage nach feinem Begehr antwortete der versgewandte Knabe mit dem Hexameter: „Esse velim Graecus cum sim vix, domna, Latinus“ d. i. Kaum erst, Herrin, ein Lateiner, wär ich schon gern der Griechen einer. Die Herzogin setzte den kleinen Dichter zu sich auf ihren Fußschemel, küßte denselben und wollte noch mehr dergleichen Verse hören. Da entschuldigte sich der Knabe hocherrötend durch neue Hexameter mit seiner Verlegenheit. Hierüber brad) die Herzogin in ein herzliches Lachen aus, zog den Kleinen schmeichelnd an ihre Seite und lehrte ihn eine Antiphonie, die sie selbst aus dem Lateinischen ins Griechische übersetzt hatte. Dann wurde er huldreichst entlassen und begab sich mit feinem Oheim zu den Hof-kaplänen, die Ekkehard ebenfalls zu unterrichten hatte, da Hadwig nicht duldete, daß sie ungebildet blieben und dem Müßiggänge frönten. Fast zu jeder Ferienzeit ließ Hadwig den jungen Burkhard nad) Hohentwiel bescheiden, damit er zu ihrem Vergnügen lateinisdje Verse ans dem Stegreif mache und von ihr Griechisch lerne. Als der Knabe, zum Jüngling herangewachsen, durd) seine Bestimmung für immer von Twiel abgerufen wurde, beschenkte sie den Scheidenden mit einem Horaz und anderen Büchern, welche nod) lange einen Schmuck der Klosterbibliothek bildeten. Auch die Lesungen des Virgil nahmen ein Ende. Ekkehard kam auf Verwenden der Herzogin als Rat, Kaplan und Erzieher des jungen Otto an den kaiserlichen Hof, was ihm später den Beinamen „der Hofmaun" eintrug. In kurzer Zeit gelangte er zu hohem Ansehen und Einfluß. Als man ihm die Abtei Ellwangeu bestimmte, war er nicht abgeneigt, dieselbe anzunehmen; aber sein kaiserlicher Zögling und dessen Mutter Adelheid, deren Gunst er sich ebenfalls in hohem Grade zu erwerben gewußt, hinderten ihn daran, weil der Hof seines Rates noch bedürfe, und machten ihm Hoffnung auf ein ansehnlid)es Erzbistum. Seinem heimatlichen Stifte St. Gallen leistete Ekkehard in feiner einflußreichen Stellung treffliche Dienste. Am 23. April 990 starb er als Domprobst zu Mainz. Hadwig überlebte ihn kaum vier Jahre. Nicht minder, als St. Gallen, erfreuten sich and) andere Gotteshäuser der Werktätigen Teilnahme Had-wigs, namentlich ihr eigenes Klösterlein zu Hohentwiel und das Kloster Petershaufen bei Konstanz. Sie vermachte dem letzteren einen großen Meierhof zu Epsendorf in der Bar mit all feinen Zugehörungen an Leuten, Gütern und Rechten in den benachbarten Orten. Es scheint dies das letzte ihrer frommen Vermächtnisse gewesen zu sein, denn sie starb noch vor der kaiserlichen Bestätigung desselben am 28. August 994 und wurde zu Reichenau an der Seite ihres Gemahls begraben. Sie sank mit dem Lobe

2. Teil 1 - S. 152

1882 - Leipzig : Brandstetter
152 Die Benediktinerabtei St. Gallen. hat er seinen Namen berühmt gemacht. Ansehnlicher als die verschiedenen lateinischen Hymnen, die ihm zugeschrieben werden, ist ein Gedicht weltlichen Inhalts, welches er, später selbst ein tüchtiger Schnlregent, als Schüler nach dem Geheiß seines Lehrers Gerald gemacht hatte, das Lied von dem Helden Walther von Aquitanien, wo ein Stoff der deutschen Heldensage in lateinischen Hexametern, nibelnngischer Inhalt in virgilischem Gewände besungen wird. Ekkehard I. hatte vier Neffen in die klösterliche Gemeinschaft gezogen, zwei gleichnamige, Ekkehard Ii. und Ekkehard Iii., dann den Notker, der wegen seiner großen Lippe den Beinamen Labeo, der Großleszige, erhielt' und den Burkhard, der später als der zweite dieses Namens Abt wurde. Gleichzeitig mit Ekkehard I. lebte auch Notker der Arzt, der aber auch außerdem sich auf mehreren Gebieten geistiger Thätigkeit hervorthat und durch seine scharfe Zucht in der Schule zugleich den Beinamen „Pfefferkorn" sich erwarb. Weit über des Klosters Mauern hinaus war er hoch geehrt, und als in seinen letzten Jahren Otto I. und Otto Ii. gemeinsam St. Gallen besuchten, geleiteten sie den greisen blinden Mann, indem sie ihn sorglich an der Hand zwischen sich führten. Ekkehard Ii., mehr Weltmann als Geistlicher, hatte als Lehrer solche Erfolge aufzuweisen, daß einst auf einer Synode zu Mainz sechs Bischöfe ihn begrüßten, die feine Schüler gewesen waren. Schön von Angesicht und Gestalt, weise, beredt und klug in Ratschlägen, wurde er von der Herzogswitwe Hadwig von Schwaben nach der Burg Hohentwiel berufen, die Herzogin im Lateinischen zu unterrichten und namentlich die Gedichte Virgils mit ihr zu lesen. Sie empfahl ihn dann an den kaiserlichen Hof, wo er, nicht zum geringsten auch durch die Gunst der Kaiserin Adelheid, zu hohem Ansehen stieg. Fern von St. Gallen starb er 990 als Domprobst zu Mainz. Nach Hohentwiel begleitete ihn sein Better Ekkehard Iii., der, weil auch er in Wissenschaften tüchtig war, die Bnrgkapläne dort unterrichtete. In St. Gallen stieg Ekkehard Iii. zum Amte eines Dekans empor. Die kleine St. Gallensche Gelehrtengesellschaft auf Hohentwiel vergrößerte vorübergehend noch ein weiterer Better Ekkehards, der Klosterschüler Burkhard, der zur Herzogin Hadwig wollte, um die in jener Zeit noch seltene Gelegenheit, das Griechische zu erlernen, zu benützen; denn Hadwig war als Kind einem byzantinischen Kaiser als Gemahlin bestimmt gewesen und deswegen im Griechischen unterrichtet worden. Der lernbegierige Knabe begrüßte die Herzogin in trefflichen lateinischen Versen. Im Jahre 1001 wurde Burkhard zum Abt erhoben, und er verstand es, dem durch die Schuld seines Amtsvorgängers arg geschädigten Kloster den Glanz früherer Zeit vorübergehend nochmals zu geben. Vorzüglich der wissenschaftliche Ruhm war unter ihm, dank den Bemühungen feines Vetters Notker Labeo, ein ungewöhnlicher.

3. Frauengestalten - S. 20

1898 - Wiesbaden : Behrend
— 20 — schlossen. Die Erbgüter Burchards, die sich weithin am Bodensee erstreckten, wurden jedoch der Witwe belassen, außerdem wurde ihr, gegen das Ansehen alter Gewohnheit, der Herzogstitel belassen, welcher sie zur Verweserin einer Anzahl von Klöstern machte. Auf Burg Hohentwiel beschäftigte sich nun Hadwig sehr viel mit den Wissenschaften; sie selbst besaß eine große Anzahl lateinischer nud griechischer Schrifteu und lieh auch dergleichen ans den an litterarischen Schützen so reichen Klöstern von Reichenau »ud St. Gallen, deren Schutzherrin sie war. Die Beschäftigung mit den Musen war ihre liebste Beschäftigung. In St. Gallen, wo man die Wissenschaft aufs eifrigste pflegte, war sie besonders gern, hielt oft Unterredungen mit deu gelehrten Mönchen und war bestrebt, noch mancherlei von ihnen zu lernen. Besonderes Wohlgefallen fand sie an dem gelehrten Mönch Ekkehard, und sie bat sich beim Abt die zwar ungern gewährte Vergünstigung ans, daß Ekkehard mit ihr nach dem Hohentwiel gehen durste, um sie weiter zu unterrichten. Mit ihm las sie nun, doch stets in Gegenwart einer Dienerin, den Virgil. Einst brachte Ekkehard einen jungen Klosterschüler Burkhard mit sich, der vou Hadwig geru Griechisch lernen wollte. Des Knaben Gewandtheit, in zierlichen lateinischen Versen zu sprechen, nahm die Herzogin für ihn ein und so unterrichtete sie ihn gern in der ihr so vertrauten griechischen Sprache. Als er später nach der Klosterschule zurückkehrte, schenkte sie ihm verschiedene wertvolle Bücher. Ekkehard ging später, von Hadiuig empfohlen, an den ihr verwandten kaiserlichen Hos, wo er Kapellan und vertrauter Ratgeber Otto Ii. wurde. (Die Geschichte Ekkehards und Hadwigs bietet in dichterischer Ausgestaltung Viktor Scheffeln Roman „Ekkehard".) Eines Tages, als die Frau Herzogin Langeweile empfand, beschloß sie, den Mönche» in dem weithin berühmten Benebiktinerkloster St. Gallen einen Besuch in ihrer Eigenschaft als Schirmvoigt abzustatten, und schon des anbereu Tages fuhr sie mit ihrer Dienerin Praxebis, ihrem Kämmerer Spazzo und großer Gefolgschaft im lichten Scheine des Frühmorgens über den Bobenfee. Es war Mittagszeit vorüber, schweigeube Ruhe lag über beut Thale. Des heiligen Benebitt Regel orbnete für diese Stnnbe, daß ein jeber sich still auf dem Lager halte. Nur der Wächter auf dem Thorturm - beim eine feste Ringmauer mit Turm und Thor umschloß das Ganze — staub, wie immer, treulich und aufrecht im miitfenburchfununteit Stüblein. Da hörte er durch den nahen Tauneuwalb ein Roßgetrabe; er spitzte fein Ohr nach der Richtung. Acht ober zehn Berittene! sprach er nach prüfenbem Lauschen; er ließ das Fallgatter vom Thor heruieber-raffelu, zog das Brücklein, was über beu Wassergraben führte, auf, langte fein Horn vom Nagel und blies breimal hinein. Im Kloster entftanb nicht geringe Bestürzung; die Herzogin begehrte Einlaß, und

4. Deutsche Stammesgeschichte, deutsche Kaisergeschichte - S. 352

1894 - Gera : Hofmann
352 Zweites Buch. I. Abschnitt: Bilder aus der Zeit der sächsischen Kaiser. Bruder, hatte seine Gemahlin Judith, die durch Schönheit und Geist glänzende Tochter des Bayernherzogs Arnulf, in Hadwig eine Tochter geschenkt, welche die genannten Eigenschaften der Eltern in sich vereinigte. In früher Jugend einem griechischen Kaiser verlobt, erhielt sie die sorgsamste Erziehung und wurde durch Kämmerlinge, welche der Bräutigam eigens dazu gesandt hatte, auch im Griechischen unterrichtet. Aber das Mädchen zog vor, im Vaterlande zu bleiben; als sie für den Bräutigam gemalt werden sollte, entstellte sie ihr schönes Gesicht durch Verzerrung der Augen und des Mundes und hintertrieb so die Sache, bald auch die Heirat selbst. Dagegen willigte sie in eine Verbindung mit dem schon bejahrten Schwabenherzog Burkhard, über welchen das junge schöne Weib leicht eine unbedingte Herrschaft gewann. Das kinderlose Ehepaar wohnte auf dem Felsschloß Twiel im schönen Hegau, von wo die blühende Hadwig noch zu des Gemahls Lebzeiten Schwaben mit starker Hand regierte, während ihre Mutter nach dem Tode des Gatten über Bayern herrschte. Herzog Burkhard verschied im Jahre 973 als angehender Sechziger und ward zu Reichenau beigesetzt. Obgleich nun der Kaiser einen neuen Herzog über Schwaben ernannte, weil das alamannische Gesetz die Weiber von aller Lehnsnachfolge ausschloß, so verblieb Hadwig dennoch lebenslänglich bei dem herzoglichen Titel, wie im wirklichen Besitze der Herrschaft über die Erbgüter des Burkhardischen Hauses und der Klostervogteien eines gewissen Gebietes, worin sie im Namen des Reiches als Verweserin waltete. Soviel wurde ihrem männlichen Geiste eingeräumt auch gegen das Ansehen uralter Gewohnheit. Auf dem stolzen Burgsitze von Hohentwiel widmete die Herzogin ihre freie Zeit den griechischen und lateinischen Musen. Dieselben wurden aber damals zu St. Gallen ganz besonders gepflegt, und da sich Hadwig teils in Geschäften der Klostervogtei, teils wegen des Gottesdienstes öfters dorthin begab, so konnte der gelehrte Mönch Ekkehard, welcher gerade das Amt des Pförtners versah, ihrer Aufmerksamkeit nicht entgehen. So erbat sie sich von dem Abte, welcher ihr aus Höflichkeit unter verschiedenen Geschenken die Wahl gelassen, die Erlaubnis, den Pförtner Ekkehard als ihren Lehrmeister mit nach Hohentwiel nehmen zu dürfen, und mit eigener Hand führte sie ihn später nach dem Gemache, welches ihm zur Wohnung hergerichtet worden war. Dann saß sie als Schülerin zu seinen Füßen, wenn er ihr die Meisterwerke der Alten, namentlich Virgils, erklärte. Wenn Ekkehard an Festtagen oder sonst auf Besuch nach seinem Kloster ging, sandte sie allerlei kostbare Geschenke mit dem Seeschiffe nach Steinach voraus, um sowohl ihn, als das Kloster bamit zu erfreuen. Sie bestanben meist in Kirchenparamenten, in Bireten, Stolen, Alben, Tnnicellen und Meßgewändern. Auf einem der letzteren war unter anderem auch die Vermählung des Merkur mit der Phiologie in feiner Goldstickerei dargestellt, woraus man entnehmen mag, welchen Einfluß das Studium der Alten zu Hohentwiel unter Hadwig ausgeübt. Einst brachte Ekkehard seinen jungen Neffen Burkhard aus dem Kloster mit nach Hohentwiel, damit er von der Herzogin Griechisch lerne. Auf der Herzogin Frage nach seinem Begehr antwortete der versgewandte Knabe

5. Dichtung des Mittelalters - S. 17

1903 - Freiburg im Breisgau : Herder
§ 5. Die Poesie unter dem Einflüsse der Geistlichkeit. 17 Weniger episch gehalten als der Heliand, zumal da viele lyrische und didaktische Stellen mit Mahnungen und moralischen Betrachtungen eingefügt sind, kennt das Gedicht, welches auch Krist (Christ) genannt wird, keine heidnische, sondern nur mehr christliche Anschauung, wie es auch in aus- gesprochenem Gegensatz zum laicorum cantus gedichtet ist. Das Ludwigslied, auf den Sieg Ludwigs Iii. von Westfranken über die Normannen bei Saucourt 881 mutmaßlich vom Mönche Hucbald1 2 im flandrischen Kloster St Amand in vierhebigen gereimten Versen ver- faßt, ist das einzige bedeutendere Gedicht weltlichen Inhalts aus jener Zeit. Das 10. Jahrhundert, in welchem die lateinische^Sprache, vor- dem schon in Kirche und Schule eingebürgert, unter den Ottonen auch Hof- und Staatssprache wurde, ließ die Nationale Sprache und Dich- tung fast ganz^ zu Gunsten der lateinischen zurücktreten. So verherrlichte die Nonne Roswitha von Gandersheim in gewandten lateinischen Hexametern die Gründung des Klosters und die Taten Ottos des Großen und schrieb nach dem Muster des römischen Dichters Terenz, den sie zu verdrängen suchte, sechs lateinische Komödien, deren Inhalt christliche Legenden sind. Um 930 behandelte der Mönch Ekkehard 1.3 zu St Gallen 4 (st 973) in 1445 lateinischen Hexametern sogar einen echt deutschen, dem burgundisch-hunnischen Sagenkreise angehörenden Stoff, den Waltharius manu sortis (Walther Starkfaust und Hildgund), der in lateini- schem Gewände ein treuer Spiegel altgermanischen Helden- lebens ist. Der Hunnenkönig Etzel (Attila) läßt in seinem Reiche das Heerhorn blasen, um gegen Worms in Franken zu ziehen. Hier gibt ihm der König Gibich, bangend vor der Übermacht der Feinde, als Pfand des Friedens seinen Vetter, den hoch- gemuten jungen Hagen, samt vielen Schätzen. In ähnlicher Weise unterwirft sich dem 1 Nach anderer Ansicht ist Hucbald wahrscheinlich nur der Schreiber, nicht der Dichter des Liedes gewesen. 2 Gegen Ausgang des 10. Jahrhunderts finden wir die deutsche Sprache im Kloster zu St Gallen gepflegt. Namentlich verdient als Übersetzer und Kommentator Anerkennung Notker, mit dem Beinamen Labeo (der Großlippige) oder Teu- tonikus, wie er nach seinem Tode wegen seiner deutschen Schriften genannt wurde. Besonders wichtig ist seine Psalmenübersetzung. s Ekkehards I. Werk wurde von seinem Lehrer, dem Mönche Geraldus, über- arbeitet und von Ekkehard Iv. (f um 1060) in die uns vorliegende Gestalt gebracht. * St Gallen und Fulda waren damals die berühmtesten deutschen Kloster- schulen, wichtig als Kultur- und Bildungsstätten des ganzen deutschen Vaterlandes (vgl. Freytags Ahnen Iii: „Nest der Zaunkönige"). Hense, Lesebuch. I. 4. Ausl. 2

6. Teil 1 - S. 153

1882 - Leipzig : Brandstetter
Die Benediktmerabtei St. Gallen. 153 Die Vielseitigkeit der St. Gallenschen Schule tritt in der Person des Notker Labeo in der glänzendsten Weise hervor. Als Mann der Gottesgelehrtheit und als Sprachkundiger, als Mathematiker und als Astronom, als Kenner der Musik und als Dichter steht Notker vor uns. Allein schon sein zweiter Beiname „Tentonicus", der Deutsche, ist eine weitere Auszeichnung dieses Lehrers an der Klosterschule. An einzelnen Spuren, daß man schon früher auch in St. Gallen die Muttersprache nicht völlig vernachlässigte, mangelt es nicht, in Notker aber ist nun geradezu das Haupt einer Schule deutscher Übersetzer zu erblicken; denn nicht so sehr um selbständige Werke, als um Übersetzungen und Erklärungen handelte es sich dabei, so aber, daß neben biblischen Stücken auch Aristoteles und Boethins Berücksichtigung fanden. Nicht das kleinste Zeugnis für Notker Labeo ist es, daß Ekkehard Iv sein Schüler gewesen ist. Ekkehard stand noch an dem Sterbelager Notkers, dann aber verließ er St. Gallen auf einige Zeit, um iit Mainz als Vorsteher der Schule zu wirken. Von dem Erzbischof Aribo von Mainz war Ekkehard aufgemuntert wordeu, das Walthariuslied Ekkehards I. zu überarbeiten, die Latiuität desselben zu verbessern. Auch am kaiserlichen Hofe wurde die Thätigkeit des Mainzer Schulvorstehers in ehrenvoller Weise anerkannt. Als Kaiser Konrad Ii. das Osterfest des Jahres 1030 in Ingelheim unweit Mainz feierte, wurde Ekkehard die Ehre zuteil, vor dem versammelten Hofe das Hochamt zu singen, wobei ihm drei seiner Schüler, die zu bischöflichen Würden emporgestiegen waren, halfen. Nach Aribos Tode kehrte Ekkehard nach St. Gallen zurück. In erster Linie war er ein gelehrter Schulmeister; er selbst scheint als seinen hauptsächlichsten Ruhm seine Dichtungen betrachtet zu haben; doch ist von echter Poesie in seinen Versen wenig zu finden, und seine Verse sind fast ausnahmslos die im Mittelalter so beliebten leonmischen Hexameter, in denen sich, den klassischen Überlieferungen völlig widersprechend, Mitte und Ende des Verses reimen. Eine in St. Gallen noch vorhandene Pergament-handschrift, etwas über 250 Seiten stark und von Ekkehards Hand geschrieben, trägt von ihrem Hauptbestandteile den Namen des liber benedic-tionum, des Buches der Segnungen. Der größte Teil der Handschrift ist für praktische Zwecke zusammengestellt. Der Lehrer wollte in derselben ein Schulbuch, eine Sammlung von Mustern für lateinische Schuldichtuug geben, und er selbst deutet au, daß die Mehrzahl der Übungsstücke, welche er hier zusammengeordnet habe, aus seiner eigenen Schulzeit unter Notker Labeo herstamme. Es muß den früheren Schüler hoch erfreut haben, als er unter alten Schriften Notkers, wie er selbst erzählt, feine eigenen von ihm vor langer Zeit in der Schule gelösten Ausgaben sorgfältig aufbewahrt vorfand und sie nun selbst wieder für seine Schüler als Anleitung verwenden konnte. Diese Zusammenstellung selbst freilich) erfolgte erst in einer weit späteren Zeit, indem Ekkehard das Buch der Segnungen einem in Mainz gewonnenen

7. Das Mittelalter - S. 54

1877 - Wolfenbüttel : Zwißler
— 54 — ihrem Sprengel liegenden Städte zum Wohlstand führten. Ebenso wurden die von den Dttonen in Sachsen zahlreich gegründeten Klöster zugleich Stätten des Gewerbefleißes, während die Missionen nach dem Norden und Osten dem Handel neue Wege öffneten. Erfurt, Magdeburg, Bardewieck, Bremen blühten empor. Der Tauschhandel an der dänischen und slavischen Grenze war allmählich dem Geldverkehr gewichen, seitdem unter Heinrich I. bei Goslar im Harz Silberbergwerke entdeckt und ausgebeutet wurden. Deutschland war ein schon vorbereiteter Boden, als es durch die Errichtung des römisch-deutschen Kaiserthums mit der höheren Cultur Italiens in Verbindung trat und so eine Fülle neuer Anregungen erhielt, die durch die gebildeten ausländischen Prinzessinnen Adelheid und Theophano vermehrt und fruchtbar gemacht wurden. Der römisch-griechische Einfluß verfeinerte die Lebensformen, erweckte wieder Liebe zu den classischen Studien und bildete den künstlerischen Geschmack. Der kaiserliche Hos war jetzt, wie einst unter Karl d. Gr. ein „Lichtherd" der Wissenschaft. Der wichtigste Träger der neuen Cultur war Gerbert, von Geburt Franzose, der in Spanien mit arabischer Wissenschaft vertraut worden war und so bedeutende philosophische und mathematische Kenntnisse besaß (Einführung der arabischen Ziffern, hydraulische Maschinen, Sonnenuhren u. s. w.), daß er in den Ruf eines Zauberers kam. Von der höheren Geistlichkeit, die mit dem Hofe zunächst die fremdländische Cultur in sich aufnahm, ging das Neuerworbene in die Klöster. St. Gallen und Reichenau erlangten wieder ihren alten Ruhm; Widnkind, ein Mönch aus Corvey und der Bischof Thietmctr von Merseburg schrieben, von deutschem Geiste beseelt, ihre sächsischen Geschichten in einer den classischen Mustern nachgebildeten lateinischen Sprache. Selbst in den Nonnenklöstern „lasen die Mädchen neben den Heiligenleben Virgil und Terenz", ja die Nonne Roswitha von Gandersheim erzählte die Thaten Ottos I. in lateinischen Hexametern und schrieb lateinische geistliche Komödien. Auch die heimische Sage wurde in lateinische Verse gekleidet, so der „Walther von Aquitanien," den der Mönch Ekkehard von St. Gallen übersetzte. Praktischer war die Thätigkeit der Bischöfe Meinwerk von Paderborn und Bern ward von Hildesheim, welche die Aufmerksamkeit auf das Kunstgewerbe lenkten. Der Luxus der Kirche förderte die Anfertigung schöngestickter Teppiche, kunstvoller Metallarbeiten und die Malerei

8. Lehrbuch der Deutschen Geschichte für die oberen Klassen höherer Mädchenschulen - S. 59

1902 - Leipzig : Roßberg
— 59 — griechische Gesandtschaft erschien, konnte er sich zum Erstaunen aller mit den Gesandten in ihrer eigenen Sprache verständigen. Bruno mußte als Kanzler den königlichen Hos auf allen Zügen begleiten, dabei wanderte sein Bücherschatz beständig mit ihm. Das geräuschvolle Hosleben störte ihn in seinen Studien nicht; sobald er von Geschäften frei war, widmete er sich der Wissenschaft: nicht einen Augenblick überließ er sich dem Müßiggänge. Als Erzbischof in Cöln bildete er in der dortigen Domschule eine Reihe vorzüglicher Männer aus, welche später als Bischöfe und Reichsfürsten ihren Namen berühmt gemacht haben, und als Herzog von Lothringen wirkte er dahin, daß in den altberühmten Klöstern Lothringens neues, reges wissenschaftliches Leben erblühte. Während früher, zu Karls des Großen Zeit, der Hof der wirkliche und beinahe einzige Mittelpunkt geistigen Lebens gewesen ist, war es unter den Ottonen anders geworden. Jetzt ging die Bildung nicht allein vom Hose aus, sondern hatte auch ihre Stätten in den Klöstern und an den Bischofssitzen. Das Kloster zu Corvey, mitten im Sachsenlande, war eine hervorragende Stätte geistigen Lebens. Hier schrieb der Mönch Widukind, ein Sachse, eine „Sächsische Geschichte" in lateinischer Sprache, und der Bischof Thietmar von Merseburg schrieb die Geschichte seines Bistums und der Ottonenzeit. 2. Franenbildung. Bei den Frauen fand man zur Zeit der Ottonen weit eher als bei den Männern aus dem Laienstande die Ansänge einer gelehrten Bildung, nämlich die schwierige Kunst des Lesens und Schreibens, nebst einer Kenntnis der allgemeinen Schriftsprache, welche zum Verständnis der Psalmen ausreichte. Die Frömmigkeit der Königinnen Mathilde und Edgitha ist bekannt, Adelheid aber und Theophano zeichneten sich durch eine in Deutschland seltene geistige Bildung aus. Ganz besonders wird uns die hohe Bildung der schönen Herzogin Hedwig von Schwaben gerühmt, der Nichte Ottos I.; sie war als Kind mit dem griechischen Kaiser Constantin verlobt und war von Kämmerlingen, die deshalb nach Deutschland kamen, im Griechischen unterrichtet worden. Später, als junge Witwe des Herzogs Burchard von Schwaben, lernte sie von dem Mönche Ekkehard aus St. Gallen auf ihrer Feste Hohentwiel Lateinisch und las mit ihrem Lehrer die alten lateinischen Dichter. Den jungen Burchard, der später Abt wurde, lehrte sie selbst Griechisch und beschenkte ihn zum Abschied mit den Gedichten des lateinischen Dichters Horaz. Ihre Schwester Ger birg war Abtissin des sächsischen Stiftes Gandersheim und durch ihre Gelehrsamkeit und Weisheit berühmt. Ihre Schülerin war die Nonne Hrots-vith, welche von Gerbirg in die Kenntnis der lateinischen Sprache eingeführt wurde und diese Sprache derart beherrschen lernte,

9. Kommentar zu Serie III der Kulturgeschichtlichen Bilder - S. 20

1890 - Leipzig : Leipziger Schulbilderverl. Wachsmuth
— 20 — hm richten nach dem Kapitel mehrere Brüder ihre Schritte, eingedenk des Ausspruchs von Cassiodor, daß der Teufel so viel Wunden empfange, als der Christ Worte des Herrn niederschriebe. Und bald sitzt auf seiner cathedra (scribstuol) auf altgewohntem Platze Brnder Kunibert, „der eine sehr gerade Handschrift Hat/' „Obgleich er in allen kirchlichen Übungen sich immer sehr eifrig beweist, hat er doch besonders der Kunst des Schreibens seine Sorgfalt zugewendet." Mit „malendem Schreibrohre" zeichnet er gewissenhaft alle Ereignisse, die im Kloster geschehen oder von denen Kunde ins Kloster dringt, auf, und was er da schreibt auf fein Pergament, das er „aus Demut mit eigener Hand hergerichtet," das wird noch nach Jahrhunderten, wenn der emsige Chronist schon längst zu Staub geworden, fortleben und einen Wert und eine Bedeutung gewinnen, wie sie der bescheidene Schreiber wohl schwerlich ahnt. In der Schreibstube sind außer ihm noch andere Mönche thätig. Soeben breitet auf dem großen Tische inmitten des Zimmers der Bruder Pergamenter neues Schreibmaterial ans, das er ans Fellen von Lämmern, Ziegen, Kälbern oder Hammeln bereits im groben zubereitet hat. Vor dem Schreiben jedoch muß dies vom Schreiber nochmals behandelt Gedächtnis der Welt lebt. Ratperts liebste Heimat war die Schulstube, welche er dem Messelesen weit vorzog, und wo er mit dem Stocke strenge Zucht hielt. Auch er dichtete geistliche Lieder und verfaßte Anreden an Kaiser, Könige, Bischöfe und Äbte. Ein Universalgenie aber war Tutilo, eine Hünengestalt, von unverwüstlich heiterer Laune, sodaß Kaiser Karl der Dicke es unverantwortlich fand, einen solchen Mann im Kloster zu sehen. Wie er auf dem Lehrstuhl durch seine Gelehrsamkeit die Schüler nur Bewunderung hinriß, so entzündete er aus der Kanzel, „gleich mächtig der lateinischen wie der deutschen Sprache", durch sein bezauberndes Wort die Herzen aller Zuhörer. Zugleich war er ein geschickter Dichter und Musiker, („der Adel vergaß der Jagd, des Brettspiels und des Trinkens über Tutilos Musikslunden"), ein Meister in der Malerei, ein berühmter Baumeister und ein hervorragender Bildhauer. — Eine 2. Blüteperiode hatte das Kloster im 10. Jahrhundert zu verzeichnen, wo die vier Ekkeharde im Kloster weilten. Der erste Ekkehard, ein Vater der Armen und Reisenden, wegen eines lahmen Fußes zur Abtwürde untauglich, verfaßte neben vielen lateinischen Hymnen schon als Schüler das Lied von dem Helden Walter von Aquitanien. Ekkehard Ii., schon von Angesicht, weise, beredt und klug in Ratschlägen, wurde von der Herzogswitwe Hedwig von Schwaben nach der Burg Hohentwiel berufen, die Herzogin im Lateinischen zu unterrichten und namentlich die Gedichte Virgils mit ihr zu lesen. Sie empfahl ihn dann an den kaiserlichen Hof, wo er, nicht zum geringsten durch die Gunst der Kaiserin Adelheid, zu hohem Ansehen stieg, (f 990 als Dompropst zu Mainz). Nach Hohentwiel begleitete ihn sein Vetter Ekkehard Iii., der die Burgkapläne dort unterrichtete. Ein anderer Vetter Ekkehards, Burkharv, der als Klosterschüler mit nach Hohentwiel gekommen, um von Hedwig das Griechische zu lernen, wurde später Abt. Unter ihm erwarb besonders Notker Labeo dem Kloster viel wissenschaftlichen Ruhm. Als Mann der Gottesgelehrsamkeit und Sprachkundiger, als Mathematiker und Astronom, als Kenner der Musik und als Dichter steht er vor uns. Sein Schüler Ekkehard Iv., der längere Zeit in Mainz Vorsteher der Schule war, war ei« tüchtiger, gelehrter Schulmeister.

10. Von 102 vor Chr. bis 1500 nach Chr. - S. 408

1880 - Berlin : Nicolai
den Estrich geschickt Wurde, um dort zu seiner und Anderer Bestrafnncr Ruthen Aufholen, Bet diesem Anlaß den Dachstuhl in Brand steckte, so dak die gmtze echule und ein Theil der Kirche in Flammen aufgingen, was einen empfindlicheren Ritz m die Zucht brachte, als die Vermeidung der Mtthenstrafen gethan hätte. Was gewaltthätige Aebte vermochten, zeigt das Beispiel Abt Kralochs von St. Gallen (940-959), der den wider-spenstlgen Mönch Victor durchpeitschen und aus dessen Flucht anhalten und blenden ließ, selbst aber vor Zeinen entrüsteten Mönchen fliehen musste und dabei die mitgenommenen Kirchenschätze durch Raub verlor. Nach dem Tode Kralochs kehrte eine freundlichere Zeit in St. Gallen ein. Wie die drei kunst- und gesangreichen Freunde Notker, Ratpert und r Lle er^ 'ötüthezeit des Klosters bezeichnet hatten, so stellen die Ekkeharde gegen Ende des zehnten Jahrhunderts die zweite solche dar. ^zenes war die Zeit^ des strengen Klosterlebens, das jedoch mit der gewissenhaften Uebung der frommen Gebräuche in den Mußestunden einen gewissen derben Humor abwechseln ließ; die neue Periode gestattete im kirchlichen ^ebeti ^ehr Freiheit, befliß sich_ aber daneben feiner und gebildeter Sitten. ^Ekehard, zum Nachfolger Kralochs bestimmt, aber durch einen unglücklichen ^turz, weil hinkend, untauglich zur Abtswürde geworden, war der Vater aller Armen und Reifenden, und sein hohes vorurteilsloses und - en]en ^öuch gewagtes Streben zeigt seine Bearbeitung der deutschen Heldensage vom aqmtanifchen Walter (dem westgothischen König Wallia), ftbulch in lateinischen Hexametern. Mehr Weltmann war sein durch seine ^Aonheit bis an den Kaiserhos des großen Otto gefeierter Neffe, der zweite Ekkehard, dem das stolze Herz von Schwabens Herzogin Hadewig, der großmüthigen Gönnerin des Klosters, entgegenschlug, durch die Vergeblichkeit des Sehnens aber zu ohnmächtiger Wuth gegen den Geliebten getrieben wurde (ste ließ ihn auf ihrer Feste Hohentwil, wo er sie Vergils Dichtungen kennen lehrte, — durchpeitschen). Als Lehrer aber hatte der jüngere Ekkehard solche Erfolge aufzuweisen, daß er einst aus einer Synode zu Mainz sechs Bychofe traf, die feine Schüler gewesen waren. Nach den Ekkeharden noch vcotker Labeo, der Pfleger der deutschen Muttersprache, eine Zierde de1’ Abtei St. Gallen; aber nach ihm und nach dem Ende des zehnten Jahrhunderts war die Blüthe des Klosters entblättert. Ja sogar dessen ^ucht zerfiel, und es zeigt dieser Umstand, daß auf die Dauer eine geistliche Genossenschaft sich nicht mit Erfolg Zwecken hingeben kann, die außer ihrem ursprünglichen Beruse liegen. Schon in Mitte des elften Jahrhunderts vertauschte St. Gallen die Feder mit dem Schwerte und führte Fehden mit den umliegenden zum Theil streitsüchtigen und raublustigen Herren; die Aebte selbst zogen zu Roß und im Harnisch aus, und keine Ratperte und Ekkeharde rangen mehr nach der Gunst der Musen. Das war aber damals das Schicksal aller Klöster. Alle waren in Verfall gerathen. Ihre hohen Verdienste während des sechsten bis zehnten Jahrhunderts um Landbau, Erziehung, Wissenschaft, Wohlthätigkeit und Seelsorge waren dahin, und so viele Reformationen des Klosterwefens spater unternommen, so viele neue Klöster und Orden gestiftet wurden, so ist doch von kemer Seite die Tugend und die Geistesbildung der früheren Benediktiner jemals erreicht worden*). Die Ursachen dieses Schicksals lagen *) Gregorovius m. S. 320. 322.

11. Die mittlere Zeit - S. 122

1881 - Leipzig : Krüger
— 122 — benden Bevölkerung als Leibeigene in immer drückendere Abhängigkeit herabgesunken. Für die Befreiung vom Kriegsdienste hatten die Bauern die Knechtschaft eingetauscht; wehr- und rechtlos standen sie den Rittern gegenüber; niemand nahm sie in Schutz; höchstens die Kirche, wenn sie sich unter deren Obhut stellten. — Die Möglichkeit, die Freiheit zurückzuerlangen, bot sich dem Leibeigenen nur dann, wenn er das Kreuz nahm oder als Pfahlbürger in die Stadt zog. Viele entgingen ihrem harten Lose auch durch Auswanderung in neubesiedelte, meist den Slaven abgewonnene Länder (Brandenburg, Pommern, Schlesien, Preußen). Schließlich wurde der Druck auf die „armen Leute" so hart, daß sie sich zu Geheimbünden vereinigten und blutige Aufstände erregten. b. Litteratur. §• 153. Zeit der Ottonen. — Wie die Verbindung der deutschen Krone mit dem römischen Kaisertum in staatlichen Beziehungen einen tiefgreifenden Einfluß ausgeübt hatte, so gab sie auch dem geistigen Leben des Volkes eine neue Richtung. Die Muster des Altertums forderten gebieterisch zur Nachahmung auf. Da nun in dieser Zeit die Bildung ausschließlich in den Klöstern vertreten war, so fand eine Mischung deutsch-römischen und weltlich-mönchischen Wesens statt. — Ekkehard von Der Mönch Ekkehard in St. Gallen behandelte in lateinischen Versen St. Gallen, einen echt deutschen Stoff:*) die Flucht Walthers von Aquitanien, der als Geisel am Hofe Etzels zu einem stattlichen Helden erwachsen ist, mit der ihm früh verlobten Hildegunde. Glücklich gelangt er mit der Braut bis zu den Vogesen. Da greifen ihn 12 Burgunderkrieger unter ihrem König Günther an, um ihm seine Schätze zu rauben. Einen Streiter nach dem andern erlegt Walther; nur Günther und fein Dienstmann Hagen, früher der Waffenbruder Walthers, bleiben schwer verwundet übrig. Da schließen die drei Helden endlich Frieden. — Rosvitha. Die sächsische Nonne R o s v i t h a **) im Kloster Gandersheim erzählte nicht nur in lateinischen Versen Heiligenlegenden (Theophilus, der Faust des Mittelalters), sondern auch die Thaten Ottos des Großen; ja, sie I■ wagte es zum ersten Male nach Untergang der römischen Welt, Dramen zu dichten. Ihr Vorbild ist der römische Dichter Terenz, aber ihr Ideal ist ein christlich-klösterliches. Im „Gallikanus", z. B. stellt sie Konstantin den Großen als christlichen Fürsten neben den Heiden Julianus den Abtrünnigen und feiert somit den Sieg des Christentums. In anderen Stücken läßt sie die himmlische Liebe über die irdische siegen. — Die Thaten der ersten sächsischen Fürsten regten auch die Geschichtschreibung an; ein späterer Ekkehard (Iv.) beschrieb die Schicksale St. Gallens; in den meisten Klöstern entstanden Chroniken und Annalen; Widukind von Widukind von Corvei (Kloster in Westfalen) schildert in dem Eortiet. Werke ,,Thaten der Sachsen" die Geschicke Heinrichs 1. und Ottos *) Scheffel giebt in feinem „Ekkehard" eine Übersetzung. **) Freytag: Bilder I. S. 372.

12. Teil 1 - S. 169

1882 - Leipzig : Brandstetter
Deutsche Frauen im Zeitalter der Dttonen. 169 besonders der Geistlichkeit, scheint es fast zuviel gewesen zu sein. So ließ man sie nach ihrem Tode jammernd einer Nonne erscheinen und diese um ihre Fürbitte anflehen wegen der größten ihrer Sünden, daß sie nämlich manchen unnützen Weiberschmuck in Deutschland eingebürgert habe. Indessen hat sie gewiß auch Besseres, eine umfassendere Bekanntschaft mit der griechischen Sprache, Kunst und Litteratur unter uns angebahnt, und jedenfalls ist vordem nie ein deutscher Fürstensohn sorgfältiger erzogen und gebildet worden, als das von der ganzen Mitwelt angestaunte Wunderkind Otto Iii. unter der Leitung feiner Mutter Teophauo, der kräftigen Regentin des deutschen Reiches. Noch in die Zeit ihrer Regentschaft fällt — ein freundliches Kulturbild im südlichen Deutschland — der Lebensabend der Herzogin Hadwig von Schwaben. Dem Herzog Heinrich von Bayern, Ottos des Großen thatkräftigem Bruder, hatte feine Gemahlin Judith, die durch Schönheit und Geist glänzende Tochter des Bayernherzogs Arnulf, in Hadwig eine Tochter geschenkt, welche die genannten Eigenschaften der Eltern in sich vereinigte. In früher Jugend einem griechischen Kaiser verlobt, erhielt sie die sorgsamste Erziehung und wurde durch Kämmerlinge, welche der Bräutigam eigens dazu gesandt hatte, auch im Griechischen unterrichtet. Aber das Mädchen zog vor, im Vaterlande zu bleiben; als sie für den Bräutigam gemalt werden sollte, entstellte sie ihr schönes Gesicht durch Verzerrung der Augen und des Mundes und hintertrieb so die Sache, bald auch die Heirat selbst. Dagegen willigte sie in eine Verbindung mit dem schon bejahrten Schwabenherzog Burkhard, über welchen das junge schöne Weib leicht eine unbedingte Herrschaft gewann. Das kinderlose Ehepaar wohnte auf dem Felsfchloß Twiel im schönen Hegau, von wo die blühende Hadwig noch zu des Gemahls Lebzeiten Schwaben mit starker Hand regierte, während ihre Mutter nach dem Tode des Gatten über Bayern herrschte. Herzog Burkhard verschied im Jahre 973 als angehender Sechziger und ward zu Reichenau beigesetzt. Obgleich nun der Kaiser einen neuen Herzog über Schwaben ernannte, weil das alemannische Gesetz die Weiber von aller Lehnsnachfolge ausschloß, so verblieb Hadwig dennoch lebenslänglich bei dem herzoglichen Titel, wie im wirklichen Besitze der Herrschaft über die Erbgüter des Bnrkhardischen Hauses und der Klostervogteien eines gewissen Gebietes, worin sie im Namen des Reiches als Verweserin waltete. Soviel wurde ihrem männlichen Geiste eingeräumt auch gegen das Ansehen uralter Gewohnheit. Auf dem stolzen Burgsitze von Hohentwiel widmete die Herzogin ihre freie Zeit den griechischen und lateinischen Musen. Dieselben wurden aber damals zu St. Gallen ganz besonders gepflegt, und da sich Hadwig teils in Geschäften der Klostervogtei, teils wegen des Gottesdienstes öfters dorthin begab, fo konnte der gelehrte Mönch Ekkehard, welcher gerade das Amt

13. Hilfsbuch für den Geschichtsunterricht in Seminaren - S. 76

1905 - Breslau : Hirt
76 Das Mittelalter. Zweite Periode, 843—1254. 240 Pfennige (Denare), daneben auch halbe Pfennige oder Heller. Goldmünzen gab es um diese Zeit noch fast gar nicht. Der Anfangsbuchstabe des Denars hat sich noch in unserem Pfennigzeichen (>X) erhalten. 2. Geistige Wildung. a. Wissenschaften. Die durch die sächsischen Herrscher begründete Verbindung Deutschlands mit Italien führte im geistigen Leben des deutschen Volkes eine neue Zeit herbei. Während unter den legten Karo-linaern eine allgemeine geistige Finsternis Platz gegriffen hatte, waren im 10. und 11. Jahrhundert die höheren Stände um eine bessere Bildung oenum Aüch'otto der Große erlernte noch als Mann die Buchstaben. Die Sitze der neuen Bestrebungen waren vor allem die Klöster der Benediktiner in Fulda, Korvey, Gandersheim, St. Gallen und Reichenau und die Höfe der hohen Geistlichkeit in Hildesheim, Bamberg, Cöln, Mainz und Trier. Freilich war diese Bildung nickt deutsch, sondern griechisch-lateimlck. Die deutsche Sprache wurde fast von niemand mehr geschrieben; der Lieblingsschriftsteller war der römische Dichter Verail. Selbst die alte deutsche Tier- und Heldensage erschien in lateinischer Sprache; der Mönch Eckehard in St. Gallen schrieb ein Gedicht, „Waltharius" betitelt, in lateinischen Hexametern. Selbst das weiblich5*Memem'nahm an dieser gelehrten Bildung teil. Die Nonne Röswitba zu Gandersheim* dichtete lateinische Dramen und ein Epos über^das Leben Ottos I.; Eckehard las ma^er Schwabenhedgm^Kem^^Mmg^, einer Nichte Ottos des Großen, auf dem Hohentwiel grii'ch^che Werke. Unter den Gelehrten der Zeit ragte Gerbert von. Reims hervor; er verfertigte einen Himmelsglobus, wesdi^er vom gemeinen Volke für einen Zauberer gehalten wurde. Auch Ottos Bruder, der Erzbischof Brur^o, war durch seine Gelehrsamkeit bekannt. Widukind von Korvey* schrieb die Geschichte Heinrichs I. und Ottos I., Merseburg die der zweiten Hälfte der Sachsenzeit, Wipo* das Leben Konrads Ii. In diese aufkeimende gelehrte Bildung wurden auch die Kaiser eingeführt. b. Künste. Die Baukunst gelangte etwa seit dem Jahre 1000 in dem romanischen Sti^t, der sich der antiken römischen Form anschloß, zu hoher Wüte. Beim Kirchenbau wurde die Grundform der alten Basilika auch jetzt noch beibehalten, aber weiter ausgebildet. Zwischen den beiden Seitenschiffen erstreckt sich das meistens doppelt so hohe und breite Mittelschiff, das von jenem durch Säulen oder durch mächtige Pfeiler getrennt ist, die oben durch Halbkreisbogen verbunden sind. Am Ende des Langhauses scheidet gewöhnlich ein kräftig vorspringendes Querschiff jenes von dem Chor, wodurch der Grundriß die Form des lateinischen Kreuzes erhält. Oft wird jenseit des Querhauses das Mittelschiff noch um ein Quadrat verlängert, und daran erst schließt sich die halb-

14. Von der Zeit Karls des Großen bis zum Tode Friedrichs des Großen - S. 26

1911 - Leipzig : Hirt
26 Das Mittelalter. Das schsische Kaiserhaus. Otto der Erlauchte, Herzog v. Sachsen. I Heinrich I., f 936 verm. mit Mathilde. Otto I., t 973 Gerberga, verm. 1. Gem. Editha, f 946, m. Giselbert 2. Gem. Adel- v. Lothringen. Heid, t 999. Heinrich, f 955, Bruno, f 965, Herzog v. Erzbischos v. Bayern. Cln u. Herzog o. | Lothringen. 1. Liudgard, 1. Ludolf, 2. Otto Ii., 1983, Heinrich der Hadwig, verm. verm. m. Herzog v. verm. m. Theo- Znker. m.burchard Ii. Konrad v. Schwaben. phano, t 991. | v. Schwaben. Lothringen. | I Otto Iii., Heinrich Ii., f 1024, t 1002. verm. m. Kuni- gunde. 9. Die Bildung. Die Verbindung mit Italien*) brachte eine weitere Strkung der lateinischen Bildung in einer Zeit, in der ohnehin fast niemand Deutsch schrieb. Sogar die deutsche Helden- und Tiersage erscheint in fremdem Gewnde. So dichtete der Mnch Eckehart I. in St. Gallen seinen Waltharius in lateinischen Hexametern. Ein zweiter Eckehart fhrte die Herzogin Hadwig von Schwaben, die Gemahlin Burchards Ii., auf dem Hohentwiel in die rmische Literatur ein. (Spter schrieb Eckehart Iv. die Chronik des Klosters St. Gallen.) Die glnzenden Taten Ottos I. regten den Mnch Widukind von Corvei an, seine Schsische Geschichte" zu schreiben. Sie ist neben dem etwas jngeren Werke des Bischofs Thietmar von Merseburg die Hauptquelle fr die damalige Zeit. Mit groem Eifer lasen die Nonnen neben geistlichen Bchern die altrmischen Dichter. Die Nonne Roswitha (deutsch Hrothsuith) in Gandersheim, die erste deutsche (lateinisch-deutsche) Schriftstellerin, dichtete ein Epos, Das Leben Ottos des Groen", auerdem sechs Komdien christlichen Inhalts in der ausgesprochenen Absicht, die heidnischen Komdien des Plautus und des Terentius aus den Nonnenklstern zu verdrngen. Nicht weniger als die Klster war der kaiserliche Hof ein Sitz gelehrter Studien. Aus der Hofschule gingen Bischfe und andere Beamte hervor. Der Leiter der Schule war Bruno, bis er Erzbischos von Cln wurde. Als solcher sorgte er fr die Dom- und Klosterschulen in weitem Umkreise. Otto selbst erlernte im Mannesalter die Buchstaben. Er sprach Lateinisch, Romanisch und Slawisch; aber bis an sein Ende bediente er sich berall, wo es anging, der Sprache seiner Heimat. In welchen Punkten ist Otto der Groe mit Karl dem Groen zu vergleichen? *) Man hat diese starke Anlehnung an Italien als eine Art Frhrenaissance bezeichnet.

15. Deutsche Geschichte bis zum Westfälischen Frieden - S. 56

1902 - Leipzig : Teubner
56 Deutsche Geschichte im Mittelalter. Jvrea mit der langobardischen Krone geschmückt. Dreimal ging Heinrich über die Alpen, ließ sich in Pavia (1004) und in Rom (1014) krönen und brachte Campanien (1021) unter seine Oberhoheit. Arduin ging nach einem wiederholten Aufstandsversuch in ein Kloster. In Campanien hatten sich seit kurzem normannische Ritter, die zuerst in Diensten des langobardischen Fürsten von Salerno standen, festgesetzt. Heinrich bekriegte ferner, aber ohne besonderen Erfolg, Boleslaw den Kühnen von Polen, der ein großes slawisches Reich geschaffen hatte; er nahm ihm zwar Böhmen und brachte ihn zur Huldigung, mußte ihm aber die Lausitz überlassen. Dagegen glückte Heinrich die Vorbereitung des künftigen Heimfalls von Burgund, da dessen kinderloser Herrscher, Rudolf Iii., ihm als dem Sohne seiner ältesten Schwester die Erbfolge zusicherte. Kinderlos, verwandte der Kaiser einen großen Teil seines Landbesitzes zur Gründung des Bistums Bamberg. Wegen dieser Stiftung und überhaupt wegen seines frommen Sinnes — Odilo, der Abt von Cluny, hatte großen Einfluß auf ihn — wurde er heilig gesprochen. Er starb in Grona bei Göttingen, 52 Jahre alt (1024). In Bamberg fanden er und seine Gemahlin Kunigunde die letzte Ruhestätte. (Vgl. das Gedicht von B. von Lepel: „Kaiser Heinrich Ii. Im Sept. 1023".) Die Zustände in der Ottonenzeit. Durch die von Otto I. herbeigeführte Steigerung der Königsgewalt war Deutschlands Ansehen im Abendlande sehr gestiegen. Die häufigen Kriegszüge der deutschen Könige nach Italien verzögerten zwar die Rückgewinnung der Lande zwischen Elbe und Weichsel, hatten aber eine Stärkung des deutschen Ansehens, Steigerung des Gefühls der nationalen Zusammengehörigkeit der einzelnen Stämme und die Verbindung mit dem in der Kultur überlegenen Süden zur Folge. Auch gaben sie dem unternehmungslustigen, von Lebenskraft überschäumenden Adel Gelegenheit zu ehrenvoller Tätigkeit. — Die Mittelpunkte der bischöflichen oder königlichen Verwaltung (Magdeburg, Halle, Bardewiek) wuchsen durch Verleihung von Marktrechten zu Städten heran, in denen Gewerbe und Handel ihren Anfang nahmen. Der deutsche Adel aber verschmähte es, im Gegensatz zu dem italienischen, seinen Wohnsitz dort zu nehmen. Die Kirche übertraf an geschickter Bewirtschaftung wie an wissenschaftlichem Sinn die Laienwelt ganz bedeutend. Im Besitze reicher Mittel, konnte sie schön geschmückte neue Bauten errichten und dadurch das Kunstwerk fördern. Willegis von Mainz begann 978 den Bau des dortigen Doms in der neuen, sogenannten „romanischen" Bauart. Meinwerk von Paderborn und Bernward von~Htlfr esh ettrtawr~Berpfsatizten technische Künste in das rauhe Sachsenland. Gandersheim, Quedlinburg, Hersfeld, St. Gallen und Reichenau waren Pflegstätten der Wissenschaft und Dichtkunst. Die Herzogin Hedwig von Schwaben hatte als Mädchen, das Griechische erlernt und las als Witwe, unter Anleitung des Mönches Ekkehard H. von St. Gallen, auf der Burg Hohentwiel lateinische Dichter. Derselbe

16. Das Mittelalter und die neue Zeit bis 1648 - S. 58

1898 - Hannover [u.a.] : Carl Meyer (Gustav Prior)
Stiftsschulen, wie die zu Paderborn, Hildesheim, Bremen, Lttich, Utrecht u. a., lebendige Pflegesttten der Bildung in finstern und sturmvollen Zeiten. Die lteren Klosterschulen nahmen unter der neuen An-regung einen erfreulichen Aufschwung. Vor allen gediehen St. Gallen und Reichenau zu ihrer schnsten Blte. Hier wie auch anderswo wurde die alte klassische Kultursprache, das Latein, hie und da auch wohl etwas Griechisch eifrig betrieben. Vergil war der gefeiertste Schriftsteller des Zeitalters. Lateinisch war die Sprache nicht blo der kirchlichen, sondern berhaupt der vornehmen Kreise. Der Mnch Eckehard Iv. von St. Gallen las mit der schnen Schwabenherzogin Hadwig, die die Tage ihres Witwenstandes auf der Feste Hohentwiel verbrachte, den Vergil. Ein anderer St. Galler Klosterbruder, Notker Lbeo, machte von den Psalmen und dem Buche Hiob deutsche bersetzungen, die sehr geschtzt waren. In Fulda, Hersseld und Korvey fuhren die Mnche fort, die Wissenschaften mit Eifer und Liebe zu pflegen. In Korvey schrieb Widukind seine schsische Geschichte in lateinischer Sprache, wie berhaupt die Geschicht-schreiber damaliger Zeit sich nur der lateinischen Sprache bedienten und die alten Schriftsteller in Stil und Manier nachzuahmen suchten. In den Nonnenklstern zu Quedlinburg und Gandersheim, wo Ottos Tochter Mathilde und ihre Verwandte Gerberga btissinnen waren, lasen die Nonnen neben den Heiligenleben auch den Vergil; die Nonne Roswitha in Ganders-heim pries in lateinischen Reimversen die Thaten des groen Otto und lie ihre geistlichen Komdien vor einem erlauchten Damenpublikum auffhren. Der Hof der Ottouen wurde der Sammelplatz aller hervor-ragenden Geister des Abendlandes; mochte das wandernde Frstenlager in Magdeburg und Quedlinburg oder in Frankfurt und Regensburg oder jenseits der Alpen in Pavia und Rom verweilen, berall herrschte ein ge-hobenes geistiges Leben, das zunchst die oberen Schichten der Gesellschaft berhrte, die Glieder der kaiserlichen Familie, die hhere Geistlichkeit, die frstlichen und adligen Geschlechter, allmhlich aber auch in weitere Kreise drang. Und wenn auch gewhnlich die lateinische Sprache als Mittel des Gedankenausdruckes diente, und nur selten deutsche Laute in deutsche Schrift gekleidet wurden, so drckten doch die Deutschen auch dem, was sie als fremdes Gut empfingen, das Geprge ihres eignen Geistes auf. Auch die Dichter am Hofe und in den Klstern bedienten sich ausschlielich der lateinischen Sprache, selbst wenn sie einheimische Sagen, die Tiersage und die Heldensage, bearbeiteten. Hat doch auch der St. Galler Mnch Ecke-hard I. sein herrliches Waltharilied in lateinische Verse und damit in hoffhige Form gebracht.

17. Geschichte des Mittelalters - S. 57

1914 - Bamberg : Buchner
Der 1. Nreuzzug. 57 von flntiochia löste sich das Kreuzheer auf. Tankred gründete eine Herrschaft in Tarsus, Balduin in Edessa, Raimund in Tripolis. Gottfried von Bouillon hauptsächlich war es zu danken, daß der Rest des Heeres, etwa 20000 Mann, geführt von ihm und Bohemund, doch noch an das Ziel gelangte. Nach ungeheuren Entbehrungen und Strapazen nahmen die Kreuzfahrer am 15. Juli 1099 Jerusalem mit Hilfe von Belagerungstürmen ein; die 1099 Verteidiger wurden in einem schrecklichen Blutbad niedergemacht, dann zogen die Sieger zu den heiligen Stätten und verrichteten inbrünstige Dankgebete. Der tapfere und fromme Gottfried von Bouillon wurde zum König ausgerufen, doch nannte er Kl sich in seiner Demut nur „Beschützer des heiligen Grabes". Seine Nachfolger aber hießen Könige von Jerusalem. Die übrigen Kreuzzüge s. S. 58, 63 u. 65. Portal. Deutsche Kultur zur Zeit -er (Dttonen und Salier. Unter den ©ttonen war Deutschland der Kern eines Weltreiches geworden, das außer den deutschen Volksstämmen ansehnliche fremdsprachliche Gebiete, darunter Teile Italiens, Burgund und ansehnliche slavische Gebiete umschloß. Das geistige Band für dieses Völkergemisch war die lateinische Sprache; sie war die Sprache des die Bildung jener Zeit beherrschenden Standes, der Geistlichkeit. Bildungsstätten waren vornehmlich die Klöster. Huch die Schriftwerke gingen zumeist von der Kloster- und der Weltgeistlichkeit aus und waren lateinisch geschrieben. Die bekannteste Dichtung jener Zeit war das waltharilied, vom Mönch Eckehart in St. Gallen in lateinischen Hexametern verfaßt. Es schildert die Zlucht Walthers von Aquitanien vom Hof Httilas und seinen Kampf mit Günther und Hagen ant wasichenstein (Vogesen), fluch die Kunst war völlig beherrscht von dem überwiegend kirchlichen Eharakter jenes Zeitalters. Namentlich tdürfel-Kapitäle. Romanis d|er Baustil.

18. Von der Völkerwanderung bis zum Westfälischen Frieden - S. 23

1899 - Leipzig : Hirt
42, Qtto I. der Groe. 23 Hnden des Papstes die rmische Kaiserkrone, welche von nun an mit der Knigskrone von Deutschland und Italien vereinigt blieb. Der Beherrscher des heiligen rmischen Reiches deutscher Nation" erschien als der hchste weltliche Machthaber der Christenheit. Die deutschen Könige fhrten den Titel Kaiser", sobald sie in Rom vom Papste gekrnt waren. Die Bedeutung der Kaiserwrde war wesentlich eine ideale. Als Aufgaben und Rechte des Kaisers galten die Erhaltung des Weltfriedens, der Schub der Kirche, die Besttigung der Papstwahl und die Ausbreitung des Christentums. 6. Die Bildung. Die nchste Folge der Verbindung mit Italien rvar eine weitere Strkung der lateinischen Bildung in Deutschland. Schon schrieb fast niemand mehr deutsch, Selbst die deutsche Helden? und Tiersage erscheint in fremdem Gewnde. So dichtete der Mnch Ekkehard in St. Gallen seinen Waltharius in lateinischen Hexametern. Auch in den Nonnenklstern wurde das Lateinische eifrig gepflegt, alt-rmische Dichter, wie Vergil und Terenz, wurden neben geistlichen Bchern viel gelesen. Die Nonne Roswitha in Gandersheim war die' erste deutsche (deutsch-lateinische) Schriftstellerin. Sie dichtete it. ct. ein Epos, das Leben Ottos des Groen", und sechs Komdien. Nicht weniger als die Klster warder wandernde Hof des Kaisers eitt Sitz gelehrter Studien. Otto selbst erlernte noch im Mannesalter t)ie Buchstabe. Er sprach romanisch und slavisch, am liebsten freilich schsisch. Aus der H ofschule gingen Bischfe und Staatsbeamte hervor. Einer der grten Gelehrten seiner Zeit war der Franzose Gerbert, der, nachdem er in Spanien bei den Arabern und in Italien seine Studien gemacht hatte, in Reims Mathematik, Philosophie und Litteratur lehrte. Durch ihn wurden Sie arabischen Ziffern verbreitet. 7. Die Regierung (Dttos hob das junge deutsche Reich auf den Gipfel der Macht und des Ruhmes. Obgleich selbst einfach, liebte er an seinem Hofe glnzende Versammlungen und Feste. Dahin kamen ans allen Gegenden die Groen, um deu Ruhm ihres Lehnsherrn zu mehren und mit ihm, wie frher auf deu Maifeldern, so jetzt auf Hof-tagen das Wohl des Reiches zu beraten. Stets auf die Wahrung seines kaiserlichen Ansehens bedacht, erschien Otto in Deutschland wie in Italien, im Westen wie im Osten, wo seine Anwesenheit am ntigsten war. Den Slaven im Osten war er ein Schrecken, dem vordringenden deutschen Christentum ein Segen. Denn dem eisernen Tritt des schsischen Kriegers folgte der sanfte Priester und diesem der geschftige Kaufmann. Der Deutsche aber sah mit innigem Wohlbehagen auf seinen groen Kaiser und fing an, seines innern Wertes, seiner berlegenheit der andere Nationen sich bewut zu werden.^) Zeige, wie die Deutschen fortfuhren, ihxe zur Zeit der Vlkerwanderung begonnene Aufgabe zu erfllen. Vergleiche Otto mit seinem Vorbilde Karl dem Groen

19. Frauengestalten - S. 19

1898 - Wiesbaden : Behrend
— 19 — 5. Hadwig, Herzogin von Schwaben. Des deutschen Kaisers Otto I. Bruder Heinrich, Herzog von Bayern, hatte außer zwei Söhnen auch zwei Töchter, welche sich beide durch ihre bedeutende wissenschaftliche Bildung auszeichneten. Die ältere derselben war Gerb erg a die spätere Äbtissin des Klosters Gandersheim (S. 24). Die jüngere Tochter hieß Hadwig, und von ihr rühmen die Geschichtsschreiber, daß sie die Eigenschaften ihrer Eltern, die Thatkraft des Vaters und die Schönheit und Klugheit der Mutter, einer Tochter des Herzogs Aruulf von Bayern, in sich vereinigt habe. Die Erziehung, welche die Eltern ihren Töchtern angediehen ließen, war eine höchst sorgfältige, und so lag es nahe, daß der Ruf besonders von Hadwigs Schönheit und Klugheit bald in weite Kreise, selbst bis nach Konstantinopel drang. Dort bestimmte man sie sogar zur Braut des Kaisersohnes. Die Eltern Hadwigs gaben hierzu ihre Einwilligung, und bei der weiteren Ausbildung der Jungfrau wnrde auf die künftige Stellung am griechischen Kaiserhofe schon insofern Rücksicht genommen, als sie durch Lehrer aus Kon-ftautinopel, die ihr der Bräutigam schickte, im Griechischen unterrichtet wurde. Hadwig hatte jedoch eine Abneigung gegen den ihr als weibisch geschilderten Verlobten, und als sie für ihn gemalt werden sollte, verzog sie absichtlich das Gesicht. Die Heirat zerschlug sich infolge dieser Abneigung. Der griechische Kaisersohn heiratete die Tochter eines armenischen Großen, und Hadwig gab sich mit erneutem Eifer den ihr schon feit lange über alles lieb geworbenen gelehrten Stubien hin. Da warb im Jahre 954, Habwig war bamals etwa 16 Jahre alt, der Schwabenherzog Bnrcharb um ihre Hand. Derselbe überragte sie zwar im Alter ganz bebeutenb, er war nahezu fünfzig Jahre alt, boch Habwig mochte als gehorsame Tochter nicht zum zweiten male dem Willen der Eltern toiberfireben und willigte in biefen Ehe-bunb. Herzog Bnrcharb nahm im folgenben Jahre an der Hunnenschlacht auf dem Lechfelbe teil, kämpfte dann auch in Italien für Otto I. mit glücklichem Erfolge und war in Rom anwesend, als Otto I. gekrönt wurde (962). Die Anstrengungen der Feldzüge hatten aber den hohen Fünfziger so angegriffen, daß er bald starb. Die junge, kinderlose Wittwe lebte auf der Burg Hohentwiel im Hegau, und wenn sie schon währeub der Abwesenheit und während der Krankheit ihres Gemahls die Regierung im Herzogtum Schwaben mit kräftiger Hand geleitet hatte, so that sie bies nun auch nach seinem Tode. Freilich sollte sich die Erbin der Herzogsgewalt nicht lange ihrer Thätigkeit erfreuen, ba Kaiser Otto Ii. seinen Reffen, den Sohu feines Brnbers Lubolf mit dem Herzogtum Schwaben belehnte; nach allemannischen Gesetzen war die Frau von der Lehnsfolge ausge- 2*

20. Die Neubildung der europäischen Kulturwelt durch Christentum und Germanentum (Das Mittelalter), die Ausgestaltung der europäischen Kultur und deren Verbreitung über den Erdball (Die Neuzeit) bis zum Westfälischen Frieden - S. 66

1914 - München : Oldenbourg
66 Die Zeit der salischen (frnkischen) Kaiser. nach wie vor durch die Kirche. Deshalb blieb auch das Lateinische die Sprache, deren sich die Gebildeten mit Vorliebe bedienten. Zu den wich-tigften Pflegesttten und Ausgangspunkten der Bildung zhlten die her-vorragenden Domschulen, wie die zu Kln und Magdeburg, in Bayern die zu Eichsttt, Regensburg, Passau, Freising zc., auerdem die altbewhrten Kl oft er schulen, so in Norddeutschland Fulda und Hersfeld, ferner in Sddeutschland Reichenau, St. Gallen, Tegernsee, St. Emmeram u. a. Selbst in Nonnenklstern, z. B. in Gandersheims (westl. v. Goslar) und Quedlinburg (sdstl. v. Goslar), wo Angehrige des schsischen Herr-scherhanses btissinnen waren, las man lateinische Dichter z. B. Vergil. Unter Kaiser Heinrich Ii. blhte dann Bamberg empor, unter Kaiser Konrad Ii. Speyer. 1. Die Dichtung wurde vorerst von den Geistlichen gepflegt und war dem-gem fast ausschlielich lateinisch. Zu nennen sind: das lateinische Wal- m 970 thariuslied von dem Mnche Ekkehard von St. Gallen (es behandelt die Heim-kehr des Prinzen Walther von Aquitanien und seiner Braut Hildegunde aus dem um 1030 Hunnenlande); femer der Roman (in Versen) Ruodlieb aus dem Kloster Tegem-see, der die Anfnge des Ritterwesens behandelt. In deutscher Sprache m 1070 ist das Annolied (zu Ehren eines Klner Erzbischoss namens Anno) abgefat; es gibt einen flchtigen Uberblick der die Weltgeschichte und schliet mit dem Preise Annos. 2. Die Geschichtschreibung war ebenfalls noch lange Zeit lateinisch. So faten die Mnche in Annalen (Jahrbchern) die wichtigsten Ereignisse ihrer Zeit nach Jahren zusammen oder sie schrieben Chroniken (Zeitgeschichten), in denen sie grere Zeitabschnitte schilderten^). Der gelehrte Mnch Hermann w 1050 von Reichenau schrieb die erste grere Weltchronik. 3. Erziehung und Unterricht (in den Dom-, Pfarr- und Klosterfchuleu) dienten vor allem der Heranbildung von Geistlichen und Staats- oder Kirchen-beamten. Gelehrt wurden zunchst lateinische Grammatik, verbunden mit der Behandlung lateinischer Schriftsteller, besonders Vergils, und Rechnen (letzteres wichtig fr das tgliche Leben); auf der hheren Stufe pflegte man dann die Rhetorik (Redekunst), die den Zgling befhigen sollte, seine Gedanken sowohl mndlich als schriftlich in gewhlter Form auszudrcken, femer die Mathematik und die Himmelskunde (wichtig fr die Ordnung des Kalenders und namentlich fr die Bestimmung der beweglichen Kirchenfeste Ostem und Pfingsten) und schlie-lich Musik und Gesang (zur Verschuemug des Gottesdienstes)^). !) Die Nonne Hroswithavon Gandersheim beschrieb die Taten Ottos d. Gr. in lateinischen Versen und schilderte Erlebnisse der Heiligen in lateinischen Dramen. 2) Bischof Thietmarvon Merseburg gab in seiner Chronik eine Geschichte des schsischen Herrscherhauses. Das Leben Kaiser Konrads Ii. schilderte dessen Hofkaplan Wip o. Die Annalen von Niederaltaich (Kloster in Bayern) unterrichten der die Zeit Kaiser Heinrichs Iii. Die Schicksale Kaiser Heinrichs Iv. behandelte der Mnch Lambert von Hersfeld in seinen Annalen usw. 3) In den greren Klstern unterschied man innere und uere Schulen. In die innere Schule wurden die gottgeopferten" Knaben aufgenommen, die stndig im Kloster blieben und Mnche werden sollten. Die uere Schule war fr diejenigen