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1. Völkerwanderung und Frankenreich - S. 63

1906 - Gotha : Thienemann
— 63 — Aus diesem Kampfe muß ein Ereignis herausgehoben werden, das für Chlodovechs Stellung als König und für sein Verhalten gegen die katholische Kirche außerordentlich bezeichnend ist. „Damals wurden viele Kirchen von Chlodovechs Heer geplündert, denn er war noch vom heidnischen Jrrsal befangen. So hatten auch die Franken aus einer Kirche einen Krug von wunderbarer Größe und Schönheit nebft dem andern Schmuck des geistlichen Dienstes weggenommen. Der Bischof jener Kirche sandte darauf Boten zum Könige und forderte, daß seine Kirche doch mindestens diesen Krug zurückerhalte. Der König vernahm es und sprach zu dem Boten: , Folge mir nach Soiffons; denn dort muß alles geteilt werden, was erbeutet ist; und wenn jenes Gefäß auf meinen Anteil fällt, so will ich tun, was der heilige Vater will/ Darauf kam er nach Soiffons, und es wurde die ganze Masse der Beute öffentlich zusammengebracht. , Ich bitte euch, heldenhafte Krieger/ sagte der König, ,erzeigt mir die Gunst, mir außer meinem Teil auch jenes Gefäß zu geben? Er meinte nämlich den erwähnten Krug. Da sprachen die Verständigeren: ,Ruhmreicher König, es ist alles dein, was wir sehen; auch wir selbst sind ja deiner Herrschaft untertan. Tue jetzt, was dir gefällt, denn keiner kann deiner Macht widerstehen? Da sie dies sagten, rief ein leichtsinniger, neidischer, unbedachtsamer Mann mit lauter Stimme: ,Nichts sollst du haben, als was dir nach dem Recht das Los erteilt/ erhob seine Doppelaxt und schlug auf den Krug, ohne ihn zu zerschmettern. Alle erstaunten darüber, der König aber ertrug diese Beleidigung mit Sanftmut und Geduld, nahm den Krug und gab ihn dem Boten der Kirche, bewahrte aber heimlich in feiner Brust den Groll. Und als ein Jahr verflossen war, entbot er das ganze Heer in feiner Wasfenrüstung zu sich, auf dem Märzfeld. Am ersten März jedes Jahrs erschien das ganze Volk in Waffen vor dem Könige zur Musterung, den Glanz feiner Waffen darzuweifen. Als er aber hier alle bedächtig durchmusterte, von einem zum andern schreitend, kam er auch an den, der damals auf den Krug geschlagen hatte, und sprach: ,Keiner hat so schlechte Waffen mitgebracht als du, denn weder dein Speer noch dein Schwert, noch dein Beil taugt etwas? Und er nahm dessen Beil und warf es auf die Erde. Jener neigte sich darauf ein wenig herab, um es aufzuheben, da holte der König aus und hieb ihn mit feiner Axt in den Kopf. ,@o‘, sagte er, , hast du es zu Soiffons einst mit dem Kruge gemacht.1 Der Mann war tot. Die übrigen ließ er nach Hause gehen. Allen jagte er durch diese Tat eine gewaltige Furcht ein." (Aus Gregor von Tours, Übersetzung von Dahn, Iii, 46—47.) Beobachtungen. 1. Das Märzfeld ist eine Versammlung der fränkischen Heermänner, d. i. der wehrhaften Männer des Volkes. Noch ist die Heeresversammlung Volksversammlung (vgl. I § 10). Zweck der Versammlung ist aber nicht Beratung oder Beschlußfassung, sondern nur Waffen-

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1. Geschichtsbilder aus den Reichen der Langobarden und merowingischen Franken - S. 234

1892 - Gütersloh : Bertelsmann
234 Die Franken bis zum Untergange der Merowinger. hielten, wie schon bemerkt, ein Wergeld, das zwar geringer war als das fränkische, aber sie doch der fränkischen Heer- und Gerichtsverfassung einreihte und damit germanischer Ehre teilhaftig machte; sie erlangten Zutritt ins Heer und in den Hofdienst. Chlodowech trat ihnen gegenüber an die Stelle des römischen Kaisers und übte dessen Rechte aus; auch die Steuern wurden nach alter Weise forterhoben; das Land wechselte nur den Herrn. Einen merkwürdigen Zwischenfall, der sich bei der Verteilung der Kriegsbeute in Soissons ereignete, dürfen wir nicht unberichtet lassen. „Damals," so erzählt Gregor,*) „wurden viele Kirchen von Chlodowechs Heer geplündert, denn er war noch im heidnischen Aberglauben befangen. So hatten auch die Franken aus einer Kirche einen Krug von wunderbarer Größe und Schönheit nebst den andern kostbaren Kirchengeräten weggenommen. Der Bischof jener Kirche sandte darauf Boten zum Könige und bat ihn, daß er seiner Kirche, wenn auch sonst nichts von den heiligen Geräten, so doch wenigstens jenen Krug zurückerstatte. Der König hörte dies und sprach zu den Boten: „Folgt mir nach Soissons, denn dort soll alles, was erbeutet worden ist, geteilt werden; und wenn jenes Gefäß aus meinen Anteil fällt, so will ich thun, was der fromme Vater wünscht." Darauf begab er sich nach Soissons, und es wurde daselbst die ganze Masse der Kriegsbeute öffentlich zusammengebracht. „Ich bitte euch, ihr Helden," sprach der König, „erzeiget mir die Gunst, mir zu meinem Beuteanteil auch den Krug dort zu geben." Da antworteten die, welche verständigen Sinnes waren: „Ruhmreicher König, es ist alles dein, was wirschen; auch wir selbst stehen unter deinem Gebot. Thue darum jetzt, was dir gefällt; denn niemand kann deiner Macht widerstehen." Als jene so redeten, da rief ein leichtsinniger, neidischer und unbedachtsamer Mann mit lauter Stimme: „Nichts sollst du haben, als was dir nach dem Los von Rechts wegen gehört!" erhob seine Streitaxt und schlug an den Krug. Alle erstaunten darüber, der König aber ertrug diese Beleidigung mit Sanftmut und Geduld; er nahm den Krug und übergab ihn dem Boten des Bischofs, den Schmerz über den erlittenen Schimpf still in der Brust verbergend. Aber als ein Jahr verflossen war, ließ er das ganze Volksheer in Waffen zusammenrufen, daß es sich auf dem Märzfelde in Kriegesrüstung zeige. Als er nun hier alle durchmusterte, traf er auch auf den Mann, der in Soiffons an den Krug geschlagen hatte, und sprach zu ihm: „Keiner trägt so schlechte Waffen wie du; denn dein Speer, dein Schwert und deine Axt taugen nicht zum Kampfe." Und er ergriff des Mannes Streitaxt und warf sie auf die Erde. Jener bückte sich einen Augenblick, um sie wieder aufzuheben. Da holte der König aus und schlug ihn mit seiner Axt in *) Buch 2, Kap. 27. Giesebrecht 1, S. 86.

2. Bd. 1 - S. 267

1911 - Straßburg : Straßburger Dr. und Verl.-Anst.
Vi. Bilder aus der Geschichte des Vaterlandes. 267 So hatten die Franken aus der Kirche zu Reims nebst andern kostbaren Geräten auch einen Krug von wunderbarer Größe und Schönheit weg- genommen. Der heilige Remigius, der Bischof von Reims war, sandte darauf Boten zum Könige und bat ihn, von allen den heiligen Geräten der Kirche doch wenigstens diesen Krug zurückzugeben. Der König ver- nahm es und sprach zu dem Boten: „Folge mir nach Soissons; dort wird die ganze Beute geteilt, und wenn jenes Gefäß auf meinen Anteil füllt, so will ich die Bitte des heiligen Vaters erfüllen." Als er nun nach Soissons kam, ward die Beute öffentlich auf einen Haufen zu- sammengebracht. „Ich bitte euch, tapfre Krieger," sprach der König, „erweist mir die Gunst und gebt mir außer meinem bestimmten Teil noch jenes Gefäß!" Und dabei zeigte er auf den Krug. Da sprachen die Verständigeren: „Ruhmreicher König, alles, was wir sehen, ist dein; auch wir selbst stehen unter deinem Gebot. Tue jetzt, was dir gefällt; denn deiner Macht kann keiner widerstehen." Da sie dies sagten, rief ein neidischer und unbedachtsamer Mensch mit lauter Stimme: „Nichts sollst du haben, als was dir durch das Los zufällt!" erhob seine Axt und schlug auf den Krug. Alle erstaunten über diese Frechheit; der König aber trug die Beleidigung mit Sanftmut, nahm den Krug und gab ihn dem Boten des Bischofs. Doch heim- lich bewahrte er in seiner Brust den ihm angetanen Schimpf. Als ein Jahr verflossen war, ließ er das ganze Heer im Waffenschmuck zusam- menrufen, damit er es auf dem Märzfeld musterte. Als er nun durch die Reihen ging, kam er auch an den Mann, der auf den Krug geschlagen hatte. Da sprach der König zu ihm: „Keiner trägt so schlechte Waffen wie du; denn dein Speer, dein Schwert und deine Streitaxt ist nichts nütze." Und er nahm des Mannes Streitaxt und warf sie auf die Erde. Jener bückte sich, um sie wieder aufzuheben; da holte Chlodwig mit feiner eigenen Axt aus und hieb ihn damit in den Kopf, daß er tot hin- sank. „So hast du", sagte der König, „es einst zu Soissons mit dem Kruge gemacht. Ihr übrigen aber geht nach Hause!" Durch diese Tat jagte er allen eine gewaltige Furcht ein. Viele Kriege führte er fortan und gewann manchen Sieg. Nach Gregor von Tours. 397. Die Schlacht bei Zülpich (496). 1. Chlodewig, der Frankenlönig, sah in Zülpichs heißer Schlacht, Daß die Alemannen siegten durch der Volkszahl Übermacht. 2. Plötzlich aus des Kampfs Gedränge hebt er sich aus stolzem Roß, Und man sah ihn herrlich ragen vor den Edlen, vor dem Troß. 3. Beide Arme, beide Hände halt er hoch empor zum Schwur, Ruft mit seiner Eisenstimme, daß es durch die Reihen fuhr:

3. Charakterbilder aus der Geschichte der christlichen Reiche - S. 18

1909 - Regensburg : Manz
18 Chlodwigs Rache. Seine Vermählung mit Chlotilde. sandten ans. Chlodwig ließ ihn in das Gefängnis werfen und heimlich mit dem Schwerte töten. Das Reich der Syagrins nahm er in Besitz. Viele Kirchen wurden von Chlodwigs Heer geplündert; denn er war noch vom heidnischen Aberglauben befangen. In Soisfons hatten die Franken ein kostbares Kirchengefäsz von wunderbarer Größe und Schönheit weggenommen. Der Bischof, dem es gehörte, sandte darauf Boten zum König und bat um dessen Rückgabe. Der König vernahm es und sprach zu den Boten: „Folgt mir nach Soissons! denn dort muß alles geteilt werden, was erbeutet ist, und wenn jenes Gefäß auf meinen Anteil fallen wird, so will ich tun, was der heilige Vater will." Darauf kam er nach Soissons und es wurde die ganze Masse der Beute öffentlich zusammengebracht. „Ich bitte euch, tapfere Krieger," sprach der König, „erzeigt mir die Gunst, mir außer meinem Teil auch dieses Gefäß da zu geben." Da sprachen die Verständigeren: „Ruhmreicher König! es ist alles dein, was wir sehen, auch wir selbst stehen unter deinem Gebot. Tue, was dir gefällt! denn keiner kann deiner Macht widerstehen." Da sie dies sagten, ries ein neidischer und unbedachtfamer Mensch mit lauter Stimme: „Nichts sollst du haben, als was dir nach dem Recht das Los erteilt," erhob seine Axt und schlug auf das Kirchengefäß. Alle erstaunten darüber; der König aber trug diese Beleidigung mit Sanftmut und Geduld, nahm den Krug und gab ihn den Boten der Kirche, bewahrte aber heimlich in seiner Brust den ihm angetanen Schimpf. Und als ein Jahr verflossen, ließ er das ganze Heer in seinem Waffenschmuck zusammenrufen, daß es auf dem Märzfelde im Glanze seiner Waffen sich zeige. Indem er hier alle musterte, kam er auch zu dem, der auf den Krug geschlagen und sprach: „Keiner trägt so schlechte Waffen wie du; denn deine Lanze, dein Schwert und deine Axt ist zu nichts nütze." Und er nahm dessen Axt und warf sie auf die Erde. Jener neigte sich daraus ein wenig herab, um die Axt aufzuheben; da holte der König aus und hieb ihn mit der Axt in den Kopf. „So," sagte er, „hast du es zu Soissons einst mit dem Kruge gemacht." Der Mann war tot. Die übrigen hieß er nach Hause gehen. Allen jagte er durch diese Tat eine gewaltige Furcht ein. Fortan führte er viele Kriege und gewann zahlreiche Siege. Der burgundifche König Gundobald, ein eifriger Arianer, hatte einen feiner Brüder, Chilperich, erschlagen, weil er treu der katholischen Kirche anhing, und dessen Gemahlin mit einem Stein um den Hals ins Wasser werfen lassen. Chrona, die ältere Tochter Chilperichs, wurde Nonne, die jüngere, Chlotilde, lebte im Palaste ihres Onkeln. Da aber Chlodwig oft Botschaft in das Burgunderland sandte, sahen feine Boten einst Chlotilde, die Jungfrau; sie sanften, daß sie schön und verständig sei, und da sie in Erfahrung brachten, sie sei von königlichem Geschlechte, meldeten sie dies ihrem Herrn. Ein vertrauter Diener Chlodwigs weiß in die Nähe Chlotildes zu gelangen. Er erhält in der Gestalt eines hilfsbedürftigen Armen von der Königstochter, wie sie von der Messe kommt, ein Almosen; hierbei gibt er sich zu erkennen, daß er nicht gerade leiblicher Hilfe so sehr bedürfe. Zu ihr befchiedeu, bietet er ihr einen Ring von Chlodwig, den sie empfängt, aber in den königlichen Schatz legen läßt; denn ihn anzunehmen, verbiete ihr die Religion. Sie macht zur Bedingung, wenn Chlodwig um ihre Haud werben wolle, müsse er Christ werden. Gnndobald erkennt die Gefahr, welche die Verbindung seiner durch die Ermordung ihres Vaters schwer beleidigten Nichte mit dem mächtigen Nachbar in sich schließt. Höchst ungern gibt er nach. Als dann Chlotilde zu Chlodwig gelangt, fordert sie von ihm zwei Dinge, einmal daß er sich zum Christentum bekenne, dann, daß er ihr den Anteil von den burguntuschen Schätzen, der ihr gebühre, verschaffe und ihren Vater an dem Oheim räche. Chlodwig verspricht das Setzte, soweit es in seinen Kräften stehe; das Erste weist er zunächst von der Hand. Aber die Vermählung wird vollzogen.

4. Vom fränkischen Gaukönig zum römischen Kaiser - S. 21

1910 - Ansbach : Seybold
Gegen Syagrius. 2\ halben den Zorn der Franken auf sich laden und er lieferte Syagrius gefesselt den Gesandten aus. Ehlodwig ließ ihn in das Gefängnis werfen und heimlich mit dem Schwerte töten. Das Reich des Syagrius nahm er in Besitz. Dazumal wurden viele Kirchen von Chlodwigs Heer geplündert, denn er war noch vom heidnischen Aberglauben befangen. So hatten auch die Franken aus einer Kirche einen Krug von wunderbarer Größe und Schönheit nebst den anderen kostbaren Kirchengeräten weggenommen. Der Bischof jener Kirche sandte daraus Boten zum Könige und bat, daß wenn er auch nichts anderes von den heiligen Geräten wiedererlangte, seine Kirche doch mindestens den Krug zurückerhielte. Der König vernahm es und sprach zu den Boten: „Folge mir nach Soissons, denn dort muß alles geteilt werden, was erbeutet ist! Und wenn jenes Gefäß auf meinen Anteil fallen wird, so will ich tun, was der heilige Pater will." Darauf kam er nach Soissons und es wurde die ganze Masse der Beute öffentlich zusammengebracht. „Ich bitte euch, tapfere Krieger," sprach der König, „erzeigt mir die Gunst, mir außer meinem Teil auch jenes Gefäß da zu geben." Er meinte nämlich den erwähnten Krug. Da sprachen, als der König solches gesagt, die Verständigeren: „Ruhmreicher König, es ist alles dein, was wir sehen, auch wir selbst stehen unter deinem Gebot. Tue jetzt, was dir gefällt, denn feiner kann deiner Macht widerstehen!" Da sie dies sagten, rief ein leichtsinniger, neidischer und unbedachtsamer Mensch mit lauter Stimme: „Nichts sollst du haben, als was dir nach dem Recht das £os erteilt," er hob seine Axt und schlug auf den Krug. Alle erstaunten darüber, der König aber ertrug diese Beleidigung mit Sanftmut und Geduld, nahm den Krug und gab ihn dem Boten der Kirche, bewahrte aber heimlich in feiner Brust den ihm angetanen Schimpf. Und als ein Jahr verflossen, ließ er das ganze Heer in seinem Waffenschmuck zusammenrufen, um auf dem Itcärz-feld sich im Glanz feiner Waffen zu zeigen. Ais er aber hier alle durchmusterte, kam er auch an den, der aus den Krug schlug und sprach: „Keiner trägt so schlechte Waffen, als du, denn deine Lanze, dein Schwert und deine Axt ist nichts nütze." Und er nahm dessen Axt und wars sie aus die Erde. Jener neigte sich darauf ein wenig herab um die Axt aufzuheben, da holte der König aus und hieb ihn mit der Axt in den Kopf. „ So," sagte er, „hast du es zu Soissons einst mit dem Kruge gemacht." Der Mann war tot. Die übrigen hieß er nach Haufe gehen. Allen jagte er durch diese Tat eine gewaltige Furcht ein. ' Gregor Ii, 27. Die Steigerung der königlichen Gewalt (durch den Sieg ?6 Chlodwigs über Syagrius) war eine doppelte. Einmal schon eine

5. Bd. 1 - S. 117

1912 - Leipzig : Dyk
— 117 — die Verständigeren: „Ruhmreicher König, es ist alles dein, was wir sehen, auch wir selbst stehen unter deinem Gebot. Tue jetzt, was dir gefällt, denn keiner kann deiner Macht widerstehen." Da sie dies sagten, rief ein leichtsinniger, neidischer und unbedachtsamer Mensch mit lauter Stimme: „Nichts sollst du haben, als was dir nach dem Recht das Los erteilt," erhob seine Axt und schlug auf den Krug. Alle erstaunten darüber, der König aber ertrug diese Beleidigung mit Sanftmut und Geduld, nahm den Krug und gab ihn dem Boten der Kirche, bewahrte aber heimlich in seiner Brust den ihm angetanen Schimpf. Und als ein Jahr verflossen, ließ er das ganze Heer in seinem Waffenschmuck zusammenrufen, um auf dem Märzfeld sich im Glanz seiner Waffen zu zeigen. Als er aber hier alle durchmusterte, kam er auch an den, der auf den Krug geschlagen, und sprach: „Keiner trägt so schlechte Waffen wie du, denn deine Lanze, dein Schwert und deine Axt sind nichts nütze." Und er nahm dessen Axt und warf sie auf die Erde. Jener neigte sich darauf ein wenig herab, um die Axt aufzuheben; da holte der König aus und hieb ihm mit seiner Axt in den Kopf. „So," sagte er, „hast du es zu Soissons mit dem Kruge gemacht." Der Mann war tot. Die übrigen hieß er nach Hause gehen. Allen jagte er durch diese Tat eine gewaltige Furcht ein. Viele Kriege führte er fortan und gewann viele Siege. * * * Der Burgunderkönig Guudobad tötete seinen Bruder Chil-perich mit dem Schwerte und ließ dessen Gemahlin mit einem Stein um den Hals in das Wasser werfen. Ihre beiden Töchter aber verbannte er vom Hofe, die ältere wurde Nonne, die jüngere hieß Chlodechild. Chlodovech schickte oftmals Gesandte in das Burgunderland, um Chlodechild zu freien. Da er selbst sie aber nicht sehen durfte, sandte er dorthin einen römischen Mann, mit Namen Aurelianns, ob der sie vielleicht durch irgendeine List zu Gesicht bekommen könnte. Anrelianus machte sich allein auf den Weg, legte ein schmutziges Kleid wie ein Bettler an, nahm einen Sack auf den Rücken und zog nach Burgund. Er führte auch Chlodovechs Ring bei sich, um hierdurch desto leichter Glauben zu finden. Und als er nach der Stadt Genf gekommen war, fand er dort Chlodechild mit ihrer Schwester Saedelenba sitzen, und da sie die Fremden gastlich zu bewirten Pflegten, nahmen sie, um sich Gotteslohn zu verdienen, auch ihn auf, und Chlodechild wusch ihm die Füße. Er neigte sich zu ihr und sagte ihr heimlich: „Meine Gebieterin, ich habe dir ein

6. Bd. 1 - S. 116

1912 - Leipzig : Dyk
— 116 — die von Poitiers, und der Schatz, den sie bewachten, war ihnen entschwunden. So kehrten sie mit großer Scham nach Hause zurück. d) Chlodwig. (481—511.) Zu dieser Zeit herrschte nach Childerichs Tode an seiner Stelle sein Sohn Chlodovech. Im fünften Jahre seiner Regierung zog er gegen Syagrius, den König der Römer, des Ägidius Sohn, der seinen Sitz zu Soissons hatte, welche Stadt einst schon Ägidius beherrschte. Und mit Chlodovech zog sein Vetter Ragnachar, der auch ein Königreich hatte. Da forderte er, daß der Kampfplatz bestimmt werde. Syagrius aber zögerte nicht und scheute sich nicht, ihm standzuhalten. Es kam nun zwischen beiden zur Schlacht, und als Syagrius sein Heer zurückgedrängt sah, wandte er sich zur Flucht und eilte spornstreichs nach Toulouse zum König Alarich. Chlodovech aber sandte zu Alarich, daß er ihm Syagrius ausliefere; wo nicht, werde er mit bewaffneter Hand ihn angreifen, weil er seinen Feind bewahre. Da fürchtete Alarich, er möchte feinethalben den Zorn der Franken auf sich laden, wie denn die Goten überhaupt zaghafter Natur sind, und lieferte Syagrius gefesselt den Gesandten aus. Chlodovech ließ ihn in das Gefängnis werfen und heimlich mit dem Schwerte töten. Das Reich des Syagrius nahm er in Besitz. * * * Dazumal wurden viele Kirchen von Chlodovechs Heer geplündert, denn er war noch vom heidnischen Aberglauben befangen. So hatten auch die Franken aus einer Kirche einen Krug von wunderbarer Größe und Schönheit nebst den anderen kostbaren Kirchengeräten weggenommen. Der Bischof jener Kirche sandte darauf Boten zum Könige und bat, daß wenn er auch nichts anderes von den heiligen Geräten wiedererlangte, seine Kirche doch mindestens diesen Krug zurückerhielte. Der König vernahm es und sprach zu dem Boten: „Folge mir nach Soissons, denn dort muß alles geteilt werden, was erbeutet ist; und wenn jenes Gefäß auf meinen Anteil fallen wird, so will ich tun, was der heilige Vater will." Darauf kam er nach Soissons, und es wurde die ganze Masse der Beute öffentlich zusammengebracht. „Ich bitte euch, tapfere Krieger," sprach der König, „erzeigt mir die Gunst, mir außer meinem Teil auch jenes Gefäß da zu geben." Er meinte nämlich den erwähnten Krug. Da sprachen, als der König solches gesagt,

7. Quellensätze zur Geschichte der Zustände unseres Volkes - S. 101

1910 - Cöthen : Schulze
— 101 — Feinde entgegen und trafen ihn in beide Seiten mit ihren Speeren. Es retteten ihn nur sein Harnisch und sein schnelles Roß von sicherem Tode. Greg. Tur. Ii, 37. 132. (487.) König Chlodovech ließ das ganze Heer in Waffenrüstung zusammenkommen, damit es auf dem Märzfelde den Glanz feiner Waffen zeige. Als er aber hier an allen ent- lang ging, kam er an denjenigen, welcher den Krug zerschlagen hatte, und sagte zu ihm: „Keiner trägt so schlechte Waffen wie du; denn weder deine Lanze, noch dem Schwert, noch dein Beil taugen etwas." Und er nahm dessen Axt und warf sie zu Boden. Als jener sich niederbeugte, sie aufzuheben, holte der König aus und hieb ihm mit seiner Axt in den Kopf. „So," sprach er, „hast du bei Soissons mit dem Kruge getan." Als der tot war, befahl er den andern zu gehen. Allen jagte er durch diese Tat große Furcht ein. Viele Kriege führte er fortan und gewann viele Siege. Greg. Tur. Ii, 27. 133. (635.) Dagobert I. ließ gegen die Wasken, die sich empört hatten und nun häufige Raubzüge in das vormals von Charibert beherrschte Frankengebiet machten, das Heer aus dem gesamten Königreiche Burgund ins Feld rücken und setzte zum Oberbefehlshaber den Kanzler Chadoin, der sich einst zur Zeit König Theuderichs Ii. in vielen Schlachten als ein tapferer Mann gezeigt hatte. Zehn Herzoge . . . und außerdem sehr viele Grafen, welche keinen Herzog über sich hatten, zogen mit ihren Heeresabteilungen nach Waskonien. Fredeg. cap. 78. 134. (640. Krieg Sigiberts Iii. gegen den Thüringerherzog Raduls, der an der Unstrut ein festes Lager bezogen hatte.) Aenovalaus, der Graf des Sogiontinsischen Gaues *), mit seinen Gauleuten . . . rückte gegen Raduls und kämpste an dem Tore feines Lagers. Fredeg. cap. 87. 135. (539. Während des Krieges zwischen dem Ostgoten-W°ffen-iönige Vitigis und dem byzantinischen Feldherrn Belisar.) Die9attun9ep ^ranken, ein Heer von 100 000 Mann, unter Führung Theudeberts I., bat mit Lanzen bewaffnete Reiter in nicht bedeutender *) Spiuner-Menke, Histor. Handatlas, Karte 35. setzt den Gau links der oberen Mosel. Eichhorn, Deutsche Staats- und Rechtsgeschichte § 82, erste Anmerkung, hält ihn für den Suntgau.

8. Das Mittelalter - S. 54

1912 - Nürnberg : Korn
— 54 — Als sie dies sagten, rief ein leichtsinniger, neidischer, unbedachtsamer Mensch mit lauter Stimme: „Nichts sollst du haben, als was dir nach dem Recht das Los erteilt!" erhob seine Axt und schlug auf den Krug. Alle erstaunten darüber. Der König trug diese Beleidigung scheinbar mit Sanftmut und Geduld, nahm den Krug und gab ihn dem Boten der Kirche. Als ein Jahr verflossen war, ließ er das ganze Heer im Waffenschmuck zusammenrufen, um auf dem Märzfeld sich im Glanz seiner Waffen zu zeigen. Am ersten März jeden Jahres erschien nämlich das ganze Volk in Waffen vor dem König zur Musterung. Als er aber hier alle durchmusterte, kam er auch an den, der auf den Krug geschlagen hatte, und sprach: „Keiner trägt so schlechte Waffen wie du; deine Lanze, dein Schwert und deine Axt ist zu nichts nütze." Und er nahm dessen Axt und warf sie auf die Erde. Jener neigte sich darauf ein wenig herab, um die Axt aufzuheben. Da holte der König aus und hieb ihn mit der Axt in den Kopf. „So," sagte er, „hast du es zu Soissous einst mit dem Krug gemacht." Der Mann war tot. Die Übrigen hieß er nachhause gehen. Allen jagte er durch diese Tat eine gewaltige Furcht ein. Chlodowechs Bekehrung. (496.) Chlodowech war ein Heide, seine Gemahlin Chrodichilde aber eine Christin. Als nun dem Könige der erste Sohn geboren wurde, wollte ihn die Königin taufen laffen. Sie drang deshalb unaufhörlich in ihren Gemahl und sprach: „Die Götter, denen ihr dient, sind ohnmächtig. Sie können sich und anderen nichts nützen; denn sie sind Bilder aus Stein, Holz oder Metall." Aber so oft auch die Königin so sprach, sie konnte doch nicht den König zum Glauben bekehren. „Auf unserer Götter Befehl," sagte er, „wird alles geschaffen. Euer Gott ist augenscheinlich ein ohnmächtiges Wesen; ja, er ist nicht einmal vom Stamme der Götter!" Indessen aber brachte die Königin ihren Sohn zur Taufe. Sie ließ die Kirche mit Teppichen und Decken schmücken, auf daß der König durch die festliche Handlung zum Glauben erweckt werde. Aber ihr Sohn starb bald nach der Taufe noch in den weißen Taufkleidern. Da schwoll dem Könige die Galle; er schalt die Königin heftig und sprach: „Wäre der Knabe geweiht im Namen meiner Götter, — gewiß, er lebte noch. Aber er konnte nicht leben, weil er im Namen eures Gottes getauft ist." Darnach bekam die Königin einen anderen Sohn, der wieder getauft wurde. Als auch dieser zu erkranken anfing, sprach der König: „Es kann ihm nicht anders ergehen

9. Das Mittelalter - S. 53

1912 - Nürnberg : Korn
— 53 — einem Wagen, der mit Pferden bespannt war. Mit ihnen zogen auf dem nämlichen Weg alle Römer aus den Städten am Donauufer. Sie wanderten nach verschiedenen Gegenden Italiens, wo ihnen Odo-wakar Ackerland gab. Wie nun das Land zwischen der Donau und den Alpen fast leer war, kamen ans Böhmen, das damals Baja hieß, die Markomannen herüber und zogen an der Donau herauf nach Bayern. Auf vielen Ochsenwagen fuhren ihre Weiber und Kinder. Ihr Vieh trieben sie mit. Wo es einem Haufen gefiel, da hielten sie mit den Wagen, verteilten die Felder und bauten ihre Balkenhüuser. Die anderen zogen weiter den blauen Bergen zu, immer dem guten ©etreibeboben nach. Darum blieben sie in den Tälern und mieden die Höhen. Die römischen Bauern, die in den Dörfern zurückgeblieben waren, nannten sie Wal-chen oder Wallen. Deren Kinder vergaßen nach und nach die römische Sprache und lernten deutsch. Der Zaun am Grenzgraben wurde morsch. Dürres Laub fiel in den Grenzgraben und füllte ihn aus. Die Türme an der Grenzmauer verfielen und Gras und Disteln, Büsche und Bäume wuchsen aus dem Grenzwall. Er ist noch heute ba und geht wie eine hohe, breite, steinerne Straße oft stunbemveit schnür-gerabe durch den Walb. Chlodowech als Heide. Als Clobowech König der Franken war, würden viele Kirchen von seinem Heere geplünbert; benn er war noch ein Heibe. So hatten die Franken ans einer Kirche einen Krug von wunberlmrer Größe und Schönheit nebst anberen Kirchengeräten weggenommen. Remigius von Reims, der Bischof jener Kirche, sanbte Boten zum Könige und bat, wenn er auch nichts anberes von den heiligen Geräten wieber erlangte, daß seine Kirche boch wenigstens biesen Krug zurück erhielte. Der König vernahm es und sprach zu dem Boten: „Folge mir nach Soissons; benn bort muß alles geteilt werben, was erbeutet ist. Wenn jenes Gefäß auf meinen Anteil fällt, so werbe ich tun, was der heilige Vater will." Darauf kam er nach Soiffons, und es würde die ganze Masse der Beute öffentlich zusammengebracht. „Ich bitte euch, tapfere Krieger," sprach der König, „erzeigt mir die Gunst, mir außer meinem Teil auch bieses Gefäß ba zu geben." Er meinte den Krug. Da sprachen die Verstänbigeren: „Ruhmreicher König, es ist alles bein, was wir sehen. Auch wir selbst stehen unter beinent Gebot. Tue jetzt, was bir gefällt! Denn keiner kann betner Macht wiberstehen."

10. Lehrbuch der deutschen Geschichte für Seminare und höhere Lehranstalten - S. 67

1878 - Hannover : Carl Meyer (Gustav Prior)
67 und andere kostbare Kirchengerthe geraubt. Der Bischof jener Kirche (Remigius von Rheims nach Fredegar) sanbte daher Boten zum Könige und bat, ba seine Kirche, wenn sie auch die anberen heiligen Gefe nicht wiederbekme, wenigstens diesen Krug zurckerhielte. Der König vernahm es und sprach zu dem Voten: Folge mir nach Soissons, benn bort mu alles getheilt werben, was erbeutet ist, und wenn jener Krug auf meinen Antheil fllt, so will ich thun, was der heilige Vater will." Darauf kam er nach Soissons, und es wrbe die ganze Masse der Beute ffentlich zusammengelegt. Ich bitte Euch, tapfere Krieger", sprach der König, erzeigt mir die Gunst, mir auer meinem Antheil auch noch jenes Ges ba zu geben." Er meinte den erwhnten Krug. Da sprachen, als der König bies gesagt hatte, die Verstnbigeren: Ruhmreicher König, es ist alles bein, was wir sehen, auch wir selbst stehen unter beinern Gebote. hue, was bir gefllt, benn feiner kann beiner Macht wiberstehen." Da sie eben solches sagten, rief ein leichtsinniger, neibischer und unbedachter Mensch mit lauter Stimme: Nichts sollst bu haben, als was bir nach dem Recht das Los zutheilt", erhob seine Streitaxt und schlug auf den Krug. Alle staunten darber, der König aber ertrug die Beleidigung mit Sanstmuth und Gebulb, nahm den Krug und gab ihn dem Boten der Kirche, bewahrte aber heimlich in feiner Brust den ihm angethanen Schimpf. Und als em Jahr verflossen, lie er das ganze Heer gerstet zufammen-rusen, um auf dem Mrzfelbe') sich im Waffenschmuck zu zeigen. Als er nun alle durchmusterte, kam er auch an den, der auf den Krug geschlagen hatte, und sprach: Keiner trgt so schlechte Waffen als du; denn deine Umze, dein Schwert und deine Streitaxt taugen nichts". Und er nahm ihm die Axt und warf sie auf die Erde. Als nun jener sich bckte um die Axt aufzuheben, holte der König aus und hieb ihm mit der Axt in den Kopf. So", sagte er, hast du es zu Soissons einst mit dem Kruae gemacht" Der Mann war tobt. Die Uebrigm hie er nach Hause gehen Allen aber jagte er durch diese Shat eine gewaltige Furcht ein. ~ 60 toate Chlodwig auf Furcht und stramme Kriegszucht seine Herrschaft arunden bl* i'f* "T Jflabte bc Roberten Landes vollends unterworfen hatte, schien ibm T Dothen, Burgundern, Alemannen und Armorikern das neu-L Frankenreich noch unsicher begrndet, er suchte deshalb verwandt- umfak5 ! Z k Burgundern, deren Reich den ganzen Sudosten Galliens umfate, und welche damals unter vier Brdern Gundobald, Godegisel, Chilperich und Gundomar standen, tue in tdtlicher Feindschaft lebten. Mndobald qina in Hasse lo weit, da er seinen Bruder Chilperich erstach, dessen Gemahlin mit *) Am ersten Mrz jedes Jahres wurde das Volk vom Könige gemustert. 5*

11. Quellensätze zur Geschichte der Zustände unseres Volkes - S. 84

1910 - Cöthen : Schulze
— 84 — 61. (587. König Childeberl Ii. ließ den hochverräterischen Herzog Ranching töten.) Die Knechte, Welche vom Könige ausgesandt waren, sein Vermögen einzuziehen, fanden in seinen Schatzkammern so große Schätze, wie man selbst in dem Raume des Staatsschatzes nicht finden mochte, und brachten das alles vor den König. Greg. Tur. Ix, 9. 62. (584. Ein Pmekt Mummolus aus Bordeaux*) war verklagt, den Sohn der Fredegnnde durch Zaubere^ umgebracht zu haben.) Er wurde auf die Folter gespannt und mit dreifachen Riemen solange gegeißelt, bis die Folterer müde wurden. Greg. Tur. Vi, 35. fteüunö°des 63. Damals wurden viele Kirchen vom Hi-ere Chlodovechs i Anfänge geplündert; denn er war noch in den Irrtümern des Heibentumes befangen. So hatten die Franken auch aus einer Kirche einen Krug von wunderbarer Größe und Schönheit neben andern kostbaren Kirchengeräten genommen. Der Bischof jener Kirche schickte Boten zum Könige und ließ ihn bitten, wenigstens den Krug zurückzugeben. Der König sagte zu dem Boten: „Folge uns nach Soissons, denn dort muß die ganze Beute geteilt werden. Wenn jenes Gefäß auf meinen Anteil fällt, so will ich tun, was der Bischof wünscht." In Soissons wurde die ganze Masse der Beute aufgehäuft. Da sagte der König: „Ich bitte euch, tapfere Krieger, um die Gunst, mir das Gefäß dort neben meinem Beuteanteile zu überlassen." Als der König solches gesprochen, antworteten die Verständigen: „Ruhmreicher König, es ist alles dein, was wir sehen; auch wir selbst stehen unter deinem Gebote. Tue jetzt, was dir gefällt. Denn niemand vermag, deiner Macht zu widerstehen." Da rief ein leichtsinniger, neidischer und unbedachtsamer Mensch mit lauter Stimme: „Nichts sollst du hiervon nehmen, als was das Los dir rechtmäßig zuerteilt," und hieb mit dem Streitbeile in den Krug. Alle erstaunten darüber; der König ertrug die Beleidigung mit Sanftmut und Geduld . . ., bewahrte aber in feiner Brust den ihm angetanen Schimpf.**) Greg. Tur. Ii, 27. 64. (496.) Der Bischof Remigius drang in den König Chlodovech, er solle an den wahren Gott glauben und den Götzen *) Er ist zu unterf&etben von dem Patricius Mummolus. **) Wie er den Schimpf bei der Heeresmusterung rächte, siehe Sz. 132.

12. Das Mittelalter - S. 110

1877 - Leipzig : Brandstetter
110 Der König Chlodwig aber haßte die Christen, weil er dem alten Heidenthum treu bleiben wollte; darum zerstörte er viele Kirchen. Einstmals hatten seine Franken aus einer Kirche nebst andern kostbaren Gegenständen einen Krug von wunderbarer Größe und Schönheit geraubt. Der Bischof dieser Kirche sandte daraus einen Boten an den König und ließ ihn bitten, daß, wenn er auch alles Andere behielte, seiner Kirche nur der Krug zurückgegeben werden möchte. Der König erwiederte dem Boten: „Folg' uns nach Soissons, denn dort soll die ganze Beute vertheilt werden. Wenn mir das Loos den Krug zuspricht, so soll er deinem Bischof wieder zugestellt werden." Als nun in Soissons alle Beute auf einem Haufen zusammengebracht war, sprach der König: „Ich bitte euch, meine tapferen Kämpfer, daß ihr mir außer dem mir zukommenden Antheile auch noch jenen Krug abtretet." Darauf erwiederten Einige: „Ruhmvoller König, was du erblickst, ist dein. Nimm dir heraus, was du willst; denn es ist vergeblich, sich deiner Macht zu widersetzen." Als diese so sprachen, erhob aber ein anderer Franke seine Stimme und sprach: „Du sollst nichts bekommen, als was dir das Loos zuspricht!" Und damit schlug er mit seiner Streitaxt an den Krug. Alle erstaunten; aber der König verbarg seinen Zorn über die Beleidigung und übergab dem Boten des Bischofs den Krug. Ein Jahr darauf berief Chlodwig zur gewöhnlichen Zeit der großen Volksversammlung im Monat März sein Volk zu einer Heerschau, um ihre Waffen zu prüfen. Als er die Reihen durchschritt, kam er auch zu dem, welcher an den Krug geschlagen hatte, und sprach zu ihm: „Keiner hat so ungeschickte Waffen hergebracht, wie du; denn weder dein Speer, noch dein Schwert, noch deine Streitaxt sind etwas nütze!" Mit diesen Worten warf er die Streitaxt jenes Mannes auf die Erde. Dieser bückte sich, um sie wieder aufzuheben; im selben Augenblick aber erhob der König seine Streitaxt und schlug ihn an den Kopf, indem er sprach: „So hast du es in Soiffons mit dem Kruge gemacht!" Der Mann war todt; da entließ der König die Andern. Alle aber fürchteten sich vor den Gewalt* Ihätigkeiten des Königs. 2. Chlodwigs Bekehrung zum Christenthum. Nach einigen Jahren seiner Herrschaft schickte Chlodwig Abgesandte nach Burgund an den König Gundobald, um dessen Schwester Chlotilde zu werben, welche man ihm als eine sehr schöne und kluge Jungfrau geschildert hatte. Gundobald hatte alle seine Geschwister übel behandelt, wagte indeß nicht, sich mit dem Frankenkönig zu verfeinden, und schickte ihm seine Schwester. Chlotilde aber bat ihren Gemahl inständigst, er möchte sich taufen lassen. Chlodwig wollte nicht, gestattete aber, daß sein Sohn getauft würde. Doch der Sohn starb bald nach der Taufe; da sprach Chlodwig erzürnt: „Wenn der Knabe den Göttern meines Volkes geweiht worden wäre, so wäre er nicht gestorben." Chlotilde wußte ihren

13. Völkerwanderung, Frankenreich und Anfänge des Deutschen Reiches - S. 28

1895 - Leipzig : Voigtländer
28 Die Zeiten des Frankenreiches. nach ihrer Art sich zur Flucht wandten, gewann endlich König Chlodovech unter Gottes Beistand den Sieg. Es stand ihm zur Seite ein Sohn Sigiberts des Hinkenden mit Namen Chloderich, jenes Sigiberts nämlich, der im Kampfe gegen die Alamannen bei Zülpich am Knie verwundet war und seit der Zeit hinkte. Der König verfolgte die Goten und tötete ihren König Alarich. Chlodovech brachte den Winter in Bordeaux zu und ließ den ganzen Schatz Alarichs von Toulouse fortschaffen. Dann kehrte er als Sieger nach Tours zurück und weihte der heiligen Kirche des heiligen Martinus viele Geschenke. Damals erhielt er vom Kaiser Anastasius den Konsultitel und legte in der Kirche des heiligen Martinus den Pupurrock und Mantel an und schmückte sein Haupt mit einem Diadem. Von diesem Tage an wurde Chlodovech gleich einem Konsul oder Augustus angeredet. Von Tours ging Chlodovech nach Paris und machte dies zum Sitz seiner Herrschaft. Beseitigung der anderen Frankenkönige; — Tod Chlodovechs (511). Als aber Chlodovech nun seinen Sitz zu Paris hatte, schickte er heimlich zum Sohne des Sigibert und sprach: „Siehe, dein Vater ist alt, schwach zu Fuß und hinkt. Stürbe er, so würde dir sein Reich und unsre Freundschaft mit Recht zu teil werden." So wurde jener zur Herrschsucht verlockt und sann darauf, wie er den Vater töte. Als dieser einst Köln verließ und über den Rhein ging, um im buchomschen Walde umherzuschweifen, und als er da um Mittag in seinem Zelte schlief, kamen gedungene Mörder über ihn, und sein Sohn ließ ihn töten, um selbst die Herrschaft an sich zu reißen. Aber Gott ist gerecht, und er fiel selbst in die Grube, die er seinem Vater schändlich gegraben hatte. Er schickte nämlich alsbald Boten an König Chlodovech und ließ ihm den Tod seines Vaters melden. Die sprachen: „Mein Vater ist tot, und sein Reich und seine Schätze sind mein. Sende etliche von deinen Leuten zu mir, und willig will ich dir schicken, was dir von den Schätzen meines Vaters gefällt." Jener aber sprach: „Dank für deinen guten Willen. Wenn unsre Leute zu dir kommen, so zeige ihnen, ich bitte dich, nur alles; du magst es dann selbst behalten." Als sie kamen, öffnete er ihnen den Schatz seines Vaters. Wie sie nun dies und jenes in Augenschein nahmen, sagte er: „In diesen Kasten pflegte mein Vater seine Goldstücke zu legen." „Stecke doch einmal deine Hand hinein bis auf den Boden," sagten sie, „damit du uns alles zeigest." Er that dies und beugte sich tief. Da aber erhob einer den Arm und hieb ihm mit der Axt in den Hirnschädel. So traf ihn dasselbe Los, das er ruchlos seinem Vater bereitet hatte. Als Chlodovech hörte, daß Sigibert getötet war, wie auch fein Sohn, kam er an Ort und Stelle und berief alles Volk. „Hört," sprach er daraus, „was sich

14. Völkerwanderung und Frankenreich - S. 64

1906 - Gotha : Thienemann
- 64 — Musterung. Deutlich tritt hervor, daß jeder Volksgenosse die Pflicht hat, für seine Waffen selbst zu sorgen, und der König das Recht, die Waffen zu prüfen. Und da jeder freie Volksgenosse Grundbesitzer ist, so kann m. a. W. die Waffenausrüstung auch als eine Last der Grundbesitzer betrachtet werden. Damals sind alle Feldzüge naturgemäß Sommerfeldzüge; und daraus erklärt sich auch, daß die Waffenmusterung im beginnenden Frühling stattfindet. (Waitz H, 2, 205-215.) Ob man in dem Mlrzfeld den Ursprung der Frühjahrskontrolle der Personen des Beurlaubtenstandes unseres Heeres sehen darf? Vgl. Wehrordnung §§ 105 — 115. § 105: „Die Kontrolle hat den Zweck, die Er- füllung der militärischen Pflichten der nicht zum aktiven Heere, bezüglich zur aktiven Marine gehörigen Wehrpflichtigen zu beaufsichtigen." 2. Rechte des Königs und des Volkes. Der König beruft und leitet das Märzfeld, hält die Waffenmusterung, alles aber nicht als ein ihm von der Heeresversammlung übertragenes Recht, sondern als ein in seiner Königsgewalt liegendes, mit dieser ihm vererbtes Recht. Bei der Verteilung der Beute hat er freilich kein Vorrecht, das Los entscheidet, der König muß um ein ihm wertvolles Stück bitten; er muß sich gefallen lassen, von einem Vorwitzigen darauf aufmerksam gemacht zu werden, daß er kein Vorrecht habe. Aber gerade dieses Märzseld zeigt auch ein Anwachsen der Königsgewalt über das frühere Maß hinaus, und zwar durch den Eindruck der machtvollen, rücksichtslosen Persönlichkeit Chlodovechs. Die Bedeutung -es Sieges über Syagrius. 1. Für die fränkische Verfassung. Lamprecht I, 282. „Dieser Erfolg verlieh der mero-vingifchen Königsmacht eine veränderte Bedeutung. Chlojo und Childerich (Chlodovechs Vorgänger) waren trotz aller Siege und Eroberungen ausschließlich Könige ihres Stammes geblieben; keinesfalls war die Herrschaft über eine keltoromanifche Bevölkerung gewonnen, welche den Franken an Zahl gleichkam. Das trat jetzt ein. Zwar besetzten fränkische Einwanderer dies und jenes Dorf bis zum nördlichen Ufer der Loire, zwar bildeten sich wohl hier und da, z. B. an der unteren Seine, dichtere Besiedelungszentren salischen Charakters, im ganzen aber blieb das neue Gebiet zunächst keltoromanisch, und sein König war kraft Eroberung Herr zu eigenem Rechte, trotz aller Teilnahme des Volksheeres an seinen Siegen. Das Königtum wuchs hinaus über Stamm und Stammesverfassung; es beruhte zum Teil nun völlig absolut nur in sich, es entnahm seiner absoluten Stellung den Antrieb zu immer größerer Ausdehnung seines Bereiches." — S o empfing das merovingische Königtum jetzt zwei neue Stützen seiner Macht: a) Herrschaft über eine nichtgermanische Bevölkerung, b) „ein ausgedehntes Domanialland als Privatgut des herrschenden Hauses" (Nitzsch I, 132). Arnold H, 88: „Indem er sich der römischen Herrschaft bemächtigte, wurde er der erste französische König — le v£ritable fbndateur de la France monarchique et chretienne, wie ihn französische Schriftsteller nennen." 2. Für die Stellung Chlodovechs und der Franken zur christlichen Kirche. Bei der Verteilung der Beute nach dem Siege über Syagrins zeigte Chlodovech ein starkes Bemühen, sich dem Diener der christlichen Kirche gegenüber gefällig zu erweisen. Ob er eine Ahnung von der Bedeutung oder ein politisch klares Urteil über die Wichtigkeit dieser Kirche für

15. Völkerwanderung und Frankenreich - S. 74

1906 - Gotha : Thienemann
— 74 — tötete. Und da dieser einst Köln verließ und über den Rhein ging, um im Bnchonischen Walde (in Hessen bei Fulda) umherzuschweifen, als er da um Mittag in seinem Zelte schlief, kamen gedungene Mörder über ihn, und sein Sohn ließ ihn töten, um selbst die Herrschaft an sich zu reißen. Aber Gott ist gerecht, und er fiel selbst in die Grube, die er seinem Vater schändlich gegraben hatte. Er schickte nämlich alsbald Boten an König Chlodovech und ließ ihm den Tod seines Vaters melden. Die sprachen: Mein Vater ist tot, und sein Reich und seine Schätze sind mein. Sende etliche von deinen Leuten zu mir, und willig will ich dir schicken, was dir von den Schätzen meines Vaters gefällt? Jener aber sprach: ,Dcmk für deinen guten Willen. Wenn unsere Leute zu dir kommen, so zeige ihnen, ich bitte dich, nur alles; du magst es dann selbst behalten/ Und da sie kamen, öffnete er ihnen den Schatz seines Vaters. Als sie nun dies und jenes in Augenschein nahmen, sagte er: ,Jn diesen Kasten pflegte mein Vater feine Goldstücke zu legen/ , Stecke doch einmal deine Hand hinein bis auf den Boden/ sagten sie, , damit du uns alles zeigst/ Er tat dies und beugte sich tief. Da aber erhob einer den Arm und hieb ihm mit der Axt in den Hirnschädel. So traf ihn dasselbe Los, was er ruchlos fernem Vater bereitet hatte. Da aber Chlodovech hörte, daß Sigibert getötet, wie auch sein Sohn, kam er an Ort und Stelle und berief alles Volk. ,Hört/ sprach er daraus, ,was sich zugetragen hat. Während ich die Schelde entlang fuhr, trachtete Chloderich, der Sohn meines Vetters, feinem Vater nach der Herrschaft und machte ihn glauben, ich wollte ihn töten. Als dieser deshalb durch den Buchonischen Wald floh, schickte er ihm Mörder nach und ließ ihn ermorden. Darauf wurde er selbst, während er seines Vaters Schätze aus-tat, von irgendeinem mir unbekannten Manne gleichfalls erschlagen. An allem diesem bin ich durchaus ohne Schuld; denn das Blut meiner Stamm-vettern darf ich ja nicht vergießen, und schändlich wäre es, wenn ich es täte. Da es jedoch einmal so gekommen ist, so gebe ich euch diesen Rat: Wenn es euch genehm, so wendet euch zu mir, daß ihr sicher lebt unter meinem Schutze/ Aber jene erhoben, als sie dies hörten, ein Freudengeschrei, schlugen an ihre Schilde, hoben ihn auf den Schild und setzten ihn zu einem Könige über sich. So empfing er Sigibert» Reich und feine Schätze, und es kamen die Leute desselben unter seine Herrschaft. Gott aber warf Tag für Tag feine Feinde vor ihm zu Boden und vermehrte fein Reich, darum, daß er rechten Herzens vor ihm wandelte und tat, was feinen Augen wohlgefällig war." Nachdem Gregor berichtet hat, wie Chlodovech den König Chararich umbrachte, erzählt er weiter. „Es lebte aber damals zu Cambrai König Ragitachar, ein Mann, der so den Lüsten ergeben war, daß er kaum feine nächsten Verwandten

16. Das Mittelalter - S. 112

1866 - Leipzig : Brandstetter
110 Der König Chlodwig aber haßte die Christen, weil er dem alten Hei- denthum treu bleiben wollte; darum zerstörte er viele Kirchen. Einstmals hatten seine Franken aus einer Kirche nebst andern kostbaren Gegenständen einen Krug von wunderbarer Größe und Schönheit geraubt. Der Bischof dieser Kirche sandte darauf einen Boten an den König und ließ ihn bitten, daß, wenn er auch alles Andere behielte, seiner Kirche nur der Krug zu- rückgegeben werden möchte. Der König erwiederte dem Boten: „Folg' uns nach Soissons, denn dort soll die ganze Beute vertheilt werden. Wenn mir das Loos den Krug zuspricht, so soll er deinem Bischof wieder zugestellt werden." Als nun in Soissons alle Beute auf einem Haufen zusammengebracht war, sprach der König: „Ich bitte euch, meine tapferen Kämpfer, daß ihr mir außer dem mir zukommenden Antheile auch noch jenen Krug abtretet." Darauf erwiederten Einige: „Ruhmvoller König, was du erblickst, ist dein. Nimm dir heraus, was du willst; denn es ist vergeblich, sich deiner Macht zu widersetzen." Als diese so sprachen, erhob aber ein anderer Franke seine Stimme und sprach: „Du sollst nichts be- kommen, als was dir das Loos zuspricht!" Und damit schlug er mit seiner Streitaxt an den Krug. Alle erstaunten; aber der König verbarg seinen Zorn über die Beleidigung und übergab dem Boten des Bischofs den Krug. Ein Jahr darauf berief Chlodwig zur gewöhnlichen Zeit der großen Volksversammlung im Monat März sein Volk zu einer Heerschau, um ihre Waffen zu prüfen. Als er die Reihen durchschritt, kam er auch zu dem, welcher an den Krug geschlagen hatte, und sprach zu ihm: „Keiner hat so ungeschickte Waffen hergebracht, wie du; denn weder dein Speer, noch dein Schwert, noch deine Streitaxt sind etwas nütze!" Mit diesen Worten warf er die Streitaxt jenes Mannes ans die Erde. Dieser bückte sich, um sie wieder aufzuheben, im selben Augenblick aber erhob der König seine Streitaxt und schlug ihn an den Kopf, indem er sprach: „So hast du es in Soissons mit dem Kruge gemacht!" Der Mann war todt; da entließ der König die Andern. Alle aber fürchteten sich vor den Gewalt- thätigkeiten des Königs. 2. Chlodwigs Bekehrung zum Christenthum. Nach einigen Jahren seiner Herrschaft schickte Chlodwig Abgesandte nach Burgund an den König Gundobald, um dessen Schwester Chlo- tilde zu werben, welche man ihm als eine sehr schöne und kluge Jung- frau geschildert hatte. Gundobald hatte alle seine Geschwister übel be- handelt, wagte indeß nicht, sich mit dem Frankenkönig zu verfeinden, und schickte ihm seine Schwester. Chlotilde aber bat ihren Gemahl inständigst, er möchte sich taufen lassen. Chlodwig wollte nicht, gestattete aber, daß sein Sohn getauft würde. Doch der Sohn starb bald nach der Taufe; da sprach Chlodwig erzürnt: „Wenn der Knabe den Göttern meines Volkes geweiht worden wäre, so wäre er nicht gestorben." Chlotilde wußte ihren

17. Hilfsbuch zum Unterricht in der deutschen und brandenburgisch-preußischen Geschichte - S. 52

1869 - Erfurt : Körner
52 Chlodwig jedes Vergehen mit größter Strenge. Einst war bei Plünde- rung einer Kirche ein Krug von wunderbarer Größe und Schönheit nebst den anderen kostbaren Kirchengeräthen weggenommen worden. Der Bischof jener Kirche bat, inan möge ihm doch wenigstens diesen Krug wieder zurückgeben. Der König wußte durch seine Worte die Verständigeren seines Volkes zu be- wegen, daß sie ihm außer seinem Benteantheil auch den Krug überließen, den er dem Bischof zurückstellen wollte; nur ein Franke widersetzte sich dem Wunsche Chlodwig's und meinte, daß dieser nichts haben solle, als was ihm nach dem Rechte des Landes durch das Loos zufalle, und er zerschlug mit seiner Streitaxt den Krug und ging trotzig davon. Chlodwig ertrug diesen Schimpf im Augenblick mit Ruhe, nahm sich aber vor, bei passender Gelegenheit den Widerspruch zu strafen. Als er im nächsten Frühjahr das Volk zur Muster- ung auf das Märzfeld rief und Alle durchmusterte, traf er auch auf den, der den Krug zerschlug, und sprach: „Keiner trägt so schlechte Waffen, als du; denn deine Lanze, dein Schwert und deine Axt sind nichts nütze!" Er nahm des Mannes Axt und warf sie zur Erde, und als der Franke sich niederbückte, inn sie aufzuheben, zerschmetterte Chlodwig ihm mit seiner Streitaxt den Kopf und sagte: „So hast du es zu Soissons einst mit dem Kruge gemacht." Der Mann war todt. Die Franken wurden durch solche That mit Furcht vor ihrem Könige erfüllt. Als Chlodwig fast ganz Gallien erobert hatte, gedachte er die übrigen, von seinen Vettern beherrschten Frankenstämme unter seine Gewalt zu be- kommen. Mit List, Verrath und Mord räumte er seine Verwandten aus dem Wege. Sigbert, König der ripuarischen Franken, der zu Köln wohnte, war alt und lahm und hatte einen herrschsüchtigen Sohn. Diesem ließ Chlodwig sagen: „Siehe, dein Vater ist alt, schwach zu Fuß und hinkt. Stürbe er, so würde dir sein Reich und unsere Freundschaft mit Recht zu Theil werden." Da ließ der gottlose Sohn den Vater tödten, als dieser im Walde nach einer Jagd um Mittag im Zelte schlief. Run schickte er Boten zu Chlodwig und ließ ihm sagen: „Mein Vater ist todt, und sein Reich und seine Schatze sind mein. Sende etliche von deinen Leuten zu mir, und willig will ich dir schicken, was dir von den Schätzen meines Vaters gefällt." Chlodwig dankte für den guten Willen und bat ihn, er möge den Leuten nur Alles zeigen und die Schätze selbst behalten. Als nun der Vatermörder den Boten die Schätze zei- gen wollte und sich in den geöffneten Kasten bückte, erschlug ihn einer der Franken hinterrücks mit der Streitaxt. Da nun Chlodwig erfuhr, daß Sig- bert und sein Sohn getödtet worden sei, berief er das Volk Sigbert's zusam- men und erzählte, was geschehen war. Er stellte sich, als habe er keine Schuld an dem Blute seiner Verwandten, und gab dem Volke den Rath, sich ihm zu- znwenden und unter seinen Schutz sich zu stellen. Als die Versammelten dies hörten, erhoben sie ein Freudengeschrei, hoben Chlodwig aus den Schild und riefen ihn zu ihrem Könige aus. Auf solche Weise fuhr Chlodwig fort, seine Herrschaft über alle Franken- stämme auszubreiten. Er machte seinem Christennamen keine Ehre; denn er lebte in der Rohheit und Grausamkeit seines Volkes, die es bewiesen, als es noch nicht den christlichen Glauben angenommen hatte. Im Alter von 45 Jahren starb er zu Paris (511), nachdem er sein Reich unter seine vier Söhne getheilt hatte.

18. Völkerwanderung, Frankenreich und Anfänge des Deutschen Reiches - S. 26

1895 - Leipzig : Voigtländer
26 Die Zeiten des Frankenreiches. Chlodovechs Vermählung, Sieg über die Alemannen (496) und Taufe. Es lebte damals Gundevech, der Burgunderkönig, aus dem Geschlecht Königs Athanarich. Gundevech hatte vier Söhne: Gundobad, Godigisil, Chilperich und Godomar. Gundobad tötete seinen Bruder Chilperich mit dem Schwerte und ließ dessen Gemahlin mit einem Stein um den Hals ins Wasser werfen. Ihre beiden Töchter verbannte er vom Hose; die ältere, Chrona mit Namen, wurde Nonne; die jüngere hieß Chlodechilde. Da aber Chlodovech oftmals Botschaft in das Burgunderland sandte, sahen seine Boten einst Chlodechilde, die Jungfrau; und da sie fanden, daß sie schön und verständig sei, und in Erfahrung brachten, daß sie von königlichem Geschlecht, meldeten sie dies König Chlodovech. Sofort schickte er eine Gesandtschaft an Gundobad, und hielt um ihre Hand an. Jener scheute sich, ihn abzuweisen, und übergab die Jungfrau den Boten. Als die sie erhalten, eilten sie zum Könige und stellten sie ihm vor. Da er sie sah, fand er großes Wohlgefallen an ihr, und nahm sie zur Ehe. — Diekönigin ließ nicht ab, in ihn zu dringen, daß er den wahren Gott erkenne und von den Götzen ablasse; aber auf keine Weise konnte er zum Glauben bekehrt werden, bis er endlich einst mit den Alamannen in einen Krieg geriet; da zwang ihn die Not, zu bekennen, was sein Herz vordem verleugnet hatte. Als die beiden Heere zusammenstießen, kam es zu einem gewaltigen Blutbad, und Chlodovechs Heer war nahe daran, völlig vernichtet zu werden. Als er das sah, erhob er seine Augen zum Himmel; sein Herz wurde gerührt, seine Augen füllten sich mit Thränen, und er sprach: „Jesus Christ, Chlodechilde sagt, du seiest der Sohn des lebendigen Gottes; Hülfe sollst du den Bedrängten, Sieg denen geben, die auf dich hoffen; — ich flehe dich demütig an um deinen mächtigen Beistand. Gewährst du mir jetzt den Sieg über diese meine Feinde, und erfahre ich fo jene Macht, die das Volk, das deinem Narrten sich weiht, an dir erprobt zu haben rühmt, so will ich an dich glauben und mich taufen lassen aus deinen Namen. Denn ich habe meine Götter angerufen; aber sie haben mich, wie ich erfahren, mit ihrer Hülfe verlassen. Ich meine daher, ohnmächtig sind sie, da sie denen nicht Helsen, die ihnen dienen. Dich nun rufe ich an, und ich verlange, an dich zu glauben. Nur entreiße mich erst aus der Hand meiner Widersacher!" Da er solches sprach, wandten die Alamannen sich, und fingen an zu fliehen. Als sie aber ihren König getötet sahen, unterwarfen sie sich Chlodovech, und sprachen: „Laß, wir bitten dich, nicht noch mehr des Volkes umkommen; wir sind ja dein." Da that er dem Kampfe Einhalt, brachte das Volk in feine Gewalt und kehrte in Frieden heim. Der Königin aber erzählte er, wie er Christi Namen angerufen und so den Sieg gewonnen habe. Das

19. Der erste selbständige Geschichtsunterricht auf heimatlicher Grundlage - S. 313

1904 - Hannover [u.a.] : Carl Meyer (Gustav Prior)
— 313 — a. Lesen der Auellenberichte. 1. Einst hatten Chlodwigs Krieger bei der Eroberung einer Stadt einen Krug von wunderbarer Schönheit erbeutet. Bei der Verteilung der Beute wollte Chlodwig den Krug gern für sich haben; aber einer unter den Kriegern sprach: „Du bekommst nur das, was das Los dir bestimmt!" Als der König dennoch auf feinem Willen bestand, zertrümmerte der Franke den Krug mit feiner Streitaxt. Der König schwieg und suchte Gelegenheit, den Kecken zu strafen. Bald darauf mußten alle fränkischen Krieger im vollen Waffenfchmncke vor Chlodwig erscheinen, damit sie gemustert würden. Da redete der König jenen Mann hart an, sprach: „Keiner hat so schlechte Waffen wie du!" und schlug ihm die Streitaxt aus der £rnud. Der Franke bückte sich, um die Axt aufzuheben; da aber erhob der König fein Schwert und spaltete ihm den Kopf, indem er sprach: „So tatest du dem Kruge!" 2. Als König Chlodwig in Paris weilte, sandte er heimlich Boten zum Sohne Sigberts, der ein Herzog der Franken war,_ und ließ ihm sagen: „Siehe dein Vater ist alt und hinkt mit schwachem Fuße. Wenn jener sterben sollte, so würde dir mit unserer Freundschaft zugleich fein Reich zufallen. Darauf wurde der Sohn Sigberts von Herrschsucht ergriffen und sann auf den Tod des Vaters. Als nun jener einst die Stadt Kolonia verlassend, den Rhein überschritten hatte und beabsichtigte, durch den Wald Bnchonia zu gehen, und zur Mittagsstunde in feinem Zelte schlummerte, sandte der Sohn Mörder über ihn und ließ ihn töten. Er schickte dann Boten zu Chlodwig, die ihm des Vaters Ende melden und also sprechen sollten: „Mein Vater ist gestorben, und ich habe fein Reich und feine Schätze in meinem Besitze. Sende deine Diener zu mir; was dir von jenen Schätzen gefällt, will ich dir freiwillig über* lassen." Jener gab zur Antwort: „Ich sage dir Dank für deinen guten Willen und bitte dich, daß du unseren Boten alles zeigest, was du selbst allein besitzen sollst." Da die Boten kamen, zeigte er ihnen die Schätze des Vaters. Während sie nun die Reichtümer betrachteten, sagte er: „In diese Kiste Pflegte mein Vater die Goldstücke zu legen." „Strecke deine Hand aus," sprachen jene, „bis auf den Grund, damit du alles zeigest!" Da der Sohn Sigberts dies tat und sich tief herabbeugte, erhob einer den Arm und schlug ihm die Streitaxt ins Haupt. So erlitt der Böse dasselbe Schicksal, das er feinem Vater angetan hatte. Da aber Chlodwig hörte, daß auch Sigberts Sohn tot fei, eilte er in dessen Land, rief alles Volk zusammen und sprach zu ihm also: „Vernehmet, was geschehen ist! Während ich auf dem Scheldefluß fuhr, sandte Sigberts Sohn feinem Vater Mörder nach und ließ ihn erschlagen; er selbst aber siel, während er feines Vaters Schätze ansah, von eines Unbekannten Hand. Unschuldig bin ich an dieser Tat, denn wie

20. Geschichte des Mittelalters - S. 17

1904 - Langensalza : Schulbuchh.
17 ließ ihm Chlodwig sagen; „aber zeige deine Schätze meinen Gesandten." Diese aber hatten den Befehl erhalten, bei der Gelegenheit Chloderich zu ermorden. Als nun Chloderich einen tiefen Kasten öffnete und ihnen die darin befindlichen Goldstücke zeigte, spaltete ihm einer mit einem Beile den Kopf. Chlodwig ließ dann das Volk zusammenrufen und sprach: ..Ich bin zwar an der Er-morbung eures Königs uuschulbig; aber er hat als Vatermörder nichts Besseres tierbient. Mein Rat ist jetzt, daß ihr mich als euer» König erkennt." Das geschah auch; man setzte ihn auf einen Schild und trug ihn, damit ihn jedermann sehen könnte, dreimal im Kreise herum. Und selbst diejenigen, die den ganzen Vorgang kannten, fanden durchaus nichts Anstößiges in dem Verhalten Chlodwigs, ja der Bischof Gregor von Tours, der uns Sie Geschichte erzählt, fügt seinem Berichte aus freien Stücken noch die Worte hinzu: „So fällte Gott täglich feine Feinde unter feiner Hand und verwehrte sein Reich, darum, daß er mit rechtem Herzen vor ihm wandelte und tat, was seinen Augen wohlgefiel." Wie wenig mußte da noch des Christentum Herz und Gemüt ergriffen haben! Im Innern regierte Chlodwig anfangs durchaus nicht selbständig. das beweist eine Geschichte, die uns ebenfalls Gregor von Tours berichtet. Nach der Schlacht bei Soissons hatten die Franken ans einer Kirche einen besonders schönen Krug weggenommen. Der Bischof jener Kirche ließ nun den König um Rückgabe dieses Kruges bitten. Als aber Chlodwig den versammelten Kriegern den Vorschlag machte, ihm den Krug neben feinem Beuteteile zu überlassen, rief ein vorlauter Mensch: „Nichts sollst du nehmen, als was das Los dir rechtmäßig zuerteilt!" und hieb mit seinem Streitbeile den Krug entzwei. Chlodwig schwieg; aber er rächte sich furchtbar. Wenige Tage nachher hielt er eine Wciffennuisterung ab, und als er dabei zu dem Manne kam, der den Krug zerschlagen hatte, warf er seine Streitaxt zu Boden mit den Worten: „Keiner trägt so schlechte Waffen wie du." Als jener darauf sich niederbeugte, um sie aufzuheben, hieb der König ihn mit feiner eigenen Axt nieder und sagte dabei: „So hast du mit dem Kruge getan." - Höher Meisterwerke. Vd. Viii. Nösselt, Weltgeschichte Ii. 2