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1. Völkerwanderung und Frankenreich - S. 74

1906 - Gotha : Thienemann
— 74 — tötete. Und da dieser einst Köln verließ und über den Rhein ging, um im Bnchonischen Walde (in Hessen bei Fulda) umherzuschweifen, als er da um Mittag in seinem Zelte schlief, kamen gedungene Mörder über ihn, und sein Sohn ließ ihn töten, um selbst die Herrschaft an sich zu reißen. Aber Gott ist gerecht, und er fiel selbst in die Grube, die er seinem Vater schändlich gegraben hatte. Er schickte nämlich alsbald Boten an König Chlodovech und ließ ihm den Tod seines Vaters melden. Die sprachen: Mein Vater ist tot, und sein Reich und seine Schätze sind mein. Sende etliche von deinen Leuten zu mir, und willig will ich dir schicken, was dir von den Schätzen meines Vaters gefällt? Jener aber sprach: ,Dcmk für deinen guten Willen. Wenn unsere Leute zu dir kommen, so zeige ihnen, ich bitte dich, nur alles; du magst es dann selbst behalten/ Und da sie kamen, öffnete er ihnen den Schatz seines Vaters. Als sie nun dies und jenes in Augenschein nahmen, sagte er: ,Jn diesen Kasten pflegte mein Vater feine Goldstücke zu legen/ , Stecke doch einmal deine Hand hinein bis auf den Boden/ sagten sie, , damit du uns alles zeigst/ Er tat dies und beugte sich tief. Da aber erhob einer den Arm und hieb ihm mit der Axt in den Hirnschädel. So traf ihn dasselbe Los, was er ruchlos fernem Vater bereitet hatte. Da aber Chlodovech hörte, daß Sigibert getötet, wie auch sein Sohn, kam er an Ort und Stelle und berief alles Volk. ,Hört/ sprach er daraus, ,was sich zugetragen hat. Während ich die Schelde entlang fuhr, trachtete Chloderich, der Sohn meines Vetters, feinem Vater nach der Herrschaft und machte ihn glauben, ich wollte ihn töten. Als dieser deshalb durch den Buchonischen Wald floh, schickte er ihm Mörder nach und ließ ihn ermorden. Darauf wurde er selbst, während er seines Vaters Schätze aus-tat, von irgendeinem mir unbekannten Manne gleichfalls erschlagen. An allem diesem bin ich durchaus ohne Schuld; denn das Blut meiner Stamm-vettern darf ich ja nicht vergießen, und schändlich wäre es, wenn ich es täte. Da es jedoch einmal so gekommen ist, so gebe ich euch diesen Rat: Wenn es euch genehm, so wendet euch zu mir, daß ihr sicher lebt unter meinem Schutze/ Aber jene erhoben, als sie dies hörten, ein Freudengeschrei, schlugen an ihre Schilde, hoben ihn auf den Schild und setzten ihn zu einem Könige über sich. So empfing er Sigibert» Reich und feine Schätze, und es kamen die Leute desselben unter seine Herrschaft. Gott aber warf Tag für Tag feine Feinde vor ihm zu Boden und vermehrte fein Reich, darum, daß er rechten Herzens vor ihm wandelte und tat, was feinen Augen wohlgefällig war." Nachdem Gregor berichtet hat, wie Chlodovech den König Chararich umbrachte, erzählt er weiter. „Es lebte aber damals zu Cambrai König Ragitachar, ein Mann, der so den Lüsten ergeben war, daß er kaum feine nächsten Verwandten

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1. Völkerwanderung, Frankenreich und Anfänge des Deutschen Reiches - S. 41

1913 - Leipzig : Voigtländer
Chlodovech, der Gründer des Frankenreiches. 41 Stürbe er, so würde dir sein Reich und unsre Freundschaft mit Recht zuteil werden." So wurde jener zur Herrschsucht verlockt und sann darauf, wie er den Vater töte. Als dieser einst Köln verließ und über den Rhein ging, um im buchonischen Walde umherzuschweifen, und als er da um Mittag in seinem Zelte schlief, kamen gedungene Mörder über ihn, und sein Sohn ließ ihn töten, um selbst die Herrschaft an sich zu reißen. Aber Gott ist gerecht, und er fiel selbst in die Grube, die er seinem Vater schändlich gegraben hatte. Er schickte nämlich alsbald Boten an König Chlodovech und ließ ihm den Tod seines Vaters melden. Die sprachen: „Mein Vater ist tot, und sein Reich und seine Schätze sind mein. Sende etliche von deinen Leuten zu mir, und willig will ich dir schicken, was dir von den Schätzen meines Vaters gefällt." Jener aber sprach: „Dank für deinen guten Willen. Wenn unfre Leute zu dir kommen, so zeige ihnen, ich bitte dich, nur alles; du magst es dann selbst behalten." Ms sie kamen, öffnete er ihnen den Schatz feines Vaters. Wie sie nun dies und jenes in Augenschein nahmen, sagte er: „In diesen Kasten Pflegte mein Vater feine Goldstücke zu legen." „Stecke doch einmal deine Hand hinein bis auf den Boden," sagten sie, „damit du uns alles zeigest." Er tat dies und beugte sich tief. Da erhob einer den Arm und hieb ihm mit der Axt in den Hirnschädel. So traf ihn dasselbe Los, das er ruchlos feinem Vater bereitet hatte. Als Chlodovech hörte, daß Sigibert getötet war, wie auch fein Sohn, kam er an Ort und Stelle und berief alles Volk. „Höret," sprach er daraus, „was sich zugetragen hat. Während ich die Schelde entlang fuhr, trachtete Chloderich, der Sohn meines Blutvetters, feinem Vater nach der Herrschaft und machte ihn glauben, ich wolle ihn töten. Ms dieser deshalb durch den buchonischen Wald floh, schickte er ihm Mörder nach und ließ ihn ermorden. Darauf wurde er selbst, während er feines Vaters Schätze auftat, von irgend einem mir unbekannten Manne gleichfalls erschlagen. An diesem allen bin ich durchaus ohne Schuld; denn das Blut meiner Stammvettern darf ich ja nicht vergießen, und schändlich wäre es, wenn ich es täte. Da es jedoch einmal so gekommen ist, so gebe ich euch diesen Rat: Wenn es euch genehm ist, so wendet euch zu mir, damit ihr sicher unter meinem Schutze lebet." Als jene dies hörten, erhoben sie ein Freudengefchrei, schlugen an ihre Schilde, hoben ihn auf den Schild und fetzten ihn zum Könige über sich. So empfing er Sigiberts Reich und feine Schätze, und es kamen dessen Leute unter seine Herrschaft; und täglich zwang Gott feine Feinde unter feine Hand und mehrte fein Königreich, weil er frommen Herzens vor ihm wandelte und tat, was feinen Augen wohlgefiel. — Auch viele andere Könige

2. Vom fränkischen Gaukönig zum römischen Kaiser - S. 28

1910 - Ansbach : Seybold
28 Grundlagen. tötete. Und ba dieser einst Köln verließ und über den Rhein ging um im buchonischen Waldes umherzuschweifen, als er da um Mittag in seinem Zelte schlief, kamen gedungene Mörder über ihn und fein Sohn ließ ihn töten, um selbst die Herrschaft an sich zu reißen. Aber Gott ist gerecht und er fiel selbst in die Grube, die er feinem Vater schändlich gegraben hatte. Er schickte nämlich alsbald Boten an König Chlodwig und ließ ihm den Tod seines Vaters melden. Die sprachen: „Mein Vater ist tot und fein Reich und feine Schätze sind mein. Sende etliche von deinen Leuten zu mir und willig will ich dir schicken, was dir von den Schätzen meines Vaters gefällt." Jener aber sprach: „Dan! für deinen guten willen! wenn unsere Leute zu dir kommen, so zeige ihnen, ich bitte dich, nur alles, du magst es dann selbst behalten.“ Und da sie kamen, öffnete er ihnen den Schatz feines Vaters. Als sie nun dies und jenes in Augenschein nahmen, sagte er: „In diesen Kasten pflegte mein Vater seine Goldstücke zu legen." „ Stecke doch einmal deine Hand hinein bis auf den Boden," sagten sie, „damit du uns alles zeigst". Lr tat dies und beugte sich tief. Da aber erhob einer den Arm und hieb ihn mit der Axt in den Hirnschädel. So traf ihn dasselbe Los, was er ruchlos seinem Vater bereitet hatte. Da aber Lhlodwig hörte, daß Sigibert getötet wie auch sein Sohn, kam er an Drt und Stelle und berief alles Volk. „Hört," sprach er darauf, „was sich zugetragen hat. während ich die Schelde entlang fuhr, trachtete Lhloderich, der Sohn meines Blutsvetters, feinem Vater nach der Herrschaft und machte ihn glauben, ich wolle ihn töten. Als dieser deshalb durch den buchonischen Wald floh, schickte er ihm Mörder nach und ließ ihn ermorden. Daraufhin wurde er selbst, während er feines Vaters Schätze auftat, von irgend einem mir unbekannten Manne gleichfalls erschlagen. An diesem allen bin ich durchaus ohne Schuld, denn das Blut meiner Stamm-vettern darf ich ja nicht vergießen und schändlich wäre es, wenn ich es täte. Da es jedoch einmal so gekommen ist, so gebe ich euch diesen Rat: wenn es euch genehm, so wendet euch zu mir, daß ihr sicher lebt unter meinem Schutze." Aber jene erhoben, als sie dies hörten, ein Freudengeschrei, schlugen an ihre Schilde, hoben ihn auf den Schild und setzten ihn zu einem Könige über sich. So empfing er Sigiberts Reich und feine Schätze und es kamen die Leute desselben unter feine Herrschaft. Gregor Ii, 40. 100 Es lebte aber damals zu Cambrai König Ragnachar, ein Mann, der so den Lüsten ergeben war, daß er kaum feine nächsten verwandten unbefchimpft ließ. . . . Darüber schwoll das Herz der Franken von bitterm Grimm und Lhlodwig schickte ihnen goldene 1) Bei Fulda.

3. Völkerwanderung, Frankenreich und Anfänge des Deutschen Reiches - S. 28

1895 - Leipzig : Voigtländer
28 Die Zeiten des Frankenreiches. nach ihrer Art sich zur Flucht wandten, gewann endlich König Chlodovech unter Gottes Beistand den Sieg. Es stand ihm zur Seite ein Sohn Sigiberts des Hinkenden mit Namen Chloderich, jenes Sigiberts nämlich, der im Kampfe gegen die Alamannen bei Zülpich am Knie verwundet war und seit der Zeit hinkte. Der König verfolgte die Goten und tötete ihren König Alarich. Chlodovech brachte den Winter in Bordeaux zu und ließ den ganzen Schatz Alarichs von Toulouse fortschaffen. Dann kehrte er als Sieger nach Tours zurück und weihte der heiligen Kirche des heiligen Martinus viele Geschenke. Damals erhielt er vom Kaiser Anastasius den Konsultitel und legte in der Kirche des heiligen Martinus den Pupurrock und Mantel an und schmückte sein Haupt mit einem Diadem. Von diesem Tage an wurde Chlodovech gleich einem Konsul oder Augustus angeredet. Von Tours ging Chlodovech nach Paris und machte dies zum Sitz seiner Herrschaft. Beseitigung der anderen Frankenkönige; — Tod Chlodovechs (511). Als aber Chlodovech nun seinen Sitz zu Paris hatte, schickte er heimlich zum Sohne des Sigibert und sprach: „Siehe, dein Vater ist alt, schwach zu Fuß und hinkt. Stürbe er, so würde dir sein Reich und unsre Freundschaft mit Recht zu teil werden." So wurde jener zur Herrschsucht verlockt und sann darauf, wie er den Vater töte. Als dieser einst Köln verließ und über den Rhein ging, um im buchomschen Walde umherzuschweifen, und als er da um Mittag in seinem Zelte schlief, kamen gedungene Mörder über ihn, und sein Sohn ließ ihn töten, um selbst die Herrschaft an sich zu reißen. Aber Gott ist gerecht, und er fiel selbst in die Grube, die er seinem Vater schändlich gegraben hatte. Er schickte nämlich alsbald Boten an König Chlodovech und ließ ihm den Tod seines Vaters melden. Die sprachen: „Mein Vater ist tot, und sein Reich und seine Schätze sind mein. Sende etliche von deinen Leuten zu mir, und willig will ich dir schicken, was dir von den Schätzen meines Vaters gefällt." Jener aber sprach: „Dank für deinen guten Willen. Wenn unsre Leute zu dir kommen, so zeige ihnen, ich bitte dich, nur alles; du magst es dann selbst behalten." Als sie kamen, öffnete er ihnen den Schatz seines Vaters. Wie sie nun dies und jenes in Augenschein nahmen, sagte er: „In diesen Kasten pflegte mein Vater seine Goldstücke zu legen." „Stecke doch einmal deine Hand hinein bis auf den Boden," sagten sie, „damit du uns alles zeigest." Er that dies und beugte sich tief. Da aber erhob einer den Arm und hieb ihm mit der Axt in den Hirnschädel. So traf ihn dasselbe Los, das er ruchlos seinem Vater bereitet hatte. Als Chlodovech hörte, daß Sigibert getötet war, wie auch fein Sohn, kam er an Ort und Stelle und berief alles Volk. „Hört," sprach er daraus, „was sich

4. Bd. 1 - S. 122

1912 - Leipzig : Dyk
— 122 — damals gegenwärtig waren, daß sie meinten, sie seien versetzt in die Wohlgerüche des Paradieses. Zuerst verlangte der König vom Bischof getauft zu werden. Als er aber zur Taufe hintrat, redete ihn der Heilige Gottes mit beredtem Munde also an: „Beuge still deinen Nacken, Sicamber, verehre, was du verfolgtest, verfolge, was du verehrtest." Also bekannte der König den allmächtigen Gott als den dreieinigen und ließ sich taufen im Namen des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes und wurde gesalbt mit dem heiligen Ol unter dem Zeichen des Kreuzes Christi. Von seinem Gefolge wurden aber getauft mehr als dreitausend. * * * Als Chlodovech seinen Sitz zu Paris hatte, war Sigibert zu Köln König der ripuarischen Franken, die von der Maas aus östlich wohnten an beiden Ufern des Rheines. Chlodovech schickte heimlich zum Sohne des Sigibert und sprach: „Siehe, dein Vater ist alt, schwach zu Fuß und hinkt. Stürbe er, so würde dir sein Reich und unsere Freundschaft mit Recht zuteil werden." So wurde jener zur Herrschsucht verlockt und sann darauf, wie er den Vater tötete. Und als dieser einst Köln verließ und über den Rhein ging, um im buchonischen Walde in Hessen (bei der heutigen Stadt Fulda) umherzuschweifen, und da um Mittag in seinem Zelte schlief, kamen gedungene Mörder über ihn, und sein Sohn ließ ihn töten, um selbst die Herrschaft an sich zu reißen. Aber Gott ist gerecht, und er fiel selbst in die Grube, die er seinem Vater schändlich gegraben hatte. Er schickte nämlich alsbald Boten an König Chlodovech und ließ ihm den Tod seines Vaters melden. Die sprachen: „Mein Vater ist tot, und sein Reich und seine Schätze sind mein. Sende etliche von deinen Leuten zu mir, und willig will ich dir schicken, was dir von den Schätzen meines Vaters gefällt." Jener aber sprach: „Dank für deinen guten Willen! Wenn unsere Leute zu dir kommen, so zeige ihnen nur alles; du magst es dann selbst behalten." Und da sie kamen, öffnete er ihnen den Schatz seines Vaters. Als sie nun dies und jenes in Augenschein nahmen, sagte er: „In diesen Kasten pflegte mein Vater feine Goldstücke zu legen." „Stecke doch einmal deine Hand hinein bis auf den Boden," sagten sie, „damit du uns alles zeigst." Er tat dies und beugte sich tief. Da aber erhob einer den Arm und hieb ihm mit der Axt in den Hirnschädel. So traf ihn dasselbe Los, was er ruchlos seinem Vater bereitet hatte. Da aber Chlodovech hörte, daß Sigibert getötet, wie auch

5. Bd. 1 - S. 123

1912 - Leipzig : Dyk
— 123 — sein Sohn, kam er an Ort und Stelle und berief alles Volk. „Hört," sprach er darauf, „was sich zugetragen hat! Während ich die Schelde entlang fuhr, trachtete Chloderich, der Sohn meines Blutsvetters, seinem Vater nach der Herrschaft und machte ihn glauben, ich wolle ihn töten. Als dieser deshalb durch den buchonischen Wald floh, schickte er ihm Mörder nach und ließ ihn ermorden. Darauf wurde er selbst, während er seines Vaters Schätze auftat, von irgendeinem mir unbekannten Manne gleichfalls erschlagen. An diesem allen bin ich durchaus ohne Schuld, denn das Blut meiner Stammvettern darf ich ja nicht vergießen, und schändlich wäre es, wenn ich es täte. Da es jedoch einmal so gekommen ist, so gebe ich euch diesen Rat: Wenn es euch genehm, so wendet euch zu mir, daß ihr sicher lebt unter meinem Schutze." Jene erhoben, als sie dies hörten, ein Freudengeschrei, schlugen an ihre Schilde, hoben ihn auf den Schild und setzten ihn zu einem Könige über sich. So empfing er Sigiberts Reich und seine Schätze, und es kamen die Leute desselben unter seine Herrschaft. Gott aber warf Tag für Tag seine Feinde vor ihm zu Boden und vermehrte sein Reich, darum daß er rechten Herzens vor ihm wandelte und tat, was seinen Augen wohlgefällig war. * * * Es lebte damals zu Cambrai König Ragnachar. Seinen vornehmen Leuten schickte Chlodovech goldene Armspangen und Wehrgehänge — sie sahen freilich nur ans wie Gold, denn es war künstlich vergoldetes Erz —, daß sie ihn gegen ihren König in das Land riefen. Dann zog Chlodovech heran und begann gegen ihn den Kampf. Ragnachar aber sah sein Heer besiegt und wollte fliehen. Da ergriffen ihn die ©einigen, banden ihm die Hände auf den Rücken und führten ihn mit seinem Bruder Richar vor Chlodovech. „Wie," sprach dieser, „konntest du so unser königliches Geschlecht erniedrigen, daß du Mch binden ließest? Ruhmvoller wäre für dich der Tod gewesen!" Und er hob seine Axt und spaltete ihm damit den Kopf. Darauf wandte er sich zum Bruder desselben und sprach: „Wenn du deinem Bruder beigestanden hättest, er wäre nicht gebunden worden," so hieb er auch ihn mit der Axt nieder. Nach dem Tode beider aber wurden ihre Verräter erst gewahr, daß sie unechtes Gold vom Könige erhalten hatten, und sie gingen zu. ihm und sagten es ihm. „Wie billig," soll er ihnen geantwortet haben, „empfängt der solches Gold, der seinen Herrn geflissentlich in das Verderben lockt." Sie sollten es sich ja

6. Geschichtsbilder aus den Reichen der Langobarden und merowingischen Franken - S. 259

1892 - Gütersloh : Bertelsmann
Chlodowech von seiner Bekehrung bis zu seinem Tode. 259 Boten zu Chloderich kamen, öffnete er ihnen den Schatz seines Vaters. Sie nahmen dies und jenes in Augenschein. Und da er sie an eine große Truhe führte, sprach er: „In diesen Kasten pflegte mein Vater seine Goldstücke zu legen." Bei diesen Worten bückte er sich, um ihnen zu zeigen, wie tief die Truhe sei. Aber in demselben Augenblick zerschmetterte ihm einer der Königsboten mit der Streitaxt den Hirnschädel. So traf ihn dasselbe Los, das er ruchlos seinem Vater bereitet hatte. Wie nun Chlodowech hörte, daß auch Chloderich tot sei, kam er nach Köln geritten und berief alles Volk zu einer Versammlung. Darauf sprach er: „Hört, was sich zugetragen hat. Chloderich, der Sohn meines Blutsvetters Sigibert, trachtete nach seines Vaters Herrschaft und machte ihn glauben, ich wolle ihn töten. Als Sigibert deshalb durch den buchonischen Wald floh, schickte er ihm Meuchelmörder nach und ließ ihn erschlagen. Darauf wurde er selbst, während er seines Vaters Schätze musterte, von irgend einem mir unbekannten Manne gleichfalls getötet. An alldem bin ich durchaus schuldlos; denn es wäre ja schändlich, wenn ich das Blut meiner Vettern vergösse. Da es nun aber einmal so gekommen ist, so rate ich euch also: wenn es euch genehm ist, so wendet euch zu mir, daß ihr sicher lebt unter meinem Schutze." Als die Versammelten dies hörten, erhoben sie ein Freudengeschrei, schlugen mit den Speeren an ihre Schilde, hoben Chlodowech auf den Schild*) und machten ihn zu ihrem Könige. So erhielt er Sigiberts Reich und Hort, und das Volk desselben kam unter seine Herrschaft. Darauf wandte sich Chlodowech gegen Chararich, der einen Stamm der salischen Franken — vermutlich in der Gegend von Calais — beherrschte und gegen den Chlodowech noch von alter Zeit her einen Groll hegte. Denn als er zum Kampfe mit Syagrius gezogen war und den Chararich zu Hülfe gerufen hatte, war dieser zwar mit einem Heere ausgerückt, hatte ihm aber keinen Beistand geleistet, sondern war während der Schlacht abseits stehen geblieben, den Ausgang des Kampfes abwartend, um sich dem Sieger anzuschließen. Deshalb suchte Chlodowech jetzt ihn zu verderben. Er nahm ihn und seinen Sohn mit List gefangen und ließ beide fesseln und ihnen die königlichen Locken abscheren; Chararich wurde zum Priester, sein Sohn zum Diakon geweiht. Als nun Chararich überfeine Erniedrigung weinte und klagte, da tröstete ihn sein Sohn, indem er sprach: „Am grünen Holz sind diese Zweige verschnitten, bald werden sie wieder ausschlagen und wachsen, denn der Stamm ist nicht verdorrt; und *) Die merowingischen Könige sahen ihre Herrschaft als eine erbliche an; deshalb hören wir nichts von einer Schilderhebung, wie sie bei Wahlkönigen stattfand. Hier aber genügte die Berufung auf das Erbrecht nicht, weil dies in einem solchen Falle nicht unbestritten war, und weil Chlodowech deshalb die Stimme des Volkes für sich haben mußte. Siehe Giefebrecht 1, S. 105. 17*

7. Völkerwanderung, Frankenreich und Anfänge des Deutschen Reiches - S. 29

1895 - Leipzig : Voigtländer
Theodorich, der Gründer des Ostgotenreiches. 29 zugetragen hat. Während ich die Schelde entlang fuhr, trachtete Chloderich, der Sohn meines Blutvetters, feinern Vater nach der Herrschaft und machte ihn glauben, ich wolle ihn töten. Als dieser deshalb durch den buchonischen Wald floh, schickte er ihm Mörder nach und ließ ihn ermorden. Darauf wurde er selbst, während er seines Vaters Schätze austhat, von irgend einem mir unbekannten Manne gleichfalls erschlagen. An diesem allen bin ich durchaus ohne Schuld; denn das Blut meiner Stammvettern darf ich ja nicht vergießen, und schändlich wäre es, wenn ich es thäte. Da es jedoch einmal so gekommen ist, so gebe ich euch diesen Rat: Wenn es euch genehm ist, so wendet euch zu mir, damit ihr sicher unter meinem Schutze lebt." Als jene dies hörten, erhoben sie ein Freudengeschrei, schlugen an ihre Schilde, hoben ihn auf den Schild und fetzten ihn zum König über sich. So empfing er Sigiberts Reich und feine Schätze, und es kamen dessen Leute unter seine Herrschaft. — Auch viele anderen Könige ließ ertöten, sogar seine nächsten Verwandten, von denen er fürchtete, sie möchten ihm das Reich nehmen, und so breitete er seine Herrschaft über ganz Gallien aus. — Hieraus starb er zu Paris und wurde in der Kirche der heiligen Apostel begraben, die er mit der Königin Chlodechilde selbst erbaut hatte; er regierte im ganzen 30 Jahre und brachte sein Leben auf 45 Jahre. — Als Chlodovech gestorben war, kam fein Reich an feine 4 Söhne: Theuderich, Chlodomar, Childebert und Chlothar, und sie teilten es unter sich zu gleichen Teilen. 8. Theodorich, der Gründer des Ostgotenreiches (493). Prokop, Gotenkrieg I, 1, 2*). Ungefähr zur selben Zeit (zur Zeit Odoakers) erhoben die Goten (= Ostgoten), die sich nach kaiserlicher Anweisung in Thracien niedergelassen hatten, ihre Massen gegen den Kaiser. Ihr König war Theodorich, der zu Byzanz patricischen Rang erhalten und sogar als Konsul den kurulischen Sessel eingenommen hatte. Der Kaiser Zeno, ein Meister in der Benutzung politischer Verhältnisse, forderte Theodorich auf, lieber nach Italien zu ziehen, um nach Niederwerfung Odoakers für sich und seine Goten das ganze Abendland zu gewinnen; für ihn, der dem römischen Senat angehöre, sei es doch würdiger, einen Gewaltherrscher zu bezwingen und dann über Rom und Italien zu gebieten, als sich in den gefährlichen Kampf mit dem Kaiser einzulassen. Theodorich war über diesen Vorschlag sehr erfreut und schlug den Weg nach Italien ein, mit ihm das ganze Volk der Goten ; auf Wagen führten sie Weiber, Kinder und alle ihre bewegliche Habe mit sich. *) Übersetzung von C oste (Geschichtschreiber der deutschen Vorzeit).

8. Der erste selbständige Geschichtsunterricht auf heimatlicher Grundlage - S. 313

1904 - Hannover [u.a.] : Carl Meyer (Gustav Prior)
— 313 — a. Lesen der Auellenberichte. 1. Einst hatten Chlodwigs Krieger bei der Eroberung einer Stadt einen Krug von wunderbarer Schönheit erbeutet. Bei der Verteilung der Beute wollte Chlodwig den Krug gern für sich haben; aber einer unter den Kriegern sprach: „Du bekommst nur das, was das Los dir bestimmt!" Als der König dennoch auf feinem Willen bestand, zertrümmerte der Franke den Krug mit feiner Streitaxt. Der König schwieg und suchte Gelegenheit, den Kecken zu strafen. Bald darauf mußten alle fränkischen Krieger im vollen Waffenfchmncke vor Chlodwig erscheinen, damit sie gemustert würden. Da redete der König jenen Mann hart an, sprach: „Keiner hat so schlechte Waffen wie du!" und schlug ihm die Streitaxt aus der £rnud. Der Franke bückte sich, um die Axt aufzuheben; da aber erhob der König fein Schwert und spaltete ihm den Kopf, indem er sprach: „So tatest du dem Kruge!" 2. Als König Chlodwig in Paris weilte, sandte er heimlich Boten zum Sohne Sigberts, der ein Herzog der Franken war,_ und ließ ihm sagen: „Siehe dein Vater ist alt und hinkt mit schwachem Fuße. Wenn jener sterben sollte, so würde dir mit unserer Freundschaft zugleich fein Reich zufallen. Darauf wurde der Sohn Sigberts von Herrschsucht ergriffen und sann auf den Tod des Vaters. Als nun jener einst die Stadt Kolonia verlassend, den Rhein überschritten hatte und beabsichtigte, durch den Wald Bnchonia zu gehen, und zur Mittagsstunde in feinem Zelte schlummerte, sandte der Sohn Mörder über ihn und ließ ihn töten. Er schickte dann Boten zu Chlodwig, die ihm des Vaters Ende melden und also sprechen sollten: „Mein Vater ist gestorben, und ich habe fein Reich und feine Schätze in meinem Besitze. Sende deine Diener zu mir; was dir von jenen Schätzen gefällt, will ich dir freiwillig über* lassen." Jener gab zur Antwort: „Ich sage dir Dank für deinen guten Willen und bitte dich, daß du unseren Boten alles zeigest, was du selbst allein besitzen sollst." Da die Boten kamen, zeigte er ihnen die Schätze des Vaters. Während sie nun die Reichtümer betrachteten, sagte er: „In diese Kiste Pflegte mein Vater die Goldstücke zu legen." „Strecke deine Hand aus," sprachen jene, „bis auf den Grund, damit du alles zeigest!" Da der Sohn Sigberts dies tat und sich tief herabbeugte, erhob einer den Arm und schlug ihm die Streitaxt ins Haupt. So erlitt der Böse dasselbe Schicksal, das er feinem Vater angetan hatte. Da aber Chlodwig hörte, daß auch Sigberts Sohn tot fei, eilte er in dessen Land, rief alles Volk zusammen und sprach zu ihm also: „Vernehmet, was geschehen ist! Während ich auf dem Scheldefluß fuhr, sandte Sigberts Sohn feinem Vater Mörder nach und ließ ihn erschlagen; er selbst aber siel, während er feines Vaters Schätze ansah, von eines Unbekannten Hand. Unschuldig bin ich an dieser Tat, denn wie

9. Geschichtsbilder aus den Reichen der Langobarden und merowingischen Franken - S. 258

1892 - Gütersloh : Bertelsmann
258 Die Franken bis zum Untergange der Merowinger. Herrschaft über die verschiedenen fränkischen Stämme, auch über die, welche noch unter eigenen Königen standen, errang. Durch diese Thaten, die übrigens keineswegs alle in die letzte Zeit seines Lebens zu setzen sind, von denen vermutlich einige schon vor dem Westgotenkriege geschahen, die wir aber, dem Beispiel Gregors von Tours folgend, weil sie innerlich zusammengehören, hier am Ende von Chlodowechs Geschichte zusammenstellen, durch diese Thaten hat der große Eroberer sein Bild für alle Zeiten in grauenhafter Weise selbst entstellt; denn sie zeigen mit erschreckender Deutlichkeit, daß in des Mannes Herz, der für das Christentum unstreitig Großes gethan hat, kein Strahl des reinigenden, wärmenden Lichtes der christlichen Religion gefallen war. „Seine Hand war blutig und sein Herz voll Sünde;" aber dennoch durfte Gregor, der fromme Mann, nach der Erzählung aller Greuelthaten, durch die Chlodowech die ihm verwandten Gaukönige der Franken ausrottete, ruhig sagen: „So warf Gott alle feine Feinde vor ihm nieder!" Denn „die Menschen sündigen viel, aber der Herr thut, was ihm wohlgefällig." Gregor erkannte in ihm das Werkzeug in der Hand des Allmächtigen, er sah in Chlodowechs Bekehrung und in feiner ganzen Thätigkeit für die katholische Kirche „den Samen des Himmels für unzählige lebende und kommende Geschlechter," und gegen ein solches Verdienst schien ihm alles Böse und Abscheuliche in feinen Thaten in den Hintergrund zu treten. Nach diesen Bemerkungen dürfen wir dem biedern Bischof von Tours das Wort lassen. Als Chlodowech, so erzählt Gregor,*) seinen Sitz in Paris hatte, schickte er heimlich zu Chlo derich, dem Sohne des ripuarischen Königs Sigibert, der zu Köln saß, und ließ ihm sagen: „Siehe, dein Vater ist alt, schwach zu Fuße und hinkt. Stürbe er, so würde dir fein Reich und unsre Freundschaft nach dem Recht zu teil werden." So wurde jener zur Herrschsucht verlockt und sann darauf, wie er feinen Vater tötete. Und als dieser einst Köln verließ und über den Rhein ging, um im buchonifchen Walde (vielleicht bei Fulda) umherzuschweifen, und dort um Mittag in seinem Zelte schlief, kamen gedungene Mörder über ihn; so ließ der eigene Sohn ihn töten, um selbst die Herrschaft an sich zu reißen. Aber Gott ist gerecht, und er fiel selbst in die Grube, die er seinem Vater schändlich gegraben hatte. Er schickte nämlich alsbald Boten an König Chlodowech und ließ ihm den Tod seines Vaters melden mit diesen Worten: „Mein Vater ist tot, und sein Reich und sein Hort sind mein. Sende etliche von deinen Leuten zu mir, so will ich dir gern schicken, was dir von meines Vaters Schätzen gefällt." Chlodowech aber antwortete: „Ich danke dir für deinen guten Willen. Wenn unsre Leute zu dir kommen, so zeige ihnen nur alles; du magst es dann selbst behalten." Und als des Königs *) Buch 2, Kap. 40 ff. Giesebrecht 1, S. 103 ff.

10. Von der germanischen Urzeit bis zum Ausgange der Regierung Friedrichs des Großen - S. 22

1912 - Leipzig : Wunderlich
22 Mittelalter. Bischof zu ihm: „Beuge deinen Nacken, stolzer Sigambrer! Bete an, was du verbrannt hast, verbrenne, was du angebetet hast!" Also bekannte der König den allmächtigen Gott und ließ sich taufen im Namen des Vaters, des Sohnes und des heiligen Geistes; und er wurde gesalbt mit dem heiligen Ole unter dem Zeichen des Kreuzes Christi. Von seinem Gefolge aber ließen sich an diesem Tage mehr als dreitausend taufen. 10. Chlodwig vereinigt die Frankenstämme. Gregor von Tours, Frankengeschichte. Als König Chlodwig in Paris weilte, sandte er heimlich zum Sohne Sigberts, der ein Stammesherzog war, und ließ ihm sagen: „Siehe, dein Vater ist alt und hinkt mit schwachem Fuße. Wenn jener sterben sollte, so würde dir mit unserer Freundschaft zugleich sein Reich zufallen." Darauf wurde der Sohn Sigberts von Herrschsucht ergriffen und sann auf den Tod des Vaters. Als nun jener einst, die Stadt Ko-lonia verlassend, den Rhein überschritten hatte und beabsichtigte, durch den Wald Buchonia (vermutlich iit Hessen bei Fulda) zu gehen, und zur Mittagsstunde in seinem Zelte schlummerte, sandte der Sohn Mörder über ihn und ließ ihn töten, um die königliche Gewalt an sich zu reißen. Er schickte dann Boten zu Chlodwig, die ihm des Vaters Ende melden und also sprechen sollten: „Mein Vater ist gestorben, und ich habe sein Reich und seine Schätze in meinem Besitze. Sende deine Diener zu mit; was dir von jenen Schätzen gefällt, will ich dir freiwillig überlassen." Jener gab zur Antwort: „Ich sage dir Dank für deinen guten Willen und bitte dich, daß du unseren Boten alles zeigest, was du selbst allein besitzen sollst." Da die Boten kamen, zeigte er ihnen die Schätze des Vaters. Während sie nun die Reichtümer betrachteten, sagte er: „In diese Kiste pflegte mein Vater die Goldstücke zu legen." „Strecke deine Hand aus," sprachen jene, „bis auf den Grund, damit du alles zeigest!" Da der Sohn Sigberts dies tat und sich tief herabbeugte, erhob einer den Arm und schlug ihm die Streitaxt ins Haupt. So erlitt der Böse dasselbe Schicksal, das er seinem Vater angetan hatte. Da aber Chlodwig hörte, daß Sigbert tot sei wie auch sein Sohn, eilte er in das Land jener, rief alles Volk zusammen und sprach zu ihm also: „Vernehmet, was geschehen ist! Während ich auf dem Scheldefluß fuhr, stellte Chloderich, meines Verwandten Sohn, seinem Vater nach unter dem Vorgeben, ich wollte ihn töten. Und da jener durch den Wald Buchonia floh, sandte er ihm Mörder nach und ließ ihn erschlagen; er selbst aber fiel, während er seines Vaters Schätze ansah, von eines Unbekannten Hand. Unschuldig bin ich an dieser Tat, denn wie könnte ich das Blut meiner Verwandten vergießen? Gottlos wäre wahrlich ein solches Verbrechen! Aber da sich also dies ereignet hat.

11. Aus der deutschen Geschichte bis zum Ausgange des Mittelalters - S. 69

1912 - Langensalza : Beltz
— 69 - (Es war nämlich der heilige Bischof Remigius ein Mann von hoher Wissenschaft und besonders in der Kunst der Beredsamkeit erfahren, aber auch durch Heiligkeit zeichnete er sich so aus, datz er an Wundertaten dem heiligen Silvester gleich kam. wir haben noch jetzt seine Lebensbeschreibung, die berichtet, daß er einen Toten erweckt habe. Also bekannte der König den allmächtigen (Bott als den Dreieinigen und ließ sich taufen im Hamen des Vaters, des Sohnes und des heiligen Geistes und wurde gesalbt mit dem heiligen Gl unter dem Zeichen des Kreuzes Christi. Don seinem (Befolge wurden aber getauft mehr als dreitausend. Gregor von Tours, (t 17. Nov. 694.) 10 Bücher Fränkische Geschichte übers, v. Giesebrecht. Leipzig, Dyk. 27. Chlodowech macht sich zum Alleinherrscher. Rls König Chlodowech in Paris weilte, sandte er heimlich zum Sohne Sigberts, der ein Stammesherzog war, und ließ ihm sagen: ,,Siehe, dein Vater ist alt und hinkt mit schwachem Fuße, wenn jener sterben sollte, so würde dir mit unserer Freundschaft zugleich sein Reich zufallen." Darauf wurde der Sohn Sigberts von Herrschsucht ergriffen und sann auf den Tod des Vaters. Rls nun jener einst, die Stadt Kolonia (Köln) verlassend, den Rhein überschritten hatte und beabsichtigte, durch den Wald Buchonia (zwischen Werra und Main) zu gehen, und zur Mittagsstunde in seinem Zelte schlummerte, sandte der Sohn Mörder über ihn und ließ ihn töten, um die königliche Gewalt an sich zu reißen. (Er schickte dann Boten zu (Ehlodowech, die ihm des Vaters (Ende melden und also sprechen sollten: ,,Mein Vater ist gestorben, und ich habe sein Reich und seine Schätze in meinem Besitze. Sende deine Diener zu mir; was dir von jenen Schätzen gefällt, will ich dir freiwillig überlassen." Jener gab zur Antwort: ,,3ch sage dir Dank für deinen guten willen und bitte dich, daß du unseren Boten alles zeigest, was du selbst allein besitzen sollst." Da die Boten kamen, zeigte er ihnen die Schätze des Vaters. während sie nun die Reichtümer betrachteten, sagte er: ,,3n diese Kiste pflegte mein Vater die Goldstücke zu legen." ,,Strecke deine Hand aus," sprachen jene, ,,bis auf den Grund, damit du alles zeigest!" Da der Sohn Sigberts dies tat und sich tief herabbeugte, erhob einer den Rrm und schlug ihm die Streitaxt ins Haupt. So erlitt der Böse dasselbe Schicksal, das er seinem Vater angetan hatte. Da aber Chlodowech hörte, daß Sigbert tot sei wie auch sein Sohn, eilte er in das Land jener, rief alles Volk zusammen und sprach zu ihm also: ,,vernehmet, was geschehen ist! während ich auf dem Scheldefluß fuhr, stellte Thloderich, meines verwandten Sohn, seinem Vater nach unter dem vorgeben, ich wollte ihn töten. Und da jener durch den Edald Buchonia floh, sandte er ihm Mörder nach und ließ ihn erschlagen; er selbst aber fiel, während er seines Vaters Schätze ansah, von eines Unbekannten Hand. Unschuldig bin ich an dieser Tat, denn wie könnte ich das Blut meiner verwandten vergießen? Gottlos wäre wahrlich ein solches verbrechen ! Rber da sich also dies ereignet hat, so biete ich euch meinen Rat an. (Erscheint er euch annehmbar, so wendet euch zu mir und tretet untev meinen Schutz!"

12. Deutsche Geschichte bis 1648 - S. 31

1918 - Hannover : Carl Meyer (Gustav Prior)
- 31 -14. Chlodowech unterwirft die ripuarischen Franken. Um 508. Quelle: Gregor von Tours a. a. O. Ii, 40. bersetzung: W. Giesebrecht und S. Hellmann a. a. O. S. 123125. Als Chlodowech seinen Sitz zu Parisx) hatte, schickte er heimlich zum Sohne des Sigibert2) und sprach: Siehe, dein Vater ist alt, schwach zu Fu und hinkt. Strbe er, so wrde dir sein Reich und unsere Freundschaft mit Recht zuteil werden." So wurde jener zur Herrschsucht verlockt und sann darauf, wie er den Vater ttete. Und als dieser einst Kln verlie und der den Rhein -ging, um im ' Buchonischen Walde) umherzuschweifen, und da um Mittag in seinem Zelte schlief, kamen gedungene Mrder der ihn, und sein Sohn lie ihn tten, um selbst die Herrschaft an sich zu reien. Aber Gott ist gerecht, und er fiel selbst in die Grube, die er seinem Vater schndlich gegraben hatte. Er schickte nmlich alsbald Boten an König Chlodowech und lie ihm den Tod seines Vaters melden. Die sprachen: Mein Vater ist tot, und sein Reich und seine Schtze sind mein. Sende etliche von deinen Leuten zu mir, und willig will ich dir schicken, was dir von den Schtzen meines Vaters gefllt." Jener aber sprach: Dank fr deinen guten Willen! Wenn unsere Leute zu dir kommen, so zeige ihnen, ich bitte dich, nur alles: du magst es dann selbst behalten." Und da sie kamen, ffnete er ihnen den Schatz seines Vaters. Als sie nun dies und jenes in Augenschein nahmen, sagte er: In diesen Kasten pflegte mein Vater seine Goldstcke zu legen." Stecke doch einmal deine Hand hinein bis auf den Boden," sagten sie, damit du uns alles zeigst." Er tat dies und beugte sich tief. Da aber erhob einer den Arm und hieb ihm mit der Axt in den Hirnschdel. So traf ihn dasselbe Los, was er ruchlos seinem Vater bereitet hatte. Da aber Chlodowech hrte, da Sigibert gettet, wie auch sein Sohn, kam er an Ort und Stelle und berief alles Volk. Hrt," sprach er darauf, was sich zugetragen hat! Whrend ich die Schelde entlang fuhr4), trachtete Chloderich, der Sohn meines Blutsvetters, seinem Vater nach der Herrschaft und machte ihn glauben, ich wolle ihn tten. Als dieser deshalb durch den Buchonischen Wald floh, schickte er ihm Mrder nach und lie ihn ermorden. Darauf wurde er selbst, während er seines Vaters Schtze auftat, von irgendeinem mir unbekannten Manne gleichfalls erschlagen. An diesem allen bin ich durchaus ohne Schuld: denn das Blut meiner Stammvettern darf ich ja nicht vergieen, und schndlich wre es, wenn ich es tte. Da es jedoch einmal so gekommen ist, so gebe ich euch diesen Rat: Wenn es euch genehm, so wendet euch zu mir, da ihr sicher lebt unter meinem Schutze." Als sie dies vernahmen, schlugen sie unter lautem Zuruf nach erie9te nad) der Beendigung des Westgotenkrieges (507) seinen Sitz p Als Chlodowech zur Regierung kam, herrschten neben ihm bei den salifchen Sf* dagegen waren die ripuarischen Franken bereits zu einem Reiche geeint. Ihr Komg hie Sigebert; ihre Hauptstadt war Kln. 8) Der Wald lag vermutlich in Hessen bei Fulda (vgl. S. 39. Anm. 2). ~ *J A" der Schelde lag der alte Knigssitz Chlodowechs. Der Sinn seiner Worte ist ano der: Wahrend ich mitten m meinem Lande war, also von dem, was hier voraina Nichts wissen konnte ....

13. Völkerwanderung und Frankenreich - S. 75

1906 - Gotha : Thienemann
— 75 — unbeschimpft ließ. Das Herz der Franken schwoll von bitterem Grimm, . und Chlodovech schickte ihnen goldene Armspangen und Wehrgehänge — sie sahen freilich nur aus wie Gold, denn es war künstlich vergoldetes Erz —, die schickte er vornehmen Leuten des Ragnachar, daß sie ihn gegen ihren König ins Land riefen. Chlodovech zog heran und begann gegen ihn den Kampf. Ragnachar aber sah sein Heer besiegt und wollte fliehen. Da ergriffen ihn die ©einigen, banden ihm die Hände auf den Rücken und führten ihn mit feinem Brnder Richar vor Chlodovech. , Wie/ sprach dieser, , konntest du unser königliches Geschlecht erniedrigen, daß du dich binden ließest? Ruhmvoller wäre für dich der Tod gewesen? Und er erhob seine Axt und spaltete ihm damit den Kopf. Darauf wandte er sich zum Bruder desselben und sprach: ,Wenn du deinem Bruder beigestanden hättest, er wäre nicht gebunden worden;' so hieb er auch ihn mit der Axt nieder. Nach dem Tode beider aber wurden ihre Verräter erst gewahr, daß sie unechtes Gold vom Könige erhalten hatten, und sie gingen zu ihm und sagten es ihm. ,Wie billig/ soll er ihnen geantwortet haben, , empfängt der solches Gold, der seinen Herrn geflissentlich in das Verderben verlockt? Sie sollten sich es ja genug sein lassen, daß sie noch lebten; sonst möchten sie den Verrat an ihrem Herrn noch teuer büßen müssen und eines marter-dollen Todes sterben. Da sie das hörten, strebten sie nun dahin, sich seine Gunst zu erwerben, und sagten, es sei ihnen genug, wenn er sie nur leben ließe. Die genannten Könige aber waren Chlodovechs nahe Blutsverwandte, und ihr Bruder war Rignomer, der auf Chlodovechs Befehl ermordet wurde. Als sie so alle getötet, gewann Chlodovech ihr ganzes Reich und alle ihre Schätze. Auch viele andere Könige ließ er töten, sogar seine nächsten Verwandten, von denen er fürchtete, sie mochten das Reich ihm nehmen, und breitete so seine Herrschaft über ganz Gallien aus. Als er aber eines Tages seine Leute versammelt hatte, soll er zu ihnen von seinen Blutsverwandten, die er ermordet hatte, so geredet haben: ,Ach, daß ich nun wie ein Fremdling unter Fremden stehe und mir keiner der Meinigen, wenn t>as Unglück über mich kommen sollte, Hilfe gewähren kann? Aber er sprach dies nicht, weil er bekümmert gewesen wäre um den Tod derselben, sondern aus List, ob sich vielleicht noch einer sände, den er töten könnte." (Gregor von Tours Ii, 40—42; Übersetzung von Giesebrecht a. a. O.) a) 3m Kampfe gegen die fränkischen Kleinkönige zeigt Chlodovech eine schauererregende „Mischung von Tücke und Gewalt, von Arglist und naiver Offenheit im Verbrechen" (Dahn Hi, 65). Das Christentum hat seinen Sinn nicht geändert, die Taufe bildet keinen Abschnitt in seinem innern Leben. Ob man aber berechtigt ist, alles, was Gregor erzählt, wörtlich für wahr zu halten? Nach W. Wattenbach, Deutschlands Geschichtsquellen im Mittelalter I, 107 bis 108 (7. Ausl.), ist Gregors Darstellung von Chlodovech schon durchaus sagenhaft, weil seine Ouelle die lebendige Überlieferung war. Dann aber

14. Handbuch für den Geschichtsunterricht in preußischen Volksschulen - S. 26

1887 - Langensalza : Beyer
26 Dritter Abschnitt. Das Frankenreich von seiner Gründung durch Chlodwig rc. Da kam auf das Gebet des Bischofs eine weiße Taube vom Himmel herabgeflogen und brachte ein Fläschchen geweihten Öls; so erzählt'die Sage. — (Die Beschreibung der Taufhaudlung nach „Stacke, Deutsche Geschichte." Verlag von Velhagen & Klasing, Bielefeld und Leipzig.) So war nun Chlotilden's Herzenswunsch erfüllt; ihr Gemahl war Christ geworden; aber auch das zweite, was sie ersehnt hatte, sollte kommen. Chlodwig führte den Zug gegen die Burgunder aus und schlug diese bei Dijon; doch wurde die Vereinigung Burguuds mit dem Frankenreich erst unter den Söhnen Chlodwig's, die ihm in der Herrschaft folgten, ausgeführt. Über das südliche Gallien herrschten zur Zeit Chlodwig's noch die Westgoten. Auch diesen schönen Teil Galliens fügte er durch einen Sieg über jenes Volk seinem Reiche bei. (1) Chlodwig einigt oas Frankenreich durch Beseitigung seiner Verwandten. Wir haben nun zwar gehört, daß Chlodwig Chr# geworden war; aber es war doch mehr eine äußere Zugehörigkeit zum Christentum; seine Gesinnung war treulos und von heidnischer Grausamkeit. Diese zeigte er so recht gegen seine Verwandten, die noch über einzelne Teile des Frankeulaudes herrschten. Hört, wie er gegen den König Sigbert von Köln verfuhr! Er schickte Boten an den Sohn des genannten und ließ ihm sagen: „Dein Vater Sigbert ist alt und schwach und hinkt aus dem eilten Fuße. Wenn er tot wäre, so würde dir sein Reich zufallen, und meine Freundschaft würde dich dann schützen." Die Worte Chlodwig's erweckten in dem jungen Mann die Begierde, und er trachtete seinem Vater nach dem Leben. Eines Tages ging der Vater über den Rhein, um sich am andern Ufer im Walde zu ergehen. Als er da des Mittags im Zelte schlief, sandte sein Sohn Mörder über ihn, welche ihn ermordeten. Dann schickte der böse Sohn Boten an Chlodwig und ließ ihm sagen: „Mein Vater ist tot, seine Schätze sind jetzt mein. Darum schicke einige von deinen Leuten zu mir, und ich werde ihnen geben, was Du von dem Reichtum meines Vaters zu haben wünschest." Chlodwig schickte seine Gesandten. Als diese anlangten, zeigte ihnen der Königssohn alle seine Schätze. Als er ihnen eine Kiste öffnete und sich über dieselbe beugte, zerschmetterte ihm ein Franke das Haupt, daß er tot niederfiel. Darauf erschien Chlodwig in Köln, lief das Volk zusammen und sprach zu ihm: „Mein Vetter Sigbert ist auf Anstiften feines Sohnes ermordet worden. Dieser aber ist dafür, als er seine Schätze besah, von einem mir unbekannten Manne erschlagen worden. ''Aber ich bin unschuldig daran; ich kann ja nicht das Blut meiner Verwandten vergießen, denn das wäre gottlos. Weil es nun einmal so gekommen ist, so biete ich euch meinen Rat an: wendet euch zu mir und kommt in meinen Schutz!" Als die Kölner Frauken dies vernahmen, riesen sie Beifall, hoben Chlodwig auf den Schild und begrüßten ihn als König. — Chlodwig starb im Jahre 511 und hinterließ sein großes Reich feinen Söhnen, die dasselbe teilten. B. lvort- und Lacherklärungen. 1. Der Name Franken bedeutet „die Freien". Er bezeichnet keinen besondern germanischen Stamm, sondern ein germanisches Völkerbündnis verschiedener Stämme.

15. Quellensätze zur Geschichte der Zustände unseres Volkes - S. 111

1910 - Cöthen : Schulze
— 111 — 174. (585. Der Thronprätendent Gundobald wurde inaaungs- Comminges a. d. Garonne belagert.) Die Belagerung dauerte schon 15^Tage, als Leudegisil neue Werkzeuge zurüstete, um die Stadt zu zerstören. Er bedeckte nämlich die auf Wagen stehenden Sturmböcke mit Flechtwerk und Bohlen. Unter dem Schutze derselben sollte das Heer heranrücken, um die Mauern zu zerstören. Als sie vorgingen, wurden so viel Steine aus sie geworfen, daß alle fielen, die sich der Mauer näherten. Brennende Tonnen mit Pech und Fett, wie auch mit Meinen angefüllte Fässer warf man auf sie herab . . . Als der Morgen anbrach, erhob sich das Heer abermals, um den Kampf zu erneuern. Sie machten Reisigbündel, um das tiefe Tal auszufüllen . . . Greg. Tur. Vii, ■ 37. 175. (737. Karl Martell erobert Avignon, bessert sich die Araber bemächtigt hatten.) Unter Kriegsgeschrei und dem Schalle der Trompeten überfiel man mit Strickleitern und Maschinen die ^ Mauern und Bollwerke und brang in die feste Stadt . . . Fortsetzung des grebegar cap. 109. 176. (537.) Chilbebert I. und Theubebert I. brachen mit ihrem Heere auf gegen Chlothar I. Da biefer meinte, er könne es mit ihrer Heeresmacht nicht aufnehmen, floh er in einen Walb und legte hier im Gebüsche große Verhaue an. Greg. Tur. Iii, 28. [Bgl oben S. 107 Sz. 160.] 5. Stcrcrlshcrrrshcrkt. 177. (Um 509. Chloderich, der Sohn der Ripuarierkönigsde^königl. Sigibert, hatte auf die arglistigen Worte Chlodovechs hin seinen Vater erschlagen lassen.) Chloderich schickte alsbald Boten an König Chlvdovech und ließ ihm bett Tod seines Vaters melden. Die sprachen: „Mein Vater ist tot, ich habe sein Reich und seine Schätze in meiner Hand." Greg. Tur. Ii, 40. 178. (558.) Chilbebert I. starb. Sein Reich und seine Schätze nahm König Chlothar I. in Besitz. Greg. Tur. Iv, 20. 179. (Um 509. Chlodovech sandte Boten zu Chloderich.inhalt des Vgl. Sz. 177.) Als sie kamen, öffnete Chloderich ihnen den Schatz u) seines Vaters. Da sie bies und das betrachteten, sagte er: „In biegen Kasten pflegte mein Vater feine Golbstücke zu legen." —

16. Das Mittelalter - S. 112

1877 - Leipzig : Brandstetter
112 für sie bei Chlodwig verwendete und einen großen Theil derselben dem Ostgothenreiche hinzufügte. Diese Alemannen trat später der gothische König Vitiges an die Franken ab, als er sich diese zu Freunden machen wollte, um nicht gegen sie und Belisar zugleich kämpfen zu müssen. 3. Chlodwigs Treulosigkeit gegen Siegbert und dessen Sohn. Als Chlodwig schon Paris zu seiner Hauptstadt gemacht hatte, schickte er von dort aus Boten an Chloderich, den Sohn des Frankenkönigs Siegbert in Köln, und ließ ihm sagen: „Dein Vater Siegbert ist alt und schwach und hinkt aus dem einen Fuße. Wenn er todt wäre, so würde dir sein Reich zufallen und meine Freundschaft dich schützen!" Die Worte Chlodwig's erweckten in dem jungen Mann die Begierde und er trachtete seinem Vater nach dem Leben. Eines Tages ging der Vater über den Rhein, um sich an dem andern Ufer im Walde zu ergehen. Als er da des Mittags in seinem Zelte schlief, sandte sein Sohn Mörder über ihnf welche ihn tödteten. Dann schickte der böse Sohn Boten an Chlodwig und ließ ihm sagen: „Mein Vater ist todt, feine Schätze und fein Reichthum jetzt mein. Darum schicke einige von deinen Leuten zu mir und ich werde ihnen geben, was du von dem Reichthum meines Vaters zu haben wünschest." Chlodwig schickte feine Gesandten. Als diese anlangten, ward ihnen Alles gezeigt. Der junge König führte sie zu einer Kiste und sprach: „In diese Kiste pflegte mein Vater die Goldmünzen hineinzulegen." Da antworteten jene: „Stecke deine Hand hinein und hole vom Boden herauf, was du dort findest!" Der König bückte sich tief vorn über, da erhob einer von ihnen eine Streitaxt und schlug sie ihm in's Haupt, daß er todt niederfiel. Chlodwig aber eilte sogleich nach Köln, rief das Volk zusammen und sprach: „Höret, was geschehen ist. Wahrend ich auf der Schelde schiffte, verläumdete Chloderich, der Sohn meines Vetters Siegbert, mich bei seinem Vater und sagte, daß ich ihn todten wollte. Und nun, da sein Vater einsamem Walde schlief, hat er selbst die Mörder gegen ihn gesandt und ihn getödtet. Er selbst ist dafür, als er feine Schätze besah, von einem mir unbekannten Manne erschlagen worden. Aber ich bin unschuldig daran; ich kann ja nicht das Blut meiner Verwandten vergießen, denn das wäre gottlos. Weil es nun einmal so gekommen ist, so biete ich euch meinen Rath an: wendet euch zu mir und kommt in meinen Schutz!" Als die Kölner das vernahmen, klatschten sie mit den Händen und riefen Beifall, hoben Chlodwig auf den Schild und begrüßten ihn als König. 4. Chlodwig besiegt die Westgothen. Während Chlodwig sich ein Reich nach dem andern unterwarf, wurden die Westgothen besorgt um sein weiteres Vordringen und deshalb ließ der westgothische König Alarich den Frankenkönig Chlodwig zu einer Besprechung aus der Grenze ihres Gebietes einladen. Auf einer Insel im Loirestrom, nahe bei Amboise, kamen die beiden Könige zusammen, umarmten sich und

17. Vom fränkischen Gaukönig zum römischen Kaiser - S. 47

1910 - Ansbach : Seybold
Lhlodwig gegen seine Vettern. ^.7 Zögernd schlug Arko das Zelttuch auseinander und lauschte abermals auf die tiefen Atemzüge des Königs. Er tat keinen Schritt vor, keinen zurück. „Was zögerst du noch?" raunte ihm Leudast zu. „£?ast du schon vergessen, daß er es war, der dich mit dem Schnitt ins Ohr 52 zeichnen ließ, als du damals aus fernem Dienst entlaufen warst. So will ich die Solidi allein verdienen, wenn du dein Teil verschmähst." Damit trat er leise dicht an Arko heran und suchte ihn beiseite zu schieben. Nun riß Arko den Dolch aus dem Gurt, stürzte sich auf den König und stieß dem Schlafenden die Mordwaffe in die Brust. Dann sprang er rasch wieder hinaus und verschwand mit Leudast im Gebüsch. — Bald hatten sie sich wieder unter die Jagd-genossen gemischt.--------- ^ Viel wild wurde an diesem Tage erlegt. Auf geflochtenen Tragbahren schleppte man nun die Beute zum Sammelplatz. L^orn-signale ertönten und riefen die Jagenden zurück zur Wolfshöhe. — „ Sollte der König noch schlafen?" sagte Lhilderich, trat ans Zelt und blickte hinein. „Was ist geschehen?" rief er. „König Sigibert liegt im Blute! (Er ist ermordet! Die römische Mordwaffe steckt noch in der Brust. Wer, wo sind die Mörder?" — Alles drängte bestürzt heran, auch Leudast und Arko. Dom Gefolge sah einer den andern an und ein Z)in- und ^erfragen entstand. Allein keiner wußte, wer die Tat begangen hatte und wie sie vollbracht worden war. Die )agdfreude war zu Ende. Stumm und schweigend legte man den toten König in die Sänfte, breitete eine Decke über ihn und trug ihn nach Köln zurück. Der Leichnam wurde vom 55-57 Blut gereinigt und in kostbaren Kleidern begraben. Münzen und Waffen gab man ihm nach altem germanischen Brauch mit ins Grab. Nun war Lhilderich £?err der ripuarischen Franken. Nach 59 dem Begräbnis schickte er Boten zu Chlodwig und ließ ihm sagen: 99 „ Stehe, ich habe deinen Rat befolgt. Mein Vater ist tot und sein Heich und seine Schätze sind mein. Sende etliche verschwiegene Leute zu mir, ich will dir zum Danke von den Schätzen meines Vaters senden, was sie wählen." Chlodwig ließ dem Vatermörder sagen: „)ch danke dir für deinen guten Willen. Behalte deine Schätze, aber zeige sie meinen Boten!" Dazu war Lhilderich mit Freuden bereit. (Er öffnete alle Schränke und führte sie auch an eine eisenbeschlagene Kiste, in die sein Vater das Gold gelegt hatte. Wie er sich nun in den Kasten beugte, um den Gesandten zu zeigen, wie tief derselbe sei, erhob

18. Die alten Deutschen während der Urzeit und Völkerwanderung - S. 250

1893 - Gütersloh : Bertelsmann
250 33. Klodwig, der Gründer des Frankenreiches. sein Reich und Hort sind mein. Sende etliche von deinen Leuten zu mir, so will ich dir gern schicken, was dir von meines Vaters Schätzen gefällt." Klodwig antwortete: „Ich danke dir für deinen guten Willen. Wenn meine Leute zu dir kommen, so zeige ihnen alles. Du magst es dann selbst behalten." Und als des Königs Boten zu Kloderich kamen, öffnete er ihnen den Schatz seines Vaters. Sie nahmen dies und jenes in Augenschein. Und da er sie an eine große Truhe führte, sprach er: „In diesen Kasten pflegte mein Vater seine Goldstücke zu legen." Dabei bückte er sich, um ihnen zu zeigen, wie tief die Truhe sei. Aber in demselben Augen- blick zerschmetterte ihm einer der Königsboten mit der Streit- axt den Hirnschädel. So traf ihn derselbe Tod, den er ruchlos seinen! Vater bereitet hatte. Danach kam Klodwig nach Köln ge- ritten und berief das Volk zu einer Versammlung. Hier sprach er: „Hört, was sich zugetragen hat. Kloderich, der Sohn meines Blutsvetters Siegbert, trachtete nach seines Vaters Herrschaft und ließ ihn ermorden. Darauf wurde er selbst, während er seines Vaters Schätze musterte, von einem mir unbekannten Mann er- schlagen. An alledem bin ich durchaus schuldlos. Da es nun aber einmal so gekommen ist, so rate ich euch: wenn es euch genehm ist, wendet euch zu mir, daß ihr sicher lebt unter meinem Schutze!" Als die Versammelten dies hörten, erhoben sie ein Freuden- geschrei, schlugen mit den Speeren an ihre Schilde und niach- ten ihn zu ihrem Könige. So erhielt er Siegberts Reich und Hort, und das Volk desselben kam unter seine Herrschaft. Daraus wandte sich Klodwig gegen Chararich, der einen Stamm der salischen Franken beherrschte. Gegen ihn hegte Klodwig einen alten Groll. Denn als er zum Kampfe mit Syagrius gezogen war, hatte er Chararich zu Hülfe gerufen, und dieser war zwar mit einem Heere ausgernckt, hatte ihm aber keinen Beistand geleistet, sondern war während der Schlacht abseits stehen geblieben, den Ausgang des Kampfes abwartend, um sich dem Sieger anzuschließen. Deshalb suchte jetzt Klod- wig ihn zu verderben. Er nahm ihn und seinen Sohn mit List gefangen und ließ ihnen die königlichen Locken abschneiden und sie zu Geistlichen weihen. Als nun Chararich darüber

19. Das Mittelalter - S. 114

1866 - Leipzig : Brandstetter
112 für sie bei Chlodwig verwendete und einen großen Theil derselben dem Ostgothenreiche hinzufügte. Diese Alemannen trat später der gothische König Vitiges an die Franken ab, als er sich diese zu Freunden machen wollte, um nicht gegen sie und Belisar zugleich kämpfen zu müssen. 3. Chlodwig's Treulosigkeit gegen Siegbert und dessen Sohu. Als Chlodwig schon Paris zu seiner Hauptstadt gemacht hatte, schickte er von dort aus Boten an Chloderich, den Sohn des Frankenkönigs Siegbert in Köln, und ließ ihm sagen: ,,Dein Vater Siegbert ist alt und schwach und hinkt auf dem einen Fuße. Wenn er todt wäre, so würde dir sein Reich zufallen und meine Freundschaft dich schützen!" Die Worte Chlodwig's erweckten in dem jungen Mann die Begierde und er trachtete seinem Vater nach dem Leben. Eines Tages ging der Vater über den Rhein, um sich an dem andern Ufer im Walde zu ergehen. Als er da des Mittags in seinem Zelte schlief, sandte sein Sohn Mörder über ihn, welche ihn tödteten. Dann schickte der böse Sohn Boten an Chlodwig und ließ ihm sagen: „Mein Vater ist todt, seine Schätze und sein Reichthum jetzt mein. Darum schicke einige von deinen Leuten zu mir und ich werde ihnen geben, was du von dem Reichthum meines Vaters zu haben wün- schest." Chlodwig schickte seine Gesandten. Als diese anlangten, ward ihnen Alles gezeigt. Der junge König führte sie zu einer Kiste und sprach: ,,Jn diese Kiste pflegte mein Vater die Goldmünzen hineinzulegen." Da antworteten jene: „Stecke deine Hand hinein und hole vom Boden herauf, was du dort findest!" Der König bückte sich tief vorn über, da erhob einer von ihnen eine Streitaxt und schlug sie ihm ins Haupt, daß er todt niederfiel. Chlodwig aber eilte sogleich nach Köln, rief das Volk zusammen und sprach: „Höret, was geschehen ist. Während ich auf der Schelde schiffte, verläumdete Chloderich, der Sohn meines Vetters Siegbert, mich bei seinem Vater und sagte, daß ich ihn tödten wollte. Und nun, da sein Vater einsam im Walde schlief, hat er selbst die Mörder gegen ihn' gesandt und ihn getödtet. Er selbst ist dafür, als er seine Schätze besah, von einem mir unbekannten Manne erschlagen worden. Aber ich bin unschuldig daran; ich kann ja nicht das Blut meiner Verwandten vergießen, denn das wäre gottlos. Weil es nun einmal so gekommen ist, so biete ich euch meinen Rath an: wendet euch zu mir und kommt in meinen Schutz!" Als die Kölner das vernahmen, klatschten sie mit den Händen und riefen Beifall, hoben Chlodwig auf den Schild und begrüßten ihn als König. 4. Chlodwig besiegt die Westgothen. Während Chlodwig sich ein Reich nach dem andern unterwarf, wurden die Westgothen besorgt um sein weiteres Vordringen und deshalb ließ der westgothische König Alarich den Frankenkönig Chlodwig zu einer Besprechung auf der Grenze ihres Gebietes einladen. Auf einer Insel im Loirestrom, nahe bei Ambosse, kamen die beiden Könige zusammen, umarmten sich und

20. Hilfsbuch zum Unterricht in der deutschen und brandenburgisch-preußischen Geschichte - S. 52

1869 - Erfurt : Körner
52 Chlodwig jedes Vergehen mit größter Strenge. Einst war bei Plünde- rung einer Kirche ein Krug von wunderbarer Größe und Schönheit nebst den anderen kostbaren Kirchengeräthen weggenommen worden. Der Bischof jener Kirche bat, inan möge ihm doch wenigstens diesen Krug wieder zurückgeben. Der König wußte durch seine Worte die Verständigeren seines Volkes zu be- wegen, daß sie ihm außer seinem Benteantheil auch den Krug überließen, den er dem Bischof zurückstellen wollte; nur ein Franke widersetzte sich dem Wunsche Chlodwig's und meinte, daß dieser nichts haben solle, als was ihm nach dem Rechte des Landes durch das Loos zufalle, und er zerschlug mit seiner Streitaxt den Krug und ging trotzig davon. Chlodwig ertrug diesen Schimpf im Augenblick mit Ruhe, nahm sich aber vor, bei passender Gelegenheit den Widerspruch zu strafen. Als er im nächsten Frühjahr das Volk zur Muster- ung auf das Märzfeld rief und Alle durchmusterte, traf er auch auf den, der den Krug zerschlug, und sprach: „Keiner trägt so schlechte Waffen, als du; denn deine Lanze, dein Schwert und deine Axt sind nichts nütze!" Er nahm des Mannes Axt und warf sie zur Erde, und als der Franke sich niederbückte, inn sie aufzuheben, zerschmetterte Chlodwig ihm mit seiner Streitaxt den Kopf und sagte: „So hast du es zu Soissons einst mit dem Kruge gemacht." Der Mann war todt. Die Franken wurden durch solche That mit Furcht vor ihrem Könige erfüllt. Als Chlodwig fast ganz Gallien erobert hatte, gedachte er die übrigen, von seinen Vettern beherrschten Frankenstämme unter seine Gewalt zu be- kommen. Mit List, Verrath und Mord räumte er seine Verwandten aus dem Wege. Sigbert, König der ripuarischen Franken, der zu Köln wohnte, war alt und lahm und hatte einen herrschsüchtigen Sohn. Diesem ließ Chlodwig sagen: „Siehe, dein Vater ist alt, schwach zu Fuß und hinkt. Stürbe er, so würde dir sein Reich und unsere Freundschaft mit Recht zu Theil werden." Da ließ der gottlose Sohn den Vater tödten, als dieser im Walde nach einer Jagd um Mittag im Zelte schlief. Run schickte er Boten zu Chlodwig und ließ ihm sagen: „Mein Vater ist todt, und sein Reich und seine Schatze sind mein. Sende etliche von deinen Leuten zu mir, und willig will ich dir schicken, was dir von den Schätzen meines Vaters gefällt." Chlodwig dankte für den guten Willen und bat ihn, er möge den Leuten nur Alles zeigen und die Schätze selbst behalten. Als nun der Vatermörder den Boten die Schätze zei- gen wollte und sich in den geöffneten Kasten bückte, erschlug ihn einer der Franken hinterrücks mit der Streitaxt. Da nun Chlodwig erfuhr, daß Sig- bert und sein Sohn getödtet worden sei, berief er das Volk Sigbert's zusam- men und erzählte, was geschehen war. Er stellte sich, als habe er keine Schuld an dem Blute seiner Verwandten, und gab dem Volke den Rath, sich ihm zu- znwenden und unter seinen Schutz sich zu stellen. Als die Versammelten dies hörten, erhoben sie ein Freudengeschrei, hoben Chlodwig aus den Schild und riefen ihn zu ihrem Könige aus. Auf solche Weise fuhr Chlodwig fort, seine Herrschaft über alle Franken- stämme auszubreiten. Er machte seinem Christennamen keine Ehre; denn er lebte in der Rohheit und Grausamkeit seines Volkes, die es bewiesen, als es noch nicht den christlichen Glauben angenommen hatte. Im Alter von 45 Jahren starb er zu Paris (511), nachdem er sein Reich unter seine vier Söhne getheilt hatte.