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1. Völkerwanderung und Frankenreich - S. 186

1906 - Gotha : Thienemann
— 186 — die im 6. Jahrhundert eingetreten sein muß. Der Unterschied der oberdeutschen und niederdeutschen Volkssprache hat sich damals herausgebildet, und keine Sprache der Gebildeten, keine Schriftsprache überbrückte diese Kluft. Zwei deutsche Sprachen waren vorhanden, und ihre Träger konnten leicht zwei verschiedene Völker werden. (Hochdeutsche Lautverschiebung 6.- 8. Jahrhundert: die harten Verschlußlaute werden nach Vokalen zu harten Doppelreibelauten: opan — offan — offen; et an — e^an — essen; ik — ih — ich; im Anlaut oder Inlaut nach Konsonanten zu Affrikaten: punt — pfund — Pfund; holt —-holz — Holz.) „Das plattdeutsche ,bat‘ und ,wat‘ neben unserem ,das° und ,toas‘, das plattdeutsche ,tcf‘ statt ,tch‘, ,open‘ statt ,offen' steht mit diesen und den zahllosen ähnlichen Unterschieden der Konsonanten auf derselben Stufe wie das Holländisd)e, das Englische, das Dänische, Schwedische und Norwegische; und alle die genannten Sprachen bewahren hierin den ursprünglichen germanischen Zustand. Von dieser gemeinsamen Grundlage hat sich das Hochdeutsche losgerissen, um zunächst in neuer Eigenart für sich zu bestehen, dann aberals Schriftsprache leise wachsend eine sichere Oberherrschaft zu gewinnen. Der örtliche Ausgangspunkt scheinen die Alpengebiete zu sein: Alamannen, Bayern und Langobarden werden zuerst von der Bewegung ergriffen. Die Franken, Hessen und Thüringer sehen wir nur allmählich hineingezogen. Den Rhein hinab wird der Anstoß schwächer und schwächer; das niederländische Gebiet bleibt unberührt. — Die so entstandene Sprache in ihrer Entwickelung bis ins 11. Jahrhundert hin hat Jakob Grimm Althochdeutsch genannt. Wenn es den Deutschen unsäglich schwer geworden ist, eine einheitliche nationale Literatur und Bildung zu erlangen; wenn jahrhundertelang jede Dichtung nur auf ein landschaftlich beschränktes Publikum rechnen konnte; wenn aud) Heute noch die Volksteile schroffer voneinander getrennt sind als anderwärts; wenn insbesondere Süddeutsch und Norddeutsch sich vielfach als Gegensätze erweisen: so müssen wir jene Lostrennung der Hochdeutschen Sprache teils als die entscheidende und wichtigste, teils als eine mitwirkende und wichtige Ursache erkennen. Aber schon in der nächsten Epoche trat eine Gegenwirkung ein. Die Unterwerfung der Sachsen durch Karl den Großen hat es gehindert, daß nicht Hochdeutsche und Niederdeutsche zwei Nationen geworden sind. Die grausame Ausbreitung des Christentums hat unserem Volke Segen gebracht. Der ungeheure Wille, der Italien, Gallien und Germanien zusammenhielt, hat wenigstens auch Sachsen, Franken, Hessen, Thüringer, Alamannen, Bayern zusammengehalten. Aber zugleich ist durch die Sachsen das germanische Element des Reiches verstärkt worden; und je mehr die frühere gegenseitige Toleranz der Nationalitäten schwand, desto bedeutender trat in den Reichsteilungen unter den Söhnen Ludwigs des Frommen die Rücksicht auf Verwandtschaft der Völker hervor. Zu Straßburg am 14. Februar 842 legten die Westfranken unter Karl dem Kahlen einen Eid in französischer Sprache ab, die Ostfranken unter Ludwig dem Deutschen in deutscher Sprache. Und erst seit dem Vertrage von Verdun von 843 gab es ein Deutsches Reich. Die Muttersprache Karls des Großen war Hochdeutsch; er selbst, seine Familie, seinhos sprach überwiegend Hochdeutsch; und diesem Um stände verdankt die hochdeutsche Mundart den

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1. Deutschland - S. 135

1884 - Leipzig : Brandstetter
135 2) Mitteldeutsche: a) Franken, um den Mittelrhein, im ganzen Maingebiete, in Hessen, im Vogtlande und im Erzgebirge. b) Thüringer, zwischen Harz, Saale und Thüringer Wald. 3) Niederdeutsche: a) Friesen, an der Nordseeküste vom Rheindelta bis Schleswig. b) Sachsen, zwischen Franken und Thüringern einerseits und den Friesen anderseits. Die Holländer bewohnen das Rheindelta (Königreich der Nieder- lande), die Flamen das nördliche Belgien, und die Dänen den nördlichsten Teil Schleswigs. Die Sprache, die von den Deutschen geschrieben wird, nennt man die neuhochdeutsche Sprache. Sie ist nur Schriftsprache, wird von keinem Stamme gesprochen. Jede Gegend hat ihre besondere Mundart. Die deutschen Mundarten sind nun entweder hochdeutsche oder niederdeutsche. Jene unterscheiden sich von diesen durch die härtere Aussprache der Konsonanten und durch breitere, volltönendere Vokale. Drum Piper p!p Up, spricht de plattdütsche Man. Nun Pfeifer pfeif auf, sagt der hochdeutsche Mann. Wo man „bat", „Tid" u. s. f. sagt, da ist niederdeutsche Sprache nicht zu verkennen, während ein „das", „Zeit" ebenso unverkennbar den Stempel des Hochdeutschen an sich trägt. Hochdeutsch und Nieder- deutsch zerfallen wieder jedes in mehrere Mundarten: A. Hochdeutsche Mundarten: 1) Oberdeutsche Mundarten: a) Die alemannische Mundart zwischen Alpen, Wasgau und Lech, nördlich bis zur Mündung der Murg. b) Die bayerische Mundart (worin die österreichische einbe- griffen ist) im Donaugebiete vom Leche bis zur Leitha. 2) Mitteldeutsche Mundarten: a) Die fränkische Mundart um den Mittelrhein von der Murg- mündung bis in die Nähe von Düsseldorf, im ganzen Main- gebiete und in Hessen. b) Die thüringische Mundart zwischen Harz, Saale und Thü- ringer Wald. c) Die obersächsische Mundart im Vogtlande und im Erz- gebirge. d) Die schlesische Mundart an der Mittel-Oder. B. Niederdeutsche Mundarten: a) Die friesische Mundart an der Nordseeküste vom Rheindelta bis Schleswig', aber nur noch ganz vereinzelt. b) Die westfälische Mundart zwischen Niederrhein und Weser südlich von der friesischen. e) Die niedersächsische Mundart zu beiden Seiten der Nieder- elbe, dann weiter nach Osten, längs der Ostseeküste.

2. Allgemeine Erdkunde, Länderkunde, Handelsgeographie und Weltverkehr - S. 287

1906 - Halle a.S. : Schroedel
— 287 — Teile, besonders das Riesengebirge und der Böhmerwald, wo keine älteren slavischen Ortsnamen sich finden. Die wichtigste Scheidung der Deutschen ist heute die in Nord- und Süddeutsche oder mundartlich in Nieder- und Ober- oder Hochdeutsche (ick und ich, dat und das.) Die Grenze zwischen nieder- und oberdeutsch verläuft (s. die Völkerkarte im Schulatlas von Diercke und Gäbler!) von Venlo an der Maas über Creseld, Barmen, den Ederkopf, Kassel, nach dem Unterlauf der Saale und rechts der Elbe von Wittenberg über Lübben, Fürstenberg bis Meseritz und trifft einige Meilen nö. von hier auf polnisches Sprach- gebiet. Eine oberdeutsche Exklave bildet nur die Umgebung von Klausthal auf dem Oberharz. Von den niederdeutschen Dialekten ist das Friesische fast ganz verschwunden. Das dem Friesischen verwandte Holländische oder Niederländische, von den Bewohnern selbst „Nederduitsch" genannt, hat sich zur selbständigen Schriftsprache entwickelt. Eine mundartliche Abweichung des Holländischen ist das Vlaemische, das in neuerer Zeit den Kampf mit dem die Herrschaft - in Belgien führenden Französischen aufgenommen hat. Alle übrigen niederdeutschen Dialekte faßt man mit dem Ausdruck „plattdeutsch" zusammen; sie heißen auch niedersächsisch, da sie mit den Niedersachsen nach W. und mit'der Germanisierung des O. durch die überelbischen Sachsen sich über das heutige Mecklenburg, Brandenburg, Pommern und Ostpreußen verbreitet haben. Die oberdeutsche Mundart zerlegt man wieder in die mittel- deutsche und die eigentliche oberdeutsche. Der erstgenannten gehören an die Rheinfranken, Hessen, Thüringer und Obersachsen. Die Deutschen Schlesiens (sowie auch die Böhmens und Mährens) ge- hören mit Ausnahme der Gebirgsbewohner teils zum sächsischen, teils zum fränkischen Stamme. Süddeutsche sind die Franken im Gebiet des Mains, die Bayern, Schwaben und Alemannen Man nennt die Sprache des Oberdeutschen mannigfaltiger, färben- und tönereicher, die des Norddeutschen mehr glatt und ein- förmig, der Natur des Landes entsprechend 2. Die oberdeutsche Mundart ist gekennzeichnet durch Konsonantenhärte und Breite der Vokale, die niederdeutsche durch Milderung der harten Konsonanten und Verkürzung der vollen Vokale und Diphthonge. Einen unver- kennbaren Einfluß scheint die Natur des Landes auf die Bewohner geübt zu haben. Dem Bewohner des flachen, sumpfigen und nebe- ligen und daher auch ernsteren und trüben Nordens schreibt man kaltes Blut, Phlegma, melancholisches Temperament, Versenken in sich selbst, Vorherrschen der Verstandestätigkeit zu; in dem abwech- selungsreichen, heiteren und lebensvollen Süden findet man mehr 1 Proben verschiedener Mundarten sind in jedem größeren Lesebuch enthalten. 2 Schak- mayer, Deutschlands Norden und Süden.

3. Deutsche Geschichte von der ältesten Zeit bis zum Ende des Großen Krieges - S. 174

1901 - Halle : Gesenius
— 174 — ein verdorbenes Latein ist. Ludwig musste deshalb französisch sprechen, Karl deutsch, damit die Krieger des einen Heeres den König des andern verstanden. Die Langobarden redeten wieder eine andere Sprache, italienisch, auch aus dem Lateinischen entstanden (wie die Westgoten spanisch, ebenfalls aus dem Lateinischen gebildet und am reinsten). Die Burgunder sprachen gleichfalls französisch, deshalb ist ihr Land, wenn auch erst Jahrhunderte später, französisch geworden. Das Deutsche schied sich wieder in zwei Arten, das Niederdeutsche, die Sprache der Sachsen, Friesen und Lothringer, und das Hochdeutsche, die Sprache der Franken, Allemannen und Baiuwaren. Letztere beiden Stämme bekamen nun auch andere Namen: für Allemannen sagte man Schwaben (von Sweben), für die Baiuwaren Baiern.* Die damalige Schriftsprache war das Althochdeutsche. Wiedergabe nach Kernfragen. Erzähle! Zusammenfassung. "Vertiefung. Es mag uns hart erscheinen, dass es den Kärlingern also erging, dass noch nicht hundert Jahre nach des grossen Karl Tode sein Stamm so ruhmlos in Deutschland erlosch. Aber es ist das ganz erklärlich. Die Könige und Kaiser waren eigensüchtig und dabei schwach, uneinig und nicht auf das Wohl des Volkes bedacht. Da war es doch natürlich, dass ihnen so geschah. Freilich, die Reichsgrossen, die ihre Könige wählten und absetzten, thaten für das Volk noch weniger. Dadurch, dass die Kaiser keine Macht hatten, besass auch die Kaiserkrone wenig Wert; sie war ein blosser prächtiger Titel für denjenigen, der sie trug. Einzigen Nutzen hatten von ihr die Päpste, die sich das Recht zusprachen, sie zu vergeben; ihr Ansehen wurde dadurch über das der streitenden Könige erhoben. Karl setzte dem Ludwig und dieser dem Lothar die Kaiserkrone auf; jetzt gab sie der Papst demjenigen, der ihm am meisten dafür versprach. Aber die Völker im Frankenreiche hätten sich doch so wie so nicht mehr zusammenhalten lassen. Das kam durch die Scheidung der Sprache. Die germanischen Stämme auf dem Boden des alten Römerreichs (Frankreich, Spanien, Italien) waren in der Minderzahl zu den Urbewohnern; um die Mitte des neunten Jahrhunderts waren sie ganz mit ihnen vermischt und hatten ihre Sprache angenommen. So entstanden die sogenannten romanischen Nationen: die Franzosen, Spanier (und Portugiesen) und die Italiener. Die Burgunder schlossen sich später an die Franzosen an; die Sachsen in Britannien hielten sich noch länger unvermischt. Rein germanisch blieben allein die * Ich schreibe Baiern, nicht veraltet Bayern.

4. Völkerwanderung und Frankenreich - S. 185

1906 - Gotha : Thienemann
— 185 — 1. Für Sachsen. Arnold H, 1, 269. „Für das sächsische Volk selbst ist Karl der größte Wohltäter gewesen. Denn erst infolge ihres Anschlusses an das fränkische Reich wurden die Stämme (Engern, Westfalen, Ostfalen, Nordalbinger) politisch geeinigt und zu einer festen, widerstandsfähigen Macht. Erst Karl gründete die Einheit des Stammes. — Ob die unver- bundenen Stämme sich gegen die vordringenden Slawen hätten behaupten können ist sehr die Frage." 2. Für Deutschland, a) Kolonisation des Ostens. Arnold Ii, 1, 269 — 270. „Umgekehrt wurde nun der sächsische Stamm durch Karl den Großen befähigt, deutsche Sitte, Bildung und Kultur weithin nach Norden zu verbreiten bis hoch an die Küsten der Ostsee hinauf. Denn gerade an der allmählichen Wiedereroberung dieser altgermanischen Gebiete hat der sächsische Stamm einen hervorragenden Anteil. Würde eine Mark Brandenburg, eiu deutsches Ordensland, ja das ganze heutige Preußen ohne die Einverleibung der Sachsen in das fränkische Reich möglich gewesen sein? Man braucht die Frage nur zu stellen, um zu sehen, welcher Art das Recht war, welches Karl dem Großen zur Seite stand." b) Die Unterwerfung der Sachsen vollendete die Eingliederung der westgermanischen Bölker in das fränkische Reich. Chlodovech. . . . Salier, Ripuarier (auch Hessen), Alamannen (496). Chlodovechs Söhne . Thüringer 531, südliche Alamannen 536. Karl Martell . . . Friesen 716—734. Karl der Große . . Bayern 788, Sachsen 772—804. Ergebnis: Einigung aller westgermanischen Völker unter fränkischer Herrschaft, die Entwickelung der Westgermanen über die Stammesgeschichte hinaus zur Einheit. c) Die Unterwerfung der Sachsen vollendet die Christianisierung der westgermanischen Völker. Einwirkungen römischer Christen Taufe Chlodovechs 496, Franken auf Germanen jenseits des Limes Alamannen, Bayern, und des Rheins. Einwirkungen von christlichen frän- Alamannen, Hessen, Thüringer, kischen Beamten im 6. und 7. Jahrhundert. Mission der irischen Mönche: Goar, Alamannen, Bahern, Thürinaer. Columban, Gallus, Kilian. Angelsächsische Mission: Willibrord, Friesen, Hessen, Thüringer. Bouisatius und seine Schüler und Freunde. Karl der Große. Sachsen. „ Ergebnis: die Einheit der westgermanischen Völker im romisch-katholischen Christentum. d) „Die Unterwerfung der Sachsen durch Karl den Großen hat es gehindert, daß Hochdeutsche und Niederdeutsche nicht Tt3 ol Iai1°oas geworden sind." (W. Scherer.) Vergl. dazu Arnold Jj-, 241—248. Der Epoche der Merowinger gehört ein Ereignis an, welches „ununter* r5en j0rt.toir^'\ und zu den großen Grundtatsachen der deutschen Geschichte zahlt: die sprachliche Scheidung zwischen Süddeutschland und Norddeutschland,

5. Lehrbuch der allgemeinen Erdkunde - S. 205

1836 - Leipzig : Schumann
205 Iii. Kultur - Geographie. §. 870. Die griechische Sprache, die sich durch Fülle, Kraft, Melodie und die Leichtigkeit, mit der sich Wörter zusammensetzen lassen, vor den meisten übrigen auszeichnet, scheint asiatischm Ur- sprungs zusein; das Neugriechische wird mit denselben staben geschrieben, hat aber eine große Anzahl neuer Wörter aufgenommen und auch in der Grammatik manche Veränderungen erfahren. 877. Die zum germanischen Stamme gehörenden Völker sprechen sämmtlich auch germanische Sprachen. Die d eutsche Sprache im Allgemeinen wird in ganz Deutschland geredet, in den russischen Ostsee-Provinzen und in Preußen, im Elsaß und einem Theile Lothringens, Ungarns, Siebenbürgens, ferner in den meisten Kantonen der Schweiz. Unser sogenanntes Hochdeutsch, das in allen diesen Landern die Sprache der gebildeteren Klassen und allgemeine Schriftsprache geworden ist, hat sich im Laufe der letzten drei Jahrhunderte gebildet, lebt jedoch im Volke weder in Meißen, und hier am allerwenigsten, noch sonst irgendwo. Es ist rein ein Produkt der Kunst und wird von wenigstens 12 bis 15 Millionen Deutschen kaum verstanden; der Landmann spricht es niemals; die Predigten, die im Hochdeutschen gehalten werden, ver- steht er nur halb oder gar nicht; in den kleineren Städten sowohl als den größeren herrscht immer im gewöhnlichen Wandel und Ver- kehr ein Dialekt, nie das Hochdeutsche vor. Durch dieses letztere ist freilich viel Verwirrung ins Leben der niedern Stände, die bis- her dadurch von den höheren gewissermaßen isolirt standen, gebracht worden, allein es ist auch nur durch dasselbe eine allgemeine deutsche Literatur möglich geworden. — Die deutschen Mundarten lassen sich in zwei große Abtheilungen sondern, in die oberländische und in die mederdeutsche. Zum Oberdeutschen gehören die Dialekte in der Schweiz, in Tyrol, in den übrigen deutschen Provinzen Oester- reichs, in Böhmen, Baiern, Schwaben, Franken, im Elsaß und der Pfalz, überhaupt am Ober- und Mittelrhein, die in den ge- sammten sächsischen Ländern, Thüringen und einem großen Theile Hessens. — Zum Niederdeutschen gehört das Sassisch-nje- de rd eutsche, oft sehr unpassend Plattdeutsche genannt; eine durch Wortfülle, Weichheit und ungemeinen Reichthum an Wurzelwörtern, von denen sicherlich kaum die Hälfte ins Hochdeutsche übergegangen sind, ausgezeichnete Sprache, die noch jetzt Volkssprache bei mehr als 10,000,000 Deutschen, die eigentliche Schwestersprache des Skan- dinavischen und Muttersprache des Holländischen und Flämi- schen ist; Dialekte desselben sind das Angelsächsische und Frie- sische. Das Sassische wird mit einigen Modifikationen gesprochen von der Mehrzahl der Bewohner in Livland, Pommern, den Mar- ken, Mecklenburg, Holstein, ganz Hannover, Braunschweig, über- haupt bis zum Harze (in dessen Süden thüringische Mundart vorwaltet), in Oldenburg, ganz Westfahlen, einem Theil von Hes- sen und am Niederrhein. Auch das jetzt korrumpirte Deutsch der Siebenbürger stammt von ihm ab. — Das Hochdeutsch oder die Schriftsprache wird am unangenehmsten in Altbaiern, Schwaben, in Meißen und im Königreiche Sachsen überhaupt pro- nuncirt, grammatisch richtig natürlich von den gebildeten Leuten

6. Länderkunde des Erdteils Europa, Der Kolonialbesitz der europäischen Staaten, Wiederholungen aus der mathematisch-astronomischen Erdkunde - S. 183

1911 - Halle a. d. S. : Verl. der Buchh. des Waisenhauses
§ 2. Das deutsche Volk. 183 7. Sachsen, auch Niedersachsen genannt, von Westfalen bis nach Schleswig-Holstein; sie reden im Gegensatz zu den vorher genannten Stämmen plattdeutsch, die ältere Form unserer Muttersprache, die einst auch die mittel- und süddeutschen Stämme redeten, bis sie im Lauf des Mittelalters die oberdeutsche (hochdeutsche) Lautverschiebung annahmen, so daß aus bat das wurde, aus Tid Zit und Zeit usw. 8. Friesen längs der Nordseeküste und auf den deutschen Inseln der Nordsee; sie sprachen ehemals alle das von den übrigen deutschen Mundarten sehr abweichende Friesisch, reden jetzt fast überall niedersächsisch. Einige nordgermanische (dänische) Bevölkerung besindet sich im n. Schleswig, einige romanische (französische) in Lothringen. Polen werden als Arbeiter in die rheinisch-westfälischen Industriegebiete gezogen und leben viel auch in Berlin. Dafür gibt es rund 100 Mill. Deutsche außerhalb der Reichs- grenzen: 10 Mill. als österreichische Untertanen, 2^/h als ungarische, 5^ Mill. deutsche Holländer und 3 3/4 Mill. Belgier deutschen Stammes, 21/2 Mill. deutsche Schweizer. In Nordamerika leben etwa 13 Mill., in Südamerika 1/2 Mill. Deutsche, in Afrika 2/3 Mill., in Frankreich 1/2 Mill., in Rußland 1% Mill. Ungerechnet dabei sind die angel- sächsischen Germanen Großbritanniens und Nordamerikas und die dänischen und skandinavischen Nordgermanen. In römischer Zeit haben sich nach Sprache und Sitten vornehmlich die Ostgermanen von den Westgermanen unterschieden; jene aber sind während der Jahrhunderte der Völkerwanderung fortgezogen und zugrunde gegangen. Aus dem Westgermanischen entwickelte sich das Deutsche. Nach der Eigenart vornehmlich des Lautbestandes, aber auch des Wortschatzes1 unterschied sich im Mittelalter das Süddeutsche als Hochdeutsch vom Norddeutschen, dem Niederdeutschen oder Plattdeutschen. Zwischen beiden Sprachbezirken wurde von einigen Franken und von den Thüringern, die sich am wenigsten unter den germanischen Völkern von ihren alten, heimischen Sitzen entfernt hatten, das Mitteldeutsche gesprochen. Hauptsächlich Thüringer kolonisierten die ostsaalischen Slawen- lande, Königreich Sachsen und Schlesien, und übertrugen somit auch ihre c) Andere Bevölkerung d) Deutsche im Ausland 3. Sprache, a) Das Deutsche. 1 So sagt der Süddeutsche Samstag statt Sonnabend, Bube statt Knabe, verkleinert mit le statt mit chen (plattdeutsch ken), spricht nit statt nicht. Längs der großen Berkehrsstraße des Rheins geht das süddeutsche nit ausnahmsweise von der Schweiz nach N. bis in die Niederlande. Der starke Reiseverkehr der neueren Zeit schleift überhaupt die Stammeseigentümlichkeiten ab. Viel Süddeutsches, z. B. das Wort Bube, bürgert sich im N. ein, und besonders die plattdeutsche Sprachgrenze rückt immer mehr nach N.

7. Teil 4 - S. 16

1910 - Leipzig Wien : Freytag
16 Unsere Handelsbeziehungen verbanden uns mit einigen Gebieten des Auslandes sehr eng und der Gedanke lag deshalb nahe, solche Gebiete auch in politische Verbindung mit dem Heimatlande zu bringen und auswärtige Besitzungen zu erwerben. Diesen letzten Schritt unserer Entwicklung haben wir erst vor wenigen Jahrzehnten unternommen. Er konnte erst zu ersprießlichem Ergebnisse führen, nachdem unser Land staatlich geeint worden war, was in dem Jahre 1871 sich verwirklichte. Staat und Volk. Das Deutsche Reich ist jetzt ein unter gemeinsamer Leitung stehender Staat, dessen einzelne Teile früher die Staaten des „Deutschen Bundes“ waren. Es wird zum großen Teile von Leuten deutscher Abkunft bewohnt. Nur 7% der Bewohner gehören anderen Völkerstämmen an. Die Deutschen sind nicht mehr durchweg reine Germanen, sondern sie haben sich im S. mit Romanen, im W. mit Kelten und im 0. mit Slawen vermengt, da das Land von jeher ein Durchgangs- und Übergangsgebiet war. Am reinsten haben sich einige Stämme im W. erhalten, besonders die Hessen und die Friesen. Nach der Mundart unterscheidet man Oberdeutsche und Niederdeutsche. Die oberdeutsche Mundart ist seit Martin Luther die Schriftsprache geworden und drängt die niederdeutsche Sprache immer mehr nordwärts zurück. Beide Mundarten unterscheiden sich dadurch, daß man im Plattdeutschen dat, v\at und ick sagt, während man im Hochdeutschen die Formen das, was und ich gebraucht. Nicht nur nach der Mundart, sondern auch nach ihrer Art zu siedeln und Häuser zu bauen sowie nach Sitte und Brauch unterscheidet man acht verschiedene Stämme: 1. Die Bayern im Donaugebiete östlich vom Lech und im Alpenvorlande bis nach Österreich hinein; _ 2. die Schwaben vom Lech bis zum Wasgau, im allgemeinen im ]Neckai gebiete, aber auch im Schweizer Alpenvoiland; die westliche Abzweigung nennt man Alemannen; 3. die Mainfranken im allgemeinen nördlich von den Bayern und Schwaben und über den Rhein hinüber, wo sie Pfälzer genannt werden; 4. die Rheinfranken oder norddeutschen Franken in der Rheinprovinz und in Hessen-Nassau; _ _ 5. die Hessen östlich vom Rheinischen Schiefergebirge im Fuldagebiete und Hessischen Berglande; . 6. die Thüringer im Gebiete der Werra und Saale, des Thüringer Av aides und Harzes und jenseits der Saale, wo man sie als Obersachsen bezeichnet, 7. die Sachsen oder Niedersachsen in Westfalen, Hannover und Schleswig- Holstein ; t 8. die Friesen an der Nordseeküste und auf den deutschen Isordseemseln. Die Sprache der Friesen weicht von allen übrigen deutschen Mundarten sehr ab und geht jetzt zugrunde. Dafür tritt der niederdeutsche Dialekt der Nieder- sachsen cm. Das östliche Norddeutschland war zu Beginn der geschichtlichen Zeit nicht von Deutschen bewohnt, sondern seit der Völkerwanderung von Slawen besetzt. Die Deutschen kolonisierten das Gebiet, indem sie ihre Marken vorschoben, unc

8. Die Erde und ihre Bewohner - S. 410

1833 - Stuttgart Wien : Hoffmann Gerold
410 Europa, Deutschland, Bewohner. kürzt wird. So sagen sie z. B. er tabakt (für: er raucht Tabak), es windet (für: der Wind bläset), u. s. w. Das Mitteldeutsche, welches in den weniger gebirgigen Thei- len Süddeutschlands und der Schriftsprache am nächsten in Sachsen geredet wird, hat mehr Mitlauter, als das Hoch- und Niederdeutsche, und unter den Vokalen besonders viele e. Es wird weniger aus der Kehle gesprochen, als das Hochdeutsche, und ist weit nicht so weich und wohllautend, als das Plattdeutsche. Da. der Landstrich, in welchem mitteldeutsch geredet wird, so groß, und, seiner natürlichen Beschaffen- heit nach, so verschieden ist, findet man hier sehr viele Mundarten. Die Verkleiueruugswörter werden im Südwest (im Schwäbischen) auf le, im Ost (im Oesterreichischen) auf el, im nördlichen Theile, in Hessen, Thüringen und Sachsen auf chen, und in manchen Gegenden auf le und la gebildet. Das Niederdeutsche oder Plattdeutsche wird im deutschen Flachlande in verschiedenen Mundarten geredet. Es ist weicher, und wird mehr von den Lippen gesprochen, als das Mitteldeutsche und Hoch- deutsche, hat viele Vokale und Doppellaute, nicht so viele e, als die Schriftsprache, und ist klingender als diese. Der Infinitiv endigt sich gewöhnlicher auf n, als auf e n ; das ei der Schriftsprache erscheint mei- stens als ie; der Doppellaut au aus der Schriftsprache wird häufig in u verwandelt; die Verkleinerungswörter enden in manchen Gegenden mit ken, in manchen mit ing, z. B. Vatting, Mutting, für Vä- terchen, Mütterchen'; die Anhangsilbe er ist im Plattdeutschen in a ver- wandelt, z. B. Vatta, Mutta, Brora, Schwesta, für Vater, Mutter, Bruder, Schwester; das e wird meist heller, als in der Schrift- sprache ausgesprochen, und das g klingt in manchen Gegenden wie j, das v und pf wie f. Im Westen, wo das Plattdeutsche mehr mit französischen und andern Wörtern verinischt ist, weicht es am beträchtlichsten von der deutschen Schriftsprache ab, und ist unter dem Namen: nie- derdeutsch oder holländisch selbst zur Schriftsprache geworden. Der Deutsche ist gerade und offen, treu und redlich, gutmüthig und umsichtig, im Unternehmen besonnen, in der Ausführung beharr- lich. Die Krümme, und die stavische und wälsche List und Tücke sind ihm freind; er strebt, wie die Kraft, in gerader Bahn zum Ziel, die Winkelzüge, Kniffe und Pfiffe vermeidend, des rechten Weges sich be- wußt. Die leibliche und geistige Lebendigkeit, das Schnellausbrausende, Wihige, Verschlissene seiner südlichen und westlichen Ngchbar», chat er oben so wenig, als das Kriechende und Demüthige der Slaven. Er ist dagegen gemüthveller, ernster, fester und gründlicher in seinem Thun,

9. Das Deutsche Reich - S. 52

1900 - Leipzig : Spamer
52 Fünftes Kapitel. § 4. Die niederdeutschen Stämme. Die in unserm Vaterlande wohnenden Niederdeutschen zerfallen nur in zwei Stämme: in die Sachsen und die Friesen, von denen diese seit alter Zeit an den deutschen Nordseeküsten, jene von ihnen südwärts bis zur Grenze der Oberdeutschen (vgl. oben) wohnen. Das ganze östliche Deutschland aber, welches seit dem 6. Jahrhundert von den Slawen besetzt, später indes von den Deutschen wieder zurückerobert und kolonisiert worden ist, trägt nicht eigentlich den niederdeutschen Charakter an sich. Schlesien hat eine überwiegend ober- deutsche Bevölkerung bekommen; bei ihrer Germanisierung sind Anhalt, die Altmark, das Magdeburgische und Brandenburg vorherrschend, Lauenburg, Mecklenburg, Pommern fast ausschließlich mit sächsischen Einwanderern be- setzt worden, während in Ostpreußen dnrch den Deutschen Ritterorden und durch spätere Ansiedelung mehr eine Mischung verschiedener deutscher Elemente ein- getreten ist. Hiernach gestalteten sich auch die mundartlichen Verhältnisse. Die eigent- liche nieder- oder plattdeutsche Mundart wird, da das Friesische fast ganz aus- gestorben ist, durch das „Sächsische" vertreten, welches sich wiederum in einen niedersächsischen und einen westfälischen Dialekt scheidet. Dieser hat eine Neigung, einzelne einfache Vokale des Niedersächsischen zu Doppelvokalen umzuge- stalten und gewisse Konsonanten, die im Niedersächsischen nicht abweichen, eigen- tümlich zu verändern. Die hochdeutschen Doppelvokale au, eu, ei verwandeln sich im Niedersächsischen zu so, ü, ie (für Traum — Droom, für Teufel — Düwel, für Leib — Liew), fs und z werden zu t (für saß — sat, für Herz — Hart). Eigentümlich ist auch dem Niedersächsischen das Fortwerfen von Konsonanten, besonders im Auslaut (Gesich für Gesicht, rich für reichte, hal für holte :c.). Die hochdeutschen langen Vokale 0, ü, e, werden im Niedersächsischen zu 0, ö, e, im Westfälischen dagegen zu au, eu und ei; im Westfälischen wird das soll wie ein sk oder s-ch, das g wie ein ch gesprochen. Die Fürwörter mich, dich lauten niedersächsisch mi, di, west- fälisch mek, dek. Der Stamm der Sachsen galt von alters her als besonders kraftvoll, hoch ge- wachsen und vierschrötig. Neben einer gewissen Derbheit und einer Art trotzigen Selbstgefühls ist den Sachsen treues Festhalten an heimischen Sitten und Bräuchen, starkes Gottvertrauen, Sinn für Ordnung und Gesetzmäßigkeit und Liebe zu Unab- hängigkeit und Selbständigkeit eigen. Weniger durch ihre Sprache als durch ihren echt germanischen Typus (blaue Augen, hellblondes Haar :c.), sowie durch ihr zähes und sprödes Festhalten am Alten, ihre Freiheitsliebe und ihren seemännischen Geist erweisen sich die Bewohner unsrer Nordseeküste als Nachkommen der alten Friesen. § 5. Allgemeine Charakteristik des dentslchen Volkes. Die Unterschiede in den Mundarten der deutschen Stämme haben uns zugleich Gelegenheit gegeben, aus die besonderen Charaktereigentümlichkeiten der einzelnen Stämme einzugehen. Hier betrachten wir noch diejenigen Eigen- schaften, durch welche sich das deutsche Volk als Gesamtheit von andern Natio- nalitäten unterscheidet. Der Charakter des deutscheu Volkes weist eigentüm- liche Gegensätze auf, die nicht nur in seiner früheren Geschichte, sondern auch noch in der Gegenwart deutlich hervortreten. Selten findet sich ein Volk, das mehr Sinn und Liebe besäße für Haus, Familie, Heimat und Vaterland, und welches anderseits mehr Wandertrieb und Wanderlust, mehr Streben in

10. Die Provinz Hessen-Nassau - S. 106

1914 - Berlin [u.a.] : Spemann
106 kleinere Türen ins Freie. Über der Tenne und den Ställen lagert das geerntete Getreide. Der Raum über der Wohnung enthält Vorratskammern oder auch noch Wohn- und Schlafzimmer. Das fränkische Haus ist meist zweistöckig. Das Erdgeschoß wird durch einen Flur, der geradeaus in die Küche führt, in zwei Teile geschieden. Auf der einen Seite des Flurs liegen die Wohnräume, auf der andern die Stallungen. Größere Bauerngüter haben gesonderte Wohnhäuser, Ställe und Scheunen. Sprache. Noch mehr als durch den Hausbau unterscheiden sich die Sachsen von den Frauken und Thüringern durch ihre Sprache. Sie sprechen die niederdeutsche (plattdeutsche) Mundart, während sonst in der Provinz der oberdeutsche (fränkische, thüringische) Dialekt geredet wird. Auch das Hochdeutsch der Sachsen ist durch das scharfe „st" und „fp" von dem sonst in Hessen-Nassau üblichen abweichend (s-teheu: schteheu' f-precheu: schprecheu). Die Sprach- grenze zwischen Oberdeutsch und Niederdeutsch geht von der Eder- quelle quer über das Bergland zwischen der Fulda und der Diemel nach Münden. Die hessische oberdeutsche Sprache hat wieder gleich der thüringischen viele Mundarten. Eigentümlichkeiten. Die Hessen, die Nachkommen der alten Chatten, haben gleich den Sachsen und Thüringern seit alter Zeit ihre Wohnsitze kaum verändert. Sie zeigen in ihrer äußern Er- scheinung meistens die den Germanen zukommenden Eigentümlich- keiten: kräftige Gestalt, blaue Augen und blondes Haar; dabei sind sie treuherzig, ernst, tapser und bedächtig. Im Rhein- und Maintale und in den angrenzenden Ebenen haben sich Alamannen und Römer und später die eingewanderten Franzosen und Wallonen mit den Franken vermischt. Daher trifft man dort häufig Leute mit dunklen Augen und schwarzem Haar. Infolge jener Vermischung und be- sonders des außerordentlich regen Verkehrs am Rhein und Main sind die Bewohner dieser Gegenden lebhafter, offener, wißbegieriger und gegen Fremde zuvorkommender als in den übrigen Teilen der Provinz und namentlich in den Gebirgsgegenden. Der Westerwälder z. B. ist im Gegensatz zum Rheiugauer sehr zurückhaltend, sparsam und in seiner Lebensweise äußerst einfach und genügsam. Dem Thüringer rühmt man große Betriebsamkeit, fröhliches Wesen und Begabung für Musik nach. Da Hessen-Nassau ein bergiges, von nur wenigen großen Heer- straßen durchzogenes Land ist, so haben in vielen Gegenden die Be- wohner noch alte Sitte und Tracht bewahrt. Besonders gilt das von der Schwalm (vgl. S. 48 ff.) und der Landschaft nördlich vom Süntel. Daß die Hessen fleißig und genügsam find, deutet schon der alte Spruch an: „Wo Hessen und Holländer verderben, kann niemand Nahrung erwerben." Wegen ihrer im Kampfe oft bewiesenen Tapfer- keit und Unerfchrockenheit, die auf keine Gefahr achtet, hat man ihnen die Bezeichnung „blinde Hessen" beigelegt. Beschäftigung. Die Bewohner der Ebenen beschäftigen sich vor- wiegend mit Ackerbau. Auf den Gebirgen werden außer dem-

11. Völkerwanderung und Frankenreich - S. 187

1906 - Gotha : Thienemann
— 187 Borrang, den sie von jener Zeit an fast ohne Unterbrechung, wenn auch in wechselnden Machtkreisen, behauptet. Unter Karl dem Großen treffen wir zuerst den Ausdruck ,deutsch1, d. H. volkstümlich (von deot = Volk), als Bezeichnung der Volkssprache germanischer Abkunft im Gegensatze zum Lateinischen und Romanischen." Arnold Ii, 2, 234. „Sehr charakteristisch haben alle dem römischen Reich benachbarten Völker von Ansang an zum Werden der Ration mitgewirkt, die fränkischen Stämme auf politischem Gebiet, Alamannen und Bayern auf geistigem. Natürlich mußte die Unterwerfung der letzteren unter fränkische Herrschaft hinzukommen, wenn die Bewegung (hochdeutsche Lautverschiebung) sich weiten Kreisen mitteilen und in der Folge Gemeingut der Nation werben sollte. Aber inbem die Alamannen und Bayern vielleicht gleichzeitig, ba sie unter fränkische Herrschaft kamen, den Übergang zur oberbeutscheu Lautstufe vollzogen, halfen' sie ebensosehr das neu entstehenbe teutsche Volk begrünben, als es die Franken durch die Grunbung ihres großen Reiches taten, das nach und nach sich über alle in Deutschland wohnenben Stämme erstreckte und unter Karl dem Großen auch die Sachsen erfaßte. Denn erst burchbiese neue Laut stufe würde die Trennung des beuts chen Volkes von den übrigen Germanen angebahnt und später die Bilbnng unserer hochdeutschen Schriftsprache möglich gemacht. Soistdiegenesisdersprache zugleich die Genesis des Volkes, das sie rebet. Doch mußten volle taufenb Jahre barüber hingehen, ehe die nationale Einheit in der Sprache wie im Leben und Bewußtsein des Volkes deutlich zutage trat." e) Fassen wir b, c und d zusammen! Mit der Unterwerfung der Sachsen vollendet sich die staatliche Einigung der West-germanen. Die einigenden Kräfte sind: das fr änkisch e Königtum, das römisch-katholische Christentum und die hochdeutsche Sprache. In drei Stufen der Entwickelung kommen die Westgermanen zu diesem Ergebnis. Urzeit, bis etwa Mitte des 2. Jahr- Die Westgermanen zählen etwa hunberts n. Chr.: Wanbernngen, 50 kleinere Völkerschaften, der Römerkämpfe. Völkerschaftsstaat (I§ 15); Armins Versuch, ein Stammeskönigtum zu begrünben, miß- lingt (I § 6). Mitte des 2. bis Ausgang des Die Stamme der Alamannen, 5. Jahrhunberts: zweite west- Franken, Friesen, Sachsen, Thü- germanische Wanberung und ringer u. Bayern. (S. 36.) Der Römerkämpfe. Stammesstaat. Ausbreitung der Frankenherrschaft Einigung aller westgermanischen und des römisch - katholischen Stämme im römisch-katholischen Christentums über die westger- Glauben unter dem fränkischen manischen Völker; begonnen von Königtum. Fränkischer Ein- Chlobovech 496, vollenbet von heitsstaat. Karl dem Großen 804. Die hochbeutfche Sprache. Der Fortschritt von sehr vielen Völkerschaftsstaaten zu wenigen Stammesstaaten und dem fränkischen Einheitsstaat ist begleitet von einer Neubildung der politischen Verfassung:

12. Landeskunde der Provinz Hessen-Nassau - S. 12

1914 - Breslau : Hirt
12 B. Hessen. — I, Das Land als Ganzes. 6. Die Bevölkerung. Die Bestandteile. Die Hessen, nach denen das Land seinen Namen trägt, bilden den weitaus größten Teil der Bevölkerung, sie sind Nachkommen der alten dem Frankenstamme angehörenden Chatten. Nach der Werra zu, östlich einer Linie Münden - Vacha, finden wir in den Kreisen Witzenhausen und Eschwege eine Mischbevölkerung aus hessischen und thüringischen Bestand- teilen, ebenso im Schmalkaldischen- nach der Nordgrenze zu, besonders in den Kreisen Wolfhagen und Hofgeismar, treten an die Stelle der Hessen die Niedersachsen, die Grafschaft Schaumburg gehört ganz dem niedersächsischen Gebiete an. Die Sprache. Hessen und Thüringer sprechen mitteldeutsche (hoch- deutsche) Mundarten, während die Niedersachsen die niederdeutsche oder sog. plattdeutsche Mundart sprechen, die tiefgehende Unterschiede, vor allem in den Konsonanten, gegenüber den mitteldeutschen Mundarten aufweist. Die hochdeutschen Wörter ich, helfen, Wasser lauten im Niederdeutschen ik, helpen, Water, Sprachformen, die den älteren Sprachzustand darstellen. Die Sprachgrenze zwischen hochdeutscher und niederdeutscher Sprache verläuft über den Kamm des Rothaargebirges südlich von Sachsenberg und Sachsenhausen in Waldeck, über die Balhorner Hochebene nach dem Habichts- wald, an die Fulda zwischen Cassel und Münden, um sich weiter südlich von Hedemünden an der Werra nach Heiligenstadt hinzuziehen. Der Charakter. Ein zähes Festhalten an dem Alten, Liebgewonnenen ist den Hessen eigen, sie sind neben den Friesen der einzige deutsche Volks- stamm, der seine schon um 400 v. Chr. eingenommenen Wohnsitze nicht wieder verlassen hat. Treu hält der Hesse an alter Sitte und Tracht fest, die oft höchst malerisch ist, so vor allem in der Gegend der Schwalm (Bild 26 — 28). Der im allgemeinen nicht sehr fruchtbare Boden hat die Bewohner zu Fleiß und Genügsamkeit erzogen, und der unerschrockene kriegerische Mut der Chatten, den schon Tacitus rühmt, hat sich auf die Enkel vererbt- ihnen hat ja die Tapfer- keit, die keine Gefahr sieht, den ehrenden Beinamen „Blinde Hessen" ein- gebracht. In fast noch höherem Grade zeigen die Niedersachsen dasselbe treue Festhalten an altüberlieferten Einrichtungen, wie es sich in der Redensart „Et bliefft biem ahlen" (Es bleibt beim alten) ausspricht. Dabei ist der Niedersachse zurückhaltend, ja mißtrauisch gegen das Fremde wie den Fremden, von hoher Begabung, wie der Hesse von ernsterer Gemütsart. Die Thüringer dagegen sind wie der Franke des Kinzigtales beweglicher, anstellig, lebensfroh, Freunde von Gesang und Tanz. Die Religionsflüchtlinge. Zu der mehr als zwei Jahrtausende boden- ständigen Bevölkerung Hessens kommen, von den Juden abgesehen, noch französische Religionsflüchtlinge hinzu, die von verständigen Fürsten zum Segen des Landes angesiedelt wurden, so in den Kreisen Hofgeismar, Wolfhagen, Frankenberg, Marburg (hier besonders Waldenser), Kirchhain, Iiegenhain, Hersfeld, Fulda. Wallonen siedelten sich vor allem in Cassel und Hanau an und wurden hier die Schöpfer blühender Industriezweige. Siedlungsform. Die älteste deutsche Siedlungsform des Einzelgehöftes, die wir in Westfalen noch so häufig antreffen, tritt in Hessen hinter der

13. Deutsche Schulgeographie - S. 13

1908 - Gotha : Perthes
13 den Sudeten (Oder) und Karpathen (Weichsel). Von der Weichsel ist nur der Unterlauf deutsch. ~>§ 14. Das Deutsche Reich, 541000 qkm groß, ist nach Groß- Britannien und Italien der am dichtesten bevölkerte Großstaat Europas (112 aus 1 qkm). Von den 61 Millionen Bewohnern sind nur ungefähr 4^ Mill. nicht deutsch: Slaven (über 3j Mill.) an der Ostgrenze, Dänen an der Nordgrenze und Franzosen an der mittleren Westgrenze. Die Deutschen scheiden sich sprachlich in Ober- und Niederdeutsche; eine Linie von Krefeld bis Birnbaum an der Warthe bildet ungefähr die Grenze. Die Nieder- oder Plattdeutschen (beide Bezeichnungen stammen von der Beschaffenheit der Wohnsitze — Tiefebene — her) heißen auch Nieder- sachsen. Die sogenannten mitteldeutschen Mundarten der Ober- sachsen (Thüringer), Hessen und Rheinfranken bilden den Übergang zu den echt oberdeutschen (süddeutschen) Mundarten der Mainfranken, Bayern und Schwaben. Die Sprache der Oberdeutschen (das sogenannte Hochdeutsch, weil es im höher gelegenen Süden gesprochen wird) ist im Lause der Zeit die ausschließliche Schriftsprache geworden. Drei Fünftel der Bevölkerung des Reiches (36 Mill.) sind evan- gelisch, zwei Fünftel (22 Mill.) katholisch (vgl. D. Sch.-A. 29). Erläuterung. Die Deutschen wohnten schon lange v. Chr. in ihren heutiaen Wohnsitzen und beschäftigten sich vorzüglich mit Krieg und Jago. Im 4., 5. und 6. Jahrhundert n. Chr. wanderten zahlreiche Stämme nach W. (Franken) und S., zerstörten das römische Reich, gaben aber bald ihre Sprache auf und vermischten sich mit den Besiegten. In die ursprünglichen Wohnsitze der Ausgewanderten wanderten Slaven des polnischen und tschechischen Stammes ein, die im früheren Mittelalter bis zur Elbe und Sächsischen Saale wohnten, wo noch jetzt zahlreiche Ortsnamen auf „ch" und „ow" oder „au" ihre ehemalige Anwesenheit verraten. Karl der Große (768 bis 814) gründete ein gewaltiges Reich, das Frankreich und Deutschland bis zu den Slavengrenzen, Böhmen, Mähren, die österreichischen Alpenländer und Italien bis über die Tiber umfaßte. Bald nach seinem Tode aber zerfiel das Reich in eine West- (Frank- reich) und eine Osthälfte (Deutschland). Das „Heilige römische Reich deutscher Nation" (962 bis 1806) war viel größer als das heutige Deutsche Reich. Es umfaßte außer diesem noch Böhmen, Mähren, alle Alpenländer, das Rhone-Tiefland, die Niederlande und Belaien und die Nordhälfte von Italien. An der Spitze desselben stand ein von den sieben Kurfürsten gewählter König, der zugleich Römischer Kaiser war. Die östlichen Slaven wurden unterworfen und germanisiert. Dasselbe Schicksal traf seit 1230 die den Litauern verwandten Preußen, als der Deutsche Ritterorden sie dem Christentum und seiner Herrschast unterwarf. Während die Deutschen im O. verlorenes Gebiet wieder zurück-

14. Die Provinz Hannover - S. 19

1882 - Hannover : Carl Meyer (Gustav Prior)
19 Hunderts ward hier noch wendisch geredet und erinnerten manche sonderbaren Gebräuche an das slavische Heidentum. Jetzt ist dieses jedoch verschwunden, und die Bewohner des Wendlandes unterscheiden sich nur noch in wenig erheblichen Dingen von den sie umgebenden Deutschen. Juden, französische Füchtlinge, sowie Abkömmlinge einzelner Türken, welche aus den früheren Feldzügen gegen die Türkei ins Land gekommen sind, verschwinden unter der übrigen Bevölkerung fast gänzlich. Die Sprache des gewöhnlichen Volkes ist das Plattdeutsche. Südlich vou Münden bildet der Habichtswald nicht nur die Grenze zwischen den Provinzen Hannover und Hessen-Nassau, sondern anch eine natürliche Volksscheidung zwischen dem Stamme der Sachsen und der Katteu (mit einer allmäligen Umbeuguug ihres Namens Hessen genannt). Der Habichtswald ist zugleich die natürliche Sprachgrenze, indem er das eigentliche Plattdeutsche vou dem Hoch- deutschen im Munde des Volkes scheidet. Die beiden Benennungen „hochdeutsch, plattdeutsch" haben zu einem unter dem Volke noch lebenden Irrtum Veranlassung gegeben. Weil nämlich das Hoch- deutsche, die Schrift- und Büchersprache unserer Zeit, auch im uörd- licheu Deutschland zuerst durch die Bücher, durch die Gelehrten, die Geistlichen und Schullehrer, durch die Beamten und Vorgesetzten, durch reiche und vornehme Reisende von Mittel- und Süddeutschland, nlso im allgemeinen dnrch die Mitglieder der höheren Stände in das Gebiet der Sachsen eingeführt ist: so vergaß unser Volk, daß „Hoch- deutsch" die Sprache sei, welche in dem höheren, das heißt in dem gebirgigen Deutschlaud, in den mittleren Teilen nnsers großen Vater- landes geredet wird, im Gegensatz zu dem Plattdeutschen, welches ursprünglich da herrschte, wo das Laud platt, das heißt flach und eben, ohne Gebirge ist; und es entstand so sehr natürlich der Irr- tum, das Hochdeutsche sei die Sprache der höheren Stände und das Plattdeutsche die Rede des Niedern Volkes, es sei eben eine platte, eine ungebildete, eine gemeine Sprache. Dnrch das Eindringen der Franken in Niedersachsen wurde der erste Keim der hochdeutschen Mundart dorthin gebracht, doch blieb das Niedersächsische Landessprache bis zum Ende des sechszehnten Jahrhunderts. Die Reformation hat den Wesentlichstelt Anteil an der Einbürgerung der hochdeutschen oder Schriftsprache, und noch jetzt ist der Religions- und Schulunterricht an vielen Orten die einzige Quelle der hochdeutschen Mundart, die allerdings in den Städten vorherrscht, jedoch ans dem Lande überall noch dem Plattdeutschen im gewöhnlichen Umgange weichen muß. Vou dem Plattdeutschen oder Niedersächsischen kann man vier Arten unterscheiden; 1) das Plattdeutsche iu Kalenberg, Hildesheim, Göttingen, Lüneburg und Hoya, welches eine Sprache bildet, jedoch dnrch örtliche Einflüsse und die allmälige Annäherung zu anderen 2*

15. Beschreibende und lehrende Prosa - S. 309

1889 - Freiburg im Breisgau : Herder
7. Die deutschen Dialekte. 309 die Seite setzen müssen. Es war jedoch besser, daß es unterblieb und daß nunmehr alle Deutschen mit gesammelter Kraft einer einzigen Sprache pflegen, die gleich der attischen streben sollte, über allen Dialekten zu schweben. Die Lautverschiebung^ ist das sicherste Kennzeichen, woran sich hochdeutsche Sprache von niederdeutscher unterscheiden läßt. Außer den Schwaben und Bayern sind auch Hessen, Thüringer und Langobarden hoch- deutsch. Alles, was sächsisch, friesisch, skandinavisch, gotisch heißt, beharrt entschieden bei der zweiten Stufe. Aber es gab eine Zeit, wo die hochdeutsche Verschiebung noch nicht da war und alle deutschen Dialekte auf der zweiten Stufe standen; es gab eine noch frühere Zeit, wo auch die zweite un- entwickelt war und alle deutschen Konsonanten zu den lateinischen stimmten. Innerhalb dieser Einheit und Verschiedenheit hat sich die ganze Ge- schichte deutscher Sprache entfaltet. Wir dürfen sechs bestimmt unter- schiedene Zungen ansetzen, welche, der Schrift teilhaft geworden, ihre Eigentümlichkeit behaupteten: die gotische, hochdeutsche, niederdeutsche, angel- sächsische, friesische und nordische. Von ihnen ist die gotische ganz, ohne daß etwas Neueres an ihre Stelle getreten wäre, erloschen. Die hoch- deutsche hat ihre Lebenskraft und Bildsamkeit bewährt und davon in drei Zeiträumen unverwerfliches Zeugnis abgelegt. Die niederdeutsche wurde zersplittert; man kann annehmen, daß ihr edelster Teil mit den Angel- sachsen auszog; aus dem Schoße der angelsächsischen Sprache aber erhob sich mit starker Einmischung des romanischen Elementes verjüngt und mächtig die englische Sprache. Zur Volksmundart herabgesunken ist der Friesen und Chauken Sprache, und ein gleiches gilt von einem großen Teile der altsächsischen, doch so, daß aus den Trümmern eines andern Teiles eine eigene niederländische Zunge neu erstand, obschon diese nicht ganz mit der altsächsischen Grundlage zusammenzufallen, sondern noch batavische oder fränkische Stücke in sich einzuschließen scheint. In Skandinavien sind sich altnordischer, schwedischer und dänischer Dialekt fast so zur Seite ge- stellt, wie auf dem festen Lande gotischer, hochdeutscher, niederdeutscher. Es haben sich also bis auf heute nur fünf deutsche Sprachen auf dem Platze behauptet: die hochdeutsche, niederländische, englische, schwedische und dänische, deren künftige Schicksale nicht vorausgesagt, vielleicht geahnt werden dürfen. Wie in den Völkern selbst thut sich auch in den Sprachen, die sie reden, eine unausweichliche Anziehungskraft der Schwer- punkte kund, und lebhaft erwachte Sehnsucht nach festerer Einigung aller sich zugewandten Stämme wird nicht nachlassen. Einen Übertritt der Niederländer zur hochdeutschen Sprache, der Dänen zur schwedischen halte ich in den nächsten Jahrhunderten sowohl für wahrscheinlich als allen 1 1 Siehe Teil I (2. Aufl.), S. 3.

16. Deutschkunde - S. 41

1917 - Leipzig [u.a.] : Teubner
Die Gliederung der Sprache nach Mundarten 41 Die deutsche Sprache können wir seit dem 7. Jahrhundert in ihrem Wachsen verfolgen. Ausgangs des 8. Jahrhunderts wird sie zum ersten Male im Gegensatz zum Lateinischen als die „volkstümliche" theotisca genannt (von diot --- Volk), daraus ward mhd. tiusch, dann teutsch. Ihre Grenzen zeigt die Karte, sie zeigt zugleich aber, daß besonders im Westen manches Gebiet der alten germanischen Stämme verlorengegangen ist, während nach Osten die Ausbreitung tief in fremdes Sprachgebiet geführt hat. Die Grenzen, besonders gegen die keltisch-römische Bevölkerung, waren lange schwankend (vgl. die vielen Orte mit Walen = Welschen), überhaupt zeigt sich an den Sprachgrenzen oft eine Beeinflussung durch die fremde Sprache, ebenso in den Siedlungsgebieten, deren frühere Bevölkerung ja fast nie ausgerottet wurde. Das Bild wird noch mannigfaltiger dadurch, daß bei Besiedlung durch Angehörige verschiedener Mundarten nicht immer eine siegte, sondern oft aus der Mischung eine neue Mundart entstand. Die Fülle dieser Mundarten läßt sich in zwei Hauptgruppen teilen: die niederdeutsche und die hochdeutsche. Ihre Trennung ergab sich im 6.—8. Jahrhundert durch die sogenannte hochdeutsche Lautverschiebung, der auch die Lehnwörter unterworfen wurden. Sie läßt sich kurz in den Hauptzügen durch folgenden Vergleich zeigen: Anlaut: altsächs. tw6ne zu ahd. zwene; porta zu pforta; corn zu körn (sprich khorn). Inlaut und Auslaut: altsächs. writan zu ahd. rizan (reißen); hwat zu was (was), wäpan zu wäfan (Waffe); mittelnd. hopen zu mhd. hoffen, altsächs. wrekan zu ahd. rehhan (rächen), altnd. juk: ahd. joh (sprich ch); altsächs. thenkian zu ahd. denken, dor: tor. Dein niederdeutschen Gebiet gehört zu das Niederfränkische (jetzt Niederländisches und das Niedersächsische (Plattdeutsch). Das hochdeutsche Gebiet umfaßt das Thüringische, Main- und Rheinfränkische als mitteldeutsche und das Bayrische, Alemannische und Oberfränkische als oberdeutsche Mundarten. Letztere zeigen nach Behaghel für germanisches p im Anlaut und in der Verdoppelung pf und bilden die Verkleinerung mit einer 1--Silbe, das Mitteldeutsche bildet sie mit einer ck-Silbe und sagt für p im Westen p, im Osten f. Für die Abgrenzung der einzelnen Mundarten sind hauptsächlich Verkehrsgrenzen maßgebend gewesen, doch haben auch politische und religiöse Grenzen zur Scheidung beigetragen. Auch finden sich innerhalb der einzelnen Mundarten noch allerlei Unterschiede, besonders nähern sich die Städte meist mehr der Schriftsprache als das umliegende Land. Außer nach Mundarten gliedern wir die Sprache ihrer Entwicklung nach. Das Althochdeutsche herrscht bis etwa 1100, dann werden die kurzen Endungsvokale durch das einförmige e ersetzt; zuerst im Norden, dann im Süden;.so entsteht das Mittelnieder- und Mittelhochdeutsche. Vom 13. bis zum 16. Jahrhundert werden fast im ganzen Gebiet des Hochdeutschen die

17. Leitfaden der Geographie von Deutschland - S. 13

1871 - Nürnberg : Korn
13 rere Tausend Wallonen mit französischer Sprache, in Südtirol und im österreich. Küstenlande etwa 500,000 Italiener. Die Deutschen theilen sich in folgende, durch ihren Dialekt unterschiedene Stämme: 1) Sachsen, besonders zwischen Elbe und Weser, dann in Westfalen; 2) Friesen an der Nordseeküste gegen die Niederlande hin; 3) Schwaben nördlich Don.den Alpen zwischen Rhein und Lech; 4) Bayern zwischen Lech und Enus; dann östlich und süd- lich tief nach Oesterreich hinein; 5) Thüringer, in der Mitte von Deutschland, an der Werra, Saale, nördlich bis in die Nähe des Harz; 6) Franken vom Mittel- und Niederrhein bis zum Main und dessen Nebenflüssen. In Holstein sind Niedersachsen, Friesen und Slaven ver- mischt; Schleswig hat im Süden niedersächsische, nach Norden hin dänische Bevölkerung. Schon frühzeitig bildeten sich in Deutschland zwei große Sprach- gebiete, das oberdeutsche und das ni ed erdentsche. Zu diesem gehört die angelsächsische Mundart, welche einen Hauptbestaudtheil der englischen Sprache geliefert hat, und die friesische, aus welcher sich die holländische Sprache entwickelte. Das oberdeutsche Gebiet begreift die schwäbische, bayerisch-österreichische und fränkische Mund- art in sich. Die neuere Schrift- oder hochdeutsche Sprache hat sich hauptsächlich aus der oberdeutschen Mundart herausgebildet, während die niederdeutsche sich nur noch im Munde des Volkes (an der un- teren Elbe und Weser) als plattdeutsche Sprache sindet. Industrie und Önnkl. Landbau, Viehzucht und Bergbau siud die Hauptquellen des deutschen Wohlstandes; doch sind auch viele Gewerbe in Blüthe. Ihre vorzüglichsten Erzeugnisse sind: Leinwand: Schlesien, Westfalen (Bielefeld), Sachsen, Böh- men, Mähren. Banmwollwaaren aus großen Fabriken: Sachsen, Rhein- Preußen, Brandenburg, Böhmen, Niederösterreich, Vor- arlberg, Bayern, Württemberg, Reuß.

18. Europa (Oberstufe), Mathematische Erdkunde, Verkehrs- und Handelswege - S. 133

1896 - Breslau : Hirt
133 7. Bevölkerung. Unser Reich gehört trotz der sehr bedeutenden Auswanderung (1820—92: 5,6 Mill.) zu den dichtbevölkerten Staaten. Wie in anderen Ländern, so ist auch hier die Bevölkerung ungleich verteilt; am dichtesten bewohnt sind die gewerblichsten Gegenden, so das Königreich Sachsen und die Rhein- Provinz. Hier zählt der Regierungsbezirk Düsseldorf 400 E. auf 1 qkm; im Regierungsbezirk Lüneburg dagegen kommen auf 1 qkm nur 30 E. Vgl. die Übersichten S. 153 ff. a) Der Abstammung nach bildet die Bevölkerung unseres Reiches den be- deuteudsteu Zweig der germanischen Völkerfamilie, die anch die Engländer, die Holländer, die Flamingen im Königreich Belgien die Dänen, Norweger und Schweden, sowie fast ein Viertel der Bevölkerung Österreich-Ungarns umfaßt. Etwa 48 Mill., d. s. 92°/0, unseres Volkes, sind Deutsche; im Osten des Reiches finden sich rund 3v4 Mill. Slawen, zumeist Polen (2.3 Mill.); 130000 Wenden leben in den Lausitzen, 105000 Masnren und 120000 Litauer in Ostpreußen. In Elsaß-Lothringen wohnen gegen 200000 Franzosen, im Norden von Schleswig 140000 Dänen. Von den alten Stämmen unseres Volkes haben sich bis heute erhalten: Friesen,Sachsen, Hessen, Thüringer, Franken, Alamannen, Schwaben, Bayern. Sie haben ihre Wohnsitze größtenteils seit der Völkerwanderung inne. Das größte Gebiet besaßen die Sachsen, im Tieflande vom Harz bis zur Nordsee, vom Rhein bis zur Elbe, und die Franken, am Mittel- und Niederrhein und Main. Den nordwestlichsten Teil unseres Tieflandes mit den Inseln davor bewohnen die Friesen. Im Gebiete der Fulda und Lahn sitzen die Hessen. Die Thüringer herrschten zwischen Harz und Donau, mußten aber schon frühzeitig im N.sd. vor den Sachsen bis zur Saale, im S. vor den Franken bis zum Thüringer Walde — Rennstieg! — zurück- weichen. Die Alamannen besiedelten die Ostseite des Wasgeuwaldes, die oberrheinische Tiefebene, den Schwarzwald und die N.w.-Schweiz; ö. bis zum Lech wohnen die ihnen verwandten Schwaben, ö. von diesen, zwischen Donan und Alpen, die Bayern. — Große von Deutscheu bewohnte Gebiete sind uns zur Zeit des alten Reiches verloren gegangen; so die Nieder- lande, Belgien, die Schweiz, der S.-Abhang der Mittel-Alpen. Dagegen haben Ansiedler ans allen deutschen Stämmen, zumeist aber aus dem sächsischen, im O. die Slawen unaufhaltsam von der Elbe verdrängt und bedeutend an Boden gewonnen. d) Mit der Verteilung der Stämme hängt anfs engste zusammen die der Mundarten. Man unterscheidet folgende: 1. Nieder- oder Plattdeutsche (im N.), mit dem westfälischen Dialekt vom Rhein bis znr Weser, und dem niedersächsischen in der Tiefebene von der Weser bis über die Weichsel hinaus. Letzterer hat den friesischen an der Nordseeküste bis aus geringe Reste aufgesogen oder verdrängt. 2. Oberdeutsche, unterschieden in folgende Mundarten: die schwäbische oder alamannische, zwischen den Alpen, den Vogesen und dem Lech n. über Straßburg und Stuttgart hinaus; die bayerische, im ganzen Donaugebiete; die fränkische, r. und l. vom Main. 3. Im mittleren Deutschland bis nach Schlesien hin herrschen die mitteldeutschen Mundarten: die rheinfränkische, die hessische, thüringische und obersächsische, sämtlich Übergänge vom Oberdeutscheu zum Niederdeutschem Die Grenze zwischen den niederdeutschen und den mitteldeutschen Mundarten wird bezeichnet durch die Linie Aachen, Köln, Cassel, Duderstadt,

19. Bd. 1, Schülerh. 1 - S. 101

1912 - Arnsberg i. Westf. : Stahl
101 Volkswirtschaft, 87. Seen und der russischen Grenze, die Kassuben (100000) auf dem Pommerschen Landrücken m den Grenzgebieten von Westpreußen und Pommern; endlich die Wenden (100000) an der oberen Spree von Bautzen bis in den Spreewald. Den Slawen verwandt sind die Littauer (100000) im nordöstlichsten Teile Ost- Preußens. Außerdem wohnen im nördlichenschleswig-Holstein an 140000 Dänen, bei Malmedy in der Eifel, in Lothringen und den Grenzgebieten von Elsaß 210000 Frauzoseu. Endlich gibt es noch zerstreut in allen Teilen Deutschlands 800000 Fremde, die nicht als Reichsdeutsche gelten, da sie ihre Zugehörigkeit zum Mutterlands nicht aufgegeben haben, meist Italiener und Bewohner ans südslawischen Ländern, die vorzüglich als Erd- und Steinarbeiter bei uns tätig sind. Entsprechend den vielen gesonderten Landschaften haben sich in Deutschland fast ebenso viele verschiedene Voiksstämme mit eigener Mundart gebildet. Danach unterscheidet man zunächst Nieder- und Hochdeutsche. Die Niederdeutschen werden auch Plattdeutsche genannt, weil sie meist in dem platten (— ebenen) Tieflande wohnen. Sie sind fast alle vom alten Stamme der Sachsen; die stammesverwandten Friesen an der Nordseeküste haben noch eine besondere Mundart bewahrt. Die Grenze zwischen Nieder- und Hochdeutschen läuft vou Aachen uach der Ruhrmündung, von hier zur Siegquelle, dann über das Rot- Haargebirge gegen Göttingen, weiter über den Harz nach der Mündung der Saale in die Elbe, über den Fläming zur unteren Warte hin. Die Hochdeutschen haben die höher gelegenen Gebirgslandschaften be- siedelt. Sie scheiden sich in 4 Hauptstämme: Bayern, Schwaben, Franken und Thüringer. Die Bayern und Schwaben haben ihre Wohnsitze auf der Süddeutschen Hochebene, in dem Schwäbischen Stufenlande und der Oberrheinischen Tiefebene. Der Lech bildet die Grenze. Die Schwaben der Oberrheinischen Tiefebene zwischen Wasgen- und Schwarzwald führen den Sondernamen der Alemannen. Nördlich von den Bayern und Schwaben wohnen die Franken im Fränkischen Stufenlande, im nördlichen Teile der Oberrheinischen Tiefebene, in dem größeren südlichen Teile des Rheinischen Schiefergebirges lind im Hessischen Berglande. Man unterscheidet sie in Mainfranken, Rheinsranken und Hessen. Die Thüringer sitzen im Thüringer Berglande. Sie haben im beginnenden Mittelalter das Sächsische Bergland und die Sudeteulande kolonisiert und da- hin auch ihre Mundart getragen, die sich aber dort wieder besonders geformt hat. Wir fehen also, so mannigfaltig die deutschen Landschaften gestaltet sind, so verschiedenartig sind auch die deutschen Stämme und ihre Mundarten. Wir erkennen daraus ebenso, daß die verschiedenartigen Landschaften fehr oft die Veranlassung zu der Vielftaaterei unseres Vaterlandes, zu den oft feindseligen Gegensätzen zwischen hüben und drübeu gegeben haben. Jetzt sind aber alle Stämme durch dieselbe Schriftsprache, die in allen Schulen gelehrt, daher überall verstan- den und gesprochen wird, und durch die Zugehörigkeit zu dem einen herrlichen Deutschen Reiche geeinigt. Die feötöttch'eu Gegensätze find geschwunden. Statt fü!' internationale Schulbuchforschung Braunschweig ßchulbuchbibliothtm

20. Realienbuch mit Abbildungen - S. 32

1908 - Rostock : Boldt
32 Volksstämme und Sprache. Die Deutschen gehören der Völker- samilie der Germanen an. Man teilt sie in Oberdeutsche und Niederdeutsche. Als Grenze zwischen beiden kann eine Linie angesehen werden, die auf^ dem Nordrande des Sauerlandes entlanggeht, die Mündungen der Saale und Görlitzer Neiße berührt und weiter nach Osten verläuft. Demgemäß haben wir in Deutschland zwei Hauptmundarten: das Oberdeutsche und das Niederdeutsche oder Plattdeutsche. _ Zu den Oberdeutschen gehören zwei Volksstämme im Süden: die Schwaben und die Bayern. Schwaben liegt zu beiden Seiten des schwäbischen Jura und wird östlich vom Lech abgegrenzt. Der bayrische Volksstamm hat das östliche Gebiet besetzt und erstreckt sich von den Alpen bis zum Fichtelgebirge. Zu den Oberdeutschen gehören ferner zwei Volksstämme: die Franken und die Thüringer, erstere wohnen zu beiden Seiten des Mains, letztere nordöstlich vom Thüringer Walde. — Die Niederdeutschen, in denen der Volksstamm der Sachsen vor- herrscht, sprechen das uns bekannte Plattdeutsche, das noch manche Ver- schiedenheiten ausweist. Zu ihnen gehören auch die an der Nordsee wohnenden Friesen. Als nun Luther vor vier Jahrhunderten die Bibel übersetzte, gebrauchte er die Mundart, die in Wittenberg, der Stadt seines Aufenthalts, von Ge- bildeten gesprochen wurde. Die Bibel wurde viel gelesen, und wenn die Gelehrten Bücher schrieben, wandten sie Luthers Sprache an, welche man als Abart des Oberdeutschen Hochdeutsch nannte. Im Laufe der Zeit be- gannen die Gelehrten Hochdeutsch zu sprechen; in jetziger Zeit wird das Hochdeutsche in Schulen, durch Bücher und Zeitungen so gepflegt, daß man sich fast in ganz Deutschland damit verständigen kann. Aber nicht alle Einwohner Deutschlands sprechen deutsch. An dev französischen Grenze sind noch viele, die von der französischen Sprache nicht lassen wollen. Eine Gefahr für den Rückgang der deutschen Sprache kann uns im Osten durch die Polen erwachsen. Diese, zu den Slaven ge- hörend, wohnen an der Warthe, Netze und Weichsel. Drei Millionen, dem Deutschen Reiche Angehörige, sprechen polnisch, und die polnische Sprache würde sich weiter nach Westen ausbreiten, wenn nicht die Deutschen kräftigen Widerstand leisteten. Deutschland hieß bei den alten Römern Germania; daher wird die Frauengestalt, durch welche unser Vaterland bildlich dargestellt wird, Germania genannt. Religion. Deutschland ist ein christlicher Staat. Ein Drittel seinev Bewohner gehört zur katholischen Kirche, deren Haupt der Papst ist. Zwei Drittel sind infolge der Reformation Protestanten. Der Süden ist katholisch, nur das Jura- und Neckarland sind protestantisch. Der Norden ist meistens protestantisch. Katholiken wohnen zwischen Rhein und Mosest an der Lippe und Ems. Die Polen sind ebenfalls katholisch. Die Zahl der Juden beträgt mehr als eine halbe Million. § 33. Die deutschen Staaten. Am 18. Januar 1871 wurde auf französischem Boden das neue Deutsche Reich gegründet. 23 Staaten wurden zu einem Bundesstaat vereinigt, an dessen Spitze der „Deutsche Kaiser" steht; diese hohe Würde soll immer der König von Preußen bekleiden. Seit 1888 ist Wilhelm Ii. Deutscher Kaiser. Sein erster Beamter führt den Titel Reichskanzler. Gesetze und Steuern, welche das ganze Reich angehen, können nur mit Zustimmung des Bundesrats und des Reichstags festgesetzt werden; beide treten in der Reichshauptstadt Berlin zusammen. Der Bundesrat vertritt die Regierungen: jeder der deutschen Staaten hat wenigstens eine Stimme. Mecklenburg-Schwerin zwei, Preußen 17 Stimmen. Das deutsche Volk wird durch den Reichstag vertreten. Bei der Gründung wurde das Reich in 397 Wahlkreise geteilt, von welchen jeder ungefähr 100000 Einwohner hatte; jeder Kreis wählt einen Reichstagsabgeordneten. — Das Heer des