Ähnliche Ergebnisse
1915 -
Breslau
: Hirt
- Autor: Radtke, Joh.
- Sammlung: Kaiserreich Geschichtsschulbuecher
- Schulbuchtyp (WdK): Schülerbuch
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Inhalt Raum/Thema: Weltkrieg
- Inhalt: Zeit: 1914-1918
Das Maschinengewehr. — Geschütze und Geschosse. 25
Das Gewicht des Gewehres betrug bis vor einigen Jahren 26 kg, jetzt Gewicht
etwa 15 kg. Es ruht auf einem schlittenartigen Gestell und kann leicht nach rechts und links und auch in die Höhe gerichtet werden- Visier und Schußweite Visier
sind wie beim Jnsanteriegewehr Mod. 98. Die Leistung eines Maschinen- Schuß-gewehres kommt bei guter Bedienung der von 50—60 Mann gleich. Von 1500m "9
an können aufrechte Schützenlinien ohne großen Verlust nicht mehr vorwärts kommen. In 15 Sekunden legt ein Maschinengewehr auf 450 m Entfernung einen 30 cm starken Baum um. Die Beförderuug des Maschinengewehres geschieht Beförderung
in unserer Armee auf zwei- oder vierspännigen Fahrzeugeu. Bei plötzlichen Überfällen kann vom Fahrzeuge aus gefeuert werden. Zwei Mann können das Gewehr-leicht überallhin in Stellung bringen. In Österreich werden die Maschinengewehre auf Tragtieren, meist Mauleseln, befördert. Franzosen und Engländer benutzen zum Teil Motorzweiräder, die Belgier Huudegespauue. Auch bei uns beginnt die Beförderung durch Tragtiere (Pferde). Jedes Infanterieregiment und Jägerbataillon besitzt eine Maschinengewehr- Kompagnie (6 Gewehre) und jede Kavalleriedivision eine Maschinengewehr -Abteilung (auch 6 Gewehre).
Die Engländer verwenden für Luftfahrzeuge auch ein besonderes, von dem amerikanischen Obersten Lewis konstruiertes Maschinengewehr mit neuer Luftkühlung. Die Patrouenzufuhr erfolgt durch ein drehbares Magazin, das 50 Patronen enthält.
3. Geschütze und Geschosse spielen in diesem Kriege eine außerordentlich Geschütze und wichtige Rolle. Ungeheure Mengen Munition sind verfeuert worden, bei Arras von deu Frauzoseu au einem Tage 300000 Artillerieschuß mit einem Bedeutung Gewichte von etwa 5 Millionen kg. Für rund 3 Milliarden Mark haben England und Frankreich Geschütze und Geschosse in Nordamerika bestellt.
Täglich wurden dort 200000 Granaten angefertigt.
Man unterscheidet Flach- und Steilfeuergeschütze. Die ersteren, Nach- und meistens Kanonen genannt, haben lange Rohre und starke Pulverladung, ^efchiitz“ Die Pulvergase habeu Zeit, auf das Geschoß zu wirken, verleihen demselben Kanonen eine hohe Anfangsgeschwindigkeit und eine gestreckte Flugbahn. Mit Flach-fenergeschützen werben offene (aufrechte) Ziele beschossen? Steilfeuergeschütze sind die Haubitzen und Mörser. Sie dienen zur Beschießung gedeckter Haubitzen (wagerechter) Ziele. Sie haben kurze Rohre und größeres Kaliber. Haubitzen imb haben eine mäßig gekrümmte, Mörser eine sehr stark gekrümmte Flugbahn.
Je kleiner die Pulverladung ist, um so gekrümmter wird die Flugbahn. Man unterscheidet 9 Pulverladungen. Das Kaliber und die Schußweite sind Kaliber und sehr verschieden. Bei unserem Feldgeschütz Kal. 7,7 cm beträgt die Schuß- ®cwl’cltc weite 8000 m, bei der leichten Feldhaubitze Kal. 10,5 cm 7000 m, bei der schweren Feldhaubitze Kal. 15 cm 7400 m, bei dem 21 cm-Mörser 8000 m.
Alle modernen Feldgeschütze sind Schnellfeuergeschütze mit Rohrrücklauf. Schnellfeuer-Die Lafette bleibt beim Schuß unbeweglich stehen; das Rohr läuft anf einer flefwc
Gleitbahn zurück. Der Sporu, der sich am Lafettenschwanz befindet, gräbt sich meist mit dem ersten Schuß tief in den Boden ein. Dadurch bekommt das Geschütz einen festen Stand. So ist es möglich geworden, für die Bedienungsmannschaft Schutzschilde anzubringen. Das Gewicht der Geschütze nimmt mit der Schummde Größe des Kalibers erheblich zu. Es beträgt bei dem neuen Feldgeschütz (96n/A) Gewicht
181/v bei dem 21 crn-Mörfer 60 Zentner. Um das Einsinken der schweren Geschütze in weichen Boden zu verhüten, legt man um die Räder Radgürtel. Radgürtel
1916 -
Bielefeld [u.a.]
: Velhagen & Klasing
- Hrsg.: Amrhein, Hans, ,
- Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrerbuch
- Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
- Inhalt Raum/Thema: Weltkrieg
- Inhalt: Zeit: 1914-1918
5. Naturkunde.
109
führt man Kanonen von allen Größen ins Feld. Die Rohre der Ge-
schütze haben verschiedene Durchmesser, verschiedene innere Weiten.
Diese innere Weite des Rohres nennt man Kaliber. Was verstehen
wir demnach unter Kaliber? Sieht man die Bahn der Geschosse an,
so kann man zwei Arten von Geschützen unterscheiden: Flachfeuer- und
Steilfeuergeschütze. Sie unterscheiden sich schon durch ihr Aussehet:.
Das Flachfeuergeschütz hat ein langes Rohr, während das Steil-
seuergeschütz ein kurzes, aber durchweg weiteres Rohr hat. Auch die Art
der Verwendung ist bei den Geschützen verschiede::. Wie wird das Geschoß
eines Flachfeuergeschützes fliegen?
a. Der höchste Punkt der Flugbahn liegt nicht sehr hoch über dem
Erdboden, da diese Geschütze flach schießen. Diese Geschütze schießen am
weitesten, wenn das Rohr in eii:em halben rechten Winkel aufgerichtet
ist, der Winkel kann aber auch Heiner sein. (Zeichnung !)
b. Wie wird das Geschoß einschlagen? (Schräg.) Gegen ein von der
Seite einschlagendes Geschoß kann man sich decken, indem man nur
einen genügend dicken Erdwall vor sich auswirft. Das Geschoß schlägt
in den Wall und beschädigt den dahinter stehenden Schütze:: nicht. In-
wiefern benutzt man im jetzigen Stellungskriege dieses Schutzmittel mit
Erfolg? (Schützengräben mit Stirnwall.) Diese Flachbahngeschlitze
nennt man Kanonen.
Zusammenfassung. Sprich über die Kanonen!
Deshalb gebraucht man zur Bekämpfung der Schützengräbeu Steil-
feuergeschütze. Wie fliegen die Geschosse dieser Geschütze? Der höchste
Punkt der Geschoßbahn liegt sehr hoch über der Erde. Die Geschosse
fallen senkrecht auf den Feind. Welche Geschütze schießen weiter? Die
Flachbahngeschütze schießen am weitesten bei einem Winkel von 45°.
Bei den Steilfeuergeschützen ist das Rohr noch steiler aufgerichtet, der
Winkel ist noch größer. Deshalb schießen diese Geschütze nicht so weit.
Sie müssen näher an den Feind gebracht werden. Die Steilfeuer-
geschütze sind Mörser oder Haubitzen. Die Haubitze ist ein Zwischending
zwischen Mörser und Kanone. (Abbildung! Zeichnung!)
Zusammenfassung: Die Steilfeuergeschütze.
Nach welchen Seiten übt das sich ausdehnende Pulvergas einen Druck
aus? (Nach allen Seiten.) Nach welcher Richtung wird sich daher auch
eine Wirkung zeigen? Nach vorne kann das Gas entweichen, indem es
das Geschoß fortschleudert und sich so einen Weg bahnt. Nach den
Seiten und nach hinten kann es aber nicht entweichen. Warum nicht?
Wie wird sich dann dieser Druck des Pulvergases äußern? (Das Ge-
schütz wird zurückgeschleudert.) Früher befand sich an der Lafette (Fahr-
gestell) der Kanone ein Dorn, der sich in das Erdreich einbohrte und so
den Lauf der Kanone hemmen sollte. Aber das Geschütz wurde trotzdem
zurückgeschleudert und mußte vor einem neuen Schuß erst in die alte
1916 -
Leipzig [u.a.]
: Teubner
- Autor: Schoenborn, Heinrich
- Hrsg.: ,
- Sammlung: Kaiserreich Geschichtsschulbuecher
- Schulbuchtyp (WdK): Hilfsbuch
- Schultypen (WdK): Mittlere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Mittlere Lehranstalten
- Inhalt Raum/Thema: Weltkrieg
- Inhalt: Zeit: 1914-1918
52
Geschütze
fett" den Rückstoß, dehnen sich aber dann sofort wieder aus und ziehen dabei das Hohr auf der Gleitbahn in die richtige Feuerstellung zurück. Der Stoß auf die eigentliche Lafette ist beim Rohrrücklauf-Geschütz nur noch gering. Der Lafettenschwanz bohrt sich mit seinem Sporn in den Boden, und nach dem ersten Schusse steht das Geschütz dann völlig fest; jedes nachträgliche Richten ist überflüssig. Die Bedienungsmannschaft braucht während des Zeuerns nicht mehr ihren Platz zu verlassen. Darum kann nun die Lafette mit Stahlschilden versehen werden, hinter welchen die Mannschaft gegen Rlein-geschosse Schutz findet.
e) Zchiehbeobachtung. Sinnreiche Instrumente sind erfunden, um die Entfernung des Ziels zu ermitteln, andre wieder, um das Geschütz auf die Entfernung untrüglich genau einzustellen. Beobachtungsposten auf Bäumen, Kirchtürmen, hinter Dachsparren, Schornsteinen usw. erfunden die Schießwirkung und verständigen die eigene Hrtillerie (f. Flieger!). Unentbehrlich find dabei das Fernrohr (Scherenfernrohr) und das Telephon.
f) Neuzeitliche Riesengeschütze. Für Steilfeuer wurden von den Kruppschen Werken die größten Geschütze der Welt geschaffen: unsre 42-cm-lttörfer (Dicke Berta, Brummer); bedient werden sie von Fachleuten aus Essen. Sie find für den Festungs- und Stellungskrieg bestimmt.
Huch die österreichischen Motor-Mörser-Batterien haben ein kräftiges Kaliber (30,5 cm)! Trotz ihrer Größe kann man sie im Notfälle ohne besondere Bettung aufstellen. Sie lassen sich, in einzelne Teile zerlegt, befördern, und zwar durch eigene Itcotore. Ihre Stundengeschwindigkeit beträgt 15 km auf gewöhnlichen Straßen. In einer Stunde find die Riefenmörser wieder zusammengesetzt und schußbereit.
Don den Flachfeuergeschützen können diejenigen am größten sein, welche nicht befördert zu werden brauchen, so die Festungsgeschütze und die Schiffskanonen. Sie haben bereits das Kaliber von 38 cm erreicht. — Das gleiche Kaliber hat der Lange (Emil, ein transportables deutsches Flachfeuergeschütz von besonderer Rohrlänge. Französische Städte von 40 km (Entfernung hat man damit schon beschossen (z. B. Dünkirchen).
Geschütze der Heuzeit:
firt der Geschütze Kaliber cm Rohrlänge, d. h. eignes Kaliber mal Geschoß- gewicht kg klnsangsge-schwindigkeit d. H. in der 1. Sekunde m Schieß- weite km
Flachfeuergeschütze Feldgeschütze 7,5 30 (=2,25 m) 6,5 520 7
Geschütze d. schweren ctrtill. 15 30-35 40—50 600-650 12—15
Große Schiffsgeschütze 33,5—38 40 und mehr 620—760 800—900 24-30
Langer Emil 38 (b.h.bisl5m) ? ? ? mindest. 40
Steilfeuergeschütze Haubitzen, leichte 10 14—17 16 höchstens 300-400 6,5-8
schwere 15 15 41 375 8,5—9
Mörser 21 14—15 135—140 350 9
Österr. Motorbatterie 30,5 ? 385 ? ?
Krupps Riesenmörser 41 ? 750 7 7
1915 -
Paderborn
: Schöningh
- Autor: Peil, Franziska
- Hrsg.: ,
- Sammlung: Kaiserreich Geschichtsschulbuecher
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrerbuch
- Schultypen (WdK): Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Schulformen (OPAC): Volksschule
- Inhalt Raum/Thema: Weltkrieg
- Inhalt: Zeit: 1914-1918
- Geschlecht (WdK): koedukativ
— 66 —
vom Kommandierenden General geführt. Mehrere Armeekorps kommandiert der Generaloberst. Sein Truppenkörper heißt Armee. Der höchste militärische Titel ist der eines Eeneralfeldmarschalls.
Von den Waffen.
Die ältesten Waffen dienten zur Erlegung des Wildes. Dazu nahm man steine, Reuten, Speere, Pfeil und Bogen. Auch die Schleuder wurde gebraucht. Später fertigte man Beile und Messer aus Feuerstein. Es kam auch die Zeit, da die Menschen sich gegenseitig mit Waffen bekämpften. Da entstanden zum Schutze Schilde und Helme, meist aus Häuten. Als das Eisen bereitet werden konnte, gab es bald Lanzen, Schwerter, Schilde, Rüstungen aus Eisen. Die heutigen Feuerwaffen entstanden nach Erfindung des Schießpulvers.
Die Hauptwaffe unserer Infanterie ist das Gewehr mit dem aufgepflanzten Bajonett. Das Bajonett steckt, wenn es nicht zu Sturmangriffen aufgepflanzt ist, in der Scheide. Der Soldat hat es umgeschnallt und nennt es Seitengewehr. Der Reiter hat den Säbel umgeschnallt, und der Offizier trägt den Degen. Ulanen, Dragoner und Husaren haben auch Lanzen.
Die Artilleriegeschütze und ihre Geschosse.
Es gibt Kanonen, Haubitzen und Mörser. Am meisten werden die Kanonen gebraucht. Ihre Geschosse fliegen in flacher Linie. Sie haben verschiedenes Kaliber von bis 15 cm.
Die Haubitzen haben kürzere Rohre. Sie können den Geschossen auch steile Richtung geben. Ihr Kaliber beträgt Io/s bis 28 cm.
Noch kürzere Rohre haben die Mörser. Ihre Geschosse fallen fast senkrecht auf das Ziel nieder. Man verwendet sie zur Belagerung von Forts und Festungen. Das geringste Kaliber beträgt 21 cm, das größte Kaliber in diesem Kriege 42 cm. Diesem Geschütz kann keine Festung standhalten.
Als Geschosse dienen^Granaten, Schrapnells und Kartätschen. Die ersteren sind Hohlgeschosse aus Stahl, mit Sprengstoffen gefüllt. Diese werden von Zündern, welche an der Spitze der Geschosse angebracht sind, entzündet. Sie zerspringen beim Aufschlagen oder beim Eindringen in das Ziel und verursachen große Zerstörungen.
Die Schrapnells find mit Kugeln und Sprengladung gefüllte Hohlgeschosse. Sie explodieren meistens in der Luft und streuen die Kugeln auseinander.
Kartätschen sind mit Kugeln gefüllte Blechhülsen. Diese zerplatzen beim Schuß und wirken wie eine Schrotladung.
Militärische Bezeichnungen.
Wir lesen oft in der Zeitung, daß ein Heer aus strategischen Gründen den Rückzug angetreten habe, oder daß ein taktischer Fehler gemacht worden sei. Strategie ist die Kunst, den Aufmarsch der Heere günstig zu ordnen, den Zeitpunkt zum Angriff, zur Verteidigung oder zum Umgehen eines Heeresflügels geschickt zu erfassen, die Truppenkörper rechtzeitig zu vereinigen, die feindlichen Schwächen aufzuspüren und die rückwärtige Verbindung zu sichern.
1916 -
Bielefeld [u.a.]
: Velhagen & Klasing
- Hrsg.: Amrhein, Hans, ,
- Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrerbuch
- Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
- Inhalt Raum/Thema: Weltkrieg
- Inhalt: Zeit: 1914-1918
110
Ii. Praxis.
Stellung gebracht und neu gerichtet werden. Das fällt bei den neuen
Geschützen fort. Heute besitzen die Geschütze auch noch den Dorn, der
aber nicht mehr seinem alten Zwecke dient. Die Kanonen sind mit
einer Rücklaufvorrichtung versehen. Die Rohre sind auf der Lafette so
befestigt, daß sie durch den Rückstoß der Gase nach hinten geschleudert
werden Durch die Elastizität von Federn oder durch verdichtete Luft
wird das Rohr wieder in seine alte Lage gebracht. Inwiefern ist das
ein großer Fortschritt gegen früher? (Früher wurde durch den Rückstoß
das ganze Geschütz aus seiner Lage gebracht und mußte wieder neu
aufgestellt werden. Heute dagegen wird nur die Lage des Rohres ver-
ändert, das Rohr kehrt dann wieder in seine Lage zurück.)
Zusammenfassung: Die Rücklaufvorrichtung.
Die Geschütze wurden früher aus Bronze hergestellt; das ist jetzt
aber selten geworden, man verwendet fast nur noch Stahl. Das Ver-
fahren, Stahl zu gießen, wurde von Krupp zu höchster Vollkommenheit
ausgebildet. Das sehen wir an unserem 42-crn-Mörser. Die ganze
Welt staunte, als unsere Erfolge vor Lüttich und Namur bekannt wurden.
Unsere Feinde haben sich bemüht, uns solche Geschütze nachzumachen.
Freilich können sie einen Mörser mit 42-em-Kaliber herstellen, aber damit
ist unsere „dicke Berta" noch lange nicht erreicht. Unser Vorsprung
besteht eben darin, daß wir unsere Geschütze im Frieden jahrelang er-
probt haben, bis wir endlich mit einem leistungsfähigen schweren Mörser
ausgerüstet waren. Unsere Feinde, die jetzt im Kriege ein schweres
Geschütz bauen wollen, das sie noch in diesem Kriege verwenden wollen,
haben in dem Bau solcher Geschütze noch keine Erfahrung, da alles ganz
genau berechnet werden muß und die Geschütze lange ausprobiert werden
müssen, bis man endlich ein leistungsfähiges Geschütz erhält. Außer der
Firma Krupp in Essen haben nur noch die Skodawerke in Österreich
einen schweren Mörser herstellen können, der verwendbar ist. Sein
Kaliber beträgt 30,5 cm.
Zusarnmenfassung. Warum können unsere Feinde keinen schweren
Mörser für diesen Krieg herstellen?
Wodurch werden unsere Feldgeschütze fortbewegt? (Pferde.) Diese
Kraft kann bei den schweren Geschützen nicht in Frage kommen. Wo-
durch werden sie wohl fortbewegt werden? (Eisenbahn, Automobile.)
Gib mir ein Beispiel, wo Geschütze durch Automobile fortbewegt werden.
(Österreichische Motormörser 30,5 cm.) Unsere 42-cm-Mörse^ können auch
nicht mit Automobilen von der Stelle gebracht werden. Diese Geschütze
werden zerlegt und dann auf die Eisenbahn geladen. Beim Aufstellen
wird zunächst ein Untergrund hergestellt; auf diesem Untergrund wird
der Mörser dann zusammengesetzt. Wie werden die Geschütze gegen den
Feind gedeckt? (Durch Eingraben oder durch Erdwälle.)
Zusammenfassung. Wie werden die Geschütze aufgestellt und fortbewegt?
1903 -
Leipzig
: Dürr
- Autor: ,
- Hrsg.: Wohlrabe, Wilhelm
- Sammlung: Politikschulbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Niedere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Fortbildungsschule
- Inhalt Raum/Thema: Militärkunde
- Geschlecht (WdK): koedukativ
63
endungsarbeiten sind die äußere Formgebung, die Bearbeitung des Rohres
zur Aufnahme des Verschlusses, das Einschneiden, Nachschleifen und
Polieren der Züge. Ist das Rohr fertig, so wird es in allen seinen
Teilen geprüft, wobei besonders bezüglich des Aussehens der Bohrung
mit peinlicher Genauigkeit vorgegangen wird. Durch Anwendung eines
Spiegels und des elektrischen Lichtes überzeugt man sich, daß an der
Bohrungsfläche mit ihren Zügen nicht der kleinste Riß oder eine
Pore vorhanden ist, weil sonst das Rohr als unbrauchbar erklärt
werden müßte.
Ii.
1. Die einzelnen Rohrsysteme haben ihre besonderen Erzeugungsstütten.
Es gibt z. B. Werkstätten für Herstellung jener Geschützungetüme, die
zur Armierung der Panzerschiffe und der Befestigungen bestimmt sind,
sowie für die zahlreichen, den mannigfachsten Zwecken dienenden Geschütz-
rohre kleineren Kalibers (von 15 cm abwärts), vornehmlich Schnell-
feuergeschütze, ferner für Haubitzen und Mörser. In anderen Werkstätten
werden die verschiedenen Lafetten, wie zweirädrige Feldlafetten, Lafetten
für Belagerungsgeschütze, für Schnellfeuer-Schiffsgeschütze und für die
ganz großen Kanonen hergestellt. Die Werkstätte für die letztgenannten
Lafetten ist eine der größten in der Kruppschen Fabrik, eine Montierungs-
werkstatt von 75 m Länge und 40 m Breite. Zwei Laufkrane von je
75 t Tragfähigkeit schweben oben in der Höhe. In halber Höhe
ist eine umlaufende Galerie mit Arbeitsplätzen für kleinere Schlosser-
arbeiten. Mit den erwähnten Kranen können Kanonen bis zu 150 t
Gewicht gehoben und transportiert werden.
2. Die mechanischen Werkstätten bilden ein Labyrinth von zehn
durchgehends mehrstöckigen Gebäuden. Da gibt es z. B. 800 Dreh-
bänke, darunter solche nicht bloß für Kanonenrohre, sondern auch für
Schiffskurbelwellen u. s. w., zahlreiche Bohrmaschinen, Fräsen u. s. w.
Dort geben Tausende von Arbeitern den rohen Gußstahlfabrikaten die
letzte Vollendung. Die Fabrik braucht ungefähr zwei Jahre, um ein
großes Geschütz fertigzustellen und in imposanter Pracht durch Politur
und Glätte seiner Rüstung an die Öffentlichkeit führen zu können. Krupp
liefert Schiffsgeschütze jeden Kalibers, Küstengeschütze, Belagerungs- und
Festungsgeschütze, Feld- und Gebirgs-Artillerie-Material, Schnelllade-
Feldgeschütze und Schnelllade-Gebirgsgeschütze, in vollständigen Batterien,
einschließlich Ausrüstung und Munition. Bis 1. Januar 1902 sind aus
der Fabrik schon über 39 000 Geschütze hervorgegangen. Die größten
40 Zentimeter-Rohre werden in einer Länge von 14 m und im Gewicht
von 120 t angefertigt.
3. Seine erste gußstählerne Kanone hatte Krupp 1847 hergestellt.
Das Dreipfünder-Geschütz war, gleich einigen anderen, die bald darauf
1915 -
Berlin Leipzig
: Teubner
- Autor: Siebourg, Max, Kuckhoff, Joseph
- Sammlung: Politikschulbuecher Kaiserreich
- Schultypen (WdK): Höhere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Höhere Lehranstalt
36
Ii. Deutschlands militärische Rüstung
aus Steilfeuergeschützen jedoch soll nach den Erfahrungen der Japaner
selbst bis auf 50 m vor der Stellung durchgeführt werden können. Ls
ist aber sehr fraglich, ob es möglich ist, einen kräftigen Sturmangriff
innerhalb einer so kurzen Strecke noch niederzuwerfen.
Diese Erfahrungen und Erwägungen veranlaßten die Einführung
von Steilfeuergeschützen in allen Staaten. Der russisch-japanische Krieg
bestätigte auch die schon 1901 in Deutschland gewonnene Überzeugung,
daß in künftigen Kriegen Kämpfe um befestigte Stellungen die Regel
sein würden und daß man auf ausgedehnte Feldbefestigungen mit sehr
starken Eindeckungen und Schutzwehren treffen würde, die mit zuneh-
mender Dauer dieser Kämpfe immer stärker ausgestaltet werden könn-
ten. Der jetzige Krieg bestätigt das in ganz ungeahntem Maße. Um
solche Feldbefestigungen mit Erfolg zu bekämpfen, sind weittragende
Geschütze mit wirksameren Geschossen notwendig, als sie die Feldartil-
lerie führen kann. Diese ist, um sich unabhängig von gebahnten wegen
in jedem Gelände in schneller Gangart bewegen zu können, an ein Höchst-
gewicht ihrer Geschütze gebunden. Kluß die Wirkung der Geschütze zur
Bekämpfung stark befestigter Stellungen gesteigert werden, so muß man
für solche Geschütze von der Forderung eines Feldgeschützes absehen
und darf dann das Gewicht von Geschütz und Munitionswagen so weit
erhöhen, daß die Fahrzeuge auf gebahnten wegen mit der Infanterie
Schritt halten können. Erwünscht ist es, wenn die kleineren Kaliber auf
kurze Strecken noch im Trabe vorgezogen werden können. Solche Ge-
schütze bilden die schwere Artillerie des Feldheeres, wegen der gerin-
geren Beweglichkeit marschiert sie am Ende der Truppenkolonne des
Armeekorps. Dies ist zulässig, weil Man nie unvermutet auf stark be-
festigte Stellungen stoßen wird, und deshalb Zeit bleibt, die Geschütze
vorzuziehen.
Deutschland, die Geburtsstätte der schweren Artillerie des Feld-
heeres, hatte nach einen anderen Grund für die Schaffung dieser Ar-
tillerie. Im Kriege 1870/71 hatte der Festungskrieg eine ungeahnte
Ausdehnung und nicht vorherzusehende Bedeutung gewannen. Richt
weniger als 15 feste Plätze mußten eingeschlossen, beschossen oder förm-
lich belagert werden. Dazu reichte der vorhandene Velagerungspark
nicht aus. Die Belagerungen zogen sich sehr in die Sänge, fesselten eine
große Truppenzahl auf lange Zeit, die dem Feldheer verloren ging, und
behinderten die Maßnahmen der Führung. Rach dem Kriege begann
Frankreich seine Dstgrenze durch die sehr starken Festungen Belfort,
Epinal, Toul und Verdun und zahlreiche dazwischen liegende Sperrsorts
zu sperren. Diese müssen vor dem Durchmarsch der Heere durch diese
Linie genommen sein. Dazu sind zum Teil sehr schwere Steilfeuergeschütze
erforderlich, die Geschosse mit starker Sprengladung in hohem Bogen
werfen. Ihr Einfallwinkel muß möglichst groß sein, um das Arbeitsver-
1911 -
Leipzig [u.a.]
: Kesselring
- Autor: Pätzold, W.
- Sammlung: Kaiserreich Geschichtsschulbuecher
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
- Inhalt Raum/Thema: Deutsche Geschichte
138
Steinkugeln von bedeutender Größe fortschleuderte. Noch heute steht in Gent die 1382 geschmiedete „Dulle Griete", die 328 Zentner wiegt. Wenn solche Geschütze gegen die Burgen donnerten, fingen die Ritter an zu zittern, und gar manches Raubnest wurde nun zerstört.
Die Schwierigkeit beim Schmieden der Geschützrohre führte schon im 14. Jahrhundert zur Geschützgießerei, und zwar kam man, da sich gegossene Eisenrohre als brüchig erwiesen und die Gefahr des leichten Zerspringens boten, zum Bronzeguß. Nun stellte man bald auch Rohre von geringerer Weite und anderseits des besseren Treffens wegen auch möglichst lange her, so daß verschiedene Arten von Geschützen auskamen; die langen Rohre z. B. hießen Schlangen. Mit der Verkleinerung der Feuerwaffen entstanden bald auch Handrohre, die durch eilten Mann bedient werden konnten. Die ersten glichen Knallbüchsen, die Kugelu oder Bolzen gegen den Feind warfen. Aber schon im 14. Jahrhundert fing man an, sie mit Holzfassungen zu versehen, und um den Rückstoß auffangen zu können, brachte man am Schaft eilten nach unten gerichteten Haken an, wovon die Waffen den Namen Hakenbüchsen erhielten. Da sie zum freihändigen Gebrauch noch immer zu schwer waren, legte man sie im Kriege auf eine in die Erde gesteckte Gabel. Das Zündloch, das sich zuerst oben befand, verlegte man zur weiteren Verbesserung der Waffe nach der Seite und brachte darunter eine Pfanne an. Das Pulver zündete man zuerst mittels der Lunte mit der Hand att; aber schon int 15. Jahrhundert wurde das Lunteusch loß erfunden, das von der glimmenden Lunte Funken in die Pfanne schlug. An dessen Stelle ist int 17. Jahrhundert das Schuapphahuschloß mit dem eingeschraubten Feuerstein getreten, der zur Entstehung des Namens Flinte führte. Dann hat sich die Waffe fast 200 Jahre unverändert erhalten, bis sie im 19. Jahrhundert durch rasch aufeinanderfolgende Verbesserungen große Vervollkommnung erfuhr.
Nun darf man aber keineswegs annehmen, daß die Heere schon im 15. Jahrhundert mit Feuerwaffen ausgerüstet waren. Diese bürgerten sie vielmehr nur allmählich ein. Wegen ihrer Größe und Schwere waren sie zuerst für die Schlacht kaum zu gebrauchen, sondern kamen nur als Belagerungsgeschütze zur Anwendung. Die Soldaten trugen als Waffen noch vorwiegend den Kolben, der als „Morgenstern" bezeichnet wurde, die Hellebarde
1913 -
Landshut
: Hochneder
- Autor: Köppl, W., Bosl, G.
- Sammlung: Kaiserreich Geschichtsschulbuecher
- Schultypen (WdK): Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Volksschule
- Inhalt Raum/Thema: Deutsche Geschichte
- Inhalt: Zeit: Neuzeit
- Geschlecht (WdK): koedukativ
vermischte er das Quecksilber mit Schwefel und Salpeter, verschloß das Gemenge in einem kupfernen Topfe, stellte diesen in ein heftiges Feuer und erschrak, als das Gefäß unter dem fürchterlichsten Krachen zersprengt wurde. Durch dieses Ereignis aufmerksam geworden, experimentierte Berthold Schwarz weiter. Er band Metallgefäße mit Eisen und wiederholte die Prozedur. Sie zerrissen und schlugen die Wände des Laboratoriums in Stücke. Da Schwarz das sah, machte er die durch einen Zufall erfundenen Gefäße zu dem, was wir jetzt eigentlich Büchsen nennen und da er seine Erfindung von Tag zu Tag verbesserte, so kam es, daß sie alle früheren Experimente übertraf." Nach einer anderen Überlieferung wollte Schwarz Goldfarben bereiten aus Salpeter, Schwefel, Blei und Öl. Beim Glühen habe die Mischung das metallene Gefäß zersprengt und da dies wiederholt geschehen sei, habe er Blei und Öl weggelassen, Kohle dazugesetzt und versucht Steine mit der Mischung zu werfen.
Ii. Wie man die Lchleuderkrasl des Pulvers für neue Kriegswaffen dienstbar machte. (Nach De mm in.»
1. Die Kanonen. Die ältesten Geschütze großen Kalibers, plumpe, mörserartige Feuerschlüude^) aus geschmiedeten Eisenstäben, waren wie die Dauben eines Fasses aneinander gefügt und durch Reifen verbunden. Um den hinausgeworfenen Steinen und Steinkugeln mehr Kraft und ihrem Fluge mehr Treffsicherheit zu geben, verlängerte man im 15. Jahrhundert den Mörser zu einem Rohr mit kleinerem Kaliber. So entstanden die Kanonen, die auf einem dicken Blocke lagen und daher gar nicht oder nur schwer zu bewegen waren.2) Je mehr man aber den Wert der neuen Waffe erkannte, desto mehr war man bestrebt, die Feuerrohre immer leichter zu machen. Sie wurden jetzt aus Gußeisen oder Bronze hergestellt und um den Schuß nach jeder Richtung hin lenken zu können, auf bewegliche mit Rädern und Richtstangen versehene Lafetten gebracht. Wegen ihrer langen und dünnen Läufe hießen sie Feldschlangen. Aus dieser Zeit stammen auch die Orgelgeschütze oder Totenorgeln, die aus einer Anzahl (bis zu 40) Kanonen kleinen Kalibers bestanden, deren Läufe untereinander verbunden auf einem Gestell ruhten und zu gleicher
*) Den größten dieser Art besitzt das Zeughaus in Wien; er hat einen Durchmesser von 1,1 m und eine Länge von 2,5 m.
2) Tie schweren Geschützrohre, welche Steine bis zu 3 Zentner schleuderten, erhielten eigene Namen z. B. Nachtigall, Singerin, Schärpe Grete usw.
Sie wurden zur Reise auf starke Wagen gelegt und ihre „Wiegen", worauf man sie im Felde bettete, sowie das zur Handhabung notwendige Material auf besonderen Wagen nachgefahren. Die Nürnberger „Kriemhilde" erforderte zum Transporte 10 Wagen mit 56 Pferden: 1 Wagen mit 12 Pferden für das Geschützrohr, 1 Wagen mit 16 Pferden für ihre Wiege, 1 Wagen mit 4 Pferden zu Haspel, Stock, Seilen, Hebezeug, 4 Wagen (jeder zu 11 Büchsensteinen) mit
4 Pferden usw
1891 -
Cöthen
: Schulze
- Autor: Blume, Edmund
- Sammlung: Kaiserreich Geschichtsschulbuecher
- Schultypen (WdK): Höhere Lehranstalten, Mittlere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten, Mittlere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
— 135 —
raum zu lassen. — Ist die Schlachtordnung fertig, so steigen von den 25 Hauptleuten viele ab und stellen sich mit den Kumreüern in Reib und Glied, an welcher Stelle sie wollen, und jeder führt seinen Trommler mit sich. Wo sie sich allsstellen, da gehorchen ihnen dii Korporale und Fußstreiter, selbst wenn diese (sonst) nicht zu ihren: Fähnlein gehören. Die übrigen Hauptleute bleiben samt dem Oberhauptmanne Lu Pferde, um nach Bedürfnis hier- und dorthin zu eilen und hier und dort zu ordnen. Sie haben ihre Trommler bei stch, um, wenn der (Ober-)Hauptmann will, daß der Haufe im schritt vorrücken soll, ein Trommelsianal geben zu sönnen, ebenso, wenn er will, daß er in Schnellschritt (di galoppo) vorwärtsgehe oder Halt mache oder eine Wendung ausführe oder sich niederwerfe. Sobald das Trommelsignal (des Oberhauptmanns) ertönt, lassen es die in Reih und Glied eintretenden Hauptleute von den sie begleitenden Trommlern wiederholen, und ebenso erklingen die bei den Fahnen aufgestellten Trommeln. Auf diese Weise vernehmen die Krieger den Willen des Hauptmanns von allen Seiten her. . . . Bevor es zum Treffen kommt, ordnet der Hauptmann des Fußvolkes in Übereinstimmung mit deni Könige oder dem sonstigen Oberbefehlshaber, wie die schweren und leichten Feldgeschütze eingreifen sollen. Diese Geschütze sind teils vierräderig, teils W,eiräderig; alle Räder sind sehr klein und rings mit Eisen beschlagen. Die..Mräderim^Lmetten tragen (p. 19) ein schweres Geschützrohr, einige auch ml- leme, welche so ausgestellt sind, daß sie bequem und ohne sich gegenseitig zu hindern nach allen Seiten gedreht werden können. Die zweitäderigen tragen ein einziges nicht sehr langes Rohr, einige ein mittellanges, andere ein kleines. Jede . . . Laffette hat so viele andere Karren hinter sich für Kugeln, Pulver und andere Munition, wie für das Geschütz, welches sie tragen, nötig sind. Bet einem Heere von 10 000 Fußstreitern pflegen die Deutschen ungefähr 200 Karren zu führen, 50 mit Geschütz und die übrigen zu Munition. Ans den 50 befinden sich 6 grobe Geschützrohre, 15 mittlere, wobei je ein Rohr auf die Laffette geht, etwa 50 kleine Geschützrohre, meistens 2 aus einer Laffette, bisweilen auch eins. Alle diese Artilleriekarren werden, wenn die Fußstreiter in Schlachtordnung gestellt sind, aus .beiden Flanken des Hausens so aufgefahren, daß sie von bet Mitte bis zur letzten Reihe desselben reichen. Über die Mitte hinaus stehen sie nicht zurück, um, wenn die Fußstreiter das Treffen begonnen haben, die Feinde besser angreifen zu können. . . . Auf
1915 -
Breslau
: Hirt
- Autor: Radtke, Joh.
- Sammlung: Kaiserreich Geschichtsschulbuecher
- Schulbuchtyp (WdK): Schülerbuch
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Inhalt Raum/Thema: Weltkrieg
- Inhalt: Zeit: 1914-1918
26
Ii. Mittel des Krieges.
Geschosse
Schrapnell
Einheits-
geschoß
Zündung
Die Artillerie kommt mit dem Feldgeschütz (der Kanone) nicht mehr aus, seitdem der Kamps sich vielfach in befestigten Feldstellungen abspielt. Es werden neben den Kanonen leichte und schwere Feldhaubitzen verwendet.
Von Geschossen werden hauptsächlich zwei Arten, Schrapnells und Granaten, verfeuert. Schrapnells sind dünnwandige Stahlzylinder, die je nach der Größe mit 300—3000 kleinen Hartbleikugeln angefüllt sind. Am Granate Boden befindet sich eine Sprengladung. Die Granate hat dieselbe Form, besteht aber aus einem dickwandigen Mantel, dessen Hohlranm mit einer Sprengladung angefüllt ist. Der Mantel besteht aus gewöhnlichem Guß oder aus dickerem Stahl. Die Sprengladung ist bei beiden mit einem an der Spitze befindlichen Zünder in Verbindung gesetzt.
Die neueste Erfindung ist das Einheitsgeschoß. Es hat einen mittelstarken Mantel, ist innen mit Kugeln gefüllt und hat doppelte Sprengladung. Je nach der Einstellung des Zünders wirkt das Geschoß als Schrapnell oder Granate. Es leistet nicht soviel wie die Spezialgeschosse, erleichtert aber den Munitionsersatz.
Die Zündung der Sprengladung erfolgt beim Aufschlag des Geschosses aus das Ziel (Aufschlagzündung) oder in der Luft (Zeitzündung). Der Zünder-ist daun so eingestellt, daß das Geschoß nach einer bestimmten Sekundenzahl in der Luft explodiert. Beim Schrapnell spritzen nach der Zündung die Kugeln aus dem zerplatzten Geschoßmantel heraus und fliegen mit der Endgeschwindigkeit des Vollgeschosses in der bisherigen Richtuug weiter, breiten sich aber auch gleichzeitig nach der Seite ans. Bei der Granate zerreißt der Mantel in viele zackige Eisenstücke, die nach allen Seiten auseinandergeschleudert werden. Die Zündung kann aber auch so eingerichtet sein, daß das Geschoß erst das Ziel durchschlägt und dann explodiert (Verzögerungszündung).
42em-Mörser Dies ist der Fall bei unseren 42 cm-Mörsern, von denen man viel gehört hat, aber wenig Bestimmtes weiß. Sie werden „die dicke" oder „fleißige Berta", auch „die Brummer" genannt. Den Namen „Berta" haben sie von der Erbin des Hauses Krupp, die Berta heißt. Die Herstellung der Mörser ist ein Geheimnis gewesen. Das Geschoß hat ein Kaliber von 42 cm, eine Länge von etwa 1,25 m, ein Gewicht von 15 (?) Zentnern. Die Schußweite beträgt etwa 30 km. Die Mörser werden von Ingenieuren, nicht von Soldaten, bedient. Sie besitzen eine unwiderstehliche Zerstörungskraft (vgl. Kriegslesestücke, Ferdinand Hirt, Breslau, S. 9). Zur Beförderung und Ausstellung dieser Riesenmörser sind natürlich ganz besondere Vorkehrungen nötig.
Die österreichischen 30,5 cm-Motorbatterien werden von den Soldaten „die schwarze Marie" genannt. Das Geschütz, in den Skoda-Werken in Pilsen gebaut, ist zerlegbar. Das Rohr hat ein Gewicht von 43 Zentnern. Fortbewegt wird das Geschütz auf Kraftprotzen, die von Daimler-Motoren getrieben werden mit einer Geschwindigkeit von 15 km in der Stunde. Das Geschoß wiegt 770 Pfund. Das Montieren des Geschützes erfordert etwa eine Stunde; im Notfälle kann es ohne Bettungen feuern.
Als dritter im Bunde ist der „lange Emil" zu nennen, ein neues Flach-feuerge'schütz bllhnseuergeschütz, dessen Kaliber etwa 38 cm beträgt. Dünkirchen wurde damit auf eine Entfernung von etwa 40 km mehrmals, Ende August auch Compiögne beschossen, ohne daß man wußte, woher die Geschosse kamen.
Motor-
batterien
Neues
Flachbahn-
1895 -
Dresden
: Bleyl & Kaemmerer
- Autor: Staude, Richard, Göpfert, Armin
- Sammlung: Kaiserreich Geschichtsschulbuecher
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrerbuch
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Inhalt Raum/Thema: Deutsche Geschichte
— 226 —
nichts als Gefäße zum Schleudern von Steinen und Eisenstücken („Donnerbüchsen"). Das Rohr anfangs aus Eisenblech, dann aus Eisenstäben geschmiedet, dann aus Eisen gegossen (sehr dick und daher sehr schwer), dann aus Bronze (100 Teile Kupfer und 14 Teile Zinn); erst auf einer Unterlage von Steinen oder Balken, dann mit einem Balkengerüst verbunden. Überbieten in Dicke und Länge des Rohres. Allmählich leichtere und beweglichere Feldgeschütze mit Lafetten. Das Geschoß anfangs von Stein, dann von Eisen oder Blei. Heutiges Geschütz: Rohr aus Gußstahlblock ausgebohrt, mit Zügen; Sprenggeschosse (Granaten); Hinterlader.
Die Handfeuerwaffen entstanden, indem man das schwere Kanonenrohr immer leichter, beweglicher und handlicher gestaltete. Erst schwere Feuerrohre aus Gabeln (Arkebusen), dann leichtere Handbüchsen ohne Gabeln (Kolben, Zündloch, Zündpfanne, Lunte). Entzündung, der Pulverladung: zuerst durch die Hand mittelst der Lunte, dann mit einem Haken, an dem die brennende Lunte angebracht war (Hakenbüchsen oder Musketen, bei denen schon beide Hände zum Halten und Zielen gebraucht werden konnten, zur Zeit der Reformation); dann Radschloß mit Feuerstein (zur Zeit des 30jährigen Krieges), dann Feuersteinschloß mit Zündpfanne (so noch in den Freiheitskriegen); dann Zündhütchen, dann Zündnadel (1870), zuletzt Schlagbolzen. — Art und Weise des Ladens: Vorderlader (anfangs mit Pulverhorn, dann mit Patronen, Ladestock); Hinterlader mit Einheitspatrone (Kugel,. Pulver, Zündmasse); zuletzt Magazingewehr; Veranschaulichung der steigenden Schnelligkeit des Ladens. — Sonstige Verbesserungen: Bajonett (seitdem Verschwinden der Pikenträger und Lanzenknechte aus dem Fußvolk); Spitzkugel, die durch die Züge des Laufes in eine drehende Bewegung versetzt wird; das Pulver rauchlos und viel trieb-kräftiger, weil nicht mehr aus Salpeter, Kohle und Schwefel sondern aus Nitroglycerin bestehend; es ist also auch gar kein Pulver im alten Sinne des Wortes mehr, sondern ein Treibmittel.
4. Die Wirkung der Erfindung und ihrer Verbesserungen.
Der Kriegerstand des Mittelalters, die Ritter, sind den Kanonen und Gewehren der Bürger- und Fürstenheere nicht mehr gewachsen; weder ihre Burgen, noch ihre Schutz- und Trutzwaffen schützen und nützen gegenüber den Feuerwaffen. So verliert der Ritterstand seine Macht und seine Bedeutung; der ritterliche Adel, dessen Grundbesitz zugleich immer wertloser wird, zieht in die Städte oder tritt in den Hof- oder Kriegsdienst der Fürsten. Die Fußsoldaten, anfangs Söldner, später Landeskinder, entscheiden die Schlacht; es kommt immer mehr auf die Masse der Gewehre und Kanonen an, die persönliche Tapferkeit des einzelnen Mannes tritt zurück. Die Macht der freien Städte und besonders der Fürsten steigt. Die Kriege werden allmählich kürzer und durch das Wegfallen des Handgemenges auch menschlicher. — Auch für die Werke des Friedens wird das Pulver und das Nitroglycerin (Dynamit) bedeutungsvoll: Bergwerk (Koble, Eisen), Eisenbahnbauten (Tunnels), Kanalbauten.
1852 -
Altona
: Hammerich
- Autor: Bredow, Gottfried Gabriel
- Hrsg.: ,
- Auflagennummer (WdK): 13
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Schultypen (WdK): Bürgerschule, Landschule, Töchterschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Mittlere Lehranstalten, Niedere Lehranstalten, Mädchenschule
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Bürgerschule, Landschule, Selbstunterricht, Töchterschule
- Inhalt Raum/Thema: Weltgeschichte
- Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
- Geschlecht (WdK): koedukativ
275
und indem er in der Nähe des Mörsers Feuer anschlug, siel ein Funken
hinein; die Materie entzündete sieb und warf den Stein, welcher dar-
über lag, mit Heftigkeit in die Höhe. Dies, meint man, habe ihn auf
die Erfindung geleitet, in mörserähnliche Röhren, die daher auch den
Namen Mörser behielten, jene Mischung zu werfen, davor Steine zu
schieben und dann hinten an dem geschlossenen Boden des Mörsers ein
kleines Loch zu bohren, wodurch man das Pulver anzünden konnte.
Hieß derjenige, der diese Erfindung machte, auch nicht Berthold Schwarz,
so ist diese Erfindung doch nicht unwahrscheinlich auf eine so zufällige
Weise und um diese Zeit gemacht worden. Nach dem Jahre 1350 findet
man Pulver und die Kanonen häufiger in Gebrauch. Damals hießen
sie gewöhnlich Bombarden, Donnerbüchsen, oder, wie schon angeführt
ist: Mörser. Jetzt hat man Kanonen, Mörser und^ Haubitzen. Die
Kanonen sind nach Verhältniß zu ihrem Umfang beträchtlich lang, und
die Bahn des aus ihnen abgeschossenen Körpers weicht auf eine ziem-
liche Strecke wenig von einer geraden Linie ab; die Mörser sind sehr
kurz, und der aus ihnen abgeschossene Körper beschreibt einen stark ge-
krümmten Bogen in der Luft, weshalb man die Mörser auch Wurf-
maschinen nennt, während die Kanonen Schießmaschinen heißen; die
Haubitzen hingegen, welche bei ihrer mittelmäßigen Länge zum Schießen
und Werfen zugleich dienen, machen ein Mittelding zwischen beiden
aus. In den frühesten Zeiten waren die Kanonen entweder von mehr-
facher röhrenartig zusammengewundener und mit eisernen Reifen um-
gebener Leinwand, oder eben so von Leder, oder von Holz, oder aus
eisernen Stäben, nach Art der Fässer mit eisernen Ringen umgeben.
Jetzt wird das grobe Geschütz gegossen entweder aus Eisen oder aus
Metall, d. h. aus einer Mischung von Kupfer, Zinn und Zink (dem
Stückgut, Kanonenmetall). Nach dem Gusse werden die Kanonen
hohl gebohrt. Die Ladung eines solchen Geschützes besteht aus einer
hinreichenden Menge Pulver und aus einer oder mehren Kugeln zu-
gleich. Die Kugeln sind massiv von Eisen oder Stein oder hohl mit
brennbaren Materien angefüllt.
Später als das große ward das kleine Geschütz erfunden, das ein
Mensch tragen und nach Willkühr regieren konnte. Dies waren an-
fangs Kanonen im Kleinen: enge metallene Röhren, unten geschlossen,
mit einem Zündloche; es ward Pulver hineingethan, Stein oder Kugel
darauf, und dann mit der Lunte oder Zündruthe aus freier Hand das
Pulver am Zündloche angebrannt. Man nannte sie daher auch Büch-
sen, wie eine Art des groben Geschützes hieß: auch Musketen, von
dem lateinischen Worte Uuebetus, welches einen Sperber bedeutet.
Man hat auch kleinere Handfeuergewehre, Karabiner, Pistolen, Terze-
rolen u. s. w. Mehrere Feuergewehre hatten ihre Namen von Raub-
vögeln, z. B. eine Art kleiner Kanonen Falkonet von Falken. Diese
Büchsen oder Musketen scheinen eine deutsche Erfindung zu sein, wie
die Kanonen, und das älteste Zeugniß, das man bis jetzt von dem
Alter der Handbüchsen kennt, ist vom Jahr 1381, wo der Rath in
Augsburg, in dem Kriege der Reichsstädte mit den Edelleuten von
Franken, Schwaben und Baiern, zu dem Heere der Städte 30 Büch-
senschützen stellte. Augsburg und Nürnberg hatten auch lange den
Ruhm, Kanonen sowohl als Handbüchsen vorzüglich gut zu verferti-
18*
14. Bd. 2
- S. 375
1906 -
Straßburg
: Straßburger Dr. und Verl.-Anst.
- Hrsg.: Gottesleben, N.
- Sammlung: Lesebuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Mittlere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Mittlere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Mittelschule
- Inhalt Raum/Thema: Heimatkunde
Vi. Bilder aus der Geschichte.
375
maßregeln wurden überall getroffen, da es hieß, daß eine fanatische
Partei in München mehrere Feuersbrünste veranlassen, Tumulte
und Exzesse anstiften und bei dieser Gelegenheit womöglich den
König ermorden wolle. Im Residenzschlosse lagen 4 Fähnlein
Fußvolks als Wache; Geschütze waren unter starker Bedeckung
auf verschiedenen Plätzen der Stadt aufgefahren, um sogleich da-
zwischen zu feuern, sobald nur ein Volksaufstand stattfinden würde,
und an 2 000 Mann Reiterei mußten in und vor der Stadt im
Biwak liegen, um nötigenfalls sogleich aufsitzen zu können. Ein
um den andern Tag traf uns die Reihe, auf Wache sein zu
müssen, und starke Reiterpatrouillen von 50— 60 Mann ritten
Tag und Nacht umher. Alle diese Vorsichtsmaßregeln und da
bekannt war, daß alle Truppen bei dem geringsten Zeichen von
Unordnung sogleich die Waffen auf das rücksichtsloseste anwenden
sollten, schüchterten die Unzufriedenen so sehr ein, daß auch
nicht die mindeste Unruhe stattfand. Trotz des schweren Dienstes
lebten wir übrigens gut, und die Stadt mußte vollauf uns die
beste Speise und den kräftigsten Trunk liefern. Auch an Kleidung
und sonstigen Ausrüstungssachen erhielten wir viele guten Sachen,
und ich konnte meinem Regimenté auch wieder neue Waffenröcke,
Mäntel und lederne Hosen geben. Ein Kapuzinerkloster mußte
dazu das nötige braune Tuch liefern, wie denn auch meine Küraß-
reiter ihrer frommen Kleidung wegen im schwedischen Heer oft
scherzhaft „die Kapuziner“ genannt wurden.
Eine reiche Beute machte der König im Zeughause, und
zufällig war ich Augenzeuge, als dies geschah. Als der König das
große Zeughaus des Kurfürsten Maximilian besah, fiel es ihm
sogleich auf, daß eine Menge von leeren Geschützlafetten daselbst
umherstanden. Sein Scharfblick erkannte an der frischen Farbe
des Holzes, daß die Rohre von diesen Lafetten erst vor kurzem
abgenommen sein mußten, doch ward dies von allen Angestellten
des Arsenals auf das bestimmteste geleugnet. Ein Arbeiter, ein
früherer gefangener dänischer Soldat, der einst unter meinem
Befehl gestanden hatte und jetzt aufs neue gern bei meinen
Küraßreitern Dienste nehmen wollte, zog mich aber heimlich auf
die Seite und sagte mir leise, er wisse, wo die Geschützrohre
vergraben seien. Als ich dies dem Könige meldete, befahl er mir,
ich möge dem Arbeiter mitteilen, daß er 100 Reichstaler Be-
lohnung erhalten solle, wenn wir durch seine Angaben die Rohre
wirklich finden würden. Der Mann führte uns nun in das unterste
Stockwerk des Arsenals und sagte, die Rohre seien daselbst unter
dem Fußboden vergraben. Und siehe da, als der Fußboden auf-
gerissen wurde, lagen über 100 Geschützrohre, doppelte, halbe
und ganze Kartaunen, Talkonets, Haubitzen und Böller in bester
1915 -
Berlin Leipzig
: Teubner
- Autor: Siebourg, Max, Kuckhoff, Joseph
- Sammlung: Politikschulbuecher Kaiserreich
- Schultypen (WdK): Höhere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Höhere Lehranstalt
Die Artillerie. — Die Luftflotte
37
mögen der Geschosse ungeschmälert auszunutzen. Vas abgekürzte An-
griffsverfahren muß sofort nach der Einschließung beginnen, deshalb
müssen die Geschütze mit den Gruppen des Feldheeres marschieren, also
ebenfalls zur schweren Artillerie des Feldheeres gehören. Diese wesent-
lich voneinander verschiedenen Verwendungszwecke der schweren Artil-
lerie des Feldheeres erfordern verschiedene Kaliber. Die schwere Ar-
tillerie des Feldheeres kann den abgekürzten Angriff wohl vorbereiten,
aber in den seltensten Fällen allein durchführen. Dazu sind neueren An-
lagen gegenüber noch weittragendere und wirksamere Geschütze erfor-
derlich. Diese bedürfen wegen ihres großen Gewichtes und des ihres Ge-
schosses meist besonderer Einrichtungen zu ihrer Fortschaffung, Auf-
stellung und Bedienung. Solche Geschütze gehören zu den Belagerungs-
geschützen, und es ist Sache der vorsorglichen Heeresverwaltung, Ein-
richtungen zu treffen, daß sie ohne Verzug vor der anzugreifenden
Festung eintreffen und aufgestellt werden können. In Deutschland ge-
hören zu den Feldgeschützen die Feldkanonen (7,7 cm) und die leichte
Feldhaubitze (10,5 cm), zur schweren Artillerie des Feldheeres die
schwere Feldhaubitze (15 cm), der 21-crn-Mörser, und nach Bedarf die
10-crn-Kanone, zur Belagerungsartillerie die schwere 12 crn-Kanone und
die lange 15-crn-Kanone. Überraschend hinzugekommen sind noch der
42-cm-Mörser, der österreichische 30,5-cm-Motormörser und nach Zei-
tungsnachrichten vielleicht auch noch eine 28-cm-haubitze.
K. Bahn in der Internationalen Monatsschrift. 1914. heft 5.
c) Die Luftflotte.
Im weiten Nahmen des Militärverkehrswesens nimmt seit den
letzten Iahren die Militärluftschiffahrt einen ganz besonderen Baum ein.
Ihre Entwicklung zur jetzigen Bedeutung ging Hand in Hand mit der
technischen Verbesserung und Ausgestaltung der lenkbaren Ballons und
der Flugmaschine, so daß an die Seite des Fesselballons, der bis dahin als
militärisches Erkundungsmittel die größte Bolle zu spielen vermocht
hatte, das Motorluftschiff und das Flugzeug als hervorragendes Werk-
zeug für den militärischen Aufklärungsdienst trat, ohne daß aber auf
die Dienste des Fesselballons verzichtet wurde.
In der klaren Erkenntnis des unschätzbaren Wertes, der dem Motor-
luftschiff für das Heer zugute kommt, hatte unsere Heeresverwaltung
gleich nach den ersten größeren Erfolgen Zeppelins die Dienstbarmachung
des lenkbaren Luftschiffes für das Heer in großzügigem Stile in die Wege
geleitet. Die versuche der Heeresverwaltung erstreckten sich aus alle
drei bis dahin erprobten Systeme,' das starre, das Halbstarre und das un-
starre. Der Hauptzweck wurde im strategischen Aufklärungsdienste ge-
sehen, und nebenher sollte das Luftschiff, ausgerüstet mit leichter Ar-
mierung auch als aktiv eingreifende Waffe Verwendung finden. Wäh-
1844 -
Stuttgart
: Metzler
- Autor: Hugendubel, Christian Heinrich
- Hrsg.: ,
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schultypen (WdK): Höhere Lehranstalten, Mittlere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten, Mittlere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Gelehrtenschule
- Inhalt Raum/Thema: Weltgeschichte
- Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
Erfindung des Schießpulvers und der Feuerwaffen. 211
zusammenhielten; oder man setzte sie faßartig aus eisernen Stä-
den zusammen und legte eiserne Reife darum. Bald fing man
auch an, Kanonen aus Eisen zu schmieden, und im Jahre
1372 schossen die Augsburger bereits aus Geschützen, welche
Meister Johann von Aarau aus Stückgut, d. h. aus einer
Mischung von Kupfer und Zinn gegossen hatte. Fürsten und
Städte wetteiferten mit einander in der Größe der Geschütze;
man schoß Kugeln von mehr als hundert Pfund, aber die Kugeln
waren von Stein; erst im sechszehnten Jahrhundert wurden sie
allgemein aus Eisen gegossen. Die Mörser, welche zum Wer-
fen der Kugeln dienen, kamen beinahe gleichzeitig mit den Kano-
nen in Gebrauch.
Die ersten Handfeuergewebre waren Kanonen im Kleinen
mit einem hölzernen Kolben oder Griffe; sie wurden wie diese
mit einer Lunte losgebrannt, die man anfangs mit der Hand
über das Zündloch hielt, dann, um die Gefahr für den Schützen
zu vermindern und die Schnelligkeit zu vermehren, in einen Hahn
schraubte, welcher sie durch einen Druck auf das Zündloch brachte.
Ein Mittelding zwischen Handfeuergewehren, Büchsen oder Mus-
keten und dem schweren Geschütze waren die Hakenbüchsen;
bei diesen ruhte die eiserne Röhre auf einem hölzernen Bocke und
wurde vermittelst eines Hakens auf demselben festgehalten.
Der Gebrauch der Feuerwaffen nahm rasch zu und erreichte
schon im fünfzehnten Jahrhundert sowohl bei Belagerungen,
als in Schlackten eine hohe Bedeutung. Als die Schweizer im
Jahre 1476 nach dem Siege über Karl den Kühnen beigrand-
son in das feindliche Lager kamen, fanden sie über 400 große
Hauptbüchsen und 800 Hakenbüchsen. An der allmähligen Ver-
vollkommnung des Belagerungs - und Feldgeschützes, sowie der
Handfeuergewehre hatten die Deutschen einen vorzüglichen An-
theil.
14 *
1910 -
Wittenberg
: Herrosé
- Autor: Schanze, W., Schanze, J.
- Auflagennummer (WdK): 12
- Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrerbuch
- Schultypen (WdK): Fortbildungsschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
302
diesen befand sich das größte Geschütz der Welt von 42 cm Rohr-
weite, dessen Geschützrohr 122400 kg und dessen Schießgestell
l Lafette) 68000 kg wog. Dieses Riesengeschütz verfeuert eine
Granate von 1000 kg Gewicht mittels einer Ladung von 410 kg
prismatischen Pulvers C/82._ Die Stahlpanzergranate dieses Ge-
schützes durchschlügt nahe bei der Geschützmündung eine schmiede-
eiserne Panzerplatte von 107,8 cm ; aus 1000 m Entfernung durch-
schlägt sie eine Pauzerplatte von 99,6 cm und in 2000 m Ent-
fernung noch eine solche von 91,9 cm. Das ausgestellte 24 cm
Geschütz hatte 1892 in Gegenwart Sr. Majestät des Kaisers eine
Granate auf 20226 m getragen. Das Geschützrohr wurde dabei
unter einem Winkel von 48° abgefeuert; der höchste Punkt der
Flugbahn des Geschosses betrug 6540 m, lag also 1730 m höher
als der Gipfel des Mont Blanc. Die Flugzeit betrug 70,2 Sekunden.
Alle Kruppschen Geschützrohre weisen die größte Treffsicherheit und
Durchschlagskraft auf. Die Ausstellung in Düsseldorf im Jahre
1902 zeigte noch viel größere Leistungen der Firma als die in
Chicago.
Die Verwendung fast nur selbstgewonnener Erze, deren Be-
schaffenheit genau bekannt und stetig zu kontrollieren ist, die voll-
ständige Verarbeitung derselben in eigenen Hütten, Stahlwerken
und Gießereien bürgen für die unbedingte Vorzüglichkeit des gewon-
nenen Materials. Diese Vorzüglichkett aber ist es, welche Krupp
seinen Weltruf verschafft hat und erhält. Die Firma erzeugt heute
noch, wie vor mehr als fünfzig Jahren, den anerkannt besten Guß-
stahl. Es sind nicht nur Geschützrohre, sondern auch andere Werk-
stücke, in denen sie auf der ganzen Erde unübertroffen ist.
Alfred Krupp, der nach dem Wahlspruche handelte: „Der
Zweck der Arbeit soll das Gemeinwohl sein, dann bringt Arbeit
Segen, dann ist Arbeit Gebet," starb am 17. Juli 1887. Als ich
vor seinem Denkmal stand, das ihm die Dankbarkeit der Be-
amten und Arbeiter errichtet hat, kamen mir die schönen
Worte in den Sinn, die einst der Geheime Finanzrat Jenke
am Grabe des Unvergeßlichen sprach: „Gütig im Denken und
im Handeln, war er ein wahrer Freund seiner Arbeiter, deren
geringsten er gern die harte und schwielige Hand drückte, stets
bereit, Gutes zu stiften, ein wahrer Helfer in der Not. Diejenigen,
die das Glück hatten, ihm näher zu treten, beugten sich vor dem
überlegenen Geiste, und ganz besonders diesen war bekannt, wie
das Wohl derer, die für ihn und mit ihm arbeiteten, ihm über alles
ging." Das aber war eine glückliche Fügung des Himmels, daß der
Sohn dieses großen Mannes es als seine schönste und höchste Auf-
gabe betrachtete, ganz in den Fußtapfen seines Vaters zu wandeln
und seinem Vorbilde nachzuleben, nicht nur in rastloser Arbeit für
sein Unternehmen, sondern auch vor allem auf dem Gebiet der
Fürsorge für alle seine Untergebenen. Ein Denkmal seiner Hoch-
herzigkeit hat er insonderheit in der Erbauung des „Altenhoss"
geschaffen. Unweit der Stadt Essen, an dem schönen Ruhr-
1878 -
Langensalza
: Greßler
- Autor: Mauer, August
- Hrsg.: ,
- Auflagennummer (WdK): 8
- Sammlung: Kaiserreich Geschichtsschulbuecher
- Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
- Inhalt: Zeit: Altertum, Mittelalter, Neuzeit
210
Kugeln fortzutreiben, ist jünger; und vielleicht war es Berthold Schwarz, ein deutscher Mönch, der so das Schießpulver zuerst anwandte. Man sieht ihn daher gewöhnlich als den eigentlichen Erfinder des Schießpulvers an. Er lebte ums Jahr 1350, war ein Freund der Chemie und beschäftigte sich gern mit Auflösung der Metalle. Einst stampfte er zufällig Salpeter, Schwefel und Kohlen in einem Mörser, legte einen Stein darauf, und indem er in der Nähe des Mörsers Feuer anschlug, fiel ein Funken in den Mörser. Der Stoff entzündete sich und warf den Stein, welcher darüber lag, mit Heftigkeit in die Höhe. Dies, meint man, habe ihn auf die Erfindung geleitet, in mörserähnliche Röhren, die daher auch den Namen Mörser behielten, jene Mischung zu werfen; davor Steine zu schieben und dann hinten an dem geschlossenen Boden des Mörsers ein kleines Loch zu bohren, wodurch man das Pulver anzünden konnte.
Nach dem Jahre 1350 findet man Pulver und Kanonen häufiger in Gebrauch. Damals hießen die Kanonen gewöhnlich Bombarden, Donnerbüchsen, oder wie schon angeführt wird: Mörser. Jetzt hat man Kanonen, Mörser und Haubitzen. Man nennt diese Wurf- und Schießmaschinen grobes Geschütz. Es wird entweder aus Eisen oder aus einer Mischung von Kupfer, Zinn und Zink gegossen. Die Ladung eines solchen Geschützes besteht aus einer hinreichenden Menge Pulver und aus einer oder mehreren Kugeln zugleich. Die Kugeln sind massiv von Eisen oder hohl, mit brennbaren Stoffen angefüllt. In neuester Zeit hat man das Geschütz-wesen außerordentlich verbessert, so daß die Kanonen weit größere Massen und auf größere Entfernungen schleudern.
Später als das große ward das kleine Geschütz erfunden, das ein Mensch tragen und nach Willkür regieren konnte. Dies waren anfangs Kanonen im Kleinen: enge, metallene Röhren, unten geschloffen, mit einem Zündloche; es ward Pulver hineingethan, Stein oder Kugel darauf, und dann mit der Lunte aus freier Hand das Pulver am Zündloche angebrannt. Man nannte sie daher auch Büchsen oder Musketen. Das älteste Zeugniß über den Gebrauch dieser Handbüchsen ist vom Jahre 1381, in welchem die Stadt Augsburg ihren Bundesgenossen dreißig Büchsenschützen stellte; denn in Augsburg und Nürnberg verfertigte man lange Zeit die besten Büchsen und Kanonen. So fand man es auch febr unbequem, diese Geschütze durch Lunten abzubrennen, und erdachte sich nun den Hahn, indem man ein Stück Kiesel einschraubte und dabei ein stählernes Rad anbrachte, welches umlief und Feuer aus dem Kiesel schlug. Diese Erfindung ward 1517 in Nürnberg gemacht und daher auch das deutsche Feuerschloß genannt. Da man dies Rad aber nach jedem Schusse erst mit einem Schlüssel wieder spannen mußte, und das Aufziehen desselben Zeit wegnahm, so
1915 -
Berlin
: Heymann
- Sammlung: Politikschulbuecher Kaiserreich
- Bildungsstufen (OPAC): Berufliche Bildungsgänge, alle Lernstufen
- Schulformen (OPAC): Fachschule, Fortbildungsschule
- Regionen (OPAC): Preußen
§0
L. Rarwiese
20 Schritt nebeneinander, hinter einem Flügel folgt auf Zo m Abstand
die Staffel, die Munitionswagen, hintereinander.
Der Abreilungskommandeur muß persönlich die einzunehmende Stellung
erkunden, während Gffizierspatrouillen und Aufklärer die Verhältnisse beim
Feinde zu erforschen suchen. Beim Anmarsch in die Stellung müssen alle
Deckungen gegen Sicht ausgenutzt werden. Sorgfältige Erkundung des
Anmarschweges ist daher erforderlich. Um in der Feuerstellung selbst, vor-
nehmlich in der Flanke, eines gewissen Schutzes vor Überraschungen nicht zu
entbebren, ist die nächstgelegene Infanterie verpflichtet, die Artilleriebedeckung
zu stellen. Verdecktes Einnehmen der Stellung und überraschende Feuer-
eröffnung sind besonders wichtig.
Die Mahl der Geschoßart hängt von der Beschaffenheit des Ziels ab.
Lebende und bewegliche Ziele werden im allgemeinen mit Schrapnells
beschossen. Schrapnells sind Geschosse, die innen mit Bleikugeln ausgefüllt
sind. Die Bleikugeln werden in einer Sprengmasse festgegossen. In der
Mitte der Längsrichtung des Geschosses befindet sich ein jdulverkanal, der
in Verbindung mit dem Zünder steht. Die Zündung soll in einer be-
stimmten Höhe und Entfernung vom Ziel in der Luft erfolgen. Durch die
Sprengung des Geschosses werden die Sprengteile der Geschoßwand und die
Bleikugeln in Form eines Kegels in Richtung der Geschoßbahn weiterge-
schleudert. Ziele hinter Deckungen, Häuser, Mauern usw. beschießt man mit
Granaten. Diese sind nur mit einer starken Sprengladung gefüllt. Das Ge-
schoß soll durch Aufschlag im Ziel wirken.
Neben der Feldkanone, einem Flachbahngeschütz, führt die Feldartillerie
auch ein Steilbahngeschütz, die leichte Feldbaubitze. Diese verwendet ein
besonderes Geschoß, das sowohl als Granate wie auch als Schrapnell be-
nutzt werden kann. Die Feldhaubitze dient zur Bekämpfung von lebenden
Zielen in ausgebauten Schützengräben und gegen starke Deckungen. Ihre
beste Wirkung liegt auf etwa 4500 rn, die der Feldkanone auf 3000 bis 3500 m.
Ähnlich wie die Feldartillerie wird die nicht ganz so bewegliche
schwere Artillerie das Feldheeres verwandt. Sie führt schwere Flachbahn-
kanonen, Haubitzen und Mörser für der: Kampf gegen stark befestigte Stel-
lungen. Das schwerste Geschützmaterial zum Kampfe gegen Festungen ist
für den Transport an Volleisenbahneu gebunden. —
Uber die mittlerweile geschlagene Brücke in Stellung gegangen, hat
unsere Artillerie-Abteilung die feindliche Artillerie alsbald unter Feuer
genommen.
In Gruppen, dem Gelände angeschmiegt, untereinander mit etwas
größeren Abständen wie die einzelnen Geschütze, feuern die Batterien nach
den Weisungen des Abteilungskommandeurs unter Leitung ihrer Batterie-
fübrer, die auf einer mit Schutzschild versehenen Leiter die Wirkung des
Feuers beobachten.
Unmittelbar rechts neben jedem Geschütz steht der Munitionsbinter-
wagen und hinter dem Geschütz die Munitionskörbe aus der entleerten
Geschützprotze. Diese und die Munitionswagenprotzen nebst der Gefechts-
bagage der Batterie befinden sich etwa 500 m rückwärts — seitwärts.
1865 -
Langensalza
: Greßler
- Autor: Mauer, August
- Hrsg.: ,
- Auflagennummer (WdK): 2
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
- Inhalt: Zeit: Altertum, Mittelalter, Neuzeit
202
[er einzuschließen und dadurch schwere Massen, z. B. Steine oder
Kugeln fortzutreiben, ist jünger; und vielleicht war es Berthold
Schwarz, ein deutscher Mönch, der so das Schießpulver zuerst an-
wandte. Man sieht ihn daher gewöhnlich als den eigentlichen Er-
finder des Schießpulvers an. Er lebte ums Jahr 1350, war ein
Freund der Chemie und beschäftigte sich gern mit Auflösung der
Metalle. Einst stampfte er zufällig Salpeter, Schwefel und Kohlen
in einem Mörser, legte einen Stein darauf, und indem er in der
Nähe des Mörsers Feuer anschlug, fiel ein Funken in den Mörser.
Der Stoff entzündete sich und warf den Stein, welcher darüber lag,
mit Heftigkeit in die Höhe. Dies meint man, habe ihn auf die
Erfindung geleitet, in mörserähnliche Röhren, die daher auch den
Namen Mörser behielten, jene Mischung zu werfen, davor Steine
zu schieben und dann hinten an dem geschlossenen Boden des Mör-
sers ein kleines Loch zu bohren, wodurch man das Pulver anzün-
den konnte.
Nach dem Jahre 1350 findet man Pulver und Kanonen häufiger
in Gebrauch. Damals hießen die Kanonen gewöhnlich Bombarden,
Donnerbüchsen, oder, wie schon angeführt ist: Mörser. Jetzt
hat man Kanonen, Mörser und Haubitzen. Man nennt diese
Wurf- und Schießmaschinen grobes Geschütz. Es wird entweder
aus Eisen oder aus einer Mischung von Kupfer, Zinn und Zink
gegossen. Die Ladung eines solchen Geschützes besteht aus einer hin-
reichenden Menge Pulver und aus einer oder mehreren Kugeln zu-
gleich. Die Kugeln sind massiv von Eisen oder hohl, mit brennbaren
Stoffen angefüllt. In neuester Zeit hat man das Geschützwesen
außerordentlich verbessert, so daß die Kanonen weit größere Massen
und auf größere Entfernungen schleudern.
Später als das große ward das kleine Geschütz erfunden, das
ein Mensch tragen und nach Willkür regieren konnte. Dies waren
anfangs Kanonen im Kleinen: enge, metallene Röhren, unten ge-
schlossen, mit einem Zündloche; es ward Pulver bineingethan, Stein
oder Kugel darauf, und dann mit der Lunte aus freier Hand das
Pulver am Zündloche angebrannt. Man nannte sie daher auch
Büchsen oder Musketen. Das älteste Zeugniß über den Gebrauch
dieser Handbüchsen ist vom Jahre 1381, in welchem die Stadt
Augsburg ihren Bundesgenossen dreißig Büchsenschützen stellte;
denn in Augsburg und Nürnberg verfertigte man lange Zeit die
besten Büchsen nnb Kanonen. So fand man es auch sehr unbequem,
diese Geschütze durch Lunten abzubrennen, und erdachte sich nun den
Hahn, indem man ein Stück Kiesel einschraubte und dabei ein
stählernes Rad anbrachte, welches umlief und Feuer aus bern Kiesel
schlug. Diese Erfindung ward 1517 in Nürnberg gemacht, nnb
daher auch das deutsche F eu er sch l v ß genannt. Da man dies
Rad aber nach jedem Schüsse erst mit einem Schlüssel wieder span-