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1. Bd. 2
- S. 177
1883 -
Leipzig
: Engelmann
- Autor: Weber, Georg
- Auflagennummer (WdK): 19
- Sammlung: Kaiserreich Geschichtsschulbuecher
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Schultypen (WdK): Höhere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten
- Schulformen (OPAC): Höhere Schulanstalt, Selbstunterricht
- Inhalt Raum/Thema: Weltgeschichte
- Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
- Geschlecht (WdK): Jungen
§. 686. von der Reformation bis zum Zeitalter Ludwigs Xiv. 177
§. 686. Kirchenlied. Wir haben bereits (§. 573) erwähnt, wie das Anstimmen eines neuen Kirchenliedes häufig das Signal zur Einführung der Reformation geworden. Diese tiefe Bedeutung des religiösen Gesanges auf das Gemüth der Menschen erkannte die poetische und musikalische Natur des deutschen Reformators sehr bald; er machte darum den Deutschen Kirchengesang zu einem wesentlichen Bestandtheile des evangelischen Gottesdienstes und regte durch That und Wort zur Abfassung geistlicher Lieder an. Er übersetzte ältere lateinische Kirchengesänge, bearbeitete Psalmen und dichtete geistliche Lieder, wobei er den kühnen Schritt und den gedrungenen Ausdruck des mehr im Süden einheimischen Volklieds beibehielt und einfache, leicht faßliche Melodien theils selbst com-ponirte, theils den Hussiten entlehnte. Sein Beispiel und seine Anregung erweckte Nacheiferung. Dichter und Sänger, hingerissen von dem gewaltigen Geiste der Zeit, widmeten ihre Kräfte dem geistlichen Liede und bahnten dem Evangelium den Weg zum Volke, dessen Gemüth und Phantasie durch die neuen religiösen Gesänge mächtig ergriffen ward. Während man auf Reichstagen und in Religionsgesprächen über die evangelische Kirchenlehre stritt, führte das deutsche Kirchenlied mit seinen ernsten, einfachen Chorälen Taufende dem Evangelium zu. In Kirche und Haus, im stillen Kämmerlein und auf der lauten Gasse erschallten Psalmen und geistliche Lieder. Ein neuer Vslksgesang, an kunstloser Form und einfachem Bau dem alten Volkslied verwandt, aber mit religiösem Inhalt, in dem sich Zuversicht und heiteres Gottvertrauen aussprach, brach sich breite Bahn. Das Kirchenlied weckte in den Herzen des Volks religiöse Empfindung; es gab der Stimmung und dem Gefühle Ausdruck, es riß die Menge zur Begeisterung hin. Die ältesten und kräftigsten Lieder waren der Erguß einer augenblicklichen Empfindung, einer herrschenden Stimmung; sie waren Gelegenheitsgedichte, in denen sich häufig die kirchlichen und politischen Zustände der Zeit, die religiösen Meinungen, die geistigen Kämpfe abspiegelten. In der Noth erflehen sie Hülfe vom Himmel; in Kummer und Trübsal gewähren sie Trost durch Erweckung der Hoffnung und Zuversicht in Gott; im Glück athmen sie Gefühle des Dankes. Die ältesten Kirchenlieder ahmten in Ton und Haltung, ja nicht selten auch in der Melodie Volkslieder der Zeit nach, z. B.: „O Welt, ich muß dich lassen"; „Herzlich thut mich verlangen"; „Ach Gott vom Himmel sieh' darein!" u. a. m.
Anfangs war die geistliche Dichtung vorzngsweise in den Händen der protestantischen Geistlichen (Erasmus Alberus, -j- 1553; Panl Speratus: „Es ist das Heil uns kommen her!"; Nie. Deeius: „Allein Gott in der Höh sei Ehr!"; Mich. Weiß, + 1540, der die Hussitischen Lieder übersetzte); als aber die religiösen Angelegenheiten so vorherrschend wurden, daß sie alle anderen Interessen und Gefühle zurückdrängten, versuchten stch Leute aus allen Ständen darin. Hatte dies einerseits die Wirkung, daß der Volksgesang durch das Evangelium geheiligt und geläutert ward, so führte es auch anderseits eine massenhafte Vermehrung der geistlichen Lieder herbei, wodurch dann bald eine Scheidung in eine gemüthlich weltliche und eine feierlich kirchliche Richtung eintrat.
Die eine, mehr weltliche Gattung, als deren Vertreter üftic. Hermann (f 1561), Cantor in Joachimsthal, und Ringwaldt gelten können, lehnte sich an das Volkslied an und war mehr für das Haus als die Kirche geeignet, indem sie in traulichem, einfachem Tone die Empfindungen des Menschen bei den Wechselfällen des Lebens aussprach, stch allen Ständen anpaßte, auf alle Lagen einging ; die zweite, mehr feierliche und darum beim Gottesdienst angewendete Gattung schloß sich an die Psalmen an und wurde vorzugsweise von Gelehrten und Geistlichen gepflegt. Die schlichte und natürliche Uebertragung des ganzen Psalter von Bur kard Waldis wurde am Ende des Jahrhunderts durch die mehr kunstgerechte des Königsbergers Lob Wasser verdrängt, der zuerst von der lutherischen Bibelsprache abging und den Ueber-gang zu Opitz bildet.
Auch im siebenzehnten Jahrhundert war das Religiöse noch so vorherrschend, daß das Kirchenlied ein Hauptbestandtheil der Dichtkunst blieb; doch nahm dasselbe in Ton und Behandlungsart verschiedene Gestalten an. Paul Gerhard aus Sachsen, eine Zeit lang Prediger in Berlin, folgte Luthers Vorbilde und bewahrte in seinem frommen Gemüthe die Heiterkeit, die j Zuversicht und das Gottvertrauen der ältern Lieder. „Als er sein Lutherthum in Berlin gefährdet sah, befahl er Gott seine Wege und wanderte ins Elend." Seine 120 Lieder in einfacher,
Weber. Geschichte Ii. 12
Paul
Gerhard
1607-76.
1847 -
Leipzig
: Engelmann
- Autor: Weber, Georg
- Auflagennummer (WdK): 2
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Schultypen (WdK): Höhere Lehranstalten, Gymnasium, Realschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten
- Inhalt Raum/Thema: Weltgeschichte
- Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
Satirische Lehrpoesie. 815
Johann Nasus in Ingolstadt, einen gewesenen Schneidergesellen, zum Stkchblatt
seines Witzes machte. Dahin gehören: ,,daö Iesuitenhütlei n," „der Bar-
füßer Sekten- und Kutten streit," (worin Fischart die gereimte Erklärung
eines Holzschnittes voll Laune und reicher Composition gibt, wie der heil. Francis-
cus von den Stiftern der verschiedenen Sekten seines Ordens, den Capuzincrn,
Minoriten, Observanten u. s. w. gemartert und zerrissen wird); ferner der Bie-
nenkorb, dessen Inhalt und Sprachwitz man wieder aus dem Titel ersehen
kann'):
*) Bienenkorb bei h.rvm. Jmenschwarms, seiner Hummelzellen (oder Himmelszelten), Hurnauß-
näster, Brämcngeschwürm und Wäspengetöß. Sampt Läuterung der h. röm. Kirchen Honigwaben:
Einweihung und Beräucherung oder Fegfeuerung der Jmenstöcke: und Erlesung der Bullenblumrn,
der Dekrctenkreuter, des Heybnischen Klosterhysops , der Suiter (Jesuiter) Säubisteln, der Saurbc-
nischen Säubohnen, des Magisnostrischen Liripipefenchels und bei Jmenplatts der Plattinen, auch
des Meßthaucs und H. Saffts von Wunberbäumen cot. oet. alles nach dem rechten Himmclsthau oder
Manna justirt und mit Mcntzerkletten durchziert. Durch Jcsuwalt Pickhart, u. s. w.
5. Fabeln. Burkard Waldis (e. 1530) und Rollenhagen
(1542—1609).
§.37. Auch die äsopische Thier fabel, zu deren Bearbeitung Luther auf-
forderte, wurde in dem Resormationszeitalter gleich dem Reinccke Fuchs auf die Zu-
stände der Gegenwart in Kirche und Staat angewendet. Der erste, der sich mit
Glück damit befaßte, war Burkard Waldis, ein gelehrter in der alten und
neuen Literatur belesener und durch große Reisen praktisch gebildeter Mann voll ge-
sunder Ansichten, Charakterstärke und patriotischer Gesinnung. Er benutzt die Fa-
bel, um die Selbstsucht, die ihm die Quelle alles Uebels ist, zu bekämpfen und
Armuth und Bescheidenheit zu preisen. Heftiger in seinen Angriffen, aber weniger
vollendet in Form und Darstellung ist Erasmus Alberus (+ 1553), der in sei-
nen Fabeln eben so gegen Ablaßhandel, Klerus und Papstthum, wie gegen Wie»
dertäuser, Schwärmer, Sectirer und das Interim eifert. — Mehr aufs Weltliche
und den Staat gerichtet erscheint die Satire in dem, der griechischen Batracho-
myomachie (ß. 44) nachgebildeten Froschmäusler des Georg Rollenhagen
(aus dem Brandcnburgischen). Sein Vorbild ist der Reinecke Fuchs und seine Ab-
sicht, mit Lachen die Wahrheit zu sagen.
Dar Gebicht ist in 3 Bücher getheilt. In dem ersten erzählt bic Maus, wie es in ihrem Staat zu-
gehe und scheint die Lehre begrünben zu wollen, daß Alles seine natürlichen Fcinbc habe. In dem zwei-
ten werben an die Fabel vom König der Frösche Untersuchungen über die Vortheile der Republik,
Aristokratie und Monarchie angeknüpft und babei gelehrt, wie nothwenbig es sei, den Storch (Kai-
ser Karl V.) und den B e i ß k o p f (den Papst) fern zu stalten. Das brittc behanbelt das Kriegswesen
in der epischen Darstellung der Kämpfe zwischen den Fröschen und Mäusen.
Noch verdient der Heidelberger Jul. Wilh. Zinkgref wegen seiner Samm-
lung deutscher Witzreden und Anecdoten (Apophthegmata), die von Opitz ihrer
vaterländischen Tendenz wegen gepriesen wurden, eine Erwähnung. Auch als lyri-
scher Dichter hat sich Zinkgref durch seine Lieder ausgezeichnet.
6. Hans Sachs. Dramatische Dichtung.
§.38. Hans Sachs. Hans Sachs, ein Nürnberger Schuster, ist einer
der fruchtbarsten und vielseitigsten Schriftsteller dieser reichen, regsamen Zeit. Ge-
Ziukgref
159, —
1635.
Hans
Sachs
1494 —
1576.
3. Bd. 2
- S. 35
1854 -
Leipzig
: Engelmann
- Autor: Weber, Georg
- Auflagennummer (WdK): 6
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Schultypen (WdK): Höhere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 3 – Sekundarstufe 2, Klassen 9/10/11 – 12/13
- Schulformen (OPAC): Höhere Schulanstalt, Selbstunterricht
- Inhalt Raum/Thema: Weltgeschichte
- Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
- Geschlecht (WdK): Jungen
Luthers Einfluß auf die deutsche Literatur.
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§. 44. b) Kirchenlied. Wir haben bereits (Lehrb. §. 457.) erwähnt/wie das Anstim-
men eines neuen Kirchenliedes häufig das Signal zur Einführung der Reformation geworden.
Diese tiefe Bedeutung des religiösen Gesanges auf das Gemüth der Menschen erkannte
der mit poetischer Natur begabte deutsche Reformator sehr bald; er machte darum den
deutschen Kirchcngesang zu einem wesentlichen Bestandtheile des evangelischen Gottes-
dienstes und regte durch That und Wort die Abfassung geistlicher Lieder an. Er übersetzte
ältere lateinische Kirchengesänge, bearbeitete Psalmen und dichtete geistige Lieder, wobei
er den kühnen Schritt und den gedrungenen Ausdruck des mehr im Süden einheimischen
Volkslieds beibehielt und einfache, leicht faßliche Melodien theils selbst componirte,
theils den Hussiten entlehnte. Sein Beispiel und seine Anregung erweckte Nacheiferung.
Dichter und Sänger, hingerissen von dem gewaltigen Geiste der Zeit, widmeten ihre
Kräfte dem geistlichen Liede und bahnten dem Evangelium den Weg zum Volke, dessen
Gemüth und Phantasie durch die neuen religiösen Gesänge mächtig ergriffen ward. Wäh-
rend man auf Reichstagen und in Religionsgesprächen über die evangelische Kirchenlehre
stritt, führte das deutsche Kirchenlied mit seinen ernsten, einfachen Chorälen Tau-
sende dem Evangelium zu. In Kirche und Haus, im stillen Kämmerlein und auf der
lauten Gasse erschallten Psalmen und geistliche Lieder. Ein neuer Volksgesang, an kunst-
loser Form und einfachem Bau dem alten Volkslied verwandt, aber mit religiösem
Inhalt, in dem sich Zuversicht und heiteres Gottvertrauen aussprach, brach sich breite
Bahn. Das Kirchenlied weckte in dem Herzen des Volks religiöse Empfindung; es gab
der Stimmung und dem Gefühle Ausdruck, es riß die Menge zur Begeisterung hin.
Die ältesten und kräftigsten Lieder waren der Erguß einer augenblicklichen Empfin-
dung, einer herrschenden Stimmung; sie waren Gelegenheitsgedichte, in denen sich häufig
die kirchlichen und politischen Zustände der Zeit, die religiösen Meinungen, die geistigen
Kämpfe abspiegclten. In der Noth erflehen sie Hülfe vom Himmel; in Kummer und
Trübsal gewähren sie Trost durch Erweckung der Hoffnung und Zuversicht in Gott; im
Glück athmcn sie Gefühle des Dankes. Die ältesten Kirchenlieder ahmten in Ton und
Haltung, ja nicht selten auch in der Melodie Volkslieder der Zeit nach, z. B. „O
Welt ich muß dich lassen"; „Herzlich thut mich verlangen"; u. a. m.
Anfangs war die geistliche Dichtung vorzugsweise in den Händen der protestantischen
Geistlichen (Erasmus Alberus, st 1553; Paul Speratus: „Es ist das Heil
uns kommen her! "; Nie. Decius: „Allein Gott in der Höh sei Ehr! "; Mich. Weiß,
st 1540 , der die Hussitischcn Lieder übersetzte); als aber die religiösen Angelegenheiten so
vorherrschend wurden, daß sie alle anderen Interessen und Gefühle zurückdrängten, ver-
suchten sich Leute aus allen Ständen darin. Hatte dies einerseits die Wirkung, daß der
Volksgesang durch das Evangelium geheiligt und geläutert ward, so führte es auch an-
derseits eine massenhafte Vermehrung der geistlichen Lieder herbei, wodurch dann bald
eine Scheidung in eine gemüthlich weltliche und eine feierlich kirchliche Richtung eintrat.
Die eine, mehr weltliche Gattung, als deren Vertreter Nie. Hermann (st 1561), Cantor in
Jvachimsthal, und Rin gw aldt gelten können, lehnte sich an das Volkslied an und war mehr für das
Haus als die Kirche geeignet, indem sie in traulichem, einfachem Tone die Empfindungen des Menschen
bei den Wechselfällen des Lebens aussprach, sich allen Ständen anpaßte, auf alle Lagen einging; die
zweite, mehr feierliche und darum beim Gottesdienst angewendete Gattung schloß sich an die Psalmen
an und wurde vorzugsweise von Gelehrten gepflegt. Die schlichte und natürliche Uebertragung des ganzen
Psalter von Burk. W a l d i s wurde am Ende des Jahrhunderts durch die mehr kunstgerechte des Königs-
berger Lvbwasser verdrängt, der zuerst von der lutherischen Bibelsprache abging und den Uebergang zu
Opitz bildete.
Auch im 17. Jahrh. war das Religiöse noch so vorherrschend, daß das Kirchenlied
ein Hauptbestandtheil der Dichtkunst blieb; doch nahm dasselbe in Ton und Behandlungs-
art verschiedene Gestalten an. Paul Gerhard aus Sachsen, eine Zeitlang Prediger in ^aul^
Berlin, folgte Luthers Vorbilde und bewahrte in seinem frommen Gemüthe die Heiterkeit, 1606-76,
3*
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1847 -
Leipzig
: Engelmann
- Autor: Weber, Georg
- Auflagennummer (WdK): 2
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Schultypen (WdK): Höhere Lehranstalten, Gymnasium, Realschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten
- Inhalt Raum/Thema: Weltgeschichte
- Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
820 Die deutsche Volksliteratur im 15. und 16. Jahrhundert.
91 fjricoia. ser des Interims (Z.459) bekannte Johann Agrícola von Eisleben (f1566) vorangegangen war.
Auch bei wissenschaftlichen Werken bedienten sich einige nicht dem Gelehrtenstande angehörige Män-
ner der deutschen Sprache, wie Albrecht Dürer (§. 409) (Unterweystmg der Messung mit dem Zirkel
und Richtscheit in Linien, ebenen und ganzen Corporen u. s. w.), Jakobböhme (§. 520) u. a.,
doch blieb bis auf T h v m a s i u s k§- 021) bei gelehrten und wissenschaftlichen Werken und Vortragen
die lateinische Sprache die allein gültige.
§. 44, b) Kirchenlied. Wir haben bereits (§. 425) erwähnt, wie das An-
stimmen eines neuen Kirchenlieds häufig das Signal zur Einführung der Reforma-
tion geworden. Diese tiefe Bedeutung des religiösen Gesangs auf das Gemüth der
Menschen erkannte der mit poetischer Natur begabte deutsche Reformator sehr bald;
er machte darum den deutschen Kirchengesang zu einem wesentlichen Bestandtheile
des evangelischen Gottesdienstes und regte durch That und Wort die Abfassung
geistlicher Lieder an. Er übersetzte ältere lateinische Kirchengesänge, bearbeitete Psal-
men und dichtete geistliche Lieder, wobei er den kühnen Schritt und den gedrunge-
nen Ausdruck des mehr im Süden einheimischen Volkslieds beibehielt und ein-
fache, leicht faßliche Melodien theils selbst componirte, theils den Husstren ent-
lehnte. Sein Beispiel und seine Anregung erweckte Nacheiferung. Dichter und
Sänger, hingerissen von dem gewaltigen Geiste der Zeit, widmeten ihre Kräfte dem
geistlichen Liede und bahnten dem Evangelium den Weg zum Volke, dessen Gemüth
und Phantasie durch die neuen religiösen Gesänge mächtig ergriffen ward. Wäh-
rend man auf Reichstagen und in Rcligionsgesprächen über die evangelische Kirchen-
lehre stritt, führte das deutsche Kirchenlied mit seinen ernsten, einfachen Chorä-
len Tausende dem Evangelium zu. In Kirche und Haus, im stillen Kämmerlein
und auf der lauten Gasse erschallten Psalmen und geistliche Lieder. Ein neuer
Volksgesang, an kunstloser Form und einfachem Bau dem alten Volkslied ver-
wandt, aber mit religiösem Inhalt, in dem sich Zuversicht und heiteres Gottver-
traucn aussprach, brach sich breite Bahn. Das Kirchenlied weckte in dem Herzen
des Volkes religiöse Empfindung; es gab der Stimmung und dem Gefühle Aus-
druck, es riß die Menge zur Begeisterung hin.
Die ältesten und kräftigsten Lieder waren der Erguß einer augenblicklichen Em-
pfindung, einer herrschenden Stimmung; sie waren Gelegenheitsgedichte, in denen
sich häufig die kirchlichen und politischen Zustände der Zeit, die religiösen Meinun-
gen, die geistigen Kämpfe abspiegelten. In der Noth erflehen sic Hülfe vom Him-
mel; in Kummer und Trübsal gewähren sie Trost durch Erweckung der Hoffnung
und Zuversicht in Gott; im Glück athmen sie Gefühle des Dankes.
Anfangs war die geistliche Dichtung vorzugsweise in den Händen der protestan-
tischen Geistlichen (Erasmus Alberus fl 1553; Paul S pera tus: „Es ist
das Heil uns kommen her!"; Mich. Weiß -ß 1540, der die Hussitischen Lieder
übersetzte); als aber die religiösen Angelegenheiten so vorherrschend wurden, daß sic
alle anderen Interessen und Gefühle zurückdrängten, versuchten sich Leute aus allen
Ständen darin. Dies hatte eine inassenhafte Vermehrung der geistlichen Lieder und
eine Scheidung in eine gemüthliche weltliche und eine feierlich-kirchliche Richtung
zur Folge.
Die eine, mehr weltliche Gattung, als deren Vertreter Nie. Hermann (st 1561), Cantor in
Joachimsthal, und Ringwaldt gelten können, lehnte sich an das Volkslied an und warmehr für
das Haus als die Kirche geeignet, indem sie in traulichem, einfachen Tone die Empfindungen des Men-
schen bei den Weel'sclfällen des Lebens aussprach, sich allen Ständen anpaßte, auf alle Lagen einging;
die zweite, mehr feierliche und darum beim Gottesdienst angewendete Gattung schloß sich an die P sa l-
5. Bd. 2
- S. 30
1854 -
Leipzig
: Engelmann
- Autor: Weber, Georg
- Auflagennummer (WdK): 6
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Schultypen (WdK): Höhere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 3 – Sekundarstufe 2, Klassen 9/10/11 – 12/13
- Schulformen (OPAC): Höhere Schulanstalt, Selbstunterricht
- Inhalt Raum/Thema: Weltgeschichte
- Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
- Geschlecht (WdK): Jungen
30 Die deutsche Volksliteratur im 15. und 16. Jahrhundert.
Wortspiele. Unter den vielen komischen Zügen liegt die Lehre, daß sich Niemand über
seinen Stand erheben solle.
*) „Der Wunder vnrichtige und spottwichtige Rechtshandel der Flöh mit den Weibern, vermehrt
mit dem Lobe der Mücken und des Flohes Strauß mit der Laus" u. s. w. — Ein Floh klagt der
Mücke sein Leid wegen der Verfolgung der Weiber; der Nechtshandel kommt vor Jupiter, die Weiber
verthcidigen sich und erhalten ein günstiges Urtheil. Dieses von Derbheiten und Natürlichkeiten
strotzende Schristchen wurde von den lachlustigen Zeitgenoffen mit der größten Begierde gelesen.
b) Die burlesk-satirischen Schriften gegen die Mönchsorden und Jesuiten
(„Jesuwider, die Schüler des Ignaz Lugiovoll"), wobei er den Franziscaner Johann
Nasus in Ingolstadt, einen gewesenen Schneidcrgesellen, zum Stichblatt seines Witzes
machte. Dahin gehören: „das vierhörnige I esuiterhütlei n , " „ der
Barfüßer Sekten- und Kutten streit," (worin Fischart die gereimte Erklä-
rung eines Holzschnittes voll Laune und reicher Composition gibt, wie der heil. Fran-
ciscus von den Stiftern der verschiedenen Sekten seines Ordens, den Eapuzinern,
Minoriten, Observanten u. s. w. gemartert und zerrissen wird); ferner der Bienen-
korb, eine Umarbeitung aus dem Holländischen, dessen Inhalt und Sprachwitz man
wieder aus dem Titel ersehen kann *):
*) Bienenkorb des h. röm. Jmenschwarms, seiner Hummelzellen oder Himmelszelten, Hurnauß-
näster, Brämengeschwürm und Wäspengetöß. Sampt Läuterung der h. röm. Kirchen Honigwaben:
Einweihung und Beräucherung oder Fegfeuerung der Jmenstöcke, und Erlesung der Bullenblumen,
der Dekretenkreuter, des Heydnischen Klosterhvsops, der Suiter (Jesuiter) Säudisteln, der Saurboni-
schen Säubohnen, des Magisnostrischen Liripipefenchels und des Jmcnplatts der Plattinen, auch des
Meßthaues u. H. Saffts von Wunderbäumen oel. cet. alles nach dem rechten Himmclsthau oder
Manna justirt und mit Mentzerkletten durchziert. Durch Zesuwalt Pickhart, u. s. w.
4) Das Ehezuchtbüchlein, eine satirisch-didaktische Schrift, in welcher sich
neben vielen komischen und scherzhaften Zügen auch eine treffliche Abhandlung über
Haus - und Familienleben befindet. In dieser schildert der größte deutsche Satiriker
„mit Zartheit und Freisinnigkeit das Glück und den Frieden des häuslichen Lebens, die
stille Eingezogenheit, die unermüdliche Thätigkeit, die ruhige Milde der wahren Haus-
frau." — Wie Fischart in dem Ehezuchtbüchlein das Verhältniß der Ehegatten zu
bessern sucht, so in seiner: „Anmahnung zu ch ri st l i ch er Kin d erz u ch t " das
Verhalten der Eltern zu den Kindern. Auch in dieser kleinen Schrift sind goldene
Worte enthalten.
5. Fabeln. Burkard Waldis (e.1530) und Rollenhagen (1542—1609).
§. 37. Auch die äsopische Thiersabel, zu deren Bearbeitung Luther auffor-
dcrte, wurde in dem Reformationszeitalter gleich dem Reinccke Fuchs auf die Zustande
der Gegenwart in Kirche und Staat angewendet. Der Erste, der sich mit Glück damit
befaßte, war Burkard Waldis, ein gelehrter, in der alten und neuen Literatur bele-
sener und durch große Reisen praktisch gebildeter Mann voll gesunder Ansichten, Cha-
rakterstärke und patriotischer Gesinnung. Er benutzt die Fabel, um die Selbstsucht,
die ihm die Quelle alles Uebels ist, zu bekämpfen und Armuth und Bescheidenheit zu
preisen. Heftiger in seinen Angriffen, aber weniger vollendet in Form und Darstellung
ist Erasmus Alberus (st 1553), der in seinen Fabeln eben so gegen Ablaß-
handel, Klerus und Papstthum, wie gegen Wiedertäufer, Schwärmer, Sectirer und das
Interim eifert. — Mehr aufs Weltliche und auf den Staat gerichtet erscheint die Sa-
tire in dem, der griechischen B a t va ch o m y o m a ch i e (§. 01.) nachgebildeten Frosch-
mäusler des Georg Rollenhagen (aus dem Brandenburgischcn). Sein Vorbild ist
der Reinecke Fuchs und seine Absicht, mit Lachen die Wahrheit zu sagen.
Do>s Gedickt ist in drei Bücher gcthcilt. In dem ersten erzählt die Maus, wie es in ihrem
Staat zugehe und scheint die Lehre begründen zu wollen, daß Alles seine natürlichen Feinde habe.
1872 -
Köln
: DuMont-Schauberg
- Autor: Bone, Heinrich
- Jahr der Erstauflage_wdk: 1853
- Sammlung: Lesebuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Höhere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 3 – Sekundarstufe 2, Klassen 9/10/11 – 12/13
- Schulformen (OPAC): Gymnasium, Höhere Lehranstalt
- Inhalt Raum/Thema: Deutsche Literatur
- Inhalt: Zeit: Mittelalter, Neuzeit
- Geschlecht (WdK): Jungen
768
Abriß der Literaturgeschichte.
I
Chroniken Platz machen, oder sich in prosaische
Volksbücher auflösen lassen. Gegen Ende
des Mittelalters scheint die Erinnerung an
die alten Heldengedichte noch einmal frisch er-
wacht zu sein; man suchte sie umzuarbeiten
und namentlich in singbare Strophen zu
setzen; so Kaspar von der Rön. Im Uebri-
gen ging der epische Geist in Satire und
Allegorie über; so das Narrenschiff von Brnnt,
der Theuerdank von Kaiser Max, Reineke
Fuchs. Der Meistergesang hielt sich ursprüng-
lich ans Lyrische und Didaktische.
Das 16 Jahrhundert bewegt sich hauptsäch-
lich in Fabeln und Schwänken mit weitge-
spreizter Form; von eigentlicher Würde der
Kunst empfängt man keine Ahnung. Die
hervorragenden Führer des Jahrhunderts sind
Hans Sachs und Fischart. Die Gelehrten-
poesie des 17. Jahrhunderts reichte für epi-
sche Auffassung und Entfaltung nicht aus;
sie haftete am Didaktischen und Gezierten.
Und so trat denn Klopstock's Messias in
jeder Hinsicht wie ein Heros hervor. Im
Uebrigen hat die neue Zeit alle möglichen
epischen Formen, gleichsam mit literarischer
Pslichtmäßigkeit, angebaut; Fabel und Parabel,
Allegorie und Satire, Beschreibung und Be-
lehrrmg, Erzählung und Ballade, Legende
und Idylle, kölnisches, idyllisches, romanti-
sches und heroisches Epos. Der kleineren
epischen Gedichte gibt es die Unzahl, beson-
ders der schlechten prätentiösen Balladen, in
denen sich der Mangel an Poesie hinter ge-
reimter Rhetorik versteckt. Von größeren epi-
schen Werken sind am bekanntesten: Klop-
stock's Messias, Herder's Cid, Wieland's
Oberon, Voß'ens Louise, Goethe's Hermann
und Dorothea, Schulze's Cäcilia, Sonnen
berg's Donatoa, Pyrker's Tunisias und als
komisches Epos die Jobsiade. Klopstock aber
ragt wie eilte Alpenhöhe hervor, und Lebens-
quellen des Epos wie im Mittelalter sind noch
nicht wieder geöffnet worden.
§. 6. .Verlauf der lyrischen Poesie.
Die lyrische Poesie in Verbindung mit
epischen Stoffen, als Gesang auf Personen
und Begebenheiten, war in Deutschland schon
zur Römerzeit einheimisch. Aber auch das
Ludwigslied aus dem 9. Jahrhundert trägt
noch einensolchen Charakter. Einzig in seiner
Art erscheint aus damaliger Zeit das Lied
auf den heiligen Petrus (S. 13). Die eigent-
liche Lyrik zeigt sich erst im 12. Jahrhundert,
aber auch gleich mit einer Innigkeit und
Wahrheit, einer Leichtigkeit und Anmuth, wie
sie selten gefunden wird. Im Religiösen
verbindet sich damit Schwung und Tiefe;
im Uebrigen ist der Kreis, worin sie sich bewegt,
ein enger; es ist hauptsächlich die Minne,
d. h. die volle hingebende Liebe (davon der
Nameminnesängersund die Natur. Diehaupt-
formen sind Lied, Leich und Spruch (S. 88).
Die Kirchenlieder heißen Leisen, Kyrleisen
(von Kyrie eleison). An der Spitze der Lyrik
steht Walther von der Vogelweide; es war
aber Deutschland recht wie ein gesangreicher
Dichterwald. Eine Auswahl von Minnelie-
dern bietet die Manesse'sche Sammlung aus
denr Anfange des 14. Jahrhunderts.
Nach der Blütezeit des 13. Jahrhunderts
erscheint die Lyrik: 1) in den Händen von
gewerblichen Dichtern, die sich ein Geschäft
aus der Dichtkunst machten und allmählich zu
Pritschmeistern und Spruchsprechern herab-
sanken; 2) als Eigenthum einer Zunft, der
Meistersänger, die sie in ehrsamer Weise unter
Meisterregeln brachten; 3) endlich als frisch
sprudelnder Quell im Volke, woraus die so
genannten altdeutschen Volkslieder hervorge-
gangen. Mit dem Volksliede verwandt sind
die volksthümlichen Kirchenlieder, welche seit
dem 14. Jahrhundert sich mehren. Volks-
gesang und Kirchenlied setzten sich auch im 16.
Jahrhundert noch fort, und letzteres empfing
einen neuen Antrieb durch die Reformatoren,
welche für den Gottesdienst sich auf Deutschen
Gesang angewiesen sahen. Im Uebrigen bietet '
das 16. Jahrhundert bei seinem einerseits
satirisch-possenhaften und anderseits zerrissenen,
lieblosen Charakter wenig Sinn für offene,
freie Lyrik. Eben so wenig konnte das 17 .
Jahrhundert mit seiner gelehrten Kunstpoesie
die Quellen der reinen Lyrik öffnen. Balde
mit seinen darstellungsreichen Lateinischen
Oden und Spee mit seiner innigen Wahr-
heit ragen über alle hervor. Im Uebrigen
erstickten die guten Keime der ersten Schlesi-
schen Dichterschule alsbald unter poetischen
Aeußerlichkeiten.
Auch das 18. Jahrhundert haftete anfangs
noch zu sehr an dem poetischen „Machen",
dem Gegentheile der wahren Lyrik; so in
der moralisch-religiösen Richtung der Gel-
lert'schen Schule, und so in den Tändeleien
der Anakreontiker neben ihrem Odenschmieden
auf Friedrich den Großen. Klopstock sprengte
die Verhärtung; bei ihm spricht der Mensch,
der ganze Mensch, aus der Fülle und Wahr-
heit. In der Folgezeit ist es gerade die Lyrik,
welche fast bei allen namhaften Dichtern in
der einen oder anderen Weise zum schönsten
Ausdruck gekommen, so daß aus der unüber-
sehbaren Gesammtheit sich ein höchst gehalt-
und formreicher lyrischer Blumengarten zu
sammenstellen läßt. Aber eben so wahr ist
es, daß sich durch die neuere Deutsche Lyrik
zwei Grundfehler hindurchziehen: 1. der Mangel
1858 -
Weimar
: Böhlau
- Autor: Zeiß, Gustav
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Schultypen (WdK): Gymnasium
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten
- Geschlecht (WdK): Jungen
158
welches in der vorigen Periode sich entwickelt, in dieser blüht und wieder
sinkt. Die Formen des Meistergesangs waren streng, aber schwerfällig
und geschmacklos. Die Regeln der Tabulatur beschränkten sich auf gram-
matische und mechanische Correktheit. Der Versaccent wurde nicht be-
achtet. Der Inhalt war ohne Poesie, die Meistergesänge welke Lita-
neien. Die Vorzüge des Volksliedes bestehen in dem tiefen und natur-
wahren Gefühl und in der lebendigen Plastik, aber es fehlt ihm der
Standpunkt einer höheren Lebensbetrachtung. Mag nun darin zum Theil
seine liebliche Naivität bestehen, so schließt es sich doch dadurch streng
von den höheren Gattungen der Kunstpoesie aus. Das deutsche Volks-
lied war nur das Lied der unteren Stände. Die höhere Bildung konnte
ihm keine Vorzüge mittheilen, ohne es zu verderben. Auf das Volkslied
übten die Fortschritte der Wissenschaft keinen Einfluß. Das bedeutendste,
großartigste Erzeugniß der Lyrik des sechzehnten Jahrhunderts ist das
evangelische Kirchenlied; dieses ist das lebendigste Zeugniß für den
lebendigen Glauben der evangelischen Kirche. Die Reformation spricht
in dem Kirchenlied ihr Bekenntniß klar und unerschrocken aus und ver-
theidigt daffelbe mit frohem Siegesmuthe gegen alle Anfechtung der Pa-
pisten und deß eignen Fleisches. Die Reformation machte die Erlangung
des Heils in Christus zu der eigenen Herzensangelegenheit eines jeden
Einzelnen und riß die Scheidewand zwischen Klerus und Laien nieder;
sie war eine volksmäßige Erscheinung und bewirkte eine volksmäßige Ge-
staltung der Kirche. Die Reformation bediente sich der entwickelungs-
fähigen Volkselemente, welche sie vorfand, und auch des volksmäßigen
Gesanges, durch den sie ihre Glaubensartikel wie mit lebendigen Buch-
staben in die Herzen aller ihrer Glieder einschrieb. Das evangelische
Kirchenlied war nicht nur dem Inhalt, der Darstellung und der äußeren
Form nach volksmäßig, sondern es war auch insofern ein heiliges Volkslied,
weil es, kaum gedichtet, sofort vor allen Thüren gesungen wurde, in alle
Kirchen und alle Häuser eindrang, und ganze Städte wie mit einem
Schlage durch das Kirchenlied für den evangelischen Glauben gewonnen
wurden.
Nur bei einigen dem südwestlichen Deutschland angehörigen Dich-
tern zeigt sich der Einfluß der lateinischen Poesie. Sie versuch-
ten die Versmaße der Alten und der romanischen Poesie auch für die
deutsche Sprache zu benutzen und machten den Anfang zur Ausbildung
einer weltlichen Gelehrtenpoesie. Es sind dieses besonders Paul Me-
lissus und Georg Rudolf Weckherlin.
Wir haben (Band Ii. S. 561) erzählt, daß die Anfänge des Dra-
ma's sich aus den geistlichen Schauspielen entwickelten. Allmälig hatten
diese sich den berüchtigten Esels- und Narrenfesten genähert. Der feier-
liche Ernst war dem Frohsinn gewichen, das Schauspiel war aus der
Kirche auf das Volk übergegangen. So entstanden die Fastnachts-
spiele. Das Gefühl der Kraft und der Freiheit, welches die jungen
Bürgerschaften erfüllte, trieb zu frohen Unterhaltungen. Ein Haufen
junger Leute führte, ohne Buch und Kostüm, von einem gastlichen Hause
zum andern wandernd, die' Schwänke auf, welche die Poeten dem Volke
erzählten, und man war der Verzeihung gewiß, wenn man es auch etwas
zu grob trieb. In diesem Zustande fand Hans Sachs die dramatische
Poesie. Er verfaßte eine Menge Tragödien und Komödien, die er nur
1894 -
Halle a.S.
: H. Peter
- Autor: Schmelzer, A.
- Sammlung: Kaiserreich Geschichtsschulbuecher
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
— 388 -
stammt. Einen mächtigen Einfluß auf die Kriegsführung hat das 1845 Zündnadelgewehr hervorgebracht, das 1845 Dreyse zu Sömmerda in der Provinz Sachsen erfand, und dem ein nicht geringer Anteil an den preußischen Erfolgen von 1866 zuzuschreiben ist. Neben den hier aufgezählten Erfindungen aber giebt es noch eine fast unerschöpfliche Menge von solchen, welche weniger in die Augen springender Natur sind, obgleich sie in ihrer Gesamtheit eine gar nicht gering anzuschlagende Bedeutung für die Entwickelung unserer heutigen Industrie und unserer ganzen wirtschaftlichen Verhältnisse besitzen.
Die Dichtkun ft, in den Händen der Meistersänger ohnehin zur bloßen Reimerei herabgesuuken, verstummte mit dem Ausgange des Mittelalters fast gänzlich, wenigstens soweit sie weltlicher Natur war. Nur das Kirchenlied bildete den Gegenstand regen poetischen Schaffens, Dank der aufmunternden Thätigkeit Martin Luthers, der die tiefe Einwirkung des religiösen Gesanges aus das Gemüt des Menschen sehr wohl erkannte und ihm deshalb eine nicht unwichtige Stelle im evangelischen Gottesdienste anwies. Er selbst übersetzte eine Reihe älterer lateinischer Kirchengesänge, bearbeitete verschiedene Psalmen und dichtete zugleich mehrere frei empfundene geistliche Lieder, wobei er den einfachen Bau und die kunstlose Form des heimischen Volksliedes anwandte und leicht faßliche Melodien teils selbst komponierte, teils anderswo entlehnte. Sein Beispiel erweckte zahlreiche Nachahmer, und so entwickelte sich im 16. Jahrhundert ein neuer Volksgesang, dem bisherigen ähnlich, aber mit religiösem Inhalt, um in überaus wirksamer Weise dazu beizutragen, die Reformation in den deutschen Landen zu verbreiten und zu befestigen. Zu den geistlichen Liederdichtern jener Zeit gehören Pauk Speratus, der als Bischof in Preußen starb, Nikolaus Decius, Pfarrer in Stettin, Michael Weise, Pfarrer der böhmischen Brüder zu Landskrone, Nikolaus Herr mann, Kantor in Joachimsthal, B a rth o lo-mäus Ningwaldt, Pfarrer zu Lengefeld in der Mark, Philipp Nicolai, Pfarrer in Hamburg, und Nikolaus Seluecker, Profeffor und Superintendent in Leipzig. Auch im 17. Jahrhundert beherrschten die religiösen Ideen das gesamte Leben in solchem Maße, daß das geistliche Lied einen Hauptbestandteil der deutschen Dichtung ausmachte; doch nahm dasselbe in Ton und Behandlungsweise bereits vielfach eine von der früheren abweichende Gestalt an. Der bedeutendste der 1006 damaligen kirchlichen Sänger war Paul Gerhard, geboren zu bis ^ Gräfenhainchen in der Provinz Sachsen und zuerst Pfarrer zu 1670 Mittenwalde und dann zu Berlin, wo er unter dem großen Kurfürsten fein Amt niederlegen mußte, um bald nachher einen
1847 -
Leipzig
: Engelmann
- Autor: Weber, Georg
- Auflagennummer (WdK): 2
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Schultypen (WdK): Höhere Lehranstalten, Gymnasium, Realschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten
- Inhalt Raum/Thema: Weltgeschichte
- Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
Luthers Einfluß auf die deutsche Literatur.
821
men an und wurde vorzugsweise von Gelehrten gepflegt. Die schlichte und natürliche Uebcrtragung
dcs ganzen Psalter von Burk. Waldis wurde am Ende des Jahrhunderts durch die mehr kunstge-
rechte des Königsberger Lobwasser verdrängt, der zuerst von der lutherischen Bibelsprache ab-
ging und den Uebergang zu Opitz bildete.
Auch im 17, Jahrh, war das Religiöse noch so vorherrschend, daß das Kir-
chenlied ein Hauptbestandtheil der Dichtkunst blieb; doch nahm dasselbe in Ton und
Behandlungsart verschiedene Gestalten an. Paul Gerhard aus Sachsen, eine
Zeitlang Prediger in Berlin, folgte Luthers Vorbilde und bewahrte in seinem from-
men Gemüthe die Heiterkeit, die Zuversicht und das Gottvertrauen der ältern Lie-
der. „Als er sein Lutherthum in Berlin gefährdet sah, befahl er Gott seine Wege
und wanderte ins Elend." Seine 120 Lieder in einfacher, kräftiger Sprache wa-
ren „eine helle Stimme des christlichen Volksgesangs in allen Beziehungen des
Menschenherzens zur Gottheit." (,,Befiehl du deine Wege"; „Sollt ich meinen
Gott nicht singen;" „Wach auf mein Herz und finge"; „O Haupt voll Blut
und Wunden", u. a.). Dagegen gingen Andere auf Tauler und die Mystiker zu-
rück, führten das alte Bild von Christus als einem Bräutigam und der Seele als
Braut in unzähligen Wendungen durch, und verbanden mit einem Reichthum von
Bildern und sinnlichen Anschauungen eine Weichheit des Gefühls, die hie und da
in's Süßliche und Mattherzige überging. Dazu gehört der katholische Liederdichter
Friedrich von Spee und der von ihm angeregte Johann Scheffler, genannt
Angelus Silesius, der später zur katholischen Kirche übergetretene Verfasser des
Cherubinischen Wandersmanns, einer Sammlung geistlicher Sprüche und
Sinngedichte. Eine dritte Gattung wurde von den schlesischen Dichtern ausge-
bildet, die eine vollendetere Kunstform anstrebten, dabei aber entweder, wie Opitz,
das tiefere religiöse Gefühl und den frommen Sinn der ältern Zeit entbehrten, oder,
wie der schwermüthige von harten Schicksalsschlägen heimgesuchte Andr. Gry-
phius, die Heiterkeit und Zuversicht eines Luther und Gerhard fallen ließen, die
Erde als ein Jammerthal ansahen und ihre Phantasie mit Grab- und Kirchhoss-
betrachtungen füllten („Kirchhossgedanken").
Paul
Gerhard
1606— 76
S v ec
1501 —
1635.
Angelus
Silesius
1624—74
Auch Neumark (f 1681 „Wer nur den lieben Gott läßt walten"), Paul F l emming („In
allen meinen Thaten"), der platte Johann Rist, und der seichte Schmolke dichteten Kirchen-
lieder.
Um die Mitte des 18. Jahrh, erlitt das Kirchenlied eine wesentliche Verän-
derung, indem man ihm eine feinere Gestalt und gebildetere Sprache verlieh und
an die Stelle der alten Einfalt Würde und Schwung setzte. Der berühmteste
unter diesen Dichtern ist der kirchlich-fromme Geliert, in dessen Liedern, die bis
auf den heutigen Tag den Hauptbestandtheil der protestantischen Gesangbücher bil-
den, religiöses Gefühl und ein gottergebenes Gemüth, aber weder die alte Freudig-
keit und gesunde Kraft, noch die Stärke und Lebendigkeit der gläubigen Empfin-
dung, wie bei Luther und Paul Gerhard sich vorfinden. Durch Klopstock kam
auch in das Kirchenlied ein höherer Flug und ein feierlicherer Ton, die dasselbe
aber nur dem Herzen des Volkes noch mehr entfremdeten.
1892 -
München [u.a.]
: Buchner
- Autor: Stich, Hans
- Sammlung: Kaiserreich Geschichtsschulbuecher
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Schultypen (WdK): Mittlere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Mittlere Lehranstalten
- Schulformen (OPAC): Gymnasium, Mittelschule
— 68 —
des Krieges wurde die satirische Dichtung und der (abenteuerliche) Prosaroman weiter gepflegt.
Der Meistersang hatte mit Haus Sachs in Nürnberg (1494—1576), dem äußerst fruchtbaren Dichter von Gesängen, Schwänken, Fastnachtsspielen, Legenden und Zeitgedichten, seinen Höhepunkt erreicht.
Das Kirchenlied, das Luther erneuert hatte, fand besonders im 17. Jahrhundert viele Pflege; die Not des Lebens wandte in der Zeit des großen Krieges die Gemüter zu Gott; von protestantischer Seite sind Paul Fleming ,(f 1640) und Paul Gerhardt (f 1676) *, von katholischer der Jesuit Spee (f 1635), der Bekämpfer der Hexenprozesse, und S ch ess ler (Angelus Silesius + 1677) als Dichter religiöser Lieder zu nennen.
Die Wiedererweckung der kun st mäßigen deutschen Dichtung im Anschluß an antike Muster ging vom protestantischen Norden aus und knüpft sich an den Namen des Schlesiers Martin Opitz (1597—1639), dessen Bestrebungen von anderen (Dach, Zesen, Rist) geteilt und fortgesetzt wurden; im Jahre 1624 erschien Opitzens Buch „Von der deutschen Poeterei". Um dieselbe Zeit wurden an verschiedenen Orten nach italienischem Vorbilde Gesellschaften oder Akademien zur Ausbildung der Sprache und zur Hebung der Dichtkunst gestiftet, fos 1617 die fruchtbringende Gesellschaft zu Weimar. Diese Ansätze zu neuen Blüten der deutschen Dichtung wurden durch den Krieg verkümmert, aber nicht zerstört, so wenig wie die Anfänge des deutschen Dramas, welche gleichfalls in die Zeit vor dem großen Krieg fallen.
Die Neigung zur derben volkstümlichen Satire warfchon dem ausgehenden Mittelalter eigentümlich; in den Tierfabeln, den Fastnachtsspielen, selbst in den Predigten der Bettelmönche trat diese Richtung hervor; in dem „Narrenschiff" (1494) des Straßburger Ratsherrn Sebastian Br ant hatte sich die Satire gegen die Laster und Gebrechen aller Stände gerichtet; im Geiste Brants verfaßte seit 1570 der aus Mainz gebürtige (kalvinistische) Johann Fischart seine satirischen Gespräche, sowie den satirischen Heldenroman „Gargantna", eine Nachahmung des gleichnamigen französischen Werkes, vergl. S. 42). Die Verderbnis der Sitten im Zeitalter des 30jährigen Krieges weckte diese satirische Richtung aufs neue; dahin gehörten außer den oben erwähnten ßogau (f 1655), Mo sch er o sch :(t 1669), Grimmelshausen (f um 1680), auch die Lustspiele des Schlesiers Andreas Gryphius (t 1664).
c) Die hohe Blüte der bildenden Künste in Deutschland zu Anfang des 16. Jahrhunderts fand nur in der Architektur und im Kunstgewerbe eine Fortsetzung, bis der Krieg auch auf diesem Gebiete lähmend wirkte.
Die deutsche Malerei hatte nach Dürer (t 1528) und Holbein d. I. (f 1543), sowie dem an künstlerischer Begabung schon nachstehenden Lukas Krauach (f 1551} keine Meister vou Bedeutung mehr auszuweisen; auch brachte die Reformation keinen neuen Kirchenstil hervor, da es sich weniger um den Bau von Kirchen als um die Änderung und Vereinfachung des Kultus handelte. Dagegen entstanden zahlreiche
1 Den Frieden ersehnte er in den Versen: „Schließ zu die Jammerpforten und lafc cm allen Orten auf so viel Blutvergießen die Friedenssiröme fließen!"
11. Bd. 2
- S. 36
1854 -
Leipzig
: Engelmann
- Autor: Weber, Georg
- Auflagennummer (WdK): 6
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Schultypen (WdK): Höhere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 3 – Sekundarstufe 2, Klassen 9/10/11 – 12/13
- Schulformen (OPAC): Höhere Schulanstalt, Selbstunterricht
- Inhalt Raum/Thema: Weltgeschichte
- Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
- Geschlecht (WdK): Jungen
36
Neuere Literatur.
Syee
1591-
1635.
Angelus
Silesius
1624-74
die Zuversicht und das Gottvertrauen der altern Lieder. „Als er sein Lutherthum in Ber-
lin gefährdet sah, befahl er Gott seine Wege und wanderte ins Elend." Seine 120 Lieder
in einfacher, kräftiger Sprache waren „eine Helle Stimme des christlichen Volksgesangs
in allen Beziehungen des Menschenherzens zur Gottheit." („Befiehl du deine Wege";
„Sollt ich meinen Gott nicht singen"; „Wach auf mein Herz und singe"; „O Haupt voll
Blut und Wunden" u. a.) Dagegen gingen Andere aus Tauler und die Mystiker zurück,
führten das alte Bild von Christus als einem Bräutigam und der Seele als Braut in
unzähligen Wendungen durch, und verbanden mit einem Reichthum von Bildern und
sinnlichen Anschauungen eine Weichheit des Gefühls, die hie und da ins Süßliche und
Mattherzige überging. Dazu gehört der katholische Liederdichter Friedrich von Sp ee
(„Trutz Nachtigall") und der von ihm angeregte Johann Sch esfler, genannt Ange-
lus Silesius, der später zur katholischen Kirche übergetretene Verfaffer des „Che-
rubinischen Wandersmanns", einer Sammlung geistlicher Sprüche und Sinn-
gedichte, nicht ohne Tiefe des Gefühls und dichterischen Schwung. Die Verschiedenheit
der Gesinnung und Schreibart, die sich in den übrigen Schriften des zelotischen Conver-
titen Joh. S ch efsl er von der sanften Mystik des Angelus Silesius kundgibt, hat neuere
Forscher zu der Meinung geführt, daß jener heftige Feind des Protestantismus nicht der
Verfasser des „Cherubinischen Wandersmann" sei. — Eine dritte Gattung wurde von
den sch lefischen Dichtern ausgebildet, die eine vollendetere Kunstform anstrebten,
dabei aber entweder, wie Opitz, das tiefere religiöse Gefühl und den frommen Sinn der
älteren Zeit entbehrten oder, wie der schwermüthige, von harten Schicksalsschlagen heim-
gesuchte Andr. Gryphius, die Heiterkeit und Zuversicht eines Luther und Gerhard
fallen ließen, die Erde als ein Jammcrthal ansahen und ihre Phantasie mit Grab - und
Kirchhofsbetrachtungen füllten („Die Herrlichkeit auf Erden, muß Staub und Asche
werden").
Auch N eum ark (s-1681 „Wer nur dm lieben Gott läßt walten"). Paul Fleming („In allen
meinen Thaten"), der fruchtbare, einen feierlichem Ton anstimmende Johann Rist und der seichte
Schmolle dichteten Kirchenlieder.
Um die Mitte des 18. Jahrh. erlitt das Kirchenlied eine wesentliche Veränderung,
indem man ihm eine feinere Gestalt und gebildetere Sprache verlieh und an die Stelle der
alten Einfalt Würde und Schwung setzte. Der berühmteste unter diesen Dichtern ist der
kirchlich-fromme Gcllert, in dessen Liedern, die bis auf den heutigen Tag den Haupt-
bestandtheil der protestantischen Gesangbücher bilden, religiöses Gefühl und ein gotterge-
benes Gcmüth, aber weder die alte Freudigkeit und gesunde Kraft, noch die Stärke und
Lebendigkeit der gläubigen Empfindung, wie bei Luther und Paul Gerhard sich vorfinden.
Durch Kl o p stock kam auch in das Kirchenlied ein höherer Flug und ein feierlicherer Ton,
die dasselbe aber nur dem Herzen des Volkes noch mehr entfremdeten.
Dritter Abschnitt.
Neuere Literatur.
A. Die Periode der Nachahmung.
§. 45. Charakter d er Zeit. Der dreißigjährige Krieg, der das deutsche Staats- ^
rcefen fremden Einwirkungen preisgab, begründete auch in der Literatur die Herrschaft ss
1882 -
Leipzig
: Hirt
- Hrsg.: Schurig, Gottlob
- Sammlung: Kaiserreich Geschichtsschulbuecher
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrerbuch
- Schultypen (WdK): Lehrerseminar
- Schultypen Allgemein (WdK): Lehrerbildungsanstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Lehrerbildungseinrichtungen
- Schulformen (OPAC): Lehrerbildungsanstalt
- Inhalt: Zeit: Neuzeit
- Geschlecht (WdK): Jungen
Inhalt.
Einleitung.
Seilt
1. Charakter und Gang der Weltgeschichte der Neuzeit......1
2. Gang der deutschen Geschichte insbesondere...... . . 4
Die Geschichte der Neuzeit.
1. Periode.
Vom Beginn der Reformation bis zum Beschlu der englischen Revolution. 15171689. (Kampf um religise Freiheit.)
I. Zeitatter der Reformation.
Erstes Kapitel:
Rckblick auf die Vorbereitung der Reformation. 1) Reichsznstnde.
3. Idee des spteren Kaisertums, weltlicher Einflu des Papstes.
Stndische Reformbestrebungen, allgemeine Ghrung im Reiche . . 7 4. Gewaltthtiaes Streben nach Selbstndigkeit in der Ritterschaft,
Selbsthlfe der Städte, drohende Aufstandsversuche der Bauernschaft 9
2) Zustnde in der rmischen Kirche. 5. Notwendigkeit einer Reform; Stellung des Papsttums, weltliches
Treiben der Ppste.................12
6. Die Kirchenlehre in ihrer Abweichung von evangelischer Einfachheit,
eine dogmatische Begrndung der Hierarchie........15
7. Kultus und kirchliches Leben: Ceremoniendienst und Unwissenheit, Wundersucht und Zauberwesen, uere Werkheiligkeit und Sitten-verfall; tiefere Regungen...............17
3) Reformatorische Bewegungen in Literatur und Kunst und auf kirchlichem Gebiete.
8. Satirisch-kritische Richtung der deutschen Poesie und Volksliteratur.
Humanismus und Renaissance.............20
9. Fortsetzung: Erasmus von Rotterdam und Johann Reuchlin . . 23 10. Reformatorische Richtung der Mystik in der Kirche; biblische und
nationale Opposition gegen die alte Kirche: Vorlufer der Reformation 25
1839 -
Stuttgart
: Literatur-Comptoir
- Autor: Böttiger, Carl Wilhelm
- Hrsg.: ,
- Auflagennummer (WdK): 2
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
- Inhalt Raum/Thema: Deutsche Geschichte
Man hat der Reformation außer dem, daß sic Deutschland politisch gespalten
habe, noch den Vorwurf gemacht, daß sie eine Feindin der Künste sei, weil ihr
Sinn und Wesen adziehe von dem, was Phantasie und Gemüth erquicke oder starte.
Man hat darin ihr wohl zu viel gethan. Sie trat nur der religiösen Uebertrei-
dung entgegen, die nicht selten mit der Kunst und dem Kunstwerke verbunden
wurde. Die geistlichen Komödien, welche auch die Jesuiten aufzuführen nicht
unterließen, die Processionen, wo oft in seltsamer Mischung Gott und Jscharioth,
Christus und ein Duzend Marien, Augustin mit dem Knebelbart und die Erzengel
seltsam gekleidet auftratcn, hören auf, während höchstens einige protestantische
Schüler noch ein den Alien entlehntes Stück, vielleicht selbst in der Ursprache auf-
führen; auch hörte nun das Erbauen jener Dome und Kathedralen mit ihren herr-
lichen Altären, halbem Tages-, halbem Kerzenlichte, mit jenen Statuen und Bil-
dern, mit jener Pracht des Gottesdienstes, jener das Gemüth ergreifenden Liturgie
auf; aber auch ein einziger und einfacher Altar hat schon Tröstungen genug, und
eine schmucklose Kanzel treu und würdig des Auferstandencn Lehre verbreitet. Nicht
das Meßopfer in fremder Sprache, sondern Gesang, Gebet und Predigt, Alles in
der Muttersprache, sind die Hauptstücke des protestantischen Gottesdienstes, und
auch der Protestant hat Meister in der heiligen Redekunst aufzuweisen. Hatte frei-
lich kein protestantischer Fürst eine Capelle, wie die Herzoge von Baiern, in der
auch schon „sechs castrirte Buben" Vorkommen, unter Senffl dem Schweizer, Or-
lando Lasso, und Singspiele, welche Gatti und Massimo Trojano leiteten: so hatte
doch Johann Friedrich 1542 eine Singerei zu Thorgau, und Luther selbst veran-
staltete musikalische Unterhaltungen. Der deutschen geistlichen Dichtkunst brach er
die Bahn und veranstaltete 1524 das erste Gesangbuch von 43 Liedern mit Noten
für drei Stimmen. Dichtete er doch der Königin Maria von Ungarn sogar ein
Lied mit den Anfangsbuchstaben ihres Namens. Kirchenlieder dichretcn noch P.
Spretter (Speratus), Matthcsius, I. Jonas, Selneccer u. A. Den langweilig
gewordenen Meistersängern gab die Reformation einen neuen dichterischen, religiö-
sen Impuls; Hans Sachsens (des Nürnberger Schuhmachers 1494—1576) erstes
Lied von 6048 Liedern und Meistergesängen war ein Lob der Gottheit. Von seinen
208 Komödien und Schwänken wurden manche in Nürnberg aufgcführt und in an-
dere Städte verschrieben. Auch das protestantische Augsburg erneuerte 1534 seine
Mcistcrsängerschule durch eine Zunftvcrfassung. Sonst zeichnen sich noch als Dichter
aus: Burkard Waldis (s 1554) init seinem neuen Acsop, Alberus, der kirchliche
Thorheiten und Mönchsftrciche witzig geißelt, Ringwald (s 1596) und gegen Ende
des Zeitraums Georg Rollenhagen in seinem Froschmäusler, Magdeburg 1595.
Nicht zu leugnen ist, daß durch die Reformation die deutsche Sprache sehr geho-
den, besonders der obersächsische Dialect zur Schriftsprache wurde. Auch die
Bildhauer- und Malerkunst war damals noch kcinesweges untergegangcn.
Welche gefeierte Namen bieten nicht Nürnberg in der erster» mit seinem Adam
Kraft, Veit Stoß, Peter Bischer, Jamnitzer, Wohlgemuth, Dürer als Malern
und Kupferstechern, mit seinen Zeitgenossen Bäuerlein und seinen Schülern Burgk-
maier, Schäufclein, Schorcl u. A., Augsburg mit seinem Hans Holbein, Wit-
tenberg und Weimar mit den Cranachs, Vater und Sohn, dar.
Dagegen vermißt man den Einfluß, welchen die Reforination auf Sitten und
Denkungsart ihrer Zeitgenossen hätte haben sollen, öfters schmerzlich; doch muß
man dabei bedenken, daß alte eingewurzelte Uebel, Sinnlichkeit, Aberglauben, wie
dicke Nebel nicht dein ersten Sonncnblicke zu weichen pflegen. Noch dauerten auch
bei den Protestanten die scheußlichen Herenprozesse, gegen welche noch kein Jesuit
Spce und kein Thomasius ausgetreten waren, in ungeheurer Anzahl fort. Unter
Julius und Heinrich Julius von Braunschwcig wurden um 1590 zu Wolfenbüttel
1893 -
Trier
: Lintz
- Autor: Buschmann, Johannes
- Sammlung: Lesebuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Höhere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 3 – Sekundarstufe 2, Klassen 9/10/11 – 12/13
- Schulformen (OPAC): Höhere Lehranstalt
- Inhalt Raum/Thema: Deutsche Literatur
417
2. Die Parabel, eine poetische Erzäh-
lung, in welcher eine sittliche oder religiöse
Wahrheit von höherer Bedeutung durch
eine erdichtete Begebenheit aus dem Leben
per Menschen veranschaulicht wird. Wird
die Erzählung aus der Mythenwelt oder
aus anderen Kreisen ideeller Wesen ent-
nommen, so wird die Parabel zur Para-
mythie. Werden hingegen personifizierte
Begriffe als handelnd eingeführt, so ent-
steht eine Alllgü-L-i-e^.. Die Darstellung
verlangt nicht die Kürze und Gedrungen-
heit der Fabel, wohl aber eine dein Gegen-
stände und dem Zwecke der Dichtung an-
gemessene edlere und gehobenere Sprache.
Die Parabel und die Paramnthie wurden
von Herder in die deutsche Dichtung ein-
geführt, die letztere zugleich durch ihn be-
gründet.
Anmerkung. In das Gebiet der Pa-
rabel gehören Schillers „Teilung der
Erde", „Pegasus im Joche", Göthes
„Der Schatzgräber"; eine Paramythie ist
Herders „Das Kind der Sorge"; Alle-
goricen sind Schillers „Mädchen aus der
Fremde" und Göthes „Zueignung".
3. Die Satire ist ein Gedicht, in wel-
chem die Laster, Thorheiten und Schwächen
der Menschen, als der Idee schöner Mensch-
lichkeit widersprechend, in heiterer und dann
oft ironischer, oder aber in ernster, stets
aber in einer von Witz und Laune be-
lebten Darstellung gegeißelt werden. Tritt
die Schilderung der Verkehrtheiten hinter
der im Dichter erregten Empsindung zurück,
so muß die Satire der lyrischen Gattung
zugezählt werden.
Anmerkung. Satiren (oder didaktische
Gedichte) in Briefform nennt man poe-
tische Episteln.
Ii. Die knrihcbe Poesie.
1. Die Lyrik ist die Poesie der Empfin-
dung , und Subjektivität der Charakter
lyrischer Darstellung. Der Dichter kann
nun seiner Empfindung unmittelbar durch
Worte Ausdruck verleihen; da aber jede
Empfindung durch Vorstellungen hervorge-
rufen wird, auch selbst wieder neue Vor-
stellungen hervorruft, so kann der Dichter
seine Empsindung auch mittelbar zum Aus-
druck bringen, indem er die Vorstellung
selbst zur Grundlage seiner Dichtung macht.
Anmerkung 1. Als Poesie der Empfin-
dung ist die Lyrik der Musik nahe ver-
wandt, weshalb sie denn auch von jeher
der Musik entgegen gekommen ist und in
kunstmäßiger rhythmischer Gliederung und
Buschmann, Iii. 2.
durch den Wohlklang des Sprachmate-
rials sich der Musik angepaßt hat.
Anmerkung 2. Der ruhigen Breite des
in der Vergangenheit weilenden Epos
steht in der lyrischen Poesie die durch
das Augenblickliche der gegenwärtigen
Stimmung gebotene Kürze entgegen.
j 2. Die Stoffwelt der Lyrik ist so groß
wie die Empsindung selbst mit ihren tau-
senderlei Farben und Stufen; aber nur
dann wird die Empsindung des Dichters ein
ästhetisches Interesse beanspruchen können,
wenn sich in ihr allgemein menschliche In-
teressen wiederspicgeln oder wenn die Eigen-
tümlichkeit des inneren Lebens, welches der
Dichter uns vorführt, von ungewöhnlicher
Bedeutung ist.
1. Das Dird.
1. Das kchrt den Gattungscha-
rakter der Lyrik als der Poesie der Em-
psindung am deutlichsten hervor. Es drückt
in einer einfachen, leicht hinfließenden und
sangbaren Form eine einzelne bestimmte
; Empsindung aus.
2. Man unterscheidet geistliche und
weltliche Lieder. Die ersteren schildern
Gefühle, welche aus dem Bewußtsein un-
seres Verhältnisses zur Gottheit hervor-
gehen; die letzteren solche, deren Grundlage
irdische Lebens- und Herzensverhältnisse
bilden. Eine besondere Art des Liedes ist
j das Volkslied. Lieder nämlich, welche
dem Gesamtcharakter des Volkes entsprechen,
durch schlichte Einfachheit und Natürlich-
keit, durch Wahrheit der Empsindung und
Gemütstiefe sich auszeichnen, werden leicht
zum Gemeingute der ganzen Nation, mögen
sie nun von dichterisch begabten Leuten aus
dem Volke selbst ausgehen, deren Namen
unbekannt geblieben sind, oder von kunst-
mäßigen, der geistig gebildeten Welt un-
gehörigen Dichtern, deren Namen bekannt
geworden sind.
; Anmerkung. Unter den weltlichen Lie-
dern unterscheidet man: Naturlieder,
patriotische Lieder, Liebeslieder, Gesell-
schaftslieder u. a. m., ferner: Soldaten-,
Reiter-, Studenten-, Handwerker-, Jäger-,
Fischer-, Kinderlieber u. dgl.
2. Die Gde und die Hymne.
1. Die Ode ist ein lyrisches Gedicht, in
welchem die höchsten menschlichen Ideale,
Religion und Vaterland, Freundschaft und
Liebe, Freiheit und Tugend, in begeistertem
Aufschwung dichterischer Empsindung be-
I sungen werden. Kühne Übergänge in den
27
1908 -
Halle a.S.
: Buchh. des Waisenhauses
- Autor: Neubauer, Friedrich, Rösiger, Ferdinand
- Auflagennummer (WdK): 12
- Sammlung: Kaiserreich Geschichtsschulbuecher
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Schultypen (WdK): Höhere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten
- Schulformen (OPAC): Höhere Lehranstalt
- Regionen (OPAC): Südwestdeutschland
- Inhalt Raum/Thema: Deutsche Geschichte
- Geschlecht (WdK): Jungen
140 Das Zeitalter der religiösen Kiimvfe. 1519 -1648.
Vorbild gewesen in der wirtschaftlichen Bodennutzung, hatte die wissenschaftlichen Studien und den wissenschaftlichen Unterricht gepflegt, sie hatte Kunst und Kunsthandwerk gefördert und entwickelt. Aber wie sie das Leben I /j ^ . ,1. ■ itxj, des Menschen von der Wiege bis zum Grabe in ihre Obhut nahm, so wollte
:— sie es auch leiten und beherrschen. Als eine Herrin ordnete sie nicht
|||j: filhi ' iüur das religiöse Empfinden und Glauben; sie beherrschte nicht minder das fl geistige Leben: das wissenschaftliche Denken, vor allem die scholastische
i Philosophie, stand ebenso wie die Phantasie des Künstlers in ihrem Dienst.
Insbesondere dem Staat gegenüber erhob sie den Anspruch, ihn zu beherrschen; und indem sie sich mit dem Fürstentum im Kampfe gegen das Kaisertum verband, hat sie mit dazu beigetragen, den politischen Zusammenhalt der deutschen Nation zu zerstören. Andererseits war ein großer Teil des Klerus, seit die Kirche die Weltherrschaft gewonnen hatte, stark verweltlicht: die äußeren Interessen der Macht und der Finanzen waren immer wichtiger geworden; das kirchliche Leben wurde veräußerlicht, z. B. das Bewußtsein von der Notwendigkeit der Buße durch die Ausbildung des Ablaßwesens vielfach abgeschwächt; das ungeistliche Leben eines Teiles der Geistlichkeit, u. a. auch mancher Päpste, gab zu berechtig-Jijjjm tem Tadel Anlaß.
^Neuzei?" ®em Mittelalter gegenüber wird die Neuzeit durch ein Doppeltes gekennzeichnet. Es ist einerseits das Bestreben, die Staatsgewalt Der moderne von dem hemmenden Einfluß der mittelalterlichen Bildungen zu befreien, ihr zur Herrschaft zu verhelfen und ihre Wirksamkeit über immer weitere Gebiete auszudehnen; so hat die Neuzeit den nationalen Kultur-staat geschaffen, zunächst in der Form des Absolutismus. Es ist anderer-Individuum* skits das Bestreben, das Individuum von den es umgebenden Schranken zu befreien, ihm zur Freiheit des religiösen Glaubens, des sittlichen Handelns, des wissenschaftlichen Denkens und künstlerischen Schaffens, endlich des wirtschaftlichen Erwerbs, kurz zur Entfaltung einer freien Persönlichkeit zu verhelfen. Dieser individualistische Charakter der neuen Zeit hat zeitweise zu Ausbrüchen eines ungezügelten Subjektivismus geführt, der keine objektiven Gesetze für sein Denken und Handeln anerkennen wollte; auf der anderen Seite aber entwuchs ihm die Reformation, die Entstehung der modernen Wissenschaft, die voraussetzungslos an die Erforschung des Natur- und Geisteslebens heranzutreten suchte, endlich auch die Entstehung der modernen K u n st.
Zur Ausdehnung der Bildung aber auf weite Volksschichten hat eine Buchdrucker- Erfindung des 15. Jahrhunderts in ungeheurem Maße beigetragen: die kunstum Erfindung der Kunst des Buchdrucks mit beweglichen, metallenen
1902 -
Hannover-List
: Carl Meyer (Gustav Prior)
- Autor: Heinze, Wilhelm, Rosenburg, Hermann
- Auflagennummer (WdK): 2
- Sammlung: Kaiserreich Geschichtsschulbuecher
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrerbuch
- Schultypen (WdK): Lehrerseminar
- Schultypen Allgemein (WdK): Lehrerbildungsanstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Lehrerbildungseinrichtungen
- Schulformen (OPAC): Lehrerbildungsanstalt
- Inhalt Raum/Thema: Deutsche Geschichte
- Geschlecht (WdK): Jungen
205
auf deren hchstem das Christuskind mit der Weltkugel thront. Eine Flle plastischer Gestalten ist berall angebracht, und diese zeigen schon durchaus den Charakter der Renaissance, während das architektonische Gerst noch grtenteils der Gotik angehrt. Nach Lbke und F. Wagner.
2. Die deutsche Poesie. Das gehobene nationale Leben und die freudige geistige Ttigkeit, die von der Reformation hervorgerufen waren, dauerten auch in der zweiten Hlfte des 16. Jahrhunderts noch fort. In allen Gebieten herrschte die Freude am Schaffen und Wirken, am Er-werben und Genieen, wodurch jene Zeit der Wiedergeburt so weit der die vergangenen Jahrhunderte emporragte, in ungeschwchter Kraft und Frische sich erhielt und noch manche herzerfreuende Frucht zur Reife brachte."
Durch feine Bibelbersetzung hatte Luther zugleich die neuhoch-deutsche Sprache geschaffen, ihr Seele und Leben eingehaucht und sie zum Gemeingut der Deutschen gemacht. Wenngleich die neue Lehre das poetische Schaffen wenig anregte und die Dichtkunst ihres volkstmlichen Wesens nach und nach ganz entkleidete, so sand doch die Lyrik in dem Kirchenliede, der lieblichen Blte der Reformation, um biefe Zeit ihren Hhepunkt. (Luther, Nie. Decius, Paul Speratus, Justus Jonas, Paul Eber, Johann Matthesins, Nie. Hermann, Selneccer, Helmbold, Nicolai, Herberger.) Dem Volkslieds war diese Zeit der Schulgelehrsamkeit und Dogmatil wenig gnstig, doch wurde es durch Sammlungen vor dem vlligen Untergange bewahrt. Der Meistergesang, der an die Stelle des Minne-gesanges getreten war und in den alten Reichsstdten Nrnberg, Ulm und Straburg eine Sttte gefunden hatte, ging jetzt auch zu Ende. Trotz Hans Sachs in Nrnberg (14941576) konnte er zu keinem rechten Leben und Einflu mehr gelangen. Dagegen gewann das Drama (Schul-komdien, Fastnachtsspiele von Hans Sachs) greren Umfang, und die Shakefpearfchen Dramen bten bedeutenden Einflu auf die kunst-geme Umgestaltung der Dramatik. Die Lehrdichtung, die vor der Reformation in den Satyrikern Sebastian Brant (Narrenschiff) und Thomas Murner (Narrenbefchwrung) fo bedeutende Vertreter gehabt hatte, leistete nichts Bedeutendes mehr; hher erhob sich'die erzhlende Prosa durch Fischart (1590) in dessen Geschichtsklitterung", welches Werk Zeugnis ablegt von der Sprachgewandtheit und dem Witze des Verfassers. Die Schwankdichtungen waren beliebt, und eine prosaische Volksliteratur erschien in den Volksbchern (Genoveva, Haimonskinder, Siegfried, Ge-schichte vom Doktor Faust, vom ewigen Juden u. a.). Die Vorliebe zu sprichwrtlichen Redensarten fhrte zu Sprichwrtersammlungen von Joh. Agricola und Sebastian Franck, der auerdem in feiner Kosmo-
17. Bd. 2
- S. 179
1883 -
Leipzig
: Engelmann
- Autor: Weber, Georg
- Auflagennummer (WdK): 19
- Sammlung: Kaiserreich Geschichtsschulbuecher
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Schultypen (WdK): Höhere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten
- Schulformen (OPAC): Höhere Schulanstalt, Selbstunterricht
- Inhalt Raum/Thema: Weltgeschichte
- Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
- Geschlecht (WdK): Jungen
H. 687. von der Reformation bis zum Zeitalter Ludwigs Xiv. 179
vornehme, theils hochgeborne, theils hochgelehrte Mitglieder Beinamen aus dem Pflanzenreich trugen, was zu Affectationen und lächerlichen Spielereien führte; die von Zesen gebildete deutschgesinnte Genossenschaft (gegründet 1643), die in ihrem Eifer für Sprachreinheit (Purismus) sich zu unsinniger Verdeutschung von Fremdwörtern verleiten ließ; der von den Nürnberger Dichtern Harsdörfer und Klai 1644 gestiftete Pegnitzer Blumenorden, dessen Mitglieder Hirtennamen führten; der von Joh. 9tijt 1656 gegründete Schwanen. erden an der Elbe u. a.
Zu Vorbildern nahmen die deutschen Dichter besonders den schwülstigen, bilderreichen Italiener Marini (§. 673) und die glatten französischen Schriftsteller, von denen sie die schleppende „heroische" Versart, den Alexandriner, sowie die Regeln der Sprach - und Dichtkunst entlehnten. Von dieser Zeit an blieb über ein Jahrhundert die in Darstellung und Form vollendete, aber kalte und steife Literatur der Franzosen Muster und Vorbild der deutschen Dichtung. — Selbst das Studium der altklassischen Literatur war für die deutsche Poesie dieser Periode unheilvoll, indem man nur ihre Kunstregeln befolgte und ihre Formen nachahmte, aber für den hohen Geist derselben kein Verständniß hatte. Kraft, Freiheit und Selbstgefühl gehen diesen Dichtern gänzlich ab; sie kriechen vor allem Vornehmen und spenden den hochgebornen Schützern und Gliedern des fruchtbringenden Ordens endlose Lobpreisungen und Schmeicheleien. In der Poesie dieser Zeit herrscht der Gattung nach die Lyrik, dem Inhalt nach das Religiös e vor; und so künstlich und geziert diese Dichter in ihren meisten Erzeugnisien waren, im Kirchenlied hielten sie sich an die überlieferten Beispiele und blieben daher volksthümlich und herzlich. Der Hauptsitz ist nicht mehr wie früher der Süd e n, sondern der protestantische Norden; die zwei einzigen süddeutschen Dichter von Bedeutung, der Würtemberger Weckherlin (f 1653), ein kräftiger Odendichter (Trauergedicht auf Gustav Adolf), und der erwähnte Heidelberger Zinkgref lebten an protestantischen Höfen.
Opitz und Paul Flemming. Der Schlesier Martin Opitz wurde durch drei Dinge „Vater und Wiederhersteller der Dichtkunst", 1) weil er die herabgekommene Poesie wieder zu Ehren brachte. Während der Reformation war das weltliche Volkslied verstummt, Gelehrte hatten sich der Poesie bemächtigt und ihre Gedanken gewöhnlich in lateinische Verse gekleidet; die weltliche Dichtkunst war Bänkelsängern und Gelegenheitspoeten anheimgefallen und ganz in Verachtung gerathen. Es war daher ein großes Verdienst, daß Opitz, der als Mitglied des Palmenordens und als gelehrter, gebildeter Mann in hohem Ansehen stand und mit den bedeutendsten Gelehrten des Auslandes, wie Heinsius, Hugo Grotius (§. 648. 669), de Thou u. A. befreundet war, seine Kräfte der deutschen Poesie zuwandte und dadurch den gesunkenen Dichterstand wieder hob. 2) Weil er eine neue, auf die Gesetze des Alterthums gegründete Kunst form schuf und 3) weil er, auf dem Boden des Humanismus stehend, die altklassische Literatur als Vorbild empfahl und zu dem Zweck die Antigone des Sophokles und andere griechische und lateinische Werke übersetzte. Vertraut mit den Werken des Alterthums und mit den modernen Dichtungen des Auslandes, war Opitz der Schöpfer einer neuen poetischen Kunstform, indem er den Tabulaturen der Meistersänger eine auf den Grund der antiken Dichtungen aufgebaute Poetik entgegensetzte („von der deutschen Poetem", 1624), den bisher üblichen Knittelvers durch eine geregelte Metrik verdrängte und durch das Gesetz, daß der Accent eine Silbe lang mache, und daß man im deutschen Verse mit Hebung und Senkung eben so regelmäßig abwechseln müsse, wie im antiken mit Länge und Kürze, die neue Prosodie begründete. — Wie hoch auch Opitz bei den Zeitgenossen in Ansehen stand, so war er doch weder durch seinen Charakter, noch durch seine Dichtungen eine bedeutende Erscheinung. Durch Schmeicheln und Kriechen wußte er sich die Gunst der Vornehmen zu erwerben und benutzte dann seinen Einfluß, um mittelmäßige und geringe Talente zu heben und durch sie gelobt und verherrlicht zu werden, aus seinen Reisen drängte er sich zu den Gelehrten des Auslandes und bediente sich ihres Namens zur Erhöhung seines Ruhms. Er ward in den Adelstand erhoben (von Boberfeld) und weithin gepriesen, und doch sind seine poetischen Erzeugnisse von geringem Werth. Ohne Schwung, Phantasie und Tiefe der Empfindung legte er auf die Vollendung der Form, auf die Reinheit und Glätte der Sprache und des Versbaues, auf witzige, überraschende Wendungen das größte Gewicht; seine Poesie ist eine Poesie des Verstandes, die, verglichen mit der
18. Bd. 2
- S. 34
1854 -
Leipzig
: Engelmann
- Autor: Weber, Georg
- Auflagennummer (WdK): 6
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Schultypen (WdK): Höhere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 3 – Sekundarstufe 2, Klassen 9/10/11 – 12/13
- Schulformen (OPAC): Höhere Schulanstalt, Selbstunterricht
- Inhalt Raum/Thema: Weltgeschichte
- Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
- Geschlecht (WdK): Jungen
Arnd
1555 —
1621.
Tschudi.
Avcnti-
ims.
Sebast.
Frank.
Agricola.
34 Die deutsche Volksliteratur im 15. und 16. Jahrhundert.
und des für das kirchliche Leben der Protestanten so wichtigen Kir ch enlied es. Seinein
apostolischem Geiste verfaßte Bibelübersetzung (Lehrb. §.457.), die in die Hände des
Volks überging und eine beispiellose Verbreitung erlangte, wurde ebenso die Grundlage
der Sprache wie der evangelischen Gesinnung. Tiefes religiöses Gemüth, Kernhaftigkeit
des Ausdrucks, Wärme und Kraft der Sprache beurkundeten eine innere Seelenverwandt-
schaft des Uebersetzers mit den gottbegeisterten Verfassern der alt- und neutestamentlichen
Schriften und verliehen dem Bibelwerke aus Jahrhunderte ein gesetzgebendes Ansehen für
deutsche Sprache, wie für deutsche Denkweise und für deutsches Gefühl. Nächst der Bibel
waren Luthers didaktische Werke, wozu seine Predigten, seine Katechismen,
eine Anzahl Trostschriften, Tischreden u. dergl. m. gehören, sowie Briefe und
Gutachten, Streit- und Flugschriften für deutsche Sprachbildung von höchster
Bedeutung. Diese letztern waren in der Regel der Erguß einer kräftigen, von Religiosität
und Vaterlandsliebe durchdrungenen Gesinnung, so sehr auch hie und da der Feuereifer
des Reformators sich in leidenschaftlichen Ausfällen kund gab und die Kraft seiner Natur
ihn zu zornigen, derben, ja rohen Aeußerungen fortriß. Charakter und Bildung der Zeit
waren derb und rauh; wie sollte Luther, in dessen Natur sich alle Vorzüge und Fehler
jener kräftigen Zeit vereinigt fanden, fein und gesittet erscheinen?
Von der Art sind seine Streitschriften gegen König Heinrich Viii. von England, gegen Heinrich
von Braunschweig ,,w ider H an s W orst" (Lehrb. 8- 483.) und die zornige Flugschrift wider die räu-
berischen und mörderischen Bauern (Lehrb. §. 461). Zu den besten in gemäßigter Sprache verfaßten
Streitschriften gehört die Aufforderung ,,An den christlichen Adel deutscher Nation von des geistlichen
Standes Besserung" und „von der babylonischen Gefangenschaft der Kirche" (Lehrb. §. 454).
Luthers Streitschriften wurden von den zanksüchtigen Theologen der Reformations-
zeit nur zu sehr nachgeahmt und überboten, indeß seine religiöse Tiefe und Innigkeit und
seine bibelfeste Sprache unter dem Streit über uncrklärbarc Glaubenssätze und symbolische
Rechtgläubigkeit (Lehrb. §. 561.) zu Grundeging, bis die in gemüthlicher und herzlicher Rede
abgefaßten vier Bücher vom wahren Christenthum von Joh. Arnd und die
Wirksamkeit Sp e n e r's und der P i c t i st e n (Lehrb. §. 656.) der deutschen Nation die lu-
therische Bibelsprache und mit ihr die Gcfühlswärme und freie Schriftforschung Zurückgaben.
— Die durch Luther begründete deutsche Prosa kam bald in G cschichtswerken und in
einzelnen wissenschaftlichen Schriften zur Anwendung. Zwar blieb für die ern-
stere Geschichte auch im 16. und 17. Jahrh. die lateinische Sprache noch die ge-
wöhnliche, wie wir aus Sleidanus, Thuanus, Grotius (Lehrb. §. 551.), Scckendor f's
Reformatronsgeschichte u. a. ersehen; aber neben dieser gelehrten Geschichte wur-
den gleichzeitig h ist orische W erke in d er V o lkssprach e bearbeitet, die, ivenn sie
gleich durch die unkritische Darstellung und mancherlei fabelhafte Zusatze für die Geschichts-
forschung von geringer Bedeutung sind, doch als Volksbücher wegen ihrer gemüthlichen
und ansprechenden Sprache und Erzählung hohen Werth haben.
Von der Art sind die Schweizer Chronik von Aegidius Tschudi (1505 —1572), die
bayerische Chronik und die Chrouika vom Ursprünge des alten Teutschlands von dem Bayern
Tnrnmeyr von Abensberg (Aventinns; st 1534) und die Chronik«, Zcytbuch und
Geschichtbibel von Anbegyn bis 1531 von dem vielverfolgten Wiedertäufer S e b a st i a n Frank
(1500 — 1545); auch die etwas rohe Selbstbiographie des bekannten fränkischen Ritters Gütz
vonverlichingen(ch 1562; Lehrb. §. 460.) verdient eine Erwähnung. Derselbe Sebastian Frank gab
auch eine Sammlung deutscher Sprüchwürter nebst Erklärung ihres Sinnes („Schöne weise
herrliche Clugreden und Hofsprüch") heraus, worin ihm der als Mitverfasser des Interims (Lehrb.
§. 491.) bekannte Johann Agricola von Eisleben (ff 1566) vorangegangen war. Auch bei wissen-
schaftlichen Werken bedienten sich einige nicht dem Gelehrtenstande angehörige Männer der deutschen
Sprache, wie Albrecht Dürer (Lehrb. §. 441.) (Untcrweysung der Messung mit demzirkel und Richtscheydt
in Linien, ebenen und ganzen Corporen u. s. W-), Jakvbböhme (Lehrb. §. 552.) u. A., doch blieb bis auf
T h o m n si u s (Lehrb. §, 656.) bei gelehrten und wissenschaftlichen Werken und Vorträgen die lateinische
Sprache die allein gültige und gebräuchliche.
1905 -
Halle a.d.S.
: Buchh. des Waisenhauses
- Autor: Brettschneider, Harry
- Auflagennummer (WdK): 5
- Sammlung: Kaiserreich Geschichtsschulbuecher
- Schulbuchtyp (WdK): Hilfsbuch
- Schultypen (WdK): Höhere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten
- Schulformen (OPAC): Höhere Lehranstalt
- Inhalt Raum/Thema: Griechische Antike, Römische Antike
- Inhalt: Zeit: Antike
- Geschlecht (WdK): Jungen
196
Aus der römischen Literatur.
quatus als der Sohn eines Freigelassenen (er selbst war also frei-
geboren). Um seinem Sohne eine ausgezeichnete Erziehung zu
teil werden zu lassen, zog der Vater nach Rom. Zu seiner weiteren
Ausbildung ging der junge Horaz nach Athen (um 45), wo er
von M. Brutus für seine Sache gewonnen wurde. Von ihm zum
Tribunus militum ernannt, focht Horaz in der Schlacht bei Phi-
lippi (42) mit. Damit hatte seine kriegerische Laufbahn ein Ende.
Nach Rom zurückgekehrt und begnadigt, kaufte er sich die Stelle
eines Quästorenschreibers. Durch seine Satiren und Epoden be-
kannt geworden, wurde er von Vergil und L. Varius dem
Mäcenas vorgestellt, durch den er ein Landgut im Sabinerlande
zum Geschenk erhielt und mit Augustus bekannt gemacht wurde.
Er starb am 27. Nov. 8 v. Chr., kurz nach Mäcenas.
Die frühesten Gedichte sind die Satiren und Epoden, die
i. J. 30 abgeschlossen wurden. In den Satiren (sermones „Plaude-
reien“; so nennt Horaz auch seine Episteln) ist er ein Nach-
folger des C. Lucilius, beschränkt aber seine Kritik der öffentlichen
Zustände mit Rücksicht auf die Zeitverhältnisse auf soziale und
literarische Gegenstände. Nach ihrem Inhalte mit ihnen gleich-
artig sind die Epoden1; in ihnen zeigt er sich als Nachahmer des
Archilochos. Von den Oden (carmina) gab Horaz die ersten drei
Bücher i. J. 24, das vierte i. J. 13 heraus. Seine Vorbilder in
diesen Gedichten sind die griechischen Meliker, besonders Alkaios
und Sappho („aeolium od. lesbium carmen“). Das Carmen sae-
culare ist gedichtet für die Säkularfeier des Jahres 17. Das
erste Buch der Episteln, die mit den Satiren den allgemeinen
Charakter teilen, aber das Erzeugnis einer reiferen Altersstufe
sind, erschien i. J. 20, das zweite Buch (Epist. 3 de arte poe-
tica an die Brüder Piso) in den letzten Lebensjahren des Dichters.
Seine Gedichte wurden frühzeitig Schulbuch (vgl. Epist. I, 20, 17).
1) So wohl von den Grammatikern genannt; Epode hieß ein Gedicht, in
dem auf einen längeren Vers ein kürzerer (inysog sc. arc/og) folgte; dann
paßt diese Bezeichnung für Epode 11, 13 und 17 nicht; Hör. selber nannte
diese Gedichte iambi.
1891 -
Neubrandenburg
: Nahmmacher
- Autor: Reinhardt, Otto
- Sammlung: Kaiserreich Geschichtsschulbuecher
- Schultypen (WdK): Höhere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten
- Schulformen (OPAC): Höhere Lehranstalt
- Geschlecht (WdK): Jungen
— 2 —
Streit mit dem Inquisitor von Hoogstraten und den Dominikanern von Köln. Epistolae virorum obscurorum.
1465 geb. b. Desiderius Erasmus (von Rotterdam). Herausgabe des neuen Testaments in griechischer Sprache.
1488. c. Ulrich von Hutten, geb. zu Steckelberg, wegen seiner lateinischen Schriften von Maximilian I. zu Augsburg gekrönt, schrieb später Deutsch.
I. Weriode.
Zeitaller der Reformation.
A. Deutschland.
Allgemeine Gährung.
1) Kirche. Die großen Konzilien, zur Reformation der Kirche an Haupt und Gliedern berufen, erfolglos. Widerspruch gegen das Treiben der Geistlichkeit allgemein, besonders zum Ausdruck gebracht in der deutschen Volksliteratur, die in satyrischer Weise gegen die kirchlichen Zustände kämpft.
a. Sebastian Brant. Narrenschiff.
b. Johann Fischart. Bienenkorb des heiligen römischen Jmenschwarms.
c. Thomas Murner. Schelmenzunft und Narrenbeschwörung. Ihm fälschlich zugeschrieben:
ä. Eulenspiegel.
6. Reineke Fuchs.
2) Das Reich. Kaisertum eingeschränkt durch die Reichsstände, bestehend aus a. Kurfürsten (7), b. Fürsten (geistliche und weltliche Bank), c. Städte (51).