Ähnliche Ergebnisse
1872 -
Köln
: DuMont-Schauberg
- Autor: Bone, Heinrich
- Jahr der Erstauflage_wdk: 1853
- Sammlung: Lesebuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Höhere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 3 – Sekundarstufe 2, Klassen 9/10/11 – 12/13
- Schulformen (OPAC): Gymnasium, Höhere Lehranstalt
- Inhalt Raum/Thema: Deutsche Literatur
- Inhalt: Zeit: Mittelalter, Neuzeit
- Geschlecht (WdK): Jungen
566
Ueber das Studium der vaterländischen Geschichte.
die wahrhaftig in diesem Einen Volke sich entwickeln, haben durchaus einen eigenthümlichen
Stempel, den sie sonst nirgends haben und nirgends, bei keinem anderen Volke, haben
können. So wie die allgemeine Sprache, als die unmittelbarste Erscheinung der Vernunft
(als der allgemeine Verstand), bei jedem Volke zur Nationalsprache wird, weil die allgemeine
Vernunft zur Nationalvernunft geworden ist, d. h. eine bestimmte Eigenthümlichkeit erhalten
hat, so trägt auch, wieivohl nicht jedem eben so vernehmbar, die Staatsverfassung und das
Recht, die Sittlichkeit und die Religion, die Wissenschaft und die Kunst, einen eigenthümlichen
Stempel, der diesem Volke angehört. Was nicht diesen Stempel trägt, was dein Volke von
allsten zugebracht wird, das kann ilur Leben und Kraft gewinnen, wenn es dem Volke als
Nahrung bient, wenn es umgesetzt wird und sich auflöset in die Eigenthümlichkeit; ohne diese
Auflösung kann es nur bestehen durch den Untergang des Volkes. Darum ist das erste
Streben eines jeden Volkes, und must das erste Streben sein! seine Selbstställdigkeit zu
erhalteil, frei und unabhängig zu bleiben von der Herrschaft jedes andereil Volkes, um sich
die freie Entwicklung in seinem eigenthümlichen Charakter möglich zu erhalten, um zu ver
hüten, dast ein fremdes Volk ihm eiires fremden Lebens freinden Siirn aufzwinge. Denil alles
Leben liebt sich selbst und ivill sich erhalten und erweitern; es will alles uirterwerfen, um
vollkommen frei zu sein. Daher entsteht ein Streben jedes Volkes gegen alle anderen, unter
ihnen hervorzuragen, zu gelten, zu gebieten, wie der Einzelne strebt gegen den Einzelnen.
Die Völker haben, wie die Einzelnen, Ehre imb Schande. Die gröstte Ehre aber wie
das gröstte Glück ist: frei dazustehen in eigenthümlicher Kraft, jedem anderen Volke, wenn
nicht überlegen, doch gleich, allem Angriffe trotzend; die gröstle Schande aber wie das gröstte
Unglück: einem anderen Volke unterworfen zu sein, zu dienen und fremde Eigenthümlichkeit
zu erhalten, nähren, fördern mit der eigenen. Die freie Selbstständigkeit ist nicht das höchste
Ziel, welches erstrebt wird, aber das nothwendige Mittel, ohne welches ein Volk kein Ziel
erreichen kann, es sei, welches es wolle. Denn das Volk ist vernichtet, wenn seine Eigen-
thüinlichkeit vernichtet ist; die Eigenthümlichkeit aber muß, oder wenigstens sie kann, ver-
nichtet werden, wenn dasselbe fremder Herrschaft unterworfen wird. Die alten Deutschen,
unsere Urväter, fürchteten sich wenig vor dem Schwerte der Römer; sie glaubten unter
römischen Legionen Deutsche bleiben zu können, weil sie den Sinn einer Eroberung nicht
kannten. Als sie aber nach römischen Gesetzen gerichtet werden sollten, da fühlten sie, dast
dieses der Anfang war, zur Vernichtung ihrer Eigenthümlichkeit; dagegen empörte sich die
deutsche Natur, und das römische Joch wurde zerbrochen. Ein Volk daher, welches seine
Selbstständigkeit aufgibt, gibt sich selbst aus und weiht sich dem Untergange: das Ver
dammungswürdigste, was geschehen mag!
Der einzelne Mensch nun gehört nothwendig zu irgend einem Volke und geht aus dem
Volke hervor. Er hat für die Menschheit die Bestimmung, alles, was von Geist und Kraft
in ihm ist, frei und vollkommen auszuleben. Was aber von Geist und Kraft, von Cultur
und Menschlichkeit sein ist oder sein wird, das offenbart sich in ihm und gelangt zu ihm
in der Eigenthümlichkeit seines Volkes nnb kann sich darum nur entwickeln in dieser Eigen-
thümlichkeit; darum muß sein Streben zusammenfallen mit der Bestrebung des Volkes, dessen
Theil er ist; darum must des Volkes Ehre seine Ehre, sowie die Schande des Volkes seine
Schande sein. Er muß die Selbstständigkeit seines Volkes wollen, weil er die Eigenthüm-
lichkeit desselben wollen must, und er muß die Eigenthümlichkeit desselben wollen, weil er
die Sehnsucht seines Gemüthes nur dadurch stillen oder dem Sinne und der Bestimmung
seines Lebens — sich frei und vollkommen auszubilden — nur so gemäß leben kann. Da-
rum liebt der Verständige oder der, den ein menschliches Gemüth beseelt, sein Volk, wie er
sich selbst liebt, weil das Volk in ihm ist, wie er im Volke; darum wird ihm der Boden,
auf welchem sich die von den Vätern angestammte Eigenthümlichkeit bewegt, zum Vaterlande,
1912 -
Halle an d. Saale
: Schroedel
- Autor: Eckert, Max
- Hrsg.: ,
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schultypen (WdK): Höhere Lehranstalten, Mittlere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten, Mittlere Lehranstalten
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
Iv.
Die geistigen Grundlagen
der deutschen Kultur.
24. Das deutsche Volkswm.
Mit jedem Volke ist ein bestimmter Anteil an der Welt-
geschichte verbunden, den eben nur dies eine Volk und kein
anderes erfüllen kann. Groß, mächtig und auserwählt ist das
Volk, das seine Aufgabe auf der Welt klar und scharf erkennt,
und das infolge dieser Erkenntnis sein ganzes Sein und Leben,
ja seine Zukunft bewußt an die Verwirklichung dieser Aufgabe
setzt. Der Kampf um Raum, der das Leben des Einzelwesens
^Individuums) beherrscht, wiederholt sich im Leben der Völker
yiehe S. 22). Auch hier ist die Individualität gegen Jndivi-
dualität gesetzt und auch hier gibt es Sieger und Besiegte. In
dem Kampf um Raum der Völker, in dem Völker gebildet werden,
siegen oder unterliegen, kommt das Gesetz der Menschheits-
entwicklung, des Weltlaufs oder der Geschichte zur Geltung.
Die Größe und Bedeutung eines Volkes hängt nicht bloß
von seiner räumlichen Ausdehnung und Kovfzahl ab, noch von
seinem Alter, sondern vor allem auch von der Summe der im
Volke zu einer natürlichen Einheit verbundenen Eigenschaften,
die ein Volk von andern Völkern unterscheidet und die wir
schlechthin mit dem von dem Turnvater Friedrich Ludwig
Jahn gebildeten Wort „Volkstum" benennen. So ist das
Volkstum verkörpert in der Gesamtheit der einzelnen Mitglieder
eines Volkes, das nach Abstammung, Sprache und Sitte eine
Einheit bildet. „Aus Millionen Einzelnen besteht das Volk, in
Millionen Seelen flutet das Leben des Volkes dahin; aber das
bewußte und unbewußte Zusammenwirken von Millionen schafft
einen geistigen Inhalt, bei welchem der Anteil des Einzelnen
oft für unser Auge verschwindet, bei welchem uns zuweilen die
Seele des ganzen Volkes zur selbstschöpferischen, lebendigen Einheit
wird" (Gustav Freytag). Forschen wir nun weiter nach dem
geistigen Inhalt des deutschen Volkstums und Wesens, so werden
wir vielen lichtvollen Seiten begegnen, durch die es sich vor
vielen Völkern des Erdenrundes vorteilhaft abhebt.
Der wichtigste Zug des deutschen Wesens ist die deutsche
Innerlichkeit, die unser ganzes Wollen, Denken und Fühlen
1912 -
Straßburg i.E.
: Bull
- Autor: Hauptmann, Emil
- Hrsg.: ,
- Sammlung: Politikschulbuecher Kaiserreich
- Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
12. Das Weltreich Napoleons I.
229
muffen; er erlebte also noch den Zusammenbruch seines großen Werkes. Warum
ist sein Los anders gewesen als das seines Vorgängers, Karls des Großen?
Damals entstanden erst die Völker. Sie fingen an zu fühlen, daß
sie durch Sprache, Sitte, durch ihre Geschichte, durch ihre Lieder und durch die
Taten ihrer Vorfahren zusammengehörten, daß sie anders waren als die andern.
Daher wehrten sie sich noch schwach gegen die Vereinigung mit einem fremden
Volke zu einem Staate. Zu Napoleons Zeiten war es anders. Da war jedes
Volk schon stolz auf sich selbst. Da wußte jeder im Volke: Soviele ruhmreiche
Taten haben unsere Väter getan. Früher hat unser Volk seinen eigenen Staat
gehabt, kein fremder hat ihn anzutasten gewagt. And heute sollen wir uns von
einem fremden Volke regieren lassen, als wären wir selber gar nichts mehr?
So wuchs der Zorn in den unterdrückten Völkern, und mit diesem Zorn wuchs
die Liebe zum eigenen Volke. Mit jeder neuen Last, die der fremde Eroberer
ihm auflegte, mit jeder neuen Schmach, die er ihm zufügte, wurde diese Liebe
inniger, heißer, feuriger. Es brauchte nur einen Anlaß, um den Zorn des
Volkes auflodern zu laffen, und bald sollte er an verschiedenen Stellen des
Napoleonischen Reiches auflodern. (Beispiele: Spanien, die deutschen Er-
hebungen unter Schill und Dörnberg, Tirol und Andreas Loser, preußischer
Schlachtenzorn im Befleiungskriege, „das Volk steht aus" usw.)
Diese Liebe zum eigenem Volke, den Zorn über seine Anterdrückung,
nennt man Nationalgefllhl. Zn der alten Zeit schlief das Nationalgefühl noch
in den Völkern; heute ist es wach. Darum konnte früher ein Weltreich ver-
schiedene Völker umfassen. Leute kann nur ein Nationalstaat zugleich Welt-
macht sein. Wenn das heutige Deutsche Reich also Weltmacht sein will, kann
es nicht etwa europäische Völker unterwerfen wollen, in denen schon ein starkes
Nationalgefühl lebt. Nur die Völker lassen sich unsere Lerrschaft gefallen,
die noch nicht wissen, daß sie ein Volk sind, die Neger in Afrika, die Wilden
auf den Inseln der Südsee. Soll also das Deutsche Weltreich sicher stehen,
so kann es nur auf das deutsche Volk begründet sein, und dieses Volk selber
muß die Weltherrschaft wollen, wie wir bald noch sehen werden. (Vergl.
folgendes Thema.)
Sollte aber Napoleon nur um zu herrschen, nur um Kaiser
eines großen Reiches zu sein, so viele Kriege gesührt haben? Er
war sicherlich sehr herrschsüchtig, aber seine Kriege hatten doch noch
einen anderen Zweck. Man kann beinahe sagen: Er hat den Krieg
geerbt, von den französischen Königen Ludwig Xiv. und Xvi. ge-
erbt. Schon diese hatten fortwährend im Kriege gestanden mit der
anderen großen Weltmacht, die es zu ihrer Zeit in Europa gab, mit
England. Wer soll L>err aus dem Meere sein? Wer soll die neuen
Länder in Amerika und die alten in Aßen, besonders Indien be-
sitzen? Wem soll der schwarze Erdteil Afrika gehören? Am diese
Dinge war Kampf gewesen zwischen Frankreich und England. Wir
haben nur nichts davon erzählt, weil das unser Deutschland nicht
viel angeht.
Nun Napoleon setzte diesen Krieg um die Seeherrschast und
1817 -
Karlsruhe
: Müller
- Autor: Ruf, Georg Friedrich
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Mittlere Lehranstalten, Stadtschule, Fortbildungsschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Mittlere Lehranstalten, Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Mittelschule, Militärschule, Stadtschule
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
D e s Ersten Cursus
Erstes Buch:
Das historische Materiale im
kurzen Ueberblicke.
^/as eigentliche historische Materiale sind Völker, das
heißt, die folgereichen Ereignisse, welche bei Völkern und
Nationen von Zeit zu Zeit vorgekommen sind, geben den
Stoff der Geschichte. Die Völker werden eingetheilt: in die
alten Völker vor Christi Geburt, und in Völker nach
Christi Geburt.
I.
Völker vor Christi Geburt.
Wir zählen folgende: r) Juden oder Hebräer, als das
erste historische Volk. Neben diesen oder während der Dauer
des jüdischen Volkes gab es — 2) Babylonier,— 3) Asiyrer, —
4) Meder, — 5) Syrer, — 6) Aegypter, — 7) Perser,—
8) Kleinasiater, — 9) Thracier, — 10) Macedonicr,—
11) Griechen, — 12) Phönicier, — 13) Karthager, — und
14) Römer, welch leztere zugleich sowohl vor- als nach
Christi Geburt bestanden und ein Hauptvolk waren.
Diese ältesten und alten Völker wohnten theils in
Vprder-Asien, theils in Nord-Afrika, und theils im südli-
chen Europa. Demnach war vor Christi Geburt nur ein
kleiner Theil des Erdbodens als bekannte Welt; der weit
grösere Theil hingegen war, wenn gleich nicht allenthalben
unbewohnt, doch historisch unbekannt.
Anmerkung: Von jedem der historischen Völker soll den Anfän-
gern beigebracht werden: a) das eigenkhümliche überhaupt oder
die Charakteristik des Volkes: b) eine kurze Uebersicht des
Landes, das ein Volk bewohnte; und c) Angabe der vorzüglichen
Veränderungen (Haupt - Momente), unter Hinweisung aus die
Karte, wodurch solche Momente sinnlich werden.
1852 -
Weimar
: Albrecht
- Autor: Zeiß, Gustav
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Schultypen (WdK): Gymnasium
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten
- Inhalt Raum/Thema: Weltgeschichte
- Inhalt: Zeit: Antike
- Geschlecht (WdK): Jungen
der Kulturgeschichte im engeren Sinne dadurch, daß sie die Er-
zeugnisse der Bildung nur im Zusammenhange mit dem sie er-
zeugenden Volksgeiste und den wieder mit diesem in inniger Ver-
bindung stehenden Thaten und Schicksalen der Völker betrachtet;
sie stellt das Staatsleben der einzelnen Völker in den Mittel-
punkt ihres Gemäldes, weil der Staat der Träger und die Be-
dingung aller Bildung ist, und ein Volk ohne Vereinigung
zu einem geordneten Staatsleben weder Bildung noch Geschichte
hat. Das Staatsleben eines Volkes bildet den Mittelpunkt seiner
Geschichte, aber auch nur diesen; um ihn gruppiren sich alle übri-
gen Leistungen des Volkes, gleichsam die Ausstrahlungen des Volks-
geistes. Staat, Religion, Literatur, Kunst, Sitten und Gebräuche
eines Volkes bilden ein organisches Ganze, sie stehen in einem en-
gen Zusammenhange und in gegenseitiger Wechselwirkung. Sie alle
zusammen geben dem Volke sein eigenthümliches Gepräge, und ihre
Kenntniß ist deshalb nothwendig, um den eigenthümlichen Geist und
die Bildung eines Volkes zu erkennen. Nicht die politische Bildung
allein weist einem Volke seine Stelle und seine Bedeutung in der
allgemeinen Geschichte an, sondern seine geistige Ueberlegenheit,
sein Einfluß auf den Zustand und die Entwickelung anderer Völker
und auf die allgemeine Bildung überhaupt. Würde wohl das kleine
Athen, ja das ganze Griechenland eine so wichtige Stelle in der
Weltgeschichte einnehmen und behaupten können, wenn nur die po-
litische Bildung in Frage käme? Gewiß nicht. Wenn aber das der
Fall ist, wenn Staat, Religion, Literatur und Kunst eng zusam-
menhängen, und die Leistungen eines Volkes auf allen diesen Ge-
bieten zusammengenommen seine Bildung ausmachen, so darf auch
in einem Lehrbuch der allgemeinen Geschichte nicht die politische Ge-
schichte allein oder so vorzugsweise besprochen werden, daß die Dar-
stellung der übrigen Leistungen nur wie ein Anhängsel beigegeben
erscheint. Es muß schon in der Darstellung der innere Zusammen-
hang und die Wechselwirkung der verschiedenen Lebensäußerungen
und mannigfachen Bildung eines Volkes hervortreten. Wie die
Wichtigkeit eines Volkes von dem Grade der Einwirkung auf die
Entwickelung anderer Völker abhängt; wie diejenigen Zeiträume her-
vorzuheben sind, in welchen eine solche Einwirkung stattfand oder
sich vorbereitete, so ist auch bei dem einzelnen Volke das ausführli-
1912 -
Straßburg i.E.
: Bull
- Autor: Hauptmann, Emil
- Hrsg.: ,
- Sammlung: Politikschulbuecher Kaiserreich
- Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
13. Die Weltmacht des heutigen Deutschen Reiches. 233
ruhms müde, weil sie ihn denn doch zu teuer mit Gut und Blut zu zahlen
hatten, und zuletzt trugen sie ihres ruhmreichen Kaisers Herrschaft nur mit
Murren. Aber gingen denn diese Kriege alle wirklich um die Ehre der
französischen Nation? Ein einzelner Mensch muß sich um seine Ehre wehren,
wenn ihn jemand beschimpft, verachtet, vor andern so herabsetzt, daß sein An-
sehen darunter leidet, daß er nichts mehr gilt unter seinen Mitmenschen. Die
Ehre eines ganzen Volkes besteht in gar nichts anderem. Sie ist verletzt, wenn
ein fremdes Volk das eigene so behandelt, als wäre dieses gar nichts, als
müßte es sich alles gefallen kaffen, sodaß alle andern mit Fingern deuten und
sagen: Seht einmal, welch ehrloses Volk das ist, daß es sich so etwas gefallen
läßt. — Aber so ist es doch den Franzosen gar nicht ergangen, kein Mensch hat
sie verachtet oder verletzt. Napoleon kämpfte also gar nicht für französische
Ehre, sondern für seine eigene und seines Volkes Ruhmsucht. Am meisten
von diesem Ruhm hatten natürlich die Generale, die Soldaten Napoleons. Die
andern dursten den Ruhm nur teuer bezahlen. Daher ging auch sehr bald
das Lerz seines Volkes nicht mehr mit dem Kaiser. Sein Wille war ein
anderer als der seines Volkes.
Ein Krieg geht also nur dann um die Ehre des Volkes, wenn das An-
sehen dieses Volkes verletzt ist. Ist das geschehen, dann muß aber auch das
ganze Volk die Verletzung seiner Ehre empfinden. Jeder Einzelne ist mit schuld
daran, ob sein Volk geachtet ist oder nicht. Wenn einzelne Teile eines Volkes
immer nur dem Auslande, den Fremden recht, der eigenen Negierung immer
unrecht geben, dann lehren sie diese Fremden unser Volk verachten. Wenn
aber die Fremden merken, daß alle im Volk es empfinden, wenn man die
Volksgenossen da draußen oder daheim kränkt, dann nehmen sie sich in acht,
weil sie wissen, daß der Zorn eines Volkes leicht einen Krieg entzünden kann.
13. Die Weltmacht des heutigen Deutschen Reiches.
Wir haben zuletzt nur fremde Macht, fremden Glanz vor
unsern Augen sich entfalten sehen. Spaniens, Frankreichs, Englands
Weltmacht, so klang es. Doch von deutscher Macht und Größe
war es auffallend still.
Es gab eben davon nichts zu künden. Doch mag uns das
nicht leid tun. Jene rühmlose Zeit war unserm Volke ein Glück.
Frühe schon hatte der Glanz der deutschen Krone geleuchtet,
hatte sie das Königtum jedes fremden Volkes überstrahlt, frühe schon
hat der Name der Deutschen hell wie Schwerterschlag durch die
Welt geklungen. Aber zu Lause, im deutschen Lande sah es weniger
glänzend aus. Da fehlte in den deutschen Stämmen noch der Wille
zum Zusammenhalten. Die alten Kaiser haben ein neues Laus ge-
baut, ehe das alte fertig war, haben neue Stockwerke über dem
untersten Stock errichtet, ehe die Grundmauern fest genug waren.
7. Bd. 1
- S. 103
1911 -
Leipzig
: Scheffer
- Autor: Otto, Berthold
- Sammlung: Politikschulbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
- Inhalt Raum/Thema: Deutsche Geschichte
ein paar mehr Abgeordnete für Südwestafrika und unsere Sol-
daten sein würden.
Darauf kam alles an. Die andern Völker durften nicht
denken, daß die Mehrheit oes deutschen Volkes für die Ehre des
deutschen Volkes Geld und Soldaten verweigern könnte. Der
Feind, von dem der Kaiser sprach, das waren alle die, die in solchen
Augenblicken mehr an andere Sachen als an die Ehre des deut-
schen Volkes denken. Das ist also weder das Zentrum im ganzen
noch die Arbeiterschaft im ganzen; Feinde des deutschen
Kaisers sind nur die Leute — einerlei ob sie zum Zentrum oder
zu einer anderen Partei gehören, einerlei, ob sie Kapitalisten oder
Arbeiter sind — die dann nicht mitmachen, wenn der Kaiser sagt:
«Jetzt geht es für die Ehre des ganzen Volkes." Und diese Feinde
sind geschlagen worden; sie sind am „Tage des Volksgerichts" ver-
urteilt worden. Dabei ist es etwas anders gekommen, als
man gedacht hat. Das Zentrum hat gar kein Mandat verloren,
die Sozialdemokraten aber haben viel mehr verloren, als man
denken konnte; also man hat den Feind nicht nach der Regel ge-
schlagen, die man sich vorher gemacht hatte; aber man hat ihn
geschlagen; und nun sagt der Kaiser: „Die Regel, die ihn schlägt,
ist die höchste."
Und dann sagt er noch ausdrücklich: „Wenn wie bisher alle
Stände, Hoch und Niedrig" — also doch auch die Arbeiter! — „alle
Konfessionen" — al-so doch auch die Katholiken, die ein Drittel des
deutschen Volkes sind — „zusammenstehen, dann werden wir alles
niederreiten." Also nicht Arbeiter, nicht Zentrumsmänner sollen
niedergeritten werden, sondern nur alle die, die nicht für die Ehre
des deutschen Volkes eintreten, wenn Gefahr da ist. Und zu
denen braucht kein Zentrumsmann und kein Arbeiter zu gehören.
Niederreiten sollen wir nur alle Feinde des deutschen Volkes.
Denn es wird Zeit, daß das deutsche Volk endlich einmal auch
innerlich einig wird und so einig, daß das auch das
Ausland merkt. Es ist jetzt nicht mehr genug, daß wir in
der Stunde der Not zusammenhalten. Die anderen Völker müssen
das auch vorher wissen. Und dazu haben die letzten
Wahlen uns geholfen. Wir werden über niemand herfallen, auch
nach den Wahlen nicht. Aber nach den Wahlen werden die andern
Völker sich noch viel mehr als vorher besinnen, ehe sie über uns
herfallen!
103
1849 -
Bayreuth
: Buchner
- Autor: Offinger, Franz Konrad
- Hrsg.: ,
- Auflagennummer (WdK): 2
- Sammlung: Fibeln vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Hilfs- und Lesebuch
- Schultypen (WdK): Niedere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 1 – Primarstufe, Klassen 1 – 4/6
- Inhalt Raum/Thema: ABC_Lesen
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): koedukativ
95
so auch hier bei Abraham. Er stellte daher diesen noch
auf eine harte Probe, indem er ihm befahl, er sollte
ihm seinen einzigen Sohn Isaak zum Brandopfer dar-
bringen. Auch hierin gehorchte Abraham ohne Wider-
rede. Er ergriff schon das Opferineffer, um seinen lie-
den Isaak zu opfern; aber Gott wollte nur seinen Ge-
horsam prüfen und hielt ihn also zurück. So wie der
fromme Abraham, so sollte Jeder bereit seyn, Gott selbst
das Liebste, was er hat, zum Opfer darzubringen.
Weil nun Abraham so voll Gehorsam und Ver-
trauen gegen Gott war, so versprach ihm auch Gott
wiederholt, daß er ihn zum Stammvater eines großen
Volkes machen werde, und daß zu diesem Volke auch
der verheißene Erlöser zuerst gesendet werden sollte.
Ii. Das auserwählte Volk. — Die Patriarchen.
Was Gott dem Abraham versprach, hielt er auch.
Isaak, der Sohn Abrahams, hatte zwei Söhne, Esau
und Jakob. Jakob, der nachher auch Israel genannt
wurde, erhielt schon zwölf Söhne. Diese bekamen wie-
der viele Kinder, und so vermehrten sich die Nachkom-
men Abrahams zu einem großen Volke, welches nach
den zwölf Söhnen des Jakobs in zwölf Stämme einge-
theilt wurde. Das ganze Volk aber wurde, nach dem
Zunamen des Jakobs, das Volk Israel oder die Israe-
liten genannt. Später wurden sie, nach einem seiner
Söhne, Namens Juda, auch das jüdische Volk
oder die Juden geheißen. Auch nannte man es das
auserwählte Volk, weil bei diesem Volke die Erkennt-
niß vom einzigen wahren Gott erhalten werden sollte.
Die frommen Männer: Abraham, Isaak und Jakob
aber, von welchen das auserwählte Volk abstammte,
nennt man Stammväter, Erzväter oder Pa-
tria r ch e n.
12. Die Propheten. — Moses.
Auch das auserwählte Volk blieb nicht immer gut.
Viele darunter wurden nach und nach böse und ungehor-
sam gegen Gott. Damit nun nicht auch dieses ganze
1849 -
Karlsruhe
: Groos
- Autor: Stern, Wilhelm
- Hrsg.: ,
- Auflagennummer (WdK): 2
- Sammlung: Realienbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Volksschule
- Regionen (OPAC): Baden
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): koedukativ
Geschichte des Volkes Israel, Egyptens rc. 16s
jedoch erst später zu einem Volke Gottes, während rings um sie
her schon mehrere Völker geordnete Staaten bildeten; sie zogen
noch als Hirtenfürsten umher, wohnten unter Zelten und machten
nur eine Familie aus, als mehrere Völker unter Königen schon
geordnete Staatseinrichtungen hatten, Handel trieben, Kriege mit
einander führten, feste Städte besaßen und großartige Baudenk-
mahle ausführten. Solche Völker waren die Egypter, die
Aethiopier (Mohren) ; dieselben stammten vpn Ham ab und
wohnten in Afrika. Ein solches Volk waren die Ismaeliten, die
in Arabien wohnten; solche Völkerschaften unter Stadtkönigen
wohnten in Canaan, in Syrien, in Mesopotamien. Die Völker-
schaften in Canaan stammten ebenfalls von Ham ab; die von
Syrien und Mesopotamien aber von Sein. Aus den Nachkom- '
men Iaphets erwuchs später in dem Innern Asiens das Volk
der Meder, Perser, Inder, und in Vorderasien und dem an-
grenzenden Europa noch später das Volk der Griechen und
der Römer. Die Hebräer aber, wie man die Nachkommen
Abrahams nannte, erwuchsen in Egypten zum Volke Israel.
Nur das Volk Israel bewahrte die Erkenntnis und Verehrung
des allein wahren Gottes, der Himmel und Erde erschaffen hat,
während alle andern Völker Götzendiener wurden. Das Volk
Israel begann als ein Gottesstaat, ging später in ein weltliches
Königreich über, in welchem jedoch Propheten an Volk und
Fürsten das Wort des Herrn richteten; die andern Völker be-
standen anfänglich als Priesterstaaten; dieselben gingen in könig-
liche Alleinherrschaft oder Monarchie über, arteten in Despoticcn
aus, und die in Europa wurden Freistaaten oder Republiken.
2) Pik vier Hauptoölker oder Reiche; oder Kurier l'iebcrblick über bic galt.»
Weltgeschichte.
1. Die vier Hauptreichc der Erde, die nach einander kommen
sollten und auch so gekommen sind, sind bei dem Propheten Daniel
ein Mahl als das Bild von einem Menschen dargestellt, ein
ander Mahl sind sie durch vier Thiere bezeichnet. Im Bilde
eines Menschen ist das erste Weltreich als das goldnc Haupt
einer Bildsäule bezeichnet, das zweite Weltreich als Brust und
Arme dieser Bildsäule, aber von Silber; das dritte Weltreich
1876 -
Halle
: Anton
- Autor: Kunze, Otto
- Sammlung: Kaiserreich Geschichtsschulbuecher
- Schultypen (WdK): Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Inhalt Raum/Thema: Weltgeschichte
- Inhalt: Zeit: Alte Geschichte, Mittelalter
- Geschlecht (WdK): koedukativ
32. Gegen welches Volk zog er zuletzt? (Wo wohnten dieselben? Wie hieß ihre Königin?),—,33. Welches Schicksal hatte Cyrus? Wann. Was joll Tomyris mit dein gefallenen Cyrus gethan haben? — 34. Wer war sein Sohn und Nachfolger? — 35. Welches Reich fugte er Persien zu? Wann? - 36. An welches Reich ist endlich das persische Reich selbst gefallen? —
6.
Rückblick.
1. In welchen Erdtheilen haben die bis jetzt genannten Culturvolker gewohnt? (Welche in dein einen? Welche in dem andern? Welches Volk wohnte am südlichsten — am westlichsten — am östlichsten — am nördlichsten?) —
2. Welches Volk bewohnte das gesegnetste Land? Welche Völker wohnten in Landern gebirgiger Natur? Welche Völker wohnten in der Ebene? —
3. Welche Völker waren in Kasten getheilt? Welche in Stämme? Welches Volk zerfiel in einzelne Staaten? —
4. Wie unterscheiden sich die Culturvölker von den wilden und den Nomadenvölkern? (Womit beschäftigen sich die wilden Völker? Womit die Nomadenvölker? Warum können wilde und Nomadenvölker keine festen Wohnsitze haben? Durch welche Beschäftigung tritt ein Volk in die Reihe der Culturvölker ein? Welche Beschäftigungen haben es mit Verarbeitung und Verbreitung der vorhandenen Produkte zu thun? Welches sind die geistigen Beschäftigungen der Culturvölker? Was will die Wissenschaft erforschen? Was will die Kunst darstellen?) —
5. Welche der genannten Völker beschäftigten sich vorwiegend mit Ackerbau und Viehzucht? Welche vorwiegend mit Handel und Gewerbe? Welche Gewerbe wurden namentlich betrieben? Welche Völker beschäftigten sich auch mit Wissenschaft? Welche Wissenschaften wurden gepflegt? Welche Völker haben große Bauwerke aufgeführt? —
6. Welcher Religion haben«»die genannten Völker angehört? —
7. Vergleiche dieselben hinsichtlich der von ihnen verehrten Gottheiten? —
8. Welches Volk hatte den freudeleersten Gottesdienst? — 9. Welche Aehnlichkeit findest du zwischen der Lehre Buddha's und der Lehre Christi? Welche zwischen der persischen Religion und unsrer christlichen Anschauung ? — 10. Welche Völker glaubten an eine Unsterblichkeit der Seele? Wie dachten sie sich dieselbe ? —
11. Erkläre kurz folgende Begriffe: Brahminen — Magier — Parias — Mumien — Katakomben — Labyrinth — Pyramiden —-Obelisken — Hieroglyphen — Papyrus — Colonie — Orakel — Pagoden.
12.^ 23er war Sesostris — Dido — Hiram — Nimrod — Ni-uus — Semiramis — Salmanassar — Nebukadnezar — Astyages — Cynts — Krösus — Belsazar — Kambyses — Psammenit — Assur?
13. Welche von den genannten Personen sind bedeutende Eroberer gewesen? Welche waren Staatengründer? Welche haben andere Reiche gestürzt? Mit welchen ist das eigene Reich zu Grunde gegangen?
1873 -
Dresden
: Meinhold
- Autor: Kleinpaul, Bernhard
- Hrsg.: ,
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrerbuch
- Schultypen (WdK): Lehrerseminar
- Schultypen Allgemein (WdK): Lehrerbildungsanstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Lehrerbildungseinrichtungen
- Schulformen (OPAC): Höhere Schulanstalt, Seminar
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): Jungen
Allgemeine Tabelle.
11
D e r Mensch.
5. nach dem Culturgraä:
in Völker ohne Eigenthum
(das Eigenthnm selbst wird verzehrt, muß daher immer neu er-
warben werden) — Jäger- und
Fischervölker;
in Völker mit Eigenthum
(nur der Ertrag des Eigenthnms wird verzehrt):
Nomadisirende u. ansässige Völker
(die Beschäftigung der letzteren ist
Ackerbau,
Bergbau,
Industrie,
Handel,
Kunst und Wissenschaft).
Die höchste Bildung findet sich in der gemäßigten Zone.
Der Mensch in der heißen Zone lebt wie der reiche Sohn,
dem Arbeit nicht nöthig ist;
der Mensch in der kalten Zone lebt wie der Bettler, dessen
Fleiß kaum mühsame Arbeit lohnt.
6. nach der Staatsverfassung der Völker:
in Völker ohne Staatsverfassung (d. h. ohne ein gesetzlich geord-
netes Gemeinwesen)
oder patriarchalische Völker:
Jäger-,
Fischer- und
nomadisirende Völker;
und in Völker mit Staatsverfassung, und zwar mit
republikanischer (Amerika)
(Democratie,
Aristo cratie),
oder monarchischer Verfassung
(beschränkte od.constitntionelle Monarchie [Europa],
unbeschränkte oder absolute Monarchie [Asien]).
2#
1852 -
Weimar
: Albrecht
- Autor: Zeiß, Gustav
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Schultypen (WdK): Gymnasium
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten
- Inhalt Raum/Thema: Weltgeschichte
- Inhalt: Zeit: Antike
- Geschlecht (WdK): Jungen
331
zu schwächen, trat er nur bei den wichtigsten Angelegenheiten als
Redner in der'volksversammlung auf und ließ bei anderen seine
Freunde und vertraute Redner sprechen. Wenn aber Perikles vor-
dem Volke auftrat, so war er als Redner unwiderstehlich, und die
alten Schriftsteller sind voll des Lobes seiner rednerischen Kraft und
Fülle, seiner Würde und Anmuth. Man pflegte von ihm zu sagen:
er donnere und blitze von der Nednerbühne herab und nannte ihn
den Olympier. Seine Beredtsamkeit war jedoch nicht heftig und
ungestüm; er sagte kein Wort, das nicht zur Sache gehörte. Nicht
durch buhlerische Rede, nicht durch kriechende und schmeichlerische
Leutseligkeit gewann und beherrschte er das Volk, vielmehr mach-
ten ihm manche ein vornehmes Wesen und Hochmuth zum Vor-
wurf. Er schmeichelte nicht, seine Ueberzeugung und seine Würde
verleugnend, den Athenern; er hob ihre Gesinnungen zu der Höhe
der seiuigen empor; er begeisterte das ganze Volk zu einem hoch-
sinnigen Stolze und zu edler Aufopferung. Als Feldherr war
Perikles ebenso beherzt als besonnen; als Lenker des Staates führte
er mit Sicherheit das Ruder und beherrschte die gährende Masse
mit unerschütterlicher Festigkeit; als Verwalter des Staatshaushaltes
verband er weise Benutzung aller Hülfsquellen und die größte Li-
beralität mit der gewissenhaftesten Uneigennützigkeit und der streng-
sten Unbestechlichkeit. In einem Staate, iw welchem die vornehme
Geburt Nichts, die Persönlichkeit Alles galt, in einer an großen
Männern reichen Zeit, unter dem gebildetsten Volke und zur größ-
ten Zeit dieses Volkes stand Perikles zwanzig Jahre und lange Zeit
selbst ohne Nebenbuhler an der Spitze. Obgleich er seiner Geburt
nach der Aristokratie angehörte, trat er doch als Begünstiger und
Förderer der Demokratie auf; er verschaffte dem Volke eine schran-
kenlose Macht und stand selbst als unumschränkter Leiter desselben
an der Spitze des Staates.
Perikles erniedrigte sich zwar nie," um die Gunst des Volkes
zu erringen oder zu behaupten, aber doch waren die Mittel, deren
er sich bediente, zum Theil sehr bedenklich und gefährlich. Der
reiche Cimon hatte durch seine maßlose Freigebigkeit das Volk, be-
sonders die ärmeren Bürger verwöhnt; Perikles, weniger reich,
nahm, um das Volk zu gewinnen, seine Zuflucht zu den Staats-
geldern und verwandte diese zu vielen theils nützlichen und schönen,
theils aber auch überflüssigen und schädlichen Einrichtungen. Im
gleichen Verhältnisse wie die Staatseinkünfte wurden auch die Be-
dürfnisse des Volkes gesteigert und durch deren Befriedigung die
Kräfte des Staates zersplittert, der Geist des Volkes verderbt und
der Grund zum Verfalle gelegt. Reiche Spenden aller Art, deren
Kosten die Staatskasse hergeben mußte, verschafften dem Perikles
die Liebe des Volkes; allein eben diese Spenden waren es auch,
welche die in dem athenischen Volke liegenden Keime der Genuß-
sucht, der Geldgier, des Hanges zum Nichtsthun schnell zu einer
bedenklichen Höhe entwickelten. Die Maßregeln des Perikles finden
einige Rechtfertigung darin, daß er Athen die Hegemonie von
Griechenland erwerben wollte, und daß hierzu alle Kräfte des Staa-
tes angespannt, vor allem das Volk zur äußersten Anstrengung an-
getrieben, durch Zugeständnisse gewonnen und durch Befriedigung
1859 -
Lübeck
: Rohden
- Autor: Rohden, Ludwig
- Hrsg.: ,
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrerbuch
- Schultypen (WdK): Gymnasium, Realschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 3 – Sekundarstufe 2, Klassen 9/10/11 – 12/13
- Schulformen (OPAC): Evangelisches Gymnasium, Realschule
- Inhalt Raum/Thema: Weltgeschichte
- Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
- Geschlecht (WdK): Jungen
- Konfession (WdK): Evangelisch-Lutherisch
14
Ii. §. 3. Das Hervortreten der geschichtlichen Völker.
§. 3. Das Hervortreten der geschichtlichen Völker.
Von nun an bekommt die Geschichte der Menschheit einen be-
stimmten Kern und Mittelpunkt, um den sich Alles, wenn auch unbe-
wußt, wie um seine Sonne dreht — das ist das Volk Gottes, zu-
nächst Abraham's Same. In dem Maße, wie die übrigen Völker
mit diesem Volk Gottes in Berührung kommen, gewinnen sie Bedeu-
tung für die allgemeine Geschichte. Je weiter sie von ihm entfernt
liegen, desto mehr bleibt über ihre Entwickelung und Geschichte tiefe
Nacht und Nebel ausgebreitet; und die allgemeine Weltgeschichte
übergeht sie mit Stillschweigen. So scheiden sich sofort von selber
aus: die meisten Völker Japhet's im hintern, östlichen und nörd-
lichen Asien, auch das indische und chinesische, nicht minder die alten
Völker des nördlichen Europa, und fast alle Nachkommen Ham's.
Nur diejenigen Völker und Staaten, welche zwischen dem k a spi scheu
und persischen Meer, und in den Uferländern des mittelländi-
schen Meeres wohnen, also die um das Land Canaan wie um
ihren geographischen Mittelpunkt herumliegen, kommen demnächst für
die Weltgeschichte in Betracht, und zwar bis auf die Aufrichtung
des Reiches Christi ausschließlich nur diese: also Aegypten und
Syrien, die Länder und Völker am Eufrat und Tigris und in
Persien, und die griechischen Völker in Asien und Europa, zu
denen erst ganz zuletzt auch noch die Römer sich gesellen.
Nachdem aber Christus der Herr auf Erden erschienen und von
den Juden verworfen ist, versetzt sich die Weltgeschichte auf einen
ganz andern Schauplatz, von Osten nach Westen und Norden. Statt
Jerusalem wird Rom der Mittelpunkt des Königreichs Christi
und damit auch zugleich den Mittelpunkt, um welchen die Geschichte der
fünfzehn folgenden Jahrhunderte nach Christo sich dreht. Deutsch-
land aber ist es, und die germanischen Völker, welche dieses Rom
mit ihrem Herzblut nähren, und da der aus Aberglaube und Herrsch-
sucht aufgebaute Papstthron endlich erschüttert wird und das Papst-
reich zerbricht, bleibt Deutschland das Herz, von dem die näh-
renden Säfte in alle Glieder der europäischen Christenheit überströ-
men, und das deutsche Volk daö Volk der Wahl aus Japhet's
Stamme; gleichwie Israel, das nun zersprengte und zertretene, aber
zu einer herrlichen Wiederherstellung aufbewahrte Israel das Volk
der Wahl aus Sem's Geschlechtern war und als solches auch der-
einst noch wiederum erscheinen wird. Um Deutschland her lagern
sich die übrigen losgerissenen Theile des alten Papstreichs. Nach
1912 -
Straßburg i.E.
: Bull
- Autor: Hauptmann, Emil
- Hrsg.: ,
- Sammlung: Politikschulbuecher Kaiserreich
- Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
228
Die Weltmacht des neuen Deutschen Reiches.
und des großen Karl, umfaßten nicht nur ein Volk. Verschiedene
Völker, anders in Sprache und Sitte, hatten diese Herrscher zu-
sammengezwungen zu einem Staat. Wir haben gesehen, wie das
Reich der Franken auseinanderfiel, nachdem der gewaltige Karl die
Augen geschlossen hatte. Nach seinem Tode find dann neue Welt-
reiche entstanden, das deutsche Kaiserreich, das aber außer Deutsch-
land nur ein fremdes Land umfaßte, Italien; dann das spanische
Weltreich, in dem die Spanier Äerren über ein noch halbwildes Volk,
die Indianer in Amerika, wurden; weiter das französische Weltreich
Ludwigs Xiv., in dem es eigentlich auch nur ein Volk gab, die Fran-
zosen, die allerdings Teile der deutschen Nation beherrschten. Da-
neben ist endlich das englische Weltteich hochgekommen, von dem wir
wenig gehört haben; in dem waren die Engländer das eine herr-
schende Volk, das zahlreiche andere, zum Teil farbige Völker be-
herrschte. — Die alten Weltreiche bestanden also aus mehreren
gleichwertigen Völkern, die neueren umfaßten nur ein herrschen-
des Volk. Napoleons I. Weltteich glich also jenen der alten Zeit,
weil es verschiedene gleichwertige Völker zu einem Staate vereinigte.
Mit welchen Mitteln hat Napoleon dieses gewaltige Reich
geschaffen? Krieg, fortwährender Krieg hieß das einzige Mittel.
Napoleon selber war der erste Feldherr seiner Zeit, vor seiner Kriegs-
kunst konnte kein anderer bestehen. Die Soldaten und die Steuern
zur Erhaltung dieser Soldaten lieferte ihm zunächst Frankreich, in
dem er unumschränkter Herrscher war, er, dessen Wille allein galt,
der nicht nach dem Willen des Volkes zu fragen brauchte und auch
nicht danach gefragt hat. Doch aus die Dauer hätte Frankreich
allein die Kosten der vielen Kriege nicht zu tragen vermocht. Einen
Teil der Last mußten daher die von Napoleon abhängigen Staaten
übernehmen, unter ihnen auch der deutsche Rheinbund. Sie hatten
Soldaten zu stellen. Die Söhne der unterjochten Völker mußten auf
fremden Schlachtfeldern Blut und Leben opfern für den Ehrgeiz
und die Herrschsucht eines ihnen fremden Fürsten, eines fremden
Volkes. Mochten die Fürsten dieser Unterjochten sehen, woher sie
die Steuern zur Ausrüstung ihrer Soldaten nahmen. Darum be-
kümmerte sich Napoleon nicht. Was ging ihn überhaupt der Wille
seines eigenen Volkes oder der von ihm unterworfenen Völker an!
Staatskunde: Wir wissen schon, daß dieses Weltreich nicht einmal
solange zusammengehalten hat, als Napoleon lebte. Karls des Großen Reich
zerfiel erst nach seinem Tode. Solange seine Augen offen standen, ruhte sein
Reich sicher. Napoleon hat Europa, den Schauplatz seiner Herrschaft, als
Flüchtling verlassen und sein Leben auf einsamem Felsen im Meere beschließen
1907 -
Leipzig
: Brandstetter
- Autor: Kornrumpf, Ernst
- Auflagennummer (WdK): 2
- Sammlung: Kaiserreich Geschichtsschulbuecher
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrerbuch
- Schultypen (WdK): Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Regionen (OPAC): Preußen
- Inhalt Raum/Thema: Deutsche Geschichte
- Inhalt: Zeit: Neuzeit
- Geschlecht (WdK): koedukativ
326
B. Vertiefung.
1. Was ist über Friedrich Wilhelm Iv. zu urteilen?
a) Seine trefflichen Eigenschaften. Hochbegabt, sorgfältig er-
zogen, dem Studium der Wissenschaften und der Kunst mit ganzer Seele
ergeben, dabei von aufrichtiger Frömmigkeit, ein musterhafter Redner, des
Volkes Wohl sorgsam auf dem Herzen tragend.
b) Seine guten Absichten. Er will seines Volkes Wohl; er will
Frieden mit seinem Volke; sein Volk soll alle auf seine Wohlfahrt bedachten
Einrichtungen nur seinem Könige verdanken; er betrachtet sich als den König
von Gottes Gnaden, dem allein er Rechenschaft über sein Tun und Lassen
schuldig ist; auch eine Verfassung will er aus eigener Machtvollkommenheit
geben; auch in seinem Widerstände gegen den Willen des Volkes zeigt er
noch seine Sorge für das Volkswohl.
e) Seine Fehler und Schwächen. Er versteht die Strömungen der
Zeit nicht, sonst würde er dem klaren Willen des Volkes nach einer Ver-
fassung nicht immer wieder entgegen gewesen sein. Nachdem es zum Zerwürf-
nis gekommen ist, fehlt ihm Tatkraft, Mut und Entschlossenheit, die Empö-
rung mit Waffengewalt niederzuwerfen und die Empörer zu strafen. Weich-
herzig und nachgiebig, ein Feind allen Blutvergießens, zieht er seine sieg-
reichen Truppen aus Berlin zurück und überläßt die Hauptstadt dem Schutze
der Bürgerwehr, die aber nicht allen Übergriffen des Pöbels steuern kann,
so daß nach zahlreichen Unruhen schließlich doch das Militär einschreiten
muß. Sein größter Fehler ist der Vertrag zu Olmütz, denn durch ihn
stellt er Preußen wieder unter die Vorherrschaft Österreichs.
ck) Sein trauriges Ende. Trotzdem Preußen während seiner Regie-
rring, besonders durch den Vertrag von Olmütz, viel von seinem An-
sehen verlor, wurde sein trauriges Ende von seinem Volke tief beklagt,
mochten doch gerade die trüben Erfahrungen während seiner Regierung sein
Leiden mit verursacht haben. Auch wir können uns des Mitgefühls mit dem
traurigen Ende eines solch hochstrebenden Geistes nicht erwehren.
2. Was ist über die preußischen Berfassungskämpfe zu urteilen?
a) Ihre Lichtseiten. Das Streben des Volkes nach einer Volks-
vertretung ist berechtigt, denn selbst der beste Fürst kann nicht alles wissen,
was zum Wohle seines Volkes nötig ist. Auch wird sich das Leben im
Staate viel ruhiger und gleichmäßiger entwickeln, wenn das Volk selbst
Anteil hat an der Gestaltung seiner Geschicke. Auch die ungeheuren Opfer,
die das Volk in den Befreiungskriegen gebracht hatte, die großen Wand-
lungen im wirtschaftlichen Leben ließen das Verlangen des Volkes durchaus
berechtigt erscheinen. Dabei waren die von dem fortschrittlich gesinnten Bürger-
tum ausgestellten „Forderungen des Volkes", nämlich Preßfreiheit, Rede-
1877 -
Calw
: Verl. der Vereinsbuchh.
- Autor: Blumhardt, Johann Christoph
- Hrsg.: ,
- Auflagennummer (WdK): 7
- Sammlung: Kaiserreich Geschichtsschulbuecher
- Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
- Inhalt Raum/Thema: Weltgeschichte
- Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
62 Alte Geschichte.
Indessen ließen die Nachbarn der Stadt keine Ruhe; fast jeden Sommer mußten die römischen Bürger bewaffnet ausziehen. Zu Haus aber stritten sich unaufhörlich der Adel (Patrizier) und das Volk (Plebejer). Jener maßte sich zu viel an und behandelte das Volk, das unter den Kriegen verarmte, hart und rücksichtslos. So entspann sich ein Verfassungsstreit, der fast 200 Jahre lang unter vielen blutigen Auftritten fortdauerte, und in welchem das Volk langsam ein Recht um das andere sich erkämpfte. Gleich Anfangs erzwang es sich die sogenannten Volks-tribunen oder Volksvertreter, welche in den Senatsversammlungen darüber wachen sollten, daß nichts gegen das Interesse des Volks beschlossen werde. Bald fühlte man auch das Bedürfniß geschriebener Gesetze; und man sandte Gesetzesammler nach Athen, worauf (452) zehn Männer (Decemvirn) zu unumschränkten Gesetzgebern erwählt wurden. Diese verfaßten zehn Gesetztafeln, begannen aber eine entsetzliche Schreckensregiernng. Einer derselben, Appins Claudius, hatte seiue Blicke nach der Tochter eines Römers gewandt, und ließ durch falsche Zeugen beschwören, daß dieselbe seine rechtmäßige Sklavin und nicht Tochter ihres angeblichen Vaters sei. Der Vater vom Schmerz überwältigt, näherte sich mit seiner Tochter Virginia den Fleischerbänken, und stieß ihr ein dort ergriffenes Messer in's Herz. Das war ein Signal zum Aufruhr, und das Volk gewann neue Vergüustiguu-geu. Noch viele Kämpfe folgten bis endlich um 340 alle höheren Würden auch dem Volke zugänglich waren. Der Senat hatte fortan nur Räthe an das Volk zu geben; und dieses besaß die höchste Machtvollkommenheit und war die Quelle der Gesetzgebung. Jetzt herrschte vollkommene Ordnung. Zugleich war unter den beständigen Kriegen die Kriegskunst der Römer, namentlich der kunstvolle Bau ihrer Legion (Division), vollendet worden. Nun stand ihr eiserner Charakter furchtbar da, Volk auf Volk zu unterjochen.
1824 -
Herborn
: Krieger
- Autor: Schmitthenner, Friedrich
- Hrsg.: ,
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Schultypen (WdK): Höhere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Höhere Unterrichtsanstalt
- Inhalt Raum/Thema: Deutsche Geschichte
- Geschlecht (WdK): Jungen
s
Umgebung, überhaupt der Nakurverhältniffe au,
unrer denen es sieht und unterscheidet sich in
besondere Ganze, die sich durch cigenthümliche
Bestimmungen gegenseitig aus'schließen Für das
unterschiedene und für sich seiende besondere
Ganze des menschlichen Geschlechtes har unsere
Sprache den unbestimmten Namen Volk (g^ns),
für seine Eigenthümlichkeit den Äuödr ck Volk-
thümlichkeit (Nationalität). Letztere offen-
harr sich in Sitten und Gebrauchen, am deut-
lichsten aber in der Sprache, welche, als ein
Laurgemälde der inner» Welt, sehr genau die
Grqnze abgibr, wo sich dw Völker scheiden * **)),
§» 5.
Vegriff der Geschichte eines Volkes.
Wenden wir den oben gegebenen Begriff der
Geschichte überhaupt ans die Geschichte eines
Volkes an; so ist die letztere: Darstellung der Er-
scheinungen im Leben eines Volkes
*) Es versteht sich von selbst, daß der Mensch als
Natur wesen betrachtet wird, wenn von besonderen,
durch unterscheidende Gesinnung und Gesittung zulam-
mengebaltenen Ganzen des menschlichen Geschlechtes die
Rede ist. Wo man von Völkern spricht, muß dieser Ge-
sichtspunkt allein fest gehalten werden. Wird der Mensch,
dictes wunderbare Doppelwesen, als Bürger der sittlichen
Welt betrachtet; so darf man freilich nicht von unter-
schiedenen Ganzen, aber ebensowenig von Völkern
sprechen. Als sittliches, absolut freies Wesen gehört
der Mensch keiner Art und Gattung, sondern nur sich
selbst an, und im Reich der Geister gibt es keine Völker.
**) Das Volk ist mehr als eine bloße Samm-
lung von Sachen oder auch eine bloße Gesellschaft
von Personen; cs ist von einem allgemeinen Geiste,
den wir kurzweg Lolksgeist nennen, durchdrungerr
1914 -
Halle a. d. S.
: Verl. der Buchh. des Waisenhauses
- Autor: Neubauer, Friedrich, Rösiger, Ferdinand
- Auflagennummer (WdK): 21
- Sammlung: Kaiserreich Geschichtsschulbuecher
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch, Lehrbuch
- Schultypen (WdK): Höhere Lehranstalten, Realschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Höhere Lehranstalt, Realschule
- Regionen (OPAC): Südwestdeutschland
- Inhalt Raum/Thema: Griechische Antike, Römische Antike
- Inhalt: Zeit: Antike
- Geschlecht (WdK): Jungen
Einleitung.
§ 1. Die Völker des Altertums. Wir Pflegen die Weltgeschichte in die Geschichte des Altertums, des Mittelalters und der Neuzeit einzuteilen. Die Geschichte des Altertums spielt sich vornehmlich in den Ländern n6, die das mittelländische Meer umgeben.
Im Orient wohnten die ältesten Kulturvölker, d. H. Völker, welche Staaten und einen geordneten Rechtszustand besaßen, welche nicht allein den Acker regelmäßig bebauten, sondern auch Gewerbe und Handel trieben, welche einige Wissenschaft und Bildung besaßen, welche Gottheiten kannten und verehrten. Zu ihnen gehörten die Ägyptev, die Babylonier und Assyrer, die Israeliten und Phönizier; später gründeten die Perser ein großes Reich, das ganz Vorderasien umfaßte.
Eine noch weit höhere Kultur als die Völker des Orients entfalteten die Griechen und die Römer. Die Griechen waren das hochbegabte Volk der großen Dichter und Denker, Baumeister und Bildhauer, das Volk, dessen Kunstwerke nie übertroffen worden sind und aus dessen Wissenschaft die Wissenschaft der späteren europäischen Völker erwachsen ist. Die Römer waren das Volk der großen Staatsmänner und Feldherren, das, von Eroberung zu Eroberung fortschreitend, allmählich alle Völker rings um das mittelländische Meer sich unterwarf und zu einem ungeheuren Reich, einem Weltreich, zusammenfaßte. Das römische Reich wurde, einige Jahrhunderte nachdem Christus geboren war, von den hereinbrechenden Germanen, unseren Vorfahren, zerstört. Damit endete die Geschichte des Altertums, und es beginnt die Geschichte des Mittelalters.
Nach ihrer Verwandtschaft fassen wir diese Völker in drei Gruppen zusammen:
1. Zu den nordafrikanischen Völkern gehören die Ägypter.
2. Zu den Semiten gehören die Babylonier und Assyrer, Araber,
Israeliten und Phöniker.
3. Zu den Jndogermanen oder Jndoeuropäern gehören in
Europa die Griechen und Römer, Kelten, Germanen und Slaven, in
Asien die Perser und Inder.
Neubauer und Rösiger, Lehrbuch der Geschichte I. 21. Auflage. 1
1906 -
Halle a. S.
: Verl. der Buchh. des Waisenhauses
- Autor: Neubauer, Friedrich, Rösiger, Ferdinand
- Auflagennummer (WdK): 8
- Sammlung: Kaiserreich Geschichtsschulbuecher
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Schultypen (WdK): Höhere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Höhere Lehranstalt
- Regionen (OPAC): Südwestdeutschland
- Inhalt Raum/Thema: Griechische Antike, Römische Antike
- Inhalt: Zeit: Antike
- Geschlecht (WdK): Jungen
Einleitung.
§ 1. Die Völker des Altertums. Wir pflegen die Weltgeschichte in die Geschichte des Altertums, des Mittelalters und der Neuzeit einzuteilen. Die Geschichte des Altertums spielt vornehmlich in den Ländern ab, die das mittelländische Meer umgeben.
In Vorderasien wohnten die ältesten Kulturvölker, d. H. Völker, welche Staaten und einen geordneten Rechtszustand besaßen, welche nicht allein den Acker regelmäßig bebauten, sondern auch Gewerbe und Handel trieben, welche einige Wissenschaft und Bildung besaßen, welche Gottheiten kannten und verehrten. Zu ihnen gehören die Ägypter, die Babylonier und Assyrer, die Juden und Phönizier; später gründeten die Perser ein großes Reich, das ganz Vorderasien umfaßte.
Eine noch weit höhere Kultur als die Völker des Orients entfalteten die Griechen und die Römer. Die Griechen waren das hochbegabte Volk der großen Dichter und Denker, Baumeister und Bildhauer, das Volk, dessen Kunstwerke nie übertroffen worden sind und aus dessen Wissenschaft die Wissenschaft der späteren europäischen Völker erwachsen ist. Die Römer waren das Volk der großen Staatsmänner und Feldherren, das, von Eroberung zu Eroberung fortschreitend, allmählich alle Völker rings um das mittelländische Meer sich unterwarf und zu einem ungeheuren Reich, einem Weltreich, zusammenfaßte. Das römische Reich wurde, einige Jahrhunderte nachdem Christus geboren war, von den hereinbrechenden Germanen, unseren Vorfahren, zerstört. Damit endete die Geschichte des Altertums, und es beginnt die Geschichte des Mittelalters.
Nach ihrer Verwandtschaft fassen wir diese Völker in drei Gruppen zusammen:
1. Zu den nordafrikanischen Völkern gehören die Ägypter.
2. Zu den Semiten gehören die Babylonier und Assyrer, Araber, Juden und Phönizier.
3. Zu den Jndogermanen oder Jndoeuropäern gehören in Europa die Griechen und Römer, Kelten, Germanen und Slaven, in Asien die Perser und Inder.
Neubauer, Lehrbuch der Geschichte I. Quarta. 8. Auflage.
1
1813 -
Leipzig
: Hinrichs
- Autor: Pölitz, Karl Heinrich Ludwig
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 5 – Tertiärbereich
4o Erste Periode.
kann also nicht befremden, daß in den ältesten Sagen der
Volker sich so wenige Rücksichten auf andere, beson-
ders entfernte, Reiche und Völker finden; daß jedes ein-
zelne Volk sich beinahe als das einzige auf dem Erd-
boden betrachtet; daß jede alte Sagengeschichte gewöhnlich
dürftig und nur auf diejenigen frühern Stamme einge-
schränkt ist, aus welchen sich das Volk bildete, welches in der
Folge den großen Schritt in seiner Kultivirung zur schriftli-
chen Aufzeichnung seiner frühern Geschichte vorwärts chatr-
es kann nicht befremden, daß bei dieser Isolirtheit der älte-
sten Völker jedes mit einem gewissen Stolze von sich selbst
spricht, und daß die ihm eigenthümliche Chronologie nicht
eher mit einiger Sicherheit mit der Chronologie entfern-
ter Völker ausgeglichen werden kann, als bis ein kühner
Eroberer seine Siege so weit über die bis dahin getrennten
kleinen Staaten und Reiche verbreitet, daß sich nun auch,
durch dieses Verschmelzen der einzelnen Volksmassen in Ein
größeres Ganzes, der Gesichtskreis ihrer Geschichtsschreiber
von da an nothwendig von selbst erweitert, obgleich rück-
wärts in die Periode der unverbundonen Welt durch
dieses spätere Zusammenschmelzen der Völker und Reiche nur
wenig Licht gebracht werden kann.
So wenig also auch der persische Hordenanführer Cyrus
an sich, bei seinem Ueberschwemmcn des ganzen westlichen
Asiens und bei seinem raschen Unterjochen der frühzeitig durch
den Luxus verweichlichten isolirten westasiatischen Staaten, ein
Mann von universalhisiorischem Gehalte ist; so wird er es
doch durch die Vereinigung dieser Völker zu Einem
größer» Ganzen, wodurch der bis dahin einseitig fort-
laufenden Sagengcschichte der einzelnen Völker eine bestimmte
Grenze gezogen wird.
Von diesem Gesichtspuncte aus die ältesten Sagen des
Menschengeschlechts betrachtet, kann es nicht befremden, daß
die Sammlung der Urkunden der semitischen Völker, die
wir in den heiligen Schriften der Hebräer besitzen, nichts von
Indien erwähnet, und daß ihr jenseits des Tigris
im hohen Alterthume Alles unbekannt bleibt. Bis dorthin