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1. Die neuere Zeit - S. 104

1872 - Paderborn : Schöningh
— 104 — geneigten Landschaft Catalonien geführt wird. Beim steigenden Waffenglück Turennes bequemt sich Spanien zu dem Pyre-näischen Frieden, welcher 1659 auf den Fasaneninseln im Grenzflüsse Bidassoa abgeschlossen wurde. Frankreich gewann fast ganz Artois, so wie Theile von Flandern, Hennegau, Luxemburg und im Süden Roussillon, Cerdagne und Bar, so dass jetzt die Pyrenäen die Grenze bildeten. Ludwig Xiv. erhielt Philipps Iv. älteste Tochter Maria Theresia zur Ehe, die aber vor der Heirath allen Ansprüchen auf die spanische Monarchie und deren Nebenländer förmlich entsagte. Conde wurde begnadigt und wieder in den Besitz seiner Güter gesetzt. Dieser Friede war Mazarins letztes Werk. Ii. Ludwigs Selbstregierung, 1661 — 1715. Nach Mazarins Tode erklärte der jetzt dreiundzwanzigjährige König, um die in der letzten Zeit so hochgestiegene Allgewalt ehrgeiziger Minister nicht wieder aufkommen zu lassen, seinen Entschluss selbständig zu regieren. Er folgt in der innern und auswärtigen Politik der von Richelieu vorgezeichneten Bahn. Seine Regierung war darauf gerichtet alle dem königlichen Willen entgegenstehenden Schranken niederzureissen und die selbständige Stellung des Parlaments, des Adels und der Kirche zu brechen. 1. Den Widerstand des Parlaments, welches das Gewohnheitsrecht geltend zu machen suchte, dass königliche Verordnungen erst dann Gesetzeskraft hätten, wenn sie in das Protocollbuch des Parlaments eingetragen wären, brach der jugendliche König, indem er einst im Jagdkleide in der Versammlung erschien und die Eintragung einiger Verordnungen befahl. Die Generalstände (etats generaux), oder die Versammlung der ständischen Körperschaften der Provinzen, deren Zusammenberufung schon Richelieu vermieden hatte, wurden nicht mehr berufen. 2. Der Adel wurde durch eine Menge neugeschaffener Würden und Ehrenämter in den Kreis des Hoflebens gezogen, der Selbstverwaltung seiner Güter entfremdet und in der Nähe der, durch Schönheit, männliche Würde und Geist ausgezeichneten Person des Herrschers an unterthänige Gesinnung gewöhnt. Durch den beständigen Aufenthalt an dem genuss-

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1. Bergers Erzählungen aus der Weltgeschichte - S. 193

1900 - Karlsruhe : Lang
— 193 — die besten Karten gefertigt, so von dem Nürnberger Maler Albrecht Dürer und dem Kartenzeichner Gerhard Krem er.*) Vii. König Ludwig der Vierzehnte von Frankreich. Zur Zeit, da der 30jährige Krieg begann, regierte in Frankreich König Ludwig Xiii. Er überließ seit dem Jahre 1624 die Regierungsgeschaste seinem ersten Minister, dem Kardinal Richelieu Richelieu war ein Mann von großem Scharfblick und von unbeugsamer Willenskraft; er setzte sich zum Ziele, daß die Gewalt des Königs eine unumschränkte und daß Frankreich der ge--bietende Slaat in Europa sein müsse. Dieses Ziel erreichte er während seiner 18jährigen Verwaltung vollständig; der Adel, die hohe Geistlichkeit und der Bürgerstand verloren ihre politischen Rechte; Gesetz war der Wille des Königs, der nur noch in den hohen Gerichtshöfen**) eine Schranke hatte. Um die Macht des deutschen Kaisers zu vernichten, nahm Frankreich an dem 30jäh-rigen Kriege teil, zuerst dadurch, daß Richelieu dem Könige Gustav Adolf von Schweden Hilfsgelder zahlen ließ, dann durch Aufhetzen der Mitglieder der Liga gegen Wallenstein und den Kaiser, zuletzt durch bewaffneten Einbruch in das deutsche Reichsgebiet. Richelieu erlebte den westfälischen Frieden nicht mehr; sein Werk vollendete fein Nachfolger Mazarin, deffen Gesandte bei den Friedensverhandlungen zu Münster das erste Wort führten und neben der Demütigung des Habsburgischen Kaiserhauses für Frankreich einen ansehnlichen Gebietszuwachs und das Recht der Einmischung in die deutschen Angelegenheiten durchsetzten. Richelieu und Mazarin versäumten nichts, um den Handel und Ackerbau, wie überhaupt die Steuerlast Frankreichs zu heben. Ludwig Xiv. nahm die Regierung***) Frankreichs nach dem Tode des Kardinals Mazarin in die Hand und benützte die Machtmittel, welche die beiden größten Minister Frankreichs für das Königtum geschaffen und gesammelt hatten, zur Durchführung seiner ehrgeizigen Pläne. Ihm wurde das Glück zuteil, für alle Zweige der Staatsverwaltung tüchtige Ratgeber und zugleich eine große Zahl von ausgezeichneten Feldherren zu besitzen. Unter feiner Regierung blühten Handel und Gewerbe, Kunst und Litteratur; durch seine Kriege wurde Frankreichs Kriegsruhm erhöht, sein Gebiet vermehrt und sein Einfluß über ganz Europa ausgedehnt. *) Nach der Sitte der Zeit übersetzte er seinen Namen ins Lateinische: Mercator. Von ihm rührt die in jedem Volksschulatlas zu findende Erdkarte „in Mercators Projektion" her. Er starb 1594 zu Duisburg. **) Sie hießen Parlamente; eine königliche Verordnung hatte nur dann Gesetzeskraft, wenn sie von den Parlamenten registriert, d. h. gebilligt und dem Gesetzbuch einverleibt wurde. ***) Beim Tode seines Vaters (1643) fünf Jahre alt, blieb er unter der Vormundschaft seiner Mutter und des Kardinals bis 1661. Berger—stehle, Erzählungen aus der Weltgeschichte. B. 13

2. Geschichte der Neuzeit - S. 103

1895 - Hannover : Manz & Lange
Frankreich unter Richelieu und Mazarin und die Zeit Ludwigs Xiv. 103 Geldopfern erkauft worden. Der hierdurch erzeugte Steuerdruck, der gegen Ende des dreissigjährigen* Krieges fast unerträglich ward, rief eine Gärung im Volk hervor und führte schliesslich dazu, dass das Pariser Parlament1) die Gutheissung von Mazarins Finanzmassregeln verweigerte. Als der Minister seinen Widerstand mit Gewalt unterdrücken wollte, erhob sich das Volk von Paris gegen ihn. Daraus entstanden noch im Jahre 1648 die Unruhen der Fronde2), die mehrere Jahre hindurch Frankreich zerrütteten. Während derselben versuchten auch die Grossen des Reiches noch einmal, den verhassten Minister zu stürzen und die Allgewalt des Königtums zu brechen. In der That musste der Hof zeitweise aus Paris fliehen, und Mazarin wurde wiederholt verbannt. Aber zuletzt siegte der gewandte Italiener über alle seine Feinde; er kehrte nach Paris zurück und dämpfte den Aufstand. so dass er unumschränkter als zuvor herrschen konnte. Ii. Die Vollendung der Alleinherrschaft des Königs: Ludwig Xiv. Als Mazarin 1661 starb, übernahm Ludwig Xiv. selber die Regierung. Von welch überspannten Vorstellungen von seiner königlichen Machtvollkommenheit, von welch massloser Geringschätzung gegen die gesamte übrige Menschheit er erfüllt war, davon zeugt seine ganze, über ein halbes Jahrhundert währende Regierung und die damit völlig übereinstimmende, aber freilich nicht genügend verbürgte Erzählung, wonach er im Alter von sechzehn Jahren im Jagdrock und mit einer Peitsche in der Hand im Parlament erschien und. als der Vorsitzende von den 0 Parlamente Messen in Frankreich die in den grösseren Städten befindlichen Reichsgerichte, unter denen das älteste, das von Paris, besonderes Ansehen genoss. Das letztere bekam allmählich Einfluss auf die Regierung, indem nur diejenigen königlichen Verordnungen Gesetzeskraft erlangen sollten, die von ihm auf ihre Rechtmässigkeit geprüft und in sein Register aufgenommen waren. Das übliche Mittel, den Einspruch des Parlaments unwirksam zu machen, war ein sogenanntes Lit de justice (= Kissensitzung), wobei der König an der Spitze seiner Hof beamten im Parlament erschien, durch seinen Kanzler den verweigerten Eintrag befahl und so jeden Widerspruch zum Verstummen brachte. 2) Die Ableitung des Namens ist ungewiss; vielleicht kommt es von Fronde = Schleuder, einem Spielwerkzeug, womit die Pariser Strassen-jungen zu werfen pflegten. Unter Fronde versteht man die Feindschaft gegen die Staatsregierung, die nicht aus entgegengesetzten politischen Ansichten. sondern aus persönlicher Missstimmung hervorgeht.

3. Geschichte der neuen Zeit für Mittelschulen und zum Selbstunterricht - S. 159

1862 - Freiburg im Breisgau : Herder
Ludwig Xiv. Krieg der Fronde. 159 der oberste Gerichtshof der französischen Sprache und des französischen Geschmackes in den schönen Wissenschaften gewesen sind. Richelieu starb mit Ehren und Gütern überreich belohnt 1642; in ihm ist ein großer Politiker gestorben, sagte der König Ludwig Xiii. und nahm den von ihm empfohlenen Kardinal Mazarin, einen Ita- liener, zu Nichelieus Nachfolger. Drittes Kapitel. Ludwig Xlv. (1643— 1715). Arirg drr Fronde (1648—1653). Ludwig Xiii. starb 1643, sein Sohn Ludwig Xiv. war erst fünf Jahre alt, und Frankreich sollte einer Regentschaft gehorchen, in der die Königin-Mutter, Anna von Oesterreich (Tochter Philipps Iii. von Spanien), zwar den ersten Platz inne hatte, der Kardinal Mazarin aber Regierungsgewalt übte. Der Adel wie das Parlament hoffte unter der Wei- berregierung die verlorenen Rechte wieder zu gewinnen; daher trug eine Partei Edelleute, an ihrer Spitze der Herzog von Beaufort, bei dem Parlamente auf die Nichtigkeitserklärung des königlichen Testamentes und damit auf die Auflösung des Regentschaftsrathes an. Das Parlament ging willig darauf ein und Anna wurde alleinige Regentin, zeigte aber keineswegs Lust, die von Richelieu der Krone erworbenen Rechte wieder an den Adel und das Parlament abzugeben, gestattete vielmehr dem Kardinale den größten Einfluß auf ihre Regierung, und die getäusch- ten Herren mußten einen andern Weg einschlagen. Nach dem westfäli- schen Frieden, der Frankreich so vortheilhaft war, weigerte sich die Ober- rechnungskammer des Pariser Parlaments die gleichen Steuersätze zu registrieren wie während der Kriegsjahre. Der Hof ließ einige Parla- mentsräthe festnehmen um dadurch die anderen einzuschüchtern; allein die Pariser bauten Barrikaden und erzwangen die Befreiung der Räthe. Nun schloß sich die Partei der getäuschten Edelleute an das Parlament und die Bürgerschaft an und damit begann der Krieg der Fronde (der Raisonnierpartei). Der Hof ließ Paris durch den großen Konde blockieren, aber da alle Prinzen sich gegen Mazarin aussprachen, gab Anna nach und schloß einen Vertrag, der jedoch den Streitvunkt nicht erledigte, weil die Prinzen nicht den Einfluß erhielten, den sie verlang- ten. Die Verhaftung des Konde, Longueville und Konti führte zu ei- nem Aufstand der Provinzen; der Marschall Turenne nahm den Titel eines Generallieutenants der königlichen Armee zur Befreiung der Prin- zen an und zog ein spanisches Hilfskorps aus den Niederlanden an sich. Er wurde zwar bei Rethel von Mazarins Truppen gänzlich geschla-

4. Die neuere Zeit von 1648 bis auf die Gegenwart - S. 4

1901 - Paderborn : Schöningh
Haft gebracht, aber Mazarin, den seine steigende Macht nur noch verhater machte, erntete nicht die Frchte dieses Sieges. Bergebens entlie er Sonde aus der Gefangenschaft; der allgemeinen Erbitterung ausweichend, begab er sich nack Kln. Indes Conds fand nicht die gewnschte Befriedigung letnes Ehrgeizes, da die Regentin jetzt den Kardinal von Retz zum ersten Minister erhob. Daher begann er abermals von Guyenne aus den Krieg. Weil er aber weder beim Parlamente noch beim Volke eine rechte Sttze hatte, so ge-lang es Mazarin, wieder an die Spitze der Regierung zu treten (1651). Darber erzrnt, eilte Conds nach Paris und verband sich intt der alten Fronde. In der Vorstadt St. Antoine kam es zwischen ihm und Turenne. welcher aus die Seite der Regierung bergetreten war. zu einem heien Straenkampfe. Conds wurde geschlagen, aber die Brgerschaft nahm ihn in die Stadt auf. Da Mazarin das Haupthindernis des Friedens war. so wurde er entlassen Indes bald fhrte Turenne den Hof wieder nack Paris zurck, und auch Mazarin nahm seine frhere Stellung wieder ein (1653). , ... Nach Beendigung des Frondekrieges setzte Conds mit Untersttzung Spaniens den Krieg fort, welcher in den Niederlanden, in Italien und in der zum Abfall von der spanischen Krone geneigten Landschaft Catalonien gefhrt wurde. Beim steigenden Waffenglck Turennes bequemte sich Spanien zu dem Pyrenischen Frieden, welcher 1659 auf den Fasaneninseln im Grenzflusse Bidassoa abgeschlossen wurde. Frankreich gewann fast ganz Artois, sowie Teile von Flandern. Hennegau, Luxemburg und im Sden Roussillon und das nrdliche Cerdagne. so da jetzt die Pyrenen die Grenze bildeten. Ludwig Xiv. erhielt Philipps Iv. lteste Tochter Maria Theresia zur Ehe. bte aber vor der Heirat allen Ansprchen auf die spanische Monarchie und deren Nebenlnder frmlich entsagen mute. Conds wurde begnadigt und wieder in den Besitz seiner Gter gesetzt. Dieser Friede war Mazarins letztes Werk. Ii. Ludwigs Selbstregierung (16611715). Nach Mazarins Tode erklrte der jetzt dreiundzwanzigjhrige König, um die in der letzten Zeit so hochgestiegene Allgewalt ehrgeiziger Minister nicht wieder aufkommen zu lassen, seinen Entschlu, selbstndig zu regieren. Er folgte in der innern Politik der von Richelieu vorgezeichneten Bahn. Seine Regierung war darauf gerichtet, alle dem kniglichen Willen entgegenstehenden Schranken niederzureien und die selbstndige Stellung des Parlaments, des Adels und der Kirche zu brechen. 1. Den Widerstand des Parlaments, welches das Gewohnheits-recht geltend zu machen suchte, da knigliche Verordnungen erst dann

5. Die Weltgeschichte - S. 249

1881 - Heidelberg : Winter
Kap. 68. § 265. Der Kricg der Fronde. 249 zweier Parlamentsräte zu Paris der erste Aufstand aus, der von dem ehrgeizigen Kardinal Retz (damals noch Koadjutor Gondi), einem Hauptgegner Mazarins, genährt wurde. Obgleich nun Steuerminderung gewährt wurde, so widerstand doch die von Retz geleitete Fronde fortwährend dem Hofe und drang auf Mazarins Entfernung. Dieser verließ nun mit dem König und der Königin-Mutter Paris, und der Prinz Cond« (Statthalter von Guyenne) erhielt den Auftrag, die aufständische Stadt einzuschließen. Da indes vier königliche Provinzen, von Retz verleitet, zur Fronde Übergingen und auch Marschall Turenne die unter seinem Befehl stehende Rheinarmee zum Dienst der Fronde anbot, anderseits aber (Sonde die Stadt immer enger einschloß, auch Turennes Heer bald wieder zur Pflicht zurückkehrte, so kam es zwischen dem Hof und der Fronde zum Frieden von Ruel, und der König und sein Minister zogen an Condes Seite wieder in Paris ein. Weil nun Conds, stolz auf dieses Verdienst, selbst nach der Regierung strebte und in seinem Übermut die Königin-Mutter beleidigte, wurde er verhaftet; doch Maza-rin, vom Parlament und von Retz gedrängt, mußte Cond« wieder in Freiheit setzen und selbst Frankreich verlassen. Bald darauf gab ein zwischen dem Adel und dem Parlament entstandener Zwist dem Mazarin (der sich in Köln aufhielt und von hier durch seine der Königin erteilten Ratschläge Frankreich beherrschte) Gelegenheit, durch eine künstliche Intrigue Conde mit dem Kardinal Retz sowohl als mit der Königin zu entzweien, worauf Sonde im Zorn Paris verließ und einen Krieg in den südlichen Provinzen gegen den Hof begann 1652. Jetzt traf Mazarin Anstalten nach Paris zurückzukehren. Als Cond6 sogar gegen Paris anrückte, kam es in der Vorstadt St. Antoine zwischen ihm und den königlichen Truppen unter Turenne zu einem blutigen Kampfe (1652), in welchem Conde den kürzeren zog. Jetzt kehrte Mazarin triumphierend zurück, nachdem sich Conde nach dem Süden zurückgezogen; auch Retz mußte Frankreich meiden. Indes setzte Cond« von Spanien aus den Krieg fort, wurde aber 1658 bei Dünkirchen von Turenne so besiegt, daß der obenerwähnte pyrenäische Friede zu stände kam, der durch die Vermählung Ludwigs Xiv mit Maria Theresia, der Tochter des spanischen Königs Philipp Iv bestegelt wurde, wobei jedoch Ludwig auf jede Erbfolge in der spanischen Monarchie verzichten mußte. — Während jenes französisch-spanischen Krieges machte sich Portugal 1640 wieder von Spanien frei und kam an das Haus Bra-ganza. Die beiden französischen Staatsmänner Richelieu und Mazarin haben zwar den Ruhm, die Zersplitterung Frankreichs und seiner Macht gehindert und Einheit in die Verwaltung gebracht zu haben, allein beide gingen darin insofern zu weit, als sie die hierarchische Form der Kirche auf den Staat anwandten und dem Absolutismus dadurch vorarbeiteten, daß sie den Einfluß der Provinzen, der Parlamente, des Adels und des dritten Standes vernichteten, anstatt sie bloß zu mäßigen und ihre frische Lebenskraft für das Ganze zu nützen. Dadurch bahnten sie zugleich der späteren Revolution den Weg. Kap. 69. Frankreich unter der Selbstregierung Ludwigs Xiy bis zum Nymweger Frieden. (Gesch. d. W. Xxi. Kap. 4.) (266.) Uach dem Tode Mazarins, der, als Staatsmann von seiner Zeit bewundert, aber als Mensch von niemand betrauert, mit Hinterlassung eines Vermögens von fünfzig Millionen Livres starb, begann in dem Jahre 1661 die selbständige Regierung Ludwigs Xiv, der durch seine Glanz- und Genußliebe, wie durch seine Ruhm- und Eroberungssucht den Einfluß Frankreichs über fast ganz Europa ausdehnte und französischen Ton und Geist zum Nachteil der nationalen Entwicklung anderer Staaten, insbesondere Deutschlands, geltend zu machen wußte.

6. Vom Westfälischen Frieden bis auf unsere Zeit - S. 13

1901 - Halle a.d.S. : Buchh. des Waisenhauses
Richelieu und Mazarin. 13 f-ra-noji.iae, der er die Herstellung einer korrekten und klassischen französischen Sprache als Aufgabe zuwies. Seine äust.l^L_politik. in der ihm der Kapuzinerpater Joseph zur Seite stand, war durch den Gegensatz au Spanien und Österreich bestimmt. Er schloß mit Gustav Adolf ein Bündnis, griff seit 1632 unmittelbar in den dreißigjährigen Krieg ein, erklärte 1635 Spanien den Krieg, nahm Bernhard von Weimar in seinen Sold und gewann dessen Truppen nach seinem Tode für den französtlchm Dienst. § 13. Mazarin. Als Richelieu starb, folgte ihm als Minister sein Vertrauter, der Kardinal Mazarin.^ ein Sizilianer, der aus dem päpstlichen in den französischen Dienst übergetreten war; er blieb an der Spitze der Geschäfte, auch nachdem Ludwig Xiii. gestorben war und dessen Witwe, Anna von Österreich, für den fünfjährigen Ludwig Xiv. die Regierung übernommen hatte, ja auch, nachdem dieser volljährig geworden war: ein höchst geschickter Diplomat, der, durch sittliche Rücksichten nicht gebunden, mit allen Mitteln denselben Zielen wie Richelieu nachstrebte, zugleich sich übrigens selbst in maßloser Weise bereicherte. Gegen die wachsende Macht der Regierung erhoben sich — zum letztenmal^ — die selbständigen Gewalten des alten Frankreichs im Verein: der höbe Adel einerseits, verstärkt durch den Beitritt königlicher Prinzen, vor allem des berühmten Feldherrn Conde, die Parlamente andererseits, getragen von den Sympathien 5es über den steigenden Steuerdruck erbitterten Volkes. Diese Unruhen der „Fronde", begannen in demselben Jahre, wo durch den westfälischen Frieden das Elsatz französisch wurde, und hatten den Erfolg, daß.mazarin als Verbannter nach Köln ging und ein Preis auf seinen Kopf gesetzt wurde. “Jefroct) endeten sie, vornehmlich durch das Verdienst Turennes, der Conds nach den spanischen Niederlanden drängte, mit dem Siege des Königtums. Indessen wurde der Krieg ge&üi.spanien, fortgesetzt; Crom-well stand im Bunde mit Frankreich. 1659 wurde Spanien zum pyrenäischen Frieden gezwungen, der auf der Fasaneninsel in dem Grenzflußchen Bidafsoa abgeschlossen wurde: durch ihn fielen Roussillon im Süden, Artois im Norden an Frankreich; Conds wurde wieder zu Gnaden aufgenommen. Zugleich wurde die Vermählung Ludwigs Xiv. mit Maria Theresia, der älteren Tochter Phi= Ttpps Tv., verabredet; den Verzicht, den diese dabei für sich und ihre Nachkommen auf die spanische Erbfolge leistete, betrachteten die französischen Staatsmänner von vornherein nicht als bindend. Auch gegen Deutschland hatte Mazarin damals einen bedeutenden Erfolg aufzuwehen. Zwar, daß nach Ferdinands Iii. Tode Äußere Politik. 1632. 1635. Mazarin, Ludwig Xiv. 1643—1715. Die Fronde. 1648. Spanischer Krieg. Der pyre-näische Friede 1659.

7. Vom Westfälischen Frieden bis auf unsere Zeit - S. 12

1901 - Halle a.d.S. : Buchh. des Waisenhauses
12 Das Zeitalter des Emporkommens Preußens. 1648—1786. 2. Die Vorherrschaft Frankreichs in Europa. Während in England das Ergebnis der inneren Kämpfe ein verfassungsmäßig beschränktes Königtum und ein starkes Parlament war, ist in Frankreich in derselben Zeit zugleich mit der Staatseinheit eine unumschränkte Königsgewalt geschaffen worden. Ihre Begründer waren nach Heinrich Iv. Richelieu und Mazarin, ihr Vollender Ludwig Xiv. Richelieu und Mazarin. Ludwig xiii. § 12. Richelieu. Nach Heinrichs Iv. Ermordung hatte sein 1610-1643. unnmrrdiger Sohn Ludwia Xiii. den Thron bestiegen. Für ihn führte zunächst seine Mutter Maria Medici die Regentschaft, die ihren Günstlingen einen verderblichen §mfluß"einräumte. Seit 1624 über-Richelieu. nahm Armand du Plessis, Herzog von Richelieu, Bischof..von Luyon und Kardinal, die Leitung Frankreichs und hielt sie trotz aller Angriffe seiner Gegner bis zu seinem Tode (1642) fest in der Hand; der König, geistig unbedeutend und schwach von Charakter, vermochte sich nicht dem Einflüsse des großen Ministers zu entziehen. Riche-lieus Ziel war, Frankreich groß und stark zu machen, nach innen durch Niederwerfung aller selbständigen und unbotmäßigen Gewalten und durch Begründung einer starken Königsmacht, nach außen durch Bekämpfung des Hauses Habsburg. Innere Im Inneren waren es zunächst die Huaenotten. die im Besitz Politik, bet ihnen von Heinrich Iv. zugesicherten festen Plätze einen Staat 1628. im Staate bildeten. 1628 wurde La Rocbelle^ dem die Engländer vergeblich zu Hilfe gekommen waren, genommen; doch ließ Richelieu die religiöse Freiheit und die bürgerliche Gleichberechtigung der Hugenotten unangetastet. Mit gleicher Energie wandte er sich gegen den hohen Adel., der sich in der Zeit der Bürgerkriege zum Teil eine fast unabhängige Stellung erworben hatte; mehrere Adelsaufstände wurden niedergeschlagen, viele Mitglieder alter Geschlechter hingerichtet. Als die Köniain-Mutter selbst, von der Richelieu einst in das Ministerium eingeführt worden war, als seine Gegnerin auftrat, mußte sie das Land verlassen und starb in der Verbannung zu Köln. Die Generamlude wurden nicht berufen; 5er Widerstand der Parlamente. Der höchsten Gerichtshöfe Frankreichs, deren Stellen^käuflich und erblich waren, und die den Anspruch erhoben eine politische Rolle zu spielen, insbesondere die königlichen Steuererlasse erst durch Eintragung in ihre Register rechtsgültig zu machen, wurde durch harte Maßregeln gebrochen. Richelieu verstärkte das Heer und die Flotte und erhöhte die Einkünfte. Er ist auch der Gründer der Academie

8. Geschichtsbilder aus der allgemeinen und vaterländischen Geschichte - S. 320

1911 - Leipzig [u.a.] : Teubner
320 Minister Kardinal Richelieu mit unumschrnkter Gewalt. Schlau und rcksichtslos fhrte dieser groe Staatsmann seine Plne durch. Er der-nichtete die Macht der Groen, die sich fast ganz unabhngig von dem Könige gemacht hatten, brach die der Parlamente*), beseitigte die politische Selbstndigkeit der Hugenotten, indem er ihnen ihre letzte Festung nahm, und strkte durch alle diese Manahmen die Knigsgewalt in hohem Grade. Auch nach auen war er glcklich. Es gelang ihm, die Macht des Hauses Habsburg zu schwchen und durch seine Beteiligung am Dreiigjhrigen Kriege die spteren Erfolge vorzubereiten. Als Ludwig Xiv. im Alter 1643 von fnf Jahren (1643) König wurde, nahm Frankreich bereits eine hervorragende Stellung in Europa ein. Whrend seiner Minderjhrigkeit leitete der italienische Kardinal Mazarin ganz im Geiste seines Vor-gngers Richelieu die Staatsgeschfte. Der Aufruhr des Adels und der Pariser, die sogenannte Fronde, gegen Mazarins gewaltttige Regierung endete nach mehrjhrigem Kampfe zugunsten des Hofes. Durch den West-slischen Frieden (1648) gewann Frankreich das Elsa, durch den Pyrenischen Frieden (1659) nach einem jahrelangen Kriege mit Spanien mehrere Gebiete und Pltze in den spanischen Niederlanden. 2. Ludwigs Selbstherrschaft und seine Lndergier in den Raub-kriegen. In der Schule Mazarius war Ludwig Xiv. groß geworden, 1661 und als jener starb (1661), trat der König selbstndig an die Spitze der Staatsverwaltung. Alle Gegenbestrebungen des Parlaments und seiner Rte wute er abzuweisen. Sein Ziel war im Innern die nn-umschrnkte Selbstherrschaft nach dem Wahlspruche: Der Staat bin ich." Whrend er diesem Ziele in seiner inneren Politik entschlossen zustrebte, gedachte er Frankreichs Macht nach auen noch zu erweitern und ihm die bermacht unter den europischen Staaten zu erkmpfen. Nur zu leicht wurde ihm die Erreichung seiner Absichten durch den Verfall der spanischen Herrschaft und die Schwche und Uneinigkeit des Deutschen Reiches ge-macht. Ludwig hatte sich mit der Tochter Philipps Iv. von Spanien, Maria Theresia, vermhlt, dabei aber allen Erbansprchen entsagt. Als Philipp starb und dessen Sohn Karl Ii. König von Spanien wurde, 1667 erhob er dennoch Ansprche auf die spanischen Niederlande und lie (1667) seine Truppen einrcken. Allein England, Holland und Schweden schlssen einen Bund, die Tripelallianz, und ntigten Ludwig, sich im Frieden 1668 zu Aachen (1668) mit zwlf eroberten Grenzpltzen zu begngen. 1672 Dem ersten Raubkriege folgte nach vier Jahren der zweite (16721678), der aus Rache gegen Holland gerichtet war. Die Hollnder wehrten sich tapfer, durchstachen die Dmme und setzten das Land unter Wasser, *) Das Parlament war der oberste Gerichtshof in Paris. Es hatte die Verordnungen und Steuererlsfe in das Gesetzesregister einzutragen, damit sie dadurch Gesetzeskraft erhielten und von den Beamten ausgefhrt wrden. Ver-weigerte das Parlament die Eintragung in Gegenwart des Knigs durfte dies nie geschehen , so blieben die kniglichen Verordnungen ohne Kraft. Die Parlamentsrte waren somit die wichtigsten Beamten und hatten die brige Beamtenwelt hinter sich. Ihre Gegnerschaft schwchte des Knigs Macht und Willen.

9. Lehrbuch der Weltgeschichte - S. 503

1847 - Leipzig : Engelmann
Das westliche Europa. 503 sondern um die Ludwig selbst wußte. Spanischer Hülfe versichert glaubten die Verschwornen ihres Ziels nicht verfehlen zu können. Aber Richelicu's Geist beherrschte den König so sehr, daß eine einzige Zusammenkunft mit demselben die Pläne der Verschwornen vernichtete. Ein q-Mars und sein Vertrauter de Thou wurden in Lyon enthauptet; Bouillon verlor seine Hauptstadt Sedan. — Auch gegen die Aristokratie der Parlamente und Beamten richtete Richelieu seine Angriffe. Seitdem die Regierung die Einberufung der Generalstände unterließ, sah sich das Pariser Parlament, das an der Spitze der mächtigen Bcamtenwclt stand und dem, einem alten Gebrauche gemäß, alle Gesetze und Verordnungen vorgelegt werden mußten, als Vertreter der Nation an und weigerte sich, Verordnungen, die cs für nachtheilig hielt oder die den bestehenden Rechten zu nahe traten, in ihre Gesetz- register einzutragen, was zur Folge hatte, daß die Unterbeamtcn in den Provinzen dieselben nicht vollzogen. Nur wenn der König selbst den Sitzungen beiwohnte (1 it de justice), mußte jede Widerrede verstummen. Da die Bcamtenstellcn um hohe Summen gekauft wurden und gegen eine jährliche Abgabe, Paulette, in den Familien erblich blieben, so hatten Alle gleiches Interesse, daß die Rechte jedes Ein- zelnen sorgfältig geachtet wurden. Dieser Beamtenmacht trat Nichclicu eitergisch entgegen. Die Par- lamente inttßteit Abbitte thun, wenn ihre Einwendungen ungeeignet oder vermessen schienen; durch Einführung von Intendanten, die blos vom Minister abhingen, schwächte er die Gewalt der Provinzialbeamten nitd durch Aufstellung außerordentlicher Gerichtshöfe für polit. Vergehungen minderte er den Geschäftskreis der Parlamentogcrichte. — Auch als Gesetz- geber der franz. Literatur trat Richelieu auf, indem er durch Gründung der aus 40 Mitgliedern bestehenden franz. Akadernic einen obersten Gerichtshof des Geschmacks und der Sprache atifztlstellen suchte. Aber im Gebiete der freien Wissenschaft war sein despotischer Geist nicht zum Heile. 8. 578. Mazarin und die Fronde. Im Jahr 1643 starb Richelieu, gehaßt und gefürchtet von König und Volk, aber bewundert von Mit- und Nachwelt, die Geißel der Großen und der Unterdrücker aller Bevorrechteten. Ludwig Xiii., ein Fürst ohne große Tugenden und Laster, abhängig von Jedem, der sich seine Gunst zu erwerben oder sich ihm furchtbar zu machen wußte, folgte ihm bald nach. Sein letzter Wille übergab die Regierung wah- rend seines Sohnes Minderjährigkeit einem Regentschaftsrathe, worin die Königin Anna von Oestreich, eine Schwester Philipps Iv. von Spanien, nur eine untergeordnete Stelle einnahm, und der Ita- liener Mazarin, der Erbe von Richelieu's Amt und Staatsgrundsätzen, lenkendes Haupt war. Aber Anna war bisher die Stütze und Hoff- nung des Adels gewesen; von ihrer Hand erwartete er die verlorne Macht wieder, so wie anderseits die Parlamente auch ihr gebrochenes

10. Vom Westfälischen Frieden bis auf unsere Zeit - S. 13

1914 - Halle a.d.S. : Buchh. des Waisenhauses
Richelieu und Mazarin. 13 1632 unmittelbar in den Dreißigjährigen Krieg, ein, erklärte 1636 1632. Spanien den Krieg, nahm Bernhard von Weimar in seinen Sold und gewann dessen Truppen nach seinem Tode für den französischen Dienst. § 13. Mazarin. Als Richelieu starb, folgte ihm als Minister sein Vertrauter, der Kardinal Mazarin, ein Sizilianer, der aus dem Mazarin. päpstlichen in den französischen Dienst übergetreten war. Er blieb an der Spitze der Geschäfte, auch nachdem Ludwig Xiii. gestorben war und dessen Witwe, Anna von Österreich, für den fünfjährigen Ludwig Xiv. die Regierung übernommen hatte, ja auch, nachdem dieser xjv. volljährig geworden war: ein höchst geschickter Diplomat, der, durch sitt- 1715. liehe Rücksichten nicht gebunden, mit allen Mitteln denselben Zielen wie Richelieu nachstrebte, zugleich sich übrigens selbst in maßloser Weise bereicherte. Gegen die wachsende Macht der Regierung erhoben sich — zum Die Fronde, letzten Male — die selbständigen Gewalten des alten Frankreichs im Verein: der hohe'ädel einerseits, verstärkt durch den Beitritt königlicher Prinzen, vor allem des berühmten Feldherrn Cond 6, b\% Parlamente andererseits, getragen von den Sympathien des über den steigenden Steuerdruck erbitterten Volkes. Diese Unruhen der „Fronde" 1648. begannen in demselben Jahre, wo durch den Westfälischen Frieden das Elsaß französisch wurde, und hatten den Erfolg, daß Mazarin als Verbannter nach Köln ging und ein Preis auf seinen Kopf gesetzt wurde. Jedoch endeten sie, vornehmlich durch das Verdienst Turennes, der Cond6 nach den spanischen Niederlanden drängte, mit dem-Siml^ealönigtums. Indessen wurde der Krieg gegen Spanien fortgesetzt; Cromwells^ruscher stand im Bunde mit Frankreich. 1659 wurde Spanien zum pyrenä - Der i s ch e n Frieden gezwungen, der auf der Fasaneninsel in dem Grenz-flüßchen Bidassoa abgeschlossen wurde: durch ihn fielen Roussillon im 1659-Süden, Artois im Norden an Frankreich; Cond6 wurde wieder in Gnaden aufgenommen. Zugleich wurde die Vermählung Lud-wigs Xiv. mit Maria Theresia, der älteren Tochter Philipps Iv., verabredet; den Verzicht, den diese dabei für sich und ihre Nachkommen auf die spanische Erbfolge leistete. Betrachteten die französischen Staatsmänner von vornherein nicht als bindend. Auch gegen Deutschland hatte Mazarin damals einen bedeutenden Erfolg aufzuweisen. Zwar, daß nach Ferdinands Iii. Tode sein Sohn Leo- Leopold p 0 l d I. gewählt wurde, hatte er nicht verhindern können; wohl aber schloß 1705. er mit einer Reihe deutscher Reichsstände, unter denen sich die drei geist-

11. Mittlere und neuere Geschichte - S. 110

1886 - Berlin : Hofmann
110 Geschichte der neueren Zeit. Ii. Periode. Wom westfälischen Jrieden bis zum Tode Friedrichs des Kroßen. 1648 —1786. A. Ludwig Xiv., König von Jrankreich. § 65. Richelieu und Mazarin. Während so durch den westfälischen Frieden die Einheit des deutschen Vaterlandes und die Kaisergewalt untergraben wurden, erhob sich iu Frankreich das Königtum zur größten Macht. Diese Erhebung, vorbereitet schon durch die früheren Könige, geschah 1610 unter Heinrichs Iv. Sohn, Ludwig Xiii. (1610—1643); denn m unter ihm leitete die obersten Staatsgeschäfte (nach der Mißregierung der Königin-Mutter Maria von Medici) der Kardinal Richelieu (Jean Armand du Plessis). Demselben schwebten zwei Ziele vor: 1. die Krone unumschränkt zu machen; 2. Frankreich das Über- gewicht in Europa zu verschaffen. Zu dem ersten Zwecke brach er die politische Selbständigkeit der Protestanten, ohne darum ihre religiöse Freiheit anzutasten (Eroberung von La Rochelle), und unterdrückte in gleicher Weise alle selbständigen Regungen des Adels (Gaston vou Orleans; Maria von Medici verbannt) und der großen Gerichtshöfe (Parlamente). Die Stände des Reichs (les etats generaux) wurden seit 1614 nicht mehr berufen. Um den zweiten Zweck zu erreichen, hat Richelieu bei allen Gelegenheiten den Einfluß des habsburgisch-österreichischen Hauses bekämpft, sowohl in Deutschland (Bündnis mit Schweden und den Protestanten) als auch in Spanien (Eröffnung des Seekrieges; Gründung einer französischen Flotte!). — 1642 Nach Richeliens Tode (1642) trat an seine Stelle der Kardinal Mazarin, welcher in dem Siuue seines Vorgängers weiter wirkte (Krieg der Fronde; Empörung Eondss!). Im pyrenäischen 1659 Frieden (1659) wußte Mazarin von Spanien, wie im westfälischen Frieden von Deutschland, wichtige Städte und Bezirke für Frank-1661 reich zu gewinnen. Als Mazarin im Jahre 1661 starb, übernahm König Ludwig Xiv. selbst die Regierung; 1643 als fünfjähriger Knabe seinem Vater gefolgt, hatte er zunächst bis 1652 unter der Vormundschaft seiner Mutter Anna von Österreich gestanden und-

12. Bd. 2 - S. 196

1854 - Leipzig : Engelmann
1651. 1653. 1655. 7. Nov. 1659. 9. März 1661. 196 Das siebenzehnte Jahrhundert. Zeit zu verlassen. Aber Mazarin besaß die unwandelbare Gunst der Königin, obwohl er an Festigkeit des Charakters und an unbeugsamer Willenskraft weit unter Richelieu stand und ihm nur glich an listigem und ränkevollem Geiste und an falscher Gemüthsart. Jetzt beherrschte er von Köln aus Frankreich eben so wie vorher in Paris und machte endlich Anstalten, mit bewaffneter Hand nach der Hauptstadt zurückzukehren. Da setzte das Parlament einen Preis auf seinen Kopf und der große Conde, von Neuem mit mißtrauischem Auge betrachtet und in sei- ner Freiheit bedroht, schloß sich an die Fronde an und erhob die Fahne des Bür- gerkriegs zu derselben Zeit als der junge Ludwig Xiv. die Jahre der königlichen Mündigkeit erreicht hatte und man die Regierung in seinem Namen zu führen ansing. Ein heftiger Kampf erhob sich. Conde, gegen die Feinde des Vaterlands stets Sieger, mußte nach dem Treffen in der Vorstadt St. Antoine vor den von Türenne geführten Truppen des Hofes nach dem Süden entweichen. Sein Bund mit Spanien, das noch immer mit Frankreich im Krieg war, brachte ihn vollends um alles Ansehen. Mazarin kehrte triumphirend zurück. An den Thoren der Hauptstadt empfing ihn der König und der junge Adel. Mazarins feierlicher Einzug in Paris war das Signal, daß die absolute Königsmacht gesiegt habe und daß der Wille des Monarchen fürder als Ge- setz gelte. Noch sechs Jahre genoß der Minister in Frankreich und Europa eines Ansehens, wie es kaum Richelieu besessen, der Kardinal von Retz mußte sein Vaterland meiden, nachdem er zuvor im Kerker von Vincennes für sein unruhiges Treiben gebüßt; Conde mußte sich arm und unglücklich bei den Spaniern herumtreiben, bis seines Herrn Gnade ihm die Rückkehr und den Wiederbesitz seiner Güter gewährte; Mazarin's Nichten, Italiene- rinnen ohne Stand und Namen, wurden mit den Reichthümern Frankreichs ausgestattet und von den ersten Edelleuten, ja von einem Prinzen von Geblüt (Conti) als Gemahlinnen gesucht, und die Mitglieder des Parlaments fügten sich ohne Widerrede den höhern Weisungen, seitdem Ludwig in Stiefeln und Reitpeitsche vor ihnen erschienen war und drohend Gehorsam verlangt hatte. Nunmehr konnte Ludwigxiv. den Grundsatz geltend machen: „der Staat bin ich" (l’état c’est moi). — Der Pyrenätsche Friede mit Spanien war Mazarin's letztes Werk. Frankreich erhielt dadurch im Norden Artois und mehrere Plätze in Flandern und Luxemburg, im Süden Perpignan und Roussillon, Ludwig Xiv. aber die Hand der Infantin. Bald darauf starb der Minister mit Hinterlassung eines unermeßlichen Vermögens und herr- licher Paläste und Gärten. Sein Tod trat in dem Augenblick ein, wo Lud- wig seiner überdrüssig zu werden ansing und sich sehnte, die Zügel der Herr- schaft in die eigene starke Hand zu nehmen.

13. Vom Westfälischen Frieden bis zur Gegenwart - S. 11

1901 - Halle a.d.S. : Buchh. des Waisenhauses
Hi. Frankreich unter Ludwig Xiv. und seine Vorherrschaft in Europa. 11 Iii. Frankreich unter Ludwig Xiy. und seine Vorherrschaft in Europa. 1. Vollendung des Absolutismus durch Richelieu und Mazarin. § Die Ermordung Heinrichs Iv. war für Frankreich ein schwerer Schlag. Seine Witwe Maria von Medici, die für den unmün- digen Ludavig Xiii. — er regierte von 1610 — 43 — die Regent- schaft führte, wurde nicht im geringsten der Schwierigkeiten Herr, die durch das neue Emporkommen des in den Religionskriegen mächtig gewordenen, von Heinrich Iv. für kurze Zeit niedergehal- tenen Adels und durch den wieder eintretenden Niedergang der Finanzen herbeigeführt wurden. Eine neue Epoche begann, als Armand Jean Duplessis Kar- dinal-Herzog von Richelieu die Verwaltung übernahm (1624). Nachjaufsen war sein Ziel die Erhebung Frankreichs zur ersten Macht Europas und die Bekämpfung Habsburgs in Deutschland und Spanien; daher seine Teilnahme am Dreifsigjährigen Kriege, daher ein Krieg gegen Spanien (1635 — 59), der im pyrenäischen Frieden Frankreich Artois mit Arras, mehrere Plätze in Flandern und Luxemburg, im S. die Grafschaft Roussillon mit Perpignan einbrachte. Inj, Innern sollte die königliche Allgewalt vollendet werden, aber das Staatswohl die einzige Rücksicht der Regierung sein, die darum den unbedingten Gehorsam aller erzwingen mufste. Dieses Ziel verfolgte Richelieu mit allen Mitteln seines klugen Geistes und unbeugsamer Energie. Daher sein Kampf gegen die Hugenotten, die in Süd- und Westfrankreich mit ihren Festungen und Soldaten fast einen Staat im Staate bildeten; sie erlagen nach tapfrer Gegenwehr (La Rochelle 1628), verloren ihre Sonder- stellung, behielten aber Religionsfreiheit. Daher sein Kampf gegen den Adel, in dem das Bürgertum auf seiner Seite stand1 und der mit dem Siege der Krone -endete. Auch gegen die Aristo- kratie der Parlamente (Vi § 86), deren Stellen käuflich und vererbungsfähig waren, und der Provinzialverwaltung schritt Richelieu ein. Durch die Einsetzung von Intendanten, die nur 1) Schon 1614 hatte auf der Versammlung der États-généraux, der letzten vor der Revolution berufenen, der dritte Stand gefordert, „que l’autorité du roi soit et demeure absolue sur tous ses sujets“.

14. Die neuere Zeit - S. 76

1892 - München [u.a.] : Buchner
§ 22. Frankreich unter Ludwig Xiv. bis zum spanischen Erbfolgekrieg. I. Auf Ludwig Xiii. folgte fein fünfjähriger Sohn Ludwig Xiv. (1643—1715)^ Die Vormundschaft während der Minderjährigkeit des Königs führte bessert Mutter Anna, Tochter Philipps Iii. von Spanien, welche die Leitung des Staates dem Kardinal Mazarin überließ (1643 — 61). Derselbe behauptete m den Unruhen der Fronde seine Stellung; als Fortsetzer der Politik Richelieus befestigte er das Übergewicht Frankreichs durch zwei günstige Friedensschlüsse, den westfälischen (1648) und den pyreuäischeu Frieden (1659). Noch Richelieu hatte den gewandten Italiener Mazarin seinem König Ludwig Xiii. empfohlen. Mazarin hatte sich gegen das Parlament (vergl. S. 70) und den hohen Adel zu verteidigen, welche ihre früheren Vorrechte wieder zu erlangen suchten. In dem sog. Krieg der Froude 1 (1648—53) verlor Mazarin vorübergehend seine Stellung und mußte nach Deutschland ins Exil gehen. Der Verwandte des Königs, Prinz Cond 6, Frankreichs Feldherr im 30jährigen Krieg, trat gegen den König auf, während ^u renne die königlichen Truppen anführte. Als Cond« mit Spanien in Verbindung trat, das damals noch im Krieg gegen Frankreich lag, trat ein Umschwung zu Gunsten der Königlichen ein und Mazarin wurde als Stütze des Königtums zurückberufen; Conde flüchtete sich nach Spanien. Im westfälischen Frieden hatte Frankreich einen großen Teil des Elsasses gewonnen, vergl. S. 65. Nach dem Tode Ferdinands Iii. versuchte Mazarin seinem König mich die Kaiserkrone zu verschaffen; als dies nicht gelang, behauptete er durch den sog. Rheinbund, den mehrere Fürsten West- und Süddeutschlands „gegen die Übergriffe des Kaisers" schloffen (1658—68), Frankreichs Einfluß auf die deutschen Angelegenheiten. In dem pyrenäifchen? Frieden (1659 erhielt Frankreich die Grafschaften Roussillon (in den Pyrenäen) und Artois nebst einigen Städten in Flandern, Heunegau und Luxemburg. Auch wurde dem Prinzen Conds die Rückkehr nach Frankreich bewilligt. Ludwig Xiv. vermählte sich im Jahre nach dem Frieden mit Maria Theresia, der Tochter Philipps Iv., welche jedoch bei der Eheschließung auf die Thronfolge in Spanien verzichtete. Bald darauf starb Mazarin mit Hinterlassung großer Reichtümer, in den: Augenblicke, als Ludwig Xiv. seiner Leitung überdrüssig zu werden begann (1661). 1 Fronde (eig. fonde v. funda, Schleuder) ist seitdem das stehende Wort für einen von den höheren Ständen oder dem Hofe ausgehenden Widerstand gegen die Staatsgewalt geworden. 2 Die Verhandlungen waren auf einer Insel des Bidasfoaflusfes in den Pyrenäen geführt worden; vgl. 43 v. Chr. u. 1807.

15. Für einjährigen Unterricht in höheren Mittelklassen berechnet - S. 219

1869 - Hildburghausen : Nonne
Ludw ig Xiv. und seine Zeit. 219 die Protestanten in Deutschland, und um das Andere zu erlangen, unter- ließ er die Einberufung der Reichsstände, brach die Macht des Adels und der Parlamente und bekämpfte die Hugenotten, die im südlichen und west- lichen Frankreich mehrere Sicherheitsplätze inne hatten. Nachdem er in drei Kriegen die wichtigsten Hugenottenstädte (Nimes, Montauban, Mont- pellier u. a.) erobert und endlich nach 14 monatlicher Belagerung das der Bollwerk Kalvinisten—la - Rochelleh (1628) zu Fall gebracht, be-Fall v. Lw raubte er diese ihrer unabhängigeu Stellung, gewährte ihnen aber Religions- Röchelte freiheit und gleiche Rechte mit den Katholiken. Durch Entwaffnung der Hugenotten war den unruhigen Großen ihr stärkster Rückhalt genommen, so daß der Kampf gegen dieselben mit Erfolg geführt werden konnte. Hin- richtungen und Verbannungen machten die Verwegensten unschädlich; selbst die Königin-Mutter und ihr zweiter Sohn, der Herzog von Orleans, die Richelieu's Fall zu bewirken suchten, mußten das Land verlassen. Die ferneren Umtriebe des Adels beschränkten sich auf Verschwörungen gegen Richelieu's Leben, welche der Schlaue aber durch Strenge und Wachsam- keit zu vereiteln wußte. Richelieu starb 1642, kurz vor ihm die Königin-Mutter, wenige Mo- nate nach ihm der König. Ueber feiner großartigen politische Wirksam- keit ist nicht zu vergessen, daß er als Freund der Künste und Wissenschaf- ten die französische Akademie gestiftet (1635) und das Palais Royal er- Franz. Aka^ baut hat. Sem Nachfolger war der von ihm selbst dazu empfohlene Kar-demie 1635. dinal Mazarin. Dieser leitete während der Minderjährigkeit Ludwigs Mazarin. Xiv., über den dessen Mutter, Anna von Oesterreich, die Vormundschaft führte, alle Staatsangelegenheiten. Ganz im Geiste feines Lehrmeisters Richelieu fortwirkend, gerietst er mit dem Adel und den Parlamenten, die ihre frühere Macht und Stellung wieder zu erlangen suchten, in Streit. Anfangs fetzten die Großen dem eigenmächtigen Minister nur geringen Widerstand entgegen, später aber, als derselbe einige der kraftvollsten Parlamentsräthe verhaften ließ, kam der Unwille zu einem gewaltsamen Ausbruche. Vier Jahre, von 1648 — 52, wurde Frankreich von einem Krieg der blutigen Bürgerkriege zerrissen, den man den Krieg der Fronde nennt. Fronde Allein Mazarin blieb Sieger und schuf nun den Adel und die hohen1640 — 52- Beamten nach und nach zu fügsamen Werkzeugen des königlichen Willens um. Aus Dankbarkeit dafür ließ Ludwig Xiv., obwohl er sich schon 1652 für volljährig erklärte, den Kardinal bis zu dessen Tode (1661) im Amte, dann aber übernahm er selbst die Regierung. 2. Ludwigs Xiv. Staatsverwaltung. — Ludwig baute auf den Grundlagen fort, welche Richelieu und Mazarin gelegt hatten, und gelangte zu einer Allgewalt, welche bisher noch nie dagewesen war. Ein Parlament, das sich widerspenstig zeigte, jagte er, in Jagdstiefeln und die Reitpeitsche in der Hand, wie einen Häufen Knaben auseinander. Der-Adel, vor einigen Jahren noch so eifersüchtig aus Selbständigkeit, diente jetzt im Heere und fand sein höchstes Glück darin, eine vom Köniz verliehene Ehrenstelle zu erlangen oder am Hofe sich in den Strahlen der königlichen Gnade zu sonnen. Diesen reichsten und mächtigsten Stand- hinter sich, konnte der König wohl sagen: c'est mol Sein Wille 9 La-Ro chelle,, feste Stadt am biskayschcn Meerbusen mit schönem Hafen.

16. Vom Westfälischen Frieden bis zur Gegenwart - S. 11

1894 - Halle a.S. : Buchh. des Waisenhauses
Iet. Frankreich unter Ludwig Xiv. und sein Verhältnis zu Europa. 11 Iii. Frankreich unter Ludwig Xiv. und sein Verhältnis zu Europa. 1. Vollendung des Absolutismus durch Richelieu und Mazarin. Die Ermordung Heinrichs Iv. war für Frankreich ein schwerer Schlag. Seine Witwe Maria von Medici, die für den unmündigen Ludwig Xiii. (1610 — 43) die Regentschaft führte, wurde bei ihrer Günstlingswirtschaft nicht im geringsten der Schwierigkeiten Herr, die durch das neue Emporkommen des in den Religions- kriegen mächtig gewordenen, von Heinrich Iv. für kurze Zeit nie- dergehaltenen Adels und durch den wieder eintretenden Niedergang der Finanzen herbeigeführt wurden. Eine neue Epoche begann, als Armand Jean Duplessis, Kardinal-Herzog von Richelieu die Verwaltung übernahm (1624). Nach aufsen war sein Ziel die Er- hebung Frankreichs zur ersten Macht Europas und die Bekämpfung Habsburgs in Deutschland und Spanien ; daher seine Teilnahme am Dreifsigjährigen Kriege, daher ein Krieg gegen Spanien (1635 — 59), der im pyrenäischen Frieden Frankreich Artois mit Arras, mehrere Plätze in Flandern und Luxemburg, im S. die Grafschaft Roussillon mit Perpignan einbrachte. Im Innern sollte die königliche Allge- walt vollendet werden, aber das Gesamtwohl die einzige Rücksicht der Regierung sein, die darum den absoluten Gehorsam aller er- zwingen mufste. Dieses Ziel verfolgte Richelieu mit allen Mitteln seines klugen, listigen Geistes und einer unbeugsamen Energie, einer unerbittlichen, von keinen Bedenken beengten Folgerichtig- keit und Erbarmunglosigkeit. Daher, nicht aus religiösem Fana- tismus, sein Kampf gegen die Hugenotten, die in Süd- und West- frankreich mit ihren Festungen und Soldaten fast einen Staat im Staate bildeten; sie erlagen nach tapfrer Gegenwehr (La Rochelle 1628), verloren ihre Sonderstellung, behielten aber Religionsfrei- heit. Daher sein unausgesetzter Kampf gegen den Adel, in dem das Volk auf seiner Seite stand1, und der mit dem Siege der Krone endete. Auch gegen die Aristokratie der Parlamente, deren * i 1) Schon 1614 hatte auf der Versammlung der États-généraux, der letzten vor der Revolution berufenen, der dritte Stand gefordert, „que l’autorité i du roi soit et demeure absolue sur tous ses sujets“.

17. Von 1648 bis zur Gegenwart - S. 17

1911 - Leipzig : Quelle & Meyer
Frankreichs Vorherrschaft in Europa unter Ludwig Xiv. 17 Fünf von den zwölf großen Provinzen und mehrere kleine Land- Provinzen schäften besaßen noch Provinzialstände, die das Recht hatten, Steuern zu bewilligen. Die lebenslänglichen Gouverneure der Provinzen gehörten meist dem hohen \del an und waren sehr selbständig. Frankreich zerfiel in zwölf Gerichtsbezirke, an deren Spitze unabhängige Gerichtshöfe, die Parlamente, standen. Ihnen stand auch bei der Parlamente Gesetzgebung eine gewisse Mitwirkung zu (§ 21), ebenso den Reichsständen (Etats generaux), die der König freilich nur berief, wenn es ihm beliebte. Diese hatten außerdem die Befugnis, Beschwerden und Wünsche vorzubringen, auch beanspruchten sie das Recht neuen Steuern zuzustimmen. Da aber die drei Stände (ordres), aus stände denen sie bestanden, Geistlichkeit, Adel und dritter Stand (tiers etat), selten einig waren, blieb ihre Macht gering. Großes Ansehen genoß noch der hohe Adel. Prinzen und Grafen hatten ihren bewaffneten Anhang, der sich ihnen mehr als dem König verpflichtet fühlte. Der niedere Land-, meist zugleich Schwertadel war verarmt und einflußlos. Denn neben ihm bildete sich ein neuer Beamtenadel (Noblesse de rohe), der aus den Inhabern der königlichen Beamtenstellen hervorging, die meist mit Bürgerlichen besetzt waren. Selbständig gegenüber dem Königtum stand auch die katho- Kirchen-1 i s c h e Kirche da infolge ihrer Abhängigkeit von Rom und ihres verfassung großen Grundbesitzes. Ebenso hatte die kalvinische Kirche (Veglise) nach dem Edikt von Nantes eine staatlich anerkannte Organisation mit besonderer Gerichtsbarkeit und dem Recht, Synoden abzuhalten. Im Notfall durfte sie sogar ihre Privilegien mit Gewalt verteidigen. Dazu hielten die Hugenotten 200 feste Plätze besetzt. Sie büdeten eine Macht im Staat, die dessen Einheit bedrohte und um so gefährlicher war, als hinter ihr der kleine, der Erstarkung der Monarchie feindliche Adel und der Absonderungsgelüsten zuneigende Süden stand. § 18. Richelieu und Mazarin. Nach der Ermordung Heinrichs Iv. folgte sein neunjähriger Sohn Ludwig Xiii. in der Regierung unter Ludwigxiii. der Vormundschaft seiner Mutter Maria von Medici. Aber auch 1610-1643 nachdem er wie üblich mit 14 Jahren für mündig erklärt war, blieb er sein Leben lang abhängig: erst von seiner Mutter, dann von Günstlingen, schließlich von Richelieu. Unselbständig und Richelieu kränklich, war der König doch verständig genug, die Tüchtigkeit Richelieus zu schätzen. Er liebte ihn nicht, aber mochte ihn nicht entbehren, da er seine und des Staates Größe förderte. So begnügte sich Ludwig Xiii. damit König zu sein, während Richelieu regierte. Dieser entstammte einem armen adligen Hause, war schon früh Bischof und mit 37 Jahren Kardinal geworden. Nachdem er einige Jahre dem Sta^^^^mg^^^jiatte, wurde er 1629, 44 Jahre alt, Jahre sicherte er auf Koch, Lehrbuch der Geschljme. V. . , . a Pädagogische rorschunf Bibliothek Frankfurt I Mala

18. Mittlere und neue Geschichte - S. 164

1877 - Leipzig : Senf
164 Neuere Geschichte. ihre selbstständige Stellung, wodurch sie fast einen Staat im Staate bildeten, ließ ihnen aber ihre Religionsfreiheit. Den widerspenstigen Adel, dessen Anführer zum Theil die Prinzen von Geblüt waren, und der seit dem Beginn der Religionskriege wieder eine weit unabhängigere Stellung gegen die Krone eingenommen hatte, zwang er zur unbedingten dauernden Unterwerfung unter die Krone; den Herzog von Mont-morency, der gefangen in einer Schlacht in die Hände der königlichen Truppen gefallen war, ließ er 1632 auf dem Schaffst sterben, dem mit ihm verbündeten Herzog Gaston von Orleans, dem Bruder des Königs, wurde aber verziehen. Ebenso wurde ihm noch verziehen, als er sich 1642 mit einem jungen Günstling des Königs, Cinqmars, zum Sturze des Cardinals verbunden hatte. Aber Cinqmars und der Parlamentsrath de Thou, Sohn des berühmten Geschichtsschreibers, wurden hingerichtet. Gegen das Ausland befolgte Richelieu die Politik des Bekämpfend des Hauses Habsburg in Spanien und Oesterreich. Nachdem er zuerst in Italien zweimal die Pläne vom Kaiser und Spanien hatte scheitern machen und sodann Gustav Adolphs Auftreten in Deutschland gegen den Kaiser veranlaßt hatte, erklärte er selbst 1635 an den Kaiser und Spanien den Krieg. Bald nach seinem Tode 1642 starb auch Ludwig Xiii., im Jahr 1643. Ludwigs Xiii. Sohn und Nachfolger Ludwig Xiv. (1643— 1715) war bei seiner Thronbesteigung erst fünf Jahre alt. Die Negierung führte seine Mutter Anna von Oesterreich (eine spanische Prinzessin), eigentlich aber der von Richelieu empfohlene italiänische Cardinal Mazarin. Er ermangelte der Charakterstärke und der Uneigennützigkeit Richelieus, war aber in schlauer Politik gewandt. Seine Sucht, unermeßliche Reichthümer sich zu sammeln, erbitterte das Volk, nicht minder auch der Druck der Steuern. Als der Friede mit dem Kaiser zu Münster 1648 geschlossen worden war, der dem Reiche beträchtliche Vergrößerungen gebracht hatte (der Krieg mit Spanien dauerte noch fort), zeigte sich das Parlament nicht geneigt, da der Steuerdruck fortdauerte, in die Stiftung von zwölf neuen Parlamentsstellen zu willigen, wodurch der Eiusluß des Ministers nur gestiegen wäre. Seitdem 1614 zum letzten Male ein Reichstag berathen hatte, die späteren Minister aber einen solchen nicht mehr beriefen, weil er nur die königliche Gewalt zu schwächen schien (ein Ausschuß des Reichtstags, die Notabeln, kam 1624 zum letzten Male zusammen), hatten die Parlamente, ursprünglich Gerichts - Höfe, deren Wichtigkeit wegen der durch die Paulette durchgeführten Verkäuflichkeit der Stellen sich bedeutend gesteigert hatte, behauptet, nur durch das Einregistriren neuer

19. Übersichtlicher Lehr- und Lerntext zum Unterricht in der Geschichte - S. 262

1888 - Habelschwerdt : Franke
262 Frankreich. Ludwig Xiv., 1643—1715. I. Vormundschaftliche Regierung, 1648—1661. Da er bei dem Tode des Vaters erst 5 Jahre alt war, so wurde für ihu eine vormundschaftliche Regierung bestellt, an deren Spitze Mazariu stand, ein Staatsmann, der zwar nicht die Kraft und Größe seines Vorgängers Richelieu hatte, aber doch der gewandteste Diplomat seiner Zeit war. Seine Politik folgte Richeliens Grundsätzen. Daher suchte er, den Krieg in Deutschland zu verlängern und im Innern widerstrebende Parteien zu unterdrücken. Es gelang ihm auch, Spanien durch einen Krieg zu schwächen. Der Widerstand des Parlaments gegen den Steuerdruck und die Opposition des Adels gegen Mazarin führte aber einen Ausstand der Fronde herbei, einer Volkspartei, an deren Spitze der Kardinal von Retz stand. Mazarin mußte aus einige Zeit Frankreich verlassen, kehrte aber nach einem Siege der königlichen Truppen an den Hos zurück. Der Krieg mit Spanien wurde durch den pyrenäifchen Frieden beigelegt, zu dessen Befestigung der unterdes mündig gewordene König die Tochter des spanischen Königs Philipp Iv., Maria Theresia, heiratete. Im Jahre 1661 übernahm Ludwig selbst die Regierung. Ii. Ludwigs Xiv. Selbstherrschaft, 1661—1715. Im Innern war Ludwigs Streben aus unbeschränkte Selbstherrschaft gerichtet. Seine äußere Politik verfolgte das System Richelieus: die Selbständigkeit der anderen Staaten zu gefährden und Frankreich einen gebietenden Einfluß zu verschaffen. Um diese Ziele zu erreichen, wußte Ludwig alle Kräfte des Landes auss äußerste anzuspannen. A. Hoslelieii. Der Schauplatz des glänzendsten Hoslebens, das den Übrigen europäischen Fürstenhöfen ein Vorbild wurde, war Versailles, wo Ludwig mit ungeheuren Kosten ein Schloß von prachtvoller Schönheit hatte herstellen lassen. Das am Hose beobachtete Zeremoniell, von Spanien übernommen, war streng vorgeschrieben, verbarg aber nur schlecht die sittlichen Gebrechen. Die Hauptperson war der König selbst, eine stattliche Erscheinung, bei aller Genußsucht ein Mann von angestrengter Thätigkeit. Der Adel wurde durch eine Menge neu geschaffener Ämter in den Kreis des Hoslebens gezogen, dadurch aber der Verwaltung seiner Güter und dem Einflüsse auf die ländliche Bevölkerung entfremdet. B. Kunst, Litteratur und Missenschast. Von dein Könige und feinern Hofe ging eine lebhafte Anregung für Kunst und Litteratur aus; denn nicht bloß weckten die Bedürfnisse des Hofes die Kunstthätigkeit, sondern die Macht des Königs begeisterte auch Dichter und Künstler. Die französische Litteratur erlebte daher ihr goldenes Zeitalter und beherrschte den Geschmack des gebildeten Europa. In dieser Zeit lebten Moliere, Lustspieldichter, Corneille, Racine, Tragiker, La Fontaine, Fabeldichter, Boileau, Satiriker und Kritiker, Bossuet und Fenelon, Kanzelredner. Der Wissenschaft dienten mehrere Akademieen.

20. Für den Unterricht in Mittelklassen berechnet - S. 172

1883 - Leipzig : Kesselring
172 Neue Geschichte. 32. Frankreich: Ludwig Xiv. 1643-1715. I. Ludwig des Xiv. erster (16671668) und zweiter (L6721678) Eroberungskrieg. 1. Regentschaft. Mazarin. Krieg der Fronde 16481653. Ludwigs Selbstregierung (l'etat c'est moi). Der pyrenische Friede 1659. Erster Eroberungskrieg 1667 1668. Die Tripelallianz. Der Friede zu Aachen 1668. 2. Zweiter Eroberungskrieg 16721678. Wilhelm von Dramen, Rnyter und Tromp. Hollands Bundes-genossen: der groe Kurfürst, Kaiser Leopold I. und Karl Ii. von Spanien. Schlacht bei Fehrbellin 1675. Tnrennes Siege; sein Tod bei Sasbach 1675. Verwstung der Saargegend und des Breisgaus (Louvois). Friede zu Nimwegeu 1678; die Franche Comt französisch. 1. Ludwig Xiv. (geb. 5. September 1638) war erst fnf Jahre alt, als sein Vater Ludwig Xiii. (S. 163) starb. Daher bernahm seine Mutter, Anna von sterreich, eine Tochter Philipp des Iii. von Spaniens die vormundschaftliche Regierung; in der That aber herrschte der staatskluge Mazarin. Kardinal Mazarin, der auch die Erziehung des jungen Knigs leitete. Mazarin verfuhr, um alle Unterthanen zu fgsamen Werkzeugen des knig-lichen Willens zu machen, gegen den Adel und die hohen Beamten mit der-selben Hrte und Willkr, wie sein Vorgnger Richelieu (S. 163). Anfangs setzten die Groen dem eigenmchtigen Minister nur geringen Widerstand entgegen, spter aber, als derselbe einige Parlamentsrte verhaften lie, kam der Unwille zu gewaltsamem Ausbruche. Fnf Jahre, von 16481653, Fronbe wurde Frankreich von einem blutigen Brgerkriege, dem Krieg der Fronde^, 164853. zerrissen. Der Adel unterlag, und Mazarin herrschte willkrlicher, denn zuvor. Ludwig erklrte sich schon in seinem 14. Jahre fr mndig und selbst-regierend, und bald zeigte er, da die absolutistischen Lehren seines Ministers bei ihm guten Boden gefunden hatten. Als das Parlament einmal For-dernngen der Krone nicht bewilligen wollte, sprengte der jnnge (16jhrige) König von Vincennes3 nach Paris, trat, wie er war, in Iagdkleidern, Stiefeln und Sporen und die Reitpeitsche in der Hand, in die Versammlung und donnerte die Abgeordneten so an, da sie sich alsbald fgten. Seitdem machte das Par-lammt nie wieder einen Versuch, sich den Anordnungen des Knigs zu widersetzen. Mazarin blieb bis zu seinem Tode (9. Mrz 1661) an der Spitze der Ludwig Staatsverwaltung; dann aber bernahm Ludwig selbst die Leitung der Ge-des xiv. s^^ste. Die Anfrage einiger Rte, an wen sie sich nun in Staatssachen zu ^muq816* h)en^en htten, soll er mit den Worten: An mich; denn der Staat, der bin ich!" (l'6tat c'est moi!) beantwortet haben. Und die gebietende Stellung, welche Ludwig im Innern seines Reiches einnahm, war er auch entschlossen, gegen seine Nachbarn, ja gegen ganz Europa durchzusetzen. Er wollte der erste Monarch der Erde werden und hielt zur Erreichung dieses Zieles kein Opfer zu groß. Nach auen trat Ludwig daher als Eroberer auf. Schon im West-flifchen Frieden 1648 hatte ihm Deutschland das Elsa (S. 165) ab- 1 In Spanien folgte auf Philipp Ii. (S. 142) fein Sohn Philipp Iii. (S. 146), dann sein Enkel Philipp Iv. (16211665) und endlich sein Urenkel Karl Ii. (16651700). 2 Nach dem Worte Fronde, die Schleuder, hieen die Pariser Straenjungen, welche sich mit Schleudern bekriegten, Frondeurs. So wie diese, meinte man, beim Erscheinen eines Polizeibeamten weglaufen und dann mit Geschrei wiederkehren, so sei auch die Partei des Parlaments bald furchtsam, bald anmaend. 3 Vincennes, Marktflecken mit Schlo, jetzt innerhalb der Befestigung von Paris liegend.