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1. Geschichte des Mittelalters - S. 218

1888 - Wiesbaden : Kunze
218 Vierte Periode des Mittelalters. von Böhmen, der allein eine ausreichende Macht zu dieser Würde zu haben glaubte und daher selbst auf die Krone gehofft hatte, war der Wahl fern geblieben und spottete jetzt über den armen Grafen, der Herr und Haupt der deutschen Fürsten sein solle. Rudolf war, als er in seinem 55. Jahre auf den Thron erhoben wurde, eine stattliche Erscheinung. Der kleine, dünnbehaarte Kopf wurde durch eine hohe Stirn und lebhafte Augen geziert, aus dem blassen Gesichte trat eine große Adlernase hervor, die starke Unterlippe kennzeichnet noch heute die Habsburger. Er war gerade in einer Fehde mit dem Bischof von Basel begriffen, dessen Bürger einige von seinen Leuten erschlagen hatten, und lag mit seinem Kriegsvolke vor der Stadt; da weckte ihn einst in der Nacht sein Schwager Friedrich von Zollern und teilte ihm das Ergebnis der Wahl mit. Als der Bischof von Basel die un- erwartete Kunde vernahm, rief er bestürzt aus: „Lieber Herr Gott, setze dich fest auf deinen Thron, sonst holt dich der auch herunter!" Die Belagerung von Basel wurde aufgehoben, die Stadt öffnete dem Kaiser die Thore und schenkte ihm 9000 Mark Silber als Beitrag zu den Krönungskosten. Rudolf begab sich hierauf mit einem großen Gefolge nach Aachen, wo ihn der Erzbischof von Köln krönte. Bei dieser feierlichen Handlung bekundete er aufs neue seinen frommen Sinn. Als Rudolf nach der Krönung den Fürsten die Belehnung mit dem Zepter erteilen sollte und dasselbe fehlte, nahm er das Kruzifix vom Altar, küßte es und sprach: „Dies Zeichen, in welchem die ganze Welt erlöst wurde, kann wohl ein kaiserliches Zepter vertreten!" Die Fürsten küßten das Kreuz und empfingen mit demselben die Belehnung. Festlichkeiten aller Art verherrlichten die Krönung, und Kurfürsten verrichteten die Ehrendienste. Zum erstenmale wurde ein mit Wildpret gefüllter Ochse für das Volk gebraten; 2000 Mark Silber empfing die Volksmenge, und 5 Tage währte das Turnier. Nach der Krönung schrieb Rudolf an den Papst. Er sagte der Kirche seinen Schutz zu und versprach, sich der Eingriffe in die Angelegenheiten Unteritaliens zu enthalten, worauf ihn der Papst als rechtmäßigen König anerkannte und Alfons von Kastilien zur Verzichtleistung auf den deutschen Thron bewog. Von einem Römerzug sah deshalb Rudolf ab, er begnügte sich mit der Huldigung der Lombarden und richtete seine ganze Kraft auf die Ordnung und Besserung der Verhältnisse in Deutschland. Als er auf feinem Königsritt durch das Land von Bürgern und Bauern allerorten Klagen über Willkür und Wegelagerei, welche Adlige trieben, vernehmen mußte, gab er strenge

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1. Geschichte des Mittelalters - S. 172

1878 - Mainz : Kunze
172 Vierte Periode des Mittelalters. v°?B°!el Rudolf war eben in einer Fehde mit dem Bischof von Basel begriffen, dessen Bürger während der Fastnacht einige von seinen Leuten erschlagen, andere verjagt hatten, und lag mit seinem Kriegsvolke vor der Stadt. Da weckte ihn einst in der Nacht sein Neffe Friedrich von Zollern, Burggraf zu Nürnberg, welcher für Rudolfs Wahl sehr thätig mitgewirkt hatte, und theilte ihm das Ergebnis derselben mit. Er nahm an. Der Bischof von Basel aber rief, als er die unerwartete Kunde vernahm, bestürzt aus: „Lieber Herr Gott, setze dich fest auf deinen Thron, sonst holt dich der auch herunter!" Die Belagerung von Basel ward sogleich aufgehoben; die Stadt öffnete dem König die Thore und schenkte ihm 9000 Mark Silber als Beitrag zu den Krönungs-%Sung in ^°^en' Rudolf begab sich hierauf mit einem ungeheuren Gefolge nach Aachen. Aachen, wo ihn der Erzbischof von Cöln feierlichst krönte. Als aber nach der Krönung Rudolf den Fürsten die Belehnung mit dem Scepter ertheilen sollte, fand sich dasselbe nicht vor. Da nahm der fromme König das Crucifix vom Altar, küßte es und sprach: „Dies Zeichen, in welchem die ganze Welt erlöst wurde, kann wohl ein kaiserliches Scepter vertreten!" Die Fürsten küßten das Kreuz und empfingen mit demselben die Belehnung. Auch Festlichkeiten aller Art verherrlichten die Krönung. Zum ersten Male wurde ein mit Wildpret gefüllter Ochse für das Volk gebraten; 2000 Mark Silber empfing die Volksmenge, und 5 Tage währte das Turnier. Rudolf Ueberall, wo Rudolf erschien, kamen Scharen von Bürgern und Frieden" her" Landleuten zu ihm und beschwerten sich über die Willkür und Wegelagerei der Herren vom Adel. Der König wußte gar wohl, wie gerecht die Klagen waren, und forderte daher von Allen, den Landfrieden zu achten und die Ruhestörer zu strafen. Im ganzen Reiche suchte er Ruhe und Ordnung wieder herzustellen. Wer des Landfriedensbruchs schuldig befunden wurde, verfiel in schwere Strafe. Viele Raubschlösser wurden gebrochen, räuberische Ritter und Reisige an Bäumen aufgehängt und andere erschlagen. ehrt den Gleich nach der Krönung schrieb Rudolf an den Papst und ver- stchabe/nicht sprach Alles zu erfüllen, was Otto Iv. und Friedrich Ii. gelobt hätten; krönen, darum ward er auch als rechtmäßiger König vom Papste anerkannt. Doch wollte er sich durchaus nicht in Rom krönen lassen, und als man ihn nach der Ursache fragte, antwortete er mit einer Fabel: „Es wurden viele Thiere geladen vor einen Berg, darin war eine Löwenhöhle. Der Fuchs kam auch herbei. Alle Thiere gingen in den Berg, nur der Fuchs nicht; der blieb allein draußen stehen und wartete, ob

2. Geschichte des Mittelalters - S. 172

1867 - Mainz : Kunze
172 Vierte Periode des Mittelalters. Rudolph Rudolph war eben in einer Fehde mit dem Bischof von Basel vor Basel. tzegriffen, dessen Bürger während der Fastnacht einige von Rudolphs Leuten erschlagen, andere verjagt hatten, und lag mit seinem Kriegs- volke vor der Stadt. Da weckte ihn einst in der Nacht sein Neffe Friedrich von Zollern, Burggraf zu Nürnberg, welcher für Rudolphs Wahl sehr thätig mitgewirkt hatte, und theilte ihm das Ergebniß der Frankfurter Königswahl mit. Rudolph nahm die Wahl an. Der Bischof von Basel aber rief, als er die unerwartete Kunde vernahm, bestürzt aus: „Lieber Herr Gott, setze dich fest auf deinen Thron, sonst holt dich der auch herunter!" Die Belagerung von Basel ward sogleich aufgehoben; die Stadt öffnete deni König die Thore und schenkte ihm 900 Mark Silber als Beitrag zu den Krönungskosten. Rudolph be- Se,ne gab sich hierauf mit einem ungeheueren Gefolge nach Aachen, wo ihn ^Aachen bev Erzbischof von Cöln feierlichst krönte. Als aber nach der Krönung Rudolph den Fürsten die Belehnung mit dem Scepter ertheilen sollte, fand sich dasselbe nicht vor. Da nahm der fromme König das Crucifix vom Altar, küßte es und sprach: „Dies Zeichen, in welchem die ganze Welt erlöst wurde, kann wohl ein kaiserliches Scepter vertreten!" Die Fürsten küßten das Kreuz und empfingen mit demselben die Belehnung. Auch Festlichkeiten aller Art verherrlichten Rudolphs Krönung. Zum ersten Mal wurde ein mit Wildpret gefüllter Ochse für das Bolk ge- braten; 2000 Mark Silber empfing die Volksmenge, und 5 Tage währte das Turnier. Rudolph Ueberall wo Rudolph erschien, kamen Schaaren von Bürgern und Frttd^n^her''- Landleuten zu ihm und beschwerten sich über die Willkür und Wege- lagerei der Herren vom Adel. Der König wußte gar wohl, wie ge- recht die Klagen waren, und forderte daher von Allen, den Landfrieden zu achten und die Ruhestörer zu strafen. Im ganzen Reiche suchte er Ruhe und Ordnung wieder herzustellen. Wer des Landfriedensbruchs schuldig befunden wurde, verfiel in schwere Strafe. Viele Raubschlösser wurden gebrochen, räuberische Ritter und Reisige an Bäumen ausge- hängt und Andere erschlagen. ehr, den Gleich nach der Krönung schrieb Rudolph an den Papst und ver- Papst, läßt Alles zu erfüllen, was Otto Iv. und Friedrich Ii. gelobt hätten; krönen. ' darum ward Rudolph auch als rechtmäßiger König von, Papste an- erkannt. Doch wollte er sich durchaus nicht in Rom krönen lassen, und als man ihn nach der Ursache fragte, antwortete er mit einer Fabel: „Es wurden viele Thiere geladen vor einen Berg, darin war eine Löwenhöhle. Der Fuchs kam auch herbei. Alle Thiere gingen in den Berg, nur der Fuchs nicht; der blieb allein draußen stehen

3. Die deutsche Geschichte für Schule und Haus - S. 237

1862 - Soest : Nasse
Rudolfs Wahl zum deutschen Könige. 237 2. Rudolf war gerade in einer Fehde mit der Stadt Basel und dem dortigen Bischöfe begriffen, als ihm mitten in der Nacht der Burg- graf von Nürnberg die Kunde brachte, er fei zum deutschen Könige gewählt worden, sofort schloff er Frieden mit den Baselern, welche ihm setzt gern die Thore öffneten und die ersten waren, welche ihm zu seiner Erhebung Glück wünschten, als er unter lautem Jubel feinen Einzug in die Stadt hielt. Der Bischof aber wurde vor Schrecken krank und rief aus: „Sitze nun fest auf deinem Throne, lieber Herr Gott, sonst wird dieser Rudolf noch deine Stelle einnehmen!" Von Basel eilte der neue König mit seiner Familie nach Frankfurt und von da nach Aachen, wo mit groffer Feierlichkeit, unter lautem Jubel des in zahllosen Schaaren herbeigeströmtcn Volkes (am 31. Oct. 1273) die Krönung stattfand. Als nach derselben die Fürsten, dem Herkommen gemäß, sich in die Kirche De* gaben, um die Belehnung zu empfangen, zeigte es sich, als sie schon am Ware stan- den, daß das Reichsscepter fehlte, auf welches der Lehnseid geleistet werden mußte. Da ergriff Rudolf ein Crucifix und sprach: „Dieses Zeichen, durch welches die Welt erlöset wurde, wird auch wohl die Stelle eines Sccpters vertreten können." Diese Geistesgegenwart und der fromme Sinn dcö Königs überraschte und erfreucte alle Anwesenden und die Fürsten leisteten willig den Lehnseid. 3. Gleich nach seiner Krönung hielt Rudolf seinen ersten Reichs- tag zu Nürnberg (Nov. 1273), wo er von Fürsten und Städten den Landfrieden beschwören ließ. Da ihm die Bestätigung des Papstes vor allem nöthig schien, so schickte er Gesandte an Gregor X. nach Lyon, wo derselbe gerade eine Kirchenversammlung Hielt. Die Gesandten leisteten in seinem Namen einen Eid, daß er die Kirche in ihren Rech- ten und Gütern schützen und alle von seinen Vorgängern gegen die- selbe übernommenen Pflichten treulich erfüllen wolle. Dagegen wurde Rudolf nun vom Papste als römischer König anerkannt und Alphons von Castilien aufgefordert, seinen Ansprüchen auf die deutsche Krone zu entsagen. Spater wiederholte Rudolf bei einer persönlichen Zusam- menkunft mit dem Papste in Lausanne (Oct. 1275) jene Versprechun- gen, bestätigte ihm den Besitz ansehnlicher Güter und versprach außer- dem, einen Kreuzzug zu unternehmen, dessen Ausführung jedoch unter- blieb, da Gregor kurz darauf starb. Auch hielt es Rudolf nicht für rathsam, sich in die Fehden und Streitigkeiten Italiens zu mischen und suchte deshalb weder die lombardische noch die Kaiserkrone zu erwerben, sondern widmete, unbekümmert um Palästina und Italien, der Her- stellung des tiefgesunkenen königlichen Ansehens die angestrengteste Thätigkeit und strebte mit unverdrossenem Eifer dahin, die Macht des deutschen Reiches zu erhöhen und Deutschlands Ruhm und Wohlfahrt zu befördern. Und dieses große Ziel hat er nach Ueberwindung vieler und großer Schwierigkeiten glücklich erreicht. 4. Rudolf strebte jedoch keineswegs nach der Wiederherstellung der Reichsgewalt in ihrem alten Umfange, sondern räumte den mäch- tigsten Reichsfürsten Antheil an der Reichsverwaltung ein; aber mit ihrer Zustimmung forderte er die Lehen und Güter zurück, welche wäh- rend des Interregnums unrechtmäßiger Weise in Besitz genommen wa- ren, namentlich von dem Könige Ottokar von Böhmen. Dieser hatte nämlich nach dem Erlöschen des Geschlechts der Babenberger, mit Zu- stimmung der Landstände, Oestereich in Besitz genommen, dann in Folge eines großen Sieges über die Ungarn das von diesen besetzte Steier- mark wieder mit Oestereich vereinigt und endlich Eärnthen und Krain

4. Deutsche Geschichte mit entsprechender Berücksichtigung der sächsischen - S. 72

1880 - Halle : Anton
72 liche 'Ansehen war so sehr gesunken, daß kein deutscher Fürst die Krone haben mochte. Ausländer führten den %i5n t g s t i t c l, erlangten aber keine Geltung und kümmerten sich nicht um Deutschland. Diese „kaiserlose" Zeit war eine schreckliche Zeit; überall herrschte Unordnung; die Gesetze wurden nicht geachtet; jeder that, was ihm gut dünkte; daö^Faustrecht stand in höchster Blüthe; Raub und Gewaltthat Krieg und Fehde war etwas Alltägliches geworden. Man nennt diese traurige Zeit das Zwischenreich {= Interregnum); sie dauerte von 1254 — 1273. 2. Durch die Wahl des Grafen Rudolf von Habsburg im Jahre 1 2 7 3 wurde diesem Zustande ein Ende gemacht. Rudolfs Stammburg, die Habsburg, lag in der nördlichen Schweiz; dort sind ihre Trümmer heute noch zu sehen. Schon vor seiner Wahl zeichnete sich Rudolf durch Tapferkeit, Gerechtigkeit und Frömmigkeit aus. Fast beständig lebte er in Kampf und Fehde; in der Regel schützte er die Büger gegen die übermüthigen Ritter; darum hatten ihn auch mehrere große Städte zu ihrem Schirmherrn gewählt. Die Züge der Pilger, Reisenden und Kaufleute geleitete er durch die unsichern Wege der Alpen. Den gleichen Dienst hatte er auch dem Erzbischof Werner von Mainz erwiesen, als derselbe einst nach Rom reisen mußte. Beim Abschiede sagte der Erzbischof: „Wollte Gott, Herr Graf, ich lebte nur noch so lange, um Euch für den mir erwiesenen Dienst belohnen zu können". Von dem frommen Sinne Rudolfs giebt das Gedicht Schillers „Der Graf von Habsburg" Kunde. (Strophe 6 bis 10: Aufs Waidwerk hinaus ritt ein edler Held — bis Und Seele und Athem und Leben). Als nun die deutschen Fürsten in Frankfurt zur Wahl zusammenkamen, da lenkte der dankbare Erzbischof Werner von Mainz dieselbe auf den Grafen Rudolf. Derselbe belagerte damals gerade die Stadt Basel, denn mit ihr und ihrem Bischof lag er in Streit. Hier empfing er die Nachricht von seiner Wahl. Sofort schickte er Boten in die Stadt, setzte sie von seiner Erhebung in Kenntniß und bot ihr den Frieden an. Dankbar nahmen ihn die Bürger an; sie öffneten die Thore und waren die ersten, welche ihm Glück wünschten, als er unter lautem Jubel in die Stadt einzog. Der Bischof aber, als er hörte, was geschah, rief aus: „Sitze fest auf deinem Thron, lieber Gott, sonst wird sich dieser Rudolf noch an deine Stelle setzen". Der neue König reiste nun nach Aachen und wurde daselbst feierlich gekrönt. Nach der Krönung versammelten sich die Fürsten in der Kirche, um ihm Treue zu schwören. Als sie schon am Altare standen, vermißte man das Reichsscepter, aus welches der Eid geleistet werden mußte. Leicht konnte das als üble Vorbedeutung angesehen werden; aber schnell besonnen ergriff Rudolf das auf dem Altare stehende Crucifix, küßte es und sagte: „Dies Zeichen, durch welches die Welt erlöst wurde, wird wohl auch die Stelle eines Scepters vertreten können".

5. Teil 2 - S. 78

1911 - Leipzig : Dürr
— 78 — der Unterworfenen wurden niedergeworfen. 1283 war der Orden bis an die Grenze Litauens vorgedrungen. Der Sitz des Hochmeisters wurde die Marienburg (f. Abbild. 10). V. Fürsten und Städte. § 53. Kudolf von Kaösöurg, 1273-1291. 1. Erneuerung des deutschen Königtums 1273. Als Richard von Cornwallis gestorben war und der Papst ohne Rücksicht auf den noch lebenden Alfons von Kastilien zu einer Neuwahl aufforderte, entschlossen sich die Fürsten (1273), dem Reiche wieder ein Oberhaupt zu geben. Sie waren aber von vornherein nur von dem einen Ziel geleitet, einen König zu küren, der mächtig genug sei, gegen den Raubadel mit Erfolg einzuschreiten, vermieden es dagegen, dem Reich ein Oberhaupt zu geben, das imstande gewesen wäre, ihre eigene Macht zu schmälern. 2. Rudolfs Wahl und Krönung. Auf Empfehlung des Erzbischofs von Mainz und des Burggrafen Friedrichs Iii. von Nürnberg wählten die Fürsten den Grafen Rudolf von Habsburg zum Reichsoberhaupt. Rudolf hatte Güter in der Schweiz, in Schwaben und im Elsaß; er'war der mächtigste und angesehenste Mann am Oberrhein, ein weitberühmter, vielerfahrener Kriegsmann, zugleich ein tüchtiger und sparsamer Haushalter. Von ihm konnte man erwarten, daß er der schweren Ausgabe eines Königs genügen, daß er Recht und Frieden wieder zu Ehren bringen werde. Als es sich um seine Wahl handelte, befand er sich gerade vor Basel, mit desfen Bischof und Bürgern er Fehde hatte. Sobald er gewählt war, schlossen die Baseler Frieden, der Bischof aber soll zu Gott empor gerufen haben: „Herrgott im Himmel, sitze fest; sonst nimmt dir dieser Rudolf noch deinen Platz." Rudolf zog nun nach Aachen, wo die Krönung vollzogen wurde. Nach derselben fand die Belehnung der Fürsten statt. 3. Kampf mit (Dttofcar von Böhmen und die Gründung der habsburgischen tjausmacht an der Donau. König Ottokar von Böhmen, welcher bestimmt erwartet hatte, daß er zum deutschen König gewählt würde, verweigerte Rudolf die Anerkennung und die Herausgabe der Länder, deren er sich während des Interregnums bemächtigt hatte (Österreich und Steiermark, Kärnten und Krain). Rudolf aber war entschlossen, die dem Reiche entrissenen Güter wieder zu gewinnen und lud Ottokar vor ein Fürstengericht; als Ottokar auf wiederholte Vorladung nicht erschien, wurde er geächtet. Nun zwang ihn eine Erhebung des deutschen Adels in Steter* mark und Böhmen, sich mit Böhmen und Mähren als Reichslehen zu begnügen. Doch bald darauf brach er den beschworenen Frieden, und 1278 schlug ihn Rudolf mit Hilfe des österreichischen Adels und der Ungarn in der Schlacht auf dem Marchfelde (nördlich von Wien). Ottokar wurde gefangen und getötet. Böhmen und Mähren erhielt Ottokars Sohn; mit

6. Hilfsbuch für den Unterricht in der Geschichte - S. 150

1897 - Breslau : Handel
150 C. Aus der deutschen Geschichte. Krönung Rudolfs. Rudolf belagerte eben die Stadt Basel, mit deren Bischof er in Fehde lag, als Burggraf Friedrich Iii. ihm die Nachricht seiner Erhebung brachte. Sofort bot er dem Feinde den Frieden an, den dieser gern annahm, und zog mit seiner Familie nach Aachen zur Krönung. Unter den üblichen Feierlichkeiten fand diese statt. Als der König nach der Krönung die Fürsten belehnen wollte, fehlte das Zepter. Jedoch Rudolf ergriff ein auf dem Altare stehendes Kruzifix, küßte es und ließ die Fürsten auf dasselbe den Lehnseid leisten. — In Aachen fand auch die Vermählung zweier Töchter Rudolfs mit mächtigen Reichsfürsten statt, wodurch sein Ansehen nicht wenig erhöht wurde. Verhältnis zu Italien. Von seinen Vorgängern unterscheidet sich Rudolf hauptsächlich dadurch, daß er seine Wirksamkeit auf die deutschen Lande beschränkte und von einer Wiederherstellung der kaiserlichen Macht in Italien Abstand nahm. Er verglich Italien mit der Höhle des Löwen in der Äsopischen Fabel und gebrauchte von diesem Lande die Worte des Fuchses: „Ich sehe wohl die Fußstapfen derer, die glücklich hineinkamen, nicht aber derer, die glücklich wieder herauskamen." Dem päpstlichen Stuhle bestätigte er alle Besitzungen und hielt mit demselben aufrichtigen Frieden. Eine Romfahrt hat er nie unternommen. Krieg mit Ottokar von Böhmen. König Ottokar von Böhmen hatte an Rudolfs Wahl nicht teil genommen und verweigerte dem „armen Grafen", wie er diesen zu nennen pflegte, die Anerkennung. Seine Unterwerfung war Rudolfs nächste Aufgabe; dieselbe war aber nicht leicht, denn Ottokars Länder erstreckten sich von den Sudeten bis in die Nähe des Adriatischen Meeres. Derselbe hatte nämlich während des Interregnums Österreich und Steiermark als Erbe seiner Gemahlin, der ältesten Schwester des letzten Herzogs dieser Länder, in Besitz genommen und auch Kärnten und Krain nach dem Tode des ihm verwandten, kinderlosen Herzogs dieser Länder an sich gebracht. König Rudolf forderte die Herausgabe der Erwerbungen, die er als erledigte Reichslehen erklärte. Da Ottokar sowohl dies als auch die Anerkennung Rudolfs verweigerte, ward die Reichsacht über ihn ausgesprochen. Zur Vollstreckung der Reichsacht zog Rudolf 1276 mit einer nicht großen Schar von Kriegsleuten die Donau hinab. Aber Bündnisse mit Ottokars Nachbarn verstärkten bald sein Heer. In Steiermark und Kärnten brach ein Aufstand gegen die harte Herrschaft des Böhmen aus; die Österreicher leisteten dem eindringenden Rudolf keinen Widerstand. Als dieser sich anschickte, auf einer Schiffbrücke auf das linke Ufer der Donau hinüber zu kommen, entsank Ottokar der Mut. Er knüpfte mit Rudolf Unterhandlungen an, gab die an sich genommenen Länder heraus und erschien im Lager Rudolfs, um für seine Erblande Böhmen und Mähren die Belehnung zu empfangen. Seine prachtvollen Gewänder strahlten von Gold und Edelsteinen; Rudolf aber trug, wie gewöhnlich, ein schlichtes Lederwams. Als die Seinen ihn baten, den königlichen Schmuck anzulegen, sprach er: „Der König von Böhmen hat oft über mein graues Wams gelacht; heute soll mein Wams einmal

7. Charakterbilder aus der Geschichte der christlichen Reiche - S. 334

1909 - Regensburg : Manz
334 Krönung. Aufschub erwünscht. Schon wurde die Frage laut, ob die Belehnung nun ohne Zepter statt-finden könne; es hieß, ein neues solle bestellt und die Belehnung aufgeschoben werden. Da schritt der König zum Altar, ergriff ein Kruzifix, küßte es und rief: „Dieses Zeichen, in dem die ganze Welt erlöset worden, kann wohl auch ein kaiserliches Zepter vertreten." Die Fürsten schwiegen, küßten das Kreuz und die Belehnungen wurden damit vollzogen. So weit war der Geist der Ordnung und die Achtung für das Ansehen des Reiches und für die sonst wie Heiligtümer verwahrten Sinnbilder der kaiserlichen Macht und Majestät von allen Fürsten gewichen, daß kein Weltlicher gefragt hatte, wo die Kleinodien und ob alle da wären, und kein Geistlicher sich um den Zustand derselben bekümmerte. Daß das Zepter Rudolf von Kabsburg von Rubens. fehlte, überraschte sie und es konnte als ein Glück angesehen werden, daß nicht mehr abging. Es war aber gut, daß ein Zepter fehlte; denn dadurch war dem König die Veranlassung geboten, das heiligste Zeichen zu ergreifen, welches ihn daran erinnern mußte, er selbst sei nichts anderes als der Lehensträger des Allerhöchsten. Und wie er in dessen Namen und mit dessen Zeichen die Belehnungen vollzog, so mußten er in der Dauer seines Lebens, so oft er es wieder anblickte, an seine Verpachtung, die Fürsten an den großen Augenblick feierlich gemahnt werden. So umstrahlt dieses Symbol die Macht des ersten Königs der Christenheit mit der glanzvollsten, aber auch mildesten Herrlichkeit. Das Vergangene versöhnend, das Kommende im Beginn heiligend, wies dies Zeichen einzig auf den Allerheiligsten, den Allversöhner. Es war der schönste Augenblick im Leben Rudolfs. Reichstag zu Nürnberg. infolge der Abwesenheit vieler deutschen geistlichen Würdenträger auf dem Konzil zu Lyon konnte der König erst im November 1274 seinen schon vor einigen Monaten nach Frankfurt angesagten ersten Reichstag zu Nürnberg im Verein mit den meisten der Fürsten und

8. Handbuch für den Geschichtsunterricht in preußischen Volksschulen - S. 101

1887 - Langensalza : Beyer
§ 23. Rudolf von Habsburg. 101 zum Reichsgesetz erhoben wurde. Die sieben Wähler waren diesmal die Erzbischöfe von Mainz, Köln und Trier, der Pfalzgraf vom Rhein, der Herzog von Sachsen und die beiden herzoglichen Brüder von Bayern. Den mächtigsten Fürsten in Deutschland, den König Ottokar von Böhmen, hatte man von der Wahl ausgeschlossen, weil er selbst nach der deutschen Königskrone trachtete. — Rudolf war eben in einer Fehde-mit Basel und dem dortigen Bischof begriffen und lag mit seinem Kriegsvolk vor dieser Stadt, als man ihm die Nachricht brachte, er sei zum Könige gewählt. ^ Die Baseler öffneten ihm nun die Thore ihrer Stadt und wünschten ihm Glück, der Bischof aber schlug sich vor die Stirn und rief aus: „Sitz' fest auf deinem Thron, lieber Herre Gott, sonst wird ihn dieser Rudolf noch einnehmen!" Rudolf zog nun nach Aachen, wo die Krönung stattfand. Als die Fürsten ihm nach hergebrachter Sitte die Huldigung darbringen und mit ihren Ländern belehnt werden sollten, fehlte das Reichsfeepter. Schnell entfchlosfen ergriff der König das auf dem Altar stehende Kruzifix, küßte es und sprach: „Dieses Zeichen, durch welches die ganze Welt erlöst worden, kann wohl auch die Stelle eines Scepters vertreten!" c) Rudolf unterwirft Ottokar von Böhmen und begründet die Macht des Habsburger Fürstenhauses. Ottokar von Böhmen wollte Rudolf nicht als deutschen König anerkennen. Eine bedeutende Macht hatte der Böhmenkönig im Osten des Reiches gegründet. Zu Böhmen und Mähren hatte er nach und nach die deutschen Länder Österreich, Steiermark, Kärutheu und Kram hinzugebracht. König Rudolf verlangte nun die Herausgabe der eingezogenen deutschen Herzogtümer und lud ihn zweimal vergeblich vor den Reichstag. Auch einer dritten Vorladung folgte er nicht, sondern ließ durch einen Abgeordneten in unverschämter Rede den versammelten Fürsten auseinandersetzen, daß die Wahl Rudolfs keine rechtmäßige sei, er wolle ihn daher nicht als seinen König anerkennen. Da wurde er von dem Könige zur Reichsacht verurteilt. Rudolf unternahm nun mit Hilfe vieler deutschen Fürsten einen Kriegszug gegen den Böhmenkönig und fiel mit seinem Heere in Österreich ein. Vergeblich hatte sich Ottokar auf die sehr feste Stadt Neuburg verlassen; sie wurde von dem Heer des Königs Rudolf eingenommen, und auch die Bürger von Wien unterwarfen sich demselben. Ja der Böhmenkönig konnte nicht einmal seinem Heere vertrauen; denn viele von seinen Vasallen, die seine Strenge und Härte früher hatten erfahren müssen, fielen jetzt von ihm ab und suchten die Gunst des neuen deutschen Königs. Darum mußte Ottokar zu demütiger Unterwerfung vor König Rudolf erscheinen, den er früher als den „armen Grafen" so oft verspottet hatte. Der König von Böhmen, mit vergoldeten Gewändern und kostbaren Edelsteinen geschmückt, von vielen Rittern umgeben, bereitete sich, seine Länder von König Rudolf als Lehen zu empfangen. Als das die Fürsten König Rudolfs vernommen, berichteten sie es dem Könige mit Freuden und sprachen: „Herr bereitet euch mit kostbaren Gewändern, wie es einem Könige ziemt!" Da sprach der König: „Der König von Böhmen hat mein graues Wams mehr als einmal verlacht, jetzt aber wird mein graues Wams ihn verlachen." Als

9. Hülfsbuch für den Unterricht in der deutschen Geschichte, mit besonderer Berücksichtigung der Kulturgeschichte - S. 205

1896 - Berlin [u.a.] : Heuser
Die Zeit von Rudolf von Habsburg bis zu Maximilian I. 205 Diezeit von Rudolf o. Habsvurg bis;« Maximilian l. I. Kudolf von Habsburg 1273—1291. 1. Seine Wahl und Krönung. Um der kaiserlosen, schrecklichen Zeit ein Ende zu machen, wählten die Fürsten auf die Empfehlung des Erzbischofs von Mainz den Grafen Rudolf von Habsburg zum Reichsoberhaupt. Drei Tage hatte die Wahl in Frankfurt am Main gedauert, weil jeder einen wohlgesinnten und befähigten, keiner aber einen mächtigen Kaiser wünschte. Der Erzbischof von Mainz war Rudolf von Habsburg wohl gesinnt, weil ihn der Graf sicher über die Alpen geleitet hatte, als er sich den bischöflichen Mantel aus Rom holen wollte, auch war ihm seine Frömmigkeit wohl bekannt. Rudolf hatte Güter in der Schweiz, in Schwaben und im Elsaß, er war also ein reicher Gras, aber er hatte feine Hausmacht, infolgedessen wurde seine Stellung den mächtigen Fürsten gegenüber schwierig. Als es sich um seine Wahl handelte, war er gerade vor Basel, mit dessen Bischof und Bürgern er Fehde hatte. Sobald er gewählt roar, schlossen die Baseler Frieden, der Bischof aber soll zu Gott empor gerufen haben: „Nun steh fest in deinem Reiche, also daß er nicht ersteige deinen Himmel ohne Wank." Rudolf zog nun nach Aachen, roo die Krönung stattfand. Nach derselben fand die Belehnung der Fürsten statt. Als das Szepter dazu fehlte, auf welches der Lehnseid abgelegt werden mußte, ergriff Rudolf das Kruzifix und ließ die Geliehenen darauf schwören. 2. Verhältnis zum Papst und zu Italien. Rudolf hütete sich wohl, sich mit dem Papst in einen Kampf einzulassen, er bestätigte vielmehr alle Besitzungen und Rechte der Kirche und verzichtete auf alle Einmischung in die italienischen Angelegenheiten. Die Kaiserkrone hat er nie getragen. Er verwandte vielmehr alle Kraft auf Deutsch-land, um Ordnung und Ruhe im Reiche wiederherzustellen und sich eine Hausmacht zu gründen. 3. Kamps mit Ottokar von Böhmen. Rudolf hatte in dem König Ottokar von Böhmen einen sehr gefährlichen und mächtigen Gegner. Dieser hatte in der kaiferlofen Zeit die großen Reichslehen Mähren, Österreich, Kärnthen, Krain und Steiermark an sich gerissen und verweigerte dem Grafen Rudolf die Anerkennung. Zwei Aufforderungen, vor dem Reichstage zu erscheinen, beachtete er einfach

10. Lehrbuch der Deutschen Geschichte für die oberen Klassen höherer Mädchenschulen - S. 111

1902 - Leipzig : Roßberg
— 111 — schmälern. Daher wählten sie keinen von den großen Fürsten des Reiches, sondern einen Grafen mit geringem Hausgut und schrieben ihm noch Bedingungen vor, an die sie ihre Wahl knüpften; besonders mußte er sich verpflichten, zu allen wichtigen Regierungshandlungen vorher die Zustimmung der Kurfürsten einzuholen. Die Gönige Rudolf, Adolf und Albrecht. § 127. Rudolf Von Habsburg (1273-1291), 1. Seine Wahl und Krönung. Auf Empfehlung des Erzbischofs von Mainz und des Burggrafen Friedrichs Iii. von Nürnberg wählten die Fürsten den Grafen Rudolf von Hnbsburg 1273. zum Reichsoberhaupt. Rudolf hatte Güter in der Schweiz, in Schwaben und im Elsaß, er war also ein reicher Gras, aber er hatte keine Hausmacht, infolgedessen wurde seine Stellung den mächtigen Fürsten gegenüber schwierig. Als es sich um seine Wahl handelte, war er gerade vor Basel, mit dessen Bischof und Bürgern er Fehde hatte. Sobald er gewählt war, schlossen die Baseler Frieden. Rudolf zog nun nach Aachen, wo die Krönung vollzogen wurde. Nach derselben fand die Belehnung der Fürsten statt. 2. Rudolfs Verhältnis zum Papst und zu Italien. Rudolf hütete sich wohl. sich mit dem Papst in einen Kampf einzulassen, er bestätigte vielmehr alle Besitzungen und Rechte der Kirche und verzichtete auf alle Einmischung in die italienischen Angelegenheiten. Die Kaiserkrone hot er nie getragen. Er verwandte vielmehr alle Kraft aus Deutschland, um Ordnung und Ruhe im Reiche wiederherzustellen und sich eine Hausmacht zu gründen. 3. Kampf mit Ottokar von Böhmen und die Gründung der habsbnrgischen Hansmacht an der Donan. Mit Zustimmung der Fürsten forderte der König alle dem Reiche entfremdeten Güter zurück. Diese Maßregel richtete sich vornehmlich gegen Ottokar von Böhmen, der Mähren, Österreich, Steiermark, Kärnten und Kram in seine Gewalt gebracht hatte und Rudolf die Anerkennung verweigerte. Als der stolze Herrscher einer zweimaligen Vorladung keine Folge leistete, griff Rudolf zum Schwerte Ottokar unterwarf sich, jedoch nur, um neue Rüstungen vorzunehmen. Jetzt schloß der deutsche König ein Bündnis mit den Ungarn und besiegte das feindliche Heer in der Schlacht aus dem Marchfelde, in welcher Ottokar fiel. Böhmen und Mähren erhielt 1278. Ottokars Sohn; mit den übrigen Ländern belehnte Rudolf seine eigenen Söhne und wurde dadurch der Gründer der habsburgifch-österreichifchen Hausmacht.

11. Charakterbilder aus der Geschichte der christlichen Reiche - S. 333

1909 - Regensburg : Manz
V. Wiederaufrichtung des Keiligen Römischen Reiches. Krönung Rudolfs von Kabsburg. nerwartet empfing der mächtige Graf von Habsburg die Botschaft seiner zu Frankfurt geschehenen Wahl zum deutschen Kaiser. Sein Ruf und Charakter hatten dieselbe herbeigeführt. Sogleich zog Rudolf nach Frankfurt und von da geleiteten ihn die Kurfürsten und viele aus der schwäbischen und rheinischen Ritterschaft nachaachen. Über 21 km lang war der Zug von mehr als 20000 Bewaffneten. Den Bischöfen und Fürsten, Äbten und Grafen, begleitet von den Freien, welche Hofdienste nehmen wollten oder Lehen empfingen, folgten Ministerialen, die den königlichen Besitzungen pflichtig waren; aber sie kamen in geringerer Zahl, als es hätte sein sollen; denn es war dem Reiche zu viel entzogen worden. Geschlechter und Bürger der Städte beschlossen den Zug, froh, einen Herrn und Richter über sich, ihre Nachbarn und Bischöfe zu haben. Unter der Menge zogen Lombarden (Kaufleute), auch Juden mit Packrossen, Mauleseln und Kamelen, die mit dem Köstlichsten beladen waren, was Italien, Byzanz und besonders die Karawanen des Orients an die asiatischen Küsten und von dort die Schiffe des ausblühenden Venedig in die Meeresstadt gebracht hatten. Alle waren geschmückt in den malerisch farbenreichen Trachten der Zeit, welche nicht die Mode, sondern Laune, Vermögen und Ansehen bestimmte, alle fröhlich in der schönen Herbstzeit, alle zufrieden; denn der Wunsch eines jeden war erfüllt. Das zerrissene Vaterland fühlte sich jubelnd wieder unter einem gemeinsamen Haupte geeint; vor dem versöhnenden König verschwand aller Parteiuuterschied; der ehedem welfische Anhang drängte sich zu ihm, aber auch die Namen, die unter den Staufen so oft gehört wurden, waren in dem Gefolge zu vernehmen. Zu Mainz übergab ihm der Erzbischof die Reichskleinodien und Insignien, die seit Richards Tode dort bewahrt worden waren. Die Krönung war für Dienstag, den 24. Df' tober, zu Aachen bestimmt. Der Volksandrang soll so groß gewesen sein, daß die niedrigste Schätzung der Anwesenden auf zweimalhunderttauseud angenommen wird. In feierlichster Weise vollzogen wurde die Krönung des Königs und der Königin von dem Erzbischof von Köln mit Zustimmung des Erzbischofs von Mainz. Als nach derselben die Fürsten huldigen und die Belehnung mit dem kaiserlichen Zepter empfangen sollten, fehlte dieses; es war in der Verwirrung der Zeiten verloren gegangen. Die Fürsten stutzten; manchen war wohl ein

12. Vaterländische Geschichtsbilder - S. 69

1896 - Leipzig : Brandstetter
— 69 — zusammen. Während früher alle Fürsten den König wählten, war die Zahl der Wahl-oder Kurfürsten allmählich auf 7 beschränkt worden, auf 3 geistliche und 4 weltliche, nämlich die Erzbischöfe von Mainz, Köln und Trier, den König von Böhmen, den Pfalzgraf vom Rhein, den Markgrafen von Brandenburg und den Herzog von Sachsen-Wittenberg. Der mächtige König Ottokar von Böhmen machte sich die meiste Hoffnung auf die Kaiserkrone. Da aber die Fürsten von einem mächtigen Kaiser eine Beschränkung ihrer Macht befürchteten, fo beschlossen sie, einen Mann zu wählen, der ihnen nicht gefährlich werden konnte, der aber doch tapfer genug war, der Unordnung im Reiche zu steuern. So fiel ihre Wahl auf den Grafen Rudolf von Habsburg. Er war nicht reich an Land und Leuteu, dafür aber tapfer und fromm. Er geleitete die Pilger durch die unsicheren Alpen und beschützte den Wagen des Kaufmanns, und gar oft hatte man ihn seiner Weisheit und Gerechtigkeit wegen zum Schiedsrichter gewählt. Besonders hatte der damalige Erzbischof von Mainz feinen ritterlichen Sinn kennen gelernt. Als dieser einst nach Rom gereift war, hatte ihn Graf Rudolf sicher durch die Alpen zurückgeleitet und ihn vor den Raubrittern geschützt. Beim Abschiede hatte er zu ihm gesagt: „Wollte Gott, Herr Graf, ich lebte nur noch so lange, um Euch für den mir erwiesenen Dienst reichlich belohnen zu können." Der Erzbischof kannte aber auch noch eine andere edle That Rudolfs. Einst ritt dieser mit seinem Knappen ans die Jagd. Da horte er plötzlich im Walde ein Glöcklein erklingen. Er sah einen Priester, der eben mit bloßen Füßen einen angeschwollenen Bach durchwaten wollte. Aus feine Frage erfuhr Gras Rudolf, daß der Priester auf dem Wege zu einem Sterbenden fei, ihm das heilige Abendmahl zu reichen. Schnell sprang Rudolf vom Pferde und überließ es dem Priester, er selbst aber setzte aus dem Rosse seines Knappen vergnügt die Jagd fort. Am andern Morgen brachte der Priester das Roß dankend zurück. Rudolf aber sprach: „Das verhüte Gott, daß ich das Roß je wieder zum Streiten oder Jagen bestiege, welches meinen Heiland getragen hat. Möge es fortan dem göttlichen Dienste gewidmet fein." Derselbe Priester soll später in die Dienste des Erzbischofs von Mainz getreten fein und diesem den Demütigen Sinn des Grasen von Habsbnrg gerühmt haben. — Als Rudolf 1273 in Frankfurt gewählt wurde, war er eben in einer Fehde mit dem Bischof von Basel begriffen und lag mit seinem Kriegsvolke vor den Mauern der Stadt. Sogleich bot er als der Mächtigere den Frieden an, und dankbar öffneten ihm die Bürger die Thore. Der Bischof aber erkrankte vor Angst und ries: „Sitze nun fest, lieber Herrgott, sonst wird dieser Rudolf noch deinen Platz einnehmen!" Rudolfs Krönung wurde zu Aachen mit großem Jubel gefeiert. Als er nach derselben in der Kirche die deutschen Reichsfürsten auss neue mit ihren Ländern belehnen wollte — das mußte durch jeden neuen Kaiser geschehen — war, als er schon am Altare stand, kein Zepter zur Hand, auf welches die Fürsten hätten schwören können. Schnell ergriff er das auf dem Altare stehende Kruzifix, küßte es und hielt es den Fürsten zur Eidesleistung hin, indem er sprach: „Dieses Kreuz, in welchem wir und die ganze Welt erlöset sind, wird ja wohl die Stelle eines Zepters vertreten können." 2. Kampf mit Ottokar von Löhmen. Der mächtigste Reichsfürst war damals Ottokar von Böhmen, der auch noch Mähren, Österreich, Steiermark, Kärnthen und Krain unter seine Herrschaft gebracht hatte. Seine

13. Badisches Realienbuch - S. 84

1914 - Bielefeld [u.a.] : Velhagen & Klasing
I 84 in dem Turm auf faulendem Heu und Stroh und in bitterer Kälte oft fo lauge, bis ihnen die Beine abfaulten. — Alles das ging den Rittern ungestraft hin. Die Ufer des Rheins und anderer Flüsse, die Hügelreihen Frankens und Thüringens hatten sie dicht mit Burgen besetzt. Jedes vorübergehende Schiff, jeder vorüberkommende Kaufmannszug rnußte ihnen hohe Zölle zahlen, wenn sie nicht geplündert werden wollten. Auch der Landmann hatte vieles von ihnen zu erdulden. Sie entführten ihm nicht selten sein Vieh von der Weide oder aus dem Stalle, mähten ihm in der Nacht das Getreide ab, nahmen ihm sein Hausgerät und steckten dann noch seine Hütte in Brand. Das nannten sie „auspochen". Händeringend sah der Bauer ihrem wüsten Treiben zu; deun nirgends wußte er Schutz und Recht zu finden. 2. Rudolfs Wahl. Um den traurigen Zuständen des Reiches ein Ende zu machen, beschlossen die Kurfürsten mit Ausnahme Ottokars von Böhmen, den Grafen Rudolf von Habsbnrg (im Aargan in der Schweiz) zum König zu wählen. An Land und Leuten war er nicht so reich wie die deutschen Herzöge, aber seine Tapfer- keit und Frömmigkeit waren allgemein bekannt und lenkten die Wahl auf ihn. Für ihn wirkte namentlich Friedrich von Zollern, Burggraf von Nürnberg. Seine Krönung zu Aachen wurde mit großem Jubel gefeiert. (Gedicht: Der Graf von Habsburg.) Als Rudolf nach der Krönung die Fürsten belehnen wollte, war das Zepter nicht zur Hand. Schnell ergriff er das Kruzifix und sprach: „Dies Zeichen, durch das die Welt erlöst ist, mag uns wohl als Zepter dienen!" Dann berührte er damit die Fürsten. Um auch die Zustimmung des Papstes zu erlangen, mußte Rudolf auf alle kaiser- lichen Hoheitsrechte und Besitzungen in Italien verzichten. Dieser Ver- zicht wurde ihm jedoch nicht schwer; denn es war ihm längst klar geworden, daß die italienischen Besitzungen dem deutschen Reiche viel Unheil gebracht hatten. 3. Kampf mit Ottokar. Der Böhmenkönig Ottokar war der mächtigste Fürst seiner Zeit. Unter ihm waren zahlreiche deutsche Ansiedler nach Böhmen ge- kommen und viele deutsche Städte entstanden. Handel und Bergbau erhielten einen mächtigen Aufschwung. Friede und Wohlstand herrschten im Lande. In der kaiser- losen Zeit hatte er sich noch Mähren, Österreich, Kärnten, Krainund Steier- mark angeeignet. Jetzt wäre er selbst gern deutscher König geworden. Daher er- schien er nicht bei der Krönung, verweigerte auch dem „armen Grafen" den Eid der Treue. Das bewog Rudolf, gegen ihn den Reichskrieg zu eröffnen. Ohne Widerstand drang er in Österreich ein. Ottokar unterwarf sich. Er erschien, um Rudolf zu huldigen, mit ungeheurer Pracht; denn er wollte den „armen" König beschämen. Rudolf aber sagte: „Einst hat Ottokar über meinen grauen Rock ge- lacht; jetzt soll mein Rock über ihn lachen," und empfing den stolzen Böhmenkönig, angetan mit einem grauen Wams, auf einem Schemel sitzend. Diese Demütigung ertrug Ottokar nicht lange. Er griff zu den Waffen. Auf dem Marchfelde kam es zur Schlacht (1278). Beide Fürsten nahmen persönlich am Kampfe teil. Als Ottokars Scharen zu weichen begannen, kämpfte er mit dem Mute der Verzweiflung. Bald aber fiel er, aus vielen Wunden blutend und seines Pferdes beraubt, in die Hände von Rudolfs Rittern, von denen einer ihn mit den Worten niederschlug: „Das ist der Mann, der meinen Bruder getötet hat." Von den Ländern Ottokars blieben Böhmen und Mähren seinem Sohne. Kärnten fiel an Tirol. Österreich, Steiermark und Krain gab Rudolf seinen eigenen Söhnen und wurde dadurch der Gründer der habsburgischen Hausmacht. Er vergrößerte sie noch dadurch, daß er seine sechs Töchter und drei Söhne mit länderreichen Fürsten und Fürstinnen verheiratete.

14. Von 102 vor Chr. bis 1500 nach Chr. - S. 446

1880 - Berlin : Nicolai
446 daß das Wahlrecht von alten Zeiten her an dem Volksstamm (also an Barern), nicht an dem Erzamt haste. Erst später trat dann der König von Böhmen als Kurfürst in ihren Verein. Außerdem mußte Rudolf versprechen, daß er als König keine Belehnung oder Verwendung des Reichsgutes ohne die Einwilligung der Kurfürsten vornehmen werde. Diese Bedingungen ging Rudolf von Habsburg vor der Wahl ein, und solche Wahlkapitulationen waren seitdem herkömmlich. Ein starkes erbliches Königthum, wie es die früheren Kaiser zu schaffen versucht batten, war fortan in Deutschland unmöglich. Auch den bedeutendsten anderen Fürsten und den wichtigsten Städten machte Rudolf unter der Hand Verheißungen von Rechten und Vortheilen. Nachdem so die meisten Reichsstände gewonnen waren, wurde Rudolf von der Versammlung der Wahlfürsten (mit Ausnahme des Böhmenkönigs, der dagegen Protestiren ließ) zu Frankfurt am Main am 29. September 1273 zum König gewählt. Rudolf befand sich, nach der Sage, gerade im Feldlager vor Basel, als er die Nachricht von seiner Erhöhung erhielt. Da öffnete ihm die Stadt sogleich ihre Thore; der Bischof von Basel hingegen rief ganz erschrocken: „Jetzt sitz fest auf deinem Thron, lieber Herr Gott, sonst kommt Rudolf auch noch dahinauf!" Doch dieser vertrug sich schnell mit seinen Feinden und zog dann nach Aachen zur Krönung. Als er nun dort (am 31. Oktober 1273) gekrönt worden war und den Fürsten die Reichslehen verleihen wollte, fehlte das Scepter dazu. Da nahm Rudolf statt' dessen ein Kruzifix und sprach: „In diesem Zeichen ist die ganze Welt erlöst worden; das ist das beste Scepter." So belehnte er die Fürsten mit dem Kreuz statt mit dem Scepter; dies gefiel allen gar wohl, besonders den Geistlichen. Wie die Geistlichkeit Rudolf auf den Thron erhoben hatte, so blieb sie ihm auch eine feste Stütze. Dafür gestattete er ihr einen großen Einfluß auf die Reichsangelegenheiten und duldete ihre Eingriffe in die Reichsrechte. Am gefügigsten zeigte er sich gegen die Päpste; ohne Widerspruch gab er ihnen die kaiserlichen Rechte in Italien preis und erklärte nach ihrem Wunsche die Romagna und Ravenna für das Eigenthum des heiligen Petrus. Seitdem besaßen die Päpste rechtlich unangefochten den Kirchenstaat. Ueber-Haupt lagen ihm die stolzen Gedanken der alten Kaiser von der Weltherrschaft des deutschen Kaiserthums sehr fern. Die Unfälle der Hohenstaufen warnten ihn; er gab Italien auf und vermied es, zur Kaiferkrönung dahin zu ziehen. „Das i\t," sprach er, „des Löwen Höhle; viele Fußtritte führen hinein, aber keiner wieder heraus." Seit der Zeit haben die deutschen Könige den hohen Begriff des früheren Kaiferthums nie mehr im alten Glanze verwirklichen können, gleichwohl aber den Titel römischer Kaiser beibehalten. Hingegen konnten sich nun die Kräfte der deutschen Nation um so ruhiger in Deutschland selbst entwickeln. Rudols hatte als Graf von Habsburg mit allen Mitteln nach Erweiterung seiner Hausmacht gestrebt; er verfolgte als deutscher König dasselbe Ziel. Aus seiner Stellung den größtmöglichen Vortheil für sein Haus zu erlangen, war bei allen seinen Regierungshandlungen sein leitender Gedanke. Sehr geschickt benutzte er nun die Lage des Reiches für seinen Zweck. Die Geistlichkeit war auf seiner Seite, das Fürstenthum befriedigt, und das deutsche Volk hoffte das beste von dem neuen Könige. Alle aber-

15. Das siebente Schuljahr - S. 307

1903 - Langensalza : Schulbuchh.
307 in Brand. Diesem traurigen Zustande Deutschlands konnte nur durch die Wahl eines neuen Kaisers ein Ende gemacht werden. Ziel. Mit dem neuen Herrscher wollen wir uns heute genauer beschäftigen. Darbietung des Stoffes durch Vorerzählen des Lehrers. a) Rudolfs Wahl. Um einen neuen Kaiser zu wählen, versammelten sich die deutschen Wahlfürsten zu Frankfurt am Main. Auf Empfehlung des Erzbischofs von Mainz und des Burggrafen Friedrich von Nürnberg wurde der Graf Rudolf von Habsburg zum Kaiser gewählt, der durch seine Recht- schaffenheit, Tapferkeit und Frömmigkeit weit und breit be- kannt war. Es war den Fürsten auch angenehm, daß er nicht mächtig an Land und Leuten war; denn einen solchen Mann wollten sie nicht zum Kaiser haben. Die Krönung Rudolfs fand nach alter Sitte in Aachen statt. (Gedicht: Der Graf von Habsburg" von Schiller.) Ungeheuer war der Zu- drang der Menschen zu dieser Feier. Das Gefolge der Kur- fürsten bestand allein aus 20 000 Menschen. Nach der Krö- nung begaben sich die Fürsten in die Kirche, um die Belehnung von dem neuen Kaiser zu empfangen. Als sie schon am Altar standen, wurde das Reichsscepter vermißt, auf welches der Eid geleistet werden mußte. Schnell ergriff Rudolf das Kruzifix, küßte es und sprach: „Dies Zeichen, durch welches die Welt erlöst ist, wird wohl die Stelle des Scepters vertreten können." Die Fürsten küßten ebenfalls das Kreuz und leisteten ihm willig den Eid. Um die Zustimmung des Papstes zu seiner Wahl zum Kaiser zu erlangen, verzichtete Rudolf auf alle Hoheitsrechte und Besitzungen in Italien. Die italienischen Besitzungen hatten dem Deutschen Reiche nur Unheil gebracht. Dies hatte Rudolf schon längst erkannt. Darum wurde ihm dieser Verzicht auch nicht schwer. Ihm erschien Italien über- haupt wie die Höhle des Löwen, von der der Fuchs sagt: „Ich sehe wohl die Fußtapfen derer, die glücklich hinein- kamen, aber nicht derer, die glücklich hinauskamen. 20*

16. Geschichtsbilder - S. 122

1903 - Berlin : Süsserott
— 122 — 3. Rudolfs Wahl und Krönung. — Um den elenden Zuständen im Reiche ein Ende zu machen, beschlossen die deutschen Fürsten wieder einen Kaiser zu wählen. Die Wahl fiel ihnen schwer, denn alle wollten wohl einen guten und weisen, aber keinen mächtigen Kaiser haben. Endlich empfahl der Erzbischof Werner von Mainz die Wahl des Grafen Rudolf von Habs bürg. Dieser war nicht reich an Land und Leuten, aber ein tapferer und sehr frommer Mann. Der Erzbischof war ihm zu Dank verpflichtet, weil Rudolf ihm früher auf einer Reise nach Rom das Geleit über die Alpen gegeben hatte. Auch Friedrich von Höhenzollern, Burggraf von Nürnberg, unterstützte den Vorschlag. Rudolf wurde gewählt und in Aachen gekrönt. Bei der Krönung hatte man das Zepter vergessen, mit welchem die Reichsfnrsten neu belehut wurden. Rasch nahm Rudolf das Kruzifix vom Altare und sprach: „Dieses Zeichen, durch welches die Welt erlöst ist, mag uns wohl als Zepter dienen können." Darauf leisteten ihm die Fürsten die Huldigung. 4. Rudolf und Ottokar. — Nur einer war nicht zur Krönung erschienen und weigerte sich, dem „armen Grasen", wie er Rudolf nannte, zu gehorchen. Dies war Ottokar, König von Böhmen. Ottokar hatte selbst auf die Krone gehofft, weil er der mächtigste Fürst im Reiche war. Außer Böhmen besaß er auch Mähren und das ganze damalige Österreich. Weil er Rudolfs Wahl nicht anerkennen wollte, eröffnete dieser gegen ihn den Reichskrieg. Von der Pflicht des Heerbannes wollten die Fürsten nichts mehr wissen, deshalb rückte Rudolf nur mit geringer Macht ins Feld. Auch an Geld fehlte es ihm. In seiner Kriegskasse befanden sich 5 Schillinge. Dennoch war ihm das Glück günstig. Ottokar bat um Frieden und unterwarf sich. Er gab Österreich heraus und versprach die Huldigung. Mit glänzendem Gefolge und in königlicher Pracht ritt er in Rudolfs Lager. Rudolf war wie gewöhnlich nur mit einem grauen Wams bekleidet. Als ihn jemand fragte, ob er nicht auch königlichen Schmuck anlegen wolle, erwiderte er: „Nein, der König von Böhmen hat oft über mein graues Wams gelacht, jetzt wird mein graues Wams einmal über giubolf von Habsburg. ihn lachen!" Und so mußte denn der König ■vor dem Kaiser, der im grauen Wams auf einem Schemel saß, mederknieen und die Belehnung mit Böhmen und Mähren nachsuchen. Ottokar ertrug jedoch diese Demütigung nicht lange. Seine Gemahlin reizte ihn zu neuem Kampfe und sagte ihm, er habe den deutschen König von ferne wie einen Hund angebellt, in der Nähe aber angewedelt. Auch deckte sie ihm hinfort den Tisch nur halb, weil er nur noch die Hälfte seiner Staaten besäße. Der stolze Böhmenkönig griff abermals zum Schwerte. Auf dem March-

17. Bilder aus der Weltgeschichte - S. 120

1895 - Freiburg im Breisgau [u.a.] : Herder
— 120 — recht immer weiter um sich griff. Da versammelten sich die deutscheu Fürsten zu Frankfurt zur Wahl eines Königs; derselbe sollte stark und weise, aber auch nicht zu mächtig sein. Gott lenkte die schwierige Sache zu des Vaterlandes Bestem. Bei Aaran in der Schweiz stehen auf einem Hügel die Überreste des Schlosses Habs bürg, weit in die Gegend hinausschauend. Hier war der Stammsitz der Grafen von Habsburg, welche ansehnliche Güter im Elsaß, in Schwaben und in der Schweiz besaßen und deren Haupt in der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts Rudolf (Fig. 28) war. Diesen wählten die deutschen Fürsten zum Könige (1273), weil er, wie der Erzbischof von Köln sagte, „ein Verehrer der Kirche, ein Freund der Gerechtigkeit, ein Mann von klugen Ratschlägen und großer Frömmigkeit war, geliebt von Gott und Menschen". Rudolf, der gerade die Stadt Basel belagerte, empfing die Nachricht von seiner Wahl mit Verwunde-rung, schloß sogleich Frieden und eilte nach Aachen zur Krönung. Bei der Belehnung der Fürsten fehlte es an einem Scepter, da entstand Bedenken. Rudolf aber, schnell gefaßt, nahm ein Kruzifix vom Altare und sagte: „Dieses Kreuz, welches die Welt erlöset hat, wird ja wohl die Stelle eines Scepters vertreten" — eine Geistesgegenwart und religiöse Äußerung, die allen Anwesenden sehr gefiel. Noch höher stieg die Begeisterung für ihn, als beim Krönungsmahle eine fromme That desselben durch eines Sängers Mund besannt ward, was unser Schiller so schön besungen hat im folgenden Gedichte: Zu Aachen in seiner Kaiserpracht, Im altertümlichen Saale, Saß König Rudolfs heilige Macht Beim festlichen Krönungsmahle. Die Speisen trug der Pfalzgraf des Rheins, Es schenkte der Böhme des perlenden Weins, Und alle die Wähler, die sieben, Wie der Sterne Chor um die Sonne sich stellt, Umstanden geschäftig den Herrscher der Welt, Die Würde des Amtes zu üben.

18. Handbuch der allgemeinen Weltgeschichte - S. 223

1873 - Frankfurt a.M. : Jaeger
223 Merke Miede. Von Rudolf von Habsburg bis zur Reformation. (1273—1517). 8 72. Rudolf von Habsburg (1273—1291). Äuf Anrathen des Papstes Gregor X. traten 1273 die deutschen Wahl Kurfürsten zu Frankfurt zusammen und wählten auf die Empfehlung beg%3u?gn Erzbischofs von Mainz, Werner von Eppstein, den ©rasen 1273-1291. Rudolf von Habsburg einstimmig zum König. Rudolf war im Elsaß und in der Schweiz begütert und wegen seiner Frömmigkeit, Biederkeit und Tapferkeit wohl angesehen. Werner hatte sich, als er vor Zeiten nach Rom gegangen war, um das erzbischöfliche Pallium zu empfangen, seines Schutzes auf der Hin- und Herreise zu erfreuen gehabt. Jetzt vergalt er ihm diesen Dienst dadurch, daß er ihm die deutsche Krone verschaffte.*) Die deutschen Fürsten freuten sich ob Rudolfs Wahl; nur Ottokar von Böhmen hatte Missallen daran und äußerte, es gezieme sich nicht, daß solch ein armer Graf Herr und Haupt der deutschen Fürsten sein solle. Diesem hat Rudolf nachher seinen Hochmuth gründlich vertrieben. Rudolf lag eben mit seinem Kriegsvolke vor der Stadt Basel, deren Tonung Bürgen auf einer Fastnacht einige von seinen Leuten erschlagen, andere <n Aachm. verjagt hatten. Dahin überbrachte ihm der Burggraf zu Nürnberg, Friedrich von Zollern, die Botschaft. Rudolf nahm die Krone an; als aber der Bischof von Basel die unerwartete Kunde vernahm, rief er bestürzt aus: „Lieberherrgott, setze dich fest anfdeinenthron, sonst holt dich der auch herunter!" Die Stadt öffnete die Thore, ließ den König einziehen und schenkte ihm 900 Mark Silber als Beitrag zu den Krönungskosten. Rudolf begab sich hierauf mit einem großen Gefolge nach Aachen, wo ihn der Erzbischof von Köln feierlichst krönte. ) Der Papst war mit der Wahl einverstanden, doch mußte ihm Rudolf geloben, auf alle kaiserlichen Rechte und Besitzungen in Italien zu verzichten. Rudolf wollte auch gar nicht in Rom gekrönt und namentlich nicht in die italienischen Händel verwickelt sein, weil er aus dem Schicksale der Hohenstaufen ersehen hatte, welche Gefahren dem deutschen Kaiserthum aus Italien erwachsen waren.

19. Deutsche und brandenburgisch-preußische Geschichte - S. 76

1905 - Breslau : Handel
Aus der deutschen Geschichte. Alfons ist nie in Dentschland gewesen. So hatte das Reich zwar dem Namen nach zwei Herrscher, in Wirklichkeit aber war es herrscherlos. Man nennt die Zeit von 1254-1273, in der Deutschland tatsächlich ohne Oberhaupt war, das Interregnum (Zwischenreich). Unsägliches Unheil brach bamals über unser Vaterlanb herein. Da ein höchster Richter fehlte, verlor das Gesetz seine Geltung. Das Faustrecht riß ein. Enblose Fehben wüteten überall. Die Fürsten zogen die königlichen Rechte und Einkünfte innerhalb ihrer Länder an sich. Ihnen war gar nicht daran gelegen, der faifertofen, schrecklichen Zeit ein Ende zu machen. Am meisten litt unter der Gesetzlosigkeit die ihres Schirmherrn entbehrend Kirche.^. Wahl Rudolfs vou Habsburg (1273). Nachbem Richarb von Cornwall in Englaub gestorben war, forberte der Papst die deutschen Wahlfürsten eindringlich zur Königswahl auf. Auf Einladung des Mainzer Erzbifchofs Werner von Eppstein versammelten sie sich in Frankfurt a. M. Aber es hielt schwer, ein geeignetes Reichsoberhaupt zu finden. Der neue König sollte ein einsichtsvoller, tapferer und tätiger Mann fein, um Ruhe und Ordnung herstellen zu können. Aber einen mächtigen Fürsten wollten die Wähler darum doch nicht auf den Thron erheben, weil sie von einem solchen die Einschränkung ihrer eigenen Macht zu befürchten hatten. Da lenkte der Erzbischof Werner die Wahl auf den Grafen Rudolf von Habsbnrg, für den auch Burggraf Friedrich Iii. von Nürnberg eifrig wirkte. Rudolf befaß ansehnliche Güter Im südwestlichen Deutschland, besonders in der Schweiz. Dort lag unweit des Zusammenflusses von Aar und Reuß sein Stammsitz, die Habsburg. Weit und breit war Graf Rudolf als ein tapferer, redlicher Herr bekannt. Der Mainzer Erzbischof hatte ihn auf einer Romreife kennen gelernt. Da hatte ihm Rudolf Herberge und sicheres Geleit über die Alpen gegeben. Auch soll des Erzbifchofs Kaplan, der früher in der Gegend der Habsburg in der Seelsorge gewirkt hatte, diesem jenen schönen Zug der Frömmigkeit des Grasen erzählt haben, den Schiller verewigt hat. Rudolfs Wahl kam zustande. Jedoch sicherten sich die Wahlfürsten ihren Einfluß auf die Reichsangelegenheiten, indem sie das neue Reichsoberhaupt verpflichteten, zu allen wichtigeren Unternehmungen erst ihre Zustimmung einzuholen. Krönung Rudolfs. Rudolf belagerte eben die Stadt Bafel, mit deren Bischof er in Fehde lag, als Burggraf Friedrich Iii. ihm die Nachricht seiner Erhebung brachte. Sofort bot er dem Feinde den Frieden an, den dieser gern annahm, und zog mit seiner Familie nach Aachen zur Krönung. Unter den üblichen Feierlichkeiten fand diese statt. Als der König nach der Krönung die Fürsten belehnen wollte, fehlte das Zepter. Jedoch Rudolf ergriff ein auf dem Altare stehendes Kruzifix,

20. Realienbuch für die katholischen Volksschulen Württembergs - S. 59

1910 - Leutkirch : Bernklau
59 Die Sitzungen der Feme waren entweder offene oder geheime; aber auch die letztern fanden am Hellen Tag unter freiem Himmel statt. Die Feine befaßte sich meist nur mit todeswürdigen Verbrechen und erkannte nur auf Schuldlosigkeit oder Tod. Die Ladung erfolgte durch den Fronboten, der den mit dem Siegel der Feme versehenen Brief an das Haus des Angeklagten anschlug. Dieser konnte sich durch Eideshelfer aus den anwesenden Freischöffen losschwören. Fand er die vorgeschrie- bene Zahl dieser Eideshelfer nicht oder wurde er sonst überführt, so wurde das über ihn gesprochene Urteil alsbald durch den Strang vollzogen. Erschien der Beklagte auf dreimalige Vorladung innerhalb der festgesetzten Frist nicht, so wurde er für verfemt, d. h. todesschuldig erklärt. Das Urteil vollzogen die Freischöffen. Sie töteten den Schuldigen, wo sie ihn trafen. Meist knüpften sie ihn am nächsten Baume auf und steckten zum Zeichen, daß die Feme ihn gerichtet, ein Messer in den Baum. Die Macht der Feme wurde so groß, daß sie sich nicht scheute, selbst Fürsten vor ihren Richterstuhl zu laden. Ende der Feme. In den Zeiten roher Gewalttätigkeit, des Faustrechts und des Raubrittertums war die Feme eine Wohltat. Aber die den Freischöffen ein- geräumte Gewalt führte zu Mißbräuchen und Willkür. Darum erstanden der Feine viele Gegner. Schließlich wurde sie ganz aufgehoben. 16. Rudolf von Habsburg. 1273—1291. Wohl. Die traurigen Zustünde im Reiche weckten im ganzen deutschen Volke das einmütige Verlangen nach einem Herrscher, der wieder Ordnung schaffen sollte. Im September 1273 traten die deutschen Fürsten in Frankfurt zur Königswahl zusammen. Erz- bischof Werner von Mainz lenkte die Wahl auf den Grafen Rudolf von Habsburg, der seine Besitzungen am Bodensee, in der Schweiz und im obern Elsaß hatte. Krönung. Die Nachricht von seiner Wahl empfing Rudolf vor Basel. Sogleich eilte er zur Krönung nach Aachen. Als nach der Feierlichkeit die Fürsten zu ihm traten, um sich den Besitz ihrer Länder bestätigen und sich neu belehnen zu lassen, fehlte es an einem Zepter. Schnell gefaßt nahm Rudolf ein Kruzifix vom Altar und sagte: „Dieses Kreuz, das die Welt erlöst hat, wird wohl die Stelle eines Zepters vertreten." Dieser fromme Sinn des Königs gefiel allen Anwesenden sehr wohl. Niederwerfung Ottokars. Rudolf war vor allem bemüht, das königliche Ansehen in Deutschland wieder herzustellen. Zunächst zog er gegen Ottokar von Böhmen. Dieser stolze Fürst hatte während der kaiserlosen Zeit zu seinen Erblanden Böhmen und Mähren auch Österreich, Steiermark, Kärnten und Kram au sich gebracht und war so zu großer Macht gelangt. Er hatte selbst nach der Krone gestrebt und verweigerte dem „armen Schweizergrafen" die Anerkennung