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1. Geschichte des Mittelalters - S. 225

1888 - Wiesbaden : Kunze
§. 35, 2. Albrecht I. von Östreich. 225 Rosse und wurde ohnmächtig aus der Schlacht getragen. Aber er erholte sich wieder, bestieg ein anderes Roß und eilte abermals ohne Helm in den Kampf. Albrecht focht in unscheinbarer Rüstung und hatte mehreren Rittern seines Gefolges den königlichen Waffenrock anzulegen gestattet. Zwei fielen von Adolfs Hand, welcher in ihnen seinen königlichen Gegner zu durchbohren wähnte. Endlich erkannte er Albrecht, und indem er ihm zuries: „Hier mußt Du Leben und Reich lassen", traf ihn Albrechts Schwert aus die unbedeckte Stirn, daß er zu Boden sank. Ein Waffenträger durchbohrte den Wehrlosen. Ein Kreuz, das von einer alten Ulme beschattet wird, bezeichnet die Stelle, wo der unglückliche König fiel; seine Leiche fand im Dome zu Speier ihre Ruhestätte. 2. Albrecht I. von Östreich 1298—1308. Die unmittelbare Folge dieses Sieges war die allgemeine Anerkennung Albrechts. Bei einer abermaligen Wahl in Frankfurt vereinigte er alle Stimmen auf sich, dann wurde er zu Aachen gekrönt. Aber der Herrschsüchte Papst Bonifacius Viii. erkannte ihn erst an, nachdem er ihm bedeutende Zugeständnisse gemacht, sich von dessen Gegner Philipp Iv. dem Schönen von Frankreich getrennt hatte und der päpstlichen Partei beigetreten war. Als Albrecht mit großem Prachtaufwand in Nürnberg seinen ersten Reichstag hielt, erschien eines Tages während der Tafel eine hohe Frau im Trauerschleier und warf sich weinend vor seiner Gemahlin Elisabeth nieder. Es war die Königin-Witwe, welche ihren gefangenen Sohn Ruprecht loszubitten kam. Die glückliche Königin versagte der unglücklichen ihre Fürsprache nicht. Aber Albrecht, finster und kalt wie immer, antwortete, sie möge sich an den Erzbischof von Mainz wenden, der den Gefangenen in Verwahrung habe. „So bin ich denn abgewiesen!" rief die unglückliche Gemahlin Adolfs aus, und indem sie sich zu Elisabeth wandte, erhob sie sich und sprach: „Möge Euch Gott niemals ähnlichen Jammer senden!" Albrecht hatte als Herzog streng und willkürlich gehandelt, er that dies auch als Kaiser. Sein harter Sinn, den der Verlust eines Auges schon äußerlich verriet, hat Liebe nie gefühlt, aber auch Liebe nie gefunden. Sein ganzes Streben war daraus gerichtet, sich und sein Haus groß zu machen und Deutschland in eine unumschränkte, in der Familie Habsburg erbliche Monarchie zu verwandeln. Aber alle seine Pläne scheiterten. Vergeblich war sein Bemühen, die Macht Casfians Weltgeschichte. Ii. 5. Aufl. v. Ph. Beck. 15

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1. Geschichte des Mittelalters - S. 178

1878 - Mainz : Kunze
178 Vierte Periode des Mittelalters. wenn es Not thue, noch andere Kaiser in der Tasche, brachte 1298 einen Theil der Wahlfürsten dahin, im Dome zu Mainz die Absetzung Adolfs auszusprechen und zugleich Albrecht als Gegenkaiser aufzustellen. Der Erzbischof von Mainz und die Kurfürsten von Sachsen und Brandenburg luden ersteren vor Gericht, daß er sich über seine schlechte Aufführung rechtfertige, und als er aus die dritte Vorladung nicht erschien, so setzten sie ihn feierlichst ab und erwählten Albrecht I. zum König. Hierzu schienen sie um so weniger befugt, weil die Mehrzahl der Kurfürsten abwesend war, und der Papst, auf dessen Geheiß sie die Wahl vorgenommen zu haben erlogen, im Gegentheil Adolf zur Kaiserkrönung nach Rom entboten hatte. Das Glück der Waffen mußte entscheiden. Bei dem Dorfe Göllheim unweit Worms kam es zur Schlacht. Durch verstellte Flucht wußte Albrecht die Leute seines Unbburd)Iied ^bgners in eine unvorteilhafte Stellung zu bringen, so daß ihnen die Albrecht I. Sonne gerade ins Gesicht schien. „Weiche zurück," rief Adolf seinem " Sohne Ruprecht zu, „meine Feinde lassen mich heute nicht am Leben!" Doch der Sohn entgegnete: „Lieber Vater, ich folge Dir, wohin Du gehst, im Leben und im Tode!" „„Nun wohlan, mein Sohn,"" versetzte dieser, „„es ist besser sterben, als mit Schanden leben."" Adolf stürzte mit dem Rosse und wurde ohnmächtig aus der Schlacht getragen. Aber er erholte sich wieder, bestieg ein anderes Roß und eilte abermals ohne Helm in die Schlacht. Albrecht socht in unscheinbarer Rüstung; er hatte mehreren Rittern seines Gefolges gestattet, den königlichen Waffenrock anzulegen. Zwei fielen von Adolfs Hand, welcher Schlachtei xn ihnen seinen königlichen Gegner zu durchbohren wähnte. Endlich Göllheim erkannte er Albrecht, und indem er ihm zurief: „Hier mußt Du Leben 12‘Jä" und Reich lassen," traf ihn Albrechts Schwert auf die unbedeckte Stirn; daß er zu Boden sank. Ein Waffenträger durchbohrte den Wehrlosen (1298). . Adolfs Die allgemeine Anerkennung König Albrechts war die unmittelbare für ihren * Folge dieses Sieges. Als er seinen ersten Reichstag zu Nürnberg mit S°hn. ungeheurem Pompe hielt, erschien eines Tages während der Tafel eine hohe Frau im Trauerschleier und warf sich weinend vor seiner Gemahlin Elisabeth nieder. Es war die Königin Witwe, welche ihren gefangenen Sohn Ruprecht loszubitten kam. Die glückliche Königin versagte der unglücklichen ihre Fürsprache nicht. Aber Albrecht, finster und kalt wie immer, antwortete, sie möge sich an den Erzbischof von Mainz wenden, der den Gefangenen in Verwahrung habe. „So bin ich denn abgewiesen!" rief die unglückliche Gemahlin Adolfs aus.

2. Geschichte des Mittelalters - S. 178

1867 - Mainz : Kunze
178 Vierte Periode des Mittelalters. Thron gehoben und einst die kecke Aeußerung gethan hatte, er trage, wenn es Noth thue, noch andere Kaiser in der Tasche, brachte 1298 einen Theil der Wahlfürsten dahin, im Dome zu Mainz die Absetzung Adolphs auszusprechen und zugleich Albrecht als Gegenkaiser aufzu- stellen. Der Erzbischof von Mainz und die Kurfürsten von Sachsen und Brandenburg luden Adolph vor Gericht, daß er sich über seine schlechte Ausführung rechtfertige, und als er aus die dritte Vorladung nicht erschien, so setzten sie ihn feierlichst ab und erwählten Albrecht I. zum König. Hierzu schienen sie um so weniger befugt, weil die Mehr- zahl der Kurfürsten abwesend war, und der Papst, auf dessen Geheiß sie die Wahl vorgenomnien zu haben erlogen, im Gegentheil Adolph zur Kaiserkrönuug nach Rom entboten hatte. Das Glück der Waffen mußte entscheiden. Bei dem Dorfe Göllheim unweit Worms kam es zur Schlacht. Durch verstellte Flucht wußte Albrecht die Leute seines und verliert Gegners in eine unvortheilhafte Stellung zu bringen, so daß ihnen die Albrecht I Sonne gerade ins Gesicht schien. „Weiche zurück," ries Adolph seinem Krone und Sohne Ruprecht zu, „meine Feinde lassen mich heute nicht am Leben!" Leben Doch per Sohn entgegnete: „Lieber Vater, ich folge Dir, wohin Du gehst, im Leben und im Tode!" „„Nun wohlan, mein Sohn,"" ver- setzte Adolph, „„es ist besser sterben, als mit Schanden leben."" Adolph stürzte mit dem Rosse und wurde ohnniächtig ans der Schlacht getragen. Aber er erholte sich wieder, bestieg ein anderes Roß und stürzte sich abermals ohne Helm in die Schlacht. Albrecht focht in unscheinbarer Rüstung; er hatte mehreren Rittern seines Gefolges ge- stattet, den königlichen Wafsenrock anzulegen. Zwei fielen von Adolphs Hand, welcher in ihnen seineil königlichen Gegner zu durchbohren wähnte, in der Endlich erkannte er Albrecht, und indem er ihm zurief: „Hier niußt ^Göllheim^ Du Leben und Reich lassen," traf ihn Albrechts Schwert auf die un- 1298. bedeckte Stirn, daß er zu Boden stürzte. Ein Waffenträger Albrechts durchbohrte den Wehrlosen (1298). Adolphs Die allgemeine Anerkennung König Albrechts war die unmittel- ^für°ihr-n^bare Folge dieses Sieges. Als er seinen ersten Reichstag zu Nürnberg Sohn, mit ungeheurem Pompe hielt, erschien eines Tages während der Tafel eine hohe Frau im Trauerschleier und warf sich weinend vor seiner Gemahlin Elisabeth nieder. Es war die Königin Wittwe, welche ihren gefangenen Sohn Ruprecht loszubitten kam. Die glückliche Königin versagte der unglücklichen ihre Fürsprache nicht. Aber Albrecht, finster und kalt wie immer, antwortete, sie möge sich an den Erzbischof von Mainz wenden, der den Gefangenen in Verwahrung habe. „So bin ich denn abgewiesen!" rief die unglückliche Gemahlin Adolphs aus,

3. Die Geschichte des Mittelalters - S. 501

1862 - Köln : DuMont-Schauberg
98. Adolf von Nassau. 501 blutgierigsten Grausamkeit den Bauern ihre Treue gegen ihre bisherigen Herren vergalten. Kampf mitalbrecht. Seitdem Adolf das Ansehen seines Hau- ses durch eheliche Verbindungen (seines ältesten Sohnes mit der Tochter des Böhmenkönigs und seiner Tochter Mechtilde mit dem Pfalzgrafen Rudolf) und durch die Eroberung Thüringens fester gegründet glaubte, suchte er sich der lästigen Bevormundung seines herrschsüchtigen Oheims allgemach zu entziehen. Auch bemühte er sich nicht, seine bei der Krö- nung übernommenen Verbindlichkeiten zu erfüllen. Erzbischof Gerhard rief deßhalb ergrimmt aus: „Ich habe noch mehr Könige in der Tasche." Diese und andere Zerwürfnisse blieben dem lauernden Oesterreicher nicht verborgen, der seine Zurücksetzung bei der Wahl nie verschmerzt hatte. Er verhieß dem Erzbischof Gerhard 15,000 Mark Silbers und bei der Krönung König Wenzel's, die der Mainzer Erzbischof in Prag vollzog, gedieh der Plan der Absetzung des Nassauers und der Erhöhung Albrecht's zur Reife. Als Albrecht mit einem Heere am Oberrhein erschien und der Krieg zwischen den beiden Gegnern begonnen hatte, kamen die Kurfürsten von Sachsen und Brandenburg nebst den Gesandten des Königs von Böh- men in Mainz zusammen. In Verbindung mit dem Erzbischöfe Ger- hard sprachen die vier Wahlfürsten die Absetzung Adolf's aus und wähl- ten an seine Stelle Albrecht. Adolf aber war entschlossen, sein gutes Recht auf's äußerste zu vcrtheidigen. Am Fuße des Donnersbergcs, in dem Thalkessel von Göllheim, stießen die beiderseitigen Heere auf einander (2. Juli 1298). Schon hatte sich die Schlacht zu Albrecht's Vortheile geneigt und Adolf war durch den Sturz seines Rosses zu Boden geschleudert worden, als er von Neuem in den Feind uuwider- stehlich eindrang und seinen Gegner mitten im Gewühle der Schlacht anfsuchte. Dieser aber war durch die einfache Rüstung eines Vasallen, welche ihn verhüllte, unkenntlich, während mehrere seiner Getreuen in den königlichen Wappenrock mit dem schwarzen Adler gekleidet waren; zwei dieser verkappten Streiter schlug Adolf zu Boden. Aber als die Oesterreicher neue Verstärkungen heranzogen, ergriffen die Seinen die Flucht, Adolf von den Gegnern immer enger eingeschlosscn, erkannte endlich seinen Todfeind in der fremden Rüstung. Seines Zornes nicht mehr Meister, rief er mit donnernder Stimme: „allhie sollst du mir Reich und Leben lassen!" „Das steht in Gottes Hand" erwiderte Albrecht und traf ihn so heftig ins unbeschützte Gesicht, daß ihm ein Auge herausbrach, während gleichzeitig der Wild- und Rauhgras dem König einen zerschmetternden Hieb anfs unbedeckte Haupt versetzte. Ein reisiger Knecht durchschnitt dem zu Boden Gesunkenen, nach Scharfrich- terart, den Hals. So fiel König Adolf in der Feldschlacht am Hasen- bühl. Ein finsteres Geschick riß den ritterlichen Fürsten in der Voll- kraft des männlichen Alters von dem ersten Throne der Welt in die Gruft der einsamen Klosterkirche zu Rosenthal, denn Albrecht ließ ihn nicht in der Königsgruft zu Speier bestatten, weil er, abgesetzt, nicht

4. Mittlere und neue Geschichte bis 1648 - S. 132

1883 - Hannover : Helwing
132 Neue Geschichte. Ii. Elisabeth, Königin von England; 1558—1603. 9. Die Reformation in England. England (Teil I. S. 154) wurde im 9. Jahrhundert von den Normannen (S. 27) lange Zeit all- jährlich geplündert; Alfred der Große (871—901) befreite das Land von dieser Plage. Er vereinigte die einzelnen Provinzen zu einem Reiche und erhob London zur Hauptstadt; er förderte Ackerbau und Gewerbe, legte Schulen an und sorgte für eine strenge Rechtspflege. Bald nach seinem Tode eroberten die Normannen die Nordküste von Frankreich und gaben ihr den Namen Normandie; von hier setzten sie im Jahre 1066 nach England über, eroberten es, und ihr Herzog, Wilhelm der Er- oberer, ward König von England. Zur Zeit Luthers herrschte in England Heinrich Vlll. Dieser war ein Gegner Luthers, aber auch ein Feind des Papstes, weil dieser nicht in eine Scheidung von seiner ersten Frau — er war sechsmal verheiratet -- willigen wollte. Da erklärte er sich selbst zum Oberhaupte der eng- lischen Kirche, hob die Klöster auf, zog deren Güter ein und drängte seinem Volk einen Glauben auf, der aus der katholischen Lehre und seinen eigenen Ansichten gemischt war. Ihm folgte sein Sohn und darnach seine älteste Tochter, die „blutige Maria," die sich mit dem streng katholischen Philipp Ii. von Spanien vermählte und den prote- stantischen Glauben eifrig verfolgte. Während ihrer nur fünfjährigen Regierung ließ sie 288 Protestanten lebendig verbrennen. Ihre Nach- folgerin war Elisabeth. Auch sie war eine Tochter Heinrichs Viii. und seiner zweiten Ge- mahlin. Der grausame König hatte diese wegen unbegründeten Ver- dachtes hinrichten und Elisabeth des Thrones verlustig erklären lassen. Unter dem Drucke mehrerer Stiefmütter verlebte Elisabeth eine freuden- leere Jugend; von ihrer Halbschwester Maria wurde sie fünf Jahre lang wie eine Gefangene behandelt. " Sofort nach Marias Tode kam sie nach London und wurde vom Volke mit Jubel empfangen; im Angesichte aller fiel sie auf ihre Kniee und dankte Gott für ihre wunderbare Erhaltung. Kaum hatte Philipp ll. den Tod seiner Gemahlin erfahren, als er auch schon um die Hand der Elisabeth anhielt. Sie aber wies ihn ab. Dem Parlamente, das den Wunsch ausgesprochen hatte, die Königin möge sich doch einen Gemahl wählen, erklärte sie: „England ist mein Gemahl und jeder Unterthan mein Sohn; das Wohl so vieler Tausende erfordert meine ganze Sorge und Neigung; ich wünsche sehnlich, daß man einst auf meinem Grab- steine lese: „Hier ruht die jungfräuliche Königin!" Sie war, wie ihre Mutter, der protestantischen Kirche zugethan und ergriff bald alle Maß- regeln, dieselbe zur herrschenden zu machen. Wer die königliche Oberhoheit über die Kirche nicht anerkennen wollte, wurde bestraft; sie ließ das von ihrem Vater aufgestellte Glaubensbekenntnis noch einmal durchsehen und in 39 Artikel fassen, die noch jetzt das Glaubensgesetz der englischen Kirche bilden. Da diese das Kirchenregiment der Bischöfe anerkennt, so wird sie die bischöfliche oder Episkopalkirche genannt; außerdem hat

5. Neuere Geschichte - S. 78

1848 - Leipzig : Brandstetter
78 gefangen gesetzt, wo sie von dem Ritter Benfield sehr hart behandelt wurde. Ja die Bosheit heimlicher Feinde ging so weit, daß sogar drei Meuchelmörder abgeschickt wurden, sie zu tobten, diese aber, als sie in's Zimmer zu ihr traten, ließen die Dolche fallen und erklärten, „ohne schrift- lichen Befehl der Königin würden sie nimmermehr ein so liebenswürdiges Geschöpf umbringen." Elisabeth schrieb darauf einen beweglichen Brief an die Königin, welcher Philipp Ii. so rührte, daß er ihre Loslafsung bewerkstelligte. Die Freude des Volkes darüber war groß, und Maria war nun wohl genöthigt, da sie sah, wie auch der ganze Hof und das Parlament der Elisabeth geneigt waren, sie als königliche Schwester zu behandeln. Sie erhielt demnach das Schloß Herfield mit einem anstän- digen Hofstaate und wurde später, da Maria'ö Ehe kinderlos war, sogar zur Prinzessin von Wallis (oder Thronfolgerin) ernannt. Mitten unter diesen günstigen Ereignissen traf sie die Nachricht, daß Graf Dev onshire plötzlich (man glaubt, am Gifte) zu Gent gestorben sei. Er hatte noch kurz vor seinem Tode der Prinzessin in einem zärtlichen Briefe sein letztes Lebewohl gesagt, und Elisabeth beklagte ihn, ohne ihre edle Neigung zu verhehlen; ja sie schlug den Antrag zweier Prinzen, die kurz darauf um ihre Hand baten, mit der Aeußerung aus: „nie sei ein Mann es so werth gewesen, von einer Prinzessin geliebt zu werden, als Devonshire." Weit unglücklicher als sie war die Königin Maria, die Katholische, welche wegen der unerhörten Grausamkeiten, die wohl meist ohne ihr Wissen geschahen, den Haß der ganzen Nation auf sich geladen hatte und die Zeichen desselben bei jeder Gelegenheit wahrnehmen mußte, überdieß aber von ihrem Gemahle, den sie aufs Zärtlichste liebte, erst vernachlässigt und endlich gar verlassen wurde. Er war es müde, nur als Gemahl einer Kö- nigin in England zu leben, und begab sich nach den Niederlanden, wo er bis an den Tod seiner Gemahlin blieb, der schon im I. 1558 nach langen Leiden des Körpers und der Seele erfolgte. Nun wurde Elisabeth im Triumphe nach London geführt und so- wohl vom Parlamente als auch vom ganzen Volke zur Königin ausgerufen. Sobald sie den Thron bestieg, machte sie allen Höfen ihren Regierungs- antritt bekannt, und von allen wurde sie mit Glückwunschschreiben als Kö- nigin von England begrüßt. Sogar König Philipp, der sich nach dem Tode seiner Gemahlin in sein Erbkönigreich Spanien begeben hatte, ließ sie durch seine Gesandten bewillkomnien, ihr aber auch zugleich seine Hand anbieten. Auf diesen Antrag erwiederte Elisabeth: „Ich bin dem König von Spanien so große Verbindlichkeiten schuldig, daß ich unmöglich glauben kann, dieselben durch diese kleine Hand zu vergüten." Dieß war die einzige Antwort, die sie dem Gesandten gab, der eine bestimmte Erklärung wünschte, woraus freilich nicht das beste Vernehmen zwischen ihr und Philipp er- folgen konnte. Allein ihr richtiger Blick in die Angelegenheiten Europa's und Englands überzeugte sie, daß ein Bündniß mit Spanien für ihr Land

6. Mittelalter - S. 99

1882 - Oldenburg : Stalling
99 § 15. Albrecht L (1298—1308.) — Die Schweizer Eidgenossenschaft. Nach Rudolfs Tode ward Adolf von Nassau (1291—1298) durch den Einfluß des Mainzer Erzbischofes König, aber mich, da er zu selbständig regierte, durch den Einfluß desselben Kirchensürsten wieder abgesetzt und Albrecht von Östreich gewählt (1298). Zwischen beiden Königen kam es bei Gellheim unweit Worms zur Schlacht. Adolf rief seinem Gegner zu: „Hier müßt Ihr mir Reich und Leben lassen!" „Das steht in Gottes Hand!" erwiderte Albrecht. Adolf sank vom Pferde und ward vollends getötet. Ungeachtet seiner früheren Wahl und seines Sieges ließ sich Albrecht in Frankfurt nochmals wählen und zu Aachen krönen. Sein Gemüt war hart, finster und feindselig, sein Äußeres abschreckend, schon durch den Verlust des einen Auges. Herrschgier und Ländersucht trieben ihn zur Vermehrung seiner Hausmacht an, bis er nach zehnjähriger Regierung (1298—1308) durch Meuchelmord fiel. Albrechts Bruder Rudolf war früh gestorben, sein Sohn Johann von Schwaben war der rechtmäßige Erbe seiner Besitzungen. Lange schon und immer dringender hatte dieser von seinem Oheim und bisherigen Vormund sein Eigentum gefordert, war aber von Albrecht stets zurückgewiesen und vertröstet worden. Endlich faßte er, durch Herrschsucht und böse Ratschläge verblendet, den furchtbaren Plan, seinen König und Oheim zu ermorden und führte ihn in Verbindung mit Habsburgischen Dieustleuteu aus (1308). Mit den Verschworenen (Eschenbach, Balm, Wart, Tegernseld) ritt er im Gefolge des Königs, der seiner Gemahlin entgegenkommen wollte, der Reuß zu. Unter dem Vorwande, beim Übersetzen über diesen Fluß den Nachen so wenig als möglich zu beschweren, trennten sie den König von seiner übrigen Begleitung. Am jenseitigen Ufer fiel Eschenbach dem König in den Zaum. „Zu Hülfe, Vetter!" rief Albrecht, aber dieser rannte ihm mit den Worten: „Hier der Lohn des Unrechts!" das Schwert in den Nacken durch die Brust. Balm spaltete ihm den Kopf. Der König starb, angesichts seiner Stammburg, in den Armen einer Bettlerin. Die Mörder flohen. Johann (Parrieida) verscholl gänzlich. Gegen Schuldige und Unschuldige wütete die Rache von Albrechts Gemahlin Elisabeth und seiner Tochter Agnes. Die Bnrgen der Mörder wurden gebrochen, ihre Ver- 7*

7. Lehr- und Lesebuch oder die Vaterlands- und Weltkunde - S. 216

1873 - Essen : Bädeker
216 Zwingburgen gebrochen. — Also hat durch des stolzen Kaisers Albrecht von Österreich knechtende Herrschaft das deutsche Reich die Schweiz verloren. Nach. Albrecht toü Österreich kam der Graf Heinrich von Luxemburg oder Lützelburg als Heinrich Vii. auf den deutschen Kaiserthron (1308 — 1313). Durch die Vermählung seines Sohnes mit Elisabeth, der Enkelin Ottokars, des Königs von Böhmen, gewann er die böhmische Krone, welche in der Folge zu der deutschen Kaiserkrone kam. — Nach seinem Tode geschah es, dass die Kurfürsten bei der neuen Kaiserwahl sich entzweiten, und die eine Partei Friedrich von Österreich, einen Sohn des ermordeten Königs Albrecht, die andere dagegen Ludwig von Baiern zum Kaiser wählten. Daraus entstand ein achtjähriger, blutiger Krieg, bis sich endlich die beiden Kaiser versöhnten und die Regierung des Reichs gemeinschaftlich besorgten (1313—1347). 22. Deutsche Treue. Tl^r Kaiser Ludwig der Bayer hatte seinen Gegner Friedrich den Schönen von Österreich in einer großen Schlacht gefangen ge- nommen und erst auf das Schloß Dornberg, spater in die feste Burg Trausnitz bei der Stadt Amberg in Baiern gesetzt. Dort war der unglückliche Friedrich von aller Welt abgeschnitten; er hörte nichts von seinem treuen Weibe, das sich um ihn blindgeweint hatte, nichts von seinem Bruder, der ihn so gern gerettet hätte. Er konnte sich nirgends bewegen, als in dem engen, düstern Schloßhofe, statt daß er sonst jeden Morgen auf seinem Roß in den Wald gesprengt war und Hirsche und Rehe erlegt hatte. Aber auch dem Kaiser Ludwig war es nicht gut gegangen; er hatte viele Unruhe und Gefahr im Kriege ausge- standen, war längst vom Papste aller Rechte auf das deutsche Reich für verlustig erklärt, und es waren noch immer viele Leute, welche den gefangenen Friedrich lieber zum Kaiser gehabt hätten, als ihn. Da erinnerte sich Ludwig, daß Friedrich sein Jugendfreund und immer so treu und ehrlich gewesen war. Eines Abends setzte er sich auf sein Roß und ritt nach dem Schlosse Trausnitz, wo Friedrich gefangen saß. „Alter Freund," sagte er, „willst du frei werden?" — „Frei? so daß ich meine Gemahlin und meinen Bruder wiedersehen könnte?" ant- wortete Friedrich, „o dafür thäte ich Alles!" Run eröffnete ihm Lud- wig die Bedingungen, unter welchen er ihn frei lassen wolle. „Wenn du mir versprichst und am Altare schwörst, daß du dich wieder in die Gefangenschaft stellen willst, wenn du das Versprechen nicht halten kannst, dann bist du frei!" Friedrich versprach es, und beide empfingen am Altare das heilige Abendmahl zum Zeugniß ihres Bundes. So ritten sie freundlich zusammen bis an die Grenze. Als aber Friedrich nach Wien kam , fand er Vieles anders, als er wünschte. Sein liebes Weib war blind; sein Bruder Leopold war

8. Lehr- und Lesebuch oder die Vaterlands- und Weltkunde - S. 205

1863 - Essen : Bädeker
205 Volkes Klage nicht mehr anhört? Ist aber kein Gesetz gültig, und keiner, der da richtet zwischen mir und ihm; so stehen wir, Geßler, du und ich, gesetzlos beide, und Nothwehr richtet. Soll eins von beiden fallen, unschuldig Weib und Kind und Vaterland, oder, Vogt Geßler, du: so falle du, und Freiheit steige wieder!" So dachte der Tell und flog mit Pfeil und Bogen gen Küßnacht und harrte in der hohlen Gasse bei dem Ort. Da kam der Vogt; da schwirrte die Bogensehne; da durchbohrte der freie Pfeil das Herz des Gewaltherrn Hermann Geßler von Brunnegg. Das ganze Volk erschrak freudig, als es den Tod seines Unter- drückers vernahm. Die That des Tell verlieh höhern Muth. In der Nacht des Neujahrs wurden die Landespeiniger vertrieben und ihre Zwingburgen gebrochen. — Also hat durch des stolzen Kaisers Albrecht von Österreich knechtende Herrschaft das deutsche Reich die Schweiz verloren. Nach Albrecht von Österreich kam der Graf Heinrich von Luxemburg oder Lützelburg als Heinrich Vii. auf den deutschen Kaiserthron (1308—1313). Durch die Vermählung seines Sohnes mit Elisabeth, der Enkelin Ottokars, des Königs von Böhmen, gewann er die böhmische Krone, welche in der Folge zu der deutschen Kaiserkrone kam. — Nach seinem Tode geschah es, dass die Kurfürsten bei jier neuen Kaiserwahl sich entzweiten, und die eine Partei Friedrich V0i1 Österreich, einen Sohn des ermordeten Königs Albrecht, die andere dagegen Ludwig Voq Baiern zum Kaiser wählten. Daraus entstand ein achtjähriger, blutiger Krieg, bis sich endlich die beiden Kaiser versöhnten und die Regierung des Reichs gemeinschaftlich besorgten (1313 — 1347). 22. Deutsche Treue. Der Kaiser Ludwig der Bayer hatte seinen Gegner Friedrich den Schönen von Österreich in einer großen Schlacht gefangen genommen und erst auf das Schloß Dornberg, später in die feste Burg Trausnitz bei der Stadt Amberg in Baiern gesetzt. Dort war der unglückliche Friedrich von aller Welt abgeschnitten; er hörte nichts von seinem treuen Weibe, das sich um ihn blindgeweint hatte, nichts von seinem Bruder, der ihn so gern gerettet hätte. Er konnte sich nirgends bewegen, als in dem engen, düstern Schloßhofe, statt daß er sonst jeden Morgen auf seinem Roß in den Wald gesprengt war, und Hirsche und Rehe erlegt hatte. Aber auch dem Kaiser Ludwig war es nicht gut gegangen; er hatte viele Unruhe und Gefahr im Kriege ausgestanden, war längst vom Papste aller Rechte auf das deutsche Reich für verlustig erklärt, und es waren noch immer viele Leute, welche den gefangenen Friedrich lieber zum Kaiser gehabt hätten, als ihn. Da erinnerte sich Ludwig, daß Friedrich sein Jugendfreund und immer so treu und ehrlich gewesen war. Eines Abends setzte er sich auf sein Roß und ritt nach dem Schlosse Trausnitz, wo Friedrich gefangen saß. „Alter Freund," sprach er, „willst du frei werden?" — „Frei? so daß ich meine Gemahlin und meinen Bruder wiedersehen könnte?" ant-

9. Geschichte des Mittelalters - S. 241

1867 - Mainz : Kunze
Von der Wiederherstellung der Ruhe und Ordnung rc. 24 i von Sitten, klar von Güte, klar von Wohlredenheit, klar in Liebe und Treue, hoch über den edlen Frauen, schamhaft, deniüthig, mäßig, sanft- müthig, klar in allen Tugenden, am allerklarsten in Weisheit und Vernunft. Clara hielt sich in allen klaren Sachen so, daß sie von Jedermann gelobt und geliebt wurde." König Wenzel (1378 — 1411) war nach damals üblichem Ge- brauch kurz nach der Taufe mit Elisabeth, einer Tochter des Burg- grafen Friedrich von Nürnberg, verlobt worden. Allein dieser Plan Johann« und zerschlug sich wieder. Sein Vater warb darum 1366, als Wenzel fünf Jahre alt war, um die Tochter des ungarischen Königs für feinendes Kaisers Sohn und erhielt die Zusage. Auch diese Heirath kam nicht zu Stande, aqen5ei‘ welche wie die erste lediglich aus Hoffnung auf bedeutenden Gütererwerb geschlossen worden war. Erst der dritte Versuch gelang. 1370 als Wenzel noch nicht das 10. Jahr erreicht hatte, verlobt: ihn sein Vater mit der Prinzessin Johanna von Baiern, und diese Heirath kam zu Stande. König Wenzel war ein wilder, roher und ungeschliffener Herr (S. 191). Er begnügte sich nicht damit, auf der Jagd große Huude bei sich zu haben, sondern auch in der Nacht lagen dieselben in dem königlichen Schlafzimmer. Da geschah es denn, daß in der Nacht am 31. December 1386, als die Königin ausstehen wollte, ein wüthen- der Hund sie bei der Kehle faßte und erwürgte. Von ihr erzählt auch eine Legende, daß der heilige Johannes von Pomuck deshalb vom Kaiser in die Moldau geworfen worden sei (S. 194), weil er das Beichtgeheimniß der Königin Johanna nicht habe verrathen wollen. Nach diesen Vorgängen ist es kaum begreiflich, wie Wenzel 1392 aber- mals die Hand einer bairischen Prinzessin Sophia, einer Tochter des Herzogs Johann von Baiern und Pfalzgrafen am Rhein, erhielt. Von ihrem Schicksale ist uns wenig bekannt. Sie überlebte den Kaiser und starb 1428. Sie war für die Lehre des Johannes Huß so begeistert, daß sie auf seinen Glauben sterben zu wollen versicherte, weshalb sie von ihrem derben Bruder Ernst von München (S. 240) ins Gesicht geschlagen wurde. Der heitere, lebensfrohe und schöne Kaiser Sigismund war zuerst Barbar«, die mit Maria von Ungarn vermählt und Vater einer Tochter geworden. Gemahlin Sie hieß Elisabeth und heirathete den Herzog Albrecht li. von Oestreich, Sigismund, welcher darum auch aus ausdrückliches Verlangen Sigismunds die Kaiserwürde, Böhmen und Ungarn und die Fürstenthümer Mähren und Schlesien erhielt. Nach Mariens Tod vermählte sich Sigismund mit Barbara, Gräfin von Eillh, einer ungetreuen, sittenlosen Frau, welche er schon 1421 wegen ihrer schamlosen Aufführung nach Groß- Cassian's Geschichte. Ii. 2, Ausl. l(j

10. Neuere und neueste Geschichte - S. 19

1887 - Leipzig : Siegismund & Volkening
— 19 — gesprengt; die Leiche des Königs lag im Garten. Tie öffentliche Stimme bezeichnete Bothwell als den Thäter nnb die Königin als seine Mitschuldige. Als sich nun gar kurze Zeit darauf Maria mit Bothwell vermählte, da brach die allgemeine (Entrüstung aus. Die Schotten griffen zu dem Schwerte; Bothwell rettete sich durch die Flucht: Maria aber wurde gefangen nach Edinbnrg geführt und mußte zu Gunsten ihres Sohnes Jakob auf den Thron verzichten. Maria entkam sodann aus dem Gefängnisse und floh nach England, um bei ihrer königlichen Verwandten Schutz zu suchen. Elisabeth sagte ihr denselben zu, wenn sie sich von dem Verdachte, Anteil an der Ermordung Tanileys gehabt zu haben, reinigen könne. Maria ward in Haft behalten, und da die Katholiken, Marias Freunde, sie zu befreien suchten und eine Verschwörung gegen Elisabeth anzettelten, so warb Marias Lage um so schlimmer. Hub als immer neue Verschwörungen gegen Elisabeth eutbeckt mürben, rief letztere enblich ein Gericht zusammen, welches Maria der Teilnahme an beut Morbe ihres Gemahls uitb an einer Verschwörung gegen das Leben der Königin Elisabeth für schuldig erkannte. Hierauf ward das Todesurteil ausgesprochen nnb nach langem Zögern enblich von Elisabeth bestätigt. Maria empfing die Botschaft mit einer solchen Rtche uitb Würbe, daß alle Anwesenheit gerührt und erschüttert würden. Sie beteuerte, daß sie nie den Tod ober die Entthronung der Königin Elisabeth gewollt habe und daß sie an der Ermordung ihres Gemahls unschuldig sei. Zwanzig Jahre hatte sic im Gesüng-nis zugebracht; 1587 fiel das Haupt der unglücklichen Maria unter bent Beil. — Marias Tod ging der Elisabeth mehr zu Herzen, als sie geglaubt hatte. Dieschnld der raschen Ausführung schob sie auf die Räte. 4. Elisabeths fernere Regierung. Philipp ii. vou Spanien rüstete gegen Elisabeth die „unüberwindliche Armada" aus, 1588, weil diese den Niederländern Beistand geleistet und die Königin Maria zum Tode verurteilt hatte. Aber die gewaltige Flotte nahm ein klägliches Ende. Sie wurde durch Stürme zerstreut und von den lenksameren Schiffen der Englänber fast ganz vernichtet. Nur ein elender Rest kam wieder heim. Als Philipp die Unglücksbot-fchaft vernahm, sagte er stolzgelassen: „Ich habe die Flotte gegen Menschen, nicht gegen Stürme und Klippen gesandt." Ganz Europa jubelte. Mit diesem Schlage war Spaniens Übermacht gebrochen. Englands Seewesen aber hob sich seit der Zeit immer mehr; der Handel nahm eine immer größere Ausbeutung an; in allen Erbteilen würden Kolonien gegrünbft. In Nordamerika grünbete Walter Raleigh (spr. Rchli) 1584 die erste englische Ansiedelung, die er seiner jungfräulichen Königin zu Ehren „Virginien" nannte, ym Jahre 1600 wurde die „ englisch - ostinbische Hanbelskompaguie" gestiftet, welche die Veranlassung zu der Unterwerfung der vorber-inbischen Halbinsel unter Englaubs Herrschaft würde. 2*

11. Lesebuch für die Volks- und Bürgerschulen in Mecklenburg-Schwerin - S. 310

1867 - Rostock : Hirsch
310 67 Der siebenjährige Krieg. In demselben Jahre, in welchem Friedrich Ii den Thron seiner Väter bestieg, kam in Östreich die gütige, kluge und entschlossene Königin Maria Theresia, die Tochter Kaiser Karls Vi, der ohne männliche Erben gestorben war, zur Negierung. Sie hatte anfangs viele Noth von ihren Nachbarn; denn die umliegenden Fürsten gönnten ihr, der Frau, das Erbe nicht und hatten Lust, die östreichische Monarchie zu zerreißen und unter sich zu theilen. Zuerst trat Friedrich von Preußen auf und forderte Schlesien, das ihm nach alten Verträgen gebühre, für sich. In Östreich beachtete man den kleinen König kaum. Aber Friedrich machte seine Ansprüche mit 80,000 wohlgeübten Soldaten geltend und schlug die östreicher, die ganz unvorbereitet waren, so schnell und gründlich, daß ihm im Frieden ganz Schlesien bis auf einzelne noch jetzt zu Östreich gehörende Striche abgetreten wurde. Als wenige Jahre darauf die Königin Maria Theresia ihre anderwei- tigen Feinde zur Ruhe verwiesen hatte, besorgte Friedrich, daß sie versuchen würde, ihm Schlesien wieder zu entreißen, und fiel, um einem etwaigen An- griffe zuvorzukommen, mit einem großen Heere in Böhmen ein. Dieser zweite Krieg zwischen den beiden deutschen Ländern endete ebenso, wie der erste, mit der völligen Niederlage des östreichischen Heeres. Der große Sieg der Preußen bei H o h en f r i ed b e r g verbreitete den Ruhm ihrer Tapferkeit und Kriegstüchtigkeit durch ganz Europa. So hatte ein einziges Dragonerregi- ment sechs und sechszig Fahnen erobert und zwanzig Bataillone Fußvolk in die Flucht gejagt. Im Frieden behielt Friedrich ganz Schlesien, erkannte aber den Gemahl der Theresia, Franz I, als deutschen Kaiser an. Der Friede war hergestellt, die Freundschaft nicht. Die Kaiserin konnte Schlesien nicht vergessen und beschloß, alles daran zu setzen, es wieder zu ge- winnen. Weil ihre Feldherrn dem gewaltigen Gegner nicht gewachsen waren, sah sie sich nach Beistand um. Im geheimen schloß sie mit Franzosen und Russen, Schweden und Sachsen einen Bund, der nichts Geringeres bezweckte, als den aufstrebenden Preußenkönig zu demüthigen und sein Gebiet so zu be- schneiden, daß er in Zukunft ein unbedeutender Potentat im deutschen Reiche, ein „Graf von Ruppin", wie man scherzhaft sagte, sein sollte. Durch einen Verrath kam Friedrich hinter das ganze Geheimniß. Schnell durchschaute er die Größe der Gefahr. Den mächtigen Verbündeten gegenüber hatte er nie- manden, der sein Freund und Bundesgenosse hätte sein mögen, als den König von England, der mit den Franzosen in Krieg war und für sein Hannover fürchtete. Aber er hatte vor allen Mächten den Vortheil voraus, daß sein Heer allezeit schlagfertig und gerüstet war. Diesen benutzte er. Unerwartet fiel er 1756 in das wehrlose Sachsen ein und fing damit den schweren, sieben Jahre dauernden Krieg an, in welchen! er so glänzende Feldherrngaben zeigte, daß er den größten Kriegshelden aller Zeiten zur Seite gestellt werden muß. Der Anfang war überraschend glücklich. Die Östreicher wurden in einer mörderischen Schlacht besiegt; die Sachsen wurden eingeschlossen und gefangen und mußten bei dem großen Könige Kriegsdienste nehmen. In kaum zwei Monaten waren die Preußen die Herren von ganz Sachsen. Im Jahre 1757 trat zu den vielen Feinden noch das deutsche Reich hinzu und erklärte sich gegen den König, weil derselbe durch seinen Einfall in Sachsen den Landfrieden gebrochen hatte. Friedrich eröffnete den Feldzug damit, daß er in Böhmen einfiel, um sich den gefährlichsten Feind, die Olt- reicher, zuerst vom Halse zu schaffen. Bei Prag gewann er einen glänzenden, aber blutigen Sieg; 16,000 Preußen lagen todt oder verwundet auf dem

12. Das Mittelalter - S. 150

1893 - Leipzig : Dürr
— 150 — lenkte er das deutsche Königtum in eine ganz neue, in die allein noch offene Bahn. Da er alles Abenteuerliche mied, so zeigte er sich immer schlicht, einfach und bescheiden, und feine reine Frömmigkeit gewann ihm die Herzen aller Gutgesinnten. Er wird uns geschildert als ein hochgewachsener Mann mit zierlichem Haupte, bleicher Gesichtsfarbe, starker, langgestreckter Nase, spärlichem Haupthaar, immer mäßig in Speise und Trank, arm im höchsten Reichtum. 2. Adolf von Nassau (1291—98). Die Kurfürsten (Wahlfürsten), d. H. die ersten geistlichen und weltlichen Fürsten, welche die Wahl des Königs als ihr Vorrecht betrachteten, vereinigten ihre Stimmen nicht auf Rudolfs Sohn Albrecht, dessen Macht sie fürchteten und dessen herrisches Wesen sie haßten, sondern aus den armen Grasen Rudolf von Nassau, der ihnen ungefährlich schien und große Versprechungen machte. Adolf von Nassau, ein sehr gebildeter, tapferer und ehrenwerter Mann, dachte bei der Übernahme der Königskrone wohl hauptsächlich daran, sich wie sein Vorgänger Hausgut zu verschaffen und seine zahlreiche Familie zu versorgen, aber ihm brachte die Königswürde nur Kamps, Enttäuschung und einen frühen Tod. Mit voreiliger Hast mischte er sich in die Streitigkeiten der Wettiner, um Meißen und Thüringen zu erlangen. Meißen, das damals von einer Nebenlinie der Wettiner an die Hauptlinie zurückgefallen war, nahm er sogleich in Verwaltung, und Thüringen kaufte er dem schwachen Landgrafen Albrecht dem Entarteten ab. Als dessen Söhne Friedrich der Freidige und Diezmann ihr Erbe zurückforderten, ließ er das unglückliche Land auf das furchtbarste verwüsten. Da er überdies den Wahlfürsten die gegebenen Versprechungen nicht hielt oder auch nicht halten konnte, so bildete sich eine feindliche Partei gegen ihn, an deren Spitze Albrecht von Östreich stand. Es kam so weit, daß er auf einer Fürstenverfammlnng zu Mainz abgefetzt und fein Gegner Albrecht, vor dem er immer in Furcht gelebt hatte, gewählt wurde. In dieser äußersten Bedrängnis beschloß er in ritterlicher Weise, sein Recht mit den Waffen geltend zu machen, denn er erkannte eine Gewalt der Kurfürsten über ihn nicht an. In einem engen Thale bei Göllheim trat er 1298 an der Spitze derer, die ihm treu geblieben waren, dem Habsburger entgegen, aber gegen die überlegene Heeresmacht Albrechts konnte der verlassene König nichts ausrichten. In Verzweiflung suchte er den Räuber seiner Krone selbst auf dem Schlachtfelde auf, das Gottesurteil des Zweikampfes sollte entscheiden. Es fiel gegen ihn aus, von Albrechts Speer getroffen sank er tödlich

13. Deutsche Geschichte - S. 124

1881 - Straßburg : Schultz
124 Adolf von Nassau. Nassau, einen tapferen, ritterlichen Mann, den sie nach ihren Wnschen zu lenken hofften. Sie hatten sich getuscht; denn Adolf wahrte mit Umsicht den Landfrieden und dachte nach dem Beispiele Rudolfs sich eine Hausmacht zu grnden. Eine Gelegenheit dazu boten ihm die thringischen Wirren. Dort war mit dem Land-grasen Heinrich Raspe (f. S. 116) das alte Landgrafengeschlecht ausgestorben. Hierauf hatten sich die nchsten Erben, Heinrich der Erlauchte von Meien aus dem Hause Wettin, und Sophia von Brabant fr ihren Sohn, Heinrich das Kind, während des In-terregnums in einem siebenjhrigen Kriege (12561263, gerade 500 Jahre vor dem berhmten siebenjhrigen Kriege) um den Be-sitz des Landes gestritten und sich endlich dahin verstndigt, da Thringen an Meien, Hessen, welches zu der alten Landgraf-schaft gehrt hatte, an Heinrich das Kind fallen sollte. Seitdem heien die Fürsten von Hessen Landgrafen. Auf Heinrich den Erlauchten war Albrecht der Entartete in Thringen gefolgt. Derselbe hatte seine edle Gemahlin, Margaretha, eine Tochter-Friedrich Ii, verstoen, was spter einen Kampf der Shne Mar-garethas, Diezmanns und Friedrichs mit der gebissenen Wange", gegen den Vater nach sich zog. lieber diese Kmpfe erbittert, verkaufte Albrecht sein Land fr 10000 Mark an Adolf von Nassau, der gerade damals vom Könige Eduard I von England Geld zu einem Kriege gegen Frankreich empfangen hatte. Adolf rckte auch wirklich mit einem Sldnerheere in Meien ein und setzte sich in den teilweisen Besitz des Landes. Dies gab dem herrschsch-tigen Gerhard von Mainz Gelegenheit zum Sturze Adolfs. Man beschuldigte den König, da er durch Annahme einer Summe Gel-des von einem fremden Herrscher die Wrde eines deutschen Knigs erniedrigt habe, und da er durch seinen Krieg Verwstung und Unfriede in das Reich trage. Darauf wurde Adolf in Mainz abgesetzt und Albrecht von Oestreich zum Gegenknig erhoben. Bald zog Albrecht mit einem Heere heran; Adolf rckte ihm mutig entgegen. Bei Gllheim am Donnersberge trafen die Heere auf einander; Adolf focht wie ein Held um seine Krone und fiel im ritterlichen Kampfe, wie man erzhlte, durch die Hand Albrechts (1298). 1298-1308 3. Mttcht I (12981308). a. Die Verhltnisse in Deutschland. Nach Adolfs Tode wnrde Albrecht I zum zweiten Male gewhlt, und da er besonders den rheinischen Fürsten groe Zugestndnisse machte, auch berall anerkannt. Allein der krftige Mann dachte nicht daran, die Knigsmacht weiter beschrnken zu lassen; im Gegenteil hoffte er, gesttzt auf seine Hausmacht und den Beistand der Städte, die alte Kaiserherr-lichkeit zu erneuern. Mit groer Festigkeit und Umsicht ging er auf diesem Wege vorwrts; hart und finster in seinem Wesen, von nie-

14. Charakterbilder aus der Geschichte der christlichen Reiche - S. 344

1909 - Regensburg : Manz
344 Die Schlacht am Hasenbühel. Adolf fällt. Heer plötzlich um und erwartete die Bayern und Pfälzer auf der Anhöhe. Diefe Aufstellung war sehr vorteilhaft gewählt, der Angriff bergauf sehr schwierig, der bergab leicht und erdrückend; überdies schien die volle Sonne den Streitern Adolfs in das Gesicht. Als dieser das Heer Albrechts so trefflich geschart sah, sprach er zu den Seinen mit Kummer: „Weh, unsere Freunde oder vielmehr Feinde haben uns in die Nähe unserer Gegner ohne Er- barmen überliefert. Fliehen wir, sind wir alle verloren, streiten wir, so ist der Ausgang höchst ungewiß. In der Tat, unsere Macht ist zu klein." Dann sagte er zu seinem Sohne Rupert: „Geh weg von mir, denn meine Feinde lassen mich nicht am Leben." Doch der Sohn rief ans: „Vater, wohin du gehst, folge ich dir im Leben und im Tode." „Nun denn, mein Sohn, es ist besser sterben, als mit Schande leben." Da gaben die Trompeten das Zeichen zur Schlacht. Der Pfalzgraf mit den Seinen sprengten den Hasenbühel hinan, die Kärntner und Steirer herab; der entsetzliche Stoß brach die Reihen der Pfälzer; Herzog Heinrich ihnen nach; er zersprengte sie ganz; doch zu weit durch die Hitze des Kampfes getrieben, ward er in der Ebene von Herzog Otto und seinen Bayern zurückgeworfen; ste verfolgten ihn, wurden aber von den ihm zu Hilfe eilenden Österreichern in langer Ungewißheit, wem der Sieg zukomme, kämpfend aufgehalten. Als Albrecht sah, daß der König nicht länger ruhig mit seiner Schar aushalten konnte und daß derselbe, als die Bayern die Speere weggeworfen hatten und mit dem Schwerte fochten, trotz des Ab-mahnens der Seinen neuerdings das Zeichen zum Angriff gab und voraussprengte, da rief er aus: „Der Sieg ist unser" und befahl, mit den Speeren und früher schon dazu geschliffenen Schwertern allein in die Rosse zu stoßen. Adolf spornte sein Streitroß in die Schlacht, er stieß auf einen Reiter, stürzte dabei oder durch einen andern Zufall mit dem Rosse zu Boden und !oerlor die Besinnung; man mußte ihn gegen den Wind legen. Indessen kam seine dritte Lchar auch in den Streit; dem König Adolf ward ein anderes Roß zugeführt und obgleich betäubt und gequetscht, rannte er doch neuerdings in die Feinde. Die Schlacht, die äußerst bewegt und heftig war, hatte sich jedoch zum Vorteil Albrechts gewendet, vorzüglich weil durch die neue Art des Kampfes, die Pferde zu erstechen, so viele wehrlos geworden waren; die Hitze bei wolkenleerem Himmel war übermäßig und fast unerträglich. Die Anführer felbst befanden sich im größten Getümmel; die meisten stritten zu Fuß; Herzog Otto erhielt mehrere Wunden; alle auf beiden Seiten stritten mit dem größten Heldenmute. Albrecht gleich seinem Vater in der Marchseldschlacht focht in einer fremden, unscheinbaren Rüstung; mehrere Ritter seines Gefolges hatten den gelben königlichen Waffenrock mit Adlern angetan, Adolf jedoch stritt unbekümmert und mehr seinem Mut als der Klugheit folgend im königlichen Schmuck. Zwei solcher Ritter, die als Könige gekleidet waren, soll er niedergerannt und getötet haben; überall, wo es not tat, ward er gesehen; so war er der ersten Schar zu Hilfe eilend vorgefprengt, noch schwach von dem Sturze und darum den Helm nicht auf dem Haupte, sondern an der Kette am Sattel hängend. Da brach plötzlich eine -Lchar aus dem Hinterhalt hervor und von dem Kriegsberg herab. Adolf ward umzingelt, enger und immer enger; plötzlich stürzte er tot zur Erde. Nach einigen fiel er durch den Raugrafen (Georg von Stolzenfels), wie Albrecht später bezeugte, nach andern „von andern Leuten". Die Schlacht dauerte noch eine Weile fort. Albrecht befahl nach dem Tode Adolfs, keinen Feind mehr zu töten, sondern bloß Gefangene zu machen. Es geschah auch durch fortwährendes Niederstechen der Rosse. Gegen 3000 Rosse bedeckten das Schlachtfeld; so war Albrechts Befehl befolgt worden. Auch die Rosse der Herzoge von Bayern waren erstochen worden, so daß sie geraume Zeit zu Fuß gegen die Kärntner und Ungarn hatten kämpfen müssen: dann als sie nach dem Falle Adolfs noch eine Weile tapfer gestritten, entfernten sich beide

15. Geschichte der neueren Zeit - S. 207

1868 - Mainz : Kunze
Vom westfäl. Frieden bis zur ersten französischen Revolution. 207 mühungen, den königlichen Gemahl zur Milde und Aussöhnung zu be- wegen. Um so größer und darum unbeschreiblicher war der Jubel, als am Vermähluugstage der Prinzessin Wilhelmiue ihn der Vater heimlich kommen ließ und ihn der hochbeglückten Mutter mit den Worten in die Arme führte: „Da ist nun wieder Fritz!" Es war ein Lieblingswunsch der Königin gewesen, eine Vermählung ihrer beiden ältesten Kinder mit den Kindern ihres Bruders, Georgs Ii. von Eng- land, zu Staude zu bringen. Allein von einer Heirath des Kronprinzen mit einer englischen Prinzessin wollte der König nichts wissen, und ohne diese war dem englischen Hofe die Vermählung der Prinzessin Wilhel- niine mit dem Prinzen von Wales gleichgültig; die Verhandlungen wurden abgebrochen und die Prinzessin 1731 mit dem Erbprinzen von Baireuth vermählt*). Kurz daraus forderte der König den Kronprinzen ans, sich mit Elisabeth Christine, einer braunschweigischen Prinzessin, zu vermählen. Sie war eine Nichte der Gemahlin Kaiser Karls Vi. Der König schilderte sie seinem Sohne als „wohl aufgezogen, modeste und eingezogen, nit häßlich, auch nit schön; sie ist ein gottesfürchtig Mensch, und dies ist Alles, und comportable sowohl mit Euch, als mit den Schwiegereltern." Der Prinz erklärte sich zu Allem bereit, obwohl er versichert hatte, er werde sie nie lieben können. Am 12. Juni 1733 wurde die Vermählung vollzogen. Zwischen ihr und dem Könige ge- staltete sich kein inniges Verhältniß. Friedrich hatte seiner Gemahlin kurz nach seiner Thronbesteigung das Lustschloß Schönhausen bei Berlin geschenkt; dahin kam der König nie, sie nie nach Sanssouci. Dies Verhältniß mußte sie natürlich tief betrüben; ihre Briefe an ihren Bruder Ferdinand sind mit Kummer und Gram erfüllt, zeigen aber doch ihre Verehrung, welche sie für ihren Geniahl ini Herzen trug. Friedrich bezeigte seiner Gemahlin die größte Achtung, die Königin ihni die theilnehmende Besorgniß. „Man muß Sie lieben, wenn man Sie kennt, und Ihre Herzensgute verdient, daß man Sie hochschätzt," schrieb ihr Friedrich selbst. In seinem Testamente (1769) sorgte er väterlich und freigebig für seine Gemahlin und forderte seinen Neffen auf, der Königin nicht nur Alles genau zu entrichten, was er ihr festgestellt habe, sondern ihr auch eine anständige Wohnung im Schlosse zu Berlin frei zu lassen und jene Hochachtung zu beweisen, welche ihr als der Wittwe seines Oheims und als einer Fürstin gebühre, die nie vom Tugendpfade abgewichen sei. Die Königin war eine fromme, Wohl- es Die Memoiren der Markgräfin von Bairenth, Brannschweig 1845, sind sehr interessant. Friedrichs des Großen Gemahlin Elisabeth Christine von Braun- schwieg.

16. Theil 3 - S. 138

1875 - Leipzig : Brandstetter
138 Protestanten in England gegen Maria vermehren; man erkürte im Parlamente: zur Erhaltung des Protestantismus und zur Sicherheit Elisa-beth's sei der Tod der Königin von Schottland, der Mörderin ihres Gemahls, nothwendig. Elisabeth zögerte, und Maria blieb nicht weniger als neunzehn Jahre lang auf verschiedenen Schlössern gefangen. Als im Jahre 1572 die fürchterliche Bluthochzeit in Paris Schrecken und Entsetzen verbreitete, und nach dieser Zeit in den Niederlanden Tausende von Protestanten hingerichtet wurden, erhob sich das Geschrei des Volkes lauter und dringender, an der papistischen Königin Rache zu nehmen. Im Jahre 1587 wurde eine neue Verschwörung gegen Elisabeth entdeckt und als die Theilnehmer an dem Verbrechen ihre Verbindung mit Maria gestanden, ließ die Königin, gedrängt von den Staatsräthen, durch den Staatssekretair Davison das Todesurtheil aufsetzen und gab es ihm, von ihr unterzeichnet, mit dem zweideutigen Befehle , es bei sich zu behalten, damit es bereit sei, wenn sich in dieser bedenklichen Zeit Gefahr zeige. Davifon gab die Schrift den Grafen Shrewsburt) und Kent, welche den Wunsch der Königin Elisabeth, Maria todt zu wissen, und ihre Scheu vor einem öffentlichen Urtheil wohl kennend, die Verantwortung auf stch nehmen zu müssen glaubten. Sie begaben sich nach Fotheringhay, wo Maria Stuart gefangen war, um der Unglücklichen das Todesurtheil anzukündigen. Maria Stuart, die durch die lange Gefangenschaft für ihre Vergehungen schwer gebüßt hatte, vernahm die Nachricht mit vollkommener Ergebung. Man war so hart gegen sie, daß man ihr einen katholischen Priester verweigerte; den protestantischen Geistlichen, der sie bekehren sollte, wies sie von sich. Welch ein Wechsel in dem Schicksale dieser beiden Fürstinnen!. Noch vor einer kurzen Reihe von Jahren schienen auf Maria's Haupte die Kronen von Frankreich, England und Schottland vereinigt werden zu sollen; Elisabeth aber war im Tower gefangen und wurde des Lebens und des Thrones unwürdig genannt. Jetzt hält sie das richtende Schwert über der schutzlosen, von der Welt und von ihren Freunden verlassenen Maria, die nichts mehr zu thun hat, als das vielbewunderte Haupt auf den Henkerblock niederzulegen. Maria's Tod war schön und königlich, wohl würdig, die Fehler ihres Lebens zu sühnen. Im schwarzen Gewände, den Rosenkranz in der Hand, das Christbild um den Hals, ging Maria zum Blutgerüst. Sie tröstete die sie umringenden wenigen getreuen Diener. Als zwei Diene-rinnen ihr die Haube abnahmen, sah man, daß der Granl vor der Zeit ihre Haare gebleicht hatte. Sie kniete nieder und betete, daß Gott chr seinen Geist zum Beistände sende und sie erlöse, daß er ihren Feinden verzeihe, wie sie es thue. Nach den Worten „Herr, in deine Hände befehle ich meinen Geist!" fiel ihr Haupt. „So mögen alle Feinde Elisabeth's sterben!" rief der Dechant Fleet-cher, welcher der Hinrichtung beiwohnte; der Graf von Kent stimmte

17. Mittelalter - S. 173

1896 - Stuttgart : Neff
— 173 — § 54. König Adolf (von Nassau) 1292—98 und König Albrecht I. 1298 1308. Papst Bonifaz Viii. Albreclit von Oesterreicli war den Kurfürsten zu mächtig und sein Regiment zu fest und straff; sein gegen ihn gereizter Schwager Wenzel Ii. von Böhmen, dessen Kurstimme 1290 endgültig festgestellt worden war, liess sich durch Aussicht auf territorialen Gewinn für sich und seinen Neffen Johann, Sohn Rudolfs Ii. von Oesterreich, für eine andere Kandidatur bestimmen. Die geistlichen Kurfürsten, besonders der Kölner und Mainzer, bewirkten die Wahl des armen Grafen Adolf von Nassau, nachdem dieser ihnen unerfüllbar hohe Versprechungen an Territorien, Rechten und Einkünften, sowie hinsichtlich ihres Einflusses auf die königliche Politik gemacht hatte. Albrecht, durch Böhmen-Ungarn und alte süddeutsche Gegner schwer bedroht, erkannte Adolf noch 1292 an. Adolf, ein tapferer Ritter, über das damalige Durch-schnittsmass seines Standes hinaus gebildet, verwandte seine königliche Autorität und Thätigkeit vor allem zur Schaffung einer Hausmacht. Meissen und Osterland (zwischen Saale und Mulde) suchte er als erledigtes Reichslehen, die Landgrafschaft Thüringen auf Grund eines Kaufvertrags, den der mit seinen zwei Söhnen Friedrich und Diezmann überworfene Landgraf Albrecht mit ihm schloss, aber bald widerrief, an sich zu bringen. In greuelvollem Feldzug unterwarf er 1294 Thüringen; einem gegen hohe Subsidien mit Eduard I. von England gegen Philipp Iv. von Frankreich geschlossenen Kriegsbündnis gab er, zum Teil wegen drohender Abmahnung des Papstes Bonifatius Viii., keine ernsten Folgen; ja als Pfalzgraf Otto von Burgund sein Land (Reichslehen) einem Sohne Philipps zusagte, begnügte er sich damit, ihn aller Lehen und allen Besitzes für verlustig zu erklären; mit den mittelst des englischen Geldes geworbenen Truppen eroberte er 1295 die Mark Meissen. Aber Wenzel söhnte sich mit Albrecht wieder aus und gewann dann den Brandenburger und Sachsen für die Erhebung Albrechts; Albrecht machte ihnen allen grosse Versprechungen. Nachdem Albrecht mit einem Heer den Rhein überschritten hatte, erklärten fünf Kurfürsten in Mainz (der Pfalzgraf zu Rhein stand noch zu Adolf; der Trierer war neutral) auf Grund sehr zweifelhafter Befugnis Adolf für abgesetzt, und vier davon wählten Albrecht. Adolf, der jetzt gegen Mainz zog, fiel (2. Juli 1298) in tapferem Kampfe bei Göll-h e i m.

18. Für einen einjährigen Unterricht in einer mittleren Klassen berechnet - S. 198

1861 - Hildburghausen : Nonne
198 Maria aber ließ darauf durch ihre Bevollmächtigte erkläre«, daß es ihrer Ehre und königlichen Würde zu wider sei, auf derlei Beschuldigungen zu ant- worten. Da sie sich hierdurch von dem ihr zur Last gelegten Verbrechen nicht gereinigt hatte, so wurde sie auch noch ferner in Haft behalten. Doch auch in England fand die gefangene Königin Freunde, besonders an ihren Glaubensgenossen, den Katholiken. Der Herzog von Norfolk entwarf den Plan, sie zu befreien, dann sie zu heirathen und ihre Wiedereinsetzung in Schottland mit Gewalt durchzusetzen. Allein der Plan ward verrathen und er büßte das Wagstück mit dem Leben. Ebenso unglücklich endigten die Ver- suche des Franzosen Ballard und des Engländers Babington, welche die Königin Elisabeth ermorden und dann den Kerker Marias sprengen wollten. Durch diese und andere Verschwörungen wurde die Lage Marias nur noch trostloser. Und da Elisabeth nach solchen Vorgängen das Leben der schottischen Königin als mit ihrer eigenen Sicherheit unverträglich hielt, so beschloß sie deren Tod. Sie rief ein Gericht zusammen und dieses erkannte Maria der Theilnahme an dem Morde ihres Gemahls und an einer Ver- schwörung gegen das Leben der Königin Elisabeth für schuldig, worauf das Todesurtheil ausgesprochen und von Elisabeth bestätigt wurde. Maria empfing die traurige Botschaft mit einer Heiterkeit und Würde, die alle Anwesenden rührte und erschütterte. Der Tag, sprach sie, nach.dem sie so lange sich gesehnt habe, sei endlich eingetroffen; beinahe 20 Jahre babe sie im Gefängniß geschmachtet, und viele Unbill erlitten. Sie betheuerte daraus, daß sie nie den Tod oder die Entthronung der Königin Elisabeth gewollt habe. Der 8. Februar 1587 war der Tag ihrer Hinrichtung. Die Nacht zuvor brachte sie größtentheils im Gebete zu. Der Beistand eines katholi- schen Geistlichen, um den sie flehentlich gebeten hatte, war ihr versagt wor- den. Um acht Uhr Morgens*) setzte sinder traurige Zug in Bewegung. Maria hatte das reichste ihrer Gewänder angelegt und ging mit heiterem Anblick in die große Halle hinab, in welcher das Schaffot errichtet worden war. Auf dem Wege fand sie ihren alten Haushofmeister Melvil, dem seit mehreren Monaten der Zutritt zu ihr verboten war. Der treue Diener siel in die Kniee und weinte laut. Sie bot ihm liebreich die Hand. „Klage nicht, sprach sie, ehrlicher Mann, freue dich vielmehr, denn du wirst das Ende sehen von Maria Stuarts Leiden. Bringe meinem Sohne meine letzten Grüße; sage ihm, daß ich der Würde und Unabhängigkeit seiner Krone keinen Abbruch gethan habe, und bete für deine Königin." Dann brach sie in Thränen aus und sprach: „Lebe wohl, guter Melvil, lebe wohl!" Als sie das Blutgerüst bestiegen hatte, trat ein protestantischer Geist- licher zu ihr und ermahnte sie im Namen der Königin Elisabeth, die katho- lische Religion abzuschwören. Maria bat ihn wiederholt, sich und sie nicht zu belästigen, da sie entschlossen sei, in dem Glauben ihrer Väter zu sterben. Daraus betete sie mit lauter Stimme für das Wohl ihrer Seele, für ihren Sohn und zuletzt auch für Elisabeth, tutete nieder, legte das Haupt auf den Block und empfing den Todesstreich. So starb Maria Stuart, vielleicht die unglücklichste aller Königinnen, im 46sten Jahre ihres Alters, nachdem sie ihre Vergehen durch lange ') Die Hinrichtung geschah ans dem Schlosse F o th e r i n g h a i, 15 Meilen nördlich von London.

19. Lesebuch für die 5., 6. und 7. Klasse der Volksschule - S. 631

1895 - München : Oldenbourg
339. Die Schlacht am Hasenbühl bei Göllheim. 631 sich die Österreicher eines Mittels, dessen sich die Bayern und Pfälzer nicht versehen hatten, und welches auch, weil bisher nicht gebräuchlich, als unritterlich galt. Sie hatten ihre Schwerter zum Stechen geschliffen und bohrten damit die Rosse ihrer Gegner nieder, wodurch diese zum Falle gebracht, getötet oder überritten wurden. Adolf kam den Bayern in der höchsten Not zu Hilfe und brach unwiderstehlich in den Feind. Da erblickt er einen Streiter mit des Österreichers Rüstung und Feldzeichen. Er hält ihn für seinen Gegenkaiser, dringt auf ihn ein und schmettert ihn mit einem wuchtigen Hiebe vom Sattel. Aber sieh’, da stellt sich ihm ein zweiter mit gleicher Rüstung und gleichem Feldzeichen. Auch dieser wird nach hartem Zweikampfe von Adolf überwältigt. Vergebens waren diese Heldenthaten. Die Österreicher erhielten Verstärkung, und viele von Adolfs Mannen ergriffen die Flucht. Er selbst war bald rings von Feinden eingeschlossen. Da erkannte er endlich seinen Todfeind in fremder Rüstung. Seines Zornes nicht mehr Meister, rief er ihn mit donnernder Stimme an: „Allhie sollst du mir Reich und Leben lassen!“ „Das steht in Gottes Hand,“ erwiderte Albrecht, indem er einen heftigen Schlag auf Adolfs unbedecktes Haupt führte, wovon diesem ein Auge ausbrach. Zugleich ver- setzte der Wild- und Rauhgras ihm einen solchen Hieb, dass er vom Pferde stürzte. Ein Reitknecht sprang schnell herzu und durchschnitt nach Scharfrichterart dem Könige den Hals. So fiel der ritterliche Fürst in der Vollkraft des männlichen Alters. Sein Heer aber hatte eine vollständige Niederlage erlitten. Der übermütige Sieger verweigerte dem Gefallenen sogar die Bestattung im Speyrer Kaiserdome. Im ein- samen Kloster Rosenthal wurde seine Leiche beigesetzt. Erst als Albrecht selbst einem finsteren Geschicke verfallen war — er fiel 1308 von der Hand seines eigenen

20. Die neue Zeit - S. 169

1877 - Leipzig : Brandstetter
169 verwirrt; er zitterte und verfehlte seinen Streich und erst auf den dritten Hieb ward das schöne Haupt vom Rumpfe getrennt. Als der Henker es emporhielt, rief jener Dechant: „Mögen alle Feinde der Elisabeth so enden!" Aber keine Stimme hörte man, die dazu Amen sprach. Der Parteigeist war aufgelöst in Bewunderung und Mitleid. Denn die unglückliche Maria war wohl sehr leichtsinnig, aber nicht böse gewesen, und ihre Fehler hatte sie schwer genug gebüßt. Sie starb im fünfundvierzigsten Jahre ihres Alters. Jetzt hatte Elisabeth ihren Durst nach Rache gestillt und nun bemühte sie sich, das Gehässige der That auf ihre Minister zu wälzen. Sie stellte sich deshalb, als die Hinrichtung der Maria ihr gemeldet ward, sehr erschrocken und betrübt und entsetzte sogleich die Minister ihres Amtes. Diese erkannten wohl, was die Königin mit der Scheinanklage wollte, bekannten in Demuth ihre Schuld und wurden dann Einer nach dem Andern wieder angestellt, mit Ausnahme des wackern Davison, der sich standhaft geweigert hatte, an der ungerechten Verfolgung Mariens Theil zu nehmen. Englands wachsende Seemacht. Als Elisabeth durch eine solche Greuelthat ihren Thron gesichert hatte, wandte sie wieder alle Sorgfalt auf die Regierung ihres Staats und der glänzendste Erfolg krönte alle ihre Unternehmungen. Sie belebte den Handel und das Seewesen und ist als die Schöpferin der großen Seemacht Englands zu betrachten. Alle, die wegen ihres Glaubens aus Frankreich und den Niederlanden vertrieben wurden, fanden in England eine offene Freistätte, und auf solche Art ward die Insel ein Hauptsi^ der Manufakturen und Gewerbe. Die Seefahrer, von der Königin aufgemuntert, besuchten alle Theile der Erde. Der Engländer Richard Chanceller entdeckte 1553 den Weg nach Archangel über das Eismeer, und der russische Czar bewilligte im Jahre 1569 einer englischen Gesellschaft das ausschließliche Recht zum Handel mit Rußland. Der große Seeheld Franz Drake eiferte dem Portugiesen Maghellan nach; er war der erste Engländer, der im Jahre 1580 eine Reise um die Welt unternahm. Er war es auch, der die so nützlichen Kartoffeln aus Amerika nach Europa brachte. Dieses Knollengewächs kam 1586 nach England und von da nach Frankreich, wo noch im Jahre 1616 Kartoffeln als eine große Seltenheit auf die königliche Tafel gebracht wurden. In Deutschland wurden sie erst 1650 im Noigtlande angepflanzt, in Niedersachsen aber erst 100 Jahre später (1740) angebaut. Die Schifffahrt der Engländer nach Ostindien begann zu Ende des 16. Jahrhunderts; die erste ostindische Handelsgesellschaft ward 1600 gestiftet. Um eben diese Zeit wurden auch Colonien in Nordamerika gegründet; Walther Raleigh (Rält) nannte t s von ihm in Besitz genommene Land nach seiner unvermählten Königin Virginia, d. i. Jungfrauen-