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1. Leitfaden zur physikalischen und mathematischen Geographie - S. 34

1880 - Dresden : Salomon
34 durch Seismometer. Das von Cacciatore zu Palermo con- struirte besteht aus einem flachen Becken, dessen Seitenwände in gleicher Höhe und in gleichen Abständen von 8 Löchern durchbohrt sind. Auf der Außenseite umgiebt dasselbe ein ringförmiger Wulst, welcher von ebenso viel Rinnen, den Löchern entsprechend, durch- furcht ist. Das Gefäß ruht auf einer massiven Scheibe, welche 8 kleine Becher trägt, in welche die Rinnen münden. Stellt man nun das mit Quecksilber gefüllte Gefäß so auf, daß die 8 Löcher nach den Weltgegenden weisen, so wird das Quecksilber aus dem der Richtung der Bewegung entsprechenden Loche in den darunter befindlichen Becher fließen und so die Richtung der Bewegung anzeigen. Gewöhnlich unterscheidet mau drei Arten der Erschütterung, die freilich gewöhnlich nicht vereinzelt, sondern verbunden auftreten: undulatorische oder wellenartige, sukkussorische oder auf- stoßende und rotatorische oder wirbelnde. Bei der undulato- rischen Erschütterung geschieht die Fortpflanzung der Bewegung theils in linearer Richtuug, theils in Ellipsen, in denen sich wie aus einem Centrum die Schwingungen mit abnehmender Stärke gegen den Umfang horizontal fortsetzen. Die Erschütterungswelle wird durch die mechanische Struktur der Gebirge etwas modisicirt. Solche Erdbeben können von furchtbarer Wirkung sein; denn wenn die Wellenberge zur Basis eine bedeutende Höhe haben, so müssen die an der Oberfläche befindlichen hohen Gegenstände aus ihrer senkrechten Stellung gebracht werden und umstürzen. Bei den sukkussorischen Erschütterungen erfolgt der Hauptstoß von unten nach oben in mehr oder minder senkrechter Richtung. Sie sind besonders furchtbar. Bei dem Erdbeben von Riobamba 1797 wurden durch die senkrechte Wirkung viele Leichname der Ein- wohner auf einen ziemlich hohen Hügel geschleudert; ebeuso konnte 1812 in Caracas nichts den Stößen von unten nach oben widerstehen, die ganze Stadt wurde zertrümmert, und 10000 Menschen verloren das Leben. Die rotatorischen Erschütteruugen zeigen der Bewegung entsprechende Wirkungen: Umwenden der Statuen und Mauern ohne Umsturz, Krümmung von vorher parallelen Baunireihen, Verdrehung von Getreidefeldern. In Valparaiso wurden 1822 mehrere Häuser umgedreht und drei Palmen um einander gewunden. Die linearen und longitudinalen Erdbeben verbreiten sich von einem Punkte aus in einer bestimmten Richtung auf einen langen und schmalen Landstrich, häufig parallel den Gebirgsketten. Bei den centralen Erdbeben geht die Erschütterung von einem

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1. Für die dritte Bildungsstufe - S. 17

1855 - Hamburg : Kittler
reit, wurden gewaltsam geschieden. Die fossilen Reste von Muscheln und Zoo- phyten bezeugen ihren ursprünglichen Zusammenhang. Wir erkennen in den schaffenden, tief im Innern der Erde waltenden Kräften einer mit dem Abstande von der Oberflache zunehmenden Temperatur das, was seine obere Rinde hebt, er- schüttert und aufbricht, was durch Druck elastischer Dampfe den geöffneten Spalten als glühender Erdstrom (Lava) entquillt, mannigfaltige Erzeugungen von Mine- ralien und Gebirgsarten veranlaßt. Aber nicht die unorganische Natur allein ist unter dem Einflüsse dieser Reaction des Innern gegen das Aeußere geblieben. Es ist sehr wahrscheinlich, daß in der Urwelt mächtigere Ausströmungen von kohlen- saurem Gas, dem Lustkreise beigemengt, den Kohle abscheidenden Prozeß des Pflanzenlebens erhöheten, und daß so in waldzerstörender Revolution ein uner- schöpfliches Material von Brennstoff (Ligniten und Steinkohlen) in den oberen Erdschichten vergraben wurde. Die Verkettung aller dieser Erscheinungen ergrün- det zu haben, ist ein nicht geringer Fortschritt der neueren Geognosie, des minera- lischen Theiles der Physik der Erde. Erdbeben, Erderschütterungen zeichnen sich aus durch schnell aus einander fol- gende senkrechte oder horizontale oder rotatorische (kreisende) Schwingungen. Die minenartige Erplosion (senkrechte Wirkung von unten nach oben) hat sich am auf- fallendsten bei dem Umstürze der Stadt Riobamba (in der Nähe des Chimborasso, 1797) gezeigt, wo> viele Leichname der Einwohner auf den mehrere hundert Fuß hohen Hügel in Cullia, jenseits des Flüßchens von Lican, geschleudert wurden. Die Fortpflanzung geschieht meist in linearer Richtung wellenförmig, mit einer Ge- schwindigkeit von 5—7 geographischen Meilen in einer Minute; theils in Erder- schütterungskreisen oder großen Ellipsen, in denen wie aus einem Centrum die Schwingungen sich mit abnehmender Starke gegen den Umfang fortpflanzen. Die Größe der fortgepflanzten Erschütterungswellen wird an der Oberfläche der Erde nach dem allgemeinen Gesetze der Mechanik vermehrt, nach welchem bei der Mit- theilung der Bewegung in elastischen Körpern die letzte, auf der einen Seite frei liegende Schicht sich zu trennen strebt. Die Erschütterungs-Wellen werden durch Pendel und Sismometer-Becken ziemlich genau in ihrer Richtung und totalen Stärke, keineswegs aber in der in- neren Natur ihrer Alteranz und periodischen Jntumescenz untersucht. In der Stadt Quito, die am Fuße eines noch thätigen Vulkans (des Rucu-Pichincha) 8450 Fuß über der Meeresfläche liegt und schöne Kuppeln, hohe Kirchengewölbe aufzuweisen hat, bin ich oft über die Heftigkeit nächtlicher Erdstöße in Verwun- derung gerathen, welche so selten Risse in den Gemäuern verursachen, während in den peruanischen Ebenen viel schwächer scheinende Oscillationen niedrigen Rohr- häusern schaden. Eingeborene, die viele hundert Erdbeben erlebt haben, glauben, daß der Unterschied weniger in der Länge und Kürze der Wellen, in der Langsamkeit oder Schnelligkeit der horizontalen Schwingung, als in der Gleichmäßigkeit der Bewegung in entgegengesetzter Richtung liegt. Die kreisenden (rotatorischen) Er- schütterungen sind die seltensten, aber am meisten gefahrbringend. Umwenden von Gebäuden ohne Umsturz, Krümmung von vorher parallelen Baumpflanzungen, Ver- drehung von Aeckern, die mit verschiedenen Getreidearten bedeckt waren, sind bei dem großen Erdbeben von Riobamba (4. Februar 1797) in der Provinz Quito, wie bei dem von Calabrien (5. Februar — 28. März 1783) beobachtet worden. Mit dem letzten Phänomene des Verdrehens oder Verschiebens der Aecker und Cul- turstücke, von welchen gleichsam eins den Platz des andern angenommen, hängt eine translatorische Bewegung oder Durchdringung einzelner Erdschichten zusammen. Als ich den Plan der zerstörten Stadt Riobamba aufnahm, zeigte man mir eine Stelle, wo das ganze Hausgeräth einer Wohnung unter den Ruinen einer andern Kröger. Iii. 2

2. Theil 3 - S. 248

1861 - Hanover : Rümpler
248 rechte Wirkung von unten nach oben, hat sich am auffallendsten bei dem Umstürze der Stadt Niobamba (1797) gezeigt, wo viele Leichname der Einwohner ans den mehrere hundert Fuß hohen Hügel la Cullca, jenseit des Flüßchens von Lican, geschleudert wurden. Die Fortpflanzung geschieht meist in linearer Richtung wel- lenförmig, mit einer Geschwindigkeit von fünf bis sieben geogra- phischen Meilen in der Minute; theils in Erschütterungskreisen oder großen Ellipsen, in denen wie aus einem Centrum di-e Schwingungen sich mit abnehmender Stärke gegen den Umfang fortpflanzen. Es giebt Gegenden, die zu zwei sich schneidenden Erschütterungskreisen gehören. Wenn die Erschütterungskreise sich durchschneiden, wenn z. B. eine Hochebene zwischen zwei gleichzeitig in Ausbruch be- griffenen Vulkanen liegt, so können mehrere Wellensysteme gleichzeitig existieren und, wie in den Flüssigkeiten, sich gegenseitig nicht stören. Die kreisenden (rotatorischen) Erschütterungen sind die seltensten, aber am meisten gefahrbringend. Umwenden von Ge- mäuer ohne Umsturz, Krümmung von vorher parallelen Baum- pflanzungen, Verdrehung von Äckern, die mit verschiedenen Ge- treidearten bedeckt waren, sind bei dem großen Erdbeben von Nio- bamba, in der Provinz Quito (4. Februar 1797), wie bei dem von Calabrien (5. Februar — 28. März 1782) beobachtet worden. Mit dem letzteren Phänomen des Verdrehens oder Verschiebend der Äcker und Culturstücke, von welchen gleichsam eines den Platz des andern angenommen, hängt eine translatorische Bewegung oder Durchdringung einzelner Erdschichten zusammen. Als ich den Plan der zerstörten Stadt Niobamba aufnahm, zeigte man mir die Stelle, wo das ganze Hausgeräth einer Wohnung unter den Ruinen einer anderen gesunden worden war. Das lockere Erd- reich hatte sich wie eine Flüssigkeit in Strömen bewegt, von denen man annehmen muß, daß sie erst niederwärts, dann horizontal und zuletzt wieder auswärts gerichtet waren. Streitigkeiten über das Eigenthum solcher viele hundert Toisen weit fortgeführten Gegen- stände sind von der Audieneia, dem Gerichtshöfe, geschlichtet worden. In Ländern, wo die Erdstöße vergleichungsweise seltener sind, z. B. im südlichen Europa, bat sich der sehr allgemeine Glaube gebildet, daß Windstille, drückende Hitze, ein dunstiger Horizont immer Vorboten der Erscheinung seien. Das Jrrthümliche dieses Volksglaubens ist aber nicht bloß durch meine eigene Erfahrung widerlegt; es ist es auch durch das Resultat der Beobachtungen aller derer, welche viele Jahre in Gegenden gelebt haben, wo, wie in Cumana, Quito, Peru und Chili, der Boden häufig und ge- waltig erbebt. Ich habe Erdstöße gefühlt bei heiterer Luft und frischem Ostwinde, wie bei Regen und Donnerwetter. Dw Stärke des dumpfen Getöses, welches das Erdbeben größtenteils begleitet, wächst keineswegs in gleichem Maße, als die Stärke der Oscillationen. Ich habe genau ergründet, daß

3. Grundriss der physikalischen Geographie - S. 181

1877 - Halle : Schmidt
Veränderungen durch die vulkanische Thätigkcil der Eide. 181 in Südamerika vor. In Europa hat man zwei Erdbebenzonen unterschieden j von denen die eine von den Pyrenäen durch die Alpen bis zum Kaukasus, die andere, mit dieser parallel, von den Azoren bis Syrien über beide Küsten des Mittelmeeres zieht. Innerhalb dieser Zonen treten die Erdbeben nicht allein häufiger, sondern auch heftiger als in anderen Gegenden auf. Die Richtung der Stösse und Erschütterungen soll häufig den Streichungslinien dieser Zonen folgen. Zur Ermittelung der Fortpflanzungsrichtung der Bewegung benutzte man eine von Cacciatore angegebene Vorrichtung mit dem Namen Sismometer (von oaig/ing, Erschütterung). Dieselbe besteht in einem flachen runden Gefässe, das an seinem Rande acht den verschiedenen Himmelsgegenden entsprechende rinnenförmige Löcher hat. Bis zu den letzteren ist es mit Quecksilber angefüllt, welches bei einem Erdstosse aus dem einen oder ändern Loche in einen unter demselben befindlichen Becher lliesst. Die Richtung des Stosses entspricht der Bichlung des auslliessenden Quecksilbers. Die Erdbeben sind meist von einem starken unterirdischen Getöse begleitet; mitunter entstellen auch Erdspalten, aus denen heisse Dämpfe, heisses Wasser, irrespirable Gasarten, Schlamm, schwarzer Rauch und selbst Flammen hervorbrechen. Dabei werden das Meer und die Atmosphäre unruhig, neue Seen werden gebildet, alte ausgelrocknet, Rerge aus dem Meere und dem flachen Lande emporgehoben, schon vorhandene verschlungen und so ganze Gegenden verwüstet und umgestaltet. Die allgemeinsten Wirkungen starker Erdbeben sind also Erhebungen und Senkungen der Erdoberfläche. Die bisher über die Häufigkeit der Erdbeben gesammelten Erfahrungen erlauben nicht mit voller Sicherheit zu schliessen, dass die Erdbeben in gewissen Tages- und Jahreszeiten häufiger als in ändern auftrelen. Doch scheint ein Maximum im Winter (Januar), ein Minimum im Sommer (Juni) stalt zu finden. Mit den Erdbeben stehen die Vulkane in einer gewissen Beziehung. Wenn nämlich die unterirdischen Ursachen, welcl e die Erscheinungen des Erdbebens oder doch gewisser Erdbeben bewirken, die Erdschichten dergestalt durchbrechen, dass eine bleibende Verbindung zwischen dem Innern der Erde und der Atmosphäre berbeigeiührl wird, so entsteht ein Vulkan, der sich

4. Allgemeine Erdkunde - S. 54

1907 - Halle a. S. : Schroedel
— 54 — meistens eine Linie oder Fläche ist, dem Erdbebenherd. Von diesem pflanzt sich die Bewegung nach allen Seiten wellenförmig und — gleichartige Gesteinsmassen vorausgesetzt — mit gleicher Geschwindigkeit fort. (S. Fig. 28.) Der Ort E, welcher genau über dem Erdbebenherd Z liegt, wird zuerst von einer Welle ge- troffen und erhält den stärksten, senkrecht von unten kommenden Stoß. Man nennt ihn das Epizentrum. Je weiter eiu Punkt der Erdoberfläche vom Epizentrum entfernt ist, desto später und in desto schrägerer Richtung wird er von einem Stoße getroffen. Trifft die Erschütterung die Ober- fläche unter einem großen Winkel, so erteilt sie ihr eine stoßweise oder sukkussorische Bewegung, während diese wellen- förmig oder nndulatorisch erscheint, wenn der Winkel sehr spitz ist. Darum äußert die Erschütterung im Epizentrum ihre stärksten Wirkungen, so daß dort mitunter Menschen und Häuser in die Höhe geschleudert und Leichen aus den Gräbern geworfen werden. Mit der Entfernung eines Ortes vom Epizentrum nimmt auch die an ihm bemerkbare Wirkuug des Erdbebens ab. Von besonderer Bedeutung für die Intensität des Erdbebens ist die Beschaffenheit des Untergrundes an der betreffenden Stelle. Zahlreiche Beobachtungen haben gezeigt, daß die Erschütterungen im lockeren Boden verderblicher wirken als bei festem Gesteins- Untergrund, vorausgesetzt, daß die Aufschüttungen von Schwemm- land nicht eine große Mächtigkeit besitzen. Ist das hingegen der Fall, so wird der Stoß durch die lockereu Schichten gleichsam gedämpft, und seine Wirkungen an der Erdoberfläche erscheinen abgeschwächt. Bei leichten Erschütterungen üben selbst lockere Bodenbedeckungen von geringer Dicke solche abschwächende Wirkung. Man kann deshalb sagen: „Unter sonst gleichen Verhältnissen hat Felsland mehr, aber schwächere Beben, als seichter Auf- schüttungsboden,: Aufschüttungsboden von großer Mächtigkeit da- gegen wenig und schwache Beben." (Supern.) Die Verbreitung der Erdbebenwellen ist sowohl hin- sichtlich der Größe des berührten Gebiets, als auch bezüglich der Geschwindigkeit des Fortschreitens von mancherlei Umständen ab- hängig. Im allgemeinen erschüttern starke Stöße eine größere Fläche und pflanzen sich auch schneller sort als schwache. Ein bestimmtes Verhältnis zwischen der Intensität des Bebens und der Ausdehnung des Schüttergebietes besteht jedoch nicht; oft ver- breiten sich sogar starke Stöße über ein viel geringeres Gebiet als schwache Erschütteruugen. So blieb das heftige Erdbeben, durch welches 1883 die Stadt Casamicciola auf Jschia gänzlich zerstört wurde, auf die kleine Insel beschränkt, während das schwache mitteldeutsche Beben von 1872 sich über eine Fläche gleich der Hälfte des preußischen Staates erstreckte. Mitunter machen sich starke Erdbeben noch in sehr weit entfernten Gegenden bemerkbar und ziehen wohl gar die Hälfte der Erdoberfläche in Mitleidenschaft. Die japanischen Beben von 1891 und 1894

5. Handbuch der Geographie - S. 686

1914 - Breslau : Hirt
686 Physische Erdkunde: Die Gesteiushülle der Erde. Ursachen des Vulkanismus. Überaus schwierig ist die Frage nach den Ursachen des Vulkanismus zu beantworten. Sie erheischt eine Aufklärung nach zwiefacher Richtung: wo ist der Sitz des Herdes, der die tätigen Vulkane speist? und sodann: welche Kräfte bringen die Auswurfsmassen zum Emporsteigen? Was die erste Frage anbetrifft, so hat die früher gehegte Überzeugung, alle Vulkane stünden durch ihre Eruptionsschlote in unmittelbarem Zusammenhänge mit dem glutigen Erdinnern, gehörten also einem großen Zentralherde an, aufgegeben werden müssen. Die Mehrzahl der Forscher nimmt vielmehr an, daß die Herde des vulkanischen Lebens peripherisch gelegen seien, daß sich also Nester glutflüssigen Magmas als Reste des einstigen Zustandes innerhalb der festen Erdkruste, nicht unter ihr befinden. Daraus ergibt sich von selbst, daß ein solcher Restherd immer nur einen oder wenige, engbenachbarte Feuerberge speisen kann. Sehr geteilt sind die Meinungen über die Kräfte, denen die Hebung der Eruptionsmasse im Förderschlot zuzuschreiben ist. Die einen sehen sie in der durch die Zusammenziehung der Erde bewirkten Raumverminderung dergestalt, daß sinkende Erdschollen das Magma gleichsam herausquetschen. Die anderen halten den Zutritt von Oberflächenwasser zum Magma und die damit verbundene Dampfbildung für die hebende Kraft, die dritten erklären das Emporsteigen der magmatischen Masse durch deren Ausdehnung beim Erstarrungsprozeß. Eine vierte, ständig neue Anhänger gewinnende Gruppe von Forschern endlich sieht die Ursache der Eruption in den im Magma von Anfang an enthaltenen Gasen, die sich bei dessen Erkaltung von ihm befreien, stürmisch empordringen und dabei das Magma mit sich emporreißen, ähnlich wie der Inhalt einer entkorkten Champagnerflasche durch die entweichende Kohlensäure mit herausgerissen wird. 4. Erdbeben. Häufigkeit der Beben. Erdbeben sind keineswegs so selten, wie man früher annahm. Viel- mehr müssen wir sie jetzt, da die selbsttätige Aufzeichnung feinster Jnstmmente, der sogenannten Seismometer, auch die geringsten Erschütterungen zu unserer Kenntnis bringt, als all- tägliche Erscheinungen im wahren Sinne des Wortes betrachten und annehmen, daß sich der „feste" Boden nie in völliger Ruhe befindet. So hat man für das Jahr 1903 im ganzen nicht weniger als 4760 Erdbeben, d. h. also 13 auf 1 Tag, katalogisiert. Freilich nimmt nur eine kleine Zahl dieser Erschütterungen eine solche Heftigkeit an, daß sie zu jenen Katastrophen führen, an die wir gewöhnlich bei Nachrichten von Erdbeben denken. Hypozentrum und Epizentrum. Die Erschütterungen des Erdbebens gehen aus von einem Gebiet, das offenbar innerhalb der Erdkruste gelegen ist, und zwar bald nahe der Erdoberfläche, bald in größerer Tiefe. Dieses Ausgangsgebiet, H der Fig. 362, heißt der Erdbebenherd oder Hy- pozentrum. Von ihm aus pflanzen sich die Erschütterungen nach allen Seiten als Wellenbewegung kugel- schalenartig fort. Die genau senkrecht über dem Herd gelegene Stelle der Erdoberfläche wird zuerst erreicht. Hier ist die Erschütterung am hef- tigsten und geschieht in vertikaler Richtung. Das Erdbeben wird als 362. Schematische Darstellung der Erdbebenwelleu. ein stoßartiges oder sukkussorisches empfunden. Der von unten kommende senkrechte Stoß aber erzeugt in E eine neue, und zwar wellenartige oder undulatorische Oberflächenbewegung, die sich nach allen Seiten ausbreitet. Eist also der Ausgangspunkt oder das Epizentrum dieser Bewegung.

6. Bd. 1, Abth. 1 - S. 142

1874 - Halle : Buchh. des Waisenhauses
142 Zur physischen Geographie. Wagerechte und senkrechte Stöße finden oft gleichzeitig statt. Nach Humboldt brachte ein senkrechter, von unten nach oben gerichteter Stoß beim Erdbeben von Riobamba im Jahre 1797 eine Wirkung hervor, die sich nur der Sprengung einer Mine vergleichen ließ. Die Leichen einer großen Menge Menschen wurden bis auf einen 450 Fuß hohen Hügel geschleudert. Verbinden sich die drei Arten der Erschütterung, so vermag nichts der Ver- Wüstung zu entgehen. Derart war ohne Zweifel die Erschütterung, welche 1783 Sicilien und Calabrien verwüstete. Die Bewegungen waren so gewalt- sam und so verwickelt, daß die Gipfel der Bäume den Boden berührten. Nach Dolomieus und Hamiltons gewissenhaften Beobachtungen wurden Häuser vom Boden weggerissen und dann wieder an ihre Stelle gebracht; man sah sogar einzelne Gipfel der Apenninen in der Luft schwanken. Sehr wichtig ist für die Fortpflanzung der Stöße der Boden des betrof- fenen Landstriches, und in dieser Beziehung läßt sich annehmen, daß Gebirgs- züge die Fortpflanzung eines Erdbebens senkrecht gegen ihre Streichungslinie hemmen, daß sie dagegen der Ausbreitung desselben in der Richtung der Streichungslinie ganz besonders günstig seien. Diese Annahme ist in der That durch vielfache Wahrnehmungen bestätigt; sie hat namentlich durch Beobachtung der Erderschütterungen in der Cordillerenkette eine zweifellose Bewährung gefunden. Ganz Süd-Amerika, vom Feuerlande bis zum mexi- canischen Meerbusen hinauf, wird von einer fortlaufenden, nur stellenweis unterbrochenen Reihe von Vulkanen durchzogen, die immer dem hohen Gebirgskamme der Cordilleren folgen, und größtentheils auf ihm selbst ruhen. Bald hinter Quito theilt sich dieser Kamm in zwei Arme: der eine westliche streift durch die Landenge von Panama nach Mexico und Nord-Amerika hinauf; der andere östliche wendet sich zum Meere nach Caracas, geht an der Küste fort, bis er die kleinen Antillen erreicht, und setzt sich durch diese unter dem Meere bis nach Portorico fort, neben Haiti, Janiaica, Euba zur Halbinsel Aucatan zurückkehrend. Nur innerhalb der durch diese Streichungs- linie vorgezeichneten Richtung erfolgen die großen Erderschütterungen, welche Amerika so oft heimgesucht haben und in kleineren, minder gewaltsamen Spuren fast jährlich heimsuchen; sie folgen dem Lause der großen Bergkette genau und entfernen sich von ihr im Ganzen so wenig, daß eigentlich sie allein als der Erschütterungskreis erscheint, den die gewaltsamsten aller Bedungen des Bodens berühren. Das Centrum der einzelnen Erschütterungen liegt immer neben dem Hauptgebirgsstock, bald auf der Ost-, bald auf der Westseite, und folgt seiner Richtuug theils auf-, theils absteigend in vielfachen Modificationen der jedesmaligen Wirkungen. Indessen ist das keineswegs die einzige Art, wie Erdbeben sich aus- dehnen und fortpflanzen; man hat sogar einige beglaubigte Beispiele, daß

7. Realienbuch für die Schulen des Großherzogtums Hessen - S. 23

1900 - Gießen : Roth
Ruhe und Bewegung der flüssigen Körper. 23 p esse ganz ungeheure Wirkungen erzielen. Man gebraucht sie deshalb häufig in Fabriken zum Pressen von Leder, Tuch, Papier rc., sowie zum Erproben von Ketten, Drahtseilen, Dampfkesseln rc. Bovendrult. Daß der Boden eines Ge'äßes mit senkrechten Wänden das ganze Gewicht der darin befindlichen Flüssigkeit trägt, ist leicht begreiflich. Fig. 32 stellt Gefäße mit schrägen Wänden dar. Denkt man sich letztere, wie die Zeich- nung andeutet, treppenartig aufsteigend, so ist leicht einzusehen, daß der Boden in Fig. H das Gewicht des senkrecht darüber stehenden Wassercylinders trägt. Die Seitenwände tragen die senkrecht über ihnen stehenden Wassersäulen. In Fig. I ersetzen die oberen Schichten, da sie auch seitlich noch unten drücken, die fehlenden Flüssigkeitssäulen. Es ist also so, als wenn der Boden durch den Wassercylinder adecl gedrückt würde. Demnach hängt der Bodendruck nur von der Größe der Bodensläche und der Höhe der Flü ssigkeits säule ab. Der Bodendruck ist gleich dem Gewicht einer Flüssigkeitssäule, welche den Boden des Gefäßes zur Grundfläche und die Höhe der Säule zur Höhe hat. Man kann daher durch geringe Wassermengen einen sehr großen Druck ausüben, wenn man sie in eine hohe, enge Röhre gießt, welche fick unten beträchtlich erweitert. Hierauf beruht die Extra kt presse, bei welcher das Wasser auf eine bewegliche Platte drückt, unter der sich die auszupressenden Früchte, Kräuter rc. befinden. Seitkndruck. Turbinen. Aus dem oben Ge- sagten folgt, daß der Druck aus eine Stelle der Seitenwand um so größer ist, je tiefer die gedrückte Stelle liegt. Darum gibt man Schleusen, Dämmen rc. eine nach pnten zunehmende Stärke. Ein mit Wasser gefülltes Gefäß, welches aufgehängt wird, bleibt in Ruhe. Entfernt man aber den Verschluß einer tief liegenden Seitenöffnung, so bewegt sich das Gesäß nach der entgegengesetzten Seite. Das ausfließende Wasser übt nämlich keinen Druck aus, und der stärkere Druck auf die andere Seite bewegt das Gefäß dorthin. Auf der Rückwirkung des aus- fließenden Wassers beruhen die Turbinen, welche zum Treiben von Mühlen. Pumpen rc. angewandt werden. Es sind dies Wasserräder mit senkrechter Achse. Bei ihnen tritt das Wasser von unten in ein geschlossenes wagrecht liegendes Rad mit ge- krümmten Seitenarmen. Aus. Öffnungen an ihren Enden strömt das Wasser und bewegt durch seine ^ Kanal zur Zufuhr des Wassers. 6rohr, rückwirkende Kraft das Rad in entgegengesetzter Nk"qe?angt di?Dr7hu°8 desselben ^ Richtung. — Auch die durch einseitigen Wasserdruck wirkt sie Drehung der senkrechten in X bewegten W as s er sch l e u d er n zum Besprengen gelagerten Welle. Das Kegelrad oben von Blumenbeeten rc. gehören hierher, übertragt die Bewegung auf das Zahnrad Z. Fig. 33. B Schütze. 24- verbundene Röhren. Eine Gieß- oder Kaffeekanne besteht eigentlich ans zwei Gefäßen, dem Rumpf der Kanne und der Ausguß- rohre. Gefäße, welche unten so verbunden sind, daß eine Flüssigkeit aus einem in das andere gelangen kann, heißen verbundene Gefäße oder Röhren. Eine Flüssigkeit stellt sich in verbundenen Röhren gleich hoch. Ihre Ober- flächen bilden eine wagrechte Ebene. Die beiden Flüsfigkeits- säulen in Fig. 34 treffen an irgend einer Stelle z. B. xz der Verbindungsröhre zusammen. Sie halten sich aber (trotz der verschiedenen Mengen) das Fig. 34. Verbundene Röhren.

8. Theil 1 - S. 603

1875 - Leipzig : Brandstetter
603 Unter den Bewegungen sind die horizontalen Schwingungen die häu- figsten; sie bringen bei der leichten Bauart der Wohnungen am wenigsten Schaden. Verticale (senkrechte) Stöße sind meistens heftig, sie reißen die Wände und heben die Gebäude aus ihren Fundamenten. Den heftigsten vertiealen Stoß fühlte ich am 4. Juli 1830 Abends 7ffz Uhr in den Ur- wäldern des Chanchamayo-Gebietes. Bor meiner Hütte lag ein großer ungeheurer Baumstamm, der mit seinem untern Ende aus dem Wurzel- stocke auflag; ich war gegen den Stamm gelehnt und las, als plötzlich mit einem mächtigen Rucke der Stanem etwa anderthalb Fuß aufgeworfen und ich rücklings über denselben weggeschleudert wurde. Durch den nämlichen Stoß wurde der nahe gelegene Fluß Aynamayo aus seinem Bette gehoben und änderte in langer Strecke seinen Laust Häufig fühlte ich in Lima eine Art rotatorische (drehende) Erschütte- rung. Sie besteht weder in einem Schwanken, noch in einem Stoßen, sondern in einem raschen, heftigen Zittern, ähnlich dem, das hervorgebracht wird, wenn man Jemanden an den Schultern faßt und ihn rasch schüttelt, oder besser dem Beben, das man an Bord eines Schiffes in den: Augen- blicke fühlt, wenn der Anker aus den Boden aufschlägt. Ich glaube, es sind sehr kurze und unregelmäßige horizontale Schwingungen, deren Unregelmäßigkeit sie eben gefährlich macht. Ganz schwache Erdbeben dieser Art reißen die Balken aus ihren Fugen und stürzen Dächer ein, lassen aber die Seitenwünde unversehrt, die sonst am ersten und meisten leiden. Lufterscheinungen sind häufige, aber nicht untrügliche Borboten von Erdbeben. Schwüle Lust, lichte, schmale, hohe Wolkenstreisen, ein düsterer, schwärzlich gefärbter Horizont geben immer Befürchtungen Raum, die mei- stens in Erfüllung gehen. Bor dem schrecklichen Erdbeben von 1746 sah man mehrere Nächte hindurch zwischen Lima und Callao feurige Dänipfe aufsteigen, welche die Erde aushauchte. Biele Menschen haben eine Vorahnung von einem bevorstehenden Erdbeben. Sie empfinden ein unnennbares Gefühl von Angst und Un- ruhe, ein Zusammenpressen auf der Brust, als lägen centnerschwere Lasten auf ihr, eine fruchtlose Anstrengung, diese Last abzuwerfen, einen momen- tanen Schauer, der den ganzen Körper durchläuft, oder ein plötzliches Zittern an allen Gliedern. Ich habe selbst ähnliche Einpfindungen zu verschiedenen Malen an mir selbst wahrgenommen, und kann versichern, daß es wohl kaum eine peinlichere Stimmung als diese giebt. Die Lufterscheinungen während und nach dem Erdbeben sind sehr verschieden; meistens ist die Atmosphäre ganz ruhig, zuweilen aber stür- misch bewegt. In Gegenden, wo es nie regnet, treten oft nach Erdstößen anhaltende Regentage ein. Sehr merkwürdig ist auch die Wirkung auf die Fruchtbarkeit des Bodens. Vielfältige Beobachtungen haben gezeigt, wie nach sehr heftigen Erschütterungen üppige Felder verödeten und meh- rere Jahre lang nichts tragen wollten.

9. Leitfaden der mathematischen und physischen Geographie für höhere Lehranstalten - S. 99

1916 - Freiburg im Breisgau [u.a.] : Herder
C. Veränderungen der Gesteinshülle. 99 Südamerika, das sogar Leichen aus dem Boden des Kirchhofes in die Höhe schleuderte; bei dem kalabrischen Erdbeben von 1783 sollen sogar Bergspitzen auf und nieder gehüpft sein; 2. die wellenförmige (undulatorifchebewegung; sie ist die häufigste, und, wenn nicht stark, am wenigsten gefährlich. Das älteste Beispiel für sie gibt uns das mit dem Ausbruch des Vesuv im Jahre 79 verbundene Erdbeben; oft zeigt das von selbst erfolgende plötzliche Anschlagen der Turm- glocken die Bewegung an. Iv. Richtungen der Bewegung. Einige Erschütterungen ver- breiten sich von einem Zentrum aus nach allen Seiten (zentrale Beben), andere zeigen eine lineare Verbreitung (lineare Beben). Zuweilen wird die ganze seismische Fläche gleichzeitig erschüttert (Flächenbeben). V. Fortpflanzungsgeschwindigkeit. Dauer und Häufig- keit der Erdbeben. Die Geschwindigkeit, mit der sich die Erdbeben- wellen fortpflanzen, ist sehr verschieden. Sie hängt von der Natur der Ge- steine und manchen andern, im einzelnen schwer bestimmbaren Umständen ab. Das südamerikanische Erdbeben vom 27. Ok- tober 1894 gelangte von S. Jago (Chile) nach Rom (Entfernung 11500 km) schon in 17 Minuten und von Rom nach Charkow in Rußland (von Rom 2000 km entfernt) 1 bis 2 Minuten später. Etwa um dieselbe Zeit traf es in Tokio ein, nach einem Weg von 17 400 km. — Die Dauer der Erd- beben ist bedingt von der Häufigkeit der rasch aufeinanderfolgenden Stöße, von denen jeder einzelne nur eine oder ganz wenige Sekunden in Anspruch nimmt. Die verheerendsten Erdbeben waren das Werk eines Augenblicks. Caracas wurde 1812 in 30 Sekunden. Lissabon 1755 binnen 5 Minuten von Grund aus zerstört. — Die Häufigkeit der Erdbeben Fig. 85. Hrdöeöengürtel der Erde. Ii. ' vom lat. unda — die Welle. 7*

10. Einführung in die Wetterkunde - S. 11

1912 - Göttingen : Lambrecht
11 Ii. Die Barometer (Luftdruckmesser). Wenn wir einen Glastrichter t (Fig. 9) mit seinem genau abgeschliffenen Rande auf eine eben geschliffene Glasplatte p aufsetzen und dann mittelst des Schlauches 5 die Luft aus dem Innenraume des Trichters heraus- saugen, so wird, wenn wir den Trichter heben, die Glasplatte fest daran hängen bleiben, selbst wenn sie noch durch ein entsprechendes Ge- wicht g beschwert ist. Dies ist eine Wirkung des Luftdruckes, welcher von außen gegen die Glasplatte wirkt, während von innen die durch das Aussaugen verdünnte Luft einen viel ge- «Jl ö ringeren Druck ausübt. tum . . . . Fie. 9. Ein zweiter Versuch*) (Fig. 10) soll uns die Wirkung des Luftdruckes in anderer Form zeigen. Wenn wir eine am unteren Ende geschlossene, etwa 80 Zentimeter lange Glasröhre mit Quecksilber füllen, dann das offene Ende mit einem Finger verschließen, die Röhre Umstürzen und mit der durch den Finger verschlossenen Öffnung in das in der Schale S befindliche Quecksilber einführen, so wird, wenn wir dann den Finger wegziehen, das Queck- silber nicht ganz aus der Röhre in die Schale abfließen, sondern es bleibt in der Röhre bis zu einer gewissen Höhe stehen (b in Fig. 10). Über dem Quecksilber befindet sich dann natürlich ein luftleerer Raum l (die Torricellische Leere). Auch hier haben wir es mit einer Wirkung des Luftdruckes zu tun, der von außen auf das Quecksilber wirkt und es so hoch in die Röhre (b) treibt, bis der Druck der gehobenen Queck- silbersäule dem äußeren Luftdrucke ent-g spricht. Dies ist am Meeresspiegel ungefähr dann der Fall, wenn das Quecksilber in Fig. io. *) Dieser von Torricelli i. J. 1643 ausgeführte Versuch beseitigte die mittelalterliche phantastische Anschauung, daß die Natur einen „Abscheu vor dem leeren Raume“ (horror vacui) habe und deshalb keinen leeren Raum entstehen lasse.

11. Stoffe für den Unterricht in den Realien - S. 2

1886 - Breslau : Hirt
A. Wystk. Gleichgewicht und Bewegung fester Körper. ß 1. Das Lot ist eine Schnur, an welcher sich unten ein Gewicht (Blei- kugel) befindet. Die Schnur wird von dem Gewichte gespannt und zeigt genau die Richtung von oben nach unten an. Diese Richtung heißt lotrecht, senk- recht oder vertikal. Hält man zwei Lote nebeneinander, so sieht man, das; die Fäden überall gleich weit voneinander entfernt sind. Das Lot zeigt also stets und überall die lotrechte Richtung an; daher ist es auch ein Mittel zur Prüfung der senkrechten Richtung. Will z. B. der Maurer untersuchen, ob eine Mauer senkrecht aufgeführt ist, so hält er das Lot an die Mauer und sieht zu, ob Mauer und Lot überall gleichen Ab- stand voneinander haben. Worin läge z. 23. der Fehler, wenn der Abstand zwischen Tot und Mauer oben größer wäre als unten? 2. Suche die lotrechte Richtung an Gegenständen des Zimmers auf! z. prüfe mit einem Lote, ob die Schultafel senkrecht steht I Schneidet man den Faden eines ruhig hängenden Lotes durch, so fällt die Bleikugel zur Erde und zwar in derselben Richtung, die das Lot anzeigt. Die Kraft, welche den Faden spannt und den Fall der Bleikugel veranlaßt, heißt Schwerkraft. In welcher Richtung wirkt sie? Wie die Bleikugel, so fällt jeder leblose Körper in senkrechter Richtung zur Erde, wenn er nicht am Fallen gehindert wird: z. B. ein in die Höhe geworfener Stein; Obst, das vom Baume fällt; ein Vogel, der aus der Luft herabge- schossen wird. Die Kugel des Lotes wird am Falle gehindert, weil sie am Faden aus- gehängt ist. Nennt Gegenstände, die durch Aufhängen am Fallen gehindert werden! (Bilder an der Wand, Kronleuchter, Hängelampen rc.) Legt man die Kugel auf die Hand, so kann sie ebenfalls nicht herabfallen, weil sie von der Handfläche unterstützt wird. Zieht man die Hand fort, so fällt die Kugel zur Erde. Sucht Gegenstände im Zimmer, die durch Unter- stützen am Falle gehindert werden! Jeder Körper fällt in senkrechter Richtung zur Erde, wenn er nicht am Falle gehindert wird. Man hindert einen Körper am Fallen dadurch, daß man ihn unterstützt. Die Kraft, welche den senkrechten Fall der Körper veranlaßt, heißt Schwerkraft. 8 2. Die Setzwage. Hält man ein Lot über eine stillstehende Wasser- fläche, so sieht man, daß die Richtung des Lotes und die Richtung der Wasser- oberfläche rechtwinklig zu einander stehen. Diejenige Richtung, welche mit der lotrechten einen rechten Winkel bildet, heißt wasserrccht. Diese Richtung hat auch ein im Gleichgewicht befindlicher Wagebalken und die Ebene, welche wir

12. Mittel- und Norddeutschland - S. 153

1906 - Dresden : Bleyl & Kaemmerer
— 153 — Wellenbewegung ist der Wind. Bläst man in ein mit Wasser gefülltes Gefäß, so kann man deutlich sehen, wie das Wasser in Bewegung gerät, sich hebt und senkt, wie sich Furchen bilden und Wellen entstehen. Was hier im Kleinen vor- geht, zeigt sich aus dem Meere im Großen. Anfangs erregt der Wind nur kleine kräuselnde Erhebungen des Wassers. Dnrch anhaltende Einwirkung eut- steht aber bald ein starkes Schwanken, eine schwingende Hebung und Senkung. Mit der zunehmenden Stärke des Windes wachsen dann auch die Wellen, und ihre Größe nimmt noch zu, wenn er lange in derselben Richtung weht. Außer durch den Wind, können Wellen auch durch Erdbeben und vulkanische Ausbrüche erzeugt werden. „Von solchen Wellen waren z. B. die furchtbaren Vulkan- ausbräche in der Sundastraße am 26. August 1883 begleitet. Die durch die Explosion des Krakatan- Vulkans erzeugte Flutwelle erschütterte nicht nur den ganzen Indischen Ozean, sondern pflanzte sich auch in den Pazifischen fort, und selbst im Atlantischen Ozean wurde die Erschütterung verspürt." Art der Bewegung. Beobachtet man die Meereswellen von einem hohen Standpunkte aus, z. B. vou der Höhe einer Klippe oder vom Mastkorbe eines Schiffes, fo steht man sie mitunter in langen parallelen Linien einander folgen, als wenn sie über die Oberfläche des Meeres dahineilten. Aber diese fort- schreitende Bewegung beruht auf einer Täuschung, wie man sich leicht durch einen Versuch überzeugen kann. Wirft man z. B. einen Stein in einen Teich, so entstehen um die Wurfstelle riugsörmige Welleu, die sich uach allen Seiten hin weiter ausbreiten. Schwimmen nun auf dem Wafser einige Blätter oder Holzstückchen, fo sieht man, wie sich diese wohl auf- und abwärts bewegen, aber keineswegs der Richtung der Wellen folgen, sondern an ihrem ursprünglichen Orte verharren. Die Wasserteilchen einer Welle haben also nur eine aus- und abwärtsgehende, eine schwingende Bewegung, keine fortschreitende. Nur die Wellen form läuft über die Wasserfläche dahiu. So bildet auch ein Kornfeld Wellen, wenn der Wind darüber hinstreicht, dabei behält aber jeder Halm seinen Platz und biegt sich nur auf und nieder und hin und her mit einer ähnlichen Bewegung wie die Teilchen des Waffers. „Bleiben aber auch die Wasserteilcheu der einzelnen Wellen auf derselben Stelle stehen, so wird doch bei Sturmfluten, wenn der Sturm andauernd in derselben Rich- tuug weht, die ganze Wassermasse nach dieser hingedrängt und der Meeresspiegel nach der dem Sturm ausgesetzten Seite erhöht, an der entgegengesetzten erniedrigt. Bei der furcht- baren Sturmflut am 13. November 1872 wurde das Wasser der Ostsee in der trichterförmig sich verengenden Lübecker Bucht dermaßen aufgestaut, daß es den höchsten Stand, den es seit 250 Jahren hier erreicht hatte, um 1,38 rn überschritt, während es bei Memel fast um !/2 m unter seinen durchschnittlichen Stand sank". (Seydlitz). Die Hebung des Wassers einer Welle heißt Wellenberg, dessen höchster Teil Wellenkamm. Die Vertiefung zwischen je zwei Wellen bildet ein Wellen- ta l. Der senkrechte Abstand zwischen einem Wellentale und einem Wellenberge ist die Höhe, die Entfernung zwischen zwei Wellenkämmen die Länge der Welle.

13. Für Seminare - S. 33

1912 - Breslau : Hirt
B. Veränderungen der Erdoberfläche durch die Wirkung innerer Kräfte. Zz 17. Zerstörung durch das Erdbeben in San Francisco (18. April 1906). werden können Neben diesen stetigen oder häufigen Schwankungen treten bald hier, bald dort plötzliche Beweguugeu des Erdbodens in verschiedener Stärke — vom schwachen Beben bis zur gewaltsamen Erschütterung — auf, die ihren Ursprung unter der Erdoberfläche haben. Das sind Erdbeben. Senkrecht über dem Entstehungsorte des Erdbebens, dem Erdbebenherde, äußert sich die Bewegung als auswärts gerichteter Stoß. Mit wachsender Entfernung wird die Stoßrichtung immer schiefer zur Oberfläche. Die Be- weguugeu werden bald nicht mehr als von unten kommend empfunden, son- dern schreiten in Wellen fort, die langsam verflachen und endlich ersterben. b) Bebenwirkungen. Es ist natürlich, daß starke Erdbeben, namentlich in dicht besiedelten Gegenden, Ungeheuern Schaden anrichten und große Ver- luste an Menschenleben verursachen. Am verheerendsten erweisen sich die Erdbebenfluten, hervorgerufen durch heftige Bewegung des Bodens nahe oder unter dem Meere oder auch durch untermeerische Vnlkanausbrüche. 1 Instrumente, welche die leisesten Erschütterungen in ihrer zeitlichen Folge selbsttätig aufzeichnen, heißen Seismographen. Lennarz, Erdkunde für Seminare.

14. Vaterländisches Lesebuch für die mehrklassige evangelische Volksschule Norddeutschlands - S. 381

1888 - Halle a.S. : Buchh. des Waisenhauses
83. Das Erdbeben von Caracas. 381 83. Das Erdbeben von Caracas. Pom Anfange des Jahres 1811 bis zum Jahre 1813 war ein großer Flächen- raum, der die Provinz Venezuela, Westindien und einen Teil von Nord- amerika begreift, fortwährend den Erschütterungen unterirdischer Kräfte aus- gesetzt. Am Mississippi befand sich der Erdboden Tag und Nacht in dem Zustande eines steten Hin- und Herschwankens; die Stadt Caracas verspürte den ersten Stoß im Dezember 1811. Die Provinz Venezuela litt vor der Erschütterung, welche ihre Hauptstadt zerstörte, an großer Trockenheit; zu Cara- cas und in einem Umkreise von 311 englischen Meilen um diesen Ort war in den fünf Monaten, welche diesem Unglücke vorausgingen, kein Tropfen Regen gefallen. Am 26. März herrschte eine außerordentliche Hitze, die Luft war ruhig und der Himmel wolkenfrei. Es war gerade der erste Ostertag, und ein großer Teil der Einwohner befand sich in den Kirchen. Kein gefahrdrohendes Zeichen ging dem furchtbaren Ereignisse voraus. Sieben Minuten nach 4 Uhr abends wurde die erste Erschütterung gespürt. Sie war so stark, daß die Glocken in den Kirchen ertönten, und dauerte 5 bis 6 Sekunden. Unmittelbar aus diesen ersten Stoß folgte ein zweiter, welcher 10 bis 12 Sekunden anhielt. Während desselben war der Boden in einem beständigen Schwanken begrasten und wogte gleich einer kochenden Flüssigkeit. Man glaubte schon, die Gefahr sei vorüber, als sich ein furchtbares unterirdisches Getöse vernehmen ließ, wel- ches dem Rollen des Donners glich. Auf dieses Getöse folgte eine Erschütterung in senkrechter Richtung, und auf diese eine wellenförmige, die etwas länger dauerte. Die Stöße befolgten entgegengesetzte Richtungen, von Norden nach Süden und von Osten nach Westen. Es war unmöglich, daß irgend etivas die Bewegung von unten nach oben und die einander kreuzenden Bewegungen aus- halten konnte. Die Stadt Caracas ward gänzlich zerstört, und 9 bis 10 000 ihrer Einwohner wurden unter den Trümmern der einstürzenden Kirchen und Häuser begraben. Eine Prozession, welche gehalten werden sollte, hatte noch nicht begonnen, allein das Gedränge in den Kirchen war so groß, daß gegen 3 bis 4000 Personen durch den Einsturz der gewölbten Dächer zerschmettert wurden. Im nördlichen Teile der Stadt war die Erschütterung am stärksten. Zwei Kirchen dieses Teils, welche etwa 45 Meter hoch waren und deren Schiffe auf Säulen von etwa 4 Meter im Durchmesser ruhten, wurden in eine Maste von Ruinen verwandelt, die nirgends über anderthalb Meter hoch war. Das Ein- sinken der Trümmer war so bedeutend, daß nach wenigen Jahren kaum noch eine Spur von den Pfeilern und Säulen gesehen wurde. Die Baracken, aus denen ein nördlich von diesen Kirchen gelegenes Quartier bestand, verschwanden fast gänzlich. Ein Regiment Linientruppen, welches sich in einem großen Gebäude dieses Stadtteils versammelt hatte, um sich dem feierlichen Zuge der Prozession anzuschließen, wurde, mit Ausnahme weniger, unter diesem Haufe begraben. Neun Zehntel der schönen Stadt Caracas stürzten völlig in Trümmer zusam- men. Die Häuser, welche nicht einfielen, waren dergestalt gesprungen, daß es niemand wagen durfte, sie zu bewohnen. Die Hauptkirche, welche durch große Strebepfeiler gestützt ist, blieb stehen. Unter die 9 bis 10 000 Menschen, welche oben als die Zahl der durch das Erdbeben Getöteten angegeben wurden, sind nicht die Unglücklichen mit ein-

15. Vaterländisches Lesebuch für die mehrklassige evangelische Volksschule Norddeutschlands - S. 381

1883 - Halle a.S. : Buchh. des Waisenhauses
83. Das Erdbeben von Caracas. 381 83. Das Erdbeben von Caracas. Pom Anfange des Jahres 1811 bis zum Jahre 1813 war ein großer Flächen- raum, der die Provinz Venezuela, Westindien und einen Teil von Nord- amerika begreift, fortwährend den Erschütterungen unterirdischer Kräfte ausgesetzt. Am Mississippi befand sich der Erdboden Tag und Nacht in dem Zustande eines steten Hin- und Herschwankens; die Stadt Caracas verspürte den ersten Stoß in: Dezember 1811. Die Provinz Venezuela litt vor der Erschütterung, welche ihre Hauptstadt zerstörte, an großer Trockenheit; zu Caracas und in einem Umkreise von 311 englischen Meilen um diesen Ort war in den 5 Monaten, welche diesem Unglücke vorausgingen, kein Tropfen Regen gefallen. Am 26. März herrschte eine außerordentliche Hitze, die Luft war ruhig und der Himmel wolkenfrei. Es war gerade der erste Ostertag, und ein großer Teil der Einwohner befand sich in den Kirchen. Kein gefahrdrohendes Zeichen ging dem furchtbaren Ereignisse voraus. Sieben Minuten nach 4 Uhr abends wurde die erste Erschütterung gespürt. Sie war so stark, daß die Glocken in den Kirchen ertönten, und dauerte 5 bis 6 Sekunden. Unmittelbar auf diesen ersten Stoß solgte ein zweiter, welcher 10 bis 12 Sekunden anhielt. Während desselben war der Boden in einem beständigen Schwanken begriffen und wogte gleich einer kochenden Flüssigkeit. Man glaubte schon, die Gefahr sei vorüber, als sich ein furchtbares unterirdisches Getöse vernehmen ließ, welches dem Rollen des Don- ners glich. Auf dieses Getöse folgte eine Erschütterung in senkrechter Richtung, und auf diese eine wellenförmige, die etwas länger dauerte. Die Stöße befolg- ten entgegengesetzte Richtungen von Norden nach Süden und von Osten nach Westen. Es war unmöglich, daß irgend etwas die Bewegung von unten nach oben und die einander kreuzenden Bewegungen aushalten konnte. Die Stadt Caracas ward gänzlich zerstört, und 9 bis 10 000 ihrer Einwohner wurden unter den Trümmern der einstürzenden Kirchen und Häuser begraben. Eine Prozession, welche gehalten werden sollte, hatte noch nicht begonnen, allein das Gedränge in den Kirchen war so groß, daß gegen 3 bis 4000 Personen durch den Einsturz der gewölbten Dächer zerschmettert wurden. Im nördlichen Teile der Stadt war die Erschütterung am stärksten. Zwei Kirchen dieses Teils, welche etwa 45 Meter hoch waren und deren Schiffe auf Säulen von etwa 4 Meter im Durchmesser ruhten, wurden in eine Masse von Ruinen verwandelt, die nirgends über anderthalb Meter hoch war. Das Ein- sinken der Trümmer war so bedeutend, daß nach wenigen Jahren kaum noch eine Spur von den Pfeilern und Säulen gesehen wurde. Die Baracken, aus denen ein nördlich von diesen Kirchen gelegenes Quartier bestand, verschwanden fast gänzlich. Ein Regiment Linientruppen, welches sich in einem großen Gebäude dieses Stadtteils versammelt hatte, um sich dem feierlichen Zuge der Prozession anzuschließen, wurde, mit Ausnahme weniger, unter diesem Hause begraben. Neun Zehntel der schönen Stadt Caracas stürzten völlig in Trümmer zusammen. Die Häuser, welche nicht einfielen, waren dergestalt gesprungen, daß es niemand wagen durfte, sie zu bewohnen. Die Hauptkirche, welche durch große Strebe ^ Pfeiler gestützt ist, blieb stehen. Unter die 9 bis 10000 Menschen, welche oben als die Zahl der durch das Erdbeben Getöteten angegeben wurden, sind nicht die Unglücklichen mit einbegriffen,

16. Vaterländisches Lesebuch für die mehrklassige evangelische Volksschule Norddeutschlands - S. 388

1902 - Halle a.S. : Buchh. des Waisenhauses
388 84. Das Erdbeben von Caracas. 84. Das Erdbeben von Caracas. Pom Anfange des Jahres 1811 bis zum Jahre 1813 mar ein großer Flächen- raum, der die Provinz Venezuela, Westindien und einen Teil von Nord- amerika begreift, fortwährend den Erschütterungen unterirdischer Kräfte aus- gesetzt. Am Mississippi befand sich der Erdboden Tag und Nacht in dem Zustande eines steten Hin- und Herschwankens; die Stadt Caracas verspürte den ersten Stoß im Dezember 1811. Die Provinz Venezuela litt vor der Erschütterung, welche ihre Hauptstadt zerstörte, an großer Trockenheit; zu Cara- cas und in einem Umkreise von 311 englischen Meilen um diesen Ort war in den fünf Monaten, welche diesem Unglück vorausgingen, kein Tropfen Regen gefallen. Am 26. März herrschte eine außerordentliche Hitze, die Luft war ruhig und der Himmel wolkenfrei. Es war gerade der erste Ostertag, und ein großer Teil der Einwohner befand sich in den Kirchen. Kein gefahrdrohendes Zeichen ging dem furchtbaren Ereignisse voraus. Sieben Minuten nach 4 Uhr abends wurde die erste Erschütterung gespürt. Sie war so stark, daß die Glocken in den Kirchen ertönten, und dauerte 5 bis 6 Sekunden. Unmittelbar auf diesen ersten Stoß folgte ein zweiter, welcher 10 bis 12 Sekunden anhielt. Während desselben war der Boden in einem beständigen Schwanken begriffen und wogte gleich einer kochenden Flüssigkeit. Man glaubte schon, die Gefahr sei vorüber, als sich ein furchtbares unterirdisches Getöse vernehmen ließ, welches dem Rollen des Donners glich. Auf dieses Getöse folgte eine Erschütterung in senkrechter Richtung, und auf diese eine wellenförmige, die etwas länger dauerte. Die Stöße befolgten entgegengesetzte Richtungen, von Norden nach Süden und von Osten nach Westen. Es war unmöglich, daß irgend etwas die Bewegung von unten nach oben und die einander kreuzenden Bewegungen aushalten konnte. Die Stadt Caracas ward gänzlich zerstört, und 9 bis 10000 ihrer Einwohner wurden unter den Trümmern der einstürzenden Kirchen und Häuser begraben. Eine Prozession, welche gehalten werden sollte, hatte noch nicht begonnen, allein das Gedränge in den Kirchen war so groß, daß gegen 3 bis 4000 Personen durch den Einsturz der gewölbten Dächer zerschmettert wurden. Im nördlichen Teile der Stadt war die Erschütterung am stärksten. Zwei Kirchen dieses Teils, welche etwa 45 Meter hoch waren und deren Schiffe auf Säulen von etwa 4 Meter im Durchmesser ruhten, wurden in eine Masse von Ruinen verwandelt, die nirgends über anderthalb Meter hoch war. Das Ein- sinken der Trümmer war so bedeutend, daß nach wenigen Jahren kaum noch eine Spur von den Pfeilern und Säulen gesehen wurde. Die Baracken, aus denen ein nördlich von diesen Kirchen gelegenes Quartier bestand, verschwanden fast gänzlich. Ein Regiment Linientruppen, welches sich in einem großen Gebäude dieses Stadtteils versammelt hatte, um sich dem feierlichen Zuge der Prozession anzuschließen, wurde, mit Ausnahme weniger, unter diesem Hause begraben. Neun Zehntel der schönen Stadt Caracas stürzten völlig in Trümmern zusam- men. Die Häuser, welche nicht einfielen, waren dergestalt gesprungen, daß es niemand wagen durste, sie zu bewohnen. Die Hauptkirche, welche durch große Strebepfeiler gestützt ist, blieb stehen. Unter die 9 bis 10 000 Menschen, welche oben als die Zahl der durch das Erdbeben Getöteten angegeben wurden, sind nicht die Unglücklichen mit ein-

17. Weltkunde - S. 326

1896 - Hannover : Helwing
326 überall gleich weit und an dem oberen Ende luftdicht verschlossen; das andere Ende ist wieder aufwärts gebogen und erweitert sich bei einem gewöhnlichen Barometer sogleich in ein birnen- oder flaschenförmiges, oben offenes Gefäß. Das Gefäß und der größte Teil der Röhre wird von dem Quecksilber angefüllt; über demselben befindet sich ein luftleerer Raum (die Torri'cellische Leere). Die Skala ist eine Einteilung in cm. Der Nullpunkt soll mit der Oberfläche des Quecksilbers in dem Gefäße in gleicher Höhe stehen; gewöhnlich aber ist nur der obere Teil der Äala— von 63—80 cm — vorhanden. — Das Barometer dient als Luftdruckmesser, als Höhenmesser und als Wetterglas. Das Aneroid-Barometer besteht aus einer luftleer gemachten Metall- büchse oder aus einer spiralförmig gewundenen dünnwandigen Röhre. Bei zu- nehmendem Luftdrucke biegt sich der Deckel oder die Röhre ein-, bei abnehmen- dem aber auswärts. Die Bewegungen werden auf einen Zeiger übertragen. b) Die Wasserpumpe (Säugpumpe) hat oben ein mit einem Ausflußrohre versehenes Pumpenrohr (Stiefel), an dessen unterem Ende ein engeres Rohr, das Saugrohr, angebracht ist, das ins Wasser hinabreicht. In dem Pumpenrohre laßt sich durch einen ungleicharmigen Hebel der an einer Stange befestigte Kolben auf- und abbewegen; er ist durchbohrt und mit einem nach oben sich össnenden Ventile versehen. Ein Bodenventil, das sich ebenfalls nach oben öffnet, findet sich da. wo das Pumpenrohr mit dem Saugrohre verbunden ist. — Zielst man den dicht über dem Bodenventile befindlichen Kolben in die Höhe, so entsteht in dem Pumpenrohre und — da auch das Bodenventil sich öffnet — in dem Saugrohre ein luftverdünnter Raum. Beim Niederdrücken des Kolbens schließt sich das Bodenventil, während das Kolben- ventil sich öffnet. Wird der Kolben wiederholt in die Höhe ge- zogen, so steigt endlich das Wasser durch das Bodenventil, dann über das Kolbenventil und wird bis zum Ausflußrohre ge- hoben, durch welches es abfließt. — Die Druckpumpe hat einen Kolben ohne Ventil; dagegen ist über dem Bodenventile ein Rohr — das Steigrohr angebracht, das aufwärts gebogen und mit einem nach außen sich össnenden Ventile versehen ist. Mittels der Druckpumpe kann man das Wasser zu beliebiger Höhe empor treiben. — c) Die Feuerspritze besteht aus einem großen metallenen Heronsball, hier Windkessel genannt, in welchen zwei Druck- pumpen, die in einem mit Wasser gefüllten Kasten stehen, ab- wechselnd Wasser hineintreiben. Die in dem Windkessel vorhandene Luft wird dadurch auf einen viel kleineren Raum zusammen- gedrückt, ihre Spannkraft mithin vermehrt. Das Wasser wird daher durch die Röhre des Windkessels und den angeschraubten Schlauch in einem starken Strahle hinausgetrieben. 1. Auf welchem Gesetze beruht das Barometer? — 2. Wie hoch muß bei gewöhnlichem Lustdrucke das Quecksilber in der Röhre stehen? — 3. Beachte den Barometerstand mehrere Tage nacheinander! Weshalb steht das Quecksilber

18. Weltkunde - S. 285

1886 - Hannover : Helwing
285 lang, überall gleich weit und an dem oberen Ende luftdicht ver- schlossen; das untere Ende ist wieder aufwärts gebogen und er- weitert sich bei einem gewöhnlichen Barometer sogleich in ein birnen- oder flaschenförmiges, oben offenes Gefäß. Das Gefäß und der größte Teil der Röhre wird von dem Quecksilber angefüllt; über demselben befindet sich ein luftleerer Raum (die Torricelliffche Leere). Die Skala ist eine Einteilung in ern (oder Zolle). Der Nullpunkt soll mit der Oberfläche des Quecksilbers in dem Gefäße in gleicher Höhe stehen; gewöhnlich aber ist nur der obere Teil der Skala — von 63—80 cm (26—30 Zoll) — vorhanden. — Das Barometer dient als Luftdruckmesser, als Höhenmesser und als Wetterglas. Das An e r o i d - Barometer besteht aus einer luftleer gemachten Metall- büchse, bereu Deckel wellig gebogen und sehr dünn und elastisch ist. Bei zunehmendem Luftdruck biegt sich der Deckel ein-, bei abnehmendem aber auswärts. Diese Bewegungen werden auf einen Zeiger übertragen. b) Die Wasserpumpe (Säugpumpe) hat oben ein mit einem Ausflußrohr versehenes Pumpen rohr (Stiefel), an dessen unterem Ende ein engeres Rohr, das Saugrohr, angebracht ist, das ins Wasser hinabreicht. In dem Pumpenrohr läßt sich durch einen ungleicharmigen Hebel der an einer Stange befestigte Kolben auf- und abbewegen; er ist durchbohrt und mit einem nach oben sich öffnenden Ventil versehen. Ein Bodenventil, das sich ebenfalls nach oben öffnet, findet sich da, wo das Pumpenrohr mit dem Saugrohr verbunden ist. — Zieht man den dicht über dem Bodenventil befindlichen Kolben in die Höhe, so entsteht in dem Pumpenrohr und — da auch das Bodenventil sich öffnet — in dem Saugrohr ein luftverdünnter Raum. Beim Niederdrücken des Kolbens schließt sich das Bodenventil, während das Kolben- ventil sich öffnet. Wird der Kolben wiederholt in die Höhe ge- zogen, so steigt endlich das Wasser durch das Bodenventil, dann über das Kolbenventil und wird bis zum Ausflußrohr gehoben, durch welches es abfließt. — Die Druckpumpe hat einen Kolben ohne Ventil; dagegen ist über dem Bodenventil ein Rohr — das Steigrohr angebracht, das auswärts gebogen und mit einem nach außen sich öffnenden Ventil versehen ist. Mittels der Druckpumpe kann man das Wasser zu beliebiger Höhe empor treiben. — c) Die Feuerspritze besteht aus einem großen metallenen Heronsball, hier Windkessel genannt, in welchen zwei Druckpumpen, die in einem mit Wasser gefüllten Kasten stehen, abwechselnd Wasser hineintreiben. Die in dem Windkessel vorhandene Luft wird dadurch auf einen viel kleineren Raunl zusammengedrückt, ihre Spannkraft mithin vermehrt. Das Wasser wird daher durch die Röhre des Windkessels und den angeschraubten Schlauch in einem starken Strahl hinausgetrieben. 1. Auf welchem Gesetze beruht das Barometer? — 2. Wie hoch muß bei gewöhnlichem Luftdruck das Quecksilber in der Röhre stehen? — 3. Be-

19. Anschaulich-ausführliches Realienbuch - S. 167

1902 - Bielefeld [u.a.] : Velhagen & Klasing
167 scheidet demnach selbstleuchtende und dunkle Körper. Zu den selbstleuchtenden gehören die Sonne (die größte Lichtquelle), alle glühenden und brennenden Körper, das Johanniswürmchen, faulendes Holz u. s. w. — Alle dunkeln Körper werden erst sichtbar, wenn das Licht leuchtender Körper auf sie fällt. — Fällt das Sonnen- licht durch eine Öffnung des Fensterladens in ein dunkles Zimmer, so sieht man die Staubteilchen der Luft stets durch einen Lichtstrahl in gerader Linie erleuchtet. Das Licht verbreitet sich stets in geraden Linien. Wie erklärt sich daraus die Entstehung des Schattens? 29. Zurückwerfung der Lichtstrahlen, a. Halten wir in einem Zimmer ein Stück von gewöhnlichem Spiegelglase so in der Hand, daß es von den Strahlen der Sonne oder einer Kerze in schräger Richtung getroffen wird, so zeigt sich an der Wand ein heller Fleck. Die Lichtstrahlen können nämlich nicht durch das Spiegelglas hindurch, sondern prallen von diesem zurück wie ein Gummiball von einer Mauer. — b. Sehen wir in einen Stubenspiegel, in einen blaicken Metall- knopf oder in eine ruhige Wasserfläche, so erblicken wir darin unser Bild. Die Lichtstrahlen nämlich, die von unserem Körper ausgehen, fallen auf die blanke Fläche, werden von ihr zurückgeworfen und gelangen so in unser Auge. Von sehr glatten Flächen werden die Lichtstrahlen so zurückgeworfen, daß Bilder der Gegenstände entstehen, von denen sie ausgehen. 30. Der ebene Spiegel. Sehen wir in eine Glasscheibe, die keinen dunkeln Hintergrund hat, so erblicken wir unser Bild darin nicht. Hängen wir aber hinter das Glas eine dunkle Schürze, ein Stück blaue Pappe oder irgend einen anderen dunkeln Gegenstand, so spiegelt sich deutlich unser Bild in dem Glase. Unser gewöhnlicher Stubenspiegel, auch der „ebene" Spiegel genannt, besteht aus einer Glasscheibe, die ans der Hinterseite mit einem Gemisch von Quecksilber und Zinn belegt ist. — Hänge den Spiegel senkrecht und halte eine Bleifeder mit der Spitze nach oben senkrecht davor! Ihr Bild erscheint im Spiegel ebenfalls senkrecht und mit der Spitze nach oben. Lege den Spiegel wagerecht! Das Bild der Blei- feder erscheint zwar auch senkrecht, aber mit der Spitze nach unten. Ähnliche Erscheinungen bietet der Wasserspiegel. Die Bilder der Bäume, Häuser und Menschen erscheinen darin ans dem Kopfe. 31. Hohlspiegel. An Wandlampen, Wagenlaternen, Lokomotiven u. s. w. sind häufig „Blenden" angebracht. Sie sind meist aus blank poliertem Metall gefertigt und haben den Zweck, die Leuchtkraft der Lichtflamme zu verstärken. Eine solche Blende heißt auch Hohlspiegel. Sie gleicht nämlich einem an seiner inneren Fläche spiegelnden Stück einer Hohlkugel. Eine gerade Linie, die den Mittelpunkt des Hohlspiegels mit dem Mittelpunkte der Hohlkugel (dem Krümmnngsmittelpunkte des Spiegels) verbindet, heißt die Achse des Hohlspiegels. Läßt man parallel mit dieser Achse die Sonnenstrahlen aus den Hohlspiegel fallen, so werden sie von ihm zurückgeworfen und zwar so, daß sie sich alle in einem Punkte vereinigen. Diese zurückgeworfenen Strahlen lassen sich aus einem Blatte Papier auffangen, das rechtwinklig zur Achse des Spiegels gehalten und aus ihr in entsprechenden Grenzen in der Längsrichtung der Achse bewegt wird. Sie werden dann als ein kleiner heller Fleck sichtbar. Da aber, wo dieser Fleck am kleinsten ist, ist ihr Vereinigungspunkt. Er heißt der „Brennpunkt". Stellt man in einem dunkeln Zimmer eine Lichtflamme genau in den Brennpunkt des Hohlspiegels, so wird die Beleuchtung heller, als wenn sie nicht in dem Brennpunkte steht. (Versuche mit einem bedruckten Blatte Papier.) Die Lichtstrahlen werden nämlich von dein Hohlspiegel alle parallel mit der Achse zurückgeworfen. Sie können daher nicht wie gewöhnlich nach allen Seiten hin auseinander laufen, sondern werden gezwungen, sich alle nach einer Richtung hinzuwenden. So erklärt es sich, weshalb in dieser

20. Anschaulich-ausführliches Realienbuch - S. 167

1897 - Bielefeld [u.a.] : Velhagen & Klasing
167 scheidet demnach selbstleuchtende und dunkle Körper. Zu den selbstlenchtenden ge- hören die Sonne (die größte Lichtquelle), alle glühenden und brennenden Körper, das Johanniswürmchen, faulendes Holz u. s. w. — Alle dunkeln Körper werden erst sichtbar, wenn das Licht leuchtender Körper auf sie fällt. — Fällt das Sonnen- licht durch eine Öffnung des Fensterladens in ein dunkles Zimmer, so sieht man die Staubteilchen der Luft stets durch einen Lichtstrahl in gerader Linie erleuchtet. Das Licht verbreitet sich stets in geraden Linien. Wie erklärt sich daraus die Entstehung des Schattens? 29. Zurückweisung der Lichtstrahlen, a. Halten wir in einem Zimmer ein Stück von gewöhnlichem Spiegelglase so in der Hand, daß es von den Strahlen der Sonne oder einer Kerze in schräger Richtung getroffen wird, so zeigt sich an der Wand ein heller Fleck. Die Lichtstrahlen können nämlich nicht durch das Spiegelglas hindurch, sondern prallen von diesem zurück wie ein Gummiball von einer Mauer. — b. Sehen wir in einen Stubenspiegel, in einen blanken Metall- knopf, in eine ruhige Wasserfläche u. s. w., so erblicken wir darin unser Bild. Die Lichtstrahlen nämlich, die von unserm Körper ausgehen, fallen ans die blanke Fläche, werden von ihr zurückgeworfen und gelangen so in unser Auge. Von sehr glatten Flächen werden die Lichtstrahlen so zurückgeworfen, daß Bilder der Gegenstände entstehen, von denen sie ausgehen. 30. Der ebene Spiegel. Sehen wir in eine Glasscheibe, die keinen dunkeln Hintergrund hat, so erblicken wir unser Bild darin nicht. Hängen wir aber hinter das Glas eine dunkle Schürze, ein Stück blaue Pappe oder irgend einen andern dunkeln Gegenstand, so spiegelt sich deutlich unser Bild in dem Glase. Unser gewöhnlicher Stubenspiegel, auch der „ebene" Spiegel genannt, besteht aus einer Glasscheibe, die auf der Hinterseite mit einem Gemisch von Quecksilber und Zinn belegt ist. — Hänge den Spiegel senkrecht und halte eine Bleifeder mit der Spitze nach oben senkrecht davor! Ihr Bild erscheint im Spiegel ebenfalls senkrecht und mit der Spitze nach oben. Lege den Spiegel wagerecht! Das Bild der Blei- feder erscheint zwar auch senkrecht, aber mit der Spitze nach unten. Ähnliche Erscheinungen bietet der Wasserspiegel. Die Bilder der Bäume, Häuser und Menschen erscheinen darin auf dem Kopfe. 31. Hohlspiegel. An Wandlampen, Wagenlaternen, Lokomotiven u. s. w. sind häufig sog. Blenden angebracht. Sie sind meist aus blank poliertem Metalle gefertigt und haben den Zweck, die Leuchtkraft der Lichtflamme zu verstärken. Eine solche Blende heißt auch Hohlspiegel. Sie gleicht nämlich einem an seiner innern Fläche spiegelnden Stück einer Hohlkugel. Eine gerade Linie, die den Mittelpunkt des Hohlspiegels mit dem Mittelpunkte der Hohlkugel (dem Krümmungsmittelpunkte des Spiegels) verbindet, heißt die Achse des Hohlspiegels. Läßt man parallel mit dieser Achse die Sonnenstrahlen auf den Hohlspiegel fallen, so werden sie von ihm zurückgeworfen und zwar so, daß sie sich alle in einem Punkte vereinigen. Diese zurückgeworfenen Strahlen lassen sich aus einem Blatte Papier auffangen, das rechtwinklig zur Achse des Spiegels gehalten und ans ihr in entsprechenden Grenzen in der Längsrichtung der Achse bewegt wird. Sie werden dann als ein kleiner heller Fleck sichtbar. Da aber, wo dieser Fleck am kleinsten ist, ist ihr Vereinigungspunkt. Er heißt der „Brennpunkt". Stellt man in einem dunkeln Zimmer eine Lichtflamme genau in den Brennpunkt des Hohlspiegels, so wird die Beleuchtung heller, als wenn sie nicht in dem Brennpunkte steht. (Versuche mit einem bedruckten Blatte Papier.) Die Lichtstrahlen werden nämlich von dem Hohlspiegel alle parallel mit der Achse zurückgeworfen. Sie können daher nicht wie gewöhnlich nach allen Seiten hin auseinander lausen, sondern werden gezwungen, sich alle nach einer Richtung hinzuwenden. So erklärt es sich, weshalb in dieser