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1. Deutsch-Afrika und seine Nachbarn im schwarzen Erdteil - S. 96

1887 - Berlin : Dümmler
96 Die Somal. zwischen Abefsinien und dem Äquator, der Ostküste einerseits und dem Stromgebiet des oberen Nillaufes andererseits. Da das ganze Volk streng mohammedanischer Religion ist, hat es sich gegen die Nachbarvölker fast ganz abgeschlossen und nur an den Landesgrenzen etwas vermischt. Nur vorübergehend sind in einigen Küstenplätzen Araber und Hindus als Kaufleute geduldet worden. Da es niemals Reisenden außer dem Baron Claus v. d. Decken, der leider ein so rasches und unglückliches Ende nahm, geglückt ist, mit dem unvermischten Volke in Freundschaft zu leben, so haben sich bis in die neueste Zeit die unglaublichsten Fabeln von diesem Volksstamme erhalten. Wenn ich auch nur 6 Wochen hier gelebt habe, also vielleicht kein kompe- tentes Urteil besitze, so kann ich doch versichern, daß alle diese Er- Zählungen wirkliche Fabeln sind. Die Somal sind durchweg ein sehr liebenswürdiger, ordentlicher, reinlicher Menschenschlag, der aber leider eine unbeschreibliche Habgier, die zu zügeln nicht immer ganz leicht ist, besitzt. Das Volk ist nach seiner Lebensweise in Hirten und Städter einzuteilen. Die Hirtenbevölkerung nomadisiert im ganzen Inneren mit ihren großen Herden und hat keine festen Wohnsitze, während sich die Städter in größeren und kleineren Ortschaften an der Küste nieder- gelassen haben. Jene ist sehr kriegerisch und unternimmt fast jähr- lich Raubzüge gegen die Nachbarvölker, um Menschen und Vieh zu rauben und diese Leute dann bei den Städtern gegen Geld, Kleider und andere Handelsgegenstände einzutauschen. Die Städter dagegen treiben Handel nach Indien und Arabien, beschäftigen sich viel mit Haifischsang und Perlenfischerei. Bei den Städtern hat sich die Sitte, alles Fremde zu plündern, dahin gemildert, daß sie zur Zeit nur noch das Strandrecht an ihrer Küste ausüben und von allen ankommenden fremden Schiffen eine gewisse Steuer erheben, welche in Reis oder Matama (indisches Korn) besteht. Diese Abgabe (oder Geschenk) erbittet sehr bescheiden, aber bestimmt, einer der älteren auf das Schiff kommenden Somal. Höchst interessant ist es, die Bevölkerung zu beobachten, wenn sich ein Schiff vor dem Hafen zeigt. Zuerst streitet Jung und Alt, ob es weiter geht oder einläuft, sobald letzteres klar ist, von welcher Station es ist, und was es wohl bringen mag. Nachdem alles hin und her erwogen, stürzt die Ju- gend in das Meer, um schwimmend das Schiff zu erreichen, während die Männer mit ihren Booten an dasselbe fahren. Auf dem Schiff

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1. Theil 1 - S. 78

1827 - Leipzig : Brockhaus
78 hin, das neugegründete Reich gegen feindliche Angriffe mit Kraft zu vertheidigen und es durch Schifffahrt, Handel und Wissenschaften blühend zu machen. Er befestigte und ver- schönerte die Stadt London, rüstete Flotten aus, zügelte die Normänner im Innern, hielt die fremden Schwärme, die immer noch von außen nachkamen, mit mächtigem Arm von seinen Küsten ab und widmete die Muße, die ihm noch übrig blieb, der Ausbildung seines Volkes. Den großen sechzig- ruderigen Galeeren, die er erbauen ließ, wurde es leicht, den schwächeren Fahrzeugen seiner Feinde zu widerstehen und sie zu vernichten. Einen Theil seiner Schiffe lieh er klugen und unternehmenden Seefahrern, die damit bis nach Ale- xandrien in Aegypten schifften, und von dort aus nach Per- sien handelten. Auch Entdeckungsreisen nach den norwegi- schen Küsten veranstaltete er, und eines von seinen Schiffen mußte es sogar versuchen, den Weg um Afrika herum nach Ostindien zu finden. Er gab seinen Völkern milde Gesetze, legte Gerichtshöfe an, ließ allenthalben gute Ordnung und Frieden herrschen. Er war es auch, der England in Shi- res oder Grafschaften einthcilte und den Grund zur Univer- sität Oxford legte. Die nöthigen Bücher ließ er aus Rom kommen, denn in dem Lande fehlte es fast ganz daran. Er selbst war für seine Zeit und die Gegend, in der er lebte, reich genug an Kenntnissen. Alle Augenblicke, die ihm die Staatsgeschäfte übrig ließen, widmete er den Wissenschaften. Er verstand gut die Geometrie und die lateinische Sprache, war belesen in der Geschichte, und soll sogar Dichter gewesen seyn, auch die äsopischen Fabeln und die Psalmen in seine Landessprache übersetzt haben. So war also Alfred nicht groß als Weltstürmer, wohl aber als Erhalter und Vertheidiger seines Volkes, als Freund, Unterstützer und Beförderer alles Guten. Die Welt verehrt

2. Deutsch-Afrika und seine Nachbarn im schwarzen Erdteil - S. 95

1887 - Berlin : Dümmler
Die Somal. 95 Tisch. Jeder Somal dringt in das Innerste der Hütten ein, alles durchstöbernd; man muß froh sein, wenn man wenigstens des Nachts vor dieser nichtswürdigen Rasse Ruhe hat. Was der Familienvater verdient, wird von den erwachsenen Söhnen und Brudersöhnen ge- teilt, wenn letztere dem Alten über den Kopf gewachsen sind. Der kleinste Irrtum in der Verteilung kann dem Geber das Leben kosten. Der Somal ist fanatischer Mohammedaner (?); Mord und Diebstahl sind nach seiner Anschauung keine Sünden, die ihm den Weg zum Para- diese verwehrten; Gefühl und Gedanken der Somals sind roh und sinnlich; in all seinem Thun und Handeln ist er berechnender Spe- kulant. Ob er lieben kann möchte ich bezweifeln; vielleicht liebt er seine schöne Braut, vielleicht sein Pferd, aber gewiß nicht Vater und Mutter. Schwester- oder Bruderliebe scheinen ihm geradezu lächer- lich. Der Vater tötet den Sohn und umgekehrt; der Somal mordet jeden, der ihn nur im geringsten beleidigt oder übervorteilt. Die Stämme unter sich leben in beständiger Feindschaft und in fort- währendem Kampfe, und fogar kleine Stammfamilien von 7—800 Mitgliedern reiben sich selbst durch alltägliche Zwistigkeiten aus; es ist fast unmöglich, den fortwährenden Händeln auszuweichen. Lobenswert ist der Abscheu der Somal vor Trunksucht und Un- sittlichkeit, obgleich die Männer allesamt faullenzende Tagediebe sind, deren einzige Beschäftigung das Händelstiften und der Gebrauch der Waffen ist. Die Somal bekennen sich zum Islam, doch existieren Moscheen im ganzen Lande nicht (Irrtum! B.), ebensowenig Schulen. Die Knaben lernen die notwendigsten Gebete, am Abend um ein mäch- tiges Feuer sitzend. Bei den Rami ist von Religion keine Spur zu finden. Von Gastfreundschaft will man im ganzen Somallande nichts wissen; das Teilen von Brot und Salz unter gemeinschaftlichem Dache ist kein Schutzmittel gegen Feindschaft. Überhaupt kenne ich keine Sitte, kein Gesetz, das den Fremden oder selbst den Einheimi- schen vor der unverschämten Raubgier der Eingeborenen schütze. Bei den Aul Iahen und deren Nachbarn kann nur der heiraten, der schon gemordet hat und eine Trophäe von dem Ermordeten auf- weisen kann." Iii. Das Volk der Somal, welches sich in seiner Abstammung ziem- lich rein erhalten hat, gehört der hamitischen Völkerfamilie an. Seit undenklichen Zeiten bewohnen die Somal die Gebiete Ostafrikas

3. Handbuch der alten Geschichte Geographie und Chronologie - S. 516

1825 - Altona : Hammerich
516 Geschichte die ganze Halbinsel vom Silarus bis an die Gränze des Gebiets von Thurii und Heraklea, und waren zu der Zeit, wo Rom die Gränzen Latium’s über- schritt, das ausgedehnteste und gröfseste Volk Italiens. Die Griechen in Italien. Achäer, Chalkidier, Lokrer und Dorier wan- derten (der Sage zufolge bald nach dem trojani- schen Kriege) in Unter-Italien ein, liefsen sich an den Küsten Ausoniens und Japygiens nieder, und nahmen die von Oenotrien ganz ein. Ihre Republiken waren mehrere Jahrhunderte lang groß und blühend (Grofs - Griechenland); aber die Verhältnisse, wodurch das Emporwachsen fremder Ansiedelungen an diesen Küsten begün- stigt war, änderten sich; im Innern kamen große Völker empor, und die vereinzelten Küstenstädte erlagen ihnen , eine nach der andern. Das vierte Jahrhundert Roms, die Kriege der sabellischen Völkerschaften und der sicilischen Tyrannen zerstörten viele der griechischen Städte, und schwächten die übrigen so sehr, dafs die Grie- chen Italiens in der römischen Geschichte, wenn auch Veranlassung grofser Kriege, doch an sich . unbedeutend sind. Daher, und als Fremde von j scharf abgesondertem Ursprung, deren Geschichte ‘ theils selbstständig ist, theils der allgemeinen ih- - res Volkes angehört, ist es unnöthig, hier weit- - läuftig von ihnen zu reden. Von den Städten, die i in der Geschichte Roms auftreten, ist es Zeit, < alsdann Nachricht zu geben. Latium und die Latiner. Die älteste Geschichte Latium’s und seiner ? Bewohner ist uns völlig unbekannt. Das, was ej davon erzählt wird, sind nur Fabeln und Erdich- -j tungen späterer Griechen. Dahin gehört denn n auch das nicht blos von römischen Dichtern,

4. Die außereuropäischen Erdteile - S. 64

1909 - Breslau : Hirt
64 Afrika. Der steile Ostabhang des Randgebirges fällt in Stufen ab. Ihn durchfurchen Flüsse, die wegen der Wasserfälle und des ungleichen Wasserstandes nur auf kurze Strecken nahe der Minduug kahnbar sind. Da die östlichen Winde sich am Gebirgs- rand abregnen, so ist er meist von tropischen Wäldern bedeckt. Der Fuß der östlichen Randgebirge wird von einer schmalen, aus Korallen- kalk und Sandstein aufgebauten Küstenebene begleitet, die gleichmäßig heiß und feucht und daher ungesund ist. Kokospalmen schmücken die Ebene, und Mangroven bedecken den Küstenrand. Ihn umsäumen Korallenriffe, die sich unter 5° 8 zu den Sansibar-Inseln zusammengeschlossen haben. Sie bereiten der Schiffahrt Gefahren und fehlen nur da, wo das Süßwasser der einmün- denden Flüsse die Korallenbauten unmöglich macht. Die Bewohner des Küstentieflandes sind im N viehzüchtende, räuberische Somäl, ein aus Negern und Arabern entstandenes Mischvolk, das allen Nichtmohammedanern feindlich begegnet. Von der Somäl-Halbinfel bis in die Breite der Nordspitze von Madagaskar wohnen Suaheli. Ihre Sprache, das Kisuahel, ist ein Gemisch von Arabisch und der Sprache der Bäntuneger. Sie hat sich über das ganze tropische Ostafrika verbreitet, dessen Handels- spräche sie bildet. Auch indische Kaufleute und Araber, die der Handel anlockte, sind seit dem Mittelalter unter Benutzung des Monsuns herüber- gekommen und haben sich hier ansässig gemacht. b) Staatliche Verhältnisse und Siedlungen. Fast das ganze Gebiet wird von europäischen Völkern beherrscht. Von N nach S folgen: 1. Das steppenartige, im Innern noch wenig erforschte Somalland. Es gehört im N zu England, im 0 zu Italien. 2. Britisch-Ostafrika. Es reicht landeinwärts, den Kenia (5600 m) umschließend, bis an den Viktoria-See. Dahin führt von dem Hauptort Mombasa eine Eisenbahn (Uganda-Bahn), die für die wirtschaftliche Erschließung der britischen wie der deutschen Kolonie von großer Bedeutung ist. 3. Deutsch-Ostafrika. 1,8 mal so groß wie das Deutsche Reich, 7 Mill. Gs., 7 auf 1 qkm. a) Größe, Lage und Grenzen. Deutsch-Ostafrika ist das größte und Volk- reichste der deutschen Schutzgebiete. Es liegt nicht allzufern von den großen Seehandelsstraßen, die von Europa nach Indien und Australien führen, und verbindet die Küste mit den reichen Landschaften um die großen innerafrika- nischen Seen (nenne sie!). Es wird im No und itnn von englischem, im Sw und im S von englischem und portugiesischem und im W von belgischem Besitz begrenzt. Die Küste am Indischen Ozean vom Rownma im 8 bis fast 5° S gleicht an Länge der Entfernung Lübeck—memel. b) Landschaftsbild. Landschaftlich ist zu unterscheiden: Die 90—150 km breite Küstenebene. Aus was für Gestein besteht sie? (Siehe oben.) Wodurch wird den Schiffen der Zugang zur Küste erschwert? Warum fehlen die Korallenbauten den Flußmündungen gegenüber? Die

5. Schulgeographie - S. 63

1882 - Halle a.S. : Buchh. des Waisenhauses
§ 16. Die afrikanischen Länder. 63 1. Die Küste gegenüber von Madagaskar wird von den Portu- g i e s e n in Anspruch genommen, ist aber zu ungesund für Europäer, von denen selbst im Hauptort, der Juselstadt Mozambique [moßarnbtk], an der engsten Stelle des von Mavagaskar trennenden Kanals, deshalb nur ganz wenige wohnen. 2. Die Sansibar-Küste steht unter einem arabischen Herrscher (Sultan); seine Residenz, Sansibar, an einem trefflichen Hafen der Insel gl. N. vor der Küste, ist mit ungefähr 1 Ht. E. die größte Stadt Afrikas außerhalb der nördlichen Gestadeländer, denn es sammeln sich hier arabische, indische und europäische Händler, um afrikanische Erzeugnis^, besonders Elfenbein zu kaufen. Noch vor kurzem war Sansibar auch ein Hanptsklavenmarkt für die Asiaten; die Araber zogen um diesen Markt zu versorgen tief in das südafrikanische Binnenland und raubten ganze Dörfer für ihren Menschenhandel aus. Jetzt ist die rasch erblühte Großhafenstadt vor der sansibarischen Küsteneinbiegung Ausgangsort für friedlichen Handelsver- kehr nach der Gegend der großen Seeen (alle zum Tausch bestimmten oder einge- tauschten Waaren auf den Köpfen getragen, weil Lasttiere zwischen dem 8. n. und s. Parallelkreis das Klima nicht aushalten; daher stets langgereihte Karawanen 1 von Trägern für diesen Handel nöthig). Von hier sind auch iu neuster Zeit die For- scher ms Innere gedrungen, der erfolgreichste von ihnen, der Nordamerikaner Stanley [startlc], gelangte jüngst ein erstes Mal auf unerschrockenem Durchzug von hier bis zur Kongo - Mündung quer durch das Land der Bantn stäntu^-Völker d. h. der südafrikanischen Neger. 3. Das Somal ssömatj-Land, das Osthorn Afrikas bis zur Straße Bab- el-mandeb^, den Eingang ins rote Meer, bewohnt von den kräftigen, aber mordlustigen Somal. 3. Die beiden Guinea-Küsten, wurden erstrebt von den Euro- päern, seit die portugiesischen Entdecker im 15. Jahrhundert an der von Oberguinea Gold bei den Eingebornen gefunden hatten, und nach- mals zur Beschickung der Sklavenmärkte des benachbarten Amerika; jetzt daselbst meist nur kleine Faktoreien ^ der Händler, um Palmöl einzutauschen; die Küsten schrecken durch ihre Fieberluft größere euro- päische Siedelungen zurück. 1. Die Niederguinea-Küste haben s. von der Mündung des Kongo die Portugiesen iuue, benutzen aber nur die Provinz Angola imit der Hauptstadt Loanda) als Berbrecherkolonie (portugiesisches Cayenne). Das ganze dahinter gele- gene Kongogebiet ist noch der Raum freier Bantn - Völker, die trotz ihres Kaum- balismus 4 und ihrer an Urzeit erinnernden Feindschaft gegen jeden Fremden in gnt gebauten, langzeiligen Dörfern wohnen, durch Schmiederei und Schnitzerei sich aus- zeichneu, ja ganze Kriegsflotten langer Ruderböte auf dem Kongo und seinen gewal- tigen Nebenströmen im Kriegsfall erscheinen lassen. — An der ferneren Küste ist die Gegend am Gabun [gabün], einem kleinen La Plata, dicht n. vom Äquator, französisch; sonst nur vereinzelte Faktoreien der Niederländer, Deutschen (nament- lich Hamburger) und Briten, um außer Elfenbein und ölhaltigen Erdnüssen (Ära- chiden) die zu einer orangeroten Salbe erstarrende Saftmasse der Ölpalmenpflauinen" einzuhandeln: mitunter wohnen dabei die Europäer aus einem Hulk d. h. einem abge- 1) Ein sonst nur für die Gesellschaften der Wüstenreisenden gebrauchter Ausdruck. 2) d. h. im Arabischen Thor der Thränen, bezogen auf die gefährliche Fahrt durch das klippenreiche rote Meer. 3) Eine Faktorei ist eine Niederlassung (oft nur ein einzelnes Haus), angelegt um Waaren aufzuspeichern und Handel zu treiben im fremden Land für ein beimi- sches Kaufhaus. 4) Menschenfrefferei. 5) Zur Seifen- und Kerzenfabrikation verwendet.

6. Teil 2 - S. 122

1900 - Halle a.S. : Buchh. des Waisenhauses
122 Ii. Außereuropäische Erdteile. langte 1877 ein erstesmal auf unerschrockenem Durchzug von hier bis zur Kongo-Mündung quer durch das Land der B antu sbäntu^-Völker d. h. der südafrikanischen Neger. — Von dieser Küste gegenüber von Sansibar erstreckt sich Deutsch-Ostafrika, das wichtigste Schutzgebiet des Deut- schen Reichs (etwa doppelt so groß als dieses selbst), bis zu den drei großen Seeen. — Nö. von Deutsch-Ostasrika liegt das ähnlich große Britisch- Ostafrika, welches bis zum Somal-Land reicht. 3. Das Somal ^somäl^-Land, das Osthorn Afrikas bis zur Straße Bab-el-mandeb^, dem Eingang ins rote Meer, wird bewohnt von den kräftigen, aber mordlustigen Somal, die meistens nomadisch Viehzucht treiben. Mit ihnen beginnen die dunkelfarbigen ostafrikanischen Hamiten. 3. Die beiden Guinea-Küsten waren das Ziel der seefahrenden Völker Europas, seitdem die portugiesischen Entdecker im 15. Jahrhundert an derjenigen von Oberguinea Gold bei den Eingeborenen gesunden hatten, und besonders dienten beide Küsten zur Beschickung der Sklavenmärkte des benachbarten Amerika seit dem 16. Jahrhundert; jetzt daselbst zahl- reiche Handelsfaktoreien2 der Europäer, um Palmöl ^ und Elfenbein gegen europäische Waren von den Negern einzutauschen, jedoch kommt es wegen der bösen Fieberlust nicht zu größeren europäischen Siede- lungen. 1. Die Niederguinea-Küste haben bis zur Mündung des Kongo die Portugiesen inne; die Provinz Angola (mit der Hst. Loanda) benutzen sie als Verbrecherkolonie (portugiesisches Cayenne). Das ganze dahinter gelegene Kongogebiet war bis vor wenigen Jahren noch der Raum freier Bantu-Völker, die trotz ihres teilweise noch fortbestehenden Kanni- balismus^ und ihrer an Urzeit erinnernden Feindschaft gegen jeden Fremden in gut gebauten, langzeiligen Dörfern wohnten, durch Kunstfertigkeit im Schmieden und Schnitzen sich auszeichneten, ja im Kriegsfalle ganze Kriegs- flotten langer Ruderböte auf dem Kongo und seinen gewaltigen Neben- strömen erscheinen ließen; seit 1885 bildet dieses Kongo-Binnenland den großen Kongo-Staat (der am r. Ufer der Kongomündung bis ans Meer reicht) als auswärtiger Besitz Belgiens, dessen König zunächst auf eigene Kosten dort von Stanley, dem Entdecker des Kongolaufs, europäische Kultur durch Straßenbau und Anlage von Handelsplätzen (sogenannten Stationen) längs des Kongo hatte anbahnen lassen. — Die fernere Küste von Niederguinea ist französisch ö. bis an den Kongo, n. bis über den 1 d. h. im Arabischen Thor (bab) der (el) Thränen (mandeb), bezogen auf die gefährliche Fahrt durch das klippenreiche rote Meer. 2 Eine Faktorei ist eine Niederlassung (oft nur ein einzelnes Gebäude), von einem europäischen Kaufhause in überseeischen Landen angelegt, um Waren aufzu- speichern und Handel zu treiben. 3 Der zu einer duftigen Salbe erstarrende ölige Saft der pflaumenähnlichen Frucht der Ölpalme, die nur in den atlantischen Flußgebieten des tropischen Afrikas * vorkommt. Das Palmöl wird zur Seifen- und Kerzenfabrikation verwertet. 4 Menschenfresserei.

7. Teil 2 = Mittel- und Oberstufe - S. 160

1914 - Halle a. d. S. : Verl. der Buchh. des Waisenhauses
160 Ii. Auhereuropckische trdteile. ganz wenige. In der Delagoa-Bai, der besten Hafenbucht, und in Beira [bmro] findet die große britische Ns.-Eisenbahn, die vom englischen Zentralafrika über den Sambesi bis nach Kapstadt reicht, Anschluß an die W.-Küste. L.deutsch- 2. Die Sansibar-Küste heißt nach der vor ihr liegenden Insel Britisch- Sansibar, deren Sultan jetzt unter englischer Oberhoheit steht. Auf ihr ist Oswfrika; jetzt die Hauptstätte des Gewürznelken-Anbaus. Die Stadt 'Sansibar, ^.nns.bar. ^ ^rem ^a|ett rtn jjer W.-Küste der Insel liegt, ist die volkreichste Stadt Ostafrikas; hier sammeln sich arabische, indische und europäische Händler, um afrikanische Erzeugnisse zu kaufen. Noch vor wenigen Jahr- zehnten war Sansibar ein großer Elfenbein- und Hauptsklavenmarkt; um ihn zu versorgen, zogen die Araber tief in das afrikanische Binnenland und raubten ganze Dörfer für ihren Menschenhandel aus. Von hier sind auch die Forscher ins Innere gedrungen; z. B. gelangte Stanley [ftänli] 1877 ein erstes mal auf unerschrockenem Durchzug von hier bis zur Kongo- Mündung quer durch das Land der Bantu ^bäntu)-Völker, d. h. der süd- afrikanischen Neger. Jetzt werden von der festländischen Sansibarküste aus schmalspurige Eisenbahnen ins Binnenland vorgeschoben, um es bis zur Gegend der großen Seen besser dem Verkehr zu erschließen. Bisher wurden alle zum Tausch bestimmten oder eingetauschten Waren dorthin auf den Köpfen getragen, weil Lasttiere im äquatorialen Afrika dem Stich der Tsetse-Fliege erliegen; langgereihte Karawanen von Trägem sind ab- seits der wenigen Eisenbahnen für diesen Handelsverkehr auf den schmalen Fußpfaden durch das Savannen-, Busch- und Waldland des Innern noch jetzt nötig. — Von der Küste gegenüber von Sansibar erstreckt sich Deutsch- Ostafrila, das wichtigste Schutzgebiet des Deutschen Reichs, etwa doppelt so groß als dieses selbst, bis zu den drei großen Seen (Iv § 1). — Nö. von Deutsch-Oftafrika liegt das ähnlich große Britisch-Ostafrila. das bis zum Somal-Land reicht, mit dem Hafen Mombas, von wo die Eisenbahn bis zum Viktoriasee führt. 3. Somal- 3. Das Sows! jsomälj - Land. das Osthorn Afrikas bis zur Straße Land. Bab-el-mandeb^, dem Eingang ins Rote Meer, wird bewohnt von den kräftigen, aber mordlustigen Somal, die meistens nomadisch Viehzucht treiben. Mit ihnen beginnen bereits die dunkelfarbigen ostafrikanischen Hamiten. In ihr Gebiet teilen sich England und Italien. Iii. Tro- Iii. Die beiden Guinea-Küsten waren das Ziel der seefahrenden Völker Afrivc? Europas, seitdem die portugiesischen Entdecker im 15. Jahrhundert in Der . b h {m Arabischen Tor (bab) der (el) Tränen (mandeb), bezogen auf e eu die gefährliche Fahrt durch das klippenreiche und glühend schwüle Rote Meer.

8. Die außereuropäischen Erdteile - S. 42

1896 - Breslau : Hirt
42 Außereuropäische Erdteile. Afrika. Sänsibar-Jnseln zusammengeschlossen haben. Anderseits begleitet die ganze lange Küste der Hochrand von S.-Afrika, der stufenweise zu einem Steppen-Hochlande ansteigt und die höchsten Berge des Erdteils trägt. Alle werden überragt von dem Kilima-Ndjäro, dessen W.-Gipfel, 6000 in hoch, mit Gletschern und Schnee bedeckt ist und darum Kibo oder der Helle heißt. 2. Staatliche Verhältnisse. Die afrikanische O.-Küste wird fast ganz von europäischen Völkern beherrscht. a) Vom Kap Guardafui bis an die Mündung des Dschub das Somal- Land. Die viehzüchtenden Somäl sind ein Mischvolk, das allen Nicht- Mohammedanern feindlich begegnet. Die Küste ist zumeist italienisch. An der Snahel-Küfte, die bis zum Kap Delgado, gegenüber der Nordspitze von Madagaskar, reicht: d) Britisch-Ost-Afrika, vom Dschub bis an den Umba, im Innern bis an den Victoria-See, den Kenia (5600 m) umschließend. • c) Deutsch-Ost-Afrika. 1. Größe und Grenzen. Deutsch-Ost-Afrika ist zur Zeit das größte der deutschen Schutzgebiete, fast doppelt so groß wie das Deutsche Reich. Es wird im N. von englischem, im S. von englischem und portugiesischem Besitz und im W. vom Kongostaate begrenzt. Die Küste am Indischen Ozean reicht vom Umbaflnsse im N. bis zur Mündung des Rovuma im S. Durch 3 große Seeen im W. erhält das Gebiet noch eine zweite Küste. Es sind dies: der inselreiche Victoria- See, der größte des Erdteils, fast so „groß wie Bayern, der fischreiche Tanganyika, dessen bergige Ufer mit Olpalmen umkränzt sind, und der stürmische und daher der Schiffahrt gefährliche Nyassa. 2. Bodenbilduug und Bewässerung. Der hohe Gebirgsrand von O.-Afrika teilt das Land in zwei sehr ungleichgroße Teile: in die weite, über 1200 m im Durchschnitt sich erhebende Hochebene im W. und das sehr viel schmälere Küstenland. Der Gebirgsrand steigt in dem durch vulkanische Kräfte entstan- denen Kilima-Ndjäro*) zu 6000 in Höhe empor. Dieser Gebirgsriese trügt 2 nicht mehr thätige Vulkane, von denen der w. mit ewigem Schnee und mit Gletscheru bedeckt ist. Die s. Abdachung des Berges, der aus dem Gebiete des tropischen Ackerbaues und der Urwälder aufsteigt, eiguet sich in seiner Höhenlage sogar zum Ackerbau für Europäer. Den von sanften Hügeln durchzogenen Küstenstreifen umsäumen Korallenriffe, die die Schiffahrt für größere Fahrzeuge erschweren. Die Flüsse sind wegen ihrer Schnellen, Fälle und der unregelmäßigen Wasserzufuhr sämtlich nicht schiffbar, die Strecken des Mündungslaufes aus- genommen, jedoch sind sie von Bedeutung als Pfadführer und Wasserspender. *) D. i. Berg des Ndjäro, eines Kälte bringenden Berggeistes. S. Bilder- anhang S. 86.

9. Das Altertum - S. 23

1891 - Münster i.W. : Schöningh
Richter: Das Handelsvolk der Phönizier. 23 Silber gesunden, daß sie nicht allein ihre Schiffe damit anfüllten, sondern auch ihre sämtlichen Gerätschasten, selbst die Anker von diesem Metall verfertigten So beladen wären sie in ihr Vaterland zuruckgelehrt, dav nicht säumte, sich in den Besitz dieses Landes zu setzen und Kolomeen zu gründen, die im Laufe der Zeit auf zweihundert gestiegen sem sollen ' Die Einwohner selbst kannten den Wert dieser Metalle mcht, erst das Nachfragen der Fremden und deren Begierde, es zu besitzen^ lehrten sie den Wert kennen. Die Fremden führten ihnen eine Menge Waren zu, welche sie gegen ein Mittel, das sie wenig achteten, eintauschen konnten. Sobald der erste Vorrat erschöpft war, fing man an Schächte zu bauen, in denen die Spanier von den Phöniziern zu arbeiten gezwungen wurden. Man fand vorzugsweise Silber, dann Gold, Blei nud Eisen. Und um sicb den Besitz dieser Kolonieen und zugleich alle Handelsvorteile zu sichern, hielten sie alle Fremden von diesem reichsten ihrer Länder fern. jahrhundertelang wagten fremde Schiffersich westlich nicht über ©teilten hmaus, weil diese Meere von den lyrischen Flotten beherrscht wurden, welche griechische Seefahrer nicht in die Nähe der phönizifchen Kolonieen kommen ließen. Aus dieser Zeit stammt das sprichwörtliche „Tyrische Meer" als Bezeichnung gefahrvoller Gegenden. Bekannt sind die Märchen von grauenhaften Ungeheuern, welche in den Meeren und ait den Küsten der Westländer hausten und verwegenen und verschlagenen Schiffern den Untergang bereiteten, von den menschenfressenden Lästrygonen und Cyklopen, von den Sirenen, der Ciree, die anlandende Schiffer m Schweine verwandelte; ferner die Fabeln von der Scylla und Charybdis, den im Meere umhertreibenden Felsen, welche die Schiffe zertrümmerten n. a. m. Zum großen Teile mögen diese Fabeln von den Phöniziern erfunden sein, um griechische Schisser von ihren westlichen Kolonieen abzuhalten, wie denn derartigeerzahlungen später wohl als „phönizische Lügen" bezeichnet werden. Was alle drei südlichen Halbinseln Europas den Phöniziern verdanken, ist die Kultur des Weinstocks. Mag diese Kultur von Syrien aus über Kleinasien und so von Norden her zu der griechischen Halbinsel vorgedrungen sein, auch zur See durch Handel und Ansiedelung der Phönizier ist zunächst die Kenntnis dieser wunderbaren Staude und mit steigernder Ansässigkeit auch der Anbau selbst vermittelt. Denn überall, wo Phönizier landeten, werden sie auch mit dem Weine, den sie mitbrachten, die Einwohner zum Tausch gelockt, und wo sie sich alsbald dauernd niederließen, die Umwohner zur Rebenpflanzung angehalten haben. Die frühesten Seefahrten der Griechen nach Westen werden wahrscheinlich den dämonischen Trank auch neben den Phöniziern an die Küste Italiens gebracht haben. Von Gades oder dem heutigen Cadix, dem Stapelplatz der spanischen Schätze und Produkte, richteten die Phönizier ihre Fahrten nach

10. Geographie insbesondere für Handelsschulen und Realschulen - S. 205

1876 - Dresden : Schönfeld
Afrika. 205 Tsadsee, die Völker Wadai, Darfur und Kordofan, ferner die Schanti an der Goldküste u. a. Als Stammeszeichen kommen die eigenthümli- chen Hautnarben hinzu, sowie die Sitte, die Zähne besonders zu feilen, spitz oder sägeförmig, oder einzelne gar auszubrechen. Im allgemeinen treiben sie mehr Ackerbau als Viehzucht. Der Neger ist geistig gerin- ger begabt als der Weiße und Ostasiate. Er hat stets andern Rassen gedient, nie dieselben beherrscht und nirgend Kultureinfluß gehabt. Sklaverei besteht bei ihm seit den ältesten Zeiten. Er hat sich nie auf den Ocean gewagt und fremde Länder ausgesucht; er hat nie ein größeres Schiff gebaut. Er kennt keine Architectur, seine Häuser sind meist bienenkorbartig. Räder und Tonnen hat er nirgend selbständig gebaut, selbst Thongefäße fehlen den meisten, dagegen sind sie geschickt in der Bearbeitung von Metallen, namentlich Eisen und Gold. 3. Die Fulbe*) (d. h. die Gelben) sind fast durch alle eigentli- chen Negerländer verbreitet, als Eroberer oder als Hirten und Acker- bauer. Gegenwärtig sind sie vielfach mit Negern gemischt und fast so dunkel wie diese. Es sind gelbe Menschen mit ovalem Gesicht, langem schlichtem Haar, gebogener fast römischer Nase, kleinem Munde und schmalen Lippen. Sie sind fanatische Mohammedaner und vorzugs- weise Hirten; am untern Niger sind sie die einzigen Rindviehzüchter. Ackerbau und Industrie verstehen sie besser als die Neger. In man- chen Gegenden haben sie Schulen, in denen arabisch gelesen und ge- schrieben wird. Auch darin unterscheiden sie sich von den Negern, daß sie bei Festlichkeiten nicht Sklaven opfern wie diese, sondern sie srei- lassen; daß sie in die Fremde wandern, um Geld zu verdienen, was der Neger nie thut. Vielleicht sind sie ursprünglich mit den Berbern verwandt. Weit gegen So. in der Nähe des Aequators, nordwestl. vom Mwutan Ngize wohnen die hellfarbigen Monbuttu, geschickt, intelligent, aber dem Canibalismus ergeben. § 288. 4. Die Aethiopier, ein Menschenschlag, der zwischen den dunkeln Südarabern und den Schwarzen steht. Dahin gehören die Nubier, Abessinier, Somal und Gallas. Der Sprache nach scheinen sie zu den Semiten zu gehören. Die Nubier sind zum Theil mit Arabern gemischt. Die Gesichtszüge sind mehr europäisch als negerartig. Sie haben leichtgekräuseltes, nicht wolliges Haar, große tiefliegende Augen, grade oder gebogene Nase. Sie treiben meist Ackerbau. Die Abessi- nier^ sind ähnlich gebildet, und scheinen ursprünglich ein Volk weißer Rasse gewesen zu sein. Viele Sitten gleichen auffallend den jüdischen. Sie sind Christen, aber ihre Religion ist in Ceremonien erstarrt (Bilder- dienst, Kreuze und Rosenkränze). Nach der Sage des Mittelalters lag hier der Sitz des Priesters Johannes. Die Somal (Singular: Somali) wohnen im östlichen Horn Afrikas, die Gallas bis an den Aequator. Letztere gelten als der schönste Menschenschlag Afrikas. Sie treiben mehr Viehzucht als Ackerbau. 5. Die s. g. negerartigen Völker, die Bantuvölker, bewoh- *) Von den Mandingo Fulah, v. d. Haussa Felläni, v. d. Kanuri am Tsad Fellata genannt.

11. Geschichte des klassischen Altertums - S. 52

1913 - Leipzig : Teubner
Zweiter Zeitalter der Auswanderung. Im Norden. Im Süden. 52 Griechische Geschichte. 1. Anlässe zur überseeischen Ausbreitung. Drohende Unterjochung durch waffengewaltige Nachbarn, Übervölkerung in den Ackerbürgerstaaten, politischer Parteihader und die allgemeinen Fortschritte in Seefahrt und Handel haben ein zweites Zeitalter hellenischer Ausbreitung durch Gründung überseeischer Pflanzstädte herbeigeführt. Nach allen Küsten des weitgestreckten Mittelmeeres wanderten Griechen aus, um sich eine neue Heimat zu schaffen und das umliegende Land zu bebauen. Ihre überlegene Kultur und der Zusammenhang mit dem Mutterlande schützte die Ansiedler davor, von den weniger gesitteten Nachbarvölkern aufgesogen zu werden; im Gegenteil wurden die griechischen Pflanzstädte Ausstrahlungspunkte einer höheren Gesittung auch für die fremden Völker. Wo Häfen zum Seeverkehr geführt hatten und der Ackerboden nicht ausreichte, wie in Chalzis auf Euböa, in Korinth und Megara, in Jonien, auf den Zykladen, war man am meisten auf Aussendung von Ansiedlern bedacht. Bevor man die Schiffe bestieg, wurde ein „Gründer" (olxlßttfs) erwählt, der das Unternehmen leitete, und in Delphi über das Ziel der Auswanderung um Rat gebeten. Verhältnis zwischen Pflanz- und Mutterstadt. Die Tochterstädte waren fast stets von der Mutterstadt politisch und rechtlich unabhängig, beobachteten aber gewisse Rücksichten gegen sie. Man erbaute den daheim am meisten verehrten Göttern und den Gründern der alten wie der neuen Stadt Tempel, sandte zu den heimischen Festen Vertreter, brachte Geschenke dar, ehrte ihre Abgesandten durch bevorzugte Plätze und holte sich von dort in schweren Zeitläuften Rat oder tüchtige Männer zur Neuordnung der Verhältnisse. 2. Übersicht Über die Pflanzstädte, a) 3m N. Die nördliche Küste des Agäischen Meeres, die Gestade der beiden Meeresstraßen samt denen des Marmara- und Schwarzen Meeres wurden von einer großen Anzahl Griechenstädte eingesäumt (s. S. 31), die fast ausschließlich von den Ioniern Asiens begründet worden waren. Im Mündungsgebiet des Bug blühte Olbia (Borysthenes), an der Meerstraße von Kertsch Pantikapänm, auf der Südseite des Pontus Sino pe und Trapezunt; an der mazedonisch-thrazischen Küste lag die Chalzidize mit über 30 Städten. Vom fischreichen Bosporus (Thunfische) und von der „schwarzen Erde" Südrußlands aus versorgte der Handel das körn- und vieharme Mutterland. b) Im 8 und 80. Hellenen der verschiedensten Stämme ließen sich auf der metall- und bauholzreichen „Kupferinsel" Zypern, z. B. in Salamis, nieder. In Afrika lag Kreta gegenüber das dorische Ky-rene, das mit vier seiner Pflanzstädte (darunter Berenike-Benghasi) ein glänzendes gräko-libysches Reich, die „kyrenaische Pentapolis", bildete. In Ägypten war die Kolonie Nankratis von mehreren griechi-

12. Deutsch-Afrika und seine Nachbarn im schwarzen Erdteil - S. 97

1887 - Berlin : Dümmler
Die Somal. 97 selbst wogt dann alles hin und her, die kleinen, durchweg schönen Gestalten der Frauen und die straffen, markigen Figuren der Männer; alles wird besehen, angefaßt und beschwatzt. Stehlen thut kein Somal. Nur die ihnen gegebenen Geschenke nehmen sie in ihren Booten mit. Einige Städter haben in der Nähe der Stadt Frucht- gärten, deren Bewirtschaftung den Sklaven obliegt. Der Typus des Somalhauses ist die kreisrunde, circa 3 Meter im Durchmesser und etwa manneshohe Hütte aus Staugen, Zweigen und Matten. Diese Bauart ist sehr einfach und schnell auszuführen, gewährt Schutz gegen Sonne und Regen und gestattet dem Winde freien Durchzug; denn die Matten unten am Boden lassen sich leicht lüften. Bei der Hirtenbevölkerung findet sich eigentlich nur diese Bauart vor, während der Städter hohe und geräumige viereckige Häuser baut. Die Steinhäuser, die sich die Großen des Landes bauen, stehen unbenutzt, da sie wärmer sind und nicht so luftig. Ich ziehe auch das einfache Somalhaus in hiesigem Klima jedem Steinhaufe vor. Die Kleidung ist fehr einfach, geschmackvoll und besteht fast durchweg aus Amerikano, einem guten, weißen Baumwolleustoff. Der Somal liebt, sich recht phantastisch herauszuputzen, besonders zum Gebet. Geradezu reizend ist die Kleidung der Frauen. Der Kopfputz besteht aus den hübschen, langen, schwarzen Flechten, welche die Frauen in fast undurchsichtigen Netzen verstecken, während die jungen Mädchen die Haare frei tragen. Der meist sehr hübsche Hals, welchen eine Kette von Muscheln oder bunten Steinen ziert (auch Bernsteinketten und andere indische Halsbänder finden sich viel), bleibt ebenso wie Schultern und Arme frei, während der ganze übrige Körper durch eine fehr faltenreich arrangirte Kleidung bedeckt ist. Die Kleidung beider Geschlechter erinnert sehr an die altgriechische. Die Nahrung der Somal besteht eigentlich nur aus Milch und Fleisch. Das ganze Volk ist daher sehr gesund und kräftig. Aufge- schwemmte, dicke Gestalten sieht man gar nicht, fondern durchweg hübsche, schlanke Figuren mit vielfach edlen Gesichtern. Wäre die Bevölkerung nicht schwarz, so könnte sie geradezu schön gefunden werden. In den Städten fcheren die Männer ihr Haupthaar oder tragen es kurzlockig, während die Hirtenbevölkerung es lang trägt. Da der Somal wenig oder gar nicht mit den Händen arbeitet, so hat er auffallend hübsche, kleine Hände. Die Sehnen und Muskeln Baumgarten, Afrika. 7

13. Deutsch-Afrika und seine Nachbarn im schwarzen Erdteil - S. 94

1887 - Berlin : Dümmler
94 Die Somal. Medizin", verkünden Regen, Schlachten und Viehseuchen. Auch wahrsagende Frauen sind vorhanden; beide Geschlechter beten und baden nicht und gelten deshalb immer für unrein; aber man fürchtet sie und sie stehen beim Volke in Ansehen. Die Verkündigung sprechen sie sozusagen in rohen Reimen aus, welche ihrer Angabe zufolge manchmal aus dem Munde eines verstorbenen Wahrsagers kommen. Während der drei Rajalo-Monate (gewisse Monate im Sonnenjahr; der dritte Rajalo begann 1854 am 21. Dezember) wird der Koran nicht über dem Grabe gelesen, und während dieser Zeit finden Ver- heiratungen nicht statt; wahrscheinlich ist auch das ein Überbleibsel aus dem Heidentum, das glückliche und unglückliche Monate annahm. Ii. Zur Ergänzung und Vergleichung fügen wir die Schilderung Haggenmachers bei, welcher die nördlich häufenden Stämme zwischen Berbera und Libaheli kennen lernte.*) „Das Erste, was uns im Volkscharakter der Somal entgegen- tritt, ist ein großer, aber in falsche Bahnen gelenkter Mut. Bis auf den letzten Blutstropfen sich verteidigend, rächt der Somal das ge- ringste Unrecht, die kleinste Schmähung. Freundschaftlicher Ausgleich gilt als Feigheit und Schande. Schmerzen und Tod haben für das blutdürstige und grausame Volk keine Schrecken. Der Somal liebt die Ehre, d. h. die Ehrerbietung, die andere ihm zollen, doch hat er keinen Begriff davon, die ihm gezollte Ehre durch ehrliches Wesen verdienen zu wollen. Der Wert eines Mannes wird nach der An- zahl seiner Mordthaten bemessen. Besitzt schon der Somal als solcher einen exaltierten Nationalstolz, so steigert sich dieses Selbst- bewnßtsein bis zur Krankhaftigkeit bei dem Haupte der Familie, des Stammes. Der gekränkte Stammesgenosse findet sicherlich seine Rächer. Witwen und Waisen haben ihre Beschützer gegen fremde Unbill. Geld und Gut sind allmächtig, aber Aufopferung und Dank- barkeit seltene Tugenden. Wirklich grenzenlos ist die gegenseitige Mißgunst der Eingeborenen; spricht man mit einem älteren Manne, so ärgert sich der jüngere Anwesende und erlaubt sich die rohesten Bemerkungen. Ladet man einen zu sich ins Haus, so folgen ihm alle gerade in der Nähe stehenden und setzen sich mit ihm an den *) Mitteilungen aus I. Perthes Geogr. Anstalt von Petermann, 1876. Ergänzungshest Nr. 47.

14. Die außereuropäischen Erdteile - S. 52

1889 - München : Oldenbourg
52 Afrika, erwarb. Das Damaraland ist für Viehzucht und Ackerbau zu gebrauchen und birgt Gold in Quarzadern. 2. Die östiicfitut Trinkt Es folgen von N. nach S.: a) das Somal - (somäl) Land, das O.-Horn Afrikas, bewohnt von den Somal. b) Die Sansibar-Küste; sie steht unter einem Sultan, der auf einer Küsteninsel in der Stadt Sansibar residiert;' dieselbe' ist der jiröftte Platz an der ganzen O.-Mste (fast" 100 T (£.) und der wichtigste Markt für Elfenbein; in neuester Zeit auch Ausgangspunkt der Unter- nehmungen zur Erforschung Zentralafrikas. c) Von der Sansibarküste landeinwärts liegt in der Richtung von N. nach o. zunächst unter englischer Hoheit stehendes Land; dann folgt deutsches Kolonialgebiet; es erstreckt sich vom Kilima- Ndscharo bis znm Nyassa-See, ist Eigentum der deutsch-ostafrikanischen Gesellschaft und umfaßt die Reiche Usagara, Useguha u. s w. Das Gebirt hat Hochlandscharakter, ist wohl bewässert und gesünder als die deutschen Gebiete an der Guinea-Küste. Man hat bereits vielversprechende Versuche mit dem Anbau von Baumwolle und Tabak gemacht, — Nö. von der Sansibarküste befindet sich das gleichfalls unter deutscher Hoheit stehende Jsitnlanb (2v2° f. Br,), eine Keine, aber fruchtbare deutsche Kolonie. ck) Die sehr ungesunden Küsten Mozambique (moßambik) und Sofala lsofäla) werden von den Portugiesen beansprucht. Der Haupiort'mozanlbique liegt auf einem Jnfelchen an der Küste. 3. Im Innern des zentralafrikanischen Hochlandes wurde 1835 durch die^sinternati ona l e Kong o-Gescllschaft" der von allen Mächten anerkannte .. K o n a o st a a t " ausgerichtet; derselbe hat eine Größe von rund 2 Mill. steht unter der Hoheit des Königs von Belgien, Die Schätzungen für die Zahl der Bewohner schwanken zwischen 12—40 Mill. Zu den wichtigsten der vom Staate angelegten Stationen gehören Vivi, Leopoldvillcam Stanleysool(Pul-See)*) u. s. w. — Handel und Schisfahrt sind im Kongostaate frei, ja das Frei Handelsgebiet ist durch die Bestimmungen der Berliner Kongo- konserenz (1885) noch über den Kongostaat ausgedehnt worden. — Das ganze Freihandelsgebiet genießt den Schutz völliger Neutra- Ii tat, ist also vor Kriegsgefahren gesichert, Ilr Das südafrikanische Hochland i. e. S. Es ist eine Hochebene von ca. 12(¥)rn Meereshohe, die in Terrassen von wechselnder Entwicklung und Gliederung steil zu den Küsten f)tri abfällt. — Am stärksten gegliedert ist der Südrand oder ^das Kapland. Die unterste Terrasse bildet hier die ^ .Küstenebene des Kaplandes; die mittlere Terrasse ist die K arro osteppe (karrü ^ hart, da der Boden in d^r trockenen Jahreszeit zur harten Fläche austrocknet); sie ist von der Küsten- ebene durch die Zw arte (schwarzen) Berge geschieden. Im *) benannt nach dem Nordamerikaner Stanley (stänle), der 1877 zum ersten Male Afrika in der Richtung von Sansibar bis zur Kongo- Mündung durchquerte.

15. Deutsch-Afrika und seine Nachbarn im schwarzen Erdteil - S. 504

1887 - Berlin : Dümmler
Anhang. Der Name „Somali" und andere geographische Namen (zu (5. 7 11. 419). — Burton und Hartmann geben zwar an, „Somali" sei der Singular, „Somal" der Plural, aber nach genaueren Unter- suchungen (Kolon.-Polit. Korresp. 1887, Nr. 19) lautet der Singular „Somäl", der Plural „Somal"; jedenfalls ist also der Gebrauch von „Somali" überhaupt zu verwerfen. Die verschiedenen Ab- teilungen des Wortes sind alle zweifelhaft: von So mali, d. h. Gehe, melke! (Haggenmacher), oder von Tumal, Schmied; Hildebrandt sagt, somal bedeute „schwarz" in der Landessprache, aber in der Somal- spräche heißt schwarz madou; nach Paulischke vom arab. saumal, d. h. tapfer, oder von somal, hohe Hügel, Zc. Die Somal selbst kennen den Namen nicht, und die Araber nennen das Land Bar Hajem. Zum Verständnis mancher geographischen Namen zwischen der ostafrikanischen Küste und den Seeen dient noch folgendes: In der Suahilisprache, einer Präfixsprache wie alle Bantusprachen, bedeutet Wa Volk, Bewohner, Wasuahili, die Bewohner des Suahililandes, Ki Sprache, also Kisuahili, die Sprache des Suahililandes; das Vorsetzen eines m bedeutet: Manu, Person aus einem bestimmten Volke, also kisuahili ein Snahili; u bedeutet Land, also Usagara das Land Sagara, Uniamesi das Land Niamesi. Die Stationen und Expeditionen der Deutsch-ost- afrikanischen Gesellschaft (zu S. 58). — Trotz der anfangs spärlich fließenden Mittel hat die Dentsch-ostafrikanische Gesellschaft in kaum zwei Jahren eine wahrhaft bewundernswerte Thätigkeit entfaltet. Vom Dezember 1884 bis Ende 1886 hat sie 13 Stationen, Faktoreien und Depots angelegt: Zanzibar, Simaberg, Kiora, Halule, Dunda, Madimola, Korogwe, Usaungula, Petershöhe, Bagamoyo,

16. Grundzüge der Geographie für Mittelschulen sowie zum Selbstunterricht - S. 206

1885 - München [u.a.] : Oldenbourg
Zweite Lehrstufe, aus dem Pflanzenreiche besonders geeignet Kautschuk'), Palmöl. Baumwolle und ölhaltige Erdnüsse. In zoologischer Beziehung ist das zentralafrikanische Hochland ganz besonders das Reich der Dickhäuter und Wiederkäuer. Zu ersteren gehören Elefant, Nashorn und Flußpferd, die auch im Sudan viel- fach vorkommen, zu letzteren die Giraffen und Antilopen. — Sehr groß ist auch die Zahl der Affen. — Zahlreiche Raubtiere wie Löwen, Leoparden, Hyänen, verschiedene Arten gestreifter Pferde (Zebras), gefährliche Reptilien, hügelbauende Termiten, die den Haustieren gefährliche Tsetsefliege u. a. ver- vollständigen das Tierleben dieses Gebietes. — Die wertvollsten Produkte des Tierreichs sind Elfenbein, Häute und Wachs. Die Bevölkerung besteht aus den sog. Bantu-Negern, zu deuen auch die Kasseru im So. zählen. Politische Verhältnisse. 1. Die westlichen Küstenländer, a.) Das Küstenland von 1° n. Br. bis ca. 5° s. Br. ist französisch, — b) Das Gebiet von 5° s. Br. bis Kap Frio ist mit Ausnahme eines kleinen Gebietes n. der Kongomündung, das zu dem sog. Kongo st aate gehört (siehe unten), portugiesisch. In dem Striche n. des Kongo Ca bin da; s. des Kongo die Provinzen Angola mit den Orten Ambriz und Loanda, Benguela und Mossamedes mit den Städten gleichen Namens, c) Außerdem bestehen an der Küste noch einzelne Faktoreien der Niederländer, der Briten und der Deutschen. Ausdrücklich unter dem Schutze des deutschen Reiches steht das Damara- und Namaqua-Land vom Kap Frio bis zum Oranjefluß (150 T. qkm) mit Ausschluß der britischen Walfischbai; es ist reich an Kupfer. 2. Die östlichen Küstenländer. Es folgen von N. nach S.: a) das Somal (somäl) Land, das Osthorn Afrikas bis zur Straße Bab-el-Mandeb, bewohnt von den Somal; b) die Sansibar-Küste; sie steht unter einem Sultan, der auf einer Küsten- insel in der Stadt Sansibar residiert; dieselbe ist der größte Platz an der ganzen Ostküste (100 T. E.) und der wichtigste Markt für Elfenbein; in neuester Zeit auch Ausgangspunkt der Unternehmungen zur Erforschung Zentralafrikas. W. der Sansibar- küste liegt das der de ntsch-o st afrikanischen Gesellschaft gehörige Gebiet (Usa- gara, Useguha, Ukami und Nguru [60 T. qkm]). c) Die Küsten Mozambique (moßambik) und Sosala [sosala) (vom Kap Delgado bis Delagoabai) werden von den Portugiesen beansprucht. Der Hauptort Mozambique liegt auf einem Jnfelchen an der Küste. 3. Im Innern des zentralafrikanischen Hochlandes bestehen verschiedene Neger- reiche. — In jüngster Zeit wurde hier durch die „internationale Kongo-Ge- sellschast" der von allen Mächten anerkannte „Kongostaat" aufgerichtet, der eine Größe von ca. L^Mill. qkm hat und etwa 30 Mitl. Einw, zählt. Die Gesellschaft besitzt in diesem Gebiet gegenwärtig 45 Stationen, darunter Leopoldville am Mittelläufe des Kongo2). — Handel und Schiffahrt sind im Kongostaate frei, ja das Frei- *) Der verdickte Saft eines Baumes. 2) Leopoldville trägt seinen Namen nach dem König Leopold Ii. von Belgien, der seit 1876 für die Aufschließung Afrikas unermüdlich thätig ist, und dem man auch

17. Deutsch-Afrika und seine Nachbarn im schwarzen Erdteil - S. 100

1887 - Berlin : Dümmler
100 Die Somal. alle Anwesenden für denselben ein. Gegen Fremde ist besonders die im Innern wohnende Hirtenbevölkerung scheu wie Kinder, aber gut- mutig und freundlich. Der weiße Mann, wenigstens jeder Deutsche, kann hier ruhig ohne Waffen umhergehen. Er lebt hier sicherer als vielleicht in der civilisiertesten Stadt Europas. Der Sultan regiert, wenn man von einer Regierung sprechen kann, als Despot. Bei jedem wichtigen Schritte, oder jeder zu verhängenden Strafe ver- sammelt er das Volk, welches gerade in der Nähe ist. Der älteste und vornehmste Mann trägt der im Halbkreise um den Sultan sitzen- den Menge mit lauter Stimme den betreffenden Fall vor. Nachdem dieser geendigt, geben einzelne alte Erfahrene oder Vornehme ihre Ansicht ab, und spricht der Sultan, beeinflußt oder unbeeinflußt, dann sein Urteil, was sofort vollstreckt wird, resp. als Gesetz gilt. — Die Sklaven der Somal führen, wie schon erwähnt, ein sehr bequemes und gutes Leben. Da der Somal das Verhältnis von Herr und Diener nicht kennt, so steht der Sklave, besonders wenn Moham- medaner, seinem Herrn vollständig gleich, und ist eher Freund als Diener zu nennen. Der religionslose Neger dagegen steht in einem untergeordneten Verhältnis. Claus von Anderten. (Kol.-Polit. Korresp. 1886 Nr. 7. 8.) Ein Palaver bei den Somal. Bei einem Somalpalaver, einer amtlichen Unterredung, geht es folgendermaßen zu: Der Bote steigt langsam vom Maultier herab, tritt mitten unter die Menge, bleibt dann stehen, schlägt die Beine übereinander und hält in jeder Hand einen Speer. An diesem läßt er die Hände und seine ganze Gestalt hinabgleiten, kauert nieder, mustert die An- wesenden, speit einige Male aus, legt die Waffen vor sich hin und nimmt einen Stecken. Mit diesem zieht er Streifen in den Sand, löscht sie aber sogleich wieder aus, weil Unglück folgen würde, wenn er es nicht thäte. Die Versammlung hockt in einem Halbkreise und macht ernste Mienen; jeder hat seinen Speer vor sich hingepflanzt, hält den Schild so, daß nur das Gesicht über denselben hinausblickt, und die Augen bleiben auf den Redner gerichtet. Zu diesem spricht nun der Häupt- ling des Kraals:

18. Theil 1 - S. 459

1875 - Leipzig : Brandstetter
459 Trotz dieser Gunst und Gaben scheint es nichtsdestoweniger, daß selbst auch bei den Griechen, wie bei allen anderen europäischen Völkern, die zündenden Funken von Außen kommen mußten. Die Mythen der Helden weisen auf Einwanderungen hin als auf solche Ereignisse, welche ihnen die Anregungen zum sittlichen Leben gaben, auf eine aus der Fremde kommende Lehrerin des Ackerbaues, die Demeter, welche die Ehe stiftete, den Feigenbaum nach Griechenland brachte, wie Minerva den Oelbaum, — aus einen ausländischen Prometheus, der den Griechen die mit Feuer betriebenen Künste lehrte. Selbst den Gebrauch des Eisens empfingen sie aus der Fremde. Die Einführung des Pferdes, der Kunst des Spinnens und Webens wurden dem Poseidon, dem Gotte des Meeres, zugeschrieben, d. h. wohl nur: sie kamen über's Meer zu dem noch unkundigen Jnsel- volke. Ebenso gelangten zu ihnen zu Schiffe aus Phönizien und Aegypten durch Cadmus, Danaus, Pelops die ersten Gesetzgeber, Staatenbegründer und die Erbauer von Burgen und Städten, ein großer Theil ihrer Götter- namen und ihrer religiösen Fabeln und Satzungen. Alle Anfänge der Gesittung brachten den Griechen Schiffer und Handelsleute, zu; ihre Cultur war mit einem Worte aus dem Meere ge- . boren. Der Lage und Beschaffenheit des Landes gemäß wuchs sie dann auch bei ihnen durch Hülfe des Meeres weiter. Von vornherein wurden die Griechen selbst ein Volk von Seefahrern und Handelsleuten. Der älteste Name der Landeskinder „Pelasger" soll auch, wenigstens nach der Meinung einiger, vom griechischen Pelagos (Meer) abzuleiten sein, und nichts anderes als Seeleute bezeichnen. Nach dem großen Gotte des allumfassenden Himmels, dem eingeborenen Zeus, war Poseidon, der Gott der Gewässer und Winde, bei ihnen der zweite. Er waltete über ihre Schicksale mächtiger und eingreifender als die anderen, zu ihm stiegen in den zahlreichen, auf den Inseln und Vorgebirgen errichteten Tempeln ihre eifrigsten Gebete empor. Aus den Salzwogen tauchte ihnen die Göttin der Schönheit Aphrodite hervor, und im Meere hatte selbst der Sonnen- gott Helios seinen Palast, wo er in den Armen der unter dem Wasser waltenden Thetis ruhte. Die ersten bedeutenden gemeinsamen Unternehmungen der Griechen, in denen sie sich als ein einiges Volk bethätigten und empfinden lernten, der Argonautenzug, der Trojanerkrieg, waren große Flotten- und See- expeditionen, und wie damals zur Zeit des Argonautenzuges sich ganz Grie- chenland aus dem ägäischen Meere erhob, so hat es aus diesen: selben Meere, seinen Inseln, seinen Häfen noch oft wieder frische Kräfte gezogen. Wie jener von: Herkules zu Boden geworfene Antüus, der stets von sei- ner Mutter, der Erde, neues Leben empfing, so hat sich Griechenland, wenn es niedergeworfen war (selbst wieder in unseren Tagen), aus seiner Mutter, der See, regenerirt. Ihre ältesten und bei ihnen an: meisten volksthümlich gewordenen Gesänge, die Dichtungen Homer's, haben See- räubereien, Seeabenteuer und Schifffahrt zum Gegenstände. Es sind

19. Charakterbilder deutschen Landes und Lebens für Schule und Haus - S. 22

1875 - Leipzig : Brandstetter
22 Bergen den Namen einer Stadt. Die Beschaffenheit des Bodens weist die Rüganer auf den Ackerbau hin, und' dieser ernährt nebst dem Fisch- fang den bei weitem größten Theil, während Handel und Industrie nur in sehr geringem Grade entwickelt sind. Die letztere beschränkt sich fast ganz auf den Betrieb einiger Kreideschlemmereien, in welchen die Kreide von ihren sandigen Beimengungen gereinigt und zum weiteren Gebrauch fertig gestellt wird. Die Producte des Ackerbaus werden meistens nach den Häfen des gegenüberliegenden Festlandes geschafft, um von den dortigen Getreidehändlern nach England ausgeführt zu werden. Die Ländereien sind meistens zu großen Landgütern vereinigt oder in ganz kleine Parzellen zerschlagen, so daß ein eigentlicher Bauernstand fehlt. Die rügenschen Bauern besitzen meistens nur wenige Morgen Acker und würden in Mittel- und Süddeutschland nicht einmal als Halbbauern angesehen werden. Die meisten Dörfer haben nur ein ärmliches Aus- sehen, die Häuser sind selten massiv gebaut, haben oft nur Lehmwände und tragen meistens ein Strohdach. In den Dörfern, welche am Strande oder doch nahe dem Meere liegen, erwartet und empfängt die ganze Einwohnerschaft ihren Lebensunterhalt von der See, und von jung auf tummeln sich die Knaben und wohl auch die Mädchen in den Booten auf dem Wasser umher. Indessen zählt die Bevölkerung dieser Seedörfer verhältnißmäßig nur wenige Matrosen unter sich, welche auf großen Seeschiffen fremde Meere und Länder besuchen; fast alle beschrän- ken sich auf den Betrieb der Fischerei oder auf Fahrten nach den nahe gelegenen Küsten Pommerns. Nur wenige Capitäne größerer Schiffe leben auf der Insel, die Fahrzeuge sind fast sämmtlich einmastige Küsten- fahrer, sogenannte Jachten, oder Boote von verschiedener Größe. Der Grund dieser auffallenden Thatsache liegt nicht darin, daß es der Insel an guten Häsen fehlt, und die Küsten von langgestreckten Sandbänken umzogen sind, welche größeren Schiffen die Annäherung verbieten. Im Gegensatz zu Rügen gehen auf der nahe gelegenen Insel Zingst und der Halbinsel Dars, deren Küsten für größere Schiffe ebenso unnahbar sind, fast alle jungen Männer als Matrosen auf Schiffe der deutschen und auch der englischen Handelsmarine und durchkreuzen die entferntesten Meere, während nur die älteren Männer den Fischfang und die Binnen- schifffahrt betreiben. Die großen Dörfer der genannten Gegenden ver- danken ihre Wohlhabenheit und ihr behäbiges Aussehen dieser see- tüchtigen Bevölkerung und namentlich den zahlreichen dort angesessenen Schiffscapitänen, deren große Seeschiffe in den pommerschen und mecklen- burgischen Häfen ankern. In Folge der abgeschlossenen Lage der Insel und des Verzichtes ihrer Bewohner aus weitere Seefahrten ist der Gesichtskreis der Rüga- ner nur beschränkt und reicht nicht über die nahegelegenen Küsten hin- aus. Die Pommern sind überhaupt zurückhaltender und schweigsamer Natur und lassen sich nicht leicht mit Fremden in ein längeres und leb-

20. Lehrbuch der Weltgeschichte - S. 181

1852 - Leipzig : Wigand
Historisch-politische Geographie. 181 Schriftsteller über Nord - und Ostasieu, beschichte selbst den indischen Ocean und erklärte, weil er sich das kaspische Meer mit dem nördlichen Ocea» in Verbindung dachte, Indien für umschiffbar. Die Größe In- diens bestimmte er viel richtiger, als Megasthenes. Eudorus aus Cycicus, ein Zeitgenosse des als Geographen und Historiker nicht un- verdienten Posidonius, wurde auf einer Reise von Aegypten nach Indien an die ostafrikanische Küste verschlagen und fand daselbst Trüm- mer eines Schiffes. Einige davon mitgenommene Stücke wurden zu Alerandria von Sachverständigen als Theile jener kleinen Schiffe er- kannt, welche von Gades (Cadir) aus jährlich die afrikanische Westküste befuhren, was auch durch die eingeborenen Aethiopier bestätigt wurde, indem sie ausgesagt hatten, jenes Schiff sei von Westen hergekominen. Darauf fußend erklärte auch Eudorus Afrika für umschiffbar und ver- suchte die Fahrt von Gades aus, führte jedoch sein Vorhaben nicht aus. Strabo und andere alte Geographen des Alterthums hielten diese Er- zählung für eine Fabel. Der berühmteste aller Entdeckungsreisenden dieser Periode ist der Massilier Pytheas um die Mitte des 4. Jahrhunderts. Derselbe wurde von seiner Regierung nach dein Norden Europa's gesandt, theils um unbekannte Länder aufzusuchen, theils um für den Handel neue Absatzwege zu eröffnen. Von England aus, das er mehrere Mal durch- reiset hat, fuhr er nordöstlich und entdeckte das 6 Tagereisen entfernte Thule (wahrscheinlicher Norwegen als Island), kam an den Rhein zurück, befuhr die Küsten der Nord- und Ostsee und besuchte an der Bernsteinküste das Volk der Guttones. Er endete seine Reise am Flusse Tanais. Außer der Beschreibung der Reise verdankt man ihm die ersten astronomischen Ortsbestimmungen, die erste Beobachtung der Ebbe und Fluth und der Länge und Kürze der Tage in den nördlichen Breiten- graden. Bei seiner Reise im nördlichen Meere wurde er durch eine ihm fremde Erscheinung im Meere zur Umkehr bewogen. Es war dies näm- lich die in jenen Meeren zur Winterszeit herumschwimmende Schnee- mischung, ein Mittelding zwischen Schnee und Eis, die er mit Meer- lunge (nvsvfxovi üaxaoaíoi) éowózsc) vergleicht. Seine Berichte fanden schon im Alterthume die verschiedenartigste Beurtheilung. Era- tosthenes und Hipparchus schenkten ihnen Glauben, während Strabo und Polybius dieselben geradezu für Fabeln erklären. Als ziemlich gewiss ist anzunehmen, dass das Fabelhafte und Wunderbare in seinen Berichten auf falschen Nachrichten und nicht auf eigener Anschauung beruhen. Um dieselbe Zeit fuhr sein Landsmann Euthymenes jen- seit der Säulen des Herkules nach den südlichen Meeren, allein wir haben darüber gar keine Nachrichten, da die Alten diese Fahrt nur kurz und selten erwähnen. 8. 8. Politisch wichtige Länder dieses Zeitraumes sind: das immer mehr sinkende Perser reich; Griechenland, dessen höchste