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1. Deutsch-Afrika und seine Nachbarn im schwarzen Erdteil - S. 292

1887 - Berlin : Dümmler
292 Das unbekannte Land zwischen der Goldküste und dem oberen Niger. Salaga ist merkwürdigerweise nicht Hauptstadt des Landes, son- dern der kleine Flecken Pami, eine Stunde östlich von der Stadt; dort wohnt der König und die Großen des Reiches und dort hat kein Niedrigstehender Zutritt. Die Stadt Salaga wird von Quartier- Vorstehern regiert, die von den fremden Händlern für den König eine Markttaxe erheben. Auch sind in Salaga eine Art Konsuln sämtlicher handeltreibenden Völkerschaften des Umkreises stationiert, welche den ihrigen beizustehen haben. Nachdem die mitgebrachten Waren günstig verkauft und dafür Pferde, Esel, Kühe, Schafe zc. in großer Menge eingehandelt waren, trat Ashante am 20. Februar wieder den Heimweg an, der aber natürlich in solcher Begleitung viel mühsamer war und viel mehr Zeit erforderte, als die Herreise. Der in Abetisi stationierte Mis- sionar Büß, angeregt durch Ashantes Schilderungen und voll Eiser, seiner Station ebenfalls Milchkühe zu verschaffen und jene große Handelsstadt im Innern zu sehen, entschloß sich im Januar 1878, die Reise ebenfalls zu unternehmen. Auch ihm wurden zuerst die lebhaftesten Schreckbilder von all den Gefahren, die ihm zumal als weißem Mann widerfahren sollten, vor Augen gestellt, so daß er Mühe hatte, nur 15 Träger für seine Waren zu erhalten. Er reiste am 31. Januar 1878 von Abetisi ab, überschiffte den Afram am 2. Februar und begann gleich am folgenden Tage den 7tägigen Marsch durch die Wüste. Er schildert dieselbe ebenfalls in einer Weise, daß man das herrlichste Jagdgebiet vor sich sehen muß, wenn auch das häufige Vorkommen von Elefanten, Löwen und Leoparden für eine so friedliche Karawane nicht angenehm sein mag. Die Flüsse, die die Ebene durchziehen, sind überaus fischreich, besonders der Waa in der östlichen Hälfte derselben. Dort fand Büß auf einer Strecke von 12 Stunden rote und weiße Sandsteine, welche Felsen von 2000' Länge und 100' Höhe bilden. Der rote ist sehr weich, der weiße dagegen überaus hart. Am Volta angekommen, wollten die Pae den Weißen nicht übersetzen, und sandte Büß des- halb einen seiner Leute schwimmend hinüber, der dort einfach ein Boot wegnahm. Das Pferd, welches Büß mitgenommen, wurde nun an das Boot gespannt und zog dasselbe samt den Insassen hinüber. Dort erhielt Büß dann sofort anstatt Scheltworte für sein eigenmächtiges Verfahren ein reiches Geschenk in Lebensmitteln. Der Empfang, der dem Reisenden in der Fetischstadt Karakye zu teil ward, war aber noch ungleich abschreckender und gefahrdrohender.

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1. Deutsch-Afrika und seine Nachbarn im schwarzen Erdteil - S. 294

1887 - Berlin : Dümmler
294 Das unbekannte Land zwischen der Goldküste und dem oberen Niger. am 15. Februar die letzte Stadt des Karakyereiches, Altareso, Ort mit 5000 Einwohnern. Er wurde freundlich bewirtet und beschenkt, zog aber schon den folgenden Tag weiter ins Reich der Ndschumuru, deren Hauptstadt Bagyamso er ebenfalls wegen der dort herrschenden Reinlichkeit rühmend erwähnt. Unterdessen war das Gerücht von dem Anrücken des weißen Mannes schon nach Salaga vorausgeeilt und als Büß mit seiner kleinen Karawane am 19. Februar bald nach Sonnenaufgang in die mächtige Stadt einritt, umschwärmten ihn Tausende von Menschen, die alle schrieen: „Der Europäer kommt, der Weiße kommt!" Er nahm sein Absteigequartier bei dem Mo- hammedaner, der schon Opoku und Ashante beherbergt hatte und der sich durch diesen Vorzug hoch geehrt fühlte. Als Bewillkommnungs- trunk wurde frische Kuhmilch gebracht, über welches feit Jahren entbehrte Labsal der gute Mann sich kindlich freute. Daun kamen Metzgerburschen, die -Ochsen- und Kalbfleisch anboten, Frauen mit Milch und Butter, Mädcheu, die Honig und Biscnit anpriesen. Bald erscholl draußen aber lautes Geigeu- und Pfeifenspiel. Es waren Boten des Königs, die in Liederform den Gruß des Königs brachten. Er lautete: 1. Wir sind Königsboten und bringen dir, dem weißen Mann, unseres Herrn Gruß. 2. Du, weißer Mann, kommst von einer großen Nation, welche uns von unseren Feinden befreit hat. 3. Jedes Jahr mußten wir 1000 unserer Brüder für das Kumafsimeffer liefern und dem Kumassikönig all unser Geld ohne Murren. 4. Ihr weißen Leute sollt alles haben — alles Geld — weil ihr nns befreit habt ?c. Gleich am folgenden Tage besuchte nun Büß mit seinem Haus- Herrn die Märkte der Stadt. Zuerst betrat er den Hauptmarkt für die ausländischen Waren, der eine Länge von etwa Vs Stunde hat und wohl mit Waren gefüllt, aber leer von Käufern war. Es waren alle Handelsleute aus dem Innern ausgeblieben und beson- ders die Moravas und Mosees fehlten gänzlich. Der Pferde- und Eselmarkt war ganz leer. Als der Reisende aber den Sklavenmarkt betrat, da sah er, daß wenigstens diefer Zweig des Handels unter der Krifis nicht gelitten hatte. Seine Schilderung erinnert an be- kannte Kapitel aus Oukel Toms Hütte, und ist die unmenschliche Grausamkeit, womit diese armen Geschöpfe behandelt werden, auch wirklich schauderhaft. Da in der Ramadanzeit das Trinkwasser weit her nach Salaga gebracht werden muß und dort verkauft wird, so ist es begreiflich, daß die Sklaven, die doch ohne Obdach der

2. Deutsch-Afrika und seine Nachbarn im schwarzen Erdteil - S. 295

1887 - Berlin : Dümmler
Das unbekannte Land zwischen der Goldküste und dem oberen Niger. 295 brennenden Sonne ausgesetzt sind, davon wenig erhalten. Aber auch die Nahrung wird ihnen nur sehr spärlich gereicht und dazu von einer Qualität, daß Büß sagt, europäische Schweine würden dieselbe verachten. Interessant ist auch der Besuch, den Büß beim Könige von Salaga machte, dem er als Geschenk eine Wanduhr und einen Tep- pich überbrachte, worüber derselbe eine große Freude bekundete. Es entspann sich bei dieser Gelegenheit ein Gespräch zwischen dem Krön- Prinzen und Büß, worin ersterer mit hohem Wortschwall seine Ge- nugthuung darüber ausdrückte, daß nun auch Europäer zu ihnen kämen. Besonders sei er den Weißen zu Dank verpflichtet, daß sie die Macht der Aschautier gebrochen, dieselben besäßen jetzt nichts mehr als Kumassi und ein paar Dörfer rings herum, während sie vor dem Kriege bis 14 starke Tagereisen nördlich von Salaga hinein geschaltet und gewaltet hätten. — Während eines lang andauernden Fiebers wurde Büß von Mo- hammedanern und seinem Hauswirte auss beste verpflegt. Einer ließ ihm sogar 1v2 Stunden weit ausgezeichnetes Quellwasser holen. Daß mit der Küste denn auch noch gar kein nennenswerter Handelsverkehr besteht, geht schon daraus hervor, daß Büß in Sa- laga große Elefantenzähne das Pfund ä 1 Schilling angeboten wurden, von denen an der Küste das Pfund mit 6 Schilling bezahlt wird. Er behauptet, wenn er noch Geld gehabt hätte, so wäre es ihm möglich gewesen, mit dem Gewinn an ein paar Zähnen die ganze Reise herauszuschlagen. Seine Schilderung des Volkes stimmt genau mit den Angaben Ashantes und Opokus überein; ja er be- zeichnet das Salagavolk geradezu als das begabteste und bedeutendste Volk von ganz Westasrika. Am 8. März trat Büß seine Rückreise nach Abetisi wieder an, wo er nach glücklich vollbrachter Reise (ein Pferd war ihm unter- wegs gefallen) am 27. März ankam. In Ahenkuro am Oti war er genötigt gewesen, die Boote zur Überfahrt mit Gewalt zu nehmen, da der Schiffer eine unverschämte Forderung gestellt hatte, die Büß nicht erfüllen konnte. In Karakye hingegen blieb beim Einzug der fünf Pferde alles still — der große Fetisch Odente hatte sich ins Unvermeidliche gefügt. Sowohl für die wissenschaftliche Aufschließung Afrikas, als auch namentlich für die Eröffnung neuer Handelsbeziehungen können diese Reisen nun ohne Zweisel die günstigsten Folgen haben, besonders

3. Deutsch-Afrika und seine Nachbarn im schwarzen Erdteil - S. 289

1887 - Berlin : Dümmler
Das unbekannte Land zwischen der Goldküste und dem oberen Niger. 289 In Bagyamso erwartete David Ashante seinen Vetter Opoku, der sich ihm auf dieser Reise hatte anschließen wollen, ihn aber nicht mehr erreicht hatte. Opoku hatte mit seinen Begleitern den ganz gleichen Weg eingeschlagen, und aus seinem Berichte haben wir denn auch manche Lücke bei Ashante ergänzen können. In Bagyamso verfehlten sich die Beiden abermals, da von dort zwei Wege nach Salaga führen, einer nordwestlich und einer direkt nach Norden. Als Ashante wieder von Salaga abreiste, kam Opoku erst dort an, und werden wir denn auch weiterhin beide Schilderungen ver- weben. Nach 5 stündigem nördlichen Marsch von Bagyamso aus erreicht man den kleinen Fluß Daka und damit die Grenze zwischen der heidnischen und mohammedanischen Welt. Freilich spielt das Fetisch- wesen in den Grenzgebieten noch unter der Hand seine Rolle fort, wird aber wohl alljährlich mehr feine Gewalt an den Islam ver- lieren. Die Grenzbewohner sprechen alle noch Tschi und Kyerepong- Dialekte und tättowieren sich stark. Nachdem noch eine Reihe von Dörfern in wohlbebauten Gefilden passiert waren, erreichte Ashante am 10. Februar das Reifeziel Salaga, die Fetischstadt. Mit Begeisterung sprechen die wackeren Männer von dem Herr- lichen Anblick, den die von 50 000 Menschen bewohnte Stadt aus der Entfernung gewährt. Mitten in üppigem Grün, in lang- gestrecktem, reizendem Thale gelegen, nimmt sich die Stadt mit ihren runden und spitzen Türmchen wie ein mächtiges Fort aus. Alle Häuser sind rund und tragen mehr oder minder hohe, spitze Dächer, und noch bevor man die Stadt betritt, bemerkt man das rege Leben, das hier pulsiert. Dem Fremden werden schon vor den Thoren in gastfreundlichster Weise Quartiere angeboten, was sich dann freilich als ein gar nicht übles Geschäft der Einwohner entpuppt, indem der Gast dem Hausherrn von allen auf dem Markte verkauften Waren Prozente lassen muß. Dafür wird man dann aber aufs beste und zuvorkommendste von der wohlhabenden mohammedanischen Be- völkerung verpflegt. Die Straßen sind sehr unregelmäßig gebaut und häufig eng und schmutzig. Die Bewohner sind eifrige Anhänger des Islam, in hohem Grade freiheitsliebend, unabhängig, fleißig und intelligent, dabei freilich oft roh und grausam. Salaga befitzt zwei große Hauptmarktplätze neben einer Anzahl kleinerer. Alle Morgen früh wird ein Gemüfe- und Eßwarenmarkt abgehalten; besonders findet man da Uams, Guineakorn, Mais, Ge- Baumgarten, Afrika. ig

4. Deutsch-Afrika und seine Nachbarn im schwarzen Erdteil - S. 290

1887 - Berlin : Dümmler
290 Das unbekannte Land zwischen der Goldküste und dem oberen Niger. würze, Weihrauch, schwarze europäische Kartoffeln, frisches Ochsen-, Schaf- und Ziegenfleisch in großer Menge vor. Das Pfund Ochsen- fleisch wird mit Ich» Kanri = '/2 Penny bezahlt, ebenso viel kostet ein Schoppen Milch und 3—8 Stücke Uams. Butter wird ebenfalls verkauft, aber merkwürdigerweife nicht gegessen, sondern findet als Lederschmiere und Pomade eine nach unseren Begriffen unpassende Verwendung. Zur Zeit der großen Märkte werden von den ein- heimischen Schlächtern 40 bis 50 Ochsen täglich geschlachtet. Dann sind aber auch Händler aller umliegenden Volksstämme in Salaga versammelt, besonders liesern Bornu, Joruba, Haussa, Mossi, Tini- buktu und Marokko sogar starke Karawanen. Man erzählte Ashante, es seien aus dem Norden schon weiße Leute auf den Markt ge- kommen, die aber Mohammedaner gewesen seien. Der Nachmittag- markt ist aber noch bedeutender als der Morgenmarkt. Da werden alle Arten einheimischer, nordasrikanischer, ägyptischer, arabischer und sogar europäischer Artikel geführt, Seide, Baumwolle, Leder, Waffen zc. Salaga besitzt auch förmliche Bazars, worin den ganzen Tag verkauft wird; auch eine Menge Barbierbudeu, Nagelschmied- Werkstätten zc. Die Haupthandelsleute sind die Haussas, welche den Markt mit Elfenbein, wollenen Mänteln, Teppichen, Seiden- zeugen, Korallen, Pferden, Efelu, Mauleseln, Ochsen, Schafen, auch hornlosen Schafen versehen. Die Mossi liesern neben den Haussas das Hauptkontingent der Kaufleute. Zieht eiue große Moffikarawaue in die Stadt, so läuft alles zusammen, schreit und jubelt den An- kommenden entgegen, Freudenschüsse werden gethan, so daß dem guten Ashante der Wunsch entschlüpfte: wenn's nur bei uns an der Goldküste auch schon so wäre. Die Mossis bringen außer selbst fabrizierten Baumwollenzeugen hauptsächlich Sklaven, Rinder, Esel, Hühner, sowie eine Art Pflanzenbutter, die selbst bei großer Hitze fest bleibt und massenhaft in die Küstengegenden ausgeführt wird, wo sie als Salbe Verwendung findet. Neben Kauris dient Silber- geld als Verkehrsmittel und fanden die Reifenden Geldstücke aus allen europäischen Ländern, sogar preußische Thaler. Die aus dem Innern kommenden Händler nehmen als Rückfracht außer Salz und einigen europäischen Stoffen fast ausschließlich sog. Kola- oder Kau- nüsse (Sterculia acuminata) mit, welche in Aschanti gepflanzt und bis tief ins Innere des Kontinents als ein vorzügliches Genuß- und Toilettenmittel von den Negern gesucht sind. Gekaut schmecken dieselben angenehm bitter und färben sich die Lippen bei fortgesetztem

5. Bd. 2 - S. 257

1903 - Langensalza : Greßler
257 Tage und ebenso zahlreiche Schakale, Wolfshunde und Hyänen bei Nacht den schlimmsten Schmutz fort. — Der Sultan ist vor dem Schmutz geflohen und hat seine Residenz in Pembi, eine Stunde süd- östlich von Salaga, gebaut. Höchst ungünstig sind die Wasserverhältnisse. Salaga hat das schlechteste Trinkwasser im ganzen Woltagebiet. Da es weit von fließenden oder stehenden Gewässern entfernt ist, wird das Regenwasser in trichterförmigen Löchern aufgefangen, von denen jedes Gehöft eins hat. Vielfach liegen Unrathaufen, tote Esel, Pferde und Hunde dicht neben den Wasserlöchern. Der starke Verbrauch an Wasser durch Menschen und Vieh hat zur Folge, daß gegen Schluß der Regenzeit die Zisternen zum Teil austrocknen. Brunnen sind unbekannt. Trotz des Schmutzes und der verpesteten Luft ist Salaga ein ge- sunder Ort. Unter den ansteckenden Krankheiten sind besonders die Pocken zu erwähnen, welche dauernd herrschen. Sonst kommen am häufigsten dieselben Hautkrankheiten wie im Küstengebiet von Togo vor. Gegen rheumatische Krankheiten werden römische Bäder genommen, welche die Eingeborenen auf geschickte Weise selbst zurecht machen, indem sie neben sich unter ihr Gewand einen Topf kochendes Wasser setzen. Höchst interessant ist Salaga durch den Karawanenverkehr und das rege Treiben ans dem Markt. Nicht nur alle Erzeugnisse des Niger- beckens, sondern auch alle Volksstämme des Niger kommen hier zu- sammen. Ich habe Fulbe aus dem Norden, Fellata aus Sah, Haussa aus Kanu, Berber-Neger vom östlichen Niger, Jaruba Ashanti, Giemen, Kong, Gasari, Grussi, Massina und Leute von der ganzen Guineaküste hier gesehen. Täglich kommen und gehen Karawanen; die meisten treffen hier aus den Haussa-Staaten und dem Lande der Fellata ein; sie führen Waren, Pferde und Rindvieh mit sich, um Kolanüsse einzutauschen; viele kommen aus Muschi über Gam- baga mit Sklaven, Eseln und Schafen, die sie gegen Kolanüsse absetzen. Gasari-Leute verkaufen Sklaven und erhandeln Gewehre, Pulver und die besten Pferde, um neue Sklaven zu fangen. Karawanen aus Daboja am Wolta bringen Salz und Sklaven, wofür sie Schnaps und Kola- nüsse fordern. Die meisten Sklaven kommen aus dem Nordwesten, doch bringen auch die Karawanen aus allen andern Richtungen solche mit. Ju der kurzen Zeit meiner Anwesenheit trafen etwa 20 Kam- wanen mit je 50 bis 400 Sklaven ein. Während der Hauptverkehrs- zeit (Januar) sollen noch mehr anlangen. — Auf den regen Verkehr von Fremden, die mindestens ein Drittel der Bevölkerungsziffer aus- machen, ist Salaga vollständig eingerichtet. Englische viertel, halbe und ganze Schillinge haben Geltung, wenn das Gepräge deutlich erkennbar ist und der Kops der Königin sich darauf befindet. Stücke mit dem Kopf der früheren Regenten werden nicht Geogr. Bilder. Ii.' 17te Äufl. 17

6. Deutsch-Afrika und seine Nachbarn im schwarzen Erdteil - S. 287

1887 - Berlin : Dümmler
Das unbekannte Land zwischen der Goldküste und dem oberen Niger. 287 energisches Auftreten war nötiger als je. Das Volk ist zahlreicher als die Pae, schmutzig und bigott im höchsten Grade. Ihre runden Häuser besitzen weder Gehöfte noch Schattenbäume, noch Zäune, weil der Fetisch dieselben nicht leiden will. Der König hat fast gar keinen Einfluß, umsomehr aber der Fetischpriester, der das ganze Volk in Sklaverei hält. Weder Pferde noch Esel werden in der Gegend geduldet, auch ist es streng verboten, nachts ein Licht anzu- zünden, da das vom Fetisch ebenfalls ungern gesehen wird. Zwil- finge werden über einen bestimmten Felsen in den Volta geworfen und selbst die Bezeichnung derselben — Ata — darf nie ausge- sprochen werden. Zeigt sich der Fetischpriester, so schreit alles aus Leibeskräften — der große Vater kommt, er kommt —, denn es würde auf ein wenig lautes und eifriges Schreien eine arge Strafe folgen. Man kann sich daher vorstellen, was es für eine Erregung gab, als Afchaute nachts ein Licht anzündete und trotz aller könig- lichen Botschaften nicht löschte, und als er gar am andern Tage vor dem Hause des Fetisches predigte. Sogar seine Leute gaben ihn verloren und waren überaus erstaunt, als sich an seinem ruhigen und festen Auftreten die Wellen des Volksanflaufes brachen. Die Hauptstadt Karakye liegt am Volta auf felsigem Boden und ist ein sehr besuchter Wallfahrtsort. Handel und Viehzucht werden wenig betrieben, obfchon in Karakye alle Schiffe, die den Volta hinauf nach Salaga Waren bringen, wegen der großen Strom- schnellen, deren Brausen man in Karakye beständig hört, umgeladen werden müssen. Die Händler beladen oberhalb des Falles die Schiffe wieder und führen dieselben dann den Volta hinauf, bis 2 Tagereisen vor Salaga, das etwas abseits vom Volta liegt; oder sie führen die Waren aus dem Landweg in 5 Tagereisen nach Salaga. Am 5. Februar marschierte Aschante, nachdem er in Karakye seinen Leuten eine Ruhezeit gegönnt, wieder in nördlicher Richtung weiter und kam nach 2 Tagen in das Gebiet der Ndschumuru. Dieses Volk ist weniger zahlreich als die Karakyeer, diesen aber in Sprache und Beschäftigung fast ganz ähnlich. Auch hier wird der Küstendial?kt Kyerepong noch dann und wann gesprochen. Die Ndschumuru tätowieren sich sorgfältig. Ihre Toten begraben sie vor den Häusern, was die Karakyeer nie thun, die besondere Be- gräbnisstätten haben. Die Hauptstadt ist Bagyamso, die wahr- scheinlich identisch ist mit dem Orte Bediamesso der neuen Andree- schen Karte nach den Angaben des französischen Händlers Bonnat,

7. Deutsch-Afrika und seine Nachbarn im schwarzen Erdteil - S. 288

1887 - Berlin : Dümmler
288 Das unbekannte Land zwischen der Goldküste und dem oberen Niger. dem die Ehre gebührt, als erster Europäer die Stadt Salaga be- treten zu haben. Derselbe besuchte bald nach dem Aschantikriege, während welchem er in Kumasst mit den Missionaren gefangen war, zu Schiff den Volta hinauf jene Gegenden. Bagyamfo, am Volta gelegen, ist noch größer und schöner als Karakye und zeichnet sich, wie das ganze umliegende Land, durch wohlgepflegte Straßen aus. Die 6000 Einwohner fallen durch ihre bedeutende Größe und ernste, kriegerische Haltung vorteilhast auf. Ein Gefühl beseelt alle und kam im Gespräch mit den Reisenden stets zum Vorschein — ein tiefer, glühen- der Haß gegen ihre früheren Bedrücker, die Afchanti. Von hier bezog der König von Kumassi zur Zeit seiner Herrschaft alljährlich große Steuern an Menschen und Pulver, und man kann sich deshalb vor- stellen, wie sehr die Engländer, von denen hier freilich noch niemand welche gesehen hatte, in Achtung stehen. Man hatte in Bagyamso noch während des Krieges ein deutliches Gefühl, es gehe mit der Kumassiherrschast zu Ende, und wie das bei allen despotischen Herr- schaften der Fall ist, beeilte man sich, so rasch als möglich die lästi- gen Ketten zu zerbrechen. Wer es wagte, über die gesperrten Grenzen nach Aschante Pulver zu schmuggeln, fiel der Volkswut zum Opfer, und an einem Tage wurden alle im Lande angesessenen Aschanti niedergemetzelt. In der Gegend von Saren, westlich von Bagyamso, wurden die Boote der Aschanti, die dort Pulver holen sollten, an einen unterminierten Ort gelockt, und unter dem Vorgeben, man wolle mit ihnen unterhandeln, in die Luft gesprengt. Als die We- nigen, die dabei mit dem Leben davon gekommen, wieder in Kumassi angelangt waren, so erzählt Ramseyer in seinen Tagebüchern, habe sich dort ein großes Wehegeschrei erhoben, und einer der Geretteten habe ihm gesagt, es seien die meisten der Verunglückten nach der Katastrophe so rot gewesen, so rot wie — Meister Bonnat. Alle Länder bis 14 Tagereisen nördlich von Salaga haben jetzt das Aschantijoch abgeschüttelt und haben die Macht Englands, d. h. des weißen Mannes, kennen gelernt. In dem Lande der Ndschu- muru haben die Priester des großen Fetisch Odente den Glauben verbreitet, der Fetisch habe sich mit der Königin Viktoria gegen die Aschanti verbündet. Ja, diese Verbindung sei eine so enge, daß sie gar nicht mehr aufgehoben werden könne und niemand sei im stände, in dem engen Bunde zu entscheiden, welches Odente und welches die Königin Viktoria sei, als diese beiden selber. Ein ganz nettes Müsterchen afrikanischer Mystik.

8. Deutsch-Afrika und seine Nachbarn im schwarzen Erdteil - S. 293

1887 - Berlin : Dümmler
Das unbekannte Land zwischen der Goldküste und dem oberen Niger. 293 Er erzählt die kleine Episode folgendermaßen: „Beim Einreiten in t>ie Stadt tanzte das Weibervolk wie wahnsinnig um mein Pserd herum, und schrie, als wollte es mich samt meinem Pferde aufessen. Ich bezog nun bei einem Kaufmann ein Logis und hatte mich kaum gesetzt, als auch schon Königsboten mit einem Gruß vom König kamen, er freue sich, daß ich sie seines Besuches wert gehalten habe, aber er müsse mich ersuchen, noch heute mein Pferd aus der Stadt zu thun, denn die Fetischweiber samt allem Weibervolk hätten ihm sein Haus gestürmt und würden dasselbe nicht eher verlassen, bis der Weiße sein Pferd aus der Stadt gebracht habe. Ich erwiederte feinen Gruß, aber mein Pferd könne ich nicht von mir weg thun lassen. — Ich glaubte nun meinen Fusu mit Ruhe essen zu können, aber ich täuschte mich. Kaum waren die Boten fort, so kam der König mit seinen Ältesten und hinterher ein ganzer Zug Weiber, Welche schrieen und tobten, daß einem die Ohren gellten. Nun er- klärte mir der König rund heraus, daß mein Pferd auf der Stelle aus der Stadt müsse, denn der Fetisch habe schon gedroht, er werde wegen des Pferdes ein großes Unglück über die Stadt bringen. Er wolle mein Pferd auf dem nächsten Plantagendorf gut verpflegen lassen. Ich erklärte dem König nun, vor allem wünsche ich, daß das Weibervolk sein Geschrei und Tanzen gänzlich unterlasse, oder ich werde ihm kein Wort auf seine Fragen antworten, und so lange ich spreche, wünsche ich ungestört zu sprechen. — Alle waren nun still und schauten einander verdutzt an. Ich zündete mir dann zuerst eine Cigarre an und setzte dann dem König kurz auseinander, warum ich uach Salaga reise und daß er wohl wisse, wir Missionare machten uns aus dem Fetischgeschwätze nichts, daß der Fetischdienst nur ein scheußlicher Betrug sei! Er solle mich nur ganz allein das Pferde-Palaver mit dem Fetisch Odente ausmachen lassen, ich werde schon mit ihm fertig werden — könne ihm auch mein Wort darauf geben, daß kein Unglück über die Stadt komme, auch wenn mein Pferd hier bleibe. Endlich zog der König ruhig ab und ich ließ mein Pferd sogar 4 Tage in Karakye frei herumlaufen, ohne daß ihm jemand was gethan hätte." Auf seinen kleinen Touren fand Büß in dem Hügel, auf dem Karakye liegt, bedeutende Lager von Eisenerzen, die sich längs des Volta etwa eine Tagereise hinziehen sollen. Aus diesen Erzen bereiten die umliegenden Stämme ihr Eisen seit langer Zeit selber. Nach 4tägigem Aufenthalt in dieser Fetischstadt erreichte Büß

9. Deutsch-Afrika und seine Nachbarn im schwarzen Erdteil - S. 284

1887 - Berlin : Dümmler
284 Das unbekannte Land zwischen der Goldküste und dem oberen Niger. Das unbekannte Fand zwischen der Goldwe »nd dem oberen Niger. Neue Route durch die große Wüste zwischen den Flüssen Afra und Volta. — Das Elefantenparadies. — Die Stadt Karakye und der Fetisch Odente. — Baghamso am Volta. — Die große Handels- und Fetischstadt Salaga. — Der Missionar Buss in Karakye und Salaga. — Kommerzielle Wichtigkeit der neuen Route. Bis in die neueste Zeit hat man das Herz Westafrikas, Tim- buktu am oberen Niger, auf drei Wegen erreichen können: von den französischen Niederlassungen am Senegal und Gambia aus, auf dem Wasserwege den Niger hinaus oder von Nordafrika aus durch die Wüste (Barth, Leuz). Das unbekannte weite Gebiet zwischen dem Niger und den Negerreichen von Aschanti und Dahomey ist erst vor einigen Jahren durch das mutige Vordringen der Baseler Missio- nare erschlossen worden. Da das Hinterland der Goldküste vom deutschen Togogebiete aus, welches von der Mündung des Volta- flusses kaum 30 Kilometer entfernt ist, in naher Zukunft das Ziel größerer Handelsunternehmungen werden wird, so bieten die Ergeb- nisse dieser ersten Forschungsreisen, die wir in einem Auszuge aus einer Mitteilung des Dr. G. Beck in der Sitzung der Geogr. Gesell- schast zu Bern (25. November 1880) folgen lassen, das höchste Interesse. Salaga, unter 8° 20' nördlicher Breite und 40' westlich vom Meridian von Greenwich gelegen, wurde in den letzten Jahren, d. h. 1877 und 1878, dreimal von Missionaren der Baseler Stationen besucht. H. A. Krause war 1886 und 1887 dort. Schon früher hatten Kaufleute Berichte über eine im Innern liegende große Handelsstadt in die im britischen Protektorat gelegenen Stationen gebracht. Doch war sowohl die allzu große Entfernung dieser Stationen, als auch die Zugehörigkeit der zu durchreisenden Strecken zum Aschantireich ein absolutes Hindernis einer längst projektierten Reise. Als nun aber nach dem Kriege mit England die im Herzen des Aschantireiches liegende Station Abetisi gegründet wurde und die Berichte aus dem Innern über den Viehreichtum und den leb- haften Handel, der dort herrschen sollte, deutlicher und sicherer wurden, da beschloß der in Basel gebildete schwarze Missionar David

10. Bd. 2 - S. 255

1903 - Langensalza : Greßler
255 sind viele Affenbrotbäume vertreten. Charakteristisch für die ganze Gegend sind der Schibutterbaum, die Tamarinde und der Woll- bäum; sie sind die Schattenbäume in den Ortschaften. Das Klima ist am gesundesten im Norden. Fieber kommen dort selten vor und sind dann meist bedingt durch örtliche Veranlassungen, besonders durch stehendes Trinkwasser. Die Temperaturen sind im allgemeinen höher wie in der Küstenebeue. Taufall, der im Gebirge und in der Ebene täglich eintritt, kommt nördlich vom Gebirge selten vor. Regen und trockene Zeit sind scharf voneinander geschieden. Die B e v ö lkeru u g ist eine verhältnismäßig dichte, namentlich in Banjaue, Dagomba, Grussi und Müschi. In Triba und Banjaue ist die Wohlhabenheit dieselbe wie im Küstengebiet. Salaga ist reicher wie alle Orte der Ebene. Ganz arm ist die Bevölkerung im Grussilande. — Der Hauptreichtum der Völker des Woltagebiets besteht in Ackerbau und Viehzucht. Man sieht nicht selten kleine braune Rinder in Herden von 30—100 Stück. Das kurzhaarige, hochbeinige Schaf kommt überall in kleinen Herden vor. Pferde und Esel werden überall gehalten. Die kleine afrikanische Ziege kommt als Haustier im ganzen Gebiet vor. Hunde findet man in jeder Ortschaft. Katzen kommen nur vereinzelt vor. Außer dem gewöhnlichen kleinen Huhu werden viele Perlhühner gehalten. Von einem Anfange zur Stacitenbildung kann man mit Recht sprechen in Salaga, Jendi, Karga und Gambaga. Es sind wenigstens Herrscher da, die allgemein anerkannt sind, welche Gericht halten und ihr Land nach außen vertreten. 19. Salaga.* Die größte Stadt, welche sich im oberen Woltagebiet befindet, ist Jendi. Ihr zunächst steht Salaga mit etwa 10000 Einwohnern. Nennenswert sind noch Gambaga, Karga, Nantong und Kratji. Unstreitig ist Salaga der bedeutendste Ort. Ein milder, verständiger, die Interessen des Handels fördernder Herrscher und geographisch begünstigende Umstände machen Salaga zum Haupthandelsort des oberen Wolta, ja des Nigergebietes. Das seiner Sagenhastigkeit entkleidete Timbuk tu dürfte ihm kaum den Rang streitig macheu. Salaga liegt der Mitte des Nigerbogeus gegenüber, ziemlich gleich weit von allen Hauptplätzeu am Niger entfernt; ebenso hat es einen gleichmäßigen Abstand von den wichtigen Küstönorten der englischen Goldküste und der deutschen Togokolonie. Drei natürliche von weither kommende Wasseradern treffen in der Nähe von Salaga zusammen. Der schwarze Wolta kommt von Westen, der weiße Wolta von Norden und der vereinigte Wolta strebt gerade nach Süden dem Meere zu. Die Stadt liegt also in einer Gegend, in welcher natür- * Nach von Franyots.

11. Deutsch-Afrika und seine Nachbarn im schwarzen Erdteil - S. 285

1887 - Berlin : Dümmler
Das unbekannte Land zwischen der Goldküste und dem oberen Niger. 285 Aschante, der auch im Kriege eine Rolle gespielt, auf eigene Faust den sagenhaften Ort aufzusuchen und dort Milchkühe, deren Mangel an der ganzen Küste so schwer empfunden wird, auch Pferde und Schafe einzuhandeln. Sobald sein Projekt bekannt wurde, riet man ihm von allen Seiten ab, das Unternehmen zu wagen, da die Ein- wohner im höchsten Grade unduldsam und räuberisch, und die Ge- genden, die zu durchschreiten seien, teils nnwirtbar, teils voll von Elefanten, Löwen und Leoparden seien. Auch müsse man ganze Tagereisen durch eine menschenleere Wüste ziehen. Blieb Aschante nun auch fest, so war es um so schwerer, die nötigen Träger und Begleiter zu finden und mußte er dann auch mit nur wenig Ge- treuen die monatelange Reise am 18. Januar von der Station Kjebi aus antreten. Als Mundvorrat hatte er hauptsächlich Choko- lade, Brot, Mais und Bodennüsse bei sich, ferner Cognac und Chinin, das notwendige Übel auf einer Afrikareife. Nach drei Tagen erreichte die kleine Karawane die nördlichste Baseler Station Abetifi, nordöstlich von Kumassi gelegen, und pflegte da einige Tage der Ruhe; neue Schwierigkeiten erhoben sich hier, da sich keine Träger nach Salaga engagieren lassen wollten und die finanzielle Ausrüstung unseres Reisenden 20 L. nicht viel überstieg. Doch regelten sich diese Sachen endlich zu leidlicher Befriedigung, und nun wurde die Reise durch die ehemals zu Aschanti gehörige Provinz Okwau in nordöstlicher Richtung fortgesetzt. Die erste Tagereise brachte die Reisenden nach Nkwantanan, dem letzten Okwaudorf, und die nächstfolgende an den wegen feines Fischreichtums berühmten Fluß Afram, den schon 1869 die gefangenen Misstonare Ramseyer und Kühne mit den Aschanti zu Fuß passiert hatten. Derselbe ist etwa 80 Schritte breit und kann in der nassen Jahreszeit nur auf Booten passiert werden, da er sehr reißend ist. Derselbe ist jedenfalls ein Nebenfluß des Volta. Jenseits des Afram beginnt eine weite, ganz unbewohnte Gras- ebene, eben jene Wüste, vor der man David Aschante gewarnt hatte. Dieselbe muß aber die letztere Bezeichnung jedenfalls mit Unrecht tragen. Denn nach Afchantes Schilderung ist diese Ebene nicht allein mit hohem Gras und Gebüsch bewachsen, sondern überaus reich an Wasser und deshalb auch ein wahres Paradies für Ele- fanten, Antilopen und Gewild aller Art, aber natürlich auch für Löwen und Leoparden. Aschante vergleicht diese Gegend mit der Akkra-Ebene zwischen Akuapem und der Küste; nur findet er sie

12. Vaterländische Geschichte - S. 166

1912 - Leipzig : Dürr
— 166 — Würde dem Kurfürsten beizulegen. Erkläre auch aus kaiserlicher Macht und Vollkommenheit, wenn der Kurfürst dieser erlangten Billigkeit zufolge sich wegen seines Herzogtums Preußen zum Könige ausrufen und krönen lasse, daß er, der Kaiser und sein Sohn, der römische König, auf erhaltene Anzeige ihn unoerzögert in und außerhalb des Reiches für einen König in Preußen ehren, würdigen und erkennen und ihm diejenigen Vorrechte, Titel und Ehren erweisen wolle, welche andere europäische Könige vom Kaiser und kaiserlichen Hofe erhielten, auch zu befördern, daß dasselbe von andern Mächten geschehe. 2. Die Krönung zu Königsberg (18. Januar 1701). Bald nach dem Abschluß des Kronvertrags brach der Kurfürst mit seiner Gemahlin und einem großen Gefolge nach Königsberg auf, um sich dort die Königskrone aufzusetzen. Da zur Beförderung des Hofstaates 30000 Vorspannpferde nötig waren und da für Herberge und Verpflegung es zu viel Personen auf einmal gewesen wären, reiste man in vier Abteilungen. Am 29. Dezember traf der Kurfürst in Königsberg ein. Am 15. Januar 1701 begannen die Festlichkeiten. Vier Herolde ritten durch die Stadt. Sie trugen blaufamtue, mit Gold gestickte Waffenröcke, auf dem Haupte schwarzsamtne Hüte mit weißen Federn, in der Rechten einen Stab mit goldener Krone. Die Decken ihrer Pferde waren von Silberstoff und mit goldenen Kronen und Adlern geziert. Vor ihnen ritten Dragoner, und viele angesehene Hofbeamte folgten ihnen. Auf fünf öffentlichen Plätzen verlas der erste Herold folgende Bekanntmachung: „Demnach es durch die allweise Vorsehung Gottes dahin gediehen, daß dieses bisher gewesene Herzogtum Preußen zu einem Königreich ausgerichtet und dessen Herrscher, der allerdurchlauchtigste, großmächtigste Fürst und Herr Friedrich, König in Preußen geworden, so wird solches hiermit männiglich kund getan und ausgerufen: Lang lebe Friedrich, unser allergnädigster König, lang lebe Sophie Charlotte, unsere allergnädigste Königin." Während des Ilmzuges läuteten alle Glocken der Stadt, und von den Wällen donnerten die Kanonen. Nachdem am 16. Januar, einem Sonntage, in allen Kirchen der göttliche Beistand zu der bevorstehenden Krönung erbeten, am 17. Januar der Schwarze Adlerorden gestiftet worden war, fand am 18. Januar die Krönung statt. Vom frühen Morgen an harrte eine dichte, sich drängende und stoßende Volksmenge vor Schloß und Kirche. Im Schlosse hatten sich die höchsten Staatsbeamten und Großen des Landes versammelt. Bald erschien der König int Audienzsaal und setzte sich auf den dort für ihn errichteten Thron. Seine Kleidung war überaus prächtig. Er trug ein Gewand von rotem Purpursamt mit Goldbesatz und Diamantknöpfen, von denen jeder 3000 Dukaten wert war. Sein Purpurmantel war mit goldenen Adlern bestickt und mit Hermelin besetzt, zusammengehalten wurde er vorn von einer mit drei Diamanten verzierten Spange. Auf silbernen Tischen lagen Krone, Zepter, Reichsapfel und Schwert. Der König setzte sich mit eigenen Händen die Krone auf, ergriff

13. Länderkunde der fremden Erdteile - S. 160

1908 - Langensalza : Beyer
160 Afrika. Hereros verflossen; da erhoben sich im Oktober des Jahres 1503 die Bondel- zwarts, die den Südosten des Schutzgebietes bewohnen. Um die Auf- ständischen niederzuwerfen, marschierte die Schutztruppe, die zum großen Teil im Hererolande lag, nach dem Süden ab. Dadurch war der Norden des Schutzgebiets von Truppen völlig entblößt. Jetzt hielten die Herero den Augenblick für gekommen, die deutsche Herrschaft abzuschütteln. Am 12. Januar 1904 ward das allgemeine Zeichen des Aufruhrs gegeben. Im ganzen Namalande wurden weit und breit die Farmen geplündert, die weißen Ansiedler mit Ausnahme der Engländer, Buren und Missionare mit „viehischer Grausamkeit" ermordet und das Vieh, dessen man habhaft werden konnte, gestohlen. In kurzer Zeit stand das ganze Hereroland in hellem Ausruhr. Volle drei Jahre hat es gewährt, bis die aufständischen Hereros und Hottentotten niedergeworfen werden konnten. In den zahlreichen Ge- fechten und Überfällen haben 800 tapfere deutsche Helden den Tod fürs Vaterland auf dem Schlachtfelde gefunden, während nahezu 700 Mann von verheerenden Krankheiten dahingerafft wurden. 3. Warum waren die Kämpfe in Südwestafrika so schwer und von so langer Dauer? Lassen wir uns diese Frage von einem Kämpfer erzählen, der an der „Fahrt nach Südwest" teilgenommen hat.x) Drei Wochen schon waren wir unterwegs. „Da sagte uns ein Matrose, daß wir Swakopmund heute noch erreichen würden. Da standen wir stunden- lang vorn an Backbord und sahen hinüber; aber ein Nebel verbarg uns die Küste. Gegen Mittag aber wich der Nebel und wir sahen am Himmels- rand einige große Dampfer liegen, und dahinter einen endlosen Streifen rötlichweißer Sanddüne aus dem Meere herausragen. Auf Meer und Dünen brannte grelle Sonne. Wir meinten erst, es wäre eine Barre, die vor dem Land läge, damit die schöne und große Stadt Swakopmund und die Palmen und Löwen nicht nasse Füße bekämen; aber bald, da der Nebel sich vollends verzog, sahen wir in der flimmernden Luft auf dem kahlen Sande weiße Häuser und lange Baracken stehen und einen Leuchtturm. Da standen alle und staunten . . . Wir wurden an diesem Tage nicht aus- gebotet und lagen, in ziemlich starkem Wellengang schaukelnd, diese Nacht vor Swakopmund. Am andern Morgen in aller Frühe stiegen wir der Reihe nach, den Tornister mit der weißen Schlafdecke auf dem Rücken, das Gewehr über der Schulter, den Patronengurt um den Leib, daran den Wassersack, den braunen Brotbeutel am Riemen, die Feldslasche daran, über die Reeling und kletterten die Strickleiter hinab nach dem sehr großen, flachen Boot, das in den starken Wellen wohl sieben Meter auf und nieder fuhr. Man mußte sehen, daß man zu rechter Zeit, nämlich wenn das Boot oben aus einer Welle war, die Strickleiter losließ; aber obgleich ich es ganz richtig machte, fiel ich doch schwer gegen die Wandung. Als die Boote zwanzig bis dreißig Mann stark waren, spannte sich ein kleiner flacher ^ Nach Frenssen, Peter Möhrs Fahrt nach Südwest.

14. Leitfaden für den Geschichtsunterricht in Mittel- und Mädchenschulen - S. 376

1902 - Bielefeld [u.a.] : Velhagen & Klasing
376 X, Europa von der Wiederaufrichtung des Deutschen Reiches 2c. 1870 d. Italien. Dem Knigreich Italien fehlte 1870 zu seiner vollen nationalen Einigung nur der Rest des Kirchenstaates, den franzsische Truppen zum Schutze des Papstes besetzt hielten. Am Tage nach der Schlacht von Sedan wurden diese zurckgezogen. Jetzt verlangte das italienische Volk die Vollendung des Werkes, welches Cavonr 1859 begonnen und der alte Freiheitsheld Garibaldi mit seinen Rothemden" in manchem Kampf gefrdert hatte. Die italienische Regierung gab diesem Verlangen nach; ihre Truppen rckten in das rmische Gebiet ein und bemchtigten sich am 20. Sep-1870tember Roms. Eine Volksabstimmung im Kirchenstaat entschied sich fr den Anschlu an Italien, so da König Viktor Emannel am 18712. Juli 1871 seinen Einzug im Quiriual hielt. So hatten die deutschen Siege von Kniggrtz und Sedau auch den Italienern die staatliche Einigung errungen. Die Gotthard bahn, welche mit Deutschlands und Italiens Beihilfe erbaut und 1882 dem Betrieb bergeben wurde, bildete ein neues Baud zwischen diesen beiden Staaten. Viktor Emauuel hatte einst die Krone des kleinen Sar-diniens am Tage nach der Niederlage von Novara (23. Mrz 1849) aus den Hnden seines verzweifelnden Vaters erhalten; als er am 1878 9. Januar 1878 starb, hinterlie er seinem Sohn Humbert die Krone der europischen Gromacht Italien. Am 7. Februar starb auch Pius Ix., dessen Nachfolger Leo Xiii. wurde. Als König Humbert seinen Einzug in Neapel hielt, war auch er, wie wenige Monate vorher Kaiser Wilhelm, einem sozialistischen Mordanfall ausgesetzt, wurde jedoch damals nur leicht verwundet. Die Besetzung von Tunis durch die Franzosen bedrohte auch Italien mit einem Kriege und veraulate es, dem Dreibunde beizutreten und an der afrikanischen Kste des Roten Meeres Ersatz fr Tunis zu 1885suchen. Es besetzte 1885 den Hafen Massana und erweiterte spter diesen Besitz unter verlustreichen Kmpfen bis nach Abessinien. e. Spanien. Nachdem Leopold von Hoheuzolleru auf die spanische Krone verzichtet hatte, whlten die Kortes den Prinzen Amadeus, den zweiten Sohn Viktor Emanuels, zum König von Spanien. Der fortdauernde Streit der Parteien bewog ihn jedoch 1873 schon am 11. Februar 1873 die Krone niederzulegen und nach Italien zurckzukehren. Da brach der Brgerkrieg aus. Die sozialistische Partei der Jutransigenten war nicht zufrieden damit, da Spanien nach dem Beschlu der Kortes vom 8. Juni 1873 wie die Schweiz in eine Anzahl Republiken mit demokratischer Ver-sassnng zerfallen sollte, sondern verlangte die sogenannte rote Republik und den sozialen Umsturz. Kastelar trat an die Spitze der Re-gierung, richtete aber weder im Sden gegen die kommunistischen Aufstnde einzelner Städte, noch im Norden gegen die Karlisten

15. Methodischer Leitfaden für den geographischen Unterricht in gehobenen Schulanstalten - S. 111

1879 - Berlin : Stubenrauch
8. 27. Hl 5. Die Inseln im aegäischen und mittelländischen Meere. Die wichtigsten derselben sind: Samotrake, 3vs Lh Meilen groß, gebirgig. Lemnos (Limno), 9 Llmeilen groß, ebenfalls gebirgig. . Kandia oder Kreta, 200 ^Meilen und 210 000 Eimv., sehr gebirgig; Klima und Boden vortrefflich, letzterer schlecht angebaut. Die wichtigsten Städte sind Kandia und Kanea. b. Mittelbare Länder. 1. Ost-Rumelien, südlich vom Balkan bis an das schwarze Meer, umfasst 640 □ Meilen groß und von ca. 3/4 Mill. Menschen bewohnt und ist theil- weise fruchtbares Tiefland, an der Maritza theilweise Bergland. Die Provinz bleibt nach dem Berliner Frieden vom 13. Juli 1878 unter der unmittelbaren Botmäßigkeit des Sultans, erhält aber einen christlichen General-Gouverneur. Philippolis (Filibe) in reizender Fruchtebene mit Wein-, Oel-, Reis-, Baum- wollenbau. Wichtige Handels- und Fabrikstadt (50). 2. Bulgarien, nördlich vom Balkan bis an die Donau, ca. 1100 Dm. groß, mit l3/4 Mill. Einwohnern, die größtentheils griechische Christen sind. Das Land ist überaus fruchtbar und trotz der mangelhaften Bewirtschaftung reich an Getreide, Waldungen und Vieh. Bulgarien ist feit 1878 ein tributpflichtiges Fürstenthum, dessen Bevölkerungsich ihren (christlichen) Fürsten selbst wählt. Im Jahre 1879 fiel die Wahl aus den hessischen Prinzen Alexander v. Battenberg. Tirnowa, Varna, Sophia, Silistria, Rustschuck und Schnmla sind die bedeutendsten Städte. Wo liegen sie? B. Die selbständig gcranrbtncn Fürslenthnmer im Norden der Knlkan-Halbinskl. Z. 27. 1. Rumänien, 2300 ^Meilen und 5 Mill. Einw., besteht aus den Fürstenthümern Moldau und Walachei, welche unter einem Fürsten vereinigt sind. Seit 1878 selbständig. Im Jahre 1866 wurde der Prinz Karl von Hohenzollern - Sigmaringen zum Fürsten von Rumänien durch's Volk gewählt. a) Die Walachei, am linken Donau-User, ist ein fruchtbares, zum Theil auch sumpfiges Tiefland, welches im Norden von den Ausläufern der Karpathen begrenzt wird. Das Land ist reich au Mineralien: Gold, Silber, Kupfer, Petroleum, Kohlen und Salz. Getreide könnte in Ueberflufs vorhanden sein, wenn die Bewohner fleißiger wären. Das Land hat viele Zigeuner. Bukarest (Bukarescht) (209), Haupt- und Residenzstadt, bedeutender Handel. Braila an der Donau, wichtig für die Donau-Dampfschifffahrt. b) Die Moldau, zwischen dem Pruth und den Karpathen, ist ebenfalls fruchtbar, aber schlecht angebaut. Die Viehzucht ist bedeutend, besonders Pferde- und Rindviehzucht. Jaffy (90), Hauptstadt. Galacz an der Donau (80), Handelsstadt. Die Tobrudscha, ein fruchtbares, aber zum Theil sumpfiges Steppenland znnchen Donau und Meer gehört seit 1878 in ihrem nördlichen Theile zu Rumänien. 2. Das Fürstenthum Serbien, südlich von der Donau, sehr gebirgig, aber gut bewässert und in einigen Ebenen und Thälern sehr fruchtbar. Die Viehzucht ist bedeutend. Serbien ist halb so groß wie Rumänien und ebenfalls seit 1878 selbständig. Belgrad an der Mündung der Sau, Residenz.

16. Deutsche und brandenburgisch-preußische Geschichte für die Kinder der Volksschule - S. 35

1887 - Breslau : Hirt
Friedrich L, König in Preußen. 35 Kaiser, dessen Zustimmung unbedingt erforderlich war, dafür zu gewinnen. Anfangs zögerte dieser. Als jedoch ein neuer Krieg im Anzuge war und er Friedrichs Hilfe in diesem Kampfe nötig hatte, willigte er ein. Im Jahre 1700 wurde der sogenannte Kronvertrag abgeschlossen. Darin wurde dem Kurfürsten gestattet, sich selbst die Königskrone von Preußen, in welchem er selbständiger Herr war, aufzusetzen. Dazu versprach ihm der Kaiser, dafür sorgen zu wollen, daß auch die andern Mächte Friedrichs Königtum anerkennen würden. Nun wurden alle Vorbereitungen getroffen, um mit größter Pracht die Krönungsfeier in Königsberg zu begehen. Dieselbe sollte am 18. Januar 1701 daselbst stattfinden. Friedrich begab sich zu diesem Zweck mit seiner Gemahlin Sophie Charlotte nach der Krönungsstadt. Begleitet wurde er von einem glänzenden Gefolge. Dasselbe war so groß, das 30 000 Pferde nötig waren, um die Wagen fortzuschaffen. Am 15. Januar verkündeten Herolde an allen öffentlichen Plätzen der Stadt, daß Preußen zu einem Königreich erhoben sei. Am 17. Januar stiftete Friedrich den schwarzen Adlerorden. Derselbe trägt die Inschrift: „Jedem das Seine." Noch jetzt wird zur Erinnerung daran jedes Jahr am 17. Januar das Ordensfest gefeiert. Am Krönungstage legte Friedrich den köstlichsten Schmuck an. Jeder Knopf seines Scharlachrockes kostete 28 500 Mark. Der Haken, welcher den Purpurmantel zusammenhielt, war mit 3 Diamanten besetzt, welche eine Tonne Gold wert waren. Friedrich begab sich in den Schloßsaal und setzte sich und seiner Gemahlin selbst die Krone auf. Damit wollte er aussprechen, daß er seine königliche Würde keinem auf Erden zu danken, sondern solche sich vielmehr selbst gegeben habe. — Dann ließ er sich von den anwesenden Großen seines Hofes huldigen. Unter dem Geläute aller Glocken begab sich der feierliche Zug nach der Schloßkirche. Der Weg dahin war mit rotem Tuch belegt. Zehn Edelleute trugen den kostbaren Himmel, unter welchem das Herrscherpaar dahinschritt. Am Eingang der Kirche wurde es empfangen von den Geistlichen, welche ausriefen: „Es gehen hier ein die Gesegneten des Herrn!" In allen Kirchen des Landes wurde in derselben Stunde gepredigt über die Worte: „Ich habe gefunden meinen Knecht David; ich habe ihn gesalbt mit meinem heiligen Öle. Meine Hand soll ihn erhalten, und mein Arm soll ihn stärken." Nach beendigter Predigt erfolgte die Salbung. Dann begab sich der Zug wieder nach dem Schlöffe zurück. Nun folgten große Festlichkeiten, an denen auch das Volk gespeist und getränkt wurde. Am 8. März verließ das neue Königspaar die Krönungsstadt und hielt nun seinen glänzenden Einzug in Berlin. Ein allgemeiner Buß-, Bet- und Danktag schloß die Feierlichkeiten. Zwölf Jahre regierte Friedrich als König. Ein tüchtiges Heer galt auch bei ihm als Hauptsache. Er verstärkte dasselbe auf 50000 Mann. Viel that er auch für Kunst und Wissenschaft. In Berlin gründete er die Akademie der Wissenschaften, in Halle eine Hochschule, an welcher August Hermann Franke, der Gründer

17. Deutsches Lesebuch - S. 236

1844 - Hamburg : Herold
236 Fischerei fängt mit dem Februar an. Alsdann ziehen viele Bewohner an die westlichen und südwestlichen Küsten. Mit- genommen wird Butter, geräuchertes Fleisch, ein guter Schafpelz, und atich wohl, als besondere Leckerei, ein wenig Roggenbrot und Branntwein. Auf der Reise ist der Isländer in jedem Hause, wo er einkehrt, willkommen, und zahlt selten etwas für die Vewirthung; so reist mancher 40 bis 50 Meilen mitten im Schnee und in der Dunkelheit, denn im Februar ist noch wenig Tag auf Island. An der Küste 'angekommen, verdingt er sich bei dem Besitzer eines Bootes, verpflichtet sich, bis in die Mitte des Mai zu dienen, und erhält dafür einen Antheil an dem Fang. Täglich gehen die Boote 8 bis 12 Stunden in die See, und die Leute halten in der Finsterniß und der starken Kälte so lange auf dem Meere aus, ohne etwas anders als saure Milch zu genießen. Am Ufer sind eine Menge kleiner Häuser, Kothen genannt, die aber nur zur Zeit der Fischerei bewohnt sind; hier wer- den die Fische gereinigt, gespalten und getrocknet, wobei die Frauen helfen. Im Mai gehen die Leute wieder zu Hause, und lassen ihre noch nicht getrockneten Fische unter Aufsicht eines dort Wohnenden zurück. Im Juni ziehen die Pächter mit ihren verkäuflichen Waaren, als: Talg, Butter, Wolle, an die Küste, erhandeln dafür Fische, und bringen diese zum Wintervorrath nach Hause. Die Fische, welche am meisten gefangen werden, sind Kabliaue, Schellfische, Butten und Schollen. Die Viehzucht erstreckt sich auf die Zucht der Pferde, Schafe und Kühe. Pferde und Schafe müssen sich fast das ganze Jahr selbst ihre Nahrung suchen, und be- kommen nur im Winter etwas Heu; die Kühe werden aber regelmäßig gefüttert, und geben daher auch täglich 10 bis 12 Quart Milch. Die isländischen Schafe sind weiß, schwarz und bunt; ihre Wolle ist nicht fein, und wird nicht geschoren, sondern gezupft. Sie werden im Mai in die Gebirge getrieben, und laufen dort bis im October herum. Dann versammeln sich alle Schafbesitzer mit ihren Knechten zu Pferde, wählen einen Anführer und treiben unter dessen Leitung alle Schafe zusammen, worauf denn jeder sich die seinigen, die ihm durch Zeichen kennbar sind, aussucht. Die Pferde werden zu den Reisen gebraucht; man befestigt das eine Pferd an den Schwanz des andern, und so entsteht, wenn viele Pferde vorhanden sind, eine ansehnliche Reihe. Alles Gepäck ladet man ebenfalls auf Pferde, und dazu hat

18. Bd. 2 - S. 151

1886 - Langensalza : Greßler
151 auf welchem jede Pflanze bis auf den letzten Rest zu Staub verdorrt ist. Kommt man im September an, so trifft man das ganze Land nach feiner Länge und Breite in einen gelbroten Wasfersee verwandelt, aus welchem Städte, Dörfer, Dattelbäume und schmale als Fußwege dienende Dämme hervorragen. Kommt man im Dezember, so tritt man in ein Paradies von Fruchtbarkeit ein, wie man es sonst kaum irgend- wo in der Welt finden kann. Das Seltsamste für den Reisenden ist, wenn er zur Zeit der Überschwemmung ankommt. Mit Erstaunen sieht er die ganze Be- völkerung jeden Abend in Booten und Kähnen in Freude und Lust auf dem Wasser umhergaukeln, während bei uns eine solche Über- schwemmung als ein beispielloses Unglück angesehen würde. Tausend und aber tausend Barken und Kähne mit schneeweißen Segeln, mit Flaggen von allen Farben und seidenen Fahnen geschmückt, mit Kränzen geziert, mit türkischer Musik, mit jubelndem Volk bedecken den Strom. Sobald die Überschwemmung nach dem Nilmesser in Kairo bis aus 16 Dra (ägyptische Ellen) gestiegen ist, was gewöhnlich in der ersten Woche des August geschieht, so wird der große Kanal durchstochen, und das ganze Land bewässert. Alsdann ist eine ordentliche Ernte zu erwarten. Bei 20 bis 23 Dra wird die Ernte sehr reich, was aber über 24 geht, ist wieder Schaden. Im Oktober verläuft sich das Wasser wieder. Nun wird in aller Eile der schwarze Boden besäet, und bis bei uns der Winter eintritt, übertrifft dort die Frische und Kraft des üppigen Pslanzenwuchses alles, was man nur in den schönsten Gegenden des gelobten Landes sehen kann. Während dieser glücklichen Jahreszeit ist Ägypten von einem Ende bis zum andern eine einzige, von den lieblichsten Blumengerüchen duftende Wiese, die sich mit der zunehmenden Hitze der Jahreszeit, im Februar und März, zusehends, in ein wogendes Ährenmeer verwandelt. Aber mit der Ernte, die vor Ostern schon eingeheimst wird, geht diese Pracht vorüber. Die immer gleich heiß brennende Sonne, der gänzliche Mangel an schattigen Bäumen, die Einförmigkeit des Bodens, ja selbst des Himmels (denn es regnet nie, und der Himmel wird morgens und abends nicht rot, nachmittags nicht blau, sondern glänzt in einem weißen blendenden Licht) — alles das wird dem Europäer zur schweren Last. Der Nil teilt sich 15 Kilometer unterhalb von Kairo in zwei Arme, zwischen denen überaus fruchtbares Land — das Nildelta — liegt. An der südlichsten Spitze des Deltas ist ein Stauwerk in Form zweier über die Arme führender Brücken von Mehemed Ali begonnen worden, aber noch nicht vollendet. Dieser Bau soll das Wasser des Olil beständig auf derselben Höhe halten und die Schöpfmaschinen ent- behrlich machen. Das ganze Delta, sowie das Kulturland zwischen den beiden Mündungsarmen des Nit und den öden Felsplatten der lybischen und arabischen Wüste ist von zahllosen Wasserläufen und Kanälen durchzogen, welche das Nilwasser dem Meere zuführen. Der

19. Von der Französischen Revolution bis zur Gegenwart - S. 16

1912 - Leipzig : Wunderlich
16 Frankreich im Kriege mit Europa bis 1812. 7. Das Unglück Preußens nach dem Tagebuch der Gräfin Boß. Oberhofmeisterin Gräfin Sophie Marie von Voß, Neunundsechzig Jahre am preußischen Hofe. 1. Januar 1807. So hat Gottes Gnade mich denn noch dies Jahr erleben lassen. Ach! seit dem Monat Oktober haben uns nun Unheil und Schrecknisse aller Art verfolgt. — Gott wolle sich unser erbarmen und die Feinde vernichten, die unser armes Land verheeren. Der König ist sehr besorgt, die arme Königin ist es auch, was sie sehr angreift und ihr sehr schadet. 2. Januar. Die königlichen Kinder reisen morgen nach Memel, und wir gehen nach, sobald es irgend geht. 5. Januar. Ich reiste mit meiner Kammerfrau bei einem entsetzlichen Wetter ab. Bei der ersten Station mußte ich liegen bleiben. Sturm und Regen waren so toll, daß die Pferde nicht weiter konnten. Die Königin reiste um 12 Uhr mittags ab mit der Viereck und ihrer Kammerfrau, der Schadow, und kam glücklich bis Kreuz. Man sagt uns, die Franzosen seien schon bei Heilsberg. 7. Januar. Es war ein toller Sturm, und der Weg dicht am Meere, ohne jeden Schutz gegen den Orkan, war überdies ganz abscheulich. Um 3 Uhr kam ich nach Schwart, wo ich nach vieler Mühe und langem Umherfahren endlich ein bescheidenes Unterkommen beim Schulmeister fand. Die Herrschaften kamen bald darauf auch an; die Königin war trotz der großen Kälte gottlob ziemlich wohl. 8. Januar. Ich hatte auf der Erde geschlafen, da kein Bett zu haben war, aber ich schlief doch ganz gut. Der König fuhr stich weiter; ich konnte erst um 8 Uhr Pferde bekommen. Um 11 Uhr kamen wir am Haff an, stiegen in ein Boot und waren um 1 Uhr in Memel. Die Königin kam ganz zu Wagen und deshalb etwas später. Da kein Sessel da war, um sie aus dem Wagen die Treppe hinauszutragen, so trug sie ein Bedienter auf dem Arm, was mir weh tat mit anzusehen. — Die Minister Stein und Voß sind beide entlassen; Gott weiß, was hieraus werden soll. 10. Februar. Am 7. und 8. ist denn wirklich eine sehr blutige Schlacht gewesen in der Nähe von Eylau, aber die Russen haben sich wieder zurückziehen müssen; es heißt allerdings, geordnet und ohne Niederlage. Ein Offizier brachte die Nachricht und sagte, die Franzosen hätten 12 000 Mann verloren und die Russen nur 8000. Die alliierte Armee hat Wunder der Tapferkeit getan und zwölf Adler genommen. Abends kam ein zweiter Offizier, der diese Adler nach Petersburg bringt, und einer davon wurde der Königin gebracht. Das ist sehr schön und ehrenvoll, aber es ist doch kein Sieg. 16. Juni. Heute war ein schrecklicher Tag. Wir erfuhren, daß die Franzosen auf Königsberg marschieren und daß Lestocq gezwungen

20. Lesebuch nebst fachkundlichen Anhängen für Fortbildungs-, Fach- und Gewerbeschulen - S. 380

1906 - Leipzig : Hahn
380 Der Leuchtturm auf Ulenge ist schon zu sehen. Die Einfahrt ist schwierig; denn große Sandbänke und Korallenriffe sind dem Hafen vorgelagert. An ihm brechen sich die schäumenden Wogen. Eine schmale Fahrrinne sühn zwischen ihnen hindurch. Sie fft durch Bojen gekennzeichnet und leicht zu finden. Alle Passagiere find früh auf Deck und schauen erwartungsvoll hinüber nach dem Lande ihrer Zukunft. Die Postflagge wird gehißt, um schon von weitem kund zu tun, daß die Post aus Europa an Bord ist, und nun fahren wir stolz hinein in die Bucht. Rings herum ist es grün, man steht die Mangroven zur Rechten und Linken, dahinter die auf- steigenden Ufer mit ihrer üppigen Vegetation. Kokospalmen, Mango- bäume und Affenbrotbäume, Tamarinden- und Bananenailpflanzungen find zu erkennen. Geradeaus schimmern die weißen Mauern des Forts aus dem dichten Grün heraus, links sieht man die evangelische Mission mit ihrer neuen Kirche, rechts die katholische Mission. Dazwischen zieht sich die Stadt hin. Ein Kanonenschuß kracht, die Ketten raffeln, der Anker ist in di« Tiefe gesunken. Wir sind am Ziel. Sofort sehen wir, wie es lebendig wird am Ufer. Schwarze Leute laufen hin und her und machen die Boote flott, und weißgekleidete Europäer steigen hinein. Nun kommen sie angerudert, es geht um die Wette, jeder will der erste sein. Jedes Boot hat eine Fahne am Hintersteven. Dort sieht man die Postflagge, dort die Flagge des Arztes, dort kommt der Steuerbeamte, dort der Bezirks- amtmann, dort der Vertteter der Deutsch-Ostafrika-Linie, dort sieht man die Flagge der Deutsch-Ostafrikanischen Gesellschaft. Alle Boote sind sauber und schmuck, und die schwarzen Mattosen stecken in kleidsamem Mattosen- kostüm. Nun steigen die Männer herauf; fast mtt Bewunderung sieht sie der Neuling an und hört, wie sie in der Suahelisprache ihre Befehle geben; denn sie sind ja schon zu Hause hier in Afrika, sie haben schon all die Schwierigketten überwunden, die uns noch bevorstehen. Paul Düring. 160. Bübchen, wirst du ein Rekrut? Jenen Februarmorgen vergesse ich in meinem Leben nicht. Er war vorauszusehen und hat uns doch überrascht. Es war ein Sonntag. Als ich erwachte, stand in der Nähe des Bettes mein Vater, der sagte, es wäre die höchste Zeit zum Aufstehen, er hätte mtt mir was zu reden. „Bist du beim Bürscherwirt zu Krieglach leicht was schuldig?'' fragte er mich und harrte mtt Spannung auf eine Antwort. Aber ich fragte meincrsetts, wesweg er diese Frage stelle; was ich beim Bürscher- wirt gettunken, das hätte ich allemal bezahlt. „Hab mtt's ja auch gedacht. Nur weil der Bürscher heut' em' Zettel schickt, der, mein ich, dir tät gehören. Er gab mir den Zettel; derselbe war grau, und ich wurde rot. Der Vater bemerke das und sagte: „Mir kommts vor, es steht halt doch eins Sch and' drin!"