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1. Deutsche Geschichte - S. 195

1909 - Halle a.d.S. : Buchh. des Waisenhauses
Die Besiegung Preußens 1806—1807. 195 gefallen, das so in Süddentschland Fuß faßte. Dann war es durch die Leiden polnischenteilungen außerordentlich gewachsen. Aber dieser starke Zuwachs polnischen Gebiets machte Preußen zu einem halbslavischen Staat; es war in Gefahr seinen deutschen Charakter zu verlieren. Die Teilnahme des Königs am ersten Koaliüonskriege war ferner völlig erfolglos und der Friede von Basel keineswegs ehrenvoll. Dazu ergaben sich im Innern mancherlei M i ß st ä n d e. Die Verwaltung, die unter Friedrich dem Großen so sparsam gewesen war, wurde verschwenderisch, die Finanzen gerieten in Unordnung, Günstlinge herrschten, wo unter dem großen König nur das Staatswohl gegolten hatte. Preußen verlor trotz seiner Vergrößerung an innerer Kraft und äußerem Ansehen. Friedrichwilhelm Iii. war in Charakter und Lebensauffassung von seinem Vater sehr verschieden. Er war ein Fürst von äußerster Pflichttreue, der sein königliches Amt mit größtem Ernst auffaßte uninartfrfeejf-kofester Weise geführt hat; in ihm wohnte ein gerechter Sinn, einejtigfg. und herzliche Frömmigkeit, eine starke Neigung zum Schlichten und Einfachen. Mit diesen Zügen verband sich allerdings eine fast zu große Vorsicht, eine Scheu vor folgenschweren Entschlüssen. Dem Staat glaubte er am besten zu dienen, wenn er nach Kräften den Frieden wahrte. Leider wurden indessen die inneren Reformen, welche die Vergrößerung des Staates und der veränderten Zustände forderten, nicht durchgeführt. Insbesondere wurde die Armee nicht fortgebildet, obwohl man auf einen kriegerischen Zusammenstoß mit dem eroberungslustigen Frankreich hätte rechnen können. Er zog sich gern ans dem politischen Treiben in die Stille zurück und führte an der Seite seiner Gemahlin Luise, einer Prinzessin von Mecklenburg-Strelitz, die ihm bereits vor der Thronbesteigung zwei Kinder, Friedrich Wilhelm und Wilhelm, geboren hatte, ein äußerst glückliches Familienleben. Eine Frau von lieblicher Schönheit und Anmut, von großer Güte und Frömmigkeit, Herzensreinheit und Tiefe des Gemüts, hat die Königin ihren Gemahl beglückt, ist ihren Kindern die beste Mutter gewesen, hat die höchste Liebe und Verehrung des ganzen Volkes genossen. Sie teilte die Vorliebe ihres Gemahls für ein einfaches, ländliches Leben; als „gnädige Frau von Paretz", einem Gute bei Potsdam, das er schon als Kronprinz gekauft hatte, fühlte sie sich am wohlsten. Mit ihrem ganzen Herzen hing sie an dem Lande, dessen Königin sie war; gegen Napoleon hegte sie eine tiefe Abneigung. Die Niederlage Preußens empfand sie auf das schwerste. „Wir sind eingeschlafen auf den Lorbeeren Friedrichs des Großen", schrieb sie nach dem Kriege; mit Entschlossenheit trat sie auf die Seite der Männer, Avelche für eine Reform eintraten. 13* Friedrich Wilhelm Iii 1797 bis 1840. ffönfqtit üui,e.

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1. Deutsche Geschichte - S. 195

1908 - Halle a.S. : Buchh. des Waisenhauses
Die Besiegung Preuens 18061807. 195 gefallen, das so in Sddeutschland Fu fate. Dann war es durch die beiden polnifchenteilungen auerordentlich gewachsen. Aber dieser starke Zuwachs polnischen Gebiets machte Preußen zu einem halbslavifchen * Staat; es war in Gefahr feinen deutschen Charakter zu verlieren. Die Teilnahme des Knigs am ersten Koalitionskriege war serner vllig erfolglos und der Friede von Bafel keineswegs ehrenvoll. Dazu ergaben sich im Innern mancherlei M i st n d e. Die Verwaltung, die unter Friedrich dem Groen so sparsam gewesen war, wurde verschwenderisch, die Finanzen gerieten in Unordnung, Gnstlinge herrschten, wo unter dem groen König ^ nur das Staatswohl gegolten hatte. Preußen verlor trotz seiner Ver-grerung an innerer Kraft und uerem Ansehen. Friedrichwilhelm Iii. war in Charakter und Lebensauffassung Wzkm in. von seinem Vater sehr verschieden. Er war ein Fürst von uerster Pflicht- 1719g7406i treue, der fein knigliches Amt mit grtem Ernst auffate und es in felbst-lofester Weise gefhrt hat; in ihm wohnte ein gerechter Sinn, eine tiefe und herzliche Frmmigkeit, eine starke Neigung zum Schlichten und Ein-fachen. Mit diesen Zgen verband sich allerdings eine sast zu groe Vorsicht, eine Scheu vor folgenschweren Entschlssen. Dem Staat glaubte er am besten zu dienen, wenn er nach Krften den Frieden wahrte. Leider wurden indessen die inneren Reformen, welche die Vergrerung des Staates und der vernderten Zustnde forderten, nicht durchgefhrt. Insbesondere wurde die Armee nicht fortgebildet, obwohl man auf einen kriegerischen Zu-sammensto mit dem eroberungslustigen Frankreich htte rechnen knnen. Er zog sich gern aus dem politischen Treiben in die Stille zurck und fhrte an der Seite seiner Gemahlin Luise, einer Prinzessin von Mecklenburg-Strelitz, die ihm bereits vor der Thronbesteigung zwei Kinder, Friedrich Wilhelm und Wilhelm, geboren hatte, ein uerst glckliches Familienleben. Eine Frau von lieblicher Schnheit und Anmut, von groer Gte und Frmmigkeit, Herzensreinheit und Tiefe des Gemts, hat die Knigin ihren Gemahl beglckt, ist ihren Kindern die beste Mutter gewesen, hat die hchste Liebe und Verehrung des ganzen Volkes genossen. Sie teilte die Vorliebe ihres Gemahls fr ein einfaches, lndliches Leben; als gndige Frau von Paretz", einem Gute bei Potsdam, das er fchon als Kronprinz gekauft hatte, fhlte sie sich am wohlsten. Mit ihrem ganzen Herzen hing sie an dem Lande, deffen Knigin sie war; gegen Napoleon hegte sie eine tiefe Abneigung. Die Niederlage Preuens empfand sie auf das schwerste. -Wir sind eingeschlafen auf den Lorbeeren Friedrichs des Groen", fchrieb sie nach dem Kriege; mit Entschlossenheit trat sie auf die Seite der Männer, welche fr eine Reform eintraten. 13*

2. Deutsche Geschichte von der Französischen Revolution ab - S. 16

1909 - Halle a.d.S. : Buchh. des Waisenhauses
16 Das Seitalter der Zerstrung des alten und der Entstehung des neuen Reichs. vergrert. Zunchst waren die beiden Frstentmer Ansbach und Bayreuth, der bisherige Besitz der frnkischen Hohenzollern, an Preußen gefallen, das so in Sddeutschland Fu fate. Dann war es durch die beiden polnischen Teilungen auerordentlich gewachsen. Aber dieser starke Zuwachs polnischen Gebiets machte Preußen zu einem Halbslavischen Staat; es war in Gefahr feinen deutschen Charakter zu verlieren. Die Teilnahme des Knigs am ersten Koalitionskriege war ferner vllig erfolglos und der Friede von Bafel keineswegs ehrenvoll. Dazu ergaben sich im Innern mancherlei Mistnde. Die Verwaltung, die unter Friedrich dem Groen fo sparsam gewesen war, wurde verschwende-tisch, die Finanzen gerieten in Unordnung, Gnstlinge herrschten, wo unter dem groen König nur das Staatswohl gegolten hatte. Preußen verlor trotz seiner Vergrerung an innerer Kraft und uerem Ansehen. seummlii Friedrich Wilhelm Iii. war in Charakter und Lebensauffassung I797mbi' von seinem Vater sehr verschieden. Er war ein Fürst von uerster Pflicht-1840' treue, der sein knigliches Amt mit grtem Ernst auffate und es in selbst-losester Weise gefhrt hat; in ihm wohnte ein gerechter Sinn, eine tiefe und herzliche Frmmigkeit, eine starke Neigung zum Schlichten und Ein-fachen. Mit diesen Zgen verband sich allerdings eine fast zu groe Vor-ficht, eine Scheu vor folgenschweren Entschlssen. Dem Staat glaubte er am besten zu dienen, wenn er nach Krften den Frieden wahrte. Leider wurden indessen die inneren Reformen, welche die Vergrerung des Staates und der vernderten Zustnde forderten, nicht durchgefhrt. Insbesondere wurde die Armee nicht fortgebildet, obwohl man auf einen kriegerischen Zusammensto mit dem eroberungslustigen Frankreich htte rechnen knnen. Sie war kein Volksheer, da sie zu einem groen Teile auch jetzt noch ans geworbenen Berufssoldaten bestand und breite Schichten der Bevlkerung von der Dienstpflicht befreit waren; sie verharrte bei der Taktik der langen, starren Linien, während die Heere Napoleons in zerstreuter Schlachtordnung zu fechten pflegten; aus Sparsamkeit wurde sie ungengend vermehrt und ausgerstet; sie war mehr in den Knsten der Parade als des Felddienstes gebt; ihre Befehlshaber waren zu einem groen Teile zu bejahrt und untchtig. Der König zog sich gern aus dem politischen Treiben in die Stille zurck Knigin und fhrte an der Seite feiner Gemahlin L u i f e, einer Prinzessin von Suife' Mecklenburg-Strelitz, die ihm bereits vor der Thronbesteigung zwei Kinder, Friedrich Wilhelm und Wilhelm, geboren hatte, ein uerst glckliches Familienleben. Eine Frau von lieblicher Schnheit und Anmut, von groer Gte und Frmmigkeit, Herzensreinheit und Tiefe des Gemts, hat die

3. Deutsche Geschichte von der Französischen Revolution ab - S. 16

1914 - Halle a.d.S. : Buchh. des Waisenhauses
16 Das Zeitalter der Zerstrung des alten und der Entstehung des neuen Reichs. die deutsche Kaiserkrone nieder; das Reich, das einst die Sachsenkaiser geschaffen hatten, hatte aufgehrt zu sein. Schon im Jahre 1804 hatte Franz den Titel eines Kaisers von sterreich angenommen; er heit als solcher Franz I. Die Niederwerfung Preuens. 18061807. ^riednc^ 18. Friedrich Wilhelm Ii. und Friedrich Wilhelm Iii. Unter 17^6 "bis Friedrich Wilhelm Ii. hatte sich der preuische Staat betrcht-1797 lich vergrert. Zunchst waren die beiden Frstentmer Ansbach und Bayreuth, der bisherige Besitz der frnkischen Hohenzollern, an Preußen gefallen, das so in Sddeutschland Fu fate. Dann war es durch die beiden polnischen Teilungen auerordentlich ge-wachsen. Aber dieser starke Zuwachs polnischen Gebiets machte Preußen zu einem halbslawischen Staat; es war in Gefahr seinen deutschen Charakter zu verlieren. Die Teilnahme des Knigs am ersten Koali-tionskriege war ferner vllig erfolglos und der Friede von Basel keineswegs ehrenvoll. Dazu ergaben sich im Innern mancherlei M i st n d e. Die Verwaltung, die unter Friedrich dem Groen so sparsam gewesen war, wurde verschwenderisch, die Finanzen gerieten in Unordnung, Gnstlinge herrschten, wo unter dem groen König nur das Staatswohl gegolten hatte. Preußen verlor trotz seiner Vergre-rung an innerer Kraft und uerem Ansehen. ^riedrich^ Friedrich Wilhelm Iii. war in Charakter und Lebensauf-1797 bis fassung von seinem Vater sehr verschieden. Er war ein Fürst von 1840 uerster Pflichttreue, der sein knigliches Amt mit grtem Ernst auffate und es in selbstlosester Weise gefhrt hat; in ihm wohnte ein gerechter Sinn, eine tiefe und herzliche Frmmigkeit, eine starke Neigung zum Schlichten und Einfachen. Mit diesen Zgen verband sich aller-dings eine fast zu groe Vorsicht, eine Scheu vor folgenschweren Ent-schlssen. Dem Staat glaubte er am besten zu dienen, wenn er nach Krften den Frieden wahrte. Leider wurden indessen die inneren Reformen, welche die Vergrerung des Staates und der vernderten Zu-stnde forderten, nicht durchgefhrt. Insbesondere wurde die Armee nicht fortgebildet, obwohl man auf einen kriegerischen Zusammensto mit dem eroberungslustizen Frankreich htte rechnen knnen. Sie war kein Volksheer, da sie zu einem groen Teile auch jetzt noch aus ge-worbenen Berufssoldaten bestand und breite Schichten der Bevlkerung von der Dienstpflicht befreit waren; sie verharrte bei der Taktik der langen, starren Linien, während die Heere Napoleons in zerstreuter

4. Handbuch der brandenburgisch-preußischen Geschichte - S. 313

1903 - Breslau : Goerlich
Ii 313 Einen noch größeren Einfluß als durch ihre Anmut und Güte übte Luise durch das Beispiel von Frömmigkeit, Einfachheit und Sittenreinheit, das sie im Vereine mit ihrem Gemahl dem ganzen Volke gab. Zur Zeit, da Prinzessin Luise nach Berlin kam, waren leider Unglaube und Sittenlosigkeit in den höheren Ständen sehr verbreitet; viele vornehme Leute glaubten nicht an Gott und mochten seine Gebote nicht halten. Sie lebten üppig und verschwenderisch und suchten immer neue Vergnügen zu ersinnen. Der Kronprinz und die Kronprinzessin dagegen lebten schlicht und einfach, wie rechtschaffene Bürgersleute; sie zeigten einen wahrhaft frommen Sinn und verbrachten ihre Zeit in ernsthafter Arbeit. Die rauschenden Vergnügungen der großen Stadt waren nicht nach ihrem Sinne, sondern sie fühlten sich im einfachen Landleben am wohlsten. Daher weilten sie am liebsten in Paretz, wo ein einfach eingerichtetes Haus ihre Wohnung war. Der Kronprinz und Gemahlin genossen mit heiterem Herzen die einfachen Freuden des Landlebens; er nannte sich selbst wohl scherzhaft den „Schulzen von Paretz", während sich die Kronprinzessin als „gnädige Frau" von Paretz gefiel. Bei Erntefesten nahmen sie auch an den Tänzen der Bauern teil; an den Dorffesten fah man die hohe Frau oft, von Kindern umringt, von Bude zu Bude gehen, kleine Geschenke einkaufen und unter die Kinder verteilen, die dann zutraulich riefen: „Mir auch was, Frau Königin!" 3. Luise uls Königin. Einfach und schlicht blieb das Leben des hohen Paares auch dann noch, als sie (1797) den Königsthron bestiegen hatten. Neben der Liebe des Königs wurde Luise am meisten durch das Gedeihen ihrer Kinder beglückt, von denen zwei, Friedrich Wilhelm und Wilhelm, später die preußische Königskrone trugen, die Prinzessin Charlotte aber Kaiserin von Rußland wurde. Außer ihnen belebten noch die Prinzen Karl und Albrecht und die Prinzessinnen Alexandrine und Luise die Kinderstube im königlichen Schlosse, in der dann lautes und fröhliches Leben herrschte. 4. Königin Luise im Unglück. Diese Zeit des Glückes wurde durch die staatlichen Verhältnisse leider bald getrübt. Napoleon I. hatte seinen Siegeslauf angetreten und bald diesen, bald jenen Staat angegriffen und unterworfen. Es ist bekannt, wie durch eine einzige Doppelschlacht das Schicksal Preußens entschieden wurde. Erbärmliche Feigheit und schmählicher Verrat herrschten jetzt in jenen Kreisen, die sich einst durch Übermut und Sittenlosigkeit ausgezeichnet hatten. Die königliche Familie wurde davon am härtesten betroffen. Sie mußte vor den Franzosen fliehen, erst nach Küstrin, dann nach Grandenz, endlich nach Königsberg. Eine Schreckensnachricht nach der andern traf ein; Land und Freiheit standen auf dem Spiele. Doch in dieser trübsten Zeit blieb die Königin standhaft und unerschütterlich; drei Dinge konnte keine feindliche Macht ihr rauben: die Liebe ihres Volkes, die innige Verbindung mit ihrem Gemahl und ihren Kindern, und das felsenfeste Gottvertrauen. Diese gaben ihr Kraft, alle die schweren Prüfungen zu ertragen, die sie damals trafen. Napoleon

5. Geschichte des preußischen Staates - S. 111

1895 - Münster in Westfalen : Alphonsus-Buchh.
Tie Königin Luise Don Preußen. 111 ich beim das nicht mehr thun?" Das Volk erkannte in diesem natürlichen Benehmen ihr gutes Herz und die künftige Königin hatte jetzt schon ihre Unterthanen gewonnen. An ihrem 18. Geburtstage scheuste ihr ihr Schwiegervater das Schloß Oranienburg; anch an anderen wertvollen Geschenken fehlte es nicht, und da der König überzeugt war, daß sie nun überaus glücklich sei, fragte er sie, ob sie noch einen Wuusch habe. Bescheide:: antwortete sie, sie wünsche noch eine Hand voll Gold für ihre Armen; auf die Frage, wie groß diese Hand voll Gold sein müsse, erwiderte sie: „So groß wie das Herz des besten der Könige." Als ihr Gemahl im Jahre 1797 den Thron bestieg, sagte sie: „Es freut mich, Königin zu sein, weil ich meine Unterstützungen nicht mehr ängstlich zu zählen brauche." Und so blieb sie auch als Königin einfach und liebenswürdig, eine Mutter der Armen und Bedrängten. Das einfache, reine Familienleben, das Friedrich Wilhelm Iii. mit Luise suhrte, stand in grellem Gegensatze zum Treiben der übrigen Höse und wirkte veredelnd aus die sittlichen Zustände der Berliner Welt. Ihre Kinder erzog sie schlicht. Am liebsten verweilte sie mit ihrer Familie im Sommer zu Paretz an der Havel, wo - der König ein einfaches Landhaus hatte bauen lassen. Dort war ihr Gemahl der Schulze und sie die gnädige Frau von Paretz, und hier verschmähte sie es nicht, zur Freude der Dorsbewohuer Anteil zu nehmen an deren ländlichen Festen. Doch sollte das Leben der edlen Frau nicht immer so glücklich dahinfließen; sie hatte auch die Schule der Leiden durchzumachen. Es kamen nämlich die Tage der Erniedrigung Preußens. Nach den unglücklichen Schlachten bei Jena und Auerstädt mußte die königliche Familie bis Königsberg fliehen, und dort führte sie bis zur Rückkehr nach Berlin, die am 22. Dezember 1809 erfolgte, ein fast dürftiges Leben. Nach der unglücklichen Schlacht bei Fried land (14. Juni 1807) hatte Napoleon vor, die preußische Monarchie ganz zu vernichten; zum Kaiser Alexander sagte er, von einem Könige von Preußen könne nicht mehr Rede sein, kaum noch von einem Marquis von Brandenburg. Ohne Alexanders Fürbitte wäre es auch vielleicht zum Äußersten gekommen. Friedrich Wilhelm sah mit Schrecken den Friedensbedingungen entgegen, die Napoleon stellen werde. Er hoffte, es möchte der Königin gelingen, diese etwas zu mildern, und bat sie, nach Tilsit zu kommen, um vorteilhaftere Bedingungen von Napoleon zu erbitten. Das war für Luise ein schweres Opfer! Sie selbst schrieb darüber: „Welche Überwindung es mich kostet, das weiß mein 5. Sorge für die Armen. 1797. 6. Luise als Königin und Mutter. 7.Die gnädige Frau von Paretz. 8. Unglückliche Tage. 1809. 22. Juni. 9. Zusammenkunft mit Napoleon in Tilsit.

6. Deutsche Geschichte der Neuzeit - S. 115

1906 - Halle a.S. : Buchh. des Waisenhauses
Ifcte Besiegung Preuens. 1806 1807. 115 worden, wodurch es bis aus rund 300 000 qkm anwuchs. Aber dieser starke Zuwachs polnischen Gebietes machte Preußen zu einem Halbslavischen Staat; es war in Gefahr, wie sterreich, aus Deutschland herauszuwachsen. Die Teilnahme des Knigs am ersten Koalitionskriege war serner vllig erfolglos; ja, im Frieden von Basel gab er 1795 seine Zustimmung zur Abtretung des linken Rheinufers an Frankreich. Dazu ergaben sich im Inneren mancherlei M i st n d e. Die Verwaltung, die unter Friedrich dem Groen so sparsam gewesen war, wurde verschwenderisch, die Finanzen gerieten in Unordnung, Gnstlinge herrschten, wo unter dem groen König nur das Staatswohl gegolten hatte. Preußen verlor trotz seiner Ver-grerung an innerer Kraft und uerem Ansehen. Friedrich Wilhelm Iii. war in Charakter und Lebensauffassung Friedrich von seinem Vater sehr verschieden. Er war ein Fürst von uerster Pflicht- 1797 bis 1340. treue, der sein knigliches Amt mit grtem Ernst auffate und es in selbst-losester Weise fhrte; in ihm wohnte ein gerechter Sinn, eine tiefe und herzliche Frmmigkeit, eine starte Neigung zum Schlichten und Ein-fachen. Aber mit diesen Zgen verband sich in seinen: Wesen eine bergroe Vorsicht, eine Scheu vor folgenschweren Entschlssen. Er zog sich gern aus dem politischen Treiben in die Stille zurck und fhrte an der Seite seiner schnen und edlen Gemahlin Luise, einer Prinzessin von Mecklenburg-Knigin Strelitz, die ihm bereits vor der Thronbesteigung zwei Shne, Friedrich Wilhelm und Wilhelm, geboren hatte, ein uerst glckliches Familienleben. Dem Staat glaubte er am besten zu dienen, wenn er nach Krften den Frieden wahrte. Leider wurden indessen die inneren Reformen, welche die Vergrerung des Staates und die vernderten Zustnde forderten, nicht durchgefhrt. Insbesondere wurde die Armee nicht fortgebildet, obwohl Die Armee, man auf einen kriegerischen Zusammensto mit dem eroberungslustigen Frank-reich htte rechnen knnen. Sie blieb ein Heer von geworbenen Berufs-soldaten, während in Frankreich die Aushebung (Konskription) galt; sie ver-harrte bei der Taktik der langen, starren Linien, während die Heere Napo-leons in zerstreuter Schlachtordnung zu fechten pflegten; aus Sparsamkeit wurde sie ungengend vermehrt und ausgerstet; sie war mehr in den Knsten der Parade als des Felddienstes gebt; ihre Befehlshaber warm zu einem groen Teile zu bejahrt und untchtig. Und doch meinten viele, die Armee des groen Friedrich sei unberwindlich; wir sind eingeschlafen auf den Lorbeeren Friedrichs des Groen", schrieb nach der Niederlage die Knigin Luise. Seit dem Vertrage, den Friedrich Wilhelm Iii. notgedrungen mit Napoleon geschlossen hatte, befand sich Preußen, verbndet mit seinem natr- 8*

7. Das vierte Schuljahr - S. 483

1899 - Langensalza : Schulbuchh.
483 Königin Luise. Sie mischte sich unter die lustigen Tänze der Landleute und tanzte auch wohl einmal mit. Auch sonst, wenn in Paretz ein Dorffest gefeiert wurde, verkehrte sie fröhlich mit den Bauersleuten. Sie ging von Bude zu Bude, um Geschenke (Eßwaren) für die Kinder einzukaufen. Dabei drängten sich die Kleinen dicht an sie heran und riefen mit fröhlicher Stimme: „Mir auch was, Frau Königin!" Dem Volke gefiel es, daß Luise ein Herz für die Leiden und die Freuden der Armen hatte. Ihre Leutseligkeit und ihr mildes Wesen gewann ihr aller Herzen. c) Friedrich Wilhelm Iii. als König. Im Jahre 1797 kam Friedrich Wilhelm Iii. zur Regierung. Er war auch als König einfach, sparsam, fleißig und gewissenhaft. Sein Land suchte er aufs beste zu regieren. Seine Gemahlin stand ihm als gute Landesmutter treulich zur Seite. Als sie Königin geworden mar, sagte sie: „Es freut mich am meisten, daß ich jetzt das Geld für die Armen nicht mehr so ängstlich zu zählen brauche." Sie hatte für >eden Armen, der sich ihr bittend nahte, eine Gabe und für jeden Elenden ein Trostwort. — Doch diese schöne und glückliche Zeit erreichte im Jahre 1806 ihr Ende. Nun begann für das preußische Königshaus und für das Volk eine schwere Unglückszeit. Der mächüge französische Kaiser Napoleon führte gegen Preußen Krieg. Die preußischen Heere wurden überall geschlagen, rind die französischen Soldaten plünderten unser Land aus. Mitten im Winter mußte die Körrigin mit ihren Kindern nach der äußersten Grenze des Landes (nach Menrel) fliehen, um sich und ihre Kinder vor Gefangennahme zu retten. Das war eine traurige Zeit für unser edles Königs- paar. Die Beschrverden der Flucht und der Granr urrd Kuurnrer über das besiegte Vaterland legten derr Todeskeim in die Brust der Königin. Sie starb nur 19. Juli 1810 mit dem Ausruf: „Herr Jesus, mach es kurz!" Mit einem stillen Seufzer endete ihr Leben. Große Trauer herrschte im ganzen Preußenlande über den Tod der geliebten Königin. Sie wurde in einer stillen Ecke des Schloß- gartens zu Charlottenburg begraben. Über der Gruft erhebt sich ein schönes, ein- faches Gebäude, das Mausoleum. Das preußische Volk wird seine edelste Königin nie vergessen. — Später kam für Friedrich Wilhelm Iii. wieder eine bessere Zeit. Das Land machte sich wieder frei von der Herrschaft der Franzosen. Friedrich Wilhelm war es vergömrt, sein Land iroch 25 Jahre in Frieden zu regieren. In dieser Zeit hat er sich besonders als guter Landesvater erwiesen. Er war stets darauf bedacht, sein Land glücklich zu machen. Zunr Wohle seines Volkes hat er auch manche neue Einrichtungen getroffen. Um das Land besser verwalten zu können, teilte er es in Provinzen, Regierungsbezirke und Kreise ein. Auch für Ackerbau und Gewerbe sorgte er. Damit der Handel aufblühe, gründete er den Zollverein. Bis dahin war die Einfuhr von Waren aus einem deut- schen Staat in einen andern nur gegen Zoll gestattet. Dies war sehr lästig und hemmte den Handel. Durch den Zollverein hörte der Zoll auf. Nun blühte der Handel rasch empor. Großes Gewicht legte Friedrich Wilhelm auf die Bilduug des Volkes. Deshalb gründete er viele neue Schulen. Er führte auch die all- gemeine Schulpflicht ein, indem er bestimmte, daß jedes Kind vom sechsten bis zum vierzehnten Jahre die Schule besuchen mußte. Wegen seiner Einfachheit, Frömmigkeit und wegen seiner weisen und gerechten Regiening wurde er von 31*

8. Bilder aus der vaterländischen Geschichte für Mädchenschulen - S. 39

1885 - Aachen : Barth
— 39 — ten, das der Nachfolger des Königs vollendete. Friedrich arbeitete selbst in allen Zweigen der Staatsverwaltung unermüdlich vom frühen Morgen bis zum fpäten Abend. Der Geist Friedrichs zeichnete sich durch Gelehrsamkeit und Witz- aus. Bei seinem einfachen Wesen liebte er auch einen derben Spaß. Gern und oft verkehrte er mit den gewöhnlichsten Leuten, um von ihnen zu erfahren, wo es ihnen not that. Bon seinen Unterthanen wurde der König geliebt, und im Volksmuude hieß er der „alte Fritz". Der Umfang des Staates war nicht allein durch Schlesien vergrößert, sondern wurde auch 1772 bei der ersten von Rußland, Preußen und Österreich vorgenommenen Teilung Polens durch die Erwerbung Westpreußens erweitert. Die Gemahlin Friedrichs Ii. hieß Elisabeth Christine. Sie war eine fromme, tugendhafte Frau, die ein warmes Herz für Arme und Notleidende hatte. Ein Geschichtsschreiber sagt von ihr: „Der Grundzug in dem Charakter der Königin war eine ausrichtige, er- leuchtete und tief gefühlte Frömmigkeit. Sie war eine Königin nach dem Herzen Gottes." Ihren Gemahl liebte sie sehr und unterhielt mit ihm während der Abwesenheit zur Zeit der Kriege einen regen Briefwechsel. An dem Glück oder Unglück Friedrichs nahm Christine den innigsten Anteil. Auf die Nachricht von der siegreichen Schlacht bei Lenthen (1757) wurde im Dome zu Berlin ein feierlicher Dankgottesdienst abgehalten, und abends gab sie im königlichen Schlosse ein Festessen. Während desselben mußte von allen Türmen Berlins das Te Deum geblasen werden. Der König stattete später der Königin bei der Rückkehr nach Berlin für die bewiesene Teilnahme den innigsten Dank ab. Nach 46jähriger, glorreicher Regierung starb Friedrich Ii. am 17. August 1786. 4. Ariedrich Wilhelm Ii. 1786—1797. Da Friedrich der Große kinderlos starb, ging die Regierung auf seinen Neffen Friedrich Wilhelm über. Dieser sorgte für eine Vergrößerung des Landes und förderte Ackerbau und Gewerbe. Der Umfang des preußischen Staatsgebietes wnrde mit der Gewinnung der Fürstentümer Ansbach und Baireuth und durch die Erwerbung der Landesteile bis an die Weichsel mit Posen und Warschau in der zweiten und dritten Teilung Polens 1793 und 1795 erweitert. Während der Regierungszeit Friedrich Wilhelms Ii. brach in Frankreich 1789 eine Revolution aus, die alle Nachbarländer mit Schrecken und Entrüstung erfüllte. Der Bürger- und Bauernstand,

9. Deutsche Geschichte für die mittleren Klassen - S. 219

1906 - Halle a.S. : Buchh. des Waisenhauses
Die Besieguiig Preuens. 1806 1807. 219 deutschen Reiches. Im August 1806 legte der deutsche Kaiser Franz Ii. die deutsche Kaiserkrone nieder; das Reich, das einst die Sachsen-kaiser geschaffen hatten, hatte aufgehrt zu sein. Schon im Jahre 1804 hatte Franz den Titel eines Kaisers von sterreich angenommen; er heit als solcher Franz I. Die Besiegmu? Preuens. 1806 1807. 2111. Friedrich Wilhelm Ii. und Friedrich Wilhelm Tu. Unter Friedrich Wilhelm Ii. hatte sich der preuische Staat betrchtlich vergrert. Zunchst waren die beiden Frstentmer Ansbach und Bay-reuth, der bisherige Besitz der frnkischen Hohenzollern, an Preußen ge-fallen, das so in Sddeutschland Fu fate. Dann hatte es durch die beiden polnischen Teilungen etwa 2000 Quadratmeilen Landes erworben, wodurch es bis auf 5600 Quadratmeilen anwuchs. Aber dieser starke Zu-wachs polnischen Gebiets machte Preußen zu einem Halbslavischen Staat; es war in Gefahr, wie Osterreich aus Deutschland herauszuwachsen. Die Teilnahme des Knigs am ersten Koalitionskriege war ferner vllig erfolg-los; ja, im Frieden von Basel gab er 1795 seine Zustimmung zur Abtretung des linken Rheinufers an Frankreich. Dazu ergaben sich im Inneren mancherlei Mistnde. Die Verwaltung, die unter Friedrich dem Groen so sparsam gewesen war, wurde verschwenderisch, die Finanzen gerieten in Unordnung, Gnstlinge herrschten, wo unter dem groen König nur das Staatswohl gegolten hatte. Preußen verlor trotz seiner Vergrerung an innerer Kraft und uerem Ansehen. Friedrich Wilhelm Iii. war in Charakter und Lebensauffassung von seinem Vater sehr verschieden. Er war ein Fürst von uerster Pflicht- 1-797 bis treue, der sein knigliches Amt mit grtem Ernst auffate und es in selbst- 184" losester Weise gefhrt hat; in ihm wohnte ein gerechter Sinn, eine tiefe und herzliche Frmmigkeit, eine starke Neigung zum Schlichten und Ein-fachen. Aber mit diesen Zgen verband sich in seinem Wesen eine bergroe Vorsicht, eine Scheu vor folgenschweren Entschlssen. Er zog sich gern aus dem politischen Treiben in die Stille zurck und fhrte an der Seite feiner schnen und edlen Gemahlin Luise, einer Prinzessin von Mecklenburg-Strelitz, ein uerst glckliches Familienleben. Dem Staat glaubte er am besten zu Merten, wenn er nach Krften den Frieden wahrte. Leider wurden indessen die inneren Reformen, welche die Vergrerung des Staates und die vernderten Zustnde forderten, nicht durchgefhrt. Insbesondere wurde die Armee nicht fortgebildet, obwohl man auf eilten kriegerischen Zu- Die Armee, sammensto mit dem eroberungslustigen Frankreich htte rechnen knnen; sie

10. Geschichte des preußischen Staates - S. 127

1900 - Münster i. W. : Schöningh
- 127 - Auch mit dem Könige Friedrich Wilhelm Ii., ihrem Schwiegervater, stand Luise im besten Einvernehmen. An ihrem Geburtstage schenkte er ihr das prachtvoll eingerichtete Schloß Oranienburg. Luise freute sich sehr, und als dies der König bemerkte, fragte er sie, ob sie wohl noch einen Wunsch habe. „Ach ja," entgegrtete sie, „wenn ich bitten dürste, dann wünschte ich mir eine Hand voll Gold für meine Armen." Der König lächelte und fragte, wie groß die Hand fein müßte; schnell antwortete Luise: „So groß wie das Herz des gütigsten der Könige." Der Wunsch wurde in reichster Weise erfüllt. Kuife als Königin, a. Glückliche Jahre. Nur wenige Jahre war Luise Kronprinzessin; nach dem Tode des Königs Friedrich Wilhelm Ii. erbte sie mit ihrem Gemahl Preußens Thron und Krone. Doch diese hohe Stellung machte Luise nicht stolz; sie führte als Königin dasselbe einfache Leben wie früher. In ihrer Kleidung blieb sie schlicht und bescheiden; nur bei festlichen Gelegenheiten erschien sie iu Prachtgewändern. Ihr schönster Schmuck war ihre Frömmigkeit, Sittenreinheit und Herzensgüte, und ihr größtes Glück fand sie bei ihren Kindern. „Erhält Gott sie mir," so schrieb sie an ihren Vater, „so erhält er mir meine besten Schätze, die mir niemand entreißen kann. Es mag kommen, was da will, mit und in Vereinigung mit unsern Kindern werden wir glücklich sein." Daß aber eine gute Er- ziehung das Beste ist, was Eltern ihren Kindern mitgeben können, spricht sie mit den Worten aus: „Meine Sorgfalt ist meinen Kindern gewidmet für und für, und ich bitte Gott täglich, daß er sie segnen und seinen Geist nicht von ihnen nehmen möge." Arme und Notleidende standen nach wie vor ihrem Herzen besonders nahe. „Jetzt bin ich Königin," schrieb sie an ihre Großmutter, „und was mich am meisten freut, ist die Hoffuuug, daß ich meine Wohlthaten nicht mehr ängstlich zu zählen brauche." Bald nach ihrer Thronbesteigung begleitete sie ihren Gemahl durch die einzelnen Provinzen des Staates, um das Land kennen zu lernen und in den Hauptstädten die Huldigung der Bewohner entgegenzunehmen. In der liebenswürdigsten Weise sprach sie ihre An- erkennung und ihren Dank ans für alles, was das jubelnde Volk aufgeboten hatte, um dem geliebten Herrfcherpaare einen würdigen Empfang zu bereiten. Durch ihr ungekünsteltes, liebevolles und herablassendes Wesen erwarb sie sich im Fluge die Herzen aller ihrer Unterthanen. Bald war das Land voll des Ruhmes von der Schönheit und Herzensgüte der geliebten Königin, und die schlichte Liebe ihres Volkes und die Dankesthräueu der Hilfsbedürftigen befriedigten die Fürstin mehr als die glänzenden Feste der großen Städte. b. Unglückliche Tage. Die klaren Sonnentage stillen Glückes neigten sich leider frühzeitig dem Untergange zu. Die eiserne Hand des französischen Eroberers, die schon bald auf Preußen lasten sollte, griff rauh in das glückliche Leben der Königin und brach ihr das Herz.

11. Leitfaden zur Geschichte des deutschen Volkes - S. 167

1875 - Berlin : Vahlen
— 167 = dem weichen Charakter Friedrich Wilhelms Ii., der halb sinnlichen Vergnügungen, halb einer krankhaften Frömmigkeit ergeben war, und als dieser gestorben, auch zu dem friedliebenden, noch zu wemg selbstbewußten Geiste seines Sohnes und Nachfolgers, Friedrich 16 Nov. Wilhelms Iii. Dieser war mit seiner jungen, schönen und geistvollen Gemahlin, der Königin Luise, ein Muster edler Privattugenden, hochgeliebt und verehrt vom ganzen Volke. Da die Gerechtigkeitspflege und die Verwaltung im Innern gebessert, der Wohlstand und die Bildung des Volkes blühend, auch die Monarchie seit dem Tode Friedrichs des Großen noch fortwährend im Wachsen geblieben war; da durch die 2. und 3. Theilung Polens die Ostgrenze bis über Warschau und die Weichsel hinaus vorgerückt war, ferner die alten Hohenzollern'fchen Fürstenthümer Anspach und Bai-renth der Hauptlinie, dem Königshause, heimgefallen waren, und der Reichsdeputations-Hauptschluß ebenfalls Vergrößerungen gebracht hatte; so schien die unbedingte Friedenspolitik, der sich Preußen hingab, die besten Früchte zu tragen. Auch das Heer, obwohl manches in seinen Einrichtungen abgenutzt, ein Theil seiner Offiziere alt und stumpf, ein anderer leichtfertig und übermüthig war, galt noch für vortrefflich und hatte in der That noch eine Fülle der besten und bewährtesten Kräfte in sich. § 213. Haugwitz. Moralische Niederlage. So ließ Preußen das fortwährende Wachsen der französischen Republik und dann der Macht Napoleons zu, der, um England zu treffen, sogar Han- 1803 notier besetzt und sich dadurch zwischen den Osten und Westen der preußischen Monarchie eingeschoben hatte. Napoleon selbst suchte durch mannigfache Lockungen und durch die Aussicht auf Vergrößerungen Preußen auf seine Seite zu ziehen. Doch als die Rechtschaffenheit Friedrich Wilhelms Iii. hierauf nicht einging, faßte er zuletzt einen förmlichen Haß gegen eine Regierung, die ihm weder durch ihre Kraft und Entschlossenheit Achtung abnöthigte, noch auch für seine Lockungen zugänglich war. — So verletzte er durch Beruadotte's Durchmarsch 1805 durch Anspach roh und übermüthig die so eifrig behauptete Neutralität Preußens. Bald nach dieser Beleidigung kam Kaiser Alexander von Rußland persönlich nach Berlin und Potsdam und bewog Friedrich Wilhelm, an der Koalition gegen Napoleon Theil zu nehmen. Dieser schickte deshalb seinen Minister Haugwitz zu Napoleon, um ihm ein Ultimatum (eine letzte Forderung) zu stellen, nämlich: feine Heere aus Deutschland zurückzuziehen, wenn ihm Preußen nicht ebenfalls den Krieg erklären solle. Napoleon aber wußte den unentschlossenen

12. Geschichtsbilder aus der allgemeinen, der deutschen und brandenburgisch-preußischen Geschichte - S. 91

1886 - Leipzig [u.a.] : Strübig
Preußens Fall. 91 voll Biedersinn und strenger Rechtlichkeit. Schon Friedrich der Große hatte an ihm herzliche ^reube. In seiner letzten Unterredung sagte jener zu dem damals l 6jährigen Prinzen: „Nun, Fritz, werde was Tüchtiges. Wache über unserer Ehre und unserm Ruhme. Es weinet Großes auf dich. Ich biu ernt Ende; Ulein Tagewerk ist bald fertig. Ach fürchte, nach meinem Tode wird es drunter und drüber gehen, und du wirst einmal einen schweren Stand haben. Rüste dich! Begehe keine Ungerechtigkeit, dulde aber auch keine. Halte es stets mit dem Bolke, daß es dich liebe und dir vertraue; dann allein nur kannst du stark und glücklich sein. Vergiß diese Stunde nicht." Bürgerlich einfach und verständig, sparsam, voll rege« Pflichtgefühles, ein Freund der Wahrheit und der Ordnungsliebe, das Muster eines ehrsamen Fami-lien- und Landesvaters: so war fein Wesen durch ehte gute und verständige Erziehung entwickelt worden, und so blieb es auch bis au fein Lebensende. Königin Luise. Ein herrliches Kleinod hatte Friedrich Wilhelm Iii. Gott in seiner Gemahlin Luise gegeben (geb. ant 10. März 1776). Sie war etite Tochter des Herzogs von Meckleuburg-Strelitz. Als sie ihren Eiitzttg in Berlin hielt, gewann sie sofort die Herzen aller, die sie sahen. Die Züge ihres Gesichtes waren von klassischer Schönheit; ihr schönes Ange blickte frei uni) unbefangen wie das Auge eines Kindes; ihre Gestalt war von großer Anmut. Sie galt nicht nur für die schönste, sondern auch für eilte der edelsten Frauen ihrer Zeit. An ihrem Gemahl hing sie mit ganzer Seele; ihren Kindern war sie eine unermüdlich treue und sorgsame Mutter, den Armen eine Helfen», den Leidenden eine Trösterin. Worin sie ihre Aufgabe als Königin sah, geht klar und deutlich aus. folgendem Ausfpruch hervor: „Ich liebe meine Kinder; das Wort Landeskinder hat für mich eilten süßen Klang, und der Gedanke, neben meinem Freunde — so nannte sie am liebsten ihren Gemahl - dem Landesvater, die Landesmutter zu sein, entzückt mich. Ich kamt und darf nicht von ihm lassen ttito muß helfen überall, wo es not thut." Die Me des hohen Paares, über dessen Schicksale wir noch Näheres erfahren, war eine durchaus musterhafte und äußerst glückliche. Luise gebar ihrem Gemahl 7 Kinder: Friedrich Wilhelm, Wilhelm, Karl, Albrecht; Charlotte (vermählt mit Kaiser Nikolaus I. von Rußland), Alexandrine lverw. Großherzogiit von Mecklenburg-Schwerin) ititd Luise (Gemahlin des Prinzen der Niederlande). Nur zwei derselben sind gegenwärtig noch ant Leben: Kaiser Wilhelm und die Großherzogin-Mutter von Mecklenburg-Schwerin. 66. Preußens Fall 1806 u. 1807. Ursachen Desselben. Unter der Regierung Friedrich Wilhelms Ii. hatte der preußische Staat zwar au Ausdehnung zugeuommen; doch war derselbe innerlich schwach geworden. Der polnische Zuwachs war gleichsam ein fremder Keil, der itt das Herz der preußischen Monarchie getrieben war. Friedrich Wilhelm Iii. übernahm also den preußischen Staat in einer sehr gefährdeten Lage, und schon stand im Westen die Gewitterwolke, deren Blitze die Schöpfung Friedrichs d. Gr. zertrümmern sollten. Der König hatte alles gethan, mit seinem Lande den Frieden zu erhalten; allein die Anmaßung Napoleons trieb ihn endlich zum Kriege. Der französische Kaiser behandelte Preußen mit offenbarem Hohn; Kvuigui i'uifc. Friedrich Wilhcun Iii.

13. Deutsche Geschichte für oldenburgische Schulen - S. 104

1905 - Delmenhorst : Horstmann
104 79. Friedrich Iii. (1888.) 1. Sein Charakter. Friedrich Iii. war der Liebling des Volkes. Eine edle, ritterliche Gestalt, die blauen Augen voll Herzensgute, das Gesicht mit einem mächtigen blonden Barte geziert, erschien er dem Volke als das Urbild eines deutschen Mannes. Von seiner Leutseligkeit hatte er im Krieg und Frieden zahlreiche Beweise gegeben. Im Felde hatte er die süddeutschen Truppen befehligt und durch sein ganzes Verhalten viel zur Einigung Deutschlands beigetragen. 2. Thronbesteigung. Ein schwerkranker Mann, der den Tod im Herzen trug, fuhr er aus dem sonnigen Italien nach Deutschland. Die Aerzte wollten ihn zurückhalten. Er aber sprach: „Und wenn ich unterwegs sterben müßte, ich kehre doch zurück!" 3. Die 99 Tage. Nur 99 Tage hat er die Krone getragen. Es war eine Zeit tiefer Trauer für das deutsche Volk, denn Rettung schien unmöglich. Bald konnte der Kaiser nicht mehr sprechen und mußte das, was er sagen wollte, aufschreiben. So schrieb er unserem jetzigen Kaiser einmal auf einen Zettel: „Lerne leiden, ohne zu klagen, das ist das Beste, was ich dich lehren kann!" Und einer seiner Töchter schrieb er an ihrem Geburtstage in das Stammbuch; „Bleibe fromm und gut, wie du es bisher warst; das ist der letzte Wunsch deines sterbenden Vaters!" Am 15. Juni erlöste ihn der Tod von seinen Leiden. (Kaiser Friedrichs Leiden und Heimgang, Leseb. S. 513.) 4. Kaiserin Friedrich. Die Gemahlin des Kaisers, Viktoria, war eine Tochter der Königin von England. Nach dem Tode des Kaisers nannte sie sich Kaiserin Friedrich. Sie war eine hochbegabte Frau und verkehrte gern mit Künstlern und Gelehrten. Ihrem Gemahl war sie eine sorgsame Pflegerin/ihren Kindern eine liebevolle Mutter. Werke der Barmherzigkeit zu tun, war ihr eine große Freude. Auch ihr war ein langes, schmerzvolles Krankenlager beschieden; sie starb im Jahre 1901. 5. Kinder. Die Ehe des Kaiserpaares war mit 8 Kindern gesegnet, von denen 2 schon jung starben. Der eine Sohn ist der Admiral Prinz Heinrich; von den Töchtern sind 3 an deutsche Fürsten vermahlt; eine andere ist die zukünftige Königin von Griechenland. 80. Unser Kaiser. (Seit 1888.) 1. Jugend. Unser Kaiser wurde am 27. Januar 1859 als Sohn des damaligen Prinzen Friedrich Wilhelm von Preußen geboren. Er verlebte eine glückliche Kindheit und wurde in den Wissenschaften und in allen körperlichen Uebungen unterwiesen. Dann bezog er mit seinem Bruder Heinrich das Gymnasium zu Kassel, wo er sich durch Fleiß und Gewissenhaftigkeit auszeichnete. Später studierte er noch 2 Jahre zu Bonn am Rhein. Mit 18 Jahren trat er in das 1. Garde-Regiment zu Fuß ein. Damals sprach sein Großvater zu ihm: „Nun geh’ hin und tue deine Schuldigkeit!" Auch wurde er durch tüchtige Männer mit den Geschäften der Verwaltung eines Landes vertraut gemacht.

14. Handbuch der brandenburgisch-preußischen Geschichte - S. 313

1894 - Breslau : Goerlich
Einen noch größeren Einfluß als durch ihre Anmut und Güte übte Luise durch das Beispiel von Frömmigkeit, Einfachheit und Sittenreinheit, das sie im Vereine mit ihrem Gemahl dem ganzen Volke gab. Zur Zeit, da Prinzessin Luise nach Berlin kam, waren leider Unglaube und Tatenlosigkeit in den höheren Ständen sehr verbreitet; viele vornehme Leute glaubten nicht an Gott und mochten seine Gebote nicht halten. Sie lebten üppig und verschwenderisch und suchten immer neue Vergnügen zu ersinnen. Der Kronprinz und die Kronprinzessin dagegen lebten schlicht und einfach, wie rechtschaffene Bürgersleute; sie zeigten einen wahrhaft frommen Sinn und verbrachten ihre Zeit in ernsthafter Arbeit. Die rauschenden Vergnügungen der großen Stadt waren nicht nach ihrem Sinne, sondern sie fühlten sich im einfachen Landleben am wohlsten. Daher weilten sie am liebsten in Paretz, wo ein einfach eingerichtetes Hans ihre Wohnung war. Der Kronprinz und Gemahlin genossen mit heiterem Herzen die einfachen Frenden des Landlebens; er nannte sich selbst wohl scherzhaft den „Schulzen von Paretz", während sich die Kronprinzessin als „gnädige Frau" von Paretz gefiel. Bei Erntefesten nahmen sie auch an den Tänzen der Bauern teil; an den Dorffesten sah man die hohe Frau ost, timt Kindern umringt, von Bude zu Bude gehen, kleine Geschenke einkaufen und unter die Kinder verteilen, die dann zutraulich riefen: „Mir auch was, Frau Königin!" 3. Luise als Königin. Einfach und schlicht blieb das Leben des hohen Paares auch dann noch, als sie (1797) den Königsthron bestiegen hatten. Neben der Liebe des Königs wurde Luise ant meisten durch das Gedeihen ihrer Kinder beglückt, von betten zwei, Friedrich Wilhelm und Wilhelm, später die preußische Königskrone trugen, die Prinzessin Charlotte aber Kaiserin von Rnßlattb würde. Außer ihnen belebten noch die Prinzen Karl und Albrecht und die Prinzessinnen Alexanbrine und Luise die Kinbei’stube int königlichen Schlosse, in der dann lautes und fröhliches Leben herrschte. 4. Königin Cntjß im Unglück. Diese Zeit des Glückes würde durch die staatlichen Verhältnisse leiber 6alb getrübt. Napoleon I. hatte feinen Siegeslauf angetreten und balb biesen, balb jenen Staat angegriffen und unterworfen. Es ist bekannt, wie durch eine einzige Doppelschlacht das Schicksal Preußens entschieden wurde. Erbärmliche Feigheit und schmählicher Verrat herrschten jetzt in jenen Kreisen, die sich einst durch Übermut und Sinnlosigkeit ausgezeichnet hatten. Die königliche Familie wurde davon ant härtesten betroffen. Sie mußte vor den Franzosen fliehen, erst nach Küstrin, dann nach Graudeuz, endlich nach Königsberg. Eine Schreckensnachricht nach der andern traf ein; Land und Freiheit standen aus dem Spiele. Doch in dieser trübsten Zeit blieb die Königin standhaft und unerschütterlich; drei Dinge konnte keine feindliche Macht ihr rauben: die Liebe ihres Volkes, die innige Verbindung ntit ihrem Gemahl und ihren Kittbern, und das felsenfeste Gottvertrauen. Diese gaben ihr Kraft, alle die schweren Prüfungen zu ertragen, die sie bamals trafen. Napoleon

15. Geschichtsbilder - S. 98

1899 - Konitz : Dupont
— 98 — feit. Während dieses Feldzuges lernte er 1793 seine spätere Gemahlin, die Königin Luise, kennen. Luise, eine Tochter des Herzogs von Mecklenburg-Strelitz, war unter der sorgfältigen Pflege ihrer trefflichen Großmutter, der Landgräfin von Hessen und Darmstadt, an Leib und Geist zu einer herrlichen Jungfrau herangewachsen. Sie war bei ihrem Zusammentreffen mit dem preußischen Kronprinzen siebzehnjährig. Sie machte auf Friedrich Wilhelm einen tiefen Eindruck, und er warb um ihre Hand. Weihnachten 1793 fand die Vermählung statt. Es wurde damit ein Bund geschlossen, der dem deutschen Volke stets ein leuchtendes Vorbild traulichen Familienglückes gewesen ist. Das junge Paar, das sich durch seine Leutseligkeit, Einfachheit und echt christliche Liebe die Herzen des Volkes im Sturme eroberte, lebte am liebsten in ländlicher Stille zu Oranienburg oder Paretz. Da herrschte kein steifer, förmlicher Ton. War Erntefest in Paretz, so mischte sich das hohe Paar formlos unter das Landvolk. Die Prinzessin kannte die Freuden und Leiden der Umgebung, und wo es Not zu lindern galt, da war sie stets bereit. Auch als Königin blieb sie ihrer Einfachheit treu. Der Dichter Novalis schrieb von ihr: „Jede gebildete Frau und jede sorgfältige Mutter sollte das Bild der Königin in ihrem oder in ihrer Töchter Wohnzimmer haben. Welche schöne kräftige Erinnerung an das Urbild, das jede zu erreichen sich vorgesetzt hätte..............In unseren Zeiten haben sich wahre Wunder der Verwandlung ereignet. Verwandelt sich nicht ein Hof in eine Familie, ein Thron in ein Heiligtum, eine königliche Vermählung in einen ewigen Herzensbund? Wer den ewigen Frieden jetzt sehen und lieb gewinnen will, der reise nach Berlin und sehe die Königin." In ihrer ganzen Größe bewies sich die herrliche Frau im Unglück. Als Schlag auf Schlag, Demütigung, Erniedrigung, Verrat und Not das königliche Haus trafen, da wappnete sich ihr Herz mit der Stärke, die nur Gott den Seinen verleiht. Sie hielt den König aufrecht, ermunterte die Verzagten, flößte dem übermütigen Sieger Ehrfurcht ein, drängte zu Reformationen im Staate und war einer der Sterne, zu denen das Volk aufschaute und auf bessere Tage vertraute. Sie sollte Preußens Wiedergeburt nicht mehr sehen. Die Königin kehrte 1809 mit ihrem Gemahle aus dem fernen Osten nach Berlin zurück; doch ihre Kraft war gebrochen. Schon der Sommer des nächsten Jahres raffte sie dahin. Der Schmerz des Königs und seiner Familie war grenzenlos; aber auch alle Bewohner des Staates und darüber hinaus klagten um die Herrliche. 5. Preußens Zusammenbruch 1806, Friedrich Wilhelm Iii. liebte den Frieden und hatte in den ersten 9 Jahren seiner Regierung alle Sorge aufgewandt, den Frieden seinem Lande zu erhalten. Es wäre vielleicht besser gewesen, sich dem Bündnisse der Russen und Österreicher gegen Frankreich anzuschließen; doch der König unterschätzte Napoleon und glaubte, von ihm in Ruhe gelassen zu werden, wenn er selblt Ruhe hielte. Wie sehr sollte er getäuscht werden! Napoleons Ländergier war grenzenlos, und hatte der Schlaue Preußen gut behandelt.

16. Vaterländische Geschichte - S. 98

1899 - Konitz : Dupont
— 98 — feit. Während dieses Feldzuges lernte er 1793 seine spätere Gemahlin, die Königin Luise, kennen. Luise, eine Tochter des Herzogs von Mecklenburgs Strelitz, war unter der sorgfältigen Pflege ihrer trefflichen Großmutter, der Landgräfin von Hessen und Darmstadt, an Leib und Geist zu einer herrlichen Jungfrau herangewachsen. Sie war bei ihrem Zusammentreffen mit dem preußischen Kronprinzen siebzehnjährig. Sie machte ans Friedrich Wilhelm einen tiefen Eindruck, und er warb um ihre Hand. Weihnachten 1793 fand die Vermählung statt. Es wurde damit ein Bund geschlossen, der dem deutschen Volke stets ein leuchtendes Vorbild traulichen Familienglückes gewesen ist. Das junge Paar, das sich durch seine Leutseligkeit, Einfachheit und echt christliche Liebe die Herzen des Volkes im Sturme eroberte, lebte am liebsten in ländlicher Stille zu Oranienburg oder Paretz. Da herrschte kein steifer, förmlicher Ton. War Erntefest in Paretz, so mischte sich das hohe Paar formlos unter das Landvolk. Die Prinzessin kannte die Freuden und Leiden der Umgebung, und wo es Not zu lindern galt, da war sie stets bereit. Auch als Königin blieb sie ihrer Einfachheit treu. Der Dichter Novalis schrieb von ihr: „Jede gebildete Frau und jede sorgfältige Mutter sollte das Bild der Königin in ihrem oder in ihrer Töchter Wohnzimmer haben. Welche schöne kräftige Erinnerung an das Urbild, das jede zu erreichen sich vorgesetzt hätte...............In unseren Zeiten haben sich wahre Wunder der Verwandlung ereignet. Verwandelt sich nicht ein Hof in eine Familie, ein Thron in ein Heiligtum, eine königliche Vermählung in einen ewigen Herzensbund? Wer den ewigen Frieden jetzt sehen und lieb gewinnen will, der reise nach Berlin und sehe die Königin." In ihrer ganzen Größe bewies sich die herrliche Frau im Unglück. Als Schlag auf Schlag, Demütigung, Erniedrigung, Verrat und Not das königliche Haus trafen, da wappnete sich ihr Herz mit der Stärke, die nur Gott den Seinen verleiht. Sie hielt den König aufrecht, ermunterte die Verzagten, flößte dem übermütigen Sieger Ehrfurcht ein, drängte zu Reformationen im Staate und war einer der Sterne, zu denen das Volk aufschaute und auf bessere Tage vertraute. Sie sollte Preußens Wiedergeburt nicht mehr sehen. Die Königin kehrte 1809 mit ihrem Gemahle aus dem fernen Osten nach Berlin zurück; doch ihre Kraft war gebrochen. Schon der Sommer des nächsten Jahres raffte sie dahin. Der schmerz des Königs und seiner Familie war grenzenlos; aber auch alle Bewohner des Staates und darüber hinaus klagten um die Herrliche. 5. Preußens Zusammenbruch 1800, Friedrich Wilhelm Iii. liebte den Frieden und hatte in den ersten 9 Jahren seiner Regierung alle Sorge aufgewandt, den Frieden seinem Lande zu erhalten. Es wäre vielleicht besser gewesen, sich dem Bündnisse der Russen und Österreicher gegen Frankreich anzuschließen; doch der König unterschätzte Napoleon und glaubte, von ihm in Ruhe gelassen zu werden, wenn er selbst Ruhe hielte. Wie sehr sollte er getäuscht werden! Napoleons Ländergier war grenzenlos, und hatte der Schlaue Preußen gut behandelt,

17. Realienbuch - S. 136

1914 - Langensalza : Beyer
Geschichte. I \36 wo sich der Kronprinz als „Schulze" und die Kronprinzessin als „gnädige Frau von Paretz" am wohlsten fühlten. Gern nahm Luise mit ihrem Gemahl an den Festen der Dorfbewohner teil und erfreute die Kinder durch allerlei Geschenke. In dem einfachen Leben des Maares trat kaum eine Veränderung ein, als Friedrich Wilhelm Iii. \7ty7 den Thron bestieg. Luise schrieb damals au ihre Großmutter: „Ich bin fetzt Königin, was mich am meisten freut, ist die Hoffnung, daß ich nun meine Wohltaten nicht so ängstlich zu zählen brauche." Die Hütten der vrmut auszusuchen und den Kranken und Notleidenden zu helfen, war schon immer ihre Lieblingsbeschäftigung gewesen. Nls f806 der Krieg ausbrach, begleitete die Königin ihren Gemahl ins Feld. Bald kehrte sie jedoch zurück. Uuterwegs traf sie die Nach- richt von der Niederlage bei Zena und vuerstedt. Nun konnte sie nicht länger in Berlin bleiben, sondern mußte nach dem Osten Preußens fliehen. Tieferschüttert sprach die Königin in jener Zeit zu ihren ältesten Söhnen: „Ihr seht mich in Tränen; ich beweine den Untergang meines Hauses; aber begnügt euch nicht mit Tränen allein, sondern handelt und entwickelt eure Kräfte." Die Reise ging zunächst nach Königsberg. Lus sich aber die Franzosen dieser Stadt näherten, mußte die königliche Familie nach Ulemel fliehen. Die Königin war krank, und es herrschte kaltes Winterwetter; aber sie wollte lieber in Gottes Hand fallen als in die der Franzosen. Die erste Nacht aus der Flucht mußte sie in einem Zimmer zubringen, dessen Fenster zerbrochen waren, so daß der Schnee auf ihr Bett geworfen wurde; aber sie ertrug alle Beschwerden geduldig und erholte sich wunderbarerweise bald wieder. Kurz vor dem Friedensschlüsse traf Luise mit Napoleon in Tilsit zusammen. Sie sollte den stolzen Eroberer bitten, dem besiegten Preußen einen leidlichen Frieden zu gewähren. Der Gang wurde ihr sehr schwer, aber sie brachte ihren: Lande dieses Opfer, während der Unterhaltung fragte der französische Kaiser u. a.: „Über wie konnten Sie es wagen, mit nur Krieg anzufangen?" worauf die Königin antwortete: „Dem Ruhme Friedrichs war es erlaubt, uns über unsere Kräfte zu täuschen, wenn anders wir uns getäuscht haben." Leider hatte diese Unterredung nicht die erhoffte Wirkung; denn Preußen wurde hart getroffen. Zn dieser schweren Zeit verlor die Königin keinen Augenblick den Glauben an eine bessere Zukunft, und sie schloß sich daher von ganzen: Herzen den Männern an, die, wie Stein, Scharnhorst u. a., diese herbeizuführen suchten. Groß war ihre Freude, als sie gegen Ende des Zahres J8o9 nach Berlin zurückkehren konnte. Im nächsten Jahre sollte für sie ein lang- gehegter Wunsch in Erfüllung gehen; sie durfte ihren Vater in Mecklen- burg besuchen, von den Ihrigen mit Freude empfangen, kam sie in Strelitz an. Bald fuhr man nach dem Lustschlosse Hohen-Zieritz.

18. Praktisches Lehrbuch des erziehenden Geschichtsunterrichts - S. 111

1899 - Wiesbaden : Behrend
— 111 — Beim Erntefeste mischte sich das hohe Paar selbst unter die glücklichen Dorfbewohner und war fröhlich mit den Fröhlichen. Als Friedrich Wilhelm Iii. den Königsthron bestieg, schrieb Luise an ihre Großmutter: „Ich bin jetzt Königin, und was mich am meisten frent, ist die Hoffnung, daß ich nun meine Wohlthaten nicht so ängstlich zu zählen brauche." Kein Tag ging jetzt vorüber ohne Beweise ihrer Wohlthätigkeit und Menschenfreundlichkeit. Sie begleitete ihren Gemahl anf den Huldigungsreisen, die er nach seiner Thronbesteigung unternahm, und bald wußte man nicht genug von ihrer Liebenswürdigkeit zu erzählen. „Die Worte thatens nicht," schreibt ein Zeitgenosse, „aber der Ton, in dem die Königin sprach, der mußte jedem, der sie auch nur einmal reden hörte, für immer in der Seele nachklingen." Ihr häusliches Familienleben blieb auch auf dem Throne dasselbe einfache und erbauliche. Der Besitz blühender Kinder vermehrte das Glück des königlichen Paares.j) Ans die Erziehung dieser ihrer höchsten Schätze verwandten sie die größte Sorgfalt. Ihre aufrichtige Frömmigkeit, ernste Pflichttreue und freundliche Liebenswürdigkeit war den heranwachsenden Kleinen ein herrliches Muster und Vorbild. Kein Tag verging, an dem der König nicht selbst in der Kinderstube erschien, um Worte des Lobes und auch der Ermahnung an seine Lieblinge zu richten. Jeden Abend betrat er mit Luise das Schlafzimmer der Kleinen, erfreute sich an dem Anblick der schlafenden Kinder und drückte gleich Luise leise einen Kuß auf die Stirne eines jeden. Die Flucht. Leider erreichten diese Tage des Glückes allzubald ihr Ende. Als auf den Schlachtfeldern von Jena und Auerstädt Preußens Macht jäh zusammenbrach, da sollte Luise erfahren, daß auch eine Königskrone zur Dornenkrone werden kann. Am Tage der verhängnisvollen Schlacht bei Jena befand sich die Königin Luise in Weimar; sie wollte ihrem geliebten Manne und seiner Armee nahe sein. Auf die Nachricht von der entsetzlichen Niederlage eilte sie über Berlin nach Küstrin, wo sie mit dem Könige wieder zusammentraf. Dann flüchtete sie mit ihm und den noch im zarten Alter stehenden Kindern nach dem fernen Königsberg. In jenen Tagen des Unglückes, da ihr Herz tief gebeugt war. suchte Luise ihrer Umgebung Mut einzuflößen. Zu ihren Söhnen sprach sie die mahnenden Worte: „Ihr seht mich in Thränen, ich beweine den Untergang meines Hauses und den Verlust des Ruhmes, mit dem Eure Ahnen deu Namen Hohenzollern gekrönt haben. Ach, wie verdunkelt ist jetzt dieser Glanz! Das Schicksal zerstörte in einem Tage ein Gebäude, an dessen Erhöhung große Männer zwei Jahrhunderte hindurch gearbeitet hatten. Es giebt keinen preußischen Staat, keine preußische Armee, keinen Nationalruhm mehr. Ach, meine Söhne, Ihr seid jetzt in dem Alter, wo Euer Verstand die großen Ereignisse, welche uns jetzt heimsuchen, fassen und fühlen kann. Ruft künftig, wenn Eure Mutter und Königin nicht mehr Neun Kinder schenkte ihnen Gott, von denen zwei im zarten Alter starben. Die 7 anderen waren: die Prinzen Friedrich Wilhelm, Wilhelm, Friedrich Karl Alexander, Albrecht, die Prinzessinnen Charlotte (spätere Kaiserin von Rußland), Alexandrine (nachmalige Großherzogin von Mecklenburg-Schwerin) und Luise.

19. Neuzeit - S. 327

1897 - Leipzig : Wunderlich
— 327 — meiner Mühe stets Herrin der Unterredung und mit so großer Schicklichkeit, daß es unmöglich war, darüber unwillig zu werden. _ , In dieser trüben Prüfungszeit richtete sich die Königin ~.ut)e immer wieder auf denn der unerbittliche Eroberer konnte ihr drei Dinge nicht rauben, die Liebe ihres Gemahles und die ihrer Kinder und das feste, unerschütterliche Gottvertrauen. Diese drei Mächte verliehen ihr dre Kraft, alle Leiden geduldig zu ertragen. Als dann endlich dem Lande der Friede wieder geschenkt war, erkannte sie mit ihrem Höllen Verstände sofort, wie Preußen nur durch eine vollständige Erneuerung, durch eme Wiedergeburt von dem Joche der Fremdherrschaft erlöst werden könnte. Deshalb unterstützte sie auch die Männer, wie z. B. den frecherm von Stein, dann Gneisenau, Scharnhorst, welche dem Lande neue Einrichtungen brachten. Glücklich war sie, als sie im Jahre 1809 an der Seite ihres Gemahles nach Berlin zurückkehren konnte. Leider wahrte die Freude nur kurze Zeit. 4 Ihre Krankheit und ihr Tod. Schon vor ihrer Rückkehr nach Berlin war sie schwer erkrankt, hatte sich jedoch wieder erholt Nach derselben stellte sich ein heftiges Brustleiden ein. das glücklicherweise mit Eintritt der mildern Jahreszeit wieder verschwand. Da Jtch ihre Kräfte neu zu beleben schienen, schöpfte sie frohen Mut und reiste 1810 nach Mecklenburg-Strelitz, um ihr Elternhaus zu besuchen. Kaum war sie auf dem väterlichen Schlosse angekommen, da ergriff sie von neuem die Krankheit. Immer mehr nahmen die Kräfte ab, fodaß der König durch Eilboten aus Berlin herbeigerufen werden mußte. Weinend umstand er mit den beiden ältesten Prinzen ihr Krankenbett, das leider bald ihr Sterbelager werden sollte. Sie verschied mit den Worten: „x$ch sterbe, o Jesu, mache es leicht!" Schluchzend drückte ihr der tiefbewegte König die Augen zu, „feines Lebens Sterne, die ihm auf dunkler Bahn so treu geleuchtet." In Charlottenburg ließ ihr der König ein prachtvolles Grabmal errichten. An ihrer Seite fanden später ihr Gemahl, König Friedrich Wilhelm Iii. und ihr lieber Sohn Kaiser Wilhelm I. ihre letzte Ruhestätte. Tief war der König erschüttert. Nie hat ihn der Gedanke verlassen, daß seine Luise durch die Not und den Jammer der Zeit m der Blüte ihrer Schönheit dahin gerafft, durch den Gram über das große Unglück getötet worden sei. Auch ihre Kinder betrauerten ihre Mutter tief. Kaiser Wilhelm I. besuchte jedes Jahr ihr Grab ^und stärkte sich daselbst, als der Krieg von 1870 ausbrach. Nicht bloß ganz Preußen, sondern ganz Deutschland war tief bewegt. Ihr Andenken verherrlichen zahlreiche Lieder und Gemälde; ihre hehre Gestalt begeisterte die Kämpfer der Befreiungskriege. Als Blücher Paris eingenommen hatte, da rief er stolz: „Luise ist gerächt!" Als sich Wilhelm I. die deutsche Kaiserkrone in Versailles aufs Haupt fetzte, da war sie abermals gerächt, da war ihr innigster Wunsch in Erfüllung gegangen.

20. Deutsches Realienbuch - S. 86

1909 - Stuttgart : Franckh
86 Mann herabsetzen nutzte. Die preußischen Festungen blieben vom Feinde besetzt; aus den eroberten preußischen Gebieten bildete Napoleon das Königreich Westfalen, das er seinem Bruder Ierome (Hieronymus) übertrug. Königin Luise, während Preußens Heer Ehre und Nuhm verlor, und der Staat Friedrichs des Großen zusammenbrach, zeigte sich eine Frau in edler Größe, die Königin Luise. 5lls sie als mecklenburgische Prinzessin die Ge- mahlin des Königs (damals noch des Kronprinzen) wurde, gewann sie die herzen des Volkes ebensosehr durch ihre Schönheit als ihre Liebenswürdigkeit. Als Kronprinzessin und als Königin zeich- nete sie sich durch ihr leutseliges wesen gegen Bürger und Bauern aus; auf dem kleinen Gute Paretz waltete sie gerne im Kreise der Bauern und des Ge- sindes als die ,,gute, gnädige Frau" und feierte mit ihnen die ländlichen Feste, welche die Einförmigkeit des Landlebens unterbrechen (Erntefest, Kirchweih). Mit ihrem Gemahl verband sie die innigste Liebe, und ihren Kindern war sie eine sorgende und liebende Mutter. Hber dieses schöne Familienleben wurde jäh unter- brochen durch Preußens Niederlage. Die königliche Familie flüchtete nach Gsten, nach Graudenz und Königsberg. Aber auch da fühlte sie sich nicht sicher; die Flucht wurde fortgesetzt bis in die äußerste Ecke des Königreichs, nach Memel. Bis der Friede geschlossen werden sollte, ließ sich die Königin Luise bewegen, dem Er- oberer bittend entgegenzutreten, um besserefriedensbedingungen zu erlangen. Aber obwohl sie Napoleon mit Hochachtung behandelte, waren ihre Bitten und Vorstellungen umsonst; die tiefste Erniedrigung sollte Preußen nicht erspart bleiben. Drei Jahre lang mußte die königliche Familie fern von der Hauptstadt leben; in der Einfachheit der Lebensführung, in gottergebener Ge- sinnung war besonders die Königin allen im Volke ein leuchtendes Vorbild. Ihre wichtigste Sorge war, ihre fünf Kinder gut zu erziehen, damit sie, wie sie ihren Söhnen einmal zurief, Männer, Feldherren und Helden werden, die das Vaterland an ihren Feinden rächen. Leider starb die Königin schon 1810; die Aufregung des Krieges, die Entbehrungen auf der Flucht hatten ihre Gesund- heit untergraben. Aber im Bilde lebt sie noch fort, besonders in dem herr- lichen Grabdenkmal, das der Bildhauer Bauch in Eharlottenburg ge- schaffen hat. Preußens Wiedergeburt. Ein Trost war in dem allgemeinen Zusammenbruch geblieben: die Kraft des preußischen Volkes hatte sich unversehrt erhalten. Es galt, die schlummernden Kräfte zu wecken, die Volkskraft zu heben und dem Wohl des Ganzen nutzbar zu machen. Diese Aufgabe erkannten die neuen Batgeber