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1. Landeskunde des Großherzogtums Oldenburg - S. 33

1918 - Breslau : Hirt
Bodengliederung und Besiedelung. — Die Marschen. 33 Die Marschen. Wer von der welligen, bewaldeten, an Feldsteinen reichen Geest in die Marsch hinabsteigt, glaubt in eine andere Welt versetzt zu sein. Das überaus fruchtbare, ebene, steinlose Land wird von schnurgeraden Blinker- straßen durchzogen. Wälder finden sich nicht; kleine Bestände, wie bei Ostiem im Jeverlande, kommen nicht in Frage. Von Busch- und Baum- beständen umgeben, liegen die Dörfer und die zahlreichen Einzelgehöfte weithin zerstreut zwischen Ackerland und Fettweiden. Als es noch keine Deiche gab, schützte sich die Bevölkerung durch künstliche Erdhügel, die aus dem Stteiboden aufgeschüttet waren und Wurten genannt werden. Manche alte Dörfer liegen auf solchen Erhöhungen. Die Einzelwurten sind noch zahlreich in Ieverland und Butjadingen vorhanden, aber nicht mehr bewohnt. Man unterscheidet Hunte-, Weser- und See- marschen. Der Boden der Marsch ist verschieden. In der Nähe der großen Randmoore liegt das Brokland (brok, brüchig, sumpfig) mit ge- ringer Kleischicht und minder fruchtbar. Darauf folgt die eigentliche Marsch nicht ohne Moorstrecken, wie zwischen Oldenbrok und Schweiburg; sie reicht bis zu den Außendeichen. Die Groden, in Ostfriesland Polder genannt» sind das neueingedeichte Land und das Land an der Außenseite der Deiche, das von höheren Fluten überströmt wird, aber für die Landwirtschaft ver- wendbar ist; denn der Andel (Seerispengras) ist ein gutes Viehfutter. Der Marschboden besteht aus dem bläulichen Klet, der im wesentlichen dem verwitterten Schiefer unseres Mittelgebirges entstammt. Der Knick ist eine harte, eisenhaltige und deshalb unfruchtbare Erde, die bisweilen nahe an der Oberfläche liegt. Hier bringt man durch das Wühlen die darunter- liegende fruchtbare, kalkhaltige Wühlerde, den Mergel, nach oben. Die Seemarschen haben den fruchtbareren Boden, aber auch den größeren Mangel an Süßwasser. Die Marschen liegen im allgemeinen nur 4,60 m, weniger oder etwas mehr, über der Fedderwarder Horizontale (Fh). Da nun das mittlere Niedrigwasser 1,30 über Fh (südlicher Jadebusen) eintritt und der Unter- schied zwischen Niedrig- und Hochwasser, der sogenannte Tidenhub, in der Regel etwa 3,40 m, bei Schillighörn 3,05 m, Wilhelmshaven 3,59 m, Fedderwardersiel 3,34 m, Bremerhaven 3,31 m beträgt, das Wasser also etwa 4,70 m erreicht, so wären die Marschgebiete zum größten Teil ohne die Deiche vor Überschwemmung durch das mittlere Hochwasser nicht gesichert. Höchste Sturmfluten, die das Doppelte, wie 1511, 1717, 1825, 1906, ja bis 8,80 in über Fh stiegen, würden alles Marschland und die niedrigeren Striche der Geest unter Wasser setzen, wenn der Deichring nicht schützte*. Die Deiche sind sehr kostspielige Wälle, zum Teil von bedeutender Höhe; wo die Gefahr am größten ist, steigt ihre Kappe über 10 m Fh. Während die Innenseite sich steiler aus der Marsch * Vgl. Krüger, W., Das Seegebiet Oldenburgs. Heimatkunde des Herzoa- tums Oldenburg I, S. 89. Rilthning, Landeskunde von Oldenburg. 4. Aufl. <Unv. Ndr.) Z

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1. Realienbuch - S. 22

1911 - Bielefeld [u.a.] : Velhagen & Klasing
Ii 22 Streifen von der Grenze Hollands bis zur Elbmündung. An den Mündungs- gebieten der Ems, Weser und Elbe liegen die Flußmarschen, an der Meeres- küste die See Marschen. Die Marschen sind da entstanden, wo das Wasser die Sinkstoffe, die es mit sich führte, absetzen mußte. Wenn die Flut in die Mün- dung der Ströme eindringt, so hemmt sie die Bewegung des Flußwassers, so daß dieses seine Sinkstoffe fallen läßt. Sobald der so abgesetzte, schlickartige Boden so hoch ist, daß ihn die gewöhnliche Flut nicht mehr erreicht, schützt man ihn durch einen Damm oder Deich gegen die Flut. Die eingedeichten Stücke werden Polder oder Köge genannt. — Die Meeresmarschen sind vom Meere hinter dem jetzt in Inseln zerstückelten ehemaligen Dünenzuge aufgeschlickt worden. Hohe und breite Dämme (Deiche) schützen das niedrig gelegene Marschland gegen die Flut (Abb. S. 3). Die von der höher gelegenen Geest kommenden Bäch- lein und Flüsse, sowie die Regen- und Schneemassen würden im Lauf der Jahre das niedrige Marschland in ein ödes Sumpfgebiet verwandeln, wenn man nicht in die Deiche Durchlässe „die Schleusen" gebrochen hätte. Mächtige (10 m hohe), aus Eichenbohlen bestehende Torflügel, die sich durch den Druck der hinter ihnen angesammelten Wassermengen zur Zeit der Ebbe nach dem Meere öffnen und von der kommenden Flut von selbst geschlossen werden, bilden den Verschluß. Der dicke, fette Schlammboden der Marsch ist von einer schier unerschöpf- lichen Fruchtbarkeit. Roggen und Weizen bringt sechzigfältige Frucht. Die saftstrotzenden Weiden, durch Gräben abgetrennt, begünstigen die Viehzucht. Auf den Emsmarschen Ostfrieslands weiden über 100000 schwere bunte Kühe; hier und namentlich auf den oldenburgischen und Elbmarschen tummeln sich feurige, vielbegehrte Pferde. Die fruchtbaren Elb Marschen, besonders das alte Land, sind das nördlichste Obstland Europas. Die durch den Kampf mit dem Meer an Ausdauer und Geduld, an ein Handeln ohne viel Worte gewöhnten Marschbewohner erfreuen sich eines gediegenen Wohlstandes. Die stattlichen Wohnungen liegen auf den Meermarschen am Rande der Geest, in den Flußmarschen auf kleinen Erhöhungen, den Wurten. Auf der größten aller Wurten erhebt sich am Endpunkt des Dortmuud-Ems-Kanals und des Ems-Jade Kanals das Handel und Schiffahrt treibende Srnclen (24 T.), südlich davon liegt Leer. An einer Verengerung des Jadebusens, rings von Oldenburger Gebiet umschlossen, ist in der Nähe des 2. Kriegshafens der deutschen Flotte die Stadt Milbelnis- kaven entstanden. Zu beiden Seiten des Weserstroms liegt die freie Reichsstadt Vrenien (246 T.), nächst Hamburg die größte Seehandelsstadt Deutschlands. Früher konnten die größeren Seeschiffe nnr bis zu dem Vorhafen Bremerhaven, der mit Geestemünde gleich- sam einen einzigen Hafen bildet, gelangen. Seitdem aber das Fahrwasser der Weser vertieft worden ist, nimmt der Schiffsverkehr von Jahr zu Jahr bedeutend zu. Für Tabak ist Bremen der erste Handelsplatz der Erde. Daneben werden aber auch große Mengen von Petroleum und Baumwolle aus Amerika eingeführt. — Vor dem prächtigen Rathanse in Bremen erblickt man eine große steinerne Rolandsäule. In den Räumen des berühmten Ratskellers lagert in der „Rose", einer Abteilung des Kellers, der älteste Rheinwein, den man hat. Das älteste Faß stammt von 1624. 2. I)eicle (Geest) und flßoore. An den fruchtbaren Marschstreifen der Küste und Flußmündungen lehnen sich öde Heide- und sumpfige Moorgegenden. Die Sandflüchen der Heide bedeckt auf weite Strecken das genügsame Heidekraut, der düstere Wacholder, das Gestrüpp der Stechpalmen und nach der Elbe zu der gelbblühende Ginster. Hin und wieder findet man in der Geest auch frucht-

2. Realienbuch - S. 22

1912 - Bielefeld [u.a.] : Velhagen & Klasing
Ii 22 Streifen von der Grenze Hollands bis zur Elbmündung. An den Mündungs- gebieten der Ems, Weser und Elbe liegen die Flußmarschen, an der Meeres- küste die See Marschen. Die Marschen sind da entstanden, wo das Wasser die Sinkstoffe, die es mit sich führte, absetzen mußte. Wenn die Flut in die Mün- dung der Ströme eindringt, so hemmt sie die Bewegung des Flußwassers, so daß dieses seine Sinkstoffe fallen läßt. Sobald der so abgesetzte, schlickartige Boden so hoch ist, daß ihn die gewöhnliche Flut nicht mehr erreicht, schützt man ihn durch einen Damm oder Deich gegen die Flut. Die eingedeichten Stücke werden Polder oder Köge genannt. — Die Meeresmarschen sind vom Meere hinter dem jetzt in Inseln zerstückelten ehemaligen Dünenzuge aufgeschlickt worden. Hohe und breite Dämme (Deiche) schützen das niedrig gelegene Marschland gegen die Flut (Abb. S. 3). Die von der höher gelegenen Geest kommenden Bäch- lein und Flüsse, sowie die Regen- und Schneemassen würden im Lauf der Jahre das niedrige Marschland in ein ödes Sumpfgcbiet verwandeln, wenn man nicht in die Deiche Durchlässe „die Schleusen" gebrochen hätte. Mächtige (10 m hohe), aus Eichenbohlen bestehende Torstügel, die sich durch den Druck der hinter ihnen angesammelten Wassermengen zur Zeit der Ebbe nach dem Meere öffnen und von der kommenden Flut von selbst geschlossen werden, bilden den Verschluß. Der dicke, fette Schlammboden der Marsch ist von einer schier unerschöpf- lichen Fruchtbarkeit. Roggen und Weizen bringt sechzigfältige Frucht. Die saftstrotzenden Weiden, durch Gräben abgetrennt, begünstigen die Viehzucht. Auf den Emsmarschen Ostfrieslands weiden über 100000 schwere bunte Kühe; hier und namentlich aus den oldenburgischen und Elbmarschen tummeln sich feurige, viclbegehrte Pferde. Die fruchtbaren Elbmarschen, besonders das alte Land, sind das nördlichste Obstland Europas. Die durch den Kampf mit dem Meer an Ausdauer und Geduld, an ein Handeln ohne viel Worte gewöhnten Marschbewohner erfreuen sich eines gediegenen Wohlstandes. Die stattlichen Wohnungen liegen auf den Meermarschen am Rande der Geest, in den Flußmarschen auf kleinen Erhöhungen, den Wurten. Auf der größten aller Wurten erhebt sich am Endpunkt des Dortmund-Ems-Kanals und des Ems-Jade-Kanals das Handel und Schiffahrt treibende Snickeri (24 T.), südlich davon liegt Leer. An einer Verengerung des Jadebusens, rings von Oldenburger Gebiet umschlossen, ist in der Nähe des 2. Kriegshasens der deutschen Flotte die Stadt Milkelrns- bnvsn entstanden. Zu beiden Seiten des Weserstroms liegt die freie Reichsstadt lsrenieu (246 T.), nächst Hamburg die größte Seehandelsstadt Deutschlands. Früher konnten die größeren Seeschiffe nur bis zu dem Vorhafen Bremerhaven, der mit Geestemünde gleich- sam einen einzigen Hasen bildet, gelangen. Seitdem aber das Fahrwasser der Weser vertieft worden ist, nimmt der Schiffsverkehr von Jahr zu Jahr bedeutend zu. Für Tabak ist Bremen der erste Handelsplatz der Erde. Daneben werden aber auch große Mengen von Petroleum und Baumwolle aus Amerika eingeführt. — Vor dem prächtigen Rathause in Bremen erblickt man eine große steinerne Rolandsäule. In den Räumen des berühmten Ratskellers lagert in der „Rose", einer Abteilung des Kellers, der älteste Rheinwein, den man hat. Das älteste Faß stammt von 1624. 2. !)eicle (Geest) unä Woore. An den fruchtbaren Marschstreifen der Küste und Flußmündungen lehnen sich öde Heide- und sumpfige Moorgegenden. Die Sandstächen der Heide bedeckt auf weite Strecken das genügsame Heidekraut, der düstere Wacholder, das Gestrüpp der Stechpalmen und nach der Elbe zu der gelbblühende Ginster. Hin und wieder stndet man in der Geest auch frucht--

3. Badisches Realienbuch - S. 88

1914 - Bielefeld [u.a.] : Velhagen & Klasing
Ii von der Grenze Hollands bis zur Elbmündung. An den Mündungsgebieten der Ems, Weser und Elbe liegen die Flußmarschen, an der Meeresküste die See- marschen. Die Marschen sind da entstanden, wo das Wasser die Sinkstoffe, die es mit sich führte, absetzen mußte. Wenn die Flut in die Mündung der Ströme ein- dringt, so hemmt sie die Bewegung des Flußwassers, so daß dieses seine Sinkstoffe fallen läßt. Sobald der so abgesetzte, schlickartige Boden so hoch ist, daß ihn die ge- wöhnliche Flut nicht mehr erreicht, schützt man ihn durch einen Damm oder Deich gegen die Flut. Die eingedeichten Stücke werden Polder oder Köge genannt. — Die Meeresmarschen sind vom Meere hinter dem jetzt in Inseln zerstückelten ehe- maligen Dünenzuge aufgebaut worden. Hohe und breite Dämme (Deiche) schützen das niedrig gelegene Marschland gegen die Flut (Abb. S. 59). Die von der höher gelegenen Geest kommenden Bäch- lein und Flüsse, sowie die Regen- und Schneemassen würden im Lauf der Jahre das niedrige Marschland in ein ödes Sumpfgebiet verwandeln, wenn man nicht in die Deiche Durchlässe „die Schleusen" gebrochen hätte. Mächtige (10 m hohe), aus Eichbohlen bestehende Torflügel, die sich durch den Druck der hinter ihnen an- gesammelten Wassermengen zur Zeit der Ebbe nach dem Meere öffnen und von der kommenden Flut von selbst geschlossen werden, bilden den Verschluß. Der dicke, fette Schlammboden der Marsch ist von einer schier unerschöpf- lichen Fruchtbarkeit. Roggen und Weizen bringt sechzigfältige Frucht. Die saftstrotzenden Weiden, durch Gräben abgetrennt, begünstigen die Viehzucht. Auf den Emsmarschen Ostfrieslands weiden über 100 000 schwere bunte Kühe; hier und namentlich auf den oldenburgischen und Elbmarschen tummeln sich feurige, vielbegehrte Pferde. Die fruchtbaren Elbmarschen, besonders das alte Land, sind das nördlichste Obstland Europas. Die durch den Kampf mit dem Meer an Ausdauer und Geduld, an ein Handeln ohne viel Worte gewöhnten Marschbewohner erfreuen sich eines gediegenen Wohl- standes. Die stattlichen Wohnungen liegen auf den Meermarschen am Rande der Geest, in den Flußmarschen auf kleinen Erhöhungen, den Wurten. Auf der größten aller Wurten erhebt sich am Endpunkt des Dortmund-Ems-Kanals und des Ems-Jade-Kanals das Handel und Schiffahrt tretende Emden (25 T.), südlich davon liegt Leer. An einer Verengerung des Jadebusens, rings von Oldenburger Gebiet umschlossen, ist in der Nähe des 2. Kriegshafens der deutschen Flotte die Stadt Wilhelms- haven entstanden. Zu beiden Seiten des Weserstroms liegt die freie Reichsstadt Bremen (250 T.), nächst Hamburg die größte Seehandelsstadt Deutschlands. Früher konnten die größeren Seeschiffe nur bis zu dem Vorhafen Bremerhaven, der mit Geestemünde gleichsam einen einzigen Hafen bildet, gelangen. Seitdem aber das Fahrwasser der Weser vertieft worden ist, nimmt der Schiffsverkehr von Jahr zu Jahr bedeutend zu. Für Tabak ist Bremen der erste Handelsplatz der Erde. Daneben werden aber auch große Mengen von Petroleum und Baumwolle aus Amerika eingeführt. — Vor dem prächtigen Rathause in Bremen erblickt man eine große steinerne Rolandsäule. In den Räunren des berühmten Ratskellers lagert in der „Rose", einer Abteilung des Kellers, der älteste Rheinwein, den man hat. Das älteste Faß stammt von 1624. 2. Heide (Geest) und Moore. An den fruchtbaren Marschstreifen der Küste und der Flußmündungen lehnen sich öde Heide- und sumpfige Moorgegenden. Die Sandflächen der Heide bedeckt auf weite Strecken das genügsame Heidekraut, der düstere Wacholder, das Gestrüpp der Stechpalmen und nach der Elbe zu der gelbblühende Ginster. Hin und wieder findet man in der Geest auch frucht-

4. Realienbuch - S. 22

1918 - Bielefeld [u.a.] : Velhagen & Klasing
Ii 22 Streifen von der Grenze Hollands bis zur Elbmündung. An den Mündungs- gebieten der Ems, Weser und Elbe liegen die Fluß morschen, an der Meeres- küste die See morschen. Die Marschen sind da entstanden, wo das Wasser die Sinkstvste, die es mit sich führte, absetzen mußte. Wenn die Flut in die Mün- dung der Ströme eindringt, so hemmt sie die Bewegung des Flußwassers, so daß dieses seine Sinkstosfe fallen läßt. Sobald der so abgesetzte, schlickartige Boden so hoch ist, daß ihn die gewöhnliche Flut nicht mehr erreicht, schützt man ihn durch einen Damm oder Deich gegen die Flut. Die eingedeichten Stücke werden Polder oder Köge genannt. — Die Meeresmarschen sind vom Meere hinter dem jetzt in Inseln zerstückelten ehemaligen Dünenzuge aufgeschlickt worden. Hohe und breite Dämme (Deiche) schützen das niedrig gelegene Marschland gegen die Flut (Abb. S. 3). Tie von der höher gelegenen Geest kommenden Bäch- lein und Flüsse, sowie die Regen- und Schneemassen würden im Lauf der Jahre das niedrige Marschland in ein ödes Sumpfgebiet verwandeln, wenn man nicht in die Deiche Durchlässe „die Schleusen" gebrochen hätte. Mächtige (10 m hohe), aus Eichenbohlen bestehende Torstügel, die sich durch den Druck der hinter ihnen angesammelten Wassermengen zur Zeit der Ebbe nach dem Meere öffnen und von der kommenden Flut von selbst geschlossen werden, bilden den Verschluß. Der dicke, fette Schlammboden der Marsch ist von einer schier unerschöpf- lichen Fruchtbarkeit. Roggen und Weizen bringt sechzigfältige Frucht. Die saftstrotzenden Weiden, durch Gräben abgetrennt, begünstigen die Viehzucht. Auf den Emsmarschen Ostfrieslands weiden über 100000 schwere bunte Kühe; hier und namentlich auf den oldenburgischen und Elbmarschen, tummeln sich feurige, vielbegehrte Pferde. Die fruchtbaren Elbmarschen, besonders das alte Land, sind das nördlichste Obstlaud Europas. Die durch den Kampf mit dem Meer an Ausdauer und Geduld, an ein Handeln ohne viel Worte gewöhnten Marschbewohner erfreuen sich eines gediegenen Wohlstandes. Die stattlichen Wohnungen liegen auf den Meermarschen am Rande der Geest, in den Flußmarschen auf kleinen Erhöhungen, den Wurten. Auf der größten aller Wurten erhebt sich am Endpunkt des Dortmund-Ems-Kanals und des Eins Jade-Kanals das Handel und Schiffahrt treibende Erncken (24 T.), südlich davon liegt Leer. An einer Verengerung des Jadebusens, rings von Oldenburger Gebiet umschlossen, ist in der Nähe des 2. Kriegshafens der deutschen Flotte die Stadt Wilbelnis- bsven entstanden. Zu beiden Seiten des Weserstroms liegt die freie Reichsstadt Kremen (246 T.), nächst Hamburg die größte Seehandelsstadt Deutschlands. Früher konnten die größeren Seeschiffe nur bis zu dem Vorhafen Bremerhaven, der mit Geestemünde gleich- sam einen einzigen Hafen bildet, gelangen. Seitdem aber das Fahrwasser in der Weser vertieft worden ist, nimmt der Schiffsverkehr nach Bremen von Jahr zu Jahr bedeutend zu. Für Tabak ist Bremen der erste Handelsplatz der Erde. Daneben werden aber auch große Mengen von Petroleum und Baumwolle aus Amerika eingeführt. — Vor dem prächtigen Rathause in Bremen erblickt man eine große Rolandsäule. In den Räumen des berühmten Ratskellers lagert in der „Rose", einer Abteilung des Kellers, der älteste Rheinwein, den man hat. Das älteste Faß stammt von 1624. 2. Heide (Geest) und Moore. An den fruchtbaren Marschstreifen der Küste und Flußmündungen lehnen sich öde Heide- und sumpfige Moorgegenden. Die Sandflächen der Heide bedeckt auf weite Strecken das genügsame Heidekraut, der düstere Wacholder, das Gestrüpp der Stechpalmen und nach der Elbe zu der gelbblühende Ginster. Hin und wieder findet man in der Geest auch frucht-

5. Erdkunde in anschaulich-ausführlicher Bearbeitung - S. 35

1893 - Bielefeld : Velhagen & Klasing
daß der junge Mann, der sein Schisierexamen bestanden hat, sich ein Schiff kaufen kann. Der Verdienst wird unter die Partenbesitzer verteilt. Nach Wustrow allein gehören ungefähr 90 Schiffe. 2. Das Binnenland wird von dem baltischen Landrücken durchzogen. In der muldenförmigen Einfenkung desselben liegen 4—500 größere und kleinere Seen, von denen der Landrücken den Namen mecklenburgische Seenplatte erhalten hat. Die meist von lieblich bewaldeten Höhen umgebenen Seen sind durch zahlreiche Kanäle und schiffbare Flüsse verbunden und machen daher einen regen Verkehr mit kleinen Fahrzeugen möglich. Da die Seen sehr fischreich sind, so begünstigen sie auch den Fischfang. An dem prachtvollen Schweriner See liegt Schwerin (35t.v die Hauptstadt von Mecklen- burg-Schwerin. Südlich davon findet sich das Dorf Wöbbelin mit Th. Körners Grab. Im südöstlichen Teile der Seenplatte liegt Nen-Strelitz (10 T.), die Hauptstadt von Mecklenburg-Strelitz. (Nicht weit davon das Schloß Hohenzieritz, wo die Königin Luise 1810 starb. Gesch. S. 83.) — Der Südabhang des Landrückens nach der Elbe zu hat große Moor- und Sandstrecken. In einer solchen unfruchtbaren Gegend liegt Parchim, der Geburtsort Moltkes. Auch Ludwigslust, die 2. Residenz des Großherzogs von M.-Schw., findet sich hier im Süden, jedoch inmitten einer reizenden Oase der Sandgegend. Der übrige Teil des Binnenlandes ist meist recht fruchtbar, namentlich der Nord- abhang des Landrückens. Das feuchtmilde Klima ist dem Pflanzenwuchfe außerordentlich günstig, und da auch der leichtere Sandboden vielfach mit Thon vermischt ist, so finden wir in Mecklenburg anmutige Eichenwälder, blühende Ackerfluren und saftige Wiesen. Letztere haben durch ihren Grasreichtum aber auch eine bedeutende Schaf- und Rindviehzucht hervorgerufen. Zur Bearbeitung des stellenweise sehr fetten Ackers sind sehr kräftige Pferde erforderlich. Daher sieht man hier überall vor dem Pfluge und der Egge die dicken und plumpen Mecklenburger Pferde, deren Stärke weit und breit bekannt ist. (Bergl. Brandenburg!) 8. Die Bewohner Mecklenburgs — ein biederer, derber Menschenschlag — haben meistens ihr gutes Auskommen. Wirkliches Bettelvolk trifft man selten. Dennoch wandern jährlich viele Mecklenburger nach Amerika aus, da fast aller Grund und Boden dem Landesherrn und den zahlreichen Rittergutsbesitzern gehört, kleine Bauern- güter aber nur in geringerer Zahl vorhanden sind. b. Das Großherzogtum Oldenburg. (1/g v. Brand. — 300 T.) 1. Dasselbe besteht aus 3 Teilen: 1) aus dem Hauptlande Oldenburg an der Weser mit der Hauptstadt Oldenburg (20 T.); 2) aus dem Fürstentum Lübeck in der Nähe von Lübeck; 3) aus dem Fürstentum Birkenfeld an der Nahe. 2. Das Hauptland hat im Norden sowie am Ufer der Weser sehr fruchtbares Marschland. (S. 4.) Der Süden dagegen enthält höher gelegenes Geestland. Dieses bildete ehedem die Küste des Meeres und besteht vielfach aus magerem Sandboden. In den Niederungen der Geest und auf der Grenze zwischen Geest und Marsch finden sich ausgedehnte Torfmoore, welche den Bewohnern der holzarmen Marsch das Brenn- material liefern. An die sandige Geest, die jedoch stellenweise auch fruchtbares Acker- land und sogar urwaldähnliche Laubwaldungen aufzuweisen hat, legte sich nach und nach das fruchtbare Marschland an. Dasselbe ist vielfach mit schnurgeraden Gräben durchzogen, welche das von der Geest herabströmende Wasser dem Meere zuführen. Damit das Wasser aus dem Binnenlande ins Meer gelangen kann, sind an ver- schiedenen Orten sogenannte „Siele" (Schleusen) angelegt. Eine solche Schleuse be- steht aus einem durch den Deich führenden Kanal und einer Thür. Letztere ist so angebracht, daß sie sich nur nach dem Meere hin öffnen kann. Kommt nun die Flut, so drückt sie gegen die Thür und verschließt sich so selbst den Ausgang. Sobald aber

6. Anschaulich-ausführliches Realienbuch - S. 111

1895 - Bielefeld [u.a.] : Velhagen & Klasing
111 5. Unter dem Oberpräsidium der Rheinprovinz stehen auch die hohenzollern- schen Lande, die seit 1849 zu Preußen gehören. 2. Vre norddeutschen Mslenslaaten. a. Die Großherzogtümer Mecklenburg-Schwerin und Mecklenburg-Ltrelitz. (Nicht ganz V> v. Brand. — fast 700 T.) 1. Das Küstenland mit dem Fischlande. Das Küstenland hat neben fruchtbarem Marschlande auch vielen sandigen Boden. Die Nähe des Meeres weist daher die Küstenbewohner vorzugsweise auf Schiffahrt und Seehandel hin. Die wichtigsten Seehandelsstädte sind Wismar und Rostock. In Rostock wurde Blücher geboren. Ein Standbild, das ihm zu Ehren errichtet worden ist, trägt die Inschrift: „Im Harren und Krieg, im Sturz und Sieg bewußt und groß, so riß er uns vom Feinde los". Die meisten Schiffer liefert verhältnismäßig das „Fischland", eine Landenge, die etwa 100—2000 m breit ist und nur 5 Dörfer enthält. 2. Das Binnenland wird von dem baltischen Landrücken durchzogen. In der muldenförmigen Einsenkung desselben liegen 4—500 größere und kleinere Seen, von denen der Landrücken den Namen mecklenburgische Seenplatte erhalten hat. Die meist von lieblich bewaldeten Höhen umgebenen Seen sind durch zahlreiche Kanäle und schiffbare Flüsse verbunden und machen daher einen regen Verkehr mit kleinen Fahrzeugen möglich. Da die Seen sehr fischreich sind, so begünstigen sie auch den Fischfang. An dem prachtvollen Schweriner See liegt Schwerin (33 T.), die Hauptstadt von Mecklenburg-Schwerin. Südlich davon findet sich das Dorf Wöbbelin mit Th. Körners Grab. Im südöstlichen Teile der Seenplatte liegt Neu-Strelitz (10 T.), die Hauptstadt von Mecklenburg-Strelitz. (Nicht weit davon das Schloß Hohenzieritz, wo die Königin Luise 1810 starb. Gesch. S. 64.) — Der Südabhang des Landrückens nach der Elbe zu hat große Moor- und Sandstrecken. In einer solchen unfruchtbaren Gegend liegt Parchim, der Geburtsort Moltkes. Auch Ludwigslust, die 2. Residenz des Großherzogs von M.-Schw., findet sich hier im Süden, jedoch in- mitten einer reizenden Oase der Sandgegend. Der übrigeteil des Binnenlandes ist meist recht fruchtbar, namentlich der Nord- abhang des Landrückens. Das feuchtmilde Klima ist dempflanzenwuchse außerordent- lich günstig, und da auch der leichtere Sandboden vielfach mit Thon vermischt ist, so finden wir in Mecklenburg anmutige Eichenwälder, blühende Ackerfluren und saftige Wiesen. Letztere haben durch ihren Grasreichtum aber auch eine bedeutende Schas- und Rindviehzucht hervorgerufen. Fast aller Grund und Boden im Lande gehört den zahlreichen Rittergutsbesitzern; daher sind kleine Bauerngüter nur in geringer Zahl vorhanden. d. Das Großherzogtum Oldenburg. (i/6 v. Brand. — 300 T.) 1. Dasselbe besteht aus 3 Teilen: 1) aus dem Hauptlande Oldenburg ander Weser mit der Hauptstadt Oldenburg; 2) aus dem Fürstentum Lübeck in der Nähe von Lübeck; 3) aus dem Fürstentum Birkeufeld an der Nahe. 2. Das Hauptland hat im Norden sowie am Ufer der Weser sehr fruchtbares Marschland. (S. 87.) Der Süden dagegen enthält höher gelegenes Geestland. In den Niederungen der Geest und auf der Grenze zwischen Geest und Marsch finden sich ausgedehnte Torfmoore, welche den Bewohnern der holzarmen Marsch den Brenn- stoff liefern. An die sandige Geest legte sich nach und nach das fruchtbare Marsch- land an. Dasselbe ist vielfach mit schnurgeraden Gräben durchzogen, welche das von der Geest herabströmende Wasser dem Meere zuführen.

7. Deutschland, Grundzüge der Handelsgeographie, Verkehrswege, Allgemeine Erdkunde, Mathematische Erdkunde - S. 73

1911 - Breslau : Hirt
E. Norddeutsches Flachland. 73 Norderney) und vor Schleswig-Holstein die Nordfriesischen Inseln. Deren größte, Sylt, besitzt das längste Stück des alten Dünensaumes (Buntbild). Zu den Nordfriesischen Inseln gehören die kleinen und niedrigen Halligen, die oft von Sturmfluten heimgesucht werden. Die Regierung schützt die bedrohten Inseln durch Dämme, die unter großen Kosten errichtet werden (Bild 51). Da- durch wird aber auch die Neubildung von sehr wertvollen Marschen wesentlich beschleunigt. Den seichten Meeresboden zwischen den Inseln und dem Festlande bilden die Watten. Zur Ebbezeit sind sie oft ganz ohne Wasserbedeckung, und es können dann sogar Fuhrwerke zwischen dem Festlande und denjnseln verkehren. Da, wo die Flüsse langsam durch die Küstenebene ziehen, lassen sie den Schlamm zu Boden fallen, den sie aus dem Berglande niit sich führen, und 50. Geest und Marsch an der Niederelbe. Vor den sandigen Harburger Höhen des Hintergrundes fließt die eingedeichte Elbe. Zwischen ihnen und der ebenfalls vom abtauenden Gletscher der Eiszeit größten- teils aus Sand und Steinen aufgeschütteten Geestwelle des Vordergrundes hat der Strom einst das ganze Gebiet mit seinen Wassern erfüllt und ein Gemisch von feinen Ton- und Sandteilen als Schlamm abge- setzt. So entstand hier der fruchtbare Marschboden, der eben wie eine Tischfläche ist. Die Bauernhäuser sind stets an den Rand der Geest gebaut, die gutes Trinkwasser bietet. dieser bildet dann mit dem Schlick des Meeres das Marschland, das sich zwischen Elbe und Ems am weitesten ausdehnt (Bild 50). Hier liegen über 2000 qkm solchen Bodens, der täglich vom Meere überspült werden würde, wenn er nicht künstlich geschützt wäre. Ist die Marsch über den mittleren Spiegel des Meeres und der Flüsse hinausgewachsen, so wird sie durch Deiche gegen das Meer abgeschlossen. Das sind bis 10 m hohe Erdwälle mit steiler Innen- und schräger Außenseite. Die Binnengewässer werden mittels Schleusen, Liele genannt, durch die Deiche geleitet. Neu eingedeichte Landstrecken heißen Polder; sie erinnern durch ihre Fruchtbarkeit an den Boden Ägyptens. Der säum der Nordseeküste von Holland bis Schleswig gehört den Marschen an.

8. Landeskunde des Großherzogtums Oldenburg - S. 34

1918 - Breslau : Hirt
34 Das Herzogtum Oldenburg. erhebt, jedoch noch in solchem Böschungswinkel, daß sich zum Schutz gegen Abspülung durch überschlagendes Wasser ein Graswuchs entwickelt, fällt die durch Schlengen und Steinböschungen meist von Klinkern, wie am Butjadinger Seedeich von Langwarden herum bis Stollhamm, geschützte Außenseite allmählich zum Meere ab, um die Gewalt der Wogen zu brechen. Nach dem Grundsatze: kein Deich ohne Land und kein Land ohne Deich, ist jeder Marschenhof zu Beiträgen für die Bedeichung verpflichtet. Solche Gebiete, die nach Beseitigung der Deiche gleicher Gefahr der Über- schwemmung ausgesetzt wären, sind zu einem Deichband verbunden. Durch solche Wasserbaugenossenschaften werden die Deiche auf gemeinschaftliche Kosten unter staatlicher Leitung unterhalten. Die vier Deich bände sind voneinander unabhängig und haben nur für ihre Deiche zu sorgen. Es sind folgende: I. Wüstenland und Stedingen mit den Deichen am rechten Hunteufer und an der Weser hinauf bis zur Geest von Hasbergen; Ii. Ohm- steder Feld und Bornhorst links von der Hunte, Moorriem und Stadland die Weser abwärts, ganz Butjadingen herum mit Seefeld, Schweiburg, Schwei an der Jade entlang bis zum alten Moordeich bei der Geest von Dangast; Iii. von Dangast um den Iadebusen herum ganz Jeverland bis zur Goldenen Linie. Die Bedeichung des Kriegshafengebietes von Marien- siel bis Wilhelmshaven, etwa 3 km, hat das Reich zu besorgen; Iv. Land Würden am rechten Weserufer, getrennt von den anderen. Man unterscheidet Haupt- oder Schaudeiche, die auch gegen die höchsten Winterfluten schützen, von den schwächeren Sommerdeichen. Wird ein Groden eingedeicht, so erhält er erst einen Sommerdeich vor dem Schaudeich. Wird der Sommerdeich zum Hauptdeich, so wird der bisherige Hauptdeich überflüssig, er wird zum Schlafdeich, allmählich abgetragen und als Landstraße benutzt oder auch wohl abgeziegelt. Weil das Marschland so tief liegt, so müssen für die Entwässerung be- sondere Vorkehrungen getroffen werden. Die von der Geest kommenden Zuflüsse mit dem Niederschlagswasser der Marschen werden durch Siele hinausgeführt. Dies sind feste Torbauten in den Deichen mit einer schweren Doppelflügeltür im Anßenvorsiel, die zur Ebbezeit durch das abfließende Binnenwasser geöffnet, von dem Hochwasser aber mit heftigem Anprall zugeschlagen wird. Im Deich unter der Kappe, im Hauptsiel, liegt ein zweiter Reserveverschluß, die sogenannten Sturmtüren. Im Jnnenvorsiel ist ein drittes Doppeltor angebracht, welches geschlossen werden kann, wenn man in trockenen Zeiten das süße Binnenwasser behalten will. Die Siele haben also vor allem den Zweck der Entwässerung; aber in den Marschen, die höher hinauf an der Weser und Hunte liegen, dienen sie auch dazu, das süße Flutwasser der Flüsse einzulassen und festzuhalten. Es sind zum Teil sehr kostspielige Bauten, der Horumer Siel hat rund 77000 Mark gekostet. Weser und Hunte sind die Lebensquellen der Marschen, ihr Wasser- stand bedingt Schiffahrt und Handel. Die Weser berührt von der Mündung der Ochtum an oldenburgisches Gebiet, und die meisten Platen oder Sande, so der Harrier Sand gegenüber von Brake, die Strohauser, die Dedesdorfer, die Luneplate sind oldenburgisch. Elsfleth, Brake, Norden- ham sind unsere Häfen, alle links von der Weser; rechts liegen an der Mündung,

9. Bilder von den deutschen Nordseeküsten und aus dem westlichen Tiefland - S. 218

1885 - Leipzig : Spamer
218 Die schleswigsche Westküste. Der Kamm desselben enthält durchweg nicht die höchsten Punkte des Landes; diese liegen meist östlich vom eigentlichen Landrücken. Der leichte, sandige Boden, öfters von Torfmooren unterbrochen, ist, soweit er nicht durch Bearbeitung fruchtbar gemacht worden, nur mit Heide bewachsen; an manchen Stellen kommt selbst die Heide nicht mehr fort, und obgleich ein großer Teil des mittleren Landstrichs durch den Fleiß der Bewohner für den Kornbau gewonnen ist, liegen doch noch große Strecken wüste. Im nördlichsten Teil von Schleswig treten außerdem auf der Westseite des Landrückens verschiedene Höhenzüge auf, die im allgemeinen von Ost nach West streichen und ungeachtet ihres zum Teil losen Zusammenhanges mit dem Landrücken gewissermaßen doch als Seiten- arme desselben aufgefaßt werden können; sie bilden durchweg Wasserscheiden zwischen den Gebieten der nach Westen strömenden Flüsse. Ein solcher Höhenzug findet sich z. B. östlich vom Kirchdorfe Scherrebek, der im Gassehoi eine Höhe von 52 m erreicht; ein andrer streicht längs des Nordufers der Grönau in der Richtung nach Tondern und erreicht südlich vom Dorfe Jeifing eine beträcht- liche Höhe; auf einem dritten südlich vom Gebiet der Widau, der von Walsbüll bis Humtrup streicht, liegen die Kirchdörfer Medelbye, Laderlund, Süder-Lügum. Allmählich senkt sich der Höhenrücken nach Westen hin und stößt hier an den westlichen Landstrich, welcher den flachsten und niedrigsten Teil des Landes bildet und zum größten Teil aus Marsch besteht. Die westliche Abdachung selbst unterscheidet sich wesentlich von der östlichen durch größere Einförmigkeit und geringere Fruchtbarkeit. Neben langgestreckten Höhenzügen gibt es auch hier meilenweite Ebenen mit Sandboden, auch sumpfige Strecken von großer Ausdehnung. Ein großer Teil war früher mit Heidekraut bewachsen; gegen- wärtig find weite Strecken Heidelandes urbar gemacht, und namentlich dort, wo Mergel zu erreichen ist, besitzt man jetzt einen Boden, der neben der Kartoffel auch Roggen, Hafer und Buchweizen trägt. Das Marschland erstreckt sich fast ununterbrochen längs der Westseite des Landes. Von der Schottburger oder Königsau bis zu dem zu Jütland gehörenden Kirchdorfe Ballum bildet es jedoch nur einen schmalen, häufig von Geest unter- brochenen Streifen Landes, während es südwärts von Ballum bis zum Dorfe Hoyer durch die Geest ersetzt wird. Erst von Hoyer an beginnt eigentlich die schleswigsche Marsch, wird aber im Amte Husum, in der Gegend von Schobüll durch eine Strecke hoher Geestküste unterbrochen und zieht sich dann ohne Unter- brechung bis zur Eider und südlich von dieser bis Wedel fort. Sie bildet eine vollkommen ebene, äußerst fruchtbare Fläche, die in Schleswig namentlich zur Viehzucht, besonders zum „Fettgrasen" der Ochsen benutzt wird, während man im Holsteinischen zum Teil Raps, Hafer und Hülsenfrüchte auf ihr baut. Der niedrigen Lage wegen ist die ganze 315 lim betragende schleswig- holsteinsche Westküste gegen die Fluten des Meeres durch mächtige Deiche ge- schützt, deren Aufführung und Erhaltung bedeutende Summen kosten, welche die anteiligen Gutsbesitzer je nach Verhältnis aufzubringen haben (für Schleswig bestehen drei, für Holstein sechs größere Deichverbände). Die höchsten derselben haben eine Höhe von 6 m über der gewöhnlichen Fluthöhe. Oben sind sie 4—7 m breit und laufen nach außen sehr schräg zu, damit sie besser der Ge- walt der Wogen widerstehen können, während sie nach innen ziemlich steil ab- fallen. An der Außenseite find sie an vielen Stellen mit Faschinen bekleidet. —

10. Das Deutsche Reich - S. 122

1907 - Trier : Stephanus
— 122 — bare Gegend ist die südöstlich von Kiel gelegene sog. Holsteinische Schweiz. Von den Seen derselben sind die von Plön und Eutin zu nennen. An jenem liegt das gleichnamige Städtchen mit einer Ka- dettenanstalt. Durch die Mitte des Landes zieht sich ein hochgelegener, stellen- weise flacher Landrücken hin, welcher an die Lüneburger Heide erinnert und die Hohe Geest genannt wird. Sein Boden besteht vorwiegend aus Sand und Moor. Der Moorboden liefert Torf, was der Land- schast sehr zu statten kommt, da an Holz Mangel herrscht. Manche Teile der Hohen Geest machen einen traurigen Eindruck. Nur kleine Dörfer, ärmliche Bewohner und mageres Vieh sind da zu sehen. Wo indes ein Bach durch die Ebene fließt, zeigt sich ein freundlicheres Bild. Wiesen begleiten seinen Lauf, und diesen schließen sich beackerte Felder an, zwischen denen einzelne Gehöfte liegen. Nur wenige und dabei schlechte Wege führen durch die Geest. Gar oft wird der Wanderer, der auf ihnen daherschreitet, durch hohe Sandwehen aufgehalten, die der heftige und kalte Nordwestwiud aus dem feinen Flugsande der Heide aufgebaut hat. Dieser scharfe Wind ist auch des Landmanns größter Feind, indem er fast unaufhörlich von der Nordsee her über die magern Wiesen und Felder fegt. Er füllt die Luft mit stiebendem Sande und trägt die dünne Krume von dem Getreideacker sort, bedeckt die Weidefläche mit Flugsand und dringt durch die Ritzen in die Wohnungen der Menschen ein. Dennoch läßt die menschliche Kraft auch hier nicht nach, durch Bewässerung und Bepflanzung, durch Be- bauung und Umzäunung neues Leben aus dem Sande zu wecken. An manchen Stellen ist es der Ausdauer des Volkes gelungen, die Wüste in fruchtbares Land umzuwandeln. Selbst größere blühende Ort- schasten, wie Neu Münster, sind mitten in der Heide entstanden. Die Westküste, welche durch Dämme gegen die Meeresfluten geschützt wird, hat sehr fruchtbares Marschland. Die Deiche ziehen aber nicht ganz nahe am Wasser hin, sondern liegen ein Stück land- einwärts. Das Land, welches zwischen ihnen und dem Meere liegt, bildet eine weite Ebene, ohne Wald, ja ohne Baum, ohne Busch, ohne Berg und Tal und ohne Hügel, ohne See und ohne Bach. Da sieht man kein Haus; aber Scharen kreischender Seevögel umschwärmen diese Grasebenen, und Herden von Rindvieh schweifen weidend auf ihnen umher. Übersteigt man dagegen den Deich, so ist es, als wenn man in ein anderes Land einträte. Die menschenleere Öde hat sich in ein reiches Fruchtgesilde, in eine liebliche Landschaft mit wohlhabenden Ortschaften verwandelt. Es ist die Marsch, welche wir vor uns haben. Schnurgerade Gräben durchschneiden das Land und leiten das Wasser ab. Beet reiht sich an Beet wie in einem Garten. Diese Felder sind mit Weizen, Gerste und Hafer bestellt; die Frucht steht so dicht und üppig, daß kaum ein Sonnenstrahl bis auf den Boden dringen kann. Andere Äcker sind mit Raps besät, und neben ihnen ziehen sich Weiden hin mit Viehherden von dem großen und ansehnlichen ostfriesischen Schlage. An der Westseite liegen Tönning und Husum.

11. Geographie - S. 33

1888 - Breslau : Hirt
Lektion 9. Der Regierungsbezirk Stade. 33 Dritte Unterrichtsstunde. 3. Wieviel Bodenarten finden wir in unserer Umgegend? Drei. — Welche sind es? Geest, Moor und Marsch. — Zeige diese Bodenarten hier auch aus dieser Karte! — Wo liegt die Marsch? An der Nordsee und an den Ufern der Elbe und Weser. — Wie liegt die Marsch, wenn wir auf ihre Erhebung sehen? Niedrig. — Sie hat eine so niedrige Lage, daß man das Land durch Deiche vor dem Wasser schützen muß. Was würde sonst geschehen? Das Wasser würde das Land überfluten. — Das braucht man auf der Geest nicht zu befürchten. Warum nicht? Die Geest liegt höher als die Marsch. — Vergleiche beide Bodenarten mit Rücksicht auf ihre Ausdeh- uung! Die Geest nimmt den größten Teil des Regierungsbezirks ein. — In welcher Hälfte des Regierungsbezirks liegt dieser Teil des Geestbodens? In der westlichen. — Wieweit reicht dieser westliche Teil im Norden? Bis an die Nordsee. — Wie nennen wir diesen Teil des Geestbodens nach sei- ner Lage? Östliches Geestland. — Zeige, wo beide Teile zusammenhängen! — Welche Stadt liegt da? Bremervörde. — Wodurch werden die beiden Hauptteile des Geestbodeus von einander getrennt? Durch Moorgebiete. — In welchem Teile des Regierungsbezirks liegen diese beiden großen Moor- gebiete? In der Mitte. — Was für Moore seht ihr hier? Kleine. — Wo liegen diese? Im Osten, Süden und Norden. — Sprich von der Bo- denbeschasfenheit im Regierungsbezirk! 4. Jetzt seht euch einmal die Karte darauf an, wohin die Flüsse in unserem Regierungsbezirk fließen! Welche Richtung haben diese Flüsse, die ich euch hier zeige? Nordöstliche. — Wohin fließen diese? Nach Norden. — Welche Richtung haben dagegen diese Flüsse? Westliche. — Nach was für Stellen fließt das Wasser immer hin? Nach niedrig gelegenen. — Was können wir also an dem Lauf der Flüsse sehen? Wohin ein Land niedriger wird. — Wende das auf unseren Regierungsbezirk an! An dem Lauf der Flüsse sehen wir, daß unser Regierungsbezirk nach Nordosten, Norden und Westen an Höhe abnimmt. — Wohin nun ein Land an Höhe abnimmt, dahin, sagt man, dacht es sich ab. Wiederhole! — Wohin dacht sich unser Re- gierungsbezirk ab? Nach Nordosten, Norden und Westen. — Wenn ich den Stab so, schräg, über die Karte lege, so teile ich den Regierungsbezirk nach den Nebenhimmelsgegenden. Benenne danach die Teile! Nordöstlicher und südwestlicher Teil. — Was seht ihr an den Flüssen in diesen beiden Teilen? Im nordöstlichen Teile fließen sie der Elbe, im südwestlichen der Weser zu. — Wie nennt man das Gebiet oder das Land, aus dem ein Fluß sein Wasser bekommt? Flußgebiet. — In welche beiden Flüsse fließt alles Wasser aus unserem Regierungsbezirk? In Elbe und Weser. — Zu welchen Flußgebieten gehört also der Regierungsbezirk Stade? Zu den Flußgebieten der Elbe und Weser. — Bezeichne das noch genauer! Der nordöstliche Teil gehört zum Flußgebiet der Elbe, der südwestliche Teil zum Flußgebiet der Weser. — Wir sprachen von den Flüssen im Regierungs- bezirk; fasse das zusammen! — (In den folgenden Lektionen werden die einzelnen Stoffe — Marsch, Geest, Moor, Gewässer — näher besprochen. „Bewohner" und „Wohnorte" Sprockhofs, Vorbereitungen. Heft 4 u. S. 3

12. Anschaulich-ausführliches Realienbuch - S. 28

1889 - Braunschweig [u.a.] : Wollermann
Ii 28 Im südöstlichen Teile der Seenplatte liegt Nkn-Atrclitz, die Hauptstadt von Mccklen- ^urg-Strelitz. (Nicht weit davon das Schloß Hohenzieritz, wo die Königin Luise 1810 starb. Gesch. S. 74.) — Der Südabhang des Landrückens nach der Elbe zu hat /coßemoor- und Sandstrecken. In einer solchen unfruchtbaren Gegend liegtmt'chim, der Geburtsort Moltkes. Auch Lndwigslust, die 2. Residenz des Großherzogs von M.-Schw., findet sich hier im Süden, jedoch inmitten einer reizenden Oase der Sand- gegend. Der übrige Teil des Binnenlandes ist meist recht fruchtbar, namentlich der Nord- abhang des Landrückens. Das feuchtmilde Klima ist dem Pstanzenwuchse außer- ordentlich günstig, und da and) der leichtere Sandboden vielfach mit Thon vermischt ist, so finden wir in Mecklenburg anmutige Eichenwälder, blühende Ackerfluren und saftige Wiesen. Letztere haben durch ihren Grasreichtum aber auch eine bedeutende Schaf- und Rindviehzucht hervorgerufen. Zur Bearbeitung des stellenweise sehr fetten Ackers sind sehr kräftige Pferde erforderlich. Daher sieht man hier überall vor dem Pfluge und der Egge die dicken und plumpen Mecklenburger Pferde, deren Stärke tveit und breit bekannt ist. (Vergl. Brandenburg!) 8. Die Wewohner Mecklenburgs — ein biedrer, derber Menschenschlag — haben meistens ihr gutes Auskommen. Wirkliches Bettelvolk trifft man selten. Den- noch wandern jährlich viele Mecklenburger nach Amerika aus, da fast aller Grund und Boden dem Landesherrn und den zahlreichen Rittergutsbesitzern gehört, kleine Bauerngüter aber nur in geringerer Zahl vorhanden sind. b. Hroßherzogtum Oldenburg. (Mj v. Brand. — 300 T.) 1. Dasselbe besteht aus 3 Teilen: 1) aus dem Hauptlande Oldenburg an der Weser mit der Hauptstadt Oldenburg (20 T.); 2) aus dem Fürstentum Lübeck in der Nähe von Lübeck; 3) aus dem Fürstentum ñirkenftld an der Nahe. 2. Dcrs Kauptlcrnd hat im Norde»! sowie am Ufer der Weser sehr fruchtbares Marschland. (S. 3.) Der Süden dagegen enthält höher gelegenes Geestland. Dieses bildete ehedem die Küste des Meeres und besteht vielfach aus magerem Sandboden. In den Niederungen der Geest und auf der Grenze zwischen Geest und Marsch finden ,ich ausgedehnte Torfmoore, welche den Bewohnern der hvlzarmen Marsch das Brenn- material liefern. An die sandige Geest, die jedoch stellenweise auch fruchtbares Acker- land und sogar urwaldähnliche Laubwaldungen aufzuweisen hat, legte sich nach und nach das fruchtbare Marschland an. Dasselbe ist vielfach mit schnurgeraden Gräben durchzogen, welche das von der Geest herabströmende Wasser dem Meere zuführen. Auf dem fruchtbaren Marschlande gedeiht — begünstigt durch ein mildes Seeklima mit häufigem Regen — das Gras vorzüglich. Ein großer Teil der Marsch dient da- her als Weideland, und mächtige Fettochsen werden von hier aus selbst nach England und Frankreich hin versandt. Die Bewohner der Marsch sind auch durchweg recht wohl- habend, und mancher einfache Marschbaner würde mit dem Besitzer eines kleinen Rittergutes nicht tauschen. — Damit das Wasser aus dem Binuenlande ins Meer ge- langen kann, sind an verschiedenen Orten sogenannte „Siele" (Schleusen) angelegt. Eine solche Schleuse besteht aus einem durch den Deich führenden Kanal und einer Thür. Letztere ist so angebracht, daß sie sich nur nach dem Meere hin öffnen kann. Kommt nun die Flut, so drückt sie gegen die Thür und verschließt sich so selbst den Ausgang. Sobald aber die Flut vorüber ist, öffnet sich durch den Druck des vom Lande her fließenden Wassers die Thür wieder ganz von selbst. 3. Die wichtigsten Städte Oldenburgs sind: Oldenburg an der Hunte (20 T.), Delmenhorst (großartige Kvrkfabrikation), Elsfleth, an der Weser gelegen, Zeder, inmitten des fruchtbaren (und viel von Kiebitzen bewohnten) Marschlandes.

13. Grundzüge - S. 3

1917 - Breslau : Hirt
§2, 3. Bodengestalt. — Flüsse. 3 Da fast die Hälfte des Gebiets noch unter den Nullpunkt des Bremer Pegels hinabsinkt, so sind einerseits besondere Schutz-, anderseits eigene Entwässerungs- Anlagen erforderlich. Zum Schutz gegen Hochwasser sind die Ufer der Weser und ihrer Nebenflüsse Wümme und Ochtum mit „Deichen" eingefaßt, die dem Wasser den Eintritt verwehren. Ihre Gesamtlänge (ohne die Binnen- deiche) beträgt gegen 100 km; davon kommen auf die Weserdeiche 36, auf die Wümme-Lesumdeiche 35 und auf die Ochtum- und Schutzdeiche 24 km. Der letzte größere Deichbruch geschah am 29. Dezember 1880 in Niederblock- land bei einem Wasserstand von 4,8 m. Zur Entwässerung der rings umdeichten Fläche besteht ein künstliches System regelmäßiger Abzugsgräben (Fleete, im Blocklande „Wettern" genannt) und der dazu gehörigen Siele und Schleusend Bei Wasserhorst liegt am linken Ufer der Wümme eine große Entwässerungsanstalt, durch die das früher auch im Sommer überschwemmte Blockland (etwa 5000 Hektar) trockengepumpt wird. Kleinere ähnliche Pumpwerke finden sich auch noch an einigen anderen Punkten. Für die Abwässerung des bremischen Gebietes auf dem rechten Weserufer ist im übrigen die Kleine Wümme, für die des linken Weserufers die Ochtum von besonderer Wichtigkeit. Einförmig wie die Gestaltung ist die Bodenbeschaffenheit im Bremer Gebiet. Dieses gehört durchaus den geologisch jüngsten Bildungen, dem Alluvium (wörtlich Schwemmland), an^: nirgend findet sich festes Gestein anstehend 3; die Oberfläche besteht nur aus lockeren, sandigen, tonigen oder mergeligen Erdarten. Vorwiegend ist der Boden des Bremer Gebietes fruchtbares, lehmiges Fluß- Marschland (in Ober- und Niedervieland, Werderland, in Vahr, Horn, Grolland und Brokhuchting); hohe Geest kommt gar nicht, sandige sog. Vorgeest nur streckenweise (namentlich im Hollerlande), Moor auch nur vereinzelt (bei Timmersloh und Veren- moor) vor. Nur Vegesack liegt auf der hohen Geest (also auf Diluvialboden), Bremer- Häven auf jungalluvialem Brackwasserklei. §3. Flüsse, Seine Bewässerung erhält das bremische Gebiet durch die Weser und ihre Zuflüsse: Ochtum, Wumme-Lesum, Aue und Geeste. (Abb. 2.) Die Weser (Wisara, mitteldeutsch Werra; vgl. die Fußnote auf der folgenden Seite) die belebende Verkehrsader, die Grundlage des bremischen Handels, tritt an der preußischen Grenze bei Habenhausen und Hastedt mit einer Breite von 103 m in das bremische Gebiet, durchzieht dieses bis an den Vegesacker Hafen in einer Länge von etwa 25 km in vorwiegend nordwestlicher Richtung und teilt es wie auch die Stadt selbst in eine größere nördliche und eine kleinere südliche Hälfte. Vor der Stadt beträgt die Breite zwischen den Ufer- werken 116 m, bei der Kaiserbrücke 130 m, oberhalb Vegesacks 150 m, bei Brake 860 m, bei Bremerhaven 1500 m. In der Stadt Bremen ist der Strom zum letztenmal vor seiner Mündung überbrückt. Sein Wasser ist bei niedrigem Wasserstande klar und nur schwach gelblich gefärbt, bei Hochwasser dagegen 1 Siele und Schleusen sind torartige Öffnungen in den Deichen zum zeitweiligen Austritt der Landgewässer. - Unter Alluvium versteht man Bodenarten, die noch, heutzutage entstehen, also Marsch, Dünen und Torfmoor. " Infolge davon benutzt man seit alters die bildsamen Lehm« und Tonarten zu Backsteinen und Ziegeln für den Hausbau. 1"

14. Das Deutsche Reich, Kulturgeographie, Allgemeine Erdkunde - S. 88

1913 - Frankfurt a.M. [u.a.] : Kesselring
— 88 — 3. An der Nordseeküste zieht sich die Marsch hin. Es ist dies ein 8—20 km breiter, ebener, sehr fruchtbarer Landstrich, den das Meer angeschwemmt hat. Tag für Tag tragen die Wogen einen fetten Schlamm an die Küste und lagern ihn auf den Watten ab. Im Laufe der Zeit erhöht sich der Wattbodeu so weit, daß ihn die Flut nicht mehr ^bedeckt. Nun wird das neugebildete Land zum Schutze gegen das Meer mit einem Deiche, einem hohen Erdwalle, umgeben. Auch legt man Gräben an, die das überflüssige Wasser ins Meer leiten. Ge- waltige Schleusen, die sich nur nach außen öffnen, verhindern das Ein- dringen der Meeresflut. Die Marsch ist außerordentlich fruchtbar. Vor allem bringt der Boden Getreide in reicher Fülle hervor. Das feuchte Klima erzeugt auch einen üppigen Graswuchs; deshalb stehen Rinder- und Pferde- zucht in der Marsch in hoher Blüte. Infolge der großen Fruchtbar- keit sind die Marschen dicht bevölkert. Neben geschlossenen Dörfern findet man auch viele Einzelgehöfte. Iv. Das Westdeutsche Binnenland. Das weite Gebiet zwischen der Marsch und dem Bergland ist die unfruchtbarste Gegend unseres Vaterlandes. Der westliche Teil ent- hält hauptsächlich große Moore, während im östlichen Teil ausge- dehnte Sandflächen vorkommen. Sie werden Geest genannt, von güst — wüst. Zur Geest gehört auch die Lüneburger Heide. 1. Die Moore. § 65. a) Lage. Die Moore dehnen sich hauptsächlich zu beiden Seiten der Ems sowie an dem Unterlauf der Weser und der Aller aus. Sie umfassen 14,6 0/0 der Oberfläche der Provinz Hannover und 18,9 °/0 von Oldenburg. Das größte Moor ist das Bourtanger Moor, das 1400 qkm groß ist, in seiner Größe also dem Herzogtum Anhalt gleichkommt. t>) Entstehung. Die Moore entstehen da, wo das Wasser wegen geringer Neigung des Bodens keinen Abfluß hat und wo es auch nicht in die Tiefe sickern kann, weil eine undurchlässige Schicht, der Rasen- stein, im Boden liegt. An solchen Stellen bildet das Wasser deshalb Seen und Lachen. Auf der Oberfläche dieser Gewässer siedeln sich vom Rande her Torfmoose an. Die Moose wachsen in dichten Polstern, die sich rasch nach innen ausbreiten und schließlich den ganzen Wasser- spiegel mit einer dicken Decke überziehen. Nuu siedeln sich auch andere Pflanzen, wie Wollgräser, Binsen, Algen, Torfscheide usw., darauf an. Die Pflanzendecke wächst nach oben fort; jedes Jahr bildet sich eine neue Schicht, die sich über der alten, untergetauchten aufbaut. Da die

15. Mitteleuropa - S. 12

1911 - Bielefeld [u.a.] : Velhagen & Klasing
12 hat man die Meermarschen gegen die Sturmfluten gesichert. Die Deiche werden bei neuen Aufschwemmungen immer weiter in das Meer vorgeschoben. 2. Vas tiefgelegene Marschland ist überreichlich bewässert. Es besteht die Gefahr, daß es infolge der allzureichen Bewässerung versumpft. Darum leitet man durch zahlreiche Kanäle das Wasser der Marsch zum Meere. Da, wo die Kanüle ins Meer münden, befinden sich mächtige Tore. Zur Zeit der Ebbe werden sie durch den Druck der angesammelten Wassermassen geöffnet. Das Wasser ergießt sich ins Meer. Bon der Flut werden die Torflügel wieder geschlossen. 3. ver Marschboden besteht aus feinem Ton, Sand und den Resten von Seetieren. Er ist außerordentlich fruchtbar. Infolge der reichen Bewässerung und des milden Klimas sind die Marschen das beste Weideland Deutschlands. Ostfrieslands Kühe und Oldenburger Pferde sind weit berühmt. Aber auch der Ackerbau liefert in der Marsch überreiche Erträge. Die Bier- lande bei Hamburg versorgen diese Großstadt mit Gemüse und Blumen. Die Elbmarschen (Alte Land) sind das nördlichste Obstland unsres Erdteils. 4. Siedlungen. Die stattlichen Höfe der Marschbauern liegen in den Emsmarschen vielfach auf kleinen Erhöhungen, Wurten genannt. Die Bewohner der Meermarschen haben ihre Wohnungen meist am Rande der höher und darum trocken gelegenen Geest angelegt. 5. vie Bewohner der Marsch und der Inseln gehören dem alten, deutschen Stamm der Friesen an. Sie haben den Boden durch eisernen Fleiß dem Meere abgerungen und gegen die Gefahren des Meeres unermüdlich geschirmt. Da sie mit den Gefahren des Meeres von Kind an vertraut sind, geben sie für unsere Kriegs- und Handelsflotte gar treffliche Matrosen. An der Marsch haben Hannover, Oldenburg und Schleswig-Holstein Anteil. 2. Die sandige Geest und Heide. 1. Ausdehnung Wenden wir von den Deichen der Marsch den Blick nach Süden, so erblicken wir in der Ferne blau verschwimmende flache, wellige Hügel und Kuppen. Es ist das große westelbische Heidegebiet, das mächtigste Deutschlands. Bon der Niederelbe erstreckt es sich über Weser, Ems bis zu dem Marschlande Hollands. Im Süden reicht es an vielen Stellen bis zu den Bergen Mitteldeutschlands. Hin und wieder unterbrechen große Sumpfgebiete (Moore) und fruchtbare Strecken (Flnßufer) die eintönigen Sand- felder. Das größte, zusammenhängende Heidegebiet ist die Lüneburger Heide. 2. vie Lüneburger Heide. Die Lüneburger Heide ist ein sandiges Hügelland zwischen Elbe und Aller. Der Sandboden enthält wenig Nährstoffe. Er verwittert sehr schwer. Weil er das Wasser leicht durchläßt, fehlt den Pflanzen die nötige Feuchtigkeit. An einzelnen Stellen

16. Anschaulich-ausführliches Realienbuch - S. 111

1897 - Bielefeld [u.a.] : Velhagen & Klasing
111 Verkehr mit kleinen Fahrzeugen möglich. Da die Seen sehr fischreich sind, so be- günstigen sie auch den Fischsang. An dem prachtvollen Schweriner See liegt Schwerin (36 T.), die Hauptstadt von Mecklenburg-Schwerin. Südlich davon findet sich das Dorf Wöbbelin mit Th. Körners Grab. Im südöstlichen Teile der Seenplatte liegt Neu-Strenlitz (10 T.), die Hauptstadt von Mecklenburg- Strelitz. (Nicht weit davon das Schloß Hohenzieritz, wo die Königin Luise 1810 starb. S. 67.) — Der Südabhang des Landrückens nach der Elbe zu hat große Moor- und Sandstrecken. In einer solchen unfruchtbaren Gegend liegt Parchim, der Geburtsort Moltkes. Auch Ludwigslust, die zweite Residenz des Großherzogs von Mecklenburg-Schwerin, findet sich hier im Süden, jedoch inmitten einer reizenden Oase der Sandgegend. Fast aller Grund und Boden im Lande gehört den Ritter- gutsbesitzern; daher sind nur wenige kleine Bauerngüter vorhanden. b. Das Großherzogtum Oldenburg. (Ve v. Brandenburg — 374 T. E.) 1. Teile. Es besteht aus 3 Teilen: 1) aus dem Hauptlande Oldenburg an der Weser mit der Hauptstadt Oldenburg; 2) aus dem Fürstentum Lübeck in der Nähe von Lübeck; 3) aus dem Fürstentum Birkenfeld an der Nahe. 2. Das Hauptland hat im Norden sowie am Ufer der Weser sehr frucht- bares Marschland. (S. 87.) Der Süden dagegen enthalt höher gelegenes Geest- land. In den Niederungen der Geest und auf der Grenze zwischen Geest und Marsch finden sich ausgedehnte Torfmoore, die den Bewohnern der holzarmen Marsch den Brennstoff liefern. An die sandige Geest legte sich nach und nach das fruchtbare Marschland an. Es ist vielfach mit schnurgeraden Gräben durch- zogen, die das von der Geest herabströmende Wasser dem Meere zuführen. Auf dem fruchtbaren Marschlande gedeiht — begünstigt durch ein mildes Seeklima mit häufigem Regen — das Gras vorzüglich. Ein großer Teil der Marsch dient daher als Weideland, und mächtige Fettochsen werden von hier aus selbst nach England und Frankreich hin versandt. 3. Die wichtigsten Städte Oldenburgs sind: im Hauptlande Oldenburg an der Hunte, Hauptstadt (25 T.), Delmenhorst, mit großartiger Korkfabrikation; in Birkenfeld Oberstein, mit weltberühmten Achatschleifereien. e. Die 5 freien Reichsstädte Deutschlands. Die freien Reichsstädte Hamburg, Bremen und Lübeck, die Reste des einstigen Hansabundes, bilden mit den umliegenden Dörfern gleichsam drei kleine selbständige Staaten für sich. Die Regierung wird von einem Senate (bestehend aus 2 Bürger- meistern und mehreren Senatoren) und den Vertretern der Bürgerschaft ausgeübt. 1. Hamburg (mit den Vorstädten über 600 T.) ist durch seine günstige Lage die größte Seehandelsstadt des Festlandes geworden. Bis nach Hamburg können ans der Elbe zur Flutzeit die größten Seeschiffe gelangen. Von Hamburg aus wird daher am bequemsten der Handel mit England, Amerika u. s. w. vermittelt. Dazu kommt noch, daß Hamburg seine überseeischen Waren ans der Elbe weit nach Deutschland hineinführen und die Erzeugnisse dieses Landes mit Leichtigkeit wiederum auf der Elbe herbeiholen kann. Das Sehenswürdigste in Hamburg ist der Hasen. Ein wahrer Wald von Masten starrt uns dort entgegen. Neben den riesigen Dampfern liegen die stolzen Dreimaster, und aus den gewaltigen Segelstangen klettern Matrosen, ein Lied singend, geschickt hin und her. Hier fährt eben ein Auswandererschiff aus dem Hafen, dort wird ein Westindienfahrer entladen. Es ist unglaublich, wie viel Waren in einem Seeschiffe Platz finden! Schon sind ganze Berge von Fässern am Ufer aufgestapelt, aber noch immer folgen Säcke mit Kaffee und Reis und Ballen, von denen die größern mittels eines „Kranes" ans

17. Anschaulich-ausführliches Realienbuch - S. 111

1896 - Bielefeld [u.a.] : Velhagen & Klasing
111 Verkehr mit kleinen Fahrzeugen möglich. Da die Seen sehr fischreich sind, so be- günstigen sie auch den Fischfang. An dem prachtvollen Schweriner See liegt Schwerin (36 T.), die Hauptstadt von Mecklenburg-Schwerin. Südlich davon findet sich das Dorf Wöbbelin mit Th. Körners Grab. Im südöstlichen Teile der Seenplatte liegt Neu-Streulitz (10 T.), die Hauptstadt von Mecklenbnrg- Strelitz. (Nicht weit davon das Schloß Hohenzieritz, wo die Königin Luise 18lo starb. S. 67.) — Der Südabhang des Landrückens nach der Elbe zu hat große Moor- und Sandstrecken. In einer solchen unfruchtbaren Gegend liegt Parchim, der Geburtsort Moltkes. Auch Ludwigslust, die zweite Residenz des Großherzogs von Mecklenburg-Schwerin, findet sich hier im Süden, jedoch inmitten einer reizenden Oase der Sandgegend. Fast aller Grund und Boden im Lande gehört den Ritter- gutsbesitzern; daher sind nur wenige kleine Bauerngüter vorhanden. b. Das Grohherzogtmn Oldenburg. (1/e v. Brandenburg — 374 T. E.) 1. Teile. Es besteht aus 3 Teilen: 1) aus dem Hauptlande Oldenburg an der Weser mit der Hauptstadt Oldenburg; 2) ans dem Fürstentum Lübeck in der Nähe von Lübeck; 3) aus dem Fürstentum Birkenseld an der Nahe. 2. Das Hauptland hat im Norden sowie am Ufer der Weser sehr frucht- bares Marschland. (S. 87.) Der Süden dagegen enthält höher gelegenes Geest- land. In den Niederungen der Geest und auf der Grenze zwischen Geest und Marsch finden sich ausgedehnte Torfmoore, die den Bewohnern der holzarmen Marsch den Brennstoff liefern. An die sandige Geest legte sich nach und nach das fruchtbare Marschland an. Es ist vielfach mit schnurgeraden Grüben durch- zogen, die das von der Geest herabströmende Wasser dem Meere zuführen. Aus dem fruchtbaren Marschlande gedeiht — begünstigt durch ein mildes Seeklima mit häufigem Regen — das Gras vorzüglich. Ein großer Teil der Marsch dient daher als Weideland, und mächtige Fettochsen werden von hier ans selbst nach England und Frankreich hin versandt. 3. Die wichtigsten Städte Oldenburgs sind: im Hauptlande Oldenburg an der Hunte, Hauptstadt (25 T.), Delmenhorst, mit großartiger Korkfabrikation; in Birkenfeld Oberstein, mit weltberühmten Achatschleifereicn. e. Die 5 freien Reichsstädte Deutschlands. Die freien Reichsstädte Hamburg, Bremen und Lübeck, die Reste des einstigen Hansabundes, bilden mit den umliegenden Dörfern gleichsam drei kleine selbständige Staaten für sich. Die Regierung wird von einem Senate (bestehend aus 2 Bürger- meistern und mehreren Senatoren) und den Vertretern der Bürgerschaft ausgeübt. 1. Hamburg (mit den Vorstädten über 600 T.) ist durch seine günstige Lage die größte Seehandelsstadt des Festlandes geworden. Bis nach Hamburg können auf der Elbe zur Flntzeit die größten Seeschiffe gelangen. Von Hamburg ans wird daher am bequemsten der Handel mit England, Amerika u. s. w. vermittelt. Dazu kommt noch, daß Hamburg seine überseeischen Waren ans der Elbe weit nach Deutschland hineinführen und die Erzeugnisse dieses Landes mit Leichtigkeit wiederum auf der Elbe herbeiholen kann. Das Sehenswürdigste in Hamburg ist der Hafen. Ein wahrer Wald von Masten starrt uns dort entgegen. Neben den riesigen Dampfern liegen die stolzen Dreimaster, und auf den gewaltigen Segelstangen klettern Matrosen, ein Lied singend, geschickt hin und her. Hier fährt eben ein Auswandererschiff ans dem Hafen, dort wird ein Westindienfahrer entladen. Es ist unglaublich, tvie viel Waren in einem Seeschiffe Platz finden! Schon sind ganze Berge von Fässern am Ufer aufgestapelt, aber noch immer folgen Säcke mit Kaffee und Reis und Ballen, von denen die größern mittels eines „Kranes" ans

18. Anschaulich-ausführliches Realienbuch - S. 111

1900 - Bielefeld [u.a.] : Velhagen & Klasing
111 Verkehr mit kleinen Fahrzeugen möglich. Da die Seen sehr fischreich sind, so be- günstigen sie auch den Fischfang. An dem prachtvollen Schweriner See liegt Schwerin (36 T.), die Hauptstadt von Mecklenburg-Schwerin. Südlich davon findet sich das Dorf Wöbbelin mit Th. Körners Grab. Im südöstlichen Teile der Seenplatte liegt Neu-Streulitz (10 T.), die Hauptstadt von Mecklenburg- Strelitz. (Nicht weit davon das Schloß Hohenzieritz, wo die Königin Luise 1810 starb. S. 67.) — Der Südabhang des Landrückens nach der Elbe zu hat große Moor- und Sandstrecken. In einer solchen unfruchtbaren Gegend liegt Parchim, der Geburtsort Moltkes. Auch Ludwigslust, die zweite Residenz des Großherzogs von Mecklenburg-Schwerin, findet sich hier im Süden, jedoch inmitten einer reizenden Oase der Sandgegend. Fast aller Grund und Boden im Lande gehört den Ritter- gutsbesitzern; daher sind nur wenige kleine Bauerngüter vorhanden. b. Das Großherzogtum Oldenburg. (Vs v. Brandenburg — 374 T. E.) 1. Teile. Es besteht aus 3 Teilen: 1) aus dem Hauptlande Oldenburg an der Weser mit der Hauptstadt Oldenburg; 2) aus dem Fürstentum Lübeck in der Nähe von Lübeck; 3) aus dem Fürstentum Birkenfeld an der Nahe. 2. Das Hauptland hat im Norden sowie am Ufer der Weser sehr frucht- bares Marschland. (S. 87.) Der Süden dagegen enthält höher gelegenes Geest- land. In den Niederungen der Geest und auf der Grenze zwischen Geest und Marsch finden sich ausgedehnte Torfmoore, die den Bewohnern der holzarmen Marsch den Brennstoff liefern. An die sandige Geest legte sich nach und nach das fruchtbare Marschland an. Es ist vielfach mit schnurgeraden Gräben durch- zogen, die das von der Geest herabströmende Wasser dem Meere zuführen. Auf dem fruchtbaren Marschlande gedeiht — begünstigt durch ein mildes Seeklima mit häufigem Regen — das Gras vorzüglich. Ein großer Teil der Marsch dient daher als Weideland, und mächtige Fettochsen werden von hier aus selbst nach England und Frankreich hin versandt. 3. Die wichtigsten Städte Oldenburgs sind: im Hauptlande Oldenburg an der Hunte, Hauptstadt (25 T.), Delmenhorst, mit großartiger Korkfabrikation; in Birkenfeld Oberstein, mit weltberühmten Achatschleifereien. o. Die 3 freien Reichsstädte Deutschlands. Die freien Reichsstädte Hamburg, Bremen und Lübeck, die Reste des einstigen Hansabundes, bilden mit den umliegenden Dörfern gleichsam drei kleine selbständige Staaten für sich. Die Regierung wird von einem Senate (bestehend aus 2 Bürger- meistern und mehreren Senatoren) und den Vertretern der Bürgerschaft ausgeübt. 1. Hamburg (mit den Vorstädten über 600 T.) ist durch seine günstige Lage die größte Seehandelsstadt des Festlandes geworden. Bis nach Hamburg können auf der Elbe zur Flutzeit die größten Seeschiffe gelangen. Von Hamburg aus wird daher am bequemsten der Handel mit England, Amerika u. s. w. vermittelt. Dazu kommt noch, daß Hamburg seine überseeischen Waren auf der Elbe weit nach Deutschland hineinführen und die Erzeugnisse dieses Landes mit Leichtigkeit wiederum auf der Elbe herbeiholen kann. Das Sehenswürdigste in Hamburg ist der Hafen. Ein wahrer Wald von Masten starrt uns dort entgegen. Neben den riesigen Dampfern liegen die stolzen Dreimaster, und auf den gewaltigen Segelstangen klettern Matrosen, ein Lied singend, geschickt hin und her. Hier fährt eben ein Auswandererschiff aus dem Hafen, dort wird ein Westindienfahrer entladen. Es ist unglaublich, wie viel Waren in einem Seeschiffe Platz finden! Schon sind ganze Berge von Fässern am Ufer aufgestapelt, aber noch immer folgen Säcke mit Kaffee und Reis und Ballen, von denen die größern mittels eines „Kranes" ans

19. Aus allen Zonen - S. 45

1914 - Leipzig : List & von Bressensdorf
12, Das Land der Marschen. 45 Auf der Geest zeigen sich Wälder und Heiden, sie ist von Quellen und Bächen durchrieselt, mit Geröll und zum Teil mit mächtigen Steinblöcken bedeckt, Sie besteht aus leichtem Sandboden und ist nur in der Nähe der Dörfer, die oft mehrere Stunden auseiuauder liegeu, bebaut. Alles das ist anders in der Marsch. Diese hat keine Quellen, keine Wälder, keine Heiden, keine Sandflächen, man findet sogar nicht einen einzigen Stein in ihr, es sei denn,^ daß er durch Menschen hergeführt wäre. Die Marsch ist eine einzige weite, grüne, fruchtbare und fast baumlose Ebene. Wild wenigstens wächst nicht ein einziger Baum, nur in den Dörfern au deu Gehöften und Wegen hat man sie gepflanzt. Aber kein Fleck ist da, der unbenutzt geblieben wäre. Weide reiht sich an Weide, Acker an Acker, schnurgerade Wege, Kanäle und Gräben durchschneiden nach allen Richtungen das mit zahlreichen Dör- sern und stattlichen C'inzelgehöstenbesetzte Land, und endlich, was die Haupteigen- tümlichkeit der Mar- schen ausmacht, ein hoher starker Deich, der sie in ihrer ganzen Ausdehnung durch- zieht, und hinter dem die Marschen wie hin- ter einem Festnngs- wall liegen, schützt sie vor den Fluten. Wer heutigentags, auf dem hohen Deiche sich haltend, in schöner Sommerzeit unsere Marschen durchwandert, beut bietet sich ein Bild dar, welches, wenn auch eben nicht durch reichen Wechsel der Gegenstände, doch durch feine eigentümlichen Kontraste immer ein höchst anziehendes genannt zu werden verdient. Der Deich bildet die schmale Scheidelinie zwischen zwei Landstrichen, die, wie itahe sie auch zusammengrenzen, doch im äußeren Charakter, in Bodenbeschaffenheit, Tier- und Pflanzenreich, kurz in allem so voueiuauder abweicheu, daß in mancher Hinsicht kaum eiue größere Ver- schiedenheit zu denken ist. Anf der eilten Seite Sumpf und Binsen, Schilfgeflüster und Wogen- rauschen, ferner schwellende Segel und das öde weite Watt*) mit seinen flat- ternden Möwenschwärmen; auf der anderen aber die mächtige, grüne Ebene mit ihren bnschreichen Dörfern, mit Turmspitzen und stattlichen Bauern- (Photographie W. Dreesen, Flensburg.) Abbildung 22. Postbefvrderung im Wattenmeer zur Winterzeit, die Rinnen des Watts benutzend. *) Watten, außerhalb der Deiche liegende sehr flache Teile des Marschlandes; bei Flut sind sie überschwemmt. bei Ebbe auf vielfach weite Strecken hinaus trocken und von tiefen, mit Wasser gefüllten Rinnen (Priele, Tiefe) durchzogen.

20. Hülfsbuch zum heimatkundlichen Unterricht - S. 47

1908 - Verden : [Selbstverl.] F. Vogeler und H. Wilkens
— 47 — abgelagert. Der Elbstrom wurde nach Jahrhunderten immer mehr eingeengt, bis der Meerbusen ausgefüllt war. Während jeder Flut wurde das neu entstandene Land wieder unter Wasser gesetzt. Das Hochwasser konnte aber den Geestrand selten wieder erreichen und neues Land bilden. So bekam der Teil des Landes, der an der Elbe liegt, eine erhöhte Lage. Man teilt daher die Marsch in Hochland und Sietland (stet — niedrig) ein. Ersteres liegt an der Elbe, letzteres im Innern der Marsch. Vor nicht gar langer Zeit wurde das Sietland seiner niedrigen Lage wegen jedes Jahr unter Wasser gesetzt. Nur durch Boote und Flöße konnten die Bewohner des Landes mit einander verkehren. Wenn im Winter das Eis nicht halten, aber auch nicht brechen wollte, so stockte aller Verkehr. Nur Sommerkorn wurde in die feuchte Erde gesät. Nachdem aber ein Kanal, der Hadelner Kanal, gebaut wurde, der das Land in kurzer Zeit entwässerte, steht das Sietland dem Hochland in bezug auf Fruchtbarkeit wenig nach. Im Sietlande werden besonders Weizen, Raps, Roggen und Bohnen angebaut. Im Hochlande, namentlich in der Nähe des Elbdeichs, ragen überall aus dem mächtigen Saaten- meere die schönen Gehöfte hervor, die meistens mit Eichen, Erlen, Eschen oder Buchen umgürtet sind. Zur Entwässerung der Marsch dienen außer dem Hadelner Kanal die Medem und der Braakstrom. Der Hadelner Kanal bildet die natür- liche östliche Grenze des Kreises. Er ergießt sich durch eine gewaltige Schleuse in die Medem. Die Medem entsteht aus der Gösche und Emmelke. Beide Zuflüsse kommen aus dem Moore, sind sehr wasserreich und vereinigen sich nahe bei Ihlienworth. Die Medem mündet unterhalb Otterndors in die Elbe. Der Braak ström kommt aus der Nähe Ottern- dorfs und fließt in westlicher Richtung bis Altenbruch. Ein hoher Deich schützt das Land Hadeln gegen die Elbfluten. Der Marschboden des Landes ist ziemlich leicht. In gewisser Tiese birgt der Boden Kalk- und Muschelerde, die durch das Kuhlen an die Oberfläche gebracht wird, um damit die Acker- krume zu vermengen und zu verbessern. Die Viehzucht wird im Lande weniger betrieben als der Ackerbau. An den Südrand der Marsch legt sich das Moor, das aus zwei größeren Teilen besteht, einem südlichen und einem westlichen. Im südlichen Teile liegen das Ahlener und das Falkenburger Moor, im westlichen Teile das Wester- und Ostermoor. Das Moor wird von der Aue und der Emmelke