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1. Landeskunde der Provinz Sachsen und des Herzogtums Anhalt - S. 15

1890 - Breslau : Hirt
Bevölkerung und ihre Einrichtungen. 15 nahmen. Von den neueren Kriegen wurde 1866 der Westen berührt (Langensalza). Daß aber in den böhmischen Schlachten die Söhne unserer Provinz den Hauptruhm erworben haben, soll nicht verschwiegen werden. Das Herzogtum Anhalt ist hervorgegangen aus den Gütern der Grafen von Ballenstädt im Nordthüringgau und Schwabengau, wozu später Teile des wendischen Gaues Serimunt kamen. Albrecht der Bär gab diese Gebiete seinem Sohne Adalbert, nach dessen baldigem Tode sie an seinen Bruder Bernhard, den späteren Herzog von Sachsen, fielen. Dieser teilte seine Lande so, daß Anhalt an den älteren Sohn Heinrich, Sachsen an den jüngeren Sohn kam (1212). Heinrich, der sich auch zuerst „von Anhalt" nannte, ist der Stamm- vater der jetzigen Herzöge von Anhalt. Von den alten Besitzungen ging 1315 Aschersleben an Halberstadt verloren, dagegen wurden neue rechts der Elbe erworben. Durch mehrfache Teilungen wurde die Macht des Landes sehr geschwächt, so daß Erbansprüche an Brandenburg und Sachsen nicht aufrecht erhalten werden konnten. Die wichtigste Teilung erfolgte 1603, wodurch das Land in die Fürstentümer Anhalt-Dessau, -Cöthen, -Bernburg und -Zerbst zer- fiel, welche jetzt nach dem Aussterben der 3 letztgenannten Linien (Zerbst 1797, Cöthen 1847, Bernburg 1863) wieder vereinigt sind. Landesteile, aus welchen die Provinz Sachsen zusammengesetzt ist: 1. Die Altmark (vor 1415). 2. Von der Kurmark die Dörfer Wahnitz, Nitzahne, Werder, Grähnert (vor 1415). 3. Das Herzogtum Magdeburg (1648. 1680). 4. Das Fürstentum Halberstadt (1648). 5. Die Abtei Quedlinburg (1802). 6. Die Grafschaft Wernigerode (1449). 7. Die Grafschaft Mansfeld, altpreußischen (1780) und sächsischen Anteils (1815). 8. Die Grasschaft Hohenstein, altpreußifchen Anteils (1618). 9. Das Fürstentum Eichsfeld (1802)J 10. Die freie Reichsstadt Mühlhausen (1802). 11. Die freie Reichsstadt Nordhausen (1802). 12. Die Vogtei Dorla (1802). 13. Die Ganerbschaft*) Treffurt (1802). 14. Das Fürstentum Erfurt (1802). 15. Ein Teil des Herzogtums Sachsen, nämlich der Thüringer Kreis, der bei Preußen gebliebene Teil des Neustädter Kreises, der preußische Teil der Stifter Merseburg und Naumburg-Zeitz, das Fürstentum Quersurt (mit Ausnahme der zur Prov. Brandenburg gehörigen Ämter Jüterbog! und Dahme), der Kurkreis (mit Ausnahme des Amts Belzig), der preußische Teil des Leipziger und Meißener Kreises, die Grafschaften Stolberg-Stolberg und Stolberg-Roßla und der preußische Anteil an der gefürsteten Graf- schaft Henneberg (1815). 16. Die vormals kursüchsischen Ämter Barby und Gommern (1815). 17. Das vormals hannoversche Amt Klötze und die Dörfer Gänseteich und Rüdigershagen (1815). *) Ganerbschaft ist das gemeinsame Eigentum verschiedener Familien oder Herren an einem und demselben Besitz.

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1. Auszug aus der Alten, Mittleren und Neueren Geschichte - S. 558

1916 - Leipzig : Ploetz
558 Die andern Staaten des Deutschen Reiches. gegangen: Herzog Christian (1599—1626) kühner Heerführer im Dreißigjährigen Kriege (S. 2761), Herzog Ferdinand (1721 bis 1792) preußischer Generalfeldmarschall unter Friedrich dem Großen (S. 316 ff.), Herzog Karl Wilhelm Ferdinand (1735—1806), Neffe des vorigen, Oberbefehlshaber des preu- ßischen Heeres 1792—1794 (S. 347 f.) und 1806(S. 3611), Herzog Friedrich Wilhelm (1771—1815), Sohn des letzteren, bekannter Held der Freiheitskriege (S. 367, 380). Mit dessen Sohn, Herzog Wilhelm (1806—1884), starb die Linie aus. Über die Regent- schaft s. S. 443. Seit 1913 Ernst August, Herzog zu Braunschweig und Lüneburg, Sohn des Herzogs von Cumberland, Enkel Georgs V., des letzten Königs von Hannover (S. 425, 443). Herzogtum Anhalt, entstanden aus Grenzmarken des alten Herzogtums Sachsen. Otto der Reiche, Graf von Aschersleben und Ballenstedt, f 1123, sein Sohn Albrecht der Bär (S. 192 f.). Von dessen älterem Sohne Otto stammen die brandenburgischen Askanier (bis 1320), von dem jüngeren Sohne Bernhard die Herzoge von Sachsen-Wittenberg und Sachsen-Lauenburg (aus- gestorben 1422 und 1689) und das fürstliche Haus Anhalt, welches sich in mehrere Linien teilte. Hauptteilung 1603: Dessau, Bernburg, Zerbst, Cöthen. Die Linie Zerbst stirbt 1793 aus, Cöthen 1847, Bernburg 1863. Herzogtümer seit 1806 und 1807; zu einem Herzogtum vereinigt 1863. Fürst Christian (1568—1630) s. S. 276. Fürst Leopold (1693—1747) preußischer Feldherr (S. 300, 313), Leopold Friedrich Franz (1751—1817), Begründer des Philanthropins in Dessau 1774, des Parks zu Wörlitz 1796. Seit 1904 Friedrich Ii. Fürstentümer Schwarzburg, hervorgegangen aus der alten Landgrafschaft Thüringen. Teilung der Grafschaft Schwarzburg 1599 in die Gebiete Sondershausen und Rudolstadt, Erhebung der Grafen in den Fürstenstand 1697 und 1709. Seit 1909 beide Länder durch Personalunion vereinigt. Fürst Günther von Schwarzburg-Rudolstadt seit 1890. Fürstentümer Reuß, entstanden aus dem einst zu Thüringen gehörigen Besitz der Reichsvögte von Plauen, Weida und Gera. Teilung 1564, Hauptlinien Greiz und Gera. Erhebung in den Fürstenstand 1778 und 1790. In Greiz (ä. L.) Fürst Heinrich Xxiv. seit 1902, in Gera (j. L.) Fürst Heinrich Xxvii seit 1913, zugleich Regent für Reuß-Greiz. Fürstentümer Lippe, Grafschaft im alten Herzogtum Sachsen. Teilung 1603, Linien Detmold und Bückeburg; die letztere erbt 1640 die Grafschaft Schaumburg. Graf Wilhelm von Schaumburg-Lippe (f 1777) Erbauer der Festung Wilhelm- slein im Steinhuder Meer und Gründer einer berühmten Kriegs- schule (s. S. 336). Erhebung in den Fürstenstand 1720 und

2. Landeskunde der Provinz Sachsen und des Herzogtums Anhalt - S. 13

1890 - Breslau : Hirt
Ortschaftskunde. 13 — Elbaufwärts die Festung Torgau* mit dem Schlosse Hartenfels. In der Nähe Süptitz (Sieg Friedrichs Ii. 1760, Ziethen). Schild au (Schildbürger), Gneisenau 1760 geboren. Schloß Lichtenburg, jetzt Zuchthaus. Annaberg mit dem Militär-Kuaben-Er- ziehnngs-Jnstitnt, Mühlberg (Schlacht 1547). — Schweinitz, Herzberg*, Lieben- werda sämtlich an der Elster. C. Wegierungsöezirk Arfurt. In ihm liegt nur ein ganz kleines altpreußisches Gebiet, die Grafschaft Hohenstein, das übrige ist teils durch den Reichsdeputations-Hauptschluß 1803, teils durch den Wiener Kongreß 1815 erworben. 1. Nordhausen*, 1220—1803 freie Reichsstadt, 27091 Ew., berühmt durch Brannt- weinbrennerei und Schweinemast, dazu zahlreiche andere Erwerbszweige. 2. Grafschaft Hohenstein* mit der Exklave Bennekenstein im Harz. 3. Das früher Mainzische und darum noch jetzt überwiegend katholische Eichsfeld, welches in die Kreise Worbis* und Heiligenstadt* zerfällt. 4. Mühlhausen*, bis 1803 freie Reichsstadt, 25141 Ew. Schöne Kirchen. 5. Erfurt*, früher Mainzisch, seit 1803 preußisch, unter Napoleon zu Frankreich gehörig, war bis vor kurzem Festung. 58386 Ew. Es ist von jeher die Hauptstadt Thü- ringens gewesen, wo die Hauptstraßen sich kreuzten. Bis 1816 Universität. Schöner Dom mit 275 Zentner schwerer Glocke. In das Augustinerkloster trat Luther ein, dessen Bild- säule jetzt die Stadt schmückt. Erfurt ist berühmt durch Gärtnerei. — In der Nähe die Drei Gleichen, von denen eine preußisch, zwei gothaisch sind. 6. Früher kursächsisch waren die Kreise Langensalza* (Schlacht 1866), Weißen- see*. Sömmerda mit Gewehrfabriken (Dreyse). Ziegenrück* an der Saale ist Exklave. 7. Die Grafschaft Henneberg, darin Schleusingen* und Suhl, mit bedeuten- den Gewehrfabriken, liegt am Südabhange des Thüringer Waldes. Kerzogtum Anhalt. Es zerfiel früher in die Herzogtümer Anhalt-Defsau, A.-Zerbst, A.- Cöthen und A.- Bernburg. Das Haus Zerbst starb im vorigen, die beiden letzten in diesem Jahr- hundert aus. Dessau*, 27766 Ew., Hpst. und Residenz ist eine schöne, regelmäßig gebaute Stadt. Au der Elbe Wallwitzhafen. — Wörlitz mit herrlichem Park und vielen Sehenswür- digkeiten. Cöthen* 17473 Ew., mit blühendem Großgewerbe; Schloß und Seminar. Zerbst* 15069 Ew., mit schönem Rathaus, Schloß und gothischen Kirchen. Hier das älteste Gymnasium in Anhalt, das Franzisceum. Die Stadt von alters her durch ihr Bier berühmt. — Roßlau an der Elbe, 6567 Ew., mit bedeutendem Großgewerbe. Schlacht an derdessauer Brücke 1626. — Coswig. 5750 Ew.. Strafanstalt. Bernburg* 21644 Ew., besteht aus der Bergstadt. Thalstadt und der Vorstadt Waldau und ist die bedeutendste Gewerbestadt Anhalts (Zucker, Salz, Maschinen); Schloß mit Bären- zwinger. Nienburg oder München-N. an der Saale, einst reiches und berühmtes Kloster; ebenso Hecklingen, mit romanischer Kirche. Güsten, Eisenbahn-Knotenpunkt, und das Salz- Bergwerk Leopoldshall bei Staßsurt.

3. Das Deutsche Reich - S. 515

1900 - Leipzig : Spamer
Lippe Anhalt Waldeck Schaumburg-L Braunschweig § 3. Anhalt, Braunschweig. Waldeck. Lippe und Schaumburg-Lippe. I. Das Herzogtum Inhalt. Das Herzogtum Anhalt besteht aus einem größeren und einem kleineren Hauptgebiete sowie fünf Nebenteilen, welche von 51° 35' bis 52° 6' nördl. Br. und von 10° 55' bis 12" 35' östl. L. v. Gr. liegen. Das Land wird fast ganz von der preußischen Provinz Sachsen umschlossen, nur im Osten berührt auf eine kurze Strecke die Provinz Brandenburg, im Westen gleichfalls nur in geringer Ausdehnung Braunschweig die Landesgrenze. Das größere der beiden Hauptgebiete bildet die Kreise Dessau, Kothen. Zerbst und Bernburg, das kleinere den Kreis Büllenstedt. In der ältesten Zeit seiner Geschichte teilte das Land größtenteils die Geschicke der preußischen Provinz Brandenburg. Der Stammvater der Herzöge von Anhalt ist Esico aus dem schwäbischen Geschlechte der Beringer, welcher im 11. Jahrhundert als Graf von Wallenstedt erscheint. Sein Urenkel war Albrecht der Bär. dessen Enkel Heinrich sich zuerst Fürst von Anhalt nannte (1212). Nach seinem Tode trat eine Teilung in 3 Linien ein; 1570 wurde das Gebiet wieder vereinigt, aber schon 1603 wieder, und zwar in vier Linien, geteilt, welche bis auf die Desfauer allmählich wieder eingingen. Seit 1863 ist das Land vereinigt. Der Enkel Esieos, Otto der Reiche, nannte sich Graf von Askanien und Aschers- leben. Sein Sohn Albrecht der Bär wurde Begründer der Markgrafschaft Branden- bürg von der jetzigen Altmark aus. Die erste Teilung (1251) begründete die Linien Anhalt-Aschersleben, Anhalt-Bernburg und Anhalt-Zerbst, von welchen die beiden ersteren bis 1570 ausstarben. Fürst Joachim Ernst aus der Zerbster Linie vereinigte das ganze Gebiet; seine Söhne aber begründeten 1603 die vier Linien Anhalt- Dessau, Anhalt-Bernburg, Anhalt-Köthen und Anhalt-Zerbst. Die letztere erlosch 1793. Im Jahre 1807 traten die drei übrigen Linien in den Rheinbund, wobei Anhalt-Köthen und -Dessau sich den Herzogstitel beilegten; Anhalt-Bernburg hatte den- selben bereits srüher ldurch Kaiser Franz Ii.) erhalten. 1847 starb die Linie Anhalt- Köthen aus und das Land fiel an die Dessauer Linie, welche, nachdem 1863 auch die Bernburger erloschen war, nun das ganze Gebiet erhielt. Zu der Dessauer Linie gehört Fürst Leopold, berühmt als preußischer Generalfeldmarschall (gest. 1747). Das östliche Hauptgebiet des Landes gehört dem norddeutschen Tief- lande, der südwestliche Teil des kleineren Hauptgebietes dem Unterharze an. Auch die kleineren Exklaven gehören zum Tieflande. Der im Herzogtum gelegene Teil des Unterharzes ist stark bewaldet und hat eine mittlere Höhe von 33*

4. Geschichte für Mittelschulen und ähnliche Lehranstalten der Provinz Sachsen - S. 298

1903 - Wiesbaden : Behrend
298 Seite 17561763. Sachsen wird im 7jhrigen Kriege von Friedrich dem Groen besiegt.......212. 217 1806. Kurfürst Friedrich August Iii. wird als Rheinbundfrst König von Sachsen...... 231. 241 1813. Der König Friedrich August hlt bis zur Leipziger Schlacht am Bndnis mit Napoleon fest . . 246 1815. Dafr mu er die nrdliche Hlfte seines Landes an Preußen abtreten...... 249. 250 Es vollendet sich der Aufbau der Provinz Sachsen. (S. 167. 191. 234. 250. 251.) Viii. Aufbau der einzelnen Regierungsbezirke unserer Provinz. A. Regierungsbezirk Magdeburg. 1415. Kurfürst Friedrich I. erwirbt mit der Mark Brandenburg die Altmark (ohne das Amt Kltze), das Wiegenland" unseres Staates. 1449. Kurfürst Friedrich Ii. erhlt die Lehnshoheit der die Grafschaft Wernigerode. Nach dem Aussterben des alten Grafengeschlechts fiel Wernigerode durch Verwandschaft an die Grafen von Stolberg, die sich 1678 in zwei Linien, Stolberg-Wernigerode und Stolberg-Stolberg trennten. Wernigerode kam durch Vertrag zwischen ersterer Linie und Friedrich Wilhelm I. ganz an Preußen. Seit 1826 bildet die Grafschaft einen eigenen Kreis. 1648 (50.) Der groe Kurfürst erwirbt das Frstentum Halber st ad t. 1670. Der groe Krfrst besetzt die frher von Halberstadt verwaltete Graf- schast Re gen(Rein)stein mit der Herrschaft Derenburg. 1680. Der groe Kurfürst nimmt das Herzogtum Magdeburg in Besitz. (Nach dem Tode des letzten Administrators.) 1688. Der groe Kurfürst erwirbt das frher Magdeburgische Amt Burg, das 1648 an Sachsen gekommen war. 1697. Kurfürst Friedrich Iii. erlangt die Schirmvogtei (Schutzherrschaft) der (1803) das Stift Quedlinburg, das 1803 in preuischen Besitz bergeht. 1773. Friedrich der Groe teilt den bisher kurmrkischen Kreis Ziesar dem Herzogtum Magdeburg zu. (Umtausch gegen Luckenwalde.) 1815. Friedrich Wilhelm Iii. erhlt die bis 1807 kurschsischen mter Barby und Gommern. 1816. Friedrich Wilhelm Iii. erwirbt das frher hannoversche Amt Kltze, das in der Fehdezeit 1391 an Braunschweig gekommen war. B. Regierungsbezirk Merseburg. 1648 (50.) Der groe Kurfürst erwirbt die alte Halberstdter Grafschaft Falken st ein und Dankerode. 1680. Der groe Kurfürst nimmt den magdeburgischen Saalkreis mit Halle a/S. in Besitz. 1698. Kurfürst Friedrich Iii. erwirbt das kurschsische Amt Petersberg. 1780. Friedrich der Groe besetzt nach dem Aussterben des Grafengeschlechts den magdeburgischen (stlichen) Teil der Grafschaft Mansfeld. 1815. Friedrich Wilhelm Iii. vereint damit den kurschsischen Teil der Graf-fchaft Mansfeld.

5. Teil 2 - S. 113

1903 - Berlin : Schnetter
113 nisiert wurde. Als dann aber Polen ein Wahlreich wurde, ging cs mit Rieseuschritteu seinem Verfalle entgegen. 1772 schritten Rußland, Österreich und Preußen zur ersten Teilung Polens, durch die Westpreußen mit Erme- land und dem Netzebezirk an Preußen kam. Mit der preußischen Besitz- ergreifung brach eine neue glückliche Zeit für die Bewohner des Netzedistrikts, des heutigen Regierungsbezirks Bromberg, an. Der polnischen Mißwirt- schaft wurde in kurzer Zeit ein Ende gemacht; deutscher Fleiß verwandelte die wüsten Laudstrecken in fruchtbare Acker und üppige Wiesen. Als Friedrich der Große starb, war die Bevölkerung fast durchweg deutsch. Durch die zweite und dritte Teilung Polens erwarb Preußen neue polnische Gebiete, die es jedoch durch den Tilsiter Frieden wieder verlor. Erst durch den Wiener Kongreß bekam es von diesen ehemaligen Besitzungen das Groß- herzogtum Posen zurück, das mit dem Netzebezirk zur Provinz Posen ver- bunden wurde. Seit dieser Zeit hat Posen an den Schicksalen des preußischen Staates gleichen Anteil gehabt wie die übrigen Provinzen. 5. Die Erwerbung der Provinz Sachsen. Die ersten sächsischen Gebiete erwarb der Große Kurfürst in: tvestfälischen Frieden. Für den Verzicht auf Vorpommern zu gunsten Schwedens bekam er als Hauptentschädigung die Bistümer Magdeburg und Halberstadt mit den dazugehörigen Teilen der Grafschaften Mansfeld und Hohnstein. Der Reichsdeputationshauptschluß zu Regensburg 1802/03 erweiterte diese Besitzungen uni das reichsuumittelbare Stift Quedlinburg, Erfurt mit seinem Gebiet, das Eichsfeld und die freien Städte Nordhansen und Mühlhausen; aber im Tilsiter Frieden verlor Preußen alle sächsischen Gebiete. Der Wiener Kongreß bestimmte, daß Preußen außer seinen ehemaligen sächsischen Gebieten noch einen großen Teil des König- reichs Sachsen erhielt. Aus allen diesen Laudesteilen, die noch um die von Brandenburg abgetrennte Altmark vermehrt wurden, wurde 1816 die Provinz Sachsen gebildet. Zum Regierungsbezirk Magdeburg kamen die Altmark und die Stifte Magdeburg, Halberstadt und Quedlinburg mit einigen geringen Ausnahmen. Der Regierungsbezirk Erfurt wurde aus dem Gebiet der Stadt Erfurt, dem Eichsfeld, der Grafschaft Hohustein, den früheren freien Reichs- städten Mühlhausen und Nordhausen und dem kursächsischeu Anteil an der Grafschaft Henneberg (Kreis Schleusingen) gebildet. Der Regierungsbezirk Merseburg besteht hanptsächlich aus den vom Königreich Sachsen abgetretenen Landschaften mit Wittenberg und Torgan, außerdem aus den Stiften Merse- burg und Naumburg und den Grafschaften Stolberg-Stolberg und Stolberg- Roßla. Zur Abrundung der Grenzen der neuen Provinz wurden einige Austauschungen mit thüringischen Staaten vorgenommen. 6. Die Erwerbung der Provinz Westfalen. Westfalen bildete nach der Völkerwanderung einen Teil des allen Sachsenlandes, das sich zwischen Elbe, Weser, Eins und Rhein ausbreitete und in Ostfalen, Engern und Westfalen (zwischen Ems und Rhein) zerfiel. Das große Herzogtum Sachsen löste sich auf, als der Welfe Heinrich der Löwe durch Friedrich Barbarossa als Herzog abgesetzt lourde (1180). Der Kaiser ließ einen kleinen Teil an der Elbe als Herzogtum Sachsen-Wittenberg weiterbestehen; den größten Teil aber zer- 'Realiciibuch Ii. 8

6. Deutsche Landes- und Provinzialgeschichte - S. 382

1892 - Leipzig : Voigtländer
382 Herzogtum Anhalt. [2 Von einer Schwester Geros, Hidda, stammt der erste Beglaubigte Ahnherr des anhaltischen Fürstenhauses, Esiko, Graf von Ballenstedt (um 1050). Sein Enkel war Otto der Reiche, dem seine Gemahlin Eilika, die Tochter des Herzogs Magnus von Sachsen, u. a. Bernburg zubrachte. Er nannte sich zuerst Graf von Asch arien (oder Asfanien) und Ballen st edt (Ascharien eine Burg bei Aschersleben). Die von Esiko begonnene Burg Anhalt im Selkethale vollendete er und erwählte sie zu seinem Wohnsitze. Besonders berühmt machte er sich durch einen Sieg, den er 1115 bei Cöthen über ein in sein Gebiet einfallendes Wendenheer davontrug. Er starb 1123. Sein Sohn ist Albrecht der Bär (1123 — 70), der nicht nur in seinen Stammlanden Christentum und deutsches Wesen immer weiter ausbreitete, sondern auch der Begründer des brandenburgisch-preußischen Staates wurde. (S. S. 7.) Sein ältester Sohn, Otto, wurde der Stammvater der branden-burgischen Assanier, die 1320 ausstarben. Sein jüngster Sohn, Bern-tz ard, erbte die anhaltisch en Lande, erwarb außerdem infolge der Aechtung Heinrichs des Löwen durch Friedrich Barbarossa das Herzogtum Sachsen. Dies letztere ging auf seinen jüngeren Sohn, Albrecht, über, den Stifter der Linien Sachsen-Wittenberg (ausgestorben 1422)und Sachsen-Lauenburg (ausgestorben 1689). Die anhaltischen Stammlande erbte sein älterer Sohn Heinrich I. (1212—52), der sich zuerst Fürst von Anhalt . nannte. Von seinen Söhnen begründete Heinrich Ii. die Aschers-lebener, Bernhard I. die alte B ernburger, Siegfried die alte Zer bst er Linie. Die Aschcrslebtner Linie starb schon 1315 aus. Der Stadt Aschersleben bemächtigte sich Albrecht, Bischof von Halberstadt, der älteste Sohn Bernhards I., während dessen zweiter Sohn Bernhard Ii. sich mit dem Reste des Erbes (u. a. mit dem Harze und der Vogtei über Gernrode) begnügen mußte. Aschersleben ging auf diese Weise für alle Zeiten für Anhalt verloren. Von den Fürsten der allen Bernburger Linie schaffte der bereits genannte Bernhard Ii. in Gemeinschaft mit seinem Vetter Albrecht von der Zerbster Linie 1293 die wendische Sprache im öffentlichen Gerichtsverfahren ab. Als Lehen des Stifts Quedlinburg erwarb er Roßlau und Hoym. Mit Bernhard Vi., der aus dem Sachsen-Wittenbergifchen Erbe Plötzkau erwarb, starb 1468 die alte Bernburger Linie aus. Die dritte und wichtigste Linie ist die von Siegfried begründete. Dessen Sohn Albrecht I. erwirbt 1307 von den Grasen von Barby Schloß und Stadt Zerbst (danach heißt die Linie die Zerbster). Albrechts Söhne, Albrecht Ii. und Waldemar, die gemeinschaftlich regieren, erbauen 1341 für die durch Überschwemmungen zerstörten Schlösser Reina (an der Elbe) und Waldeser (am Einfluß der Pelze in die Mulde) das Schloß zu Dessau. Albrechts Ii. Enkel, Siegmund und Albrecht Iii., teilen 1396 ihr Gebiet. Die Siegmundisch-Zerbster Linie ist die noch heute regierende, die Albrechtisch-Zerbster stirbt 1526 aus. Ihre letzten Vertreter sind drei Brüder, die sämtlich in den geistlichen Stand treten: Wilhelm ist Franziskaner in Magdeburg, wo ihn Luther als vierzehnjähriger Schüler noch gesehen hat; Magnus lebt ebenda als Dompropst, Adolf stirbt 1526 als Bischof von Merseburg. Siegmunds Sohn Georg I. teilte noch bei Lebzeiten (1471) sein Land unter seine Söhne so, daß Georg Ii., der kinderlos starb, und

7. Landeskunde der Provinz Sachsen und des Herzogtums Anhalt - S. 22

1890 - Breslau : Hirt
22 Landeskunde der Provinz Sachsen und des Herzogtums Anhalt. R 85 No. Land- und Stadtkreise Einwohner- zahl .Inn Volks- dichte auf Wichtigere Orte mit ihrer Einwohnerzahl. B. — Besatzung Iii. © 39 40 41 42 43 Weißensee Erfurt, Stadtkreis Erfurt, Landkreis Ziegenrück Schleusingen 25 436 58 386 26 239 15 644 41820 291,90 43,74 281,00 200,09 457,85 87 1 335 93 78 91 Sömmerda 4 795. Erfurt, B. 58386, Ranis 1885. Schleusingen 3613. Suhl 10602 Herzogtum Anhakt. Volks- No. Kreise Einwohner- qkm dichte Wichtigere Orte mit ihrer zahl auf Einwohnerzahl. B. — Besatzung. 1 Dessau 58 292 424,50 137 Dessau, B. 27766. 2 Cötheu 47 287 343,13 137 Cöthen 17473. 3 Zerbst 41580 802,97 55 Zerbst, B. 15069. Roßlau 6567. Coswig 5750. 4 Bernburg 70 544 396,91 177 Bernburg, B. 21614. Leopolds- hall 3804. Nienburg 4676. 5 Ballenstädt 27 463 326,76 84 Ballenstädt 4 850. Hoym 3033. Städte mit mehr nls 10000 Einwohnern. A. Provinz Sachsen: 1. Magdeburg........159 520 2. Halle...........81982 3. Erfurt....................58 386 4. Halberstadt..............34 025 5. Nordhausen................27 083 6. Mühlhausen........25 141 7. Eisleben....... . 23175 8. Weißenfels........21782 9. Zeitz......................19 797 10. Quedlinburg, . .... 19323 11. Naumburg........19107 12. Merseburg..................10 828 13. Staßsurt..................16 459 14. Burg...........16 414 15. Stendal.........16184 16. Wittenberg................13 865 17. Schönebeck........13 319 18. Eilenburg.........11032 19. Torgau....................10 988 20. Langensalza................10 924 21. Suhl. .................10 602 22. Sangerhausen......10188 B. Herzogtum Anhalt: 1. Dessau........... 27 766 2. Bernburg.........21644 3. Cöthen.......... 17 473 4. Zerbst........... 15 069

8. Geschichtstabellen zum Gebrauch auf Gymnasien und Realschulen - S. 72

1878 - Breslau : Trewendt
Anhang. holmer Frieden 1720 erworben. Neu-Vor-Pommern mit Rügen 1815 durch die Wiener Verträge erworben. Schlesien. Herzogthum Schlesien mit der böhmischen Grafschaft G-latz, von Friedrich dem Grossen durch die drei schlesischen Kriege gewonnen und behauptet. Friedensschlüsse von 1742, 1745 u. 1763. Ober-Lausitz, 1815 durch die Wiener Verträge gewonnen. P08eil. Dernetze-District zuerst 1772 durch die erste, der übrige Theil dei Provinz 1793 als Theil von Stid-Preussen durch die zweite polnische Theilung, das Ganze dann definitiv 1815 durch die Wiener Verträge erworben. Preussen. Ost-Preussen 1618 von Johann Sigmund ererbt. West-Preussen ohne Danzig und Thorn 1772 durch die erste polnische Theilung von Friedrich d. Grossen gewonnen, Danzig und Thorn 1793 unter Friedrich Wilhelm Ii. und nach dem Verlust durch den Tilsiter Frieden definitiv 1815 durch die Wiener Verträge erworben. Sachsen. Alt-Mark, 1134 vom Kaiser Lothar Albrecht dem Bären verliehen, und als Kern der Kur-Mark 1415 auf die Hohen-zollern übergegangen. Das Erzbisthum Magdeburg und das Bisthum Halberstadt, 1648 durch den westfälischen Frieden erworben. Erfurt und das Eichsfeld, bis dahin Kurmainzisch, die Abtei Quedlinburg und die Reichsstädte Mühlhausen und Nordhausen 1802 als Entschädigung für die Besitzungen auf dem linken Rheinufei ei worben. Die grösstentheils in dem Regierungsbezirk Merseburg vereinigten alt-sächsischen 1815 durch die Wiener Verträge auf Preussen übergegangenen Lande (der grösste Theil des sächsischen Kurkreises, sowie Theile des Meissnischen, Leipziger und Thüringschen Kreises). W esttillen. Die Grafschaften Mark und Ravensberg, 1609 von Johann Sigmund als Theile der Jülichschen Erbschaft in Besitz genommen. Das Bisthum Minden, 1648 durch den westfälischen Frieden gewonnen. Lingen, 1702 von König Friedrich I. als Theil der oranischen Erbschaft in Besitz genommen, und Tecklenburg, 1707 von demselben Könige durch Vertrag erworben. Die Bisthümer Münster und Paderborn, sowie die Abtei Herford, 1802 als Entschädigung für die Verluste auf dem linken Rheinufer erworben. Das Herzogthum Westfalen, bis 1803 Kurkölnisch, 1815 durch die Wiener Verträge erworben. Rheinprovinz. Das Herzogthum Cleve, 1609 von Johann Sigmund als Theil der Jülichschen Erbschaft in Besitz genommen. Mörs, 1702 als Theil der oranischen Erbscuriii vom König Friedrich I. erworben. Geldern, 1713 von Friedrich Wilhelm I. durch

9. Teil 4 - S. 85

1910 - Leipzig Wien : Freytag
85 Die Provinz Westfalen hat mit dem Regierungsbezirk Arnsberg im alten Herzogtum Westfalen und der Grafschaft Mark Anteil an dem Sauerlande und an dem Industriebezirke im Ruhrgebiet und im Siegerlande. Bis an den fruchtbaren Hellweg dehnt sich jetzt der Steinkohlenbergbau und die Eisenverhüttung aus. Neben Dortmund sind Bochum und Gelsenkirchen Großstädte geworden, während Arnsberg eine Kleinstadt im waldigen Sauerlande geblieben ist. Der Regierungsbezirk Minden gehört ebenfalls größtenteils zum Mittelgebirge, wogegen der Regierungsbezirk Münster fast vollständig Tiefland ist. Dies ist das Land der alten Bauernschaften und der zerstreuten Siedlungen. Der Bischofssitz Münster hat noch viel Reste mittelalterlicher Bauwerke, ist Sitz einer Universität und hat viel Getreidehandel. Als Hauptpunkt des an die Lippe fortschreitenden Bergbaues entwickelt sich Recklinghausen. Von der Rheinprovinz liegt nur der nördlichste Regierungsbezirk im Tieflande. Die Bezirke Trier und Coblenz gehören durchaus dem Schiefergebirge an und die Bezirke von Cöln und Aachen reichen aus dem Schiefergebirge in die vorgelagerte Tieflandbucht hinein. Düsseldorf wird jetzt in das Industriegebiet mehr hineingezogen, da sich in dem bisher stillen Ländchen am Niederrhein, in den Grafschaften Mörs und Cleve, jetzt ebenfalls der Bergbau und die Fabriktätigkeit zu heben beginnen. Am Niederrhein ist das alte Xanten (Castra vetera der Römer) gelegen. Da, wo der Rhein die Provinz und zugleich das gleich verläßt, liegt in hübscher Umgebung das holländisch aussehende Cleve, wo die Sage vom Schwanenritter spielt. Nicht zum preußischen Staate gehört ein großer Landstrich zwischen Oder undelbe,der hauptsächlich von den Herzogtümern Mecklenburg eingenommen wird. Das Großherzogtum Mecklenburg-Schwerin ist reich an prächtigen Buchenwäldern und fruchtbaren Feldern. Seine Hauptstadt Schwerin liegt am Ufer eines schönen, großen Sees. Mehr als das alte Wismar ist an der Küste Rostock zu einer großen Hafen- und Handelsstadt angewachsen. Es ist außerdem Sitz einer Universität. Sein Vorhafen Warnemünde ist ein besuchtes Seebad und Überfahrtsort nach Dänemark. Unter den übrigen Seebädern Mecklenburgs ist Heiligendamm der bekannteste. Das Großherzogtum Mecklenburg-Strelitz besteht aus zwei Teilen. In dem östlichen liegt die Hauptstadt Neu-Strelitz, in dem westlich von Mecklenburg-Schwerin gelegenen Teile, dem früheren Fürstentum Ratzeburg, hat sich, wie auch in anderen Teilen Mecklenburgs, eine alte selbständige Verfassung erhalten. An der Mündung der Saale und Mulde ist das Herzogtum Anhalt aus mehreren kleineren Staaten erwachsen. Die Hauptstadt ist Dessau an der Mulde, die älteste Stadt Zerbst. Bedeutender als Fabrikort ist Bernburg und besonders Cöthen, der Mittelpunkt der Zuckerindustrie. Anhalt hat auch ein großes Steinsalzwerk in Leopoldshall, das dem großen preußischen Werk von Staßfurt benachbart ist. Das Herzogtum Braunschweig ist ein fruchtbares Land, das aus fünf einzelnen Teilen besteht. Zwei davon gehören zum Harz, die übrigen liegen am Rande der Norddeutschen Ebene und reichen in das Gebirgsland hinein. Im Weserbezirk liegt Holzminden mit der ältesten Baugewerkschule des Deutschen Reiches. In dem sehr fruchtbaren, namentlich mit Zuckerrüben bebauten Hauptlande liegt

10. Deutsche Landes- und Provinzialgeschichte - S. 383

1892 - Leipzig : Voigtländer
3] Herzogtum Anhalt. 383 Waldemar Cöthen erhielten, Ernst aber und Siegmund, der gleichfalls ohne Erben starb, Dessau. Die Bernburger Lande sollten sie gemeinsam besitzen. Rudolf, der Jüngste, wurde mit Geld abgesunden und leistete den Kaisern Friedrich Iii. und Maximilian, der ihn „Anhalt, dastreue Blut," zu nennen pflegte, als Feldherr ausgezeichnete Dienste. Waldemars Sohn Wolfgang, mit dem 1566 die Cöthensche Linie wieder erlosch, führte bereits 1521 in seinem Lande die Reformation ein. Seine Defsauer Vettern, Ernsts Söhne Johann, Georg und Joachim folgten ihm darin erst 1534 nach. (S. S. 8.) 1570 vereinigte Johanns Sohn Joachim Ernst alle anhat-tischen Lande in seiner Hand. Im Einverständnis mit seinen Landständen erließ er 1572 eine Landesordnung, durch die eine bessere Rechtspflege und Polizei eingeführt wurde. Für die kirchlichen Angelegenheiten setzte er ein Eonsistorium einund übernahm selber die Oberaufsicht über das Kirchenwesen. Zur Heranbildung tüchtiger Lehrer und Prediger gründete er 1582 das Gymnasium in Zerbst. Als er 1586 starb, übernahm sein ältester Sohn Johann Georg I. für sich und seine minderjährigen Brüder die Regierung. Seine Hinneigung zur reformierten Kirche bezeugt das sogenannte „Reformationswerk" vom Jahre 1596. Dieses läßt zwar den lutherischen Bekenntnisstand unberührt, ändert aber unter viel Widerspruch seitens der Gemeinden und Stände die bei Taufe und Abendmahl üblichen gottesdienstlichen Formen in reformiertem Sinne und bahnt damit den Übergang Anhalts zum reformierten Bekenntnis an. Der Heidelberger Katechismus wird in Cöthen 1606, in Bernburg 1616 eingeführt. 1603 teilten die fürstlichen Brüder in rühmlicher Eintracht das Land unter sich. Johann Georg erhielt Dessau, Christ ianbernburg,Rudolszerb st, Ludwigeöthen. August erhielt 300 000 Thaler urtb die Zusicherung der Erbfolge für sich und seine Nachkommen, falls die Linie eines der Brüder aussterben sollte. Die gemeinschaftlichen Angelegenheiten (Bergbau, Salzwerke, die Ansprüche des fürstlichen Hauses, das Archiv) wurden von dem jedesmal ältesten Fürsten (dem Senior) besorgt. Die Teilung trat in Wirklichkeit erst 1606 in Kraft. Der dreißigjährige Krieg verwüstete auch Anhalt auf das schrecklichste. Ende 1625 rückte Wallenstein mit großen Truppenmafsen ein und schlug 1626 den Grafen Ernst von Mansfeld an der Dessauer Brücke, wobei fast ganz Roßlau in Flammen ausging. Zerbst, das fast alle berühmten Felbherren des breißigjährigen Krieges in seinen Mauern sah, würde wieberholt geplünbert. Güsten würde zu verschobenen Malen so ausgeraubt, daß die Bewohner sich nach allen Seiten zerstreuten und die Stadt lange Zeit verlassen blieb. In Bernburg hauste erst Holk, später Tilly, dann kamen Schweden, Sachsen und Kaiserliche, die abwechfelnb die Stadt branbfchatzten. Nicht besser erging es den kleineren Städten und den Dörfern. Anhalt-Zerbst. — In Zerbst führte Rubolss Sohn, Fürst Joh ann, der von feiner Mutter, einer olbenburgischen Prinzessin, in der lutherischen Lehre erzogen worben war, 1644 das Luthertum wieder ein. Als mütterliches Erbe fiel ihm die Herrschaft Jever zu (1667). Außerdem erwarb er Nienburg, Mühlingett und Dornburg. Als 1742 die H auptlinie ausstarb, folgten aus der Dornburger Nebenlinie Johann Ludwig und Christian August. Der letztere, der seit 1746 allein regierte, wurde preußischer Feldmarschall und Gouverneur von Stettin. Friedrich der Große vermittelte die Ver-

11. Die Geschichte Anhalts in Wort und Bild - S. 23

1906 - Cöthen : Schulze
— 23 — Macht z. B. bei den Hohenzollern den brandenburgifch-preußischen Besitz zusammenhielt. Als stärkstes deutsches Fürstenhaus hätten die Askanier die Geschicke Deutschlands bestimmen können, wenn etwa um 1300 ihre bedeutende Macht, zu der die beiden angesehensten Kurfürstentümer des Reiches gehörten, in einer Hand vereinigt gewesen wäre. Wie leicht hätten sie ihre rechtmäßigen Erbanfprüche auf Brandenburg, Sachsen und Aschersleben durchgesetzt, wenn sie nicht durch fortwährende Teilungen ihres Besitzes geschwächt worden wären! Diese leidigen Teilungen beginnen bereits mit dem Tode Heinrichs I. 1244. Drei seiner Söhne stiften drei Linien: v- die ältere Bernburger, die Aschersleben er und die ältere Zerbster Linie. Die letztere, welche auch als Dessauer bezeichnet werden kann, überlebte die beiden anderen und regiert noch heute. Leider erbte sie nicht das ganze Anhalt. Als 1315 die Ascherslebener Linie ausstarb, bemächtigte sich der 1315 Askanier Albrecht aus der Bernburger Linie der Stadt Aschersleben und fügte sie nebst Wegeleben, da er Bischof von Halberstadt war, unrechtmäßig seinem Bistume zu. Er stand ganz unter dem Banne der nach weltlicher Macht strebenden katholischen Kirche, und mit Recht wundert sich ein neuerer Geschichtschreiber, „wie hier die Begierde des Kirchen-fürsten über die Empfindungen gegen seine Familie, gegen den leiblichen Bruder ge- siegt hat." Trotz des wiederholten Einspruches von seiten der anderen Askanier ging Aschersleben ihnen auf immer verloren. 3. Die Zerbster Linie zersplitterte ihr Gebiet im 14. und 15. Jahrhundert durch verwickelte Teilungen, die sogar zu Streitigkeiten und Rache-zügeu führten, bis endlich im Anfange des lü^Jahrbunderts ganz Anhalt in den Händen zweier Brüder ruhte: der Fürsten Waldemar und ,Ernst. Der Vater der beiden war Fürst Georg I. (um 1430). Er hat von allen anhaltischen Fürsten am längsten regiert, nämlich nicht weniger als 69 Jahre. Seine fünf Söhne hießen Wgldemur, Georg, ©iegmunb. Ernst und Rudolf. Georg hatte den Beinamen der Starke. Es wird von ihm erzählt, er habe einen Ringer durch einen Druck auf beide Schultern getötet und einen Bären, der ihm auf dem Gestänge, einem schmalen Stege über das Muldewehr bei Dessau, entgegengekommen sei, mit der Faust erschlagen. Auch habe er bei Dessau einen Pfahl, den acht Männer nicht bewegen konnten, allein aus der Mulde gezogen. Er starb kinderlos. Rudolf, der bei der Teilung mit Geld abgefunden wurde, ist als Kriegsheld mit dem Beinamen „der Tapfere" in den Diensten Kaiser Maximilians I. berühmt geworden und wurde vom Kaiser selbst „Anhalt, das treue Blut", genannt. Leider starb er schon 1510 in Italien, wahrscheinlich durch Gift. Er liegt zu Innsbruck begraben. 4^Fürst Waldemar bekam bei der Teilung Cöthen, Fürst Ernst Dessau. Das Bernburg-Ballenstedter und das Zerbster Gebiet besaßen sie beide gemeinsam. Fürst Waldemar starb 1508. Ihm folgte sein einziger Sohn, der berühmte Fürst Wolfgang. Fürst Ernst, ebenfalls Stammvater aller weiteren anhaltischen Linien, hinterließ bei seinem Tode 1516 drei unmündige Söhne, die Reformationsfürsten Johann, Georg. und Joachim. Ihre Regierung und Erziehung lag in den Händen dreier fürstlichen Vormünder, besonders aber in der Hand ihrer Mutter, Magarete von Münsterberg. Nach dieser Fürstin hat vielleicht der seltsame Ring seinen Namen, der noch heute im Schlosse zu Dessau sorgfältig aufbewahrt wird und über dessen Herkunft man eine geheimnisvolle Sage erzählt. Es ist möglich, daß der Name „Krötenring" durch eine Verwechselung mit dem Namen „Grete" entstand. Margarete von Münsterberg hieß nämlich bei ihren Lebzeiten „Frau Fürstin Grete". Fig. 11. Der Kröt enling

12. Bd. 2 - S. 145

1774 - Breslau Leipzig : Gutsch
Kap.z. Abschn. 5. Von Deutschland. 14; thum Blankenburg, die Grafschaft Wernigerode und daö Bisthum Hildesheim. §. 2. Es gehört dem Könige von Preußen, und ist meistens der lutherischen Religion zugethan. §. 3. Es ist darinn zu merken: Halberstadt, die Hauptstadt, eine große aber alt- modisch und unordentlich gebaute Stadt, hat ein be« rühmtes Domkapitel. Aschersleben, eine mittelmäßige Stadt und Stamm- haus der Fürsten von Anhalt. §. 4. Halberstadt ist größtentheils eben Land, wel- ches ungemein fruchtbar ist, an allerley Getraide und an Flachs, hat häufige und schöne Wiesen, gute Viehzucht, hingegen Mangel an Holze. Ii. Die Landschaften an der Ober-Elbe. A) Obersachsen, dazu gehöret: 1) Das Fürstenthum Anhalt. §. 1. Es gränzet an die Mark Brandenburg, an Chursachsen, an Meißen, Mannsftld, Braunschweig, Halberstadt und Magdeburg. §. 2. Dieses Fürstenthum ist in vier Linien gethei- let, nämlich in Dessau, Bernburg, Cöthen und Zerbst. §. 3. Es ist darinn zu merken: Dessau,die Haupt- und fürstl. Residenzstadt, ist wohl- gebauet, und hat ein ansehnliches Residenzschloß. Bernburg, die Hauptstadt und fürstliche Residenz an der Saale, ist wohlgebauet. im, Theil. K Cdthen,

13. Heimatkunde der Provinz Westfalen - S. 174

1901 - Bielefeld [u.a.] : Velhagen & Klasing
— 174 — Die westfälischen Länder werden Besitz Preußens 1614 vorläufig und 1666 endgültig: a) die Grafschaft Mark (Kreise Hattingen, Gelsenkirchen, Bochum, Hörde, Dort- mund, Hamm, Soester Börde, westl. Teil von Iserlohn, Altena, Schwelm, Hagen). b) Ravensberg (Kreise Herford, Bielefeld, Halle). 1648. Hochstift Minden als Fürstentum (Kreise Minden, Lübbecke). 1702. Lingen (Teil des Kreises Tecklenburg). 1707. Tecklenburg. 1802. Fürstbistum Paderborn (Kreise Paderborn, Büren, Warburg und Höxter teilweise). 1802. a) Fürstbistum Münster (Kreise Münster, Lüdinghausen, Beckum, Warendorf), b) Abtei Herford und Cappenberg. 1815. Kreise Steinfnrt, Ahaus, Coesfeld, Borken. Grafschaft Steinfurt, Anholt, Gemen, Gronau, Recklinghausen, Hohenlimburg, Rietberg, Rheda, Gütersloh. Durch Tausch: Amt Reckeberg mit Wiedenbrück. Durch Vertrag: Fürstentum Corvey (Teil von Höxter), die freie Stadt Dort- mund, Fürstentum Siegen, Dillenburger Ämter Burbach und Neuukirchen. 1816. Durch Bertrag: a) Herzogtum Westfalen (Lippstadt, Brilon, Meschede, Arnsberg, Olpe, Teil von Iserlohn und Soest). b) Wittgenstein. 1850. Lippstadt.

14. Geschichte für Mittelschulen und ähnliche Lehranstalten der Provinz Sachsen - S. 299

1903 - Wiesbaden : Behrend
299 1815. Friedrich Wilhelm Iii. erwirbt ferner an kurschsischen Gebieten 1. Teile des Meinischen Kreises, 2. des Wittenberg er oder Kurkreises, 3. des Leipziger Kreises, 4. das ehemalige Hochstift Merseburg, 5. das ehemalige Hochstift Naumburg-Zeitz, 6. Teile des Th-ringer Kreises mit dem dazu gehrigen Frstentum Querfurt, 7. die Grafschaften Stolberg-Stolberg und Stolberg-Rola. 1819. Friedrich Wilhelm Iii. erlangt von Schwarzburg - Rudolstadt durch Verzicht auf verschiedene Hoheitsrechte die in der goldenen Aue ge-legeuen mter Heringen und Kelbra. C. Regierungsbezirk Erfurt. 1648 (50.) Der groe Kurfürst erwirbt den Halberstdter Teil der Grafschaft Hohn stein oder Grafschaft Lohra-Klettenberg. 1741. Friedrich der Groe erhlt den Anteil von Schwarzb.-Rudolstadt au dem bis 1658 klettenbergischen Benneckenstein (zweiherrige Besitzung) durch Kauf. 1802/3. Friedrich Wilhelm Iii. gewinnt durch den Reichsdeputationshauptschlu: 1. Die freien Reichsstdte Nordhausen und Mhlhausen, 2. Das bis dahin mainzische Frstentum Erfurt, von dem 1815 einzelne Gebietsteile an Sachsen-Weimar abgetreten werden muten, 3. Das bis dahin gleichfalls mainzische Frstentum Eichsfeld. Das Nieder-Eichsfeld kam 1815 an Hannover, aber 1866 mit der Provinz Hannover an Preußen zurck, 4. den mainzischen Anteil an der Erbschaft Treffurt, 5. Teile der alten Grafschaft Gleichen mit Wandersleben, 6. Die unter dreifacher (mainzischer, schsischer und hessischer) Hoheit stehende Vogtei Dorla. 1815. Die zum ehemaligen thringer Kreise Sachsens und zum Frstentum Querfurt gehrenden mter Langensalza, Tennstedt und Teile der mter Weiensee und Eckartsberge werden hinzugefgt. 1815. Aus dem schsischen Anteil an der Grafschaft Henneberg wird der Kreis Schleusingen, und aus Teilen der schsischen Kreise Neustadt und Vogtland wird der Kreis Ziegenrck gebildet. 1816. Mit Hannover, Weimar und Schwarzburg-Sondershausen werden zur Abrunduug einige Grenzgebiete ausgetauscht. 1866. Wilhelm I. erwirbt von Bayern das Gebiet Kaulsdorf, das dem Kreise Ziegenrck eingefgt wird. Ix. Scfylacfytenorte in der Provinz wachsen. Seite 531. an der Uustrut (Memlebeu) 79 766. Naumburg......85 933. an der Saale (Merseburg) 97 933. an der Unstrut (Riade) . 97 1069. Burgscheidungen .... 105 1075. an der Unstrut (Hohenburg) 107 1080. Flarchheim(Kr.mhlhausen) 109 1080. Hohenmlsen (Kr. Weienfels) ........109 1115. Quedlinburg.....109 1115. am Welfsholz (Hettstedt) . 109 1278. Frohse.......183 1279. Stasurt......183 1307. (Lucka).......130 1525. Frankenhausen .... 154 Seite 1547. Mhlberg......157 1550/51. Magdeburg .... 157 1631. Magdeburg.....167 1631. Breitenfeld......165 1632. Ltzen.......165 1757. Robach......213 1760. Torgau.......215 1761. Langensalza.....215 1806. Auerstdt......233 1813. Mckern und Leitzkau . . 244 1813. Grogrschen (Ltzen) . . 244 1813. Kitzen.......244 1813. Bennewitz......245 1813. Wartenburg a. E. . . . 246 1866. Langensalza.....264

15. Landeskunde der Provinz Sachsen und des Herzogtums Anhalt - S. 14

1890 - Breslau : Hirt
14 Landeskunde der Provinz Sachsen und des Herzogtums Anhalt. Ballenstädt* 4850 Ew., mit Schloß und herrlicher Umgebung. Hoym.3033 Ew., mit Schloß. Gernrode, durch seine vom Markgrafen Gero 960 gestiftete schöne Kirche in romani- schem Baustil bekannt, liegt am Fuße des Stufenberges. Harzgerode 3250 Ew. Alexis- badundbictorshöhe sind vielbesuchte Orte, ebenso der M ä g d e s p r u n g; hier Eisenhütte und Gießerei. V. Die Bevölkerung und ihre Einrichtungen. \. Abriß der Geschichte. Eine Geschichte der Provinz Sachsen giebt es erst seit 1815, denn in diesem Jahre ist sie aus alten preußischen und den neu erworbenen sächsischen Gebieten gebildet worden. Nach diesen hat die Provinz ihren Namen „Sachsen" erhalten. Der R.-B. Magdeburg enthält den ältesten Bestandteil des preußischen Staates, die Altmark (Albrecht d. Bär). Das Herzogtum Magdeburg und das Fürstentum Halberstadt, beide vorher geistliche Gebiete, erwarb der Große Kurfürst beim westfälischen Friedensschluß 1048, doch konnte er in Magdeburg erst 1680 die Regierung antreten. Das Erzbistum Magdeburg ist von Otto I. 968, das Bistum Halberstadt schou von Karl d. Gr. gestiftet. Die Grafschaft Wernigerode wurde schon 1449, die Abtei Quedlinburg 1892 durch den Reichs- deputations-Hauptschluß, die Grafschaft Barby mit Gommern erst 1815 er- worben. Die übrigen von den letztgenannten Gebieten verlor Preußen zeitweilig durch den Tilsiter Frieden bis auf die beiden rechtselbischen Jerichowschen Kreise. Der R.-B. Merseburg umfaßt größtenteils früher kursächsisches Gebiet, darunter den alten Kurkreis mit der Hauptstadt Wittenberg. Merseburg und Naumburg-Zeitz waren früher Bistümer, später nebst Weißenfels Residenzen selbständiger sächsischer Herzöge, deren Linien aber alle im vorigen Jahrhundert ausstarben, worauf ihre Länder an Kurfachsen zurückfielen. Der Saalkreis mit Halle gehörte früher zum Erzstift Magdeburg, die Graf- schaft Mansfeld nur zum Teil zu Sachsen. — Von Kriegen ist diese Ge- gend am meisten heimgesucht worden, und namentlich die Ebene zwischen Merse- bürg und Leipzig könnte man einen „Tanzplatz des Kriegsgottes" nennen. Von den ältesten Zeiten bis in die neusten sind hier entscheidende Schlachten geliefert worden! Keuschberg, Homburg, Lützen, Roßbach, Groß-Görfchen. Der R.-B. Erfurt ist zum größten Teil infolge des Reichsdeputatious- Hauptschlusses 1892 erworben worden (Nordhausen, Mühlhausen, Erfurt und Eichsfeld). Erfurt, früher Universität und Festung, gehörte kurze Zeit zum Kaiserreich Frankreich. Die Grafschaft Hohenstein, früher halberstädtisch, ist der älteste preußische Besitz in diesem R.-B. 1815 kamen einige sächsische Ge- biete hinzu, darunter auch die Kreise Ziegenrück und Schleusingen (Grafschaft Henneberg). Besondere Bedeutung hat die Provinz dadurch, daß aus ihren jetzigen Grenzen die Reformation ausging. Als Lutherstädte sind zu nennen: Eis leben, Mansfeld, Magde- bürg, Erfurt, Wittenberg und Torgau. Die großen Religionskriege sind hier hauptsächlich ausgefochten worden, und mehr als einmal ist Magdeburg der Mittelpunkt der europäi- scheu Politik gewesen (1551. 1631). Der siebenjährige Krieg berührte nur den früher sächsischen Süden, während die napoleonischen Kriege auch den Norden hart mit-

16. Die Geschichte Anhalts in Wort und Bild - S. 71

1906 - Cöthen : Schulze
— 71 — 4. Im evangelischen Kirchenwesen wurde 1820 in Anhalt-Bernburg, 1827 in Anhalt-Dessau durch die Union nach preußischem Vorbilde Cmtgteit geschaffen, so daß fortan der Unterschied zwischen Lutherschen und M-sormierten verschwand und alle Protestanten gemeinsam Gottesdienst hielten. Nur in Anhalt-Cöthen bestand die Trennung noch weiter. Auch letzte der Herzog die Kirchenbauten seines Großvaters fort. Manche Gotteshäuser wurden neu aufgeführt, andere prächtig wiederhergestellt oder restauriert. Die herrlichste solcher Erneuerungen, die in ganz Deutichland gerühmt wurde, ist die der Stiftskirche zu Gernrode (Fig. 5). Nicht minder Ueb sich Herzog Leopold die Hebung des Schulwesens angelegen ie:n. £)te Gymnasien zu Zerbst und Dessau wurden zweckmäßig umgestaltet un zahlreiche neue Landschulen gegründet. Infolge der Berufung des Jkotejiors Werner nach Dessau entstand die für das deutsche Turnwe^en wichtige gymnastische Akademie. 5. Am 18. November 1836 stifteten die Herzöge von Anhalt-Dessau, Anhalt-Cöthen und Anhalt-Bernburg zu Ehren ihres großen Ahnherrn den anhaltischen Hausorden Albrechts des Bären mit der Umschrift „^urchle Gott, und befolge seine Befehle!" Die Anrede „Hoheit" ward 1844 angenommen. Sie gilt für den Herzog und feine_ Gemahlin sowie sur alle Prinzen und Prinzessinnen des Herzoglichen Hauses. Das Revolutionsiahr 1848 brachte in Anhalt nur schwache Bewegungen zugunsten einer neuen Verfassung hervor. Es wurde ein auf Utivahlen beruhender -andtag eingeführt, aber bald wieder aufgehoben. Dafür trat die schon früher in Geltung gewesene ständische Verfassung von neuem in Kraft. 6. Das Verhältnis Anhalts zum deutschen Vaterlande war während der Regierung Herzog Leopold Friedrichs bis 1866 solgendes: sogleich nach den Befreiungskriegen waren die anhaltischen Herzogtümer dem neu gegründeten Deutschen Bunde beigetreten. Bei der unter Österreichs ^.oriitz zu Frankfurt a. M. tagenden Bundesversammlung hatten lie zusammen ^eine Stimme und wurden durch einen eigenen Gesandten vertreten. _ Zum Bundesheere hatte Gesamtanhalt schon im Frieden ein Regiment Infanterie zu zwei Bataillonen nebst Scharfschützenabteilung zu unterhalten, ^ue Wehrpflicht wurde für alle männlichen Einwohner vom 21. 2,. Lebensjahre allgemein. Diese Truppen standen zu Dessau, Bernburg und Seron (Scharfschützen). Sie wurden nach preußischen Vorschriften ausgebildet. Ihre recht kleidsame, 1848 nach preußischem Schnitte zugerichtete Uniform ist noch heute diejenige der Herzoglichen Jägerbrigade. Beim Kriege gegen Dänemark, den der Deutsche Bund wegen Schleswig-Holsteins 1.849 rührte, rückte auch aus Anhalt ein Bataillon von 600 Mann ins Feld. ^ ^hne zum Gefechte zu kommen, hielt es die 1864 so berühmt gewordenen Düppeler Höhen besetzt. § 37. Die Wiedervereinigung der anhaltischen Herzogtümer. la. In Anhalt-Cöthen hatte, als der Sohn des Fürsten Ludwig (S. 39) kinderlos starb, 1665 die Linie Cöthen-Plötzkau den Thron geerbt. Die meisten ihrer Fürsten regierten schlicht, tntfd und segensreich. Emanuel Leberecht gab 1693 die Erlaubnis zur Erbauung einer lutherischen Kirche in Cöthen. Bald nahm die lutherische Gemeinde erheblich §u. Vielelutheraner von auswärts ließen sich in Cöthen nieder. Emanuelleberechts

17. Lehrbuch der Geographie für höhere Unterrichtsanstalten - S. 373

1852 - Halle : Buchh. des Waisenhauses
Sachsen. 373 bedeutende Handelsstadt, mit der im N. liegenden Neustadt und der im S. unweit der Stadt befindlichen Sudenburg 66,000 E. Im Süden dicht vor Magdeburg sonst die berühmte Schule Klo- ster Bergen. In dem Theile auf dem rechten Elbufer Burg, 15,000 E. mit Tuchfabriken. Ueber diese Stadt und weiter über Brandenburg u. w. führt die directe Bahn von Magdeburg über Potsdam nach Berlin. Die Bahn nachleipzig führt über das reichste Salzwerk des Staates Schönebeck, in das An- haltische und dann weiter nach Halle und Leipzig. Westwärts von der Bahn, an der Bode, dicht an der Anhaltischen Grenze liegt das Städtchen Staßfurt mit einem neulich entdecken überreichen Steinsalzlager. — Eine andere Bahn, von welcher der Hauptast nach Braunschweig (Anschluß mit Hannover, Köln u. f. w.), führt in das auch 1648 erworbene Fürstenthum Halber- stadt, nach der gleichnamigen Hauptstadt, 18,000 E. H. liegt an der Holzemme, unweit des Harzes, in lieblicher, sruchtreicher Gegend. Die Bauart alterthümlich. Der Hauptschmuck der Stadt ist der Dom, der an Erhabenheit im Innern den Magdeburger noch weit übertrifft. Im S. der Stadt die in anmuthige Anlagen ver- wandelten Spiegelsche'n Berge. Andere Orte im Fürstenthum H. sind Aschersleben, 11,000 E., früher der Hauptort der Graf- schaft Askanien, die dem Hause Anhalt gehörte; über der Stadt noch schwache Reste des alten Schlosses — etwas im Nw. von H. Ströbeck, dessen Bauern als gute Schachspieler bekannt sind, im Sw. die ehemalige Festung Reinstein oder Regenstein, im S. Thale in der Nähe der Roßtrappe (S. 339-). S) In der früher», 1803 erworbenen Reichsabtei Quedlinburg, die gleichnamige Hauptstadt an? — 14,000 E-, altertümliche Stadt mit Brannt- weinbrennerei und Kornhandel. Hier Klopstock 1724, der Geo- graph Karl Ritter geboren. Das Schloß der Aebtissin wird jetzt wieder hergestellt; in der Schloßkirche Heinrich I. begraben. e) Die Grafschaft Wernigerode am Harz gehört einer danach benannten Linie der Grasen von Stolberg. Der Hauptort liegt an einem 1100' hohen, mit dem gräflichen Schlosse gekrönten Berge, an der Holzemme. Au der Grafschaft gehört das sich von I l s e n b u r g zum Brocken hinaufziehende I l set h a l und der Brocken selbst (S. 332.). — Von den genannten Gebieten gehörten «. S. e. zum obersächsisch en, ß. und y. zum niedersächsischen Kreise. b) Der Regbz. Merseburg, §. 91. 1. §. 92. 4. 6., umfaßt außer einem kleinen Theile des Fürstth. Halberstadt (worin Falkenstein fs. 340.) und dem zum Herzogthum Magdeburg gehörigen Saalkreise, lauter erst 1815 von Sachsen erworbene, im alten obersächsischen Kreise liegende Gebietstheilc. Die von Ber- lin kommende anhaltische Eisenbahn geht zuerst bei der Festung Wittenberg an? — vorbei, 10,000 E-, bis 1817 Universität. An ihr lehrte Luther, und somit ist W. die Wiege der Refor- mation. Denkmal Luthers mit der Inschrift: ,,Jsts Gottes Werk, so wirds bestehn, ists Menschenwerk wirds untergehn"; in der Schloßkirche sein und Melanchthons Grab. Nachdem die Bahn das preußische Gebiet wieder verlassen, verbindet sie sich im Anhaltischen, bei Cöthen, mit der Magdeburg-Leipziger. Diese tritt

18. Deutsche Landes- und Provinzialgeschichte - S. 384

1892 - Leipzig : Voigtländer
384 Herzogtum Anhalt. mählung feiner Tochter Sophie Auguste Friederike mit dem Großfürsten Peter von Rußland. Sie bestieg später als Katharina Ii. den russischen Kaiserthron. Mit Friedrich Äugust, dem Sohne Christian Augusts, starb 1793 die Zerbster Linie ans. Zerbst fiel an De ff au, Roßlau, Lindau und Dornburg an Göthen, Coswig und Mühlingen an Bern bürg,Jever an Katharina von Rußland. Anhalt-Cöthen. — Fürst Ludwig war der geistig bedeutendste der Brüder. Auf Reisen nach England, Frankreich und Italien gebildet, stiftete er 1617 zur Hebung der deutschen Gelehrsamkeit und Veredelung der Muttersprache die fruchtbringende Gesellschaft oder den Palmenorden. Um dem Schulwesen aufzuhelfen, berief er den Holsteiner Johann Ratichius nach Cöthen. Dieser richtete hier eine Musterschule ein, in welcher die Muttersprache zu ihrem Rechte kommen und das mechanische Auswendiglernen beseitigt werden sollte. Leider hatte die Anstalt keinen Bestand. Als Ludwigs Sohn Wilhelm Ludwig kinderlos starb, folgten Augusts Söhne Leberecht und Emanuel. Des letzteren Sohn Emanuel Leberecht, der 1692 zur Regierung kam, zeigte sich duldsam gegen die Lutherischen, gestattete ihnen den Bau einer lutherischen Kirche und gründete auch eine lutherische Schule. Unter feiner Regierung und der seiner Söhne Leopold und August Ludwig hob sich Cöthen nicht bloß äußerlich, so daß es um die Mitte des 18. Jahrhunderts die bevölkertste Stadt Anhalts war, sondern auch geistig. Von Fürst Leopold berufen, kam 1717 der große Tonsetzer und Orgelspieler Johann Sebastian Bach als Kapellmeister nach Cöthen und wirkte daselbst bis zu seiner Berufung nach Leipzig (1723). Unter-August Ludwig machte sich der von Spener und Francke ausgehende Pietismus auch in Cöthen geltend. Erzeugnisse dieser Richtung sind die sogenannten Cöthener Lieder, von deren Verfassern namentlich derdiakonuslehr genannt zu werden verdient. August Ludwig starb 1755. Sein Sohn Carl Georg Leberecht brachte nach dem Beispiele Leopolds von Dessau einen großen Teil der adeligen Güter an sich. Er hob den Landbau und die Viehzucht und suchte durch mannigfache Unterstützungen Ansiedler ins Land zu ziehen. Er gründete ferner ein Armen- und Arbeitshaus, eine Brandkaffe, ein Waisenhaus und ein Landfchullehrerfeminar (1784). Mit zwei Söhnen zog er 1789 in den Krieg gegen die Türken und starb in demselben Jahre in Semlin. Sein Sohn und Nachfolger August Christian Friedrich regierte willkürlich und gewaltthätig. Er trat dem Rheinbünde bei (1807) und nahm nun den Herzogstitel an. Als entschiedener Bewunderer Napoleons führte er französische Einrichtungen und französisches Recht in seinem Lande ein. Er starb 1812 kinderlos, und da auch fein Neffe 1818 minderjährig starb, so folgte aus der Nebenliniecöthen-Pleß Herzog Friedrich Ferdinand, der für Hebung seines Landes nach allen Seiten hin sorgte, sich aber die Gemüter seiner Unterthanen durch seinen Übertritt zum Katholicismus entfremdete (1825). Mit seinem Bruder Heinrich, der das katholische Wesen wieder beseitigte, starb 1847 die Linie Anhalt-Cöthen aus. Auf Grund eines mit Bernburg geschloffenen Vertrages wurde Cöthen 1854 mit Dessau vereinigt. Änhalt-Bernburg. — Fürst Christian (1603—30) ist zunächst König Heinrichs Iv. von Frankreich Freund und Waffengefährte. Dann tritt er in die Dienste Friedrichs Iv. von der Pfalz, wird Statthalter der Oberpfalz, Oberbefehlshaber der Truppen der Union und ist

19. Das Deutsche Reich - S. 480

1900 - Leipzig : Spamer
480 Zweites Kapitel, § 2. Die thüringischen Staaten. I. Aas Grolzherzogtum Sachsen-Weimar-Cisenach. Das Großherzogtum Sachsen-Weimar-Eisenach liegt zwischen 50° 25' bis 51° 28' nördl. Br. und 9° 53' bis 12° 15' östl. Länge Gr. und wird von der preußischen Provinz Sachsen, dem Königreiche Sachsen, Sachsen-Altenburg, den beiden Renß, Schwarzbnrg - Rudolstadt, Sachsen-Meiningen, Sachsen- Kobnrg-Gotha, der preußischen Provinz Hessen-Nassau und Bayern begrenzt. Das Land besteht aus drei größeren Gebieten, nämlich den Kreisen Weimar, Eisenach und Neustadt, ferner aus vier größeren Exklaven: Allstedt (in der preußischen Provinz Sachsen), Oldisleben (zwischen Gebieten der Provinz Sachsen und der Unter- Herrschaft von Schwarzburg-Rudolstadt), Ilmenau (zwischen Gebidten der schwarz- burgischen Oberherrschaften Sachsen - Koburg - Gotha und dem preußischen Kreise Schleusingen) und Ostheim (im nördlichen Bayern), sowie aus 20 kleineren Exklaven, welche von Gebieten der andern thüringischen Herzogtümer und Fürstentümer, sowie des preußischen und sächsischen Staates umgeben werden. Das Großherzogtum zerfällt iu die drei Kreise Weimar, Elsenach und Neustadt, sowie fünf Verwaltungsbezirke. Hauptstadt Weimar. Die frühere Geschichte des Laudes ist bei dem Königreiche Sachseu zu ersehe». Eine besondere Geschichte beginnt erst nach dem Schmalkaldifcheu Kriege, indem Johann Friedrich I. (der Großmütige) damals die Fürstentümer Weimar, Eisenach und Gotha, später noch die Ämter Altenbnrg, Koburg und Hildburghausen erhielt. Johann Friedrichs Nachkommen bildeten durch Erb- teilung die einzelnen sächsischen Herzogslinieu; so entstand auch die Weimarsche Linie (Erbteilungsvertrag zu Altenburg, 1640). Johann Friedrichs I. Sohn, Johann Friedrich der Mittlere, gründete die Uni- verfität Jena (1548). Zunächst gab es eine weimarische, koburgische, eisenachsche und altenburgische Linie. Nach Aussterben der koburgifcheu und eisenachschen Linien teilten sich die Söhne des Herzogs Johann von Weimar (Wilhelm, Albrecht, Ernst) das Land von Neuem und gründeten wieder drei Linien (Erbteilung zu Altenburg); der Stammvater des jetzigen großherzoglichen Hauses wurde Herzog Wilhelm, Es kamen 1644 Eisenach, 1660 Teile der Grafschaft Heuneberg, 1672 Stücke von dem Gebiete der erloschenen altenburgischeu Linie, 1815 der Neustädter Kreis sowie kleinere Stücke hinzu. 1806 wurde das Land zum Herzogtum, 1815 zum Großherzogtum erhoben;

20. Die Heimat - S. 150

1899 - Leipzig : Degener
— 150 — B. Das Herzogtum Anhalt. Der Stammvater der anhaltischen Herzöge ist Esico aus einem schwäbischen Geschlechte, der im 11. Jahrhundert als Graf von Ballenstedt auftritt. Sein Urenkel war Albrecht der \Bär, dessen Enkel sich zuerst Fürst von Anhalt nannte. Mehrfache Teilungen brachten das Land an"vier Linien, die aber bis auf die Dessauer Linie wieder eingingen. Seit 1863 ist das Land wieder vereinigt. I. Lage des Herzogtums in den früher besprochenen Gebieten und seine Grenzen. Das Herzogtum Anhalt, das seinen Namen von der am rechten Selkenfer auf dem Hausberge gelegenen Stammburg des fürstlichen Geschlechts (— jetzt nur noch wenige Trümmer —) erhalten hat, liegt mit dem kleinen westlichen Teile aus dem nordöstlichen Unterharze, mit dem über lomal so großen Ostteile im Tieflande, das hier von Saale, Mulde und Elbe bewässert wird. Beide Teile sind durch den schmalen Streifen von Aschersleben getrennt. Außerdem liegen noch 4 kleinere Landesteile (Exklaven) im preußischen Gebiete (Groß-Alsleben, Groß- und Klein- Mühlingen, Göduitz, Dornburg); dafür umfaßt Anhalt auch wieder einige preußische Landesteile, die zum Regierungsbezirk Merseburg gehören.^ Das Herzogtum ist fast ganz von preußischem Gebiet, und zwar von den Regierungsbezirken Magdeburg, Potsdam und Merseburg umschlossen; unr das kleine Weststück grenzt unweit des Städtchens Güntersberge an das braun- schweigische Gebiet von Blankenburg. Natürliche Grenzen bilden bloß ein Stück der Elbe (gegen den Regierungsbezirk Magdeburg) und ein Stück der Fuhne (gegen den Regierungsbezirk Merseburg). Ii. Größe des Herzogtums; Anzahl, Abstammung und Religions- Verhältnisse der Bewohner. Anhalt ist seinem Flächeninhalt nach das dritte der deutschen Herzogtümer, da Braunschweig und Sachsen-Meiningen mit größerer Ausdehnung vorangehen. Der Flächeninhalt beträgt 42 O.-Meilen (2300 qkm)*), auf denen 293 300 Menschen wohnen. Es kommen demnach auf 1 qkm im Durchschnitt 128 Bewohner. Anhalt ist also etwas dichter bevölkert als die Proviuz Sachsen. Grund dafür! In den Kreisen Dessau, Kötheu und Bernburg ist die Bevölkerung am dichtesten, während sie in den Kreisen Ballenstedt und Zerbst geringer ist. (Welcher Rückschluß auf die Bodenbeschaffenheit?) Obwohl die Bevölkerung sich früher aus Slaveu, Obersachsen und Flam- läuderu zusammensetzte, so ist sie jetzt doch nach ihren Eigenschaften, ihrer Sprache, *) Anhalt hat ungefähr 7n der Provinz Sachsen als Flächeninhalt.