Ähnliche Ergebnisse
1855 -
Mainz
: Kunze
- Autor: Schacht, Theodor
- Auflagennummer (WdK): 6
- Sammlung: Geographieschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
Asien — Geschichte.
361
emporschwang und den Namen Schah Nadir 1736 bis 1747 trug. Fürchter-
licher hat nie ein asiatischer oder afrikanischer Tyrann seine eignen Unterthanen
gemißhandelt und ihres Geldes und Gutes beraubt, als er. Viele tausend
Familien flohen aus seinem Lande; ganze Flecken, Dörfer und Städte wurden
menschenleer. Nach den Reichthümern des Großmoguls lüstern, setzte er mit
125000 Mann über den Indus, und da kein Acbar und Aurengzeb mehr re-
gierte und das großmogolische Reich in Unordnung war, so ward es ihm leicht,
Delhi zu erobern. Schrecklich hat er daselbst gewüthet, 120000 Menschen wurden
gemordet, und mit Schätzen, mehr als 800 Mill. Gulden an Werth, zog der
muselmännische Zerstörer wieder ab. Uebrigens ist er der letzte Herrscher Per-
siens, der seinen Nachbarn gefährlich gewesen, denn nach ihm fiel Iran wieder
in mehrere Staaten ans einander.
Vielleicht bereitet sich für die künftigen Geschlechter Asiens ein glücklicheres
Loos durch den Einfluß der jetzigen europäischen Bildung. Daß Rußland an
beiden Seiten des Kaukasus und über ganz Sibirien herrscht, wollen wir weniger
in Anschlag bringen; wohl aber ist die Herrschaft der Engländer auf der
Halbinsel diesseit des Ganges von großer Wichtigkeit und verdient näherer Er-
wähnung. — Ueber 3 Jahrhunderte ist es jetzt, daß der Seeweg um Afrika neu
entdeckt wurde, und Europäer nach Indien schifften; doch leider waren es anfangs
die Portugiesen, die nicht besser als Muselmänner dort erschienen und eben-
falls Despotismus und Religionswuth, nicht freie bürgerliche Rechte, nicht die
Religion der Duldung und Aufklärung mitbrachten, wie es ächten Christen ge-
ziemt hätte. Vasco de Gania war der erste Portugiese und der erste Euro-
päer überhaupt, welcher Afrika umschiffte und an der Küste Malabar 1498
landete. — Rasch breitete sich portugiesische Macht an den Küsten aus, bis ihr
Eifer nachließ und ihre Habsucht sie verhaßt machte. Da suchten andere euro-
päische Nationen an ihrem reichen Handel Theil zu nehmen. Den Holländern
gelang es zunächst. Sie gründeten Niederlassungen auf den Inseln Hinterindiens
und verdrängten ihre Vorgänger aus vielen Besitzungen, namentlich aus Ceylon
und den Gewürzinseln. Sie brachten nun zwar keine Inquisition und Jesuiter
mit, waren aber doch engherzige Kaufleute und nützten den Indiern wenig, mehr
sich selbst. Da begannen Franzosen und Engländer in den indischen Gewässern
mit einander und mit den Holländern um des Handels und Gewinns willen zu
wetteifern. Die Engländer gewannen die Oberhand. Sie haben zuletzt nicht
blos die meisten ehmaligen portugiesischen, dann holländischen, Besitzungen er-
beutet; auch von der Küste Ostindiens bis ins Innere der ungeheuren Halbinsel
hinein machten sie allmählig große Eroberungen.
Anfangs hatten ihre Niederlassungen nur Handelszwecke; deshalb sandte
auch nicht der englische König Schiffe und Kriegsvolk, sondern eine Gesellschaft
englischer Kaufleute, die Ostindische Kompanie genannt, that es. Die
Mitglieder derselben schossen Geld zusammen, rüsteten Schiffe ans und theilten
nach Maße ihres Geldeinsatzes den Gewinn. Bald aber im Kriege mit Neben-
buhlern Europas und mit den muselmännischen und indischen Fürsten des Landes
bedurften sie der Unterstützung der brittischen Regierung und ihrer Kriegsheere.
1913 -
Bielefeld [u.a.]
: Velhagen & Klasing
- Autor: Dilcher, Adolf, Kahnmeyer, Ludwig, Schulze, Hermann
- Auflagennummer (WdK): 3
- Sammlung: Kaiserreich Geschichtsschulbuecher
- Schultypen (WdK): Mittlere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Mittlere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Mittelschule
- Inhalt Raum/Thema: Deutsche Geschichte
- Konfession (WdK): Konfessionell gemischt
234
Im nchsten Jahre warb der Freiheitsheld Garibaldi (der schon 1859 als sardinischer General mit seinen Alpenjgern die ersten Siege der die sterreicher erfochten hatte) eine Freischar von einigen Tausend Rothemden" und zog nach Sizilien, wo er mit dem Rufe: Italien und Viktor Emanuel! begeistert aufgenommen wurde. Bald war die ganze Insel in seinem Besitz. Dann setzte er nach dem Festland der, und fast ohne Kampf brachte er das Knigreich Neapel in seine Gewalt. Mit endlosem Jnbel wurde er in Neapel, der Hauptstadt des Landes, aufgenommen. Spter hielt er mit Viktor Emanuel einen feierlichen Einzug in die Stadt. Der noch sehr junge König von Sizilien, Franz Ii., entwich nach Rom.
Jetzt wurde Viktor Emanuel zum König von Italien ausgerufen und ganz Italien bis auf Venedig und Rom zu einem Reiche vereinigt. Seine Residenz verlegte er von Turin nach Florenz. Im Jahre 1866 erwarb er auch Venetien von den sterreichern, und 1870 eutri er dem Papste Rom, das seitdem die Hauptstadt Italiens ist.
e) England.
In Ostindien hatte die Ostindische Kompagnie" im 18. und 19. Jahrhundert ihre Besitzungen immer weiter ausgedehnt. Vergebens suchten die in-bischen Fürsten die verhaten Englnder zu vernichten. Ihre Macht reichte dazu nicht aus. Bald regierte die Kompagnie" der ein Land mit 180 Millionen Bewohnern und beutete es rcksichtslos fr ihren Handel aus. Zu ihrem Schutze diente die ostindische Armee; sie bestand zu 7/ aus Eingeborenen, die brigen waren Englnder. Die englische Regierung hatte nur das Recht, den Oberbefehlshaber dieser Armee und den Generalgouverneur zu ernennen; alle andern Beamten wurden von den 12 Direktoren der Ostindischen Kompagnie" bestimmt. Die Hindu wollten sich aber durch die englischen Kaufleute nicht mehr ausbeuten lassen. Sie stifteten daher eine Verschwrung an. In der Nhe von Delhi, wo der Gromogul wohnte, brach ein Aufstand im oft-indischen Heere aus. Die Eingeborenen fielen der die Offiziere her und hieben sie samt ihren Frauen und Kindern nieder. Da schickten die Englnder bedeutende Verstrkungen, und nach blutigem Kampfe wurden die Aufstndischen besiegt. Nim hob die englische Regierung die Vorrechte der Ostindischen Kompagnie" auf und stellte Ostindien als englische Provinz unmittelbar unter die Krone. 1876 nahm die Knigin von England den Titel Kaiserin von Indien" an. Die Verwaltung des Landes fhrt der Vizeknig von Indien". Er wohnte bisher in Kalkutta, hat aber jetzt in Delhi seinen Sitz.
f) Amerika.
Der Sklavenbefreiungskrieg. 186l brach in den Vereinigten Staaten Nordamerikas ein Bruderkrieg aus, der vier Jahre dauerte. Die Nordstaaten verlangten nmlich Abschaffung der Sklaverei. Die Sdstaaten aber strubten sich dagegen; denn hier lebten viele Grogrundbesitzer, die sich zahlreiche Negersklaven zum Anbau ihrer ausgedehnten Tabak-, Baumwollen-, Zucker- und Kaffeeplantagen hielten. Die Neger bildeten gleichsam die Grund-lge ihres Reichtums. 1861 wurde der edle Lincoln zum Prsidenten ge-
1858 -
Weimar
: Böhlau
- Autor: Zeiß, Gustav
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Schultypen (WdK): Gymnasium
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten
- Geschlecht (WdK): Jungen
536
drangen. Als Sultan Baber, ein Urenkel Tamerlans, an der Spitze
der Mongolen, den afghanischen Sultan Ibrahim überwunden hatte,
entstand 1526 das Reich der Mongolen. Delhi war dessen Haupt-
stadt, die Einkünfte so groß, daß der Reichthum des Großmoguls zum
Sprichworts wurde. Unter Aurengzeb, der 1707 starb, hatte daß
Reich der Mongolen in Indien die größte Ausdehnung. Die Verwal-
tung der verschiedenen Provinzen war Beamten (Subahs, Nabobs) an-
vertraut, welche in ihren Statthalterschaften eine fast unumschränkte
Macht übten. So lange die mongolischen Kaiser die Kraft und Tapfer-
keit ihrer Vorfahren besaßen, so lange vermochten sie die verschiedenen
Theile des großen Reiches in Unterwürfigkeit zu halten, und die Nabobs
leisteten den aus Delhi ergehenden Befehlen den schuldigen Gehorsam.
Aber die Kaiser versanken in Unthätigkeit und Schwäche, und ihre Re-
gierung war eine Reihe von Lastern und Treulosigkeiten.
Kuli Chan, der sich des persischen Thrones bemächtigt hatte
und sich Schah Nadir nannte, unternahm 1739 einen Zug nach
Indien, eroberte Delhi, ließ hunderttausend Menschen ermorden und
gewährte den Frieden nur gegen Abtretung aller vom Indus westlich
gelegenen Länder. Dies gab das Signal zum Verfall des Reiches. Die
Nabobs kündigten dem Kaiser die Lehnspflicht auf oder vollzogen nur
scheinbar dessen Befehle.
Der angemaßten Unabhängigkeit der Nabobs folgten bald Kriege
derselben gegen einander, und da sie die Ueberlegenheit der europäischen
Kriegskunst kannten, so bemühten sie sich mit der englischen und fran-
zösischen Kompagnie ein Bündniß zu schließen und deren Hülfe zu er-
langen. Die Kompagnien benutzten diese Anarchie; sie waren nicht zu-
frieden, einzelne befestigte Seehäfen und Handelsplätze inne zu haben,
sie strebten nach dem Besitz ganzer Provinzen, und es entspann sich bald
ein Kampf darum, ob Engländer oder Franzosen die Herren der indi-
schen Königreiche sein sollten.
Eine Zeitlang standen die Aussichten für die französische Oberherr-
schaft in Indien besser, als für die der Engländer (S, 378). Erst als
der als Feldherr und Staatsmann ausgezeichnete Lord Clive den
Oberbefehl übernommen hatte, erlangten die Engländer die Ueberlegen-
heit. Indem sie ihre Truppen durch indische Rekruten (Seapoys) ec-
gänzten und diesen letzteren europäische Zucht und Abrichtung beibrach-
ten, ohne ihnen die Kenntniß europäischer Kriegskunst mitzutheilen, fan-
den sie die Grundlage, auf welcher bald ein großes Reich der Kompagnie
erbaut wurde. Zur Gründung einer Territorialherrschaft in Indien war
der Besitz der Gangesländer, besonders Bengalens, nothwendig. Durch
Kampf, aber auch durch List und Verrath, mit welchem die einheimi-
schen Fürsten sich gegenseitig selbst opferten, vollbrachten die Engländer
bis 1765 die Unterwerfung Bengalens. Sie erhielten die Einkünfte
und Verwaltung des Landes, obgleich sie dem mongolischen Kaiser und
den indischen Fürsten einen Schatten von Herrschaft ließen und ihnen
einen Jahrgehalt zahlten. In der Kompagnie, welche ein großes und
reiches Land beherrschte, entstand ein getheiltes Interesse zwischen den
Aktionären und zwischen den Direktoren und den Beamten in Indien.
Den Aktionären blieb nur der mäßige Gewinn des Handels zwischen
Indien und Europa, während der Ertrag des ausgedehnten Reiches in
1900 -
Lüneburg
: Herold & Wahlstab
- Autor: Günther, Hermann
- Hrsg.: ,
- Auflagennummer (WdK): 2
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrerbuch
- Schultypen (WdK): Fortbildungsschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Berufliche Bildungsgänge, alle Lernstufen
- Schulformen (OPAC): Handelsschule, Kaufmännische Fortbildungsschule
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
150
a) Niederländisch-Indien (l'a Mill, qkm, 35 Mill.einw.)
umfasst den grössten Teil der Sundainseln und der
Mohikken. Zur Ausfuhr gelangen: Kaffee, Zucker,
Tabak, Zinn, Thee, Indigo, Gewürze, Sago etc. Den
wertvollsten Teil des niederländischen Besitzes bildet
die Insel Java, „die Perle der holländischen Krone".
Die wichtigsten Handelsplätze sind : * Batavia und
* Surabaja (beide auf Java).
b) Die Philippinen werden von der Nordamerikanischen
Union beansprucht. Ausgeführt werden : Zucker,
Tabak, Reis, Kaffee, Indigo und Manilahanf. Der
wichtigste Handelsplatz ist Manila auf der Insel Luzon.
§173. Vorderindien. Die Halbinsel erstreckt sich zwischen
dem Arabischen Meer und dem Golf von Bengalen in
den Indischen Ozean hinaus und ist etwa 7mal so gross
wie das Deutsche Reich.
Schon seit den ältesten Zeiten lockte das Wunderland Indien
die Eroberer und Kaufleute an. Im Mittelalter vermittelten
Araber und Venetianer den Handel zwischen Indien und dem
Abendlande. Erst seit der Entdeckung des Seewegs nach Ost-
indien knüpften die europäischen Seemächte, die Portugiesen,
Franzosen und später die Engländer mit Indien Beziehungen
an. Inzwischen hatte ein mongolischer Eroberer in Indien
ein grosses mohammedanisches Reich gegründet. Der Fürst
führte den Titel Grossmogul, und seine glänzende Hauptstadt
war Delhi. Im Laufe der Zeit gewannen die Engländer immer
mehr Einfluss in Indien, und seit 200 Jahren beherrschen sie
die ganze Halbinsel. Teils ist sie den Engländern ganz unter-
worfen, teils haben sich die zahlreichen kleinen Einzelstaaten
unter englischen Schutz gestellt. Nur zwei Himalajastaaten
(Bhutan und Nepal) haben sich noch ihre Selbständigkeit be-
wahrt. Die Franzosen und Portugiesen besitzen nur noch
einige Küstenplätze Indiens.
Vorderindien bildet mit der Insel Ceylon und dem
englischen Besitze in Hinterindien das Kaiserreich Indien,
das von einem Vicekünig verwaltet wird.
Die Bevölkerung besteht zum weitaus grössten Teile
aus den hellfarbigen Hindus, die einen Zweig der kau-
1909 -
Paderborn
: Schöningh
- Autor: Nieberding, Karl, Richter, Wilhelm
- Hrsg.: ,
- Auflagennummer (WdK): 25
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
Borderindiens bilden die brahmanischen, in Kasten geteilten Inder.
Hinterindiens die buddhistischen Jndochinesen. — Die Haupt-
beschäftigung ist der Ackerbau. Die indischen Diamanten, die
an Schönheit diejenigen Brasiliens und des Kaplandes übertreffen,
werden besonders in Ceylon und in der Nähe der Stadt Haidarabäd
gefunden. Der innere Verkehr bewegt sich nicht so sehr auf den ver-
hältnismäßig wenigen Wasserstraßen als auf den Eisenbahnen, die.
abgesehen von denen Europas, an Länge nur von den Eisenbahnen
der Bereinigten Staaten Nordamerikas übertroffen werden. Britisch-
Indien ist wegen seiner Größe, seiner zahlreichen Bevölkerung, seiner
reichen Erzeugnisse Englands wichtigster Kolonialbesitz; deshalb trägt
auch der König von England den besonderen Titel „Kaiser von
Indien".
Ausfuhr: Baumwolle, Opium. Weizen, Reis, Jute, Tee,
Indigo, Gewürze, Teakholz.
Städte. 1. Vorderindien, a) Im Flußgebiet des Ganges: Kal-
kutta, im Gangesdelta, mit den Vororten über 1 Mill. E., Sitz des
Vizekönigs, zweite Hafen- und Handelsstadt. ipatna, Mittelpunkt des
Opiumhandels. ^Benares, „die heilige Stadt", „das brahmanische
Rom", mit mehr als 1000 Pagoden und 30 T. Priestern, der berühmteste
Wallfahrtsort, der Hauptsitz der Literatur. Künste und Wissenschaften
der Inder. iaünhabäd1, an der Mündnng der Dschamna. 2 Agrci
und 2 Delhi, beide an der Dschamna, beide ehedem Residenzstädte des
Großmoguls-, jetzt voll ungeheurer Ruinen. b> Im Flußgebiet des
Indus: 2 Lahor, im Pandschab, früher ebenfalls Residenz des Groß-
moguls. Attok an der Mündung des Kabul; an der Kabulstraße
die Festung Peschawar (pescha-nerj. e) Auf der Westküste: Bombay
(bombe), auf einer kleinen Insel 1530 von den Portugiesen gegründet,
gegen */b Mill. E.. mit dem besten Hafen und den meisten Fabriken des
Landes, erste Hafen- und Handelsstadt, erster Ausfuhrhafen für die
indische Baumwolle; auf den benachbarten Inseln Salsette und Ele-
phänta riesige Felsentempel. 6) Auf der Ostküste: Madras, ^Mill. E.,
dritte Hafen- und Handelsstadt, Mittelpunkt des Handels mit den aus
den Perlenbänken von Ceylon gewonnenen Perlen. Stapelplatz für den
indischen Diamantenhandel und Hauptsitz^ der indischen Diamant-
schleiferei. e) Die Hauptstadt auf Ceylon ist icolombo, wichtigster
Ausfuhrhafen der reichen Erzeugnisse dieser Insel (besonders Tee).
2. Hinterindien. ^Rangün und ^Mandate, große Handelsstädte
(Reis, Teakholz), am Jrawadi. — Auf den ungesunden Andamanen
und Nikobären Sträflingskolonien. — Am Südende der Halbinsel
Malakka das wichtige Lsingapür. Kreuzungspunkt des ostindischen,
ostasiatischen und australischen Handelst
1 — Gottesstadt: viele Pilger reinigen sich hier in den hl. Fluten von ihren
Sünden; ähnlich Benares — im Besitz des besten Wassers.
2 Großmogul (= Großmongol) war der Titel der Beherrscher des in Vorder-
indien im Anfang des 16. Jahrh. gegründeten mohammedanischen Reiches. Ihre
Herrschaft endete 'gegen Ende des 13. Jahrh. mit der Einnahme Delhis durch die
Engländer. Sprichwörtlich war ihr Reichtum.
3 Die Engländer nennen ihre Besitzungen an der Malakka-Straße Straits-
Settlements (str'ets-settl'ments) = Niederlassungen an der Meerenge.
1856 -
Eßlingen
: Weychardt
- Autor: Völter, Daniel
- Auflagennummer (WdK): 2
- Sammlung: Geographieschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
676 Zweite Abtheilung. Asien.
Besitzungen in Hinterindien, durch den Unterlauf des Brahmaputra von denen in Vor-
derindien getrennt; Siam. Im N.: Bhutan; Nepal; chinesisches Reich stübet];
hängige Staaten an der Westküste. Eintheilnng: Provinzen unter Statthaltern, die
den Titel Snbah, Nabob, Zemindar re. führten; tributpflichtige Länder unter indischen
Fürsten sradscha's]. Anfang des Zerfalls nach Auren gzebs Tod svon 1656 bis
1707]. Einfall der Perser unter Nadir Sckah u. Eroberung Delhis 1737. Ein-
fälle der Afghanen. Allmälige Auflösung des Reichs in einzelne Staaten durch die
Statthalter u. die indischen Lehensfürsten. Entstehung der Reiche von Aude, De-
kan, All aha bäd rc., der Staaten der Shiks, Mahratten, Radschputen rc.
Die britisch - oft in bische Kompagnie brachte allmälig die einzelnen Pro-
vinzen oder die aus dem großmogulischen Reiche entstandenen Staaten theils unmittel-
bar, theils mittelbar unter ihre Herrschaft. Sie nahm 1803 nach der Eroberung
von Delhi den Großmogul gefangen. Gegenwärtig lebt nur noch ein Titular-Groß-
mogul von einer englischen Pension in Delhi. — iii. Eroberungen u. Kolonialländer
der Europäer* Seit 1495. — 1. Portugiesen. Umschiffung des Caps der guten Hoff-
nung u. Entdeckung des Seewegs nach Ostindien durch Vasco de Gama 1498.
Landung von Vasco de Gama in Calicut 1498. Gründung eines großen Vicekönig-
reiches in Indien u. Ausbreitung der katholischen Kirche in demselben hauptsächlich
durch die Vicekönige Franz von Almeida von 1505 bis 1509 u. durch Al Phons
von Albuqnerque salbukerk] von 1509 bis 1515. Goa, Mittelpunkt des Vicekönig-
reichs. Um 1542 breitete sich dasselbe ans über die ganze Südküste von Iran u. die West-
küste von Vorderindien, die Insel Ceylon, die Niederlassungen in Coromandel, aufmalacca,
auf Java, den Molukken n. Philippinen. Andere Nationen schloßen die Portugiesen
fast ganz vom indischen Handel ans; sie trieben den einträglichsten Handel mit China
und Japan. Portugal war einer der Hauptmärkte des Welthandels. Verfall der
portugiesischen Macht durch nachläßige Regenten im Mutterlande, durch die Vereinigung
Portugals mit Spanien durch Philipp Ii. von 1580 bis 1640 u. durch die Nieder-
länder, weiche sich 1579 von Spanien lossagten u. die Philipp Ii. vom Handel mit
Indien ausschloß. Unbedeutende Neste des ehemaligen Vicekönigreichs von Indien.
2. Niederländer. Erste Ankunft derselben auf Java 1595. Gründung der holländisch-
ostindischen Compagnie 1603. Siegreicher Kampf derselben mit den Portugiesen.
Letztere räumten die Molukken 1624, Java 1633, Malacca 1641, Ceylon 1658,
Celebes 1660; seit 1663 fielen die meisten Plätze aus Malabar in die Hände der Hol-
länder. Batavia, Mittelpunkt der Besitzungen der Kompagnie. 1795 wurden letztere zum
Eigenthum der Nation erklärt u. die Schulden der Kompagnie mit den Staatsschulden
vereinigt. Die Besitzungen in Vorderindien gingen an die Briten verloren u. die
Niederländer sind jetzt nur noch die Herren im indischen Archipelagus. 3. Fran-
zosen. Gründung einzelner Niederlassungen seit 1601. Französisch-oftindische Handels-
gesellschaft von 1664 bis 1791. Pondichery, Mittelpunkt der französischen Kolonien
seit 1672. 4. Dänen. Einzelne Niederlassungen von 1612 bis 1845. Lutherische
Missionen seit 1705. 5. Kolonisationsversuch der Oesterreicher auf den Nikobaren
1778. 6. Briten. Die ersten 4 Schiffe gehen nach Indien 1600. Erwerbung des
3 Qm. großen Gebiets von Chennapa; darauf wurden Madras u. Fort George
als erste Niederlassungen erbaut. Britisch-ostindische Kompagnie seit 1600. Erlaub-
niß des Großmoguls, in seinen Landen auf ewige Zeiten Handel zu treiben 1614.
Bombay seit 1664. Benkulen, Hauptort der 60 Qm. großen Besitzungen auf Su-
matra von 1685 bis 1824. Neue ostindische Kompagnie seit 1689. Erlaubniß vom
Großmogul Aurengzeb zur Anlegung einer Faktorei u. Festung zu Calcutta sl Om.]
1696. Vereinigung beider Handelsgesellschaften zur britisch-ostindischen Han-
delskompagnie 1708. Karl Ii. gibt der Kompagnie Staatsgewalt 1661. Clive
skleiw], Gouverneur der bengalischen Provinzen-, zieht dieselben ein u. übernimmt die
Verwaltung u. die Einkünfte derselben gegen eine jährliche Rentenabgabe an den
Großmogul 1761 u. 1765. Feste Begründung der britischen Macht. Einsetzung
eines Generalgouverneurs 1773. Kriege zwischen Frankreich u. England in
Indien von 1740 bis 1755 u. von 1758 bis 1763. Ende der französischen Macht in
Indien. Krieg mit Hyder sheider] Ali, dem Nizam von Matßur, u. mit den Fran-
zosen von 1766 bis 1769 u. von 1778 bis 1782. Krieg mit Tippo Saib, dem Ni-
zam von Maißur, u. mit den Franzosen von 1783 bis 1784 u. 1792. Ende des
Reichs vom Großmogul 1803. Unterwerfung der Mahratten 1815 bis 1817.
Krieg mit Birma 1824 u. 1825. Feldzug gegen Afghanistan 1841 u. 1842. Ein-
1903 -
Halle a. d. S.
: Schroedel
- Autor: Tromnau, Adolf, Schöne, Emil
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrerbuch
- Schultypen (WdK): Lehrerseminar
- Schultypen Allgemein (WdK): Lehrerbildungsanstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Lehrerbildungseinrichtungen
- Schulformen (OPAC): Präparandenanstalt, Höhere Lehranstalt, Lehrerinnenseminar, Seminaranstalt
- Regionen (OPAC): Preußen
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): Jungen
— 326 —
Die Hindus sind von mittelgroßer Gestalt, haben eine stark
gebräunte Hantfarbe, ovales Gesicht und schwarzes, glattes Haar
Sie gelten ihrem Charakter nach für sanft und harmlos und neigen
zu beschaulichen Betrachtungen. Nur wenige Stämme sind kriegerisch.
Der Hindu ist sehr geschickt in allerlei Handfertigkeit, bewundernswert
als Gaukler, mäßig in seiner Lebensweise, nicht selten aber auch
entnervt und verweichlicht. Nationaler Sinn und Vaterlandsliebe sind
bei ihm sehr gering entwickelt. Die Hanptnahrnngsqnellen
der Hindus sind Ackerbau und Gewerbefleiß. In großen Mengen an-
gebaut werden Baumwolle, Reis, Weizen, Bananen, Tee, Mohn,
Jute und Indigo. An Erzeugnissen des Gewerbefleißes sind Metall-
waren, Schnitzereien in Holz und Elfenbein und feine Shawls berühmt.
Ein lebhafter Binnen- und Außenhandel befördert den Warenverkehr.
Die Engländer haben Anbau, Gewerbefleiß und Handel so
sehr gefördert, daß fast die Hälfte der asiatischen Ein- und Ausfuhr
auf Indien kommt. Ein großartiges Bahn netz, nach dem europäischen
und dem der Union das bedeutendste, fördert den inländischen Verkehre
Die Anzahl der Engländer in Indien ist übrigens sehr gering
(200000 E.), und doch sind sie die Herren Indiens.
3. Staatliche Verhältnisse und Ortskunde. Das Wunder-
land Indien lockte seit den ältesten Zeiten die Eroberer und Kaufleute
au. Im Mittelalter vermittelten Araber und Venetianer den Handel
zwischen Indien und dem Abendlande. Erst seit der Entdeckung des
Seewegs nach Ostindien knüpften die europäischen Seemächte, die
Portugiesen, Franzosen und späterhin die Engländer, mit Indien un-
mittelbare Beziehungen an. Inzwischen hatte ein mongolischer Eroberer
in Indien ein großes mohammedanisches Reich gegründet. Der
Fürst führte den Titel Großmogul, und seine glänzende Hauptstadt
war Delhi, damals eine Stadt von der Größe Londons. Noch heute
ist daher namentlich im Jndnsgebiet der Mohammedanismus sehr ver-
breitet. Im Laufe der Zeit gewauueu die Eugläuder immer mehr
au Einfluß in Indien. Ein Reich nach dem andern ordnete sich ihnen
unter, und heute besitzen sie fast ganz Vorderindien als Indisches
Kaiserreich. Nur die Himalajastaaten Bhutan und Nipal haben
sich noch ihre Unabhängigkeit bewahrt. Die Franzosen und Portu-
giesen besitzen einige Küstenplätze Vorderindiens.
1. Das britische Kaiserreich besteht aus dem in Provinzen
eingeteilten unmittelbare« Besitz und den zahlreichen Schntzstaaten.
Träger der Krone ist der jedesmalige englische Monarch. Vorderindien
weist 30 Großstädte mit je über 100 000 E. auf.
a) Im Gebiete der unmittelbaren Besitzungen: Kalkutta
(1222 Tsd. E. mit Vorstädten), Hst. und Sitz des Vizekönigs, wichtigster Ein-
fnhrhafen Indiens am Hngli, dem bedeutendsten Mündungsarm des Ganges.
— Patna (135 Tsd. E.), am Ganges, Mittelpunkt des Opiumhandels.
— Benares (203 Tsd. E.), heiligste Stadt der Inder am Ganges,
uralte Hochschule der Brahmanen, über 1000 Pagoden, Tierhospitäler.
— Allah ab ad (176 Tsd. E.), am Einfluß der Dschamua in den
Ganges, wichtiger Wallfahrtsort. — Delhi (208 Tsd. E.), an der
1852 -
Altona
: Hammerich
- Autor: Bredow, Gottfried Gabriel
- Hrsg.: ,
- Auflagennummer (WdK): 13
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Schultypen (WdK): Bürgerschule, Landschule, Töchterschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Mittlere Lehranstalten, Niedere Lehranstalten, Mädchenschule
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Bürgerschule, Landschule, Selbstunterricht, Töchterschule
- Inhalt Raum/Thema: Weltgeschichte
- Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
- Geschlecht (WdK): koedukativ
356
Wolf, blieb aber im Kampf); und als, um den Franzosen zu helfen,
1761 auch die Spanier 1761 Krieg ankündigten, erbeuteten die Engländer
1762 in wenig Monaten 1762 an 40 Millionen Thaler aus den spanischen
Besitzungen in West- und Ostindien und aus den weggenommenen
1763 Handelsflotten. Nack Abschluß des Friedens 1763 behielt England die
westindischen Inseln Grenada, St. Vincent, Dominique und Labago,
Kanada, und gewann von Spanien Florida. Besonders wichtig aber
wurden die großen Erwerbungen der Engländer in Ostindien.
Auf der Halbinsel dieffeit des Ganges hatten im siebzehnten Jahr-
hundert den Haupthandel die Holländer, welche mit grausamer Eifer-
sucht jede andere Nation von dem ostindischen Handel auszuschließen
1599 suchten. Dennoch hatte schon Elisabeth im Jahr 1509 einer besondern
Gesellschaft von Engländern das Vorrecht gegeben, nach Ostindien
Handel zu treiben; und unter Ludwig Xiv. ward auch in Frankreich
eine ostindische Kompagnie gestiftet. Der Hauptsitz der englisch-ost-
indischen Kompagnie war seit 1662 Bombay, an der Westküste von
Indien; die Hauptniederlage der Franzosen ward Pondichery; und bis
zum Jahr 1744 trieben die Nationen hier neben einander blos als
Kaufleute einen friedlichen Handel. Damals aber ward der in Europa
ausgebrochene Krieg auch in den ostindischen Gewässern geführt und
veranlaßte, daß die Europäer auch mit den indischen Fürsten in Kampf
geriethen.
Bald nach der Ankunft der Europäer in Ostindien war nämlich
von Norden her ein mahomedanisches Volk, die Mongolen, in Vorder-
indien eingedrungen und hatte hier seit 1526 ein großes Reich gestiftet.
Der Hauptort desselben war Delhi, wo der große Mogul residirte,
und die reichen Einkünfte, die er zog, jährlich über 200 Millionen
Thaler, machten den Reichthum des großen Moguls zum Sprüchwort.
Am weitesten ausgedehnt war die Herrschaft desselben unter Aurungzeb
1700 um 1700. Doch war die Regierung nicht mit europäischer Kunst ge-
sichert; und nur die Tapferkeit, der Kriegsruhm und die Willenskraft
des Aurungzeb hielt das große Reich zusammen. Als daher nach seinem
1707 Tode 1707 schwache unthätige Menschen auf dem Kaiserthrone folgten,
suchten die Nabobs (d. i. Statthalter) der einzelnen Provinzen, die
Subahs und Rajahs (d. i. Fürsten), die man als zinspflichtige Va-
sallen in den eroberten Provinzen gelassen hatte, sich unabhängig zu
machen, und von mehren Seiten her drangen kriegerische Nachbarn in
das Innere des Reichs ein, Perser, Afganen, L>eiks, Maratten. —
Am heftigsten erschütterte das alte Reich der Mongolen der berühmte
1739 Einfall des Nadir Schach aus Persien um 1739, der die Hauptstadt
Delhi selbst eroberte und ausplünderte; und der Großmogul erkaufte
seine Freiheit nur dadurch, daß er Alles, was er westwärts des Indus
besaß, an den persischen Sieger abtrat. — Während dieses Einfalls
war fast jeder Befehlshaber eines großem Distrikts in dem südlichen
Theil der Halbinsel in seinem Gebiete unabhängig geworden; aber,
wie es bei kleinen Nachbarsürsten so häufig zu geschehen pflegt, sie
1740 singen nun auch bald Kriege unter einander an. So waren seit 1740
ganz unabhängig der Subah von Dekan, der Nabob von Karnatik,
der Rajah von Mysore; fast unabhängig waren der Nabob von Auhd
und der Nabob von Bengalen.
1895 -
Leipzig
: Dürr
- Autor: Pfalz, Franz
- Sammlung: Kaiserreich Geschichtsschulbuecher
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
— 244 —
Im Frieden zu Paris wurde auch ein langwieriger blutiger Streit zwischen den Engländern und Franzosen in Ostindien beigelegt. Seit 1745 war dort fast ununterbrochen Krieg geführt worden. In Vorderindien herrschten schon lange nicht mehr die Hindusürsteu des Ganges- und Jndnsthales in unbeschränkter Machtfülle. Im 16. Jahrhunderte bereits waren die Mongolen in das Pandschab eingefallen und hatten ihre Oberherrschaft über ganz Indien ausgebreitet. Der Großmogul von Delhi war wegen seines Reichstums weltberühmt. Aber allmählich machten sich die Statthalter zu unabhängigen Fürsten, und im Anfange des 18. Jahrhunderts brachen die Perser die Macht der Mongolen gänzlich. Sie eroberten alles Land westlich von dem Indus, beraubten den Großmogul und machten ihn zu einem bedeutungslosen Schattenkaiser. Von nun an stritten sich die Europäer um die Ausbeutung des gesegneten Landes. Schon im 16. Jahrhundert hatten die Portugiesen unter heroischen Kämpfen mit den Eingeborenen und mit den Muhamedanern auf der Westküste ihre Kolonien gegründet, bald erschienen daselbst auch Engländer und Holländer und offenbarten sich als eifersüchtige Mitbewerber um die Herrschaft über die indischen Stämme. Die Holländer zogen sich aus die Suuda-inseln zurück und behaupteten diese energisch gegen fremde Eindringlinge, dagegen gingen die Engländer um so kräftiger aus dem Festlande vor. An der Ostseeküste stießen sie mit den Franzosen zusammen, die sich hier ebenfalls festzusetzen suchten. Damals übertrugen die Regierungen den überseeischen Handel und das Kolonienwesen Handelsgesellschaften, die zu diesem Zwecke mit Privilegien ausgestattet und von den Regierungstruppen unterstützt wurden. So war es auch in Vorderindien; die englische ostindische Kompagnie führte mit der französischen Handelsgesellschaft gleiches Namens Krieg. Schon 1745 entbrannte der Kampf, Madras wurde den Engländern entrissen, aber im Kongreß zu Aachen (1748) wieder zurückgegeben. Zu immer größeren Unternehmungen schwang sich nun die englische Handelskompagnie auf. Weite Gebiete, darunter das Reich Bengalen mit der Hauptstadt Murscheda bad kamen als Schutzstaaten in die Gewalt der Gesellschaft. Vergebens suchten die Franzosen den Fortschritten ihrer Nebenbuhler Einhalt zu thun. Eine langwierige und fruchtlose Belagerung von Madras beantworteten die Engländer mit Eroberung von Pondichery. Zwar bekam die französische Kompagnie im Frieden zu Paris ihre Besitzungen zurück, durfte aber fortan keine Truppen mehr in den Kolonien unterhalten und wurde dadurch gehindert, neue Erwerbungen zu machen, während England sein Gebiet immerfort erweiterte. Neun Jahre nach dem Pariser Frieden mußte die ostindische Kompagnie den
1917 -
Leipzig
: Freytag
- Autor: Ule, Willi
- Auflagennummer (WdK): 10
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Schultypen (WdK): Höhere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Höhere Schule
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): Jungen
20r
Asien.
Doch das fleißige, arbeitsame Volk war wenig kriegerisch. Darum vermochte es den Einfällen fremder Eroberer nicht Widerstand zu leisten. Um das Jahr 1000 drangen durch das Kabultal mohammedanische Völker aus Iran ein und verbreiteten über ganz Indien den Islam. Zu Beginn des 16. Jahrhunderts bemächtigten sich Mongolen Vorderindiens, das unter dem Großmogul zu einem mohammedanischen Reiche vereint wurde. Die Residenz war D e 1 h i an der Dschamna, einem Nebenflüsse des Ganges.
Cestz Mit Europa kam Vorderindien erst nach Auffindung des Seeweges um das Südkap Afrikas herum durch Vasco da Gama in engere Berührung. Portugiesen, Niederländer, Franzosen und schließlich Engländer setzten sich auf der Halbinsel fest. Aber die Engländer machten sich bald zu den Herren des Landes, verdrängten fast ganz die übrigen Europäer und unterwarfen die ein-
Fig. 74. Teeplantage auf Ceylon.
heimischen Fürsten. Das indobritische Kaiserreich umfaßt nahezu die ganze Halbinsel; die noch unabhängigen einheimischen Fürsten führen nur scheinbar eine selbständige Herrschaft; ihre Länder sind englische Schutzstaaten. Die britische Verwaltung hat einen großen wirtschaftlichen Aufschwung herbeigeführt. Die Ausbeute der natürlichen Schätze ist durch Anlage von Straßen und Bahnen wesentlich gefördert und die allgemeine Leistungsfähigkeit des indischen Volkes durch Hebung der Bildung vermehrt.
Die Siedlungen.
§ 169. Die schon seit alters dicht bevölkerte Halbinsel zählt heute auf einer Fläche von 3va Millionen Quadratkilometer 285 Millionen Einwohner; es leben also über 80 auf 1 qkm. Kalkutta, indisch Kalkatta (850000), an einem Mündungsarme des Ganges, ist der Mittelpunkt der dicht bevölkerten Landschaft Bengalen und der Sitz der englischen Regierung. An Größe kommt ihr die Hafen-
1818 -
Leipzig
: Hinrichs
- Autor: Hold, Ernst
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Inhalt Raum/Thema: Weltgeschichte
- Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
3*7
Bundesgenossen, siegreich in allen Meeren und gegen
die französischen und spanischen Besitzungen in Amerika
und Asien gekämpftl Eine der wichtigsten Begebenheiten
dieser Kricgsjahre aber waren die großen Ervbe ru n*
gen, welche die Englä nder von 1757 bis 1761 in
Ostindien machten. Seit dem sechszehnten Jahrhun-
derte hatten mogolische Fürsten ein großes Reich in In-
dien gegründet, dessen Beherrscher zu Delhi wohnte und
Großmogul genannt wurde. Nach dem Tode Des
mächtigen und siegreichen Aurengzcb (1707) verfiel
Das Reich durch innere Z- rrütterungen und Kämpfe um
den Thron. Dkcß erleichterte dem Eroberer Nadir
Schah, welcher, anfangs ein Hirte, dann Anführer
einer Räuberbande, sich endlich durch hohen Geist und
Tapferkeit auf den persischen Thron geschwungen hatte,
die Eroberung (1739) und Plünderung von Hmdustan.
Dieser Sturm zertrümmerte vollends den Thron ves
Großmoguls. Die Völker Indiens und die Statthalter
rheilren sich tu sein Reich, als Nadir Schah Indien ver-
lassen hatte. So legte dieser Eroberer den Grund zue
Größe Englands. Die Britten, welche seit 1663 in
Ostindien angesiedelt waren, nahmen Anthcil an den
inner» Unruhen, und siit 1757 eroberte ihr tapferer
Befehlshaber, Zord Clive *), ganz Bengalen,
worauf spater andre mächtige indische Staaten zur Unter-
werfung gezwungen wurden. Sv wurde endlich bis 1799
für die Gesellschaft von englischen Kaufleuten, welche für
den Alleinhandel mit Ostindien bevorrechtet waren, dis
ost indische Compagnie, ein Reich mit zv Millionen
Einwohnern erworben.
Die Engländer benutzten aber ihre Herrschaft auf
den Meeren nicht bloß zu Eroberungen, sie fanden auch
ihren Ruhm darin,, durch Entdeckung und Erforschung
*) sprich: Klein).
1881 -
Frankfurt a.M.
: Jaeger
- Autor: Richter, Julius Wilhelm Otto, Cassian, Heinrich
- Auflagennummer (WdK): 6
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Schultypen (WdK): Höhere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 3 – Sekundarstufe 2, Klassen 9/10/11 – 12/13
- Schulformen (OPAC): Höhere Lehranstalt
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): Jungen
Asien. 337
B. Die britischen Besitzungen.
Seit dem Jahre 1000 n. Chr. suchten muhamedanische Eindringlinge
sich die Herrschaft Indiens anzueignen, namentlich entstand in der ersten
Hälfte des 16. Jahrhunderts das Reich des Großmoguls von Delhi, welches
den größten Teil Indiens unterwarf. Fast zur gleichen Zeit ließen sich die
Portugiesen an einzelnen Küstenpunkten (z. B. Goa) nieder. Ihnen folgten
die Holländer mit einigen Stationen auf dem festen Lande, namentlich aber
mit Kolouieeu auf Ceylon und den hinterindischen Inseln. Und seit dem
Anfang des 17. Jahrhunderts traten auch die Engländer hinzu, und zwar
in der Form einer Handelsgesellschaft, der sogenannten englisch-ostindischen
Kompagnie. Dieselbe erlangte ein Handelsprivilegium zunächst auf 20
Jahre, doch wurde dasselbe fortgesetzt erneuert. Unter einem Direktorium
von 24 Perfonen erweiterte die Gesellschaft ihre Handelsgeschäfte mehr und
mehr und trat namentlich seit 1765 erobernd auf. Unter geschickter Benutzung
der zwischen den einheimischen Fürsten herrschenden Zwistigkeiten erreichten
die Beamten der Kompagnie allmählich die Verwaltung der einzelnen Reiche,
und zwar zunächst Bengalens und einzelner Gebiete von Malabar und
Koromandel, dann am Ende des vorigen Jahrhunderts südlicher Land-
striche (Maisur). Hierauf folgte die Unterwerfung des mittleren Hind-
oft an, eines Teils von Nepal und der meisten Mahrattensürsten, nament-
lich auch auf Dekhan. Seit 1826 führten Kämpfe mit Birma zur Erwerbung
bedeutender Teile dieses Staates; dann wurde (1849) das Paudschab und
Jndnsgebiet, wenig später das Königreich Audh in Hindostan einverleibt,
und da inzwischen auch die einheimischen Herrscher im innern des Plateaus
von Dekhan in Folge von Bündnissen und Verträgen immer abhängiger
geworden waren, so stand seit etwa 1855 ganz Indien unter der Herrschaft
der Kompagnie. Da brach 1858 eine gefährliche Revolution der einheimischen
Truppen aus, durch welche die Kompagnie veranlaßt wurde, ihre Rechte an
die britische Regierung abzutreten, die bereits seit 1815 im Besitze Ceylons
war. Seit 1877 führt die Herrscherin von England auch den Titel „Kaiserin
von Indien", doch hat der Staat bis jetzt von dem ungeheuren Besitze keinen
direkten Nutzen. Die britische Regierung ist in den letzten Jahren außer-
ordentlich bemüht gewesen, durch Herstellung von Eisenbahnen, Heerstraßen,
Kanälen das Innere zu erschließen, um durch Hebung der Produktion be-
sriedigendere Zustände herzustellen, als die tief verschuldete Kompagnie sie
hinterlassen. _ Daneben werden zahlreiche Bildungsanstalten erhalten, die kon-
sessionslos sind. Trotzdem schreitet die Bevölkerung nur langsam in euro-
päischer Bildung und Anschauung fort, namentlich widerstreben derselben die
zahlreichen Muhamedaner (50 Mill.).
Die Hauptbevölkerung des Landes bilden die der kaukasischen Rasse
angehörenden Hindus. Sie sind von mittlerer Größe, zierlichem Körperbau
und großer Gewandtheit und Ausdauer. Sie versertigen mit unvollkommenen
Werkzeugen die schönsten Arbeiten und feinsten Zeuge. Ihr Charakter ist
sanft und mitleidig auf der einen, granfam und unbarmherzig auf der anderen
Seite. Während (besonders von der buddhistischen Sekte der Dschainas)
Kühen, Assen und andern Tieren vollständige Spitäler und Versorguugs-
Cassian, Geographie. 6. Aufl. 22
1873 -
Eisenach
: Bacmeister
- Autor: Wollschläger, C. S.
- Hrsg.: ,
- Sammlung: Kaiserreich Geschichtsschulbuecher
- Schultypen (WdK): Töchterschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Mädchenschule
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Töchterschule
- Geschlecht (WdK): Mädchen
Die Arier in Indien.
5
dieser lehrte die Glückseligkeit der Welteutsagung, der inneren Tugendfröhlichkeit, der Genügsamkeit und drang darauf, daß die harte und schroffe Absonderung der Kasten (Stände) gemildert wurde; besonders empfahl er Barmherzigkeit gegen die leidenden Mitmenschen. Seine Religion — der Buddhaismus oder Buddhismus —. erreichte eine ungeheuere Verbreitung in Indien selbst; danach kam er nach Ceylon, nach China (wo Buddha nun den Namen „Fo" erhielt), nach Tibet, wo er zur Religion des „Dalai-Lama" wurde) und in die Mongolei. Aber mit der Zeit artete die Buddhalehre sehr aus, so daß — mit Ausnahme deß allgemein ihr bleibenden Charakters der Sanstmuth — wenig mehr vom Ursprünglichen an ihr zu erkennen war. Im eigentlichen Indien selbst aber wurde er von den Brahmapriestern — den Brah-manen (oder Braminen) — durch blutige Verfolgungen unterdrückt.
Die Arier, welche im Gangesthale Städte bauten, in denen es herrliche gerade, stundenlange Straßen gab, breiteten sich auch in dem Lande südlich vom Ganges, in der Halbinsel Dekan, ans itnb gründeten dort brn hm attische Reiche. Die dunkelfarbigen ungebildeten Ur-völker wurden auch hier unterdrückt oder in die Gebirge zurückgeworfen, wo sie heute noch in Rohheit und natürlicher Wildheit leben. Aber als späterhin der Islam — die Religion des Muhamed — aus Arabien über das von den Arabern eroberte Persien nach Indien kam, blieb die Religion der Brahmatiert ober Brammen nicht mehr herrschend. Es bilbeten sich nun große muhautebanische Reiche in ganz Indien, die später alle zusammen unter das Reich des Großmoguls kamen, der seilte Residenz in Delhi (eine Zeitlang in Agra) hatte (seit 1526 nach Chr.). Dieses große Mogulreich, welches 700 Stunbeu weit von Norbert nach ©üben und von Osten nach Westen reichte, hatte seine höchste Blüthe unter zweien Herrschern, von bettett der eine um 1600, der anbere mit 1700 nach Chr. regierte. Aber auch es tonnte dem Schicksale der Auflösung (besonders durch die Maratten) nicht entgehen. Seit deut Jahre 1600 nach Chr. fingen die Engländer (— „Djtindische Compagnie" —) au nach („Ostindien") Indien zu kommen und traten an die Stelle der Portugiesen, welche ein Reich in Indien schon früher gegründet hatten. Im Verlause der letzte« hundert Jahre eroberten die Engländer das ganze Reich des Großmoguls, und jetzt — nachbem die „Ostindische Compagnie" aufgehoben worden — ist ganz Indien englisch. Auch die Holländer haben in der Nahe Indiens Besitzungen; aber die Besitzungen aller anderen europäischen Nationen stnd sehr unbedeutend gegen die englischen. Die Kasteneinrichtung (schroffe Ständeabtheilung) besteht heute
1831 -
Mainz
: Kunze
- Autor: Schacht, Theodor
- Sammlung: Geographieschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
555
(eilte und nützten den Indiern wenig, mehr sich selbst. Da begannen Franzosen
und Engländer in den indischen Gewässern mit einander und mit den Hollän-
dern um des Handels und Gewinns willen zu wetteifern. Die Engländer
gewannen die Oberhand. Sie haben zuletzt nicht blos die meisten ehmaligen
portugiesischen, dann holländischen, Besitzungen erbeutet; auch von der Küste
Ostindiens bis ins Innere der ungeheuren Halbinsel hinein machten sie allmählig
große Eroberungen.
Anfangs hatten ihre Niederlassungen nur Handelszwecke; deshalb sandte
auch nicht der englische König Schiffe und Kriegsvolk, sondern eine Gesellschaft
englischer Kaufleute, die Ostindische Kompanie genannt, that es. Die
Mitglieder derselben schossen Geld zusammen, rüsteten Schiffe aus rmd theilten
nach Maße ihres Geldeinsatzes den Gewinn. Bald aber im Kriege mit Neben-
buhlern Europas und mit den muselmännischen und indischen Fürsten des Lan-
des bedurften sie der Unterstützung englischer Kriegsheere. Sie machten nun-
mehr solche Eroberungen, daß die Direktoren der Kompanie nicht mehr allein
herrschen konnten. Die englische Nation autorisirte ihren König, einen eignen
Generalgouverneur nach Indien zu senden, und noch andre Männer, um über
die Regierungsweise der Kompaniebeamten Aufsicht zu führen, und für eine
geordnete, die bezwungenen Indier schützende, und ihr Bestes fördernde Regie-
rung zu sorgen.
Gegenwärtig beherrschen die Engländer den größten Theil Vorderindiens.
Wenn nun die Vorsehung bestimmt hat, daß die Bewohner Indiens, deren
Zahl größer ist als a/3 Europeas, zu einer bessern Staatsordnung, zu vernünf-
tigerem Unterricht, und zu neuer Bethätigung des Geistes kommen sollen, so
kann es am besten durch die Engländer geschehen, die zu Haus an echtes Bür-
gerrecht gewöhnt sind, und keinen unchristlichen Groll gegen Bekenner einer-
andern Religion, ja sogar große Neigung haben, sich nn't allem zu beschäftigen,
was Indien sonst Eigenes und Herrliches besessen hat.
§. 5. Die einzelnen Staaten.
1. Chinesisches Kaiserreich
zwischen Belur Dagh und Ocean; 248000 Qm. groß, mit 160 Mill. Bewoh-
nern. Der unumschränkte Herrscher führt den Titel Bogdo Chan, d. h. gehei-
ligter Herr. Der jetzige heißt Dar Kuang. Er leitet Verwaltung und Justiz
durch 9600 Koangs od. Mandarinen. Die Einkünfte auf 300 Mill. Gulden
geschätzt. Das regelmäßige Kriegsheer, worin stets geborne Mandschu als
Landsleute der kaiserlichen Familie den Hauptkern ausmachen, beläuft sich auf
Mill., worunter 170000 zu Pferd. Ueberdem sind an hunderttausend leicht
berittene Mogolen zum Dienst bereit. Man hat nur Küstenfahrzeuge, sonst
keine Seemacht. Der Seehandel besteht großentheils darin, daß Europäer und
Nordamerikaner aus dem Hafen Cantong Produkte und Waaren (nemlich Thee,
1906 -
Halle
: Buchh. des Waisenhauses
- Autor: Daniel, Hermann Adalbert, Wolkenhauer, Wilhelm
- Hrsg.: ,
- Auflagennummer (WdK): 83
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Schultypen (WdK): Höhere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Höhere Lehranstalt
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): Jungen
§ 50. Die vorder-indische Halbinsel.
91
den dunkeln Ureinwohnern (den Dravidas). Die Parias jmd verachtet und gemieden. Wischnu, der Erhalter, ist öfter auf Erden erschienen, immer in Tiergestalt. Daher die heilige Scheu, das Leben der Tiere, besonders der Rinder, aber auch unverschämter Affenarten, ja selbst des Ungeziefers anzutasten. S ch i w a endlich stellt die zerstörende, aber zugleich neuschaffende Naturkraft dar; er ist Mahctiewa, „der große Gott", der wiederholt in Menschengestalt unter den Menschen gewandelt hat. Diese drei oberen und eine Menge Untergötter werden von den Hindus mit eifrigem Aberglauben verehrt. Da gibt es unterirdische Höhlentempel, ganze Felsenketten, die zu Tempeln ausgehöhlt sind.
Das sanfte, dichterische, religiös schwärmerische Volk der Hindus hat durch Unterwerfung der Dravidas sich zum Herrn des Landes gemacht, aber nie an Eroberungen nach außen gedacht; darum aber ist es von fremden Eroberern nicht verschont geblieben. Nach Alexander d.gr. versuchten die Seleukiden Eroberungen in Indien. Am besten gelangen solche seit 1000 n. Chr. mohammedanischen Völkern von türkischem und von mongolischem Stamme. Der letztgenannte Stamm gründete um 1400 ein großes Reich mit der Hauptstadt Delhi. Hier residierte der Kaiser, der sogenannte Großmogul. Sein Reich wurde durch allerhand Feinde geschwächt. Aber der Hauptfeind waren die Europäer. Seit Vaseo da Gama 1498 den Seeweg nach Ostindien gefunden, kamen in Indien zuerst die Portugiesen zu großer Macht, hernach die Niederländer und die Franzosen; dann gehorchte (seit dem 18. Jahrhundert) den Engländern der bei weitem größte Teil des Landes, nicht aber unmittelbar der englischen Krone, sondern einer Handelsgesellschaft, der Ostindischen Kompanie. Von der Königin Elisabeth 1600 gestiftet, besaß sie 1640 noch keine Scholle Land; zwei Jahrhunderte später indes gebot sie durch ihren Generalgouverneur über fast 3 Mill. qkm, die teils unmittelbar unterworfen, teils tributpflichtigen Fürsten untertan waren. Im Jahre 1857 brach aber unter den aus Seapoys ([stpeuöj, d. H. eingeborenen Soldaten) zusammengesetzten Regimentern ein Ausstand gegen die Herrschaft der Kompanie aus, der wichtige, Folgen gehabt hat. Um gegründeten Beschwerden und Klagen abzuhelfen, wurde die Herrschaft der Kompanie aufgehoben und Indien 1858 unmittelbar unter die Krone gestellt, die einen Vizekönig eingesetzt hat.
Das englische Gebiet in Vorderindien, zusammen mit den englischen Besitzungen im westlichen Hinterindien 1877 zum „Kaiserreich Hindost a n" erhoben, zählt 2,8 Mill. qkm; dazu kommen noch etwa 470 englische Lehnstaaten unter einheimischen Fürsten, sogenannte englische Schutzstaaten. Die Verwaltung des Kaiserreichs Hindostan leitet ein Vizekönig, dem ein „Rat" von sechs Mitgliedern zur Seite steht.
16. Bd. 1
- S. 455
1795 -
Berlin
: Voss
- Hrsg.: Funke, Carl Philipp
- Sammlung: Realienbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Schultypen (WdK): Bürgerschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Mittlere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Bürgerschule
Andre asiatische Lander und Reiche. 4 55
(deren eine zuweilen mit etlichen tausend Thakern bezahlt
wird) :c. An den Küsten des persischen Meerbusens
und einiger Inseln werden die schönsten orientalischen
Perlen gefischt.
Weiter hin nach Osten stehet man die beiden großen
Landspitzen von Asien nebst einer Menge umher liegenr
der Inseln. Dies ist Ostindien, ein herrliches fruchtt
bares Land. Die erste dieser Spitzen, zwischen den
Flüssen Indus und Ganges, heißt die Halbinsel dies-
seits, und die andre die Halbinsel jenseits des Ganges.
Zn der diesseitigen Halbinsel liegt Hmdostan, das Reich
des ehemaligen Großmoguls, welches ein Fürst der Mot
golen (Mongolen) im sechszehnten Jahrhunderte erricht
tete, und welches in diesem Jahrhunderte zertrümmert
wurde. Der letzte Großmogul starb nach mancherlei
Mißhandlungen und unter traurigen Umstanden im
neunjkgsten Jahre seines Lebens (179a). Die Residenz
dieser sonst so mächtigen Monarchen, Delhi, wo man zwei
Millionen Einwohner zahlte, zeigt nur noch wenige
Reste ihrer vorigen Größe und Pracht. Auf den Trümt
mern des mogolischen Reichs erhoben sich viele neue
Staaten; auch Europäer, vornämlich die Engländer,
bekamen einen Theil der reichen Beute. — Der zweit
te Haupttheil der diesseitigen Halbinsel ist Bengalen,
welches Land nebst einem Stücke von Bahap, Orixa
und Benares der englisch r ostindischen Kompagnie un,
terworftn ist. Diese Handlungsgesellschaft beherrscht
hier ein Reich von größerm Umfange, als Grvßbrittat
nicn, und hat jährlich über 40 Millionen Thaler Einr
künfte. Die Hptst. Lalcnrra enthält 602,000 Einwoh-
ner. — Der dritte H^pttheil, Decan, begreift mit
den Küsten Malabar, Roromandel und Ivarnare, die
Gebiete verschieduer indischer Fürsten und Besitzungen
F f 4 der
1856 -
Eßlingen
: Weychardt
- Autor: Völter, Daniel
- Auflagennummer (WdK): 2
- Sammlung: Geographieschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
Die Besitzungen der englisch-ostindischen Kompagnie in Vorderindien.
Dritte Gruppe.
Die Staaten von Südasien oder von Ostindien.
Erstes Kapitel.
Die Staaten von Vorderindien?)
tz. 178.
Die Desthungen der englisch-ostindischen Kompagnie.
1. Grundmacht. — 1. Lage. Vom Kap Komorin in 8° bis 34'/,° N. Br.
u. von 85° bis 108° O. L. — 2. Grenzen. Im O.: bengalischer Meerbusen; britische
') 1. Name. Indien oder Ostindien besteht aus Vorderindien [66,670 Qm.
162 Mill. E.j, Hinterindien [indochinesische Halbinselj 41,700 Qm. 21—22 Mill. E.j
n. dem indischen Archipelagus [34,000 Qm. 22 Mill. (£.]. Vorderindien diesteits des
Ganges hieß Indla intra Gangem, Vorderindien jenseits des Ganges ». Hinterindien
Indra extra Gangem. — 2. Geschichtliches. I. Bis 077 n. Chr. — 1. Viele größere
ii. kleinere Staaten; von eingebornen Fürsten [Radscha'sj regiert. — 2. Den Alten
war Vorderindien als ein Wunderland bekannt, aber von ihnen wenig untersucht.
Dennoch uralter Verkehr Indiens mit w est asiatisch en u. asri kan i scheu
Völkern, durch welche die reichen Produkte Indiens in's Abendland kamen. Beson-
ders alt ist der Weltverkehr der Phönicier mit Indien. Er bestand schon zu
Mosis Zeiten [lebte von 1567 bis 1447 v. Chr.j, hörte aber nach der Eroberung von
Tyrns durch Alexander den Großen 332 v. Chr. ans. Die Pbönicier segelten vom
persischen Gols, zur Zeit Salomo's [von 1015 bis 075 v. Chr.j in Verbindung mit
israelitischen Schiffen auch vom Hafen Ezeongeber am Meerbusen von Akabah aus, nach
Barygaza [jetzt Barotschj am Gols von Cambaja. Es war der Haupt Hafen des
Hafen- u. produktenreichen Landes der Abhira [dem Ophir der Bibelj, diezwischen
dem Jndusdelta und dem Golf von Cambaja u. gegen N. bis zum 20° N. Br. wohn-
ten. Hier kamen alle kostbaren Produkte Vorderindiens, Ceylons, wohl auch Hinter-
indiens u. des indischen Archipelagus zusammen, um von da gen W. in den verschie-
denen Zeiten durch phönicische, ägyptische, arabische u. persische Flotten dem Abend-
lande zugeführt zu werden. — 3. Unterwerfung des Induslandes durch Darius
Hystaspis 509 v. Chr. — 4. Eroberung des Jnduslandes durch Alexander den
Großen 327 v. Chr. [Reich des Porus u. Taxilesj.— 5. Reich der Prasi er im
Gangestieflande unter Sandrakottns um 312 v. Chr. Hauptstadt: Palibothra [Patnaj.
— 6. Einzelne Gesandschaften von indischen Fürsten kamen hie und da zu ein-
zelnen römischen u. byzantinischen Kaisern. — Ii. Muhamedanische Reiche. Von
077 bis 1849. Seit 977 beginnen hauptsächlich miihamedanische Völker nach-
einander vom hohen Tafellande von Iran in die Ebenen von Hindustan herabzusteigen,
um bald das Tiefland, bald fast ganz Vorderindien zu unterwerfen. — 1. Afghanen-
dynastie der Ghaznaviden zu Delhi im Indus- u. Gangeslande. 977 bis 1288.
Einfall Dschingischans in Nordindien 1214. — 2. Afghanendynastie der Ghnriden
zu Delhi. 1288 bis 1321. — 3. Afghanendynastie der Toghlukiden zu Delhi. 1321
bis 1394. — 4. Timur, Beherrscher von Dschaggatal', Kaiser von Delhi. 1398 bis
1405.— 5. Afghancndynastie der Lody zu Delhi. 1450 bis 1526.— 6. Reich des
Großmoguls [Mogul von Mongolei oder Kaiserreich von Hindustan. Von
1526 bis 1803. Gründer: Sultan Baber [—Tigerj von 1526 bis 1530. Urenkel
von Timur, erst Chan von Fmghana u. dann von Kabul. Sieg über den Afghanen-
sultan bei Paniput 1526. Erweiterung besonders durch Akbar I. von 1553 bis 1605.
Hauptstadt: Delhi. Größter Umfang: fast ganz Vorderindien; nur einige kleine unab-
43*
1850 -
Hannover
: Hahn
- Autor: Beck, Joseph
- Auflagennummer (WdK): 2
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Schultypen (WdK): Höhere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 3 – Sekundarstufe 2, Klassen 9/10/11 – 12/13
- Schulformen (OPAC): Höhere Unterrichtsanstalt
- Regionen (OPAC): Preußen
- Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
- Geschlecht (WdK): Jungen
249
2) Die ostindische Compagnie entstand unter der Königin
Elisabeth durch eine Gesellschaft Londoner Kaufleute, die ein
Privilegium für den Alleinhandel nach den Ländern östlich vom
Cap der guten Hoffnung erhielt. Ihr erster Freibrief ist
vom 31. Dec. 1600.
3) Ihre erste Besitzung erwarb die Compagnie in Madras
(1640), bald auch Bombay, Calcutta in Bengalen. Übrigens
vermochte die englische Compagnie gegen die vorherrschende Macht
der Holländer und Franzosen in Ostindien lange Zeit nicht auf-
zukommen und ihre Geschäfte waren unbedeutend. Erst als Crom-
well ihre Privilegien erneuerte (1658) und diese unter Karl Ii.
1661 dahin erweitert wurden, daß sie Forts zum Schutze ihrer
Faktoreien und ihres Handels anlegen durfte, nahm die Com-
pagnie einen schnellen Aufschwung. Sie vermehrte im Laufe des
18. Jahrhunderts durch kluge Benutzung der Streitigkeiten der
indischen Nabobs unter einander fortwährend ihr Gebiet, wäh-
rend dagegen der Einfluß der Holländer und Franzosen mit dem
Verfall ihrer Seemacht abnahm. Im Jahre 1698 ward eine
zweite englisch - ostindische Compagnie gestiftet, die aber später mit
der ältern vereinigt wurde.
4) Im Jahr 1765 kam das große und reiche Bengalen
an die ostindische Compagnie durch einen kurzen Krieg und den
Vertrag zu Elhadabad mit dem Großmogul zu Delhi, dem
von seiner ehemaligen großen Herrschaft fast nur der Name ge-
blieben war, während die Statthalter sich unabhängig machten.
Dadurch war die Herrschaft Indiens zu Gunsten Englands
entschieden. Aber ihre Behauptung machte noch lange und wie-
derholte Kriege mit dem unternehmenden und tapfern Hyder Aly,
Sultan von Mysore (1760—1782), dessen Sohn Tippo Saib
(—1799), den kriegerischen Maratten und andern indischen Völ-
kern nothwendig.
5) Die Compagnie, welche ein Staat im Staat zu werden
drohte, erhielt durch die ostindische Bill (1784) des jüngern
Pitt (Minister 1783 — 1801) eine wesentlich veränderte Einrich-
tung. Die Compagnie verwaltete sich bisher durch gewählte Di-
rektoren ziemlich unbeschränkt und übte aus Gewinnsucht durch ihre
Beamten, so besonders unter dem harten Marren Hastings,
Generalgouverneur (1774—1785), eine drückende Herrschaft aus.
Nach der neuen Bill wurden die 24 Directoren, die ihren Sitz
in London haben, in allen wichtigen Sachen der Verwaltung, in
den politischen, militärischen und Finanzangelegenheiten, einer
von der Regierung abhängigen Commission unterworfen. Nur
der Handel blieb der Compagnie überlassen; wurde aber durch
eine spätere Bill (1833) allen Briten freigegeben, dagegen der
Compagnie für ihre übrigen Verhältnisse ein neuer Freibrief,
gültig bis zum 30. April 1854, verliehen.
1902 -
Halle a. d. S.
: Schroedel
- Autor: Tromnau, Adolf, Schöne, Emil
- Auflagennummer (WdK): 2
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Schultypen (WdK): Lehrerseminar
- Schultypen Allgemein (WdK): Lehrerbildungsanstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Lehrerbildungseinrichtungen
- Schulformen (OPAC): Lehrerinnenseminar, Präparandenanstalt, Seminaranstalt
- Regionen (OPAC): Preußen
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): Jungen
— 28 -
Die Hindus sind üoit mittelgroßer Gestalt, haben eine stark
gebräunte Hautfarbe, ovales Gesicht und schwarzes, glattes Haar.
Sie gelten ihrem Charakter nach für sanft und harmlos und neigen
zu beschaulichen Betrachtungen. Nur wenige Stämme sind kriegerisch.
Der Hindu ist sehr geschickt in allerlei Handfertigkeit, bewundernswert
als Gaukler, mäßig in seiner Lebensweise, nicht selten aber auch
entnervt und verweichlicht. Nationaler Sinn und Vaterlandsliebe sind
bei ihm sehr gering entwickelt. Die Hanptnahrnngsquellen
der Hiudus sind Ackerbau und Gewerbefleiß. In großen Mengen an-
gebaut werden Baumwolle, Reis, Weizen, Bananen, Tee, Mohn,
Jute und Indigo. An Erzeugnissen des Gewerbefleißes sind Metall-
waren. Schnitzereien in Holz und Elfenbein und feine Shawls berühmt.
Ein lebhafter Binnen- und Außenhandel befördert den Warenverkehr.
Die Engländer haben Anban, Gewerbefleiß und Handel so
sehr gefördert, daß fast die Hälfte der asiatischen Ein- und Ausfuhr
auf Indien kommt. Ein großartiges Bahnnetz, nach dem europäischen
und dem der Union das bedeutendste, fördert den inländischen Verkehr.
Die Anzahl der Engländer in Indien ist übrigens sehr gering
(200 000 E.), und doch sind sie die Herren Indiens.
3. Staatliche Verhältnisse und Ortskunde. Das Wunder-
land Indien lockte seit den ältesten Zeiten die Eroberer und Kanfleute an.
Im Mittelalter vermittelten Araber und Venetianer den Handel
zwischen Indien und dem Abendlande. Erst seit der Entdeckung des
Seewegs nach Ostindien knüpften die europäischen Seemächte, die
Portugiesen, Franzosen und späterhin die Engländer, mit Indien un-
mittelbare Beziehungen an. Inzwischen hatte ein mongolischer Eroberer
in Indien ein großes mohammedanisches Reich gegründet. Der
Fürst führte den Titel Großmogul, und seine glänzende Hauptstadt
war Delhi, damals eine Stadt von der Größe Londons. Noch heute
ist daher namentlich im Jndusgebiet der Mohammedanismus sehr ver-
breitet. Im Laufe der Zeit gewannen die Engländer immer mehr
an Einfluß in Indien. Ein Reich nach dem andern ordnete sich ihnen
unter, und heute besitzen sie fast ganz Vorderindien als indisches
Kaiserreich. Nur die Himalajastaaten Bhutan und Nipal haben
sich noch ihre Unabhängigkeit bewahrt. Die Franzosen und Portu-
giesen besitzen einige Küstenplätze Vorderindiens.
1. Das britische Kaiserreich besteht aus dem in Provinzen
eingeteilten uumittelbareu Besitz und den zahlreichen Schutzstaaten.
Träger der Krone ist der jedesmalige englische Monarch. Vorderindien
weist 27 Großstädte mit je über 100000 E. auf.
a) Im Gebiete der unmittelbaren Besitzungen: Kalkutta
(862 Tsd. E.) Hst. und Sitz des Vizekönigs, wichtigster Einfuhrhafen
Indiens am Hugli, dem bedeutendsten Mündungsarm des Ganges. —
Patna (165 Tsd. E.), am Ganges, Mittelpunkt des Opiumhandels.
— Benäres (219 Tsd. E.), heiligste Stadt der Inder am Ganges,
uralte Hochschule der Brahmanen, über 1000 Pagoden, Tierhospitäler.
— Allahabad (175 Tsd. E.), am Einslnß der Dschamna in den
Ganges, wichtiger Wallfahrtsort. — Delhi (193 Tsd. E.), an der
1857 -
Leipzig
: Klinkhardt
- Autor: Berthelt, August, Jäkel, Julius, Petermann, Karl
- Hrsg.: ,
- Auflagennummer (WdK): 2
- Sammlung: Geographieschulbuecher vor 1871
- Schultypen (WdK): Höhere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Selbstunterricht
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): Jungen
94
Kompagnie, d. h. einer Gesellschaft von Kaufleuten, welche auch jetzt
noch die Verwaltung leitet, ist in vier Präsidentschaften getheilt.
1) Calcutta (Bengalen). Die Hauptst. gl. N. a. Ganges, 800,000 E.,
Sitz des General-Gouverneurs, ist eine der wichtigsten Handelsstädte Asiens.
Südlich liegt die stärkste Festung Indiens, Fort William. — Benares
a. Ganges mit 1000 Tempeln, ist die große Stadt der Brahminen, der Sitz
ihrer Literatur und ihrer ersten Universität, die heiligste Stadt, die zu Fest-
zeiten von zahllosen Wallfahrern besucht wird. — 2) Allahab ad (Agra)
mit der Hauptst. gl. N. a. Ganges, deren heiliger Badeplatz ebenfalls eine
große Menge von Wallfahrern herbeizieht. — Agra war einst die Residenz
des Großmoguls. — In Delhi residirt noch ein Titular-Großmogul. —
3) Madras. Die Hauptst. gl. N., ‘/2 Will. E., liegt am Meerb. von Ben-
galen, ist bedeutende Fabrik- und Handelsstadt in Baumwolle und Glas und
hat eine große Missionsanstalt. — Trankebar. Calicut an der West-
küste ist der Landungsort Vasko de Gamas 1498. — 4) Bombay. Die
Hauptst. gl. N. an der Westküste ist Hauptniederlagsort von arabischen, per-
sischen und indischen Waaren. — Zu den unmittelbaren Besitzungen gehört
auch das Gebietvon Nadschpur und das Pendschab (Fünfstcomland)mit
der Stadt Lahur. — Zu den Vasallenstaatengehören die Staaten der Mah-
ratten, das Reich Hyderabad (Golkonda), das zum Sikhstaate gehörige
Kaschmir, ein reizendes Bergland, das indische Paradies genannt, und viele
andere kleine Staaten. — Westlich von der Südspitze Vorderindiens liegen
die Inselgruppen der Lakediven, welche unter eigenen, den Engländern
zinszpflichtigen Häuptlingen stehen, und der Malediven, welche von einem
Sultan beherrscht werden.
b) Die Franzosen besitzen die Stadt Pondichery an der Ost-
küste u. a.; die Portugiesen Goa an der Westküste.
H. Hin terindien, 41,700 Q.-M., 25 Mill. E., ist von
einer langen Gebirgskette vom Himalaya ab bis an die Spitze der
Halbinsel Malakka durchzogen. Die Bewohner, theils mongolischen,
theils malayischen Stammes, bekennen sich größtenthcils zum Budd-
haismus, die Minderzahl zum Islam und zum Christenthume. Ein
Theil Hinterindicns, das britische Hinterindien, gehört den
Engländern. Die übrigen Länder sind das Kaiserthum Birma, das
Königreich Siam, dessen König den Titel: „Herr von weißen Ele-
phanten" führt, das Kaiserreich An am oder Cochin-China und die
fünf unabhängigen Malayenstaaten.
Iii. Die Inseln: Ceylon (Zimmtinsel), 1200 Q.-M., 1
Mill. E., gehört den Engländern und ist reich an Kaffeeplantagen,
Brodfrucht- und Zimmtbäumen. Auf dem Adamsberge soll Adam ge-
boren worden sein, und auf dem höchsten Gipfel zeigt man den Ort,
von wo aus Buddha gen Himmel gefahren sein soll. — Die v i er
großen Sundainseln —ausgezeichnet durch ihren Reichthum an
Gold, Diamanten, Kaffee, Zucker, Reis, Gewürzen, überhaupt an
tropischen Gewächsen und Thieren aller Art, —auf denen die Holländer
große Besitzungen haben, sind: Sumatra; Java mit der Hauptstadt
Batavia; Borneo, so groß wie Deutschland, die größte Insel der
ulten Welt; und Celebes.
Die kleinen Sundainseln stehen ebenfalls zum großen Theil unter