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1. Die außereuropäischen Erdteile und die deutschen Schutzgebiete - S. 136

1913 - Dresden : Bleyl & Kaemmerer
— 136 — stellt sind außerdem die Inselgruppen der Andamanen und Nikobaren (S. 142) und Aden (S. 116), während die Insel Ceylon eine eigene Kolonie bildet. Der Träger der Krone ist der jeweilige englische König, der darum auch den Nebentitel eines Kaisers von Indien führt. An seiner Stelle regiert das Land ein General-Gouverneur, der gewöhnlich als Vizekönig bezeichnet wird. Der Regierungssitz war bisher Kalkutta, ist aber 1912 nach Delhi verlegt worden. Das Indische Kaiserreich besteht teils aus unmittelbaren, teils aus mittelbaren Besitzungen. Jene umfassen ungefähr 8/5 der ungeheuren Landfläche, aber 4/5 der Be- wohner. Sie sind in Provinzen eingeteilt und werden von englischen Beamten verwaltet. Das übrige Gebiet besteht aus über 600 Schutzstaaten, die ihre eignen Fürsten und freie innere Verwaltung haben. Aber an jedem Hose befindet sich ein englischer Beamter, der dem Fürsten als „Berater" zur Seite steht und ihn nötigenfalls überwacht. Schon im Altertuiu wurde Indien wegen seiner reichen Erzeugnisse als „Wunderland" bezeichnet. Angelockt durch seine Reichtümer, sind mehrfach fremde Völker erobernd in die Halbinsel eingedrungen, so besonders im Mittelalter Mongolen. Einem mongolischen Herrscher (Babur) gelang es 1525, Delhi zu erobern und eine dauernde Herrschaft, das mohammedanische Reich des Großmoguls, zu gründen, das unter seinen Nachfolgern fast die ganze Halbinsel umfaßte und erst 1788 zusammenbrach. Schon im Mittelalter wurden auch indische Erzeugnisse, namentlich Gewürze, nach Europa gebracht. Persische, arabische und ägyptische Kaufleute vermittelten diesen Handel. Die Waren kamen auf dem Landwege mit Karawanen an die Mittelmeerküste, von wo italienische Kaufleute sie weiter- beförderten. Die ungeheure Verteurung der Waren, die durch die weite Landbeförderung, die Zölle und den Gewinn der Kaufleute entstand, trieb dazu, den Seeweg nach Indien zu suchen. 1498 landete der Portugiese Vasco da Gama als erster Europäer im Hafen von Kalikut. In der Folge erwarben dann die Portugiesen durch Verträge mit den Fürsten große Besitzungen an der Westküste Indiens, die aber später fast sämtlich an die Holländer verloren gingen. Diese, wie auch die Franzosen, die in der zweiten Hälfte des 17. Jahr- Hunderts Niederlassungen an der Ostküste gründeten, sind aber nach und nach von den Engländern verdrängt worden. Im Jahre 1600 wurde in England die Ostindische Kompagnie gegründet, eine Handelsgesellschaft mit einem Kapital von 600000 Mk. Sie erwarb vom Großmogul die Erlaubnis zur Anlage von Handelsniederlassungen und erzielte bald Gewinne von 100—200 °/0. Durch kluge Benutzung der Streitigkeiten unter den ein- heimischen Fürsten verstand es die Gesellschaft, ihren Einfluß immer mehr zu erweitern und ihre Nebenbuhler zu verdrängen. Als 1857 ein großer Aufstand ausbrach, griff die englische Regierung ein, auf die dann der ganze Besitz der Kompagnie als Indisches Vize- königtum überging. 1876 wurde dieses zum Kaisertum erhoben. Die Engländer haben in Indien eine große Kulturarbeit verrichtet. Das Land ist unter ihrer Verwaltung emporgeblüht. Sie haben Wege, Eisenbahnen und Häfen gebaut und durch Bewässerungsanlagen gewaltige Flächen für den Anbau gewonnen. Die Erzeugnisse sind auf das Mehrfache ihres früheren Wertes gestiegen. Wenn auch die englische Herrschaft nicht frei geblieben ist von Härten und Grausamkeiten, so kann sie doch für das indische Volk als ein Segen bezeichnet werden. Sie hat den beständigen Kriegen der zahlreichen Staaten ein Ende bereitet und für Ruhe und Ordnung gesorgt. Sie hat auch der mitunter sehr harten Bedrückung der Untertanen durch verschwenderische Fürsten gesteuert, das Los der verachteten untern Volksklassen verbessert und durch Verbreitung von Bildung das ganze Volk gehoben. Großes ist auch zur Bekämpfung der Cholera, der Pest u. a. Landeskrankheiten

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1. Lehrbuch der Geographie alter und neuer Zeit - S. 363

1855 - Mainz : Kunze
Asien — Geschichte. 361 emporschwang und den Namen Schah Nadir 1736 bis 1747 trug. Fürchter- licher hat nie ein asiatischer oder afrikanischer Tyrann seine eignen Unterthanen gemißhandelt und ihres Geldes und Gutes beraubt, als er. Viele tausend Familien flohen aus seinem Lande; ganze Flecken, Dörfer und Städte wurden menschenleer. Nach den Reichthümern des Großmoguls lüstern, setzte er mit 125000 Mann über den Indus, und da kein Acbar und Aurengzeb mehr re- gierte und das großmogolische Reich in Unordnung war, so ward es ihm leicht, Delhi zu erobern. Schrecklich hat er daselbst gewüthet, 120000 Menschen wurden gemordet, und mit Schätzen, mehr als 800 Mill. Gulden an Werth, zog der muselmännische Zerstörer wieder ab. Uebrigens ist er der letzte Herrscher Per- siens, der seinen Nachbarn gefährlich gewesen, denn nach ihm fiel Iran wieder in mehrere Staaten ans einander. Vielleicht bereitet sich für die künftigen Geschlechter Asiens ein glücklicheres Loos durch den Einfluß der jetzigen europäischen Bildung. Daß Rußland an beiden Seiten des Kaukasus und über ganz Sibirien herrscht, wollen wir weniger in Anschlag bringen; wohl aber ist die Herrschaft der Engländer auf der Halbinsel diesseit des Ganges von großer Wichtigkeit und verdient näherer Er- wähnung. — Ueber 3 Jahrhunderte ist es jetzt, daß der Seeweg um Afrika neu entdeckt wurde, und Europäer nach Indien schifften; doch leider waren es anfangs die Portugiesen, die nicht besser als Muselmänner dort erschienen und eben- falls Despotismus und Religionswuth, nicht freie bürgerliche Rechte, nicht die Religion der Duldung und Aufklärung mitbrachten, wie es ächten Christen ge- ziemt hätte. Vasco de Gania war der erste Portugiese und der erste Euro- päer überhaupt, welcher Afrika umschiffte und an der Küste Malabar 1498 landete. — Rasch breitete sich portugiesische Macht an den Küsten aus, bis ihr Eifer nachließ und ihre Habsucht sie verhaßt machte. Da suchten andere euro- päische Nationen an ihrem reichen Handel Theil zu nehmen. Den Holländern gelang es zunächst. Sie gründeten Niederlassungen auf den Inseln Hinterindiens und verdrängten ihre Vorgänger aus vielen Besitzungen, namentlich aus Ceylon und den Gewürzinseln. Sie brachten nun zwar keine Inquisition und Jesuiter mit, waren aber doch engherzige Kaufleute und nützten den Indiern wenig, mehr sich selbst. Da begannen Franzosen und Engländer in den indischen Gewässern mit einander und mit den Holländern um des Handels und Gewinns willen zu wetteifern. Die Engländer gewannen die Oberhand. Sie haben zuletzt nicht blos die meisten ehmaligen portugiesischen, dann holländischen, Besitzungen er- beutet; auch von der Küste Ostindiens bis ins Innere der ungeheuren Halbinsel hinein machten sie allmählig große Eroberungen. Anfangs hatten ihre Niederlassungen nur Handelszwecke; deshalb sandte auch nicht der englische König Schiffe und Kriegsvolk, sondern eine Gesellschaft englischer Kaufleute, die Ostindische Kompanie genannt, that es. Die Mitglieder derselben schossen Geld zusammen, rüsteten Schiffe ans und theilten nach Maße ihres Geldeinsatzes den Gewinn. Bald aber im Kriege mit Neben- buhlern Europas und mit den muselmännischen und indischen Fürsten des Landes bedurften sie der Unterstützung der brittischen Regierung und ihrer Kriegsheere.

2. Deutsche Geschichte von der Völkerwanderung bis zur Gegenwart - S. 234

1913 - Bielefeld [u.a.] : Velhagen & Klasing
234 Im nchsten Jahre warb der Freiheitsheld Garibaldi (der schon 1859 als sardinischer General mit seinen Alpenjgern die ersten Siege der die sterreicher erfochten hatte) eine Freischar von einigen Tausend Rothemden" und zog nach Sizilien, wo er mit dem Rufe: Italien und Viktor Emanuel! begeistert aufgenommen wurde. Bald war die ganze Insel in seinem Besitz. Dann setzte er nach dem Festland der, und fast ohne Kampf brachte er das Knigreich Neapel in seine Gewalt. Mit endlosem Jnbel wurde er in Neapel, der Hauptstadt des Landes, aufgenommen. Spter hielt er mit Viktor Emanuel einen feierlichen Einzug in die Stadt. Der noch sehr junge König von Sizilien, Franz Ii., entwich nach Rom. Jetzt wurde Viktor Emanuel zum König von Italien ausgerufen und ganz Italien bis auf Venedig und Rom zu einem Reiche vereinigt. Seine Residenz verlegte er von Turin nach Florenz. Im Jahre 1866 erwarb er auch Venetien von den sterreichern, und 1870 eutri er dem Papste Rom, das seitdem die Hauptstadt Italiens ist. e) England. In Ostindien hatte die Ostindische Kompagnie" im 18. und 19. Jahrhundert ihre Besitzungen immer weiter ausgedehnt. Vergebens suchten die in-bischen Fürsten die verhaten Englnder zu vernichten. Ihre Macht reichte dazu nicht aus. Bald regierte die Kompagnie" der ein Land mit 180 Millionen Bewohnern und beutete es rcksichtslos fr ihren Handel aus. Zu ihrem Schutze diente die ostindische Armee; sie bestand zu 7/ aus Eingeborenen, die brigen waren Englnder. Die englische Regierung hatte nur das Recht, den Oberbefehlshaber dieser Armee und den Generalgouverneur zu ernennen; alle andern Beamten wurden von den 12 Direktoren der Ostindischen Kompagnie" bestimmt. Die Hindu wollten sich aber durch die englischen Kaufleute nicht mehr ausbeuten lassen. Sie stifteten daher eine Verschwrung an. In der Nhe von Delhi, wo der Gromogul wohnte, brach ein Aufstand im oft-indischen Heere aus. Die Eingeborenen fielen der die Offiziere her und hieben sie samt ihren Frauen und Kindern nieder. Da schickten die Englnder bedeutende Verstrkungen, und nach blutigem Kampfe wurden die Aufstndischen besiegt. Nim hob die englische Regierung die Vorrechte der Ostindischen Kompagnie" auf und stellte Ostindien als englische Provinz unmittelbar unter die Krone. 1876 nahm die Knigin von England den Titel Kaiserin von Indien" an. Die Verwaltung des Landes fhrt der Vizeknig von Indien". Er wohnte bisher in Kalkutta, hat aber jetzt in Delhi seinen Sitz. f) Amerika. Der Sklavenbefreiungskrieg. 186l brach in den Vereinigten Staaten Nordamerikas ein Bruderkrieg aus, der vier Jahre dauerte. Die Nordstaaten verlangten nmlich Abschaffung der Sklaverei. Die Sdstaaten aber strubten sich dagegen; denn hier lebten viele Grogrundbesitzer, die sich zahlreiche Negersklaven zum Anbau ihrer ausgedehnten Tabak-, Baumwollen-, Zucker- und Kaffeeplantagen hielten. Die Neger bildeten gleichsam die Grund-lge ihres Reichtums. 1861 wurde der edle Lincoln zum Prsidenten ge-

3. Geschichte der neueren und neuesten Zeit - S. 536

1858 - Weimar : Böhlau
536 drangen. Als Sultan Baber, ein Urenkel Tamerlans, an der Spitze der Mongolen, den afghanischen Sultan Ibrahim überwunden hatte, entstand 1526 das Reich der Mongolen. Delhi war dessen Haupt- stadt, die Einkünfte so groß, daß der Reichthum des Großmoguls zum Sprichworts wurde. Unter Aurengzeb, der 1707 starb, hatte daß Reich der Mongolen in Indien die größte Ausdehnung. Die Verwal- tung der verschiedenen Provinzen war Beamten (Subahs, Nabobs) an- vertraut, welche in ihren Statthalterschaften eine fast unumschränkte Macht übten. So lange die mongolischen Kaiser die Kraft und Tapfer- keit ihrer Vorfahren besaßen, so lange vermochten sie die verschiedenen Theile des großen Reiches in Unterwürfigkeit zu halten, und die Nabobs leisteten den aus Delhi ergehenden Befehlen den schuldigen Gehorsam. Aber die Kaiser versanken in Unthätigkeit und Schwäche, und ihre Re- gierung war eine Reihe von Lastern und Treulosigkeiten. Kuli Chan, der sich des persischen Thrones bemächtigt hatte und sich Schah Nadir nannte, unternahm 1739 einen Zug nach Indien, eroberte Delhi, ließ hunderttausend Menschen ermorden und gewährte den Frieden nur gegen Abtretung aller vom Indus westlich gelegenen Länder. Dies gab das Signal zum Verfall des Reiches. Die Nabobs kündigten dem Kaiser die Lehnspflicht auf oder vollzogen nur scheinbar dessen Befehle. Der angemaßten Unabhängigkeit der Nabobs folgten bald Kriege derselben gegen einander, und da sie die Ueberlegenheit der europäischen Kriegskunst kannten, so bemühten sie sich mit der englischen und fran- zösischen Kompagnie ein Bündniß zu schließen und deren Hülfe zu er- langen. Die Kompagnien benutzten diese Anarchie; sie waren nicht zu- frieden, einzelne befestigte Seehäfen und Handelsplätze inne zu haben, sie strebten nach dem Besitz ganzer Provinzen, und es entspann sich bald ein Kampf darum, ob Engländer oder Franzosen die Herren der indi- schen Königreiche sein sollten. Eine Zeitlang standen die Aussichten für die französische Oberherr- schaft in Indien besser, als für die der Engländer (S, 378). Erst als der als Feldherr und Staatsmann ausgezeichnete Lord Clive den Oberbefehl übernommen hatte, erlangten die Engländer die Ueberlegen- heit. Indem sie ihre Truppen durch indische Rekruten (Seapoys) ec- gänzten und diesen letzteren europäische Zucht und Abrichtung beibrach- ten, ohne ihnen die Kenntniß europäischer Kriegskunst mitzutheilen, fan- den sie die Grundlage, auf welcher bald ein großes Reich der Kompagnie erbaut wurde. Zur Gründung einer Territorialherrschaft in Indien war der Besitz der Gangesländer, besonders Bengalens, nothwendig. Durch Kampf, aber auch durch List und Verrath, mit welchem die einheimi- schen Fürsten sich gegenseitig selbst opferten, vollbrachten die Engländer bis 1765 die Unterwerfung Bengalens. Sie erhielten die Einkünfte und Verwaltung des Landes, obgleich sie dem mongolischen Kaiser und den indischen Fürsten einen Schatten von Herrschaft ließen und ihnen einen Jahrgehalt zahlten. In der Kompagnie, welche ein großes und reiches Land beherrschte, entstand ein getheiltes Interesse zwischen den Aktionären und zwischen den Direktoren und den Beamten in Indien. Den Aktionären blieb nur der mäßige Gewinn des Handels zwischen Indien und Europa, während der Ertrag des ausgedehnten Reiches in

4. Hülfsbuch für den Unterricht in der Handels- und Verkehrsgeographie - S. 150

1900 - Lüneburg : Herold & Wahlstab
150 a) Niederländisch-Indien (l'a Mill, qkm, 35 Mill.einw.) umfasst den grössten Teil der Sundainseln und der Mohikken. Zur Ausfuhr gelangen: Kaffee, Zucker, Tabak, Zinn, Thee, Indigo, Gewürze, Sago etc. Den wertvollsten Teil des niederländischen Besitzes bildet die Insel Java, „die Perle der holländischen Krone". Die wichtigsten Handelsplätze sind : * Batavia und * Surabaja (beide auf Java). b) Die Philippinen werden von der Nordamerikanischen Union beansprucht. Ausgeführt werden : Zucker, Tabak, Reis, Kaffee, Indigo und Manilahanf. Der wichtigste Handelsplatz ist Manila auf der Insel Luzon. §173. Vorderindien. Die Halbinsel erstreckt sich zwischen dem Arabischen Meer und dem Golf von Bengalen in den Indischen Ozean hinaus und ist etwa 7mal so gross wie das Deutsche Reich. Schon seit den ältesten Zeiten lockte das Wunderland Indien die Eroberer und Kaufleute an. Im Mittelalter vermittelten Araber und Venetianer den Handel zwischen Indien und dem Abendlande. Erst seit der Entdeckung des Seewegs nach Ost- indien knüpften die europäischen Seemächte, die Portugiesen, Franzosen und später die Engländer mit Indien Beziehungen an. Inzwischen hatte ein mongolischer Eroberer in Indien ein grosses mohammedanisches Reich gegründet. Der Fürst führte den Titel Grossmogul, und seine glänzende Hauptstadt war Delhi. Im Laufe der Zeit gewannen die Engländer immer mehr Einfluss in Indien, und seit 200 Jahren beherrschen sie die ganze Halbinsel. Teils ist sie den Engländern ganz unter- worfen, teils haben sich die zahlreichen kleinen Einzelstaaten unter englischen Schutz gestellt. Nur zwei Himalajastaaten (Bhutan und Nepal) haben sich noch ihre Selbständigkeit be- wahrt. Die Franzosen und Portugiesen besitzen nur noch einige Küstenplätze Indiens. Vorderindien bildet mit der Insel Ceylon und dem englischen Besitze in Hinterindien das Kaiserreich Indien, das von einem Vicekünig verwaltet wird. Die Bevölkerung besteht zum weitaus grössten Teile aus den hellfarbigen Hindus, die einen Zweig der kau-

5. Nieberdings Schulgeographie - S. 176

1909 - Paderborn : Schöningh
Borderindiens bilden die brahmanischen, in Kasten geteilten Inder. Hinterindiens die buddhistischen Jndochinesen. — Die Haupt- beschäftigung ist der Ackerbau. Die indischen Diamanten, die an Schönheit diejenigen Brasiliens und des Kaplandes übertreffen, werden besonders in Ceylon und in der Nähe der Stadt Haidarabäd gefunden. Der innere Verkehr bewegt sich nicht so sehr auf den ver- hältnismäßig wenigen Wasserstraßen als auf den Eisenbahnen, die. abgesehen von denen Europas, an Länge nur von den Eisenbahnen der Bereinigten Staaten Nordamerikas übertroffen werden. Britisch- Indien ist wegen seiner Größe, seiner zahlreichen Bevölkerung, seiner reichen Erzeugnisse Englands wichtigster Kolonialbesitz; deshalb trägt auch der König von England den besonderen Titel „Kaiser von Indien". Ausfuhr: Baumwolle, Opium. Weizen, Reis, Jute, Tee, Indigo, Gewürze, Teakholz. Städte. 1. Vorderindien, a) Im Flußgebiet des Ganges: Kal- kutta, im Gangesdelta, mit den Vororten über 1 Mill. E., Sitz des Vizekönigs, zweite Hafen- und Handelsstadt. ipatna, Mittelpunkt des Opiumhandels. ^Benares, „die heilige Stadt", „das brahmanische Rom", mit mehr als 1000 Pagoden und 30 T. Priestern, der berühmteste Wallfahrtsort, der Hauptsitz der Literatur. Künste und Wissenschaften der Inder. iaünhabäd1, an der Mündnng der Dschamna. 2 Agrci und 2 Delhi, beide an der Dschamna, beide ehedem Residenzstädte des Großmoguls-, jetzt voll ungeheurer Ruinen. b> Im Flußgebiet des Indus: 2 Lahor, im Pandschab, früher ebenfalls Residenz des Groß- moguls. Attok an der Mündung des Kabul; an der Kabulstraße die Festung Peschawar (pescha-nerj. e) Auf der Westküste: Bombay (bombe), auf einer kleinen Insel 1530 von den Portugiesen gegründet, gegen */b Mill. E.. mit dem besten Hafen und den meisten Fabriken des Landes, erste Hafen- und Handelsstadt, erster Ausfuhrhafen für die indische Baumwolle; auf den benachbarten Inseln Salsette und Ele- phänta riesige Felsentempel. 6) Auf der Ostküste: Madras, ^Mill. E., dritte Hafen- und Handelsstadt, Mittelpunkt des Handels mit den aus den Perlenbänken von Ceylon gewonnenen Perlen. Stapelplatz für den indischen Diamantenhandel und Hauptsitz^ der indischen Diamant- schleiferei. e) Die Hauptstadt auf Ceylon ist icolombo, wichtigster Ausfuhrhafen der reichen Erzeugnisse dieser Insel (besonders Tee). 2. Hinterindien. ^Rangün und ^Mandate, große Handelsstädte (Reis, Teakholz), am Jrawadi. — Auf den ungesunden Andamanen und Nikobären Sträflingskolonien. — Am Südende der Halbinsel Malakka das wichtige Lsingapür. Kreuzungspunkt des ostindischen, ostasiatischen und australischen Handelst 1 — Gottesstadt: viele Pilger reinigen sich hier in den hl. Fluten von ihren Sünden; ähnlich Benares — im Besitz des besten Wassers. 2 Großmogul (= Großmongol) war der Titel der Beherrscher des in Vorder- indien im Anfang des 16. Jahrh. gegründeten mohammedanischen Reiches. Ihre Herrschaft endete 'gegen Ende des 13. Jahrh. mit der Einnahme Delhis durch die Engländer. Sprichwörtlich war ihr Reichtum. 3 Die Engländer nennen ihre Besitzungen an der Malakka-Straße Straits- Settlements (str'ets-settl'ments) = Niederlassungen an der Meerenge.

6. Besonderer Theil - S. 676

1856 - Eßlingen : Weychardt
676 Zweite Abtheilung. Asien. Besitzungen in Hinterindien, durch den Unterlauf des Brahmaputra von denen in Vor- derindien getrennt; Siam. Im N.: Bhutan; Nepal; chinesisches Reich stübet]; hängige Staaten an der Westküste. Eintheilnng: Provinzen unter Statthaltern, die den Titel Snbah, Nabob, Zemindar re. führten; tributpflichtige Länder unter indischen Fürsten sradscha's]. Anfang des Zerfalls nach Auren gzebs Tod svon 1656 bis 1707]. Einfall der Perser unter Nadir Sckah u. Eroberung Delhis 1737. Ein- fälle der Afghanen. Allmälige Auflösung des Reichs in einzelne Staaten durch die Statthalter u. die indischen Lehensfürsten. Entstehung der Reiche von Aude, De- kan, All aha bäd rc., der Staaten der Shiks, Mahratten, Radschputen rc. Die britisch - oft in bische Kompagnie brachte allmälig die einzelnen Pro- vinzen oder die aus dem großmogulischen Reiche entstandenen Staaten theils unmittel- bar, theils mittelbar unter ihre Herrschaft. Sie nahm 1803 nach der Eroberung von Delhi den Großmogul gefangen. Gegenwärtig lebt nur noch ein Titular-Groß- mogul von einer englischen Pension in Delhi. — iii. Eroberungen u. Kolonialländer der Europäer* Seit 1495. — 1. Portugiesen. Umschiffung des Caps der guten Hoff- nung u. Entdeckung des Seewegs nach Ostindien durch Vasco de Gama 1498. Landung von Vasco de Gama in Calicut 1498. Gründung eines großen Vicekönig- reiches in Indien u. Ausbreitung der katholischen Kirche in demselben hauptsächlich durch die Vicekönige Franz von Almeida von 1505 bis 1509 u. durch Al Phons von Albuqnerque salbukerk] von 1509 bis 1515. Goa, Mittelpunkt des Vicekönig- reichs. Um 1542 breitete sich dasselbe ans über die ganze Südküste von Iran u. die West- küste von Vorderindien, die Insel Ceylon, die Niederlassungen in Coromandel, aufmalacca, auf Java, den Molukken n. Philippinen. Andere Nationen schloßen die Portugiesen fast ganz vom indischen Handel ans; sie trieben den einträglichsten Handel mit China und Japan. Portugal war einer der Hauptmärkte des Welthandels. Verfall der portugiesischen Macht durch nachläßige Regenten im Mutterlande, durch die Vereinigung Portugals mit Spanien durch Philipp Ii. von 1580 bis 1640 u. durch die Nieder- länder, weiche sich 1579 von Spanien lossagten u. die Philipp Ii. vom Handel mit Indien ausschloß. Unbedeutende Neste des ehemaligen Vicekönigreichs von Indien. 2. Niederländer. Erste Ankunft derselben auf Java 1595. Gründung der holländisch- ostindischen Compagnie 1603. Siegreicher Kampf derselben mit den Portugiesen. Letztere räumten die Molukken 1624, Java 1633, Malacca 1641, Ceylon 1658, Celebes 1660; seit 1663 fielen die meisten Plätze aus Malabar in die Hände der Hol- länder. Batavia, Mittelpunkt der Besitzungen der Kompagnie. 1795 wurden letztere zum Eigenthum der Nation erklärt u. die Schulden der Kompagnie mit den Staatsschulden vereinigt. Die Besitzungen in Vorderindien gingen an die Briten verloren u. die Niederländer sind jetzt nur noch die Herren im indischen Archipelagus. 3. Fran- zosen. Gründung einzelner Niederlassungen seit 1601. Französisch-oftindische Handels- gesellschaft von 1664 bis 1791. Pondichery, Mittelpunkt der französischen Kolonien seit 1672. 4. Dänen. Einzelne Niederlassungen von 1612 bis 1845. Lutherische Missionen seit 1705. 5. Kolonisationsversuch der Oesterreicher auf den Nikobaren 1778. 6. Briten. Die ersten 4 Schiffe gehen nach Indien 1600. Erwerbung des 3 Qm. großen Gebiets von Chennapa; darauf wurden Madras u. Fort George als erste Niederlassungen erbaut. Britisch-ostindische Kompagnie seit 1600. Erlaub- niß des Großmoguls, in seinen Landen auf ewige Zeiten Handel zu treiben 1614. Bombay seit 1664. Benkulen, Hauptort der 60 Qm. großen Besitzungen auf Su- matra von 1685 bis 1824. Neue ostindische Kompagnie seit 1689. Erlaubniß vom Großmogul Aurengzeb zur Anlegung einer Faktorei u. Festung zu Calcutta sl Om.] 1696. Vereinigung beider Handelsgesellschaften zur britisch-ostindischen Han- delskompagnie 1708. Karl Ii. gibt der Kompagnie Staatsgewalt 1661. Clive skleiw], Gouverneur der bengalischen Provinzen-, zieht dieselben ein u. übernimmt die Verwaltung u. die Einkünfte derselben gegen eine jährliche Rentenabgabe an den Großmogul 1761 u. 1765. Feste Begründung der britischen Macht. Einsetzung eines Generalgouverneurs 1773. Kriege zwischen Frankreich u. England in Indien von 1740 bis 1755 u. von 1758 bis 1763. Ende der französischen Macht in Indien. Krieg mit Hyder sheider] Ali, dem Nizam von Matßur, u. mit den Fran- zosen von 1766 bis 1769 u. von 1778 bis 1782. Krieg mit Tippo Saib, dem Ni- zam von Maißur, u. mit den Franzosen von 1783 bis 1784 u. 1792. Ende des Reichs vom Großmogul 1803. Unterwerfung der Mahratten 1815 bis 1817. Krieg mit Birma 1824 u. 1825. Feldzug gegen Afghanistan 1841 u. 1842. Ein-

7. Bd. 2, Ausg. B - S. 326

1903 - Halle a. d. S. : Schroedel
— 326 — Die Hindus sind von mittelgroßer Gestalt, haben eine stark gebräunte Hantfarbe, ovales Gesicht und schwarzes, glattes Haar Sie gelten ihrem Charakter nach für sanft und harmlos und neigen zu beschaulichen Betrachtungen. Nur wenige Stämme sind kriegerisch. Der Hindu ist sehr geschickt in allerlei Handfertigkeit, bewundernswert als Gaukler, mäßig in seiner Lebensweise, nicht selten aber auch entnervt und verweichlicht. Nationaler Sinn und Vaterlandsliebe sind bei ihm sehr gering entwickelt. Die Hanptnahrnngsqnellen der Hindus sind Ackerbau und Gewerbefleiß. In großen Mengen an- gebaut werden Baumwolle, Reis, Weizen, Bananen, Tee, Mohn, Jute und Indigo. An Erzeugnissen des Gewerbefleißes sind Metall- waren, Schnitzereien in Holz und Elfenbein und feine Shawls berühmt. Ein lebhafter Binnen- und Außenhandel befördert den Warenverkehr. Die Engländer haben Anbau, Gewerbefleiß und Handel so sehr gefördert, daß fast die Hälfte der asiatischen Ein- und Ausfuhr auf Indien kommt. Ein großartiges Bahn netz, nach dem europäischen und dem der Union das bedeutendste, fördert den inländischen Verkehre Die Anzahl der Engländer in Indien ist übrigens sehr gering (200000 E.), und doch sind sie die Herren Indiens. 3. Staatliche Verhältnisse und Ortskunde. Das Wunder- land Indien lockte seit den ältesten Zeiten die Eroberer und Kaufleute au. Im Mittelalter vermittelten Araber und Venetianer den Handel zwischen Indien und dem Abendlande. Erst seit der Entdeckung des Seewegs nach Ostindien knüpften die europäischen Seemächte, die Portugiesen, Franzosen und späterhin die Engländer, mit Indien un- mittelbare Beziehungen an. Inzwischen hatte ein mongolischer Eroberer in Indien ein großes mohammedanisches Reich gegründet. Der Fürst führte den Titel Großmogul, und seine glänzende Hauptstadt war Delhi, damals eine Stadt von der Größe Londons. Noch heute ist daher namentlich im Jndnsgebiet der Mohammedanismus sehr ver- breitet. Im Laufe der Zeit gewauueu die Eugläuder immer mehr au Einfluß in Indien. Ein Reich nach dem andern ordnete sich ihnen unter, und heute besitzen sie fast ganz Vorderindien als Indisches Kaiserreich. Nur die Himalajastaaten Bhutan und Nipal haben sich noch ihre Unabhängigkeit bewahrt. Die Franzosen und Portu- giesen besitzen einige Küstenplätze Vorderindiens. 1. Das britische Kaiserreich besteht aus dem in Provinzen eingeteilten unmittelbare« Besitz und den zahlreichen Schntzstaaten. Träger der Krone ist der jedesmalige englische Monarch. Vorderindien weist 30 Großstädte mit je über 100 000 E. auf. a) Im Gebiete der unmittelbaren Besitzungen: Kalkutta (1222 Tsd. E. mit Vorstädten), Hst. und Sitz des Vizekönigs, wichtigster Ein- fnhrhafen Indiens am Hngli, dem bedeutendsten Mündungsarm des Ganges. — Patna (135 Tsd. E.), am Ganges, Mittelpunkt des Opiumhandels. — Benares (203 Tsd. E.), heiligste Stadt der Inder am Ganges, uralte Hochschule der Brahmanen, über 1000 Pagoden, Tierhospitäler. — Allah ab ad (176 Tsd. E.), am Einfluß der Dschamua in den Ganges, wichtiger Wallfahrtsort. — Delhi (208 Tsd. E.), an der

8. Lehrbuch der Weltgeschichte oder umständlichere Erzählung der merkwürdigen Begebenheiten aus der allgemeinen Weltgeschichte - S. 356

1852 - Altona : Hammerich
356 Wolf, blieb aber im Kampf); und als, um den Franzosen zu helfen, 1761 auch die Spanier 1761 Krieg ankündigten, erbeuteten die Engländer 1762 in wenig Monaten 1762 an 40 Millionen Thaler aus den spanischen Besitzungen in West- und Ostindien und aus den weggenommenen 1763 Handelsflotten. Nack Abschluß des Friedens 1763 behielt England die westindischen Inseln Grenada, St. Vincent, Dominique und Labago, Kanada, und gewann von Spanien Florida. Besonders wichtig aber wurden die großen Erwerbungen der Engländer in Ostindien. Auf der Halbinsel dieffeit des Ganges hatten im siebzehnten Jahr- hundert den Haupthandel die Holländer, welche mit grausamer Eifer- sucht jede andere Nation von dem ostindischen Handel auszuschließen 1599 suchten. Dennoch hatte schon Elisabeth im Jahr 1509 einer besondern Gesellschaft von Engländern das Vorrecht gegeben, nach Ostindien Handel zu treiben; und unter Ludwig Xiv. ward auch in Frankreich eine ostindische Kompagnie gestiftet. Der Hauptsitz der englisch-ost- indischen Kompagnie war seit 1662 Bombay, an der Westküste von Indien; die Hauptniederlage der Franzosen ward Pondichery; und bis zum Jahr 1744 trieben die Nationen hier neben einander blos als Kaufleute einen friedlichen Handel. Damals aber ward der in Europa ausgebrochene Krieg auch in den ostindischen Gewässern geführt und veranlaßte, daß die Europäer auch mit den indischen Fürsten in Kampf geriethen. Bald nach der Ankunft der Europäer in Ostindien war nämlich von Norden her ein mahomedanisches Volk, die Mongolen, in Vorder- indien eingedrungen und hatte hier seit 1526 ein großes Reich gestiftet. Der Hauptort desselben war Delhi, wo der große Mogul residirte, und die reichen Einkünfte, die er zog, jährlich über 200 Millionen Thaler, machten den Reichthum des großen Moguls zum Sprüchwort. Am weitesten ausgedehnt war die Herrschaft desselben unter Aurungzeb 1700 um 1700. Doch war die Regierung nicht mit europäischer Kunst ge- sichert; und nur die Tapferkeit, der Kriegsruhm und die Willenskraft des Aurungzeb hielt das große Reich zusammen. Als daher nach seinem 1707 Tode 1707 schwache unthätige Menschen auf dem Kaiserthrone folgten, suchten die Nabobs (d. i. Statthalter) der einzelnen Provinzen, die Subahs und Rajahs (d. i. Fürsten), die man als zinspflichtige Va- sallen in den eroberten Provinzen gelassen hatte, sich unabhängig zu machen, und von mehren Seiten her drangen kriegerische Nachbarn in das Innere des Reichs ein, Perser, Afganen, L>eiks, Maratten. — Am heftigsten erschütterte das alte Reich der Mongolen der berühmte 1739 Einfall des Nadir Schach aus Persien um 1739, der die Hauptstadt Delhi selbst eroberte und ausplünderte; und der Großmogul erkaufte seine Freiheit nur dadurch, daß er Alles, was er westwärts des Indus besaß, an den persischen Sieger abtrat. — Während dieses Einfalls war fast jeder Befehlshaber eines großem Distrikts in dem südlichen Theil der Halbinsel in seinem Gebiete unabhängig geworden; aber, wie es bei kleinen Nachbarsürsten so häufig zu geschehen pflegt, sie 1740 singen nun auch bald Kriege unter einander an. So waren seit 1740 ganz unabhängig der Subah von Dekan, der Nabob von Karnatik, der Rajah von Mysore; fast unabhängig waren der Nabob von Auhd und der Nabob von Bengalen.

9. Die neue Zeit - S. 244

1895 - Leipzig : Dürr
— 244 — Im Frieden zu Paris wurde auch ein langwieriger blutiger Streit zwischen den Engländern und Franzosen in Ostindien beigelegt. Seit 1745 war dort fast ununterbrochen Krieg geführt worden. In Vorderindien herrschten schon lange nicht mehr die Hindusürsteu des Ganges- und Jndnsthales in unbeschränkter Machtfülle. Im 16. Jahrhunderte bereits waren die Mongolen in das Pandschab eingefallen und hatten ihre Oberherrschaft über ganz Indien ausgebreitet. Der Großmogul von Delhi war wegen seines Reichstums weltberühmt. Aber allmählich machten sich die Statthalter zu unabhängigen Fürsten, und im Anfange des 18. Jahrhunderts brachen die Perser die Macht der Mongolen gänzlich. Sie eroberten alles Land westlich von dem Indus, beraubten den Großmogul und machten ihn zu einem bedeutungslosen Schattenkaiser. Von nun an stritten sich die Europäer um die Ausbeutung des gesegneten Landes. Schon im 16. Jahrhundert hatten die Portugiesen unter heroischen Kämpfen mit den Eingeborenen und mit den Muhamedanern auf der Westküste ihre Kolonien gegründet, bald erschienen daselbst auch Engländer und Holländer und offenbarten sich als eifersüchtige Mitbewerber um die Herrschaft über die indischen Stämme. Die Holländer zogen sich aus die Suuda-inseln zurück und behaupteten diese energisch gegen fremde Eindringlinge, dagegen gingen die Engländer um so kräftiger aus dem Festlande vor. An der Ostseeküste stießen sie mit den Franzosen zusammen, die sich hier ebenfalls festzusetzen suchten. Damals übertrugen die Regierungen den überseeischen Handel und das Kolonienwesen Handelsgesellschaften, die zu diesem Zwecke mit Privilegien ausgestattet und von den Regierungstruppen unterstützt wurden. So war es auch in Vorderindien; die englische ostindische Kompagnie führte mit der französischen Handelsgesellschaft gleiches Namens Krieg. Schon 1745 entbrannte der Kampf, Madras wurde den Engländern entrissen, aber im Kongreß zu Aachen (1748) wieder zurückgegeben. Zu immer größeren Unternehmungen schwang sich nun die englische Handelskompagnie auf. Weite Gebiete, darunter das Reich Bengalen mit der Hauptstadt Murscheda bad kamen als Schutzstaaten in die Gewalt der Gesellschaft. Vergebens suchten die Franzosen den Fortschritten ihrer Nebenbuhler Einhalt zu thun. Eine langwierige und fruchtlose Belagerung von Madras beantworteten die Engländer mit Eroberung von Pondichery. Zwar bekam die französische Kompagnie im Frieden zu Paris ihre Besitzungen zurück, durfte aber fortan keine Truppen mehr in den Kolonien unterhalten und wurde dadurch gehindert, neue Erwerbungen zu machen, während England sein Gebiet immerfort erweiterte. Neun Jahre nach dem Pariser Frieden mußte die ostindische Kompagnie den

10. Für die mittleren und oberen Klassen - S. 208

1917 - Leipzig : Freytag
20r Asien. Doch das fleißige, arbeitsame Volk war wenig kriegerisch. Darum vermochte es den Einfällen fremder Eroberer nicht Widerstand zu leisten. Um das Jahr 1000 drangen durch das Kabultal mohammedanische Völker aus Iran ein und verbreiteten über ganz Indien den Islam. Zu Beginn des 16. Jahrhunderts bemächtigten sich Mongolen Vorderindiens, das unter dem Großmogul zu einem mohammedanischen Reiche vereint wurde. Die Residenz war D e 1 h i an der Dschamna, einem Nebenflüsse des Ganges. Cestz Mit Europa kam Vorderindien erst nach Auffindung des Seeweges um das Südkap Afrikas herum durch Vasco da Gama in engere Berührung. Portugiesen, Niederländer, Franzosen und schließlich Engländer setzten sich auf der Halbinsel fest. Aber die Engländer machten sich bald zu den Herren des Landes, verdrängten fast ganz die übrigen Europäer und unterwarfen die ein- Fig. 74. Teeplantage auf Ceylon. heimischen Fürsten. Das indobritische Kaiserreich umfaßt nahezu die ganze Halbinsel; die noch unabhängigen einheimischen Fürsten führen nur scheinbar eine selbständige Herrschaft; ihre Länder sind englische Schutzstaaten. Die britische Verwaltung hat einen großen wirtschaftlichen Aufschwung herbeigeführt. Die Ausbeute der natürlichen Schätze ist durch Anlage von Straßen und Bahnen wesentlich gefördert und die allgemeine Leistungsfähigkeit des indischen Volkes durch Hebung der Bildung vermehrt. Die Siedlungen. § 169. Die schon seit alters dicht bevölkerte Halbinsel zählt heute auf einer Fläche von 3va Millionen Quadratkilometer 285 Millionen Einwohner; es leben also über 80 auf 1 qkm. Kalkutta, indisch Kalkatta (850000), an einem Mündungsarme des Ganges, ist der Mittelpunkt der dicht bevölkerten Landschaft Bengalen und der Sitz der englischen Regierung. An Größe kommt ihr die Hafen-

11. Die Weltgeschichte für die Jugend bis auf die neuesten Zeiten - S. 317

1818 - Leipzig : Hinrichs
3*7 Bundesgenossen, siegreich in allen Meeren und gegen die französischen und spanischen Besitzungen in Amerika und Asien gekämpftl Eine der wichtigsten Begebenheiten dieser Kricgsjahre aber waren die großen Ervbe ru n* gen, welche die Englä nder von 1757 bis 1761 in Ostindien machten. Seit dem sechszehnten Jahrhun- derte hatten mogolische Fürsten ein großes Reich in In- dien gegründet, dessen Beherrscher zu Delhi wohnte und Großmogul genannt wurde. Nach dem Tode Des mächtigen und siegreichen Aurengzcb (1707) verfiel Das Reich durch innere Z- rrütterungen und Kämpfe um den Thron. Dkcß erleichterte dem Eroberer Nadir Schah, welcher, anfangs ein Hirte, dann Anführer einer Räuberbande, sich endlich durch hohen Geist und Tapferkeit auf den persischen Thron geschwungen hatte, die Eroberung (1739) und Plünderung von Hmdustan. Dieser Sturm zertrümmerte vollends den Thron ves Großmoguls. Die Völker Indiens und die Statthalter rheilren sich tu sein Reich, als Nadir Schah Indien ver- lassen hatte. So legte dieser Eroberer den Grund zue Größe Englands. Die Britten, welche seit 1663 in Ostindien angesiedelt waren, nahmen Anthcil an den inner» Unruhen, und siit 1757 eroberte ihr tapferer Befehlshaber, Zord Clive *), ganz Bengalen, worauf spater andre mächtige indische Staaten zur Unter- werfung gezwungen wurden. Sv wurde endlich bis 1799 für die Gesellschaft von englischen Kaufleuten, welche für den Alleinhandel mit Ostindien bevorrechtet waren, dis ost indische Compagnie, ein Reich mit zv Millionen Einwohnern erworben. Die Engländer benutzten aber ihre Herrschaft auf den Meeren nicht bloß zu Eroberungen, sie fanden auch ihren Ruhm darin,, durch Entdeckung und Erforschung *) sprich: Klein).

12. Lehrbuch der allgemeinen Geographie für höhere Lehranstalten - S. 337

1881 - Frankfurt a.M. : Jaeger
Asien. 337 B. Die britischen Besitzungen. Seit dem Jahre 1000 n. Chr. suchten muhamedanische Eindringlinge sich die Herrschaft Indiens anzueignen, namentlich entstand in der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts das Reich des Großmoguls von Delhi, welches den größten Teil Indiens unterwarf. Fast zur gleichen Zeit ließen sich die Portugiesen an einzelnen Küstenpunkten (z. B. Goa) nieder. Ihnen folgten die Holländer mit einigen Stationen auf dem festen Lande, namentlich aber mit Kolouieeu auf Ceylon und den hinterindischen Inseln. Und seit dem Anfang des 17. Jahrhunderts traten auch die Engländer hinzu, und zwar in der Form einer Handelsgesellschaft, der sogenannten englisch-ostindischen Kompagnie. Dieselbe erlangte ein Handelsprivilegium zunächst auf 20 Jahre, doch wurde dasselbe fortgesetzt erneuert. Unter einem Direktorium von 24 Perfonen erweiterte die Gesellschaft ihre Handelsgeschäfte mehr und mehr und trat namentlich seit 1765 erobernd auf. Unter geschickter Benutzung der zwischen den einheimischen Fürsten herrschenden Zwistigkeiten erreichten die Beamten der Kompagnie allmählich die Verwaltung der einzelnen Reiche, und zwar zunächst Bengalens und einzelner Gebiete von Malabar und Koromandel, dann am Ende des vorigen Jahrhunderts südlicher Land- striche (Maisur). Hierauf folgte die Unterwerfung des mittleren Hind- oft an, eines Teils von Nepal und der meisten Mahrattensürsten, nament- lich auch auf Dekhan. Seit 1826 führten Kämpfe mit Birma zur Erwerbung bedeutender Teile dieses Staates; dann wurde (1849) das Paudschab und Jndnsgebiet, wenig später das Königreich Audh in Hindostan einverleibt, und da inzwischen auch die einheimischen Herrscher im innern des Plateaus von Dekhan in Folge von Bündnissen und Verträgen immer abhängiger geworden waren, so stand seit etwa 1855 ganz Indien unter der Herrschaft der Kompagnie. Da brach 1858 eine gefährliche Revolution der einheimischen Truppen aus, durch welche die Kompagnie veranlaßt wurde, ihre Rechte an die britische Regierung abzutreten, die bereits seit 1815 im Besitze Ceylons war. Seit 1877 führt die Herrscherin von England auch den Titel „Kaiserin von Indien", doch hat der Staat bis jetzt von dem ungeheuren Besitze keinen direkten Nutzen. Die britische Regierung ist in den letzten Jahren außer- ordentlich bemüht gewesen, durch Herstellung von Eisenbahnen, Heerstraßen, Kanälen das Innere zu erschließen, um durch Hebung der Produktion be- sriedigendere Zustände herzustellen, als die tief verschuldete Kompagnie sie hinterlassen. _ Daneben werden zahlreiche Bildungsanstalten erhalten, die kon- sessionslos sind. Trotzdem schreitet die Bevölkerung nur langsam in euro- päischer Bildung und Anschauung fort, namentlich widerstreben derselben die zahlreichen Muhamedaner (50 Mill.). Die Hauptbevölkerung des Landes bilden die der kaukasischen Rasse angehörenden Hindus. Sie sind von mittlerer Größe, zierlichem Körperbau und großer Gewandtheit und Ausdauer. Sie versertigen mit unvollkommenen Werkzeugen die schönsten Arbeiten und feinsten Zeuge. Ihr Charakter ist sanft und mitleidig auf der einen, granfam und unbarmherzig auf der anderen Seite. Während (besonders von der buddhistischen Sekte der Dschainas) Kühen, Assen und andern Tieren vollständige Spitäler und Versorguugs- Cassian, Geographie. 6. Aufl. 22

13. Leitfaden beim ersten Unterricht in der Geschichte für Töchterschulen - S. 5

1873 - Eisenach : Bacmeister
Die Arier in Indien. 5 dieser lehrte die Glückseligkeit der Welteutsagung, der inneren Tugendfröhlichkeit, der Genügsamkeit und drang darauf, daß die harte und schroffe Absonderung der Kasten (Stände) gemildert wurde; besonders empfahl er Barmherzigkeit gegen die leidenden Mitmenschen. Seine Religion — der Buddhaismus oder Buddhismus —. erreichte eine ungeheuere Verbreitung in Indien selbst; danach kam er nach Ceylon, nach China (wo Buddha nun den Namen „Fo" erhielt), nach Tibet, wo er zur Religion des „Dalai-Lama" wurde) und in die Mongolei. Aber mit der Zeit artete die Buddhalehre sehr aus, so daß — mit Ausnahme deß allgemein ihr bleibenden Charakters der Sanstmuth — wenig mehr vom Ursprünglichen an ihr zu erkennen war. Im eigentlichen Indien selbst aber wurde er von den Brahmapriestern — den Brah-manen (oder Braminen) — durch blutige Verfolgungen unterdrückt. Die Arier, welche im Gangesthale Städte bauten, in denen es herrliche gerade, stundenlange Straßen gab, breiteten sich auch in dem Lande südlich vom Ganges, in der Halbinsel Dekan, ans itnb gründeten dort brn hm attische Reiche. Die dunkelfarbigen ungebildeten Ur-völker wurden auch hier unterdrückt oder in die Gebirge zurückgeworfen, wo sie heute noch in Rohheit und natürlicher Wildheit leben. Aber als späterhin der Islam — die Religion des Muhamed — aus Arabien über das von den Arabern eroberte Persien nach Indien kam, blieb die Religion der Brahmatiert ober Brammen nicht mehr herrschend. Es bilbeten sich nun große muhautebanische Reiche in ganz Indien, die später alle zusammen unter das Reich des Großmoguls kamen, der seilte Residenz in Delhi (eine Zeitlang in Agra) hatte (seit 1526 nach Chr.). Dieses große Mogulreich, welches 700 Stunbeu weit von Norbert nach ©üben und von Osten nach Westen reichte, hatte seine höchste Blüthe unter zweien Herrschern, von bettett der eine um 1600, der anbere mit 1700 nach Chr. regierte. Aber auch es tonnte dem Schicksale der Auflösung (besonders durch die Maratten) nicht entgehen. Seit deut Jahre 1600 nach Chr. fingen die Engländer (— „Djtindische Compagnie" —) au nach („Ostindien") Indien zu kommen und traten an die Stelle der Portugiesen, welche ein Reich in Indien schon früher gegründet hatten. Im Verlause der letzte« hundert Jahre eroberten die Engländer das ganze Reich des Großmoguls, und jetzt — nachbem die „Ostindische Compagnie" aufgehoben worden — ist ganz Indien englisch. Auch die Holländer haben in der Nahe Indiens Besitzungen; aber die Besitzungen aller anderen europäischen Nationen stnd sehr unbedeutend gegen die englischen. Die Kasteneinrichtung (schroffe Ständeabtheilung) besteht heute

14. Lehrbuch der Geographie alter und neuer Zeit - S. 333

1831 - Mainz : Kunze
555 (eilte und nützten den Indiern wenig, mehr sich selbst. Da begannen Franzosen und Engländer in den indischen Gewässern mit einander und mit den Hollän- dern um des Handels und Gewinns willen zu wetteifern. Die Engländer gewannen die Oberhand. Sie haben zuletzt nicht blos die meisten ehmaligen portugiesischen, dann holländischen, Besitzungen erbeutet; auch von der Küste Ostindiens bis ins Innere der ungeheuren Halbinsel hinein machten sie allmählig große Eroberungen. Anfangs hatten ihre Niederlassungen nur Handelszwecke; deshalb sandte auch nicht der englische König Schiffe und Kriegsvolk, sondern eine Gesellschaft englischer Kaufleute, die Ostindische Kompanie genannt, that es. Die Mitglieder derselben schossen Geld zusammen, rüsteten Schiffe aus rmd theilten nach Maße ihres Geldeinsatzes den Gewinn. Bald aber im Kriege mit Neben- buhlern Europas und mit den muselmännischen und indischen Fürsten des Lan- des bedurften sie der Unterstützung englischer Kriegsheere. Sie machten nun- mehr solche Eroberungen, daß die Direktoren der Kompanie nicht mehr allein herrschen konnten. Die englische Nation autorisirte ihren König, einen eignen Generalgouverneur nach Indien zu senden, und noch andre Männer, um über die Regierungsweise der Kompaniebeamten Aufsicht zu führen, und für eine geordnete, die bezwungenen Indier schützende, und ihr Bestes fördernde Regie- rung zu sorgen. Gegenwärtig beherrschen die Engländer den größten Theil Vorderindiens. Wenn nun die Vorsehung bestimmt hat, daß die Bewohner Indiens, deren Zahl größer ist als a/3 Europeas, zu einer bessern Staatsordnung, zu vernünf- tigerem Unterricht, und zu neuer Bethätigung des Geistes kommen sollen, so kann es am besten durch die Engländer geschehen, die zu Haus an echtes Bür- gerrecht gewöhnt sind, und keinen unchristlichen Groll gegen Bekenner einer- andern Religion, ja sogar große Neigung haben, sich nn't allem zu beschäftigen, was Indien sonst Eigenes und Herrliches besessen hat. §. 5. Die einzelnen Staaten. 1. Chinesisches Kaiserreich zwischen Belur Dagh und Ocean; 248000 Qm. groß, mit 160 Mill. Bewoh- nern. Der unumschränkte Herrscher führt den Titel Bogdo Chan, d. h. gehei- ligter Herr. Der jetzige heißt Dar Kuang. Er leitet Verwaltung und Justiz durch 9600 Koangs od. Mandarinen. Die Einkünfte auf 300 Mill. Gulden geschätzt. Das regelmäßige Kriegsheer, worin stets geborne Mandschu als Landsleute der kaiserlichen Familie den Hauptkern ausmachen, beläuft sich auf Mill., worunter 170000 zu Pferd. Ueberdem sind an hunderttausend leicht berittene Mogolen zum Dienst bereit. Man hat nur Küstenfahrzeuge, sonst keine Seemacht. Der Seehandel besteht großentheils darin, daß Europäer und Nordamerikaner aus dem Hafen Cantong Produkte und Waaren (nemlich Thee,

15. H. A. Daniels Lehrbuch der Geographie für höhere Unterrichtsanstalten - S. 91

1906 - Halle : Buchh. des Waisenhauses
§ 50. Die vorder-indische Halbinsel. 91 den dunkeln Ureinwohnern (den Dravidas). Die Parias jmd verachtet und gemieden. Wischnu, der Erhalter, ist öfter auf Erden erschienen, immer in Tiergestalt. Daher die heilige Scheu, das Leben der Tiere, besonders der Rinder, aber auch unverschämter Affenarten, ja selbst des Ungeziefers anzutasten. S ch i w a endlich stellt die zerstörende, aber zugleich neuschaffende Naturkraft dar; er ist Mahctiewa, „der große Gott", der wiederholt in Menschengestalt unter den Menschen gewandelt hat. Diese drei oberen und eine Menge Untergötter werden von den Hindus mit eifrigem Aberglauben verehrt. Da gibt es unterirdische Höhlentempel, ganze Felsenketten, die zu Tempeln ausgehöhlt sind. Das sanfte, dichterische, religiös schwärmerische Volk der Hindus hat durch Unterwerfung der Dravidas sich zum Herrn des Landes gemacht, aber nie an Eroberungen nach außen gedacht; darum aber ist es von fremden Eroberern nicht verschont geblieben. Nach Alexander d.gr. versuchten die Seleukiden Eroberungen in Indien. Am besten gelangen solche seit 1000 n. Chr. mohammedanischen Völkern von türkischem und von mongolischem Stamme. Der letztgenannte Stamm gründete um 1400 ein großes Reich mit der Hauptstadt Delhi. Hier residierte der Kaiser, der sogenannte Großmogul. Sein Reich wurde durch allerhand Feinde geschwächt. Aber der Hauptfeind waren die Europäer. Seit Vaseo da Gama 1498 den Seeweg nach Ostindien gefunden, kamen in Indien zuerst die Portugiesen zu großer Macht, hernach die Niederländer und die Franzosen; dann gehorchte (seit dem 18. Jahrhundert) den Engländern der bei weitem größte Teil des Landes, nicht aber unmittelbar der englischen Krone, sondern einer Handelsgesellschaft, der Ostindischen Kompanie. Von der Königin Elisabeth 1600 gestiftet, besaß sie 1640 noch keine Scholle Land; zwei Jahrhunderte später indes gebot sie durch ihren Generalgouverneur über fast 3 Mill. qkm, die teils unmittelbar unterworfen, teils tributpflichtigen Fürsten untertan waren. Im Jahre 1857 brach aber unter den aus Seapoys ([stpeuöj, d. H. eingeborenen Soldaten) zusammengesetzten Regimentern ein Ausstand gegen die Herrschaft der Kompanie aus, der wichtige, Folgen gehabt hat. Um gegründeten Beschwerden und Klagen abzuhelfen, wurde die Herrschaft der Kompanie aufgehoben und Indien 1858 unmittelbar unter die Krone gestellt, die einen Vizekönig eingesetzt hat. Das englische Gebiet in Vorderindien, zusammen mit den englischen Besitzungen im westlichen Hinterindien 1877 zum „Kaiserreich Hindost a n" erhoben, zählt 2,8 Mill. qkm; dazu kommen noch etwa 470 englische Lehnstaaten unter einheimischen Fürsten, sogenannte englische Schutzstaaten. Die Verwaltung des Kaiserreichs Hindostan leitet ein Vizekönig, dem ein „Rat" von sechs Mitgliedern zur Seite steht.

16. Bd. 1 - S. 455

1795 - Berlin : Voss
Andre asiatische Lander und Reiche. 4 55 (deren eine zuweilen mit etlichen tausend Thakern bezahlt wird) :c. An den Küsten des persischen Meerbusens und einiger Inseln werden die schönsten orientalischen Perlen gefischt. Weiter hin nach Osten stehet man die beiden großen Landspitzen von Asien nebst einer Menge umher liegenr der Inseln. Dies ist Ostindien, ein herrliches fruchtt bares Land. Die erste dieser Spitzen, zwischen den Flüssen Indus und Ganges, heißt die Halbinsel dies- seits, und die andre die Halbinsel jenseits des Ganges. Zn der diesseitigen Halbinsel liegt Hmdostan, das Reich des ehemaligen Großmoguls, welches ein Fürst der Mot golen (Mongolen) im sechszehnten Jahrhunderte erricht tete, und welches in diesem Jahrhunderte zertrümmert wurde. Der letzte Großmogul starb nach mancherlei Mißhandlungen und unter traurigen Umstanden im neunjkgsten Jahre seines Lebens (179a). Die Residenz dieser sonst so mächtigen Monarchen, Delhi, wo man zwei Millionen Einwohner zahlte, zeigt nur noch wenige Reste ihrer vorigen Größe und Pracht. Auf den Trümt mern des mogolischen Reichs erhoben sich viele neue Staaten; auch Europäer, vornämlich die Engländer, bekamen einen Theil der reichen Beute. — Der zweit te Haupttheil der diesseitigen Halbinsel ist Bengalen, welches Land nebst einem Stücke von Bahap, Orixa und Benares der englisch r ostindischen Kompagnie un, terworftn ist. Diese Handlungsgesellschaft beherrscht hier ein Reich von größerm Umfange, als Grvßbrittat nicn, und hat jährlich über 40 Millionen Thaler Einr künfte. Die Hptst. Lalcnrra enthält 602,000 Einwoh- ner. — Der dritte H^pttheil, Decan, begreift mit den Küsten Malabar, Roromandel und Ivarnare, die Gebiete verschieduer indischer Fürsten und Besitzungen F f 4 der

17. Besonderer Theil - S. 675

1856 - Eßlingen : Weychardt
Die Besitzungen der englisch-ostindischen Kompagnie in Vorderindien. Dritte Gruppe. Die Staaten von Südasien oder von Ostindien. Erstes Kapitel. Die Staaten von Vorderindien?) tz. 178. Die Desthungen der englisch-ostindischen Kompagnie. 1. Grundmacht. — 1. Lage. Vom Kap Komorin in 8° bis 34'/,° N. Br. u. von 85° bis 108° O. L. — 2. Grenzen. Im O.: bengalischer Meerbusen; britische ') 1. Name. Indien oder Ostindien besteht aus Vorderindien [66,670 Qm. 162 Mill. E.j, Hinterindien [indochinesische Halbinselj 41,700 Qm. 21—22 Mill. E.j n. dem indischen Archipelagus [34,000 Qm. 22 Mill. (£.]. Vorderindien diesteits des Ganges hieß Indla intra Gangem, Vorderindien jenseits des Ganges ». Hinterindien Indra extra Gangem. — 2. Geschichtliches. I. Bis 077 n. Chr. — 1. Viele größere ii. kleinere Staaten; von eingebornen Fürsten [Radscha'sj regiert. — 2. Den Alten war Vorderindien als ein Wunderland bekannt, aber von ihnen wenig untersucht. Dennoch uralter Verkehr Indiens mit w est asiatisch en u. asri kan i scheu Völkern, durch welche die reichen Produkte Indiens in's Abendland kamen. Beson- ders alt ist der Weltverkehr der Phönicier mit Indien. Er bestand schon zu Mosis Zeiten [lebte von 1567 bis 1447 v. Chr.j, hörte aber nach der Eroberung von Tyrns durch Alexander den Großen 332 v. Chr. ans. Die Pbönicier segelten vom persischen Gols, zur Zeit Salomo's [von 1015 bis 075 v. Chr.j in Verbindung mit israelitischen Schiffen auch vom Hafen Ezeongeber am Meerbusen von Akabah aus, nach Barygaza [jetzt Barotschj am Gols von Cambaja. Es war der Haupt Hafen des Hafen- u. produktenreichen Landes der Abhira [dem Ophir der Bibelj, diezwischen dem Jndusdelta und dem Golf von Cambaja u. gegen N. bis zum 20° N. Br. wohn- ten. Hier kamen alle kostbaren Produkte Vorderindiens, Ceylons, wohl auch Hinter- indiens u. des indischen Archipelagus zusammen, um von da gen W. in den verschie- denen Zeiten durch phönicische, ägyptische, arabische u. persische Flotten dem Abend- lande zugeführt zu werden. — 3. Unterwerfung des Induslandes durch Darius Hystaspis 509 v. Chr. — 4. Eroberung des Jnduslandes durch Alexander den Großen 327 v. Chr. [Reich des Porus u. Taxilesj.— 5. Reich der Prasi er im Gangestieflande unter Sandrakottns um 312 v. Chr. Hauptstadt: Palibothra [Patnaj. — 6. Einzelne Gesandschaften von indischen Fürsten kamen hie und da zu ein- zelnen römischen u. byzantinischen Kaisern. — Ii. Muhamedanische Reiche. Von 077 bis 1849. Seit 977 beginnen hauptsächlich miihamedanische Völker nach- einander vom hohen Tafellande von Iran in die Ebenen von Hindustan herabzusteigen, um bald das Tiefland, bald fast ganz Vorderindien zu unterwerfen. — 1. Afghanen- dynastie der Ghaznaviden zu Delhi im Indus- u. Gangeslande. 977 bis 1288. Einfall Dschingischans in Nordindien 1214. — 2. Afghanendynastie der Ghnriden zu Delhi. 1288 bis 1321. — 3. Afghanendynastie der Toghlukiden zu Delhi. 1321 bis 1394. — 4. Timur, Beherrscher von Dschaggatal', Kaiser von Delhi. 1398 bis 1405.— 5. Afghancndynastie der Lody zu Delhi. 1450 bis 1526.— 6. Reich des Großmoguls [Mogul von Mongolei oder Kaiserreich von Hindustan. Von 1526 bis 1803. Gründer: Sultan Baber [—Tigerj von 1526 bis 1530. Urenkel von Timur, erst Chan von Fmghana u. dann von Kabul. Sieg über den Afghanen- sultan bei Paniput 1526. Erweiterung besonders durch Akbar I. von 1553 bis 1605. Hauptstadt: Delhi. Größter Umfang: fast ganz Vorderindien; nur einige kleine unab- 43*

18. Die Neuere Geschichte - S. 249

1850 - Hannover : Hahn
249 2) Die ostindische Compagnie entstand unter der Königin Elisabeth durch eine Gesellschaft Londoner Kaufleute, die ein Privilegium für den Alleinhandel nach den Ländern östlich vom Cap der guten Hoffnung erhielt. Ihr erster Freibrief ist vom 31. Dec. 1600. 3) Ihre erste Besitzung erwarb die Compagnie in Madras (1640), bald auch Bombay, Calcutta in Bengalen. Übrigens vermochte die englische Compagnie gegen die vorherrschende Macht der Holländer und Franzosen in Ostindien lange Zeit nicht auf- zukommen und ihre Geschäfte waren unbedeutend. Erst als Crom- well ihre Privilegien erneuerte (1658) und diese unter Karl Ii. 1661 dahin erweitert wurden, daß sie Forts zum Schutze ihrer Faktoreien und ihres Handels anlegen durfte, nahm die Com- pagnie einen schnellen Aufschwung. Sie vermehrte im Laufe des 18. Jahrhunderts durch kluge Benutzung der Streitigkeiten der indischen Nabobs unter einander fortwährend ihr Gebiet, wäh- rend dagegen der Einfluß der Holländer und Franzosen mit dem Verfall ihrer Seemacht abnahm. Im Jahre 1698 ward eine zweite englisch - ostindische Compagnie gestiftet, die aber später mit der ältern vereinigt wurde. 4) Im Jahr 1765 kam das große und reiche Bengalen an die ostindische Compagnie durch einen kurzen Krieg und den Vertrag zu Elhadabad mit dem Großmogul zu Delhi, dem von seiner ehemaligen großen Herrschaft fast nur der Name ge- blieben war, während die Statthalter sich unabhängig machten. Dadurch war die Herrschaft Indiens zu Gunsten Englands entschieden. Aber ihre Behauptung machte noch lange und wie- derholte Kriege mit dem unternehmenden und tapfern Hyder Aly, Sultan von Mysore (1760—1782), dessen Sohn Tippo Saib (—1799), den kriegerischen Maratten und andern indischen Völ- kern nothwendig. 5) Die Compagnie, welche ein Staat im Staat zu werden drohte, erhielt durch die ostindische Bill (1784) des jüngern Pitt (Minister 1783 — 1801) eine wesentlich veränderte Einrich- tung. Die Compagnie verwaltete sich bisher durch gewählte Di- rektoren ziemlich unbeschränkt und übte aus Gewinnsucht durch ihre Beamten, so besonders unter dem harten Marren Hastings, Generalgouverneur (1774—1785), eine drückende Herrschaft aus. Nach der neuen Bill wurden die 24 Directoren, die ihren Sitz in London haben, in allen wichtigen Sachen der Verwaltung, in den politischen, militärischen und Finanzangelegenheiten, einer von der Regierung abhängigen Commission unterworfen. Nur der Handel blieb der Compagnie überlassen; wurde aber durch eine spätere Bill (1833) allen Briten freigegeben, dagegen der Compagnie für ihre übrigen Verhältnisse ein neuer Freibrief, gültig bis zum 30. April 1854, verliehen.

19. Die fremden Erdteile - S. 28

1902 - Halle a. d. S. : Schroedel
— 28 - Die Hindus sind üoit mittelgroßer Gestalt, haben eine stark gebräunte Hautfarbe, ovales Gesicht und schwarzes, glattes Haar. Sie gelten ihrem Charakter nach für sanft und harmlos und neigen zu beschaulichen Betrachtungen. Nur wenige Stämme sind kriegerisch. Der Hindu ist sehr geschickt in allerlei Handfertigkeit, bewundernswert als Gaukler, mäßig in seiner Lebensweise, nicht selten aber auch entnervt und verweichlicht. Nationaler Sinn und Vaterlandsliebe sind bei ihm sehr gering entwickelt. Die Hanptnahrnngsquellen der Hiudus sind Ackerbau und Gewerbefleiß. In großen Mengen an- gebaut werden Baumwolle, Reis, Weizen, Bananen, Tee, Mohn, Jute und Indigo. An Erzeugnissen des Gewerbefleißes sind Metall- waren. Schnitzereien in Holz und Elfenbein und feine Shawls berühmt. Ein lebhafter Binnen- und Außenhandel befördert den Warenverkehr. Die Engländer haben Anban, Gewerbefleiß und Handel so sehr gefördert, daß fast die Hälfte der asiatischen Ein- und Ausfuhr auf Indien kommt. Ein großartiges Bahnnetz, nach dem europäischen und dem der Union das bedeutendste, fördert den inländischen Verkehr. Die Anzahl der Engländer in Indien ist übrigens sehr gering (200 000 E.), und doch sind sie die Herren Indiens. 3. Staatliche Verhältnisse und Ortskunde. Das Wunder- land Indien lockte seit den ältesten Zeiten die Eroberer und Kanfleute an. Im Mittelalter vermittelten Araber und Venetianer den Handel zwischen Indien und dem Abendlande. Erst seit der Entdeckung des Seewegs nach Ostindien knüpften die europäischen Seemächte, die Portugiesen, Franzosen und späterhin die Engländer, mit Indien un- mittelbare Beziehungen an. Inzwischen hatte ein mongolischer Eroberer in Indien ein großes mohammedanisches Reich gegründet. Der Fürst führte den Titel Großmogul, und seine glänzende Hauptstadt war Delhi, damals eine Stadt von der Größe Londons. Noch heute ist daher namentlich im Jndusgebiet der Mohammedanismus sehr ver- breitet. Im Laufe der Zeit gewannen die Engländer immer mehr an Einfluß in Indien. Ein Reich nach dem andern ordnete sich ihnen unter, und heute besitzen sie fast ganz Vorderindien als indisches Kaiserreich. Nur die Himalajastaaten Bhutan und Nipal haben sich noch ihre Unabhängigkeit bewahrt. Die Franzosen und Portu- giesen besitzen einige Küstenplätze Vorderindiens. 1. Das britische Kaiserreich besteht aus dem in Provinzen eingeteilten uumittelbareu Besitz und den zahlreichen Schutzstaaten. Träger der Krone ist der jedesmalige englische Monarch. Vorderindien weist 27 Großstädte mit je über 100000 E. auf. a) Im Gebiete der unmittelbaren Besitzungen: Kalkutta (862 Tsd. E.) Hst. und Sitz des Vizekönigs, wichtigster Einfuhrhafen Indiens am Hugli, dem bedeutendsten Mündungsarm des Ganges. — Patna (165 Tsd. E.), am Ganges, Mittelpunkt des Opiumhandels. — Benäres (219 Tsd. E.), heiligste Stadt der Inder am Ganges, uralte Hochschule der Brahmanen, über 1000 Pagoden, Tierhospitäler. — Allahabad (175 Tsd. E.), am Einslnß der Dschamna in den Ganges, wichtiger Wallfahrtsort. — Delhi (193 Tsd. E.), an der

20. Geographie - S. 94

1857 - Leipzig : Klinkhardt
94 Kompagnie, d. h. einer Gesellschaft von Kaufleuten, welche auch jetzt noch die Verwaltung leitet, ist in vier Präsidentschaften getheilt. 1) Calcutta (Bengalen). Die Hauptst. gl. N. a. Ganges, 800,000 E., Sitz des General-Gouverneurs, ist eine der wichtigsten Handelsstädte Asiens. Südlich liegt die stärkste Festung Indiens, Fort William. — Benares a. Ganges mit 1000 Tempeln, ist die große Stadt der Brahminen, der Sitz ihrer Literatur und ihrer ersten Universität, die heiligste Stadt, die zu Fest- zeiten von zahllosen Wallfahrern besucht wird. — 2) Allahab ad (Agra) mit der Hauptst. gl. N. a. Ganges, deren heiliger Badeplatz ebenfalls eine große Menge von Wallfahrern herbeizieht. — Agra war einst die Residenz des Großmoguls. — In Delhi residirt noch ein Titular-Großmogul. — 3) Madras. Die Hauptst. gl. N., ‘/2 Will. E., liegt am Meerb. von Ben- galen, ist bedeutende Fabrik- und Handelsstadt in Baumwolle und Glas und hat eine große Missionsanstalt. — Trankebar. Calicut an der West- küste ist der Landungsort Vasko de Gamas 1498. — 4) Bombay. Die Hauptst. gl. N. an der Westküste ist Hauptniederlagsort von arabischen, per- sischen und indischen Waaren. — Zu den unmittelbaren Besitzungen gehört auch das Gebietvon Nadschpur und das Pendschab (Fünfstcomland)mit der Stadt Lahur. — Zu den Vasallenstaatengehören die Staaten der Mah- ratten, das Reich Hyderabad (Golkonda), das zum Sikhstaate gehörige Kaschmir, ein reizendes Bergland, das indische Paradies genannt, und viele andere kleine Staaten. — Westlich von der Südspitze Vorderindiens liegen die Inselgruppen der Lakediven, welche unter eigenen, den Engländern zinszpflichtigen Häuptlingen stehen, und der Malediven, welche von einem Sultan beherrscht werden. b) Die Franzosen besitzen die Stadt Pondichery an der Ost- küste u. a.; die Portugiesen Goa an der Westküste. H. Hin terindien, 41,700 Q.-M., 25 Mill. E., ist von einer langen Gebirgskette vom Himalaya ab bis an die Spitze der Halbinsel Malakka durchzogen. Die Bewohner, theils mongolischen, theils malayischen Stammes, bekennen sich größtenthcils zum Budd- haismus, die Minderzahl zum Islam und zum Christenthume. Ein Theil Hinterindicns, das britische Hinterindien, gehört den Engländern. Die übrigen Länder sind das Kaiserthum Birma, das Königreich Siam, dessen König den Titel: „Herr von weißen Ele- phanten" führt, das Kaiserreich An am oder Cochin-China und die fünf unabhängigen Malayenstaaten. Iii. Die Inseln: Ceylon (Zimmtinsel), 1200 Q.-M., 1 Mill. E., gehört den Engländern und ist reich an Kaffeeplantagen, Brodfrucht- und Zimmtbäumen. Auf dem Adamsberge soll Adam ge- boren worden sein, und auf dem höchsten Gipfel zeigt man den Ort, von wo aus Buddha gen Himmel gefahren sein soll. — Die v i er großen Sundainseln —ausgezeichnet durch ihren Reichthum an Gold, Diamanten, Kaffee, Zucker, Reis, Gewürzen, überhaupt an tropischen Gewächsen und Thieren aller Art, —auf denen die Holländer große Besitzungen haben, sind: Sumatra; Java mit der Hauptstadt Batavia; Borneo, so groß wie Deutschland, die größte Insel der ulten Welt; und Celebes. Die kleinen Sundainseln stehen ebenfalls zum großen Theil unter