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1. Deutsche Geschichte vom 16. bis zum 18. Jahrhundert für die 3. Klasse - S. 30

1914 - Halle a.d.S. : Buchh. des Waisenhauses
30 Das Zeitalter der rellntbfrn Sümpfe 1619— 1648. %erotcftanb-e8 <So Eonnte sich zunächst der Protestantismus immer weiter ans-lismus. breiten. Um 1570 berechnete man, daß etwa neun Zehntel der deutschen Nation vom alten Glauben abgefallen waren. Zwei Kurfürsten, die von Brandenburg und Sachsen, waren lutherisch, einer, der Kurfürst von der Pfalz, calvinisch. In Deutschland hatten die meisten weltlichen Fürsten die Reformation durchgeführt; aber auch eine ganze Reihe geistlicher Stifter, waren dem geistlichen Vorbehalt zum Trotz, säkularisiert worden und wurden nicht mehr von Bischöfen, sondern von weltlichen Administratoren, meist Prinzen benachbarter Fürstenhäuser, verwaltet. Die meisten Reichsstädte ferner bekannten sich zum neuen Glauben. Ja. selbst in den Ländern katholischer Fürsten, in den habsbnrgischen Erblanden und vielen geistlichen Gebieten griff der Protestantismus um sich; in Böhmen und Österreich waren der größte Teil des Adels und viele Städte ihm zugetan. Verhängnisvoll aber war es, daß die beiden protestantischen Richtungen sich auf das stärkste befehdeten; dem Lutheraner galt oft der Calvinist für einen schlimmeren Feind als der Katholik. So war denn unter den evangelischen Fürsten keine Einigkeit zu erreichen; der lutherische Kurfürst von Sachsen hielt gern gute Freundschaft mit dem Kaiser, der Pfälzer Kurfürst galt als das Haupt der dem Kaiser feindseligen Partei. Unter diesen Umständen begann der Jesuitenorden seine stille, aber unermüdliche Tätigkeit. Unter seinem Einfluß wuchsen insbesondere zwei Fürstensöhne heran, die berufen waren, in den religiösen Kämpfen b ©tetenim!')cr Zeit eine hervorragende Rolle zu spielen, Erzherzog Ferdi- ünd^Maxt- nond von Steiermark und Maximilian I. von Bayern. Der von Bayern, letztere war der bedeutendere und kraftvollere, ganz erfüllt von dem Gedanken, den Protestantismus zurückzudrängen und zugleich Bayern groß zu machen; er war der erste deutsche Fürst, der ein stehendes Heer schnf. Während sich in Bayern nur wenige Protestanten fanden, war Steiermark zum größten Teil evangelisch. Hier aber führte Ferdinand, sobald er den Thron bestiegen hatte, mit Gewalt die Gegenreformation durch; die protestantischen Prediger wurden Vertrieben, die Kirchen geschlossen, die Bibeln öffentlich verbrannt, die Untertanen gezwungen, sich zu bekehren oder auszuwandern. Lieber, sagte Ferdinand, wollte er über eine Wüste als über ein Land voller Ketzer herrschen. § 35. Union und Liga. Der klevische Erbfolgestreit. Die Spannung, die zwischen den religiösen Parteien bestand, führte zur Entstehung von Bündnissen. Zuerst schlossen sich eine Reihe evangelischer, vorwiegend

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1. Deutsche Geschichte vom 16. bis zum 18. Jahrhundert für die 3. Klasse - S. 30

1909 - Halle a.d.S. : Buchh. des Waisenhauses
30 Das Zeitalter der religiösen Kämpfe 1619 —1648. Die Lage des Protestantismus. Ferdinand v. Steiermark und Maximilian I. von Bayern. So konnte sich zunächst der Protestantismus immer weiter ausbreiten. Um 1570 berechnete man, daß etwa neun Zehntel der deutschen Nation vom alten Glauben abgefallen waren. Zwei Kurfürsten, die von Brandenburg und Sachsen, waren lutherisch, einer, der Kurfürst von der Pfalz, calvinisch. In Deutschland hatten die meisten weltlichen Fürsten die Reformation durchgeführt; aber auch eine ganze Reihe geistlicher Stifter, waren dem geistlichen Vorbehalt zum Trotz, säkularisiert worden und wurden nicht mehr von Bischöfen, sondern von weltlichen Administratoren, meist Prinzen benachbarter Fürstenhäuser, verwaltet. Die meisten Reichsstädte ferner bekannten sich zum neuen Glauben. Ja, selbst in den Ländern katholischer Fürsten, in den Habsburgischen Erblanden und vielen geistlichen Gebieten griff der Protestantismus um sich; in Böhmen und Österreich waren der größte Teil des Adels und viele Städte ihm zugetan. Verhängnisvoll aber war es, daß die beiden protestantischen Richtungen sich auf das stärkste befehdeten; dem Lutheraner galt oft der Calvinist für einen schlimmeren Feind als der Katholik. So war denn unter den evangelischen Fürsten keine Einigkeit zu erreichen; der lutherische Kurfürst von Sachsen hielt gern gute Freundschaft mit dem Kaiser, der Pfälzer Kurfürst galt als das Haupt der dem Kaiser feindseligen Partei. Unter diesen Umständen begann der Jesuitenorden seine stille, aber unermüdliche Tätigkeit. Unter seinem Einfluß wuchsen insbesondere zwei Fürstensöhne heran, die berufen waren, in den religiösen Kämpfen der nächsten Zeit eine hervorragende Rolle zu spielen, Erzherzog Ferdinand von Steiermark und Maximilian I. von Bayern. Der letztere war der bedeutendere und kraftvollere, ganz erfüllt von dem Gedanken, den Protestantismus zurückzudrängen und zugleich Bayern groß zu machen; er war der erste deutsche Fürst, der ein stehendes Heer schuf. Während sich in Bayern nur wenige Protestanten fanden, war Steiermark zum größten Teil evangelisch. Hier aber führte Ferdinand, sobald er den Thron bestiegen hatte, mit Gewalt die Gegenreformation durch; die protestantischen Prediger wurden vertrieben, die Kirchen geschlossen, die Bibeln öffentlich verbrannt, die Untertanen gezwungen, sich zu bekehren oder auszuwandern. Lieber, sagte Ferdinand, wollte er über eine Wüste als über ein Land voller Ketzer herrschen. § 35. Union und Liga. Der klevische Erbfolgestreit. Die Spannung, die zwischen den religiösen Parteien bestand, führte zur Entstehung von Bündnissen. Zuerst schlossen sich eine Reihe evangelischer, vorwiegend

2. Deutsche Geschichte - S. 119

1909 - Halle a.d.S. : Buchh. des Waisenhauses
Deutichland im Zeitalter der Gegenreformation. 119 licher Stifter waren, dem geistlichen Vorbehalt zum Trotz, säkularisiert worden und wurden nicht mehr von Bischösen, sondern von weltlichen Administratoren, meist Prinzen benachbarter Fürstenhäuser, verwaltet. Die meisten Reichsstädte ferner bekannten sich zum neuen Glauben. Ja, selbst in den Ländern katholischer Fürsten, in den Habsburgischen Erblanden und vielen geistlichen Gebieten griff der Protestantismus um sich; in Böhmen und Österreich waren der größte Teil des Adels und viele Städte ihm zugetan. Verhängnisvoll aber war es, daß die beiden protestantischen Richtungen sich auf das stärkste befehdeten; dem Lutheraner galt oft der Calvinist für einen schlimmeren Feind als der Katholik. So war denn unter den evangelischen Fürsten keine Einigkeit zu erreichen; der lutherische Kurfürst von Sachsen hielt gern gute Freundschaft mit dem Kaiser, der Pfälzer Kurfürst galt als das Haupt der dem Kaiser feindseligen Partei. Unter diesen Umständen begann der Jesuitenorden seine stille, aber unermüdliche Tätigkeit. Unter seinem Einfluß wuchsen insbesondere zwei Fürstensöhne heran, die berufen waren, in den religiösen Kämpfen der nächsten Zeit eine hervorragende Rolle zu spielen, Erzherzog Ferdinand ^Iar-von Steiermark und Maximilian I. von Bayern. Der letzterem^a“^b war der bedeutendere und kraftvollere, ganz erfüllt von dem Gedanken, den Ea» i. Protestantismus zurückzudrängen und zugleich Bayern groß zu machen; er Sal)cnl war der erste deutsche Fürst, der ein stehendes Heer schuf. Wahrend sich in Bayern nur wenige Protestanten fanden, war Steiermark zum größten Teil evangelisch. Hier aber führte Ferdinand, sobald er den Thron bestiegen hatte, mit Gewalt die Gegenreformation durch; die protestantischen Prediger wurden vertrieben, die Kirchen geschlossen, die Bibeln öffentlich verbrannt, die Untertanen gezwungen, sich zu bekehren oder auszuwandern. Lieber, sagte Ferdinand, wollte er über eine Wüste als über ein Land voller Ketzer herrschen. § 128. Union und Liga. Der clevische Erbfolgestreit. Die Spannung die zwischen den religiösen Parteien bestand, führte zur Entstehung von Bündnissen. Zuerst schlossen sich eine Reihe evangelischer, vorwiegend süddeutscher Reichsstände, zum Schutze ihres Glaubens und ihrer Selbständigkeit zu der Union zusammen, an deren Spitze Kurfürst Friedrich Iv. von der ltm§“aunb Pfalz stand. Diesem evangelischen Bunde trat die katholische Liga gegenüber, deren Führer Maximilian von Bayern war. Und bald schien es, als stehe der Ausbruch eines großen Krieges un- ^Der mittelbar bevor. Um das Erbe des 1609 ausgestorbenen Geschlechts der foigestrett. Herzöge von Jülich, Cleve und Berg, die auch Grafen von Mark

3. Deutsche Geschichte - S. 119

1908 - Halle a.S. : Buchh. des Waisenhauses
Deutichland im Zeitalter der Gegenreformation. 119 licher Stifter waren, dem geistlichen Vorbehalt zum Trotz, skularisiert worden und wurden nicht mehr von Bischfen, sondern von weltlichen Ad-ministratoren, meist Prinzen benachbarter Frstenhuser, verwaltet. Die meisten Reichsstdte ferner bekannten sich zum neuen Glauben. Ja, selbst in den Lndern katholischer Fürsten, in den Habsburgischen Erblanden und vielen geistlichen Gebieten griff der Protestantismus um sich; in Bhmen und sterreich waren der grte Teil des Adels und viele Städte ihm zugetan. Verhngnisvoll aber war es, da diebeidenprotestantischen R i ch = tungen sich auf das strkste befehdeten; dem Lutheraner galt oft der Calvinist fr einen schlimmeren Feind als der Katholik. So war denn unter den evangelischen Fürsten keine Einigkeit zu erreichen; der lutherische Kur-frst von Sachsen hielt gern gute Freundschaft mit dem Kaiser, der Pflzer. Kurfürst galt als das Haupt der dem Kaiser feindseligen Partei. Unter diesen Umstnden begann der Jesuitenorden seine stille, aber unermdliche Ttigkeit. Unter seinem Einstu wuchsen insbesondere zwei Frstenshne heran, die berufen waren, in den religisen Kmpfen der nchsten Zeit eine hervorragende Rolle zu spielen, Erzherzog F er din and ^rdwavd von Steiermark und Maximilian I. von Bayern. Der letzterem^a^b war der bedeutendere und kraftvollere, ganz erfllt von dem Gedanken, den mtt* L Protestantismus zurckzudrngen und zugleich Bayern groß zu machen; er Bayern, war der erste deutsche Fürst, der ein stehendes Heer schuf. Whrend sich in Bayern nur wenige Protestanten fanden, war Steiermark zum grten Teil evangelisch. Hier aber fhrte Ferdinand, sobald er den Thron bestiegen hatte, mit Gewalt die Gegenreformation durch; die protestantischen Prediger wurden vertrieben, die Kirchen geschlossen, die Bibeln ffentlich ver-brannt, die Untertanen gezwungen, sich zu bekehren oder auszuwandern. Lieber, sagte Ferdinand, wollte er der eine Wste als der ein Land voller Ketzer herrschen. tef 128. Union und Liga. Der clcvische Erbfolgestreit. Die Spannung die zwischen den religisen Parteien bestand, fhrte zur Entstehung von Bndnissen. Zuerst schlssen sich eine Reihe evangelischer, vorwiegend sd-deutscher Reichsstnde, zum Schutze ihres Glaubens und ihrer Selbstndigkeit zu der Union zusammen, an deren Spitze Kurfürst Friedrich Iv. von der Union und Pfalz stand. Diesem evangelischen Bunde trat die katholische Liga gegen-ber, deren Fhrer Maximilian von Bayern war. Und bald schien es, als stehe der Ausbruch eines groen Krieges un- Der ele-mittelbar bevor. Um das Erbe des 1609 ausgestorbenen Geschlechts der foigeftrett. Herzge von Jlich, Cleve und Berg, die auch Grafen von Mark

4. Deutsche Geschichte von der Reformationszeit bis zum Tode Friedrichs des Großen - S. 33

1913 - Halle a.d.S. : Buchh. des Waisenhauses
Deutschland im Zeitalter der Gegenreformation, 33 der Pfalz, calvinisch. In Norddeutschland hatten die meisten weltlichen Fürsten die Reformation durchgefhrt; aber auch eine ganze Reihe geistlicher Stifter waren, dem geistlichen Vorbehalt zum Trotz, sku-larisiert worden und wurden nicht mehr von Bischfen, sondern von Welt-lichen Administratoren, meist Prinzen benachbarter Frstenhuser, ver-waltet. Die meisten Reichsstdte ferner bekannten sich zum neuen Glauben. Ja, selbst in den Lndern katholischer Fürsten, in den Habs-burgischen Erblanden und vielen geistlichen Gebieten griff der Protesten-tismus um sich; in Bhmen und sterreich waren der grte Teil des Adels und viele Städte ihm zugetan. Verhngnisvoll aber war es, da die beiden protestantischen Richtungen einander auf das strkste be-fehdeten; dem Lutheraner galt oft der Calvinist fr einen schlimmeren Feind als der Katholik. So war denn unter den evangelischen Fürsten keine Einigkeit zu erreichen; der lutherische Kurfürst von Sachsen hielt gern gute Freundschaft mit dem Kaiser, der Pflzer Kurfürst galt als das Haupt der dem Kaiser feindseligen Partei. Unter diesen Umstnden begann der Jesuitenorden seine stille, aber unermdliche Ttigkeit. Unter seinem Einflu wuchsen insbesondere zwei Frstenshne heran, die berufen waren, in den religisen Kmpfen der nchsten Zeit eine hervorragende Rolle zu spielen, Erzherzog Fer- F^und dinand von Steiermark und Maximilian I. von Bayern. Der m^nb letztere war der bedeutendere und kraftvollere, ganz erfllt von dem Ge-danken, den Protestantismus zurckzudrngen und zugleich Bayern groß Ferdinand I. 15581564. Maximilian Ii. 15041576. Rudolf Ii. 1576-1612. Matthias. 16121619. Karl von Steiermark Ferdinand Ii. 16191637. Ferdinand Iii. 1637-1657. I Leopold I. 1658-1705. Josef I. 17051711. Karlvi. 17111740. Maria Theresia. 17401780. Neubauer, Lehrbuch der Geschichte Ii, 2. 19. Aufl.

5. Deutsche Geschichte der Neuzeit - S. 32

1906 - Halle a.S. : Buchh. des Waisenhauses
32 Deutsche Geschichte. meisten Reichsstdte ferner bekannten sich zum neuen Glauben. Ja, selbst in den Lndern katholischer Fürsten, in den Habsburgischen Erblanden und vielen geistlichen Gebieten griff der Protestantismus um sich; in Bhmen und sterreich waren der grte Teil des Adels und viele Städte ihm zugetan. Verhngnisvoll aber war es, da die beiden protestan-tischen Richtungen sich auf das strkste befehdeten; dem Lutheraner galt oft der Calvinist fr einen schlimmeren Feind als der Katholik. So war denn unter den evangelischen Fürsten keine Einigkeit zu erreichen; der lutherische Kurfürst von Sachsen hielt gern gute Freundschaft mit dem Kaiser, der Pflzer Kurfürst galt als das Haupt der dem Kaiser seind-lich gesinnten Partei. Unter diesen Umstnden begann der Jesuitenorden seine stille, aber unermdliche Ttigkeit. Unter seinem Einflu wuchsen insbesondere zwei Frstenshne heran, die berufen waren, in den- religisen Kmpfen v.ste^rmark nchsten Zeit eine hervorragende Rolle zu spielen, Erzherzog Ferdinand "mtnim"? Ott Steiermark und Maximilian I. von Bayern. Der letztere von Bayern. roar der bedeutendere und kraftvollere, ganz erfllt von dem Gedanken, den Protestantismus zurckzudrngen und zugleich Bayern groß zu machen; er war der erste deutsche Fürst, der ein stehendes Heer schuf. Whrend sich in Bayern nur wenige Protestanten fanden, war Steiermark zum grten Teil evangelisch. Hier aber fhrte Ferdinand, sobald er den Thron bestiegen hatte, mit Gewalt die Gegenreformation durch; die pro-testantischen Prediger wurden vertrieben, die Kirchen geschlossen, die Bibeln ffentlich verbrannt, die Untertanen gezwungen, sich zu bekehren oder aus-zuwandern. Lieber, sagte Ferdinand, wollte er der eine Wste als der ein Land voller Ketzer herrschen. So bereitete sich der groe deutsche Religionskrieg vor. Verciewalti- 37. Union und Liga. Der clcbifdje Erbfolgestreit. Eine Gewalttat Donau- Maximilians gab den Anla, da die beiden Religionsparteien sich ent-schiedener gegenbertraten. In der kleinen, evangelischen Reichsstadt Donauwrth hatte der Abt eines dort befindlichen Klosters eine Pro-zession veranstaltet, die vom Pbel gestrt und auseinandergetrieben worden war. Darauf verhngte der Kaiser der die Stadt die Acht und beauf-tragte mit ihrer Vollstreckung Maximilian, welcher Donauwrth einnahm, die Brger gewaltsam zum katholischen Glauben zurckfhrte und die Stadt auch ferner besetzt hielt; sie wurde aus einer Reichsstadt zu einer bayrischen Landstadt gemacht. Dieses Ereignis bewog eine Reihe evangelischer, vorwiegend sddeutscher Reichsstnde, sich zum Schutze des Glaubens

6. Deutsche Geschichte für die mittleren Klassen - S. 133

1903 - Halle a.d.S. : Buchh. des Waisenhauses
Deutschland im Zeitalter der Gegenreformation, 133 lichen Vorbehalt zum Trotz, skularisiert worden und wurden nicht mehr von Bischfen, sondern von weltlichen Administratoren, meist Prinzen benachbarter Frstenhuser, verwaltet. Die meisten R e i ch s st d t e ferner bekannten sich zum neuen Glauben. Ja, selbst in den Lndern katholischer Fürsten, in den Habsburgischen Erblanden und vielen geistlichen Gebieten griff der Protestantismus um sich; in Bhmen und Osterreich waren der grte Teil des Adels und viele Städte ihm zugetan. Verhngnisvoll aber war es, da die beiden pro-t est antischen Richtungen sich auf das strkste befehdeten; dem Lutheraner galt oft der Calvinift fr einen schlimmeren Feind als der Katholik. So war denn unter den evangelischen Fürsten keine Einigkeit zu erreichen; der lutherische Kurfürst von Sachsen hielt gern gute Freundschaft mit dem Kaiser, der Pflzer Kurfürst galt als das Haupt der dem Kaiser feindseligen Partei. Unter diesen Umstnden begann der Jesuitenorden seine stille, aber unermdliche Ttigkeit. Unter seinem Einflu wuchsen ins-besondere zwei Frsienshne heran, die berufen waren, in den reli-gifen Kmpfen der nchsten Zeit eine hervorragende Rolle zu spielen, Erzherzog Ferdinand von Steiermark und Maxi- ^rdwand^ milianl. von Bayern. Der letztere war der bedeutendere und ti' und"1"1 kraftvollere, ganz erfllt von dem Gedanken, den Protestantismus ^iltani. zurckzudrngen und zugleich Bayern groß zu machen; er war der erste von Bayern, deutsche Fürst, der ein stehendes Heer schuf. Whrend sich in Bayern nur wenige Protestanten fanden, war Steiermark zum grten Teil evan-gelisch. Hier aber fhrte Ferdinand, sobald er den Thron bestiegen Ferdinand I. 15581564. Maximilian Ii. 15641576. Karl von Steiermark Rudolf Ii. Matthias. 1576 1612. 1612 1619. Ferdinand Ii. 1619 1637. Ferdinand Iii. 1637 1657. Leopold I. 1658 1705. Josef I. Karl Vi. 1705 1711. 1711 1740. Maria Theresia. 17401780.

7. Deutsche Geschichte für die mittleren Klassen - S. 134

1906 - Halle a.S. : Buchh. des Waisenhauses
134 Das Zeitalter der religisen Kmpfe 15191648. meisten Reichsstdte ferner bekannten sich zum neuen tauben. Ja, selbst in den Lndern katholischer Fürsten, in den Habsburgischen Erblanden und vielen geistlichen Gebieten griff der Protestantismus um sich; in Bhmen und sterreich waren der grte Teil des Adels und viele Städte ihm zu-getan. Verhngnisvoll aber war es, da die beidenprote st antischen Richtungen sich auf das strkste befehdeten; dem Lutheraner galt oft der Calvinist fr einen schlimmeren Feind als der Katholik. So war denn unter den evangelischen Fürsten keine Einigkeit zu erreichen; der lutherische Kurfürst von Sachsen hielt gern gute Freundschaft mit dem Kaiser, der calvinistische Pflzer Kurfürst galt als das Haupt der dem Kaiser feind-seligen Partei. Unter diesen Umstnden bte der Jesuitenorden seine erfolgreiche, unermdliche Ttigkeit. Unter fernem Einflu wuchsen insbesondere zwei Frstenshne heran, die berufen waren, in den religisen Kmpfen der Ferdinand nchsten Zeit eine hervorragende Rolle zu spielen, Erzherzog Ferdinand mar! und von Steiermark und Maximilian I. von Bayern. Der letztere niian i. war der bedeutendere und kraftvollere, ganz erfllt von dem Gedanken, den von a3al5ern' Protestantismus zurckzudrngen und zugleich Bayern groß zu machen; er war der erste deutsche Fürst, der ein stehendes Heer schuf. Whrend sich in Bayern nur wenige Protestanten fanden, war Steiermark zum grten Teil evangelisch. Hier aber fhrte Ferdinand, sobald er den Thron bestiegen hatte, mit Gewalt die Gegenreformation durch. So bereitete sich der groe deutsche Religionskrieg vor. Ferdinand I. 15581564. Maximilian Ii. 15641576. Karl von Steiermark Rudolf Ii. 1576-1612. Matthias. 1612 1619. Ferdinand Ii. 1619 1637. Ferdinand Iii. 1637 1657. I Leopold I. 1658 1705. Josef I. 1705 1711. Karl Vi. 1711 1740. Maria Theresia. 17401780.

8. Vom Zeitalter der Reformation bis zum Tode Friedrichs des Großen - S. 37

1910 - Bielefeld [u.a.] : Velhagen & Klasing
Kapitel Vii. Der Gegensatz der katholischen Mächte. 37 tot für ihn. In Deutschland zogen die ersten Jesuiten noch in den fünfziger Jahren des Jahrhunderts ein. Die katholischen Wittelsbacher und Habsburger unterstützten sie gern. Bald war der stille Einfluß dieses Ordens auf die heranwachsende Generation spürbar. 2. Spaltung in der evangelischen Welt. Bis zum Augsburger Reichstag waren die Deutschen im wesentlichen lutherisch geworden. Jetzt drang den Rhein abwärts auch das calviuische Bekenntnis ein. War Deutschland schon politisch infolge der Vielköpfigkeit der staatlichen Gebilde eine geschwächte Macht, so wurde die protestantische Welt noch mehr zersplittert durch diese konfessionelle Verschiedenheit. Dagegen blieb Rom eine fest gefügte einheitliche Macht. Der Calvinismus blieb wegen seiner harten Prädestinationslehre (Gnadenwahl) in Deutschland immer etwas Fremdes. Aber durch den Übertritt des Kurfürsten von der Pfalz zu diesem Bekenntnis wurde er doch heimisch. Die lutherischen Kursachsen befehdeten den Calvinismus. Aber selbst im lutherischen Lager herrschte Zwist. Dort stand sich eine sogenannte streng lutherische Partei und eine gemäßigte, deren Führer Melauchthou war, gegenüber. Luthers Geist schien ganz gewichen zu sein. Man stritt sich wieder um Buchstaben, Worte und Begriffe. Das Luthertum war wie ein neues Kleid geworden, unter dem der alte katholische Mensch ruhig weitereiferte. Melauchthou begrüßte den Tod als Erlöser von diesem qualvollen Leben voll Zank und Verketzerung. Dazu kam, daß die Ernestiuer gegen die Albertiner voll Feindschaft blieben und ihr politisches Interesse mit Dem kirchlichen verbanden. Es war ein Wunder, daß sich der Protestantismus trotzdem immer noch ausbreitete. Besonders die innerhalb der evangelischen Territorien gelegenen geistlichen Stifter wurden trotz des geistlichen Vorbehalts immer mehr evangelisch gemacht. Auch innerhalb der katholischen Gebiete, selbst in Österreich und Bayern, breitete sich das evangelische Bekenntnis derartig aus, daß z. B. in Österreich unter dem milden Kaiser Maximilian Ii., Ferdinands Nachfolger, der größte Teil der Bevölkerung dem lutherischen Bekenntnis angehörte. Seine größte Ausbreitung erhielt der Protestantismus um 1570. Und doch war diese gewaltige Macht so untätig und sah ruhig zu, wie anderwärts die Evangelischen verfolgt und bekriegt wurden. Selten, daß der eine oder der andere protestantische Fürst sich in die französischen Religionskriege mischte. Als die Katholiken merkten, wie schlaff und uneinig die zahlreichen Evangelischen seien, wurden sie kühner. Die Bischöfe begannen, alle Untertanen zum katholischen Bekenntnis zu zwingen. So wurden damals das Eichsfeld und Fulda, Bamberg und Würzburg wieder katholisch gemacht. Ebenso große Gebiete Westfalens. Im Kurfürstenkollegium waren zwar die Pfalz, Sachsen, Brandenburg evangelisch, aber Sachsen stimmte im Gegensatz zur ealvinischen Pfalz meist mit den katholischen Kurfürsten. Im Fürstenkollegium hatten die Evangelischen die Majorität, doch als die Katholiken Die Pfalz wird calvi-nisch. Größte Ausbreitung des Protestautismus.

9. Neuzeit - S. 113

1897 - Leipzig : Wunderlich
— 113 — liken. Selbst die Lutheraner waren in zwei Parteien gespalten, in eine strenge und in eine milde. Die strenge Partei erstarrte in toter Buchstabengläubigkeit und verketzerte die geringste Abweichung von ihrem Lehrgebäude. So mißachtete sie die Mahnung Luthers: „Es soll sich keiner Lutherisch nennen. Wer ganz, ganz päpstisch oder ganz lutherisch heißen will, ist entweder ein Narr oder ein Heuchler. Ganz soll keiner denken wie der andere." Trotzdem befehdete die strenge Partei die milde in der heftigsten Weise und machte besonders dem milden Melanchthon die größten Vorwürfe über seine Nachgiebigkeit. Dadurch verlor die Reformation ihr Ansehen, und dem Jesuitenorden wurde es leicht gemacht, sie erfolgreich zu bekämpfen, indem er sich in schlauer Weise der Fürsten bediente, welche er in seinem Geiste erzogen hatte. Zwei Fürsten haben sich in dem Kampfe gegen die Protestanten besonders hervorgethan, nämlich der Herzog Ferdinand von Steiermark und der Herzog Maximilian von Bayern. Als Ferdinand im Alter von 17 Jahren die Herzogswürde erlangte, brannte er vor Begierde, die Ketzerei in seinem ganz protestantischen Lande mit Gewalt auszurotten, wie es ihm seine jesuitischen Erzieher und Ratgeber eingeflüstert hatten. Er handelte nach dem Grundsätze: „Besser eine Wüste als ein Land voll Ketzer." Lieber wollte er Land und Leute verlieren, lieber den Bettelstab ergreifen und mit Weib und Kind ins Elend wandern, lieber den schmählichsten Tod erleiden, als die Schmach länger ansehen, daß sein Land durch die Ketzer entehrt werde. Mit bewaffneten Scharen zog er umher, ließ die evangelischen Kirchen entweder schließen oder mit Kanonen niederschießen oder mit Pulver sprengen, während er die protestantischen Geistlichen und Lehrer verjagte oder gar tötete. Wer seinem Glauben treu bleiben wollte, mußte Steiermark verlassen. So zogen denn viele brave Steiermärker nach Deutschland, wo sie sich in den evangelischen Ländern eine neue Heimat suchten. Wer zurückblieb, mußte den evangelischen Glauben abschwören und als Ketzerei verdammen. Über 40000 Bibeln und eine große Menge lutherischer Bücher nahm er weg und ließ sie famt und fonders verbrennen. So führte er mit rauher Gewalt und blutiger Strenge die Bewohner feines Landes zur römischen Kirche zurück und gab dadurch seinen glaubenseifrigen Genossen ein nachahmenswertes Vorbild, ihm in der Gegenreformation nachzufolgen und zur größeren Ehre Gottes die Ketzerei auszurotten. Maximilian von Bayern verfuhr mit gleicher Strenge gegen die freie Reichsstadt Donauwörth. Daselbst hatten einst die Protestanten einen katholischen Umzug verhöhnt und gestört. Zur Strafe für dieses Vergehen belegte sie der Kaiser mit der Reichsacht und übertrug deren Vollstreckung dem Herzog Maximilian. Er drang mit Heeresmacht in die Stadt ein und nahm sie in Besitz als Ersatz für die hohen Kriegskosten, welche die Einwohner nicht sogleich bezahlen konnten, Th. Franke, Prakt. Lehrbuch der Deutschen Geschichte. 2. Teil. 8

10. Für die 3. Klasse - S. 72

1911 - Halle a.d.S. : Buchh. des Waisenhauses
72 Die Gegenreformation in Deutschland. Auch sonst war das Reich in Ost und West von beutegierigen Feinden bedroht. Der Kaiser sah wohl ein, da es durch Religionsstreitigkeiten nur noch mehr geschwcht werden wrde, und suchte zwischen den Be-^is6?-7en' fentttnissen zu vermitteln. Bei seinem Sohne Maximilian Ii. (1564 76), der die gleichen Schwierigkeiten hatte, beobachtete man eine solche Hinneigung zum Protestantismus, da man eine Zeitlang mit seinem bertritt rechnete. Das mute die weitere Ausbreitung der-Reformation frdern. In der Tat waren jetzt die meisten nord-deutschen Fürsten evangelisch, zahlreiche geistliche Gebiete waren trotz des Geistlichen Vorbehalts unbehelligt zur neuen Lehre bergetreten. Selbst in den habsburgischen Landen, in sterreich und Bhmen drang sie unaufhaltsam vor. Man schtzte die Anhnger des neuen Glaubens um 1570 auf 9/io der ganzen Nation. zwtschen^Luthe- Freilich war der Protestantismus durch innre Streitig-3 Kawwiste? ^e*ten Zerrissen, während z. B. Kurbrandenburg und Kursachsen lutherisch waren, trat die Kurpfalz auf die Seite des Kalvinismus. Beide Bekennt-nisse bekmpften sich hartnckig, und oft sah der Lutherische in dem Kalvinisten einen rgern Feind als in dem Katholiken. Das mute dem Gegner, der die verlornen Gebiete dem alten Glauben zurck-Zugewinnen suchte, die Arbeit erleichtern. Schon hatte man damit be-<g1eiutten.er 9onnen- Der Jesuitenorden hatte in Cln, Wien, Mnchen, Jngol-stadt, Prag und andern Orten seine Kollegien errichtet und suchte die schwankende Bevlkerung dem alten Glauben zu erhalten. Bald gab es auch regierende Fürsten, die aus seinen Schulen hervorgegangen waren; so schon der neue Kaiser selbst, der in Spanien erzogne 1576-1612. Rudolf Ii. (1576 1612). Freilich war er selbst dem Kampfe abgeneigt. Um so eifriger und unduldsamer zeigten sich aber zwei katholische Fürsten, die in dem Jesuitenkollegium zu Ingolstadt ihre Erziehung genossen hatten, Rudolfs Vetter Ferdinand von Steiermark und Maximilian von Bayern. Mit rohester Gewalt rotteten sie den Protestantismus in ihren Landen aus. Jener verstieg sich sogar zu dem Ausspruch, er wolle lieber der eine Wste, als der ein Land voller Ketzer herrschen. 101 Verschrfung der Gegenstze: Union und Liga. Der jlich-klevische Erbfolgestreit. In der protestantischen Reichsstadt $0i607rt Donauwrth war eine katholische Prozession vom Pbel gestrt und auseinander getrieben worden. Auf eine Beschwerde hin verhngte der Kaiser der die Stadt die Reichsacht, mit deren Vollstreckung er wider-rechtlich Maximilian von Bayern beauftragte. Dieser verleibte sie 1607 seinem Gebiete ein und rottete den Protestantismus aus. Darauf-hin schlssen die sddeutschen Protestanten, die sich bedroht fhlten, unter Fhrung Friedrichs Iv. von der Pfalz 1608 ein Schutzbndnis, die Union 1608. Union. Dagegen begrndete eine Reihe von katholischen Fürsten unter Liga 1609. Fhrung Maximilians von Bayern 1609 die Liga.

11. Von Luther bis zum Dreißigjährigen Krieg - S. 233

1895 - Dresden : Bleyl & Kaemmerer
— 233 — den Ernestinern gegründet, Hauptsitz des Luthertums); Feindschaft zwischen den kalvinischen und lutherischen Ländern, besonders zwischen Kurpfalz und Kursachsen. Aufraffen des Katholizismus. Feststellung der katholischen Lehre und Verfassung auf dem Konzil von Trient. Gründung des Jesuitenordens durch Ignatius von Loyola (Hauptzweck: Rückführung der Ketzer zur katholischen Kirche; Mittel: Unbedingter Gehorsam aller Glieder gegen den Ordensgeneral, Besetzung der katholischen Universitäten, Errichtung von Schulen für die höheren Stände, Beichtväter der katholischen Fürsten, Einprägung des Ketzerhasses und der Bekehrungspflicht: Behauptung: Der Augsburger Religionsfriede gilt nicht mehr, seitdem das Konzil die Ketzer verdammt hat, wenigstens nicht für die Kalvinisten). 93erbringen des Katholizismus. Absetzung, Besiegung und Vertreibung des zur kalvinischen Kirche übergetretenen Erzbischofs von Köln durch bayrische und spanische Truppen, gewaltsame Unterdrückung der evangelischen Unterthanen durch den neuen Erzbischof; Vertreibung der Protestanten aus den Bistümern Würzburg und Salzburg, Herstellung der katholischen Kirche in allen Bistümern. Entscheidend ist, daß gegen Ende des Jahrhunderts zwei junge, von den Jesuiten erzogene und für die katholische Kirche begeisterte Fürsten aus den wichtigsten Thronen zur Regierung kommen: Maximilian I. in Bayern und Ferdinand in Steiermark, Kärnten und Krain (später auch in den übrigen österreichischen Ländern, seit 1619 als Kaiser Ferdinand Ii.). Der letztere rottet in wenigen Jahren in seinem Land den überwiegenden Protestantismus mit Gewalt völlig aus: Vertreibung der evangelischen Geistlichen und Lehrer, Zerstörung oder Besitzergreifung der evangelischen Kirchen, Verbrennung der Bibeln, gewaltsame Nötigung zum Besuch der Messe, Auswanderung der wohlhabenden Protestanten, nach seinem Ausspruch: „Besser eine Wüste als ein Land voll Ketzer". Maximilian erreichte in seinem fast völlig katholischen Bayern dasselbe Ziel mit milderen Mitteln. Aber er nimmt die vorn Kaiser wegen Störung einer katholischen Prozession in die Reichsacht erklärte evangelische Reichsstadt Donauwörth mit Waffengewalt ein, behält sie und führt den katholischen Gottesdienst wieder ein. Spannung in Deutschland. Infolge dieser Gewaltthat verbinden sich eine Anzahl meist süddeutscher und kalvinischer Fürsten unter der Führung des Kurfürsten von der Pfalz zum Schutze ihres Glaubens zur „Union". (Die mächtigsten evangelischen Staaten: Kursachsen und Brandenburg schließen sich aber aus übergroßer Friedensliebe davon aus; doch tritt bald darauf der Kurfürst von Brandenburg zum kalvinischen Glauben über, ohne indes seinen lutherischen Unterthanen diesen Übertritt zuzumuten. Erstes Beispiel wahrer Duldsamkeit eines deutschen Landesherren!) Im Gegensatz zur Union schließt Maximilian vonbayern mit vier Bischöfen die katholische „Liga". .. Spannung in Österreich. Der Versuch des Kaisers Matthias in Österreich, Mähren, Böhmen und Ungarn die evangelische Kirche,

12. Deutsche Geschichte bis 1648 - S. 103

1907 - Hannover-List [u.a.] : Carl Meyer (Gustav Prior)
103 Protestant geworden. Er wollte die Herrschaft behalten und sein geistliches Kurfrstentum skularisieren (d. h. in ein weltliches verwandeln). Da der geistliche Vorbehalt nicht allgemein anerkannt war, war das Recht zweifel-hast, und die Gewalt mute entscheiden. Ein spanisches Heer vertrieb Gebhardt, und Ernst von Bayern wurde vom Papst zum Erzbischos ernannt. Dieser katholisierte nicht nur sein Gebiet, sondern auch die Bistmer Mnster, Hildesheim und Aachen. Ebenso rotteten die Bischfe von Wrz-brg, Bamberg und Salzburg den Protestantismus in ihren Gebieten gewaltsam aus. Sie bertraten damit den Augsburger Religionsfrieden. 2. Die Ausrottung des Protestantismus in Steiermark durch Ferdinand, den spteren Kaiser Ferdinand Ii., dessen Grundsatz war: Besser eine Wste als ein Land voll Ketzer". In Steiermark, wie in allen sterreichischen Landen waren der 90 /0 der Einwohner Protestanten. Ferdinand zwang sie durch die brutalste Gewalt (Dragonaden und Hunde-hetzen), das Land zu verlassen oder katholisch zu werden (1598). 3. Die rechtswidrige Behandlung der Reichsstadt Donauwrth 1607. Die Reichsstadt Donauwrth war ganz protestantisch; nur ein katholisches Kloster war noch darin vorhanden. Die Mnche desselben unternahmen gegen das Verbot des Magistrats eine Prozession durch die Stadt und reizten dadurch den Pbel, der mit Steinen warf und die Mnche mi-handelte. Der Magistrat entschuldigte sich sofort beim Kaiser und strafte die Missetter streng. Trotzdem erklrte der Kaiser die Stadt in die Reichsacht und bertrug die Vollstreckung dem Herzog Max von Bayern (während eigentlich dem Kurfrsten von der Pfalz als Kreishauptmann die Vollstreckung zukam). Max eroberte mit einem groen Heere die Stadt, machte sie zur bayrischen Landstadt und katholisierte sie gewaltsam. 4. Bildung der Union und Liga. Aus den Vorgngen in Steier-mark und Bayern erkannten die Protestanten ihre Gefahr und schlssen die protestantische Union 1608. Leider traten zu ihr nur reformierte Fürsten, weil ihr Haupt, Friedrich von der Pfalz, Calvinist war. Sachsen und Brandenburg traten nicht bei. Sie blieb deshalb ein schwacher Bund, besonders da ihre Glieder dem Oberhaupt nicht gehorchen wollten. Dagegen vereinigten sich die Katholiken zur Liga 1609. Ihr Oberhaupt war Max von Bayern, dem die brigen meist geistlichen Fürsten willig die Kriegsfhrung berlieen. Somit war die Liga viel mchtiger durch einheitliche Leitung und die greren Geldmittel der geistlichen Fürsten. Sie beherrschte Deutschland bis 1626. 5. Die Erkmpsung des Majesttsbriefes in Bhmen 1609. In Bhmen waren der 95 /0 der Einwohner evangelisch geworden. Sie

13. Geschichte des preußischen Vaterlandes - S. 127

1888 - Berlin : Hertz
Ausbruch des Krieges und Niederlage der Evangelischen in Böhmen. 127 Katholiken und Protestanten geschah. Hierdurch wurde sowohl das weitere Wachsthum des Protestantismus von innen heraus gelähmt, als auch vorzüglich der Muth der Gegner zum Angriffe gegen die junge evangelische Kirche erhöht. Die Katholiken wußten sich überdies zur Förderung ihrer Be-strebungen den Beistand der Kaiser zu verschaffen. Das österreichische Kaiserhaus fürchtete, daß in den protestantischen Ländern mächtige und selbstständige Fürsten vielleicht als künftige Nebenbuhler der kaiserlichen Macht aufstehen könnten, deshalb unterstützten die Kaiser überall im deutschen Reiche die Bestrebungen der katholischen Partei. Zum Schutz gegen alle Beeinträchtigung waren nun die Protestanten zu der sogenannten Union zusammengetreten; aber auch hier machte sich die leidige Spaltung wieder geltend. Der Kur-fürst Friedrich V. von der Pfalz stand an der Spitze des Bundes, die Mitglieder desselben aber waren theils nachlässig, theils eifersüchtig auf diesen Führer, weil er dem calvinistischen Bekenutuiß angehörte, der lutherische Kurfürst von Sachsen hielt es sogar geradezu mit dem Kaiser. Die katholische Liga dagegen stand unter dem Herzog Maximilian von Baien: fest zusammen und hatte ihr Ziel, die Unterdrückung des Protestantismus, sicher im Auge: sie war nicht unbedingt für den Kaiser, sondern nur insoweit dieser sich bereit zeigte, ihre katholischen Zwecke zu fördern. Nöthigen Falls trat sie für diese Zwecke auch selbstständig und unabhängig von des Kaisers Willen auf. Sc standen die katholische und protestantische Partei kampsgerüstet gegen einander, und es bedurfte nur eines Aulasses, um den lange vorbereiteten, unseligen Krieg durch ganz Deutschland zu entzünden. Ausbruch des Krieges in Böhmen. In den habsburgischen Erb-ländern, zunächst in Böhmen, wurde dieser Anlaß gegeben. Schon Kaiser Mathias hatte sich die größten Ungerechtigkeiten und Bedrückungen gegen die Protestanten in Schlesien und Böhmen erlaubt; noch schlimmer aber wurde die Lage derselben, als Ferdinand von Steiermark 1617 zum König von Böhmen ernannt wurde. Ferdinand war aus vollster Ueberzeugung Katholik und von ernstem Eifer für seine Kirche beseelt: er hielt es für Gewissenssache , die Protestanten wieder in den Schooß derselben zurückzuführen, und es wurde daher den fanatischen Geistlichen, welche ihn leiteten, nicht schwer, ihn zu den strengsten Maßregeln Behufs der Ausrottung des Protestantismus zu bewegen. Die Verfolgungssucht Ferdinand's und seiner Räthe trieb die protestantischen Stände Böhmens zum Aufstand: die kaiserlichen Statthalter Slavata, Martinitz und ihre Genossen wurden in Prag aus den Fenstern der Hofburg gestürzt und an ihre Stelle von den Ständen eine anderweitige Regierung ernannt (1618). Der Kaiser Mathias rüstete nun gegen die Böhmen, welche von den Schlesiern unter dem Markgrafen Johann von Jägerndorf Hülfe erhielten. Ferdinand von Böhmen war inzwischen nach Mathias Tode auch zum Kaiser gewählt worden (1619), die Stände von Böhmen, Mähren, Schlesien und den Lausitzen aber erklärten, daß er als ein Feind der Gewissensfreiheit und Eidbrüchiger den Thron nicht behalten könne, und wählten statt seiner den Kurfürsten Friedrich V. von der Pfalz, den Anführer der Union, zum König. Sie verbündeten sich mit den protestantischen Ständen in Ober - und Niederösterreich, sowie mit den Ungarn gegen Ferdi-

14. Vom Untergang des Karolingerreichs bis zum Tode Friedrichs des Großen - S. 112

1913 - Halle a.d.S. : Buchh. des Waisenhauses
112 Das Zeitalter der religisen Kmpfe 1519 1648. Rudolfii.sam. Sein Sohn Rudolf Ii (15761612), dem deutschen Leben dadurch entfremdet, da er in Spanien erzogen war, war zwar streng katholisch, aber gewaltsamem Eingreifen abgeneigt, menschen- und tatenscheu, ein Liebhaber der Alchymie und Astrologie, ein kraftloser und untchtiger Regent. Ausdehnung 100. Die Religionsparteien. So traf der um sich greifende stantismus Protestantismus anfangs auf wenig Hindernisse. Etwa neun Zehntel der Bevlkerung Deutschlands sollen damals vom alten Glauben abgefallen sein; von den Kurfrsten waren drei protestantisch, dazu viele weltliche Fürsten und die meisten Reichsstdte; und selbst in vielen katholischen Gebieten, zum Beispiel in den Habsburgischen Landen, hielten die Stnde grtenteils zum neuen Glauben. Trotz des geistlichen Vorbehalts wurden eine groe Menge von Bis-tmern evangelisch; protestantische Administratoren, meist Prinzen benachbarter Huser, regierten sie. Aber diesem ueren Wachstum ent-Innerhalb sprach nicht eine innere Krftigung. Die Lutheraner und die betlrolin f>en Augsburger Religionsfrieden nicht aufgenommenen Cal-* vinisten standen sich schroff gegenber. Der religise Zwiespalt hinderte ein politisches Handinhandgehen: die schsischen Kur-frsten wahrten meist ein gutes Verhltnis zum Kaiser, während die calvinistische Pfalz an der Spitze der Opposition stand. Der Katho Demgegenber schritt der Katholizismus zum Angriff. lwmu* Voran ging die stille, aber unermdliche Arbeit der Jesuiten, die eine groe Zahl von Niederlassungen grndeten. Dann ging man zunchst in den geistlichen Frstentmern daran, den Pro-testantismus zu verdrngen, protestantische Lehrer und Geistliche durch katholische zu ersetzen und jesuitische Schulanstalten zu errichten. Als Kurfürst Gebhard von Kln den Versuch machte, sein Erzstift zu reformieren, wurde er im Jahre 1583 entsetzt und durch spanische und bayrische Truppen vertrieben. Von besonderer Bedeutung war es, da in jener Zeit zwei von Jesuiten erzogene Fürsten den Thron bestiegen: der energische und Maximilian kraftvolle Maximilian I. von Bayern, ein ebenso entschlossener Vorkmpfer des katholischen Glaubens wie der Gre Bayerns, und Erzherzog Ferdinandvonsteiermark,der ebenfalls fr das Ferdinand v. katholische Bekenntnis mit dem grten Eifer eintrat. Beide katho-Steiermark mu @ctoait ihre Lande und zwangen diejenigen ihrer Unter- tanen, welche sich nicht bekehrten, zur Auswanderung.

15. Leitfaden zur Geschichte des deutschen Volkes - S. 88

1915 - Berlin : Vahlen
88 Maximilian v. Bayern u. Ferdinand v. Steierm. Union u. Liga. §§ 120 122. 2. Die Kalvinisten. Zu den deutschen Kalvinisten deren Bekennlmsschrift der H e i d e l b e r g e r K a t e ch i s m u s war, gehörte'nur ein Kurhaus, das pfälzische; neben ihm standen die Landgrafen von Hessen-Kassel die Nachkommen Philipps. Da die Kalvinisten im Reiche rechtlos waren so schloffen sie sich dem Auslande, namentlich Frankreich und den Niederlanden an und standen wie diese dem Hause Habsburg und seiner europäischen Macht feindselig gegenüber. 3. Die Katholiken. An der Spitze der Katholiken stand das Kaiserhaus der Habsburger. Mit ihm ging das bayrische Herzogs-haus, dem Pfälzer Hause verwandt (beide waren Wittelsbacher) aber politisch wie religiös sein Gegner. Die Erzbischöfe und Bischöfe, die meist aus den jüngeren Söhnen der angesehenen Fürstenhäuser gewählt wurdmund zum Teil sehr bedeutende Gebiete beherrschten, machten diese katholische Partei zahlreich und mächtig. § 121. Maximilian von Bayern und Ferdinand von Steter. ? dem beginne des 17. Jahrhunderts nun waren Führer der Katholiken zwei Männer, die es als ihre heilige Pflicht ansahen, den ketzerischen Glauben zunächst in ihren Landesgebieten, dann aber auch im übrigen Reiche, wo sie konnten, auszurotten. Das waren der junge Herzog Maximilian von Bayern und sein Verwandter und Jugendfreund, der zugleich mit ihm auf der Universität Ingolstadt bei den Jesuiten studiert hatte, der Habsburger Ferdinand von Steiermark Als dieser in seinem Lande zur Regierung kam, war es vorwiegend protestantisch. Er aber ließ die evangelischen Kirchen schließen, die Bibeln auf offenem Markte verbrennen und seinen evangelischen Adel durch fremde Soldtruppen zum Gehorsam bringen, getreu seinem Grundsatz, er wolle lieber über eine Wüste als über ein Land voller Ketzer herrschen. Maximilian überkam sein Bayern als ein katholisches Land, aber die lutherischen Gebiete an seinen Grenzen gaben auch ihm bald Gelegenheit, seinen kirchlichen Eifer zu zeigen. In der fast ganz protestantischen Reichsstadt Donauwörth waren wiederholt herausfordernde katholische Prozessionen von dem Volke gestört worden. Infolgedessen verhängte Kaiser' Rudolf über die Stadt die Acht und übertrug deren Vollziehung dem Herzog Maximilian. Dieser besetzte 1607 Donauwörth und berechnete ihm die Kriegskosten so hoch, daß er es für immer in seiner Hand behielt; er begann dort fofort mit Ausrottung destzmtherischen Glaubens und Herstellung der katholischen Kirche. ; § 122. Union und Liga. Der Zwist im Kaiserhaufe. 1. Durch dtese Gewalttat sahen sich die süddeutschen Protestanten in ihrem Glauben und ihrer Freiheit bedroht und schlossen deshalb unter der Führung des kalvinistischen Kurfürsten Friedrich Iv, von der Pfalz 1608 einen Bund, die Union. Dagegen gründete Maximilian von Bayern 1609 die katholische Liga, der zunächst die geistlichen Fürsten Süddeutsch-

16. Hessische Geschichte - S. 63

1897 - Gießen : Ricker
— 63 — auch in lutherischen Ländern bedeutende Fortschritte. So war denn Deutschland am Ende des 10. Jahrhnnderts in drei Religionsparteien gespalten: in die lutherische, au deren Spitze der Kurfürst von Sachsen und der Landgraf von Hesfen-Darmstadt, in die reformierte, an deren Spitze der Knrfürst von der Pfalz und der Landgraf von Hessen-Kassel standen, in die katholische mit seinen Häuptern Erzherzog Ferdinand von Steiermark und dem Kurfürsten Maximilian von Bayern. Das bedenkliche Vorgehen der Katholiken in protestantischen Ländern veranlaßte mehrere protestantische Fürsten zu einer Vereinigung, zu einem Bunde (1608), Union genannt. Als dieser gegenüber auch der Kurfürst von Bayern einen katholischen Bund, die „Liga" zusammengebracht hatte, spitzten sich die Verhältnisse so zu, daß ein Krieg unvermeidlich schien. Rudolf Ii. hatte den protestantischen Ständen in Böhmen (1609) durch den Majestätsbrief Religionsfreiheit zugesichert. Sein Bruder Matthias, der Böhmen ebenso wie Ungarn, Österreich und Mähren an sich bringen wollte, gestand dieselbe den protestantischen böhmischen Herren, Rittern und königlichen Ständen zu. Auf Rudolf Ii. war 1612 Matthias als Kaiser gefolgt. Von diesem hoffte man eine Besserung des allgemeinen Zustandes in Deutschland. Die Lutheraner mit ihren Häuptern, dem Kurfürsten von Sachsen und dem Landgrafen Ludwig V. von Hessen-Darmstadt, neigten sich auf die Seite des Kaisers. Sie waren wohl Gegner der Union, aber vorläufig neutral. An Stelle des Kaisers wurde Erzherzog Ferdinand Regent in Böhmen trotz des'widerspruchs der protestantischen Stände. Als diese sich in ihren Rechten beschränkt sahen, kam es zum offenen Brnch zwischen dem böhmischen Adel und den kaiserlichen Räten, so daß letztere aus den Fenstern des Prager Schlosses hinausgeworfen wurden (1618). Der ganze böhmische Adel erhob sich gegen den Kaiser. So entstand ein Kriegsfeuer in Böhmen, das die Pfalz, ganz Deutschland, auch Heffen, in Verwickelung zog und 30 Jahre lang unfer Vaterland schwer heimsuchte. a) Der böhmisch-pfalsische förkg. Nach des Kaisers Matthias Tode (1619) folgte Ferdinand von Steiermark als Kaiser. Diesen erkannten die Böhmen nicht an und wählten sich den reformierten Kurfürsten Friedrich V. von der Pfalz, das Haupt der Union, zum König. Der junge 23jährige Fürst setzte sich auch in Prag die Königskrone aufs Hanpt. Diefe sollte er gegen Kaiser Ferdinand, der ihm Böhmen nicht gutwillig hergeben wollte, verteidigen. Die lutherische Partei trat in der böhmischen Angelegenheit auf die Seite des Kaisers. König Philipp Iii. von Spanien, des Kaisers Vetter, sandte aus den Niederlanden den General Spinola mit 25 000 Mann dem Kaiser zur Hilfe. Dieses Heer sollte den Böhmenkönig in seinen Erblanden, der Pfalz, angreifen.

17. Deutsche Geschichte bis zum Ausgange des Dreißigjährigen Krieges - S. 128

1914 - Paderborn : Schöningh
128 Die Gegenreformation. b) Das Reich. Nach dem Augsburger Religionsfrieben machte der Protestantismus im Reiche noch roeitere Fort-schritte. In Norbbeutschlanb kamen, ba die Domherren grten-teils evangelisch Wrben, allmhlich alle Bistmer rechts der Weser (mit Ausnahme von Hilbesheim) in die Gewalt evange-lischer Fürsten ober Prinzen. In den Lnbern der evangelischen Fürsten rourbe der Protestantismus zur vollen Alleinherrschaft gebracht; bagegen getrauten sich die katholischen Fürsten, z. B. die Habsburger, nicht, ihre protestantischen Untertanen, beren Zahl stetig wuchs, zur Annahme der katholischen Lehre zu zwingen. Bei biesem Stanbe der Dinge setzte in Deutschland in den letzten Jahrzehnten des 16. Jahrhunberts die Gegenreformation ein. In Bayern, in den geistlichen Frstentmern und auch von dem Habsburger Ferbinanb von Steiermark, dem spteren Kaiser, wrben die evangelischen Prebiger vertrieben und die Untertanen gezwungen, zur katholischen Kirche zurck-zukehren ober auszuwanbem. Whrenb so der Katholizismus sich wieber festigte, waren die deutschen Protestanten gespalten und uneinig. Einzelne Reichsstnbe, insbesonbere der Kurfürst von der Pfalz, traten nmlich zum Calvinismus der. Die Lutheraner und Cal-vinisten bekmpften sich aber wegen ihrer religisen Ansichten aufs heftigste. Das Erstarken der katholischen Bewegung ver-anlate enblich viele protestantische Reichsstnbe einen Bunb zu gemeinsamer Verteibigung zu schlieen, die Union (1608). Die Leitung bernahm der reformierte Kurfürst von der Pfalz, whrenb der lutherische Kurfürst von Sachsen dem Bunbe fern blieb. Die Union rief auf katholischer Seite einen Gegenbunb, die Liga, hervor (1609), welche unter der Leitung des Herzogs Maximilian von Bayern stanb, whrenb der Kaiser nicht beitrat. In den betben Bnbnissen stauben sich also die betben Linien des Wittelsbachischen Hauses feinblich gegenber. c) Das Anwachsen der kurbrandenburgischen Macht. In dieser Zeit fate der branbenburgische Staat, der seit seinem Ubergang an das Haus der Hohenzollern (1415) sein Gebiet an Elbe und Ober nur unbetrchtlich vermehrt hatte, im uersten Westen des Reiches und im uersten Osten des Landes jenseits der Reichsgrenzen festen Fu. Die betben wichtigen Erwer-

18. Auszug aus der Alten, Mittleren und Neueren Geschichte - S. 274

1916 - Leipzig : Ploetz
274 Neuere Geschichte. Übung gestattet. Entgegen dem geistlichen Vorbehalt (S. 253) kommen die Bistümer Magdeburg, Halberstadt, Merseburg, Naumburg, Meißen, Brandenburg, Havelberg, Lebus u. a. an protestantische Fürsten. Doch wird Herzog Johann Frie- drich von Sachsen-Gotha, der im Bunde mit dem gewalttätigen Reichsritter v. Crumbach die Länder seines Vaters (S. 251 f.) wiederzugewinnen trachtet, 1566 geächtet und bis an seinen Tod (1595) in Österreich gefangen gehalten (Grumbachsche Händel). 1576-1612. Rudolf Ii., von den Jesuiten erzogen, gelehrt, aber unfähig zu regieren. Die Astronomen Tycho de Brcihe (aus Schonen, | 1601) und Kepler (S. 244) an seinem Hofe in Prag. Im Reiche nehmen die Streitigkeiten überhand. Sonderung der Lutheraner von den Reformierten infolge der streng luthe- rischen Konkordienjormel, 1577 zuerst in Sachsen verkündet, aber nicht von allen lutherischen Landeskirchen angenommen. Auf den Reichstagen Streit über den geistlichen Vorbehalt (S. 253). Der Kurfürst von Köln Gebhard Truchseß von Waldburg 1583 vertrieben, weil er zum Protestantismus Über- tritt. Der Protestantismus in Köln ausgerottet. In Straßburg 1592 zwiespältige Bischofswahl; der von den Protestanten gewählte Administrator muß 1604 zurücktreten. In Steiermark, Kärnten und Krain die Gegenreformation durchgeführt von Erzherzog Ferdinand (als Kaiser Ferdinand Ii.). Die Reichs- stadt Donauwörth, vom Kaiser in die Acht erklärt, weil das Volk eine katholische Prozession gestört hatte, wird von Maximilian von Bayern, der die Acht vollstreckt (1607), besetzt und mit Bayern vereinigt. Deshalb 1608. Gründung der protestantischen 1 Ilion 1 Oberhaupt der reformierte Kurfürst Friedrich Iv. von der Pfalz; 1609. Katholische Liga, Oberhaupt Herzog Maximilian von Bayern. Beide Fürsten sind Wittelsbacher (S. 214, Anm. 2); Sachsen bleibt der Union fern. 1609—1614. Jülich-Clevescher Erbfolgestreit. Kurfürst Johann Sigismund von Brandenburg und Wolf- gang Wilhelm von Pfalz-Neuburg nehmen das Land als das Erbe ihrer Gemahlinnen nach dem Tode des letzten Herzogs Johann Wilhelm gemeinsam in Besitz (Vertrag zu Dortmund) und werden von der Union gegen den vom Kaiser gesandten Erz- herzog Leopold Wilhelm geschützt. Später entzweien sie sich, Wolfgang Wilhelm wird katholisch und ruft die Hilfe der Liga und Spaniens an. Johann Sigismund tritt zur refor- mier len Lehre über und findet Rückhalt an Holland und Heinrich Iv. von Frankreich (f 1610, S. 257 f.), doch wird ein Krieg vermieden, da auch Friedrich Iv. von der Pfalz f (1610).

19. Deutsche Geschichte bis zum Westfälischen Frieden - S. 160

1901 - Halle a.d.S. : Buchh. des Waisenhauses
160 Das Zeitalter der religiösen Kämpfe 1519—1648. Rudolf Ii. 1576-1612. Ausdehnung des Prote-stantismus. Gegensätze innerhalb des Protestantismus. Der Katholizismus. Gegenreformation in Köln. über, auch nachdem Suleiman im Jahre 1566' vor dem von Zriny bis zum Tode verteidigten Szigeth gestorben war, das Versprechen des Tributs. Er hatte zu Lebzeiten seines Vaters eine starke Hinneigung zum Protestantismus zur Schau getragen; als Kaiser zeigte er sich wenigstens versöhnlich und duldsam. Sein Sohn Rudolf Ii., dem deutschen Leben dadurch entfremdet, daß er in Spanien erzogen war, war zwar streng katholisch, aber gewaltsamem Eingreifen abgeneigt, menschen- und thatenscheu, ein Liebhaber der Alchymie und Astrologie, ein kraftloser und untüchtiger Regent. § 147. Die Religionsparteien. So traf der um sich greifende Protestantismus anfangs auf wenig Hindernisse. Etwa neun Zehntel der Bevölkerung Deutschlands sollen damals vom alten Glauben abgefallen sein; von den Kurfürsten waren drei protestantisch, dazu viele weltliche Fürsten und die meisten Reichsstädte; und selbst in vielen katholischen Fürstentümern, zum Beispiel in den habsburgischen Landen hielten die Stände größtenteils zum neuen Glauben. Trotz des geistlichen Vorbehalts wurden eine große Menge von Bistümern und Klöstern, unter anderen sämtliche Bistümer rechts der Weser mit Ausnahme von Hildesheim, säkularisiert und von protestantischen Administratoren, meist Prinzen benachbarter Häuser, regiert. Aber diesem äußeren Wachstum entsprach nicht eine innere Kräftigung. Die Lutheraner und die in den Augsburger Religionsfrieden nicht aufgenommenen Calvinisten standen sich schroff gegenüber. Die neugegründete ernestinische Universität Jena wurde ein Hort des strengen Luthertums/Melanchthon, der 1560 starb, wurde seiner vermittelnden, versöhnlichen Richtung wegen des heimlichen Calvinismus beschuldigt; in Kursachsen wurde 1577 die streng lutherische forrnula concoj?diae aufgesetzt, die dann als allgemeines Bekenntnis der Lutheraner anerkannt wurde? Der religiöse Zwiespalt hinderte ein politisches Handinhandgehern die sächsischen Kurfürsten wahrten meist ein gutes Verhältnis zum Kaiser, während die calvinistische Pfalz an der Spitze der Opposition stand. Dem gegenüber schritt der Katholizismus zum Angriff. Voran ging die stille, aber unermüdliche Arbeit der Jesuiten; sie gründeten eine große Zahl von Niederlassungen,^urn Beispiel in Wien, Prag, München, Ingolstadt, Graz, Köln, Heiltgenstabjd Dann ging man zunächst in den geistlichen Fürstentümern daran, den Protestantismus zu verdrängen, protestantische Lehrer und Geistliche durch katholische zu ersetzen und jesuitische Schulanstalten zu errichten. (Als Kurfürst Gebhard von Köln den Versuch machte sein Erzstift zu reformieren, wurde er im Jahre 1582 entsetzt und durch spanische und bayrische Truppen vertrieben; ebenso wurde 1598 in der

20. Deutsche und brandenburgisch-preußische Geschichte der Neuzeit bis 1740 - S. 33

1913 - Paderborn : Schöningh
33 stratoren" in Verwaltung nahmen. In den Lndern der evan-tischen Fürsten wurde der Protestantismus zur vollen Allein-Herrschaft gebracht; dagegen getrauten sich die katholischen Fürsten, z. B. die Habsburger, nicht, ihre protestantischen Untertanen, deren Zahl stetig wuchs, zur Annahme der katholischen Lehre zu zwingen. Bei diesem Stande der Dinge setzte in Deutschland in den letzten Jahrzehnten des 16. Jahrhunderts die Gegenrefor-mation ein. Das bayerische Herzogshaus traf zuerst Matz-regeln, welche den Protestantismus in seinem Lande unterdrckten. Dann wurden allenthalben in den geistlichen Frstentmern und auch von dem Habsburger Ferdinand von Steiermark, dem spteren Kaiser, die evangelischen Prediger vertrieben und die Untertanen gezwungen, zur katholischen Kirche zurckzukehren oder auszuwandern. Whrend so der Katholizismus sich wieder festigte, waren die deutschen Protestanten gespalten und uneinig. Einzelne Reichsstnde, insbesondere der Kurfürst von der Pfalz und der Landgraf von Hessen-Kassel, traten nmlich zum Calvinismus der. Die Lutheraner und Calvinisten bekmpften sich aber nicht allein wegen ihrer religisen Ansichten aufs heftigste, sondern traten sich auch im staatlichen Leben feindselig gegen-ber. Das Erstarken der katholischen Bewegung veranlagte viele protestantische Reichsstnde einen Bund zu gemeinsamer Verteidigung zu schlieen, die Union (1608). Die Leitung bernahm der reformierte Kurfürst von der Pfalz, während der angesehenste lutherische Fürst, der Kurfürst von Sachsen, dem Bunde fern blieb. Die Union rief auf katholischer Seite einen Gegenbund, die Liga, hervor (1609), welche unter der Leitung des Herzogs Maximilian von Bayern stand, während der Kaiser nicht beitrat. In den beiden Bndnissen standen sich also die beiden Linien des Wittelsbachischen Hauses feindlich gegenber. c) Das Anwachsen der kurbrandenburgischen Macht. In dieser Zeit fate der brandenburgische Staat, der seit seinem Ubergang an das Haus der Hohenzollern (1415) sein Gebiet an Elbe und Oder nicht betrchtlich vermehrt hatte, im uersten Westen des Reiches und im uersten Osten des deutschen Landes jenseits der Reichsgrenzen festen Fu. Die beiden wichtigen Stein. Geschichte fr Mittelklassen. Iii. 3 J-