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1. Heimatkunde der Provinz Sachsen - S. 87

1914 - Frankfurt am Main : Diesterweg
B. Das Tiefland der Provinz Sachsen. 87 100 m stolz über die Ebene erhebt. Er war früher eine feste Lurg, jetzt ist er eine Ruine, vie Lurgräume sind in den Kelsen hineingehauen worden, selbst die Grippen im Pferdestalle. In der Nähe des Regensteins lag einst die Heimburg. Vie geraubte Jungfrau von der Heimburg. Auf der Heimburg wohnte nach der Sage ein Graf, der mit dem Regensteiner in ständiger Fehde lebte. Er hatte ein gar liebliches, holdes Töchterlein, Viele Edelleute zogen auf die Burg, um der schönen Jungfrau ritterlich zu huldigen. Nur der Regensteiner Graf, ein jähzorniger, wilder Geselle, durfte sich nicht der Feste nahen. Dennoch gelobte er, das schöne Burgfräulein als sein Ehegemahl heimzuführen, sei es mit List oder Gewalt. Unablässig bewachte er die Heimburg — und sein Plan gelang. Beim Blumenpflücken überraschte er die Wehrlose, nahm sie auf sein Rotz und jagte nach seinem sicheren Selsen- neste. Die Geraubte wollte aber lieber den Tod erleiden, als ihm angehören. Ergrimmt liesz er sie in das Verließ werfen, um sie zu zwingen. Aber ihr Wille blieb unbeugsam. Da entdeckte sie eine schwache Stelle in der Felswand ihres Gefängnisses. Mit ihrem Diamantring kratzte sie dort eine Vertiefung heraus. Der Fels zerbröckelte, endlich war er durchbrochen. Die Jungfrau erweiterte den Spalt, bis sie sich hindurchzwängen konnte. Nun entfloh sie nach ihrer väterlichen Burg. Dort wurde die Totgeglaubte mit lautem Jubel empfangen. Jetzt sollte der Regensteiner Frevler seine Strafe empfangen. Mit einem starken Heere zog der Heimburger Graf gegen die feindliche Feste. Doch das Felsennest erwies sich als uneinnehmbar. Da wollte man es aushungern lassen, aber die Belagerten waren reichlich mit Nahrungsmitteln versehen. Nun griff man zu einer List. Die Heimburger zogen ab, als wären sie der Belagerung müde. Der Regen- steiner schickte schleunigst Boten in seine Dörfer nach Mundvorrat. Darauf hatten die Heimburger gewartet. Sie steckten ihre Knechte in Weiberkleider, die Ritter verbargen sich in die Wagen, die mit Nahrungsmitteln beladen schienen. So gelangten sie in die Burg. Die Besatzung war schnell überwältigt, und über den Regensteiner wurde strenges Gericht gehalten. Z) In der Nähe von Halberstadt liegen die Spiegelsberge mit einem sechseckigen Aussichtsturm. Sie sind nach dem Domherrn von Spiegel benannt, der sie mit prächtigen lvald- und Gartenanlagen geschmückt hat. 4) Der hoppel- oder Sargberg südlich von Halberstadt hat Ähnlichkeit mit einem Sarge. Er gewährt eine prächtige Fernsicht. 5) Oer Jjuy, d. i. Hochwald, ist ein langgestreckter Höhenzug mit schönem Luchenwalde. Oer obere Teil besteht aus Muschelkalk, die Abhänge aus Bunt- sandstein. Darin befindet sich die Oaneilshöhle. vie Daueilshöhle. Der Sage nach hauste hier in alter Zeit der Räuber Daneil. Er beraubte und er- mordete alle Leute, die durch den Wald kamen. Unter dem Grase hatte er Drähte durch den ganzen Wald gelegt. Die liefen alle in der höhle zusammen und waren mit Glöckchen verbunden. Das Läuten der Glöckchen zeigte ihm den Wanderer an, der den Wald be- trat. Sogar seine fünf Rinder hatte er gleich nach ihrer Geburt getötet, damit sie durch ihr Schreien seinen Schlupfwinkel nicht verraten konnten. Da gelang es seinem un- glücklichen Weibe, der höhle zu entfliehen. Sie verriet seinen Aufenthalt. Die Häscher kamen, den Räuber zu fangen. Aber der hatte seine höhle fest verrammelt. Da tötete man ihn durch heißen Mehlbrei, den man durch ein Luftloch oben in die höhle füllte. Oer wilde Jäger. Im Hakelwalde lebte in altersgrauer Jeit der wilde Ritter Hakelberg. Er war ein gewalttätiger, roher, wüster Gesell. Wild, Pferde,

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1. Bilder aus dem westlichen Mitteldeutschland - S. 246

1883 - Leipzig : Spamer
246 Der Harz und seine Umgebung. zu Anfang der dreißiger Jahre unsres Jahrhunderts ein Jäger im Beisein der damaligen Wirtin von dem nämlichen Punkte in die Tiefe gesprungen, aber von der nachforschenden Behörde fast ganz ohne Verletzung unten aufgefunden worden sei; undankbar für die wunderbare Erhaltung, habe sich jedoch der Jäger bald darauf im Huywalde erhängt. — Von der Nordseite aus schaut man in der Tiefe ein weißes, von schmutzigen Streifen durchzogenes Sandfeld, das nicht mit Unrecht mit dem von Moränen bedeckten Gletschereise verglichen worden ist. Von Blankenburg aus kann man entweder über das schon erwähnte, schön gelegene ehemalige Kloster Michaelstein in etwa zwei Stunden, oder weit näher auf einer direkten Straße, die am Regenstein vorübersührt, nach Heimburg gelangen. Über einem großen Dorfe mit einer braunschweigischen Domäne erhebt sich ein stattlicher Hügel, welcher einst die auch der Regensteiner Grafen- familie zugehörige Heimburg trug. Dieselbe wurde wahrscheinlich von Heinrichiv. gegen die Sachsen erbaut, von diesen mehrfach zerstört und nach der letzten Wieder- Herstellung im Bauernkriege für immer vernichtet (1525). Seit 1285 gehörte sie den Regensteinern und hat im wesentlichen das Schicksal des benachbarten Regensteins geteilt. Auf dem abgeebneten Boden des Hügels, auf dem einst die Grafenburg stand, befindet sich jetzt eine Kapelle, die im Jahre 1818 zur Erinnerung an einen Aufenthalt der braynschweigischen Herzogsfamilie errichtet worden ist. Aus der Zeit des Fanstrechtes werden folgende Heimburger Sagen erzählt: Ein Reifiger kam einst von Halberstadt zu der Heimburg zurück. Da traf ein kläglicher Anblick sein Auge; ein verkrüppelter Mann lag an dem Wege und schien nicht weiter zu können. Auf Befragen erzählte er, daß böswillige Knappen ihm seine Krücke entrissen und auf einen Baum geschleudert hätten. Als nun der Brave von seinem Rosse stieg und mitleidig den Baum erklomm, um der Krücke habhaft zu werden, schwang sich der heuchlerische Räuber auf das schöne Roß und suchte das Weite. Da stieg der Ritter vom Baume herab und schalt: „O du ungetreuer Böhm!" Der arme Baum ist längst abgestorben, aber seine frühere Stelle bei Heimburg heißt noch immer die „ungetreue Baumbreite". Eine andre Sage erzählt: Zur Zeit, wo das Raubweseu im Lande herrschte, ver- banden sich viele Grasen, Herren und Geistliche miteinander und gelobten, daß sie weder sich noch andre hinfort berauben, die Übertreter dieses Gelöbnisses aber mit dem Strange abthnn wollten. Da geschah es, daß ein Graf aus diesem Bunde 1386 dem Schlosse Blankenburg übel mitspielte, wofür er laut Richter- fpruch an einer Eiche bei Heimburg aufgeknüpft wurde. Die Eiche ist nicht mehr vorhanden, der Ort jedoch heißt noch jetzt die „Hängeeiche". Über Heimburg führt eine gute Landstraße, welche Blankenburg und Wernigerode miteinander verbindet. Mit Wernigerode betreten wir die reizende Hauptstadt der Grafschaft Stolberg-Wernigerode, welche außer dieser noch den Flecken Jlsenbnrg, zwölf Dörfer, fünf Rittergüter und elf gräfliche Landwirtschaften, im ganzen fast 5 Meilen umfaßt. Zu den Besitzungen gehört, wie früher bereits bemerkt, auch der ganze Brocken. Der gegenwärtige Besitzer der Grafschaft, Graf Otto, ist gleich ausgezeichuet durch seine Geistes- gaben, mit denen er dem Vaterlande bereits in hohen Stellungen (Vizekanzler des Deutschen Reiches und Präsident des preußischen Staatsministeriums) ge- dient hat, wie durch die Umsicht und Sorgfalt, mit welcher er seine Besitzungen verwaltet. — Von den Herren von Arnstedt oder Arnstein abstammend, tritt

2. Die Heimat - S. 57

1899 - Leipzig : Degener
— 57 — Einst fuhr ein Bauer Getreide nach Quedlinburg. Auf dem Wege schlief er auf dem Wagen, und die Pferde kamen vom rechten Wege ab. Schließlich standen sie still. Der Bauer.erwachte und sah vor sich eiue große Höhle. Er giug hinein und bemerkte dort einen Kessel. Derselbe war mit blinkenden Goldstücken gefiillt. Ein großer Hund bewachte den Schatz. Da der Hund aber ruhig blieb, füllte der Bauer seine Taschen mit diesem Golde. Er ging hinaus und trug das Gold auf seinen Wagen. Er kehrte zurück, um uoch mehr zu holen. Da aber begann der Hund ein fürchterliches Geheul. Der Bauer erschrak und stürzte aus der Höhle. Vor Schreck brach er ohnmächtig zusammen. Er sah nicht, wie sich neben ihm die Erde aufthat, Feuer heraus- sprühte und zwei Felsen, „die Gegensteine" aus dem Boden emporwuchsen. Als der Bauer er- wachte, erkannte er in dem großen Hunde den Teufel, der eben in einen der beiden Felsen kroch. Auf seinem Wagen aber fand der Bauer statt des Goldes nur Kieselsteine. In weiterem Abstände vom Harze liegt nördlich von Blankenburg der Regen- stein, die Sandsteinfeste der Raubgrafen vom Regenstein. *) Westlich davon liegt ein stumpfer Bergkegel mit der Ruine Heimburg. Es folgen weiter nach Norden der Hoppel- oder Sargberg mit dachfirstähnlichem Rücken und die Zwieberge. Die nächsten Höhen sind die Thekenberge mit der Felsgruppe des gläsernen Mönchs. Nördlich davon befinden sich die Spiegelschen Berge (204 m) und die Klusberge. Nördlich von Halberstadt schließt ein langer Höhenzug die breite Mulde vor dem Nordrande des Harzes ab. Dieser Höhenzug besteht aus Fallstein (im Westen), Hnywald (— Hochwald) in der Mitte (bis an die Bode) und Hakel- Wald (östlich von der Bode). Bewässert wird diese wellige Mulde von der Ilse im Westen, von Holtemme, Goldbach und Bode in der Mitte, von der Selke im Osten. Die Bode durchbricht deu nördlichen Rand der Mulde bei Gröningen. Der Huy (308 m) ist ein schöner Buchenwald. Auf der Höhe steht das Benediktinerkloster Huysburg, das 1804 ausgehoben wurde. Ju der Nähe besindet sich die Daneilshöhle (ehemalige Räuberhöhle). Sage'!**) An der Huy-Chaussee steht unter den Königsbuchen ein Denkmal mit der Inschrift: „Mit Ehrfurcht, Wandrer, zieh den Hut; denn unterm Dome dieser Buchen hat, Schatten so wie du zu suchen, Held Gustav Adolf einst geruht." Der Hakelwald, auf dessen höchster Stelle die Dumburg liegt, war nach der Sage das Jagd- gebiet des Oberjägermeisters Hans Hakelbergs. ***) Nördlich vom Huywalde und Fallstein senkt sich das Land zu einer sumpfigen Gegend ab, die vom Bruch- oder Schiffgrabeu, der von der Bode bei Oschersleben in westlicher Richtung nach der Ilse führt, entwässert wird. An dieses Gebiet schließen sich im Norden noch drei Erhebungen: der lang- gestreckte Alvenslebener Höhenzug, der nördlich von Oschersleben beginnt und zu beiden Seiten der Aller in nordwestlicher Richtung über Helmstedt *) cf. Julius Wols, Der Raubgras. **) Hier hauste in alten Zeiten der Räuber Daneil. Er hatte unter dem Grase Drähte durch den ganzen Wald gelegt, die alle in der Höhle zusammenliefen, wo sie mit Glöckchen ver- bunden waren, die ihm die Wanderer anzeigten. Was durch den Wald ging und in seine Hände kam, wurde beraubt und ermordet. Sogar seine Kinder tötete er, sobald sie geboren waren, damit sie seinen Schlupfwinkel durch ihr Schreien nicht verraten konnten. Seine unglückliche Frau entfloh und verriet seinen Aufenthaltsort. Da kamen die Leute, um den Räuber zu fangen. Aber Daneil hatte seine Höhle von innen fest verrammelt. Da bohrte man von oben ein Loch in die Höhle und füllte sie mit heißem Brei und heißem Wasser. So mußte Daneil sterben. ***) cf. Julius Wolf, Der wilde Jäger.

3. Heimatkunde der Provinz Sachsen - S. 46

1914 - Frankfurt am Main : Diesterweg
46 Heimatkunde der Provinz Sachsen. 1. Die steinerne Jungfrau. Oer Graf von Lohra hatte eine schöne Tochter mit Namen Adelheid, viele stolze Ritter warben um ihre Hand. Doch keinem gelang es, ihr herz zu gewinnen. Nur der Ritter von dem Straußberge durfte sich ihrer Gunst erfreuen. Nun hatte der Graf von Lohra eine Zehde mit den Nlühlhäusern. voll banger Ahnung fürchtete Adelheid für sein Leben. Sie bat den Ritter vom Strausberg, ihrem Vater getreulich zur Seite zu stehen. Oer Ritter versprach ihr, den Grafen glücklich wieder zurückzubringen oder mit ihm zu sterben. Nun war sie beruhigt, vie Mühlhäuser schlugen aber die Ritter nach blutigem Kampfe in die Flucht. von einem Lanzenstich getroffen, sank der Graf entseelt vom Pferde. Oer Ritter vom Strausberg hatte das Leben des Grafen nicht retten können. Raum rettete er sein eigenes. Atemlos brachte er nach Lohra die Nach- riebt von des Grafen Tode. Empört über die Wortbrüchigkeit des Ritters, wies Adel- Heid seinen Beistand zurück. Sie schwur, sich nie zu vermählen. An der Stelle aber, wo ihr Vater gefallen war, ließ sie ein steinernes Kreuz setzen. Das steht heute noch in der Nähe der helbe. Aus der Ferne sieht es fast wie eine weibliche Figur aus. Man hat es daher die steinerne Jungfrau genannt. 2. Oer Ritt auf der Burgmauer. Adelheid war nun die Herrin auf der Burg Lohra und führte ein mildes Regiment. Oa fielen die beutegierigen Nachbarn.in ihr Gebiet ein und raubten nach Herzenslust. Die armen Untertanen eilten in ihrer Bedrängnis auf die Burg und flehten die Gräfin an, einen Gatten zu wählen, der das Land schützen könne. Aber sie war durch ihren Eid gebunden. Oa erschien ihr der Geist ihres Vaters und entband sie ihres Eides. Sie wollte aber nur den zu ihrem Gemahl nehmen, der dreimal auf der äußeren Ringmauer um die Burg reiten würde, von nah und fern kamen nun die Ritter, um die schöne Gräfin zu gewinnen. Aber alle mußten ihre Kühnheit mit dem Leben bezahlen. Nach längerer Zeit kam wieder ein Ritter mit geschlossenem visier. Er war von einem schönen Jüngling begleitet und erbot sich zu dem Ritt. Oie Gräfin willigte ein, und unter Trompetengeschmetter bestieg der Ritter sein Roß. Als er an den glatten Stein kam, bei dem alle anderen von der Mauer gestürzt waren, streute er Asche darauf, und glücklich schritt das Pferd darüber hin. So gelang ihm der Ritt dreimal. Oamit hatte er die Gräfin gewonnen. Als er aber das visier aufschlug, erkannte Adelheid in ihm den alten Grafen von Elettenberg. Er bat die Gräfin, seinen Sohn an seiner Stelle zu ihrem Gemahl zu nehmen. Mit Freuden willigte sie ein. Bald wurde unter dem Jubel der Untertanen die Hochzeit auf dem Schlosse Lohra gefeiert. (Nach Heine, Nordhausen.) Arn östlichen Ende der hainleite erheben sich an der Sachsenburger Pforte die Ruinen der S a ch s e n b u r g. Oer alte Bergfried gestattet einen prächtigen Rundblick. Die Sachsenburg ist von den Sachsen zum Schutze gegen die Kranken erbaut worden. b) Den rechten Pfeiler der Sachsenburger Pforte bildet der niedere höhen- zug der S ch m ü ck e (von schmiegen — sanfter Aufstieg). Sie ist etwa 1h Stunden lang und besteht meist aus Muschelkalk. Vie Verwitterungskrume bildet einen günstigen Boden für Laubwald. e) vie Zinne (fenne = fenni = Sumpf) beginnt am Unstrutknie bei Artern. Sie läuft zuerst parallel zur Schmücke unter dem Namen der h o h e n Schrecke. Nach Südosten erweitert sie sich zu mehreren Hochflächen und er- streckt sich bis zur Saale. Sie besteht vorwiegend aus Buntsandstein, vieser verwittert zwar leicht, aber die Bodenkrume ist so lose und locker, daß sie leicht

4. Kleine braunschweigische Landeskunde - S. 38

1899 - Braunschweig [u.a.] : Wollermann
— 38 in den Schlafstuben waren in dem Gestein ausgehöhlt. In dem tiefen Burgverließ des Regensteins hielt einst, wie die Sage erzählt, ein Graf von Regenstein die Tochter eines benachbarten Ritters, die er geraubt hatte, gefangen, weil sie ihn nicht heiraten wollte. Das Edelfränlein aber bohrte mit feinem Diamantringe ein Loch in die Wand des Gefängnisses und ent- kam glücklich zu seinen Eltern. Berühmt ist Graf Albrecht von Regenstein, den feine Freunde den Großen, feine Feinde aber den „Raubgrafen" nannten, weil er mit den Bürgern der Stadt Quedlinburg und mit dem Bifchof von Halberstadt beständig in Fehde lebte, wobei feine Knechte oft- mals Geld, Vieh und Korn raubten. Wie erzählt wird, wurde Graf Albrecht von den Quedlinburgern einst gefangen genommen und in einen Käfig gesperrt, den man heute noch anf dem Rathanfe zu Quedliuburg zeigt. Erst nachdem er versprochen hatte, 7 neue Türme an der Stadtmauer von Quedlinburg auf seine Kosten bauen zu lasfen, wurde er nach einem Jahre wieder freigelassen. Als die Grafen von Regenstein und Blankenburg 1599 ausgestorben waren, fiel ihr Land an den Herzog Heinrich Julius von Braunschweig zurück, weil sie es von dessen Vorfahren einst zu Lehen er- halten hatten. Da sie aber auch von den Bischöfen von Halberstadt Güter zu Lehen gehabt hatten, so nahm Kurfürst Friedrich Wilhelm von Branden- bürg, welcher 1648 im westfälischen Frieden das Bistum Halberstadt erhalten hatte, den Regenstein 1670 als heimgefallenes halberstädtisches Lehen in Besitz und ließ ihn zu einer Festung einrichten. Der Herzog Rudolf August von Braunschweig verklagte den Kurfürsten zwar beim Reichsgerichte; als aber das alte deutsche Reich und mit ihm das Reichsgericht 1806 aufhörte, war der Prozeß noch nicht zu Ende, und fo ist der Regenstein preußisch geblieben. Im Siebenjährigen Kriege wurde der Regenstein (1757) von den Fran- zosen erobert, aber fchon nach wenigen Monaten gewannen ihn die Preußen wieder zurück. Nun wurden die Festungswerke anf Befehl Friedrichs d. Gr. zerstört, weil sie für die damalige Kriegführung keine Bedeutung mehr hatten. Jetzt steht auf dem Regenstein ein Gasthaus, in welchem Fremde Unterkunft und Verpflegung finden. 2. Die Stadt Blankenburg (9500 Ew.) liegt anf der Nordfeite des Harzes zwischen Wernigerode und Thale an der Bahn von Halberstadt nach Tanne. Diese Bahn hat an den Stellen mit starker Steigung außer den beiden äußeren glatten Schienen noch eine Mittelschiene mit Ver- tiefungen, in die ein Zahnrad eingreift, nm die Steigung besser zu über- winden. Bei der Bergfahrt befindet sich die Lokomotive hinter dem Znge, den sie schiebt, während sie sich bei der Thalfahrt an der Spitze desselben befindet. Die Stadt Blankenburg verdankt ihre Entstehung dem Schlosse Blankenburg, welches oberhalb der Stadt auf einem weißen („blanken") Kalksteinfelsen, dem Blankenstein, erbaut ist. In dem Schlosse wohnten ehe- mals die Grafen von Blankenburg, denen auch die benachbarten Schlösser Regenstein und Heimburg gehörten. Graf Ulrich der Unglückliche, welcher die Reformation einführte, ließ das alte Schloß durch Neubauten vergrößern.

5. Bergische Sagen - S. 29

1911 - Elberfeld : Bacmeister
- 29 - und wollte sie gerne zur Gemahlin haben. Eines Tages machte er sich daher auf nach Schloß Hammerstein und bat den Herrn von Kettler um die Hand seiner Tochter Mechthilde. Der Vater wollte die zarte Jungfrau dem rauhen, wilden Ritter nicht an- vertrauen und gab dem Freier eine abschlägige Antwort. Der aber stieß drohende Worte aus und kehrte voll Ingrimm auf seine Burg zurück. Er sammelte seine Kriegsgesellen und be- lagerte die Burg Hammerstein, um die Jungfrau zu rauben. Er wurde aber zurückgeschlagen. Da der Vater fürchtete, daß der wilde Ritter nicht ruhen würde, bis er sein Ziel erreicht hätte, so brachte er seine Tochter in das Kloster zu Gräfrath und ließ sie Nonne werden. Aber Wolfgang von Kronenburg gab sich auch jetzt noch nicht zufrieden. Er sann einen Plan aus, wie er die Jungfrau in seine Gewalt bekommen könnte. Eines Tages gingen die Nonnen von Gräfrath in einer Prozession in den Wald. Wolf- gang von Kronenburg hatte davon gehört und hielt sich mit seinen Spießgesellen im Dickicht des Waldes versteckt. Die Jung- srauen gingen, fromme Lieder singend, nichts ahnend, dahin. Da mit einem Male brachen die Raubgesellen aus dem Dickicht hervor. Eine unbeschreibliche Verwirrung entstand unter den andächtigen Nonnen. Wolfgang aber hob die zitternde Mecht- Hilde auf sein Roß und jagte mit seiner Beute und seinen Kriegs- knechten davon. Der Klostervogt eilte mit seinen Knechten dem frechen Räuber nach und holte ihn am Ufer der Wupper ein. Als Wolfgang merkte, daß die Verfolger ihm dicht auf den Fersen waren, gab er die geraubte Jungsrau einem seiner Spieß- gesellen, damit er sie nach der Kronenburg in Sicherheit bringe. Er selbst riß sein Pferd herum, jagte seinen Verfolgern entgegen und schlug den Klostervogt mit seinem Schwerte nieder. Die Begleiter dieses wackeren Manne? ergriffen feige die Flucht. Der Nonnenräuber ritt nach seiner Burg und machte Mechthilde zu seiner Gemahlin. Die Äbtissin des Klosters von Gräfrath wollte den Frevel nicht ungerächt lassen und verklagte den Räuber bei dem Bischof von Köln, unter dessen Schutz ihr Kloster stand. Der Bischof sprach den Kirchenbann über den Ritter von Kronenburg aus. Der aber verhöhnte ihn und weigerte sich, Buße zu tun. Seine Burg wurde von dem Bischof und seinen Kriegsknechten belagert, aber hinter seinen Mauern trotzte Wolfgang den Angriffen der Feinde. Sie zogen endlich ab.

6. Heimatkunde des Großherzogtums Oldenburg - S. 26

1897 - Oldenburg : Bültmann und Gerriets
— 26 — 8. Graf Anton Gunthers Ritt über das Matt nach Wangerooge. Einst war Graf Anton Günther über das Watt nach Wangerooge geritten. Aus dem Rückwege überraschte ihn die Flut. Ein dichter Nebel machte es unmöglich, die Richtung zu erkennen. Da ließ der Graf die Zügel fallen und verließ sich auf sein treues Roß. Dasselbe witterte die rechte Richtung aus, und so entrann der Graf den nach- dringenden Wellen. Nach Winkelmann. 9. Die Sage vom Mordkuhlenberge. Vor vielen Jahren, als die Dammer Berge noch mit Wald be- deckt waren, hausten dort 4 Räuber, die in dem Mordknhlenberge ihre Höhle hatten. Uber den Weg hatten sie Stricke gespannt, und weuu Leute vorbeigingen und die Stricke berührten, so erklangen in der Höhle Glöckchen, die an den Stricken hingen. Dann stürzten die Räuber hervor, schleppten die Leute in die Höhle und töteten und beraubten sie. Einst hatten die Räuber ein Mädchen gefangen genommen. Sie ließen dasselbe zwar am Leben, zwangen es aber, ihnen den Haushalt zu führen. Und 7 Jahre mußte das arme Mädchen den Räubern dienen. Alle Tage bat das Mädchen, sie doch einmal nach Damme zur Kirche gehen zu lassen. Endlich erhielt sie die Erlaubnis ans Weihnachten. Sie mußte schwören, keinem Menschen zu sagen, wo sie gewesen sei und wohin sie zurückkehren müsse. Als nun die Kirche aus war, setzte sich das Mädchen an die Kirchenmauer, klagte dieser ihr Leid und sprach: „Kirchenmaner, höre mich, ich will Erbsen streuen auf meinen Weg, und wo man ein Häuflein Erbsen sinden wird, da bin ich hingegangen." Das hörten die Leute, und der Pastor zog mit einer Menge Volkes der Erbsenspnr nach. Die Räuber wurden gefangen genommen und hingerichtet, die Höhle zerstört. Noch jetzt besiudet sich iu dem Mordkuhlenberge eine tiefe, weite Grube. Nach L. Strackerjan. 10. Graf Ottos Munderhorn. Graf Otto von Oldenburg verirrte sich einst auf eiuer Jagd bis in die Osenbergs. Er war erschöpft von der Hitze und sehr durstig. „Ach", rief er aus, „hätte ich einen kühlen Trunk!" Und siehe! da that sich ein Berg auf, und hervor trat eine schöne Jungfrau. Sie war reich geschmückt und mit köstlichen Kleidern angethan. Ein Kranz zierte ihr Haupt. In der Hand hielt die Jungfrau ein goldenes, reich ver- ziertes Trinkhorn. Sie reichte es dem Grafen hin und sprach: „Mein lieber Graf, trinket! Trinket Ihr, so wird es Euch und Eurem ganzen Geschlecht wohl gehn, und das Land wird blühen und gedeihen. Trinket Ihr nicht, so wird Euer Geschlecht durch Uneinigkeit und Streit zer- fallen." Der Graf trank nicht. Er schwang das Horn hinter sich und

7. Bilder aus dem Lande Braunschweig - S. 27

1890 - Wolfenbüttel : Zwißler
27 mehreren Abteilungen, von denen eine noch dadurch merkwürdig ist, daß ein Spalt oder Schacht durch die Felsendecke nach oben führt, als wäre es ein Schornstein. Hier hat vor Zeiten ein böser Räuber, namens Lippold, gehaust. Um nicht so leicht entdeckt zu werden, schlug er seinem Pferde die Hufeisen verkehrt unter. Damit aber Niemand unbemerkt an der Höhle Vorbeigehen könnte, hatte er auf allen Wegen, welche vorüberführten, Drahtzüge angebracht, die mit einem Glöckchen in der Höhle in Verbindung standen. Ging nun einer vorüber und stieß mit dem Fuße an den Draht, so klingelte alsbald das Glöckchen und zeigte so die Nähe eines Menschen an. Dann kam der Räuber aus seiner Höhle hervor, schoß die Menschen nieder und beraubte sie. Einst gingen drei junge Mädchen aus dem Städchen Alfeld spazieren und wurden von dem Räuber überfallen; zweien von ihnen gelang es, noch zu entkommen, die dritte wurde aber gefangen. Der Räuber brachte sie in seine Höhle und zwang sie unter Andro- hung des Todes ihm einen furchtbaren Eid zu schwören, daß sie nicht entfliehen und keinem Menschen etwas von ihm sagen wolle, weder, daß er sie entführt habe, noch wo er hause. So blieb sie bei ihm in der Höhle. Als die arme Geraubte schon lange bei dem Unhold gelebt hatte, war gerade in Alfeld Markt, und sie wünschte sehnlich, einmal dorthin zu gehen. Sie bat ihn also, ihr dies zu erlauben; erst weigerte er sich, doch zuletzt erlaubte er es. In Alfeld angekom- men, wollte sie gern jemandem ihr Leid klagen; weil sie aber geschworen hatte, keinem Menschen ihr Schicksal zu erzählen, so kniete sie auf dem Markte bei einem Steine vor dem Rathause nieder und klagte dem ihre Not. Weiter erzählte sie noch, wenn man sie befreien wolle, so müsie man gerade zu Mittag zur Höhle kommen, weil dann der Räuber schliefe. Man möchte nur ein langes Seil mitbringen und durch den Schornstein herablassen, dieses wolle sie dann um seinen Hals schlingen, worauf man ihn hinaufziehen könnte. Darauf ging sie wieder zurück zu ihrer Höhle. Die Leute auf dem Markte hatten ihre Klage gehört und beeilten sich nun, sie zu retten. Mehrere gingen hin zur Höhle; sie hatten ein Seil mitgenommen und ließen dasselbe durch den Schornstein hinunter. Während nun der Räuber fest schlief, schlang ihm das Mädchen das Seil um den Hals. Rasch zogen die Alfelder da oben ihn in die Höhe, und so wurde der Räuber erdrosselt. Schambach u. Müller, Niedersächsischc Sagen.

8. Heimatkunde der Kreise Aschersleben, Calbe, Oschersleben und Wanzleben - S. 43

1897 - Breslau : Hirt
Kreis Aschersleben. 43 lachte den bischöflichen Boten aus und verspottete ihn mit den Worten: „Ihr könnt mich lange bannen, ehe ihr mir eine Ripve entzwei bannt." Anders aber faßte seine Gemahlin, die Burgfrau, die Sache auf, und einst bei einem fröhlichen Gelage sandte sie ihm den Burgkaplan, der ihm Gottes strafende Gerechtigkeit in ernster Predigt ins Gedächtnis rief. Der verstockte Burgherr aber verspottete den Diener Gottes und lästerte den heiligen Gott. Da, als er gerade den Becher an seine Lippen setzte, sank er, vom Schlage getroffen, entseelt zu Boden. Die Lauenburg ist in der Mitte des 12. Jahrhunderts durch den Pfalzgrafen von Sommerschen- bürg, Vogt des Stifts Quedlinburg, erbaut worden. 1165 mußte er die Burg „Leweuberch" an Herzog Heinrich den Löwen abtreten, von dem sie Kaiser Friedrich im Sommer 1180 durch Eroberung gewann. Mit der Vogtei über Quedlinburg ging die Lauenburg durch verschiedene Hände (Falkensteiner, Blankenburger, Branden- burger, Regensteiner). 1349 nahm der Bischof von Halberstadt die Lauenburg dem Grafen von Regenstein durch Eroberung ab und zerstörte sie, baute sie aber Wieder- aus und gab sie als halberstädtisches Lehen an die Regensteiner zurück (1351). Seit 1479 hielt der Herzog von Sachsen als Vogt von Quedlinburg das Schloß Laueuburg besetzt, 1697 kam es an Brandenburg. Die Blume der Lauenburg. Als Graf Albrecht von Regenstein diese Burg besaß, wohnte im Wurmthale eine arme Müllerswitwe mit ihrem liebreizenden Töchterchen. Der Ritter begehrte die Tochter zu seinem Weibe, die Mutter wollte es nicht zugeben und brachte deshalb ihre Tochter in ein Kloster. Der Ritter entführte die Maid aus dem Kloster und wollte sie nach seiner Burg schleppen. Als er mit ihr das Wurmthal durchritt, bat sie ihn, er möchte ihr erlauben, hier an der Stätte ihrer Heimat noch einmal zu beten. Der Ritter sagte zu. Da stieg sie vom Rosse und flehte inbrünstig zu Gott, er möchte sie erretten. In überirdischem Lichte erglänzte da der Himmel, und entseelt lag die Jungfrau auf dem blumigen Rasen ihrer Heimat. — An der Stelle sprossen darauf wunderbare Blumen hervor; sie blühen alljährlich einmal um Mitternacht. Wer sie pflückt, der ist gegen die Versuchung des Bösen gewappnet. Die Ziebenspringe. Die Siebenspringe sind sieben Quellen zwischen Neinstedt und Thale. Ein Harzkönig hatte sieben reizende Töchter, um welche viele deutsche Fürstensöhne ver- geblich warben. Von ihrer Schönheit und Tugend hörten die sieben Söhne eines Königs von England. Sie kamen übers Meer, warben um ihre Haud und erhielten dieselbe. Darüber waren die verschmähten Freier ergrimmt; sie verabredeten mit- einander, die englischen Prinzen zu überfallen. Ihren Plan führten sie aus, und im Waldesdunkel in mörderischem Übersall wurden die Prinzen erschlagen. Über den Tod ihrer Geliebten vergossen die Bräute an dem Fuudorte ihrer Leichen soviel Thränen, daß daraus die sieben Quellen an der Stelle sich bildeten.

9. Deutsche Sagen und Geschichten aus dem Mittelalter - S. 94

1887 - Paderborn [u.a.] : Schöningh
— 94 — schlofs Herwig die edle Jungfrau, die er als seine Verlobte erkannte, in seine Arme, und die Freude des Wiedersehens war übergrofs. Nun hätte Herwig gern sogleich die beiden Jungfrauen mit auf die Schiffe entführt, aber Ortwin meinte, es sei feige, heimlich zu stehlen, was die Feinde mit Gewalt geraubt; so fuhren sie denn von dannen, dem Heere Kunde zu bringen, und versprachen Wiederkehr für den folgenden Tag. 7. Als Kudrun ihre Rettung so nahe sah, da jubelte sie laut auf und schleuderte Gerlindens Wäsche in die Flut. Dafür wurde sie von der Königin mit heftigen Scheltworten empfangen, und das zornige Weib gab schon Befehl, die Königstochter mit Ruten zu züchtigen, als Kudrun, solche Schande von sich abzuwehren, eine kluge List ersann. „Ihr werdet Euch hüten, mich zu schlagen,“ sprach sie; „die Ihr heute mit Ruten strafet, wird morgen eine Krone tragen. Denn morgen werde ich des Königssohnes Weib.“ Da verrauchte schnell der Zorn der Königin. „Und hättest du mir tausend Gewänder verloren,“ sprach sie, „ich wollte sie gerne verlieren, wenn du meines Sohnes Gattin werden willst.“ Auch Hartmut, da er die Nachricht hörte, eilte freudig herbei und gab Befehl, die Jungfrau mit den prächtigsten Kleidern zu schmücken, die nur auf der Königsburg zu finden wären. Dann wurden in Eile Zurüstungen zur Hochzeit getroffen. Kudrun aber bat den Königssohn, dafs er schnell Eilboten in das Land entsende und alle Freunde des Königshauses zu Hofe lade, um an der Freudenfeier teilzunehmen. Sie gedachte auf solche Weise etliche der Helden aus der Burg hinauszubringen, damit die Hegelingen beim Angriff in der Frühe um so weniger Feinde zu überwinden hätten.

10. Enthaltend die erste, zweite und dritte Stufe: Heimath, Preussen, Deutschland - S. 20

1865 - Glogau : Flemming
20 der Ferne den Harz in seiner ganzen Länge, man sieht das Blanken- burger Schloß, den Tanzplatz, den Hoppelnberg, den Regenstein rc. und auf der Nordseite breitet sich der schöne Wald und hinter ihm eine sanft ansteigende, mit Fruchtfeldern und Dörfern bedeckte Fläche aus, die weiter hinaus am Horizont ein anderer bewaldeter Höhenzug schließt, die Elm. Diehuysburg hat ihren Namen von einer Burg, die früher hier stand; später wurde an der Stelle ein Benedictinerkloster gegründet, das im I. 1804 mit vielen anderen (s. § 6, 5) aufgehoben ist. Das Kloster, die Kirche, der von hoher Mauer eingeschlossene Garten, so wie die schönen Anlagen bei dem Vorwerk des Klosters, bei dem Röderhof sind sehenswerth. Die Besitzung gehört durch Geschenk des Königs Friedrich Wilhelm Iii. der Familie des 1848 verstorbenen Feldmarschalls von Knesebeck. An der nördlichen Seite des Waldes nahe der Chaussee stehen vier schöne alte Buchen, und auf einem Denkstein dabei die Worte: Mit Ehrfurcht, Wandrer, zieh' den Hut, denn unter'm Dome dieser Buchen hat, Schatten, so wie Du, zu suchen, Held Gustav Adolph einst geruht. In der Mitte des Waldes, eine Viertelstunde vom Kloster, zwischen Huys- burg und Dingelstedt, befindet sich die Daneils höhle. Da soll in alten Zeiten ein Räuber Daneil gehaust haben, der, was durch den Wald und ihm unter die Hand kam, beraubte und mordete. Er hatte durch den ganzen Wald unter dem Grase Drähte gelegt, deren Enden alle in seine Höhle gingen und mit einem Glöckchen versehen waren, das ihm die Wanderer anzeigte. Dabei war er sehr aus seiner Hut und mordete sogar seine eigenen Kinder gleich nach der Geburt, daß ihr Schreien ihn nicht verriethe. Endlich fand man, durch Angabe seiner unglücklichen, nach der Stadt entwichenen Frau, seinen Aufenthalt. Er aber, sobald er die Gefahr merkte, verbarg sich in seiner Höhle und verrammelte sie von innen so gewaltig, daß kein Mensch hineindringen konnte. Da grub und bohrte man oben ein Loch in die Höhle und goß dahinein heißen Brei und heißes Wasser und immer und immer mehr, und so mußte er sterben. Das Frohnleichnamsfest wird seit 500 Jahren auf der Huysburg und im Huywald unter Betheiligung vieles Volkes an dem Donnerstag nach Pfingsten mit kirchlicher Feier und weltlicher Lustbarkeit begangen. § 10. In der Nachbarschaft. 1. Nun wollen wir uns etwas weiter umsehen. Südlich von Hal- berstadt liegt, drei Stunden entfernt, an der Bode, Quedlinburg. Die Chaussee führt uns nach dieser Stadt über Harsleben und Münchenhof, die (seit 1862 fahrbare) Eisenbahn über Wegeleben und Ditfurth. Daß es eine sehr alte Stadt ist, sieht man an den Straßen und Häusern. Ein deutscher Kaiser, Heinrich I., gründete an diesem Ort ein Fräulein- stift, d. h. eine Anstalt zur Versorgung für unvermögende adlige Fräulein, die hier zusammenwohnten und bei ihrem Eintritt geloben mußten, ihren

11. Die Heimat - S. 76

1899 - Leipzig : Degener
— 76 — fangenschaft der Quedlinburger, welche ihn der Sage nach in einem Kasten schwach- ten ließen, der noch heute auf dem Quedlinburger Rathause gezeigt wird. Später kam die Burg an Braunschweig, dann an das Kurfürstentum Brandenburg; jetzt Die Stifts- oder Tyriaki - Kirche in Gernrode, (Tnpus eines alten romanischen Bauwerkes.) ist der Regenstein eine preußische Exklave, die ganz von braunschweigischem Gebiet umschlossen ist. Südwestlich vom Regenstein liegt im Klostergrunde das eheinalige Cister- cienserkloster Michaelstein; in der Nähe befinden sich die Reste der Heimburg, von wo aus sich das schöne Dreckthal in den Harz hineinzieht.

12. Bilder aus dem westlichen Mitteldeutschland - S. 244

1883 - Leipzig : Spamer
244 Ter Harz und seine Umgebung. seinem Hause etwas Wichtiges bevorstand, an dem Brunnenrande zu erscheinen pflegte, über die Zukunft zu befragen. Um Mitternacht trat er daher an die geheimnisvolle Stelle; alsbald erschien der Geist an dem Brunnenrande als lange weiße Gestalt und sprach: „Ich kenne dein Begehren; geh' nur getrost zurück, denn dein Weib soll dir bald einen Knaben schenken, der dein Geschlecht bis in die fernsten Zeiten fortpflanzen soll." Froh kehrte der Graf zurück und ward schon nach Jahresfrist Vater eines prächtigen Knaben, der den Namen Konrad erhielt. Und wiederum nach einem Jahre ward ein zweiter Sohn ge- boren. Erfreut trat der Graf nach dieser zweiten Geburt um Mitternacht wieder an den Brunnenrand, um dem Geiste freudigen Herzens zu danken. Doch dieser erschien ihm jetzt mit kummervoller Miene: „Freue dich nicht über diesen zweiten Sohn, denn er wird meinen Namen tragen, seinen Stamm ver- nichten — und dann soll ich gleichfalls Ruhe finden." Diese Mitteilung brachte bei den Eltern große Trauer hervor; der Knabe aber wurde absichtslos Helmold genannt, wie auch der wilde Ahnherr geheißen, der zur Strafe bis zu Reinsteins Fall in den Brunnen der Bnrg gebannt worden war. Da sich nun alle Liebe der Eltern dem älteren Sohne Konrad zuwendete, während Helmold wenig beachtet unter dem Gesinde lebte, wurde der letztere roh und sittenlos, und als ihu sein Vater einst stark züchtigte, verließ er heimlich das Schloß, irrte lange in den Wäldern umher und gelangte zu einer wilden Räuberbande, die ihn gern aufnahm und wegen seiner Verwegenheit und Kühnheit zum Hauptmann erwählte. Als der alte Graf starb, sandte der entartete Helmold zu seinem Bruder Konrad und forderte denselben auf, ihm sofort sein Erbe auszuhändigen. Als Konrad zögerte, zwang ihn Helmold mit Gewalt zum Nachgeben, und sie kamen dahin überein, daß die Herrschaft von ihnen gemeinsam geführt werden sollte. Die Räuber zogen nun als Knappen mit aus die Burg und begannen, als ihnen das beutelose Stillleben nicht mehr behagte, auf Wegelagerung auszuziehen. Vergeblich widersetzte sich Konrad, doch Helmolds Wille siegte; und als dieser nach seines Bruders Tode alleiniger Herr geworden war, wurde der Reinstein ein höchst gesürchtetes Raubnest. Einst raubte der Graf ein schönes Mädchen von der Heimburg, das er zum Weibe begehrte. Als die Schöne aber alle seine Anträge kalt zurückwies, wurde sie in ein fürchterliches Verließ geworfen. Aus dem vernehmbaren Brausen des Windes entnahm die Unglück- liche, daß die Wand ihres Kerkers nicht dick sein könnte, und begann daher mit dem Ringe ihres Geliebten an dem Felsen zu kratzen. Dieser war weich und gab nach, und siehe, so langsam auch der Fortschritt war, nach Jahr und Tag drang das Licht durch einen Spalt in den Kerker, und die Öffnung wurde schließlich groß genug, um sie hindurchzulassen. Doch nur unter großer Gefahr gelang es ihr, von der Öffnung aus die jähen Felsen hinabznklimmen und glücklich wieder zu den Ihrigen zurückzukommen. Ihr Bräutigam und ihre Verwandten zogen nun vor das Ranbnest, und als sie es nicht mit Gewalt zu erstürmen vermochten, griffen sie zur List. Helmold hatte die Belagerer abziehen sehen und wollte die augenblickliche Befreiung zur Verproviantierung benutzen. Auf seinen Befehl erschienen denn auch Scharen von Bäuerinnen, um Butter, Käse, Eier u. bergt, herbeizuschleppen. Kaum aber war die Zugbrücke niedergegangen und das Thor geöffnet, da warfen die angeblichen Bäuerinnen ihre Kleider ab und standen als rüstige Krieger da, die, von außen verstärkt, die niederträchtige Burgmannschaft

13. Teil 2. Mittelstufe - S. 203

1905 - Halle a.S. : Buchh. des Waisenhauses
185. Der hörnene Siegfried- 203 Der König Gibich schickte Boten aus nach allen Richtungen, um seine ver- lorene Tochter zu suchen, aber keiner fand eine Spur von ihr. Darüber war viele, viele Tage lang großes Trauern und Klagen in der Königsburg. Siegfried aber ward indessen ein gewaltiger Held von solcher Stärke, daß er Bären lebendig erjagte und zum Spott an die Bäume hing. Doch auch er fand trotz seines rastlosen Suchens nirgends die geraubte Jungfrau. Da verfolgte einmal sein treuester Hund eine seltsame Spur, und Siegfried jagte ihm eifrig nach, ohne an Schlaf oder Trank und Speise zu denken, bis er endlich am vierten Tage in einen wilden, unwegsamen Wald geriet und sich völlig verirrte. Hier wäre er wohl verloren gewesen trotz aller seiner Stärke; aber als er laut über sein Mißgeschick klagte, kam der Zwergkönig Eugel auf kohlschwarzem Rosse daher. Sein Kleid war von weißer Seide und mit Gold durchwirkt; auf dem Kopfe trug er eine prachtvolle Krone mit so glänzenden Edelsteinen, daß der dunkle Wald davon erleuchtet ward. Er begrüßte Siegfried freundlich, als ob er ihn lange gekannt hätte, dann aber gebot er ihm schnell zu fliehen, weil ganz in der Nähe ein Drache hause, der eine Jungfrau gefangen halte; „wenn dieser dich erblickt", sagte er, „so mußt du dein junges Leben in diesem Walde verlieren." Da freute sich Siegfried, der gefangenen Kriemhilde so nahe zu sein, und erklärte dem Zwerge, daß er gerade gekommen sei, um sie zu be- freien; aber erschrocken rief Eugel: „Du willst dich solches Dinges unter- fangen? Hättest du auch den halben Erdkreis bezwungen, so würde dir das doch nichts helfen; die Jungfrau müßtest du hier auf dem Felsen lassen. Denn den Schlüssel zu diesem bewahrt der Riese Kuperan, und ehe du auf die Höhe gelangtest, müßtest du mit ihm einen Kampf bestehen, wie er auf Erden noch nicht gekämpft worden ist." Gerade dies aber lockte den kühnen Siegfried, und was auch der gute Eugel sagte, um ihn zu warnen, so blieb er doch fest entschlossen, die geraubte Kriemhilde aus allen Gefahren zu erretten. 3. Wie Siegfried den Riesen besiegte. Nun führte der Zwerg den Helden an die Seite des Felsens, wo des Riesen Behausung war. Siegfried rief laut in die Höhle hinein. Sofort trat Kuperan hervor, bewaffnet mit einer weit über die Bäume hinausragenden Stange von Stahl, deren vier Kanten messerscharf waren, und die einen Klang gab wie eine Kirchenglocke. „Was willst du, junger Bursch, in diesem Wald?" sprach der Riese. „Ich will die Jungfrau erlösen", antwortete Siegfried, „die auf diesem Felsen gefangen sitzt." „Hoho!" sagte jener, „du kleiner Wicht, da müßtest du erst noch einige Ellen wachsen."

14. Friedr. Bosses kleine braunschweigische Landeskunde für Schule und Haus - S. 80

1914 - Braunschweig [u.a.] : Wollermann
80 Der Unterharz. Hörnern einer Ziege hervorragten, was zu der Benennung Anlaß gegeben haben wird. Weiter nw. liegt das Dörfchen und das frühere Zisterzienser- kloster Michaelstein mit 27 Teichen, in denen Forellen für die Gewässer des Harzes gezüchtet werden; das Kloster ist jetzt Vorwerk der Domäne Heimburg. — Sö. von Blankenburg erstreckt sich 4 km der Quadersandstein- zug der Teufelsmauer mit ihrem in Klippen zersägten Kamme*); ihr höchster Punkt (319 m) heißt „Großvater", weiter sö. gibt es auch eine „Großmutter" und zuletzt — bei Timmenrode — den Ludwigsfelsen, so benannt, weil man in seiner Gestalt Ähnlichkeit fand mit dem Gesichte König Ludwigs Xviii. von Frankreich. Dieser Fürst wohnte von 1796—98 in Blankenburg (in dem Eckhause an der Tränkestraße), nachdem die Franzosen ihre Königsfamilie vertrieben hatten. Die Trufelsmauer hat nach der Sage der Böse errichtet, um sein Reich vom Reiche Gottes zu trennen. Einst, so berichtet sie, gedachte der Teufel die hiesige Gegend mit dem lieben Gott zu teilen; jener wollte die fruchtbare Ebene im N. haben, während dieser das unfruchtbare Harzgebirge bekom- men sollte. Der liebe Gott wollte diesen Vertrag auch gelten lassen, wenn der Teufel die Grenzmauer in einer Nacht bauen könnte. Da der Teufel das Werk aber nicht fertig brachte, so im Zorne die letzten Steine weit um- 0.) Abb. 5 \. Regenstein. N. von Blankenburg steigt aus der Ebene als Borlagerung des Harzes der Regenstein (295 m) empor. (Abb. 31.) Dieser Name bedeutet entweder Reihenslein, weil die Sandsteinselsen, aus denen er besieht, eine 2^ km lange „Reihe" bilden, oder der ragende Stein, weil er etwa 100 m schroff aus der Ebene emporsteigt. Nahe dem Wirtshause am Nw.-Ende liegen die Trümmer einer mittelalterlichen Burg, die den Grafen von Blankenburg und Regen- stein gehörte. Die Gemächer waren zum Teil in den Felsen gehauen und selbst die Futterkrippen in den Ställen und die Bettstellen in den Schlaf- stuben in dem Gestein ausgehöhlt. In dem tiefen Burgverlies hielt ein]t, so erzählt die Sage, ein Gras von Regenstein die Tochter eines benachbarten Ritters, die er geraubt hatte, gefangen, weil sie ihn nicht heiraten wollte. Das Edelfräulein aber bohrte mit seinem Diamantringe ein Loch in die Wand des Gefängnisses und entkam glücklich zu seinen Eltern. Eine vorspringende Felsplatte heißt der verlorene Posten, weil von hier eine Schildwache durch den Sturm hinabgeweht wurde, die aber glücklicherweise mit heilen Gliedern umen ankam. An der No.-Seite, wo sich der Blankenburger Forst aus- breitet, führt eine Klippe den Namen „Kleine Roßtrappe". — Berühmt war *) Sie setzt sich nach einer Unterbrechung bei Thale fort und endigt, nochmals unterbrochen, in den Gegensteinen bei Gernrode und Ballenstedt. ii

15. Vaterländisches Lesebuch für die mehrklassige evangelische Volksschule Norddeutschlands - S. 145

1888 - Halle a.S. : Buchh. des Waisenhauses
216. Der hörnene Siegfried. 145 lernen. Aber er sclikig- so gewaltig’ auf das Eisen, dass dieses zer- sprang und der Amboss in die Erde getrieben ward. Der Meister fürchtete sich deshalb vor ihm und suchte des wilden Gesellen sich wieder zu entledigen. Er schickte ihn daher in den nahen Wald zu einem Köhler; aber unterwegs musste Siegfried an der Höhle eines greulichen Drachen oder Lindwurmes vorbei, und dieser, dachte der Meister, würde den jungen Helden töten. Wirklich fuhr der Drache auf den nichts ahnenden Wanderer los, aber Siegfried wehrte sich und erschlug ihn. Darauf ging er weiter und geriet bald in eine Wildnis, in welcher es von Drachen, Kröten und anderem giftigen Gewürm wim- melte. Ohne sich zu besinnen, riss er eine Menge der stärksten Bäume aus der Erde, warf sie auf die Untiere und zündete dann den ganzen Holz- stoss an. Aber von der Glut begann die Hornhaut der Ungetüme zu schmelzen, und ein Strom von dieser Masse floss unter dem bren- nenden Haufen hervor. Neugierig tauchte Siegfried seinen Finger hinein, und siehe da! als er erkaltet war, hatte ihn eine undurchdring- liche Hornhaut überzogen. Da bestrich sich der Held den ganzen Leib aus diesem trägen Strom, und so ward er ganz mit Horn überzogen, also dass ihn kein Schwert verwunden konnte; nur zwischen den Schul- tern blieb auf dem Bücken eine Stelle, die er nicht zu erreichen ver- mochte. An dieser sollte er frühzeitig den Tod empfangen. 2. Wie Siegfried Kriemhilden suchte. Hierauf zog Siegfried auf weitere Abenteuer in die Ferne und kam nach Worms am Bheine, wo der König Gibich herrschte. Derselbe hatte drei Söhne und eine wunderschöne Tochter, Namens Kriemhild. Gern hätte Siegfried diese als seine Gemahlin heimgeführt, und auch sie war dem herrlichen jungen Helden gewogen: aber eines Mittags, als sie, in Gedanken verloren, in einem offenen Fenster stand, kam ein riesiger Drache durch die Luft dahergeflogen und entführte sie, um sie zu seiner Gemahlin zu machen. Von dem Feuer, welches er ausatmete, ward die Burg so hell erleuchtet, als ob sie in Flammen stünde. Er trug sie aber weit, weit weg in eine ungeheure Berghöhle, wo er sie mit Speise und Trank reichlich versorgte und ihr alle Liebe und Freundlichkeit erwies; aber die Jungfrau weinte und klagte und sehnte sich nach ihrem elterlichen Hause, und dabei fürchtete sie sich vor dem greulichen Ungestüm, denn wenn es atmete, so zitterte und bebte der Berg unter ihm. Der König Gibich schickte Boten aus nach allen Bichtungen, um seine verlorene Tochter zu suchen, aber keiner fand eine Spur von ihr. Darüber war viele, viele Tage lang grosses Trauern und Klagen in der Königsburg. Siegfried aber ward indessen ein gewal- tiger Held von solcher Stärke, dass er Bären lebendig erjagte und zum Spott an die Bäume hing. Doch auch er fand trotz seines rastlosen Suchens nirgends die geraubte Jungfrau. Da verfolgte einmal sein treuester Hund eine seltsame Spur, und Siegfried jagte ihm eifrig Vaterländisches Lesebuch.

16. Vaterländisches Lesebuch für die mehrklassige evangelische Volksschule Norddeutschlands - S. 145

1883 - Halle a.S. : Buchh. des Waisenhauses
216. Der hörnene Siegfried. 145 lernen, Aber er schlug 80 gewaltig auf das Eisen, dass dieses zer- sprang und der Amboss in die Erde getrieben ward. Der Meister fürchtete sich deshalb vor ihm und suchte des wilden Gesellen sich wieder zu entledigen. Er schickte ihn daher in den nahen Wald zu einem Köhler; aber unterwegs musste Siegfried an der Höhle eines greulichen Drachen oder Lindwurmes vorbei, und dieser, dachte der Meister, würde den jungen Helden töten. Wirklich fuhr der Drache auf den nichts ahnenden Wanderer los, aber Siegfried wehrte sich und erschlug ihn. Darauf ging er weiter und geriet bald in eine Wildnis, in welcher es von Drachen, Kröten und anderem giftigen Gewürm wim- melte. Ohne sich zu besinnen, riss er eine Menge der stärksten Bäume aus der Erde, warf sie auf die Untiere und zündete dann den ganzen Holz- stoss an. Aber von der Glut begann die Hornhaut der Ungetüme zu schmelzen, und ein Strom von dieser Masse floss unter dem bren- nenden Haufen hervor. Neugierig tauchte Siegfried seinen Finger hinein, und siehe da! als er erkaltet war, hatte ihn eine undurchdring- liche Hornhaut überzogen. Da bestrich sieh der Held den ganzen Leib aus diesem trägen Strom, und so ward er ganz mit Horn überzogen, also dass ihn kein Schwert verwunden konnte; nur zwischen den Schul- tern blieb auf dem Rücken eine Stelle, die er nicht zu erreichen ver- mochte. An dieser sollte er frühzeitig den Tod empfangen. 2. Wie Siegfried Kriemhilden suchte. Hierauf zog Siegfried auf weitere Abenteuer in die Ferne und kam nach Worms, am Rheine, wo der König Gibicli herrschte. Derselbe hatte drei Söhne und eine wunderschöne Tochter, Namens Kriemhild. Gern hätte Siegfried diese als seine Gemahlin heimgeführt, und auch sie war dem herrlichen jungen Helden gewogen: aber eines Mittags, als sie, in Gedanken verloren, in einem offenen Fenster stand, kam ein riesiger Drache durch die Luft dahergeflogen und entführte sie, um sie zu seiner Gemahlin zu machen. Von dem Feuer, welches er ausatmete, ward die Burg so hell erleuchtet, als ob sie in Flammen stünde. Er trug sie aber weit, weit weg in eine ungeheure Berghöhle, wo er sie mit Speise und Trank reichlich versorgte und ihr alle Liebe und Freundlichkeit erwies; aber die Jungfrau weinte und klagte und sehnte sich nach ihrem elterlichen Hause, und dabei fürchtete sie sich vor dem greulichen Ungetüm, denn wenn es atmete, so zitterte und bebte der Berg unter ihm. Der König Gibich schickte Boten aus nach allen Richtungen, um seine verlorene Tochter zu suchen, aber keiner fand eine Spur von ihr. Darüber war viele, viele Tage lang grosses Trauern und Klagen in der Königsburg. Siegfried aber ward indessen ein gewal- tiger Held von solcher Stärke, dass er Bären lebendig erjagte und zum Spott an die Bäume hing. Doch auch er fand trotz seines rastlosen Suchens nirgends die geraubte Jungfrau. Da verfolgte einmal sein treuester Hund eine seltsame Spur, und ^Siegfried jagte ihm eifrig Vaterländisches Lesebuch. J()

17. Vaterländisches Lesebuch für die mehrklassige evangelische Volksschule Norddeutschlands - S. 149

1902 - Halle a.S. : Buchh. des Waisenhauses
216. Der hörnene Siegfried. 149 lernen. A4)6r er schlug so gewaltig auf das Eisen, dass dieses zer- sprang und der Amboss in die Erde getrieben ward. Der Meister fürchtete sich deshalb vor ihm und suchte des wilden Gesellen sich wieder zu entledigen. Er schickte ihn daher in den nahen Wald zu einem Köhler; aber unterwegs musste Siegfried an der Höhle eines greulichen Drachen oder Lindwurms vorbei, und dieser, dachte der Meister, würde den jungen Helden töten. Wirklich fuhr der Drache auf den nichts ahnenden Wanderer los, aber Siegfried wehrte sich und erschlug ihn. Darauf ging er weiter und geriet bald in eine Wildnis, in welcher es von Drachen, Kröten und anderem giftigen Gewürm wim- melte. Ohne sich zu besinnen, riss er eine Menge der stärksten Bäume aus der Erde, warf sie auf die Untiere und zündete dann den ganzen Holzstoss an. Aber von der Glut begann die Hornhaut der Ungetüme zu schmelzen, und ein Strom von dieser Masse floss unter dem bren- nenden Haufen hervor. Neugierig tauchte Siegfried seinen Finger hinein, und siehe da! als er erkaltet war, hatte ihn eine undurchdring- liche Hornhaut überzogen. Da bestrich sich der Held den ganzen Leib aus diesem trägen Strom, und so ward er ganz mit Horn überzogen, also dass ihn kein Schwert verwunden konnte; nur zwischen den Schul- tern blieb auf dem Rücken eine Stelle, die er nicht zu erreichen ver- mochte. An dieser sollte er frühzeitig den Tod empfangen. 2. Wie Siegfried Kriemhilden suchte. Hierauf zog Siegfried auf weitere Abenteuer in die Ferne und kam nach Worms am Rheine, wo der König Gibich herrschte. Derselbe hatte drei Söhne und eine wunderschöne Tochter Namens Kriemhild. Gern hätte Siegfried diese als seine Gemahlin heimgeführt, und auch sie war dem herrlichen jungen Helden gewogen: aber eines Mittags, als sie, in Gedanken verloren, in einem offenen Fenster stand, kam ein riesiger Drache durch die Luft dahergeflogen und entführte sie, um sie zu seiner Gemahlin zu machen. Von dem Feuer, welches er aus- atmete, ward die Burg so hell erleuchtet, als ob sie in Flammen stünde. Er trug sie aber weit, weit weg in eine ungeheure Berghöhle, wo er sie mit Speise und Trank reichlich versorgte und ihr alle Liebe und Freundlichkeit erwies; aber die Jungfrau weinte und klagte und sehnte sich nach ihrem elterlichen Hause und dabei fürchtete sie sich vor dem greulichen Ungetüm; denn wenn es atmete, so zitterte und bebte der Berg unter ihm. Der König Gibich schickte Boten aus nach allen Richtungen, um seine verlorene Tochter zu suchen, aber keiner fand eine Spur von ihr. Darüber war viele, viele Tage lang grosses Trauern und Klagen in der Königsburg. Siegfried aber ward indessen ein gewaltiger Held von solcher Stärke, dass er Bären lebendig erjagte und zum Spott an die Bäume hing. Doch auch er fand trotz seines rastlosen Suchens nir- gends die geraubte Jungfrau. Da verfolgte einmal sein treuester Hund eine seltsame Spur, und Siegfried jagte ihm eifrig nach, ohne an Schlaf

18. Bd. 2 - S. 212

1914 - Leipzig : Dyk
— 212 — ein jeder der Fürsten die ihm naheliegenden Teile, welche zur Botmäßigkeit des Herzogs gehörten, heftig angegriffen. e) Arnold von Lübeck erzählt im zweiten Buche seiner Chronik: 17. Von der Ankunft des Kaisers in Sachsen 1180. Als der Kaiser aber vernahm, daß diese1) vom Herzoge abgefallen waren, begab er sich auf den Weg nach Sachsen. Da gerieten alle die kriegerischen Männer, welche sich im Lager des Herzogs befanden, gar sehr in Furcht und überlieferten, als er herannahte, aus Not oder aus freiem Willen alle seine festesten Burgen und sich selbst dem Kaiser. Viele Dienstleute des Herzogs, die von Kindesbeinen an von demselben aufgezogen waren und deren Väter ihm ohne alle Widerrede gedient hatten, wie Heinrich von Witha, Luppold von Hertesberg, Ludolf von Peina und mehrere andere verließen ihn und traten zum Kaiser über. Dieser gewann dadurch, daß er in Besitz der sehr festen Burgen Hertesburg, Lewenburg, Blankenburg, Heymburg und Reghenestein^) kam, sehr an Macht und sandte das Heer aus, Burg Liechtenberg^) zu erobern, welche ihm auch nach einigen Tagen übergeben wurde. . . f) Im 2. Buch der Chronik Arnolds von Lübeck lesen wir: 22. Von der Heimkehr des Kaisers und der Verbannung des Herzogs 1181. Der Kaiser setzte heimziehend über die Elbe und schlug östlich von Luneburg ein Lager. Der Herzog befand sich, wie gesagt, zu Stade, wohin er sich wegen der sicheren Lage des Ortes zurückgezogen hatte, weil er, selbst wenn die Stadt vom Feinde genommen wurde, doch für seine Person zu Wasser zu entkommen hoffte. Er hatte die Stadt mit einem sehr starken Walle umgeben und sehr bedeutende Befestigungswerke mit Maschinen daselbst bauen lassen, und Graf Gunzelin, der die Befestigungsbauten betrieb, ließ die Türme des Münsters der heiligen Jungfrau Mona,4) weil sie den Festungswerken allzu nahe zu stehen schienen, in unüberlegter Rücksichtslosigkeit abtragen. Dies konnte ohne Schuld nicht abgehen; denn während man aus Übermaß von Fürsorge dergleichen Maßregeln nimmt, bringen 1) Adolf Iii. von Schauenburg (Graf von Holstein) und andere Lehnsleute des Herzogs. 2) Herzberg liegt unweit Osterode, Lauenburg bei Stecklenbnrg, Heimburg und Regenstein bei Blankenburg. Dies wurde erst im folgenden Jahre belagert. 3) Im braunschweigischen Amte Saldern sieht man noch heutzutage die Ruinen von Lichtenberg. 4) Außerhalb der Stadt.

19. Der kleine Kinderfreund - S. 339

1863 - Leipzig : Amelang
339 Dort liegt Bonn, dort am Horizonte breitet sich das Häusermeer von Kö ln aus; in seiner Mitte erhebt sich der majestätische Dom. Und die ganze Ebene ist mit lachenden Dörfern besäet, die Berge, welche sie einschließen, bis zu ihrem Gipfel hinauf mit Rebenpflanzungen und Obstbäumen bekleidet, — es ist ein entzückendes Bild! Steigst du den Berg wieder hinunter, so hast du Gelegenheit, an der Wolken- burg die „Domkaul" zu beschauen, den Steinbruch, der die festen Quadersteine liefert, aus denen der Dom zu Köln erbaut wird. In uralter Zeit, so erzählt die Sage, wohnte in einer Höhle des Berges, der jetzt der Drachenfels heißt, e.in gräuliches Unge- thüm, das jedoch von den umwohnenden Heiden als ein Gott ver- ehrt wurde. Sie brachten ihm Menschenopfer und warfen ihm die Gefangenen vor, die sie in ihren Kriegen geraubt hatten. Unter diesen Gefangenen befand sich auch einmal eine Jungfrau, die eine Christin war. Auch sie sollte dem Drachen zur Beute fallen. In weißem Gewände, mit Blumen geschmückt, wurde sie auf den Berg geführt. Nahe bei der Höhle, in welcher das Unthier lag, wurde sie au einen Baum gebunden. Neben dem Baume lag ein Stein statt des Altars. In einiger Entfernung hatte sich vieles Volk ver- sammelt, um demg räßlichen Schauspiele zuzusehen. Die Jungfrau stand ruhig da und blickte mit frommer Ergebung zum Himmel hin- auf. — Jetzt stieg die Sonne hinter den Bergen empor. Ihre ersten Strahlen fielen in den Eingang der Höhle. Bald trat das geflügelte Unthier hervor und eilte zu der Stätte, wo es seinen Raub zu finden gewohnt war. Aber die Jungfrau erschrak nicht; voll gläubigen Muthes hielt sie dem Drachen das Bild des Gekrenzig- ten entgegen.. Und siehe da, das Ungeheuer stand still, hebte, wandte sich zur Flucht, stürzte sich mit schrecklichem Gezisch in den Abgrund hinab und ward nicht mehr gesehen. Voll Erstaunen über das, was geschehen war, trat das Volk hinzu, lös'te die Bande oer Gefangenen und betrachtete das Kreuz. Die Jungfrau erklärte den Umstehenden dessen Bedeutung, und Alle sielen zur Erde und baten sie, in ihre Heimath zurückzukehren und einen Priester zu senden, der sie lehre das Wort von dem Erlöser und taufen möge auf den Namen des einigen wahren Gottes. Und die Jungfrau that also; und nicht lange währte es, so breitete sich das Chri- stenthum weit aus in der Gegend. An der Stelle aber, wo der Altar des Drachen gestanden, wurde eine Kapelle erbaut. 313. Der Dom zu Köln. Gar vieles Schöne und Merkwürdige ist in Köln zu schauen. Alterthümliche Bauwerke, deren Ursprung vielleicht gar in die 22*

20. Vaterländisches Lesebuch für die mehrklassige evangelische Volksschule Norddeutschlands - S. 146

1888 - Halle a.S. : Buchh. des Waisenhauses
146 216. Der hörncne Siegfried. .nach, ohne an Schlaf oder Trank und Speise zu denken, bis er endlich am vierten Tage in einen wilden, unwegsamen Wald geriet und sieh völlig verirrte. Hier wäre er wohl verloren gewesen trotz aller seiner Stärke; aber als er laut über sein Missgeschick klagte, kam der Zwerg- könig Eugel auf kohlschwarzem Rosse daher. Sein Kleid war von weifser Seide und mit Gold durch wirkt; auf dem Haupte trug er eine prachtvolle Krone mit so glänzenden Edelsteinen, dass der dunkle Wald davon erleuchtet ward. Er begrüfste Siegfried freundlich, als ob er ihn lange gekannt hätte, dann aber gebot er ihm schnell zu fliehen, weil ganz in der Nähe ein Drache hause, der eine schöne Jungfrau gefangen halte; „wenn dieser dich erblickt“, sagte er, „so musst du dein junges Leben in diesem Walde verlieren.“ Da freute sich Siegfried, der gefangenen Kriemhild so nahe zu sein, und er erklärte dem Zwerge, dass er gerade gekommen sei, um sie zu befreien, aber erschrocken rief Eugel:,, Du willst dich solches Dinges unter- fangen? Hättest du auch den halben Erdkreis bezwungen, so würde dir das doch nichts helfen; die Jungfrau müsstest du hier auf dem Felsen lassen. Denn den Schlüssel zu demselben bewahrt der Riese Kuperan, und ehe du auf die Höhe gelangtest, müsstest du mit ihm einen Kampf bestehen, wie er auf Erden noch nicht gekämpft worden ist.“ Gerade dies aber lockte den kühnen Siegfried, und was auch der gute Eugel sagte, um ihn zu warnen, so blieb er doch fest entschlossen, die geraubte Kriemhild aus allen Gefahren zu erretten. 3. Wie Siegfried den Riesen besiegte. isun führte der Zwerg den Helden an die Seite des Felsens, wo des Riesen Behausung war. Siegfried rief laut in die Höhle hinein. Sofort trat Kuperan hervor, bewaffnet mit einer weit über die Bäume hinaus- ragenden Stange von Stahl, deren vier Kanten messerscharf waren und die einen Klang gab wie eine Kirchenglocke. „Was willst du, junger Bursch, in diesem Walde?“ sprach der Riese. „Ich will die Jungfrau erlösen“, antwortete Siegfried, „welche auf diesem Felsen gefangen sitzt.“ „Hoho!“ sagte jener, „du kleiner Wicht, da müsstest du erst noch einige Ellen wachsen.“ Jetzt holte der Riese mit seiner Stange aus, um Siegfried nieder- zuschlagen; aber dieser sprang schnell und gewandt fünf Klafter weit zurück, und sausend fuhr die Stange tief in die Erde hinein. Ehe Kuperan sie aber wieder herausgezogen hatte, sprang Siegfried hinzu und schlug ihm mit seinem scharfen Schwerte fürchterliche Wunden. Von Schmerz überwältigt, liess der Riese seine Stange fahren und floh in die Höhle zurück. Aber bald trat er schrecklich gewaffnet wieder hervor. Ein gol- dener Harnisch deckte seine Brust; an der Seite trug er ein riesiges, sckarfes Schwert, in der Linken aber einen Schild so gross wie ein Thor und einen Schuh dick, und auf dem Haupte hatte er einen Helm