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1809 -
Leipzig
: Hinrichs
- Autor: Pölitz, Karl Heinrich Ludwig
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schulformen (OPAC): Selbstunterricht
- Regionen (OPAC): Sachsen, Herzogtum Warschau
*54
Der Meißnische Kreis.
Oelhschau (mit englischen Anlagen und einer auslän-
dischen Baumpsianzung), Zschepa, Pülßwerda.
v ^ :yi t.
5°*
15) Das Amt Torgau.
Dieses Amt, das von einem Zustizamtmanne und
einem Rentbeamten verwaltet wird, enthält 4 Städte,
54^ Dörfer, 5 Vorwerke und Z6 wüste Marken in sich,
mit einer Bevölkerung von 22,000 Einwohnern und drüber.
Der Boden ist beinahe durchgehends flach, und im Ganzen,
besonders in den Elb - und Augegenden sehr fruchtbar.
Die Elbe durchströmt das Amt fast seiner ganzen Länge
nach, verursacht aber,> wegen ihrer flachen Ufer, und der
8 Elbdämme ungeachtet, nicht selten großen Schaden. ——
Der Feldbau erzeugt einen bedeutenden Ueberschuß über den
jährlichen Bedarf; die Viehzucht wird durch treffliche Wiesen
unterstützt; Hopfen- und Obstbau sind beträchtlich; der Ta-
baksbau hat wieder aufgehört; der Weinbau aber ist nicht
unbedeutend, ob er gleich in neuern Zeiten viel gelitten hat.
Die Pferdezucht hat durch die Landbescheeleranstalt und
die Stuttereien zu Döhlen, Gradih und Repitz viel gewon-
nen. Die Schafzucht wird besonders auf den'rittergütern
betrieben. Das Fünftel des Flächeninhalts nehmen Waldun-
gen ein, mit einem bedeutenden Wildstande. Die Fischerei
ist in 7 großen und 46 kleinen Teichen, und in der Elbe,
der Weinske, dem Schwarzwasser und 4 Seen beträchtlich.
Außerdem sind im Amte 4 Mahl, und 21 Schiffsmühlen.
1908 -
Rinteln
: Bösendahl
- Autor: Wagenführer, Otto
- Hrsg.: ,
- Sammlung: Kaiserreich Geschichtsschulbuecher
- Schultypen (WdK): Niedere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Regionen (OPAC): Schaumburg
- Inhalt Raum/Thema: Heimatkunde
- Geschlecht (WdK): koedukativ
1. Unsere lheimat in alter Zeit.
t Die Beschaffenheit des Landes. Um die Zeit, da Jesus Christus geboren wurde, sah es in unserer Heimat ganz anders aus als heute. Es gab noch keiue Städte und Dörfer, Jeine Landstraßen und Eisenbahnen, feine fruchtbare Ackerfelder und saftige Wiesen. Das Wesertal und das Tal der Aue waren große Sümpfe, die im Frühjahr bei der Schneeschmelze in Seen verwandelt wurden. Das Wasser brachte von den umliegenden Höhen entwurzelte Bäume mit, die, sobald das Wasser sich verzogen hatte, in den Sumpf einsanken und mit Schlamm bedeckt wurden. Nach Hunderten von Jahren findet man jetzt diese Baumriesen vollständig erhalten beim Tonstechen wieder auf. Selbst ein Backenzahn vom Elefanten ist in einer Kiesgrube bei Rumbeck aufgefunden worden. *) Jahrhunderte gingen so vorüber, bis das Wasser in mehreren Flußarmen das Tal durchzog und der Sumpf allmählich austrocknete und fest wurde. Die umliegenden Berge, Hügel und Anhöhen waren während der Zeit mit dichtem Wald bewachsen, in dem Eichen, Buchen und Tannen bunt durcheinander standen. Niemand pflanzte die Bäume, niemand hieb sie um. Der Sturm warf die alten, morschen Baumriesen zu Boden; Straßen führten durch den Wald auch noch nicht, nur schmale Pfade, auf denen das Wild zum Wasser eilte, um zu trinken. Ein solcher Wald heißt Urwald. In diesem Urwalde lebten Wölfe (siehe Sagen Nr. 23, 24), Bären, Wildschweine, Auerochsen, Elentiere, Hirsche und Rehe.
f Die ersten Bewohner unserer Heimat. Zu der
Zeit, da noch das ganze Land von Urwald bedeckt war, kam aus dem fernen Osten ein großes Volk in unsere Heimat, um sich hier Wohnplätze zu suchen. Ueber den Deister und Süntel stiegen sie
*) Derselbe befindet sich in dem Besitze des Herrn Lehrer Knnze in Nenndorf.
1913 -
Berlin [u.a.]
: Oldenbourg
- Autor: Geistbeck, Michael, Fischer, Heinrich, Geistbeck, Alois
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schultypen (WdK): Höhere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 3 – Sekundarstufe 2, Klassen 9/10/11 – 12/13
- Schulformen (OPAC): Höhere Schule
- Regionen (OPAC): Berlin
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): Jungen
Die Mark Brandenburg.
Nach clflciicr Anfnahme des Ccrfciffers.
10. Blick auf das untere Oderbruch unterhalb Oderberg, links Höhe von Güstebiese, davor „neue Oder",
sonst Wiesenland und Wasserrinnen. Höher Wasserstand infolge von Sommergewittern in Schlesien.
Nach eigener A»s»at>i»e des !ver>a»rrs.
11. Elbe, Frühjahrsüberschwemmung, oberhalb Wittenberge bei Garsedow. Der «trom fliegt hinter
dem Weidengehölz im Vordergrunde, das andere Ufer bezeichnen hohe Pappeln. Aufnahme von
der Höhe des Elbdammes.
1907 -
Trier
: Stephanus
- Autor: Schiffels, Joseph
- Auflagennummer (WdK): 2
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schultypen (WdK): Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Volksschule
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): koedukativ
— 163 —
wall liegt die höchste Erhebung der Provinz, der Rückenberg
bei Soran (229 m). In alter Zeit war Brandenburg größtenteils
ein unfruchtbares Gebiet, das große Sümpfe und Sandstrecken enthielt.
Im Laufe der Zeit aber ist es Dank der Fürsorge der hohenzollern-
schen Fürsten und der mühsamen Arbeit der Märker in ein sorgfältig an-
gebautes und fruchtbares Land mit volkreichen Städten, schmucken
Dörfern und schönen Schlössern umgewandelt worden. Große Moor-
gegenden gab es an der Havel, Oder, Warthe und Netze. Sie wür-
den entwässert und zu ergiebigem Ackerboden umgestaltet. Wo einst
nur dichter Wald, Schlamm, Schilf, Binsen und trübes Wasser zu
sehen war, gibt es jetzt wogende Getreidefelder und fette Wiesen.
Wegen der großen Sandflächen nannte man Brandenburg früher scherz-
weise „des heiligen römischen Reiches Streusandbüchse". (Wie geschah die
Umwandlung der Sümpfe und die Verbesserung des Sandbodens?)
Auch in der Provinz Brandenburg ist die Landwirtschaft die wichtigste
Erwerbsquelle. 45% des Bodens sind Ackerland und Gärten und
13°/0 Wiesen und Weiden. Von den Getreidearten ist der Roggen
am weitesten verbreitet. Weizen wächst in den fruchtbareren Gegen-
den des Oderbruchs und der Uckermark. Sehr ausgedehnt ist der
Kartoffelbau, für den der leichte Boden der Mark fehr geeignet ist.
In dem magersten Boden wird Buchweizen gepflanzt. Zuckerrüben
werden vorzugsweise im Oderbruch, Gartengemüse bei Berlin und
Potsdam und im Spreewalde, Tabak in der Uckermark und etwas
Wein an der mittleren Havel und an der Oder von Guben bis
Züllichau gebaut. V3 des Bodens ist mit Wald bewachsen. Wegen
des sandigen Bodens herrscht die Kiefer vor. In den Wäldern gibt
es viel Wild, weshalb die Jagd sehr ergiebig ist. Die Flüsse und
Seen sind reich an Fischen; daher treiben die Bewohner dort vielfach
Fischfang. In der Viehwirtschaft ist die Schafzucht von einiger Be-
beutung. Die Erzeugnisse des Mineralreiches sind gering; besonders
werden Braunkohlen gefunden. Gleichwohl hat die Industrie, besonders
in Berlin und Umgebung, einen außerordentlichen Aufschwung ge-
nommen. Zu nennen ist die Fabrikation von Maschinen, Wollwaren
und Tuch. Handel und Verkehr werden durch die zahlreichen Eisen-
bahnen und Wasserstraßen sehr begünstigt. Der Verkehrsmittelpunkt
nicht nur der Provinz, sondern von ganz Mitteleuropa ist Berlin.
3. Gewässer und Orte. Die größten Flüsse Brandenburgs sind
die Elbe und die Oder. Die Elbe bildet auf einer Strecke von 300
km die Grenze gegen die Provinzen Sachsen und Hannover. Ihr
wichtigster Nebenfluß in Brandenburg ist die Havel. (S. 118.) An
der Havel liegen Oranienburg (S. 118), Spandau (70000 Einw.,
S. 118), Brandenburg (51000 Einw., S. 118), Rathenow und
Havelberg (S. 119). Ein rechter Zufluß der Havel ist der Rhin,
woran das durch die Schlacht des Großen Kurfürsten gegen die
Schweden (am 18. Juni 1675) bekannte Fehrbellin liegt. Sumpfige
Niederungen des Havellandes sind das Rhinluch und das Havelluch
(S. 119). Der bedeutendste Nebenfluß der Havel ist die ihr links
zufließende Spree, welche auf dem Lausitzer Gebirge entspringt und
Ii*
1913 -
Göttingen
: Vandenhoeck & Ruprecht
- Autor: Tecklenburg, August
- Sammlung: Kaiserreich Geschichtsschulbuecher
- Schultypen (WdK): Höhere Lehranstalten, Mittlere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten, Mittlere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
laß ich hinter uns abbrennen". Dieses Wort machte böses Blut und etliche Kerls murrten: „So braucht man uns nicht zu kommen. Wir werden unsere Schuldigkeit tun, gleich viel, ob die Brücke steht oder brennt". Da rief der Me begütigend: „Seid doch gescheut, Kinder! So habe ich's nicht gemeint. Wir kennen uns ja"! Nun wurden alle wieder vergnügt. Zu einem schlesischen Landwehrbataillon, dessen Leute halb nackt, barfuß und mit zerrissenen Kleidern vorbeimarschierten, sagte er: „Kerls, ihr seht ja aus wie die Schweine. Aber an der Katzbach habt ihr die Franzosen gut geschlagen. Damit ist's jedoch nicht genug. Ihr müßt sie heute wieder schlagen, sonst sind wir alle des Teufels"! Als alle Infanteristen über die Brücke waren, rief er: „Nu man frisch druf"! (Hechel.)
Als die preußischen Truppen sich dann zum Angriff formierten, rauchten alle Schornsteine im Dorfe. Da ritt Blücher vor die Front und sprach mit seiner hellen wohlklingenden Stimme: „Jnngens! Seht, da backen sich die verfluchten Franzosen Weißbrot zum Frühstück; das wollen wir ihnen wegnehmen, weil es noch warm ist,
Marsch"!
Füsilier Hechel: Es war das erstemal in meinem Leben, daß
ich in die Schlacht kam, und das Herz pochte mir an die Rippen, daß
ich meinte, mein Nebenmann müßte es hören. Dem ging's indes nicht besser. Da lag Warten bürg vor uns, und ein einziger schmaler Elbdamm, den die feindlichen Batterien bestrichen, führte drauf zu. Die Kanonenkugeln sausten über uns hin. Jetzt hieß es: „Patronen los"! Die Päckchen wurden aufgebunden und 60 Schuß in die
Patronentasche geschüttet, „Geladen"! scholl das Kommando, und neben, vor und hinter uns schlugen Granatkugeln nieder. Eine zerschmetterte den Burschen unsers Kapitäns, andere rissen große Zacken von den Baumen und rauschten durch das Gebüsch. Jetzt zitterten mir alle Glieder am ganzen Leibe, die Haare auf dem Kopfe sträubten sich, und es däuchte mir, sie höben den Tschacko hoch in die Höhe. Ich bückte um mich, aber wen ich ansah, der zitterte auch. Von meiner ersten Schlacht weiß ich nicht viel zu erzählen. Die Bestürzung war noch zu groß. Auch stand das Leibregiment vor uns im Feuer und hatte den härtesten Stoß auszuhalten. Um nach dem Elbdamme zu gelangen, ging's im Kugelregen durch einen Sumpf. Von unsern
1909 -
Hannover-List [u.a.]
: Carl Meyer (Gustav Prior)
- Autor: Heise, Ernst
- Hrsg.: ,
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrerbuch
- Schultypen (WdK): Alle Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Alle Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): koedukativ
— 83 —
Kartoffeln, Buchweizen und Lupine und bietet Schafherden ausgedehnte
Weideplätze. Weite Gebiete sind auch mit Nadelhölzern bestanden.
Auch Obst- und Hopfenbau wird mit Nutzen betrieben.
An besonders tiefen Stellen der Altmark konnte das Wasser nicht
abfließen. Es bildeten sich sumpfige Niederungen, die nicht beackert
werden konnten, die jetzt aber zum großen Teil trocken gelegt sind und
nun fruchtbare Ebenen bilden.
Wir nennen zuerst den Drömling. Er liegt am Westrande der
Altmark. Der Drömling war ehedem ein zusammenhängendes Sumpf-
gebiet, oder besser ein großer Sumpfwald. Nur an wenigen Stellen
schaute ein kleines Stück trockenen Landes aus dem Sumpfe heraus.
Diese Stellen nannte man Horste; auf ihnen erbaute man die ersten
Siedlungen. Ehe das geschah, konnten die Bewohner in der Um-
gebung des Drömlings nur in harter Winterszeit, wenn die Sümpfe
fest gefroren waren, etwas Nutzen aus dem Drömling ziehen, indem
sie in demselben Holz fällten zu Bau- und Brennzwecken. 1777 ließ
Friedrich der Große durch Hunderte von Arbeitern die Entwässerung
des Drömlings beginnen, also vor mehr als 130 Jahren. Sein Nach-
folger setzte das Werk fort. Die Ohre, welche bis dahin in diesem
Sumpfgebiet gar kein bestimmtes Bett hatte, erhielt nun einen regel-
rechten Lauf (wie wohl?) und wurde zu beiden Seiten eingedämmt.
Zahlreiche breite Gräben, welche alles Wasser des Drömlings aufnehmen
mußten, und die ebenfalls von Dämmen umgeben wurden, wurden der
Ohre zugeführt. Und diese führte alles Wasser zur Elbe. Und so
ist ein großes Stück fruchtbaren Landes, etwa 35 km lang und über
20 km breit, urbar gemacht worden. Der Wald ist dabei zum großen
Teile niedergeschlagen worden. Der Boden ist so fruchtbar (Sand, Humus,
Ton und Lehm), daß Getreide prachtvoll gedeiht. Der König Friedrich
der Große wollte Kolonisten hier ansiedeln, aber die Bewohner wollten
sich das Land nicht nehmen lassen, und so wurde es unter die Dröm-
linger verteilt. — Im Nordwesten des Drömlings ist ein Gebiet, das
noch heute moorig und naß ist. Aber man macht es dadurch urbar,
daß man zwischen je zwei Gräben die Erde dammartig aufwirft, mit
Saud durchsetzt und bebaut, wodurch große Fruchtbarkeit erzielt wird. Das
ist die Dammkultur. An den Gräben sinden sich saftige Wiesen, auf
denen gesundes Vieh in großen Herden lustig weidet. Hier und da
sticht man auch Torf. — Das Rittergut Cunrau zeigt die Dammkultur
am besten. Auf den Dämmen gedeihen alle Fruchtarten in großer
Ueppigkeit.
6*
1901 -
Langensalza
: Beyer
- Autor: Fritzsche, Richard
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrerbuch
- Schultypen (WdK): Mittlere Lehranstalten, Bürgerschule, Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Mittlere Lehranstalten, Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Bürgerschule, Mittelschule, Volksschule
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): koedukativ
344 Hi. Abschnitt. Die Landschaften und Staaten Norddeutschlands.
6. Welche Beschaffenheit weist nun das Innere Schleswig-Hol-
fteins aus?
Schleswig-Holstein bildet einen Teil des norddeutschen Tieflandes und
trägt als solcher dasselbe Gepräge als das alte Sachsen- und Wendenland
westlich und östlich der Elbe. Es lassen sich drei Gebiete unterscheiden.
Im Osten breitet sich das wellige Hügelland aus, in dem fruchtbare Acker-
selber, saftige Wiesen und schattige Buchenwälder miteinander abwechseln.
Eine Eigentümlichkeit dieser Landschaft sind die Knicks, die sich zwischen
den Feldern und Wiesen dahinziehen und das ganze Land wie ein weit-
inaschiges Netz überspannen. Diese Knicks sind lebendige Hecken, die ans
Weiden-, Buchen-, Haselbüschen und anderen Straucharten gebildet werden
und die Begrenzungen der Weideplätze für das Vieh bilden. Auch an der
Westküste zieht sich eine fruchtbare Landschaft hin. Es ist ein breiter
Marschsaum, der bereits oberhalb Hambnrg beginnt, sich am rechten Elb-
user hinzieht und dann längs der Nordseeküste sich durch ganz Schleswig-
Holstein erstreckt. Ausgedehnte Weideplätze, die von zahlreichen Herden kräftiger
Rinder und mutiger Pferde belebt sind, wechseln hier mit fruchtbaren Acker-
slureu ab, auf denen außer Getreide und Raps anch allerlei Gemüse angebaut
werden. So gleichen z. B. die Vierlande, welche oberhalb Hamburg am
rechten Elbufer sich ausbreitet, einem weiten Gemüsegarten. Neben diesen
Fruchtauen weist Schleswig-Holstein auch ein ausgedehntes Heidegebiet ans.
Die Bewohner bezeichnen dieses Gebiet als hohe Geest. Es nimmt die
Mitte der Landschaft ein und wird von dem Marsch- und Hügellande um-
säumt. Hier sind weite Strecken völlig unbebaut. Nur dürftiges Heide-
gestrüpp bedeckt den Boden. Stellenweis werden die Heideflächen von Laub-
Waldungen unterbrochen; aber diese bestehen meistens aus niedrigem und
knorrigem Eicheugestrüpp. An verschiedenen Stellen der Geest breiten sich
auch ausgedehnte Moore aus.
sachliche Vertiefung: 2. Woher rührt die verschiedene Boden-
beschasfenheit Schleswig-Holsteins? Schleswig-Holstein bildet die
Fortsetzung der ostelbischen Seenplatten. Wie diese so ist auch sie eine
Bildung vorzeitlicher Gletscher. Diese haben die Lehmhügel des Ostens auf-
gebaut. Beim Abtauen der Gletscher sind dann Sandmassen ausgewaschen
worden. Die Gletscherwasser haben diese Sandmassen westwärts geschwemmt
und aus der Westseite des Landrückens abgelagert. Der Marschsaum an der
Westküste ist eine Bildung des Meeres. Die Meeresfluten haben die Schlamm-
massen an der Küste abgelagert.
Wie kommt es, daß die Bodenfruchtbarkeit Schleswig-
Holsteins verschieden ist? Die Bodenfruchtbarkeit hängt ab von der
Beschaffenheit des Bodens. Das Hügelland besteht aus fruchtbarem Lehm-
boden, während das Heidegebiet sandig, vielfach auch moorig ist. Die
Märschen dagegen bestehen aus fruchtbarem Schlamm.
Welchen Einfluß hat die Bodenbeschaffenheit und Bodeu-
sruchtbarkeit auf die Erwerbsverhältuisse ausgeübt? Die Haupt-
beschästiguug der Bewohuer ist Ackerbau und Viehzucht. Schleswig-Holstein
gehört infolgedessen zu den deutschen Ackerbaugebieten. Die Industrie hat
1914 -
Frankfurt am Main
: Diesterweg
- Autor: Wehrhan, Karl, Rödiger, A.
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Schultypen (WdK): Mittlere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Mittlere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Mittelschule
- Regionen (OPAC): Sachsen (Provinz)
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
84 Heimatkunde der Provinz Sachsen.
nach das Tischgebet gesprochen wird. An den langen Winterabenden versammeln sich
die Hausbewohner um die Öllampe. Die Krauen und Mädchen spinnen. Sie Männer
sitzen um den großen Kachelofen und erzählen allerhand Spukgeschichten,- denn der
Aberglaube ist noch sehr verbreitet.
Frau Harke.
1. Das Riesenspielzeug. Zm Jerichower Lande haust der Sage nach Krau
Harke. Sie war eine Riesin und so groß, daß sie vom Harkenberge, in dem sie wohnte,
gleich auf die Rehberger Berge treten konnte. Zn einer höhle des Harkenberges hatte
sie ihr wild: Hirsche, Rehe, Hasen, wilde Schweine. Ms Riesenfräulein ging sie einst
von dem Berge in die Ebene. Da sah sie einen Bauer, der mit seinen Gchsen den flcker
pflügte. Sie breitete ihre Schürze aus und trug das Spielzeug in die Burg. Dort
schalt sie der Vater aus, da der Bauer kein Spielzeug sei. Sie mußte es wieder dahin
tragen, wo sie es gefunden hatte.
2. Entstehung der Rhinomer Berge. Krau Harke war Heidin. Sie wollte
es deshalb nicht haben, daß der havelberger Dom gebaut wurde. Mit einer Schürze
voll Sand wollte sie das Bauwerk verschütten. Aber das Schürzenband zerriß. Der
Sand flog über die Havel, und es entstanden die Rhinomer Berge. Da suchte sie das
Gotteshaus mit einem großen Steine zu zertrümmern. Aber der Stein entglitt ihrer
Hand, heute noch liegt er mit den 'gewaltigen Zingereindrücken auf den Rhinomer
Bergen.
3. Krau Harfe in den zwölf Rächten. In den zwölf Rächten zwischen
Weihnachten und dem 6. Januar fliegt Krau Harke wie Krau Holle segenspendend durch
das Land. Da schaut sie, ob das Vieh regelmäßig sein Kutter bekommt. Die Mägde
müssen in dieser Zeit den Klachs abspinnen, sonst zerkratzt ihnen Krau Harke das
Gesicht. Man darf in den zwölf Rächten keine Hülsenfrüchte essen, sonst schickt sie
allerhand Ausschlag. Am Silvesterabend aber muß man Kische mit recht viel Rogen
essen. Dann sorgt Krau Harke das ganze Jahr für Geld.
2. Volksdichte. Oa die Erwerbsverhältnisse der Landschaft ungünstig
sind, ist sie nur schwach besiedelt. Km dichtesten ist die Besiedlung in den
Klußauen.
3. Siedelungen. Lei Mühlberg an der Elbe schlug Kaiser Karl V. den Kur-
fürsten von Sachsen, verfolgte ihn und nahm ihn in der Lochauer Heide gefangen.
Torgau (13) liegt in der fruchtbaren Elbaue. Die Bewohner treiben daher Ackerbau
und Schiffahrt, hier schlug Friedrich der Große im Siebenjährigen Kriege die
Österreicher.
Bei Wartenburg ging der preußische Generalijork 1813 über die Elbe und besiegte
die Kranzosen. Wittenberg (22y2) = weißer Berg (nach den angeschwemmten weißen
Sandhügeln von den Klämingern so genannt) hat eine fruchtbare Umgebung mit Ge-
treide-, Kartoffel- und Gemüsebau, daher Branntweinbrennereien und Bierbrauereien,
außerdem Tuchfabriken, hier hat Luther in trautem Kamillen- und Freundeskreise
gelebt. Er wohnte im alten Augustinerkloster, hier schlug er die 95 Glaubenssätze an
die Schloßkirche. Sie sind an der Tür der Schloßkirche in Erz eingegraben. Den Markt-
platz zieren die Denkmäler Luthers und Melanchthons. In der Schloßkirche liegen die
beiden großen Männer begraben. In der Südostecke der Landschaft liegt das berühmte
Eisenhüttenwerk Lauchhammer. Dort ist das Lutherdenkmal von Worms in
Bronze gegossen worden. An der Schwarzen Elster liegen die kleinen Landstädte E l st e r -
werda, Liebenwerda, Herzberg, Schweinitz und Jessen. Die Bewohner
treiben meist Ackerbau.
In fruchtbarer Riederung nördlich von der Elbe liegt die anhaltische Stadt Z e r b st.
Diele Häuser haben mittelalterliche Bauart. Ihre hohen, steinernen Giebel sind nach der
Straße gerichtet. In einem großen, schönen park liegt das herzogliche Schloß. Zerbst
1914 -
Halle a.d.S.
: Schroedel
- Autor: Heine, Heinrich
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schultypen (WdK): Niedere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
- Regionen (OPAC): Nordhausen
- Inhalt Raum/Thema: Heimatkunde
- Geschlecht (WdK): koedukativ
— 63 —
Mann ohne Kopf sehen lassen; auch ein gespenstischer Reiter ohne Kopf
auf einem Pferde ohne Kopf soll sich hier zeigen oder ein Krieger, der
allnächtlich hier aus seinem Grabe steigt. — Die eigentliche Bedeutung
der Kreuze kennt man nicht genau; einige mögen Grenzsteine sein.
Jedenfalls haben sie hier nicht immer beisammen gestanden, sondern sind
vom Felde her an den Wegrand gebracht worden. — Der Name „Hohlungs-
bügel" ist noch nicht völlig erklärt. Die zweite Hälfte des Wortes,
bügel, heißt ursprünglich Bühel oder Bühl, das ist Hügel. Die erste
Hälfte, Hoülungs, ist schwer zu erklären; das Wort kann aus „hohl"
entstanden sein; dann wäre der Name als „Hohlweg über den Hügel"
zu deuten; es kann auch mit Holz zusammenhängen; dann wäre Hohluugs-
bügel-Holzberg.
Von nun an wird das Helmetal breit und eben. Dicht hinter
Hesserode teilt sich die Helme auf einer kurzen Strecke in zwei Arme;
der eine Arm, das ursprüngliche Flußbett, heißt heute Lache; in diese
fließt die Salza. Unmittelbar danach, unterhalb der Brückenmühle,
vereinigen sich beide Arme der Helme wieder.
2. Im oberen Helmetale liegen folgende Dörfer: Schiedungen, Pütz-
lingen, Günzerode, Haferungen, Klein- und Großwechsungen und Hesserode.
3. Von Nordhausen ab heißt das Helmetal die „Goldene Aue".
Den Namen hat sie von ihrer Fruchtbarkeit; goldene Saaten bringt sie
in Fülle hervor. Ein Gras von Stolberg, der von einer Reise nach
Palästina zurückkehrte, soll ihr den Namen gegeben haben. Als er hier
in seiner Heimat wieder angekommen war und von einer Anhöhe auf
das schöne Helmetal herabschante, soll er gesagt haben: „Ich lasse jedem
das gelobte Land und lobe mir die goldene Aue!"
Ehemals war hier ein großer See, in den die Helme und die Zorge
ihre Fluten ergossen. Nach und nach verringerte sich der Wasserreichtum
dieser Flüsse; dadurch wurde auch das Wasser des Sees weniger, bis
schließlich ein großer Sumpf daraus wurde. Mönche aus dem Kloster
Walkenried fingen im 12. Jahrhundert an, diesen Sumpf zu entwässern
und urbar zu machen. Herbeigerufene Fläminger (aus Holland) setzten
ihre Arbeit fort. So wurde der Boden trocken. Das stehende Wasser
des Sumpfes hatte einen fruchtbaren Schlamm abgesetzt, der sich als
Ackerboden vortrefflich eignete. Die Fläminger erbauten hier auch Dörfer,
die aber später zum Teil wieder eingegangen sind, indem die Bewohner
nach Görsbach, Berga, Heringen und Äuleben zogen. Die Aumühle
ist noch der Rest eines flämischen Dorfes. Wo sich einst Sumpf und
Morast befand, zieht jetzt der Pflug seinen Weg, und statt der Schilf-
ftengel wiegen sich goldene Ähren im Winde, und Felder mit Zucker-
rüben breiten sich aus, die dem Landmann reiche Erträge liefern.
4. In dem untern Helmetal liegen von Nordhausen ab: Sund-
hausen, Uthleben, Heringen, Görsbach, Berga, Kelbra, Roßla, Wallhausen.
Unterhalb der Stadt Artern fließt die Helme in die Unftrut.
1910 -
Weinheim [u.a.]
: Ackermann
- Autor: Streng, Wilhelm
- Hrsg.: Tischendorf, Julius
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Schülerbuch
- Schultypen (WdK): Niedere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 1 – Primarstufe, Klassen 1 – 4/6
- Regionen (OPAC): Baden
- Geschlecht (WdK): koedukativ
— 51 —
durch ein staffelsörmiges Absinken der Schichten sich auf beiden Seiten
die Form einer Treppe bildete. So hat sich schließlich der Rhein
ein viel engeres Tal ausgesucht, als er früher hatte. Die beiden
Ufer des Rheines waren mit Sand und Schlamm bedeckt, worauf
Moose und Gräser wuchsen. Diese verwelkten und verfaulten und
vermengten sich mit dem Schlamm) so entstand nach und nach der
fruchtbare Ackerboden.
Die ersten Ansiedler dieser Gegend befürchteten, der Rhein
könnte die Ebene überschwemmen (Frühjahr-Schneeschmelze auf den
Alpen und dem Schwarzwald); sie bauten deshalb ihre Häuser am
Fuße der angrenzenden Gebirge.
Die Ebene wurde nach und nach trockener, und bald entstanden
dort Wälder, in denen sich viele wilde Tiere, z. B. Rehe, Hirsche,
Füchse, Wölfe usw. aufhielten. Immer mehr Menschen siedelten
sich am Rande der Ebene an, und bald reichte der Boden nicht
mehr aus, daß die Leute dort wohnen und sich ernähren konnten.
Sie legten daher die Sümpfe trocken, rodeten die Wälder aus und
machten so die Ebene bewohnbar. Am Rhein siedelten sich Fischer
an, die zuerst nur in armseligen Hütten wohnten. Große Häuser
wollten sie nicht bauen; denn sie befürchteten, das Wasser würde
sie wegschwemmen. Auch noch andre Menschen trieb es an den
Rhein. Sie durchsuchten mühselig den Rheinsand und fanden oft
kleine Goldkörner; es waren dies die Goldwäscher.
Zu beiden Seiten „des Rheins wurden Dämme aufgeworfen,
damit die Leute vor Überschwemmungen geschützt waren. Bald
entstanden nun auch Dörfer und Städte in der Ebene und zu
beiden Seiten des Rheins (Entstehung Mannheims!) Jahrhuuderte
lang bemühten sich die Menschen, den Boden anzubauen, und heute
ist dieser Teil des Landes, besonders bei Mannheim, der dichtbe-
völkertste. Auf 1 qkm kommen 882 Einwohner (Mannheim!)
Iii. Frage: Womit beschäftigen sich die Bewohner
d a s e l b st?
Wir haben bei der Besprechung anderer Landesteile gefunden,
daß die Beschäftigung der Bewohner von den Bodenverhältnissen
und dem Klima abhängig ist. Zu welcher Beschäftigung wird
wohl die Rheinebene die Leute veranlassen? Untersuchen wir!
Das Klima ist mild. Im Norden erhebt sich jenseits des
Mains der Taunus und der Spessart, (Karte!) durch welche die
Nordwinde abgehalten werden. Im Osten ist der Odenwald und
das Hügelland, die den scharfen Ostwinden den Zutritt verwehren.
Von Süden her können die warmen Winde eindringen, und der
Westwind bringt Regen und linde Lüfte.
Die Bodengestaltung erschwert die Bebauung des Bodens
nicht; jedes Fleckchen Erde kann bepflanzt werden.
4 *
1909 -
Leipzig [u.a.]
: Teubner
- Autor: Lehmann, Richard, Franke, Max, Szymanski, Theodor, Lorenz, Paul, Schmeil, Otto
- Auflagennummer (WdK): 5
- Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
- Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
- Konfession (WdK): Römisch-Katholisch
8
Erdkunde.
Ii
ganze Ortschaften vom Sande bedeckt und die Bewohner genötigt, Haus und Hof zu
verlassen, um sich eine neue Heimat zu suchen. Damit die „wandernden Dünen"
zum Stillstände kommen, bepflanzt man sie mit Gräsern oder Riefern, deren weit
verzweigte wurzeln den Sand festhalten.
3. Das ostdeutsche Tiefland.
1. Der nördliche Landrücken begleitet die Rüste der Ostsee in einiger
Entfernung. Lr erstreckt sich von der Memel bis fast zur Elbe, wendet sich dann
nach Norden und durchzieht die Halbinsel Jütland. Der Geil des Landrückens, welcher
der Ostsee zugewendet ist, besitzt meist lehmigen, fruchtbaren Boden. Die Abdachung
zum Tieflande im Süden ist aber vielfach sandig und unfruchtbar. Im Osten sind die
niedrigen Berge vorwiegend mit Riefern-, im Westen dagegen mit Buchenwald be-
deckt. Auf den welligen Flächen liegen zahlreiche Seen („Seenplatte"), und an vielen
Orten findet man auf den Hügeln gewaltige Steinblöcke und Steingeröll.
woher stammen die Felsblöcke, die man auf dem Landrücken und auch in andern
Gegenden des Norddeutschen Tieflandes erblickt? — vor vielen tausend Jahren kamen von den
Gebirgen Skandinaviens (Karte!) mächtige Lisströme herab. Sie bedeckten das Gebiet, das
heute von der Ostsee überflutet wird, und reichten etwa bis an den Fuß des deutschen Mittel-
gebirges (5. 21). Als das Eis schmolz, blieben gewaltige Steine zurück, die es mit sich gebracht
hatte. Man nennt sie Findlinge oder Irrblöcke („erratische Blöcke"), weil sie sich gleichsam auf
deutschen Boden verirrt haben. Zugleich führte das Eis auch Sand, Lehm und Mergel (ein
Gemenge von Kalk- und Tonerde) herbei, die nun das Land bedecken, wo diese Stoffe in
guter Mischung vorhanden sind, ist der Boden fruchtbar.
Durch den Lauf der Weichsel (Thorn bis Danzig) und der Oder (Rüstrin bis
Stettin), sowie durch die Senke, die Elbe und Tr ave durchfließen, wird der Land-
rücken in einzelne Landschaften gegliedert. Sie sind nach den Volksstämmen (den Preußen,
Pommern, Mecklenburgern und Holsteinern) benannt, die dort wohnen.
a) von der Memel bis zur Weichsel erstreckt sich der preußische Landrücken
(prov. Ostpreußen und Teile der prov. Westpreußen). Er besitzt viele Seen (Mauer-
und Spirdingsee), und zahlreiche Flüsse (pregel) eilen von ihm der Ostsee zu.
Im östlichen Teile liegen unweit der Stadt Gumbinnen (14)*) die Waldungen
der Nominier Heide mit einem königlichen Jagdschlösse. Da sich in diesen Gegenden
auch ausgezeichnete Weideflächen finden, züchtet man edle Pferde (Trakehnen). Im
westlichen Teile ist der Boden fruchtbarer und sorgsam angebaut. Um die Boden-
erzeugnisse dieses „Oberlandes" mühelos fortschaffen zu können, hat man die einzelnen
Seen durch den Oberländischen Ranal verbunden, der in das Frische Haff mündet.
wenn im zeitigen Frühlinge der Schnee schmilzt, oder wenn im Sommer ge-
waltige Regenmengen niedergehen, schwellen Memel, pregel und Weichsel stark
an. In früheren Zeiten konnten sie dann ihre Fluten ungehindert über die Ufer-
landschaften ergießen. Der von ihnen mitgeführte Schlamm setzte sich ab, so daß sich
in den breiten Tälern nach und nach fruchtbarer Boden bildete. Jetzt ist das
ausgedehnte Gebiet durch Dämme vor Überschwemmungen geschützt und mit ertragreichen
Feldern und vielen Dörfern bedeckt, deren Bewohner meist zu Wohlstand gelangt sind.
Den größten Teil des Schlammes führen die Ströme aber — wie wir bereits
*) Die eingeklammerten Zahlen hinter den Städtenamen bezeichnen die Einwohnerzahlen
in Tausenden.
1918 -
Hannover
: Carl Meyer (Gustav Prior)
- Autor: Kinghorst, Wilhelm, Heinze, Wilhelm, Heinze, Otto
- Hrsg.: Rosenburg, Hermann
- Auflagennummer (WdK): 13
- Sammlung: Kaiserreich Geschichtsschulbuecher
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrerbuch
- Schultypen (WdK): Höhere Lehranstalten, Lehrerseminar
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten, Lehrerbildungsanstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Lehrerbildungseinrichtungen
- Schulformen (OPAC): Höhere Lehranstalt, Lehrerbildungsanstalt
- Regionen (OPAC): Brandenburg
- Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
- Geschlecht (WdK): Jungen
Sn mit Nmtenfeuer anzugreifen; unaufhaltsam schrittet ihr vor, euere Bajonette strzten ihn den steilen Talrand der wtenden Neie und Katzbach hinab.
Seitdem habt ihr Flsse und angeschwollene Regenbche durchwatet im Schlamm habt ihr die Nchte zugebracht; ihr littet zum Teil Mangel an Lebensmitteln, da die grundlosen Wege und der Mangel an Fuhrwerk deren Nachfuhr verhinderten. Mit Klte, Nsse, Entbehrung und zum Teil mit Bkmgel an Bekleidung habt ihr gekmpft; dennoch murrtet ihr nicht, und ihr verfolgtet mit Anstrengung eueren geschlagenen Feind. Habt Dank fr ein so hochlobenswertes Betragen; nur der, der solche Eigenschaften vereiniqt ist ein echter Soldat.
Einhundert und drei Kanonen, 250 Munitionswagen, des Feindes Lazarett-anstalten, seine Feldschmieden, seine Mehlwagen, ein Divisionsgeneral, zwei Brigadegenerale, eine groe Anzahl Obersten, Stabs- und andere Offiziere, 18 000 Gefangene, zwei Adler und andere Trophen sind in eueren Hnden. Den Rest jener,^ die euch in der Schlacht an der Katzbach gegenbergestanden haben, hat der Schreck vor eueren Waffen so sehr ergriffen, da sie den Anblick euerer Bajonette nicht mehr ertragen werden. Die Straen und Felder zwischen der Katzbach und dem Bober habt ihr gesehen; sie tragen die Zeichen des Schreckens und der Verwirrung euerer Feinde.
Lat uns dem Herrn der Heerscharen, durch dessen Hilfe ihr den Feind nieder-warfet, einen Lobgesang singen und im ffentlichen Gottesdienste ihm fr den uns gegebenen herrlichen Sieg danken. Ein dreimaliges Freudenfeuer beschliee die Stunde, die ihr der Andacht weihet. Dann suchet eueren Feind aufs neue auf!
Blcher.
128.
Uorcks bergang der die Elbe bei Wartenburg.
3. Oktober 1813.
Fundort: von Ditfurth a. a. O. S. 94.
1. Aus dem Hauptquartier in Jessen Schrieb nach reiflichem Ermessen Vater Blcher den Befehl:
Morgen frh soll Dorck marschieren,
bern breiten Elbstrom führen Sein Armeekorps ohne Fehl.
2. Darauf schlug man nachts zwei Brcken,
Da man knnt' hinberrcken,
Zu verjagen dort den Feind,
Der auf Wartenburg sich sttzte,
Den der hohe Elbdamm schtzte,
Und des Siegs gewi sich meint'.
3. Frh zog Sieholm drauf entgegen Der Scharfschtzen Kugelregen Von dem hohen Elbwall her;
Und die feindlichen Kanonen Blitzten auf die Bataillonen
Ein verheerend Feuermeer.
1909 -
Leipzig [u.a.]
: Teubner
- Autor: Lehmann, Richard, Franke, Max, Szymanski, Theodor, Lorenz, Paul, Schmeil, Otto
- Auflagennummer (WdK): 5
- Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
- Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
- Konfession (WdK): Römisch-Katholisch
Ii
Erdkunde.
11
2. Dos Tiefland zwischen dem nördlichen und dem südlichen Landrücken
wird von zahlreichen Flüssen durchströmt (nenne sie!). In früheren Zeiten traten sie
während der Schneeschmelze oder nach starken Uegenfällen oft über die Ufer. Aus
dem flachen Lande konnte aber das Wasser nicht wieder abfließen. (Gieße Wasser
auf eine wagerechte Tischplatte!) So entstanden durch die fortgesetzten Überflutungen
große Sümpfe, die zum Teil mit Uohr und Schilf bedeckt waren. Solche Brücher
gab es an der Oder, sowie an ihrem größten Nebenflüsse, der Warte, und an deren
Zuflusse, der Uetze (Oder-, Warte-, Netzebruch). Buch an Havel und Spree dehnten sie
sich aus (Havelland, Spreewald). In diesen unwirtlichen Gegenden fanden nur wenige
Menschen durch Jagd und Fischfang ein kümmerliches Auskommen. Durch die Tatkraft
der preußischen Fürsten, besonders Friedrichs des Großen, wurde hier Wandel
geschaffen. Um die Flächen dem Ackerbau nutzbar zu machen, baute man an den
Flüssen hohe Dämme und entwässerte einen großen Teil der Sümpfe durch Uanäle.
Zahlreiche Ansiedler stellten sich ein und gewannen durch unablässigen Fleiß dem
fruchtbar gewordenen Boden hohe Erträge ab.
Mit der Entwässerung der Brücher hat man zugleich auch die Schiffahrtswege
verbessert, sowie Weichsel, Oder und Elbe durch Uanäle verbunden. So führt der
Bromberger Uanal von der Brahe, einem Weichselnebenflusse, zur Uetze, der
Gder-Spree-Uanal von der Oder zur Spree, der Finow-Uanal von der Oder
zur Havel und der plauesche Uanal von der Havel zur Elbe.
a) Das Tiefland östlich der Oder (prov. Posen und Teile der prov.
Brandenburg) hat fast durchweg fruchtbaren Boden. Daher bildet der Ackerbau den
Haupterwerbszweig der Bewohner. Die wenigen größeren Städte, die hier entstanden
sind, vermitteln den Handel zwischen diesen ertragreichen Gebieten und andern Gegenden
unsers Vaterlandes. Sie liegen an Hauptverkehrswegen: Bromberg (55) an dem
gleichnamigen Uanal, der Weichsel und Oder verbindet, Posen (147) an der Warte
und Frankfurt (66) an der Oder. An Posen und Frankfurt führt außerdem noch
eine alte Landstraße (jetzt Eisenbahn) vorüber, die Deutschland von Westen nach Osten
durchzieht. Da die Gstgrenze unsers Vaterlandes jeder natürlichen Umwallung ent-
behrt, bedürfen diese wichtigen Wege für den Kriegsfall eines starken Schutzes. Thorn
(45) ist ein festes Bollwerk zur Sicherung der Wasserstraße; ebenso sind Uüstrin (18)
an der Wartemündung und Posen zu starken Festungen ausgebaut worden. — Bei
hohensalza (24) findet man Steinsalz. — Die Bewohner der Landschaft sind nur zum
Teil deutscher Abstammung; im äußersten Osten überwiegen die polen (etwa Z Mill.),
die der römisch-katholischen Uirche angehören.
b) Das Tiefland westlich der Oder (prov. Brandenburg) entbehrt vielfach
des fruchtbaren Ackerbodens. Nordwestlich von Uüstrin geht das Gderbruch in eine
Waldlandschaft über, die man wegen ihrer Schönheit als „Märkische Schweiz" bezeichnet,
hier liegt Eberswalde (25) mit einer Forstakademie. An dieses Gebiet schließt sich
im Westen das Havelland an. Es wird von der Havel, die auf dem nördlichen Land-
rücken entspringt, umflossen (beschreibe ihren Lauf!). In der ostwestlichen Strom-
strecke erweitert sich der Fluß zu zahlreichen Seen, die anmutig von Wäldern um-
kränzt sind. Bei der schön gelegenen Stadt Potsdam (62) errichteten die
preußischen Uönige mehrere Schlösser, von denen Sanssouci (ßangßußi) das bekannteste
ist. Die Bewohner der meisten Havelstädte ernähren sich durch Fabrikarbeit. In
Spandau (73), einer Festung, die im Uriege Berlin schützen soll, befinden sich Gewehr-
1883 -
Halle a.S.
: Buchh. des Waisenhauses
- Autor: Sach, August, Keck, Heinrich, Johansen, Christian, Meyn, Ludwig
- Auflagennummer (WdK): 9
- Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
- Geschlecht (WdK): koedukativ
- Konfession (WdK): Evangelisch-Lutherisch
30
22. Die Clbe.
Zum Schluß wollen wir auch noch eine schöne Sage mitteilen: Im Dome
befindet sich ein großes Wandgemälde, welches den großen Christoph darstellt.
Dieser war nämlich ein starker Riese, der jedem zu Leibe ging, den er auf sei-
nem Wege traf, und sie alle besiegte. Einst sagte er, er wollte gern dienen,
aber nur einem Herrn, der mächtiger und stärker sei als er. Da ging er zu
einem mächtigen Könige und diente ihm. Der aber fürchtete sich vor dem Teu-
fel. Sogleich nahn: Christoph Dienst bei dem Teufel. Aber dieser fürchtete sich
vor dem Kreuze Christi. Nun wollte er dem Herrn Christus dienen, aber er
wußte nicht, wo er ihn finden sollte. So stellte er sich an das Ufer eines
tiefen Flusses und trug die Menschen, die hinüber wollten, durch das Wasser.
Das war sein Tagewerk. Da kam einst ein Kind an den Fluß und bat ihn,
daß er's auch hinüber trüge. Und da er's auf den Rücken nahn: und in das
Wasser schritt, da wurde ihm die Last immer schwerer, daß er darunter fast
zusammenbrach. Als er sich darüber verwunderte, sagte das Kind: Wundere
dich nur nicht, du trägst Christum, den Herrn. Da beugte sich sein stolzer
Sinn, er diente fortan diesem Herrn und ward ein frommer Christ.
22. Die Elbe.
t^och oben auf dem Kamme des Riesengebirges, unsern der Schneekoppe, in
einer Höhe von 4000 Fuß (I500 rn) findet sich eine große Moor- und
Mooswiese, die, wie ein Schwamm, die Feuchtigkeit der Wolken aufsaugt. Hier
auf der „ Elbwiese" ist der Ursprung der Elbe. Bald wächst der Fluß durch
kräftige Zuflüsse zu einem mächtigen Strome an, der nach einem Laufe von
171 Meilen sich endlich in die Nordsee ergießt. Zunächst durchströmt der junge
Fluß die Gefilde Böhmens und nimmt dort die wasserreiche Moldau und die
dem Fichtelgebirge entspringende Eger auf, um so verstärkt die „ sächsische
Schweiz " zu durchbrechen und in die norddeutsche Tiefebene einzutreten. In
vielfachen Windungen drängt sie sich durch jene merkwürdigen Quadersandstein-
gebilde und bespült mit ihren nun schon gewaltigen Wellen die schöne Haupt-
stadt des Königreichs Sachsen, das reizend von anmutigen Hügeln umgebene
Dresden. Zwischen Riesa und Mühlberg tritt sie als breiter, nun längst
schiffbarer Strom in die preußische Provinz Sachsen.
Immer flacher werden ihre Ufer, und schon beginnen bei der kleinen,
aber „starken Festung Torgau die großen Elbdämme, Deiche genannt, welche
bei Überschwemmungen die gelben Fluten des Stromes von den tiefliegenden
Fluren rechts und links abhalten sollen.
Zwischen Torgau und Wittenberg, dem durch Blüchers und Jorks
Übergang über die Elbe bekannten War ten bürg gegenüber, nimmt sie auf
der rechten Seite die schwarze Elster ans. Dann bespült sie die Festungs-
mauern des durch unsern großen Landsmann Luther so berühmt gewordenen
Wittenberg. Rechts sind hier die Ufer wohl etwas höher, aber auch san-
diger als links, wo in schönem, fruchtbarem Boden die herrlichsten Ackerfrüchte,
besonders Raps und Weizen vortrefflich gedeihen. Unterhalb Wittenberg ist das
rechte User vielfach von dunkeln Fichten- und Kiefernwäldern besetzt, und hier
und da tritt eine sandige, wenig fruchtbare Feldstrecke hervor, auf der der
Buchweizen gar häufig das hauptsächlichste Produkt ist. Bei dem anhaltischen
Städtchen Coswig verläßt der Fluß unsere Provinz, fließt fast bis an die
1912 -
Bielefeld [u.a.]
: Velhagen & Klasing
- Autor: Baade, Friedrich, Borchers, Emil, Gieseler, Albert, Schulze, Hermann, Liekefett, Franz, Kahnmeyer, Ludwig
- Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
- Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
- Konfession (WdK): Römisch-Katholisch
159
tätigfett sowie durch die großen Kolonien in allen Weltteilen begünstigt wird.
England hat die größte Handels- und Kriegsflotte der Welt.
5. Irland bildet im Innern eine wellige Tiefebene, die reich ist an blinkenden
Seen, großen Sümpfen und grünen Moorstrichen. Das Klima ist äußerst mild,
ähnlich wie in England, so daß Bäume und Wiesen selbst im Winter grün bleiben.
Daher hat man Irland auch die „grüne Insel" genannt. Fast sämtlicher Grund und
Boden ist Eigentum einiger englischer Großgrundbesitzer, die ihn um hohe Pacht an
sog. Oberpächter abgegeben haben. Die Oberpächter verpachten ihn ebenfalls wieder
sehr hoch an Unterpüchter. Diese sind meist arm und bewirtschaften den Boden größten-
teils schlecht. Die bedeutendsten Städte in Irland sind: Dublin (380 T.), die
Hauptstadt und Belfast, die bedeutendste Fabrikstadt, namentlich für Leinenwaren.
Die sliederiande oder Holland.
(33080 qkm. — 5,75 M. E.)
1. Das Oieklanä. Das Königreich der Niederlande oder Holland gehört
dem Tieflande an. Ein Teil davon hat sich erst durch Anhäufung des Fluß-
schlammes und durch Sinkstoffe des Meeres gebildet. Da es stellenweise sogar
tiefer als der Meeresspiegel liegt, so wurde es in alter Zeit oft von der See
überflutet. Nach und nach aber haben die Bewohner gewaltige Deiche angelegt
Kanal in Holland.
und dadurch dem Meere ein Stück Land nach dem anderen abgerungen.
(S. 102.) „Gott hat das Meer, der Holländer aber sein Ufer geschaffen," heißt
es im Sprichwort. Die hinter den Deichen liegenden Marschen sind äußerst
fruchtbar und werden meistens als Wiesen oder Weideland benutzt. Daher hat
auch die Viehzucht eine außerordentliche Blüte in Holland erreicht. Besonders
findet eine starke Ausfuhr von Rindvieh, Butter und Käse statt. Zur Entwässerung
des Landes sind überall meilenlange Kanäle angelegt. Ihr Bett liegt zuweilen
1918 -
Bielefeld [u.a.]
: Velhagen & Klasing
- Autor: Schulze, Hermann, Kahnmeyer, Ludwig
- Auflagennummer (WdK): 13
- Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Realienbuch
- Schultypen (WdK): Alle Lehranstalten
- Inhalt Raum/Thema: Weltkrieg
- Inhalt: Zeit: 1914-1918
- Geschlecht (WdK): koedukativ
- Konfession (WdK): offen für alle
159
tätigkcit sowie durch die großen Kolonien in allen Weltteilen begünstigt wird.
England hat die größte Handels- und Kriegsflotte der Welt.
5. Irland bildet im Innern eine wellige Tiefebene, die reich ist an blinkenden
Seen, großen Sümpfen und grünen Moorstrichen. Das Klima ist äußerst mild,
ähnlich wie in England, so daß Bäume und Wiesen selbst im Winter grün bleiben.
Daher hat man Irland auch die „grüne Insel" genannt. Fast sämtlicher Grund und
Boden ist Eigentum einiger englischer Großgrundbesitzer, die ihn um hohe Pacht an
sog. Oberpächter abgegeben haben. Die Oberpächter verpachten ihn ebenfalls wieder
sehr hoch an Unterpächter. Diese sind meist arm und bewirtschaften den Boden größten-
teils schlecht. Die bedeutendsten Städte in Irland sind: Dublin (380 T.), die
Hauptstadt und Belfast, die bedeutendste Fabrikstadt, namentlich für Leinenwaren.
Die sliedericmde oder Holland.
(33080 qkm. — 5,75 M. Ci.)
1. Das Tiefland. Das Königreich der Niederlande oder Holland gehört
dem Tieflande an. Ein Teil davon hat sich erst durch Anhäufung des Fluß-
schlammes und durch Siukstosfe des Meeres gebildet. Da es stellenweise sogar
tiefer als der Meeresspiegel liegt, so wurde es in alter Zeit oft von der See
überflutet. Nach und nach aber haben die Bewohner gewaltige Deiche angelegt
Kanal in Holland.
und dadurch dem Meere ein Stück Land nach dem anderen abgerungen.
(S. 102.) „Gott hat das Meer, der Holländer aber sein Ufer geschaffen," heißt
es im Sprichwort. Die hinter den Deichen liegenden Marschen sind äußerst
fruchtbar und werden meistens als Wiesen oder Weideland benutzt. Daher hat
auch die Viehzucht eine außerordentliche Blüte in Holland erreicht. Besonders
findet eine starke Ausfuhr von Rindvieh, Butter und Käse statt. Zur Entwässerung
des Landes sind überall mellenlange Kanäle angelegt. Ihr Bett liegt zuweilen
1907 -
Leipzig [u.a.]
: Teubner
- Hrsg.: Franke, Max, Schmeil, Otto
- Auflagennummer (WdK): 2
- Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
- Schultypen (WdK): Simultanschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Simultanschule
- Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
- Konfession (WdK): Konfessionell gemischt
10
Erdkunde.
Ii
Da sich auf den holsteinischen höhen vortreffliche weiden finden, steht dort die
Rinder- und Pferdezucht in hoher Blüte. Zum Schutze gegen die Stürme, die vom
nahen Meere heranbraufen, hat man jede wiese und jeden Acker mit Hecken umschlossen.
Nach Westen senkt sich die Landschaft zu dem unfruchtbaren Heide- und Moorlande
der „hohen Geest", der sich weiterhin die fruchtbaren Marschen (5. 4) anschließen.
Im Norden dieser Gebiete ist die Bevölkerung vorwiegend dänischer Abstammung.
2. Var Tiefland zwischen dem nördlichen und dem südlichen Landrücken
wird von zahlreichen Flüssen durchströmt (nenne sie!). In früheren Zeiten traten sie
während der Schneeschmelze oder nach starken Regenfällen oft über die Ufer. Aus
dem flachen Lande konnte aber das Wasser nicht wieder abfließen. (Gieße Wasser
auf eine wagerechte Tischplatte!) So entstanden durch die fortgesetzten Überflutungen
große Sümpfe, die zum Teil mit Rohr und Schilf bedeckt waren. Solche Brücher
gab es an der Oder, sowie an ihrem größten Nebenflüsse, der warte, und an deren
Zuflusse, der Netze (Oder-, warte-, Netzebruch). Ruch an Havel und Spree dehnten sie
sich aus (Havelland, Spreewald). In diesen unwirtlichen Gegenden fanden nur wenige
Menschen durch Jagd und Fischfang ein kümmerliches Nuskommen. Durch die Tatkraft
der preußischen Fürsten, besonders Friedrichs des Großen, wurde hier Wandel
geschaffen. Um die Flächen dem Nckerbau nutzbar zu machen, baute man an den
Flüssen hohe Dämme und entwässerte einen großen Teil der Sümpfe durch Ranäle.
Zahlreiche Nnsiedler stellten sich ein und gewannen durch unablässigen Fleiß dem
fruchtbar gewordenen Boden hohe Erträge ab.
Mit der Entwässerung der Brücher hat man zugleich auch die Schiffahrtswege
verbessert, sowie Weichsel, Oder und Elbe durch Ranäle verbunden. So führt der
Bromberger-Ranal von der Brahe, einem weichselnebenflusse, zur Retze, der
Oder-Spree-Ranal von der Oder zur Spree, der Finow-Ranal von der Oder
zur Havel und der plauefche Ranal von der Havel zur Elbe.
a) Das Tiefland östlich der Oder (prov. Posen und Teile der prov.
Brandenburg) hat fast durchweg fruchtbaren Loden. Daher bildet der Ackerbau den
Haupterwerbszweig der Bewohner. Die wenigen größeren Städte, die hier entstanden
sind, vermitteln den Handel zwischen diesen ertragreichen Gebieten und andern Gegenden
unsres Vaterlandes. Sie liegen an Hauptverkehrswegen: Bromberg (54) an dem
gleichnamigen Ranal, der Weichsel und Oder verbindet, Posen (137) an der warte
und Frankfurt (64) an der Oder. Rn Posen und Frankfurt führt außerdem noch
eine alte Landstraße (jetzt Eisenbahn) vorüber, die Deutschland von Westen nach Osten
durchzieht. Da die Ostgrenze unsres Vaterlandes jeder natürlichen Umwallung ent-
behrt, bedürfen diese wichtigen Wege für den Kriegsfall eines starken Schutzes. Thorn
(32) ist ein festes Bollwerk zur Sicherung der Wasserstraße; ebenso sind Rüstrin (17)
an der Wartemündung und Posen zu starken Festungen ausgebaut worden. — Bei
hohensalza (25) findet man Steinsalz. — Die Bewohner der Landschaft sind nur zum
Teil deutscher Abstammung; im äußersten Osten überwiegen die polen, die der römisch-
katholischen Rirche angehören.
b) Das Tiefland westlich der Oder (Prov. Brandenburg) entbehrt vielfach
des fruchtbaren Ackerbodens. Nordwestlich von Rüstrin geht das Oderbruch in eine
Waldlandschaft über, die man wegen ihrer Schönheit als „Märkische Schweiz" bezeichnet,
hier liegt Eberswalde (24) mit einer Forstakademie. An dieses Gebiet schließt sich
im Westen das Havelland an. Es wird von der Havel, die auf dem nördlichen Land-
1913 -
Göttingen
: Vandenhoeck & Ruprecht
- Autor: Tecklenburg, August
- Sammlung: Kaiserreich Geschichtsschulbuecher
- Schultypen (WdK): Höhere Lehranstalten, Mittlere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten, Mittlere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
in der feindlichen Batterie mit dem Kolben tot, und seine Musketiere vom Leibregiment stechen mit dem Bajonett alles nieder, was sich noch zur Wehr setzt. So ist Wartenburg gestürmt; die ganze Brigade dringt nach und wirft den Feind aus allen seinen Schanzen. General Bertrand zog sich mit einem Gesamtverlust von etwa 1500 Mann gegen Wittenberg zurück.
Als am Abend General Jork sein Heer ins Lager rücken ließ und das 2. Bataillon vom Leibregimente bei ihm vorbeimarschierte, nahm er die Mütze ab, bis der letzte Mann vorüber war.
Füsilier Hechel: Ich war bei dem plötzlichen Sturm über den Elbdamm noch so bestürzt, daß ich selbst nicht weiß, wie ich den Damm zu Ende gekommen bin. Es ging immer über die Leichen der Unsern hinweg. Als ich recht zur Besinnung kam, war der Feind schon in die Flucht geschlagen, und der glorreiche Tag neigte sich zu Ende, von dem sich General Aorks Ehrenbeiname „von Wartenburg" herschreibt.
4. Okt. Nach dem Sturm. Blücher au seinen Freund Bonin: Gestern ist mir das wichtigste Unternehmen gelungen, was nur statthaben kann, wenn man so brave Truppen führt. . . Ich schlug im Angesicht einer feindseligen Armee unter dem Schutz meiner Batterie zwei Brücken über die Elbe, passierte den Fluß und griff den Feind in seinen Verschanzungen an, und nach einem Gefecht von vier Stunden, das mörderisch war, hatte ich einen völligen Sieg erfochten. Es sind keine anderen Truppen als meine Preußen zum Schlagen gekommen .. . Die Folgen des Siegs müssen groß sein; denn nun geht alles über die Elbe, und die Große Armee kann aus Böhmen vordringen... Der „große Mann" soll in Leipzig sein, und ich werde ihm in einigen Tagen auswarten. Meine Landwehr hat Wunder getan.
Bei Wartburg an der Elbe, wie fuhr er hindurch!
Da schirmte die Franzosen nicht Schanze, noch Burg!
Da mußten sie springen wie Hasen übers Feld.
Hinterdrein ließ erklingen sein Hussa! der Held. (Arndt.)
1909 -
Stuttgart
: Bonz
- Hrsg.: Württembergischer Evangelischer Lehrer-Unterstützungsverein, ,
- Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
- Schultypen (WdK): Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
- Geschlecht (WdK): koedukativ
102
5. Die mittel- und norddeutschen Staaten.
a) Das Königreich Preußen, der größte deutsche Staat, breitet sich
über das ganze Tiefland aus; es umfaßt 2/s des Deutschen Reiches und
mehr als die Hälfte seiner Bewohner und besteht aus 12 Provinzen, die
wieder in Regierungsbezirke eingeteilt sind. Die kleinste Provinz, Hessen-
Nassau, ist so groß wie das Königreich Sachsen und hat dieselbe Zahl von
Einwohnern wie Württemberg. Die größten Provinzen, Brandenburg und
Berlin: Altes Museum, Lustgarten und Dom,
Nach einer Phvtograme
Schlesien, haben doppelt so viel Flächenranm und Einwohner als Württem-
berg. Die am dichtesten bevölkerte Rheinprovinz hat ebensoviel Bewohner
wie Bayern; zu ihr gehört auch Hohenzollern. Am dtinnsten ist Ostpreußen
und die Lüneburger Heide bevölkert. An der Meeresküste haben Ost- und
Westpreußen, Pommern, Schleswig-Holstein und Hannover Anteil; das
Rheinland, Hessen-Nassau und Westfalen gehören zum Stromgebiet von
Rhein und Weser, Sachsen, Brandenburg, Schlesien und Posen zu dem
der Elbe und Oder, Westpreußen zu dem der Weichsel.
Die Landwirtschaft wird am ausgedehntesten in Schlesien, Posen
und Sachsen betrieben; besonders fruchtbar sind die Umgebung von Köln,
das Münsterland, die Marsch, die urbar gemachten Sümpfe in Branden-
1901 -
Langensalza
: Beyer
- Autor: Fritzsche, Richard
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrerbuch
- Schultypen (WdK): Mittlere Lehranstalten, Bürgerschule, Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Mittlere Lehranstalten, Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Bürgerschule, Mittelschule, Volksschule
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): koedukativ
290 ni. Abschnitt. Die Landschaften und Staaten Norddeutschlands.
überwachen und sich jeden Augenblick davon überzeugen kann, „ob das Vieh
gefüttert und die Dresche gewandt wird." — Tagegen Nachteile.
Wie mögen die Bewohner wohl die weniger fruchtbaren
Stellen ausnützen? Dort, wo der Anbau sich nicht gut lohnt, da haben
die Bauern Weiden angelegt, ans denen sich Pferde oder Rinder tummeln.
An vielen Orten wird auch der Flachs angebaut, aus dessen Fäden die
Bäuerin das Garn spinnt.
Welchen Einfluß hat wohl gerade der Flachsbau gehabt?
Ju einzelnen Gegenden der Münsterbucht hat sich das Leinwandgewerbe zu
großer Blüte entfaltet. (Münster. Bocholt.)
Zusammenfassung: Die Münsterbucht.
k)auptzusammensassung: Die Fruchtauen am Südrande der Moore
und Heiden (die Börde Niedersachsens, das Hügelland Niedersachsens, die
Bucht Niedersachsens).
Breiten sich auch am Nordrande der Moor- und Heideflüchen
solche Fruchtaueu aus?
Die Nordfeemarschen.
Auch den Nordrand der Moor- und Heideflächeu Niederfachseus um-
säumt eiu ergiebiges Fruchtland. Es wird gebildet von den Nordseemarschen.
Dieselben beginnen am Tollart und erstrecken sich über die Elbmündung bis
nach Schleswig-Holstein hinein. Ihre Breite ist sehr verschieden und schwankt
zwischen 5 und 25 km. Am weitesten ziehen sie sich an den Ufern der
großen Ströme in das Land hinein. Die einzelnen Marschen tragen ver-
schiedene Namen. Zwischen Dollart und Jadebusen liegt das bekannte
Jever- und Haarlinger Land; zwischen Jadebusen und Weser breitet sich
das Land Butjahdiugeu aus, zwischen Weser und Elbe dagegen das Land
Wursten und Hadeln, während sich am linken Ufer der Elbe das Kehdinger
und alte Land bis Hamburg hinauf ausdehnen. Jenseit der Elbe dagegeu
finden wir zwischen Elbe und Eider das Land Dithmarschen, an welches sich
nördlich der Eider die Marsch Nordschleswig anschließt. All diese Marsch-
länder sind waldlose Ebenen, deren Boden aus fetter, sehr ergiebiger Erde
besteht. So weit unser Auge reicht, gewahrt es wogende Getreidefelder, auf
denen Roggen, Weizen, Gerste, Hafer und andere Früchte in großer Menge
gedeihen, oder ausgedehnte Wiesenslächen, welche bis spät in den Herbst
hinein von großen Herden stattlicher Rinder oder Pferde belebt find. Auf
künstlich aufgeworfenen Hügeln, welche die Marschbauern Wurten nennen,
liegen zwischen fruchtbaren Ackern und Weiden Einzelgehöfte und Dörfer,
die von Buschwerk oder einzelnen Bäumen umgeben sind.
sachliche Vertiefung: Wie kommt es wohl, daß gerade hier
längs des Nordseerandes ein schmaler Saum fruchtbaren Landes
sich hinzieht? Tie Nordseemarschen sind von dem Meere gebildet. Tag
für Tag bringt das Wasser diesen fetten Schlamm an die Küste und
lagert ihn an ruhigen Stellen ab. (Bergl. die Anschwemmungen im Heimat-
lichen Fluß oder Bach!) Im Laufe der Jahre setzt das Meer eiue Schicht
nach der andern vor der Küste ab und dadurch erhöht sich der Meeres-