1914 -
Frankfurt am Main
: Diesterweg
- Autor: Wehrhan, Karl, Schulz, Heinrich
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Schultypen (WdK): Mittlere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Mittlere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Mittelschule
- Regionen (OPAC): Rheinland
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
88 Heimatkunde für die Provinz Rheinland.
von ihnen sehr geliebten, leutseligen Kürsten noch zu seinen Lebzeiten auf dem
Marktplatz ein aus Rupfer gegossenes Denkmal. Es zeigt „Jan röellem", so
heißt er im Düsseldorfer Volksmunde, hoch zu Rotz- angetan ist er mit einer
schweren Rüstung, sein von langen Locken umwalltes Haupt schmückt die
Rurfürstenkrone, in seiner Rechten hält er den Herrscherstab.
vom Kurfürsten Johann lvilhelm.
Oer Kurfürst Johann lvilhelm liebte sehr die Jagd. Einmal hatte er sich im
Königsforste zu Vensberg verirrt und wußte sich nicht mehr zurechtzufinden. Er ging
viele Stunden lang bis über Mittag und wurde bei der Anstrengung gewahr, wie der
Hunger tut. Er hatte ihn wohl zum ersten Male kennen gelernt, plötzlich kam er an
ein Haus, vor Ermüdung brach er zusammen und bat um Nahrung. Es war ein
Bauernhaus,- man hatte dort Speck und Erbsen gekocht. Die setzte die Krau des Lauern
dem Kurfürsten vor in der Meinung, er sei, wie er angab, ein fremder Jägersmann.
Oas Speck- und Erbsengericht und das Haferbrot schmeckten dem Kurfürsten so wohl, wie
ihm noch nie eine Speise gemundet hatte. Als er nach Düsseldorf zurückgekehrt war
und ihm die leckeren Speisen daselbst nicht zusagen wollten, da befahl er, Speck und
Erbsen zu kochen,' denn das sei das köstlichste Essen von der Welt. Wie der Koch aber
auch die Speisen anrichtete, der Kurfürst sagte, im Königsforste hätte er das besser
gegessen. Endlich mußte ein Eilbote hinausreiten und die Bäuerin bestellen, damit
sie die Lieblingskost dem Kurfürsten so schmackhaft zubereite, wie er sie in ihrem Hause
genossen habe. Auch sollte sie ein Bauernbrot mitbringen. Die Bäuerin wurde in einem
Wagen des Kurfürsten nach Düsseldorf geholt, Was die gute Krau ihm aber auch
kochte, es wollte ihm nicht schmecken; ebensowenig mundete dem Fürsten das Hafer-
brot, das sie mitgebracht hatte. Das kam aber daher, daß ihm die hauptwürze, der
Hunger, fehlte, der ihm bei der Ermüdung im Königsforste die Speisen gewürzt hatte.
Das wurde dem Kurfürsten bald klar, und er pries die Arbeiter glücklich, weil ihnen
in ihrem Arbeitsleben jede Mahlzeit schmecke. Noch heute will uns diese Wahrheit
das bergische Sprüchlein zurufen: .
lver sich vor Arbeit nicht tut schrecken,
Dem wird's wie dem Jan lvilhelm schmecken.
(M o n t a n u s.)
wie man in Düsseldorf das Recht zu Grabe läutete.
Einstmals ging der Narr des Herzogs zu Düsseldorf am Rheine spazieren. Da
kam ihm ein Bäuerlein aus der Stadt entgegen, das trug ein Bündel Papier unter
dem Arme und schlich gar betrübt seines Weges einher. „Wohin geht die Reise?"
fragte der Narr. „An den Bettelstab," antwortete der Bauer, „ho, ho," sagte der
Narr, „das ist ein Stab, der für so wohlbeleibte Leute, wie Ihr seid, schlecht taugt." —
„Danach haben die da drinnen in der Stadt nicht gefragt," erwiderte der Bauer, „ich
muß an den Bettelstab von Rechts wegen." — „So seid Ihr also ein Nichtsnutz und
Kaulenzer, wenn Ihr von Rechts wegen an den Bettelstab kommt?" — „® nein,"
schrie der Bauer, „wenn das wäre, so geschähe mir mein Recht, aber leider ist es ganz
anders!" Und nun erzählte er dem Narren, wie sein Nachbar, ein habsüchtiger und
böser Junker, ihm Prozeß auf Prozeß an den hals gehängt, bis er ihm wider sein klares
und gutes Recht den letzten Acker und die letzte Kuh abgenommen habe, „hier habe
ich meinen Besitz verbrieft und versiegelt," schloß er endlich, „und ich armer Mann
kann ihn doch nicht gegen den mächtigen Junker und die ungerechten Richter behaupten."
Damit warf er das Bündel Papier, das er unter dem Arme trug, auf die Erde.
„Laßt doch sehen," sagte der Narr, nahm die Papiere, setzte sich auf einen Stein
und fing an, darin zu lesen. Er schüttelte dabei oft mit dem Kopfe und rief einmal
Ähnliche Ergebnisse
1910 -
Düsseldorf
: Schwann
- Autor: ,
- Hrsg.: ,
- Sammlung: Kaiserreich Geschichtsschulbuecher
- Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
- Regionen (OPAC): Düsseldorf
— 34 —
auf der waldigen Höhe von Bensberg westlich von dem alten Schloßbau durch den genannten Oberbaudirektor ein glänzendes, neues Schloß errichten zu lassen, dessen Inneres mit Stuckaturen und Gemälden aufs herrlichste ausgeschmückt war. Seit seiner Umgestaltung in den Jahren 1838 bis 1842 dient es als Königliche
Kadettenanstalt.
An den öfteren Aufenthalt des Kurfürsten im Schlosse Bensberg und dem nahen Königsforste erinnert folgende Sage:
„Speck und Erbsen." Der Kurfürst Johann Wilhelm liebte sehr die Jagd. Einmal hatte er sich im Königsforste zu Bensberg verirrt und wußte sich nicht mehr zurechtzufinden. Er ging viele Stunden lang bis über Mittag und wurde bei der Anstrengung gewahr, wie wehe der Hunger tut. Er hatte ihn wohl zum erstenmal kennen gelernt. Plötzlich kam er an ein Haus. Vor Ermüdung sank er zusammen und bat um Nahrung. Es war ein Bauernhaus ; man hatte dort Speck und Erbsen gekocht. Davon setzte die Frau des Bauern
dem Kurfürsten vor in der Meinung, er
sei, wie er angab, ein fremder Jägersmann.
Das Speck- und Erbsengericht mit einem Stück Haferbrot schmeckte dem Kurfürsten so wohl, wie ihm noch nie eine Speise gemundet hatte.
Als er nach Düsseldorf zurückgekehrt war und ihm die leckern Speisen daselbst nicht zusagen wollten, da befahl er Speck und Erbsen zu kochen; denn dies sei das köstlichste Essen von der Welt. Wie der Koch aber auch die Speisen anrichtete, der Kurfürst sagte, im Königsforste habe er das besser zubereitet gegessen. Endlich mußte ein Eilbote hinausreiten und die Bäuerin bestellen, damit sie die Lieblingskost dem Kurfürsten soschmack-
( r ., . phot. Dr. €. (Quebenfelb.
haft zubereite, wie er
sie in ihrem Hause Lambertuskirche mit Alt-Düsscldorfer Z^äusergruppe genossen habe. Auch am Rhein.
M
1910 -
Düsseldorf
: Schwann
- Autor: ,
- Hrsg.: ,
- Sammlung: Kaiserreich Geschichtsschulbuecher
- Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
- Regionen (OPAC): Düsseldorf
— 35' —
sollte sie ein Bauernbrot mitbringen. Die Bänerin wurde in einem Wagen des Kurfürsten nach Düsseldorf geholt. Was die gute Frau ihm aber auch kochte, es wollte ihm nicht schmecken; ebensowenig mundete dem Fürsten das Haferbrot, das sie mitgebracht hatte. Das kam aber daher, daß ihm die Hauptwürze, der Hunger, fehlte, der ihm bei der Ermüdung im Königsforste die Speisen gewürzt hatte. Dem Kurfürsten wurde dies bald klar, und er pries die Arbeiter glücklich, weil ihnen in ihrem Arbeitsleben jede Mahlzeit schmecke. Roch heute will uns diese Wahrheit das bergische Sprüchlein zurufen: „Zuer sich vor Arbeit nicht tut schrecken, dein wird's wie dein Jan 1ueilem schmecken."
Künstler am Hofe Johann Wilhelms. Die zweite Gemahlin Johann Wilhelms, Prinzessin Maria Anna Aloysia von Toskana, unterstützte ihn in seinen ehrgeizigen Plänen und brachte ihn in Verbindung mit den kunstliebenden Fürstenhöfen Italiens. Zwei der vielen namhaften Künstler jener Zeit, die er an seinen Hof berief, find der ermähnte Fürstliche Kabinetts-Statuarius Gabriel de Grupello und der in Rotterdam vom Kurfürsten durch einen persönlichen Besuch geehrte Adrian van der Wersf.
Von Grupello stammt außer dem Reiterdenkmal auch ein Standbild des Kurfürsten in Marmor, das auf dem Hofe der Kunst-gewerbefchule feine Aufstellung gefunden hat. An der Stelle seines „Gießhauses" steht das neue Rathaus; das Polizeiamt am Marktplatz war das Wohnhaus Gnipellos, das der Kurfürst ihm zum Geschenk gemacht hatte. Der Künstler verschönerte es durch ein hübsches Portal mit zwei noch vorhandenen Büsten, einer Ballustrade, und der leider verschwundenen Sandsteinstatuette eines Knaben. Grupello war ein äußerst schaffensfroher Künstler und wohl von allen, die am Hose des Kurfürsten weilten, der bedeutendste. Von seinen Werken, ist eine stattliche Anzahl aus uns gekommen. In der Aula der Kunstakademie befinden sich von ihm zwei große wertvolle Marmorbüsten, den Kurfürsten und seine Gemahlin darstellend; mehrere kleinere Arbeiten sind im Gipsmuseum der Akademie zu sehen. Das bekannteste Werk ist jedoch das 1703 begonnene und 1711 ausgestellte Reiterdenkmal. An feinen Guß knüpfen sich nachstehende Sagen an:
Meister Grupello.
Zu Düsseldorf am Rheine lebt ein Bildner hoher Meisterkunst; sein Merk und seine weise hebt ihn bald in seines Fürsten Gunst.
Und aus der Stände hoch Geheiß gießt er das Reiterbild in Lrz dem edeln Fürsten, dem so heiß und voller Ehrfurcht schlägt sein Herz.
3*
1912 -
Leipzig
: Wunderlich
- Autor: Bessiger, M. Alfred
- Sammlung: Politikschulbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrerbuch
- Schultypen (WdK): Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 1 – Primarstufe, Klassen 1 – 4/6
- Schulformen (OPAC): Volksschule
- Inhalt Raum/Thema: Unterrichtstheorie
- Geschlecht (WdK): koedukativ
181
Wo ein Braten dampft,
Kommt das Mäuslein und mampft.
In den Küchenbehälter
Hat es gebissen ein Loch.
Koch, fang' mir das Mäuslein doch
Und jag' es wieder auf die Felder
Oder in die Wälder!"
Da macht der Koch ein Gesicht und spricht:
„Mäuslein, Mäuslein,
Bleib' in deinem Häuslein.
Nimm dich in acht
Heute nacht.
Mach' auch kein Geräusch
Und stiehl' nicht mehr das Fleisch!
Sonst wirst du gefangen
Und aufgehangen."
Der Koch aber deckt zu alle
Schüsseln, und stellt auf die Falle
Hinten im Eck,
Und tut hinein den Speck;
Sperrt die Küche zu,
Geht und legt sich zur Ruh'.
Das Mäuslein aber ist ruhig
Und spricht: „Was er sagt, das tu ich."
Aber es hat nicht lange gedauert,
So kommt schon das Mäuslein und lauert
Und spricht: „Wie riecht der Speck so gut,
Wer weiß, ob's was tut?
Nur ein wenig möcht' ich beißen,
Nur ein wenig möcht' ich speisen.
Einmal
Ist keinmal!"
So spricht fein Mäuslein und schleicht,
Bis es die Falle erreicht.
Duckt sich
Und bückt sich;
Schmiegt sich
Und biegt sich;
Ringelt das Schwänzlein
Wie ein Kränzlein.
Setzt sich
Ins Eck'
Und ergötzt sich
Am Speck.
1865 -
Göttingen
: Deuerlich
- Autor: Jastram, Heinrich
- Hrsg.: ,
- Sammlung: Realienbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
133
216. Wie Karl der Große die fremde Tracht abbrachte.
Die Hofleute Kaiser Karls des Großen kauften einst von fremden
Kaufleuten viele seidene Gewänder und gefielen sich darin gar sehr. Daß
verdroß den Kaiser, der allein fremden Wesen abhold war und erdachte bei
sich: „Ich will mir eine Kurzweil mit ihnen machen, die ihnen zugleich
zur Lehre dienen soll " An einem Regentage führte >. er sie alle auf die
Jagd und in einem fort durch Dick und Dünn, über Steine und Hecken,
daß überall an den Dornen seidene Fetzen flatterten, als wärs Kirchweih
im Walde. Dabei wurden die Herren bis auf die Haut durchnäßt.
Hierauf ließ der Kaiser zum Heimzug blasen, und als sie ins Schloß
zurück kamen, mußten sich alle an die Tafel setzen, die am Kamin stand,
in welchem ein großes Feuer brannte. Dadurch wurden nun die seidenen
Kleider vollends verdorben, und mancher warf gar betrübte Blicke auf
sein Wannns und seinen Mantel, und keinem wollte das Essen schmecken.
Der Kaiser aber nahm seinen Schafpelz, der unterdessen trocken geworden
war, und sagte lachend: „Ihr Narren, wo giebt es wohl ein köstlicheres
Pelzwerk? und das kostet mir kaum einen Gulden, eure dagegen viele
Pfund Silber." Sie wagten nicht, ihn anzusehen, und schlugen stumm
und voll Scham die Augen nieder.
217. Stadtmnnö und Feldmans.
Eine Stadtmaus ging einmal spazieren und kam zu einer Feldmaus.
Die that ihr gütlich mit Eicheln, Gerste, Nüssen und tvomit sie konnte.
Aber die Stadtmaus sprach: „Du bist eine arme Maus und hast hier
auf dem Felde ein trauriges Leben. Was willst du hier in Armut deine
Tage zubringen? Komm mit mir; ich will dir und mir genug schaffen
von allerlei köstlicher Speise." Die Feldmaus ließ sieh. das gefallen;
sie zog also hin mit ihr in ein herrliches großes Haus, worin die Stadt-
maus wohnte, und sic gingen in die Speisekammer. Da tvar vollauf:
Brot, Fleisch, Speck, Wurste, Käserc. Da sprach die Stadtmauö: „Nun
iß und sei guter Dinge; solche Speise habe ich täglich überflüssig." In-
deß kommt der Koch und klirrt mit den Schlüsseln an der Thür; die
Mäuse erschrecken und laufen davon. Die Stadtmauö findet bald ihr
Loch; aber die Feldmaus weiß nirgends hin, läuft die Wände auf und
ab und fürchtet um ihr Leben. Als nun der Koch wieder hinaus ist,
spricht die Stadtmaus: „Es hat nun keine Noth; laß uns guter Dinge
sein." Die Feldmaus aber antwortete: „Du hast gut sagen; du »rußtest
dein Loch fein z»> treffen; unterdessen bin ich schier vor Angst gestorben.
3ch »vili dir sagen, was meine Meinung ist. Bleibe du eine reiche
Stadtmauö und friß'würste und Speck; ich »rill ein armes Feldmäus-
chen bleiben und meine Eicheln essen. Du bist keinen Augenblick sicher
vor dein Koch, vor den Katzen, vor so vielen Mäusefallen, und das ganze
Haus ist dir feind. Solches alles habe ich nicht zu befürchten und lebe
sicher in meinem Feldloche." Wer reich ist, hat viele Neider, viel Sorge
und Gefahr.
1905 -
Halle a.S.
: Buchh. des Waisenhauses
- Autor: Alberti, Christian, Johansen, Christian, Keck, Heinrich, Sach, August
- Auflagennummer (WdK): 17
- Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
- Geschlecht (WdK): koedukativ
- Konfession (WdK): Evangelisch-Lutherisch
62
80. Dom Mäuslein.
Unter der Bank
in den Küchenschrank
hat es gebissen ein Loch.
Koch, sang' mir das Mäuslein doch
und jag' es wieder aus dem Haus
in das freie Feld hinaus!"
Da macht der Koch ein Gesicht
und spricht:
„Mäuslein, Mäuslein,
bleib in deinem Häuslein!
Nimm dich in acht
heut' nacht!
Mach' auch kein Geräusch
und stiehl nicht mehr das Fleisch;
sonst wirst du gefangen
und aufgehangen."
Der Koch aber deckt zu alle
Schüsseln und stellt auf die Falle
hinten im Eck
und tut hinein den Speck,
sperrt die Küche zu,
geht und legt sich zur Ruh';
das Mäuslein aber ist ruhig
und wispert leis: „Das tu' ich."
Aber — es hat nicht lang gedauert,
so kommt schon das Mäuslein und
lauert
und sagt: „Wie riecht der Speck
so gut!
Wer weiß, ob's was tut?
Nur ein wenig möcht' ich beißen;
nur ein wenig möcht' ich speisen.
Einmal
ist keinmal."
So spricht fein Mäuslein und schleicht,
bis es die Falle erreicht,
duckt sich
und bückt sich,
schmiegt sich
und biegt sich,
ringelt das Schwänzlein
wie ein Kränzlein,
setzt sich
ins Eck
und ergötzt sich
am Speck,
reißt,
beißt
und speist.
Platsch! tut's einen Knall,
und — zu ist die Fall'!
Das Mäuslein zittert vor Schrecken
und möcht' sich verstecken.
Aber wo es will hinaus,
ist zugesperrt das Haus.
Es pfeift
und zappelt,
es kneift
und krabbelt.
Überall ist ein Gitter,
und das ist bitter;
überall ist ein Draht,
und das ist schad'.
Leider, leider
kann's Mäuslein nimmer weiter;
wär's nur gewesen gescheiter!
Unterdessen wird es Morgen;
da kommt die Köchin und will be-
sorgen
den Kaffee
oder den Tee.
Da sieht sie denn, was vorge-
gangen,
und wie das Mäuslein ist gefangen.
Ganz leis und sacht
schleicht sie hin und lacht:
1911 -
Leipzig [u.a.]
: Klinkhardt
- Autor: Günther, Fr., Tews, Joh., Hahn, R., Ernst, Albert
- Sammlung: Lesebuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Mädchenschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Mädchenschule
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 1 – Primarstufe, Klassen 1 – 4/6
- Schulformen (OPAC): Mädchenmittelschule, Mädchenschule
- Inhalt Raum/Thema: Heimatkunde
- Geschlecht (WdK): Mädchen
Qcjqqqöqqqqqqqqqc? 37 Qqqqqoqqqqqqqqqq
Graurock, der dreiste Sperling, die leben alle draußen in Flur und
Wald. Das Kanarienvögelchen allein hat keine Sehnsucht nach
dem grünen Walde; denn es hat ihn nie gesehen. Es ist glücklich
in seinem engen Käfige bei den Menschen, die ihm Rübsenkömehen
und Hanfsamen zur Speise und frisches Wasser zum Trünke geben.
Sie beschützen es ja auch, wenn seine schlimmste Feindin, die
Katze, es mit bösen Augen umlauert. Im Zimmer ist des Kanarien-
vögelchens Heimat. Würde es aus seinem Käfige hinaus in das
Freie fliegen, so könnte es sich dort nicht zurechtfinden und
müßte bald durch einen Raubvogel oder vor Kälte und Hunger
sterben. Da gönnen wir dem Tierchen, wenn es alt und schwach
geworden ist, lieber einen sanften Tod in seinem Käfige. Dann
klagen die Kinder um das gestorbene Vöglein. Sie legen es still
in eine Schachtel, streuen grüne Blättchen hinein und decken
den kleinen Sarg weich mit Erde zu. Auf den kleinen Hügel legen
sie einen frischen Kranz, den sie selbst gewunden haben, oder
pflanzen einen Rosenstrauch hinauf. Oft aber sprechen sie von
dem lieben, alten Kanarienvögelchen, das ihnen einst so schöne
Lieder gesungen hat.
25. Das Mäuschen in der Anche.
Don Friedrich Güll.
Die Köchin spricht zum Koch: „Fang mir das Mäuslein doch! Ls
ist nichts sicher in Ruch' und Keller, weder in der Schüssel, noch auf dem
Teller! wo was liegt, da frißt es; wo was riecht, da ist es; wo ein
Braten dampft, kommt das Mäuslein und mampft; in den Küchen-
behälter hat es gebissen ein Loch. Koch, fang mir das Mäuslein doch,
und jag' es wieder auf die Felder oder in die Wälder."
Da macht der Koch ein Gesicht und spricht: „Mäuslein, Mäuslein!
Bleib in deinem Häuslein! Nimm dich in acht heut' Nacht! Mach' auch
kein Geräusch, und stiehl nicht mehr das Fleisch! Sonst wirst du gefangen
und aufgehangen!"
Der Koch deckt zu alle Schüsseln und stellt die Falle auf hinten im
Eck und tut hinein den Speck, sperrt die Küche zu und legt sich zur Ruh'.
Das Mäuslein aber ist ruhig und denkt: was er sagt, das tu' ich. Rber
es hat nicht lang' gedauert, so kommt schon das Mäuslein und lauert und
spricht: „wie riecht der Speck so gut! wer weiß, ob's was tut? Nur
1908 -
Halle a.S.
: Schroedel
- Autor: Wohlrabe, Wilhelm, Steger, August
- Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
146
12. Eilte Peter nicht, der lange,
gleich im Augenblick herzu,
fände er, es ist mir bange,
hier im Teich die ew’ge Ruh*
13. In das Haus zurückgetragen,
hört er auf die Mutter nicht,
schweigt auf alle ihre Fragen,
schließt die Augen trotzig — dicht.
14. Von dem Zucker, den sie brachte,
nimmt er zwar zerstreut ein Stück;
doch den Tee, den sie ihm machte,
weist er ungestüm zurück.
15. Welch ein Ton! Er dreht sich stutzend,
und auf einer Fensterbank,
spinnend und sich emsig putzend,
sitzt sein Kätzchen blink und blank.
16. „Lebt sie, Mutter?" „Dem Verderben
warst du näher, Kind, als sie!"
„Und sie soll auch nicht mehr sterben?"
„Trinke nur, so soll sie's nie!"
Friedrich Hebbel.
125. Vom Mäuslein.
Die Köchin spricht zum Koch: „Fang mir das Mäuslein doch!
Es ist nichts sicher in Küch’ und Keller, nicht in der Schüssel,
nicht auf dem Teller. Wo’s was riecht, da ist es gleich; wo's
was kriegt, da frißt es gleich; wo ein Braten dampft, kommt das
Mäuslein und mampft. Unter der Bank in den Küchenschrank
hat es gebissen ein Loch. Koch, fang mir das Mäuslein doch
und jag es wieder aus dem Haus in das freie Feld hinaus!“ Da
macht der Koch ein Gesicht und spricht: „Mäuslein, Mäuslein,
bleib in deinem Häuslein! Nimm dich in acht heut’ nacht! Mach
auch kein Geräusch und stiehl nicht mehr das Fleisch; sonst wirst
du gefangen und aufgehangen.“ Der Koch aber deckt zu alle
Schüsseln und stellt auf die Falle hinten im Eck und tut hinein
den Speck, sperrt die Küche zu, geht und legt sich zur Ruh’;
das Mäuslein aber ist ruhig und wispert leis: „Das tu’ ich.“
Aber es hat nicht lang gedauert, so kommt schon das Mäuslein
und lauert und sagt: „Wie riecht der Speck so gut! Wer weiß,
ob’s was tut? Nur ein wenig möcht’ ich beißen, nur ein wenig
möcht’ ich speisen. Einmal ist keinmal.“ So spricht fein Mäus-
1890 -
Gotha
: Behrend
- Autor: Meyer, Johannes
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Alle Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Alle Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Völkerkunde?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): koedukativ
Die norddeutschen Marschen.
453
niemals Rindvieh als Zugtiere. Kein Stier aus diesen Gegenden hat
je seinen Nacken unter das Joch gebeugt, und die Güte des holsteinschen
Ochsenfleisches soll wesentlich mit durch den Umstand bedingt sein, daß
die Tiere nicht zum Ziehen verwendet werden. Außerordentlich gut ist
auch das Kalbfleisch. Die jungen Tiere werden nicht, wie es anderwärts
geschieht, mit 14 bis 24 Tagen geschlachtet, sondern erst, wenn sie zehn
bis zwölf Wochen alt sind, und dann werden sie, um dem Fleische
seine Zartheit und seinen Wohlgeschmack zu erhalten, mit Milch und
Eiern gefüttert. Ausgezeichnet ist auch die Pferdezucht in den Marschen.
Besonders für schwere Reiterei sind die kräftigen, hohen Tiere sehr
geeignet; dock werden auch viele als Wagenpferde ausgeführt.
Der Menschenschlag in den Marschen ist kräftig, stark, wohlgenährt
und von zäher Ausdauer. Die Phantasie der Marschbewohner ist zwar
etwas schwerfällig, sie besitzen auch nicht jene Beweglichkeit des Geistes
und jenes rasche Erfassen, wie man es anderwärts findet; allein was
sie einmal erfaßt und als gut und richtig erkannt haben, das führen
sie auch mit Beharrlichkeit und Ausdauer durch.
Auf Speise und Trank hält man in den Marschen sehr viel, wie
schon das Sprichwort andeutet: „Eten uu Trinken sünd sör Lief und
Sel an ifern Band*)." Das Eigentümliche der Speisen ist eine gewisse
Derbheit und Gediegenheit, die vielleicht nicht ohne Einfluß auf die
geistige und gemütliche Beschaffenheit der Marschbauern ist. Eine große
Rolle, besonders bei den ärmern Leuten und bei den Knechten und
Mägden der Marschhöfe, spielt der Buchweizen, aus welchem man die
sogenannte Grütze, einen Brei mit Milch, Butter und Speck, kocht.
Speck und schwere Mehlspeisen sind überhaupt vorherrschende Nahrnngs-
mittel. Man ißt Erbsensuppe mit Speck, Klöße mit Speck, Bohnen
mit Speck und Pfannkuchen mit Speck — kurz, es ist beinahe wie auf
jedem Schiffe, wo der tägliche Speisezettel lautet: „Erbsen mit Speck
oder Speck mit Erbsen." Ein seltsames Gericht, welches zur Verdauung
allerdings einen kräftigen norddeutschen Magen verlangt, sind die so-
genannten „swetigen Mehlbüdel", d. h. Klöße von einem ungeheuren
Umfange, oft größer als ein Manneskopf, aus Weizenmehl, Pflaumen,
Rosinen, Eiern, Butter und Milch. Im Winter, zur Zeit der Schlacht-
seste, wird dieses Gemengsel statt mit Milch mit frischem Schweineblute
vermengt, dann gekocht und in brauner Butter aufgetragen. So ver-
schiedenartig auch die Bestandteile erscheinen, so gut schmecken diese
Mehlbüttel, wenn man sich erst daran gewöhnt hat; man könnte diese
Speise das Nationalgericht der Marschbewohner nennen.
Das Brot, welches in der Marschgegend genossen wird, ist entweder
sehr schönes, mit goldbrauner Kruste überzognes Weißbrot oder sehr
schwarzes, schweres Roggenbrot von derselben Beschaffenheit und dem-
selben Geschmack wie der westfälische Pumpernickel. Gewöhnlich ißt
man das Brot so: auf eine Schnitte Schwarzbrot, mit Butter bestrichen.
*) „Essen und Trinken sind für Leib und Seele ein eisern Band.
1908 -
Halle a.S.
: Schroedel
- Autor: Wohlrabe, Wilhelm, Steger, August
- Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
11
ein Fuchs und ein Rappe und in einem besondern kleinen Raum
auch ein allerliebster Pony für den Junker Karl, den Sohn des
reichen Edelmanns.
Die Pferde waren ebenso klug als schön, und Hennig sagte ein-
mal, es fehle ihnen nur die Sprache, sonst könne man mit ihnen
umgehen wie mit Menschen.
„Ja, ja," sagte darauf der Junker Karl, „sie können auch wirk-
lich sprechen, man muh nur die Pferdesprache verstehen."
Darüber lachte Hennig und fragte: „Wer versteht denn die
Pferdesprache?"
„Mein Vater," sagte der Junker Karl und lief davon.
2. Nicht lange darauf kam der böse Nachbar Humpermann in
den Stall, um die Pferde zu besehen. Er kam aber eigentlich nicht
deswegen; er wollte den Hennig verführen, den goldgelben Hafer
zu stehlen und zu verkaufen. Das gelöste Geld wollten sie dann
zusammen vertrinken.
Hennig wollte aber davon nichts wissen, weil es doch Sünde sei,
den guten Herrn zu bestehlen und die klugen Tiere hungern zu lassen;
auch erzählte er dem Humpermann, dah die Pferde sprechen könnten
und dem Herrn gewiß alles wieder sagen würden- Darüber lachte
Humpermann ganz gewaltig und schalt den Hennig einen Narren.
„Sieh," sagte er, „die Pferde können so wenig sprechen als die
Schwalbe dort in ihrem Neste und der Kantschu, der dort an der
Wand hängt; auch haben ja die Pferde an der Hälfte Hafer genug,
und zur andern Hälfte können sie Häcksel fressen."
3. Nun lieh sich Hennig verführen. Als es Nacht war und
alles im Schlosse schlief, kam der böse Humpermann mit einer Laterne,
und beide fingen an, den schönen Hafer einzusacken, um ihn fortzu-
bringen. Da erwachte von dem Schein des Lichtes die Schwalbe,
welche an der Decke des Stalles ihr Nest hatte, und rief: „Ziep, ziep!"
Hennig erschrak; denn er verstand: „Dieb, Dieb!" Allein Humper-
mann sagte ärgerlich: „Lah doch den dummen Vogel schreien," und
stahl weiter.
Da fiel plötzlich der dicke Kantschu von seinem Nagel herunter,
dah es durch die stille Nacht einen lauten Schall gab. Hennig erschrak
abermals und wollte den Hehler fortschicken; aber der erste Schritt
war getan, und als Humpermann lachte, schämte sich Hennig, dah er
so furchtsam war.
4. Am andern Tage bekamen die guten Pferde halb Hafer, halb
Häcksel, was ihnen gar nicht schmecken wollte. Aber dem ungetreuen
Hennig wollte sein Essen auch nicht schmecken, und als der Herr in den
Stall kam, konnte er ihn gar nicht ansehen. Die Schwalbe im Neste
1916 -
Halle a.S.
: Schroedel
- Autor: Warncke, K., Steger, August, Wohlrabe, Wilhelm
- Sammlung: Lesebuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Mittlere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Mittlere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 1 – Primarstufe, Klassen 1 – 4/6
- Schulformen (OPAC): Mittelschule
- Inhalt Raum/Thema: Heimatkunde
- Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
- Geschlecht (WdK): koedukativ
- Konfession (WdK): offen für alle
240
habe ich täglich im Überflüsse.“ Indes kommt der Kellner und
rumpelt mit den Schlüsseln an der Tür. Die Mäuse erschrecken
und laufen davon. Die Stadtmaus fand bald ihr Loch; aber die
Feldmaus wußte nicht wohin, lief ängstlich die Wand auf und ab
und brachte kaum ihr Leben davon.
2. Als der Kellner wieder hinaus war, sprach die Stadtmaus:
„Es hat nun keine Not mehr; laß uns wieder guter Dinge sein!“
Die Feldmaus antwortete aber: „Du hast gut reden; du wußtest
dein Loch schon zu finden, während ich schier vor Angst gestorben
bin. Ich will dir sagen, was meine Meinung ist: Bleibe du eine
reiche Stadtmaus und friß Würste und Speck; ich will ein armes
Feldmäuslein bleiben und meine Eicheln essen. Du bist reich,
aber keinen Augenblick sicher vor dem Kellner, vor den Katzen,
vor den Fallen; ich aber daheim bin sicher und frei in meinem
winzigen Feldlöchlein.“ Äaop.
213. Vom Mäuslein.
Die Köchin spricht zum Koch: „Fang mir das Mäuslein doch!
Es ist nichts sicher in Küch’ und Keller, nicht in der Schüssel,
nicht auf dem Teller. Wo’s was riecht, da ist es gleich; wo’s was
kriegt, da frißt es gleich; wo ein Braten dampft, kommt das Mäus-
lein und mampft. Unter der Bank in den Küchenschrank hat es
gebissen ein Loch. Koch, fang mir das Mäuslein doch und jag
es wieder aus dem Haus in das freie Feld hinaus!“ Da macht
der Koch ein Gesicht und spricht: „Mäuslein, Mäuslein, bleib in
deinem Häuslein! Nimm dich in acht heut nacht! Mach auch
kein Geräusch und stiehl nicht mehr das Fleisch; sonst wirst du
gefangen und aufgehangen.“ Der Koch aber deckt zu alle Schüsseln
und stellt auf die Falle hinten im Eck und tut hinein den Speck,
sperrt die Küche zu, geht und legt sich zur Buh'; das Mäuslein
aber ist ruhig^und wispert leis: „Das tu' ich.“ Aber es hat nicht
lang' gedauert, so kommt schon das Mäuslein und lauert und sagt:
„Wie riecht der Speck so gut! Wer weiß, ob’s was tut? Nur ein
wenig möcht’ ich beißen, nur ein wenig möcht’ ich speisen. Ein-
mal ist keinmal.“ So spricht fein Mäuslein und schleicht, bis es
die Falle erreicht, duckt sich und bückt sich, schmiegt sich und
biegt sich, ringelt das Schwänzlein wie ein Kränzlein, setzt sich
ins Eck und ergötzt sich am Speck, reißt, beißt und speist.
Platsch, tut’s einen Knall, und zu ist die Fall’. Das Mäuslein
zittert vor Schrecken und möcht’ sich verstecken. Aber wo es will
hinaus, ist zugesperrt das Haus. Es pfeift und zappelt, es kneift
und krabbelt. Überall ist ein Gitter, und das ist bitter; überall
11. Bd. 1
- S. 158
1912 -
Braunschweig
: Appelhans
- Autor: Zimmermann, Heinrich
- Auflagennummer (WdK): 8
- Jahr der Erstauflage_wdk: 1891
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrerbuch
- Schultypen (WdK): Niedere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 1 – Primarstufe, Klassen 1 – 4/6
- Inhalt Raum/Thema: Heimatkunde, Braunschweig
- Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
- Geschlecht (WdK): koedukativ
- Konfession (WdK): offen für alle
— 158 —
Er macht sich einen Mi Ma Mausesack.
Was .macht er mit dem Sack?
Was macht er mit dem Mi Ma Mausesack?
Er steckt darein sein Geld,
Er steckt darein sein Mi Ma Mausegeld.
Was macht er mit dem Geld?
Was macht er mit dem Mi Ma Mausegeld?
Er kaust sich einen Bock,
Er kauft sich einen Zi Za Ziegenbock.
Was macht er mit dem Bock?
Was macht er mit dem Zi Za Ziegenbock?
Er ritt damit in Krieg,
Er ritt damit in Mi Ma Mausekrieg.
Was macht er in dem Krieg,
Was macht er in dem Mi Ma Mausekrieg?
Er schlägt sie alle tot,
Er schlägt sie alle mi ma mausetot.
(Wolgasts Kinderreime.)
7. Vom
Die Köchin spricht zum Koch:
„Fang mir das Mäuslein doch!
Es ist nichts sicher in Küch' und Keller,
Nicht in der Schüssel, nicht auf dem
Teller.
Wo's was riecht, da ist es;
Wo's was kriegt, da frißt es;
Wo ein Braten dampft,
Kommt das Mäuslein und mampft.
Unter der Bank,
In den Küchenschrank
Hat es gebissen ein Loch.
Koch, fang mir das Mäuslein doch
Und jag es wieder aus dem Haus
In das freie Feld hinaus!" —
Da macht der Koch ein Gesicht
Und spricht:
„Mäuslein, Mäuslein,
Bleib in deinem Häuslein!
Nimm dich in acht
Heut Nacht;
Mach auch kein Geräusch
Und stiehl nicht mehr das Fleisch,
Sonst wirst du gefangen
Und aufgehangen!"
Der Koch aber deckt zu alle
schusseln und stellt auf die Falle
Hinten im Eck
Und tut hinein den Speck,
Sperrt die Küche zu,
Geht und legt sich zur Ruh.
Das Mäuslein aber ist ruhig
Und wispert leis: „Das tu ich!"
Aber es hat nicht lang gedauert,
So kommt schon das Mäuslein und
lauen
Und sagt. „Wie riecht der Speck so
gut!
Wer weis-, ob's was tut?
Nur ein wenig möcht' ich beißen,
Nur ein wenig möcht' ich speisen.
Einmal
Ist keinmal!"
So spricht fein Mäuslein und schleicht,
Bis es die Falle erreicht,
Duckt sich und bückt sich,
Schmiegt sich und biegt sich,
Ringelt das Schwänzlein
Wie ein Kränzlein,
Setzt sich ins Eck
Und ergötzt sich am Speck,
Reißt, beißt und speist.
Platsch, tut's einen Knall,
Und •— zu ist die Fall!
Das Mäuslein zittert vor Schrecken
Und möcht' sich verstecken.
Aber wo es will hinaus,
Ist zugesperrt das Haus.
Es pfeift und zappelt,
Es kneift und krabbelt.
Uberall ist ein Gitter,
Und das ist bitter:
Überall ist ein Draht,
Und das ist schab'.
Leider, leider
Kann's Mäuslein nimmer weiter;
Wär's nur gewesen gescheiter! —
Unterdessen wird es Morgen;
Da kommt die Köchin und will besorgen
Den Kaffee
Und den Tee.
Da sieht sie denn, was vorgegangen,
Und wie das Mäuslein ist gefangen.
Ganz sacht
Schleicht sie hin und lacht:
„Haben >wir endlich doch erhascht
1914 -
Frankfurt am Main
: Diesterweg
- Autor: Wehrhan, Karl, Schulz, Heinrich
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Schultypen (WdK): Mittlere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Mittlere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Mittelschule
- Regionen (OPAC): Rheinland
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
Xix. Städte am Niederrhein und ihre Bedeutung.
89
über das andere aus: „Die Schelme, die Schelme!" Endlich sprach er zu dem Bauer:
„hört, guter Freund, ich will Euch helfen, wenn Ihr mir folgen wollt."
va gingen die beiden zu allen Glöcknern der Stadt, und der Lauer bezahlte sie
mit seinem letzten Gelde, daß sie alle zu Mittag die Totenglocken läuten sollten. Oer
Bauer aber stellte sich auf den Hof des Schlosses, wo der Herzog sein Mittagsmahl zu
halten pflegte.
Als er nun bei Tische saß und hörte, wie alle Glocken der Stadt läuteten: Bum — kam,
bum — bam! da fragte er seine Hofleute, was denn für ein vornehmer Mann gestorben
Kbb. 44. Düsseldorf, Uunsthalle. (Nach: „Km Rhein". Verlag der photogr. R.=®. Siegburg bei (Töln.)
sei. Da rief der Narr laut über den Tisch hinüber: „Ja, Herzog, das ist fürwahr ein trauriges
Geläute, drob heut' und immerdar viele Augen weinen werden,' deines Landes Zierde
ist nicht mehr,- das gute Recht liegt auf der Bahre und wird heute zu Grabe getragen!"
Oer Herzog fuhr empor und versetzte zornig: „wie wagst du solches zu sagen,
Narr?" — Oer Narr antwortete: „Herr Herzog, weil die Narren die Wahrheit sagen,
wenn die weisen sie aus Klugheit verschweigen." Und nun erzählte er, wie der
Junker mit Hilfe der Gerichte den Lauer von Haus und Hof vertrieben, ließ ihn herauf-
kommen und belegte alles mit Urkunden. Da gingen dem Herzog die Augen auf,' er
vernichtete den Urteilsspruch, jagte die Nichter davon und gab dem Bauer alles, was
sein eigen war, wieder zurück. (Leibling.)
1831 -
Halle
: Kümmel
- Autor: Zerrenner, Carl Christoph Gottlieb
- Auflagennummer (WdK): 11
- Sammlung: Realienbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Volksschule
- Geschlecht (WdK): koedukativ
147
Yil Gesundheitslehre.
Hunger ist der beste Koch. Auch einfache, nicht
künstlich zubereitete Speisen schmecken dem köstlich, der
das Bedürfniß der Speise fühlt. Fleißige Arbeit und
Bewegung in freier Luft sind die besten Mittel, sich
Hunger zu verschaffen.
Ein vornehmer Herr, der in der Stadt wohnte,
und alle Mittage und Abende eine Menge theure und
künstlich zubereitete Speisen auf seinem Tische hatte,
von denen er indessen fast nie mit rechter Esslust als,
kam einst in eine Dorfschenke, gerade als sich der Wirth
mit seiner Familie und seinen Dienstboten zu Tische ge-
setzt hatte. Auf dem Tische stand eine grosse Schüssel
voll Kartoffeln, neben welcher ein grosses schwarzes
Brod, Butter und Käse Standen. Nach einem Tischge-
bete singen die Leute an zu essen, und der vornehme
Städter erstaunte, als er sah, wie wohl ihnen diese ein-
fache Kost schmeckte. Als die Leute aufgestanden und
hinausgegangen waren, sagte er zu dem Wirthe: „Wie
in aller Welt ist es möglich, dass ihr guten Leute solche
Speisen mit solchem Appetit essets“ „Ei lieber Herr/*
erwiederte der Wirth, „wer so den ganzen Tag in freier
Luft seine saure Arbeit gehabt hat, dem schmeckt auch
geringe Kost. Künstliche Speisen, wie sie die Köche in
der Stadt machen, haben wir nicht; aber wir vermis-
sen sie auch nicht, und sind gesünder, als die Städ-
ter.”
Allzuviel ist ungesund. Der Hungrige muß sich satt
essen; aber die Speisen, die er genießt, müssen nicht
schwer zu verdauen sein. Es giebt viele Speisen, von
denen man leicht zu viel essen kann, z. B. alle sehr fette
Speisen, viele Fische, frisches Brod, was überhaupt
nicht gesund ist, Marcipan, Pasteten, Mehlbrei und
Mehlklöse und alle mit vielen Gewürzen - zubereitete
Speisen. Daß man nicht zu viel ißt, ist für die Erhal-
tung der Gesundheit sehr wichtig. Durch Unmaßigkeit
wird der Magen zu sehr mit Speisen angefüllt. Er kann
sie nicht verdauen; sie bleiben daher liegen, gerathen in
eine sehr schädliche Säure und Fäulniß, und die aus
ihnen entstehenden verdorbenen Säfte theilen sich dem
10 *
1834 -
Ehingen a.d.D. Leipzig
: Herbig Feger
- Autor: Buschor, Franz Johann
- Hrsg.: ,
- Auflagennummer (WdK): 2
- Sammlung: Realienbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Elementarschule, Landschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Katholische Elementarschule, Landschule, Sonntagsschule
- Regionen (OPAC): Württemberg
- Konfession (WdK): Römisch-Katholisch
218
Die Esparsette, Esper oder türkischer Klee hat die vorr
zügliche Eigenschaft, daß sie in viel schlechter», Boden fortr
kommt, als jede andere Kleeart, viele Jahre dauert und
ein nahrhaftes Futter ist, ohne wie andere Kleearten
zu blähen.
Von dem Anbau der Hülsenfrüchte.
Die schätzbarste Hülsenfrüchte sind die Erbsen. Sie ge-
den ane vorzügliche Nahrung für den Menschen, ein nahr-
haftes Futter für das Viel), und sind als Handelsartikel
von Wichtigkeit.
Die Erbse verlangt einen guten, wohlgemisteten, fetten
Boden. Zu viel Nasse schadet ihr. Die Erbsen sollen früh
gesäet werden, denn späte Saat treibt zusehr in das Stroh,
gibt wenig Körner und ist dem Mehlthau unterworfen. Es
ist ein großer Unterschied unter den Erbsen: einige sind sehr
mehlreich, andere bleiben im Kochen immer hart.
Gyps auf die Erbsensaat gestreut, wirkt sehr Vortheil-
haft. Das Erbsenstroh ist ein vortreffliches Futter, und be-
sonders den Schafen recht willkommen. Die Erbsen können
mir Roggen, Gerste oder Haber gemischt ausgesäet und grün
zum Futter abgemäht werden.
Der Anbau der Linsen ist der nämliche, wie bei den Erb-
sen. Man säet sie früh, und milder, lockerer Boden ist ihnen
zuträglich. In zu strengem Felde gedeihen sie nicht. Der
Linsenacker muß rein von Unkraut seyn. Man kennt zwei
Gattungen von Linsen. Die große oder Pfenninglinse und
die kleine oder gemeine Feldlinse.
Die Saubohne ist eine zur Fütterung sehr nützliche Frucht
und wird auch von den Menschen genossen. Grüne Sau-
bohnen, ehe sie reif und schwarz werden, schmecke!, sehr gut.
Zur Speise der Menschen dient vorzüglich die Zwergbohne.
Die gemeine Saubohne ist in gutem, warmen Boden sehr
ergiebig. Es gibt deren zwei Arten, die große und die kleine.
An vielen Orten werden die Saubohnen mit Haber ausgesäet.
Die Wicke wächst wild und ist im Getreide ein Unkraut.
Auf Brachäckern wird sie dagegen mit vielem Nutzen gebaut.
15. Bd. 2
- S. 382
1785 -
Leipzig
: Crusius
- Autor: Basedow, Johann Bernhard
- Auflagennummer (WdK): 2
- Sammlung: Realienbuecher vor 1871
Z82 Vi. 6. Schmied, Wagner,
war die Antwort. — Alter Narr! sagte der junge
Herr, urw fuhr schneller, als zuvor. — Aber nicht
zwanzig Schritt, da lag er im Graben unter der
Kariole. Oer alte brave Mann eilte zurück- und,
indem er ihm aufhalf, erkundigte er-sich seht mitlei-
dig, ob er auch Schaden genommen hatte. Zum
Glücke war keiner geschehn, ausser daß der Junker
über und über von Moder besudelt, und ganz durch-
genäßt war. — Nun kommt ihr nicht mehr in die
Stadt; aber mein Haus ist irr der Nahe, sagte der
Wagner, da will ich euch trockne Kleider geben, da.
mit ihr nicht krank werdet. - Beym Abschiedneh.
men am andern Morgen sagte der Junker: Meister,
was soll ich euch für eure Dienstleistung zu Gefallen
thun? — Dies Einzige, war die Antwort, daß
der Hochwohlgebohrne Junker mich und meines Glei-
chen künftig keine alte Narren nenne.
Wegen der Lekkerhaftigkeit und Mode, welche
in einigen Häusern herrscht, sind in denselben viele
Leute mit Anschaffung und Zubereitung der Nahrungs-
mittel, auf mancherley Art, auf der Jagd, mit der
Fischerey, mit Mastvieh und Geflügel, im Garten
und in Treibhäusern, im Weinkeller, und besonders
in der Küche, beschäftigt. Was meynt ihr, ist diese
Mode nützlich? Seht hier einen Koch, der einen Bra-
ten begießt und an dem Bratspiesse wendet, der auf
seinem Bocke über der Bratpfanne ruht, in welcher
die abtriefende Butter wieder aufgefangen wird. Der
Küchenjunge, der gemeiniglich, wenn man keine Ma.
schine hat, den Braten zu wenden pflegt, stößt hier
eine
1886 -
Leipzig
: Spamer
- Autor: Lincke, G. A., Ohlert, Bernhard, Klöden, Gustav Adolph von, Ernst, L., Biernatzki, Johannes, Köppen, Fedor von, Blasendorff, Carl
- Auflagennummer (WdK): 2
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schultypen (WdK): Alle Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Alle Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
- Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
- Geschlecht (WdK): koedukativ
Familienleben. 205
und Schwaben ihre Klöße und Knödel. Würstel und mageren Fleischgerichte
vermissen; auch der Hasenpfeffer ist in Mecklenburg nicht bekannt und die Buch-
Weizenklöße und Pfannkuchen aus dem Mehl der Moorhirse haben aus größter
Nähe hier keinen Eingang gefunden. In der That sind Kartoffeln und Speck
die Hauptbestandteile des bäuerlichen Tisches, doch bilden sie allein nicht die
auf den Tisch kommenden Gerichte, sondern der Garten enthält noch mancherlei
Kraut und Wurzeln, die mit dem Speck, das übrigens nicht regelmäßig „fettes
Speck", sondern Fleisch mit Fett ist, mit Graupen, Erbsen und Kartoffeln das
sogenannte „zusammengekochte Essen" zu einem ebenso schmackhaften als ge-
fuuden Gericht machen. Schweinefleisch ist allerdings das meist beliebte, weil
es das fetteste ist, und bei seiner anstrengenden Arbeit in rauher Luft bedarf
der Bauer des Fettes als der am meisten Wärme erzeugenden Nahrung. Ein
Hammel wird selten geschlachtet, eine Kuh noch seltener, und Geflügel kommt
nur bei besonders festlichen Gelegenheiten, und dann auch noch nicht gebraten,
sondern in Suppe gekocht, auf den Tisch. In Ansehung des Schweinebratens
teilt der Mecklenburger aber den Geschmack des Jrländers, dem, und zwar
selbst dem wohlhabendsten, kein Braten über jenen geht. „Göösbraden sall
de best sin, äwer Swinsbraden is't", lautet das entscheidende Sprichwort; und
ein echtes mecklenburgisches „Schwarzsauer", sei es vom Schwein oder von
der Gans, kann sich vor dem sächsischen und schweizerischen Hasenpfeffer wohl
sehen lassen. Lieber als die Kartoffeln, Graupen und Erbsen ist dem Landmann
aber das köstliche Schwarzbrot, das die Bäuerin selbst aus ungesichtetem Roggen-
mehl bäckt, und das sich mit dem Speck zu einer für den gesunden Magen vor-
züglichen Nahrung ergänzt. Der von seinem Hause entfernt arbeitende Tage-
löhner lebt wochenlang, mit Ausnahme des Sonntags, von nichts anderm.
Er trinkt dazu seinen Milchkaffee, der meistens von mehr Zichorie als von
Kaffeebohnen gekocht wird, und unter Umständen einen „Schluck", d. h. Schnaps,
oder ein säuerliches selbstbereitetes Dünnbier. Wasser trinkt er nur beim größten
Durst oder bei größter Dürftigkeit. „Wat sall dat Water in de Buk? ik mag't
nich mal m'n Stäwel Hebben" sagt er. — Im allgemeinen sitzt der Bauer
gern lange und gemächlich bei Tische, und die Tendenz, mit der er speist, ist
die, sich womöglich einen Bauch anzuessen. Seine hygieinische Ansicht ist die,
daß ein Mensch, der keinen Bauch besitzt, nicht mehr lange am Leben bleiben
könne; er thut sich daher auf seinen Speckbauch etwas zu gute. In dieser Be-
ziehung stehen übrigens die schwarzen Bauern des nordöstlichen Mecklenburg
in Gegensatz gegen die übrigen; sie sind meist schlanke, oft hagere und hohe
Leute, und ihre diätetische Regel lautet:
„Den Kopp Holl köhl, de Föte warm,
Slag' nich to veel in die Gedärm,
De Achtepuurt lat apen stahn,
Denn brukst du nich to'n Arzt to gahn."
Die Feste des Bauern in Mecklenburg können ebenfalls als Zeugnis für
seine konservative Lebensanschauung dienen; er kennt keine andern Feste als
die von der Kirche geheiligten, die er mit seiner christlichen Bildung vordem
in das Land gebracht hat. Wie seine Religiosität eine tief innerliche ist, die
ihm bei jedem Anlaß seiner eignen Gebrechen und sündhaften Natur und der
Macht und Gnade seines Gottes gedenken läßt, die ihn sich in Geduld fassen
17. Bd. 1
- S. 154
1912 -
Braunschweig
: Appelhans
- Autor: Zimmermann, Heinrich
- Auflagennummer (WdK): 8
- Jahr der Erstauflage_wdk: 1891
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrerbuch
- Schultypen (WdK): Niedere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 1 – Primarstufe, Klassen 1 – 4/6
- Inhalt Raum/Thema: Heimatkunde, Braunschweig
- Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
- Geschlecht (WdK): koedukativ
- Konfession (WdK): offen für alle
— 154 —
Ich habe gesehen, daß in unserer Kammer eine Maus an der Wand
raufkletterte. Wie kam sie denn dazu? Ich kam in die Kammer,
und da wußte sie vor Angst nicht, wo sie hin sollte. Zuletzt kletterte
sie an der Wand hoch. — In unserer Speisekammer hing eine Wurst
an der Wand, in die eine Maus ein Loch hineingefressen! Was
können also die Mäuse sehr gut? Die Mäuse können sehr gut
klettern.
Womit ist der Körper der Maus bedeckt? Haaren. Wie sehen
die Haare aus? Grau. Was für ein Fellchen hat die Maus also?
Sprecht: Die Maus hat ein graues Fellchen. Auf dem letzten Jahr-
markte sah ich Mäuse, die eine andere Farbe hatten. Wer hat sie
auch gesehen? — Erzähle! — Warum zeigt man denn weiße Mäuse?
Sind selten. An welchem Körperteile der Maus bemerkt ihr keine
Haare? Am Schwänze. Womit ist der Schwanz der Maus bedeckt?
— Sprecht: Der Schwanz der Maus ist mit feinen Schuppen be-
deckt. Welche Tiere sind ganz mit Schuppen bedeckt?
Iii. Wohnung. Wo halten sich die Mäuse am liebsten auf? Wo
es etwas zu fressen gibt. Nenne solche Orte! In der Küche, Speise-
kammer, im Keller, in der Scheune usw. Was gibt's in der Speise-
kammer zu fressen? Wurst, Speck, Fleisch usw. Im Keller? Kar-
toffeln, Äpfel. In der Scheune? Korn. Bei uns war einmal in
der Kammer eine Maus. Woher weißt du das? Sie hatte ein
Loch durch die Wand gefressen. Daneben lagen Sand, Lehm, Holz-
späne. Wir haben gehört, daß sie knabberte. Wie klingt denn das
Knabbern? Macht es mit den Fingernägeln nach! Wir haben
im Keller eine Maus gehabt. Die hat unsere Äpfel angefressen.
Meine Mutter sagt, die wäre vom Hofe gekommen und in den
Keller gelaufen. Weshalb sieht man die Mäuse am Tage so selten?
Da sitzen sie in ihren Löchern. In ihrem Mäuseloche bauen sie sich,
wie die Vögel, ein Nest, das sie mit allerlei weichen Sachen, z. B.
mit Wolle und Federn, ausfüttern. Warum? — Wann kommen
sie gewöhnlich erst aus ihrem Loche heraus? Wenn die Leute
schlafen, in der Nacht, wenn im Hause alles ruhig (mäuschenstill) ist.
Iv. Nahrung. Das Mäuschen läuft nun im Hause umher und
sucht etwas für seinen hungrigen Magen oder für seine Jungen.
Nichts ist vor ihm sicher. Was frißt es gern? Wurst, Speck, Fleisch,
Obst, Zucker usw. Das Mäuschen weiß sehr wohl, was gut schmeckt.
Woher weiß denn die Mutter, daß das Mäuschen in der Speise-
lammer gewesen ist? Das Mäuschen frißt ein Loch in das Fleisch,
in das Brot usw. Wenn meine Mutter das sieht, dann sagt sie:
Wir haben wieder eine Maus in der Speisekammer. Ich muß wieder
eine Falle aufstellen, damit wir den Näscher fangen. Was tut die
Mutter, damit das Mäuschen nicht von allen Speisen naschen kann?
Deckt sie zu. Dann müssen die Mäuschen manchmal hungern. Ein-
mal war auch große Hungersnot im Mäuseloche. Das alte Mäuschen
war hungrig und auch die vier Kinder. Wo hat das alte Mäuschen
immer am leichtesten etwas zu essen gesunden? Küche, Speisekammer.
1911 -
Leipzig [u.a.]
: Klinkhardt
- Autor: Heinemann, Karl, Weber, Hugo, Sandt, Hermann, Krüger, M., Jütting, Wübbe Ulrich
- Sammlung: Lesebuecher Kaiserreich
„Mäuslein, Mäuslein,
bleib in deinem Häuslein!
Nimm dich in acht
heut' nacht!
Mach auch kein Geräusch
und stiehl nicht mehr das Fleisch!
Sonst wirst du gefangen
und aufgehangen!"
Der Roch aber deckt zu alle
Schüsseln und stellt die Halle
hinten im Eck
und tut hinein den Speck,
sperrt die Rüche zu,
geht und legt sich zur Ruh'.
Das Mäuslein aber ist ruhig
und wispert leis: „Das tu ich."
Aber es hat nicht lang' gedauert,
so kommt schon das Mäuslein und lauert
und sagt: „wie riecht der Speck so gut!
wer weiß, ob's was tut?
Nur ein wenig möcht' ich beißen,
nur ein wenig möcht' ich speisen;
einmal
ist keinmal!"
So spricht fein Mäuslein und schleicht,
bis es die Halle erreicht,
duckt sich und bückt sich,
schmiegt sich und biegt sich,
ringelt das Schwänzlein
wie ein Rränzlein,
setzt sich ins Gck
und ergötzt sich am Speck,
reißt, beißt und speist.
1913 -
Bielefeld [u.a.]
: Velhagen & Klasing
- Autor: Porger, Gustav, Wolff, Karl
- Sammlung: Lesebuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Mittlere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Mittlere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Knabenmittelschule
- Inhalt Raum/Thema: Deutsche Literatur
- Geschlecht (WdK): Jungen
200
Bald wurde er wieder in die Stadt geschickt, um einen Sack Erbsen
zu kaufen. Mit Mühe schleppte er den Sack bis auf den Berg. Da fiel
ihm ein, daß sein Herr ihm gesagt hatte, er hätte die Schweinchen vor
sich hertreiben sollen, die liefen ja von selbst. Flugs schüttete er den
Sack aus, daß die Erbsen ganz lustig den Berg hinunterrollten, und ging
dann mit dem leeren Sack bequem nach Hause. Als der Bauer den
leeren Sack sah, fragte er: „Nun Till, wo hast du die Erbsen?" „Die
werden gleich kommen," antwortete der Schalk, „ich habe sie ausgeschüttet,
und sie liefen ganz lustig den Berg hinab, ganz von selbst, ich brauchte
sie nicht einmal zu treiben!" Da ward der Bauer sehr zornig und schalt
seinen Knecht tüchtig aus. „Ei," sagte der, „was scheltet Ihr mich? Ihr
habt ja selbst gesagt, ich hätte die Schweinchen nur vor mir her treiben
sollen, die liefen von selbst. Nun hab' ich's so gemacht; Euch aber ist's
wieder nicht recht. Wie soll ich's denn machen, wenn Ihr zufrieden mit
mir seid?" „Du bist ein arger Narr," sagte der Bauer, „so etwas bindet
man an einen Strick und hängt's über den Rücken."
„Ich werd' mir's merken," sagte Till, und als er wieder ans den
Markt geschickt wurde, um eine junge Ziege für seinen Herrn zu kaufen,
band er ihr einen Strick um den Hals und hing sie über den Rücken, daß
das arme Tier elend ersticken mußte. Zu Hause gab es natürlich aber-
mals Schelte und ein paar Ohrfeigen als Zugabe. „Euch kann's kein
Mensch recht machen," sagte Till; „tue ich, wie Ihr mir sagt, so scheltet
Ihr mich. Wie soll ich's denn eigentlich machen?" „Du bist ein Narr,"
antwortete der Bauer, „warum hast du denn die Ziege nicht angebunden
und hinter dir hergeführt? Dann wäre sie nicht elend aufgehängt worden
wie ein Dieb am Galgen."
„Das sollt Ihr mir nicht vergeblich gesagt haben," entgegnete Till,
und als er bald darauf wieder auf den Markt geschickt wurde, um etliche
irdene Töpfe für die Küche zu kaufen, band er sie an einen Strick und
zog sie hinter sich her. Mit Staunen und Schrecken sah der Bauer seinen
Knecht ankommen, wie er an einem Strick die Henkel der gekauften Töpfe
nachschleifte; denn mehr war natürlich nicht übriggeblieben von den Töpfen,
die längst in tausend Scherben zerbrochen waren. Da nahm der Bauer
den Strick, walkte seinen Knecht tüchtig damit durch und jagte ihn fort.
„Mit dir ist doch gar nichts anzufangen, du Tölpel!" rief er in großem
Zorn. — „Euch mag's ein anderer recht machen, ich kann es nicht; denn
Ihr ändert Eure Meinung alle Tage, und wenn ich's so mache, wie Ihr
mir sagt, scheltet Ihr doch immer." Damit ging Eulenspiegel fort und
suchte sich einen andern Dienst.
1910 -
Leipzig [u.a.]
: Teubner
- Autor: Gehrg, Hermann, Stillcke, Fr., Helmkampf, Adolf, Krausbauer, Theodor
- Jahr der Erstauflage_wdk: 1909
- Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch, Lehrbuch
- Schultypen (WdK): Fortbildungsschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Berufliche Bildungsgänge, alle Lernstufen
- Schulformen (OPAC): Ländlich-gewerbliche Fortbildungsschule
- Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
208
Iv. Bei der Arbeit.
äieken Schmutzkrusten auf der Haut bedeckt ist. Das Schwein ist als
ein unreines und schmutzliebendes Tier verschrieen, aber mit großem
Unrecht. Es liebt die Reinlichkeit genau so wie Rind und Pferd.
Vor allem muß der Futtertrog sauber sein. Haltet ihn rein wie
eure Schüssel! Tut ihr's nicht, so säuert er. Und die Schweine,
die daraus fressen, bekommen Durchfall, und dann ist es mit der
Mast nichts.
d. Zur Mast gehört aber auch die richtige Fütterung. Es
ist allgemein bekannt, daß ein Schwein im Anfange der Mast
recht schnell zunimmt. Es bilden sich in seinem Leibe allerhand
Ansätze, die man Gewebe nennt, und in die sich später das Fett,
der Schmer, ablagert. Im Anfang der Mast gibt man den Schweinen
darum schwerer verdauliches Futter, Futter, das ein gut Teil Holz-
faser hat. Es tut hinlänglich seine Dienste. Das gute Futter
spart man für die spätere Zeit der Mast auf, wo der Leib ausge-
wachsen ist und die Freßlust abnimmt. Das Futter muß aber
von Anfang an reich an Nährstoffen sein, reicher, als man es bei
anderen Tieren gewohnt ist. Je mehr man sich dem Ende der
Mast nähert, um so mehr verringert man die Mengen. Das zuletzt
gereichte Futter muß aber sehr gut bekömmlich sein und gern
aufgenommen werden.
e. Kartoffeln sind das gewöhnlichste Schweinefutter. Aber
allein verfüttert nützen sie nichts. Sie geben nicht Fleisch und
nicht Blut. Und die Triebe von alten, angekeimten Kartoffeln
sind geradezu Gift. Sollen Kartoffeln mit Nutzen verfüttert werden,
muß Kraftfutter dazu. Auch ist es gut, bei reichlicher Kartoffel-
fütterung zur besseren Knochenbildung Kalk zuzufüttern. Die
Kartoffeln werden gut gewaschen und darauf gedämpft oder ge-
kocht gereicht. Auch die Rüben bilden ein gutes Futter; man
reinigt sie und legt sie zerkleinert vor. Kochen oder Dämpfen
der leicht verdaulichen Rüben ist nicht gerade nötig, aber vielfach
üblich. Junge Masttiere nehmen sehr gern zartes Grünfutter auf;
besonders wirken Brennesseln und Disteln auf die Gesundheit vor-
teilhaft ein.
Das beste Mastfutter liefern die Körnerfrüchte. Obenan steht
die Gerste; die wird meist als Schrot gefüttert und erzeugt ein
vorzügliches Fleisch und schmackhaften Speck. Maisschrot nährt
recht gut; man gibt es gern, mit Magermilch oder Molke an-
gemengt, und füttert eiweißreiches Kraftfutter daneben. Viel Mais
macht den Speck ölig. Außer Roggen braucht man zur Mast
noch Erbsen und Bohnen; beide Früchte sind besonders ihres
hohen Eiweißgehaltes wegen ein sehr geschätztes Kraftfutter. Von
den Kleien wählt man gewöhnlich die Roggenkleie als Schweine-
futter aus; sie liefert besseres Fleisch als die Weizenkleie. Auch
Reismehl mästet recht gut; zu große Gaben erzeugen aber einen
weichen Speck. Malzkeime füttert man am besten gedämpft. Wer
ein wenig gehaltreiches Futter stark aufbessern will, kann mit