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1. Heimatkunde für die Provinz Rheinland - S. 88

1914 - Frankfurt am Main : Diesterweg
88 Heimatkunde für die Provinz Rheinland. von ihnen sehr geliebten, leutseligen Kürsten noch zu seinen Lebzeiten auf dem Marktplatz ein aus Rupfer gegossenes Denkmal. Es zeigt „Jan röellem", so heißt er im Düsseldorfer Volksmunde, hoch zu Rotz- angetan ist er mit einer schweren Rüstung, sein von langen Locken umwalltes Haupt schmückt die Rurfürstenkrone, in seiner Rechten hält er den Herrscherstab. vom Kurfürsten Johann lvilhelm. Oer Kurfürst Johann lvilhelm liebte sehr die Jagd. Einmal hatte er sich im Königsforste zu Vensberg verirrt und wußte sich nicht mehr zurechtzufinden. Er ging viele Stunden lang bis über Mittag und wurde bei der Anstrengung gewahr, wie der Hunger tut. Er hatte ihn wohl zum ersten Male kennen gelernt, plötzlich kam er an ein Haus, vor Ermüdung brach er zusammen und bat um Nahrung. Es war ein Bauernhaus,- man hatte dort Speck und Erbsen gekocht. Die setzte die Krau des Lauern dem Kurfürsten vor in der Meinung, er sei, wie er angab, ein fremder Jägersmann. Oas Speck- und Erbsengericht und das Haferbrot schmeckten dem Kurfürsten so wohl, wie ihm noch nie eine Speise gemundet hatte. Als er nach Düsseldorf zurückgekehrt war und ihm die leckeren Speisen daselbst nicht zusagen wollten, da befahl er, Speck und Erbsen zu kochen,' denn das sei das köstlichste Essen von der Welt. Wie der Koch aber auch die Speisen anrichtete, der Kurfürst sagte, im Königsforste hätte er das besser gegessen. Endlich mußte ein Eilbote hinausreiten und die Bäuerin bestellen, damit sie die Lieblingskost dem Kurfürsten so schmackhaft zubereite, wie er sie in ihrem Hause genossen habe. Auch sollte sie ein Bauernbrot mitbringen. Die Bäuerin wurde in einem Wagen des Kurfürsten nach Düsseldorf geholt, Was die gute Krau ihm aber auch kochte, es wollte ihm nicht schmecken; ebensowenig mundete dem Fürsten das Hafer- brot, das sie mitgebracht hatte. Das kam aber daher, daß ihm die hauptwürze, der Hunger, fehlte, der ihm bei der Ermüdung im Königsforste die Speisen gewürzt hatte. Das wurde dem Kurfürsten bald klar, und er pries die Arbeiter glücklich, weil ihnen in ihrem Arbeitsleben jede Mahlzeit schmecke. Noch heute will uns diese Wahrheit das bergische Sprüchlein zurufen: . lver sich vor Arbeit nicht tut schrecken, Dem wird's wie dem Jan lvilhelm schmecken. (M o n t a n u s.) wie man in Düsseldorf das Recht zu Grabe läutete. Einstmals ging der Narr des Herzogs zu Düsseldorf am Rheine spazieren. Da kam ihm ein Bäuerlein aus der Stadt entgegen, das trug ein Bündel Papier unter dem Arme und schlich gar betrübt seines Weges einher. „Wohin geht die Reise?" fragte der Narr. „An den Bettelstab," antwortete der Bauer, „ho, ho," sagte der Narr, „das ist ein Stab, der für so wohlbeleibte Leute, wie Ihr seid, schlecht taugt." — „Danach haben die da drinnen in der Stadt nicht gefragt," erwiderte der Bauer, „ich muß an den Bettelstab von Rechts wegen." — „So seid Ihr also ein Nichtsnutz und Kaulenzer, wenn Ihr von Rechts wegen an den Bettelstab kommt?" — „® nein," schrie der Bauer, „wenn das wäre, so geschähe mir mein Recht, aber leider ist es ganz anders!" Und nun erzählte er dem Narren, wie sein Nachbar, ein habsüchtiger und böser Junker, ihm Prozeß auf Prozeß an den hals gehängt, bis er ihm wider sein klares und gutes Recht den letzten Acker und die letzte Kuh abgenommen habe, „hier habe ich meinen Besitz verbrieft und versiegelt," schloß er endlich, „und ich armer Mann kann ihn doch nicht gegen den mächtigen Junker und die ungerechten Richter behaupten." Damit warf er das Bündel Papier, das er unter dem Arme trug, auf die Erde. „Laßt doch sehen," sagte der Narr, nahm die Papiere, setzte sich auf einen Stein und fing an, darin zu lesen. Er schüttelte dabei oft mit dem Kopfe und rief einmal

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1. Düsseldorf im Wandel der Zeiten - S. 34

1910 - Düsseldorf : Schwann
— 34 — auf der waldigen Höhe von Bensberg westlich von dem alten Schloßbau durch den genannten Oberbaudirektor ein glänzendes, neues Schloß errichten zu lassen, dessen Inneres mit Stuckaturen und Gemälden aufs herrlichste ausgeschmückt war. Seit seiner Umgestaltung in den Jahren 1838 bis 1842 dient es als Königliche Kadettenanstalt. An den öfteren Aufenthalt des Kurfürsten im Schlosse Bensberg und dem nahen Königsforste erinnert folgende Sage: „Speck und Erbsen." Der Kurfürst Johann Wilhelm liebte sehr die Jagd. Einmal hatte er sich im Königsforste zu Bensberg verirrt und wußte sich nicht mehr zurechtzufinden. Er ging viele Stunden lang bis über Mittag und wurde bei der Anstrengung gewahr, wie wehe der Hunger tut. Er hatte ihn wohl zum erstenmal kennen gelernt. Plötzlich kam er an ein Haus. Vor Ermüdung sank er zusammen und bat um Nahrung. Es war ein Bauernhaus ; man hatte dort Speck und Erbsen gekocht. Davon setzte die Frau des Bauern dem Kurfürsten vor in der Meinung, er sei, wie er angab, ein fremder Jägersmann. Das Speck- und Erbsengericht mit einem Stück Haferbrot schmeckte dem Kurfürsten so wohl, wie ihm noch nie eine Speise gemundet hatte. Als er nach Düsseldorf zurückgekehrt war und ihm die leckern Speisen daselbst nicht zusagen wollten, da befahl er Speck und Erbsen zu kochen; denn dies sei das köstlichste Essen von der Welt. Wie der Koch aber auch die Speisen anrichtete, der Kurfürst sagte, im Königsforste habe er das besser zubereitet gegessen. Endlich mußte ein Eilbote hinausreiten und die Bäuerin bestellen, damit sie die Lieblingskost dem Kurfürsten soschmack- ( r ., . phot. Dr. €. (Quebenfelb. haft zubereite, wie er sie in ihrem Hause Lambertuskirche mit Alt-Düsscldorfer Z^äusergruppe genossen habe. Auch am Rhein. M

2. Düsseldorf im Wandel der Zeiten - S. 35

1910 - Düsseldorf : Schwann
— 35' — sollte sie ein Bauernbrot mitbringen. Die Bänerin wurde in einem Wagen des Kurfürsten nach Düsseldorf geholt. Was die gute Frau ihm aber auch kochte, es wollte ihm nicht schmecken; ebensowenig mundete dem Fürsten das Haferbrot, das sie mitgebracht hatte. Das kam aber daher, daß ihm die Hauptwürze, der Hunger, fehlte, der ihm bei der Ermüdung im Königsforste die Speisen gewürzt hatte. Dem Kurfürsten wurde dies bald klar, und er pries die Arbeiter glücklich, weil ihnen in ihrem Arbeitsleben jede Mahlzeit schmecke. Roch heute will uns diese Wahrheit das bergische Sprüchlein zurufen: „Zuer sich vor Arbeit nicht tut schrecken, dein wird's wie dein Jan 1ueilem schmecken." Künstler am Hofe Johann Wilhelms. Die zweite Gemahlin Johann Wilhelms, Prinzessin Maria Anna Aloysia von Toskana, unterstützte ihn in seinen ehrgeizigen Plänen und brachte ihn in Verbindung mit den kunstliebenden Fürstenhöfen Italiens. Zwei der vielen namhaften Künstler jener Zeit, die er an seinen Hof berief, find der ermähnte Fürstliche Kabinetts-Statuarius Gabriel de Grupello und der in Rotterdam vom Kurfürsten durch einen persönlichen Besuch geehrte Adrian van der Wersf. Von Grupello stammt außer dem Reiterdenkmal auch ein Standbild des Kurfürsten in Marmor, das auf dem Hofe der Kunst-gewerbefchule feine Aufstellung gefunden hat. An der Stelle seines „Gießhauses" steht das neue Rathaus; das Polizeiamt am Marktplatz war das Wohnhaus Gnipellos, das der Kurfürst ihm zum Geschenk gemacht hatte. Der Künstler verschönerte es durch ein hübsches Portal mit zwei noch vorhandenen Büsten, einer Ballustrade, und der leider verschwundenen Sandsteinstatuette eines Knaben. Grupello war ein äußerst schaffensfroher Künstler und wohl von allen, die am Hose des Kurfürsten weilten, der bedeutendste. Von seinen Werken, ist eine stattliche Anzahl aus uns gekommen. In der Aula der Kunstakademie befinden sich von ihm zwei große wertvolle Marmorbüsten, den Kurfürsten und seine Gemahlin darstellend; mehrere kleinere Arbeiten sind im Gipsmuseum der Akademie zu sehen. Das bekannteste Werk ist jedoch das 1703 begonnene und 1711 ausgestellte Reiterdenkmal. An feinen Guß knüpfen sich nachstehende Sagen an: Meister Grupello. Zu Düsseldorf am Rheine lebt ein Bildner hoher Meisterkunst; sein Merk und seine weise hebt ihn bald in seines Fürsten Gunst. Und aus der Stände hoch Geheiß gießt er das Reiterbild in Lrz dem edeln Fürsten, dem so heiß und voller Ehrfurcht schlägt sein Herz. 3*

3. Die Unterklasse einer zweiklassigen Volksschule im Lichte der Arbeitsidee - S. 181

1912 - Leipzig : Wunderlich
181 Wo ein Braten dampft, Kommt das Mäuslein und mampft. In den Küchenbehälter Hat es gebissen ein Loch. Koch, fang' mir das Mäuslein doch Und jag' es wieder auf die Felder Oder in die Wälder!" Da macht der Koch ein Gesicht und spricht: „Mäuslein, Mäuslein, Bleib' in deinem Häuslein. Nimm dich in acht Heute nacht. Mach' auch kein Geräusch Und stiehl' nicht mehr das Fleisch! Sonst wirst du gefangen Und aufgehangen." Der Koch aber deckt zu alle Schüsseln, und stellt auf die Falle Hinten im Eck, Und tut hinein den Speck; Sperrt die Küche zu, Geht und legt sich zur Ruh'. Das Mäuslein aber ist ruhig Und spricht: „Was er sagt, das tu ich." Aber es hat nicht lange gedauert, So kommt schon das Mäuslein und lauert Und spricht: „Wie riecht der Speck so gut, Wer weiß, ob's was tut? Nur ein wenig möcht' ich beißen, Nur ein wenig möcht' ich speisen. Einmal Ist keinmal!" So spricht fein Mäuslein und schleicht, Bis es die Falle erreicht. Duckt sich Und bückt sich; Schmiegt sich Und biegt sich; Ringelt das Schwänzlein Wie ein Kränzlein. Setzt sich Ins Eck' Und ergötzt sich Am Speck.

4. Deutsches Lese-, Lehr- und Sprachbuch für Schule und Haus - S. 133

1865 - Göttingen : Deuerlich
133 216. Wie Karl der Große die fremde Tracht abbrachte. Die Hofleute Kaiser Karls des Großen kauften einst von fremden Kaufleuten viele seidene Gewänder und gefielen sich darin gar sehr. Daß verdroß den Kaiser, der allein fremden Wesen abhold war und erdachte bei sich: „Ich will mir eine Kurzweil mit ihnen machen, die ihnen zugleich zur Lehre dienen soll " An einem Regentage führte >. er sie alle auf die Jagd und in einem fort durch Dick und Dünn, über Steine und Hecken, daß überall an den Dornen seidene Fetzen flatterten, als wärs Kirchweih im Walde. Dabei wurden die Herren bis auf die Haut durchnäßt. Hierauf ließ der Kaiser zum Heimzug blasen, und als sie ins Schloß zurück kamen, mußten sich alle an die Tafel setzen, die am Kamin stand, in welchem ein großes Feuer brannte. Dadurch wurden nun die seidenen Kleider vollends verdorben, und mancher warf gar betrübte Blicke auf sein Wannns und seinen Mantel, und keinem wollte das Essen schmecken. Der Kaiser aber nahm seinen Schafpelz, der unterdessen trocken geworden war, und sagte lachend: „Ihr Narren, wo giebt es wohl ein köstlicheres Pelzwerk? und das kostet mir kaum einen Gulden, eure dagegen viele Pfund Silber." Sie wagten nicht, ihn anzusehen, und schlugen stumm und voll Scham die Augen nieder. 217. Stadtmnnö und Feldmans. Eine Stadtmaus ging einmal spazieren und kam zu einer Feldmaus. Die that ihr gütlich mit Eicheln, Gerste, Nüssen und tvomit sie konnte. Aber die Stadtmaus sprach: „Du bist eine arme Maus und hast hier auf dem Felde ein trauriges Leben. Was willst du hier in Armut deine Tage zubringen? Komm mit mir; ich will dir und mir genug schaffen von allerlei köstlicher Speise." Die Feldmaus ließ sieh. das gefallen; sie zog also hin mit ihr in ein herrliches großes Haus, worin die Stadt- maus wohnte, und sic gingen in die Speisekammer. Da tvar vollauf: Brot, Fleisch, Speck, Wurste, Käserc. Da sprach die Stadtmauö: „Nun iß und sei guter Dinge; solche Speise habe ich täglich überflüssig." In- deß kommt der Koch und klirrt mit den Schlüsseln an der Thür; die Mäuse erschrecken und laufen davon. Die Stadtmauö findet bald ihr Loch; aber die Feldmaus weiß nirgends hin, läuft die Wände auf und ab und fürchtet um ihr Leben. Als nun der Koch wieder hinaus ist, spricht die Stadtmaus: „Es hat nun keine Noth; laß uns guter Dinge sein." Die Feldmaus aber antwortete: „Du hast gut sagen; du »rußtest dein Loch fein z»> treffen; unterdessen bin ich schier vor Angst gestorben. 3ch »vili dir sagen, was meine Meinung ist. Bleibe du eine reiche Stadtmauö und friß'würste und Speck; ich »rill ein armes Feldmäus- chen bleiben und meine Eicheln essen. Du bist keinen Augenblick sicher vor dein Koch, vor den Katzen, vor so vielen Mäusefallen, und das ganze Haus ist dir feind. Solches alles habe ich nicht zu befürchten und lebe sicher in meinem Feldloche." Wer reich ist, hat viele Neider, viel Sorge und Gefahr.

5. Teil 1. Unterstufe - S. 62

1905 - Halle a.S. : Buchh. des Waisenhauses
62 80. Dom Mäuslein. Unter der Bank in den Küchenschrank hat es gebissen ein Loch. Koch, sang' mir das Mäuslein doch und jag' es wieder aus dem Haus in das freie Feld hinaus!" Da macht der Koch ein Gesicht und spricht: „Mäuslein, Mäuslein, bleib in deinem Häuslein! Nimm dich in acht heut' nacht! Mach' auch kein Geräusch und stiehl nicht mehr das Fleisch; sonst wirst du gefangen und aufgehangen." Der Koch aber deckt zu alle Schüsseln und stellt auf die Falle hinten im Eck und tut hinein den Speck, sperrt die Küche zu, geht und legt sich zur Ruh'; das Mäuslein aber ist ruhig und wispert leis: „Das tu' ich." Aber — es hat nicht lang gedauert, so kommt schon das Mäuslein und lauert und sagt: „Wie riecht der Speck so gut! Wer weiß, ob's was tut? Nur ein wenig möcht' ich beißen; nur ein wenig möcht' ich speisen. Einmal ist keinmal." So spricht fein Mäuslein und schleicht, bis es die Falle erreicht, duckt sich und bückt sich, schmiegt sich und biegt sich, ringelt das Schwänzlein wie ein Kränzlein, setzt sich ins Eck und ergötzt sich am Speck, reißt, beißt und speist. Platsch! tut's einen Knall, und — zu ist die Fall'! Das Mäuslein zittert vor Schrecken und möcht' sich verstecken. Aber wo es will hinaus, ist zugesperrt das Haus. Es pfeift und zappelt, es kneift und krabbelt. Überall ist ein Gitter, und das ist bitter; überall ist ein Draht, und das ist schad'. Leider, leider kann's Mäuslein nimmer weiter; wär's nur gewesen gescheiter! Unterdessen wird es Morgen; da kommt die Köchin und will be- sorgen den Kaffee oder den Tee. Da sieht sie denn, was vorge- gangen, und wie das Mäuslein ist gefangen. Ganz leis und sacht schleicht sie hin und lacht:

6. Haus und Heimat I - S. 37

1911 - Leipzig [u.a.] : Klinkhardt
Qcjqqqöqqqqqqqqqc? 37 Qqqqqoqqqqqqqqqq Graurock, der dreiste Sperling, die leben alle draußen in Flur und Wald. Das Kanarienvögelchen allein hat keine Sehnsucht nach dem grünen Walde; denn es hat ihn nie gesehen. Es ist glücklich in seinem engen Käfige bei den Menschen, die ihm Rübsenkömehen und Hanfsamen zur Speise und frisches Wasser zum Trünke geben. Sie beschützen es ja auch, wenn seine schlimmste Feindin, die Katze, es mit bösen Augen umlauert. Im Zimmer ist des Kanarien- vögelchens Heimat. Würde es aus seinem Käfige hinaus in das Freie fliegen, so könnte es sich dort nicht zurechtfinden und müßte bald durch einen Raubvogel oder vor Kälte und Hunger sterben. Da gönnen wir dem Tierchen, wenn es alt und schwach geworden ist, lieber einen sanften Tod in seinem Käfige. Dann klagen die Kinder um das gestorbene Vöglein. Sie legen es still in eine Schachtel, streuen grüne Blättchen hinein und decken den kleinen Sarg weich mit Erde zu. Auf den kleinen Hügel legen sie einen frischen Kranz, den sie selbst gewunden haben, oder pflanzen einen Rosenstrauch hinauf. Oft aber sprechen sie von dem lieben, alten Kanarienvögelchen, das ihnen einst so schöne Lieder gesungen hat. 25. Das Mäuschen in der Anche. Don Friedrich Güll. Die Köchin spricht zum Koch: „Fang mir das Mäuslein doch! Ls ist nichts sicher in Ruch' und Keller, weder in der Schüssel, noch auf dem Teller! wo was liegt, da frißt es; wo was riecht, da ist es; wo ein Braten dampft, kommt das Mäuslein und mampft; in den Küchen- behälter hat es gebissen ein Loch. Koch, fang mir das Mäuslein doch, und jag' es wieder auf die Felder oder in die Wälder." Da macht der Koch ein Gesicht und spricht: „Mäuslein, Mäuslein! Bleib in deinem Häuslein! Nimm dich in acht heut' Nacht! Mach' auch kein Geräusch, und stiehl nicht mehr das Fleisch! Sonst wirst du gefangen und aufgehangen!" Der Koch deckt zu alle Schüsseln und stellt die Falle auf hinten im Eck und tut hinein den Speck, sperrt die Küche zu und legt sich zur Ruh'. Das Mäuslein aber ist ruhig und denkt: was er sagt, das tu' ich. Rber es hat nicht lang' gedauert, so kommt schon das Mäuslein und lauert und spricht: „wie riecht der Speck so gut! wer weiß, ob's was tut? Nur

7. Deutsches Lesebuch für ein- und zweiklassige Schulen - S. 146

1908 - Halle a.S. : Schroedel
146 12. Eilte Peter nicht, der lange, gleich im Augenblick herzu, fände er, es ist mir bange, hier im Teich die ew’ge Ruh* 13. In das Haus zurückgetragen, hört er auf die Mutter nicht, schweigt auf alle ihre Fragen, schließt die Augen trotzig — dicht. 14. Von dem Zucker, den sie brachte, nimmt er zwar zerstreut ein Stück; doch den Tee, den sie ihm machte, weist er ungestüm zurück. 15. Welch ein Ton! Er dreht sich stutzend, und auf einer Fensterbank, spinnend und sich emsig putzend, sitzt sein Kätzchen blink und blank. 16. „Lebt sie, Mutter?" „Dem Verderben warst du näher, Kind, als sie!" „Und sie soll auch nicht mehr sterben?" „Trinke nur, so soll sie's nie!" Friedrich Hebbel. 125. Vom Mäuslein. Die Köchin spricht zum Koch: „Fang mir das Mäuslein doch! Es ist nichts sicher in Küch’ und Keller, nicht in der Schüssel, nicht auf dem Teller. Wo’s was riecht, da ist es gleich; wo's was kriegt, da frißt es gleich; wo ein Braten dampft, kommt das Mäuslein und mampft. Unter der Bank in den Küchenschrank hat es gebissen ein Loch. Koch, fang mir das Mäuslein doch und jag es wieder aus dem Haus in das freie Feld hinaus!“ Da macht der Koch ein Gesicht und spricht: „Mäuslein, Mäuslein, bleib in deinem Häuslein! Nimm dich in acht heut’ nacht! Mach auch kein Geräusch und stiehl nicht mehr das Fleisch; sonst wirst du gefangen und aufgehangen.“ Der Koch aber deckt zu alle Schüsseln und stellt auf die Falle hinten im Eck und tut hinein den Speck, sperrt die Küche zu, geht und legt sich zur Ruh’; das Mäuslein aber ist ruhig und wispert leis: „Das tu’ ich.“ Aber es hat nicht lang gedauert, so kommt schon das Mäuslein und lauert und sagt: „Wie riecht der Speck so gut! Wer weiß, ob’s was tut? Nur ein wenig möcht’ ich beißen, nur ein wenig möcht’ ich speisen. Einmal ist keinmal.“ So spricht fein Mäus-

8. Bilder aus dem Deutschen Reiche - S. 453

1890 - Gotha : Behrend
Die norddeutschen Marschen. 453 niemals Rindvieh als Zugtiere. Kein Stier aus diesen Gegenden hat je seinen Nacken unter das Joch gebeugt, und die Güte des holsteinschen Ochsenfleisches soll wesentlich mit durch den Umstand bedingt sein, daß die Tiere nicht zum Ziehen verwendet werden. Außerordentlich gut ist auch das Kalbfleisch. Die jungen Tiere werden nicht, wie es anderwärts geschieht, mit 14 bis 24 Tagen geschlachtet, sondern erst, wenn sie zehn bis zwölf Wochen alt sind, und dann werden sie, um dem Fleische seine Zartheit und seinen Wohlgeschmack zu erhalten, mit Milch und Eiern gefüttert. Ausgezeichnet ist auch die Pferdezucht in den Marschen. Besonders für schwere Reiterei sind die kräftigen, hohen Tiere sehr geeignet; dock werden auch viele als Wagenpferde ausgeführt. Der Menschenschlag in den Marschen ist kräftig, stark, wohlgenährt und von zäher Ausdauer. Die Phantasie der Marschbewohner ist zwar etwas schwerfällig, sie besitzen auch nicht jene Beweglichkeit des Geistes und jenes rasche Erfassen, wie man es anderwärts findet; allein was sie einmal erfaßt und als gut und richtig erkannt haben, das führen sie auch mit Beharrlichkeit und Ausdauer durch. Auf Speise und Trank hält man in den Marschen sehr viel, wie schon das Sprichwort andeutet: „Eten uu Trinken sünd sör Lief und Sel an ifern Band*)." Das Eigentümliche der Speisen ist eine gewisse Derbheit und Gediegenheit, die vielleicht nicht ohne Einfluß auf die geistige und gemütliche Beschaffenheit der Marschbauern ist. Eine große Rolle, besonders bei den ärmern Leuten und bei den Knechten und Mägden der Marschhöfe, spielt der Buchweizen, aus welchem man die sogenannte Grütze, einen Brei mit Milch, Butter und Speck, kocht. Speck und schwere Mehlspeisen sind überhaupt vorherrschende Nahrnngs- mittel. Man ißt Erbsensuppe mit Speck, Klöße mit Speck, Bohnen mit Speck und Pfannkuchen mit Speck — kurz, es ist beinahe wie auf jedem Schiffe, wo der tägliche Speisezettel lautet: „Erbsen mit Speck oder Speck mit Erbsen." Ein seltsames Gericht, welches zur Verdauung allerdings einen kräftigen norddeutschen Magen verlangt, sind die so- genannten „swetigen Mehlbüdel", d. h. Klöße von einem ungeheuren Umfange, oft größer als ein Manneskopf, aus Weizenmehl, Pflaumen, Rosinen, Eiern, Butter und Milch. Im Winter, zur Zeit der Schlacht- seste, wird dieses Gemengsel statt mit Milch mit frischem Schweineblute vermengt, dann gekocht und in brauner Butter aufgetragen. So ver- schiedenartig auch die Bestandteile erscheinen, so gut schmecken diese Mehlbüttel, wenn man sich erst daran gewöhnt hat; man könnte diese Speise das Nationalgericht der Marschbewohner nennen. Das Brot, welches in der Marschgegend genossen wird, ist entweder sehr schönes, mit goldbrauner Kruste überzognes Weißbrot oder sehr schwarzes, schweres Roggenbrot von derselben Beschaffenheit und dem- selben Geschmack wie der westfälische Pumpernickel. Gewöhnlich ißt man das Brot so: auf eine Schnitte Schwarzbrot, mit Butter bestrichen. *) „Essen und Trinken sind für Leib und Seele ein eisern Band.

9. Deutsches Lesebuch für ein- und zweiklassige Schulen - S. 11

1908 - Halle a.S. : Schroedel
11 ein Fuchs und ein Rappe und in einem besondern kleinen Raum auch ein allerliebster Pony für den Junker Karl, den Sohn des reichen Edelmanns. Die Pferde waren ebenso klug als schön, und Hennig sagte ein- mal, es fehle ihnen nur die Sprache, sonst könne man mit ihnen umgehen wie mit Menschen. „Ja, ja," sagte darauf der Junker Karl, „sie können auch wirk- lich sprechen, man muh nur die Pferdesprache verstehen." Darüber lachte Hennig und fragte: „Wer versteht denn die Pferdesprache?" „Mein Vater," sagte der Junker Karl und lief davon. 2. Nicht lange darauf kam der böse Nachbar Humpermann in den Stall, um die Pferde zu besehen. Er kam aber eigentlich nicht deswegen; er wollte den Hennig verführen, den goldgelben Hafer zu stehlen und zu verkaufen. Das gelöste Geld wollten sie dann zusammen vertrinken. Hennig wollte aber davon nichts wissen, weil es doch Sünde sei, den guten Herrn zu bestehlen und die klugen Tiere hungern zu lassen; auch erzählte er dem Humpermann, dah die Pferde sprechen könnten und dem Herrn gewiß alles wieder sagen würden- Darüber lachte Humpermann ganz gewaltig und schalt den Hennig einen Narren. „Sieh," sagte er, „die Pferde können so wenig sprechen als die Schwalbe dort in ihrem Neste und der Kantschu, der dort an der Wand hängt; auch haben ja die Pferde an der Hälfte Hafer genug, und zur andern Hälfte können sie Häcksel fressen." 3. Nun lieh sich Hennig verführen. Als es Nacht war und alles im Schlosse schlief, kam der böse Humpermann mit einer Laterne, und beide fingen an, den schönen Hafer einzusacken, um ihn fortzu- bringen. Da erwachte von dem Schein des Lichtes die Schwalbe, welche an der Decke des Stalles ihr Nest hatte, und rief: „Ziep, ziep!" Hennig erschrak; denn er verstand: „Dieb, Dieb!" Allein Humper- mann sagte ärgerlich: „Lah doch den dummen Vogel schreien," und stahl weiter. Da fiel plötzlich der dicke Kantschu von seinem Nagel herunter, dah es durch die stille Nacht einen lauten Schall gab. Hennig erschrak abermals und wollte den Hehler fortschicken; aber der erste Schritt war getan, und als Humpermann lachte, schämte sich Hennig, dah er so furchtsam war. 4. Am andern Tage bekamen die guten Pferde halb Hafer, halb Häcksel, was ihnen gar nicht schmecken wollte. Aber dem ungetreuen Hennig wollte sein Essen auch nicht schmecken, und als der Herr in den Stall kam, konnte er ihn gar nicht ansehen. Die Schwalbe im Neste

10. Teil 1 = 2. u. 3. Schulj - S. 240

1916 - Halle a.S. : Schroedel
240 habe ich täglich im Überflüsse.“ Indes kommt der Kellner und rumpelt mit den Schlüsseln an der Tür. Die Mäuse erschrecken und laufen davon. Die Stadtmaus fand bald ihr Loch; aber die Feldmaus wußte nicht wohin, lief ängstlich die Wand auf und ab und brachte kaum ihr Leben davon. 2. Als der Kellner wieder hinaus war, sprach die Stadtmaus: „Es hat nun keine Not mehr; laß uns wieder guter Dinge sein!“ Die Feldmaus antwortete aber: „Du hast gut reden; du wußtest dein Loch schon zu finden, während ich schier vor Angst gestorben bin. Ich will dir sagen, was meine Meinung ist: Bleibe du eine reiche Stadtmaus und friß Würste und Speck; ich will ein armes Feldmäuslein bleiben und meine Eicheln essen. Du bist reich, aber keinen Augenblick sicher vor dem Kellner, vor den Katzen, vor den Fallen; ich aber daheim bin sicher und frei in meinem winzigen Feldlöchlein.“ Äaop. 213. Vom Mäuslein. Die Köchin spricht zum Koch: „Fang mir das Mäuslein doch! Es ist nichts sicher in Küch’ und Keller, nicht in der Schüssel, nicht auf dem Teller. Wo’s was riecht, da ist es gleich; wo’s was kriegt, da frißt es gleich; wo ein Braten dampft, kommt das Mäus- lein und mampft. Unter der Bank in den Küchenschrank hat es gebissen ein Loch. Koch, fang mir das Mäuslein doch und jag es wieder aus dem Haus in das freie Feld hinaus!“ Da macht der Koch ein Gesicht und spricht: „Mäuslein, Mäuslein, bleib in deinem Häuslein! Nimm dich in acht heut nacht! Mach auch kein Geräusch und stiehl nicht mehr das Fleisch; sonst wirst du gefangen und aufgehangen.“ Der Koch aber deckt zu alle Schüsseln und stellt auf die Falle hinten im Eck und tut hinein den Speck, sperrt die Küche zu, geht und legt sich zur Buh'; das Mäuslein aber ist ruhig^und wispert leis: „Das tu' ich.“ Aber es hat nicht lang' gedauert, so kommt schon das Mäuslein und lauert und sagt: „Wie riecht der Speck so gut! Wer weiß, ob’s was tut? Nur ein wenig möcht’ ich beißen, nur ein wenig möcht’ ich speisen. Ein- mal ist keinmal.“ So spricht fein Mäuslein und schleicht, bis es die Falle erreicht, duckt sich und bückt sich, schmiegt sich und biegt sich, ringelt das Schwänzlein wie ein Kränzlein, setzt sich ins Eck und ergötzt sich am Speck, reißt, beißt und speist. Platsch, tut’s einen Knall, und zu ist die Fall’. Das Mäuslein zittert vor Schrecken und möcht’ sich verstecken. Aber wo es will hinaus, ist zugesperrt das Haus. Es pfeift und zappelt, es kneift und krabbelt. Überall ist ein Gitter, und das ist bitter; überall

11. Bd. 1 - S. 158

1912 - Braunschweig : Appelhans
— 158 — Er macht sich einen Mi Ma Mausesack. Was .macht er mit dem Sack? Was macht er mit dem Mi Ma Mausesack? Er steckt darein sein Geld, Er steckt darein sein Mi Ma Mausegeld. Was macht er mit dem Geld? Was macht er mit dem Mi Ma Mausegeld? Er kaust sich einen Bock, Er kauft sich einen Zi Za Ziegenbock. Was macht er mit dem Bock? Was macht er mit dem Zi Za Ziegenbock? Er ritt damit in Krieg, Er ritt damit in Mi Ma Mausekrieg. Was macht er in dem Krieg, Was macht er in dem Mi Ma Mausekrieg? Er schlägt sie alle tot, Er schlägt sie alle mi ma mausetot. (Wolgasts Kinderreime.) 7. Vom Die Köchin spricht zum Koch: „Fang mir das Mäuslein doch! Es ist nichts sicher in Küch' und Keller, Nicht in der Schüssel, nicht auf dem Teller. Wo's was riecht, da ist es; Wo's was kriegt, da frißt es; Wo ein Braten dampft, Kommt das Mäuslein und mampft. Unter der Bank, In den Küchenschrank Hat es gebissen ein Loch. Koch, fang mir das Mäuslein doch Und jag es wieder aus dem Haus In das freie Feld hinaus!" — Da macht der Koch ein Gesicht Und spricht: „Mäuslein, Mäuslein, Bleib in deinem Häuslein! Nimm dich in acht Heut Nacht; Mach auch kein Geräusch Und stiehl nicht mehr das Fleisch, Sonst wirst du gefangen Und aufgehangen!" Der Koch aber deckt zu alle schusseln und stellt auf die Falle Hinten im Eck Und tut hinein den Speck, Sperrt die Küche zu, Geht und legt sich zur Ruh. Das Mäuslein aber ist ruhig Und wispert leis: „Das tu ich!" Aber es hat nicht lang gedauert, So kommt schon das Mäuslein und lauen Und sagt. „Wie riecht der Speck so gut! Wer weis-, ob's was tut? Nur ein wenig möcht' ich beißen, Nur ein wenig möcht' ich speisen. Einmal Ist keinmal!" So spricht fein Mäuslein und schleicht, Bis es die Falle erreicht, Duckt sich und bückt sich, Schmiegt sich und biegt sich, Ringelt das Schwänzlein Wie ein Kränzlein, Setzt sich ins Eck Und ergötzt sich am Speck, Reißt, beißt und speist. Platsch, tut's einen Knall, Und •— zu ist die Fall! Das Mäuslein zittert vor Schrecken Und möcht' sich verstecken. Aber wo es will hinaus, Ist zugesperrt das Haus. Es pfeift und zappelt, Es kneift und krabbelt. Uberall ist ein Gitter, Und das ist bitter: Überall ist ein Draht, Und das ist schab'. Leider, leider Kann's Mäuslein nimmer weiter; Wär's nur gewesen gescheiter! — Unterdessen wird es Morgen; Da kommt die Köchin und will besorgen Den Kaffee Und den Tee. Da sieht sie denn, was vorgegangen, Und wie das Mäuslein ist gefangen. Ganz sacht Schleicht sie hin und lacht: „Haben >wir endlich doch erhascht

12. Heimatkunde für die Provinz Rheinland - S. 89

1914 - Frankfurt am Main : Diesterweg
Xix. Städte am Niederrhein und ihre Bedeutung. 89 über das andere aus: „Die Schelme, die Schelme!" Endlich sprach er zu dem Bauer: „hört, guter Freund, ich will Euch helfen, wenn Ihr mir folgen wollt." va gingen die beiden zu allen Glöcknern der Stadt, und der Lauer bezahlte sie mit seinem letzten Gelde, daß sie alle zu Mittag die Totenglocken läuten sollten. Oer Bauer aber stellte sich auf den Hof des Schlosses, wo der Herzog sein Mittagsmahl zu halten pflegte. Als er nun bei Tische saß und hörte, wie alle Glocken der Stadt läuteten: Bum — kam, bum — bam! da fragte er seine Hofleute, was denn für ein vornehmer Mann gestorben Kbb. 44. Düsseldorf, Uunsthalle. (Nach: „Km Rhein". Verlag der photogr. R.=®. Siegburg bei (Töln.) sei. Da rief der Narr laut über den Tisch hinüber: „Ja, Herzog, das ist fürwahr ein trauriges Geläute, drob heut' und immerdar viele Augen weinen werden,' deines Landes Zierde ist nicht mehr,- das gute Recht liegt auf der Bahre und wird heute zu Grabe getragen!" Oer Herzog fuhr empor und versetzte zornig: „wie wagst du solches zu sagen, Narr?" — Oer Narr antwortete: „Herr Herzog, weil die Narren die Wahrheit sagen, wenn die weisen sie aus Klugheit verschweigen." Und nun erzählte er, wie der Junker mit Hilfe der Gerichte den Lauer von Haus und Hof vertrieben, ließ ihn herauf- kommen und belegte alles mit Urkunden. Da gingen dem Herzog die Augen auf,' er vernichtete den Urteilsspruch, jagte die Nichter davon und gab dem Bauer alles, was sein eigen war, wieder zurück. (Leibling.)

13. Theil 1 - S. 147

1831 - Halle : Kümmel
147 Yil Gesundheitslehre. Hunger ist der beste Koch. Auch einfache, nicht künstlich zubereitete Speisen schmecken dem köstlich, der das Bedürfniß der Speise fühlt. Fleißige Arbeit und Bewegung in freier Luft sind die besten Mittel, sich Hunger zu verschaffen. Ein vornehmer Herr, der in der Stadt wohnte, und alle Mittage und Abende eine Menge theure und künstlich zubereitete Speisen auf seinem Tische hatte, von denen er indessen fast nie mit rechter Esslust als, kam einst in eine Dorfschenke, gerade als sich der Wirth mit seiner Familie und seinen Dienstboten zu Tische ge- setzt hatte. Auf dem Tische stand eine grosse Schüssel voll Kartoffeln, neben welcher ein grosses schwarzes Brod, Butter und Käse Standen. Nach einem Tischge- bete singen die Leute an zu essen, und der vornehme Städter erstaunte, als er sah, wie wohl ihnen diese ein- fache Kost schmeckte. Als die Leute aufgestanden und hinausgegangen waren, sagte er zu dem Wirthe: „Wie in aller Welt ist es möglich, dass ihr guten Leute solche Speisen mit solchem Appetit essets“ „Ei lieber Herr/* erwiederte der Wirth, „wer so den ganzen Tag in freier Luft seine saure Arbeit gehabt hat, dem schmeckt auch geringe Kost. Künstliche Speisen, wie sie die Köche in der Stadt machen, haben wir nicht; aber wir vermis- sen sie auch nicht, und sind gesünder, als die Städ- ter.” Allzuviel ist ungesund. Der Hungrige muß sich satt essen; aber die Speisen, die er genießt, müssen nicht schwer zu verdauen sein. Es giebt viele Speisen, von denen man leicht zu viel essen kann, z. B. alle sehr fette Speisen, viele Fische, frisches Brod, was überhaupt nicht gesund ist, Marcipan, Pasteten, Mehlbrei und Mehlklöse und alle mit vielen Gewürzen - zubereitete Speisen. Daß man nicht zu viel ißt, ist für die Erhal- tung der Gesundheit sehr wichtig. Durch Unmaßigkeit wird der Magen zu sehr mit Speisen angefüllt. Er kann sie nicht verdauen; sie bleiben daher liegen, gerathen in eine sehr schädliche Säure und Fäulniß, und die aus ihnen entstehenden verdorbenen Säfte theilen sich dem 10 *

14. Neubearbeitetes Lehr- und Lesebuch gemeinnütziger Kenntnisse für katholische Elementar- und Sonntagsschulen - S. 218

1834 - Ehingen a.d.D. Leipzig : Herbig Feger
218 Die Esparsette, Esper oder türkischer Klee hat die vorr zügliche Eigenschaft, daß sie in viel schlechter», Boden fortr kommt, als jede andere Kleeart, viele Jahre dauert und ein nahrhaftes Futter ist, ohne wie andere Kleearten zu blähen. Von dem Anbau der Hülsenfrüchte. Die schätzbarste Hülsenfrüchte sind die Erbsen. Sie ge- den ane vorzügliche Nahrung für den Menschen, ein nahr- haftes Futter für das Viel), und sind als Handelsartikel von Wichtigkeit. Die Erbse verlangt einen guten, wohlgemisteten, fetten Boden. Zu viel Nasse schadet ihr. Die Erbsen sollen früh gesäet werden, denn späte Saat treibt zusehr in das Stroh, gibt wenig Körner und ist dem Mehlthau unterworfen. Es ist ein großer Unterschied unter den Erbsen: einige sind sehr mehlreich, andere bleiben im Kochen immer hart. Gyps auf die Erbsensaat gestreut, wirkt sehr Vortheil- haft. Das Erbsenstroh ist ein vortreffliches Futter, und be- sonders den Schafen recht willkommen. Die Erbsen können mir Roggen, Gerste oder Haber gemischt ausgesäet und grün zum Futter abgemäht werden. Der Anbau der Linsen ist der nämliche, wie bei den Erb- sen. Man säet sie früh, und milder, lockerer Boden ist ihnen zuträglich. In zu strengem Felde gedeihen sie nicht. Der Linsenacker muß rein von Unkraut seyn. Man kennt zwei Gattungen von Linsen. Die große oder Pfenninglinse und die kleine oder gemeine Feldlinse. Die Saubohne ist eine zur Fütterung sehr nützliche Frucht und wird auch von den Menschen genossen. Grüne Sau- bohnen, ehe sie reif und schwarz werden, schmecke!, sehr gut. Zur Speise der Menschen dient vorzüglich die Zwergbohne. Die gemeine Saubohne ist in gutem, warmen Boden sehr ergiebig. Es gibt deren zwei Arten, die große und die kleine. An vielen Orten werden die Saubohnen mit Haber ausgesäet. Die Wicke wächst wild und ist im Getreide ein Unkraut. Auf Brachäckern wird sie dagegen mit vielem Nutzen gebaut.

15. Bd. 2 - S. 382

1785 - Leipzig : Crusius
Z82 Vi. 6. Schmied, Wagner, war die Antwort. — Alter Narr! sagte der junge Herr, urw fuhr schneller, als zuvor. — Aber nicht zwanzig Schritt, da lag er im Graben unter der Kariole. Oer alte brave Mann eilte zurück- und, indem er ihm aufhalf, erkundigte er-sich seht mitlei- dig, ob er auch Schaden genommen hatte. Zum Glücke war keiner geschehn, ausser daß der Junker über und über von Moder besudelt, und ganz durch- genäßt war. — Nun kommt ihr nicht mehr in die Stadt; aber mein Haus ist irr der Nahe, sagte der Wagner, da will ich euch trockne Kleider geben, da. mit ihr nicht krank werdet. - Beym Abschiedneh. men am andern Morgen sagte der Junker: Meister, was soll ich euch für eure Dienstleistung zu Gefallen thun? — Dies Einzige, war die Antwort, daß der Hochwohlgebohrne Junker mich und meines Glei- chen künftig keine alte Narren nenne. Wegen der Lekkerhaftigkeit und Mode, welche in einigen Häusern herrscht, sind in denselben viele Leute mit Anschaffung und Zubereitung der Nahrungs- mittel, auf mancherley Art, auf der Jagd, mit der Fischerey, mit Mastvieh und Geflügel, im Garten und in Treibhäusern, im Weinkeller, und besonders in der Küche, beschäftigt. Was meynt ihr, ist diese Mode nützlich? Seht hier einen Koch, der einen Bra- ten begießt und an dem Bratspiesse wendet, der auf seinem Bocke über der Bratpfanne ruht, in welcher die abtriefende Butter wieder aufgefangen wird. Der Küchenjunge, der gemeiniglich, wenn man keine Ma. schine hat, den Braten zu wenden pflegt, stößt hier eine

16. Bilder aus den deutschen Küstenländern der Ostsee - S. 205

1886 - Leipzig : Spamer
Familienleben. 205 und Schwaben ihre Klöße und Knödel. Würstel und mageren Fleischgerichte vermissen; auch der Hasenpfeffer ist in Mecklenburg nicht bekannt und die Buch- Weizenklöße und Pfannkuchen aus dem Mehl der Moorhirse haben aus größter Nähe hier keinen Eingang gefunden. In der That sind Kartoffeln und Speck die Hauptbestandteile des bäuerlichen Tisches, doch bilden sie allein nicht die auf den Tisch kommenden Gerichte, sondern der Garten enthält noch mancherlei Kraut und Wurzeln, die mit dem Speck, das übrigens nicht regelmäßig „fettes Speck", sondern Fleisch mit Fett ist, mit Graupen, Erbsen und Kartoffeln das sogenannte „zusammengekochte Essen" zu einem ebenso schmackhaften als ge- fuuden Gericht machen. Schweinefleisch ist allerdings das meist beliebte, weil es das fetteste ist, und bei seiner anstrengenden Arbeit in rauher Luft bedarf der Bauer des Fettes als der am meisten Wärme erzeugenden Nahrung. Ein Hammel wird selten geschlachtet, eine Kuh noch seltener, und Geflügel kommt nur bei besonders festlichen Gelegenheiten, und dann auch noch nicht gebraten, sondern in Suppe gekocht, auf den Tisch. In Ansehung des Schweinebratens teilt der Mecklenburger aber den Geschmack des Jrländers, dem, und zwar selbst dem wohlhabendsten, kein Braten über jenen geht. „Göösbraden sall de best sin, äwer Swinsbraden is't", lautet das entscheidende Sprichwort; und ein echtes mecklenburgisches „Schwarzsauer", sei es vom Schwein oder von der Gans, kann sich vor dem sächsischen und schweizerischen Hasenpfeffer wohl sehen lassen. Lieber als die Kartoffeln, Graupen und Erbsen ist dem Landmann aber das köstliche Schwarzbrot, das die Bäuerin selbst aus ungesichtetem Roggen- mehl bäckt, und das sich mit dem Speck zu einer für den gesunden Magen vor- züglichen Nahrung ergänzt. Der von seinem Hause entfernt arbeitende Tage- löhner lebt wochenlang, mit Ausnahme des Sonntags, von nichts anderm. Er trinkt dazu seinen Milchkaffee, der meistens von mehr Zichorie als von Kaffeebohnen gekocht wird, und unter Umständen einen „Schluck", d. h. Schnaps, oder ein säuerliches selbstbereitetes Dünnbier. Wasser trinkt er nur beim größten Durst oder bei größter Dürftigkeit. „Wat sall dat Water in de Buk? ik mag't nich mal m'n Stäwel Hebben" sagt er. — Im allgemeinen sitzt der Bauer gern lange und gemächlich bei Tische, und die Tendenz, mit der er speist, ist die, sich womöglich einen Bauch anzuessen. Seine hygieinische Ansicht ist die, daß ein Mensch, der keinen Bauch besitzt, nicht mehr lange am Leben bleiben könne; er thut sich daher auf seinen Speckbauch etwas zu gute. In dieser Be- ziehung stehen übrigens die schwarzen Bauern des nordöstlichen Mecklenburg in Gegensatz gegen die übrigen; sie sind meist schlanke, oft hagere und hohe Leute, und ihre diätetische Regel lautet: „Den Kopp Holl köhl, de Föte warm, Slag' nich to veel in die Gedärm, De Achtepuurt lat apen stahn, Denn brukst du nich to'n Arzt to gahn." Die Feste des Bauern in Mecklenburg können ebenfalls als Zeugnis für seine konservative Lebensanschauung dienen; er kennt keine andern Feste als die von der Kirche geheiligten, die er mit seiner christlichen Bildung vordem in das Land gebracht hat. Wie seine Religiosität eine tief innerliche ist, die ihm bei jedem Anlaß seiner eignen Gebrechen und sündhaften Natur und der Macht und Gnade seines Gottes gedenken läßt, die ihn sich in Geduld fassen

17. Bd. 1 - S. 154

1912 - Braunschweig : Appelhans
— 154 — Ich habe gesehen, daß in unserer Kammer eine Maus an der Wand raufkletterte. Wie kam sie denn dazu? Ich kam in die Kammer, und da wußte sie vor Angst nicht, wo sie hin sollte. Zuletzt kletterte sie an der Wand hoch. — In unserer Speisekammer hing eine Wurst an der Wand, in die eine Maus ein Loch hineingefressen! Was können also die Mäuse sehr gut? Die Mäuse können sehr gut klettern. Womit ist der Körper der Maus bedeckt? Haaren. Wie sehen die Haare aus? Grau. Was für ein Fellchen hat die Maus also? Sprecht: Die Maus hat ein graues Fellchen. Auf dem letzten Jahr- markte sah ich Mäuse, die eine andere Farbe hatten. Wer hat sie auch gesehen? — Erzähle! — Warum zeigt man denn weiße Mäuse? Sind selten. An welchem Körperteile der Maus bemerkt ihr keine Haare? Am Schwänze. Womit ist der Schwanz der Maus bedeckt? — Sprecht: Der Schwanz der Maus ist mit feinen Schuppen be- deckt. Welche Tiere sind ganz mit Schuppen bedeckt? Iii. Wohnung. Wo halten sich die Mäuse am liebsten auf? Wo es etwas zu fressen gibt. Nenne solche Orte! In der Küche, Speise- kammer, im Keller, in der Scheune usw. Was gibt's in der Speise- kammer zu fressen? Wurst, Speck, Fleisch usw. Im Keller? Kar- toffeln, Äpfel. In der Scheune? Korn. Bei uns war einmal in der Kammer eine Maus. Woher weißt du das? Sie hatte ein Loch durch die Wand gefressen. Daneben lagen Sand, Lehm, Holz- späne. Wir haben gehört, daß sie knabberte. Wie klingt denn das Knabbern? Macht es mit den Fingernägeln nach! Wir haben im Keller eine Maus gehabt. Die hat unsere Äpfel angefressen. Meine Mutter sagt, die wäre vom Hofe gekommen und in den Keller gelaufen. Weshalb sieht man die Mäuse am Tage so selten? Da sitzen sie in ihren Löchern. In ihrem Mäuseloche bauen sie sich, wie die Vögel, ein Nest, das sie mit allerlei weichen Sachen, z. B. mit Wolle und Federn, ausfüttern. Warum? — Wann kommen sie gewöhnlich erst aus ihrem Loche heraus? Wenn die Leute schlafen, in der Nacht, wenn im Hause alles ruhig (mäuschenstill) ist. Iv. Nahrung. Das Mäuschen läuft nun im Hause umher und sucht etwas für seinen hungrigen Magen oder für seine Jungen. Nichts ist vor ihm sicher. Was frißt es gern? Wurst, Speck, Fleisch, Obst, Zucker usw. Das Mäuschen weiß sehr wohl, was gut schmeckt. Woher weiß denn die Mutter, daß das Mäuschen in der Speise- lammer gewesen ist? Das Mäuschen frißt ein Loch in das Fleisch, in das Brot usw. Wenn meine Mutter das sieht, dann sagt sie: Wir haben wieder eine Maus in der Speisekammer. Ich muß wieder eine Falle aufstellen, damit wir den Näscher fangen. Was tut die Mutter, damit das Mäuschen nicht von allen Speisen naschen kann? Deckt sie zu. Dann müssen die Mäuschen manchmal hungern. Ein- mal war auch große Hungersnot im Mäuseloche. Das alte Mäuschen war hungrig und auch die vier Kinder. Wo hat das alte Mäuschen immer am leichtesten etwas zu essen gesunden? Küche, Speisekammer.

18. Teil 1 = 2. Schulj - S. 112

1911 - Leipzig [u.a.] : Klinkhardt
„Mäuslein, Mäuslein, bleib in deinem Häuslein! Nimm dich in acht heut' nacht! Mach auch kein Geräusch und stiehl nicht mehr das Fleisch! Sonst wirst du gefangen und aufgehangen!" Der Roch aber deckt zu alle Schüsseln und stellt die Halle hinten im Eck und tut hinein den Speck, sperrt die Rüche zu, geht und legt sich zur Ruh'. Das Mäuslein aber ist ruhig und wispert leis: „Das tu ich." Aber es hat nicht lang' gedauert, so kommt schon das Mäuslein und lauert und sagt: „wie riecht der Speck so gut! wer weiß, ob's was tut? Nur ein wenig möcht' ich beißen, nur ein wenig möcht' ich speisen; einmal ist keinmal!" So spricht fein Mäuslein und schleicht, bis es die Halle erreicht, duckt sich und bückt sich, schmiegt sich und biegt sich, ringelt das Schwänzlein wie ein Rränzlein, setzt sich ins Gck und ergötzt sich am Speck, reißt, beißt und speist.

19. Teil 3 = Kl. 6 - S. 200

1913 - Bielefeld [u.a.] : Velhagen & Klasing
200 Bald wurde er wieder in die Stadt geschickt, um einen Sack Erbsen zu kaufen. Mit Mühe schleppte er den Sack bis auf den Berg. Da fiel ihm ein, daß sein Herr ihm gesagt hatte, er hätte die Schweinchen vor sich hertreiben sollen, die liefen ja von selbst. Flugs schüttete er den Sack aus, daß die Erbsen ganz lustig den Berg hinunterrollten, und ging dann mit dem leeren Sack bequem nach Hause. Als der Bauer den leeren Sack sah, fragte er: „Nun Till, wo hast du die Erbsen?" „Die werden gleich kommen," antwortete der Schalk, „ich habe sie ausgeschüttet, und sie liefen ganz lustig den Berg hinab, ganz von selbst, ich brauchte sie nicht einmal zu treiben!" Da ward der Bauer sehr zornig und schalt seinen Knecht tüchtig aus. „Ei," sagte der, „was scheltet Ihr mich? Ihr habt ja selbst gesagt, ich hätte die Schweinchen nur vor mir her treiben sollen, die liefen von selbst. Nun hab' ich's so gemacht; Euch aber ist's wieder nicht recht. Wie soll ich's denn machen, wenn Ihr zufrieden mit mir seid?" „Du bist ein arger Narr," sagte der Bauer, „so etwas bindet man an einen Strick und hängt's über den Rücken." „Ich werd' mir's merken," sagte Till, und als er wieder ans den Markt geschickt wurde, um eine junge Ziege für seinen Herrn zu kaufen, band er ihr einen Strick um den Hals und hing sie über den Rücken, daß das arme Tier elend ersticken mußte. Zu Hause gab es natürlich aber- mals Schelte und ein paar Ohrfeigen als Zugabe. „Euch kann's kein Mensch recht machen," sagte Till; „tue ich, wie Ihr mir sagt, so scheltet Ihr mich. Wie soll ich's denn eigentlich machen?" „Du bist ein Narr," antwortete der Bauer, „warum hast du denn die Ziege nicht angebunden und hinter dir hergeführt? Dann wäre sie nicht elend aufgehängt worden wie ein Dieb am Galgen." „Das sollt Ihr mir nicht vergeblich gesagt haben," entgegnete Till, und als er bald darauf wieder auf den Markt geschickt wurde, um etliche irdene Töpfe für die Küche zu kaufen, band er sie an einen Strick und zog sie hinter sich her. Mit Staunen und Schrecken sah der Bauer seinen Knecht ankommen, wie er an einem Strick die Henkel der gekauften Töpfe nachschleifte; denn mehr war natürlich nicht übriggeblieben von den Töpfen, die längst in tausend Scherben zerbrochen waren. Da nahm der Bauer den Strick, walkte seinen Knecht tüchtig damit durch und jagte ihn fort. „Mit dir ist doch gar nichts anzufangen, du Tölpel!" rief er in großem Zorn. — „Euch mag's ein anderer recht machen, ich kann es nicht; denn Ihr ändert Eure Meinung alle Tage, und wenn ich's so mache, wie Ihr mir sagt, scheltet Ihr doch immer." Damit ging Eulenspiegel fort und suchte sich einen andern Dienst.

20. Lese- und Lehrbuch für ländlich-gewerbliche Fortbildungsschulen - S. 208

1910 - Leipzig [u.a.] : Teubner
208 Iv. Bei der Arbeit. äieken Schmutzkrusten auf der Haut bedeckt ist. Das Schwein ist als ein unreines und schmutzliebendes Tier verschrieen, aber mit großem Unrecht. Es liebt die Reinlichkeit genau so wie Rind und Pferd. Vor allem muß der Futtertrog sauber sein. Haltet ihn rein wie eure Schüssel! Tut ihr's nicht, so säuert er. Und die Schweine, die daraus fressen, bekommen Durchfall, und dann ist es mit der Mast nichts. d. Zur Mast gehört aber auch die richtige Fütterung. Es ist allgemein bekannt, daß ein Schwein im Anfange der Mast recht schnell zunimmt. Es bilden sich in seinem Leibe allerhand Ansätze, die man Gewebe nennt, und in die sich später das Fett, der Schmer, ablagert. Im Anfang der Mast gibt man den Schweinen darum schwerer verdauliches Futter, Futter, das ein gut Teil Holz- faser hat. Es tut hinlänglich seine Dienste. Das gute Futter spart man für die spätere Zeit der Mast auf, wo der Leib ausge- wachsen ist und die Freßlust abnimmt. Das Futter muß aber von Anfang an reich an Nährstoffen sein, reicher, als man es bei anderen Tieren gewohnt ist. Je mehr man sich dem Ende der Mast nähert, um so mehr verringert man die Mengen. Das zuletzt gereichte Futter muß aber sehr gut bekömmlich sein und gern aufgenommen werden. e. Kartoffeln sind das gewöhnlichste Schweinefutter. Aber allein verfüttert nützen sie nichts. Sie geben nicht Fleisch und nicht Blut. Und die Triebe von alten, angekeimten Kartoffeln sind geradezu Gift. Sollen Kartoffeln mit Nutzen verfüttert werden, muß Kraftfutter dazu. Auch ist es gut, bei reichlicher Kartoffel- fütterung zur besseren Knochenbildung Kalk zuzufüttern. Die Kartoffeln werden gut gewaschen und darauf gedämpft oder ge- kocht gereicht. Auch die Rüben bilden ein gutes Futter; man reinigt sie und legt sie zerkleinert vor. Kochen oder Dämpfen der leicht verdaulichen Rüben ist nicht gerade nötig, aber vielfach üblich. Junge Masttiere nehmen sehr gern zartes Grünfutter auf; besonders wirken Brennesseln und Disteln auf die Gesundheit vor- teilhaft ein. Das beste Mastfutter liefern die Körnerfrüchte. Obenan steht die Gerste; die wird meist als Schrot gefüttert und erzeugt ein vorzügliches Fleisch und schmackhaften Speck. Maisschrot nährt recht gut; man gibt es gern, mit Magermilch oder Molke an- gemengt, und füttert eiweißreiches Kraftfutter daneben. Viel Mais macht den Speck ölig. Außer Roggen braucht man zur Mast noch Erbsen und Bohnen; beide Früchte sind besonders ihres hohen Eiweißgehaltes wegen ein sehr geschätztes Kraftfutter. Von den Kleien wählt man gewöhnlich die Roggenkleie als Schweine- futter aus; sie liefert besseres Fleisch als die Weizenkleie. Auch Reismehl mästet recht gut; zu große Gaben erzeugen aber einen weichen Speck. Malzkeime füttert man am besten gedämpft. Wer ein wenig gehaltreiches Futter stark aufbessern will, kann mit