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1. Grundriß der Erdkunde - S. 37

1908 - Leipzig : Hirt
Das Norddeutsche Tiefland. 37 so ist es nur durch den „goldenen Reif" der Deiche (künstlicher Erd- dämme) vor dem Einbrüche des Meeres zu sichern. Wo an der Küste Schlammbänke („Watten" oder „Polder") zur Ebbezeit trocken liegen, deicht der Strandbewohner sie ein und ringt so ein Stück Land nach dem andern dem Meere ab. Der gewonnene Fruchtboden lohnt hundertfach die Mühe des Landmannes; deshalb sind die Bauerngehöste umgeben von fetten Äckern und Wiesen, auf denen „des Marsen Rind sich streckt". — Eine Kette schmaler Eilande, nach ihren zähen Bewohnern die friesischen Inseln genannt, begleitet die Küste; alle werden als Seebäder benutzt, des. Borkum und Norderney. Ihre hohen Dünen (Sandhügel) schützen das Festland als Wellenbrecher vor den Meereswogen (Dollart und Jadebusen sind durch furchtbare Sturmfluten entstanden). Der Schiffer fürchtet die Untiefen der Nordsee, nämlich das flache Watten- meer in der Nähe der Küste, durch das nur wenige tiefe Fahrrinnen bis zum Festlande führen (Lotsen, Leuchttürme, Rettungsstationen). b. Das Geestland legt sich gegen S. an das Marschland an. Es ist höher als die Marsch, uneben und hat seine eigenen Quellen, Bäche und Flüsse. Die Geest ist verschieden im W. und O. der Weser. a. Da, wo der Untergrund des Bodens undurchlässig und das Land so eben ist, daß das Wasser nicht abfließt, haben sich (w. der Weser) öde Moore gebildet,'z. B. das ungeheure Bourtanger Moor fbaurtangers w. der Ems. Man sticht Torf und verwandelt immer neue Sumpfstrecken durch Entwäsferungskanäle in Fruchtland (Moorkultur, Bild 16 u. 16 a). b. Den größten Teil des Geestlandes zwischen Weser und Elbe umfaßt die Lüneburger Heide. Der wellige Sandboden wird nur stellenweis von kleinen Heideflüßchen bewässert und ist daher wenig fruchtbar; deshalb wird die Pflanzendecke von Heidekraut oder Nadelholz gebildet; versumpfte Gegenden bilden braune Torfmoore, deren Decke man absticht und zu Brenn- material verwendet. Im Innern der Heide liegen kleine, meist umwaldete, ärmliche Dörfer. Hier trägt der Imker seine Bienenstöcke weit hinaus in die Heide, oder man begegnet den Herden kleiner schwarzer Heidschnucken (grob- wolliger Schafe). Oft steht nur als einzige, kümmerlich gedeihende Brot- frucht der Buchweizen auf dem Tische des Heidebauern. Größere Städte finden sich nur am Rande der Heide, so Lüneburg (?) und Celle (?), welche das in der Heide gewonnene Wachs verarbeiten. Politischen Anteil an dem Tieflande w. der Elbe haben das Königreich Preußen (Rheinprovinz, Westfalen, Hannover, Sachsen), das Großherzogtum Oldenburg, das Herzogtum Braunschweig, die Freien Städe Bremen und Hamburg. Nordseehäfe». Emden, an der Emsmündung, blüht durch Seefischerei. Wilhelmshaven, am Jadebusen, Nordseehafen der Kriegsflotte. Bremen, an der untern Weser, 2. Seehandelsstadt Deutschlands, Haupteinfuhr von Tabak (Bremer Zigarren), Baumwolle und Petroleum aus Nordamerika; Postschiffahrt nach allen Erdteilen; Auswanderung; die größte Schiffahrtsgesellschaft der Norddeutsche Lloyd fleuch. Landungs- platz der größten Schiffe ist Bremerhaven, wo sie in riesigen Dock- anlagen ausgebefsert werden können.

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1. Deutschland - S. 42

1890 - München : Oldenbourg
42 § 4. Die Landschaften Deutschlands. der Hauptteil des Herzogtums Braunschweig, 2/3 des Herzogtums Anhalt und die freien Städte Lübeck, Bremen und Ha in bürg mit ihren Gebieten. Einteilung. Die Stromrinne der Elbe scheidet das norddeutsche Tiefland in einen westelbischen und einen ost- elbischen Teil. I. Das Tiefland westlich der Elbe. Es ist, abge- sehen von den flachen Rücken der Lüneburger Heide, fast eine »vagrechte Fläche, die sich gegen Nw. zur Küste der Nordsee abdacht. Die bedeutendsten Küsteneinschnitte sind hier der Weser- nebst dein Jadebusen und der Emsbusen mit dem Dollart. Anmerkung. Die Küste der Nordsee ist flach und daher leicht den Fluten des Meeres zugänglich' dasselbe hat denn hier auch große Zerstörungen angerichtet. So bildet die ganze vorliegende Reihe der langgestreckten friesischen Inseln den alten ehemaligen Rand des Festlandes, der durch das Meer zerrissen wurde. 1. Bezüglich der Bodenbeschafsenheit sind im einzelnen folgende Gebiete zu unterscheiden: a) An den Küsten des Meeres zieht sich äußerst frucht- bares Land hin, der sog. Marschboden, eine ganz steinfreie, thonige Anschwemmung des Meeres. Zuweilen liegen diese Marschen wenig höher als der Spiegel der Flut und müssen daher durch Erddämme, sog. Deiche, gegen Überschwemmung geschützt »verden. — Eigentümlich »nie das Land ist auch dessen Bevölkerung. Sie ist infolge des steten Kampfes mit dem Meere kräftigen Körpers und zähen Charakters. b) Jenseits der Marschen liegen die sog. Watten, flache, nur bei Ebbe trockene, bei Flut von der See bedeckte Land- striche. e) Bei »veitem größeren Raum als die Marschen nimmt das Geestland ein; man versteht darunter mageren, sandigen Boden, der ziuveilen noch den Bau des Buchweizens zuläßt. Einen Teil desselben bildet die Lüneburger Heide zivischen Elbe und Aller; sie zählt zu den unfruchtbarsten Strichen Deutsch- lands. d) Eigentümlich sind ferner diesem westlichen Teile des Tieflandes die großartigen Moore; sie erstrecken sich besonders rechts und links der Eins; eines der größten ist das Bonrtanger (baurtanger) Moor (1300 qkm.) Diese Moore gehören zu den traurigsten Gegenden unseres Erdteils. 2. Die bedeutendsten Flüsse der Ebene sind Weser und Eins. Die Weser, von ihrer Quelle bis zur Mündung der Fulda Werra genannt, tritt durch die westfälische Pforte in die Ebene ein

2. Länderkunde von Mittel- und Westeuropa unter besonderer Berücksichtigung des Deutschen Reiches - S. 32

1909 - Breslau : Hirt
32 C. Länderkunde Mitteleuropas. Wir unterscheiden landschaftlich: a) Die Nordseeküste mit ihren Inseln und Marschen. Die deutsche Nordsee- küste ist eine den Schiffen gefährliche Flachküste. Sie ist vom Tollart bis zur dänischen Grenze mit Ausnahme einer ganz kurzen Strecke durch gewaltige, mit großen Kosten errichtete Erddämme, Deiche genannt, geschützt (Bild 36). Doch nicht immer sind diese Deiche imstande, das Meer zurückzuhalten. Sturmfluten^ haben ganze Land- striche verschlungen. Auf diese Weise sind der Dollart und der Jadebusen und in Holland die Südersee entstanden. Zur Zeit der Ebbe2 wird der Meeresgrund auf eine weite Strecke hin ganz oder teilweise trockengelegt. Diese seichten, täglich zwei- mal vom Meere verlassenen Stellen heißen Watten. Niedrige Inseln begleiten den flachen Küstensaum; westlich von der Elbmündung liegen die Ostsriesischen und nördlich davon die Nordfriesischen Inseln. Sie sind meist Reste der alten Küste, ehemaliger Dünen, die sich einst an der ganzen Küste entlang erstreckten. Die meisten von ihnen, besonders Norderney an der Hannover- schen und Sylt an der schleswig-holsteinischen Küste, sind besuchte Seebäder. Vor der Elbmündung liegt das Felseneiland Helgoland (Buntbild). Den Saum der festländischen Küste bildet ein Streifen fruchtbaren Landes; das sind die durch Schlammablagemngen entstandenen und dem Meere durch müh- same Deichbauten abgewonnenen Marschen. Die weiten, saftigen, durch Getreide- äcker unterbrochenen Wiesenfluren sind mit Herden weidender Rinder bedeckt. Kanäle durchziehen das Land; Wälder und Quellen fehlen. Die Wohnungen sind auf den sandigen Hügelwellen der Geest oder auf künstlich erhöhten Stellen, den Wurten, errichtet (Bild 36). Weil die Nordseeküste flach ist, so ist sie arm an Häfen. Die bedeutendsten finden sich an den Mündungen der Flüsse oder an Meerbusen. An der Weser, 70 km von der Mündung entsernt, liegt Bremen, dessen Auswanderer- und Seehafen Bremerhaven ist, am Jadebusen das befestigte Wilhelmshavens und an der Stelle der Elbe, bis zu der die Flut große Seeschiffe trägt, Hamburg. b) Das Geest- und Moorland zwischen Elbe und Ems. Der Teil des Nordsee- Flachlandes, der landeinwärts von den fruchtbarm Küstenmarschen liegt, wird durch die untere Weser in zwei Gebiete geschieden, die in Bodenbeschaffenheit und Pflanzen- wuchs merklich voneinander abweichen. Ostlich von dieser Grenzlinie breitet sich hauptsächlich sandiges, hügeliges Geestland^ aus, westlich von ihr liegt das Gebiet der großen Moore. Das Geestland hat sandigen, wenig smchtbaren Boden und ist daher nur stellen- weise bebaut und bewaldet; weite Strecken tragen nur Heidekraut. Die ausgedehnteste Geestlandschaft ist die Lüneburger Heide (Bild 35). Sie ist ein meist sandiger Rücken mit eingesprengten Mooren zwischen Elbe, Weser und Aller. Kleine Gewässer fließen nach den Seiten ab. Roggen, Kartoffeln, Hafer und Buchweizen geben 1 Eine Sturmflut ist eine durch den Sturm hervorgerufene Überschwemmung des Küstenlandes. 2 Ebbe und Flut sind eine merkwürdige Erscheinung des Ozeans; alle sechs Stunden steigt und alle sechs Stunden fällt das Wasser. Das Steigen der Wassermassen gegen die Küste nennt man Flut, ihr Zurückweichen Ebbe. Ebbe und Flut sind für den Verkehr in unfern tief im Lande liegenden Nordseehäfen von größter Bedeutung. Die Flut trägt die Schiffe die Elbe und Weser hinauf, und die eintretende Ebbe trägt sie wieder hinab. 3 Häven ist die niederdeutsche Schreibweise für Hafen. 4 Geestland nennt man das im allgemeinen aus Sandboden bestehende Hügelland im nordwestlichen Deutschland. Plattdeutsch güst - trocken, unfruchtbar.

3. Deutschland - S. 14

1889 - Neustadt-Leipzig : Henze
— 14 — 1. Das westdeutsche Tiefland breitet sich zwischen Rhein und Elbe bis an die Nordsee aus. Die Küste ist hier so niedrig, daß das Land durch Deiche und Dämme gegen eine Überflutung des Meeres ge- schüht werden muß. Das Meer hat in geschichtlicher Zeit große Stücke Landes hinweggerissen und an Stelle derselben die Zuidersee (itt Holland), den Dollart- und Jadebusen an der Ems und der Weser gebildet. Die der Küste vorgelagerten niedrigen West- und ostfriesischen Inseln find abgetrennte Reste des Festlandes; ebenso die nordfriesischen Inseln an der Westküste oon Jütland. Das den Engländern gehörige Helgo- land ist eine Felseninsel. Nur au einigen Stellen liegen vor der Küste schürende Dünen, d. h. Sandbänke; die noch schlam- migen Sandbänke, welche nur zur Zeit der Flut mit Wasser bedeckt sind, nennt man Watten, das Meer zwischen ihnen Wattenmeer. Polder oder Köge heißen die dem Meere durch Eindämmung abgewonnenen Ländereien. Das Innere des westlichen Niederdeutschland besteht zu einem Teile aus uiedrigem, feuchtem Lande, dem fruchtbaren Marschlande, zum anderen Teile aus dem etwas höher ge- legeuen sandigen Geest lande; auf beiden breiten sich Torf- moore mit kleinen Seen aus. Die größten Torfmoore sind das Bourtauger Moor (1400 qkm) links und das Sater- land rechts der unteren Ems. Wenn solche Moore abgebrannt werden, um sie für deu Ackerbau brauchbar zu machen, so ent- steht der Moorrauch oder Höhenrauch, der sich bis in den Süden Deutschlands verbreitet. Au größereu Seeu findet sich nur der Dümmersee und das Steinhnder Meer. — Links der unteren Elbe ist die Lüneburg er Heide, der letzte Aus- länfer des uralisch-karpathischen Landrückens.

4. Leitfaden der Geographie für Mittelschulen - S. 71

1891 - München : Oldenbourg
Das deutsche Reich. 71 Strelitz, der Hauptteil des Herzogtums Braunfchweig, a/8 des Herzog- tums Anhalt und die freien Städte Lübeck, Bremen und Hamburg mit ihren Gebieten. Einteilung. Die Stromrinne der Elbe scheidet das norddeutsche Tief- land in einen westelbischen und einen ostelbifchen Teil. I. Das Tiefland westlich der Elbe. Es ist, abgesehen von den flachen Rücken der Lüneburger Heide, fast eine wagrechte Fläche, die sich gegen Nw. zur Küste der Nordsee abdacht. Die bedeutendsten Küsten- einschnitte sind hier der Weser- nebst dem Jadebusen und der Emsbusen mit dem Dollart. Anmerkung. Die Küste der Nordsee ist flach und daher leicht den Fluten des Meeres zugänglich? dasselbe hatte denn hier auch große Zerstörungen an- gerichtet. So bildet die ganze vorliegende Reihe der langgestreckten friesischen Inseln den alten ehemaligen Rand des Festlandes, der durch das Meer zer- rissen wurde. 1. Bezüglich der Bodenbeschaffenheit sind im einzelnen folgende Gebiete zu unterscheiden: a) An den Küsten des Meeres zieht sich äußerst fruchtbares Land hin, der sog. Marschboden, eine ganz steinfreie, thonige Anschwemmung des Meeres. Zuweilen liegen diese Marschen wenig höher als der Spiegel der Flut und müssen daher durch Erddämme, sog. Deiche, gegen Überfchwem- mnng geschützt werden. — Eigentümlich wie das Land ist auch deffeu Be- völkerung. Sie ist infolge des steten Kampfes mit dem Meere kräftigen Körpers und zähen Charakters. b) Jenfeits der Marschen liegen die sog. Watten, flache, nur bei Ebbe trockeue, bei Flut von der See bedeckte Landstriche. c) Bei weitem größeren Raum als die Marschen nimmt das Geest- land ein; man versteht darunter mageren, fandigen Boden, der zuweilen noch den Bau des Buchweizens zuläßt. Einen Teil desselben bildet die Lüneburger Heide zwischen Elbe und Aller; sie zählt zu den nnfrucht- barsten Strichen Deutschlands. 6) Eigentümlich sind ferner diesem westlichen Teile des Tieflandes die großartigen Moore; sie erstrecken sich besonders rechts und links der Ems; eines der größten ist das Bourtanger (baurtanger) Moor (1300 qkm). Diese Moore gehören zu den traurigsten Gegenden unseres Erdteils. 2. Die bedeutendsten Flüsse der Ebene sind Weser und Ems. Die Weser, von ihrer Quelle bis zur Mündung der Fulda Werra genannt, tritt durch die westfälische Pforte in die Ebene ein und bleibt vorherrschend nach N. gerichtet bis zur Vereinigung mit der Aller, von wo an sie sich wieder nordwestlich wendet. Bei der Einmündung der Hunte erfolgt die letzte Stromwendung nach N. zur Nordsee. Die Ems entspringt auf dem Südabhange des Teutoburgerwaldes; der erste Abschnitt des Flusses verläuft dem Gebirge parallel nach Nw.; dann wendet er sich in ziemlich geradlinigem Laufe nach N., auf cheiden Seiten von ungeheuren Mooren umgeben, weshalb auch die Ufer größerer Anfiedlungen entbehren; er mündet in den Tollart. ^ _ 3. In klimatischer Hinsicht liegen im westelbischen Teil die wärmsten Teile des großen Flachlandes; namentlich find die Winter viel milder als in der ostelbifchen Hälfte, weshalb auch die Flüsse nur selten mit Eis sich be- decken. — Regen sällt reichlicher als im östlichen Teil. 4. Die Hauptbeschäftigung der Bewohner bildet die Landwirtschaft; doch ist ihr Ertrag, abgesehen von den Marschgebieten und den Gegenden vor dem Gebirgsfnß, nur mäßig. Aus den Mooren gewinnt man Torf,

5. Mitteleuropa - S. 27

1888 - München : Oldenbourg
Norddeutsches Tiefland. 27 Die Bevölkerung ist ziemlich dicht, obwohl das Gebirge nicht sehr erzreich ist. Hiezu trägt namentlich die Leinwand- Weberei bei, die hier dnrch die reichen Flachsernten besonders begünstigt wird. C. Das norddeutsche Tiefland. Es ist die westliche Fortsetzung der großen osteuropäischen Tiesebene, nimmt den ganzen Raum zwischen den Gebirgen Mitteldeutschlands und der Nord- und Ostsee ein und geht im W. iu das uordsrauzösische Tiefland über. Die Stromrinne der Elbe scheidet dasselbe in zwei Hälften. I. Das Tiesland westlich der Elbe. Es ist, abge- sehen von den flachen Rücken der Lüneburger Heide, fast eine wagrechte Flüche, die sich gegen Nw. zur Küste der Nordsee abdacht. Die bedeutendsten Küsteneinschnitte sind hier der Weser- nebst dem Jadebusen und der Emsbusen mit dem D o l l a r t. 1. Die Bodeubeschaffeuheit dieser Ebene schwankt zwischen den größten Gegensätzen und bedingt dadurch einen verschiedenen landschaftlichen Charakter und eine ungleichartige Entwicklung der Kultur. a) An den Küsten des Meeres zieht sich äußerst frucht- bares Land hin, der sog. Marschboden, eine ganz steinsreie, thonige Anschwemmung des Meeres. Zuweilen liegen diese Marschen wenig höher als der Spiegel der Flut und müssen daher durch Erddämme, sog. Deiche, gegen Überschwemmung geschützt werden. Die Kosten, welche auf diese Dämme ver- wendet worden und noch verwendet werden, sind sehr beträcht- lich, so sehr, daß der Marschbauer zu sagen pflegt, ohne Deich- last könnte er mit einem silbernen Psluge ackern. — Eigen- tümlich wie das Land ist auch dessen Bevölkerung. Sie ist infolge des steten Kampfes mit dem Meere kräftigen Körpers und zähen Charakters. d) Jenseits der Marschen liegen die sog. Watten, flache, nur bei Ebbe trockene, bei Flut von der See bedeckte Land- striche. e) Bei weitem größeren Raum als die Marschen nimmt das Geestland ein; man versteht darunter mageren, sandigen Boden, der zuweilen noch den Bau des Buchweizens zuläßt, hie und da geradezu in kahle Sandeinöden, mit Heidetraut überzogen, ausartet. Einen Teil desselben bildet die Lüne- bürg er Heide zwischen Elbe und Aller; sie zählt zu den unfruchtbarsten Strichen Deutschlands. ä) Eigentümlich sind ferner diesem westlichen Teile des Tieflandes die großartigen M o qxi. Solche Moorstrecken sind besonders rechts und links der Ems; das größte ist das Bour-

6. Physische Landeskunde Deutschlands (Oberstufe), Die deutschen Kolonieen - S. 19

1893 - Breslau : Hirt
19 Xi. Das westclbischc Tiefland umfaßt das Hinterland der Nordsee vom Pas de Calais an und heißt von der Schelde bis zum Gebiete der Ems die niederrheinische, von da bis zur Elbe die niedersach^ische Tiefebene. Nur die letztere gehört ganz unserem Reiche an. Die ganze Küste wird durch die Gezeiten fortwährend umgebildet. Die Süder- see, der Dollart, der Iadebusen sind erst im 13., bez. 16. Jahrhundert durch Sturmfluten gebildet oder vergrößert worden. Die friesischen Inseln, von N.- Holland bis Jütland, sind Trümmer ehemaligen Festlandes, flach, baumarm und nur teilweise anbaufähig. Die meisten besitzen Dünen; die kleinen, nicht einge- deichten Halligen, an der W.-Küste Schleswigs, werden von Sturmfluten über- schwemmt, aber doch fast alle bewohnt. — Nur Helgoland*), wichtig als Stütz- punkt unserer Flotte, ragt mit seinem Buntsandsteinselsen 60 m über die See. Aber auch hier hat das Wasser unablässig genagt bis aus den heutigen Tag. Menschliche Thätigkeit sucht durch Deiche**) die Dünen zu ersetzen, die der deutschen Nordsee-Küste gänzlich mangeln. Man bestrebt sich auch, schlammige Sandbänke, Watten, die nur zur Flutzeit mit Wasser bedeckt sind, und die vom Meere und den Flüssen angeschwemmten, äußerst fruchtbaren Marfchen dem Wasser abzugewinnen und verwandelt sie durch Eindeichung in reiche.fluren, Polder oder Köge genannt. Das Hinterland dieses ganz flachen Küstenstriches ist namentlich zwischen der Elbe und der Weser meist sandiges, hügeliges Geestland***), oft nichts als Heide tragend; nur am Meer und an den Flüssen lagert Marschland, ein „goldner Saum am abgeschabten Purpurmantel" der Heide. Außerdem haben sich hier, überwiegend w. von der Weser, weite Moore gebildet. In den Niederungen wachsen sie von oben nach unten und werden Tiefmoore, Grünlands- oder Unterwasser- Moore genannt. Die Hoch- oder Überwasser - Moore auf dem Sandboden der Geest wachsen von unten nach oben und drängen das Wasser nach der Mitte zu in einen kleinen See zusammen; sie sind deshalb hier uhrglassörmig gewölbt und erheben sich wohl 3—8 m über die Umgebung. Das größte (1460 qkm) ist das Bon^rtanger Moor, zwischen dem Deutschen Reiche und den Nieder- landen; ferner das Saterland, etwa 36km im Umfange, an der S.w.-Grenze Oldenburgs. Durch Kanäle und Fortschaffen der torfbildenden Masse sucht man diese Moore in Fehnkolonieen-j-) dem Anbau zu gewinnen. Allein der größte Teil der Meere liegt noch wüst, ein kleinerer Teil wird durch Abbrennen der Oberfläche, das den Moorrauch oder Höhenrauch veranlaßt, auf einige Jahre für den Buchweizenbau hergerichtet. Seeell^giebt es im Innern nur weuige, so den Dümmer, d. i. Tiefes Meer, und das Steinhuder Meer. Xii. Das ostelbische Tiefland ist das Hinterland der Ostsee von der Elbe bis zur Memel, nach O. bis auf 766 km verbreitert. Unsere Ostseeküste ist höher als die der Nordsee und steigt über 166 m empor; teils durch diese Gestaltung, teils durch Dirnen ff) ist sie gegen das Meer geschützt, das infolge des fast gänzlichen Mangels an Ebbe und Flut weniger gefährlich ist; doch wüten in den trichterförmigen Buchten auch hier bisweilen furcht- *) S. Heft 1, Bilderanhang S. 23. **) <§. Bilderanhang S. 55. ***) Geest im Bremischen, Gast in Ostsriesland, verwandt mit güst (unfruchtbar; so auch Insel Jmst), nennt man im Gegensatz zu Marsch oder Moor den höher gelegenen Boden, der aus Sand und Lehm mit Steingeröu, Muschelbänken und Findlinasblöcken besteht. +) Fehn oder Fenne (friesisch) — Moorland, Sumpsland. H) S, Bilderanhang S. 56. Vgl. auch Heft \. Bilderanhang S. 23. 2*

7. Kleine Erdkunde - S. 23

1902 - Halle Leipzig : Anton
Deutschland. Tiefland, windet sich in einem Bogen nach 28. durch ebenes, stellenweis mooriges Land und mündet durch den Dollart in die Nordsee. In der Nähe der Mündung liegt die Handelsstadt Emden. Durch den Dort- mund-Ems-Kanal ist die Ems eine Wasserstraße von großer Bedeu- tung geworden; denn sie bringt das westfälische Kohlenrevier in Verbindung mit dem Meere, d) Ö. vom Dollart schneidet der Jadebusen in das Land; an diesem ist der Kriegshafen Wilhelmshaven angelegt, c) Der Hauptfluß des Tieflandes ist die untere Weser; diese nimmt in der Ebene auf r. die Aller mir der Oker vom Harze und derleine vom Eichsfelde und ergießt sich mit breiter Mündung 90 km unterhalb der wichtigen Handels- stadt Bremen in die Nordsee. Hannover (?) und Brannschweig (?) sind die Hauptorte der gleichnamigen Landesteile. jrf Die deutsche Nordseeküste ist stellenweis nur durch künstliche ^Mimme (Deiche) vor dem Einbrüche des Meeres zu sichern gewesen. Hier und da gewähren auch mächtige Sandhügel (Dünen) Schutz. Wo Schlammbänke (Watten) zur Ebbezeit bloßliegen, deicht der Strand- bewohner sie ein. Das so gewonnene Land ist die Marsch; der schwarze Fruchtboden derselben lohnt hundertfach die Mühe des Landmannes und Viehzüchters (Pferde und Rinder). Auch an der unteren Weser und am linken Ufer der Elbe erstreckt sich „der goldne Saum" der Marschen längs der Ströme in das Binnenland. Der Schiffer fürchtet die Untiesen der Nordsee, nämlich das flache Wattenmeer in der Nähe der Küste. Wenn sein Schiff auf dem zähen Grunde festführt, so wird es leicht von den Wogen der tückischen Nordsee zertrümmert. Leuchttürme warnen vor gefährlicher Küste (Bild 12). Bei den Rettungsstationen hält stets ein Wächter Ausguck nach gefährdeten Fahrzeugen. Ist ein Schiff gestrandet, so wird schleunigst von der seefesten Mannschaft das stark- gebaute Rettungsboot flott gemacht (vgl. Feuerwehr). Meist gelingt den Braven die Rettung der Schiffbrüchigen, oft freilich nur mit Lebens- gefahr und fast übermenschlicher Anstrengung. j>. Die Lüneburger Heide umfaßt einen großen Teil des Landes Mischen Weser und Elbe. Sie besteht aus unfruchtbarem Sandboden, auf dem nur Heidekraut oder Nadelholz gedeiht. Versumpfte Gegenden bilden öde Torfmoore, deren Decke man absticht und zu Brennmaterial verwendet. Im Innern der Heide liegen nur kleine, ärmliche Dörfer. Hier trägt der Imker seine Bienenstöcke weit hinaus in die Heide, oder man begegnet den Herden kleiner, schwarzer Heidschnncken (grobwolliger Schafe). Die einzige kümmerlich gedeihende Brotfrucht ist der Buchweizen, der zu allen Zeiten in mancherlei Formen auf dem Tische des Heidebauern steht. Größere Städte finden sich nur am Rande der Heide, so Lüneburg!?) ^ und Celle (?), welche das in der Heide gewonnene Wachs verarbeiten. 36] 2. Das Tiefland ö. der Elbe erstreckt sich bis über die Weichsel hinaus. Es unterscheidet sich von dem Tieflande im W. der Elbe durch eine mehr wechselnde Bodenform und reichere Bewässerung. Die Boden form wird durch zwei Landrücken bestimmt. a. Der südliche Landrücken ist die Fortsetzung der Lüneburger Heide. Er bildet im O. der Elbe den sandigen, wasserarmen Fläming,

8. Grundzüge der Geographie für Mittelschulen sowie zum Selbstunterricht - S. 51

1885 - München [u.a.] : Oldenbourg
I. Mitteleuropa, 51 Das Klima des Sudetensystems zeigt einen ziemlich schroffen Wechsel von kalten Wintern und heißen Sommern. Die Unterstufe des Gebirges schmücken noch Laubwälder und gemischte Bestände; Nadelholz deckt die Höhen; die höchsten Gipfel und Kämme sind waldlos. Die Bevölkerung ist ziemlich dicht, obwohl das Gebirge nicht sehr erzreich ist. Hiezu trägt namentlich die Leinwandweberei bei, die hier durch die reichen Flachsernten besonders begünstigt wird. C. Das norddeutsche Tieftand. Es ist die westliche Fortsetzung der großen osteuropäischen Tiefebene, nimmt den ganzen Raum zwischen den Gebirgen Mitteldeutschlands und der Nord- und Ostsee ein und geht im Westen in das nordfranzösische Tiefland über. Die Stromrinne der Elbe scheidet dasselbe in zwei Hälften. I. Das Tiefland westlich der Elbe. Es ist, abgesehen von den flachen Rücken der Lüneburger Heide, fast eine wagrechte Fläche, die sich gegen Nw. zur Küste der Nordsee abdacht. Die bedeutendsten Küsten- einschnitte sind hier der Weser- nebst dem Jadebuseu und der Ems- bnsen mit dem Dollart. 1. Die Bodenbeschaffenheit dieser Ebene schwankt zwischen den größten Gegensätzen und bedingt dadurch einen verschiedenen landschaftlichen Charakter und eine ungleichartige Entwicklung der Kultur. a) An den Küsten des Meeres zieht sich äußerst fruchtbares Land hin, der sog. Marschboden, eine ganz steinfreie, thonige Anschwemmung des Meeres. Zuweilen liegen diese Marschen wenig höher als der Spiegel der Flut und müssen daher durch Erddämme, sog. Deiche, gegen Über- schwemmung geschützt werden. Die Kosten, welche auf diese Dämme ver- wendet worden und noch verwendet werden, sind sehr beträchtlich, so sehr, daß der Marschbauer zu sagen pflegt, ohne Deichlast könnte er mit einem silbernen Pfluge ackern. — Eigentümlich wie das Land ist auch dessen Bevölkerung. Sie ist infolge des steten Kampfes mit dem Meere kräftigen Körpers und zähen Charakters. d) Jenseits der Marschen liegen die sog. Watten, flache, nur bei Ebbe trockene, bei Flut von der See bedeckte Landstriche. c. Bei weitem größeren Raum als die Marschen nimmt das Geestland ein; man versteht darunter mageren, sandigen Boden, der zuweilen noch den Bau des Buchweizens zuläßt, hie und da geradezu in kahle Sandeinöden, mit Heidekraut überzogen, ausartet. Einen Teil desselben bildet die Lüneburger Heide zwischen Elbe und Aller; sie zählt zu den unfruchtbarsten Strichen Deutschlands. d. Eigentümlich sind ferner diesem westlichen Teile des Tieflandes die großartigen Moore. Solche Moorstrecken sind besonders rechts und links der Ems; das größte ist das Bourtauger (baurtauger) Moor. Diese Moore gehören zu den traurigsten Gegenden unseres Erdteils. — Den 4*

9. Europa (Oberstufe), Mathematische Erdkunde, Verkehrs- und Handelswege - S. 119

1896 - Breslau : Hirt
Das westelbische Tiefland. Xi. Pas norddeutsche Kiefland. Das norddeutsche Tiefland ist ein Teil des großen n.-europäischen Tieflandes, das von den Pyrenäen bis an den Ural reicht und s. vou diesem Gebirge mit den weiten kaspischen und sibirischen Flächen zusammenhängt. Es nimmt etwa die Hälfte unseres Reiches ein und geht im O. in das russische, im W. in das holländisch-belgische, bezw. französische Tiefland über. Unser Tiefland war ehedem vom Meere überflutet und wurde nach dessen Zurück- weichen in der Eiszeit von skandinavischen Gletschern bedeckt, die über den heutzutage von der Ostsee eingenommenen Raum bis hierher sich ausdehnten. Diese Gletscher hinterließen ihre Spuren u. a. iu den „nordischen Ge- schieben", d. h. den massenhaften Sand- und Lehmschichten und vor allem den zahllosen Findlings- oder erratischen Blocken unseres Nordens. Das ganze Tiefland zerfällt in einen größeren ö. und in einen kleineren w. Teil. Als Grenze zwischen beiden gilt die Elbe. Nach der Lage zu diesem Flusse unterscheidet man das West- und das ostelbische Tieslaud. A. Das westelbische Tiefland ist eine gleichförmig flache Ebene, die im O. zu dem niedrigen Höhenrücken der Lüneburg er Heide aufsteigt und au der Küste den Meeresspiegel kaum überragt. Wir unterscheiden: a) Die Nordseeküste mit ihren Inseln und Marschen. Die deutsche Nord- seeküste, durch die Gezeiten fortwährend umgebildet, ist eine Flachküste. Daher wird zur Zeit der Ebbe der Meeresgrund auf eine weite Strecke hin ganz oder teilweise trocken gelegt. Diese seichten, täglich zweimal vom Meere verlassenen Stellen heißen Watten. Menschliche Thätigkeit sucht durch Deiche*) die Dünen zu ersetzen, die der deutscheu Nordseeküste gänzlich mangeln. Man bestrebt sich auch, die schlaimuigen Watten und die vom Meere und den Flüssen augeschwemmten äußerst fruchtbaren Marschen**) dem Wasser abzugewinnen und verwandelt sie durch Eindeichen iu reiche Fluren, Polder oder Köge genannt. Doch nicht immer sind die Deiche im stände gewesen, das Meer zurückzuhalten. Sturmfluten haben ganze Landstriche verschlungen. Auf diese Weise siud der Dollart und der Jadebusen entstanden. Niedrige Inseln begleiten den flachen Küstensaum; w. von der Elbmündung liegen die oft friesischen und n. von derselben die nord friesischen Inseln. Dieselben sind meist Trümmer ehemaligen Festlandes, flach, baumarm und nur teilweise anbaufähig. Einige vou ihnen, wie Norderney au der hannöverscheu und Sylt an der schleswig-Holsteinischeu Küste, sind besuchte Seebäder. Die meisten besitzen Dünen; die kleinen, nicht eiugedeichteu Halligeu werden von Sturmfluten überschwemmt, aber doch fast alle bewohnt. Nur das Felseneiland Helgoland, wichtig als Stützpunkt unserer Flotte, ragt vor der Elbmündung mit seinem Buutsaudsteiufelseu 60 in über die See. Aber auch hier hat das Wasser unablässig genügt bis aus den heutigen Tag. Weil die Nordseeküste flach ist, so ist sie arm an Häfen. Die bedeutendsten finden sich hinter den Mündungen der Flüsse. An der Weser, 70 km von der Mündung entfernt, liegt der Welthandelsplatz Bremen, am Jadebusen das be- *) S. Bilderanhang S. 179. **) „Ein goldner Saum am abgeschabten Purpurmantel" der Heide.

10. Europa (Oberstufe), Mathematische Erdkunde, Verkehrs- und Handelswege - S. 120

1896 - Breslau : Hirt
120 Deutschland. festigte Wilhelmshaven, und an der Stelle der Elbe, bis zu der die Flut aufwärts steigt, Hamburg, die erste Seehandelsstadt des europäischen Festlandes. Die Bewohner der Nordseeküste und der vor ihr liegenden Inseln sind der seetüchtige Volksstamm der Friesen, untermischt mit Niedersachsen. Sie leben von Fischfang und Schiffahrt und halten an alter Sitte noch immer fest. b) Das Gccst- und Moorland zwischen Elbe und Ems. Der Teil der deutschen Nordsee-Ebene, der landeinwärts von den fruchtbaren Küstenmarschen liegt, wird durch die untere Weser und durch den größten rechten Nebenfluß derselben, die Aller, in zwei Gebiete geschieden, die in Bodenbeschaffenheit und Pflanzenwuchs voneinander abweichen. Ö. von dieser Grenzlinie breitet sich Haupt- sächlich sandiges, hügeliges Geestland aus, w. von derselben liegt das Gebiet der großen Moore. Das Geestland trägt auf weite Strecken hin nur Heidekraut. Die aus- gedehnteste Geestlandschaft ist die Lüneburger Heide, die „Sahara Norddeutsch- lands", ein einförmiger Sandrücken zwischen Elbe, Weser und Aller. Am N.-Rande der Heide liegt die Salinenstadt Lüneburg, au einem linken Nebenflüsse der Aller Braun schweig, mit großen Spargel- und Zuckerrübenpflanzungen. Die größte Stadt dieses Gebietes ist das schön gebaute Hannover, mit reicher Fabrik- thätigkeit, die durch d-en Steinkohlenreich tum des nahen Deister gefördert wird. W. von der Weser liegt iin Geestlande Oldenburg, Knotenpunkt der Straßen zwischen Ems und Weser, zwischen der Marsch und der Geest. Unter den Mooren w. der Weser nehmen die Emsmoore den größten Flächenraum ein. Das bedeutendste ist das Bon^üjrtanger Moor, auf der Grenze zwischen Hannover und Holland. Aus den unwirtlichen Moorländereieu gewinnt der Bewohner Torf, der zum Brennen und als Baumaterial dient, und macht sie im ganzen w.- elbischen Tieflande durch Moorbrennen, wodurch der Moor- oder Höhenrauch entsteht, und Fehnwirtschaft*) für den Anbau von Ge- treibe, Buchweizen und Kartoffeln geeignet. c) Die Tieflandsbnchtcn vvn Münster und Bonn. An der oberen Ems und bei Bonn dringt die Nordsee-Ebene meerbusenartig tu das deutsche Mittel- gebirge ein. Es entstehen dadurch die Tieflandsbuchten von Münster und Bonn, „die römischen Eingangspforten nach Rheinfranken und Westfalen". Das Münsterland ist im N.w. eine öde Sand- und Sumpfebene. Das Innere desselben zeichnet.sich dagegen durch große Fruchtbarkeit aus. Die großen Bauernhöfe liegen einzeln und werden von den dazn gehörigen Äckern umgeben. Das weißgetünchte Bauernhaus ist meist einstöckig, groß und geräumig. Au der Giebelseite befindet sich ein großes Thor. Dieses bildet den Eingang zur Diele. Rechts und links von derselben sind die Ställe, und im Hintergrunde befinden sich die Wohnräume. Über der Diele, den Viehständen und sonstigen Räumen werden die Getreide- und Heuvorräte aufgespeichert. Der Herd ist so angelegt, daß von ihm aus die Hausfrau die gesamte Wirtschaft übersehen kann. — Aus dem trefflichen Roggen des Münsterlandes bereitet man den Pumpernickel, und die Eichenwälder liefern in den Eicheln eine vorzügliche Schweinemast. Unter den Städten, deren Zahl und Größe nur gering ist, ist das altertümliche Münster die bedeuteudste. Die Bonner Tieflandsbncht wird vom Rhein durchströmt. Sie besteht ans jüngeren, lockeren, überwiegend lehmhaltigen Erdschichten, die infolge der Nähe des Meeres reiche Niederschlagsmengen erhalten und daher sehr viel Getreide erzeugen; deshalb dichte Bevölkerung, vornehmlich um Bouu und Köln. Noch *) Fehn oder Fenne (friesisch) = Moorland, Snmpfland.

11. Deutschland (Mittelstufe) nebst weiterer Einführung in das Verständnis der Kartenbilder - S. 15

1902 - Breslau : Hirt
Norddeutsches Tiefland, 15 Xi. Das norddeutsche Tiefland breitet sich oom N.-Fuß der mitteldeutschen Gebirgsschwelle bis zur Nord- und Ostsee aus. Es uimmt etwa die Hälfte unseres Reiches ein, ist ein Teil des großen n.-europäischeu Tieflandes und geht ö. in das größere russische, w. in das kleinere holländisch-belgische und durch dieses in das französische Tiefland über. Das ganze Tiefland zerfällt in einen größeren ö. und euren kleinereu w. Teil. Als Grenze zwischen beiden gilt die Elbe. Nach der Lage zu diesem Flusse unterscheidet man das West- und das ostelbische Tiefland. A. Das westelbische Tiesland ist eine gleichförmig flache Ebene, die im O. zu dem niedrigen Höhen- rücken der Lüneburger Heide aufsteigt und an der Küste den Meeres- spiegel kaum überragt. Wir unterscheiden: a) Die Nordseeküste mit ihren Inseln und Marschen. Die deutsche Nord- seeküste ist eine den Schiffen gefährliche Flachküste*). Daher wird zur Zeit der Ebbe**) der Meeresgrund auf eine weite Strecke hin ganz oder teilweise trocken gelegt. Diese seichten, täglich zweimal vom Meere verlassenen Stellen heißen Watten. Niedrige Inseln begleiten den flachen Küstensaum; w. von der Elbmündung liegen die ostfriesischen und n. davon die nordfriesischen Inseln. Sie sind meist Reste ehemaliger Dünen***), die sich einst an der ganzen Küste entlang erstreckten. Einige von ihnen, wie Norderney an der hannöverschen und Sylt an der schleswig-holsteinschen Küste, sind besuchte Seebäder. Vor der Elb- mündung liegt das setzt auch zu Deutschland gehörende Felseneiland Helgoland (s. Fig. 5, S. 35). Den Rand der festländischen Küste bildet ein Streifen fruchtbaren Landes; das sind die durch Schlammablagernngen entstandenen und dem Meere abge- wonnenen Marschen. Acker reiht sich an Acker, und die weiten, saftigen Wiesenfluren sind mit Herden weidender Rinder bedeckt. Kanäle durchziehen das Land; Wälder und Quellen fehlen. Die Wohnungen sind auf ursprünglich hohen oder künstlich erhöhten Stellen, den Wnrten, errichtet. Geschützt werden diese Marschen vor den Fluten der Nordsee durch gewaltige, mit großen Kosten errichtete Erddämme, die 5—10, ja am l. Elbufer 12^ m Höhe erreichen. Doch nicht immer fiud diese Deiche im stände gewesen, das Meer zurückzuhalten. Sturmfluten-',') haben ganze Landstriche verschlungen. Auf diese Weise sind der Dollart und der Jadebusen entstanden. Weil die Nordseeküste flach ist, so ist sie arm an Häfen. Die bedeutendsten finden sich an den Mündungen der Flüsse. An der Weser, 70 km von der Mündung entfernt, liegt der Auswandrerhafen Bremen, am Jadebusen das befestigte Wuhelmsha^en-H), und an der Stelle der Elbe, bis zu der die Flut die größten Seeschiffe trägt, Hamburg. Die Bewohner der Nordseeküste und der vor ihr liegenden Inseln sind der seetüchtige Volksstamm der Friesen. Sie leben von Fischfang, Schiffahrt, Ackerbau und Viehzucht. *) D. i. eine Küste, an der der Boden ganz allmählich unter das Wasser hinabsinkt. _ **) Ebbe und Flut sind eine merkwürdige Erscheinung des Ozeans; sechs Stunden steigt und sechs Stunden fällt das Wasser. Das Steigen der Wassermassen gegen die Küste nennt man Flut, ihr Zurückweichen Ebbe. ***) Dünen sind zumeist langgestreckte Sandhügel, die dadurch entstehen, daß der Wmd den trockenen Sand hügelartig zusammenfegt (f. Fig. 6, ©. 35). t) Eine Sturmflut ist eine durch den Sturm hervorgerufene Überschwemmung des Küstenlandes. -ft) Häven ist die niederdeutsche Schreibweise für Hafen.

12. Erdkunde für Volks- und Mittelschulen - S. 43

1904 - Frankfurt a.M. Leipzig : Neumann
— 43 — Erst die Verwüstung des Waldes rief die Unfruchtbarkeit und Öde des Landes hervor. Neuerdings werden wieder große Strecken aufgeforstet, wodurch es möglich ist, dem Heideboden reicheren Ertrag abzugewinnen. § 58. Flüsse. Das Westdeutsche Tiefland wird von der Weser und Ems durchflössen. Die Ems kommt vom Teutoburger Walde und durchfließt das Tiefland in einem Bogen. Sie mündet in den Dollart, der im 13. Jahrhundert durch den Untergang eines fruchtbaren, dicht bevölkerten Landstrichs entstanden ist. § 59. Staatliche Einteilung. Das Westdeutsche Tiefland verteilt sich auf die Provinz Hannover und das Großherzogtum Oldenburg, welches von Hannover ringsum eingeschlossen ist. § 60. Die Provinz Hannover umfaßt den größten Teil des Westdeutschen Tieflandes zwischen Elbe und Ems. Im Süden greift sie in das mitteldeutsche Bergland ein und hat hier Anteil an den Weserketten, dem Oberharz und dem Eichsfeld. Fruchtbar sind nur die Fluß- und Seemarschen; die Moore und das Geestland (die Lüneburger Heide) sind öde und unfruchtbar. Die Beschäftigung der Bewohner be- steht vorzugsweise in Ackerbau und Viehzucht; \m Harz blüht der Bergbau, die Industrie beschränkt sich aus die Städte Hannover und Hildesheim. Die Provinz zählt sechs Regierungsbezirke: Hannover, Hildesheim, Lüneburg, Stade, Osnabrück und Aurich. j Die Hauptstadt ist Hannover, 24900u Einw., an der Leine gelegen- Sie hat ihren Namen von hoen over, d h. hohes Ufer; denn die Leine hat hier tat- fächlich ein hohes Ufer. Bis 1866 war die Stadt die Residenz der Könige von Hannover. In neuester Zeit herrscht hier eine lebhafte Fabriktätigkeit, die durch die Steinkohlenlager im nahen Deister hervorgerufen ist. Aufwärts an der Leine liegt Göttingen, eine alte, berühmte Universitätsstadt An einem Nebenflüßchen der Leine Hildesheim mit einem ehrwürdigen Dom; an demselben zeigt man einen Rosenstock, der 1000 Jahre alt sein soll. Die Lünebnrger Heide ist dünn be- völkert; die wichtigsten Städte sind Lüneburg und Celle. An der Elbe liegen am Rande fetter Elbmarschen Harburg und Stade; Harburg ist auch ein bedeutender Flußhafen. In Ostfriesland find die größten Städte: Anrich, große Vieh- markte, Emden, Heringsfischerei, Osnabrück, Westfälischer Friede 1648. In Olden- bürg am Jadebusen Wilhelmshaven, bedeutender Kriegshasen an der Nordsee. Im Harz sind die Bergstädte Goslar, Klaustal und Zellerfeld erwähnenswert^ § 61. Das Großherzogtum Oldenburg besteht aus drei Teilen: 1. aus dem Hauptland an der Weser, von Hannover um- schlössen, 2. aus dem Fürstentum Lübeck in der Nähe von Lübeck, und 3. aus dem Fürstentum Birkenfeld an der Nahe. Die Hauptstadt ist Oldenburg im Haupt- land. In Birkenfeld liegt Oberstem mit berühmten Achatschleifereien. § 62. Die größten Städte des Westdeutscheu Tieflandes sind die beiden Freien Städte Hamburg und Bremen. Hamburg, 737000 Einw., ist durch seine günstige Lage die größte Seehandelsstadt des europäischen Festlandes geworden. Obwohl es 100 Km von Küste entsernt ist, steht es doch in unmittelbarer Verbindung mit dem Meere, da selbst die größten Seeschiffe während der Flut bis zur Stadt gelangen können. Hamburg kann deshalb mit allen Ländern der Erde zur See Handel treiben; am be- quemsten ist die Verbindung mit England und Amerika, mit denen seine Bezie- Hungen am lebhaftesten sind. Ein weiterer großer Vorteil für Hamburg ist, daß es feine Waren auf der Elbe und ihren Nebenflüssen bis tief in das Innere Deutsch- ands, ja bis nach Böhmen versenden kann; ans dem gleichen Wege können ihm

13. Geographische Grundbegriffe, Übersicht der Länderkunde, Mitteleuropa, insbesondere das Deutsche Reich - S. 67

1918 - Berlin [u.a.] : Oldenbourg
Das Deutsche Reich. 67 A. Das Westdeutsche Tiefland und die Nordsee« Oberflächenform. Nur in der Lüneburger Heide erheben sich einige Rücken bis zu 170 m; im übrigen ist das Westdeutsche Tiesland nahezu vollkommen flach wie die benachbarten Niederlande. Klima. Infolge der Nähe des Meeres sind die Winter mild; deshalb gefrieren die Nordseehäfen niemals zu und gestatten das ganze Jahr hindurch Schiffsverkehr, während die Ostseehäfen sich in jedem Winter mit Eis bedecken. Die Sommer sind kühl. Das Klima ist seemäßig. Bewässerung. Die bedeutendsten Flüsse sind Weser und Ems. Die Weser, die von ihrer Quelle bis zur Mündung der Fulda Werra genannt wird, tritt durch die Westfälische Pforte in das Tiefland ein und bleibt vorherrschend nach N. und Nw. gerichtet. Ihr einziger bedeutender Nebenfluß von der linken Seite ist die Hunte, welche unterhalb Bremen mündet, von der rechten Seite kommt die Aller. Diese empfängt von S. die Leine. — Die Ems entspringt auf dem Südabhange des Teutoburger Waldes. Der erste Ab- schnitt des Flusses verläuft dem Gebirge parallel nach Nw.; dann wendet sich dieser in ziemlich geradlinigem Laufe nach N., auf beiden Seiten von weiten Mooren um- geben, weshalb auch die Ufer größerer Ansiedelungen entbehren; der Fluß mündet in den Dollart. Das Westdeutsche Tiesland ist infolge seines niederschlagsreichen Seeklimas und des gebirgigen Hinterlandes reich, teilweise überreich bewässert. Bodenbeschaffenheit. Die Marschen (f. S. 64). Längs der Küste zieht ein vollkommen flaches, baumloses Anschwemmungsland der Flüsse und des Meeres hin, das durch Dämme, Deiche genannt, vor den Fluten geschützt werden muß. Das sind die Marschen, ein überaus fruchtbares Weide- und Ackerland, das besonders zur Rinder- und Pferdezucht geeignet und mit Dörfern und Einzelhöfen übersät ist. Binnenwärts folgen dann Moor und Heide in vielfältigem Wechsel. Große Strecken bedecken die Moore (f. S. 64). Diese entstehen zumeist in flachen Mulden, wo das Wasser keinen Abfluß findet und auch vom Boden nicht aufgenommen wird. Sie treten in großer Ausdehnung besonders rechts und links der Ems auf; das größte ist das Bourtanger Moor. Den Bewohnern, die in den einfachsten Verhältnissen leben, liefern die Moore Torf, ein erwünschtes Brennmaterial. Manche der Moore sind jetzt durch Abzugs- und Schiffahrts- kanäle urbar gemacht und besiedelt (Fehnkolonien). Ackerbau und Viehzucht er- geben befriedigenden Ertrag. Früher suchte man die Moore durch Ausbrennen zu kultivieren, wodurch der sog. Herauch^) entstand, der oft tief bis in das Innere von Deutschland zog. Großen Raum nimmt auch das Geestland ein. Man versteht darunter meist hügeligen, sandigen Boden, der leichte Getreidesorten und Kartoffeln trägt. Einen großen Teil des Geestlandes bildet die Lüneburger Heide zwischen Elbe und Aller (s. Farbenbild zu S. 64). Sie war ehedem meist mit Heidekraut bedeckt, das die Grundlage der starkverbreiteten Bienenzucht bildete und den zahl- reichen Heidschnucken, grobwolligen Schafen, die Nahrung lieferte. Jetzt aber Jjptrd sie mehr und mehr kultiviert, d. h. in Wiesen-, Wald- und Ackerland umgewandelt. ') Herauch, auch Heirauch — heißer, trockener Rauch. b•

14. Landeskunde des Deutschen Reiches - S. 65

1902 - Breslau : Hirt
65 liges Geestland i und trägt oft nichts als Heide, Kiefern, Birken und Wacholder. Die umfangreichste Geestlandschaft ist die Lüneburger Heide, die jedoch immer mehr dem Ackerbau gewonnen wird. Schätze an Salz, Erdöl und Infusorienerde (Kieselguhr) werden in einigen Gegenden, besonders im Gebiet der Aller, zu Tage gefördert. Nur am Meer und an den Flüssen lagert Marschland, ein „goldner Saum am abgeschabten Purpurmantel" der Heide. Außerdem haben sich hier, vorwiegend w. vou der Weser, weite Moore gebildet. Iu den Niederungen wachsen sie von oben nach unten und werden Tiefmoore, Grünlands- oder Unter- wafser-Moore genannt. Die mit Heidekraut, Moosen und Sumpfgräsern be- deckten Hoch- oder Überwasser-Moore auf dem Sandbodeu der Geest wachsen von unten nach oben und drängen das Wasser nach der Mitte zu iu einen kleinen See zusammen. Sie sind deshalb hier uhrglasförmig gewölbt und erheben sich wohl 3—8 m über die Umgebung. Das größte Hochmoor (1400 qkm) ist das Bönartanger Moor, zwischen der Ems und den Niederlanden. Durch Ent- Wässerungs-Kanäle und durch Mischen der Torsmasse mit Sand und Kalkmergel, wie durch Düngung sucht man diese Moore in Fehnkolonien^ dem Anban zu gewinnen. Allein der größte Teil der Moore liegt noch wüst, ein beträchtlicher Teil liefert den gestochenen und getrockneten Torf als Brennstoff, ein kleinerer Teil wird durch Abbrennen der Oberfläche, das den Moorranch oder Höhen- rauch veranlaßt, ans einige Jahre für Buchweizen- und Kartoffelbau hergerichtet und liegt dann viele Jahre brach. Seen gibt es im Innern nur wenige, so den Dümmer, d. i. „düp Meer" — Tiefes Meer, und das Steiuhnder Meer. Die w. Tiefebene entwässert zum Rhein (Lippe) und zur Ems, die mittlere zur Weser und der N.o.-Rand zur Elbe (Ilmenau, Oste). Wie die Flüsse des O. empfangen Weser und Ems ihren größten Nebenfluß von r., diese die rechtwinklig gebogene Hase, jene die durch Oker und Leine verstärkte Aller. Die Gezeiten haben die Mündungen der Elbe, Weser und Ems verliest und zu Trichtern ausgearbeitet, die gute Flußhäfen bilden. Das Klima zeigt, abgesehen von der Leipziger Tieflandsbucht und dem Elbgebiete § 91. bis in die s. Altmark, einen starken Gegensatz zum ostelbischen Lande. Die W.-Winde erzeugen einen milderen Winter, als derjenige der Oberrheinischen Tiefebene ist/ und im Sommer einen bedeckten Himmel, der die schwüle Hitze mildert. Auch bringen sie reichliche Niederschläge zu allen Jahreszeiten, zwischen 55 und 70 cm, am Küsten st reifen gegen 80 cm. Diese erhöhen auf fruchtbarem Boden die Ergiebigkeit der Ernte, bringen dagegen auf flachem, wenig oder gar nicht abwässerndem Boden mit nicht durchlässigem Untergrunde Moore hervor. Die mittlere Jahreswärme beträgt 8—9 W. Köln . * . . .36 Wesel.....17 Emmerich ... 13 Ubersicht der Höhenlage in in. W. I O, Münster . . . . 61 j Minden .... 45 Rheine.....30 Hannover . . 58 Meppen .... 10 Verden. . . 20 Bremen . . . 6 O. Leipzig .... 100 Halle.....70 Braunschweig . 70 Lüneburg ... 13 1 ^^ im Bremischen, Gast in Ostfriesland, verwandt mit güst (unfruchtbar- So auch! ^nsel ^ntst), nennt man im Gegensatze zu Marsch oder Moor den höher ae- legenen Boden, der aus Sand und Lehm mit Steingeröll, Muschelbänkeu und Find- liugsblocken besteht. ' ° 2 Fehn oder Fenne (friesisch) Moorland, Sumpfland. v. Seydlitz, Geographie. Ausg. I). Heft 4. 6. Aufl. 5

15. Erdkunde für Volks- und Mittelschulen - S. 44

1908 - Frankfurt a. M. Leipzig : Neumann
— 44 — Erst die Verwüstung des Waldes rief die Unfruchtbarkeit und Öde des Landes hervor. Neuerdings werden wieder große Strecken aufgeforstet, wodurch es möglich ist, dem Heideboden reicheren Ertrag abzugewinnen. § 58. Flüsse. Das Westdeutsche Tiefland wird von der Weser und der Ems durchflössen. Die Ems kommt vom Teutoburger Walde und durchfließt das Tieflaud in einem Bogen. Sie mündet in den Dbllart, der im 13. Jahrhundert durch den Untergang eines fruchtbaren, dicht bevölkerten Landstrichs entstanden ist. § 59. Staatliche Einteilung. Das Westdeutsche Tiefland verteilt sich auf die Provinz Hannover und das Großherzogtum Oldenburg, das von Hannover ringsum eingeschlossen ist. "§ 60. Die Provinz Hannover umfaßt den größten Teil des Westdeutschen Tieflandes zwischen Elbe und Ems. Im Süden greift sie in das mitteldeutsche Bergland ein und hat hier Anteil an den Weserketten, dem Oberharz und dem Eichsfeld. Fruchtbar sind nur die Fluß- und Seemarschen; die Moore und das Geestland (die Lüneburger Heide) sind öde und unfruchtbar. Die Beschäftigung der Bewohner be- steht vorzugsweise in Ackerbau und Viehzucht; tm Harz blüht der Bergbau, die Industrie beschränkt sich ans die Städte Hannover und Hildesheim. Die Provinz zählt sechs Regierungsbezirke: Hannover, Hildesheim, Lüneburg, Stade, Osnabrück und Aurich. Die Hauptstadt ist Hannover, 803000 ©hm, an der Leine gelegen. Sie hat ihren Namen von hoen over, d- h. hohes Ufer; denn die Leine hat hier tat- sächlich ein hohes Ufer. Bis 1866 war die Stadt die Residenz der Könige von Hannover. In neuester Zeit herrscht hier eine lebhaste Fabriktätigkeit, die durch ine Steinkohlenlager im nahen Deister hervorgerufen ist. Aufwärts an der Leine liegt Göttinnen, eiue alte, berühmte Universitätsstadt, An einem Nebenflüßchen der Leine Hildesheim mit einem ehrwürdigen Dom; -an demselben zeigt man einen Rosenstock, der 1000 Jahre alt sein soll. Die Lünebnrger Heide ist dünn be- völkert; die wichtigsten Städte sind Lünelmrg und Celle. An der Elbe liegen am Rande fetter Elbmarschen Harburg und Stade; Harburg ist auch eiu bedeutender Flußhafen. In Ostfriesland sind die größten Städte: Altrich, große Vieh- markte, Emden, Herinqsfischerei, Osnabrück, Westfälischer Friede 1648. In Olden- bürg am Jadebusen Willielmshaven, bedeuteuder Kricgshafeu an der Nordsee. Im Harz sind die Bergstädte (Boslar, Klanstal und Zetterfeld erwähnenswert. §61. Das Großherzogtum Oldenburg besteht' aus drei Teilen: 1. aus dem Hauptland an der Weser, von Hannover um- schlössen, 2. aus dem Fürstentum Lübeck in der Nähe von Lübeck, und 3. aus dein Fürstentum Birkenfeld an der Nahe. Die Hauptstadt :st Oldenburg im Haupt- land. In Birkenfeld liegt Oberstem mit berühmten Achatschleifereien. § 62. Die größten Städte des Westdeutschen Tieflandes sind die beiden Freien Städte Hamburg und Bremen. Hamburg, .813000 Einw., ist durch seine günstige Lage die größte Seehandels- stadt des europäischen Festlandes geworden. Obwohl es 100 lcm von der Küste entfernt ist, steht es dnrch die Elbmündung doch in unmittelbarer Verbindung mit dem Meere; selbst die größten Seeschiffe können während der Flut bis zur Stadt ge- langen. Hamburg kann deshalb mit allen Ländern der Erde zur See Handel treiben; am bequemsten ist die Verbindung mit England und Amerika, mit denen seine Bezie- Hungen anch am lebhaftesten sind. Ein weiterer großer Vorteil für Hamburg ist, daß es seine Waren auf der Elbe und ihren Nebenflüssen bis tief in das Innere Deutsch- lands, ja bis nach Böhmen versenden kann; auf dem gleichen Wege können ihm

16. Erdkundliche Grundbegriffe, Das Königreich Sachsen, Das Deutsche Reich - S. 85

1918 - Leipzig : Hirt
B. Einzelgebiete. 85 B. Das Westelbische Flachland. Das Westelbische Flachland ist das deutsche Hinterland der Nordsee § 175. und weithin reines Tiefland. Die Nordsee ist im Gegensatz zu dem bis aus drei schmale und gefähr- liche Ausgänge rings von Land umgebenen Binnenmeer der Ostsee ein Teil des offenen Ozeans. Für den Verkehr ist sie daher viel wichtiger, an ihr liegen unsere großen Welthandelshäfen. Die Nordsee ist ebenso wie die Ostsee eine Flachsee (0 bis 200 m tief), im Gegensatz zum offenen Ozean, der Tiefsee (über 200 m tief). Jedoch ist die Nordsee salziger und stürmischer. Auch sind die Gezeiten* in der Nordsee kräftig ausgebildet. Infolgedessen bietet die ganz flache Küste einen sehr wechselnden Anblick (Bild 61 und 62). Bei Ebbe liegt ein breiter Streifen zwischen der Küste und den Friesischen Inseln bis auf einige tiefere Kanäle trocken. Man nennt diesen Streifen das Wattenmeer 2 (Bild 63). Von Bedeutung ist der Fischreichtum der Nordsee. Die heutige Küste wird gegen die Gezeiten und Sturmfluten, welche § 176. die Zerrissenheit der Nordseeküste verursacht haben, durch Deiche geschützt (Bild 64). Die Friesischen Inseln gehörten einst zum Festlande und sind durch gewaltige Sturmfluten abgerissen worden. Erst im Mittelalter ent- standen so der Dollart und der Jadebusen. Denselben Kräften verdanken Elbe, Weser und Ems ihre trichterförmigen Mündungen. Auch die Insel Helgoland (Buntbild!) vor der Elbmündung war einst viel größer. Die weit aufwärts dringende Flut, die eine Eindeichung auch der Flüsse bediugt, trägt große Seeschiffe in die binnenländischen Hafenplätze. Das Westelbische Flachland dacht sich ganz allmählich nach dem Meere § 177. ab. Die Küste und die Flüsse begleitet ein Saum fruchtbarsten Marsch- landes (Bild 64). Das Binnenland ist meist sandiges, flachhügeliges Geestland von geringer Fruchtbarkeit. Zwischen Unterweser, Aller und Elbe zieht sich die Lüneburger Heide hin (Buntbild S. 78), die uoch Erhebungen bis sast 200 m aufweist. Wo das Wasser nicht genug Abfluß hat, sind große Moore entstanden, so das Bonrtanger Moor, die Grenze zwischen dem Deutschen Reich und den Niederlanden. Diese Landstriche werden nach holländischem Muster mehr und mehr kulti- viert durch Entfehnuug^ d. h. man sticht das Torfmoor ab (Bild 65), gräbt Kanäle, die zum Fortschaffen des Torfes, zum Verkehr und zur Entwässerung dienen, und treibt ans der besonders vorbereiteten Unterlage Ackerbau. Dieeutwässeruug des Westelbischeu Tieflands geschieht nach der Nordsee: § 178. 1. durch die Elbe. Sie nimmt vom Erzgebirge die Mulde auf, vom Fichtel- gebirge die Saale, die im Tieflande rechts die Elster und links vom Brocken her die Bode empfängt. 1 Durch die anziehende Kraft des Mondes wird regelmäßig in 12 Stunden ein Steigen und ein Fallen des Meeres bewirkt. Diese Erscheinungen machen sich am meisten an den Küsten bemerkbar und heißen Flut und Ebbe oder gemeinsam die Gezeiten. 2 Durch die Watten kann man bei Ebbe nach einigen Inseln mit Wagen hinüberfahren. Fehn — Venn, d. i. Moor.

17. Allgemeine Erdkunde, Übersicht über die Erdteile, Länderkunde Europas, Kartographische Grundbegriffe - S. 71

1910 - Breslau : Hirt
2, Mitteleuropa unter besonderer Berücksichtigung des Deutschen Reiches. 71 An der Weser, 70 km von der Mündung entfernt, liegt Bremen, am Jadebusen das befestigte Wilhelmshaven, und an der Stelle der Elbe, bis zu der die Flut große Seeschiffe trägt, Hamburg, der erste Seehandelsplatz des Deutschen Reiches (Bild 37). d) Das Geest- und Moorland zwischen Elbe und Ems. Der Teil des Nordsee- Flachlandes, der landeinwärts von den fruchtbaren Küstenmarschen liegt, wird durch die untere Weser in zwei Gebiete geschieden, die in Bodenbeschaffenheit und Pflanzen- wuchs merklich voneinander abweichen. Ostlich von dieser Grenzlinie breitet sich Haupt- sächlich hügeliges Geestland aus, westlich von ihr liegt das Gebiet der großen Moore. 36. Eingedeichte Nordseemarsch, im Hintergrund die Halligen Eröde und Lananes. Ist der fruchtbare Schlamm, den die Flüsse der Nordsee zuführen, an den Mllndungsbusen der Flüsse so hoch abgelagert, daß die „Marsch" über den Spiegel des Meeres und der Flüsse hervorragt, so wird sie durch Deiche geschützt. Diese Dämme haben eine steile Innenseite und eine flache, oft mit Stroh- und Stein- wandungen geschützte Außenseite. Wenn die Ebbe eintritt, fließen die aufgestauten Binnengewässer durch Schleusentore unter den Deichen hindurch ins Meer. Das Geestland hat sandigen, wenig fruchtbaren Boden und ist daher mir stellen- weise bebaut und bewaldet; weite Strecken tragen nur Heidekraut. Die ausgedehnteste Geestlandschaft ist die Lüneburger Heide. Sie ist ein meist sandiger Rücken mit eingesprengten Mooren zwischen Elbe, Weser und Aller. Kleine Gewässer fließen nach den Seiten ab. Roggen, Kartoffeln, Hafer und Buchweizen geben auf dem mageren Boden befriedigende Erträge. Die Bevölkerung ist nur dünn gesät, nimmt aber mit der jetzt immer mehr erfolgten Umwandlung der Heide in Wiesen-, Wald- und Ackerland allmählich zu. Am Nordrande der Heide liegt die altertümliche Salinen- stadt Lüneburg, an einem linken Nebenfluß der Aller Braunschweig, umgeben von großen Spargel- und Zuckerrübenpflanzungen. Die größte Stadt dieses Gebietes ist Hannover, eine saubere Stadt mit schönen Gebäuden, Schmuckplätzen und Park- anlagen. Sie liegt im Kranze zahlreicher Fabriken, deren Tätigkeit zuerst durch den Steinkohlenreichtum des nahen Deister hervorgerufen wurde. Jln Geestlande westlich von der Weser liegt Oldenburg, der Knotenpunkt der Straßen zwischen Ems und Weser.

18. Geographische Grundbegriffe, Übersicht der Länderkunde, Mitteleuropa, insbesondere das Deutsche Reich - S. 67

1909 - Berlin [u.a.] : Oldenbourg
Das Deutsche Reich. 67 A. Das Westdeutsche Tiefland und die Nordsee. Oberflächenform. Nur in der Lüneburger Heide erheben sich einige Rücken bis *u 170 m; im übrigen ist das Westdeutsche Tiesland nahezu vollkommen flach wie die benachbarten Niederlande. Klima. Infolge der Nähe des Meeres sind die Winter mild, weshalb die Nordseehäfen niemals zufrieren und das ganze Jahr hindurch Schiffsverkehr gestatten, während die Ostseehäfen sich in jedem Winter mit Eis bedecken. Die Sommer sind kühl. Das Klima ist seemäßig. Bewässerung. Die bedeutendsten Flüsse sind Weser und Ems. Die Weser, von ihrer Quelle bis zur Mündung der Fulda Werra genannt, tritt durch die Westfälische Pforte in die Ebene ein und bleibt vor- herrschend nach N. und Nw. gerichtet. Ihr einziger bedeutender Nebenfluß von der linken Seite ist die Hunte, welche unterhalb Bremen mündet, von der rechten Seite kommt die Aller. Diese empfängt von S. die Leine. — Die Ems entspringt auf dem Südabhange des Teutoburger Waldes. Der erste Ab- schnitt des Flusses verläuft dem Gebirge parallel nach Nw.; dann wendet sich dieser in ziemlich geradlinigem Lause nach N., aus beiden Seiten von weiten Mooren um- geben, weshalb auch die User größerer Ansiedelungen entbehren; der Fluß mündet in den Dollart. Das Westdeutsche Tiefland ist infolge seines niederschlagsreichen Seeklimas und des gebirgigen Hinterlandes reich, teilweise überreich bewässert. Bodenbeschasfenheit. Die Marschen. Längs der Küste zieht ein voll- kommen flaches, baumloses Anschwemmungsland der Flüsse und des Meeres hin, das durch Dämme, Deiche genannt, vor den Fluten geschützt werden muß. Das sind die Marschen, ein überaus fruchtbares Weide- und Ackerland, besonders geeignet zur Rinder- und Pferdezucht und mit Dörfern und Einzelhöfen übersät. • Binnenwärts folgen dann Moor und Heide in vielfältigem Wechsel. Große Strecken bedecken die Moore. Diese entstehen zumeist in flachen Mulden, wo das Wasser keinen Abfluß findet und auch vom Boden nicht auf- genommen wird. Sie treten in großer Ausdehnung besonders rechts und links der Ems auf; das größte ist das Bourtanger (burtanger) Moor. Den Be- wohnern, die in den einfachsten Verhältnissen leben, liefern die Moore Torf, ein erwünschtes Brennmaterial. Manche der Moore sind jetzt durch Abzugs- und Schiffahrtskanäle urbar gemacht und besiedelt (Fehnkolonien). Ackerbau und Viehzucht ergeben befriedigenden Ertrag. Früher suchte man die Moore durch Ausbrennen zu kultivieren, wodurch der sog. Her auch1) entstand, der oft tief bis in das Innere von Deutschland zog. Großen Raum nimmt auch das Geestland ein. Man versteht darunter mageren, sandigen Boden, der da und dort den Bau des Buchweizens zuläßt. Einen großen Teil des Geestlandes bildet die Lüneburger Heide zwischen Elbe und Aller. Sie war ehedem meist mit Heidekraut bedeckt, das die Grund- läge der starkverbreiteten Bienenzucht bildete und den zahlreichen Heidschnucken (grobwolligen Schafen) die Nahrung lieferte. Jetzt aber wird sie mehr und mehr kultiviert, d. h. in Wiesen-, Wald- und Ackerland umgewandelt. ') Herauch, auch Heirauch — heißer, trockener Rauch, 5»

19. Geographische Grundbegriffe, Übersicht der Länderkunde, Mitteleuropa, insbesondere das Deutsche Reich - S. 67

1911 - Berlin [u.a.] : Oldenbourg
Das Deutsche Reich. 67 A. Das Westdeutsche Tiesland und die Nordsee. Oberflächenform. Nur in der Lüneburger Heide erdeben sich einige Rücken bis zu 170 m; im übrigen ist das Westdeutsche Tiefland nahezu vollkommen flach wie die benachbarten Niederlande. Klima. Infolge der Nähe des Meeres sind die Winter mild, weshalb die Nordseehäfen niemals Anfrieren und das ganze Jahr hindurch Schiffsverkehr gestatten, während die Ostseehäfen sich in jedem Winter mit Eis bedecken. Die Sommer sind kühl. Das Klima ist seemäßig. Bewässerung. Die bedeutendsten Flüsse sind Weser und Ems. Die Weser, vou ihrer Quelle bis zur Mündung der Fulda Werra genannt, tritt durch die Westfälische Pforte in die Ebene ein und bleibt vor- herrschend nach N. und Nw. gerichtet. Ihr einziger bedeutender Nebenfluß von der linken Seite ist die Hunte, welche unterhalb Bremen mündet, von der rechten Seite kommt die Aller. Diese empfängt von S. die Leine. — Die Ems entspringt aus dem Südabhange des Teutoburger Waldes. Der erste Ab- schnitt des Flusses verläuft dem Gebirge parallel nach Nw.; dann wendet sich dieser in ziemlich geradlinigem Laufe nach N., auf beiden Seiten von weilen Mooren um- geben, weshalb anch die Ufer größerer Ansiedelungen entbehren; der Flun mündet in den Dollart. Das Westdeutsche Tiesland ist infolge seines niederschlagsreichen Seeklimas und des gebirgigen Hinterlandes reich, teilweise überreich bewässert. Bodenbeschaffenheit. Die Marschen. Längs der Küste zieht ein voll- kommen flaches, baumloses Anschwemmungsland der Flüsse und des Meeres hin, das durch Dämme, Deiche genannt, vor den Fluteu geschützt werden muß. Das siud die Marschen, ein überaus fruchtbares Weide- und Ackerland, besonders geeignet zur Rinder- und Pferdezucht und mit Dörfern und Einzelhöfen übersät. Binnenwärts folgen dann Moor und Heide in vielfältigem Wechsel. Große Strecken bedecken die Moore. Diese entstehen zumeist in flachen Mulden, wo das Wasser keinen Abfluß findet und auch vom Boden nicht auf- genommen wird. Sie treten in großer Ausdehnung besonders rechts und links der Ems auf; das größte ist das- Bonrtauger Moor. Den Bewohnern, die in den einfachsten Verhältnissen leben, liefern die Moore Torf, ein erwünschtes Brennmaterial. Manche der Moore sind jetzt durch Abzugs- und Schissahrts- kanäle urbar gemacht und besiedelt (Fehnkolomen). Ackerbau und Viehzucht er- geben befriedigenden Ertrag. Früher suchte man die Moore durch Ausbrennen zu kultivieren, wodurch der sog. Her auch*) entstand, der oft tief bis in das Innere von Deutschland zog. Großen Raum nimmt auch das Geestland ein. Man versteht darunter mageren, sandigen Boden, der leichte Getreidesorten und Kartosseln trägt. Einen großen Teil des Geestlandes bildet die Lüneburger Heide zwischen Elbe und Aller. Sie war ehedem meist mit Heidekraut bedeckt, das die Grund- läge der starfverbreiteten Bienenzucht bildete und den zahlreichen Heidschnucken (grobwolligen Schafen) die Nahrung lieferte. Jetzt aber wird sie mehr und mehr kultiviert, d. h. in Wiesen-, Wald- und Ackerland umgewandelt. ') Her auch, auch Heirauch — heißer, trockener Rauch. b•

20. Deutschland - S. 43

1890 - München : Oldenbourg
D. Das norddeutsche Tiefland. 43 und bleibt vorherrschend nach N. gerichtet bis zur Vereinigung mit der Aller, von wo an sie sich wieder nordwestlich wendet. Bei der Ein- mündung der Hunte erfolgt die letzte Stromwendung nach N. zur Nordsee. Die Ems entspringt auf dem Südabhange des Teutoburgerwaldes; der erste Abschnitt des Flusses verläuft dem Gebirge parallel nach Nw.; dann wendet er sich in ziemlich geradlinigem Laufe nach N., aus beiden Seiten von ungeheuren Mooren umgeben, weshalb auch die Ufer größerer Ansiedlungen entbehren; er mündet in den Dollart. 3. In klimatischer Hinsicht liegen int westelbischen Teil die wärmsten Teile des großen Flachlandes; namentlich sind die Winter viel milder als in der ostelbischen Hülste, weshalb auch die Flüsse nur selten mit Eis sich bedecken. — Regen fällt reich- licher als im östlichen Teil. 4. Die H auptb esch ästigung der Bewohner bildet die Landwirtschaft; doch ist ihr Ertrag, abgesehen von den Marsch- gebieten und den Gegenden vor dem Gebirgsfuß, nur müßig. Aus den Mooren gewinnt man Tors, der im Nw. Deutsch- lands beit allgemeinsten Feuerungsstoff bildet. Treffliche Pferde liefert Oldenburg, ausgezeichnete Schweine Westfalen und Braun- schweig, vorzügliche Rinder die Marschgegenden. 5. Die Dichtigkeit der Bevölkerung ist sehr gering in den großen Moorgebieten und in der Lüneburger Heide (öfters unter 30 Menschen per qkm), sie erreicht dagegen in den Marsch- gebieten über 80 Einwohner auf der gleichen Fläche. 6. Städte des westrtdischen Teiles. Anteil der Provinz Hannover, von der Elbe bis zur nieder- ländischen Grenze. — Hannover an der Leine und der nordöstlichen Verkehrsstraße der norddeutschen Ebene (Köln—minden—hannover— Berlin), von schöner Bauart und Hauptsitz der nordwestdeutschen Jn- dustrie; die Stadt führt den Titel „Haupt- und Residenzstadt"; Ein- wohner 140000. — In der Lüneburger Heide: Lüneburg. — An der Elbe: Harburg, aufblühende Fabrikstadt. — Am Jadebusen: Wilhelmshaven, Hauptkriegs Hafen des deutschen Reiches. — Längs der Küste ziehen sich die ostfriesischen Inseln hin, zum Teil mit See- bädern. Das berühmteste von diesen ist Norderney. — Am Nw.-Abhang des Teutoburgerwaldes: Osnabrück mit vielen Fabriken. — An der Mündung der Ems: Emden mit lebhafter Schiffahrt. Anteil des Herzogtums Braunschweig. — Braunschmeig, eine lebensvolle Markt- und Gewerbestadt. — Oberhalb: Wolfen- büttel mit berühmter Bibliothek. Freie Stadt Bremen mit Bremen an der Weser, 119 T. E., die zweitwichtigste Seehandelsstadt des deutschen Reiches, besonders Einfuhr- hafen vvn Tabak und nordamerikanischem Petroleum. Sitz der größten deutschen Schiffahrtsgesellschaft „Norddeutscher Lloyd". Sein Seehafen ist Bremerhaven an der Mündung der Weser. Großherzogtum Oldenburg, von Hannover umschlossen. — An der Hunte: Oldenburg, Residenz.