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1890 -
München
: Oldenbourg
- Autor: Geistbeck, Michael
- Auflagennummer (WdK): 5
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schultypen (WdK): Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Volksschule
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): koedukativ
42
§ 4. Die Landschaften Deutschlands.
der Hauptteil des Herzogtums Braunschweig, 2/3 des
Herzogtums Anhalt und die freien Städte Lübeck,
Bremen und Ha in bürg mit ihren Gebieten.
Einteilung. Die Stromrinne der Elbe scheidet das
norddeutsche Tiefland in einen westelbischen und einen ost-
elbischen Teil.
I. Das Tiefland westlich der Elbe. Es ist, abge-
sehen von den flachen Rücken der Lüneburger Heide, fast
eine »vagrechte Fläche, die sich gegen Nw. zur Küste der
Nordsee abdacht. Die bedeutendsten Küsteneinschnitte sind hier
der Weser- nebst dein Jadebusen und der Emsbusen mit
dem Dollart.
Anmerkung. Die Küste der Nordsee ist flach und daher leicht
den Fluten des Meeres zugänglich' dasselbe hat denn hier auch
große Zerstörungen angerichtet. So bildet die ganze vorliegende
Reihe der langgestreckten friesischen Inseln den alten ehemaligen
Rand des Festlandes, der durch das Meer zerrissen wurde.
1. Bezüglich der Bodenbeschafsenheit sind im einzelnen
folgende Gebiete zu unterscheiden:
a) An den Küsten des Meeres zieht sich äußerst frucht-
bares Land hin, der sog. Marschboden, eine ganz steinfreie,
thonige Anschwemmung des Meeres. Zuweilen liegen diese
Marschen wenig höher als der Spiegel der Flut und müssen
daher durch Erddämme, sog. Deiche, gegen Überschwemmung
geschützt »verden. — Eigentümlich »nie das Land ist auch dessen
Bevölkerung. Sie ist infolge des steten Kampfes mit dem
Meere kräftigen Körpers und zähen Charakters.
b) Jenseits der Marschen liegen die sog. Watten, flache,
nur bei Ebbe trockene, bei Flut von der See bedeckte Land-
striche.
e) Bei »veitem größeren Raum als die Marschen nimmt
das Geestland ein; man versteht darunter mageren, sandigen
Boden, der ziuveilen noch den Bau des Buchweizens zuläßt.
Einen Teil desselben bildet die Lüneburger Heide zivischen
Elbe und Aller; sie zählt zu den unfruchtbarsten Strichen Deutsch-
lands.
d) Eigentümlich sind ferner diesem westlichen Teile des
Tieflandes die großartigen Moore; sie erstrecken sich besonders
rechts und links der Eins; eines der größten ist das Bonrtanger
(baurtanger) Moor (1300 qkm.) Diese Moore gehören zu den
traurigsten Gegenden unseres Erdteils.
2. Die bedeutendsten Flüsse der Ebene sind Weser und
Eins.
Die Weser, von ihrer Quelle bis zur Mündung der Fulda
Werra genannt, tritt durch die westfälische Pforte in die Ebene ein
1909 -
Breslau
: Hirt
- Autor: Seydlitz, Ernst von, Gockisch, Paul
- Auflagennummer (WdK): 2
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schultypen (WdK): Höhere Töchterschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Mädchenschule
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Höhere Mädchenschule
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): Mädchen
32
C. Länderkunde Mitteleuropas.
Wir unterscheiden landschaftlich:
a) Die Nordseeküste mit ihren Inseln und Marschen. Die deutsche Nordsee-
küste ist eine den Schiffen gefährliche Flachküste. Sie ist vom Tollart bis zur dänischen
Grenze mit Ausnahme einer ganz kurzen Strecke durch gewaltige, mit großen Kosten
errichtete Erddämme, Deiche genannt, geschützt (Bild 36). Doch nicht immer sind
diese Deiche imstande, das Meer zurückzuhalten. Sturmfluten^ haben ganze Land-
striche verschlungen. Auf diese Weise sind der Dollart und der Jadebusen und
in Holland die Südersee entstanden. Zur Zeit der Ebbe2 wird der Meeresgrund auf
eine weite Strecke hin ganz oder teilweise trockengelegt. Diese seichten, täglich zwei-
mal vom Meere verlassenen Stellen heißen Watten.
Niedrige Inseln begleiten den flachen Küstensaum; westlich von der Elbmündung
liegen die Ostsriesischen und nördlich davon die Nordfriesischen Inseln. Sie sind
meist Reste der alten Küste, ehemaliger Dünen, die sich einst an der ganzen Küste
entlang erstreckten. Die meisten von ihnen, besonders Norderney an der Hannover-
schen und Sylt an der schleswig-holsteinischen Küste, sind besuchte Seebäder.
Vor der Elbmündung liegt das Felseneiland Helgoland (Buntbild).
Den Saum der festländischen Küste bildet ein Streifen fruchtbaren Landes;
das sind die durch Schlammablagemngen entstandenen und dem Meere durch müh-
same Deichbauten abgewonnenen Marschen. Die weiten, saftigen, durch Getreide-
äcker unterbrochenen Wiesenfluren sind mit Herden weidender Rinder bedeckt. Kanäle
durchziehen das Land; Wälder und Quellen fehlen. Die Wohnungen sind auf den
sandigen Hügelwellen der Geest oder auf künstlich erhöhten Stellen, den Wurten,
errichtet (Bild 36).
Weil die Nordseeküste flach ist, so ist sie arm an Häfen. Die bedeutendsten finden
sich an den Mündungen der Flüsse oder an Meerbusen. An der Weser, 70 km von
der Mündung entsernt, liegt Bremen, dessen Auswanderer- und Seehafen
Bremerhaven ist, am Jadebusen das befestigte Wilhelmshavens und an der
Stelle der Elbe, bis zu der die Flut große Seeschiffe trägt, Hamburg.
b) Das Geest- und Moorland zwischen Elbe und Ems. Der Teil des Nordsee-
Flachlandes, der landeinwärts von den fruchtbarm Küstenmarschen liegt, wird durch
die untere Weser in zwei Gebiete geschieden, die in Bodenbeschaffenheit und Pflanzen-
wuchs merklich voneinander abweichen. Ostlich von dieser Grenzlinie breitet sich
hauptsächlich sandiges, hügeliges Geestland^ aus, westlich von ihr liegt das Gebiet
der großen Moore.
Das Geestland hat sandigen, wenig smchtbaren Boden und ist daher nur stellen-
weise bebaut und bewaldet; weite Strecken tragen nur Heidekraut. Die ausgedehnteste
Geestlandschaft ist die Lüneburger Heide (Bild 35). Sie ist ein meist sandiger
Rücken mit eingesprengten Mooren zwischen Elbe, Weser und Aller. Kleine Gewässer
fließen nach den Seiten ab. Roggen, Kartoffeln, Hafer und Buchweizen geben
1 Eine Sturmflut ist eine durch den Sturm hervorgerufene Überschwemmung des
Küstenlandes.
2 Ebbe und Flut sind eine merkwürdige Erscheinung des Ozeans; alle sechs Stunden
steigt und alle sechs Stunden fällt das Wasser. Das Steigen der Wassermassen gegen die
Küste nennt man Flut, ihr Zurückweichen Ebbe. Ebbe und Flut sind für den Verkehr in unfern
tief im Lande liegenden Nordseehäfen von größter Bedeutung. Die Flut trägt die Schiffe
die Elbe und Weser hinauf, und die eintretende Ebbe trägt sie wieder hinab.
3 Häven ist die niederdeutsche Schreibweise für Hafen.
4 Geestland nennt man das im allgemeinen aus Sandboden bestehende Hügelland im
nordwestlichen Deutschland. Plattdeutsch güst - trocken, unfruchtbar.
1889 -
Neustadt-Leipzig
: Henze
- Autor: Stauber, Anton
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Schultypen (WdK): Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Volksschule
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): koedukativ
— 14 —
1. Das westdeutsche Tiefland
breitet sich zwischen Rhein und Elbe bis an die Nordsee aus.
Die Küste ist hier so niedrig, daß das Land durch
Deiche und Dämme gegen eine Überflutung des Meeres ge-
schüht werden muß. Das Meer hat in geschichtlicher Zeit
große Stücke Landes hinweggerissen und an Stelle derselben
die Zuidersee (itt Holland), den Dollart- und Jadebusen an der
Ems und der Weser gebildet. Die der Küste vorgelagerten
niedrigen West- und ostfriesischen Inseln find abgetrennte
Reste des Festlandes; ebenso die nordfriesischen Inseln an der
Westküste oon Jütland. Das den Engländern gehörige Helgo-
land ist eine Felseninsel. Nur au einigen Stellen liegen vor
der Küste schürende Dünen, d. h. Sandbänke; die noch schlam-
migen Sandbänke, welche nur zur Zeit der Flut mit Wasser
bedeckt sind, nennt man Watten, das Meer zwischen ihnen
Wattenmeer. Polder oder Köge heißen die dem Meere
durch Eindämmung abgewonnenen Ländereien.
Das Innere des westlichen Niederdeutschland besteht zu
einem Teile aus uiedrigem, feuchtem Lande, dem fruchtbaren
Marschlande, zum anderen Teile aus dem etwas höher ge-
legeuen sandigen Geest lande; auf beiden breiten sich Torf-
moore mit kleinen Seen aus. Die größten Torfmoore sind
das Bourtauger Moor (1400 qkm) links und das Sater-
land rechts der unteren Ems. Wenn solche Moore abgebrannt
werden, um sie für deu Ackerbau brauchbar zu machen, so ent-
steht der Moorrauch oder Höhenrauch, der sich bis in den
Süden Deutschlands verbreitet. Au größereu Seeu findet sich
nur der Dümmersee und das Steinhnder Meer. — Links
der unteren Elbe ist die Lüneburg er Heide, der letzte Aus-
länfer des uralisch-karpathischen Landrückens.
1891 -
München
: Oldenbourg
- Autor: Geistbeck, Michael
- Hrsg.: ,
- Auflagennummer (WdK): 1
- Jahr der Erstauflage_wdk: 1891
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schultypen (WdK): Mittlere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Mittlere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Mittelschule
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
Das deutsche Reich.
71
Strelitz, der Hauptteil des Herzogtums Braunfchweig, a/8 des Herzog-
tums Anhalt und die freien Städte Lübeck, Bremen und Hamburg
mit ihren Gebieten.
Einteilung. Die Stromrinne der Elbe scheidet das norddeutsche Tief-
land in einen westelbischen und einen ostelbifchen Teil.
I. Das Tiefland westlich der Elbe. Es ist, abgesehen von den
flachen Rücken der Lüneburger Heide, fast eine wagrechte Fläche, die sich
gegen Nw. zur Küste der Nordsee abdacht. Die bedeutendsten Küsten-
einschnitte sind hier der Weser- nebst dem Jadebusen und der Emsbusen
mit dem Dollart.
Anmerkung. Die Küste der Nordsee ist flach und daher leicht den Fluten
des Meeres zugänglich? dasselbe hatte denn hier auch große Zerstörungen an-
gerichtet. So bildet die ganze vorliegende Reihe der langgestreckten friesischen
Inseln den alten ehemaligen Rand des Festlandes, der durch das Meer zer-
rissen wurde.
1. Bezüglich der Bodenbeschaffenheit sind im einzelnen folgende
Gebiete zu unterscheiden:
a) An den Küsten des Meeres zieht sich äußerst fruchtbares Land hin,
der sog. Marschboden, eine ganz steinfreie, thonige Anschwemmung des
Meeres. Zuweilen liegen diese Marschen wenig höher als der Spiegel der
Flut und müssen daher durch Erddämme, sog. Deiche, gegen Überfchwem-
mnng geschützt werden. — Eigentümlich wie das Land ist auch deffeu Be-
völkerung. Sie ist infolge des steten Kampfes mit dem Meere kräftigen
Körpers und zähen Charakters.
b) Jenfeits der Marschen liegen die sog. Watten, flache, nur bei Ebbe
trockeue, bei Flut von der See bedeckte Landstriche.
c) Bei weitem größeren Raum als die Marschen nimmt das Geest-
land ein; man versteht darunter mageren, fandigen Boden, der zuweilen
noch den Bau des Buchweizens zuläßt. Einen Teil desselben bildet die
Lüneburger Heide zwischen Elbe und Aller; sie zählt zu den nnfrucht-
barsten Strichen Deutschlands.
6) Eigentümlich sind ferner diesem westlichen Teile des Tieflandes die
großartigen Moore; sie erstrecken sich besonders rechts und links der Ems;
eines der größten ist das Bourtanger (baurtanger) Moor (1300 qkm). Diese
Moore gehören zu den traurigsten Gegenden unseres Erdteils.
2. Die bedeutendsten Flüsse der Ebene sind Weser und Ems.
Die Weser, von ihrer Quelle bis zur Mündung der Fulda Werra genannt,
tritt durch die westfälische Pforte in die Ebene ein und bleibt vorherrschend nach N.
gerichtet bis zur Vereinigung mit der Aller, von wo an sie sich wieder nordwestlich
wendet. Bei der Einmündung der Hunte erfolgt die letzte Stromwendung nach N.
zur Nordsee.
Die Ems entspringt auf dem Südabhange des Teutoburgerwaldes; der erste
Abschnitt des Flusses verläuft dem Gebirge parallel nach Nw.; dann wendet er sich
in ziemlich geradlinigem Laufe nach N., auf cheiden Seiten von ungeheuren Mooren
umgeben, weshalb auch die Ufer größerer Anfiedlungen entbehren; er mündet in den
Tollart.
^ _ 3. In klimatischer Hinsicht liegen im westelbischen Teil die wärmsten
Teile des großen Flachlandes; namentlich find die Winter viel milder als in
der ostelbifchen Hälfte, weshalb auch die Flüsse nur selten mit Eis sich be-
decken. — Regen sällt reichlicher als im östlichen Teil.
4. Die Hauptbeschäftigung der Bewohner bildet die Landwirtschaft;
doch ist ihr Ertrag, abgesehen von den Marschgebieten und den Gegenden
vor dem Gebirgsfnß, nur mäßig. Aus den Mooren gewinnt man Torf,
1888 -
München
: Oldenbourg
- Autor: Geistbeck, Michael, Geistbeck, Alois
- Auflagennummer (WdK): 5
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schultypen (WdK): Mittlere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Mittlere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Mittelschule
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
Norddeutsches Tiefland. 27
Die Bevölkerung ist ziemlich dicht, obwohl das Gebirge
nicht sehr erzreich ist. Hiezu trägt namentlich die Leinwand-
Weberei bei, die hier dnrch die reichen Flachsernten besonders
begünstigt wird.
C. Das norddeutsche Tiefland.
Es ist die westliche Fortsetzung der großen osteuropäischen
Tiesebene, nimmt den ganzen Raum zwischen den Gebirgen
Mitteldeutschlands und der Nord- und Ostsee ein und geht im
W. iu das uordsrauzösische Tiefland über. Die Stromrinne der
Elbe scheidet dasselbe in zwei Hälften.
I. Das Tiesland westlich der Elbe. Es ist, abge-
sehen von den flachen Rücken der Lüneburger Heide, fast
eine wagrechte Flüche, die sich gegen Nw. zur Küste der Nordsee
abdacht. Die bedeutendsten Küsteneinschnitte sind hier der
Weser- nebst dem Jadebusen und der Emsbusen mit dem
D o l l a r t.
1. Die Bodeubeschaffeuheit dieser Ebene schwankt
zwischen den größten Gegensätzen und bedingt dadurch einen
verschiedenen landschaftlichen Charakter und eine ungleichartige
Entwicklung der Kultur.
a) An den Küsten des Meeres zieht sich äußerst frucht-
bares Land hin, der sog. Marschboden, eine ganz steinsreie,
thonige Anschwemmung des Meeres. Zuweilen liegen diese
Marschen wenig höher als der Spiegel der Flut und müssen
daher durch Erddämme, sog. Deiche, gegen Überschwemmung
geschützt werden. Die Kosten, welche auf diese Dämme ver-
wendet worden und noch verwendet werden, sind sehr beträcht-
lich, so sehr, daß der Marschbauer zu sagen pflegt, ohne Deich-
last könnte er mit einem silbernen Psluge ackern. — Eigen-
tümlich wie das Land ist auch dessen Bevölkerung. Sie ist
infolge des steten Kampfes mit dem Meere kräftigen Körpers
und zähen Charakters.
d) Jenseits der Marschen liegen die sog. Watten, flache,
nur bei Ebbe trockene, bei Flut von der See bedeckte Land-
striche.
e) Bei weitem größeren Raum als die Marschen nimmt
das Geestland ein; man versteht darunter mageren, sandigen
Boden, der zuweilen noch den Bau des Buchweizens zuläßt,
hie und da geradezu in kahle Sandeinöden, mit Heidetraut
überzogen, ausartet. Einen Teil desselben bildet die Lüne-
bürg er Heide zwischen Elbe und Aller; sie zählt zu den
unfruchtbarsten Strichen Deutschlands.
ä) Eigentümlich sind ferner diesem westlichen Teile des
Tieflandes die großartigen M o qxi. Solche Moorstrecken sind
besonders rechts und links der Ems; das größte ist das Bour-
1893 -
Breslau
: Hirt
- Autor: Seydlitz, Ernst von, Oehlmann, Ernst, Rohrmann, Adolf, Schröter, Franz Martin
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Regionen (OPAC): Preußen
- Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
19
Xi. Das westclbischc Tiefland
umfaßt das Hinterland der Nordsee vom Pas de Calais an und heißt von der
Schelde bis zum Gebiete der Ems die niederrheinische, von da bis zur Elbe
die niedersach^ische Tiefebene. Nur die letztere gehört ganz unserem Reiche an.
Die ganze Küste wird durch die Gezeiten fortwährend umgebildet. Die Süder-
see, der Dollart, der Iadebusen sind erst im 13., bez. 16. Jahrhundert durch
Sturmfluten gebildet oder vergrößert worden. Die friesischen Inseln, von N.-
Holland bis Jütland, sind Trümmer ehemaligen Festlandes, flach, baumarm und
nur teilweise anbaufähig. Die meisten besitzen Dünen; die kleinen, nicht einge-
deichten Halligen, an der W.-Küste Schleswigs, werden von Sturmfluten über-
schwemmt, aber doch fast alle bewohnt. — Nur Helgoland*), wichtig als Stütz-
punkt unserer Flotte, ragt mit seinem Buntsandsteinselsen 60 m über die See.
Aber auch hier hat das Wasser unablässig genagt bis aus den heutigen Tag.
Menschliche Thätigkeit sucht durch Deiche**) die Dünen zu ersetzen, die der
deutschen Nordsee-Küste gänzlich mangeln. Man bestrebt sich auch, schlammige
Sandbänke, Watten, die nur zur Flutzeit mit Wasser bedeckt sind, und die vom
Meere und den Flüssen angeschwemmten, äußerst fruchtbaren Marfchen dem Wasser
abzugewinnen und verwandelt sie durch Eindeichung in reiche.fluren, Polder oder
Köge genannt.
Das Hinterland dieses ganz flachen Küstenstriches ist namentlich zwischen der
Elbe und der Weser meist sandiges, hügeliges Geestland***), oft nichts als Heide
tragend; nur am Meer und an den Flüssen lagert Marschland, ein „goldner Saum
am abgeschabten Purpurmantel" der Heide. Außerdem haben sich hier, überwiegend
w. von der Weser, weite Moore gebildet. In den Niederungen wachsen sie von
oben nach unten und werden Tiefmoore, Grünlands- oder Unterwasser-
Moore genannt. Die Hoch- oder Überwasser - Moore auf dem Sandboden
der Geest wachsen von unten nach oben und drängen das Wasser nach der Mitte
zu in einen kleinen See zusammen; sie sind deshalb hier uhrglassörmig gewölbt
und erheben sich wohl 3—8 m über die Umgebung. Das größte (1460 qkm) ist
das Bon^rtanger Moor, zwischen dem Deutschen Reiche und den Nieder-
landen; ferner das Saterland, etwa 36km im Umfange, an der S.w.-Grenze
Oldenburgs. Durch Kanäle und Fortschaffen der torfbildenden Masse sucht man
diese Moore in Fehnkolonieen-j-) dem Anbau zu gewinnen. Allein der größte
Teil der Meere liegt noch wüst, ein kleinerer Teil wird durch Abbrennen der
Oberfläche, das den Moorrauch oder Höhenrauch veranlaßt, auf einige Jahre
für den Buchweizenbau hergerichtet. Seeell^giebt es im Innern nur weuige, so den
Dümmer, d. i. Tiefes Meer, und das Steinhuder Meer.
Xii. Das ostelbische Tiefland
ist das Hinterland der Ostsee von der Elbe bis zur Memel, nach O. bis auf
766 km verbreitert. Unsere Ostseeküste ist höher als die der Nordsee und steigt über
166 m empor; teils durch diese Gestaltung, teils durch Dirnen ff) ist sie gegen das
Meer geschützt, das infolge des fast gänzlichen Mangels an Ebbe und Flut weniger
gefährlich ist; doch wüten in den trichterförmigen Buchten auch hier bisweilen furcht-
*) S. Heft 1, Bilderanhang S. 23. **) <§. Bilderanhang S. 55.
***) Geest im Bremischen, Gast in Ostsriesland, verwandt mit güst (unfruchtbar; so
auch Insel Jmst), nennt man im Gegensatz zu Marsch oder Moor den höher gelegenen
Boden, der aus Sand und Lehm mit Steingeröu, Muschelbänken und Findlinasblöcken
besteht.
+) Fehn oder Fenne (friesisch) — Moorland, Sumpsland.
H) S, Bilderanhang S. 56. Vgl. auch Heft \. Bilderanhang S. 23.
2*
1902 -
Halle Leipzig
: Anton
- Autor: Koch, Adolf, Hummel, August
- Auflagennummer (WdK): 24
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schultypen (WdK): Bürgerschule, Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Mittlere Lehranstalten, Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Volksschule, Bürgerschule
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
Deutschland.
Tiefland, windet sich in einem Bogen nach 28. durch ebenes, stellenweis
mooriges Land und mündet durch den Dollart in die Nordsee. In der
Nähe der Mündung liegt die Handelsstadt Emden. Durch den Dort-
mund-Ems-Kanal ist die Ems eine Wasserstraße von großer Bedeu-
tung geworden; denn sie bringt das westfälische Kohlenrevier in Verbindung
mit dem Meere, d) Ö. vom Dollart schneidet der Jadebusen in das
Land; an diesem ist der Kriegshafen Wilhelmshaven angelegt, c) Der
Hauptfluß des Tieflandes ist die untere Weser; diese nimmt in der Ebene
auf r. die Aller mir der Oker vom Harze und derleine vom Eichsfelde
und ergießt sich mit breiter Mündung 90 km unterhalb der wichtigen Handels-
stadt Bremen in die Nordsee. Hannover (?) und Brannschweig (?)
sind die Hauptorte der gleichnamigen Landesteile.
jrf Die deutsche Nordseeküste ist stellenweis nur durch künstliche
^Mimme (Deiche) vor dem Einbrüche des Meeres zu sichern gewesen.
Hier und da gewähren auch mächtige Sandhügel (Dünen) Schutz. Wo
Schlammbänke (Watten) zur Ebbezeit bloßliegen, deicht der Strand-
bewohner sie ein. Das so gewonnene Land ist die Marsch; der schwarze
Fruchtboden derselben lohnt hundertfach die Mühe des Landmannes und
Viehzüchters (Pferde und Rinder). Auch an der unteren Weser und am
linken Ufer der Elbe erstreckt sich „der goldne Saum" der Marschen
längs der Ströme in das Binnenland. Der Schiffer fürchtet die Untiesen
der Nordsee, nämlich das flache Wattenmeer in der Nähe der Küste.
Wenn sein Schiff auf dem zähen Grunde festführt, so wird es leicht von
den Wogen der tückischen Nordsee zertrümmert. Leuchttürme warnen
vor gefährlicher Küste (Bild 12). Bei den Rettungsstationen hält
stets ein Wächter Ausguck nach gefährdeten Fahrzeugen. Ist ein Schiff
gestrandet, so wird schleunigst von der seefesten Mannschaft das stark-
gebaute Rettungsboot flott gemacht (vgl. Feuerwehr). Meist gelingt
den Braven die Rettung der Schiffbrüchigen, oft freilich nur mit Lebens-
gefahr und fast übermenschlicher Anstrengung.
j>. Die Lüneburger Heide umfaßt einen großen Teil des Landes
Mischen Weser und Elbe. Sie besteht aus unfruchtbarem Sandboden,
auf dem nur Heidekraut oder Nadelholz gedeiht. Versumpfte Gegenden
bilden öde Torfmoore, deren Decke man absticht und zu Brennmaterial
verwendet. Im Innern der Heide liegen nur kleine, ärmliche Dörfer.
Hier trägt der Imker seine Bienenstöcke weit hinaus in die Heide, oder man
begegnet den Herden kleiner, schwarzer Heidschnncken (grobwolliger Schafe).
Die einzige kümmerlich gedeihende Brotfrucht ist der Buchweizen, der zu
allen Zeiten in mancherlei Formen auf dem Tische des Heidebauern steht.
Größere Städte finden sich nur am Rande der Heide, so Lüneburg!?) ^
und Celle (?), welche das in der Heide gewonnene Wachs verarbeiten.
36] 2. Das Tiefland ö. der Elbe erstreckt sich bis über die Weichsel
hinaus. Es unterscheidet sich von dem Tieflande im W. der Elbe durch
eine mehr wechselnde Bodenform und reichere Bewässerung.
Die Boden form wird durch zwei Landrücken bestimmt.
a. Der südliche Landrücken ist die Fortsetzung der Lüneburger
Heide. Er bildet im O. der Elbe den sandigen, wasserarmen Fläming,
1885 -
München [u.a.]
: Oldenbourg
- Autor: Geistbeck, Michael
- Hrsg.: ,
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schultypen (WdK): Mittlere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Mittlere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Mittelschule, Selbstunterricht
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
I. Mitteleuropa,
51
Das Klima des Sudetensystems zeigt einen ziemlich schroffen Wechsel
von kalten Wintern und heißen Sommern. Die Unterstufe des Gebirges
schmücken noch Laubwälder und gemischte Bestände; Nadelholz deckt die
Höhen; die höchsten Gipfel und Kämme sind waldlos.
Die Bevölkerung ist ziemlich dicht, obwohl das Gebirge nicht sehr
erzreich ist. Hiezu trägt namentlich die Leinwandweberei bei, die hier durch
die reichen Flachsernten besonders begünstigt wird.
C. Das norddeutsche Tieftand.
Es ist die westliche Fortsetzung der großen osteuropäischen Tiefebene,
nimmt den ganzen Raum zwischen den Gebirgen Mitteldeutschlands und der
Nord- und Ostsee ein und geht im Westen in das nordfranzösische Tiefland
über. Die Stromrinne der Elbe scheidet dasselbe in zwei Hälften.
I. Das Tiefland westlich der Elbe. Es ist, abgesehen von den
flachen Rücken der Lüneburger Heide, fast eine wagrechte Fläche, die
sich gegen Nw. zur Küste der Nordsee abdacht. Die bedeutendsten Küsten-
einschnitte sind hier der Weser- nebst dem Jadebuseu und der Ems-
bnsen mit dem Dollart.
1. Die Bodenbeschaffenheit dieser Ebene schwankt zwischen den
größten Gegensätzen und bedingt dadurch einen verschiedenen landschaftlichen
Charakter und eine ungleichartige Entwicklung der Kultur.
a) An den Küsten des Meeres zieht sich äußerst fruchtbares Land hin,
der sog. Marschboden, eine ganz steinfreie, thonige Anschwemmung des
Meeres. Zuweilen liegen diese Marschen wenig höher als der Spiegel der
Flut und müssen daher durch Erddämme, sog. Deiche, gegen Über-
schwemmung geschützt werden. Die Kosten, welche auf diese Dämme ver-
wendet worden und noch verwendet werden, sind sehr beträchtlich, so sehr,
daß der Marschbauer zu sagen pflegt, ohne Deichlast könnte er mit einem
silbernen Pfluge ackern. — Eigentümlich wie das Land ist auch dessen
Bevölkerung. Sie ist infolge des steten Kampfes mit dem Meere
kräftigen Körpers und zähen Charakters.
d) Jenseits der Marschen liegen die sog. Watten, flache, nur bei Ebbe
trockene, bei Flut von der See bedeckte Landstriche.
c. Bei weitem größeren Raum als die Marschen nimmt das Geestland
ein; man versteht darunter mageren, sandigen Boden, der zuweilen noch den
Bau des Buchweizens zuläßt, hie und da geradezu in kahle Sandeinöden, mit
Heidekraut überzogen, ausartet. Einen Teil desselben bildet die Lüneburger
Heide zwischen Elbe und Aller; sie zählt zu den unfruchtbarsten Strichen
Deutschlands.
d. Eigentümlich sind ferner diesem westlichen Teile des Tieflandes die
großartigen Moore. Solche Moorstrecken sind besonders rechts und links
der Ems; das größte ist das Bourtauger (baurtauger) Moor. Diese
Moore gehören zu den traurigsten Gegenden unseres Erdteils. — Den
4*
1896 -
Breslau
: Hirt
- Autor: Gockisch, Paul, Seydlitz, Ernst von
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schultypen (WdK): Höhere Töchterschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Mädchenschule
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Höhere Mädchenschule
- Regionen (OPAC): Preußen
- Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
- Geschlecht (WdK): Mädchen
Das westelbische Tiefland.
Xi. Pas norddeutsche Kiefland.
Das norddeutsche Tiefland ist ein Teil des großen n.-europäischen
Tieflandes, das von den Pyrenäen bis an den Ural reicht und s. vou diesem
Gebirge mit den weiten kaspischen und sibirischen Flächen zusammenhängt.
Es nimmt etwa die Hälfte unseres Reiches ein und geht im O. in das
russische, im W. in das holländisch-belgische, bezw. französische Tiefland über.
Unser Tiefland war ehedem vom Meere überflutet und wurde nach dessen Zurück-
weichen in der Eiszeit von skandinavischen Gletschern bedeckt, die über den
heutzutage von der Ostsee eingenommenen Raum bis hierher sich ausdehnten.
Diese Gletscher hinterließen ihre Spuren u. a. iu den „nordischen Ge-
schieben", d. h. den massenhaften Sand- und Lehmschichten und vor allem
den zahllosen Findlings- oder erratischen Blocken unseres Nordens. Das
ganze Tiefland zerfällt in einen größeren ö. und in einen kleineren w.
Teil. Als Grenze zwischen beiden gilt die Elbe. Nach der Lage zu diesem
Flusse unterscheidet man das West- und das ostelbische Tieslaud.
A. Das westelbische Tiefland
ist eine gleichförmig flache Ebene, die im O. zu dem niedrigen Höhenrücken
der Lüneburg er Heide aufsteigt und au der Küste den Meeresspiegel
kaum überragt. Wir unterscheiden:
a) Die Nordseeküste mit ihren Inseln und Marschen. Die deutsche Nord-
seeküste, durch die Gezeiten fortwährend umgebildet, ist eine Flachküste. Daher
wird zur Zeit der Ebbe der Meeresgrund auf eine weite Strecke hin ganz oder
teilweise trocken gelegt. Diese seichten, täglich zweimal vom Meere verlassenen
Stellen heißen Watten. Menschliche Thätigkeit sucht durch Deiche*) die Dünen
zu ersetzen, die der deutscheu Nordseeküste gänzlich mangeln. Man bestrebt sich
auch, die schlaimuigen Watten und die vom Meere und den Flüssen augeschwemmten
äußerst fruchtbaren Marschen**) dem Wasser abzugewinnen und verwandelt sie
durch Eindeichen iu reiche Fluren, Polder oder Köge genannt. Doch nicht
immer sind die Deiche im stände gewesen, das Meer zurückzuhalten. Sturmfluten
haben ganze Landstriche verschlungen. Auf diese Weise siud der Dollart und
der Jadebusen entstanden.
Niedrige Inseln begleiten den flachen Küstensaum; w. von der Elbmündung
liegen die oft friesischen und n. von derselben die nord friesischen Inseln.
Dieselben sind meist Trümmer ehemaligen Festlandes, flach, baumarm und nur
teilweise anbaufähig. Einige vou ihnen, wie Norderney au der hannöverscheu
und Sylt an der schleswig-Holsteinischeu Küste, sind besuchte Seebäder. Die
meisten besitzen Dünen; die kleinen, nicht eiugedeichteu Halligeu werden von
Sturmfluten überschwemmt, aber doch fast alle bewohnt. Nur das Felseneiland
Helgoland, wichtig als Stützpunkt unserer Flotte, ragt vor der Elbmündung
mit seinem Buutsaudsteiufelseu 60 in über die See. Aber auch hier hat das
Wasser unablässig genügt bis aus den heutigen Tag.
Weil die Nordseeküste flach ist, so ist sie arm an Häfen. Die bedeutendsten
finden sich hinter den Mündungen der Flüsse. An der Weser, 70 km von der
Mündung entfernt, liegt der Welthandelsplatz Bremen, am Jadebusen das be-
*) S. Bilderanhang S. 179.
**) „Ein goldner Saum am abgeschabten Purpurmantel" der Heide.
1896 -
Breslau
: Hirt
- Autor: Gockisch, Paul, Seydlitz, Ernst von
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schultypen (WdK): Höhere Töchterschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Mädchenschule
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Höhere Mädchenschule
- Regionen (OPAC): Preußen
- Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
- Geschlecht (WdK): Mädchen
120
Deutschland.
festigte Wilhelmshaven, und an der Stelle der Elbe, bis zu der die Flut
aufwärts steigt, Hamburg, die erste Seehandelsstadt des europäischen Festlandes.
Die Bewohner der Nordseeküste und der vor ihr liegenden Inseln sind der
seetüchtige Volksstamm der Friesen, untermischt mit Niedersachsen. Sie leben
von Fischfang und Schiffahrt und halten an alter Sitte noch immer fest.
b) Das Gccst- und Moorland zwischen Elbe und Ems. Der Teil der
deutschen Nordsee-Ebene, der landeinwärts von den fruchtbaren Küstenmarschen
liegt, wird durch die untere Weser und durch den größten rechten Nebenfluß
derselben, die Aller, in zwei Gebiete geschieden, die in Bodenbeschaffenheit und
Pflanzenwuchs voneinander abweichen. Ö. von dieser Grenzlinie breitet sich Haupt-
sächlich sandiges, hügeliges Geestland aus, w. von derselben liegt das Gebiet der
großen Moore.
Das Geestland trägt auf weite Strecken hin nur Heidekraut. Die aus-
gedehnteste Geestlandschaft ist die Lüneburger Heide, die „Sahara Norddeutsch-
lands", ein einförmiger Sandrücken zwischen Elbe, Weser und Aller. Am N.-Rande
der Heide liegt die Salinenstadt Lüneburg, au einem linken Nebenflüsse der
Aller Braun schweig, mit großen Spargel- und Zuckerrübenpflanzungen. Die
größte Stadt dieses Gebietes ist das schön gebaute Hannover, mit reicher Fabrik-
thätigkeit, die durch d-en Steinkohlenreich tum des nahen Deister gefördert wird.
W. von der Weser liegt iin Geestlande Oldenburg, Knotenpunkt der Straßen
zwischen Ems und Weser, zwischen der Marsch und der Geest.
Unter den Mooren w. der Weser nehmen die Emsmoore den größten
Flächenraum ein. Das bedeutendste ist das Bon^üjrtanger Moor, auf der
Grenze zwischen Hannover und Holland. Aus den unwirtlichen Moorländereieu
gewinnt der Bewohner Torf, der zum Brennen und als Baumaterial dient, und
macht sie im ganzen w.- elbischen Tieflande durch Moorbrennen, wodurch der
Moor- oder Höhenrauch entsteht, und Fehnwirtschaft*) für den Anbau von Ge-
treibe, Buchweizen und Kartoffeln geeignet.
c) Die Tieflandsbnchtcn vvn Münster und Bonn. An der oberen Ems
und bei Bonn dringt die Nordsee-Ebene meerbusenartig tu das deutsche Mittel-
gebirge ein. Es entstehen dadurch die Tieflandsbuchten von Münster und
Bonn, „die römischen Eingangspforten nach Rheinfranken und Westfalen".
Das Münsterland ist im N.w. eine öde Sand- und Sumpfebene. Das
Innere desselben zeichnet.sich dagegen durch große Fruchtbarkeit aus. Die großen
Bauernhöfe liegen einzeln und werden von den dazn gehörigen Äckern umgeben.
Das weißgetünchte Bauernhaus ist meist einstöckig, groß und geräumig. Au der
Giebelseite befindet sich ein großes Thor. Dieses bildet den Eingang zur Diele.
Rechts und links von derselben sind die Ställe, und im Hintergrunde befinden
sich die Wohnräume. Über der Diele, den Viehständen und sonstigen Räumen
werden die Getreide- und Heuvorräte aufgespeichert. Der Herd ist so angelegt,
daß von ihm aus die Hausfrau die gesamte Wirtschaft übersehen kann. — Aus
dem trefflichen Roggen des Münsterlandes bereitet man den Pumpernickel, und
die Eichenwälder liefern in den Eicheln eine vorzügliche Schweinemast. Unter
den Städten, deren Zahl und Größe nur gering ist, ist das altertümliche Münster
die bedeuteudste.
Die Bonner Tieflandsbncht wird vom Rhein durchströmt. Sie besteht ans
jüngeren, lockeren, überwiegend lehmhaltigen Erdschichten, die infolge der Nähe
des Meeres reiche Niederschlagsmengen erhalten und daher sehr viel Getreide
erzeugen; deshalb dichte Bevölkerung, vornehmlich um Bouu und Köln. Noch
*) Fehn oder Fenne (friesisch) = Moorland, Snmpfland.
1902 -
Breslau
: Hirt
- Autor: Seydlitz, Ernst von, Gockisch, Paul
- Auflagennummer (WdK): 6
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schultypen (WdK): Höhere Töchterschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Mädchenschule
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Höhere Mädchenschule
- Regionen (OPAC): Preußen
- Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
- Geschlecht (WdK): Mädchen
Norddeutsches Tiefland, 15
Xi. Das norddeutsche Tiefland
breitet sich oom N.-Fuß der mitteldeutschen Gebirgsschwelle bis zur Nord-
und Ostsee aus. Es uimmt etwa die Hälfte unseres Reiches ein, ist ein Teil
des großen n.-europäischeu Tieflandes und geht ö. in das größere russische,
w. in das kleinere holländisch-belgische und durch dieses in das französische
Tiefland über.
Das ganze Tiefland zerfällt in einen größeren ö. und euren kleinereu
w. Teil. Als Grenze zwischen beiden gilt die Elbe. Nach der Lage zu
diesem Flusse unterscheidet man das West- und das ostelbische Tiefland.
A. Das westelbische Tiesland
ist eine gleichförmig flache Ebene, die im O. zu dem niedrigen Höhen-
rücken der Lüneburger Heide aufsteigt und an der Küste den Meeres-
spiegel kaum überragt. Wir unterscheiden:
a) Die Nordseeküste mit ihren Inseln und Marschen. Die deutsche Nord-
seeküste ist eine den Schiffen gefährliche Flachküste*). Daher wird zur Zeit der
Ebbe**) der Meeresgrund auf eine weite Strecke hin ganz oder teilweise trocken gelegt.
Diese seichten, täglich zweimal vom Meere verlassenen Stellen heißen Watten.
Niedrige Inseln begleiten den flachen Küstensaum; w. von der Elbmündung
liegen die ostfriesischen und n. davon die nordfriesischen Inseln. Sie sind
meist Reste ehemaliger Dünen***), die sich einst an der ganzen Küste entlang
erstreckten. Einige von ihnen, wie Norderney an der hannöverschen und Sylt
an der schleswig-holsteinschen Küste, sind besuchte Seebäder. Vor der Elb-
mündung liegt das setzt auch zu Deutschland gehörende Felseneiland Helgoland
(s. Fig. 5, S. 35).
Den Rand der festländischen Küste bildet ein Streifen fruchtbaren Landes;
das sind die durch Schlammablagernngen entstandenen und dem Meere abge-
wonnenen Marschen. Acker reiht sich an Acker, und die weiten, saftigen
Wiesenfluren sind mit Herden weidender Rinder bedeckt. Kanäle durchziehen das
Land; Wälder und Quellen fehlen. Die Wohnungen sind auf ursprünglich hohen
oder künstlich erhöhten Stellen, den Wnrten, errichtet. Geschützt werden diese
Marschen vor den Fluten der Nordsee durch gewaltige, mit großen Kosten errichtete
Erddämme, die 5—10, ja am l. Elbufer 12^ m Höhe erreichen. Doch nicht
immer fiud diese Deiche im stände gewesen, das Meer zurückzuhalten. Sturmfluten-',')
haben ganze Landstriche verschlungen. Auf diese Weise sind der Dollart und der
Jadebusen entstanden.
Weil die Nordseeküste flach ist, so ist sie arm an Häfen. Die bedeutendsten
finden sich an den Mündungen der Flüsse. An der Weser, 70 km von der
Mündung entfernt, liegt der Auswandrerhafen Bremen, am Jadebusen das
befestigte Wuhelmsha^en-H), und an der Stelle der Elbe, bis zu der die Flut
die größten Seeschiffe trägt, Hamburg.
Die Bewohner der Nordseeküste und der vor ihr liegenden Inseln sind der
seetüchtige Volksstamm der Friesen. Sie leben von Fischfang, Schiffahrt, Ackerbau
und Viehzucht.
*) D. i. eine Küste, an der der Boden ganz allmählich unter das Wasser hinabsinkt.
_ **) Ebbe und Flut sind eine merkwürdige Erscheinung des Ozeans; sechs Stunden
steigt und sechs Stunden fällt das Wasser. Das Steigen der Wassermassen gegen die
Küste nennt man Flut, ihr Zurückweichen Ebbe.
***) Dünen sind zumeist langgestreckte Sandhügel, die dadurch entstehen, daß der
Wmd den trockenen Sand hügelartig zusammenfegt (f. Fig. 6, ©. 35).
t) Eine Sturmflut ist eine durch den Sturm hervorgerufene Überschwemmung des
Küstenlandes. -ft) Häven ist die niederdeutsche Schreibweise für Hafen.
1904 -
Frankfurt a.M. Leipzig
: Neumann
- Autor: Dilcher, Adolf, Walther, G., Schwarzhaupt, Wilhelm
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schultypen (WdK): Mittlere Lehranstalten, Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Mittlere Lehranstalten, Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Volksschule, Mittelschule
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): koedukativ
— 43 —
Erst die Verwüstung des Waldes rief die Unfruchtbarkeit und Öde des
Landes hervor. Neuerdings werden wieder große Strecken aufgeforstet,
wodurch es möglich ist, dem Heideboden reicheren Ertrag abzugewinnen.
§ 58. Flüsse. Das Westdeutsche Tiefland wird von der Weser
und Ems durchflössen.
Die Ems kommt vom Teutoburger Walde und durchfließt das
Tiefland in einem Bogen. Sie mündet in den Dollart, der im
13. Jahrhundert durch den Untergang eines fruchtbaren, dicht bevölkerten
Landstrichs entstanden ist.
§ 59. Staatliche Einteilung. Das Westdeutsche Tiefland verteilt
sich auf die Provinz Hannover und das Großherzogtum Oldenburg,
welches von Hannover ringsum eingeschlossen ist.
§ 60. Die Provinz Hannover umfaßt den größten Teil des
Westdeutschen Tieflandes zwischen Elbe und Ems. Im Süden greift
sie in das mitteldeutsche Bergland ein und hat hier Anteil an den
Weserketten, dem Oberharz und dem Eichsfeld. Fruchtbar sind nur die
Fluß- und Seemarschen; die Moore und das Geestland (die Lüneburger
Heide) sind öde und unfruchtbar. Die Beschäftigung der Bewohner be-
steht vorzugsweise in Ackerbau und Viehzucht; \m Harz blüht der
Bergbau, die Industrie beschränkt sich aus die Städte Hannover und
Hildesheim. Die Provinz zählt sechs Regierungsbezirke: Hannover,
Hildesheim, Lüneburg, Stade, Osnabrück und Aurich.
j Die Hauptstadt ist Hannover, 24900u Einw., an der Leine gelegen- Sie
hat ihren Namen von hoen over, d h. hohes Ufer; denn die Leine hat hier tat-
fächlich ein hohes Ufer. Bis 1866 war die Stadt die Residenz der Könige von
Hannover. In neuester Zeit herrscht hier eine lebhafte Fabriktätigkeit, die durch
die Steinkohlenlager im nahen Deister hervorgerufen ist. Aufwärts an der Leine
liegt Göttingen, eine alte, berühmte Universitätsstadt An einem Nebenflüßchen
der Leine Hildesheim mit einem ehrwürdigen Dom; an demselben zeigt man
einen Rosenstock, der 1000 Jahre alt sein soll. Die Lünebnrger Heide ist dünn be-
völkert; die wichtigsten Städte sind Lüneburg und Celle. An der Elbe liegen am
Rande fetter Elbmarschen Harburg und Stade; Harburg ist auch ein bedeutender
Flußhafen. In Ostfriesland find die größten Städte: Anrich, große Vieh-
markte, Emden, Heringsfischerei, Osnabrück, Westfälischer Friede 1648. In Olden-
bürg am Jadebusen Wilhelmshaven, bedeutender Kriegshasen an der Nordsee.
Im Harz sind die Bergstädte Goslar, Klaustal und Zellerfeld erwähnenswert^
§ 61. Das Großherzogtum Oldenburg
besteht aus drei Teilen: 1. aus dem Hauptland an der Weser, von Hannover um-
schlössen, 2. aus dem Fürstentum Lübeck in der Nähe von Lübeck, und 3. aus dem
Fürstentum Birkenfeld an der Nahe. Die Hauptstadt ist Oldenburg im Haupt-
land. In Birkenfeld liegt Oberstem mit berühmten Achatschleifereien.
§ 62. Die größten Städte des Westdeutscheu Tieflandes sind die
beiden Freien Städte Hamburg und Bremen.
Hamburg, 737000 Einw., ist durch seine günstige Lage die größte
Seehandelsstadt des europäischen Festlandes geworden. Obwohl es 100 Km von
Küste entsernt ist, steht es doch in unmittelbarer Verbindung mit dem Meere, da
selbst die größten Seeschiffe während der Flut bis zur Stadt gelangen können.
Hamburg kann deshalb mit allen Ländern der Erde zur See Handel treiben; am be-
quemsten ist die Verbindung mit England und Amerika, mit denen seine Bezie-
Hungen am lebhaftesten sind. Ein weiterer großer Vorteil für Hamburg ist, daß
es feine Waren auf der Elbe und ihren Nebenflüssen bis tief in das Innere Deutsch-
ands, ja bis nach Böhmen versenden kann; ans dem gleichen Wege können ihm
1918 -
Berlin [u.a.]
: Oldenbourg
- Autor: Fischer, Heinrich, Geistbeck, Alois, Geistbeck, Michael
- Auflagennummer (WdK): 12
- Jahr der Erstauflage_wdk: 1906
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Schultypen (WdK): Höhere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Höhere Schule
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Europa
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): Jungen
Das Deutsche Reich. 67
A. Das Westdeutsche Tiefland und die Nordsee«
Oberflächenform. Nur in der Lüneburger Heide erheben sich einige
Rücken bis zu 170 m; im übrigen ist das Westdeutsche Tiesland nahezu vollkommen
flach wie die benachbarten Niederlande.
Klima. Infolge der Nähe des Meeres sind die Winter mild; deshalb
gefrieren die Nordseehäfen niemals zu und gestatten das ganze Jahr hindurch
Schiffsverkehr, während die Ostseehäfen sich in jedem Winter mit Eis bedecken.
Die Sommer sind kühl. Das Klima ist seemäßig.
Bewässerung. Die bedeutendsten Flüsse sind Weser und Ems.
Die Weser, die von ihrer Quelle bis zur Mündung der Fulda Werra
genannt wird, tritt durch die Westfälische Pforte in das Tiefland ein und bleibt
vorherrschend nach N. und Nw. gerichtet. Ihr einziger bedeutender Nebenfluß
von der linken Seite ist die Hunte, welche unterhalb Bremen mündet, von der
rechten Seite kommt die Aller. Diese empfängt von S. die Leine. — Die
Ems entspringt auf dem Südabhange des Teutoburger Waldes. Der erste Ab-
schnitt des Flusses verläuft dem Gebirge parallel nach Nw.; dann wendet sich dieser
in ziemlich geradlinigem Laufe nach N., auf beiden Seiten von weiten Mooren um-
geben, weshalb auch die Ufer größerer Ansiedelungen entbehren; der Fluß mündet
in den Dollart. Das Westdeutsche Tiesland ist infolge seines niederschlagsreichen
Seeklimas und des gebirgigen Hinterlandes reich, teilweise überreich bewässert.
Bodenbeschaffenheit. Die Marschen (f. S. 64). Längs der Küste zieht
ein vollkommen flaches, baumloses Anschwemmungsland der Flüsse und des Meeres
hin, das durch Dämme, Deiche genannt, vor den Fluten geschützt werden muß.
Das sind die Marschen, ein überaus fruchtbares Weide- und Ackerland, das
besonders zur Rinder- und Pferdezucht geeignet und mit Dörfern und Einzelhöfen
übersät ist.
Binnenwärts folgen dann Moor und Heide in vielfältigem Wechsel.
Große Strecken bedecken die Moore (f. S. 64). Diese entstehen zumeist in
flachen Mulden, wo das Wasser keinen Abfluß findet und auch vom Boden nicht
aufgenommen wird. Sie treten in großer Ausdehnung besonders rechts und
links der Ems auf; das größte ist das Bourtanger Moor. Den Bewohnern, die
in den einfachsten Verhältnissen leben, liefern die Moore Torf, ein erwünschtes
Brennmaterial. Manche der Moore sind jetzt durch Abzugs- und Schiffahrts-
kanäle urbar gemacht und besiedelt (Fehnkolonien). Ackerbau und Viehzucht er-
geben befriedigenden Ertrag. Früher suchte man die Moore durch Ausbrennen
zu kultivieren, wodurch der sog. Herauch^) entstand, der oft tief bis in das
Innere von Deutschland zog.
Großen Raum nimmt auch das Geestland ein. Man versteht darunter
meist hügeligen, sandigen Boden, der leichte Getreidesorten und Kartoffeln trägt.
Einen großen Teil des Geestlandes bildet die Lüneburger Heide zwischen
Elbe und Aller (s. Farbenbild zu S. 64). Sie war ehedem meist mit Heidekraut
bedeckt, das die Grundlage der starkverbreiteten Bienenzucht bildete und den zahl-
reichen Heidschnucken, grobwolligen Schafen, die Nahrung lieferte. Jetzt aber Jjptrd
sie mehr und mehr kultiviert, d. h. in Wiesen-, Wald- und Ackerland umgewandelt.
') Herauch, auch Heirauch — heißer, trockener Rauch.
b•
1902 -
Breslau
: Hirt
- Autor: Rohrmann, Adolf, Schröter, Franz Martin, Oehlmann, Ernst, Seydlitz, Ernst von
- Auflagennummer (WdK): 6
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Regionen (OPAC): Preußen
- Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
65
liges Geestland i und trägt oft nichts als Heide, Kiefern, Birken und Wacholder.
Die umfangreichste Geestlandschaft ist die Lüneburger Heide, die jedoch immer
mehr dem Ackerbau gewonnen wird. Schätze an Salz, Erdöl und Infusorienerde
(Kieselguhr) werden in einigen Gegenden, besonders im Gebiet der Aller, zu Tage
gefördert. Nur am Meer und an den Flüssen lagert Marschland, ein „goldner
Saum am abgeschabten Purpurmantel" der Heide. Außerdem haben sich hier,
vorwiegend w. vou der Weser, weite Moore gebildet. Iu den Niederungen wachsen
sie von oben nach unten und werden Tiefmoore, Grünlands- oder Unter-
wafser-Moore genannt. Die mit Heidekraut, Moosen und Sumpfgräsern be-
deckten Hoch- oder Überwasser-Moore auf dem Sandbodeu der Geest wachsen
von unten nach oben und drängen das Wasser nach der Mitte zu iu einen kleinen
See zusammen. Sie sind deshalb hier uhrglasförmig gewölbt und erheben sich
wohl 3—8 m über die Umgebung. Das größte Hochmoor (1400 qkm) ist das
Bönartanger Moor, zwischen der Ems und den Niederlanden. Durch Ent-
Wässerungs-Kanäle und durch Mischen der Torsmasse mit Sand und Kalkmergel,
wie durch Düngung sucht man diese Moore in Fehnkolonien^ dem Anban
zu gewinnen. Allein der größte Teil der Moore liegt noch wüst, ein beträchtlicher
Teil liefert den gestochenen und getrockneten Torf als Brennstoff, ein kleinerer
Teil wird durch Abbrennen der Oberfläche, das den Moorranch oder Höhen-
rauch veranlaßt, ans einige Jahre für Buchweizen- und Kartoffelbau hergerichtet
und liegt dann viele Jahre brach. Seen gibt es im Innern nur wenige, so den
Dümmer, d. i. „düp Meer" — Tiefes Meer, und das Steiuhnder Meer.
Die w. Tiefebene entwässert zum Rhein (Lippe) und zur Ems, die
mittlere zur Weser und der N.o.-Rand zur Elbe (Ilmenau, Oste). Wie die
Flüsse des O. empfangen Weser und Ems ihren größten Nebenfluß von r., diese
die rechtwinklig gebogene Hase, jene die durch Oker und Leine verstärkte Aller.
Die Gezeiten haben die Mündungen der Elbe, Weser und Ems verliest und zu
Trichtern ausgearbeitet, die gute Flußhäfen bilden.
Das Klima zeigt, abgesehen von der Leipziger Tieflandsbucht und dem Elbgebiete § 91.
bis in die s. Altmark, einen starken Gegensatz zum ostelbischen Lande. Die W.-Winde
erzeugen einen milderen Winter, als derjenige der Oberrheinischen Tiefebene ist/ und
im Sommer einen bedeckten Himmel, der die schwüle Hitze mildert. Auch bringen sie
reichliche Niederschläge zu allen Jahreszeiten, zwischen 55 und 70 cm, am Küsten st reifen
gegen 80 cm. Diese erhöhen auf fruchtbarem Boden die Ergiebigkeit der Ernte, bringen
dagegen auf flachem, wenig oder gar nicht abwässerndem Boden mit nicht durchlässigem
Untergrunde Moore hervor. Die mittlere Jahreswärme beträgt 8—9
W.
Köln . * . . .36
Wesel.....17
Emmerich ... 13
Ubersicht der Höhenlage in in.
W. I O,
Münster . . . . 61 j Minden .... 45
Rheine.....30 Hannover . . 58
Meppen .... 10 Verden. . . 20
Bremen . . . 6
O.
Leipzig .... 100
Halle.....70
Braunschweig . 70
Lüneburg ... 13
1 ^^ im Bremischen, Gast in Ostfriesland, verwandt mit güst (unfruchtbar-
So auch! ^nsel ^ntst), nennt man im Gegensatze zu Marsch oder Moor den höher ae-
legenen Boden, der aus Sand und Lehm mit Steingeröll, Muschelbänkeu und Find-
liugsblocken besteht. ' °
2 Fehn oder Fenne (friesisch) Moorland, Sumpfland.
v. Seydlitz, Geographie. Ausg. I). Heft 4. 6. Aufl. 5
1908 -
Frankfurt a. M. Leipzig
: Neumann
- Autor: Dilcher, Adolf, Schwarzhaupt, Wilhelm, Walther, G.
- Hrsg.: ,
- Auflagennummer (WdK): 4
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schultypen (WdK): Mittlere Lehranstalten, Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Mittlere Lehranstalten, Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Volksschule, Mittelschule
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): koedukativ
— 44 —
Erst die Verwüstung des Waldes rief die Unfruchtbarkeit und Öde des
Landes hervor. Neuerdings werden wieder große Strecken aufgeforstet,
wodurch es möglich ist, dem Heideboden reicheren Ertrag abzugewinnen.
§ 58. Flüsse. Das Westdeutsche Tiefland wird von der Weser
und der Ems durchflössen.
Die Ems kommt vom Teutoburger Walde und durchfließt das
Tieflaud in einem Bogen. Sie mündet in den Dbllart, der im
13. Jahrhundert durch den Untergang eines fruchtbaren, dicht bevölkerten
Landstrichs entstanden ist.
§ 59. Staatliche Einteilung. Das Westdeutsche Tiefland verteilt
sich auf die Provinz Hannover und das Großherzogtum Oldenburg,
das von Hannover ringsum eingeschlossen ist.
"§ 60. Die Provinz Hannover umfaßt den größten Teil des
Westdeutschen Tieflandes zwischen Elbe und Ems. Im Süden greift
sie in das mitteldeutsche Bergland ein und hat hier Anteil an den
Weserketten, dem Oberharz und dem Eichsfeld. Fruchtbar sind nur die
Fluß- und Seemarschen; die Moore und das Geestland (die Lüneburger
Heide) sind öde und unfruchtbar. Die Beschäftigung der Bewohner be-
steht vorzugsweise in Ackerbau und Viehzucht; tm Harz blüht der
Bergbau, die Industrie beschränkt sich ans die Städte Hannover und
Hildesheim. Die Provinz zählt sechs Regierungsbezirke: Hannover,
Hildesheim, Lüneburg, Stade, Osnabrück und Aurich.
Die Hauptstadt ist Hannover, 803000 ©hm, an der Leine gelegen. Sie
hat ihren Namen von hoen over, d- h. hohes Ufer; denn die Leine hat hier tat-
sächlich ein hohes Ufer. Bis 1866 war die Stadt die Residenz der Könige von
Hannover. In neuester Zeit herrscht hier eine lebhaste Fabriktätigkeit, die durch
ine Steinkohlenlager im nahen Deister hervorgerufen ist. Aufwärts an der Leine
liegt Göttinnen, eiue alte, berühmte Universitätsstadt, An einem Nebenflüßchen
der Leine Hildesheim mit einem ehrwürdigen Dom; -an demselben zeigt man
einen Rosenstock, der 1000 Jahre alt sein soll. Die Lünebnrger Heide ist dünn be-
völkert; die wichtigsten Städte sind Lünelmrg und Celle. An der Elbe liegen am
Rande fetter Elbmarschen Harburg und Stade; Harburg ist auch eiu bedeutender
Flußhafen. In Ostfriesland sind die größten Städte: Altrich, große Vieh-
markte, Emden, Herinqsfischerei, Osnabrück, Westfälischer Friede 1648. In Olden-
bürg am Jadebusen Willielmshaven, bedeuteuder Kricgshafeu an der Nordsee.
Im Harz sind die Bergstädte (Boslar, Klanstal und Zetterfeld erwähnenswert.
§61. Das Großherzogtum Oldenburg
besteht' aus drei Teilen: 1. aus dem Hauptland an der Weser, von Hannover um-
schlössen, 2. aus dem Fürstentum Lübeck in der Nähe von Lübeck, und 3. aus dein
Fürstentum Birkenfeld an der Nahe. Die Hauptstadt :st Oldenburg im Haupt-
land. In Birkenfeld liegt Oberstem mit berühmten Achatschleifereien.
§ 62. Die größten Städte des Westdeutschen Tieflandes sind die
beiden Freien Städte Hamburg und Bremen.
Hamburg, .813000 Einw., ist durch seine günstige Lage die größte Seehandels-
stadt des europäischen Festlandes geworden. Obwohl es 100 lcm von der Küste
entfernt ist, steht es dnrch die Elbmündung doch in unmittelbarer Verbindung mit dem
Meere; selbst die größten Seeschiffe können während der Flut bis zur Stadt ge-
langen. Hamburg kann deshalb mit allen Ländern der Erde zur See Handel treiben;
am bequemsten ist die Verbindung mit England und Amerika, mit denen seine Bezie-
Hungen anch am lebhaftesten sind. Ein weiterer großer Vorteil für Hamburg ist, daß
es seine Waren auf der Elbe und ihren Nebenflüssen bis tief in das Innere Deutsch-
lands, ja bis nach Böhmen versenden kann; auf dem gleichen Wege können ihm
1918 -
Leipzig
: Hirt
- Autor: Rohrmann, Adolf, Muhle, Wilhelm, Seydlitz, Ernst von
- Auflagennummer (WdK): 5
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schultypen (WdK): Höhere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Höhere Lehranstalt
- Regionen (OPAC): Sachsen
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): Jungen
B. Einzelgebiete.
85
B. Das Westelbische Flachland.
Das Westelbische Flachland ist das deutsche Hinterland der Nordsee § 175.
und weithin reines Tiefland.
Die Nordsee ist im Gegensatz zu dem bis aus drei schmale und gefähr-
liche Ausgänge rings von Land umgebenen Binnenmeer der Ostsee ein
Teil des offenen Ozeans. Für den Verkehr ist sie daher viel wichtiger,
an ihr liegen unsere großen Welthandelshäfen. Die Nordsee ist ebenso
wie die Ostsee eine Flachsee (0 bis 200 m tief), im Gegensatz zum offenen
Ozean, der Tiefsee (über 200 m tief). Jedoch ist die Nordsee salziger
und stürmischer. Auch sind die Gezeiten* in der Nordsee kräftig ausgebildet.
Infolgedessen bietet die ganz flache Küste einen sehr wechselnden Anblick
(Bild 61 und 62). Bei Ebbe liegt ein breiter Streifen zwischen der Küste
und den Friesischen Inseln bis auf einige tiefere Kanäle trocken. Man
nennt diesen Streifen das Wattenmeer 2 (Bild 63). Von Bedeutung ist
der Fischreichtum der Nordsee.
Die heutige Küste wird gegen die Gezeiten und Sturmfluten, welche § 176.
die Zerrissenheit der Nordseeküste verursacht haben, durch Deiche geschützt
(Bild 64). Die Friesischen Inseln gehörten einst zum Festlande und sind
durch gewaltige Sturmfluten abgerissen worden. Erst im Mittelalter ent-
standen so der Dollart und der Jadebusen. Denselben Kräften verdanken
Elbe, Weser und Ems ihre trichterförmigen Mündungen. Auch die Insel
Helgoland (Buntbild!) vor der Elbmündung war einst viel größer. Die
weit aufwärts dringende Flut, die eine Eindeichung auch der Flüsse bediugt,
trägt große Seeschiffe in die binnenländischen Hafenplätze.
Das Westelbische Flachland dacht sich ganz allmählich nach dem Meere § 177.
ab. Die Küste und die Flüsse begleitet ein Saum fruchtbarsten Marsch-
landes (Bild 64). Das Binnenland ist meist sandiges, flachhügeliges
Geestland von geringer Fruchtbarkeit. Zwischen Unterweser, Aller und
Elbe zieht sich die Lüneburger Heide hin (Buntbild S. 78), die uoch
Erhebungen bis sast 200 m aufweist. Wo das Wasser nicht genug Abfluß
hat, sind große Moore entstanden, so das Bonrtanger Moor, die
Grenze zwischen dem Deutschen Reich und den Niederlanden.
Diese Landstriche werden nach holländischem Muster mehr und mehr kulti-
viert durch Entfehnuug^ d. h. man sticht das Torfmoor ab (Bild 65), gräbt
Kanäle, die zum Fortschaffen des Torfes, zum Verkehr und zur Entwässerung
dienen, und treibt ans der besonders vorbereiteten Unterlage Ackerbau.
Dieeutwässeruug des Westelbischeu Tieflands geschieht nach der Nordsee: § 178.
1. durch die Elbe. Sie nimmt vom Erzgebirge die Mulde auf, vom Fichtel-
gebirge die Saale, die im Tieflande rechts die Elster und links vom Brocken
her die Bode empfängt.
1 Durch die anziehende Kraft des Mondes wird regelmäßig in 12 Stunden ein
Steigen und ein Fallen des Meeres bewirkt. Diese Erscheinungen machen sich am meisten
an den Küsten bemerkbar und heißen Flut und Ebbe oder gemeinsam die Gezeiten.
2 Durch die Watten kann man bei Ebbe nach einigen Inseln mit Wagen hinüberfahren.
Fehn — Venn, d. i. Moor.
1910 -
Breslau
: Hirt
- Autor: Lerche, Otto, Gockisch, Paul
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Schultypen (WdK): Höhere Töchterschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Mädchenschule
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Höhere Mädchenschule
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Europa
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): Mädchen
2, Mitteleuropa unter besonderer Berücksichtigung des Deutschen Reiches.
71
An der Weser, 70 km von der Mündung entfernt, liegt Bremen, am Jadebusen
das befestigte Wilhelmshaven, und an der Stelle der Elbe, bis zu der die Flut
große Seeschiffe trägt, Hamburg, der erste Seehandelsplatz des Deutschen Reiches
(Bild 37).
d) Das Geest- und Moorland zwischen Elbe und Ems. Der Teil des Nordsee-
Flachlandes, der landeinwärts von den fruchtbaren Küstenmarschen liegt, wird durch
die untere Weser in zwei Gebiete geschieden, die in Bodenbeschaffenheit und Pflanzen-
wuchs merklich voneinander abweichen. Ostlich von dieser Grenzlinie breitet sich Haupt-
sächlich hügeliges Geestland aus, westlich von ihr liegt das Gebiet der großen Moore.
36. Eingedeichte Nordseemarsch, im Hintergrund die Halligen Eröde und Lananes. Ist
der fruchtbare Schlamm, den die Flüsse der Nordsee zuführen, an den Mllndungsbusen der Flüsse so hoch
abgelagert, daß die „Marsch" über den Spiegel des Meeres und der Flüsse hervorragt, so wird sie durch
Deiche geschützt. Diese Dämme haben eine steile Innenseite und eine flache, oft mit Stroh- und Stein-
wandungen geschützte Außenseite. Wenn die Ebbe eintritt, fließen die aufgestauten Binnengewässer durch
Schleusentore unter den Deichen hindurch ins Meer.
Das Geestland hat sandigen, wenig fruchtbaren Boden und ist daher mir stellen-
weise bebaut und bewaldet; weite Strecken tragen nur Heidekraut. Die ausgedehnteste
Geestlandschaft ist die Lüneburger Heide. Sie ist ein meist sandiger Rücken mit
eingesprengten Mooren zwischen Elbe, Weser und Aller. Kleine Gewässer fließen
nach den Seiten ab. Roggen, Kartoffeln, Hafer und Buchweizen geben auf dem
mageren Boden befriedigende Erträge. Die Bevölkerung ist nur dünn gesät, nimmt
aber mit der jetzt immer mehr erfolgten Umwandlung der Heide in Wiesen-, Wald-
und Ackerland allmählich zu. Am Nordrande der Heide liegt die altertümliche Salinen-
stadt Lüneburg, an einem linken Nebenfluß der Aller Braunschweig, umgeben
von großen Spargel- und Zuckerrübenpflanzungen. Die größte Stadt dieses Gebietes
ist Hannover, eine saubere Stadt mit schönen Gebäuden, Schmuckplätzen und Park-
anlagen. Sie liegt im Kranze zahlreicher Fabriken, deren Tätigkeit zuerst durch den
Steinkohlenreichtum des nahen Deister hervorgerufen wurde. Jln Geestlande westlich
von der Weser liegt Oldenburg, der Knotenpunkt der Straßen zwischen Ems und
Weser.
1909 -
Berlin [u.a.]
: Oldenbourg
- Autor: Fischer, Heinrich, Geistbeck, Alois, Geistbeck, Michael
- Auflagennummer (WdK): 3
- Jahr der Erstauflage_wdk: 1906
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Schultypen (WdK): Höhere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Höhere Schule
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Europa
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): Jungen
Das Deutsche Reich. 67
A. Das Westdeutsche Tiefland und die Nordsee.
Oberflächenform. Nur in der Lüneburger Heide erheben sich einige
Rücken bis *u 170 m; im übrigen ist das Westdeutsche Tiesland nahezu vollkommen
flach wie die benachbarten Niederlande.
Klima. Infolge der Nähe des Meeres sind die Winter mild, weshalb
die Nordseehäfen niemals zufrieren und das ganze Jahr hindurch Schiffsverkehr
gestatten, während die Ostseehäfen sich in jedem Winter mit Eis bedecken. Die
Sommer sind kühl. Das Klima ist seemäßig.
Bewässerung. Die bedeutendsten Flüsse sind Weser und Ems.
Die Weser, von ihrer Quelle bis zur Mündung der Fulda Werra
genannt, tritt durch die Westfälische Pforte in die Ebene ein und bleibt vor-
herrschend nach N. und Nw. gerichtet. Ihr einziger bedeutender Nebenfluß
von der linken Seite ist die Hunte, welche unterhalb Bremen mündet, von der
rechten Seite kommt die Aller. Diese empfängt von S. die Leine. — Die
Ems entspringt auf dem Südabhange des Teutoburger Waldes. Der erste Ab-
schnitt des Flusses verläuft dem Gebirge parallel nach Nw.; dann wendet sich dieser
in ziemlich geradlinigem Lause nach N., aus beiden Seiten von weiten Mooren um-
geben, weshalb auch die User größerer Ansiedelungen entbehren; der Fluß mündet
in den Dollart. Das Westdeutsche Tiefland ist infolge seines niederschlagsreichen
Seeklimas und des gebirgigen Hinterlandes reich, teilweise überreich bewässert.
Bodenbeschasfenheit. Die Marschen. Längs der Küste zieht ein voll-
kommen flaches, baumloses Anschwemmungsland der Flüsse und des Meeres hin, das
durch Dämme, Deiche genannt, vor den Fluten geschützt werden muß. Das sind
die Marschen, ein überaus fruchtbares Weide- und Ackerland, besonders geeignet
zur Rinder- und Pferdezucht und mit Dörfern und Einzelhöfen übersät. •
Binnenwärts folgen dann Moor und Heide in vielfältigem Wechsel.
Große Strecken bedecken die Moore. Diese entstehen zumeist in flachen
Mulden, wo das Wasser keinen Abfluß findet und auch vom Boden nicht auf-
genommen wird. Sie treten in großer Ausdehnung besonders rechts und links
der Ems auf; das größte ist das Bourtanger (burtanger) Moor. Den Be-
wohnern, die in den einfachsten Verhältnissen leben, liefern die Moore Torf,
ein erwünschtes Brennmaterial. Manche der Moore sind jetzt durch Abzugs-
und Schiffahrtskanäle urbar gemacht und besiedelt (Fehnkolonien). Ackerbau und
Viehzucht ergeben befriedigenden Ertrag. Früher suchte man die Moore durch
Ausbrennen zu kultivieren, wodurch der sog. Her auch1) entstand, der oft tief bis
in das Innere von Deutschland zog.
Großen Raum nimmt auch das Geestland ein. Man versteht darunter
mageren, sandigen Boden, der da und dort den Bau des Buchweizens zuläßt.
Einen großen Teil des Geestlandes bildet die Lüneburger Heide zwischen
Elbe und Aller. Sie war ehedem meist mit Heidekraut bedeckt, das die Grund-
läge der starkverbreiteten Bienenzucht bildete und den zahlreichen Heidschnucken
(grobwolligen Schafen) die Nahrung lieferte. Jetzt aber wird sie mehr und mehr
kultiviert, d. h. in Wiesen-, Wald- und Ackerland umgewandelt.
') Herauch, auch Heirauch — heißer, trockener Rauch,
5»
1911 -
Berlin [u.a.]
: Oldenbourg
- Autor: Fischer, Heinrich, Geistbeck, Alois, Geistbeck, Michael
- Auflagennummer (WdK): 5
- Jahr der Erstauflage_wdk: 1906
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Schultypen (WdK): Höhere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Höhere Schule
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Europa
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): Jungen
Das Deutsche Reich.
67
A. Das Westdeutsche Tiesland und die Nordsee.
Oberflächenform. Nur in der Lüneburger Heide erdeben sich einige
Rücken bis zu 170 m; im übrigen ist das Westdeutsche Tiefland nahezu vollkommen
flach wie die benachbarten Niederlande.
Klima. Infolge der Nähe des Meeres sind die Winter mild, weshalb
die Nordseehäfen niemals Anfrieren und das ganze Jahr hindurch Schiffsverkehr
gestatten, während die Ostseehäfen sich in jedem Winter mit Eis bedecken. Die
Sommer sind kühl. Das Klima ist seemäßig.
Bewässerung. Die bedeutendsten Flüsse sind Weser und Ems.
Die Weser, vou ihrer Quelle bis zur Mündung der Fulda Werra
genannt, tritt durch die Westfälische Pforte in die Ebene ein und bleibt vor-
herrschend nach N. und Nw. gerichtet. Ihr einziger bedeutender Nebenfluß
von der linken Seite ist die Hunte, welche unterhalb Bremen mündet, von der
rechten Seite kommt die Aller. Diese empfängt von S. die Leine. — Die
Ems entspringt aus dem Südabhange des Teutoburger Waldes. Der erste Ab-
schnitt des Flusses verläuft dem Gebirge parallel nach Nw.; dann wendet sich dieser
in ziemlich geradlinigem Laufe nach N., auf beiden Seiten von weilen Mooren um-
geben, weshalb anch die Ufer größerer Ansiedelungen entbehren; der Flun mündet
in den Dollart. Das Westdeutsche Tiesland ist infolge seines niederschlagsreichen
Seeklimas und des gebirgigen Hinterlandes reich, teilweise überreich bewässert.
Bodenbeschaffenheit. Die Marschen. Längs der Küste zieht ein voll-
kommen flaches, baumloses Anschwemmungsland der Flüsse und des Meeres hin, das
durch Dämme, Deiche genannt, vor den Fluteu geschützt werden muß. Das siud
die Marschen, ein überaus fruchtbares Weide- und Ackerland, besonders geeignet
zur Rinder- und Pferdezucht und mit Dörfern und Einzelhöfen übersät.
Binnenwärts folgen dann Moor und Heide in vielfältigem Wechsel.
Große Strecken bedecken die Moore. Diese entstehen zumeist in flachen
Mulden, wo das Wasser keinen Abfluß findet und auch vom Boden nicht auf-
genommen wird. Sie treten in großer Ausdehnung besonders rechts und links
der Ems auf; das größte ist das- Bonrtauger Moor. Den Bewohnern, die
in den einfachsten Verhältnissen leben, liefern die Moore Torf, ein erwünschtes
Brennmaterial. Manche der Moore sind jetzt durch Abzugs- und Schissahrts-
kanäle urbar gemacht und besiedelt (Fehnkolomen). Ackerbau und Viehzucht er-
geben befriedigenden Ertrag. Früher suchte man die Moore durch Ausbrennen
zu kultivieren, wodurch der sog. Her auch*) entstand, der oft tief bis in das
Innere von Deutschland zog.
Großen Raum nimmt auch das Geestland ein. Man versteht darunter
mageren, sandigen Boden, der leichte Getreidesorten und Kartosseln trägt.
Einen großen Teil des Geestlandes bildet die Lüneburger Heide zwischen
Elbe und Aller. Sie war ehedem meist mit Heidekraut bedeckt, das die Grund-
läge der starfverbreiteten Bienenzucht bildete und den zahlreichen Heidschnucken
(grobwolligen Schafen) die Nahrung lieferte. Jetzt aber wird sie mehr und mehr
kultiviert, d. h. in Wiesen-, Wald- und Ackerland umgewandelt.
') Her auch, auch Heirauch — heißer, trockener Rauch.
b•
1890 -
München
: Oldenbourg
- Autor: Geistbeck, Michael
- Auflagennummer (WdK): 5
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schultypen (WdK): Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Volksschule
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): koedukativ
D. Das norddeutsche Tiefland. 43
und bleibt vorherrschend nach N. gerichtet bis zur Vereinigung mit der
Aller, von wo an sie sich wieder nordwestlich wendet. Bei der Ein-
mündung der Hunte erfolgt die letzte Stromwendung nach N. zur
Nordsee.
Die Ems entspringt auf dem Südabhange des Teutoburgerwaldes;
der erste Abschnitt des Flusses verläuft dem Gebirge parallel nach Nw.;
dann wendet er sich in ziemlich geradlinigem Laufe nach N., aus beiden
Seiten von ungeheuren Mooren umgeben, weshalb auch die Ufer größerer
Ansiedlungen entbehren; er mündet in den Dollart.
3. In klimatischer Hinsicht liegen int westelbischen Teil
die wärmsten Teile des großen Flachlandes; namentlich sind die
Winter viel milder als in der ostelbischen Hülste, weshalb auch
die Flüsse nur selten mit Eis sich bedecken. — Regen fällt reich-
licher als im östlichen Teil.
4. Die H auptb esch ästigung der Bewohner bildet die
Landwirtschaft; doch ist ihr Ertrag, abgesehen von den Marsch-
gebieten und den Gegenden vor dem Gebirgsfuß, nur müßig.
Aus den Mooren gewinnt man Tors, der im Nw. Deutsch-
lands beit allgemeinsten Feuerungsstoff bildet. Treffliche Pferde
liefert Oldenburg, ausgezeichnete Schweine Westfalen und Braun-
schweig, vorzügliche Rinder die Marschgegenden.
5. Die Dichtigkeit der Bevölkerung ist sehr gering in
den großen Moorgebieten und in der Lüneburger Heide (öfters
unter 30 Menschen per qkm), sie erreicht dagegen in den Marsch-
gebieten über 80 Einwohner auf der gleichen Fläche.
6. Städte des westrtdischen Teiles.
Anteil der Provinz Hannover, von der Elbe bis zur nieder-
ländischen Grenze. — Hannover an der Leine und der nordöstlichen
Verkehrsstraße der norddeutschen Ebene (Köln—minden—hannover—
Berlin), von schöner Bauart und Hauptsitz der nordwestdeutschen Jn-
dustrie; die Stadt führt den Titel „Haupt- und Residenzstadt"; Ein-
wohner 140000. — In der Lüneburger Heide: Lüneburg. — An
der Elbe: Harburg, aufblühende Fabrikstadt. — Am Jadebusen:
Wilhelmshaven, Hauptkriegs Hafen des deutschen Reiches. — Längs
der Küste ziehen sich die ostfriesischen Inseln hin, zum Teil mit See-
bädern. Das berühmteste von diesen ist Norderney. — Am Nw.-Abhang
des Teutoburgerwaldes: Osnabrück mit vielen Fabriken. — An der
Mündung der Ems: Emden mit lebhafter Schiffahrt.
Anteil des Herzogtums Braunschweig. — Braunschmeig,
eine lebensvolle Markt- und Gewerbestadt. — Oberhalb: Wolfen-
büttel mit berühmter Bibliothek.
Freie Stadt Bremen mit Bremen an der Weser, 119 T. E.,
die zweitwichtigste Seehandelsstadt des deutschen Reiches, besonders Einfuhr-
hafen vvn Tabak und nordamerikanischem Petroleum. Sitz der größten
deutschen Schiffahrtsgesellschaft „Norddeutscher Lloyd". Sein Seehafen
ist Bremerhaven an der Mündung der Weser.
Großherzogtum Oldenburg, von Hannover umschlossen. — An der
Hunte: Oldenburg, Residenz.