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1. Geschichte der Neuzeit - S. 196

1883 - Freiburg : Herder
196 bersicht der Ereignisse von 1815 bis 1870. gesandten, den Prinzen Leopold von Sachsen-Kobnrg. welcher zugleich ein apanagierter englischer Prinz war (seine Gemahlin, die Erbprinzessin Charlotte von England, war gestorben), als König zu berufen und versprach, demselben seine Tochter Louise zu vermhlen. Der belgische Kongre entschlo sich zu diesem Auswege und am 21. Juli 1831 bestieg Leopold I. den belgischen Knigsthron. In London hatten unter-dessen die Bevollmchtigten von England, Frankreich, sterreich, Preußen und Rußland sich in einer Konferenz der die belgisch-hollndische Frage verstndigt, die Trennung der beiden Lnder und die Wahl Leopolds I. anerkannt und in einem Protokoll die Bedingungen nieder-gelegt, denen sich die beiden Parteien zu fgen htten. Belgien willigte ein. König Wilhelm aber, der mit seinen Hollndern der die belgischen Grosprechereien hchst erbittert war, sandte am 2. August ein von seinen Shnen Wilhelm und Friedrich befehligtes Heer der die Grenze, vor welchem am 8. und 10. August die belgischen Truppen und Freiwilligen bei Hasselt und Lwen auseinanderstoben. Es wre mit dem jungen Knigreiche zu Ende gewesen, wenn nicht Louis Philipp schleunigst ein franzsisches Heer den Belgiern zu Hilfe gesandt htte. Vor den 60000 Franzosen, welche unter dem Marschall Gerarb anrckten , gingen die Hollnder wieder der die Grenzen zurck. König Wilhelm I. anerkannte aber die Beschlsse der Londoner Konferenz nicht und rumte auch die Citadelle von Antwerpen nicht; daher zog Marschall Gerard noch einmal heran (November 1832) und zwang durch eine furchtbare Beschieung den tapferen Chasss zur ber-gbe (23. Dezember). Erst 1839 fgte sich König Wilhelm I. dem Londoner Konferenzprotokoll, als er auf keinen Umschwung der europi-schen Politik mehr hoffen durfte. Der polnische Uevolutionskrieg. (1831.) 9. Kaiser Alexander I. von Rußland hatte einen Teil des ehemaligen polnischen Reichs, ungefhr 2400 ? Meilen mit 4 Millionen Einwohnern, als Knigreich Polen hergestellt und demselben eine konstitutionelle Verfassung mit eigener Verwaltung und nationalem Heere gegeben. Befriedigt waren jedoch die Polen damit nicht, denn da der russische Kaiser König dieses kleinen Polen war und berdies russische Truppen in Warschau, sowie in den Festungen Modlin und Zamosc lagen, so gehrte Polen doch zu Rußland. Schon unter Alexander I. bildeten sich revolutionre Geheimbnde in Polen; sie verbreiteten sich noch mehr unter Kaiser Nikolaus; und als dieser seinen Zorn der die franzsische und belgische Revolution mehrmals zu erkennen gab und,

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1. Grundzüge der neueren Geschichte - S. 248

1886 - Dresden : Höckner
18. belgischer Nationalkongre proklamierte am 18. November 9iou' die Unabhngigkeit Belgiens, entschied sich aber zugleich fr die konstitutionelle Monarchie. Nur die Citadellen von Antwerpen (Beschieung der Stadt durch Ehasse) und Gent waren noch in den Hnden der Hollnder. 2. Da von den Gromchten, die jetzt Holland anrief, nur Rußland fr eine bewaffnete Intervention war, bald aber durch die polnische Revolution gelhmt wurde, so legte die Londoner Konferenz beiden Teilen zunchst einen Waffenstillstand auf, erkannte dann aber die Unabhngigkeit Belgiens an und stellte die Grundlagen" fr die Trennung fest. Der Nationalkongre whlte darauf im Februar 1831 den Herzog von Nemours, 3u'ni Louis Philipps Sohn, erst als England sich gegen diesen erklrte, 1831 am 4. Juni 1831 den Prinzen Leopold I. von Sachsen-Kobnrg zum König der Belgier (183174). 3. Einen letzten Versuch der Hollnder, mit 50 000 Mann Belgien niederzuwerfen, vereitelte nur der Einmarsch franzsischer Truppen im August 1831; da sie auch dann noch die Grundlagen" verwarfen, so blockierte eine englische Flotte die hollndische Kste und die Franzosen zwangen die von Chass6 tapfer verteidigte Citadelle von Antwerpen zur bergabe (Deeember 1832). Erst jetzt fgte sich Holland den Gromchten (Mai 1833); doch der April Friede zwischen Holland und Belgien kam erst im April 1839 1839 zu stnde. Belgien, unter europischer Garantie fr neu-tral erklrt, entwickelte sich unter der weisen Regierung Leopolds I. zu einem vielbewunderten konstitutionellen Musterstaate und zu einem der blhendsten Lnder Europas. c) Die polnische Revolution. 1. Alexander I. hatte Polen zu einem innerlich ganz selbstn-digen, konstitutionellen Knigreich gemacht, das nur durch Per-sonalunion mit Rußland verbunden war (Verfassung von 1817), und durch geordnete Verwaltung das Land zur Blte gebracht, ohne freilich die alten Gegenstze beseitigen zu knnen. Vielmehr hielt zwar die aristokratische Partei des polnischen Adels (Fürst Ezartoryski) an der Personalunion fest, die demokratische da-gegen (Lelewel) erstrebte die Wiederherstellung Polens in den Grenzen von 1772 und seiner alten Verfassung. Allmhlich vereinigte sie fast den ganzen niedern Adel mit dem polnischen Offiziercorps und der Studentenschaft zu einer geheimen Ver-schwrung,

2. Geschichte der neuen Zeit für Mittelschulen und zum Selbstunterricht - S. 480

1862 - Freiburg im Breisgau : Herder
480 Die Zeit von 1815 bis 1857. zum König, Louis Philipp aber empfahl den Belgiern aus Rücksicht auf die andern Mächte den apanagierten englischen Prinzen Leopold von Sachsen-Koburg als König zu berufen, dem er seine älteste Tochter zu geben versprach. Der belgische Nationalkongreß befolgte den guten Rath und wählte den Prinzen Leopold, der die Krone annahm, nachdem der Kongreß dem Ultimatum der Londoner Konferenz Folge geleistet hatte, als der unumgänglichen Bedingung, wenn Belgien von den Großmächten anerkannt sein wollte. Am 21. Juli beschwor der neue König die von dem Kongresse vorgelegte Konstitution, hätte aber unmittelbar darauf ohne französische Hilfe wieder nach England zurückkehren müssen. König Wilhelm I. nämlich war über das Treiben Frankreichs und Englands gegen die durch die europäischen Verträge garantierte Integrität seines Reiches mit Recht entrüstet und die Holländer selbst brannten vor Be- gierde der belgischen Nuhmrednerei gegen Holland ein Ende zu machen. Anfangs August überschritt ein holländisches Heer unter den oranischen Prinzen die belgische Gränze, zerstäubte am 8. August bei Hasselt ein belgisches Korps, am 12. lief ein anderes bei Löwen auseinander und ließ seinen König für sich selbst sorgen, als zum guten Glücke statt der belgischen Blouscn 40,000 Franzosen unter Marschall Gérard den Holländern in den Weg traten, worauf diese umkehrten und die gede- müthigten Belgier wieder aufathmeten. König Wilhelm I. anerkannte aber Belgien nicht, räumte auch die Citadelle von Antwerpen nicht, worauf Louis Philipp, seit dem August 1832 Schwiegervater Leopolds, die Citadelle Ende Oktobers durch Görard belagern ließ, welcher sie am 23. Dezember zur Uebergabe nöthigte. König Wilhelm I. rechnete auf einen Umschwung der europäischen Politik bis 1839, dann erst verstand er sich zu einem Vertrage, in welchem ein Theil des deutschen Großher- zogthums Luremburg an Belgien fiel, wofür der deutsche Bund durch die Aufnahme eines Theils von (niederländisch) Limburg entschädigt wurde; außerdem übernahm Belgien von der niederländischen Staats- schuld 5 Millionen Gulden jährlicher Rente (als Verzinsung des Belgien treffenden Kapitals). Eilftes Kapitel. Polnischer Revolutionskrieg (1831). polen russische Provinz. Als Louis Philipp seine Thronbesteigung dem Kaiser Nikolaus I. in einem eigenhändigen Schreiben meldete und darin so etwas von Nö- thigung durch die Verhältnisse und seinen schmerzlichen Gefühlen darüber

3. Lehrbuch der Weltgeschichte für Schulen - S. 372

1872 - Freiburg im Breisgau [u.a.] : Herder
— 372 - scheitert war, wurde, auf den Rath des Letzteren, der Prinz Leopold von Sachsen-Koburg (der mit der englischen Thronerbin, der Prinzessin Charlotte, vermählt gewesen war,) zum erblichen König erwählt. Dieser nahm mit Zustimmung der Londoner Konferenz, die von den Großmächten zur Regelung der belgischholländischen Angelegenheit veranstaltet worden war, die auf ihn gefallene Wahl an und bestieg am 21. Juli 1831 als Leopold I. den belgischen Thron, worauf er sich, am 9. August 1832, mit der Prinzessin Louise von Orleans, der Tochter Louis Philipps, vermählte. Die von der Londoner Conferenz getroffenen Bestimmungen bezüglich der holländisch-belgischen Grenze und dem Verhältniß beider Staaten zu einander wurden von Belgien angenommen; der König von Holland dagegen, dessen Hoffnung, einen seiner Söhne auf den belgischen Thron erhoben zu sehen, durch die Thronbesteigung Leopolds vereitelt worden war, ließ am 2. August ein Heer unter der Führung seiner beiden Söhne in Belgien einrücken, das die belgischen Truppen am 8. August bei Hasselt und am 10. bei Lo ewen zurückschlug. Als jedoch hierauf die Gesandten von England und Frankreich die Zurückziehung des holländischen Heeres forderten und ein französisches Heer unter dem Marschall G^rard in Belgien einrückte, um dieser Forderung Nachdruck zu verleihen, gingen die oranischen Prinzen wieder über die Grenze zurück. Da sich der König von Holland der Forderung der Londoner Conferenz, die Citadelle von Antwerpen zu räumen, nicht fügen wollte, wurde dieselbe durch den Marschall G^rard belagert und nach einer furchtbaren Beschießung, durch welche sie fast in einen Aschenhaufen verwandelt worden, zur Ergebuug gezwungen (23. Dee. 1832). Seitdem ruhten die Waffen; der König von Holland erkannte jedoch erst im Jahre 1839 die Unabhängigkeit Belgiens durch einen Vertrag an, nach welchem ein Theil des deutschen Großherzogthums Luxemburg an Belgien fiel, wofür der deutsche Bund durch die Aufnahme eines Theiles von Limburg entschädigt wurde. Leopold I. starb im Jahre 1866, und ihm folgte sein Sohn Leopold ü. In Holland legte Wilhelm I. im Jahre 1840 die Regierung nieder. Auf seinen Sohn Wilhelm Ii. folgte im Jahre 1849 dessen Sohn, Wilhelm Iii. §. 137. Ausstände in polen. (1830—1831 und 1863—1864.) Nachdem durch den Wiener Congreß das verkleinerte Herzogtum Warschau als „Königreich Polen" an Rußland ge-

4. Geschichte der Neuzeit - S. 512

1897 - Freiburg im Breisgau [u.a.] : Herder
512 Zeitalter der Kmpfe um brgerliche und nationale Freiheit. blieb jetzt mit einigen benachbarten Forts der einzige Platz in Belgien, wo die oranische Flagge noch wehte. Der Nationalkongre zu Brssel erklrte alle Ansprche des Hauses Oranien auf Belgien fr erloschen und wurde von der Ministerkonferenz der fnf Gromchte in London vorlufig anerkannt, hauptschlich infolge der englischen und franzsischen Befrwortung. Die Versuche de Potters und anderer, aus dem neuen selb-stndigen Staatswesen eine Republik zu bilden, schlugen fehl. Der bel-gische Kongre whlte den Herzog von Nemours zum König. Aber Louis Philipp, der erst abgelehnt, dann die Wahl insgeheim gefrdert hatte, um die Kandidatur des Herzogs von Leuchtenberg, des Sohnes von Eugen Beau-harnais, zu hintertreiben, versagte zum zweitenmal, nachdem der franzsischen Nationaleitelkeit Genge geleistet war, seine Einwilligung, die Lord Palmer-ston doch nicht geduldet htte. Darauf trat der Kongre in Verhandlung mit dem wegen seiner Klugheit und seines Charakters allgemein hochgeachteten Prinzen Leopold von Sachsen-Koburg, der am 21. Mai 1830 die griechische Krone ausgeschlagen hatte. Durch Vermhlung mit der Tochter des Prinzregenten, sptem Knigs Georg Iv. von England, war er eng-lischer Prinz geworden und auch nach dem frhen Tode seiner Gemahlin (1817) in England geblieben. Nachdem der belgische Kongre das Ulti-matum der Londoner Konferenz, 24 Artikel als Bedingung der Anerkennung der Unabhngigkeit Belgiens, angenommen hatte, erklrte Leopold sich bereit, den neuen Thron zu besteigen, hielt am 21. Juli 1831 seinen Einzug in Brssel und beschwor die vorgelegte Verfassung. Da aber General Chasse den Waffenstillstand kndigte und König Wilhelm I., um seine Rechte mit den Waffen zu wahren, ein Heer der die Grenze sandte, sah sich Leopold zur Verteidigung gentigt. Mit Leichtigkeit zersprengten die Hollnder bei Hasselt (8. August) und bei Lwen (12. August) die noch schlecht organi-sierten belgischen Truppen. Leopold wre verloren gewesen, fand aber mit Englands Zustimmung jetzt bei Louis Philipp krftige Untersttzung. Unter General Gerard rckten 40000 Franzosen von Maubeuge aus in Bel-gien ein. Vor dieser Macht wichen die Hollnder zurck. Trotz neuer Vermittlung der Londoner Konferenz weigerte Wilhelm sich, Belgiens Un-abhngigkeit anzuerkennen, rumte auch die Citadelle von Antwerpen nicht, bis Gerard zum zweitenmal mit einem Heere erschien und Chasse am 23. Dezember 1832 zur Kapitulation zwang. Am 9. August 1832 hatte Leopold die lteste Tochter Louis Philipps, Louise, geheiratet und durch diese Ver-mhlung sich die Freundschaft des Nachbars gesichert. König Wilhelm I. verstand sich zwar zu einem immerwhrenden Waffenstillstand (1833), hoffte aber immer noch auf einen Umschwung der europischen Politik. Erst im Mrz 1839 unterzeichnete er die 24 Artikel, durch welche freilich Belgien das

5. Erzählungen aus der neuesten Geschichte (1815 - 1881) - S. 102

1877 - Oldenburg : Stalling
- 102 des Congresses auf den Prinzen Leopold von Sachsen-Koburg, den Gemahl der verstorbenen britischen Thronerbin, der sich seit dem Tode seiner Gemahlin, der Tochter Georgs Iv., in England aufgehalten, und durch die Wrde seines Auftretens und seine Einsicht einen hohen Ruf erlangt hatte. Durch die Vermhlung seiner Schwester mit dem Herzog von Kent war er der Oheim der zur Knigin von England bestimmten Prinzessin Victoria. Nachdem er die griechische Krone aus-geschlagen (1830), weil er unter den gegebenen Verhltnissen nicht hoffen konnte, das Glck des griechischen Volkes zu be-grnden, nahm er jetzt die belgische an, da der belgische Eon-gre sich indessen mit dem neuen Londoner Protokoll vom 26. Juni einverstanden erklrt hatte, wonach in Betreff Luxem-burgs einstweilen der Statusquo beibehalten, und die end-gltige Entscheidung der Zukunft berlassen werden sollte. Am 21. Juli hielt Prinz Leopold seinen feierlichen Einzug in Brssel, beschwor unter freiem Himmel in Gegenwart einer unermelichen Volksmenge die Verfassung, und wurde zum König der Belgier ausgerufen. Aber König Wilhelms I. Unbeugsamkeit war noch nicht gebrochen. Im August 1831 rckten 70,000 Mann Hollnder in Belgien ein, siegten bei Hasselt, Tirlemont und Lwen und htten den Bestand des neuen Knigreichs gefhrdet, wenn nicht auf Leopolds Hlferuf und mit Englands Zustimmung ein starkes franzsisches Heer unter Marschall Gerard einge-rckt wre und die Hollnder der die Grenze zurckgeworfen htte. Indessen erreichte Wilhelm I. jetzt durch die Hlfe der Ostmchte, da die revolutionren Bewegungen in einem Theile Europa's unterdrckt waren, so viel, da Belgien, nach dem neuen Protokolle der 24 Artikel vom 6. October, den deutschen Theil von Luxemburg sammt der Festung, sowie einen Theil von Limburg an Holland berlassen und jhrlich 8,400,000 Gulden als Antheil an der niederlndischen Staats-schuld zahlen sollte. Da König Wilhelm der Londoner Conferenz (den 24 Artikeln) seine Zustimmung fortwhrend verweigerte, so schlo der König der Belgier mit England und Ludwig Philipp, dem König der Franzosen, mit dessen Tochter Louise sich Leo-pold vermhlt hatte, ein Bndni, demzufolge abermals ein

6. Neuzeit - S. 322

1912 - Stuttgart : Bonz
- 322 - getrennt war, zu einem Reich unter dem manischen Haus vereinigt worden, der Regent des Reiches hatte den Knigstitel angenommen (S. 305). Die Vergrerung der Niederlande durch Belgien war gedacht als eine Entschdigung fr die an England verloren gegangenen Kolonien (Ceylon, Kapland, Guayana). In Belgien empfand man den Gegensatz der Re-ligion, zum Teil auch den der Nationalitt und der Sprache: statt des Franzsischen wurde das Hollndische die Amtssprache. Die Vereinigung erschien den Belgiern als eine Fremdherrschaft, bei der sie nicht den der Gre ihres Landes entsprechenden Teil an der Regierung bekamen, auf lieb gewordene Einrichtungen verzichten und an der Last der enormen. Staatsschuld Hollands mittragen muten. Die Hollnder, vor allem ein Handelsvolk, waren Anhnger des Freihandels; die Belgier, aus Land-Wirtschaft und Industrie angewiesen, verlangten Schutzzlle und litten schwer unter der Steuergesetzgebung des vereinigten Reichs. Der streng katholische Sden wehrte sich gegen die ihm aufgentigte Religionsfrei-heit. Die Julirevolution wirkte zuerst auf Belgien ein. Schon Ende August 1830 brachen Unruhen aus. Die liberale und die katholische Partei vereinigten sich zur Abschttelung der Fremdherrschaft. Als der Prinz Friedrich in Brssel einrcken wollte und dieser Versuch an dem Wider-stand der Bevlkerung scheiterte, machte das geflossene Blut eine Ver-shnung unmglich. Jetzt erhoben sich die Sdprovinzen; in wenig Tagen war Belgien bis auf ein paar feste Pltze frei. Ein Nationalkongre ver-kndigte die Ausschlieung des Hauses Dramen (Nov.), und die Konferenz der Gromchte in London erkannte die Unabhngigkeit Belgiens an. Zum König whlte der Nationalkongre (1831) den Prinzen Leopold von Sachfen-Koburg. Ein Versuch der Hollnder, die Lostrennung der Belgier durch Waffengewalt zu hindern, wurde durch das Einrcken eines franzsischen Heeres verhindert. Belgien wurde ein fr neutral erklrtes Reich mit freier Verfassung, das seitdem in Industrie und Handel einen auerordentlichen Aufschwung nahm, während in politischer Hin-sicht eine radikale und eine strengkatholische Partei in der Regierung ab-wechselten. Auf Leopold I. (18311865) folgte sein Sohn Leopold Ii. (18651909), unter dem Belgien durch Erwerb des Kongostaates eine der Kolonialmchte wurde (s. it.). 2) Polen. Das russische Polen war nach der napoleonischen Zeit durch Alexander I. in ein Knigreich Polen mit einer eigenen Verfassung verwandelt worden und erfreute sich unter dem den Polen wohlgesinnten . Fürsten viel besserer Zustnde als je zuvor. Aber die polnischen Fhrer wollten keinen fremden Herrscher und wollten ihr Reich im alten Umfang hergestellt sehen. Geheime Gesellschaften unterwhlten die russische Herr-schast. Auf die Kunde von der Juli-Revolution wurde ein Aufstand vor-bereitet, der im November 1830 ausbrach. Die Ermordung des Vize-knigs, des Grofrsten Konstantin, mit der die Geschworenen hatten beginnen wollen, milang. Konstantin, der bei einiger Energie die Be-wegung htte ersticken knnen, aber, mehr Feldwebel als General, gegen die von ihm ausgebildeten Polen nicht kmpfen wollte, rumte Warschau und das Land. Statt mit dem Kaiser es war seit 1825 Nikolaus I. eine Verstndigung zu suchen, erklrte der Reichstag Nikolaus I. und das Haus Romanow fr abgesetzt. Aber das tapfere Volk fand trotz der hlichen Begleiterscheinungen der Erhebung zwar weithin Sympathien,

7. Geschichte der Neuzeit seit dem Jahre 1648 - S. 139

1910 - Leipzig : Voigtländer
Aufstnde 1830. 139 freundlich geltenden Louis Philipp von Orleans, den Sohn Louis Egalits, zum König der Franzosen^). Orleans Diese zweite franzsische Revolution, deren Bedeutung anfangs sehr berschtzt wurde, erhielt in vielen Lndern Europas ein Nach-spiel. Der italienische Aufstand in Modena, Parma und einem Teile des Kirchenstaates wurde leicht und schnell von den sterreichern unterdrckt. In Warschau brach 1830 ein seit lngerer Zeit vor-bereiteter Aufruhr aus und verbreitete sich rasch der das ganze Knigreich Polen. Die Russen unter Diebitsch stieen auf sehr in Polen hartnckigen Widerstand; doch die Polen, fr die Frankreich nicht eintrat, wurden durch den Hader der aristokratischen und bemo-kratischen Partei geschwcht. Daher siegte Diebitsch bei Ostro-lenka; bald besetzten die Russen (1831), nach hartnckigem Kampfe Warschau. Polen wurde russische Provinz mit besonderer Verwaltung; polnische Flchtlinge aber nhrten in ganz Europa, namentlich in Paris, den revolutionren Sinn. In Belgien^ Belgien begann die katholische, romanische, gewerbtreibende Bevlkerung, die 1815 nur widerwillig mit den germanischen, protestantischen, Handel und Viehzucht treibenden Hollndern sich vereinigt hatte, einen Aufstau d. Die von einem Nationalkongre proklamierte Unabhngigkeit Belgiens ward durch eine Eesandtenkonferenz der fnf Gromchte in London anerkannt und im Einverstndnis mit ihr der Prinz Leopold von Coburg zum König der Belgier gewhlt; - Leopold 1 v König ocr den Widerstand Hollands brachen die Franzosen, k Belgier - In Braunschweig wurde 1830 der tyrannische und sittenlose in Braun-Herzog Karl vertrieben und sein Bruder Wilhelm eingesetzt. In e Hessen-Cassel mute der Kurfürst eine Verfassung einfhren m Hessen-und (1831) den Kurprinzen zum Mitregenten annehmen, ebenso in Sachsen der König seinen Neffen Friedrich August. Auch die Un-w Sachsen ruhen in Hannooer hatten zunchst die Einfhrung einer V er-w Hannover f assu ng zur Folge. Nachdem aber Ernst August den Thron be- Ernst August stiegen hatte (S. 136) hob er sie wieder auf, um frei der die Domnen verfgen zu knnen. Als hiergegen sieben Gttinger Professoren2), die sich durch ihren Eid an die Verfassung fr ge- 1) Auch Brgerknig" genannt, da er die rone dem Volkswillen ver-^ dankte und sie nicht von Gottes Gnaden" trug. < 2) Unter ihnen die Germanisten Jakob und Wilhelm Grimm, die Historiker Dahlmann und Gervinus und der Physiker Weber, der mit Eau den elektrischen Telegraphen erfnde.

8. Neueste Geschichte von 1815 bis zur Gegenwart - S. 108

1911 - Breslau : Dülfer
108 Die Zeit der Restauration. satzung der Zitadelle machte jede Ausshnung unmglich. Vergeblich versuchte der Prinz von Dranien, den Ausstand mit Heeresmacht niederzuwerfen, am 18. November erklrte die belgische Nationalversammlung die Unabhngigkeit Belgiens. Zwar drohten sterreich und Rußland mit einer gewaltsamen Intervention zugunsten des legitimen" Knigs, aber Preuens Zurckhaltung und die Erklrung Frankreichs, keinerlei fremde Einmischung dulden zu wollen, dmpften die Kriegslust der Ostmchte. Unter der Vermittlung Englands und Preuens wurde auf einer Konferenz zu London (1831) die Unabhngigkeit Belgiens anerkannt und das Gebiet des neuen Staates abgegrenzt. Frankreich, das die Gelegenheit gern zur Erweiterung seiner Grenzen auf Kosten Belgiens benutzt htte, wurde durch die Kriegsbereitschaft Preuens und die Haltung Englands in Schach gehalten; auch der Versuch Louis Philipps, seineu Sohn oder seinen Neffen auf den belgischen Knigsthron zu bringen, wurde durch Englands Dazwischentreten vereitelt, und die beiden Westmchte einigten sich schlielich dahin, da der Herzog Leopold von Koburg die belgische Knigs-frone tragen sollte. 2. Die Revolution in Polen, der nicht dieselbe Gunst der Umstnde beschieden war wie der belgischen Erhebung, fhrte nur zum Verluste der Frei-Helten, die Alexander I, der polnischen Nation gewhrt hatte. a. Die polnische Revolution wurde nicht durch den Druck unertrglicher politischer Verhltnisse hervorgerufen, denn niemals hatten sich die Polen eines solchen Maes brgerlicher Freiheiten und eines gleichen Wohlstandes erfreuen brfen wie unter dem Schutze der Verfassung, die ihnen Alexanber I. gegeben hatte. Aber das Verlangen nach der Wiederherstellung der vlligen politischen Selbstndigkeit hatte die Polen des Dankes gegen den Zaren vergessen lassen; die nationale Bewegung war in Polen trotz der wohlgemeinten Vershnungspolitik des Zaren nicht geschwunden. Die Ttigkeit des russischen Statthalters, des Grofrsten Konstautin, hatte die vorhandene Erregung durch ihre rcksichtslose Willkr und mancherlei Gehssigkeiten noch gesteigert. Lngst war Polen schon von Verschwrungen durchwhlt und fr den Ausbruch eines Aufstaudes reif. Die geheimen Gesellschaften, welche die Mittelpunkte der revolutionren Agitation waren, rekrutierten sich vornehmlich aus der Studentenschaft, den jngeren Offizieren, dem arbeitsscheuen, verarmten niederen Adel und dem Proletariat. Solche Elemente waren es auch, die am 29. November 1830 durch einen mrderischen berfall auf den Palast des Grofrsten die Revolution zum Ausbruch brachten. I). Dem russischen Heere machte die Niederwerfung des polnischen Aufstandes unendlich mehr Schwierigkeiten, als der geringschtzige Hochmut des Zaren und feines Generals Diebitfch ahnte. Dadurch, da Grofrst Konstantin, der dem Warschauer Anschlage nur mit Mhe entronnen war, mit seinen Truppen aus Polen abzog, waren den Aufstndischen alle Hilfskrfte des Landes berlassen worden: das wohlorganisierte, nationale Heer und eine geordnete Finanzverwaltung; Rußland hatte nicht zuchtlose Pbelhorden zu bekmpfen, sondern ein widerstandsfhiges Staatswesen. Der erste Angriff der Russen scheiterte denn auch vollstndig, der General Diebitsch vermochte nicht bis zur Hauptstadt vorzudringen und mute einen verlustreichen Rck-zug antreten. Aber die Uneinigkeit der Polen lhmte ihre Kruft, der alte Parteihaber, der schon das alte Polenreich gestrzt hatte, brach wieder aus, die zersplitterten

9. Lehrbuch der allgemeinen Geschichte für höhere Unterrichtsanstalten - S. 351

1872 - Hannover : Hahn
351 Republikaner und Bonapartisten, auf blutigezweise ge-strt. Selbst rneuchelmrderische Attentate wider das Leben des Knigs wurden wiederholt unternommen. Uebrigens verstand Louis Philipp mit kluger Einsicht die Ordnung im Innern und den Frieden nach Auen aufrecht zu er-halten, und in den ersten Iahren seiner Regierung durch ein Sy-stein der sogen, rechten Mitte (juste milieu), welches der ausgezeichnete Minister Casimir Perier (f 10. Mai 1832) gegrndet hatte, die Bestrebungen der Factionen nieder zu halten. Frankreichs Wohlstand im Innern, seine Macht und Ansehen nach Auen hatten immer mehr zugenommen. . 184. Aufstnde der Belgier und Polen. 1) Den nchsten Einflu nach Auen bte die Iulirevo-lution auf die Belgier und die Polen. Die frher O est reich angehrenden belgischen Provin-zen waren imfrieden zu Lueville (1801) mitfrankreich, durch dencongre zuwien aber im Jahre 1815 nebst Luxemburg (dieses als ein deutsches Herzogthum) mit der ehe-maligen Republik Holland unter dem Namen eines Knig-reichs der vereinigten Niederlande unter Wilhelm I. von Nassau-Orangen verbunden worden. Aber Verschiedenheit der Religion, der Sprache und des Charakters hatte in Belgien bald steigendes Mivergngen der die unfreiwillige Vereinigung mit Holland hervorgebracht. 2) sn Folge der Iulirevolution brach deshalb auch zu Brssel"ein Ausstand aus (25. August 1830), dessen Zweck Los- 25. Aug. Trennung von Holland war. Die Hollnder, die unter 1830 dem Prinzen Friedrich die belgische Hauptstadt angriffen, wurden Revolution nach fnftgigem blutigen Kampfe (23. bis 27. September) zu- m r e' rckgeschlagen, worauf das ganze Land am Aufstande Antheil nahm. 3) Die Belgier beriefen einen Nationalcongre, der sofort eine provisorische Regierung einsetzte und dem Lande eine freisinnige Verfassung gab. Darauf whlte man (4. Juni 1831) 1831 den Prinzen Leopold von Sachfen-Koburg zum Könige der Belgier, der sich mit einer Tochter des Knigs Louis Belgier. Philipp vermhlte (1832). Ein franzsisches Heer unter dem Marschall Gerard entri den Hollndern ihre letzte Besitzung in Belgien, die durch den General Chasse tapfer vertheidigte Citadelle von Antwerpen (23. Dec. 1832). 4) Die Verhltnisse zwischen Holland und Belgien wurden nach langen Unterhandlungen durch eine Conserenz der fnf Gromchte zu London geordnet, deren Bestimmungen König

10. Geschichte der neueren Zeit - S. 313

1881 - Münster : Coppenrath
empfangen von einem Hagel von Kugeln und Steinen, die von allen Seiten, von den Dchern, aus den Fenstern, aus den Kellern auf sie zuflogen. Nach fruchtloser Gegenwehr zogen die Hollnder in der Nacht aus Brssel und berlieen die Stadt ihrem Schicksale. Hier bildete sich nun eine provisorische Regierung, welche die vllige Trennung Bel-giens von Holland verlangte. Um neuem Blutvergieen vorzubeugen, traten im Dezember des folgenden Jahres die fnf Hauptmchte Eu-ropas, sterreich, Preußen, Frankreich, England und Rußland, durch die Konferenz zu London vermittelnd ein. Diese sprach die Trennung Ms und bestimmte, nach vielfachen Verhandlungen, am 4. Juni 1831 den Prinzen Leopold von Sachsen-Koburg zum Könige der Belgier. Der König der Niederlande fgte sich dem Drange der Umstnde And willigte in die Trennung, jedoch nicht unter Bedingungen, wie sie von den vermittelnden Mchten festgesetzt wurden. Er griff deshalb im August 1831 wieder zu den Waffen, um sich ehrenvollere zu erkmpfen. Der Prinz von Dramen fhrte den Oberbefehl des Heeres. Die Belgier wurden zweimal nach einander, zuerst bei Hasselt, dann bei Lwen, berfallen und geschlagen; nach einem Feldzuge von kaum zehn Tagen standen die Hollnder schon im Herzen von Belgien. In dieser Gefahr eilte ein franzsisches Heer unter dem Marschall Gerard herbei, um die Hollnder in die von der Konferenz bestimmte Waffenstillstandslinie zu-rckzuweisen. Vor solcher bermacht zogen sich die Hollnder ohne Kampf zurck; auch die Franzosen wendeten sich wieder nach ihren Grenzen, blieben hier aber stehen, um die Hollnder zu beobachten und mit Hlse sogleich zur Hand zu sein, falls ihre Bundesgenossen, die Bel-gier, von den Hollndern berfallen wrden. Der Weg der Unterhandlungen zur Auseinandersetzung der beiden verfeindeten Staaten hatte zu London wieder seinen Fortgang, und die Protokolle oder Beschlsse folgten auf einander in ermdender Menge, ohne den erwnschten Erfolg herbeizufhren. Da rckte zum zweiten Male ein franzsisches Heer unter dem Marschall Grard in Belgien ein, um die von den Hollndern noch besetzte Citadelle von Antwerpen fr die Belgier zu erobern. Am l. Dezember 1832 begann die Belagerung, die eine der furchtbarsten in der Kriegsgeschichte ist. Bis zum 22. Dezember waren gegen diesen Platz, der kaum eine halbe Stunde im Umfange hat, der 60 000 Bomben und Kugeln geschleudert worden, die ganze Citadelle war so schrecklich verwstet, als ob sie durch ein Erd-

11. Die neuere Zeit von 1648 bis auf die Gegenwart - S. 204

1907 - Paderborn : Schöningh
204 entfremdet, da sie nicht leicht mit ihnen zu einem staatlichen Ge-meinwesen verschmolzen werden konnten. Dazu wurden die Belgier bei der Besetzung der Amter gegen die Hollnder benachteiligt; auch erregte es bei der katholischen Geistlichkeit Ansto, da die neue Regierung die Oberleitung des ffentlichen Unterrichts allein in die Hand nahm. Bei der klerikalen wie bei der liberalen Partei entwickelte sich eine gleiche Abneigung gegen diese Abhngigkeit von Holland. Nicht lange nach der Pariser Revolution brach in Brssel nach der Auffhrung der Oper Die Stumme von Porttci"1 der Aufruhr aus (24. August 1830). Vergebens versuchte der Prinz Friedrich von Oranien durch Waffengewalt die Revolution niederzuwerfen; die in die Hauptstadt eingerckten hollndischen Truppen muten sich nach erbittertem Straenkampfe aus Brssel zurckziehen. Ein belgischer Nationalkongre erklrte das Land sr unabhngig. Die Gromchte erkannten auf einer Konferenz zu London die Unabhngigkeit Belgiens an. In bereinstimmung mit ihnen whlte der Nationalkongre den Prin-zen Leopold von Sachsen-Coburg zum Könige (1831). England und Frankreich schtzten den neuen Herrscher zweimal gegen die Angriffe Hollands, das endlich auch die Selbstndigkeit Belgiens an-erkennen mute. b) In Polen. Nach den Bestimmungen des Wiener Kongresses hatte das russische Polen eine selbstndige Verwaltung (unter dem Grofrsten Konstantin) und eine Art von Verfassung erhalten. Indes der polnische Adel war mit der Abhngigkeit von Rußland unzufrieden und klagte der Verkrzung der auf dem Wiener Kongre zugesicherten Freiheiten. Die Befreiung der griechischen Nation, die Vorgnge in Paris und in Belgien belebten die Hoffnung auf eine Befreiung auch der pol-nischen Nation. Es bildete sich unter den Zglingen der Kriegsschule und den Studenten in Warschau eine Verschwrung, die (Ende 1830) offenen Aufruhr erhob. Die Bevlkerung in Warschau schlo sich den Aufwieglern an, und die polnischen Regimenter traten zu ihnen der. Als der Statthalter mit den treuen russischen Regimentern das Land rumte, verbreitete sich der Aufstand der das ganze Land. Bei der Un-einigkeit der Polen und der Unfhigkeit ihrer Fhrer erlagen sie aber trotz tapferer Gegenwehr einem einrckenden russischen Heere. Der General Diebitsch besiegte sie in der Schlacht bei Ostrolenka (am Narew), und sein Nachfolger Paskiewitsch eroberte Warschau (1831). Die Fhrer des Aufstandes flchteten meist ins Ausland, die zurckgebliebenen i Die Handlung stellt den Aufstand der Neapolitaner unter dem Fischer Masaniello gegen die spanische Herrschaft (1647) dar.

12. Geschichte der Neuzeit - S. 143

1901 - München [u.a.] : Franz
Wirkung der Julirevolution aus die Niederlande und auf Polen. 143 schon einmal unter dem burgundischen und dem Habsburgischen Hause vereinigt waren, hatte sich doch unter der spanischen Herrschaft eine Scheidung zwischen dem Sden und Norden derselben vollzogen, _ indem der rein germanische nrdliche Teil die Reformation annahm und sich politische Unabhngigkeit erkmpfte, während die sdlichen Provinzen beim Katholizismus und der spanischen, spter sterreichischen Herrschaft blieben. Als Holland 1815 die Herrschaft der den Sden bekam, verstand es nicht, die Zuneigung der neuen Provinzen zu gewinnen, sondern entfremdete sich dieselben durch nationale und religise Voreingenommenheit so sehr, da sich die liberalen wie klerikalen Parteien Belgiens zur Los-reiung dieses Landes von Holland verbanden. Der rasche Erfolg der Julirevolution in Frankreich brachte auch hier die Grung zum Ausbruch. Nachdem die Brsseler Bevlkerungbrsseler Auf-an einem August abend 1830 ihre politischen Leidenschaften durch stand 1830. die Oper Die Stumme von Portici" nen entflammt hatte, zer-st orten Volkshaufe ndie Wohnungen des Justizministers und des Polizeidirektors sowie die Druckerei eines hollndisch gesinnten Blattes. Bald bildete die Brgerschaft der Hauptstadt eine Nationalgarde, und ein Nationalkongre fprach die Unabhngigkeit Belgiens von Holland aus. Daraufhin traten zu Anfang des Jahres 1831 die fnf Gromchte in London Londoner zu einer Konferenz zusammen und erkannten die Selbstndig- Konserenz. keit des konstitutionellen Knigreichs Belgien an, auf dessen Thron Prinz Leopold von Sachsen-Kobnrg als Leopold I., König der Belgier", berufen wurde. Holland mute sich diesem Knigreich Beschlsse fgen, als franzsische Truppen in Belgien ein- Belgien rckten und eine englische Flotte vor der Mndung der Schelde erschien, doch erkannte es erst 1839 den Bestand des Knigreichs Belgien an, nachdem ihm dieses fr den abgefallenen wallonischen Teil Luxemburgs den nordstlichen Teil von Teilung Limburg mit Maastricht berlassen, der nebst dem deutsch redenden Luxemburgs. Luxemburg ein Bestandteil des deutschen Bundes wurde. Wie die Pariser Julirevolution auf das benachbarte Belgien, so wirkte sie auch aus das ferne Polen, das vom Wiener Kongre Poleu. durch Personalunion mit Rußland vereinigt worden war und von Alexander I. eine freisinnige Verfassung erhalten hatte. Trotz der milden Regierung Alexanders sahen die Kreise der Ge-bildeten und des Adels in Polen aus nationaler Abneigung die Verbindung mit Rußland sehr ungern. Es bildeten sich ge-Heime Verbrderungen, die auf eine Trennung von Rußland hinarbeiteten. Demgegenber ergriff der Bruder und Nachfolger Alexanders I., der Zar Nikolaus I. (18251855) manche Ma- Nikolaus I. regeln, die in die gewhrleisteten Freiheiten der polnischen Ver- 18251855. fassuug eingriffen, wodurch die Erregung unter den Polen

13. Die Ausgestaltung der europäischen Kultur und deren Verbreitung über den Erdball - S. 132

1912 - München : Oldenbourg
132 Die Kämpfe zwischen den konstitutionellen und nationalen Bestrebungen rc. und die konservativen Ost mächte (Österreich, Preußen, Rußland) gegenüber. 2. Die Wirkungen der Julirevolution aus Europa. Bei der ebengenannten Parteigruppierung war es begreiflich, daß die von Frankreich ausgehende Bewegung im Machtbereiche der Westmächte mehr oder weniger Erfolg hatte, in dem der Ostmächte dagegen nicht. a) Die Revolution in Belgien. Die katholischen, größtenteilsfranzösisch sprechenden Belgier waren gegen ihren Willen mit den reformierten niederdeutschen Holländern verbunden worden. Die Nachricht von den Juli- 1830 Vorgängen in Frankreich entfesselte nun einen Volksaufstand in 8tuo* Brüssel, der in kurzer Zeit die holländischen Truppen zum Abzug zwang. Nun mischten sich die Großmächte, die eben auf der Londoner Konferenz (S. 131) über die Regelung der griechischen Angelegenheit berieten, ein Dez. und erkannten die Trennung Belgiens von Holland an. Das Haus O r a -n i e n blieb im Besitze der holländischen Krone; die neugeschaffene belgische übertrug man dem Prinzen Leopold ans dem Hause Sachsen-Ko b u r g. Ausblick. In Belgien folgte auf L e o p o l d I. (1831—1865), der sich mit einer Tochter des Bürgerkönigs Ludwig Philipp vermählte und dem Lande 1831 eine freisinnige Verfassung gab, sein Sohn Leop oid Il (1865—1909); 1885 er schuf mit Zustimmung der Mächte den großen innerafrikanischen Kongostaat und verband ihn mit dem industriell hochentwickelten Belgien. Seit 1909 herrscht Leopolds Il Neffe Albert L, der mit einer bayerischen Prinzessin, Elisabeth, vermählt ist. — In Holland regierten nach Wilhelm L (1815—1840) noch zwei Könige gleichen Namens; seit 1890 herrscht die Königin W i l h e l m i n e, 1890 durch deren Thronbesteigung Luxemburg unter Großherzog Adolf selbständig wurde, da in Luxemburg salische Erbfolge galt. Auf Adolf folgte (1905) dessen Sohn Wilhelm, dann (1912) Wilhelms Tochter Maria Adelheid. b) Die Erhebung Polens. Die Polen hatten von dem Kaiser Alexander I. eine Verfassung erhalten (S. 103). Doch dessen Nachfolger Nikolaus I. (1825—1855) wollte den in seinem übrigen Reiche geltenden Absolutismus auch in Polen allmählich herstellen. Dagegen 1830 erhoben sich die Polen und suchten zugleich ihre nationale Selbständigkeit wieder zu erlangen, erlagen jedoch dem russischen General Die- 1831 bitsch bei Ostrolenka. Durch das „organische Statut" (1832) verlor Polen seine Verfassung, behielt aber seine gesonderte Verwaltung und Rechtspflege. Ausblick. Der wohlwollende Kaiser Alexander Ii. (1855—1881) trachtete dann durch verschiedene gutgemeinte Reformen die Polen mit ihrem Schicksal zu versöhnen; aber die Schwächung Rußlands durch den Krimkrieg (S. 110) erweckte in der polnischen Nationalpartei die Hoffnung, durch eine 1863 abermalige Empörung die Unabhängigkeit Polens zu erkämpfen. Doch wurde der Aufstand im Einverständnis mit Preußen unterdrückt. Seitdem sucht Rußland Polen zu „russifizieren", d. h. die russische Sprache und die griechisch-orthodoxe Kirche zur Herrschaft zu bringen. Die Polen halten indes hartnäckig an

14. Größeres Handbuch für Schüler zum Gebrauche bei dem Unterrichte in Bürgerschulen und höheren Unterrichtsanstalten - S. 69

1874 - Leipzig : Klinkhardt
69 nett Stimmen zum erblicken Kaiser (Napoleon Iii.) ernannt. 1856 wurde ihm ein Thronerbe geboren. — „Orientalischer Krieg" siehe Rußland. Krieg mit Oesterreich, nach welchem Napoleon die sardinischen Provinzen Savoyen und Nizza mit seinem Reiche vereinigte, s. Italien. Napoleon suchte Landwirthschaft, Handel (Handelsverträge mit England und Deutsch- land), Industrie, namentlich aber die Seemacht zu heben und seine Be- sitzungen nach Außen hin — im Osten Asiens, namentlich in Cockinchina, zu erweitern. (Krieg mit Mexiko, siehe Anmerk. S. 66.) Die beabsichtigte Wahl des Erbprinzen von Hohenzollern zum Könige von Spanien benutzte Kaiser Napoleon zu einer Kriegserklärung an Preußen und die mit dem- selben verbündeten Staaten und es brach der deutsch-französische Krieg aus. Die Franzosen wurden 1870 bei Metz und Sedan geschlagen und Napoleon ergab sich den 2. September als Gefangener (ck den 9. Januar 1873 in England). Frankreich ging vom Kaiserreiche zur Republik über, an deren Spitze gegenwärtig der Marschall Mac M^hon steht. Die provisorische Regierung setzte den Krieg bis zum Versailler Frieden — im März 1871 — fort, in welckem bestimmt wurde, daß Frankreich an Deutschland 5 Milliarden Franken zu zahlen und Elsaß und Deutsch-Loth- ringen an Deutschland abzutreten habe. 7. Holland (Niederlande) und Belgien. Im September 1830 riß sich Belgien von Holland los und wurde 1831 unter Leopold von Sacksen-Koburg ein eigenes Königreich. 1832 vertrieben die Franzosen die Holländer wieder aus dem zurückeroberten Belgien, und 1839 wurde Belgien von Holland in der Londoner Konferenz als Königreich anerkannt und die Hälfte von Luxemburg damit vereinigt.— 1840 dankte Wilhelm I. von den Niederlanden ab; ihm folgte sein Sohn Wilhelm Ii. und diesen Wilhelm Iii. Die Niederlande haben blühenden Handel und reiche Kolo- nien. — Belgien, mit einem vollständigen Eisenbahnnetze, hat bei seiner freisinnigen Verfassung nach England den blühendsten Gewerbfleiß. 8. Rußland (Polen). Durch Verbindung mit anderen Völkern im französischen Kriege wurde die Bildung gehoben. Alexander I. erleich- terte die Lasten des Landmanns, beförderte Gewerbe, Handel, Künste und Wisienschaften, und starb 1825 auf einer Reise durch sein Reich. Ihm folgte sein Bruder Nikolaus I. — Polen erhielt 1815 eigene Verfassung, Truppen und Wappen. Der alte Wunsch nach Selbstständigkeit erwachte abermals; im November 1830 empörten sich die Polen und 1831 erklärten sie ihre Unabhängigkeit. Die Russen, bei Ostrvlenka geschlagen, eroberten unter Paskewitsch Warschau, und Polen ist seit 1832 russische Provinz. 1846 geschah ein neuer erfolgloser Aufstand in Posen und Krakau, zur Herstellung einer „polnischen Republik." Krakau wurde den österreichischen Ländern einverleibt. 1854 brach zwischen Rußland und der Türkei Krieg aus („orientalischer Krieg"). Frankreich und England unterstützten die Türkei. Mitten im Kriegsgetümmel starb Kaiser Nikolaus (den 2. März 1855) und sein Sohn bestieg als Alexander Ii. den Thron. Alexander trat im Friedensschlüsse zu Paris (den 30. März 1856) den nördlich gelegenen Landstrich an der Donaumündung an die Moldau ab und gab jeden Emfluß auf die Donan auf. Der Handel Deutschlands ans diesen:

15. Grundriß der Weltgeschichte für höhere Bürgerschulen und mittlere Gymnasialklassen - S. 263

1874 - Kreuznach : Voigtländer
263 Versuche, den Enkel Karls X., den Herzog von Bordeaux, als Heinrich V. auf den Thron zu setzen, abzuwehren, mehrere Aufstnde der Republikaner und der Napoleouisteu (Prinz Ludwig Napoleon Bonaparte in Straburg 1836 und in Boulogue 1840) zu bewltigen und allen Angriffen auf sein Leben (die Hllen-Maschine des Fieschi zc.) glcklich zu entgehen. Dennoch verlor auch er den Thron durch einen neuen Aufstand ( 141, 1). 2. In Folge der Julirevolution brach im August 1830 ein Aufstand zu Brssel aus, der sich der Belgien verbreitete und die Trennung dieses katholischen Landes von dem protestantischen Holland bewirkte. Der Prinz Leopold von Sachsen-Coburg wurde 1831 zum Könige der Belgier erwhlt und behauptete sich gegen die anfnglich siegreichen Hollnder durch den Beistand eines franzsischen Heeres, das die vom General Chasse tapfer vertheidigte Citadelle von Antwerpen eroberte (1832). Der König von Holland willigte erst 1838 in die Abtretung Belgiens, nach-dem die Hauptmchte Europa's durch die Beschlsse der Londoner Konferenz dieselbe entschieden gefordert hatten. Holland unter den Knigen Wilhelm I. bis 1840, Wilhelm Ii. bis 1849 und Wilhelm Iii. 596 Q.-M. mit fast 4 Mill. Einw.. im Besitze wichtiger Kolonien (des. Java's und fast ganz Borneo's), ist bedeutend durch seinen Colonialhandel. Belgien unter dem weisen Leopold I. bis 1865 und Leopold Ii. 535 Q.-M. mit 5 Mill. Einwohnern, von Kanlen und Eisenbahnen durchschnitten, blht durch seine Fabriken. 3. Die Polen, unzufrieden mit der Regierung ihres Statt-Halters, des russischen Grofrsten Constantin, und angeregt durch Frankreichs Beispiel, emprten sich (29. November) 1830 zu Warschau gegen die Herrschaft der Russen. Der Aufstand ergriff das ganze Land, die russischen Truppen wurden verjagt und auf einem Reichstage der polnifche Thron fr erledigt erklrt. Ein hartnckiger Kampf folgte, in welchem die Polen Linientruppen wie Sensenmnner unter Skrzynecki's Oberbefehle dem russischen General Diebitsch tapfersten Widerstand leisteten. Allein feit ihrer Niederlage bei Ostrolenka (1831) verlie sie das Glck; zwar starb Diebitsch an der Cholera, aber dessen ^ Nachfolger Paskie witsch berschritt die Weichsel und nahm

16. Die Ausgestaltung der europäischen Kultur und deren Verbreitung über den Erdball (Die Neuzeit) - S. 196

1912 - München : Oldenbourg
196 Die Kämpfe zwischen den konstitutionellen und nationalen Bestrebungen rc. und die konservativen Ostmächte (Österreich, Preußen, Rußland) gegenüber. 2. Die Wirkungen der Julirevolution aus Europa. Bei der ebengenannten Parteigruppierung war es begreiflich, daß die von Frankreich ausgehende Bewegung im Machtbereiche der Westmächte mehr oder weniger Erfolg hatte, in dem der Ostmächte dagegen nicht. a) Die Revolution in Belgien. Die katholischen, größtenteils Französisch sprechenden Belgier waren gegen ihren Willen mit den reformierten niederdeutschen Holländern verbunden worden. Die Nachricht von den Juli- 1880 Vorgängen in Frankreich entfesselte nun einen Volksauf st and in 2tug' Brüssel, der in kurzer Zeit die holländischen Truppen zum Abzug zwang. Nun mischten sich die Großmächte, die eben aus der Londoner Konferenz (S. 195) über die Regelung der griechischen Angelegenheit berieten, ein Dez. und erkannten die Trennung Belgiens von Holland an. Das Haus O r a -n i e n blieb im Besitze der holländischen Krone; die neugeschaffene belgische übertrug man dem Prinzen Leopold aus dem Hause Sachsen-Ko b u r g. Ausblick. In Belgien folgte auf Leopold I. (1831—1865), der sich mit einer Tochter des Bürgerkönigs Ludwig Philipp vermählte und dem Lande 1881 eine freisinnige Verfassung gab, sein Sohn L e o p o l d Ii. (1865—1909); 1885 er schuf mit Zustimmung der Mächte den großen innerafrikanischen Kongostaat und verband ihn mit dem industriell hochentwickelten Belgien. Seit 1909 herrscht Leopolds Ii. Nesse Albert I., der mit einer bayerischen Prinzessin, Elisabeth, vermählt ist. — In Holland regierten nach Wilhelm I. (1815—1840) noch zwei Könige gleichen Namens; seit 1890 herrscht die Königin W i l h e l m i n e, 1890 durch deren Thronbesteigung Luxemburg unter Großherzog Adolf selbständig wurde, da in Luxemburg salische Erbfolge galt. Auf Adolf folgte (1905) dessen Sohn Wilhelm, dann (1912) Wilhelms Tochter Maria Adelheid. b) Die Erhebung Polens. Die Polen hatten von dem Kaiser Alexander I. eine Verfassung erhalten (S. 167). Doch dessen Nachfolger Nikolaus I. (1825—1855) wollte den in seinem übrigen Reiche geltenden Absolutismus auch in Polen allmählich herstellen. Dagegen 1830 erhoben sich die Polen und suchten zugleich ihre nationale Selbständigkeit wieder zu erlangen, erlagen jedoch dem russischen General Die-1881 bitsch bei Ostroleuka. Durch das „organische Statut" (1832) verlor Polen seine Verfassung, behielt aber seine gesonderte Verwaltung und Rechtspflege. Ausblick. Der wohlwollende Kaiser Alexander Ii. (1855—1881) trachtete dann durch verschiedene gutgemeinte Reformen die Polen mit ihrem Schicksal zu versöhnen; aber die Schwächung Rußlands durch den Krimkrieg (S. 174) erweckte in der polnischen Nationalpartei die Hoffnung, durch eine 1863 abermalige Empörung die Unabhängigkeit Polens zu erkämpfen. Doch wurde der Aufstand im Einverständnis mit Preußen unterdrückt. Seitdem sucht Rußland Polen zu „russisizieren", d. h. die russische Sprache und die griechisch-orthodoxe Kirche zur Herrschaft zu bringen. Die Polen halten indes hartnäckig an

17. Auszug aus dem Lehrbuche der Weltgeschichte für Schulen - S. 418

1882 - Münster : Coppenrath
Wache niedergemetzelt; jede Leidenschaft entbrannte in ungez-gelter Wildheit. Zwei Tage hinter einander boten die Greuel in den Straen der Stadt einen schaudererregenden Anblick dar. Erst am 28. August ward die Ruhe durch das krftige Eiuschreiteu der Nationalgarde wieder hergestellt. Der Aufstand in der Haupt-stadt teilte sich schnell den brigen Provinzen mit, berall wurden die Hollnder Vertrieben. Selbst Franzosen kamen der die Grenze und leiteten und untersttzten den Aufstand. Der König der Niederlande, Wilhelm, schlug anfangs den Weg der Gte ein, um seine sdlichen Provinzen zum Gehorsam zurckzufhren. Als aber alle vershnenden Maregeln mit Trotz zurckgewiesen wurden, griff er zum Schwerte und schickte seinen Sohn, den Prinzen Friedrich, mit einem Heere ab, um zunchst Brssel, den Herd der Revolution, zu unterwerfen. Jetzt begann ein mrderischer Kampf in den Straen, in den Husern, in den Grten und wtete vier schreckliche Tage hindurch. Nach fruchtloser Gegenwehr gaben endlich die Hollnder den Kampf auf und zogen sich in der Nacht aus Brssel. Hier bildete sich nun eine pro-visorische Regierung, die schon eine vllige Trennung Belgiens von Holland verlangte. Um neuem Blutvergieen vorzubeugen, traten tut Dezember desselben Jahres die fnf Hauptmchte Europas, sterreich, Preußen, Frankreich, England und Rußland, durch die Konferenz zu London vermittelnd ein. Diese sprach auch die vllige Trennung aus und bestimmte nach vielfachen Verhandlungen, am 4. Juni 1831, den Prinzen Leopold von Sachsen-Kobnrg zum Könige der Belgier. Der König der Niederlande fgte sich dem Drange der Um-stnde und willigte in die Trennung, jedoch nicht unter denjenigen Bedingungen, welche von den vermittelnden Mchten festgesetzt wurden. Er griff deshalb im August 1831 wieder zu deu Waf-feit, um sich ehrenvollere zu erkmpfen. Der Prinz von Dramen fhrte den Oberbefehl des Heeres. Die Belgier wurden zweimal nacheinander, zuerst bei Hasselt, dann bei Lwen, geschlagen; nach einem Feldzuge von zehn Tagen standen die Hollnder schon tut Herzen von Belgien. In dieser Gefahr eilte ein franzsisches Heer unter dem Marschall Gerard herbei, um die Hollnder in

18. Abriß der Weltgeschichte mit eingehender Berücksichtigung der Kultur- und Kunstgeschichte für höhere Mädchenschulen - S. 233

1891 - Leipzig : Voigtländer
233 Besorgnis erregte der freiheitsfeindliche Sinn seines Bruders und Nach-folgers Karl X. (18241830), der von dem Umfange der Knigs-geroalt die berspannteste Vorstellung hatte. Man gedachte im Volke des Ausspruches Napoleons, da die Bourbonen nichts gelernt und nichts vergessen" htten, und das sich kundgebende Streben des Hofes, durch Begnstigung des alten Adels und der Geistlichkeit die Zustnde vor 1789 mehr und mehr wiederherzustellen, erregte im Volke eine zu-nehmende tiefe Verstimmung, die auch durch den neuesten Waffenerfolg des franzsischen Heeres, die Eroberung Algiers (Juli 1830), nicht beseitigt wurde. 2. Die Thronumwlzung. Vielmehr entstand wegen der ver-fassungswidrigen Erlasse (Ordonnanzen) des Ministers Polignac, welche die Wahlberechtigung fr die Volksvertretung verminderten und die Prefreiheit einschrnkten, am 27. Juli 1830 ein Aufstand des 1830 Volkes in Paris, das in dreitgigem blutigen Barrikadenkampfe die kniglichen Truppen besiegte. Aus dem Aufstande wurde eine Thron-umwlzung, die Julirevolutiou. Der König Karl X. nebst seiner Familie wurde vertrieben und sein Vetter, derherzogvonorleans, Ludwig Philipp (18301848), zum Könige der Franzosen erhoben (7. August). 3. Errichtung des Knigreichs Belgien. Infolge der Juli-revolntion brach im August 1830 ein Aufstand zu Brssel aus, der sich berbelgien verbreitete und die Trennung dieses katholischen Landes von dem protestantischen Holland bewirkte. Der Prinz Leopold von Sachsen-Koburg wurde 1831 zum Könige der Belgier er-whlt und behauptete sich gegen die anfangs siegreichen Hollnder durch den Beistand eines franzsischen Heeres. Der König von Holland wil-ligte erst 1838 in die Abtretung Belgiens. König Leopold I. von Belgien regierte weise und segensreich. 4. Aufstand der Polen. Die Polen, unzufrieden mit der Regierung ihres Statthalters, des russischen Grofrsten Konstantin, und angeregt durch Frank-reich6 Beispiel, emprten sich (November 1830) gegen die Herrschaft der Russen. Ein hartnckiger Kampf begann, in welchem die Polen Linientruppen wie Sensenmnner dem russischen General Diebi tsch tapferen Widerstand leisteten. Allein seit ihrer Niederlage bei Ostrolenka (1831) verlie sie das Glck; zwar starb Diebitsch an der Cholera, aber dessen Nachfolger Paskiewitfch schlug durch die Einnahme von Warschau den Aufstand zu Boden. Viele Polen flchteten sich in fremde Lnder. Polen wurde in eine russische Provinz verwandelt. 5. Die Schweiz. Die Schweiz hatte 1815 einen Bundesvertrag erhalten, nach welchem sie einen Staatenbund von 22 lose vereinigten Kantonen bildete mit'einer Tagsatzung und drei wechselnden Vororten: Bern, Zrich und

19. Die Neuzeit - S. 445

1882 - Leipzig : Hirt
5. Kapitel: Blick auf die Zeit nach den Befreiungskriegen ic. 445 den Hof brgerlich ein; jedermann hatte freien Zutritt. Er erschien auf der Strae zu Fu, im einfachen Brgerrocke, den Regenschirm unter dem Arme, grte jedermann und redete mit jedem, hielt intime Freundschaft mit den Bankiers und Advokaten, die ihn erhoben. In seiner Regierung suchte er zwischen den Parteien der Legitimisten, Bonapartisten und Republikaner die sogen, rechte Mitte" (juste milieu) einzuhalten; während er aber so ein Ministerium um das andere abntzte, ntzte er sich selbst ab." (Nach Ruthardt). Wirkungen der Julirevolution in Belgien, Polen, der Schweiz, Italien; Krieg in Spanien. 170. Wiederum machte die franzsische Revolution die Runde durch viele Lnder. In den vereinigten Niederlanden sahen sich die sdlichen franzsischen und katholischen Provinzen widerwillig von den Hollndern in den nrdlichen, berwiegend protestantischen und ger-manischen Provinzen beherrscht. Der Unwille gegen die hollndische Regierung vereinigte in den ersteren die einander entgegen-gesetzten Parteien der einflureichen katholijchen Geistlichkeit und der französisch gesinnten Liberalen, und das Gelingen der Julirevolution ent-zndet einen Aufruhr in Brssel, der sich der das ganze Land 183 verbreitet und die Unabhngigkeit der sdlichen, belgischen Provinzen zum Zweck hat. Nach Abzug der hollndischen Truppen beruft eine provisorische Regierung einen National-Kongre, der unter Zu-stimmung einer europischen Konferenz Belgiens Unab-hngigkeit als konstitutionelle Monarchie erklrt und den Prinzen Leopold von Koburg-Gotha zum König der Belgier whlt. Zwar dringen hollndische Truppen siegreich in den abgefallenen Provinzen vor, aber ein franzsisches Landheer und ein englisches Ge-schwader an der Scheldemndung zwingen Wilhelm I. von Holland, sich der europischen Konferenz zu fgen. Das neue Knigreich Belgien, als neutraler Staat unter den Schutz der Gromchte gestellt, hat sich als ein gewerbliches Land mit einem ausgedehnten Eisenbahnnetz unter der klugen, gerechten und versassungsgemen Leitung König Leopolds zu hoher materieller Blte entwickelt und hat in seiner durch die Neutralitt bisher gesicherten europischen Stellung den fortgehenden Kampf zwischen der klerikalen und liberalen Partei um die Regierungsgewalt bisher ertragen knnen, und es ist der neu-gegrndeten koburgischen Dynastie gelungen, die Hochachtung und Zu-Neigung der Belgier zu erwerben. v ^ r Obgleich Alexander I. in wohlwollender Gesinnung den Polen eine eigene Verfassung mit Reichstag und Nationalbewaffnung gegeben, das Land sich gehoben hatte, wie frher noch nie, bildeten sich doch bei der Neigung des polnischen Adels zur alten Ungebundenheit ( 83 u. 103) und seiner Abneigung fr ruhige, ernste Thtigkeit V e r -schwrungen namentlich des niederen Adels und der studierenden

20. Die neueste Zeit - S. 148

1897 - Leipzig : Dürr
— 148 sich schon die Minister der Großmächte zu einer Konferenz in London eingefunden, um die belgische Frage in Erwägung zu ziehen. Diese Konferenz entschied sich noch im Dezember 1830 für die Trennung Belgiens von Holland und schlug den mit dem englischen Königshause verwandten Prinzen Leopold von Sachsen-Koburg als Thron-kandidaten vor. Die Vertreter des belgischen Volks wählten den einsichtsvollen, allgemein geachteten Prinzen gern zum Könige der Belgier (nicht Belgiens), und so bestieg der Wettiner als Leopold I. im Juli 1831 den Thron. Bei der Feststellung des Gebietes des neuen Königreiches hatte man sich über Luxemburg nicht einigen können. Belgien und Holland machten ans die Oberhoheit über dieses dem deutscheu Bunde zugehörige Ländchen Anspruch. Die Angelegenheit blieb zuletzt einem späteren Ausgleich vorbehalten. Im Jahr 1838 wurden Luxemburg und Limburg zwischen Holland und Belgien geteilt, und Wilhelm I ergab sich nach langem Sträuben, von Frankreich gezwungen, in das Unvermeidliche. Das Herzogtum Warschau war vom Kaiser Alexander I. 1815 zu einem Königreiche Polen mit eigner Verfassung erhoben worden. Damals war Alexander noch von humanen Ideen erfüllt gewesen, und so hatte er gewissermaßen, um sich selbst genug zu thun, ein konstitutionelles Staatswesen geschaffen. Das Wunderbare war freilich, daß dieser konstitutionelle Staat mit dem beinahe despotisch regierten Rußland aus das engste zusammenhing. Die Polen hatten sich infolge-dessen sehr bald über willkürliche Auslegung der Verfassung und thatsächliche Bedrückung zu beklagen, und der alternde, in Metternichs Fußtapfen wandelnde Kaiser half ihnen nicht, wenn auch der Statthalter, Großfürst Konstantin, noch so wenig Rücksicht ans die Konstitution nahm. Kaiser Nikolaus betrachtete die Polen mit Mißtrauen, besonders als einige Hundert von ihnen, die an der Militärverschwörung in Petersburg teilgenommen hatten, vom Senat zu Warschau freigesprochen worden waren. Je höher die Spannung stieg, desto mehr überließen sich die Polen ihrer nationalen Sehnsucht nach der Wiederausrichtung ihres Staatswesens in seinem einstigen Umfange. Nun gab es in dem neuen Königreiche zwei Parteien. Die eine, zu welcher vor allem der hohe Adel gehörte, wollte einen plötzlichen Bruch mit Rußland vermeiden, unter den Polen aller früheren Reichsteile aber die nationale Zusammengehörigkeit pflegen und die allmähliche Ablösung von Rußland vorbereiten, die andere, die man die demokratische nennen könnte, wollte sobald als nur irgend möglich den Freiheitskampf be-