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1. Außereuropäische Erdteile - S. 167

1896 - Leipzig : Wunderlich
— 167 — unversehrt. Später kam auch noch eine Menge Altertümer aus Stein, Horn, Knochen, Kupfer und Bronze zum Vorschein. Auch ein Keller mit ungeheuren Krügen, wahrscheinlich die Niederlage eines Weinhändlers, wurde freigelegt. — Die Kosten der Ausgrabungen — sie betrugen monatlich gegen 7000 Mk. — trug Schliemann, fast ganz allein. Ehre einem Manne, der seinen Reichtum in so hochherziger Weise verwendet! 2. In Kleinasien bestand in alten Zeiten das Reich des Krösus, der sich für den reichsten und daher auch für deu glücklichsten Menschen der Welt hielt. Bei ihm war einst der weise Solon aus Griechenland zu Gaste. Ihm zeigte Krösus all seine Schätze und fragte ihn dann: „Wen halst du für den Glücklichsten auf Erden". Als Solon auf diese Frage hin Menschen nannte, die dem Krösus ganz unbekannt und auch bereits gestorben waren, wunderte sich Krösus und sagte: Sonderbar! Du zählst die Toten zu den Glücklichen? Aber unter den Lebenden dächte ich doch wohl auch Anspruch auf vorzügliche Glückselig- keit machen zu können. Solon aber erwiderte ihm ernst: „Meiner Meinung nach ist's mit dem Glücke eine eigene Sache, und man sollte wohl diesseits des Grabes niemanden glücklich preisen, er habe denn glücklich vollendet:" Krösus schüttelte damals den Kopf, aber bald hatte er Gelegenheit, die Vergänglichkeit irdischen Glücks an sich selbst kennen zu lernen. Der Perserkönig Cyrus eroberte die Hauptstadt, raubte alle Schätze, nahm den König selbst gefangen, ließ einen Scheiterhaufen bauen und den „Glücklichsten aller Menschen" darauf setzen. Da dachte Krösus an Solon, und rief auf seinem schon knisternden Todesthrone laut: „O Solon!" Cyrus forschte nach der Bedeutung des Ausrufes. Als er alles erfahren hatte, schenkte er dem gestürzten König das Leben, denn er hörte wohl in sich eine Stimme, die ihm sagte, daß auch er ein dem Wechsel des Schicksals unterworfener Mensch sei. 3. Kleinasien ist reich an Erinnerungen aus der heiligen Geschichte. Hier liegt im östlichsten Winkel des Mittelmeers Tarsus, die Jugendheimat des Apostels Paulus, wo er am Webstuhle gesessen und unter einförmiger Arbeit den Geheimnissen Gottes nachgedacht hat. Hier liegen auch viele der Städte, die er später auf seinen Missionsreisen als ein „Botschafter an Christi Statt" besuchte, wo er im Judeuviertel in der Syuagoge oder auch auf dem volkreichen Markte die Ohnmacht des Judentums und den Verfall der heidnischen Welt kennzeichnete und Gottes Gnade in Christo pries. Hier lag Lystra, wo er wegen der Heilung eines Lahmen erst fast vergöttert und dann beinahe zu Tode gesteinigt wurde. Hier stand die schon genannte glänzende Handelsstadt Ephesns, wo er zwei Jahre lang mit so großem Erfolge wirkte, daß sich eine außerordentliche Menge von Christen um den kühnen Apostel scharten und die heidnischen Priester und die Verfertiger der Götzen- Bilder Einbuße in ihren Einnahmen spürten. (Aufruhr in Ephefus!)

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1. Bilder und Lebensbeschreibungen aus der Weltgeschichte - S. 13

1887 - Hannover : Meyer
6. Cyrus (Schluß). 13 tragen. Als Astyages vernahm, daß die Perser sich empörten, sandte er ein Heer gegen sie und machte in unbegreiflicher Verblendung den Har- pagus zum Feldherrn. Dieser zog Cyrus entgegen und ging sofort zu ihm über. Viele Meder folgten feinem Beispiele, die übrigen flohen. Da ergrimmte Astyages dermaßen, daß er alle Traumdeuter, welche ihm geraten hatten, den Cyrus am Leben zu lassen, auf Pfähle spießen ließ. Dann stellte er sich selbst au die Spitze eines neuen Heeres, wurde aber bei Pasargadä in Persien von Cyrus geschlagen (558 v. Chr.). Er selber wurde gefangen genommen. Cyrus that seinem Großvater kein Leid; die Herrschaft aber ging von den Medern auf die Perser über. 6. Lyrus (Schluß). 1. Krösus. Kaum hatte Cyrus seinen Sieg über die Meder vollendet, so erstand ihm ein neuer Feind in Krösus, dem Könige von Lydien. Das lydische Reich nahm den größten Teil von Kleinasien ein und wurde im Osten von dem Flnsse Halys begrenzt. Krösus besaß nicht bloß ein mächtiges Reich, sondern auch so unermeßliche Schätze, daß er für den reichsten König der Welt galt, und daß mau noch heute sprichwörtlich sagt: reich wie Krösus. 2. Krösus und Solon. Krösus hatte einst eine merkwürdige Unterredung mit dem weisen Solon ans Athen. Als derselbe ihn in seiner Hauptstadt Sardes besuchte, zeigte Krösus ihm alle seine Schätze. Darauf sprach er zu seinem Gaste: „O Solon, du bist weit in der Welt herumgekommen; sage mir, welchen von allen Menschen, die du kennen gelernt hast, hältst du für den glücklichsten?" Er dachte aber, Solon werde ihn selber nennen. Doch der weise Grieche sprach: „Tellus von Athen!" — „Warum denn den?" — „Tellus war ein geachteter Bürger; er lebte int Wohlstände, hatte vortreffliche Söhne und Enkel und sah seine Vaterstadt blühend. Endlich starb er in einer siegreichen Schlacht den schönen Tod fürs Vaterland." — „Weit würdest du denn nach diesem für den glücklichsten erklären?" — Kleobis und Biton, zwei wackere Jünglinge aus Argos. Sie siegten beide in den olympischen Spielen; sodann wird von ihnen folgendes erzählt: Ihre Mutter, eine Priesterin der Juno, mußte einst zum Tempel fahren; es waren aber die Rinder nicht vom Felde heimgekehrt. Da spannten sich die Jünglinge vor den Wagen und zogen die Mutter eine Meile Weges bis zum Tempel. Alles Volk pries die Mutter glücklich wegen solcher Söhne. Voll überströmender Freude flehte die Mutter die Göttin an, ihren Söhnen zum Lohn die beste aller Gaben zu gewähren. Das Gebet wurde sogleich erhört; denn Juno nahm die Jünglinge, welche ermüdet im Tempel eingeschlummert waren, durch einen sanften Tod hinweg, so daß sie nicht wieder erwachten." — „Aber", sagte Krösus unwillig, „hältst du mein Glück für nichts, daß du bürgerliche Männer mir vorziehst?" „O Krösus", erwiderte Solon ernst, „ich weiß ja Zar nicht, was für ein Ende du nehmen wirst. Niemand ist vor feinem Tode glücklich zu preisen." Hierauf entließ der verletzte König den Weifen unfreundlich und ohne Gastgeschenk.

2. Die vorchristliche Zeit - S. 67

1852 - Leipzig : Brandstetter
67 dieser, ihn lebendig zu verbrennen. Sogleich wurde ein Scheiterhaufen errichtet und Krösus gefesselt darauf gestellt. Schon schlugen hier und dort die lichten Flammen gen Himmel auf, als der Unglückliche, eingedenk der Worte des grie- chischen Weisen, aus seiner dumpfen Betäubung erwachte und plötzlich durch die tiefe Stille des versammelten Volkes laut aufschrie: „O Solon, Solon, Solon!" Das hörte Cyrus und ward neugierig zu wissen, wen doch Krösus an- rufe. Er ließ ihn deshalb wieder vom Scheiterhaufen herunter nehmen und durch Dolmetscher erfragen, was der Name „Solon" zu bedeuten habe. Krösus schwieg eine Weile still, dann aber sagte er: „Dieser Name nennt einen Mann, dessen Unterredung ich allen Fürsten wünsche, da sie mehr werth ist, als alle Schätze der Welt!" Dann erzählte er das mit Solon geführte Gespräch. Cyrus wurde tief gerührt. Er bedachte, daß auch er ein Mensch und daß unter den menschlichen Dingen nichts beständig sei. So schenkte er dem Krösus das Leben und behielt ihn fortan als Freund und Rathgeber bei sich. Krösus war durch sein Unglück weiser geworden; denn als die Perser die lydische Hauptstadt ausplünderten, sprach er zum Eyrus: „König, soll ich dir jetzt meine Gedanken sagen, oder in diesem Augenblicke schweigen?" Cyrus aber hieß ihn getrost sagen, was er wollte. Und er fragte ihn: „Was hat denn jener Haufe von Kriegsleuten da so eifrig zu schaffen?" Jener antwortete: „Deine Stadt plündern sie aus und deine Schätze führen sie fort." Da erwiederte Krösus: „Nicht meine Stadt noch meine Schätze plündern sie, sondern sie berauben dich!" Cyrus wurde nachdenklich und drang in den unglücklichen König, ihm nur weiter seine Gedanken zu offenbaren. Da sprach Krösus: „Siehe, die Perser sind durch Reichthum noch nicht verdorben, aber trotzig von Natur. Haben sie erst die Schätze in ihrem Besitz und du willst sie ihnen dann nehmen, so werden sie widerspenstig werden. Darum lege an alle Thore Wachen, welche den Plündernden die Schätze abnehmen, mit dem Bedeuten, daß der zehnte Theil dem Zeus geopfert werden müsse. Jetzt wirst du sie willig finden, aber später nicht." Diese Worte gefielen dem Cyrus gar wohl und er befolgte den Rath seines Freundes. Dann sprach er zu ihm: „Bitte dir eine Gnade aus und sie soll dir werden!" Krösus antwortete: „Möchtest du, o Herr, dem obersten Gott der Griechen meine Fesseln übersenden und ihn fragen lassen, ob Betrug an Wohlthätern Brauch bei ihm sei?" — Die Boten wurden abgesandt, aber die delphischen Priester ließen dem Krösus sagen, sie hätten ihn nicht betro- gen. Ein großes Reich sei ja zerstört; sie hätten aber nicht gesagt, daß das per- sische Reich zerstört werden sollte. 6. Fortan begleitete Krösus den Cyrus auf seinen Heereszügen. Nachdem schon fast alle Völker Asiens unterworfen waren, sollten nun auch die Griechen, welche an der westlichen Küste wohnten, sich unter die Herrschaft der Perser beugen. Cyrus hatte ihnen früher seine Freundschaft angeboten, sie aber hatten diese übermüthig zurückgewiesen und sich sogar mit dem Krösus verbinden wollen. Cyrus gab ihnen nun folgende Fabel zur Antwort: „Es war einmal ein Fischer, der saß lange am Ufer und pfiff den Fischen zum Tanze. Sie 5*

3. Geschichtsbilder aus der allgemeinen und vaterländischen Geschichte - S. 21

1899 - Gera : Hofmann
21 wählt hatten, einen vornehmen Knaben züchtigen und wurde darüber bei Astyages verklagt. Der Mut des Knaben, seine klugen Antworten und die Familienähnlichkeit fielen dem Könige auf. Er ermittelte endlich, daß es sein Enkel war. Astyages nahm den Knaben zu sich, aber den ungehorsamen Harpagus strafte er dadurch, daß er ihm bei einem Mahle das gebratene Fleisch seines eigenen Sohnes vorsetzte. b) Seine Kämpfe. Aus Rache für diese That reizte Harpagus den Cyrus zur Empörung. Letzterer war zu seinen Eltern zurückgeschickt worden. Cyrus gewann die Perser für seinen Plan dadurch, daß er sie einen Tag hart arbeiten, am andern aber ein fröhliches Fest feiern ließ und ihnen dann sagte: „Solche Feste werdet ihr täglich haben, wenn ihr das Joch der Meder abschüttelt." Als er sie gegen die Meder führte, ging das von Harpagus geführte Heer zu ihm über; Astyages wurde besiegt, gefangen genommen und entthront, jedoch milde behandelt. Zu Sardes in Kleinasien herrschte der reiche lydische König Krösus. Er wollte nach dem Sturze seines Verwandten Astyages durch einen kühnen Angriff dem Eroberer Cyrus zuvorkommen und ließ das Orakel zu Delphi fragen, ob dieser Angriff glücken würde. Die Antwort lautete: „Wenn Krösus über den Halys geht, so wird er ein großes Reich zerstören." Darauf rückte Krösus über den Grenzfluß Halys, zog sich aber vor Cyrus nach einer unentschiedenen Schlacht zurück. Dieser ging darauf gegen Sardes vor, eroberte die Stadt und nahm Krösus gefangen, der nach der Sage zum Feuertode ver- urteilt wurde. Auf dem Scheiterhaufen rief er: „O Solon, Solon, Solon!" Cyrus ließ ihn nach der Bedeutung dieser Worte fragen, und Krösus erzählte: „Einst besuchte mich der weise Grieche Solon. Ich zeigte ihm alle meine reichen Schätze und wollte ihm das Geständnis abnötigen, daß ich der Glücklichste der Erde sei. Aber Solon sagte: „„Kein Mensch ist vor seinem Tode glücklich zu preisen!"" Wie wahr hat er geredet!" Cyrus war er- griffen. Er dachte an die Wandelbarkeit alles Irdischen und schenkte Krösus das Leben, ja behielt ihn als Ratgeber bei z\- «Lyrus (mit dem Kopfschmuck sich, dessen Reich aber schlug er zu dem des ägyxt. Gottes Ammon), seinigen. Darauf belagerte Cyrus zwei Jahre lang das feste Babylon, drang endlich durch einen trockengelegten Euphrat-Arm in die Stadt, eroberte sie und machte auch Babylonien zur persischen Provinz. Die Juden ließ er aus der fünfzigjährigen Gefangenschaft in die Heimat zurückkehren. Reliefbild auf einem Palastpseiler von Pasargada. Die Inschrift ikeilschrist) bedeutet: „Ich Cyrus der König der Achämenide." (Jufti.) 536

4. Praktisches Lehrbuch der Alten Geschichte - S. 29

1906 - Leipzig : Wunderlich
— 29 — hieß Krösus und war der Schwager von Astyages. Sein Reich hatte er durch siegreiche Kriege weit ausgedehnt. Dazu war er im Besitze großer Schätze; namentlich besaß er sehr viel Gold. Einst hatte ihn der weise Solon aus Athen besucht. Ihm zeigte Krösus alle seine Schätze und fragte ihn dann: „Wen hältst du für den Glücklichsten unter den Menschen?" Solon antwortete: „Den Athener Tellus. weil er wohlgeratene Söhne und Enkel gehabt hat und nach einem glücklichen Leben im Kampfe für sein Vaterland gefallen ist." „Wen hältst du nach ihm für den Glücklichsten?" fragte Krösus begierig. Solon nannte jetzt die beiden Brüder Kleobis und Biton. „Ihre Mutter war eine Priesterin. Als sie einst in den Tempel fahren wollte, blieben die Stiere aus. Da spannten sich ihre Söhne vor den Wagen und zogen ihn in den Tempel. Die beglückte Mutter bat die Götter, ihren Söhnen das Beste zu schenken, was es für den Menschen gäbe. Da entschliefen die beiden Söhne und erwachten nicht wieder." Unwillig rief jetzt Krösus aus: „Achtest du mich und meine Schätze für nichts?" Ruhig und gelassen entgegnete Solon: „Niemand ist vor seinem Tode glücklich zu preisen". Das sollte Krösus bald erfahren. Ehe er den Krieg gegen Cyrus begann, ließ er das Orakel zu Delphi fragen, ob fein Angriff glücken werde. Die schlauen Priester antworteten: „Wenn Krösus über den Grenzfluß Halys geht, wird er ein großes Reich zerstören". Im Vertrauen auf diese Weissagung rückte Krösus gegen Cyrus; aber die Bundesgenossen blieben aus. Deshalb wich er vor dem persischen Heere zurück. Cyrus zog vor die Hauptstadt Sardes und nahm sie ein. Selbst die Burg siel durch Verrat in seine Hände. Damit hatte er sich Lydiens und des Krösus bemächtigt. Der Sage ttatih hatte Cyrus den gefangenen Krösus zum Feuertode verurteilt. Auf dem Scheiterhaufen rief Krösus bestürzt aus: „O Solon, Solon, Solon!" Als Cyrus das hörte, ließ er Krösus vor sich führen und fragte ihn, was diese Worte bedeuten sollten. Da erzählte Krösus wehmütig sein Gespräch mit Solon. Cyrus ward dadurch gerührt und schenkte dem Krösus das Leben und behielt ihn als Freund und Berater bei sichx). Hierauf wandte sich Cyrus gegen Babylon. Die Babylonier wehrten sich nicht tapfer. Ihr König Nabonned war kein Kriegsheld und verließ sich mehr auf seine Götter als auf die Schwerter. So brachte Cyrus bald Babylon in seine Gewalt und machte das neubabylonische Reich zu einer persischen Provinz. Als kluger Fürst schonte er die schöne Stadt und behandelte die Babylonier mild, die ihn deshalb auch mit Freuden als ihren Herrscher begrüßten. Den Juden erlaubte er, in ihre Heimat zurückzukehren. 536 zogen etwa 42000 Juden nach Jerusalem und begannen den Tempel und die Manem zu erbauen. In einem Kriege 1) In Wirklichkeit wollte sich Krösus wie Sardanapal nach der Sitte der semitischen Könige samt seinen Weibern und Schätzen auf einem Scheiterhaufen verbrennen. Persische Krieger aber ergriffen ihn lebend, und Cyrus begnadigte ihn. Die Sage stellt der Großmut des Cyrus ein ehrendes Zeugnis aus.

5. Geschichts-Bilder - S. 17

1865 - Langensalza : Greßler
17 bu nicht, daß bu König bist, und die nicht, daß sie Unterthanen sinb.« — »Aber«, sprach Astyages, »wenn Sein Vater trinkt, be- rauscht er sich nie?« — »Nie!« — »Und was macht er denn?« — »Er hört auf zu bürsten, sonst nichts.« — Durch diese und ähnliche Einfälle machte sich Cyrus sehr beliebt. Astyages ließ ihn reiten und jagen lernen und erlaubte ihm alles. Cyrus wurde mit jedem Tage männlicher, und da er sich in einem kleinen Kriege mit einem benachbarten Volke hervorgethan hatte, wurde er der Abgott des ganzen Volkes. Cyrus konnte es nicht vergessen, daß er ein Perser war, und hatte nicht länger Lust, mit seinem tapfern Volke einem weibischen Könige zu gehorchen. Er stellte sich an die Spitze seiner Perser, bekriegte und überwand die Meder. Ein mächtiger König in Klein- asien aber, der wenigstens seines Reichthums kein Ende wußte, Krösus von Lydien, wollte den Cyrus mit seinen Persern ver- nichten. — Er wurde von Cyrus geschlagen, seine Stadt Sardes von den Persern erobert und Krösus gefangen. Man errichtete einen Scheiterhaufen, um Krösus zu verbrennen. In den Flammen schrie der Unglückliche: »O Solon! Solon! Solon!« — Cyrus wurde begierig zu wissen, wen er riefe, befahl den Scheiterhaufen zu löschen und den Krösus vorzuführen. Dieser erzählte: »O Cyrus! es werden wenige Menschen sein, die vom Glück so hoch erhoben und von ihm so tief gestürzt worden sind, als ich. Ich habe ein großes Reich beherrscht und war der reichste König in Asien. Ich glaubte auch, ich wäre der glücklichste. Einst kam ein weiser Mann ans Griechenland, mit Namen Solon, zu mir. Ich ließ ihm alle meine Schätze zeigen und war eitel ge- nug zu hoffen, er werde über meine Reichthümer erstaunen und mich glücklich preisen. Als er aber schwieg und das alles nur an- sah, sagte ich zu ihm: Solon! du bist so weit in der Welt herum- gereist und hast so viele Menschen gesehen; sage mir: wen hälft du für den glücklichsten? Solon antwortete: Eineil Bürger von Athen, Tellns. Ich wunderte mich, daß er einen gemeinen Bürger mir vorzöge, und fragte weiter, warum er den für glücklich hielte. Er sprach: dieser Tellns hat sein genügendes Auskommen, gelangte glück- lich und zufrieden zu einem hohen Alter und starb einen rühmlichen Tod für sein Vaterland. Er hatte ein schönes Ende. Als ich das hörte, fuhr Krösus fort, konnte ich meinen Ver- druß nicht länger halten, sondern sagte: Solon, so sehr verachtest du meine Glückseligkeit, daß du diesen mir vorziehst? Und Solon antwortete: O Krösus, in einer langen Zeit muß der Mensch vieles sehen, was er nicht zu sehen wünscht, und vieles leiden, was er gern abwenden möchte. Du, o Krösus, bist ein Herr vieler Güter und vieler Völker; aber ich werde dich nicht eher glücklich preisen, bis ich weiß, daß du auch ein glückliches Ende gehabt habest; denn Geschichtsbilder. 2te Aufl. g

6. Vollständiges Lehr- und Lesebuch für die oberen Klassen katholischer Volksschulen - S. 184

1855 - Mainz : Kirchheim
184 Ruhm auf immer begründet. Er galt nicht nur in Griechenland, sondern auch in fernen Ländern für den weisesten Menschen. Auf einer seiner Reisen, die er nachmals unternahm, kam er auch zu Krösus, dem König von Lydien, welcher seinen Stolz darin suchte, nicht nur für den reichsten und mächtigsten, sondern auch für den gelehrtesten Fürsten seiner Zeit zu gelten. Krösus, von der Ankunft des großen Gesetzgebers von Athen benachrichtigt, traf alle Anstalten, um ihm gleich beim Empfang eine große Meinung von ihm und seiner Hoheit beizubringen. Alle Vorzimmer seines Palastes waren mit den reichsten Tapeten behängen, mit den seltensten Kostbarkeiten angefüllt und wimmelten von einer Menge Hofbedienten, deren jeder das Ansehen eines Königs hatte. Der König selbst in asiatischer Pracht mit Purpur, Gold und Edelsteinen bekleidet und mit dem königlichen Stirnband auf dem Haupte, em- pfing Solon an den Stufen seines blendenden Thrones. Allein statt in den Augen des Weisen von Athen Erstaunen zu lesen, be- merkte er, daß dieser über alle Blendwerke äußerer Herrlichkeit hinwegsah und sich am Throne des mächtigsten Königs eben so be- nahm, als in der Versammlung der Bürger seiner Vaterstadt. Dadurch gereizt, fragte ihn der König: „Kennst du wohl irgend einen Menschen, den du glücklicher schätzest, als mich?" Solon nannte, ohne sich lange zu besinnen, erst einen seiner Mit- bürger, der im Kreise seiner Familie von Allen geliebt und geachtet, ein stilles und zufriedenes Leben führte und im hohen Alter auf dem Schlachtfelde den rühmlichen Tod für's Vaterland starb; hierauf, als Krösus noch weiter in ihn drang, erklärte er eine Mutter und ihre beiden Söhne für die glücklichsten Menschen. Diese hatten sich nämlich aus kindlicher Liebe vor den Wagen ihrer Mutter gespannt und waren, nachdem sie ihre Pflicht vollbracht und die Mutter Gott für sie um Segen gebeten hatte, zum Erwachen in einer bessern Welt sanft eingeschlummert. Krösus: „Sonderbar! Du zählst also auch die Todten zu den Glücklichen. Aber unter den Lebenden dächte ich doch wohl auch Anspruch auf vorzügliche Glückseligkeit machen zu können." — Solon: „Ich will dir diesen schmeichelhaften Wahn nicht nehmen; allein meiner Meinung nach ist es mit dem Glück eine eigene Sache; man sollte diesseits des Grabes Niemand glücklich preisen, er habe denn glücklich vollendet." — Krösus hatte keine Lust, dieses Gespräch fortzusetzen und entließ Solon, unzufrieden mit ihm und ohne Beweise seiner Gnade. Jedoch nur zu bald mußte er die Wahrheit seines Ausspruches empfinden. Zuerst verlor er seinen gelobtesten Sohn, welcher auf der Jagd von seinem eigenen Erzieher durch einen unglücklichen Wurf, der einem Eber galt, tödt- lich getroffen ward. Dadurch schon auf's Schmerzlichste nieder- gebeugt, erfuhr er bald darauf auch die Unbeständigkeit des äußer- lichen Glückes, indem er mit Cyrus in einen unheilvollen Krieg verwickelt wurde. Seine Hauptstadt wurde erobert, er selbst ge-

7. Theil 2 - S. 322

1864 - Mainz : Kirchheim
322 auch den Wein erst kosten." — „Dos lass' ich wohl bleiben," rief der Kleine; „denn ich weiß, es ist Gift darin. Ich habe das neulich wohl bei deinem Gast- mahle gesehen." — „Wie das?" rief der Alte. — „Wißt ihr nicht mehr, wie ihr von Verstand und Sinnen kämet, sobald er euch zu trinken gegeben hatte? Was war das für ein Lärm! Wie. habt ihr durch einander geschrien und gelacht! So lang ihr saßet, sprach Jeder von seiner Stärke; sobald ihr ausstandet zum Tanzen, sielet ihr über eure eigenen Füße. Ihr wußtet Alle nicht mehr, was und wo ihr seid; du nicht, daß >du König bist, und die nicht, daß sie Unterthanen sind." — „Aber," sprach Astyages, „wenn dein Vater trinkt, berauscht er sich nie?" — „Nie!" — „Und was macht er denn?" -• „Er hört auf zu dürsten, sonst Nichts." — Durch diese und ähnliche Einfälle .machte sich Cyrus sehr beliebt. Astyages ließ ihn reiten und jagen lernen und erlaubte ihm Alles. Cyrus wurde mit jedem Tage männlicher, und da er sich in einem kleinen Kriege mit einem benachbarten Volke hervorgethan hatte, wurde er der Abgott des ganzen Volkes. Cyrus konnte es nicht vergessen, daß er ein Perser war, und hatte nicht länger Lust, mit feinem tapferen Volke einem weibischen Könige zu gehorchen. Er stellte sich an die Spitze seiner Perser, bekriegte und überwand die Meder. Ein mächtiger König in Kleinasien aber, der wenigstens seines Reichthums kein Ende wußte, Krösus von Lydien, wollte den Cyrus mit seinen Per- sern vernichten. Er wurde von Cyrus geschlagen, seine'stadt Sardes von den Persern erobert und Krösus gefangen. Man errichtete einen Scheiterhau- fen, um Krösus zu verbrennen. In den Flammest schrie der Unglückliche: „O, Soloni Solon! Solon!" — Cyrus wurde begierig zu wissen, wen erriefe, befahl, den Scheiterhaufen zu löschen und den Krösus vorzuführen. Dieser erzählte: „O, Cyrus! es werden wenige Menschen sein, die vom Glucke so hoch erhoben und von ihm so tief gestürzt worden sind, als ich. Ich habe ein großes' Reich beherrscht und war der reichste König in Asien. Ich glaubte auch, ich wäre der glücklichste. Einst kam ein weiser Mann aus Griechenland, mit Namen Solon, zu mir. Ich ließ ihm alle meine Schätze zeigen und war eitel genug zu hoffen, er werde über meine Reichthümer erstaunen und mich glücklich preisen. Als er aber schwieg und das Alles nur ansah, wie Sand und Kieselsteine, sagte ich zu ihm: „Solon! du bist so weit in der Welt herumge- reist und hast so viele Menschen gesehen, sage mir, wen hältst du für den glücklichsten?" Solon antwortete: „Einen Bürger von Athen, Tel l us." Ich wunderte mich, daß er einen gemeinen Bürger mir vorzöge, und fragte weiter, warum erden für glücklich hielte. Er sprach: „Dieser Tellus hat sein genügen- des Auskommen, gelangte glücklich und zufrieden zu einem hohen Alter und starb einen rühmlichen Tod für sein Vaterland. Er hatte ein schönes Ende." — Als ich das hörte, fuhr Krösus fort, konnte ich meinen Verdruß nicht länger halten, sondern sagte: „Solon, so sehr verachtest du meine Glückseligkeit, daß du diesen mir vorziehest?" Und Solon antwortete: „O, Krösus, in einer langen Zeit muß der Mensch Vieles sehen, was er nicht zu sehen wünscht, und Vieles

8. Bilder aus der Weltgeschichte - S. 15

1871 - Braunschweig : Wreden
— 15 — Iii. Nachdem sich Cyrus die Krone der Meder erstritten und Persien zum herrschenden Reiche erhoben hatte, dehnte er seine Herrschaft nach allen Richtungen hin weiter aus. Sein Leben war bis zu seinem Tode ein beständiger Kampf. Während er in einem Kriege gegen einige nördliche Barbarenvölker begriffen war, rüstete ein mächtiger Fürst ein Heer gegen ihn. Es war der König Krösus von Lydien in Kleinasien, ein Schwager des Astyages. Weit und breit war er berühmt wegen seiner unermeßlichen Schätze. Er hielt dafür, daß es unumgänglich nothwendig sei, der wachsenden persischen Macht zu begegnen, ehe sie unwiderstehlich würde; fürs Andere aber trieb ihn auch der Wunsch zum Kriege, seinen Schwager Astyages an Cyrus zu rächen. Vor seinem Ausbruch schickte er nach Delphi, einer Stadt in Griechenland; da war ein Tempel des Apollo, und die Priester desselben standen tu dem Rufe, daß die Götter durch ihren Mund die Zukunft offenbarten. Solche Weissagungen nannte man Orakel. Krösus ließ prachtvolle goldene Gesäße und andere Geschenke nach Delphi bringen und fragen, welchen Ausgang der bevorstehende Krieg nehmen würde. Da ward ihm der Spruch: „Zieht Krösus gegen die Perser, so wird ein großes Reich vernichtet werden." — Welches Reich gemeint sei, war nicht gesagt. Krösus, durch das ihm bisher hold gewesene Glück verwöhnt, deutete sich den Onckelspruch zu seinen Gunsten und drang mit seinem Heere in das persische Reich ein. Eine Schlacht, die Cyrus ihm lieferte, brachte keine Entscheidung. Nun kehrte Krösus nach Lydien zurück, indem er beschloß, Persien im nächsten Jahre mit einem gewaltigeren Heere zu überziehen. Dazu aber ließ ihm Cyrus nicht Zeit. Er brach vielmehr in Lydien ein, und war der Hauptstadt Sardes nahe, ehe K r ö s n s es ahnte. Krösus rückte mit seinem Heere dem Feinde entgegen, verlor die Schlacht, darnach auch die Hauptstadt und gerieth in die Gewalt des Cyrus. Dieser vernrtheilte ihn zum Feuertode auf einem Scheiterhaufen. An einen Pfahl gebunden und schon von den Flammen bedroht, rief Krösus: „O Solon, Solon, Solon!" Cyrus, begierig, den Grund jenes Rufes zu vernehmen, befahl das Feuer zu löschen und den König ihm vorzuführen. Auf seine Frage, was er mit jenem Rufe gemeint habe, antwortete Krösus: „O König, es mag der Menschen wenige geben, die vom Glück so hoch erhoben und vom Unglück so tief gebeugt wurden, als es mir geschah. Ich besaß ein großes Reich, an Gold und Schätzen konnte kein Fürst sich mit mir vergleichen. Ich hielt mich für den glücklichsten Menschen. Da besuchte mich eines Tages ein weiser Mann aus Griechenland, Solon ist sein Name. Ich zeigte ihm alle meine Schätze und fragte ihn darnach, wen er für den glücklichsten Menschen halte. Er nannte den atheniensischen Bürger Tellus, denn, sagte er, dieser sei in Ehren alt geworden, und sei dann rühmlich für fein Vaterland gestorben. „Aber nach Tellus?" fragte ich ihn darauf. Da nannte er zwei griechische Jünglinge: Kleobis und Bitou und fügte hinzu: Ihre Mutter, eine Priesterin, wollte zum Tempel fahren. Da aber die Stiere ausblieben und sie bekümmert darüber war, spannten die

9. Alte Geschichte - S. 15

1881 - Halle : Anton
15 5. Auf die Nachricht von dem Ausstaube hin berief Astyages den Cyrus durch einen Boten zu sich. Cyrus gab zur Antwort, er werde eher kommen, als dem Könige lieb sei. Nun beauftragte Astyages den Harpagus, den Empörer zu züchtigen. Allein dieser ging mit seinem Heere, wie er es früher versprochen, zum Cyrus über. Da ließ Astyages die Magier, bic ihn nach der Auffindung des Knaben beruhigt hatten , auf Pfähle spießen und stellte sich selbst an die Spitze der Meder. Aber er wurde besiegt und gefangen. Jetzt verlachte und verhöhnte ihn Harpagus, indem er ihm mitteilte, daß der Aufstand der Perser sein Werk sei. Da nannte ihn Astyages einen thörichten und ungerechten Menschen — thöricht weil er nicht sich selbst, sondern einem andern zur Herrschaft verhelfen, und ungerecht, weil er um eines Einzelnen willen das ganze Volk der Meder in Knechtschaft gebracht habe. So wurde durch Cyrus die medische Herrschaft gestürzt und das persische Reich gegründet. 6. Durch glückliche Kriege erweiterte Cyrus sein Reich westwärts bis zum Halys (Fluß in Kleinasien). Westlich vom Halys herrschte Krösus, König von Lydien. Unermeßliche Schätze hatte er in seiner Hofburg in seiner Hauptstadt Sardes aufgehäuft. „Reich wie Krösus," ist noch heute eine sprichwörtliche Redensart. Einst kam S o l o n, ein griechischer Weiser, zu ihm. Krösus ließ den Gast durch alle seine Schatzkammern führen und ihm alle seine Kostbarkeiten zeigen. Daraus fragte er ihn, wen er für den glücklichsten Sterblichen hatte; er that dies in der festen Überzeugung, sein Gastfreund werde ihn als solchen bezeichnen. Solon aber nannte Tellus, einen Bürger von Athen; denn, sagte er, nach einem glücklichen Leben ward ihm ein herrliches Ende zu teil: er fiel in einem siegreichen Kampfe für seine Vaterstadt, die ihm an der Stelle, wo er gefallen, ein Denkmal errichtete. — Als Krösus weiter fragte, wen So-lon nach diesem für den Glücklichsten erkläre, antwortete derselbe: Zwei Jünglinge, Kleobis und Bit on, die Söhne einer Priesterin. Als die Mutter einst zum Opfer fahren mußte und die Zugtiere ausblieben, spannten sich jene selbst an den Wagen und zogen ihn bis zum Tempel. Ihre That wurde von allen bewundert; die Männer lobten die Jünglinge wegen ihrer edlen Gesinnung; die Frauen aber priesen die Mutter glücklich, daß sie solche Söhne habe. In ihrer Freude bat die Mutter die Götter, sie möchten ihren Söhnen das geben, was für Menschen das Beste sei. Ermüdet vom Wege legten sich die beiden Jünglinge im Tempel.zum Schtafe nieder und erwachten nicht wieder. — Unwillig sprach Krösus: „ ©astfreund von Athen, hältst du mein Glück so gering, daß du mich nicht einmal jenen gleich achtest?" Solon aber erwiderte: „Gar viele Tage, o König, umfaßt das menschliche Leben, und doch gleicht keiner dem andern. Wechselvoll ist das Schicksal und der Neid der Götter nicht zu ermessen. Darum ist niemand vor seinem Tode glücklich zu preisen." — Solons Wort ließ das Herz des Krösus ungerührt; kalt und unfreundlich entließ er den Weisen. 7. Die wachsende Macht des Cyrus erfüllte Krösus mit

10. Lehr- und Lesebuch oder die Vaterlands- und Weltkunde - S. 387

1853 - Essen : Bädeker
387 wollte den Cyrus mit seinen Persern vernichten. Er wurde von Cyrus geschlagen, seine Stadt Sardes von den Persern erobert und Krösus gefangen. Man errichtete einen Scheiterhaufen, um Krösus zu verbren- nen. In den Flammen schrie der Unglückliche: „O Solon! Solon! Solon!" — Cyrus wurde begierig zu wissen, wen er riefe, befahl den Scheiterhaufen zu löschen und den Krösus vorzuführen. Dieser erzählte: „O Cyrus! es werden wenige Menschen sein, die vom Glück so hoch erhoben und von ihm so tief gestürzt worden sind, als ich. Ich habe ein großes Reich beherrscht und war der reichste König von Asien. Ich glaubte auch, ich wäre der glücklichste. Einst kam ein weiser Mann aus Griechenland, mit Namen Solon, zu mir. Ich ließ ihm alle meine Schätze zeigen und war eitel genug zu hoffen, er werde über meine Reichthümer erstaunen und mich glücklich preisen. Als er aber schwieg und das alles nur ansah, wie Sand und Kieselsteine, sagte ich zu ihm: Solon! du bist so weit in der Well herumgereist und hast so viele Menschen gesehen; sage mir: wen hältst du für den glücklich- sten? Solon antwortete: Einen Bürger von Athen, Tellus. Ich wunderte mich, daß er einen gemeinen Bürger mir vorzöge, und fragte weiter, warum er den für glücklich hielte. Er sprach: dieser Tellus hat sein genügendes Auskommen, gelangte glücklich und zufrieden zu einem hohen Alter und starb einen rühmlichen Tod für sein Vaterland. Er hatte ein schönes Ende. — Als ich das hörte, fuhr Krösus fort, konnte ich meinen Verdruß nicht länger halten, sondern sagte: Solon, so sehr verachtest du meine Glückseligkeit, daß du diesen mir vorziehest? Und Solon antwortete: O Krösus, in einer langen Zeit muß der Mensch vieles sehen, was er nicht zu sehen wünscht, und vieles leiden, was er gern abwenden möchte. Du, o Krösus, List ein Herr vieler Gi'ller und vieler Völler; aber ich werde dich nicht eher glücklich preisen, bis ich weiß, daß du auch ein glückliches Ende gehabt habest; denn man darf keinen Menschen vor seinem Ende glücklich prei- sen. — So sprach der Weise; aber ich verachtete ihn und ließ ihn nie wieder vor mich. Von der Zeit ging mir alles übel; mein ältester Sohn war stumm; mein zweiter ward mir von einem Freunde umge- bracht; alle Städte, Länder, Völker und Reichthümer habe ich verloren und bin jetzt selbst in deiner Gewalt. Nun weißt du, warum ich den Solon rief; mache jetzt mit mir, was dir gut scheint." Cyrus, hierdurch an den möglichen Wechsel des eigenen Schicksals erinnert, schenkte dem Krösus das Leben und behielt ihn als Freund und Rathgeber bei sich. 3. Das hölzerne Pferd. In uralter Zeit belagerten die Griechen die Stadt Troja, welche unweit der Küste, in Kleinasien lag. Viele griechische und troja- nische Helden verloren dabei ihr Leben. Nachdem die Griechen lange erfolglos die Stadt bestürmt hatten, rieth ein Seher, es nunmehr 25---

11. Geschichtsbilder in gedrängter Darstellung aus der allgemeinen und vaterländischen Geschichte - S. 12

1877 - Nordhausen : Haacke
— 12 — Muth des Knaben, seine klugen Antworten und die Familienähnlichkeit sielen dem Könige auf. Er ermittelte endlich, dass es sein Enkel war. Astyages nahm den Knaben zu sich, aber den ungehorsamen Harpagus strafte er dadurch, dass er ihm bei einem Mahle das gebratene Fleisch seines eigenen Sohnes vorsetzte. 4. Cyrus' Kämpfe. Aus Rache reizte Harpagus den Cyrus zur Empörung. Letzterer war auf seinen Wunsch als Statthalter nach Persien geschickt worden. Er gewann die Perser für seinen Plan dadurch, dass er sie einen Tag hart arbeiten, am andern aber ein fröhliches Fest feiern ließ und ihnen dann sagte: „Solche Feste werdet Ihr täglich haben, wenn Ihr das Joch der Meder abschüttelt." Als er sie gegen die Meder führte, ging das von Harpagus geführte Heer zu ihm über; Astyages wurde (560 v. Chr.) besiegt, gefangen genommen und entthront, jedoch milde behandelt. Zu Sardes in Kleinasien herrschte der reiche lydische König Krösus. Er war lüstern nach Cyrus' Ländern und ließ das Orakel zu Delphi fragen, ob ein Angriff glücken würde. Die Antwort lautete: „Wenn Krösus über den Halys geht, so wird er ein großes Reich zerstören." Darauf rückte Krösus über den Grenzfluss Halys, wurde aber (548) besiegt, — besonders durch die Kameele des Cyrus, die seine Rosse scheu machten, — gefangen genommen und zum Feuertode verurtheilt. Auf dem Scheiterhaufen rief er: „O Solon, Solon, Solon!" Cyrus ließ ihn nach der Bedeutung dieser Worte fragen. Krösus erzählte: „Einst besuchte mich der weise Grieche Solon. Ich zeigte ihm alle meine reichen Schätze und wollte ihm das Geständnis abnöthigen, dass ich der Glücklichste der Erde sei. Aber Solon sagte: „„Kein Mensch ist vor seinem Tode glücklich zu preisen!"" Wie wahr hat er geredet!" Cyrus war ergriffen. Er dachte an die Wandelbarkeit alles Irdischen und schenkte Krösus das Leben, ja behielt ihn als Rathgeber bei sich. Sein Reich aber schlug er zu dem seinigen. Darauf belagerte Cyrus 2 Jahre lang das feste Babylon, drang endlich durch einen abgeleiteten Euphratarm in die Stadt, eroberte sie und machte auch Babylonien zur persischen Provinz. Die Juden ließ er (536 v. Chr.) aus der 70jährigen Gefangenschaft in die Heimat zurückkehren. 5. Sein Ende. (529 v. Chr.) Zuletzt zog Cyrus gegen die Maffageten am kaspischen Meere zu Felde, weil die Königin Tomyris seine Hand ausgeschlagen hatte. Durch List siegte er und nahm den Sohn der Königin gefangen, der sich aus Verzweiflung tödtete. Da erhob sich das ganze Volk und brachte den Persern eine entscheidende Niederlage bei. Cyrus selber fiel im Kampf-

12. Lehr- und Lesebuch oder die Vaterlands- und Weltkunde - S. 424

1873 - Essen : Bädeker
424 lieb?" fragte Cyrus. — „Siehst du nicht," antwortete der König, „wie schön er den Wein eingießt, kostet und mir zureicht?" — „O!" rief Cyrus, „das kann ich so gut als er, und noch besser; denn ich will dir den Becher nicht halb aus- trinken wie er." Darauf nahm er den Becher, goß aus der Schale Wein ein und reichte ihn dem Könige. „Aber," sprach der Alte, „du mußt auch den Wein erst kosten." — „Das lass' ich wohl bleiben," rief der Kleine, „denn ich weiß, es ist Gift darin. Ich habe das neulich wohl bei deinem Gastmahle gesehen." — „Wie das?" rief der Alte. — „Wißt ihr nicht mehr, wie ihr von Verstand und Sinnen kämet, sobald er euch zu trinken gegeben hatte? Was war das für ein Lärm! Wie habt ihr durch einander geschrieen und gelacht! So lange ihr saßt, sprach jeder von seiner Stärke; sobald ihr aufstandet zum Tanzen, fielet ihr über eure eigenen Füße. Ihr wußtet alle nicht mehr, was und wo ihr seid; du nicht, daß du König bist, und die nicht, daß sie Unterthanen sind." — „Aber," sprach Astyages, „wenn dein Vater trinkt, berauscht er sich nie?" — „Nie!" — „Und was macht er denn?" — „Er hört auf zu dürsten, sonst nichts." — Durch diese und ähnliche Einfälle machte sich Cyrus sehr beliebt. Astyages ließ ihn reiten und jagen lernen und erlaubte ihm alles. Cyrus wurde mit jedem Tage männ- licher, und da er sich in einem kleinen Kriege mit einem benachbarten Volke her- vorgethan hatte, wurde er der Abgott des ganzen Volkes. Cyrus konnte es nicht vergessen, daß er ein Perser war, und hatte nicht länger Lust, mit seinem tapferen Volke einem weibischen Könige zu gehorchen. Er stellte sich an die Spitze seiner Perser, bekriegte und überwand die Meder. Ein mächtiger König in Kleinasien aber, der wenigstens seines Reichthums kein Ende wußte, Krösus, von Lydien, wollte den Cyrus mit seinen Persern vernichten. Er wurde von Cyrus geschlagen, seine Stadt Sardes von den Persern erobert und Krösus gefangen. Man errichtete einen Scheiterhaufen, um Krösus zu ver- brennen. In den Flammen schrie der Unglückliche: „O Solon! Solon! Solon!" — Cyrus wurde begierig zu wissen, wen er riefe, befahl den Schei- terhaufen zu löschen und den Krösus vorzuführen. Dieser erzählte: „Q Cyrus! es werden wenige Menschen sein, die vom Glück so hoch erhoben und von ihm so tief gestürzt worden sind, als ich. Zch habe ein großes Reich beherrscht und war der reichste König in Asien. Ich glaubte auch, ich wäre der glücklichste. Einst kam ein weiser Mann aus Griechenland, mit Namen Solon, zu mir. Ich ließ ihm alle meine Schätze zeigen und war eitel genug zu hoffen, er wcrde über meine Reichthümer erstaunen und mich glücklich preisen. Als er aber schwieg und das alles nur ansah, wie Sand und Kieselsteine, sagte ich zu ihm: Solon! du bist so weit in der Welt herumgereist und hast so viele Menschen gesehen; sage mir: wen hältst du für den glücklichsten? Solon antwortete: Einen Bürger von Athen, Tellus. Ich wunderte mich, daß er einen gemeinen Bürger mir vorzöge, und fragte weiter, warum er den für glücklich hielte. Er sprach: dieser Tellus hatte sein genügendes Auskommen, gelangte glücklich und zufrieden zu einem hohen Älter und starb einen rühmlichen Tod für sein Vaterland. Er hatte ein schönes Ende. — Als ich das hörte, fuhr Krösus fort, konnte ich meinen Ver- druß nicht länger halten, sondem sagte: Solon, so sehr verachtest du meine Glückseligkeit, daß du diesen mir vorziehest? Und Solon antwortete: O Krösus, in einer langen Zeit muß der Mensch vieles sehen, was er nicht zu sehen wünscht, uno vieles leiden, was er gern abwenden möchte. Du, o Krösus, bist ein Herr vieler Güter und vieler Völker; aber ich werde dich nicht eher glücklich preisen, bis ich weiß, daß du auch ein glückliches Ende gehabt habest; denn man darf keinen Menschen vor seinem Ende glücklich prei- sen. — So sprach der Weise; aber ich verachtete ihn und ließ ihn nie wieder vor mich. Von der Zeit ging mir alles übel; mein ältester Sohn war stumm; mein zweiter ward mir von einem Freunde umgebracht; alle Städte, Länder, Völker und Reichthümer habe ich verloren und bin jetzt selbst in deiner Gewalt. Nun weißt du, warum ich den Solon rief; mache jetzt mit mir, was dir gut scheint." Cyrus, hierdurch an den möglichen Wechsel des eigenen Schicksals erinnert, schenkte dem Krösus das Leben und behielt ihn als Freund und Rathgeber bei sich.

13. Alte Geschichte für die Anfangsstufe des historischen Unterrichts - S. 14

1873 - Berlin : Weidmann
— 14 — so sollten sie es immer haben, wenn sie ihm zum Aufstande gegen die Meder folgten. Sie thaten es, Harpagus, der sie bekämpfen sollte, ging zu ihnen über, Cyrus entthronte den Astyages und ward König an seiner Statt, 559 v. Chr. § 9. Cyrus, Gründer des Perserreiches. 559—529. Als Cyrus König der Perser geworden, dachte er zuerst darauf, die Lydier, die in Kleinasien, westlich vom Flusse Halys, wohnten, zu unterwerfen. Ueber diese regierte ein reicher König, Krösus genannt, dessen Vater schon die Völker an der Westküste Kleinasiens, die Mysier und Karier, und auch die unter diesen angesiedelten ionischen Griechen sich gehorsam gemacht hatte. — Krösus ehrte das Volk der Griechen, seine Künstler wie seine Götter. Einst kam zu ihm aus Athen der weise Solon, und Krösus, der ihn gastlich ausgenommen, wies ihm alle seine Schätze; dann fragte er ihn, wen er für den Glücklichsten auf Erden halte? Solon aber nannte nicht ihn, sondern einen schlichten Mann aus Athen, den Tellus, den seine Mitbürger noch im Tode geehrt hätten; und nach diesem zwei Jünglinge aus Argos, Kleo.bis und Bitou, Söhne einer Priesterin, die, als einst die Stiere gefehlt, welche ihre Mutter zum Tempel ziehen sollten, sich selbst vor den Wagen gespannt und sie hingezogen hätten; und als die Mutter die Göttin gebeten habe, ihnen zu geben, was das Beste sei, da seien sie im Tempel eingeschlummert und nicht wieder aufgewacht; darum — sagte er dem unwilligen Könige :— darf man Niemand vor seinem Ende glücklich preisen. Krösus nun, als er sich vom Cyrus bedroht sah, sandte nach den verschiedenen Orakeln oder Weissagungsstätten, und als er nach genauer Prüfung das Orakel von Delphi glaubte als das klügste erkannt zu haben, so fragte er hier an: ob er den Krieg beginnen könne? Das Orakel aber anttvortete: Wird Krösus über den Halys gehen, so wird er ein großes Reich zerstören; und zum andern mal: Ehe nicht ein Maulthier über die Perser herrscht, wird er nicht

14. Bilder aus der Weltgeschichte und Sage - S. 22

1878 - Danzig : Gruihn
22 Geschichte des Alterthums. — Morgenländische Völker. Liebe zu ihrer Mutter. Diese war Priesterin. Einst bei einem Feste mußte sie nothwendig nach dem Tempel fahren; aber ihre Ochsen kamen nicht zu rechter Stunde vom Felde. Da spannte sich das schöne Brüderpaar selbst vor den Wagen und zog die alte Mutter bis zum Tempel. Und als das dort versammelte Volk bewundernd umherstand, und die Männer die Kraft der Jünglinge hochschätzten, die Frauen aber die Mutter über den Besitz solcher Kinder glücklich priesen, wurde die Mutter tief gerührt. Freudig eilte sie mit ihren Söhnen nach dem Tempel, warf sich vor dem Bilde der Göttin nieder und flehte, sie möchte ihren Kindern geben, was für diese das Beste wäre. Daraus sanken die betenden Jünglinge, von Ermüdung überwältigt, in tiefen Schlaf und erwachten nicht wieder. Die Griechen aber setzten ihnen Ehrensäulen zum Denkmale ihrer schönen That und ihres schönen Todes". „D athenischer Fremdling!" rief Krösus unwillig, „achtest du denn mein Glück so gering, daß du mich nicht einmal mit gemeinen Bürgern in Vergleichung stellst?" Solon antwortete: „O Krösus! Niemand ist vor seinem Tode glücklich zu preisen. Du bist jetzt sehr reich und König vieler Menschen; den Glücklichsten aber kann ich dich nicht eher nennen, als bis ich höre, daß du dein Leben glücklich vollendet hast". Krösus befragt das Orakel. Gar bald sollte Krösus erfahren, daß Solon Recht habe. Er rüstete nämlich gegen Cyrus ein Heer. Bevor er aber ausrückte, schickte er nach Delphi, einer Stadt in Griechenland. Die Priester standen daselbst in dem sonderbaren Rufe, als offenbarten die Götter vorzüglich durch ihren Mund den Menschen die Zukunft. Er ließ unermeßliche Geschenke an sie vertheilen und nach dem Ausgange des bevorstehenden Krieges fragen. Die Antwort lautete: „Geht.krösus über den Halys, so wird er ein großes Reich zerstören". Krösus vor Cyrus. Jetzt hielt sich Krösus des Sieges gewiß. In freudiger Erwartung zog er über den Halys dem Cyrus entgegen. Krösus aber wurde geschlagen und seine Hauptstadt erobert. Ihn selbst führte man gefangen zu Cyrus. Im ersten Rausche des Sieges befahl dieser, ihn lebendig zu verbrennen. Und sogleich wurde ein Scheiterhaufen errichtet und Krösus gefesselt darauf gestellt. Schon schlugen hier und da die lichten Flammen gen Himmel auf, als der Unglückliche, eingedenk der Worte des griechischen Weisen, aus seiner dumpfen Betäubung erwachte. Er schrie plötzlich durch die tiefe Stille des versammelten Volkes dreimal laut aus: „O Solon! Solon! Solon!" Das hörte Cyrus und wollte wissen, wen er anrufe. Er ließ ihn deshalb herunternehmen. Anfangs wollte er nicht bekennen: endlich aber sagte er: „Einen Mann, dessen Unterredung ich um viele Schätze allen Fürsten wünsche". Dann erzählte er ihm wehmüthig das mit Solon geführte Gespräch. Cyrus wurde tief gerührt. Er bedachte, daß auch er ein Mensch sei und daß unter den menschlichen Dingen nichts beständig bleibe. Er schenkte ihm großmüthig das Leben und behielt ihn als Freund und Rathgeber bei sich. Krösus leistete ihm nachher durch seine Klugheit gute Dienste. Erklärung des Orakels. Der Errettete schickte nun die Ketten, die er auf dem Gerüste getragen hatte, zu den delphischen Priestern und ließ fragen, warum sie ihn doch für die vielen Geschenke, die er gebracht habe, so betrogen hätten. Die Priester aber ließen ihm zurücksagen, sie hätten ihn nicht betrogen. Ein großes Reich sei ja zerstört, und nur das hätten sie ihm vorbergesagt. Ob aber das persische oder sein eigenes gemeint gewesen sei, oas sei ihm nicht dabei gesagt. Cyrus besiegt Babylon. Cyrus zog darauf gegen Babylon, und, ungeachtet der hohen und dicken Mauern und der tiefen Gräben, bezwang er die Stadt durch List. Er ließ das Wasser des Euphrat durch einen

15. Lehrbuch der Weltgeschichte oder umständlichere Erzählung der merkwürdigen Begebenheiten aus der allgemeinen Weltgeschichte - S. 89

1852 - Altona : Hammerich
89 den Cyrus angreifen solle? Die Antwort lautete: Geht Krösus über den Halys, so wird er ein großes Reich zerstören. — Der Halys war ein Fluß, welcher das damals sehr weit ausgebreitete Reich des Krösus von Armenien trennte, das nun auch dem Cyrus gehörte. Krösus zweifelte nicht, daß die Antwort ihm einen glücklichen Erfolg verhieße, wenn er den Cyrus in seinem Reiche angriffe. Er ging über den Halys, es kam zu einem hartnäckigen Treffen, worin aber kein Theil siegte. Indeß zog Krösus sich zurück, um ein stärkeres Heer zu sam- meln, und entließ bis dahin seine Soldaten. Aber unvermuthet folgte Cyrus dem sicheren Könige, schlug ihn und eroberte seine Hauptstadt Sardes. Cyrus hatte befohlen, alle Lydier zu tödten, ausgenommen den Krösus. Seine Soldaten mordeten auf eine schreckliche Weise, und schon war auch einer im Begriff, den Krösus, den er nicht kannte, zu durchboren, als der älteste Sohn des Königs, der bis dahin stumm gewesen war, auf einmal schrie: Schone des Königes! — Der Soldat führte den Krösus gefangen zu Cyrus; es ward dem Morden Einhalt gethan, aber der König der Lydier sollte lebendig verbrannt werden. Man errichtete einen Scheiterhaufen und setzte den Krösus mit 14 der vornehmsten Lydier hinauf. Als das Feuer den Scheiterhaufen ergriff, schrie der Unglückliche in den Flammen: O Solon! Solon! Solon! — Cyrus wurde begierig, zu wissen, wen er riefe. Krösus schwieg anfangs; endlich antwortete er: Ich rufe einen Mann, den ich allen Königen zum Lehrer setzen möchte! — Cyrus ward neugierig, befahl den Schei- terhaufen zu löschen und den Krösus zu ihm zu führen. Man hatte Mühe, das Feuer, das schon stark um sich gegriffen hatte, zu bändigen; ein starker Regen aber kam dem Könige zu Hülfe, und er wurde ge- rettet. Nachdem er sich ein wenig erholt hatte, sprach er: „O Cyrus! es werden wenige Menschen sein, die vom Glück so hoch erhoben und von ihm wieder so tief gestürzt worden sind, als ich. Wenn du willst, daß ich länger leben soll; so wird der heutige Tag vielleicht in mir gut machen, was ein allzuerwünschtes Leben verderbt hat. — Ich habe ein großes Reich beherrscht; und wenn du meine Schätze und Reichthümer wirst gesehen haben, so wirst du be- kennen, daß ich gestern noch der reichste König von ganz Asien war. Ich glaubte auch, ich wäre der glücklichste. Einst kam ein weiser Mann aus Griechenland, mit Namen So- lon, zu mir. Ich ließ ihm alle meine Schätze zeigen und war eitel genug zu hoffen, er werde über meine Reichthümer erstaunen und mich den Glückseligsten aller Menschen preisen. Als er aber schwieg und das Alles nur ansah, wie Sand und Kieselsteine, sagte ich zu ihm: Solon! du bist so weit in der Welt herumgereist und hast so viele Menschen gesehen; sage mir: wen hältst du für den Glücklichsten? So- lon antwortete: einen Bürger von Athen, Tellus. Ich wunderte mich, daß er einen gemeinen Bürger mir vorzöge, und fragte weiter: warum er den für glückselig hielte? Er sprach: dieser Tellus lebte zu Athen, als die Stadt in ihrem blühendsten Zustand war. Er hatte Kinder und Kindeskinder und nie eins verloren; er hatte sein genügendes Aus- kommen ; und aus die Weise glücklich und zufrieden gelangte er zu einem hohen Älter, starb in einem siegreichen Treffen für sein Vater- land und dieses setzte ihm aus Dankbarkeit ein Denkmal seiner Tha-

16. Umständlichere Erzählung der wichtigeren Begebenheiten aus der allgemeinen Weltgeschichte - S. 173

1806 - Altona : Hammerich
*73 sollte lebendig verbrannt werden. Man errichtete einen Scheiterhaufen, und setzte den Krösus mit 14 der vor- nehmsten Lydier hinauf. Als das Feuer den Scheiter- haufen ergrif; schrie der Unglückliche in den Flammen: O S 0 l 0 n ! S 0 l 0 n! S 0 l 0 n! — Cyrus wurde begie« rig zu wissen, wen er riefe. Krösus schwieg anfangs; endlich antwortete er: Ich rufe einen Mann, den ich allen Königen zum Lehrer setzen mögte! — Cyrus ward neugierig, befahl den Scheiterhaufen zu löschen, und den Krösus zu ihm zu führen. Man hatte Mühe, das Feuer, das schon stark um sich gegriffen hatte, zu bün- digen, ein starker Regen aber kam dem König zu Hülfe, und er wurde gerettet. Nachdem er sich ein wenig er- hohlt hatte; sprach er: „O Cyrus! es werden wenige Menschen sein, die vom Glück so hoch erhoben, und von ihm wieder so tief gestürzt worden sind, als ich. Wenn du willst, daß ich langer leben soll: so wird der heutige Tag vielleicht m mir gut machen, was ein allzuerwünschtes Leben verderbt hat. — Ich habe nur ein großes Reich erobert; und wenn du meine Schatze und Reichthümer wirst gesehen haben, so wirst du bekennen, daß ich gestern noch der reichste König von ganz Asien war. Ich glaubte auch, ich wäre der glücklichste. Einst kam ein weiser Mann aus Griechenland, mit Namen Solon, zu mir. Ich ließ ihm alle meine Schatze zeigen, und war eitel genug zu hoffen, er wer- de über meine Reichthümer erstaunen, und mich den Glückseligsten aller Menschen preisen. Als er aber schwieg und das Alles mir ansah, wie Sand und Kie- selstein, sagte ich zu ihm: Solon! du bist soweit in der Welt herumgereist, und hast so viele Menschen ge- sehen; sage mir: wen hältst du für den Glückseligsten? Solon

17. Lesebuch für die Volks- und Bürgerschulen in Mecklenburg-Schwerin - S. 217

1867 - Rostock : Hirsch
217 sandte ein stattliches Heer gegen die Perser aus. Er war aber so verblendet, daß er dem Harpagus den Befehl über die Truppen gab. Dieser ging, als die Schlacht entbrannt war, mit einem großen Theile seiner Soldaten zum Cyrus über. Die andern ge- riethen darüber in Schreck und ergriffen eiligst die Flucht. Cyrus eroberte nun ganz Medien und nahm seinen Großvater gefangen. Also, erzählt man, ist Cyrus König von Persien geworden. 5. Cyrus und Krösus. In dem schönen und fruchtbaren Lande Kleinasien galt Krö- sus, König von Lydien, als der glücklichste Monarch weit in der Runde. Er hatte Geld und Gut in ungezählten Haufen und konnte die Menge seiner goldenen und silbernen Geräthe nicht übersehen. Daher sagt mau bis zu dieser Stunde von einem schwerreichen Manne: „Er ist reich, wie Krösus.“ Zudem rief er von allen Seiten kluge und gescheite Leute an seinen Hof, damit er zu dem Ruhm des Reichthums auch den andern fügte, ein Freund der Weisheit und der Kunst zu sein. Nun geschah es einst, dass der weise Solon aus Athen kam, um die Gesetze und Einrichtungen in dem Reiche des berühmten Königs kennen zu lernen. Darüber war Krö- sus hoch erfreut und liess dem Weisen alles zeigen, was er an Glanz und Herrlichkeit um sich hatte. Und als er ihm alles ge- zeigt hatte, sprach er: „Nun sage, du Fremdling, hin ich nicht der glücklichste Mensch?“ Der Fremdling aber schüttelte den Kopf und sprach: „In der Welt ist nichts von Bestand; ich kann keinen Menschen vor seinem Tode glücklich preisen.“ Krösus hielt die Rede für thöricht und war der Meinung, dass es mit der an- geblichen Weisheit dieses Mannes nicht weit her sein werde. Nicht lange nach dieser Zeit geschah es, dass Cyrus, der Per- ser, mächtig ward und anfing, seinen Nachbarn gefährlich zu werden. Da machte sich Krösus mit einem grossen Heere auf, wider Cyrus zu kriegen. Die Lydier wehrten sich lange und tapfer. Endlich wurden sie geschlagen, und ihr König wurde gefangen genommen. Nach der rohen Weise der Heiden liess Cyrus einen Scheiterhaufen errichten und den „Glücklichsten“ der Menschen darauf setzen, um ihn lebendig zu verbrennen. Da gedachte Krösus an das Wort des athenischen Weisen und rief mehrere Male mit lauter Stimme: „0 Solon, Solon!“ Cyrus hörte den Ruf und fragte, was derselbe bedeuten solle. Als Krösus ihm die Antwort gegeben hatte, ging der Perserkönig in sich, liess schnell das Feuer löschen, nahm den Krösus an seinen Hof und hielt ihn fortan als seinen Freund. 6. Hie Spartaner. Sparta war die vornehmste Stadt in Lacedämon, einer rauhen und gebirgigen Landschaft im südlichsten Theile von Griechenland. Die

18. Die vorchristliche Zeit - S. 77

1877 - Leipzig : Brandstetter
77 mehr werth ist, als alle Schätze der Welt!" Dann erzählte er das mit Solon geführte Gespräch. Cyrus wurde tief gerührt. Er bedachte, daß auch er ein Mensch und daß unter den menschlichen Dingen nichts beständig sei. So schenkte er dem Krösus das Leben und behielt ihn fortan als Freund und Rath-geber bei sich. Krösus war durch sein Unglück weiser geworden; denn als die Perser die lydische Hauptstadt ausplünderten, sprach er zum Cyrus: „König, soll ich dir jetzt meine Gedanken sagen, oder in diesem Augenblicke schweigen?" Cyrus ließ ihn aber getrost sagen, was er wollte. Und er fragte ihn: „Was hat denn jener Haufe von Kriegsleuten da so eilig zu schaffen?" Jener antwortete: „Deine Stadt plündern sie aus und deine Schätze führen sie fort." Da erwiederte Krösus: „Nicht meine Stadt noch meine Schätze plündern sie, sondern sie berauben dich!" Cyrus wurde nachdenklich und drang in den unglücklichen König, ihm nur weiter feine Gedanken zu offenbaren. Da sprach Krösus: „Siehe, die Perser find durch Reichthum noch nicht verdorben, aber trotzig von Natur. Haben sie erst die Schätze in ihrem Besitz und du willst sie ihnen dann nehmen, so werden sie widerspenstig werden. Darum lege an alle Thore Wachen, welche den Plündernden die Schätze abnehmen, mit dem Bedeuten, daß der zehnte Theil dem Zeus geopfert werden müsse. Jetzt wirst du sie willig finden, später aber nicht." Diese Worte gefielen dem Cyrus gar wohl und er befolgte den Rath feines Freundes. Dann sprach er zu ihm: „Bitte dir eine Gnade aus und sie soll dir werden!" Krösus antwortete: „Möchtest du, o Herr, dem obersten Gott der Griechen meine Fesseln übersenden und ihn fragen lassen, ob Betrug an Wohlthätern Brauch bei ihm sei?" — Die Boten wurden abgesandt, aber die delphischen Priester ließen dem Krösus sagen, sie hätten ihn nicht betrogen. Ein großes Reich sei ja zerstört, sie hätten aber nicht gesagt, daß das persische Reich zerstört werden sollte. G. Fortan begleitete Krösus den Cyrus auf seinen Heereszügen. Nach--dem schon fast alle Völker Asiens unterworfen waren, sollten nun auch die Griechen, welche an der westlichen Küste wohnten, sich unter die Herrschaft der Perser beugen. Cyrus hatte ihnen früher feine Freundschaft angeboten, sie aber hatten diese übermüthig zurückgewiesen und sich sogar mit dem Krösus verbinden wollen. Cyrus gab ihnen nun folgende Fabel zur Antwort: „Es war einmal ein Fischer, der saß lange am Ufer und Pfiff den Fischen zum Tanze. Sie wollten aber nicht kommen. Da nahm er ein Netz und fing sie. Und als er sie an's Land zog und sie nun um ihn herum sprangen, sagte er: „„Höret jetzt nur auf zu tanzen, da ihr vorher auf mein Pfeifen nicht habt tanzen wollen."" Es erging den asiatischen Griechen wie den gefangenen Fischen. Cyrus sendete einen feiner Feldherren ab, der sie besiegte und seinem Könige unterwarf. Er selbst aber ging auf das große babylonische Reich los und griff Babylon

19. Die vorchristliche Zeit - S. 77

1866 - Leipzig : Brandstetter
werth ist, als alle Schätze der Welt!" Dann erzählte er das mit Solon geführte Gespräch. Cyrus wurde tief gerührt. Er bedachte, daß auch er ein Mensch und daß unter den menschlichen Dingen nichts beständig sei. So schenkte er dem Krösus das Leben und behielt ihn fortan als Freund und Rathgeber bei sich. Krösus war durch sein Unglück weiser geworden; denn als die Perser die lydische Hauptstadt auspliinderten, sprach er zum Cyrus: „König, soll ich dir jetzt meine Gedanken sagen, oder in diesem Augenblicke schwei- gen?" Cyrus aber hieß ihn getrost sagen, was er wollte. Und er fragte ihn: „Was hat denn jener Haufe von Kriegslenten da so eifrig zu schaffen?" Jener antwortete: „Deine Stadt plündern sie aus und deine Schätze führen sie fort." Da erwiederte Krösus: „Nicht meine Stadt noch meine Schätze plündern sie, sondern sie berauben dich!" Cyrus wurde nachdenklich und drang in den unglücklichen König, ihm nur weiter seine Gedanken zu offenbaren. Da sprach Krösus: „Siehe, die Perser sind durch Reichthum noch nicht verdorben, aber trotzig von Natur. Haben sie erst die Schätze in ihrem Besitz und du willst sie ihnen dann nehmen, so werden sie widerspenstig werden. Darum lege an alle Thore Wachen, welche den Plündernden die Schätze abnehmen, mit dem Bedeu- ten, daß der zehnte Theil dem Zeus geopfert werden müsse. Jetzt wirst du sie willig finden, später aber nicht." Diese Worte gefielen dem Cyrus gar wohl und er befolgte den Rath seines Freundes. Dann sprach er zu ihm: „Bitte dir eine Gnade aus und sie soll dir werden!" Krösus antwortete: „Möchtest du, o Herr, dem obersten Gott der Griechen meine Fesseln übersenden und ihn fragen lassen, ob Betrug an Wohlthätern Brauch bei ihm sei?" — Die Boten wurden abgesandt, aber die delphischen Priester ließen dem Krösus sagen, sie hätten ihn nicht betrogen. Ein großes Reich sei ja zerstört, sie hätten aber nicht gesagt, daß das persische Reich zerstört werden sollte. 6. Fortan begleitete Krösus den Cyrus auf seinen Heereszügen. Nach- dem schon fast alle Völker Asiens unterworfen waren, sollten nun auch die Griechen, welche an der westlichen Küste wohnten, sich unter die Herrschaft der Perser beugen. Cyrus hatte ihnen früher seine Freundschaft ange- boten, sie aber hatten diese übermüthig zurückgewiesen und sich sogar mit dem Krösus verbinden wollen. Cyrus gab ihnen nun folgende Fabel zur Antwort: „Es war einmal ein Fischer, der saß lange an: Ufer und pfiff den Fischen zum Tanze. Sie wollten aber nicht kommen. Da nahm er ein Netz und sing sie. Und als er sie an's Land zog und sie nun um ihn herum sprangen, sagte er: „ „Höret jetzt nur ans zu tanzen, da ihr vorher auf mein Pfeifen nicht habt tanzen wollen."" Es erging den asiatischen Griechen wie den gefangenen Fischen. Cyrus sendete einen seiner Feld- herren ab, der sie besiegte und seinem Könige unterwarf. Er selbst aber ging auf das große babylonische Reich los und griff Babylon an. Die

20. Die vorchristliche Zeit - S. 75

1877 - Leipzig : Brandstetter
75 zu können. Cyrus fiel schnell in ihr Land ein und nahm die ganze armenische Königsfamilie gefangen. Diese fürchtete Tod oder ewige Gefangenschaft. Doch Cyrus ließ sie mit einer so freundlichen Großmuth frei, daß er sich aus Feinden die besten Freunde machte und in Verbindung mit den Armeniern alle Nachbarvölker zwang, den Persern sich zu unterwerfen. 4. Ganz Asien zitterte. Da stand in Kleinasien der König von Lydien auf, Krösus mit Namen, der Schwager des Aftyages. Seine Herrschaft erstreckte sich über ganz Vorderasien bis hinauf zum Flusse Halys, der sein Reich von Persien trennte. Er war unermeßlich reich und hielt sich deshalb auch für den glücklichsten Mann von der Welt. Einst kam Solon zu ihm, ein Weiser aus Griechenland. Diesem zeigte er alle Reichthümer und Schätze und sagte ihm dann mit großem Selbstbehagen: „Wohlan, Solon, du bist so weit in der Welt umhergereist, sage mir, wen du für den glücklichsten unter den Sterblichen hältst?" — „Tellus, einen Bürger von Athen," war die Antwort. Krösus wunderte sich, daß er einen gemeinen Bürger ihm, dem großen Könige, vorzöge und fragte unwillig: „Warum hältst du diesen Menschen für den glücklichsten?" „Dieser Tellus" — antwortete der weise Solon, — „lebte zu Athen, als die Stadt blühend und glücklich war. Er hatte schöne und gute Kinder, erlebte sogar Kindeskinder und alle blieben am Leben. Er selbst war brav und in der ganzen Umgegend geachtet. Bei genügendem Auskommen lebte er glücklich und zufrieden und hochbejahrt starb er in einem siegreichen Treffen den Tod für's Vaterland. Seine Mitbürger ehrten sein Andenken durch eine Ehrensäule, die sie ihm setzten." — „Aber wen," fragte der König, „hältst du nach diesem für den glücklichsten?" — „Zwei griechische Jünglinge," war die Antwort, „Kleobis und Bi ton. Sie waren Brüder und besaßen eine außerordentliche Leibesstärke. Beide trugen einst in unsern öffentlichen Kampfspielen den Sieg davon. Dabei hatten sie eine innige Liebe zu ihrer alten Mutter. Diese war Priesterin. Einst bei einem Feste mußte sie nothwendig nach dem Tempel fahren; aber ihre Ochsen kamen nicht zu rechter Stunde von dem Felde. Da spannte sich das schöne Brüderpaar selbst vor den Wagen und zog die alte Mutter bis an den Tempel. Und als das Volk bewundernd dies sah, als die Männer die Kraft und Tugend der Jünglinge erhoben, die Frauen aber die Mutter über den Besitz solcher Kinder glücklich priesen, wurde die Mutter tief gerührt. Freudig eilte sie mit ihren Söhnen in den Tempel, warf sich vor dem Bilde der Göttin nieder und flehete, sie möge ihren Kindern geben, was für diese das Beste wäre. Darauf sanken die betenden Jünglinge, überwältigt von der Ermüdung, in einen tiefen Schlaf, aus dem sie nicht wieder erwachten. Die Griechen aber setzten ihnen Ehrensäulen zum Denkmal ihrer schönen That und ihres schönen Todes." „O athenischer Fremdling!" — rief Krösus unwillig, — „achtest du denn mein Glück so gering, daß du mich nicht einmal mit gemeinen Bürgern