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1. Das Deutsche Reich - S. 122

1907 - Trier : Stephanus
— 122 — bare Gegend ist die südöstlich von Kiel gelegene sog. Holsteinische Schweiz. Von den Seen derselben sind die von Plön und Eutin zu nennen. An jenem liegt das gleichnamige Städtchen mit einer Ka- dettenanstalt. Durch die Mitte des Landes zieht sich ein hochgelegener, stellen- weise flacher Landrücken hin, welcher an die Lüneburger Heide erinnert und die Hohe Geest genannt wird. Sein Boden besteht vorwiegend aus Sand und Moor. Der Moorboden liefert Torf, was der Land- schast sehr zu statten kommt, da an Holz Mangel herrscht. Manche Teile der Hohen Geest machen einen traurigen Eindruck. Nur kleine Dörfer, ärmliche Bewohner und mageres Vieh sind da zu sehen. Wo indes ein Bach durch die Ebene fließt, zeigt sich ein freundlicheres Bild. Wiesen begleiten seinen Lauf, und diesen schließen sich beackerte Felder an, zwischen denen einzelne Gehöfte liegen. Nur wenige und dabei schlechte Wege führen durch die Geest. Gar oft wird der Wanderer, der auf ihnen daherschreitet, durch hohe Sandwehen aufgehalten, die der heftige und kalte Nordwestwiud aus dem feinen Flugsande der Heide aufgebaut hat. Dieser scharfe Wind ist auch des Landmanns größter Feind, indem er fast unaufhörlich von der Nordsee her über die magern Wiesen und Felder fegt. Er füllt die Luft mit stiebendem Sande und trägt die dünne Krume von dem Getreideacker sort, bedeckt die Weidefläche mit Flugsand und dringt durch die Ritzen in die Wohnungen der Menschen ein. Dennoch läßt die menschliche Kraft auch hier nicht nach, durch Bewässerung und Bepflanzung, durch Be- bauung und Umzäunung neues Leben aus dem Sande zu wecken. An manchen Stellen ist es der Ausdauer des Volkes gelungen, die Wüste in fruchtbares Land umzuwandeln. Selbst größere blühende Ort- schasten, wie Neu Münster, sind mitten in der Heide entstanden. Die Westküste, welche durch Dämme gegen die Meeresfluten geschützt wird, hat sehr fruchtbares Marschland. Die Deiche ziehen aber nicht ganz nahe am Wasser hin, sondern liegen ein Stück land- einwärts. Das Land, welches zwischen ihnen und dem Meere liegt, bildet eine weite Ebene, ohne Wald, ja ohne Baum, ohne Busch, ohne Berg und Tal und ohne Hügel, ohne See und ohne Bach. Da sieht man kein Haus; aber Scharen kreischender Seevögel umschwärmen diese Grasebenen, und Herden von Rindvieh schweifen weidend auf ihnen umher. Übersteigt man dagegen den Deich, so ist es, als wenn man in ein anderes Land einträte. Die menschenleere Öde hat sich in ein reiches Fruchtgesilde, in eine liebliche Landschaft mit wohlhabenden Ortschaften verwandelt. Es ist die Marsch, welche wir vor uns haben. Schnurgerade Gräben durchschneiden das Land und leiten das Wasser ab. Beet reiht sich an Beet wie in einem Garten. Diese Felder sind mit Weizen, Gerste und Hafer bestellt; die Frucht steht so dicht und üppig, daß kaum ein Sonnenstrahl bis auf den Boden dringen kann. Andere Äcker sind mit Raps besät, und neben ihnen ziehen sich Weiden hin mit Viehherden von dem großen und ansehnlichen ostfriesischen Schlage. An der Westseite liegen Tönning und Husum.

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1. Vaterländisches Lesebuch für die Evangelische Volksschule Norddeutschlands - S. 517

1868 - Wiesbaden Schleswig Hannover : Schulbuchh. Schulze Jurany & Hensel
517 beinahe 400' über den Meeresspiegel sich erhebt (Scheelsberg 379 Fuß). In Holstein erreicht er bei Bornhövd (d. h. Quellhaupt) seine bedeutendste Höhe, und hier haben auch alle größeren Flüsse (Stör, Schwentine, Trave) ihren Ursprung. In einer längst verschwundenen Zeit, wie es scheint, von Waldungen bedeckt, trägt er jetzt nur noch geringe Ueberbleibsel derselben (z. B. Birten) und ist an vielen Stellen durchaus bäum- und schattenlos geworden, unabsehbar von Heide- kraut überzogen, und besteht meist aus Sand, unfruchtbarer, blaurother Ahlcrde und Moorboden. Ackerbau und einigermaßen fruchtbare Strecken finden sich am meisten noch in den östlichen Hügelgürteln der Heide. Dagegen macht die mehr westlich gelegene flache Gegend, die höchstens durch ein Hünengrab oder einen kleinen Berg von Flugsand hier und da unterbrochen wird, den traurigsten Ein- druck. Umsonst suchen wir große Güter und stattliche Gehöfte; vielmehr wird oft stundenlang kein Dorf sichtbar, nur hin und wieder eine Hütte mit wenigem und magerem Vieh. So sind zu erwähnen die großen Heiden mit gewaltigen Mooren bei Segeberg und Neumünster (Hoh-Heide) und die noch ausgedehnteren an der Straße von Flensburg nach Tondern, oder von Hadersleben nach Lygumkloster. Nicht überall jedoch ist die hohe Geest eine so trostlose Wüste, wie sie dem Fremden erscheint, der mit der Eisenbahn durch unser Land fährt. Denn diese ist von der dänischen Regierung fast immer durch die verhältnißmäßig unbewohntesten und unbebautesten Strecken gelegt, damit die Städte, die deutsch gesinnt waren, wo möglich ganz vermieden würden. Wo irgend ein lebendiges Wasser, ein Fluß oder Bach, der aus den schöneren Gegenden von Osten herkommt, durch die Heide rinnt und eine Vertiefung an den Ufern vor dein kalten Rordwestwind geschützt ist, da ist es der neueren Landwirthschaft und der Ausdauer des Volkes gelungen, die Wüste in ein stellenweise fruchtbares Land umzuwandeln. In dieser Be- ziehung kommen immer weitere Distrikte unter den Pflug. Vor allem ist hier die Umgegend von Neumünster, von Rendsburg zu erwähnen, wo in den letzten Jahren eine bedeutende Fläche Landes urbar gemacht ist. Uebrigenö sind diese Heiden ein geschichtlich wichtiger Theil des Landes, denn sie sind seine Schlachtfelder seit einem Jahrtausend. Hier liegt da« Danevirk, der Margarethenwall, der Kograben, hier liegen Bornhövd und die Lohheide, hier das aus dem Jahre 1850 wohlbekannte Jdstcd, sowie Overselk und Oeversee, die Siegesstätten der Oesterreicher im Jahre 1804. Die Marsch. An den westlichen Rand der Geest schließt sich da« Gebiet der Marschen. Sie sind baumlos wie die Heide, und so grün und reich an werthvollen Produkten wie die Ostküste. Mächtige Dämme (Deiche) theilen diesen von der Geest scharf abgegrenzten, durchschnittlich anderthalb Meilen breiten und von Hoher in Nord schleswig bis weit über Glückstadt in Holstein hcrabreichenden Landstrich in Be zirke (Köge), Gräben und Kanäle die Bezirke in kleinere Felder (Fennen). Am Rande der Geest ziehen sich dicht gebaute große Dörfer und Flecken hin. In der Marsch selbst begegnen dem Auge nur einzelne Gehöfte (Staven), die sich auf künstlichen Hügeln (Murten), umgeben mit Gräben, wie ebenso viele kleine Burgen erheben.

2. Leitfaden zu einem methodischen Unterricht in der Geographie für Bürgerschulen - S. 5

1877 - Leipzig : Fleischer
Das Wasser. 5 Boden. Es giebt erdigen, sandigen und steinigen Boden. Der erdige Boden ist ein Gemisch von verschiedenen Erd- arten. Liegt derselbe niedrig und ist er dabei fett, so nennt man ihn Marschland. Das höher gelegene, magere oder trockene Land in der Nähe heißt Geest. Marsch und Geest sind früher vom Wasser, vom Meere bedeckt gewesen; die Marsch ist das jüngere, die Geest das ältere Land. Der Sandboden besteht entweder aus grobem Kies oder leichtem Sande; letzterer heißt Flugsand, wenn ihn der Wind hin und her wehen kann. Der steinige Boden besteht entweder aus wirklichem Fels oder aus Steingerölle, Geschiebe und Blöcken. Eine unfruchtbare, meist sandige Ebene, die an manchen Stellen sumpfig, an andern mit Heidekraut und spärlichen Kiefern bewachsen ist, heißt Heide; eine baumlose, Wasser- arme, mit Gras bewachsene Ebene heißt Steppe, und eine große Fläche ohne Anbau und seßhafte Bevölkerung heißt Wüste. Ausgaben. 1. Wo kommt in unserer Gegend sandiger, erdiger und steiniger Boden vor? 2. Welcher Boden ist frncktbar, welcher un- fruchtbar? 3. Welche Gegend heißt Wüste, Steppe, Heide, Marsch, Geest? Vierter Abschnitt. Das Wasser. 1. Dasselbe kommt in tropfbar-flüssiger Form vor in Quellen, Flüssen, Seen und im Meere. Quelle nennt man das aus der Erde kommende Wasser an der Stelle seines Hervortretens oder den Ort selbst, wo es hervortritt. Die Quellen sind die Anfänge der fließenden Gewässer: der Bäche, Flüsse und Ströme. Die meisten Flüsse entstehen durch den Zusammenfluß mehrerer Bäche. Der Fluß, dessen Name über- Haupt den Zustand des Fließens bedeutet, wird im weitern Verlaufe entweder selbst zum Strome, oder ergießt sich (mündet) in ein anderes Gewässer. Sobald der Fluß durch verschiedene Zuflüsse eine bedeutende Breite und Tiefe erlangt hat, so daß er sich nicht mehr durch Wehre eindämmen und ableiten läßt, aber größere Schiffe tragen kann, wird er zum Strome. Der Landstrich, aus welchem dem Flusse oder Strome das Wasser der Oberfläche und sämmtlicher Quellen zugeführt wird, heißt Fluß- oder Stromgebiet, und derjenige Theil dieses Gebietes, welcher die Mehrzahl der Quellen des Flusses in sich faßt, Quellenbezirk. Ausgaben, l. Was für ein fließendes Gewässer befindet sich in unserer Nähe? 2. Wo entspringt es? 3. Wo mündet es? 4. Welche Gewässer ergießen sich in dasselbe?

3. Vaterländisches Lesebuch für die Evangelische Volksschule Norddeutschlands - S. 286

1868 - Wiesbaden Schleswig Hannover : Schulbuchh. Schulze Jurany & Hensel
Aus der Erdkunde. 34. Die Marschen an den Mündungen der Weser und der Elbe. 'ie Ströme führen, besonders bei Ueberschwemmungen, fettes Erdreich aus dem Innern des Landes mit sich; dieses wird von dem Meere an die Küste geworfen und dort zu Inseln und fetten Schlammbänken auf- gehäuft. So sind die Marschen entstanden, von deren grünem Saume die ganze Nordseeküste Deutschlands umzogen ist. Die Marschen sind flach und scheiden sich dadurch scharf von dem übrigen, älteren festen Lande, das ihnen zum Anhaltspunkte dient, wie der Knochenbau dem Fleische. Die Marschbewohner nennen jenes höhere Land die Geest oder Gast, und der Unterschied von Geest und Marsch wird von ihnen immer besprochen, ja einem rechten Marschbauer zerfällt fast die ganze Welt in Geest und Marsch. Die Marsch ist viel fruchtbarer als die Geest; jene ist kahl und völlig waldlos, diese stellenweise bewaldet. Jene zeigt nirgend Sand und Heide, sondern Acker an Acker, Wiese an Wiese; diese ist heidig, sandig und nur stellenweise bebaut. Die Marsch ist von Deichen und schnurgeraden Kanälen durchzogen, ohne Quellen und Flüsse; die Geest hat Quellen, Bäche und Flüsse. Die weiten Wiesenfluren in der Marsch sieht man in der Nähe und Ferne mit Herden weidender Rinder bedeckt; von den entlegenen Weiden schimmern die bunten Rücken der Kühe und Ochsen noch wie Wiesenblümchen herüber. Wie die Viehherden, so erblickt man auch die Wohnungen der Leute weit und breit zer- streut. Sie liegen auf oft künstlich errichteten Hügeln von 10 bis 12 Fuß Höhe, die Wurten, auch Warfen, Warten, Worthen genannt werden, und die den Be- wohnern und allen ihren Habseligkeiten als Zufluchtsorte bei großen Ueberschwem- mungen dienen. Wie Burgen ragen diese Hügelwohnnngen aus dem Grasmeere hervor. Auf diese Wurten wird alles mit hinaufgezogen, was die Feuchtigkeit der Wiesengründe nicht verträgt, namentlich der Gemüsegarten. An ihren Ab- hängen werden Kohl und Rüben gebaut; im Sommer sind sie von dem in Blüte stehenden Senfsamen gelb gefärbt. Auch steht hier und da ein Baum auf dem Gipfel des Hügels neben dem Hanse. Sonst ist in der Marsch nirgend ein Busch oder Baum zu erblicken. Ueberall ziehen sich Deiche an-der Küste hin, welche das Land gegen die Meeresfluten schützen. Sie haben an manchen Stellen unten eine Breite von 160 Fuß und eine Höhe von 30 Fuß und sind mit Sielen versehen. Die Siele sind Oestnungen in den Deichen, durch welche das Wasser aus dem Lande zum Meere abfließt. Sie sind mit Thüren verschlossen, welche bei der Ebbe sich von selber aufthun, bei der Flut aber von dem anschwellenden Meerwasser wieder ge- schlossen werden. Weil die Deiche erhaben und daher trockener sind als das tief-

4. Vaterländisches Lesebuch für die Evangelische Volksschule Norddeutschlands - S. 286

1868 - Wiesbaden Schleswig Hannover : Schulbuchh. Schulze Jurany & Hensel
Aus der Erdkunde 34. Die Marschen an den Mündungen der Weser fia* und der Elbe. ie Ströme führen, besonders bei Ueberschwemmungen, fettes Erdreich aus dem Innern des Landes mit sich; dieses wird von dem Meere an die Küste geworfen und dort zu Inseln und fetten Schlammbänken auf- gehäuft. So sind die Marschen entstanden, von deren grünem Saume die ganze Nordseeküste Deutschlands umzogen ist. Die Marschen sind flach und scheiden sich dadurch scharf von dem übrigen, älteren festen Lande, das ihnen zum Anhaltspunkte dient, wie der Knochenbau dem Fleische. Die Marschbewohner nennen jenes höhere Land die Geest oder Gast, und der Unterschied von Geest und Marsch wird von ihnen immer besprochen, ja einem rechten Marschbauer zerfällt fast die ganze Welt in Geest und Marsch. Die Marsch ist viel fruchtbarer als die Geest; jene ist kahl und völlig waldlos, diese stellenweise bewaldet. Jene zeigt nirgend Sand und Heide, sondern Acker an Acker, Wiese an Wiese; diese ist heidig, sandig und nur stellenweise bebaut. Die Marsch ist von Deichen und schnurgeraden Kanälen durchzogen, ohne Quellen und Flüsie; die Geest hat Quellen, Bäche und Flüsse. Die weiten Wiesenfluren in der Marsch sieht man in der Nähe und Ferne mit Herden weidender Rinder bedeckt; von den entlegenen Weiden schimmern die bunten Rücken der Kühe und Ochsen noch wie Wiesenblümchen herüber. Wie die Viehherden, so erblickt man auch die Wohnungen der Leute weit und breit zer- streut. Sie liegen auf oft künstlich errichteten Hügeln von 10 bis 12 Fuß Höhe, die Wurten, auch Warfen, Warten, Worthen genannt werden, und die den Be- wohnern und allen ihren Habseligkeiten als Zufluchtsorte bei großen Ueberschwem- mungen dienen. Wie Burgen ragen diese Hügelwohnungen aus dem Grasmeere hervor. Auf diese Wurten wird alles mit hinaufgezogen, was die Feuchtigkeit der Wiesengründe nicht verträgt, namentlich der Gemüsegarten. An ihren Ab- hängen werden Kohl und Rüben gebaut; im Sommer sind sie von dem in Blüte stehenden Senfsamen gelb gefärbt. Auch steht hier und da ein Baum auf dem Gipfel des Hügels neben dem Hause. Sonst ist in der Marsch nirgend ein Busch oder Baum zu erblicken. Ueberall ziehen sich Deiche an der Küste hin, welche das Land gegen die Meeresfluten schützen. Sie haben an manchen Stellen unten eine Breite von 160 Fuß und eine Höhe von 30 Fuß und sind mit Sielen versehen. Die Siele sind Oeffnungen in den Deichen, durch welche das Wasser aus dem Lande zum Meere abfließt. Sie sind mit Thüren verschlossen, welche bei der Ebbe sich von selber aufthun, bei der Flut aber von dem anschwellenden Meerwasser wieder ge- schlossen werden. Weil die Deiche erhaben und daher trockener sind als das tief-

5. Schleswig-Holstein und Lauenburg - S. 5

1870 - Breslau : Hirt
Das Herzogthum Holstein.,. Ir finster, grau und undurchsichtig. Zwei Mal täglich weicht es bei der Ebbe zurück und breitet seinen geheimnißvollen Grund mit den Muscheln, Gesteinen und Seepslanzen aus; zwei Mal kehrt es auch bei der Fluth wieder und, wenn Stürme es peitschen, wirft es seinen ganzen Wogenschwall gegen die von Menschen aufgeführten Dämme und Deiche. Ganz anders ist die Ostsee, nämlich dunkelblau, durchsichtig bis auf den Grund, ohne Ebbe und Fluth, daher immer ruhig, wenn nicht Stürme sie aufregen. An der Nordsee zieht sich die Küste tief und gleichförmig hin, während an der Ostseite Meeres? blichten oder Busen, Föhrden genannt, tief in das Land eindringen. An der Westseite haben die Bewohner zum Schutze des Landes gegen die anstürmenden Meeresfluthen Deiche d. h. Dämme gebaut;, diese ziehen sich aber nicht ganz nahe am Wasser hin, sondern liegen ein Stück landeinwärts. Das Land, welches zwischen ihnen und dem Meere liegt, heißt das Land des Außendeickes. Es bildet eine weite Ebene, ohne Wald, ja ohne Baum, ohne Busch, ohne Berg und Thal und ohne Hügel, ohne See und ohne Bach. D» sieht man kein Haus, auch keine Hütte; aber Schaaren kreischender Seevögel umschwärmen'diese Grasebenen und Heerden Rindviehs schweifen weidend auf ihnen umher. Uebersteigt man dagegen den Deich, so ist es, als wenn man in ein aii^ deres Land einträte. Tie menschenleere Oede hat sich in ein reiches Frucht- gefilde, in eine liebliche Landschaft mit wohlhabenden Ortschaften verwandelt. Es ist die Marsch, welche wir vor uns haben. Schnurgrade Grüben durch- schneiden das Land und leiten das Wasser ab. Beet reihet sich an Beet, wie in einem Garten. Diese Felder sind mit Weizen, Gerste und Hafer bestellt; die Frucht steht so dicht und üppig, daß kaum ein Sonnenstrahl bis aus den Boden dringen kann. Andere Aecker sind mit Raps besät und neben ihnen ziehen sich Weiden mit Biehheerden von dem großen und ansehnlichen ostfrie- siscken Schlage. Hinter den Kanälen, die sich durch die Marsch hinziehen, liegen die blin- kenden Häuser einzeln oder zu Dörfern vereinigt. Aus den Dächern hat der Storch sein Nest. Gärten und Alleen umgeben die Gehöfte; Windmühlen, wohl 25 oder mehr in nicht weiter Entfernung von einander, drehen lustig ihre Flügel. In diese Fruchtauen ragen Vorgebirge hohen Landes hinein; an ihren Abhängen zeigt sich zum Theil Moor und Torf. Steigen wir aus der Marsch auf diese Hochebene herauf, so ist man wieder wie in eine neue Welt versetzt. Wir befinden uns nämlich auf dem Rücken, welcher sich in der Mitte Hol- steins von Süden nach Norden hinzieht. Ein Eichenwald und bald darauf eine unabsehbare Heide, nur in weiter Ferne ein einsames Hüttchen, ein paar einzeln stehende Halme in der Nähe der traurigen Wohnung: das ist das Bild des Geestlandes auf der einen Stelle, während auf andern sumpfige Gegenden mit Moor sich hinziehen. Da sind Torfhaufen aufgestellt. Weiter unterwärts sieht man pflanzenleere Sand wüsten, in welchen der Wind mit dem Boden spielt und heute hier, morgen dort einen langen Hügel auf- schüttet. Nadelholz zieht sich zwischen hin, und die Halmen des Sandbafers

6. Vaterländisches Lesebuch für die mehrklassige evangelische Volksschule Norddeutschlands - S. 344

1902 - Halle a.S. : Buchh. des Waisenhauses
344 58. Die Lüneburger H>eide. Gipfel des Hügels neben dem Hause. Sonst ist in der Marsch nirgends ein Busch oder Baum zu erblicken. Überall ziehen sich Deiche an der Küste hin, welche das Land gegen die Meeresfluten schützen. Sie haben an manchen Stellen unten eine Breite von 40 — 50 m und eine Höhe von 8 — 9 m und sind mit Sielen versehen. Die Siele sind Öffnungen in den Deichen, durch welche das Wasser aus dem Lande zum Meere abfließt. Sie sind mit Türen versehen, welche bei der Ebbe sich von selber auftun, bei der Flut aber von dem anschwellenden Meerwasser wie- der geschloffen werden. Weil die Deiche erhaben und daher trockner sind als das tiefliegende Land, so fahrt man gern auf ihrem Rücken hin, und daher bilden sich auf ihnen Wege; doch erlaubt man nicht überall, auf den Deichen zu fahren, weil die Wagen ihnen schaden. Um alle Marschwiesen und Marschäcker sind tiefe Gräben gezogen, um das Wasser aufzunehmen und abzuführen. Kohl. Das Wort „Geest" kommt vom nordfriesischen „Gast", das „unfruchtbar" bedeutet. „Marsch" ist ein niederdeutsches Wort; stammverwandt mit „Meer", bezeichnet es die feuchte Niederung, das aus dem Wasser abgelagerte, also völlig ebene Land. Der Name „Wurt" oder „Warft" ist abzuleiten von „werfen", „auswerfen".s 58. Die Lüneburger Heide. ^7>ie Lüneburger Heide liegt zwischen der Elbe und der Aller auf einem Land- rücken, der nach Nordwesten ins Herzogtum Bremen und nach Südosten durch die Altmark bis zur Elbe sich fortsetzt. Int weiteren Sinne rechnet man dazu auch die Heidefläche, welche sich südlich von der Aller bis an die frucht- baren Felder Kalenbergs und Hildesheims ausdehnt. Der höchste Punkt ist der 167 in hohe Wilseder Berg zwischen den Quellen der Seeve, Este und Wümme. Gegen die Elbe hin läuft der Landrücken in einzelne Höhen- züge aus, die an manchen Stellen, z. B. bei Harburg und Hitzacker, den von Norden kommenden Wanderer an die Vorgebirge des Harzes erinnern und schöne Fernsichten auf die zwischen ihnen liegenden Niederungen und die gesegneten Fluren der Elbe gewähren. Die Aussicht von dem Schwarzen- berge und der Haake bei Harburg gehört zu den schönsten der norddeutschen Ebene. Zur Aller senkt sich der Rücken durchweg sanft hinab. Die Lüneburger Heide gehört zu den unfruchtbarsten Gegenden Deutsch- lands; aber sie ist keineswegs eine so eintönige, wüste Fläche, wie die meisten Beschreibungen sie darstellen. An manchen Stellen, namentlich zwischen Eelle und dem Wilseder Berge, kann man allerdings einige Stunden wandern, ohne eine Wohnung und einen Menschen zu treffen; einzelne Dörfer liegen gleich Oasen in der öden Fläche, die nur hie und da einige verkrüppelte Föhren oder Birkengebüsche zeigt, zwischen denen eine Herde kleiner weißer oder schwarzer Schnucken sich zerstreut. Aber die mannshohe Heide ist überall verschwunden. An den zahlreichen Bächen und Flüssen ziehen sich natürliche und künstliche Wiesen wie grüne Bänder hinab; zahlreiche Dörfer liegen, von Feldern und Wiesen umgeben, in Erlengebüschen versteckt, oder von mächtigen Eichen überschattet. Ortschaften wie Fallingbostel, Osterholz und Scharnebeck lassen uns gänzlich vergessen, daß wir in der Heide sind. Nicht weniger

7. Vaterländisches Lesebuch für die mehrklassige evangelische Volksschule Norddeutschlands - S. 337

1888 - Halle a.S. : Buchh. des Waisenhauses
57. Die Lüneburger Heide. 337 Gipfel des Hügels neben dem Hause. Sonst ist in der Marsch nirgend ein Busch oder Baum zu erblicken. Überall ziehen sich Deiche an der Küste hin, welche das Land gegen die Meeresfluten schützen. Sie haben an manchen Stellen unten eine Breite von 40 — 50 m und eine Höhe von 8 — 9 in und sind mit Sielen versehen. Die Siele sind Öffnungen in den Deichen, durch welche das Wasser aus dem Lande zum Meere abfließt. Sie sind mit Thüren versehen, welche bei der Ebbe sich von selber aufthun, bei der Flut aber von dem anschwellenden Meerwasser wie- der geschlossen werden. Weil die Deiche erhaben und daher trockener sind als das tiefliegende Land, so fährt man gern auf ihrem Rücken hin, und daher bil- den sich auf ihnen Wege; doch erlaubt man nicht überall, auf den Deichen zu fahren, weil die Wagen ihnen schaden. Um alle Marschwiesen und Marschäcker sind tiefe Gräben gezogen, um das Wasser aufzunehmen und abzuführen. Im Sommer sind sie zum Teil trocken und voll Vieh, das darin grast. Kohl. Das Wort „Geest" kommt vom nordfriesischen „Gast", das „unfruchtbar" bedeutet. „Marsch" ist ein niederdeutsches Wort; stammverwandt mit „Meer", bezeichnet es die feuchte Niederung, das aus dem Wasser abgelagerte, also völlig ebene Land. Der Name „Wurt" oder „Warft" ist- abzuleiten von „werfen", „auswerfen". ie Lüneburger Heide liegt zwischen der Elbe und der Aller auf einem Land- rücken, der nach Nordwesten ins Herzogtum Bremen und nach Südosten durch die Altmark bis zur Elbe sich fortsetzt. Im weitern Sinue rechilet man dazu auch die Heidfläche, welche sich südlich von der Aller bis an die frucht- baren Felder Kalenbergs und Hildesheims ausdehnt. Der höchste Punkt ist der 167 m hohe Wilseder Berg zwischen den Quellen der Seeve, Este und Wümme. Gegen die Elbe hin lauft der Landrücken in einzelne Höhenzüge aus, die an manchen Stellen, z. B. bei Harburg und Hitzacker, den von Norden kommenden Wanderer an die Vorgebirge des Harzes erinnern und schöne Fern- sichten auf die zwischen ihnen liegenden Niederungen und die gesegneten Fluren der Elbe gewähren. Die Aussicht von dem Schwarzenberge und der Haake bei Harburg gehört zu deu schönsten der norddeutschen Ebene. Zur Aller senkt sich der Rücken durchweg sauft hinab. Die Lüneburger Heide gehört zu den unfruchtbarsten Gegenden Deutsch- lands; aber sic ist keineswegs eine so eintönige, wüste Flüche, wie die meisten Beschreibungen sie darstellen. An manchen Stellen, namentlich zwischen Celle und dem Wilseder Berge, kann man allerdings einige Stunden wandern, ohne eine Wohnung und einen Menschen zu treffen; einzelne Dörfer liegen gleich Oasen in der öden Fläche, die nur hie und da einige verkrüppelte Föhren oder Birkengebüsche zeigt, zwischen denen eine Herde kleiner weißer oder schwarzer Schnullen sich zerstreut. Aber die mannshohe Heide ist überall verschwunden. An den zahlreichen Bächen und Flüssen ziehen sich natürliche und künstliche Wiesen wie grüne Bänder hinab; zahlreiche Dörfer liegen, von Feldern und Wiesen umgeben, in Erlengebüschen versteckt, oder von mächtigen Eichen über- schattet. Ortschaften wie Fallingbostel, Osterholz und Scharnebeck lassen uns Vaterländisches Lesebuch. 22 57. Die Lüneburger Heide.

8. Vaterländisches Lesebuch für die mehrklassige evangelische Volksschule Norddeutschlands - S. 337

1883 - Halle a.S. : Buchh. des Waisenhauses
57. Die Lüneburger Leide. 337 Gipfel des Hügels neben dein Hause. Sonst ist in der Marsch nirgend ein Busch oder Baum zu erblicken. Überall ziehen sich Deiche an der Küste hin, welche das Land gegen die Meeresfluten schützen. Sie haben an manchen Stellen unten eine Breite von 40 — 50 in und eine Höhe von 8 —9 in und sind mit Sielen versehen. Die Siele sind Öffnungen in den Deichen, durch welche das Wasser aus dem Lande zum Meere abfließt. Sie sind mit Thüren versehen, welche bei der Ebbe sich von selber aufthun, bei der Flut aber von dem anschwellenden Meerwasser wie- der geschlossen werden. Weil die Deiche erhaben und daher trockener sind als das tiefliegende Land, so fährt man gern aus ihrem Rücken hin, nnb daher bilden sich auf ihnen Wege; doch erlaubt man nicht überall, auf den Deichen zu fahren, weil die Wagen ihnen schaden. Um alle Marschwiesen und Marschäcker sind tiefe Gräben gezogen, um das Wasser aufzunehmen und abzuführen. Jur Sommer sind sie zum Teil trocken und voll Vieh, das darin grast. Kohl. Das Wort „Geest" kommt vom nordfriesischen Gast, das „unfruchtbar" bedeutet. „Marsch" ist ein niederdeutsches Wort; stammverwandt mit „Meer" bezeichnet es die feuchte Niederung, das aus dem Wasser abgelagerte, also völlig ebene Land. Der Name „Wurt" oder „Warst" ist abzuleiten von „werfen", „auswerfen". 57. Die Lüneburger Heide. 1>ie Lüneburger Heide liegt zwischen der Elbe und der Aller auf einem Land- X rücken, der nach Nordwesteit ins Herzogtum Bremen und nach Südosten durch die Altmark bis zur Elbe sich fortsetzt. Im weitern Sinne rechnet man dazu auch die Heidfläche, welche sich südlich von der Aller bis an die frucht- baren Felder Kalenbergs und Hildesheims ausdehnt. Der höchste Punkt ist der 167 na hohe Wilseder Berg zwischen den Quellen der Sceve, Este und Wümme. Gegen die Elbe hin laust der Landrücken in einzelne Höhenzüge aus, die an manchen Stellen, z. B. bei Harburg und Hitzacker, den von Norden kommenden Wanderer an die Vorgebirge des Harzes erinnern lind schöne Fern- sichten auf die zwischen ihnen liegenden Niederungen und die gesegneten Fluren der Elbe gewähren. Die Aussicht von dem Schwarzenberge und der Haake bei Harburg gehört zu den schönsten der norddeutschen Ebene. Zur Aller senkt sich der Rücken durchweg sanft hinab. Die Lüneburger Heide gehört zu den unfruchtbarsten Gegenden Deutsch- lands; aber sie ist keineswegs eine so eintönige, wüste Fläche, wie die meisten Beschreibungen sie darstellen. An manchen Stellen, namentlich zwischen Celle und dem Wilseder Berge, kann man allerdings einige Stunden wandern, ohne eine Wohnung und einen Menschen zu treffen; einzelne Dörfer liegen gleich Oasen in der öden Fläche, die nur hie und da einige verkrüppelte Föhren oder Birkengebüsche zeigt, zwischen denen eine Herde kleiner weißer oder schwarzer Schnucken sich zerstreut. Aber die mannshohe Heide ist überall verschwunden. An den zahlreichen Bächen und Flüssen ziehen sich natürliche und künstliche Wiesen wie grüne Bänder hinab; zahlreiche Dörfer liegen, von Feldern und Wiesen umgeben, in Erlengebüschen versteckt, oder von mächtigen Eichen über- schattet. Ortschaften wie Fallingbostel, Osterholz und Scharnebeck lassen uns gänzlich vergessen, daß wir in der Heide sind. Nicht weniger als 30 Geviert- Vaterländisches Lesebuch. 22

9. Teil 3 - S. 55

1895 - Leipzig : Wunderlich
— 55 — nach Westen zu wandern, ein unfruchtbares Sandland an, genannt die ^ „Hohe Geest". Diese Landschaft gleicht der Lüneburger Heide. Be- - y schreibe! (Meist bäum- und schattenlos — weite mit Heidekraut bewach- sene Flächen — Hünengräber — zerstreutliegende Gehöfte, umgeben von dürftigen Äckern.) Nur wenige und dabei noch schlechte Wege führen durch die Geest. Gar oft wird der Wanderer, der auf ihnen fortschreitet, durch hohe Sandwehen aufgehalten, die der heftige und kalte Nordwest- wind aus dem feinen Flugsande der Heide ausgebaut hat. c. Der dritte Landstreifen besitzt fruchtbaren Thon- und Lehm- bodeu. Er zieht sich an der Küste der Ostsee entlang und wird von tiefen, oft weit ins Land hineinreichenden Buchten in eine Anzahl kleiner Halbinseln zerlegt. Zeige solche! Zeige die Buchten! Er trügt, ähnlich wie der westliche Teil der Halbinsel, ein freundliches Gepräge. Hier er- blickt das Auge bewaldete Hügel, blaue Seen, (Zeige!) fruchtbare Äcker und grüne Matten, auf denen große Herden Milchkühe grasen. Die Felder und Wiesen sind fast überall von Erdwällen umgeben. Auf diesen Erdwällen ziehen sich Hecken von Buchenstrauchwerk, Haselnußsträuchern, Flieder oder Schlehdorn hin. — Wiedergabe. Zur sachlichen Besprechung. a. Ordne die drei Landstriche nach ihrem Werte! (West- rand, Ostrand, Mitte.) b. Welchen Zweck haben die Deiche der Westküste? c. Welchen Zweck haben die mit Hecken geschmückten Erd- wälle der Ostküste? (Schutz vor Versandung. — Die Hecken liefern Holz.) Iii. Wie aber steht es weiter um die Bewässerung der Provinz? Die Karte giebt uns genügend Aufschluß. Was lehrt sie? {Sie zeigt, .daß die Bewässerung Schleswig-Holsteins eine sehr gute ist. Die Provinz wird ja im Osten und Westen vom Meere bespült. Im Osten reicht das Meer sogar in zahlreichen Buchten bis tief in das Land hinein. Weiter hat Schleswig-Holstein eine bedeutende Anzahl Seen auf- zuweisen. Die meisten derselben liegen im Osten der Halbinsel. Endlich besitzt die Provinz auch zahlreiche Flüsse. Allerdings haben die aller- meisten derselben nur einen kurzen Lauf und wenig Wasser. Der be- deutendste Fluß ist die schon vorhin erwähnte Eider.) Woher mag es kommen, daß die Flüsse der Halbinsel so kurz sind? (Geringe Breite der Halbinsel, daher wenig Raum zur Entwicklung!) Vergleiche die Flüsse, die in die Nordsee münden, mit denen, die zur Ostsee strömen! (Die in die Ostsee mündenden Flüsse sind weniger zahlreich und fast durchgängig kürzer.) Wie erklärst du dir dieses? (Der Landrücken im Osten der Halbinsel!) — Fasse zusammen, was wir über die Bewässerung der Halbinsel gefunden haben! Iv. Nachdem ihr Bodenbeschasfenheit und Bewässerung Schleswig- Holsteins kennen gelernt habt, könnt ihr mit Leichtigkeit selbst angeben.

10. Länderkunde Europas: Mittel- und Westeuropa unter besonderer Berücksichtigung Deutschlands - S. 38

1911 - Leipzig [u.a.] : Teubner
38 Das westelbische Tiefland: Geestland, besonders in der Lüneburger kleide. Im Sommer ist sie in ihrem „Purpur- mantel" des Heidekrautes von eigenartiger Schönheit. Ginster- und Wacholdersträucher, Birken und Biefern, auch Biefernwaldungen finden sich stellenweise, oft tritt aber nur der nackte Flugsand hervor, wo lehmiger Boden die Feuchtigkeit festhält, zeigt sich wohl auch eine üppigere Vegetation; an solchen Stellen und an Bächen und Flutzufern hat sich der Mensch angesiedelt. Der Anbau des Buchweizens, die Zucht der hartwolligen Schafe, Heidschnucken genannt, die honigernten und der Torfstich bilden seit alters die hauptnahrungsquellen dieses Gebietes. Neuerdings wird durch Aufforstung, durch Ver- besserung des Bodens auch dieses menschenarme Gebiet in höherem Matze nutzbar und bewohnbar gemacht. — vom Bande der Geest bis zu den schützenden Dämmen breitet sich die überaus fruchtbare waldlose Marsch aus. Ernst und friedsam, ein Bild der Be- häbigkeit, liegt sie da. Birschen- und Gemüsepflanzungen ziehen sich an der Llbmündung hin, während die Seemarschen überwiegend aus kurzrasigen, fetten wiesen milch- und fleischreiche Binder und kräftige Pferde nähren oder dem Getreidebau dienen, höher als die Marsch liegt zur Flutzeit meist die See. Die Flutwelle dringt in Elbe und Weser weit hinaus und macht deren Mündungen zu wertvollen Häfen, in denen ein gewaltiger Handel von und nach fernen Ländern sich abspielt. Auch der Fischfang lockt hier den Menschen auf die hohe See. Seehandel und Fischfang beeinflussen auch das Gewerbe in sehr starkem Matze. Zahlreiche Werften und andere Einrichtungen stehen damit in Verbindung. Auch werden schon hier vielfach die Bohstosfe verarbeitet, die von Übersee eingeführt werden. So werden Tabak und Zigarren hergestellt, in Mühlen wird der Beis geschält, und die Abfälle der Borkherstellung werden zu Linoleum weiter verarbeitet. Linkr der Elbe. Die Moorgebiete waren früher noch öder als die Heide, denn sie sind streckenweise völlig unwegsam, Heidekraut, vereinzelte Birken und Zwergkiefern sind die einzigen Spuren höheren Pflanzenlebens. Der verkauf des Torfes an die Bewohner der holzarmen Marsch brachte schon in alten Zeiten, wo die Bohlen noch nicht gebraucht wurden, den wenig zahlreichen Bewohnern einen kümmerlichen Verdienst. (Abb. 16.) Streckenweise wird noch heute eine wenig ergiebige Form des Ackerbaus, die Brandkultur, geübt. Die obersten, im Frühjahr ausgetrockneten Torfschichten werden abgebrannt, und in die noch warme Asche sät man Buchweizen. Bach fünf bis sechs Jahren muß das Land 30 Jahre brach liegen. Durch Entwässerung und Bodenverbesserung haben sich aber hier in neuerer Zeit größere, blühende Ackerbaugebiete gebildet. (B.-A. l 3 u. l 4.) Auch betreibt man die Torfgewinnung im großen. Viehzucht und Ackerbau in den ost- friesischen Marschen stehen auf sehr hoher Stufe. Der Iadebusen ist für den Handel bedeutungslos. Auch die Emsmündung mit dem Dollart steht weit hinter der Elb- und Wesermündung zurück. Die Deichbauten. Die erste Nutzung der Marschen ging vom Geestrande aus. Jahrhunderte mußten an den Deichen bauen, um ihnen die genügende höhe und Stärke zu geben. Nur durch den festen Zusammenschluß der Menschen mit einem streng ge- regelten Deichrecht war der Erfolg möglich (wer nicht will deichen, muß weichen; kein Deich ohne Land, kein Land ohne Deich; Spatenrecht). Die Wälle haben eine höhe von 6—6, ja bis 12 m, am Fuße sind sie bis 30 m breit, an der Brone 2—4 m. Zur Abschwächung der Flutwellen fallen sie nach außen sehr langsam ab, sie werden mit Basen oder Steinen „bestickt", an besonders gefährdeten Stellen, wo bei Dammbrüchen alles „auf dem Damm" war, werden noch besondere Schutzbauten angelegt. Ein ein-

11. Einführung in die Erdkunde, Länderkunde Mitteleuropas, insbesondere des Deutschen Reiches - S. 67

1910 - Leipzig [u.a.] : Teubner
Ii. Natur und Menschenwerk. 67 Geestland, besonders in der Lüneburger Heide. Im Sommer ist sie in ihrem „Purpur- mantel" des Heidekrautes von eigenartiger Schönheit. Ginster- und Wacholdersträucher, Birken und Riefern, auch Kiefernwaldungen finden sich stellenweise, oft tritt aber nur der nackte Flugsand hervor. Ivo lehmiger Boden die Feuchtigkeit festhält, zeigt sich wohl auch eine üppigere Vegetation; an solchen Stellen und an Bächen und Flußufern hat sich der Mensch angesiedelt. Der Anbau des Buchweizens, die Zucht der hartwolligen Schafe, heidfchnucken genannt, die honigernten und der Torfstich bilden seit alters die Hauptnahrungsquellen dieses Gebietes. Neuerdings wird durch Aufforstung, durch Ver- besserung des Bodens auch dieses menschenarme Gebiet in höherem Maße nutzbar und bewohnbar gemacht. — vom Rande der Geest bis zu den schützenden Dämmen breitet sich die überaus fruchtbare waldlose Marsch aus. Ernst und friedsam, ein Bild der Be- häbigkeit, liegt sie da. Kirfchen- und Gemüsepflanzungen ziehen sich an der Elbmündung hin, während die Seemarschen überwiegend auf kurzrafigen, fetten Wiesen milch- und fleischreiche Rinder und kräftige Pferde nähren oder dem Getreidebau dienen, höher als die Marsch liegt zur Flutzeit meist die See. Die Flutwelle dringt in Elbe und Weser weit hinauf und macht deren Mündungen zu wertvollen Häfen, in denen ein gewaltiger Handel von und nach fernen Ländern sich abspielt, fluch der Fischfang lockt hier den Menschen auf die hohe See. Seehandel und Fischfang beeinflussen auch das Gewerbe in sehr starkem Maße. Zahreiche Werften und andere Einrichtungen stehen damit in Verbindung, fluch werden schon hier vielfach die Rohstoffe verarbeitet, die von Übersee eingeführt werden. So werden Tabak und Zigarren hergestellt, in Mühlen wird der Reis geschält, und die Abfälle der Korkherstellung werden zu Linoleum weiter verarbeitet. Links der Elbe. Die Moorgebiete waren früher noch öder als die Heide, denn sie sind streckenweise völlig unwegsam, Heidekraut, vereinzelte Birken und Zwergkiefern sind die einzigen Spuren höheren Pflanzenlebens. Der verkauf des Torfes an die Bewohner der holzarmen Marsch brachte schon in alten Zeiten, wo die Kohlen noch nicht gebraucht wurden, den wenig zahlreichen Bewohnern einen kümmerlichen Verdienst. (Abb. 32.) Streckenweise wird noch heute eine wenig ergiebige Form des Ackerbaus, die Brandkultur, geübt. Die obersten, im Frühjahr ausgetrockneten Torfschichten werden abgebrannt, und in die noch warme Asche sät man Buchweizen. Nach fünf bis sechs Jahren muß das Land 30 Jahre brach liegen. Durch Entwässerung und Vodenverbesserung haben sich aber hier in neuerer Zeit größere, blühende Ackerbaugebiete gebildet. (B.-A. 51 u. 52.) Auch betreibt man die Torfgewinnung im großen. Viehzucht und Ackerbau in den oft- friesischen Marschen stehen auf sehr hoher Stufe. Der Iadebusen ist für den Handel bedeutungslos. Auch die Emsmündung mit dem Dollart steht weit hinter der Elb- und Wesermündung zurück. Die veichbauten. Die erste Nutzung der Marschen ging vom Geestrande aus. Jahrhunderte mutzten an den Deichen bauen, um ihnen die genügende höhe und Stärke zu geben. Nur durch den festen Zusammenschluß der Menschen mit einem streng ge- regelten Deichrecht war der Erfolg möglich (Wer nicht will deichen, muß weichen- kein Deich ohne Land, kein Land ohne Deich,- Spatenrecht). Die Wälle haben eine höhe von 5 6, ja bis 12 m, am Fuße find sie bis 30 m breit, an der Krone 2—4 m. Zur Abschwächung der Flutwellen fallen sie nach außen sehr langsam ab, sie werden mit Rasen oder Steinen „bestickt", an besonders gefährdeten Stellen, wo bei Dammbrüchen alles „auf dem Damm" war, werden noch besondere Schutzbauten angelegt. Ein ein-

12. Vaterländisches Lesebuch für die mehrklassige evangelische Volksschule Norddeutschlands - S. 313

1872 - Halle a/S. : Buchh. des Waisenhauses
313 steht hier und da ein Baum auf dem Gipfel des Hügels neben dem Hause. Sonst ist in der Marsch nirgend ein Busch oder Baum zu erblicken.? Ueberall ziehen sich Deiche an der Küste hin, welche das Land gegen die Meeres- fluten schützen. Sie haben an manchen Stellen sunten eine Breite von 40—50 M. und eine Höhe von 8—9 M. und sind mit Sielen versehen. Die Siele sind Oeffnungen in den Dei- chen, durch welche das Wasser aus dem Lande zum Meere abfließt. Sie sind mit Thüren verschlossen, welche bei der Ebbe sich von selber aufthun, bei der Flut aber von dem anschwellenden Meerwasscr wieder geschlossen werden. Weil die Deiche erhaben und daher trockener sind als das tiefliegende Land, so fährt man gern auf ihrem Rücken hin, und daher bilden sich ans ihnen Wege; doch erlaubt man nicht überall, auf den Deichen zu fahren, weil die Wagen ihnen schaden. Um alle Marschwicstn und Marschäckcr sind tiefe Gräben gezogen, um das Wasser aufzunehmen und abzuführen. Im Sommer sind sic zum Theil trocken und voll Vieh, das darin grast. 56. Die Lüneburger Heide. Die Lüneburger Heide liegt zwischen der Elbe und der Aller ans einem Landrücken, der nach Nordwesten ins Herzogthum Bremen und nach Südosten durch die Allmark bis zur Elbe sich fortsetzt. Im weitern Sinne rechnet man dazu auch die Hcidfläche, welche sich südlich von der Aller bis au die fruchtbaren Felder Kalenbergs und Hildesheims ausdehnt. Der höchste Punkt ist der 167 Meter hohe Wilseder Berg zwischen den Quellen der Seeve, Este und Wümme. Gegen die Elbe hin läuft der Landrücken in einzelne Höhenzüge ans, die an manchen Stellen, z. B. bei Harburg und Hitzackcr, den von Norden kommenden Wanderer an die Vorgebirge des Harzes erinnern und schöne Fernsichten auf die zwischen ihnen liegenden Niederungen und die gesegneten Fluren der Elbe gewähren. Die Aussicht von dem Schwarzenberge und der Haake bei Harburg gehört zu den schönsten der nord- deutschen Ebene. Zur Aller senkt sich der Rücken durchweg sanft hinab. Die Lüneburger Heide gehört zu den unfruchtbarsten Gegenden Deutschlands; aber sic ist keineswegs eine so eintönige, wüste Fläche, wie die meisten Beschreibungen sie darstellen. An manchen Stellen, namentlich zwischen Celle und dem Wilseder Berge kann man aller- dings einige Stunden wandern, ohne eine Wohnung und einen Menschen zu treffen; ein- zelne Dörfer liegen gleich Oasen in der öden Fläche, die nur hie und da einige verkrüppelte Föhren oder Birkengebüsche zeigt, zwischen denen eine Herde kleiner weißer oder schwarzer Schnucken sich zerstreut. Aber die mannshohe Heide ist überall verschwunden. An den zahlreichen Bächen und Flüssen ziehen sich Natürliche und künstliche Wiesen wie grüne Bän- der hinab; zahlreiche Dörfer liegen, von Feldern und Wiesen umgeben, in Erlengebüschen versteckt, oder von mächtigen Eichen überschattet. Ortschaften wie Fallingbostel, Osterholz und Scharnebeck lassen uns gänzlich vergessen, daß wir in der Heide sind. Nicht weniger als 30 Geviert-Meilen sind mit Wald bedeckt; einzelne Forsten haben eine beträchtliche Größe. Den Hauptbestand der Wälder bildet die Kiefer; aber wo Höhen oder Niederungen bessern Boden tragen, da ladet uns der Schatten glattstämmiger Buchen und schöner^ kräftiger Eichen ein. Von Hannovers berühmten Bäumen steht eine gute Anzahl in der Heide. In frühe- rer Zeit ist der Waldreichthum noch größer gewesen, wie das die in den Mooren liegenden Kiekern und die an vielen Stellen der Heide stehenden verkrüppelten Eichen beweisen. — Einen reichen Erwerb gewährt an vielen Stellen das Sammeln der Waldbecren. 1862 wurden allein auf der Eisenbahn 1563 Centner Heidelbeeren, 2752 Centner Kronsbeeren

13. Mittel- und Norddeutschland - S. 179

1906 - Dresden : Bleyl & Kaemmerer
— 179 — 31. Die westdeutschen Binnenlandschaften. Übersicht. Die westdeutschen Binnenlandschaften haben einen wesentlich andern Charakter als die Marschen. Sie liegen höher als diese und sind z. T. von flachen Bodenerhebungen durchzogen, die allerdings nur vereinzelt 100 in übersteigen. Vor allen Dingen aber fehlt ihnen die natürliche Fruchtbarkeit, die das Marschland auszeichnet. Große Strecken sind mit Mooren bedeckt, die nirgends sonst in Deutschland eine solche Ausdehnung haben. Das übrige Gebiet ist Geestland, ein meist magerer, sandiger Boden von geringer Frucht- barkeit. Weite Flächen lohnen nicht einmal den Anban und bilden ödes Heide- land. Kein andrer Landstrich Deutschlands ist von der Natur so kärglich aus- gestattet wie dieses Gebiet. a. Die Geestlandschaften, insbesondere die Lüneburger Heide. (Anschauungsmittel: L., die Lüueburger Heide; G. 109.) Allgemeines. Das Wort Geest bedeutet trocken, unfruchtbar. Ohne Zweifel weist die Bezeichnung auf den Gegensatz zu den fruchtbaren Marschländern hin. Der Boden ist meist sandig; vielfach fehlt jede Art der Humusschicht, und wo eine solche vorhanden ist, bleibt sie dürftig. Stellenweise findet sich sogar lockerer- Flugsand. Die Fruchtbarkeit ist darum gering; weite Strecken sind ödes Heideland, das keinen Anbau gestattet und vom Pfluge unberührt bleibt. Doch gibt es auch recht fruchtbare Gebiete, nämlich überall da, wo Lehm- boden zu Tage tritt, vor allem an den Niederungen der Bäche und Flüsse. Das beste Stück der Geest ist der Landstrich zu beiden Seiten der Weser von Minden bis hinab nach Bremen, wo selbst der Weizen vorzüglich gedeiht. Übrigens haben weite Landstriche der Geest in den letzten Jahrzehnten ein anderes Aussehen gewonnen. Durch Anwendung künstlicher Düngemittel, ins- besondere der phosphorhaltigen Thomasschlacke, und durch Vermischung des Bodens mit dem kalkreichen Mergel hat man die Fruchtbarkeit der Felder bedeutend erhöht, und große Flächen, die früher unbebaut dalagen, sind unter den Pflug genommen worden. Die Lüneburger Heide. Unter den Heidestrecken der Geest ist die größte die Lüneburger Heide. Sie liegt zwischen Elbe und Aller und bedeckt einen Flächenraum von mehr als der Hälfte der Provinz Westfalen (11000 qkm). Über 100 km weit erstreckt sie sich zwischen Lüneburg und Celle von N. nach S. und fast ebensolang von O. nach W., von Ülzen bis in die Gegend von Verden. Die Lüneburger Heide bildet den letzten Abschnitt des Südlichen Land- rückeus, liegt also höher als die angrenzenden Landschaften. Besonders deutlich tritt das hervor, wenn man sich ihr von N. nähert. Man erblickt dann die 12*

14. Bilder von den deutschen Nordseeküsten und aus dem westlichen Tiefland - S. 78

1885 - Leipzig : Spamer
78 Die Elbe und ihre Ufer von Hamburg bis zur Mündung. Warfen, Warten, Worthen genannt werden, und die den Bewohnern mit allen ihren Habseligkeiten als Zufluchtsorte bei großen Überschwemmungen dienen. Wie Burgen ragen diese Hügelwohnungen aus dem Grasmeere hervor. Auf diese Wurten wird alles mit hinaufgezogen, was die Feuchtigkeit der Wiesen- gründe nicht verträgt, namentlich der Gemüsegarten. An ihren Abhängen werden Kohl und Rüben gebaut; im Sommer sind sie von dem in Blüte stehenden Senf gelb gefärbt. Hier stehen auch meist Gruppen von Bäumen, die dem eigentlichen Marschland fehlen. Zum Schutze gegen Überschwemmungen sind die Marschen an der Küste entlang von hohen und sicheren Deichen begrenzt, die an manchen Stellen am Fuße eine Breite von 50 in haben, während die Höhe 10 in beträgt. Sie sind mit Sielen (Öffnungen) versehen, welche den Abfluß des Waffers aus dem Lande ge- statten, haben aber, um den Eintritt des Meerwassers zu verhindern, zugleich auch Thüren, die sich bei der Ebbe von selbst austhun, bei der Flut aber von dem anschwellenden Meerwasser eben so mechanisch wieder geschlossen werden. Diese fruchtbaren Marfchgeftlde lehnen sich stets an den Rand des höheren sandigen Landes, „Geest" genannt (vom plattdeutschen Worte „geest" oder „güst". das unfruchtbar oder nicht tragend bedeutet), an. oder lagern sich auch zum Teil auf ihm. Der Ausdruck Geest für derartiges Land tritt jedoch nur im Gegen- satze zu den von der Geest überall scharf abgegrenzten Niederungen der nörd- lich gelegenen Länder, zu Marsch und Moor auf; im deutschen Süden und Osten ist die Benennung Geest unbekannt. Dieser höhere, jetzt mit Heide, Wald oder Kornfeldern bedeckte Geestrand war also einst, wie hier und dort auch noch heute, das wirkliche Flußufer und zum Teil Dünenbildung. Deutlich sieht man noch heute vielen sanften, wellen- förmigen Geesthügeln am Rande der Heiden ihre ehemalige Dünengestalt an, und wo keine Marschen davor liegen, gehen diese am Meeresufer, wie z. B. in der Nähe von Cuxhaven, auch in wirkliche Dünen über. So sehen wir alle Marschen die minder fruchtbare Geest wie ein grüner üppiger Rand umgeben, in welchem die letztere mit mannigfachen Landzungen und Vorhügeln hinein- tritt. Zuweilen geschah es auch, daß eine allein stehende, weit vorgeschobene Düne rings vom fetten flüssigen Schlamm umflossen und so vom übrigen Geestland getrennt wurde, so daß man jetzt oft mitten aus der fruchtbarsten Marsch den dürrsten Sandboden hervorragen sieht. Am häufigsten aber liegt zwischen Marsch und Geest mehr oder minder breit noch ein Moorstrich, namentlich da, wo die Geest sich buchtenartig einwärts zieht. Wo dies aber der Fall nicht ist, grenzen beide Bodenarten oft so hart aneinander, daß man mit einem Fuße auf trockenem Sande und zugleich mit dem andern auf dem fettesten Marschboden stehen kann. Schon auf den ersten Blick tritt die unendliche Eigentümlichkeit der Marschländer und ihre Verschiedenheit von der benachbarten Geest aufs stärkste hervor. Die Geest ist hoch, wellenförmig und hügelig; die Marsch bildet eine fast mit dem Meeresspiegel gleichliegende, vollkommen ebene Fläche. Aus der Geest zeigen sich Wälder und Heiden, sie ist von Quellen und Bächen durch- rieselt, mit Geröll und zum Teil mächtigen Steinblöcken bedeckt; sie besteht aus leichtem Sandboden und ist nur in der Nähe der Dörfer, welche oft mehrere Stunden Weges auseinander liegen, bebaut. Alles das ist anders in der Marsch.

15. Mitteleuropa - S. 12

1911 - Bielefeld [u.a.] : Velhagen & Klasing
12 hat man die Meermarschen gegen die Sturmfluten gesichert. Die Deiche werden bei neuen Aufschwemmungen immer weiter in das Meer vorgeschoben. 2. Vas tiefgelegene Marschland ist überreichlich bewässert. Es besteht die Gefahr, daß es infolge der allzureichen Bewässerung versumpft. Darum leitet man durch zahlreiche Kanäle das Wasser der Marsch zum Meere. Da, wo die Kanüle ins Meer münden, befinden sich mächtige Tore. Zur Zeit der Ebbe werden sie durch den Druck der angesammelten Wassermassen geöffnet. Das Wasser ergießt sich ins Meer. Bon der Flut werden die Torflügel wieder geschlossen. 3. ver Marschboden besteht aus feinem Ton, Sand und den Resten von Seetieren. Er ist außerordentlich fruchtbar. Infolge der reichen Bewässerung und des milden Klimas sind die Marschen das beste Weideland Deutschlands. Ostfrieslands Kühe und Oldenburger Pferde sind weit berühmt. Aber auch der Ackerbau liefert in der Marsch überreiche Erträge. Die Bier- lande bei Hamburg versorgen diese Großstadt mit Gemüse und Blumen. Die Elbmarschen (Alte Land) sind das nördlichste Obstland unsres Erdteils. 4. Siedlungen. Die stattlichen Höfe der Marschbauern liegen in den Emsmarschen vielfach auf kleinen Erhöhungen, Wurten genannt. Die Bewohner der Meermarschen haben ihre Wohnungen meist am Rande der höher und darum trocken gelegenen Geest angelegt. 5. vie Bewohner der Marsch und der Inseln gehören dem alten, deutschen Stamm der Friesen an. Sie haben den Boden durch eisernen Fleiß dem Meere abgerungen und gegen die Gefahren des Meeres unermüdlich geschirmt. Da sie mit den Gefahren des Meeres von Kind an vertraut sind, geben sie für unsere Kriegs- und Handelsflotte gar treffliche Matrosen. An der Marsch haben Hannover, Oldenburg und Schleswig-Holstein Anteil. 2. Die sandige Geest und Heide. 1. Ausdehnung Wenden wir von den Deichen der Marsch den Blick nach Süden, so erblicken wir in der Ferne blau verschwimmende flache, wellige Hügel und Kuppen. Es ist das große westelbische Heidegebiet, das mächtigste Deutschlands. Bon der Niederelbe erstreckt es sich über Weser, Ems bis zu dem Marschlande Hollands. Im Süden reicht es an vielen Stellen bis zu den Bergen Mitteldeutschlands. Hin und wieder unterbrechen große Sumpfgebiete (Moore) und fruchtbare Strecken (Flnßufer) die eintönigen Sand- felder. Das größte, zusammenhängende Heidegebiet ist die Lüneburger Heide. 2. vie Lüneburger Heide. Die Lüneburger Heide ist ein sandiges Hügelland zwischen Elbe und Aller. Der Sandboden enthält wenig Nährstoffe. Er verwittert sehr schwer. Weil er das Wasser leicht durchläßt, fehlt den Pflanzen die nötige Feuchtigkeit. An einzelnen Stellen

16. Lehrbuch der Geographie - S. 419

1867 - Münster : Theissing
419 Besondere Geographie von Europa. bildet zum großem Theile Marschland, einen schweren Fruchtboden, wel- cher aus den erdigen, fruchtbaren Bestandtheilen gebildet ist, die von den Flüs- sen aus dem Innern des Landes mitgeführt, dann von der See zu Inseln und fetten Schlammbänken aufgehäuft und zuletzt von den Menschen durch Dämme gegen die Gewalt des Meeres geschützt und bebauet wurden. Seine Bestandtheile sind Thon, Lehm und Sand (Klei) und daneben Torf, Pflan- zentheile, Muscheln, Infusorien und allerlei thierische Ueberreste. Die Mar- schen an der Nordsee sind die nordfriesische (an Jütland, von Ñipen abwärts), das Land Eiderstadt, Dithmarschen, die Marschen von Krempe und Wilster, zwischen Glückstadt und Hamburg, dann das Land Hadeln, das alte Land, das Land Kedingen, das Land Stedingen, die Landschaft Jever n. a. Die Marschen sind höchst fruchtbar und lohnen reichlich den Fleiß der Bewohner; wenn aber das Meer, das beständig an den Dämmen brandet und seinen Schaum hoch aufspritzt, diese Hindernisse durchbricht und sich verheerend über das Land fortwälzt, dann sind die Wirkungen schrecklich, wie die Erfahrun- gen früherer Fälle lehren. Die vollkommen flache Marsch scheidet sich scharf von dem „höher gelegenen, hügeligen, fester gebildeten, meist trockenen, sandi- gen und weniger fruchtbaren Userlande", in welches sich die Marsch hinein- legt. Man nennt dieses Hügelland die Geest. Marsch und Geest, wiewohl neben und theilweise in einander, bilden in jeder Beziehung einen Gegensatz. „Die Marsch ist niedrig, eben und fruchtbar, die Geest hoch, uneben und minder fruchtbar; die Marsch ist kahl und völlig baumlos, die Geest stellen- weise bewaldet; die Marsch zeigt nirgends Sand und Haide, sondern ist ein ununterbrochen fetter, höchst fruchtbarer Erdstrich, Acker an Acker, Wiese an Wiese, die Geest ist reich au Saud und Haide, und nur stellenweise bebaut; die Marsch ist von Deichen eingeschlossen und von graden Kanälen durchzo- gen, aber ohne Quellen und Flüsse, die Geest hat Quellen und Bäche. Auch die Marschbewohner, größtenteils dem friesischen Volksstamme angehörig, ihre Le- bensweise und moralischen Eigenschaften haben ihr Eigenthümliches, wie es schon durch die Beschaffenheit ihrer Wohnstätten bedingt ist. Die Abtheilungen der Marschen, meist unregelmäßige Vierecke von 500—1000 Morgen Landes und darüber, heißen in Ostfriesland Polder, im N. der Elbe Köge. Einzelne Wohnungen findet man wohl innerhalb der Polder, Dörfer und größere Oer- ter sind dagegen meist auf der Geest an der Grenze der Marschen angelegt, weil es so den Bedürfnissen am besten entspricht. Aber noch jenseits der die Marschen schützenden Deiche gibt es weite flache Striche weichen Schlickgrundes, welche zur Zeit der Ebbe bloßgelegt und trocken werden, so daß man sie durchwaten kann, bei der Fluth aber vom Meere ganz bedeckt sind; man nennt diese Flächen Watt (von waten) oder Schonen. Das innere Gebiet endlich, welches zwischen dem Gebirgs- und dem Küstensaume mitten in ne liegt, ist von diesen sowohl durch seinen Boden, als durch seinen landschaftlichen Ausdruck wesentlich verschieden. Es enthält groß- ßentheils die Sand- (Geest-), Moor- und Haidestriche des norddeutschen Tief- 27*

17. Kl. 3 = (Oberkl.) 6. u. 7. Schulj - S. 281

1883 - Regensburg : Pustet
281 täglich weicht es bei der Ebbe zurück und legt seinen geheim- nisvollen Grund mit den Muscheln, Gesteinen ititb Seepflanzen bloß. Zwei mal kehrt es auch bei der Flut wieder und, wenn Stürme es peitschen, wirft es seinen ganzen Wogenschwall gegen die von Menschen aufgeführten Dämme ititb Deiche. Ganz anders ist die Ostsee, nämlich dunkelblau, durchsichtig bis auf den Grund, ohne Ebbe und Flut, daher immer ruhig, wenn nicht Stürme sie aufregen. An der Westseite haben die Bewohner zum Schutze des Landes gegen die anstürmenden Meeresfluten Deiche, d. h. Dämme gebaut. Diese ziehen sich aber nicht ganz nahe am Wasser hin, sondern liegen ein Stück landeinwärts. Weil sie erhaben sind, so sind sie auch trockener als die tiefliegenden Marschen und man legt daher auf ihrem Rücken Wege au. Die Wagen, Fußgänger und Reiter auf denselben gewähren in der Ferne einen eigentümlichen Anblick. Sie sehen ge- spenstisch aus, und man begreift, warum die Marschbewohner so oft Gespenster auf den Deichen wandeln sehen. Das Land, welches zwischen diesen Dämmen und dem Meere liegt, bildet eine weite Ebene, ohne Wald, ja ohne Baum, ohne Busch, ohne Berg und Thal und ohne Hügel, ohne See und ohne Bach. Da sieht man weder ein Haus noch eine Hütte. Aber Scharen kreischender Seevögel um- schwärmen diese Prasebenen, und Rindviehherden schweifen weidend auf ihnen umher. Übersteigt mail dagegen den Deich, sv öffnet sich dem Blicke ein ganz anderes Land. Die menschen- leere Öde hat sich in eine liebliche Landschaft mit wohlhabenden Ortschaften verwandelt. Es ist die Marsch, welche wir vor uns haben. Beet reihet sich an Beet, wie in einem Garten. Die Felder sind mit Weizen, Gerste und Hafer bestellt. Die Frucht steht so dicht und üppig, daß kaum ein Sonnenstrahl auf den Boden dringen kann. In diese Fruchtauen ragen Vorgebirge hohen Landes hinein. Steigen wir aus der Marsch auf diese Hochebene, so ist man wieder wie in eine neue Welt Zersetzt. Ein Eichenwald und bald darauf eine unabsehbare Heide, nur in weiter Ferne ein einsames Hüttchen, ein paar einzeln stehende Halme in der Nähe der traurigen Wohnung: oas ist das Bild des Geestlandes auf der einen Stelle, während auf andern sumpfige Stellen mit Moor sich hin- gehen. *

18. Teil 3b = 9. Schulj - S. 151

1912 - Halle a.S. : Schroedel
151 deutschen Süden und Osten ist die Benennung Geest unbekannt, überall in Niedersachsen aber bezeichnet man durch sie die ganze norddeutsche san- dige Diluvialebene bis an die Berge. In den Marschen selbst nennt man alles schlechtweg Geest, was nicht Marsch oder Moor ist, und mancher Bauer meint daher auch steif und fest, die ganze Welt, seine fruchtbare fette Heimat ausgenommen, sei nur magere bemitleidenswerte Geest. Dieser hohe, jetzt mit Heide, Wald oder Kornfeldern bedeckte Geest- rand war also einst, wie hier und dort auch noch heute, das wirkliche Flutz- ufer. So sehen wir alle Marschen die minder fruchtbare Geest wie ein grüner üppiger Rand umgeben, in welchem die letztere mit inannigfachen Landzungen und Vorhügeln hineintritt. Von: Herzogtum Bremen ist da- her der alte gute Vergleich entstanden, daß es wie ein schlechter Mantel sei mit goldener Kante besetzt, oder gar wie ein magerer Pfannkuchen mit leckerem Rande. Zuweilen geschah es auch, das; eine alleinstehende, weit vorgeschobene Sandhöhe rings vom fetten flüssigen Schlamm umflossen und so vom übrigen Geestrande getrennt wurde, so das; man jetzt oft mitten aus der fruchtbarsten Marsch den dürrsten Sandboden hervorragen sieht, gleich- sam wie ein magerer Braten aus fetter Brühe. Am häufigsten aber liegt zwischen Marsch und Geest, mehr oder min- der breit, noch ein Moorstrich, namentlich da, wo die Geest sich buchten- artig einwärts zieht. Wo das aber der Fall nicht ist, grenzen beide Boden- arten oft so hart aneinander, das; man mit einem Fuße auf trocknem Sande und zugleich mit dem andern auf dem fettesten Marschboden stehen kann. — 2. Schon auf den ersten Blick tritt die unendliche Eigentümlichkeit der Marschländer und ihre Verschiedenheit von der benachbarten Geest aufs stärkste hervor. Die Geest ist hoch, wellenförmig und hügelig; die Marsch bildet eine fast mit dein Meeresspiegel gleichliegende, vollkommen ebene Fläche. Auf der Geest zeigen sich Wälder und Heiden, sie ist von Quellen und Bächen durchrieselt, mit Geröll und zum Teil mächtigen Steinblöcken bedeckt; sie besteht aus leichtem Sandboden und ist nur in der Rühe der Dörfer, welche oft mehrere Stunden Weges auseinander liegen, bebaut. Alles das ist anders in der Marsch. Diese hat keine Quellen, keine Wälder, keine Heiden, keine Sandflächen, man findet sogar nicht einen einzigen Stein in ihr, es sei denn, das; er durch Menschen hergeführt wäre. Die Marsch ist eine einzige weite, grüne, fruchtbare und fast bauuüose Ebene. Wild wenigstens wächst nicht ein einziger Baum, nur in den Dörfern an den Gehöften und Wegen hat man sie gepflanzt. Aber kein Fleck ist da, der unbenutzt geblieben wäre. Weide reiht sich an Weide, Acker an Acker, schnurgerade Wege, Kanäle und Gräben durchschneiden nach allen Rich- tungen das mit zahlreichen Dörfern und stattlichen Einzelgehöften besetzte

19. Vaterländisches Lesebuch für die mehrklassige evangelische Volksschule Norddeutschlands - S. 62

1902 - Halle a.S. : Buchh. des Waisenhauses
62 Zi. Anblick Schleswig-Holsteins. dehnt. So liegt das kleine Neustadt mit seinem vortrefflichen Hafen, das aufblühende Kiek mit feinem herrlichen, von Kriegs-und Handelsschiffen belebten und stark befestigten Kriegs- hafen, das kleine Eckernförde, das ländliche, an Gärten reiche Schleswig mit dem Schlöffe Gottorp und dem mächtigen Dom, das durch den Heringsfang berühmte Kappeln, das stattliche, von steilen Höhen eingeschlossene, belebte Flensburg, das an Seeen, Meeresarme und Buchenhaine sich traulich anschmiegende Schloß Gravenstein, das waldumgebene Apen- rade, das geräumige Hadersleben mit der herrlichen Marienkirche zwischen einer grünen Hllgelreihe und der schmalen Verlängerung einer Föhrde. 2. Der mittlere Landstrich. dieser, die sogenannte hohe Geest nebst der westlichen Heideebene oder Vorgeest, ist ein hochgelegener, iin Osten mehr hügeliger, im Westen sanft gewellter, oft völlig flacher Landrücken, der durch beide Herzogtümer von Norden nach Süden, doch der Ostküste am nächsten streicht und die Wasserscheide zwischen den der Ost- und Nordsee zuströmenden Flüssen bildet. In der Mitte zwischen Schleswig, Eckernförde und der früheren (bis 1852) Festung Rendsburg an der Eider steigt er in den nach den Glashütten (1680) genannten Hüttener Bergen zu einer ansehnlichen Berglandschaft, die sich in dem Aschberg und dem Scheelsberg mehr als 100 m über den Meeresspiegel erhebt. In Holstein erreicht er bei Bornhöved seine bedeutendste Höhe, und auf ihm haben auch alle größeren Flüsse (Stör, Schwentine, Trave) ihren Ursprung. In einer längst verschwundenen, vorgeschichtlichen Zeit stellenweise mit Waldungen bedeckt, deren Überreste (Espen, Kiefern und Föhren) noch in zahlreichen Mooren der Heide erhalten sind, trägt er jetzt nur noch geringe Überbleibsel derselben (z. B. Birken), ist durchaus bäum- und schattenlos geworden, unabsehbar von Heidekraut überzogen und besteht nieist aus Sand, unfruchtbarer, blauroter Ahlerde und Moorboden. Ackerbau und einigermaßen fruchtbare Strecken finden sich am meisten noch in den östlichen Hügelgürteln der Heide. Dagegen macht die mehr westlich gelegene flache Gegend, die höchstens durch ein Hünengrab oder eilten kleinen Berg von Flugsand hier und da unterbrochen wird, den traurigsten Eindruck. Umsonst suchen wir große Güter uitd stattliche Gehöfte; vielmehr wird oft stundenlang kein Dorf sichtbar, nur hin und wieder eine Hütte mit wenigem und magerem Vieh. So sind zu erwähnen die großen Heiden mit gewaltigen Mooren bei Segeberg und Neuniünster (Hoheide) und die noch ausgedehnteren an der Straße von Flensburg nach Tondern oder von Hadersleben nach Lügumkloster. Nicht überall jedoch ist die hohe Geest eine so trostlose Wüste, lvie sie dem Fremden erscheint, der mit der Eisenbahn durch die verhältnismäßig unbewohntesten und unbebautesten Strecken unseres Landes fährt. Wo irgend ein lebendiges Wasser, ein Fluß oder Bach, der aus den schöneren Gegenden von Osten herkonnnt, durch die Heide rinnt und eine Vertiefung an den Ufern vor dem kalten Nordwestwind geschützt ist, da ist es der neueren Landwirtschaft und der Ausdauer des Volkes gelungen, die Wüste in ein stellenweise fruchtbares Land umzuwandeln. In dieser Beziehung kommen immer weitere Distrikte unter den Pflug. Bor allem ist hier die Umgegend von Neumünster, dem Knotenpunkt der schlestvig-hol- steinischen Eisenbahnen (seit 1844), und von Rendsburg zu erwähnen, wo ebenso wie an den Küsten der schleswigschen Heiden in den letzten Jahrzehnten eine bedeutende Fläche Landes „urbar gemacht ist. Übrigens sind diese Heiden ein geschichtlich wichtiger Teil des Landes, denn sie sind seine Schlachtfelder seit einein Jahrtausend. Hier liegt das Danevirk, der Margaretenwall, der Kograben, hier liegen Bornhöved und die Loheide, hier das ans dem Jahre 1850 wohlbekannte, seit 1869 mit einem Denkinal geschmiickte Jdsted, sowie Overselk (Königshügel mit seinem Denkmal) und Översee, die Siegesstätten der Österreicher im Jahre 1864. 3. Die Marsch. Än den westlichen Rand der Geest schließt sich das von furchtbaren Sturmfluten oft heimgesuchte (1362, 1634, 1825) Gebiet der von Gräben und Kanälen durchschnittenen Marschen (= Meerland). Mächtige Deiche schützen diesen von der Geest scharf abgegrenzten, durchschnittlich 10 im breiten und von Hoher bis weit über Glückstadt herabreichenden

20. Schulj. 4 - S. 37

1912 - Braunschweig : Hafferburg
— 37 — der Lüneburger Heide, die zwischen Unterelbe und Aller liegt, und aus großen Mooren, die sich besonders im Flußgebiete der Ems vorfinden. Die Lüneburger Heide bildet eine wellige, sandige Flüche. Weite Heideflächen wechseln mit Kiefernwäldern und Mooren. Wo aber ein Heidebach fließt, da breiten sich freundliche Dörfer aus. In den letzten Jahrzehnten sind durch große Anpflanzungen und durch Bewässerungsanlagen weite, einst unfruchtbare Flächen in Kiefernwald und ergiebige Wiesen verwandelt. Die Moore waren einst stehende Gewässer. Sumpfmoos und andere Wasserpflanzen haben im Laufe der Jahrtausende die Gewässer in einen gewaltigen Morast, in die Moore verwandelt. Heute gewinnt man aus ihnen den Torf, der in der holz- und kohlenarmen Küstengegend als Heizmaterial dient. Den Nordrand der westelbischen Tiefebene bildet die Nordseeküste mit ihren Deichen und Marschen. Die Nordsee dringt im Dollart und Jadebusen in das deutsche Tiefland ein. Ihr Wasser hat einen bittersalzigen Geschmack und ist daher nicht trinkbar. Zweimal täglich steigt und fällt das Wasser der Nordsee, wie das der Meere überhaupt. Das Steigen nennt man Flut, das Sinken Ebbe. Zur Zeit der höchsten Flut ist das Wasser 1—3 m höher als zur Zeit der Ebbe. Die sturmreiche Nordsee ist den Schiffern sehr gefährlich. (Nord = Mordsee.) Deshalb sind längs der Küste zahlreiche Rettungsstationen errichtet. Die deutsche Nordseeküste ist durchweg recht flach. Sie hat deshalb viel von den andringenden Wogen zu leiden gehabt, und häufig sind große, fruchtbare Gebiete vom Lande fortgerissen worden. So bilden die Friesischen Inseln den ehemaligen Rand des Festlandes, der durch das Meer zerrissen wurde. Jetzt sind zum Schutze gegen die wilden Wogen 5—10 m hohe Dämme oder Deiche errichtet. Das Gebiet zwischen den Deichen und den Friesischen Inseln heißt das W a t t. Zur Flutzeit ist es ein Teil des Meeres, zur Zeit der Ebbe tritt das Land hervor. Hinter den Deichen landeinwärts liegen die M a r s ch e n. Sie bestehen aus fruchtbarer Erde, die vom'meere angeschwemmt ist. Üppige Getreidefelder wechseln hier mit weitausgedehnten Wiesen, die von großen Rinderherden belebt sind. Auf künstlichen Erhebungen liegen die Dörfer und Gehöfte. — Den Übergang von der Marsch zur Heide bildet die Geest, die teils aus unfruchtbarem Sand-, teils aus fruchtbarem Lehmboden besteht. Klima. Die feuchten Westwinde führen zahlreiche Niederschläge herbei; außerdem mildert das Meer im Sommer die Hitze, im Winter die Kälte. Die westelbische Tiefebene hat daher mäßig warme Sommer und mäßig kalte Winter.