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1886 -
Halle a. S.
: Buchh. des Waisenhauses
- Autor: Wagner, C.
- Auflagennummer (WdK): 6
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schultypen (WdK): Niedere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 1 – Primarstufe, Klassen 1 – 4/6
- Regionen (OPAC): Hessen-Nassau, Waldeck
- Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
- Geschlecht (WdK): koedukativ
— 40 —
23. Kreis Schmalkalden. 317 qkm. 31100 Ew. ^Schmalkalden
im engen Thale am Zusammenflusse der Stille und Schmalkalde mit 6500 Ew.,
welche sich fast nur durch Gewerbebetrieb — Anfertigung von Eisenwaren —
ernähren. Amtsgericht. (Schmalkalder Bund 1531, Schmalkalder Artikel 1537.)
Vierlinge Orgelkomponist, und Wilhelm, Komponist der „Wacht am Rhein." Herges,
Dorf, in dessen Nähe der Stahlberg, mit dem bedeutendsten Eisenbergwerk
des Thüringer Waldes — „die Brotkammer Schmalkaldens" — liegt. An der
Quelle der Schwarza, welche zur Hasel fließt, liegt der Marktflecken Stein-
bach-Hallenberg mit fast 3000 Ew. am Fuße der auf steilen Felsen thronen-
den Ruine Halleuberg (Kauzlar Grund). Amtsgericht. Brotterode, Flecken
nlit 2700 Ew., nahe am Jnselsberge 564 in hoch; Amtsgericht. Lebhafter Han-
del mit Schmalkalder Eisenwaren, Tabak, welcher hier fabriziert wird—„Brotte-
rode Kneller" —, Leder, Wein u. s. w. Hier beginnt das malerische Thal
der Truse. Über dem Dorse Elmenthal liegt im Westen die Mommel mit
ihren Eisenbergwerken, („die Brotkammer Schmalkaldens.") Jni fruchtbaren Thale
der Werra liegt der Flecken Herrenbreitungen mit Amtsgericht. Gipsbrüche;
Tabaksbau. Barchfeld a. d. Werra, Flecken mit 1800 Ew., Sitz des Landgrafen
von Hessen-Philippsthal-Barchfeld. Fruchtbar, Tabaksbau.
Der Kreis ist über die Hälfte mit Wald bedeckt, der jetzt zum größten
Teile dem Herzog von Sachsen-Koburg-Gotha gehört.
Die Schmalkalder sind ein kräftiger, schöner Menschenschlag, ein biederes und
fröhliches Volk, höchst betriebsam und von „eisernem Fleiße." Wohin man geht, sieht
man die Esse glühen und die Hütten dampfen, hört man das Hämmern in den Werkstät-
len und das gewaltige Pochen der Eisen- und Stahlhämmer. Reinlichkeit ist ihm beson-
ders eigentümlich; auch liebt er schöne Blumen, welche seine Fenster zieren. Wie der
Bewohner des Thüringer Waldes überhaupt, so zeichnet sich auch der Schmalkalder durch
Sinn für Musik aus. Er liebt es, daß seine „Gottesdienste durch Musik verherrlicht wer-
deu, und nicht selten kommt es vor, daß Leute, welche die ganze Woche den Hammer
geführt, am Sonntage im Gotteshause dem Herrn auf Saiteu spielen.
24. Kreis Nutteln. 454 qkm. 39 950 Ew. * Rinteln am linken
Ufer der Weser (12 Meilen von Cassel) mit 4180 Ew., welche Ackerbau, Handel
(besonders mit Leinen) und Flußschiffahrt treiben. Eisenbahnstation. Gymna-
sium mit Realklassen; Amtsgericht. Hatte seit 1621 eine Universität, welche
1810 aufgehoben wurde. — (Stegmannn, der Dichter des schönen Liedes: „Ach
bleib mit deiner Gnade", war hier Professor.) Schöne Kirche. Möllenbeck, Dorf
mit ehemaligem Kloster, dessen Einkünfte seit der Reformation zur Unterstützung
armer Studierender der Universität Marburg verwendet werden; sehenswerte Kirche.
Exten, Dorf in der Weserebene a. d. Exter, Messerfabrik. Am rechten Weser-
ufer liegt das Dörfchen Todenmann („To-den-Mann") unter dem Papenbrink,
einem der letzten bedeutenden Weserberge, von welchem man eine herrliche Aus-
sicht auf die unübersehbare norddeutsche Ebene hat. Tie Schaum bürg, altes
Schloß auf den Weserbergen mit entzückender Aussicht, welches der „Grafschaft
an der Weser" den Namen gegeben. Oldendorf, Stadt am rechten Weserufer
mit 1300 Ew.; Ackerbau; Leinwandhandel, Amtsgericht. (Hier wurde zuerst
in der Grafschaft die Reformation eingeführt.) In der Nähe das Schlachtfeld
Jdistavisus, und zwischen hier und Segelhorst, einem Dorf unter dem Süntel,
wurde 16 33 der kaiserliche General von Merode von den Hessen, Braunschwei-
gern und Schweden besiegt. (Der Rittmeister Kurt Mai er, der vormals in Segel-
Horst als Schäfer gedient Halle, führte die Reiterei des Herzogs von Braunschweig auf nur
1905 -
Frankfurt a. M. Leipzig
: Neumann Kesselring
- Autor: Wollweber, Valentin
- Hrsg.: ,
- Auflagennummer (WdK): 6
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schultypen (WdK): Niedere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Regionen (OPAC): Kassel, Hessen-Nassau
- Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
- Geschlecht (WdK): koedukativ
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vorzüglichem Eisen, dessen Gewinnung und Verarbeitung die meisten Bewohner
ernähren muß. Das Gestein des Thüringerwaldes ist hauptsächlich Porphyr
und Granit.
7. Eine Fortsetzung des Thüringerwaldes bildet das auf der rechten
Seite der Werra hinziehende Eichsfeld. Dieses Gebirge besteht wie das
Ringgaugebirge aus Kalk- In Hessen liegt nur der steil abfallende Rand
des Eichsfeldes, welcher hoch und rauh ist. Als höchsten Punkt merken
wir uns die Goburg (570 in).
8. Zu beiden Seiten der Weser breitet sich bis in den Kreis Rinteln
hinab das nicht hohe Weserbergland aus. Den Kreis Rinteln durchziehen
folgende bewaldete und schöngeformte Bergketten: die Weserberge mit der
aussichtsreichen Paschenburg (360 m über dem Meere), der Suntel, der
Deister und der Bückeberg. Letzterer ist reich an Steinkohlen und vor-
züglichen Sandsteinen.
ß. Gewässer (Slllffe, Bäche und Teiche), Lbenen und Täler.
Die meisten Gewässer unseres Regierungsbezirks nimmt der Weser-
ström auf. Derselbe ergießt sich nach einem langen, nördlich gerichteten
Lause ins Meer. Die Weser entsteht bei der hannoverschen Stadt Münden
durch die Vereinigung der beiden Quellflüsse Werra und Fulda.
Der längere und eigentliche Quellfluß der Weser ist die Werra. Ihr
Lauf hat im allgemeinen eine nordwestliche Richtung. Die Werra ent-
springt auf dem Thüringerwald in einer Höhe von 780 in- Dieselbe
durchfließt zwischen Thüringerwald und Rhön ein meist enges Tal unv
bildet hier auf eine kurze Strecke die Grenze des Kreises Schmalkalden.
Weiterhin durchbricht sie das Gebirge und fließt in vielen Windungen
zwischen dem Hessischen Berglande (links) und dem Thüringerwald und Eichs-
seld (rechts) hin. Bald bildet sie die Grenze, bald durchfließt sie unsern
Bezirk. Bei dem Städtchen Wannfried betritt sie den nordöstlichen Teil
unfers Bezirks und verläßt ihn wieder kurz vor ihrer Vereinigung mit
der Fulda. Steile und felsige Berge engen ihr Tal öfters ein. An
mehreren Stellen aber finden sich milde und fruchtbare Talweitungen.
So liegt die Stadt Eschwege in einer weiten Talebene. Das Werratal
gehört zu den schönsten Landstrichen Kurhessens. In demselben liegen
blühende Städte und Dörfer, auf deu Höhen zahlreiche Burgen und Schlösser.
Von deu Zuflüssen der Werra merken wir uns nur diejenigen, welche
den Regierungsbezirk Kassel durchfließen. Von rechts eilen der Werra
vom Thüringerwald die Schmalkalde und Trnse zu; sie durchfließen den
Kreis Schmalkalden. Letztere hat ihre Quelle am Jnselsberg und bildet
ein malerisches Tal.
Die linken Zuflüsse der Werra sind: die Ulster, Wehre und Gelster.
Das Flüßchen Ulster quillt auf der Hohen Rhön, durchströmt ein tiefes.
1905 -
Frankfurt a. M. Leipzig
: Neumann Kesselring
- Autor: Wollweber, Valentin
- Hrsg.: ,
- Auflagennummer (WdK): 6
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schultypen (WdK): Niedere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Regionen (OPAC): Kassel, Hessen-Nassau
- Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
- Geschlecht (WdK): koedukativ
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Gebirge enthält Eisen und Braunkohlen. Fast seine ganze Oberfläche ist
Waldboden.
Die Entstehung des Reinhardswaldes (Sage).
Es lebte einmal ein Graf Reinhard, dem alles Land, alle Dörfer und Städte
zwischen der Diemel und Weser gehörten. Er war ein arger Spieler. Eines Abends,
als er beständig verlor, setzte er zuletzt seine Grafschaft aufs Spiel. Die Würfel ent-
schieden auch diesmal zu seinem Unglück; Graf Reinhard war mit einem Wurfe ein
armer Mann geworden. Da erdachte er eine List, den Gegner um das Land zu
bringen. Er bat denselben, daß er ihn noch einmal säen und ernten lassen möge.
Die Bitte wurde ihm gewährt. Der Graf ließ nun alle Dörfer niederbrennen, die
Einwohner wegtreiben und überall Waldsamen ausstreuen. Daraus ist der Reinhards-
wald aufgewachsen. Der glückliche Gewinner aber würde noch heute auf die Ernte
warten, wenn er nicht längst gestorben wäre. An vielen Stellen des Waldes sind
noch Furchen und andere Spuren der Äcker sichtbar.
Das Hessische Bergland, besonders der Teil zu beiden Seiten der
Fulda, besteht größtenteils aus Sandstein. Im Nordosten zu beiden Seiren
der Werra ziehen Kalksteinmassen hin. Im Westen finden sich auch Grau-
wacke und Tonschiefer. Zwischen diesen Gesteinen tritt vielfach Basalt
aus. Derselbe bildet ganze Gebirge und viele Kuppen z. B. das Knüll-
gebirge, den Habichtswald, Meißner, Hirschberg und Bilstein.
5. In dem westlichsten Teile unseres Regierungsbezirks finden wir
Ausläufer des Rothaar- oder Notlagergebirges, die sich bis zur Lahn und
zum Burgwald erstrecken. Das Rothaargebirge breitet sich größtenteils in
Westfalen aus. Es ist sehr rauh. Ein hervorragender Berg ist der Edcr-
köpf. Der nördliche Teil des Gebirges ist der höchste und rauheste; er
heißt die Hochebeue von Winterberg. Hier erhebt sich der Kahle Astenberg
830 m hoch.
6. Den Kreis Schmalkalden durchzieht der Thiiringerwald. Er bildet
mit seinen höchsten Erhebungen einen Rücken oder Kamm, welcher von Süd-
osten nach Nordwesten zieht. Auf demselben führt ein alter fahrbarer
Weg, der Rennstieg oder Rennweg hin. An der Nordgrenze des Kreises
Schmalkalden erhebt sich der Jnselsberg. Sein Gipfel ragt manchmal,
wenn Nebel das Gebirge umzieht, gleich einer Insel aus dem Nebelmeer
hervor. Der Jnselsberg, 915 in hoch, ist zwar nicht der höchste, aber der
berühmteste und besuchteste Berg des Thüringerwaldes. An herrlicher Aus-
ficht übertrifft ihn keiner. Man überblickt von seinem kleinen, kahlen Gipfel
den schönsten Teil des Gebirges. Auf der Spitze stehen zwei Gasthäuser,
davon das eine auf preußischem Boden. Der Thüringerwald ist eines
der schönsten deutschen Gebirge. Große prachtvolle Wälder, meist ernste
Tannenwälder, bedecken seine Oberfläche. Die vielen schönen Täler sind
tief eingeschnitten und haben steile, mit malerischen Felsen geschmückte Ab-
hänge. Sie enthalten herrliche Wiesengründe, aber sehr wenig Ackerboden.
Dafür bietet im Kreise Schmalkalden das Innere der Erde große Schätze an
1881 -
Rodenberg
: Selbstverl. des Verf.
- Autor: Schneider, Emil
- Hrsg.: ,
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schultypen (WdK): Niedere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Volksschule
- Regionen (OPAC): Rinteln, Schaumburg, Kassel
- Inhalt Raum/Thema: Heimatkunde
- Geschlecht (WdK): koedukativ
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Nw. vom Meißner liegt der kohlen- und thonreiche Hirschberg und in dem Winkel
zwischen Fulda und Werra der Kaufungerwald. Am rechten Fnlda-Ufer sind noch der
Ahlheimer, der Riedforst und die Söhre zu merken.
5. Nördlich vom Vogelsberg erstrecken sich zwischen Fulda und Schwalm eme
Anzahl Berg- und Höhenzüge, wie der öde Knüll, aus dem das Kuüllköpfchen (625 in.)
und der Eisenberg hervorragen, und der Quillerwald mit dem aussichtsreichen Heiligen-
Zu den oberhessischen Gebirgen gehören die Lahnberge mit dem Frauen-
berge am linken Lahnufer, die unfruchtbare Hochfläche des Burg Waldes zwischen Wett-
schaft und Wohre, das ausgedehnte Waldgebirge von Haina, das hohe Lohr (655 in.),
der Jeust und der lange Rücken des Kell er Waldes, der sehr reich an Eisenerzen ist.
— In der Nähe von Kassel erblicken wir den 1 Stunde laugen und 3/4 Stunden breiten
kohlenreichen Habichtswald, an dem die schöne Wilhelmshöhe liegt, und weiter nordwärts
den Reinhardswald, welcher sich zwischen der Mündung der Fulda und Diemel an der
Weser entlang zieht.
6. Der Thüringerwald dringt von So. her in die abgesonderte Grafschaft Schinal-
kalden. Das ganze Gebirge ist 12 M. lang und 2 — 4 M. breit und durch viele
steile, selsige Gründe zerteilt. Einer der höchsten Berge ist der aussichtsreiche Jnselsberg
(925 in.); der Stahlberg und die Mommel liefern viel Erze. Der finstre Tannenwald
verleiht dem Thüringerwalde ein ernstes Ansehen. Fruchtbare Fluren finden sich nur an
der Werra und im Stiller Grund. Dagegen findet sich in den Thälern ein herrlicher
Graswuchs, und das Gebirge liefert treffliche Futterkräuter in Menge, weshalb man hier
viel und gut genährtes Vieh trifft. Bergbau und Eisenarbeiten ernähren jedoch die meisten
Bewohner Schmalkaldens. — Das meist kahle und wenig fruchtbare Eichsfeld begleitet
die Werra auf ihrem rechte» Ufer von Eisenach bis Münden. Die armen Eichsfelder leben
von Wollkämmen oder verdienen in andern Gegenden als Fabrik- oder Feldarbeiter ihr Brot.
3. Bewässerung des Regierungsbezirks.
1. Ein so reichlich mit waldigen Gebirgen und Höhenzügen bedecktes Land wie
unser Regierungsbezirk muß auch eine reiche Bewässerung haben. Die Gewässer darin
gehören dem Stromsystem der Weser an. Die Weser entsteht bei Münden aus der Werra,
dem Hauptflusse, und der Fulda. Sie bildet bis Karlshafen, wo sie die reißende und
darum nicht schiffbare Diemel (von der hohen Pön) aufnimmt, größtenteils die Grenze
zwischen Hessen und Hannover. Ihr Thal ist anfangs eng, wird aber bei Karlshafen offener
und freundlicher und ist namentlich im Schaumburgischen voll malerischer Schönheiten.
2. Die Werra entspringt am Sauberge im Thüriugerwalde und berührt Hessen
zuerst im Kreise Schmalkalden, aus dem sie die Hasel, die Schmalkalde und die Trnse
aufnimmt. Später fließt sie abwechselnd in Thüringen, Hessen und Hannover und empfängt
noch rechts die Hörfel, links die Ulster, die Wehre und die Gel st er. Die Werra
hat eine Länge von 32 Meilen und wegen ihres tiefen und langsamen Laufes ein gutes
Fahrwasser; von Wanfried an wird sie mit größeren Kähnen befahren. Ihr bald enges,
bald sich weitendes Thal ist an vielen Punkten überaus reizend und voll blühender Ortschaften.
3. Die Fulda kommt von der kleinen Wasserkuppe in der Rhön und fließt erst nach
W., dann im allgemeinen nördlich. Sie ist 25 M. lang und wird bei Hersfeld schiffbar.
Ihr aumutiges Thal wird an vielen Stellen von schönen hohen Bergen eingeengt, hat
aber bei Kassel eine Weite von 2 Stuuden. Da sie ein seichtes Bett und starkes Gefälle
hat, bietet sie der Schiffart große Schwierigkeiten dar. Außer der bei Hersfeld mündenden
Haune sind die rechten Nebenflüsse der Fulda, wie die Psiefe, Mülmische und Drusel,
wegen der Nähe der Werra unbedeutend. Auf der linken Seite fließen ihr die Fliede,
die Lüder, die Altfell, die Geisa und die vom Ederkopf kommende Eder (Edder) zu.
Die Eder hat dieselbe Mächtigkeit wie die Fulda; ihr helles, grünliches Wasser hat einen
raschen Lauf, aber nur geringe Tiefe und führt Goldstaub mit sich. Sie empfängt rechts
die dem Vogelsberg entströmende Schwalm, die den gesegneten Schwalmgrund durchfließt
und ein schmales und tiefes Bett hat. Die Efze ist eiu rechter Nebenfluß der Schwalm.
4. Der Main und die Lahn gehören zu einem kleinen Teile dem Rbzk. Kassel an.
Der Main entspringt am Fichtelgebirge und fließt in großen Windungen gen W. dem
Rheine zu. Oberhalb Hanau erreicht er Kurhessen und läuft dann langsam durch die mit
freundlichen Ortschaften übersäete fruchtbare Mainebeue, bis er sich Mainz gegenüber in
den Rhein ergießt. Das Hessenland sendet ihm die Kinzig und die durch die Nidder
und Wetter verstärkte Nidda zu. — Die Lahn entströmt dem Ederkopfe und fließt anfangs
nach O. durch ein enges Thal. Oberhalb Marburg, wo sie sich nach S. wendet, erweitert
sich ihr Thal zu einem größeren fruchtbaren Becken; von Gießen an nimmt sie südwest-
1914 -
Breslau
: Hirt
- Autor: Seydlitz, Ernst von
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Regionen (OPAC): Hessen-Nassau
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
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B. Hessen. — Ii. Die einzelnen Landschaften.
7. Die Exklaven Hessens.
Der Begriff „Exklave". Seit Jahrhunderten gehören zu Hessen noch
zwei kleinere Gebiete, Schmalkalden und die Grafschaft Schaumburg.
Sie liegen von dem Hauptlande räumlich getrennt und werden daher als
„ Exklave" (= ausgeschlossenes, abgetrenntes Gebiet) oder umgekehrt als „ Enklave"
(^eingeschlossenes Gebiet, nämlich von anderen Staaten) bezeichnet.
a) Der Kreis Schmalkalden.
Grenzen. Er dehnt sich zu beiden Seiten der Schmalkalde am Süd-
westabhange des Thüringer Waldes bis zur Werra aus und wird von den
Herzogtümern Sachsen-Meiningen, Sachsen-Gotha und dem preußischen Kreise
Schleusingen eingeschlossen- er ist ein Stück echt thüringischer Landschaft und
so von hoher landschaftlicher Schönheit. Im No erstreckt er sich bis zur
Kammlinie des Thüringer Waldes, dem Rennsteig, der Jahrhunderte alten
Grenzscheide zwischen Thüringen und Franken: die Grenze verläuft über den
Inselsberg (916 m), der das übrige Gebirge weit überragt und daher wegen
seiner Aussicht viel besucht wird.
Oberflächenform. Von diesem Hauptkamme lösen sich im nördlichen
Teile des Kreises mehrere scharf ausgeprägte Bergrücken mit da-
zwischen liegenden herrlichen Tälern ab, die nach der Werra zu laufen- im 8
treffen wir mehr Berggruppen an.
Aufbau. Die Berge sind zum Teil aus hartem Eruptivgestein, Porphyr
oder Granit, mit wilden, zackigen Formen aufgebaut, durch sie hindurch
haben sich die zahlreichen Gewässer in engen Talgassen einen Weg bahnen
müssen, ehe sie in dem vorgelagerten weichen Buntsandsteingebiet sich ein
breiteres Bett schaffen konnten.
Die Flüsse und ihre Täler. Bei dem großen Höhenunterschiede zwischen
dem Kamm des Thüringer Waldes und dem Werraspiegel haben die Flüsse
ein ungeheures Gefälle, das bei der Schmalkalde auf 23 km Lauflänge
440 m, bei der Truse über 600 m beträgt. Die Flußtäler sind besonders
in ihrem oberen Teile von hoher landschaftlicher Schönheit, so die Täler der
Truse, der Schmalkalde mit ihren zahlreichen Rebenflüßchen und der Hasel.
Reichtum an inneren Bodenschätzen. Bei dem ausgesprochenen Gebirgs-
charakter des Kreises kann der Ackerbau die Bevölkerung nicht ernähren,
dafür ist Schmalkalden reich an inneren Bodenschätzen, die schon vor Jahr-
Hunderten einen blühenden Bergbau auf Eisen ins Leben gerufen haben.
Die erzreichsten Berge waren der Stahlberg und die Mommel (zu beiden
Seiten der Truse), die man mit Recht die „Brotkammer" des Schmalkaldens
genannt hat. An die Erzgewinnung hat sich seit alters eine rege Metall-
industrie angeschlossen, vor allem die Herstellung von Kleineisenwaren.
Fast zwei Drittel der Bevölkerung leben von Gewerbtätigkeit, nur ein Viertel
vom Ackerbau, der im allgemeinen sich auf den Anbau von Roggen, Hafer
und Kartoffel beschränkt und erst in den breiteren Flußtälern nach der Werra
zu an Bedeutung gewinnt.
Siedlungen. Fast im Mittelpunkt des Kreises liegt die Hauptstadt
Schmalkalden (10 027 Einw., Bild 24), in deren Geschichte sich die Schick-
sale des Kreises widerspiegeln.
1905 -
Frankfurt a.M. Leipzig
: Neumann
- Autor: Hinkel, Philipp
- Hrsg.: ,
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schultypen (WdK): Niedere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Regionen (OPAC): Hessen-Nassau
- Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte, Hessen
- Geschlecht (WdK): koedukativ
— 86 —
und Buchen bewaldet. Der Ackerbau tritt aus Mangel au dicker
Erdkrume sehr zurück. Die Gesteinsschichten bilden eine bunte Zu-
sammensetznng, wie dies kaum bei einem anderen Gebirge der Fall
ist. Vorwiegend sind Granit und Tafelschiefer vertreten. Eine
uralte Straße, der sogen. Rennstieg, führt über das Gebirge. Es
ist dies ein alter Grenzweg, der Thüringen und Franken scheidet.
Das Innere der Erde im Kreise Schmalkalden bietet den Bewohnern
Eisensteine, besonders das Bergwerk am Stahlberg, die „Brot-
kammer Schmalkaldens." Nachdem die Eisensteine in besonderen Be-
hältern von den erdigen Bestandteilen gereinigt worden sind, werden
sie in den Eisenhütten zerschlagen und in Schmelzöfen geschüttet, so
daß Erze und Kohlen schichtweise wechseln. Die Kohlen werden hierauf
angezündet. Gewaltige Blasbälge beleben das Feuer, die Erze schmelzen,
und das flüssige Eisen läuft dnrch eine untere Öffnung heraus. In
Schöpfkellen wird das Erz aufgefangen und in Formen gegossen.
Die Schmalkalder verfertigen Öfen, Maschinenräder, Grabkreuze,
Staketen, Töpfe, Pfannen, Näpfe 2c. und verdienen hierdurch, sowie
durch den Handel mit diesen Gegenständen ihr Brot. Der Kreis
Schmalkalden liegt ganz im Thüringer Land und wird im N. und
0. von Sachsen-Koburg-Gotha, im 3. von dem Kreise Schleusingen
(Suhl, Provinz Sachsen), im W. von Sachsen-Meiningen umgeben.
Westlich abgesondert von dem Kreise liegen die Flecken Herrenbreitungen
und Barchfeld. Die Bewohner treiben Tabakbau. Brotterode, ein
Flecken am Fuße des Juselsberges, hat Tabaksabrikeu und treibt Handel
mit Schmalkaldener Eisenwaren.
Das östliche Gebiet des Meißnerlandes oder das Gebiet der
hessischen Werralandschast wird das Thüringische Niederhessen
genanut und ist ein schönes Stückcheu Erde. Gründe, Wiesen, srucht-
bare Auen wechseln mit reizenden Feldern, lauschigen Wäldern, mit
Felsen und Bnrgen.
Ein heiteres Völkchen finden wir hier! Noch vor 50 Jahren waren die
thüringischen Niederhessen an ihrer Tracht zu erkennen. Letztere sieht man jetzt
leider nur noch vereinzelt bei alten Leuten, und die „neumodische Kleidnng" hat sich
auch hier allgemein geltend gemacht. Früher trugen die Männer des Werrcnales
kurze leinene Hosen und lange Strümpfe, die am Knie durch Schnallen festgehalten
wurden. Der Rock war von blauem oder grünem Tnch und reichte bis über die
Knie. Die Schuhe waren mit Schnallen verziert, und eiue Pelzmütze bedeckte
den Kovi. Die Frauen trugen faltige lange Röcke und kurze Jäckchen mit ban-
schigen Ärmeln. Das Haar war anf dem Kopfe zu einem Knoten znsammenge-
bnnden und von einer reich mit Bändern verzierten Mütze bedeckt. — Seit
• der Eröffnung der Bahn ist in dem Werratal manches Stück Poesie ge-
schwunden.
i
1913 -
Frankfurt am Main
: Diesterweg
- Autor: Breidenstein, Heinrich
- Sammlung: Lesebuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Mittlere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Mittlere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 1 – Primarstufe, Klassen 1 – 4/6
- Schulformen (OPAC): Mittelschule
- Inhalt Raum/Thema: Heimatkunde
243
Es lebte einmal ein Graf Reinhard, dem alles Land, alle Dörfer
und Städte zwischen der Diemel und dem Weserstrome gehörten. Er
war ein arger Spieler. Als eines Abends das Glück immerfort seinen
Gegner begünstigte, ward er von seiner Leidenschaft so hingerissen, das;
er zuletzt seine Grafschaft aufs Spiel setzte. Auch diesmal entschieden
die Würfel zu seinem Unglück; Graf Reinhard war mit einem Wurfe
ein armer Mann geworden. Da verfiel er auf eine List, den hab-
gierigen Gegner um das Land zu bringen. Er bat ihn, daß er ihn
noch einmal säen und ernten lassen möge. Die Bitte wurde gewährt,
und Graf Reinhard eilte von dannen, um seine Anstalten zu treffen.
Er ließ alle Städte und Dörfer niederbrennen, die Einwohner weg-
treiben und überall Waldsamen ausstreuen. Daraus ist der Reinhards-
wald ausgewachsen. Der glückliche Gewinner aber würde noch heute
auf die Ernte warten, wenn er nicht längst gestorben wäre. An sehr
vielen Stellen des Waldes sind noch Furchen und andere Spuren der
Äcker zu sehen.
251. Leid und Freud der Oberschönauer Musikanten.
Nach Wilhelin Falckenheiner.
Vor vielen, vielen Jahren kam einmal eine arme Musikanten-
gesellschaft zur Kirmes nach Oberschönau im Schmalkalder Ländchen,
um daselbst zum Tanze aufzuspielen. Aber es waren der Spielleute
schon so viele da, daß man die neuen Gäste überall zurückwies. Als nun
die armen Leute mit leeren Ranzen und mit leeren Magen zurückkehrten,
da leuchtete ihnen der große Hermannsberg mit seiner im Sonnenlichte
schiminernden Steinkrone auf dem Haupte so schön entgegen, daß es sie
hinaufzog wie mit Zaubergewalt. Die Menschen im Tale hatten nichts
von ihnen wissen wollen, da gedachten sie nun dort oben in der Ein-
samkeit Trost zu suchen in ihrem Kummer. Was sie da bliesen, das
klang ganz anders wie die tolle Kirmesmusik. Es war der Choral:
„Wer nur den lieben Gott läßt walten", dessen Klänge sie als Gebet
hinaufschickten gen Himmel. Alsbald öffnete sich der Berg, und einer
der vielen Berggeister, die da unten wohnen und die Erze des Schmal-
kalder Ländchens bewachen, lud sie freundlich zur Einkehr. Sie folgten
seiner Führung bei Ampelschein; zunächst ging es durch eine Wölbung,
da lagen ganze Fässer voll des edelsten Weines, und dann tat sich eine
prächtige Halle auf, da stand eine Tafel reich besetzt mit köstlichen Speisen
und Getränken. Da haben es sich denn die armen Musikanten treff-
10*
1881 -
Rodenberg
: Selbstverl. des Verf.
- Autor: Schneider, Emil
- Hrsg.: ,
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schultypen (WdK): Niedere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Volksschule
- Regionen (OPAC): Rinteln, Schaumburg, Kassel
- Inhalt Raum/Thema: Heimatkunde
- Geschlecht (WdK): koedukativ
— 46 —
10. Kreis Homberg. Homberg an der Efze hat ein Lehrerseminar, eine Taub-
stummeuaustalt, eine schöne Kirche und Tuchwebereien. Mardorf hat Eisenerzgruben,
Holzhausen eine Eisenhütte. Borken ist eine Ackerstadt.
11. Kreis Melsungen. Melsungen an der Fulda hat ansehnliche Tuchfabriken,
eine Wollenspinnerei und treibt Holz- und Leinenhandel. Spangenberg treibt Lein-
Weberei. Couueseld hat Alabaster- und Gypsbrüche; Felsberg ist eine'ackerstadt.
12; Kreis Witzenhausen. Witzeuhauseu liegt an der Werra und ist durch
seinen Obst-, Wein-, Tabak-, Hopfen- und Bohnenban bekannt. Allendorf an der Werra
zieht besonders Tabak, Hirse und Bohnen. In Ziegenhagen ist eine Glashütte, iu
Sooden ein Salzwerk. Großalmerode am Fuße des Hirschberges ist durch seine
Töpfereien berühmt.
13. Kreis Eschwege. Eschwege an der Werra mit über 7000 Einwohnern hat
große Gerbereien, Tuch- und Ölsabriken und blühenden Handel. Wanfried hat gute
Kirschenzucht, Waldkappel Gerbereien. Grebendorf ist eins der reichsten Dörfer
Hessens. In Abterode war der Fabeldichter Burkard Waldis Pfarrer.
14. Kreis Rotenburg. Rotenburg an der Fulda treibt meist Ackerbau. Das
Städtchen Sontra hat vorzüglichen Flachsbau, Richelsdorf im rauhen Gebirge Kupfer-
und Nickelbergbau. Bebra ist ein Eisenbahnknotenpunkt.
15. Kreis Hersfeld. Hersfeld liegt in einer Weitung des Fnldathales, hat
7 000 Einwohner, bedeutende Wollentuchfabrikeu, Gerbereien und Ruinen der schönen
Stiftskirche. (Die Abtei Hersfeld wurde zuerst [736] von Sturm, dann [769] von Lullus
neu gegründet.) Philippsthal ist ein Dorf mit Schloß der Landgrafen vou Hessen-
Philippsthal an der Werra. Niederaula und Friedewald sind Amtsgerichte.
16. Kreis Hünfeld, meist katholisch. Hünfeld an der Hanne treibt Ackerbau
und viel Leinweberei, die im ganzen Kreise bedeutend ist. Bei dem Dorfe Langen-
schwarz wird Torf gegrabe»; bei Burghaun sind Sandstein- und Basaltbrüche; Eiterfeld.
17. Der Kreis Gersfeld ist 1866 von Bayern an Preußen abgetreten. Das
freundliche Städtchen Gersfeld liegt unweit der Fuldaquelle und hat drei Schlösser.
Andere Orter sind Tann mit Leinwebereien, Hilders mit Amtsgericht und die Flecken
Weihers und Wüstensachsen.
18. Der Kreis Fulda ist größtenteils katholisch. Die Stadt Fulda liegt am
rechten Fuldaufer in schönem Wiesenthale, hat 11500 Einwohner und ist Sitz eines Bischofs.
Das Kloster war der Lieblingsanfenthalt des Bonifatius; in dem schönen Dome ruhen
auch seine Gebeine. Die Bonifacinsstatue ist eine Hauptzierde der Stadt. Dieselbe liefert
Zeuge, Bleistifte, Siegellack, künstliche Blumen, Wachslichter und berühmte Blasinstrumente.
Ganz in der Nähe liegen der Frauen- und Kalvarienberg mit einem Kloster und schöner
Aussicht. Salzschlirf hat ein kleines Solbad. Giesel ist durch seine Töpferwaren
bekannt. Großenlüder und Neuhof sind Sitze eines Amtsgerichts.
19. Kreis Schlüchtern. Schlüchtern, im schönen Kinzigthale gelegen, hat ein
Schullehrerseminar. Auf der Steckelsburg wurde 1488 Ulrich v. Hutten geboren. Steinau
an der Kinzig, der Geburtsort der Gebrüder Grimm, hat ansehnliche Töpfereien, Sal-
münster Strnmpfwebereien, Soden eine Nadelfabrik.
20. Kreis Gelnhausen. Die ehemals freie Reichsstadt Gelnhausen, im frucht-
bareu Thale der Kinzig gelegen, hat über 4 000 Einwohner, welche Obst-, Wein- und
Ackerbau betreiben. Unter den vier Türmen der Kirche ist einer absichtlich schief gebaut.
Auf einer Insel sind die Ruinen der einst großartigen Kaiserpfalz Barbarossas. In
Meerholz besitzt der Graf vou Jfenbnrg-Meerholz ein Schloß. Die Stadt Wächters -
bach ist Residenz des Fürsten von Jfenburg-Wächtersbach, das Dorf Birst ein Residenz
des Fürsten von Jsenbnrg-Birstein. Der Ämtsbezirk Orb, worin die Stadt Orb mit
einer Saline liegt, wurde 1866 von Bayern an Preußen abgetreten.
21. Kreis Hanau. Hanau liegt nicht weit von der Mündung der Kinzig in den
Main, hat ein schönes Schloß, eine Zeichenakademie, 23 000 Einwohner und' ist die gewerb-
thätigste Stadt iu Hessen. Sie besitzt ansehnliche Fabriken von Teppichen, Seiden- und
Wollenwaaren, Hüten, Tabakfabriken n. s. w. In der Nähe liegt das Schloß Philipps-
ruhe und der Badeort Wilhelmsbad. Nahe bei Frankfurt liegt Bockenheim, die
jüngste hessische Stadt, durch Gewerbefleiß und Handel blühend; sie hat 10000 Einwohner.
Merke noch das Dorf Langenselbold mit über 3000 Einwohnern, das Städtchen Win-
decken und den Flecken Bergen.
22. Kreis Schmalkalden. Schmalkalden ist eine altertümliche Stadt mit 6000
Einwohnern, die sich fast nur durch Anfertigung von Eisenwaren ernähren. Hier lebte
der Komponist der „Wacht am Rhein," Karl Wilhelm. Der lx/2 Stunden von der Stadt
1905 -
Frankfurt a. M. Leipzig
: Neumann Kesselring
- Autor: Wollweber, Valentin
- Hrsg.: ,
- Auflagennummer (WdK): 6
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schultypen (WdK): Niedere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Regionen (OPAC): Kassel, Hessen-Nassau
- Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
- Geschlecht (WdK): koedukativ
— 42 —
zählte 80000 Mann. Der französische Kaiser Napoleon leitete die Schlacht vom
Lamboiwalde aus. Mörderisch wirkte das Feuer der französischen Kanonen im Heere
der Verbündeten. Viele Hunderte ertranken in der Kinzig. Am andern Tage setzte
sich der Kampf in den Straßen der brennenden Stadt fort. Hanau wurde im Sturm-
schritt von den Franzosen, während ihre Scharen vorüber gegen Frankfurt zogen, in
Besitz genommen und furchtbar geplündert. Napoleon nannte Hanau erzürnt die
schlechteste Stadt Deutschlands, weil sie jubelnd die Verbündeten aufgenommen hatte.
General v. Wrede selbst sank auf der Kinzigbrücke verwundet vom Pferde. An denselben
erinnert ein mit Inschrift versehener Stein an der neuen Kinzigbrücke.
22. Landkreis Mnau.
Derselbe ist der bevölkertste der hessischen Landkreise und zählt viele
große Orte. Er dehnt sich zwischen Main und Nidder aus und wird von
der unteren Kinzig durchflössen. Der Kreis bildet eine Ebene, in welche sich
die letzten Abdachungen des Vogelsbergs und Spessarts hineinstrecken. Er
ist der mildeste, gesegnetste Landstrich unseres Regierungsbezirks. Kreisstadt
ist Hanau. Ostlich davon liegt die größte deutsche Pulverfabrik. Westlich
führen schöne Alleen nach Philippsruhe und Wilhelmsbad. Ersteres, am
Main gelegen, ist ein prächtiges Schloß des Landgrafen von Hessen (Nach-
komme des früheren Kurfürsten von Hessen). Wilhelmsbad ist ein vielbesuchter
Vergnügungsort. Oberhalb Hanau finden wir am Main den Flecken ^Groß-
auheim, ferner das Dorf Großkrotzenburg mit den Grundmauern eines
Römerkastells. Auf der rechten Seite der Kinzig merken wir uns das große
Dorf Langenselbold und an der Nidder die Stadt Windecken. Am Süd-
abhang des Hügelrückens, der zwischen Main und Nidder hinzieht, ist viel
Obst- und Weinbau, so z. B. bei Bergen. Dieser Flecken auf dem Rande
der Berger Höhe hat eine schöne Lage und Fernsicht. Bergen war der
Ort mehrerer blutiger Schauspiele.
Die Schlacht bei Bergen.
Am 13. April 1759 fand bei Bergen eine Schlacht zwischen 40000 Mann
Franzosen unter dem Herzoge von Broglio und 30000 Mann Verbündeten unter
Herzog Ferdinand von Braunschweig statt. Den Deutschen war der von Gräben und
Hecken durchzogene Boden ungünstig. Nach dreistündigem, blutigem Kampfe unter-
lagen sie mit einem Verluste von 2400 Mann. Der Prinz von Isenburg starb als
Anführer der hessischen Grenadiere den Heldentod.
Südlich von Bergen liegt am Main der Fabrikort Fechenheim, das
größte Dorf des Regierungsbezirks, mit 7 000 Einwohnern.
23. Rreis Schmalkalden.
Der Kreis oder die Herrschaft Schmalkalden liegt ostwärts vom Haupt-
lande des Regierungsbezirks und ist etwa 25 km (5 Stunden) von dem-
selben entfernt. Die Oberfläche des Kreises dacht sich vom Kamme des
Thüringerwaldes (mit dem Jnselsberg) bis zur Werra ab. Der Kreis
1905 -
Frankfurt a. M. Leipzig
: Neumann Kesselring
- Autor: Wollweber, Valentin
- Hrsg.: ,
- Auflagennummer (WdK): 6
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schultypen (WdK): Niedere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Regionen (OPAC): Kassel, Hessen-Nassau
- Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
- Geschlecht (WdK): koedukativ
— 44 —
sie nun dort oben in der Einsamkeit Trost zu suchen in ihrem Kummer. Und was
sie da bliesen, das klang ganz anders wie die tolle Kirmesmusik. Es war der Choral:
„Wer nur den lieben Gott läßt walten", dessen Klänge sie als Gebet hinausschickten
gen Himmel. Und siehe, alsbald öffnete sich der Berg bei den frommen Klängen des
Chorals, und einer der vielen Berggeister, die da unten wohnen und die Erze des
Schmalkalder Ländchens bewachen, lud sie freundlich zur Einkehr. Sie folgten seiner
Führung bei Ampelschein, und nun ging es durch eine Wölbung, da lagen ganze
Fässer voll des edelsten Weines, und dann tat sich eine prächtige Halle auf, dastand
eine Tafel reich besetzt mit köstlichen Speisen und Getränken. Da haben es sich denn
die armen Musikanten trefflich schmecken lassen, und sie sind dann sanft eingeschlafen^
und als sie aufwachten nach süßen Träumen, da saßen sie wieder oben auf der
Bergeshöhe. Und als sie sich wieder auf den Weg machten, da fand jeder ein Goldstück
als Zehrpfennig für die Heimreise in der Tasche. Das „Nun danket alle Gott", welches
sie zum Abschied bliesen, kam so recht aus dem Herzen, Seit der Zeit ziehen die
Oberschönauer singend und jubilierend oft auf den großen Hermannsberg, und der
Berg nimmt sie noch immer gastfreundlich auf, wenn er ihnen auch seine Wunderkeller
nicht mehr öffnet.
24. Kreis Rinteln.
Der Kreis oder die Grafschaft Rinteln ist ungefähr 55 km (11
Stunden) nordwärts vom Nordende (Karlshafen) unseres Bezirks gelegen.
Er gehört zu den fruchtbarsten und wohlhabendsten Gegenden Hessens.
Obwohl dieser Kreis schon am Saume des großen norddeutschen Flach-
landes liegt, besitzt er doch alle Schönheiten einer Gebirgslandschaft. Wir
finden in demselben die schönen Bergketten des Süntels, Deisters, Bücke-
bergs und Wefergebirgs. Südlich von denselben durchfließt die Weser in
weitem, schönem Tale den Kreis. Hier liegt an dem Strome, den an
dieser Stelle eine Brücke überspannt, die Kreisstadt Niuteln. Ihre Be-
wohner treiben Schiffahrt und Handel. Anstatt der früheren Universität
hat die Stadt jetzt ein Gymnasium. Östlich von Rinteln erhebt sich auf
den Weserbergen das alte, schön gelegene Schloß Schaumburg, welches
der Grafschaft ihren Namen gab. Es war der Stammsitz der Grafen von
Schaumburg. Nach deren Aussterben fiel die Hälfte der alten Grafschaft
Schaumburg an Hessen. Die andere Hälfte bildet jetzt das benachbarte
Fürstentum Schaumburg-Lippe. Die nahe aussichtsreiche Paschenburg ist
merkwürdig durch ihre Felsen und Höhlen, welche im Volksmärchen für
Wohnungen der Zwerge (Wichtelmännchen) gelten. Talaufwärts von
Rinteln merken wir uns unweit der Weser das Städtchen "'Oldendorf und in
dessen Nähe Fischbeck, Dorf und ehemaliges Kloster. Wunderbar ist die
Sage über den Ursprung des letzteren.
Entstehung dek Klosters Fischbeck (Sage).
Auf einer Burg an der Weser wohnte einst Gras Richbert mit seiner tugend-
haften Gemahlin Helmburg. Der Graf glaubte, seine Gattin wäre ihm untreu. Als
er von einem Kriegszuge schwer krank heimkehrte, pflegte ihn Helmburg mit der größten
Aufopferung, Sie hatte einst von einem frommen Pilger ein Tränklein erhalten.
1868 -
Langensalza
: Schulbuchh. Greßler
- Autor: Beiche, Wilhelm Eduard
- Sammlung: Geographieschulbuecher vor 1871
- Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
98
von der man ebenfalls eine schöne Aussicht genießt, als die merk-
würdigste bezeichnet werden.
Ueber den Thüringerwald breitet sich ein vielverzweigtes Wasser-
netz aus, welches den Stromgebieten der Elbe, der Weser und des
Rheins (Main) angehört. Wir nennen von den hier entspringen-
den Flüssen nur die Rodach, die Jtz, die Ilm, die Gera mit der
Apfelstädt, die Werra und die Hörsel mit der Leine. Die Thäler
des Thüringerwaldes zeichnen sich meist durch Naturschönheiten
aus. Mit Recht berühmt und vielbesucht sind insbesondere die
Thäler der Gera und Ilm, die Thäler um den Jnselsberg, sowie
im südöstlichen Theile des Gebirges das herrliche Schwarzathal,
das liebliche Loquitzthal und das Thal der in diesen Fluß mün-
denden Sormitz. Daher ist der Thüringerwald alljährlich das Ziel
zahlreicher Reisenden, welche die Anmuth seiner Thäler, die reine
Luft und freie Aussicht seiner Anhöhen, die Großartigkeit seiner
Bergketten, die Gemüthlichkeit seiner Bewohner, die Freundlichkeit
seiner Städte, Flecken und Dörfer, auch wohl die Heilkraft seiner
Wasser und die Nettigkeit seiner fürstlichen Residenzen herbeilockt.
Der Jnselsberg ragt gegen das Nordwestende des Thüringer-
waldes hin mit kahler Kuppe, gleich einer Insel, über die niedri-
gen, bewaldeten Berge der Nachbarschaft und hat eine herrliche
Aussicht. Ueberhaupt ist er der schönste und merkwürdigste Berg
des Thüringerwaldes. Er gehört zum Theil zu Gotha, zum Theil
zur ehemaligen kurhessischen Herrschaft Schmalkalden. Das Gestein
des Berges besteht aus röthlichbraunem Thonporphyr, der von'
Feldspath und Quarz durchzogen wird. Auf der Spitze des Ber-
ges befindet sich ein Wirthshaus zur Aufnahme der zahlreichen
Fremden. Die Zahl der Städte, Dörfer und Schlösser, welche
man übersieht, betrügt mehr als 150. Zu unseren Füßen sehen
wir in nächster Umgebung die 1150' hoch liegenden Dörfer Groß-
und Klein-Tabarz; das ehemalige reiche Kloster, jetzt geschmackvolle
Lustschloß Reinhardsbrunnen, 1210' über dem Meere, mit der
Gruft der thüringischen Landgrafen, zwischen frischem Wald, Wie-
sen und Teichen; in der Nähe die Erziehungsanstalt Schnepfenthal
und weiterhin die Stadt Waltershausen mit dem Schlosse Tenne-
berg. Gegen O. erblickt man die Stadt Friedrichroda, 1304' über
dem Meere, und daneben das Pfarrdorf Ernstroda. Im Südost,
über die Tanzbuche hin, erhebt sich der Spießberg. Im S. erblickt
man die Flecken Brotterode und Klein-Schmalkalden, den Giesels-
berg, die Stadt Schmalkalden, 910' über dem Meere, und daneben
den Stillerstein. Weiter nach W. zu erreicht das Auge den Mfi.
Steinbach mit dem Schlosse Altenstein, den Flecken Schweina, Dorf
und Bad Liebensteiu mit seiner Ruine, die Stadt Salzungen an
der Werra und nördlich davon Möhra, den Stammort der Eltern
Luthers. Im Nordost liegt Ruhla, halb gothaisch, halb weimarisch,
1905 -
Frankfurt a.M. Leipzig
: Neumann
- Autor: Hinkel, Philipp
- Hrsg.: ,
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schultypen (WdK): Niedere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Regionen (OPAC): Hessen-Nassau
- Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte, Hessen
- Geschlecht (WdK): koedukativ
— 87 —
Ortskunde des Werratales.
Das Gebiet des Werratales und des Thüringer Waldes umfaßt
die Kreise Witzenhausen, Eschwege und Schmalkalden.
1. Kreis Wilkenhausen Witzenhausen, Kreisstadt (rund 3600 E.) in frucht-
barer Gegend (an?). Im Tale finden wir Hopfen-, an den Bergabhängen Obst-
bau; Kolonialschule. In dieser Gegend sollen die Wichtelmännchen gehaust haben.
Am rechten Werranfer, in freundlichem Talgrund liegt Allendorf a. d. W. (Tabakbau).
Der gegenüberliegende Flecken Sooden a. d W. ist ein Solbad mit Salzwerk
(Saline). Am Fuße des ton- und kohlenreichen Hirschberges liegt Großalmerode
(Töpferstadt). Im 15. und 16. Jahrhundert gab es hier viele Glashütten. Von
Großalmerode verbreitete sich die Kunst der Glasbereitung über Norddentschland.
Später gingen die Glashütten ein, Großalmerode verlor seinen Glanz, hob sich
aber wieder durch die Verfertigung von Schmelztiegeln, die bei der Glasbereitung
und beim Schmelzen von Metallen Verwendung finden. Lichtenau.
2. Kreis Cschtvege. Eschwege, Kreisstadt an der Werra, rund 12 T. E.,
Tabakbau, Tuch- und Lederfabrikation. Wanfried a. d. W. Bei dem Amtsorte
Netra finden wir die Trümmer der Boyneburg (Böneburg), wo Kaiser Friedrich
Rotbart gern verweilte. Diese Burg ist reich an Sagen („die Fräulein von
Boyneburg", Richters Sagenschatz S. 74, „der Burggeist auf der Boyneburg",
Heßlers Sagenkranz von Hessen-Nassau 1894).
3. Kreis Schmalkalden. Schmalkalden liegt im engen Tale der Schmalkalde,
hat über 8000 Einw. und ist von vielen Hütten- und Hammerwerken umgeben.
Es ist bekannt dnrch Anfertigung von Stahl- und Eisenwaren und besitzt die
größten Eisenwerke Hessens. In Schmalkalden ist Karl Wilhelm, der Komponist
des Liedes „die Wacht am Rhein" geboren und begraben. Hier wurde 1531 der
Schmalkaldische Bund, das Schutz- und Trutzbündnis der ev. Fürsten, geschlossen.
— Brotterode. Fleckeu am Fuße des Jnselsberges, ist der höchst gelegene Ort
des hessischen Thüringer Waldes.
Die Bewohner des Werratales halten noch fest an ihren her-
kömmlichen Sitten, wie solche bei Taufen, Hochzeiten, Begräbnissen,
Erntefesten, Kirmesfeiern, Schlachtfesten, Spinnstaben iz. in Gebrauch
waren. „Rege Tätigkeit herrscht in den Orten der Werragegend zur
Zeit der Tabakernte. Der Tabak wird von dem Landmann mit größter
Sorgfalt gepflanzt. Sobald die Tabakpflanzen ausgewachsen sind, werde»
sie abgebrochen und an ein etwa einen Meter langes „Bandelier"
geschnürk. Diese Arbeit wird meist abends im Hausflur ausgeführt,
wobei diejenigen, die keinen Tabak ziehen, den Tabakbauern helfen. Die
Mädchen „schnüren an", die Burschen hängen die fertigen Bandeliere
zum Trocknen an das Haus. Muntere Lieder erschallen bis in die
Nacht hinein und verkürzen die Arbeit".
Verkehrsverhältnisse im Regierungsbezirk Cassel.
Von Frankfurt a. M. führen zwei Eisenbahnen nach Cassel. Die
eine verbindet den östlichen, die andere den westlichen Teil des Regierungs-
1825 -
Cassel
: Luckhardt
- Autor: Wiegand, Conrad
- Auflagennummer (WdK): 2
- Sammlung: Geographieschulbuecher vor 1871
- Schultypen (WdK): Bürgerschule, Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Mittlere Lehranstalten, Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Bürgerschule, Volksschule
- Regionen (OPAC): Hessen
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Geschlecht (WdK): Jungen
162
Der Kreis Schmalkalden.
kalden hat in der Nahe sehr ergiebige Eisen-und Stahl-
bergwerke, wovon die, an dem bekannten Stahlberge,
bei dem Hofe Atzenrode, welcher die Brodkammer der
ganzen Herrschaft genannt wird, die vorzüglichsten sind.
Die Stadt hat ferner eine Deputation des Gewerb-
verekns zu Cassel, eine Handwerksschule, viele Fabriken
für alle Arten von Eisen- und Stahlwaaren, für Ge-
wehre und andere Waffen, und eine Saline, welche
jährlich an 13,000 Centner Kochsalz liefert.
Dörfer in dem Stillergrunde, eine der fruchtbar«
stcn Thaler der Herrschaft:
1. Näherstille, von 68 W. und 281 E., Mit-
telstille von 38 W. und 166 E., liegen so wie Brei-
tenbach von 18 W. und 72 E. in einem Thale an
dem Flüßchen Stille.
2. Grumbach, von 16 W. und 97 E., liegt mit
Volkers von 11 W. und 64 E. links demselben Flüß-
chen, in einer sehr rauhen und wilden mit steilen und
waldigen Bergen umgebene Gegend, zunächst der mei.
ningischen Gränze.
Dörfer an dem Flüßchen Schmalkalde:
3. Aue mit dem Beinamen, unter Schmalkal-
den, liegt in einem Wiesengrunde an dem Flüßchen
Schmalkalde unterhalb der Stadt Schmalkalden, hat
33 W. und 154 E.
4. Haindorf, oder Heyendorf, an dem Bache,
das Schulwasser genannt, hat 24 W. mit 109 E. und
liegt so wie Mittelschmalkalden von 36 W. und
192 E. an dem Flüßchen Schmalkalden, zunächst der
meiningischen Granze.
6. Weidenbrunn, an demselben Flüßchen, ober-
halb der Stadt Schmalkalden, nahe dem Gespringe,
hat 50 W. und 282 E. Das Gespringe ist eine mit
Mauern eingefaßte Wasserquelle, welche alsbald nach
ihrem Ausflusse zwei Mühlen treibt und nachher in die
Schmalkalde fällt.
1914 -
Berlin [u.a.]
: Spemann
- Autor: Beuermann, August, Techter, W.
- Auflagennummer (WdK): 2
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Regionen (OPAC): Preußen
- Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
alte Grenze zwischen Thüringen und Franken. Da der Thüringer
Wald vollkommen unverzweigt ist. so fehlen ihm die Längstäler.
Der Kamm des Gebirges ist etwa 600 m hoch. Er wird von
mehreren Bergen überragt. Der höchste derselben ist der Beer-
berg (984 in), der schönste und am meisten besuchte aber der
Ingelsberg (916 m). An der Nordwestecke des ganzen Zuges
liegt auf steiler Höhe über der Stadt Eisenach die Wartburg.
Von hier aus beherrschten die thüringischen Landgrafen ihr Gebiet,
zu dem früher auch eiu großer Teil von Hessen-Nassau gehörte.
Auf der Wartburg lebten und wirkten die heilige Elisabeth und
später eine Zeitlang Dr. Martin Luther. Der Kamm des Thüringer
Waldes fällt nach beiden Seiten hin steil ab. Am südwestlichen
Abhänge gehört ein Stück des Gebirges als der Kreis Schmalkalden
zu unserer Provinz. An der Nordecke dieses Gebietes liegt der
Jnselsberg. Er bietet eine prachtvolle Aussicht. Weuu das Gebirge
von einem Nebelmeer bedeckt ist, ragt der Gipfel des Berges oft
wie eine Insel aus diesem hervor.
Vom Jnselsberge stürzt die Trnfe in raschem Laufe, unter-
wegs einen schönen Wasserfall bildend, das Gebirge hinab der Werra
zu. Weiter oberhalb empfängt diese vom Thüringer Walde noch
die Schmalkalde und die Hasel. Diese Flürchen haben infolge
ihres reißenden Laufes tiefe, schöne Täler eingeschnitten; ihr schnell
dahinfließendes Wasser gibt zugleich die bewegende Kraft für eine
große Anzahl von Mühlen, Hammerwerken u. dergl.
Der Thüringer Wald besteht meist aus Granit, Porphyr und
anderen älteren Gesteinen; nur am Fuße zeigt er Buntsandstein. Er
ist dicht bewaldet und trägt in den unteren Teilen schöne Laub-
wälder, sonst meist Tannenwald. Die vielen Bergrücken und die
engen Flußtäler lassen für Ackerland wenig Raum. An den Wald-
rändern und in den tiefen Gründen gibt es zahlreiche saftige Wiesen.
Das Innere der Berge birgt reiche Mineralschätze.
Die wirtschaftlichen Verhältnisse. Der Ackerbau ist auf dem
Thüringer Walde gering und kann die dicht wohnende Bevölkerung
bei weitem nicht ernähren. Die Viehzucht ist zwar lohnender
und wird eifrig gepflegt, aber die Haupterwerbsquellen sind
Forstwirtschaft, Bergbau und Industrie. Der Kreis
Schmalkalden hat ungeheure Eisensteinlager. Die bedeutendsten
Bergwerke befinden sich an der Mommel und am Stahl berge
(„Brotkammer Schmalkaldens"). Die in ihnen gewonnenen Eisen-
erze werden in Stampswerken zerkleinert, dann durch Wasser von
den erdigen Beimischungen befreit und daraus in die Schmelzöfen
gebracht. Diese Ösen sind hoch ausgemauerte Schachte, in welche
von oben her Erze und Kohlen in abwechselnden Schichten geschüttet
werden. Das Feuer wird unten angezündet und durch gewaltige
Blasebälge zu furchtbarer Glut gebracht. Das geschmolzene Eisen
fließt unten durch eine Öffnung ab und wird von den Arbeitern in
die Formen gegossen, die man aus feuchtem Sand gebildet hat. So
werden Osenteile, Maschinenräder und viele andere Gegenstände aus
1886 -
Danzig
: Gruihn
- Autor: Krüger, Carl A.
- Hrsg.: ,
- Auflagennummer (WdK): 2
- Sammlung: Kaiserreich Geschichtsschulbuecher
- Schulbuchtyp (WdK): Hilfs- und Lesebuch
- Schultypen (WdK): Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
- Inhalt: Zeit: Geographie, Alle Zeiten
- Geschlecht (WdK): koedukativ
- Konfession (WdK): Evangelisch-Lutherisch
Westerwald ist eine durchaus arme Gegend; aber die Bewohner sind genügsam und mit ihrer Lage zufrieden. ,
Flüsse: Die Weser mit der Werra und Fulda. Der Rhern mit dem Main und der Lahn.
Erzeugnisse: Im und am Taunus giebt es viele berühmte Mineralquellen und Bäder, z. B. Wiesbaden, Ems it. a. Im Rheingau (von Biebrich bis Lorch) wächst der vortrefflichste Wein in Rüdesheim, Geisenheim, Johannisberg, Hochheim re. — Ein Sprichwort sagt: „Im Lande Hessen giebt's hohe Berge und nichts zu essen, große Krüge und sauern Wein, wer möchte wohl in Hessen sein? Wenn Schlehen und Holzäpfel nicht geraten, haben sie nichts zu sieden und zu braten." — Wenngleich in Hessen-Nassau an manchen Stellen weder Korn noch Obst gedeihen, so ist das Sprichwort doch im allgemeinen übertrieben. — Die Regierungsbezirke heißen Kassel und Wiesbaden.
Kassel, a. d. Fulda (63), ist Hauptstapelplatz für den Handel mit Fellen und Rauchwaren. In der Nähe liegt das Schloß Wilhelmshöhe mit künstlichen Wasserfällen. —• Marburg, a. d. Lahn, hat eine Universität. Fulda, a. d. gulda, alte Bischofsstadt mit dem Grab des Bonifacius. Hanau, ant Main, hat viele Fabriken. Schmalkalden liegt in dem getrennt liegenden Stücke Schmalkalden auf dem Thüringerwald. — Wiesbaden (66) hat viel besuchte heiße Bäder. Frankfurt, a. M. (154), ist die ehemalige Krönungsstadt der deutschen Kaiser; im Rathaus, der Römer genannt, befindet sich der Kaiser- oder Römersaal. Die Quellen des Spessart und des Vogelsberges liefern der Stadt das Trinkwaffer. — Homburg, ein freundliches Städtchen am Taunus, ist ein sehr besuchter Badeort.
22. Die thüringischen Länder.
Lage: Die thüringischen Staaten liegen ungefähr in der Mitte Deutschlands zwischen der Werra und Saale. Gebirge: Ein kleiner Teil des Rhöngebirges und der Thüringerwald.
Der Thürin.qerwald zählt zu seinen beiden höchsten Bergen den Beerb erg und Schneekopf; beide liegen auf gothaifchem Gebiete. Der Jufelsberg steht diesen beiden Bergen zwar an Größe nach, macht aber durch seine Form und Lage einen weit großartigeren und angenehmeren Eindruck als jene. Das Klima des Thüringerwaldes ist nicht rauh; darum gedeihen alle (Aetrei-dearten, selbstobst.
Hopfen und Weizen giebt es zwar nur stellenweise; wichtig aber ist der Anbau von Farbe- und Arzeneikräutern.
Des herrlichen Gebirges schönstezier-den find die mäch-tigenbuchenh willen, unter welchen die Herden das Waldgras suchen. Die
Herdenglocken, welche, harmonisch abgestimmt, vom Hirten gekauft werden, klingen wie geheimnisvolle Waldmnsik aus der Ferne an unserohr. Malerisch ist die Tracht der Gebirgsbewohner;
1907 -
Breslau
: Hirt
- Autor: Gild, Andreas, Seydlitz, Ernst von
- Auflagennummer (WdK): 5
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Regionen (OPAC): Hessen-Nassau
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
6
Landeskunde der Provinz Hessen-Nassau.
Der Neinhardswald liegt in dem Winkel zwischen Weser und Diemel.
Er ist reich an Wald und Wild*).
Im Reinhardswalde liegt das Jagdschloß Sababurg und das Gestüt Beberbeck.
Der Spessart.
Südlich von der Kinzig erhebt sich der Spessart. Sein Name be-
deutet Spechtswald. Er hängt durch deu „Landrücken" mit der Rhön
und dem Vogelsberg zusammen. Seiue höchsten Erhebungen finden sich im
angrenzenden Bayern.
Der Spessart ist waldreich. Die mächtigen Bäume werden gefällt und auf den
dem Main zueilenden Gewässern nach diesem Strom hingeflößt, dann gehen sie auf
dem Main und Rhein weiter bis zu dem holzarmen Hollaud. Im Sommer leben viele
Leute von dem Sammeln der Heidelbeeren. Die höchste Erhebung des Spessart in
unserer Provinz ist das ,,Orber Reisig". In Orb ist eine Saline.
Der Thüringer Wald.
Der Rhön gegenüber zieht sich auf dem rechten Ufer der Werra der
Thüringer Wald hin. Er breitet sich anch in dem zu Hesseu-Nassau ge-
hörigen Kreise Schmalkalden aus. Am Nordende dieses Kreises erhebt
sich der 916 in hohe Jnselsberg, desseu Gipfel, wenn das Tal mit Nebel
erfüllt ist, gleich einer Insel aus dem Nebelmeer hervorragt. Auf seiner
Spitze stehen zwei Gasthäuser und ein Aussichtsturm, denn er wird von
vielen Reisenden aufgesucht. Über den Kamm des von So. nach Nw.
ziehenden Thüringer Waldes führt eine alte, mir hier und da noch fahr-
bare Straße, der sogenannte Rennsteig, einst die Grenze zwischen Thü-
ringen und Frauken. Der Thüringer Wald setzt sich nach N. im Eichsfeld
fort, dessen Westabfall noch zu Hessen gehört.
Die Berge lassen im Schmalkalder Kreise nicht viel bestellbares Land übrig, da-
gegeu bietet ihr Juueres dem Bewohner das Eisen, das er verarbeitet, womit er sein
Brot verdient. Das Bergwerk am Stahlberg („Brotkammer Schmalkaldens")
und die Mommel liefern Eisensteine. Diese werden in Eisenhütten durch die Stampfe
in kleine Stücke zerstoßen und in Trögen von allen erdigen Beimischungen gereinigt.
Dann kommen sie in den Schmelzofen. Dieser ist so angelegt wie ein Brunnen. Die
zerstoßenen Erze werden in denselben geschüttet, und zwar so, daß eine Lage Erze und
eine Lage Kohlen abwechseln. Die ganze Masse wird in Brand gesetzt und das Feuer
durch gewaltige Blasebälge angefacht, so daß eine furchtbare Glut den ganzen Ofen
erfüllt. In dieser schmelzen die Erze und laufen unten durch eine Öffnung ab. Oben
schüttet mau immer frisch nach. Männer schöpfen das flüssige Erz mit großen Schöpf-
kellen und gießen es in allerhand Formen, welche an dem Boden aus nassem Sand
bereitet sind. So werden eiserne Öfen, Maschinenräder, Grabkreuze, Töpfe, Kessel,
Pfannen, Näpfe usw. gegossen. Das spröde Gußeisen wird in Hammerwerken zum
biegsamen Schmiedeeisen gehämmert. Mächtige, große Ambosse stehen da, und, vom
Wasser gehoben, fallen ungeheuere Hämmer mit gewaltiger Wucht darauf. Von ihnen
wird das glühend gemachte Eisen so lange bearbeitet, bis es die Form und Biegsamkeit
des Stabeisens hat, das der Schmied gebraucht. Die Bewohner des Schmalkaldischen
leben meistens von der Verfertigung von Metallwaren-) und von dem Handel
mit denselben; sie lieben wie alle Thüringer Musik und Gesang.
Die Weserberge.
Im Kreise Rinteln ziehen sich rechts von der Weser die ostsälischen
Ketten der Weserberge hin: der Süntel, der Deister und die Bückeberge.
1) Der Reinhardswald. El. H. S. 90.
2) Das Schmalkalder Kleineisen- und Stahlgewerbe. Et. H. S. 91.
1902 -
Breslau
: Hirt
- Autor: Steinweller, F., Sieber, Hermann, Paust, J. G., Rohn, R. A., Nowack, Hugo
- Auflagennummer (WdK): 5
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
Der Thüringerwalo u. Harz. Die Provinz Sachsen.
25
29. Per Würingerwald und Sarz. a. Der Thüringenvald,
ein Kammgebirge, zieht sich von S.o. nach N.w. hin. Über den Rücken des-
selben läuft der Rennsteig, ein uralter Grenzweg zwischen Thüringen und Fran-
ken. Das Gebirge ist mit schönen Buchenwäldern bestanden und ist eins der
lieblichsten Gebirge Deutschlands. Der besuchteste Berg auf ihm ist der Insels-
berg; die höchsten Berge sind der Beerberg und Schneekopf (1000 m). Das
Gebirge ist stark bewohnt. Die Bewohner schnitzen aus Holz allerlei Geräte,
besonders Spielsachen, so in Sonneberg. Andere sieden Teer und Pech, fällen
und flößen Holz, arbeiten in Glashütten, holen Erze aus den Schachten, schmie-
den Eisen, machen Eisen- und Stahlwaren (Suhl und Schmalkalden), brechen
Schiefer aus den Bergen, verfertigen Schiefertafeln und Schieferstifte. Am N.w.-
Ende des Thüringerwaldes liegt Eisenach, nahe dabei die Wartburg. —
b. Der Harz zieht sich zwischen der untern Saale und der Leine von S.o.
nach N.w. hin. Der höchste Berg darauf ist der Brocken, 1100 m hoch. Auf
seinem breiten Gipfel steht ein auch im Wiuter bewohntes Gasthaus. N.w. vom
Brocken liegt der Oberharz, meist mit Nadelholz bestanden, zum Teil kahl. S.ö.
vom Brocken liegt der Unterharz; er ist niedriger als der Oberharz und mit
Laubholz bestanden. Das schönste Tal des Unterharzes ist das der Bode (Roß-
trappe. Hexentanzplatz). Der Harz ist reich an Erzen, besonders an Eisen-,
Silber-- und Kupfererzen; darum treiben die Bewohner Bergbau und Hütten-
wesen. Auf den Bergwiesen weidet kräftiges Rindvieh. Arme Leute suchen Beeren
und isländisches Moos. — c. Zwischen Harz und Thüringerwald liegt das
Thüringische Hügelland, eine Hochfläche von etwa 200 m Höhe. Derselben sind
mehrere Bergzüge aufgesetzt, z. B. der Kyffhäufer (500 m h. Sage: Der alte
Barbarossa). Der westl. Teil des Thüringer Hügellandes heißt Eichsfeld
(450 in h.) und ist zum großen Teil rauh und eine weuig ergiebige Gegend.
§ 30. Die Provinz Sachsen (25300 qkm, 2800000 E.) liegt zu beiden
Seiten der Mittlern Saale und Elbe. Der n. Teil wird durch das Herzogtum
Anhalt und ein Stück des Herzogtums Braunschweig vom südl. getrennt und
nur durch einen schmalen Landstrich mit dem letzteren verbunden. Im süd-
lichen Stücke haben noch einige deutsche Fürsten Besitzungen, so besonders die
Fürsten von Schwarzburg-Sondershausen und Schwarzburg-Rudolstadt. Ge-
trennt von der Provinz liegt ein Stück auf dem Thüriugerwalde, darin Suhl
mit Gewehrfabriken. — Die Provinz Sachsen ist ein gesegnetes Land. Die srncht-
barsten Gegenden sind: Die Goldene Aue an der Unstrut und Helme, die Niede-
ruugeu an der Bode, die Börde bei Magdeburg, die Wische an der Elbe, die
Gegend um Halberstadt, das Saaltal und die Gegend um Erfurt. Das Land
rechts der Elbe und zwischen Elbe und Mulde hat zum großen Teile sandigen
Boden (Kiefernwälder, Sumpfstrecken). Anch das Eichsfeld ist unfruchtbar.
In den fruchtbaren Gegenden werden Getreide (Weizen), Hülsenfrüchte, Rübsen,
Raps. Tabak. Zichorie. Zuckerrüben angebaut; darum hat die Provinz auch viel
Branntweinbrennereien (z. B. Nordhausen), Stärke-, Zichorien- und Zucker-
fabrikeu (Magdeburg). Viel Obst wird an der Saale und Unstrut gebaut, um
Freiburg und Naumburg auch Wein. Um Quedlinburg. Aschersleben und
Erfurt ist die Blumenzucht und der Gemüsebau bedeutend. Die Viehzucht blüht,
denn das Land hat vorzügliche Wiesen. — Die Provinz ist reich an Salz;
Steinsalz wird bei Staßsurt und Erfurt gewouuen, Kochsalz bei Schönebeck (das
reichste Salzwerk des preußischen Staates). Halle, Kösen n. a. In Halle ist die
1886 -
Halle a. S.
: Buchh. des Waisenhauses
- Autor: Wagner, C.
- Auflagennummer (WdK): 6
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schultypen (WdK): Niedere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 1 – Primarstufe, Klassen 1 – 4/6
- Regionen (OPAC): Hessen-Nassau, Waldeck
- Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
- Geschlecht (WdK): koedukativ
Herrenbreitungen das Hessische berührt. Daher eneiml-ber Boden kaum für
drei Monate Nahrung, für die übrige Zeit muß sie der Schmalkalder aus aus-
wärtigen Märkten holen. Dagegen findet sich in den Thälern ein herrlicher
Graswuchs, und das Gebirge liefert treffliche Futterkräuter in Menge, weshalb
man auch im Kreise Schmalkalden viel und gut genährtes Vieh trifft. Den
größten Reichtum bietet jedoch das Land in seinen Eisenerzen, die aus deu
Tiefeu des Bodens zu Tage gefördert werden. Die Bergwerke am S_tcihlberge
und an der Mommel liefern jährlich mehr denn 7 500 000 kg Erze, die teil-
weise ausgeführt werden, weil sie nicht alle ausgeschmolzeu werden können.
Bergbau und Eisenarbeiten ernähren die meisten Bewohner Schmalkaldens. -
Die Bäche, welche alle der Werra zueilen, haben einen kurzen und raschen Lauf
und bilden zum Teil anmutige und sehenswerte Thalgründe, so der Kanzlars-
oder Schönauergrund von der Schwarza durchflössen, in welchem Steinbach-
Hallenberg liegt; die Thäler der Schmalkalde und der Stille, iu welchen die
Stadt Schmalkalden und weiter hinauf das gewerbreiche Kleinschmalkalden liegen.
Das sehenswerteste Thal ist das der Trnse, die am Jnselsberge entspringt und
den Bergflecken Brotterode bewässert. Die Hörfel entspringt am nordöstlichen
Abhänge des Gebirges. Über der im Hörselthal gelegenen Stadt Eisenach
erhebt sich ans einem Bergvorsprunge des Thüringerwaldes die berühmte Wart-
bürg. Vou hier aus beherrschte» einst die thüringischen Landgrasen ihre Lande,
wozu auch Hessen gehörte, und hier begauu Luther das große Werk der dent-
scheu Bibelübersetzuua.
i^^qs (5'ichsfele Nördlich vom Thüringerwalde zwischen Werra und
Unstruitägert das Eichsfelder Hochland. Es begleitet die Werra anf ihrem rech-
ten User von Eisenach bis Münden. Das Eichsfeld ist fast durchweg ein rauhes,
ödes Land, dessen Oberfläche mit Muschelkalk übersäet ist, daher den Ackerbau
wenig begünstigt. Der Kornertrag reicht für die Bewohner nicht aus, auch die
sonst schwunghafte Fabrikation von Wollzengen ist gesunken. So leben die
armen Eichsfelder vou Wollkämmen oder wandern, gleich den Fnldaern, in
Scharen aus, um als Fabrik- und Feldarbeiter ein ferneres Stück Brot zu ver
dienei^^Stfm Werranfer erhebt sich ein steiler Rücken, auf welchem unweit
Wannfri^ds die Blesse und der Gehilfeusberg als besondere Punkte hervor-
treten. Die Wallsahrtskapelle auf diesem Berge soll der Sage nach von Boni-
facius gegründet worden sein. Im Norden der Stadt Eschwege ragen der Grei-
fenstein mit den Trümmern einer Burg, der lauggestreckte Meinhardt und
die Gobert hervor. Dem Laufe der Werra folgend, treffen wir bei Allendorf
den Brandswald mit dem Höheberge, an den sich niedrige Züge anschließen,
welche die wohlerhaltenen Schloßtrümmer des alten H an stein tragen und bei
Witzenhausen Weinberge aufweisen. Von hier setzt sich das Gebirge in einem
langen Waldrücken bis zum Bergkessel von Münden fort. Dieser ganze Zug ist
eine alte Landwehr zwischen Hessen und dein Eichsfelde und gleichsam eine Scheide von
zweierlei Naturen. Drüben zunächst ist es rauh und unwirtlich, diesseits alles blühend
und fruchtbar; ueben den üppigsten Getreidefluren gedeihet die Tabakspflanze und vor zwei
Menschenaltern noch der Weinftvck, der jetzt freilich nur noch die schmucken Bauernhäuser
umgrünt. In einem desto größeren Flor ist der Obstbau.
Stromabwärts von Münden liegt am rechten Ufer der Weser auf Hanno-
verschem Gebiete der Bramwalo, der nur Ausläufer uach Hessen sendet. Bei
1881 -
Rodenberg
: Selbstverl. des Verf.
- Autor: Schneider, Emil
- Hrsg.: ,
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schultypen (WdK): Niedere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Volksschule
- Regionen (OPAC): Rinteln, Schaumburg, Kassel
- Inhalt Raum/Thema: Heimatkunde
- Geschlecht (WdK): koedukativ
Dritter Abschnitt.
Der Regierungsbezirk Kassel.
1. Lage, Grenzen, Größe und Bevölkerung.
1. Der Regierungsbezirk Kassel liegt im Herzen Deutschlands und macht mit dem
Regierungsbezirke Wiesbaden die Provinz Hessen-Nassau aus, .welche 1866 von Preußen
neu erworben wurde. Er umfaßt das vormalige Kurfürstentum Hessen und einige kleine
von Bayern und Hessen-Darmstadt abgetretene Gebietsteile. Getrennt von der Hauptmasse
liegen östlich am Thüringerwalde der Kreis Schmalkalden und nördlich an der Weser
der Kreis Schaumburg. Die Hauptmasse liegt zwischen dem 26° 13' — 27° 53' östl.
Länge und dem 50° 5'— 51° 39' nördl. Breite.
2. Der Regierungsbezirk wird im N. von Waldeck, Westfalen und Hannover, im
O. von der Provinz Sachsen und von Sachsen-Weimar-Eisenach, im S. von Bayern und
Hessen und im Westen ebenfalls von Hessen, dem Regierungsbezirke Wiesbaden und
Waldeck begrenzt.
3. Der ganze Regierungsbezirk hat einen Flächeninhalt von 185 ^M. und eine
Einwohnerzahl von 822000 Seelen, darunter 700000 Evangelische, 112000 Katholiken
und 10000 Juden.
2. Bodengestaltung.
Der Rbzk. Kassel bildet einen Teil der großen deutschen Mittelgebirgslandschaft.
Überall ist er von Berg- und Hügelgruppen durchzogen. Wegen seiner bergigen Beschaffen-
heit nennt man Hessen in Verbindung mit den deutschen Gebirgen das hessische Berg-
und Hügellaud. Die ebensten und zugleich niedrigsten Gegenden trifft man in den
Kreisen Hanau und Rinteln. Die Hauptgebirge im Rbzk. sind folgende:
1. Der Spessart, zwischen Kinzig, Main und Sinn gelegen. Er ragt in seinem
nördlichen Teile in den Rbzk. und ist ein rauhes Waldgebirge. Seine höchsten Spitzen
— Geiersberg (595 m.) und Engelsberg — liegen in Bayern. Der Spessart ist reich an
Metallen und Wild. Der Ackerbau beschränkt sich fast nur auf Kartoffeln. Der Wald
muß die zahlreiche, aber arme Bevölkerung ernähren; die Schweine- und Rindviehzucht
sind sehr im Schwünge.
2. Die Rhön ist ein Gebirge mit stolzen Kuppen und triftreichen Hochfeldern. Die
vordere Rhön ist teilweise bewaldet und angebaut, während die hohe Rhön im S.
kahl und felsig und mit vielen großen Mooren, Sümpfen und sauren Wiesen bedeckt ist.
Der Winter dauert hier über ein halbes Jahr. Die große Wasser kuppe (940 m.) ist
die höchste Spitze der Rhön; außerdem sind bemerkenswert der Ellenbogen, die Milse-
burg (825 in.), der Stoppelsberg, der Landeckerberg mit Burgruine und der heil. Kreuz-
berg (905 in) in Bayern. Die Rhönbewohner sind arm. Ihr Hauptnahrungszweig ist
die Viehzucht. Getreide wiro nur wenig gebaut, dagegen viel Flachs und Kartoffeln.
Fleisch und Brot sind auf der hohen Rhöne fast unbekannt. Zur Zeit der Schneewehen
werden die zerstreut liegenden Hütten oft gänzlich verschüttet; dann ist ein Verkehr nur
durch den Schornstein möglich.
3. Die östliche Fortsetzung der Vorderröhn, das Henneberger Bergland, zieht
sich bis zum Werrathale hin, während der Landrücken die Rhön mit dem Vogelsberg
verbindet und die Wasserscheide zwischen Rhein und Weser bildet. Der Vogelsberg,
wohl die größeste Basaltmasse der Erde, reicht nur mit seinen östlichen und südlichen Ab-
hängen in nnsern Regierungsbezirk. Sein höchster Punkt ist der 750 in. hohe Taufstein.
— Nördlich von der Rhön durchziehen der niedrige Süllingswald, das Schiefer-
gebirge von Richelsdorf mit seinen Kupfererzen und das kahle Ringgaugebirge
das Hessenland.
4. Der Meißner ist der König der althessischen Berge und steigt bis zu 750 rn.
auf. Seine Krone bildet eine etwa 1 Stunde lange und 72 Stunde breite Ebene mit
üppigem Graswuchs. Der Berg gewährt eine schöne und weite Aussicht und besitzt viele
seltene und nützliche Pflanzen, hohe Basaltfelsen (Kitzkammer) und reiche Kohlengruben.
Früher wurde hier die Frau Holle verehrt, welche im „Frauhollenteiche" wohnt. — Im
1825 -
Cassel
: Luckhardt
- Autor: Wiegand, Conrad
- Auflagennummer (WdK): 2
- Sammlung: Geographieschulbuecher vor 1871
- Schultypen (WdK): Bürgerschule, Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Mittlere Lehranstalten, Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Bürgerschule, Volksschule
- Regionen (OPAC): Hessen
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Geschlecht (WdK): Jungen
Die Herrschaft Schmalkalden.
161
ter Herrschaft die Hasel, Schmalkalde, Fambach und
Trust, welche alle auf hessischem Gebiete entspringen, auf.
Die ganze Herrschaft zählet 1 Stadt, 4 Flecken,
33 Dörfer, 13 Höfe mit 4155 Wohnhäusern und 22,317
Einwohnern, welche sich größtentheils zur evangelisch-
lutherischen Religion bekennen und sehr arbeitsam seyn
sollen. Sie gehört nach der jetzigen Staats-Eintei-
lung zu der Provinz Fulda und bildet in derselben einen
eigenen Verwaltungskreis, welcher mit der Herrschaft
einerley Namen, Gränzen und gleiche Größe hat. Die-
ser Kreis bestehet aus dem Landgerichte Schmalkalden
und aus den Aemtern Brotterode und Stcinbach- Hal-
lenberg.
A. Das Landgericht Schmalkalden liegt
nordwestlich in der Herrschaft, an dem rechten Ufer der
Werra, bestehet aus 1 Stadt, 22 Dörfern und 5 Hö-
fen, welche zusammen 2455 Wohnhäuser und 13,568
Einwohner zählen.
1. Schmalkalden, die Hauptstadt der Herrschaft,
Sitz der Kreisbehörde und des Landgerichtes Hauptort,
liegt 24 Stunden von Cassel, in hinein von Bergen eng
eingeschlossenerp Thale, an dem Fuße einer. Höhe des
Thüringerwaldes, der Questenberg genannt, und an dem
Einfluß des Flüßchen Stille in die Schmalkalde. Sie
zählt mit^ den zu der Stadt gehörenden Bergwerken,
Schmelzhütten, Hammerwerken und dem Salzwerke 839
W. und 4,474 E. In der Mitte der Stadt liegt das
alte fürstliche Schloß, der Hessenhof, und nahe bei
derselben, auf dem Questenberge, die W il Helms bur.g,
nach ihrem Erbauer, dem Landgrafen Wilhelm Iv. also
genannt. In dem Jahre 1227 versammelte der Land-
graf Ludwig von Thüringen hier alle diejenigen welche
entschlossen waren, gegen die Türken, mit ihm nach Pa-
lästina zu ziehen. In dem Jahre 1531 verbanden sich
die deutschen protestantischen Fürsten, in dieser Stadt,
zu einem Kriege gegen die katholischen Fürsten, welcher
Bund, der schmalkaldische Bund, und der darauf folgen-
de Krieg, der schmalkaldische Krieg genannt wird. Schmal-