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1. Wirtschaftsgeographie und Wirtschaftskunde Deutschlands - S. 131

1911 - Bielefeld [u.a.] : Velhagen & Klasing
A. Die Landwirtschaft und die mit ihr zusammenhängenden Industrien, 131 Mehlspeisen, Nudeln, Makkaroni, Biskuiten und dergleichen ausgedehnte Verwendung. Es wird außerdem als Appreturmittel in der Weberei und Papierfabrikation, zum Stärken und Glänzen der Wäsche, sowie zur Gewinnung von Stärkesirup, Stärkezucker und Dextrin, den sogenannten Stärkeprodukten, benutzt. Eine besonders wichtige Rolle spielt die Stärke in der Spiritusbrennerei und Bier- brauerei (f. das.). 2. Die Rohstoffe der Stärkefabrikation. Die Stärke ist fast in allen Pflanzen enthalten, in größeren Mengen jedoch nur in der Kartoffel, in Weizen, Roggen, Gerste, Reis, Mais, verschiedenen Hülsenfrüchten, den Wurzeln mehrerer Pflanzen (Arrowroot) und in der Sagopalme, aus deren Mark der echte Sago gewonnen wird. Künstlichen Sago stellt man aus Kartoffelstärke her. Für die deutsche Stärkefabrikation kommen als Rohstoffe nur die Kartoffel mit 20 %, der Weizen mit 68 %, der Reis mit 76 °/0 und der Mais mit 59 °/o Stärkegehalt in Betracht. Am wichtigsten von allen ist trotz des geringen Stärkegehalts die Kartoffel, denn sie liefert auf gleicher Bodenfläche einen acht- mal fo großen Ertrag als z. B. der Weizen, so daß von der gleichen Fläche auch mehr Stärke gewonnen werden kann. 3. Gewinnung der Stärke, Da die Stärke in den Pflanzen bereits fertig vor- handen ist, besteht die Gewinnung nur in der Trennung derselben von den übrigen Pslanzenstoffen. Das geschieht bei der Darstellung aus Kartoffeln durch Zerreißung der Gewebezelle mittels der Kartoffelreibe, bei der Darstellung aus Weizen durch Herstellung eines Mehlteiges, bei der Gewinnung aus Reis und Mais durch Anwendung einer dünnen Lösung von Alkalien (Atznatron usw.), um die die Stärkekörner umgebenden Eiweißstoffe zu lösen. In allen Fällen wird sodann die Stärke aus der entstandenen Masse mit Wasser herausgewaschen. Aus _ der sich ergebenden milchigen Flüssigkeit wird durch ein Reinigungsverfahren (Ab- setzenlassen,Schlämmen usw.), sowiedurch Ausschleudern in einer Zentrifuge und durch Trocknen das Stärkemehl gewonnen. An wertvollen Nebenprodukten lie- sert die Weizenstärkefabrikation Kleber und Treber, die Kartoffelstärkefabrika- tion Pülpe, die alle als Viehfutter für die Landwirtschaft von Bedeutung sind. Das zurückbleibende Waschwasser wird zur Berieselung von Wiesen benutzt. 4. Verbreitung. Die Stärke- fabrikation ist, wie schon erwähnt, ein landwirtschaftliches Nebengewerbe und findet sich daher hauptsächlich im Osten Deutschlands, wo in den Pro- vinzen Ost- und Westpreußen, Pommern,Posen, Schlesien und Brandenburg zusammen ungefähr 3u sämtlicher Betriebe vorhanden sind. Erklärlicherweise tritt sie hier auch meist als Klein- und Mittelbetrieb auf. Im übrigen Deutschland hat sie sich mehr zu einem selbständigen Gewerbe erhoben. Hier sind daher auch größere und Großbetriebe vertreten (zum Teil v///////////////////////////////////^ Erklärung: Der innere Zylinder A wird schnell ge- dreht (1000 mal in einer Minute); dadurch fliegt die Flüssigkeit durch die feinen Öffnungen in den Mantel B und fließt ab. Die festen Stoffe setzen sich an den Rändern des Zylinders an und werden dann herausgeschaufelt. Abb. is. Zentrifuge im Durchschnitt.

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1. Weltkunde - S. 384

1896 - Hannover : Helwing
384 papier und läßt sich als Pergament gebrauchen. Durch ein Gemilch von einem Teile konzentrierter Salpetersäure und zwei Teilen konzentrierter Schwefelsäure wird aus der Pflanzenfaser (Baumwolle) die Schießbaumwolle, und aus dieser das Kollodium bereitet (§ 75). — 2. Stärke (Cehioos). — Zerreibt man Kartoffeln, knetet sie mit etwas Wasser durch- einander und preßt die Flüssigkeit durch einen Leinwandlappen, so bildet sich nach einiger Zeit ein Bodensatz; das ist Stärke- mehl (Amylum). Rührt man Weizenmehl und Wasser zu einem Teige, schlägt es in ein grobes Tuch und knetet es unter stetem Zugießen von Wasser so' lange, bis dieses nicht mehr milchig abfließt, so erkält man aus der Flüssigkeit gleichfalls das Stärkemehl als weißen Bodensatz. — Stärke hat mit der Zellensubstanz gleiche Zusammensetzung, bildet jedoch keinen Teil des Zeliengewebes, sondern findet sich im Innern der Zellen, und zwar in den Samen, Wurzeln und im Marke der Pflanzen, auch in unreifem Obste. Die Stärkemehl- körnchen bestehen aus schalenartig übereinander liegenden Schichten; sie haben verschiedene Formen nach den Pflanzen, aus denen sie gewonnen sind, und können mittelst eines Mikroskops unter- schieden werden: Kartoffel-, Weizen-, Erbsen-, Mais- stärke u. Sago ist Stärkemehl aus dem Marke der Sago- palme. — Das Stärkemehl hat weder Geruch noch Geschmack; in kaltem Wasser quillt es auf; beim Kochen mit Wasser zerplatzt die äußere Hülle, und die Stärke bildet Kleister. Stärkemehl bildet einen wesentlichen Bestandteil unserer Nahrungs- mittel (siehe § 87). Aber nur gekocht ist es verdaulich; daher müssen Reis, Hül sen fr richte, Kartoffeln rc. gekocht werden. Anmerkung. Eine ähnliche Zusammensetzung wie Zellensubstanz und Stärke haben Gummi und Pflanzenschleim. Gummi löst sich im Wasser auf, nicht im Weingeist (beim Harz ist's umgekehrt). Das beste Gummi ist das arabische Gummi, das aus Akazien ausschwitzt; Kirschgummi ist ein Gemenge von Gummi und Pflanzen schleim. Der letztere Stoff findet sich in Leinsamen, Quittenkernen u. s. w. Er quillt im Wasser zu einem dickem Schleime. 3. Zucker. Man unterscheidet mehrere Zuckerarten; alle sind im Wasser löslich und haben einen mehr oder weniger süßen Geschmack. Sie bestehen wie Pflanzenfaser und Stärke aus Kohlenstoff, Wasserstoff und Sauerstoff, sind jedoch in ihrer chemischen Zusammensetzung und ihren äußeren Eigenschaften nicht völlig gleich; einige krystallisieren, andere nicht, a) Rohrzucker wird gewonnen aus dem Safte des Zuckerrohrs, des Zuckerahorns (Nordamerika) und aus Zuckerrüben (des. Deutschland seit 1750). Der aus dem Zuckerrohre oder deu Rüben ausgepreßte Saft enthält verschiedene Säuren, Eiweiß rc.; durch Zusatz von Kalkmilch und schnelles Aufkochen werden diese Bestandteile, die mit dem Kalke einen

2. Teil 2 - S. 435

1910 - Hannover : Helwing
435 Bäume, Flachs, Hanf, Baumwolle usw. Sie ist geschmack- und geruch- los, in Wasser, verdünnten Säuren, Weingeist, Laugen und Äther ist sie unlöslich, in konzentrierter Schwefelsäure löst sie sich allmählich auf. Am reinsten kommt sie in Baumwolle, Leiuwand und Papier vor. — Taucht man in verdünnte Schwefelsäure (4 Teile Schwefelsäure auf 1 Teil Wasser) weißes Lösch- (Filtrier)-Papier, wäscht es dann sorgfältig aus und trocknet es, so wird es pergament- artig; es heißt Pergamentpapier und läßt sich als Pergament gebrauchen. Durch ein Gemisch von einem Teile konzentrierter Salpeter- säure und zwei Teilen konzentrierter Schwefelsäure wird aus der Pflanzenfaser (Baumwolle) die Schießbaumwolle, und aus dieser das Kollodium bereitet. Durch Essigäther und Alkohol wird Schieß- baumwolle in eine Art Gelatine verwandelt, die das rauchlose Pulver darstellt. Aus dem Zellstoff wird ferner das Zelluloid durch Behandlung mit Salpeter- und Schwefelsäure und Kampfer bereitet. Es dient zur Herstellung vieler Gebrauchs- und Schmuck- gegenstände; es ist feuergefährlich. 1. Wie wird Baumwolle benutzt? — 2. Beschreib die Leiuwandbereitung, die Papierfabrikation! — 3. Wozu benutzt man Pergameutpapier? — 4. Neune Gegen- stände ans Zelluloid! — 5. Gib Eigenschaften des Zelluloids an! 8 274. Stärke. 1. a) Geriebene Kartoffeln, Weizenmehl, Leinwandlappen, verschiedene Stärke- arten. Jodtinktur, b) Gewinnung von Stärke, Kochen der Stärke, Blaufärben der Stärke durch Jod. 2. Stärke hat mit der Zellensubstanz gleiche Zusammensetzung, bildet jedoch keinen Teil des Zellengewebes, sondern sindet sich im Innern der Zellen, und zwar in den Samen, Wurzeln und im Marke der Pflanzen, auch in unreifem Obste. Die Stärkemehlkörnchen bestehen aus schalenartig übereinander liegenden Schichten; sie haben verschiedene Formen nach den Pflanzen, aus denen sie gewonnen sind, und können mittels eines Mikroskops unterschieden werden: Kartoffel-, Weizen-, Erbsen-, Maisstärke usw. Sago ist Stärkemehl aus dem Marke der Sagopalme. — Das Stärkemehl hat weder Geruch noch Geschmack; in kaltem Wasser quillt es auf; beim Kochen mit Wasser zerplatzt die äußere Hülle, und die Stärke bildet Kleister; Stärke wird durch Jod blau gefärbt. Stärkemehl bildet einen wesent- lichen Bestandteil unserer Nahrungsmittel. Aber nur gekocht ist es ver- daulich; daher müssen Reis, Hülsenfrüchte, Kartoffeln usw. gekocht werden. Anmerkung. Eine ähnliche Zusammensetzung wie Zellensubstanz und Stärke haben Gunimi und Pflanzenschleim. Gummi löst sich im Wasser auf, nicht im Weingeist (beim Harz ist's umgekehrt). Das beste Gummi ist das arabische Gummi, das aus Akazien ausschwitzt: Kirschgummi ist ein Gemenge von Gummi und Pflanzenschleim. Der letztere Stoff findet sich in Lein- samen, Qnittenkernen, in vielen Wurzeln und Früchten usw. Er quillt im Wasser ans zu einem dicken Schleime. 28*

3. Teil 2 - S. 270

1910 - Hannover : Helwing
270 Moselweine enthalten 6—10%, Rheinweine und französische Weine 9—13%, Portwein und andere südliche schwere Weine 18—21% Alkohol. 1. Welches sind die wichtigsten Weingegenden Deutschlands? — 2. Welche Be- deutung haben die Ranken für den Weinstock? — Z. Welche Bedeutung hat der Wachs- überzug der Weinbeeren? — 4. Auf welche Weise wird der Samen des Weinstocks ver- breitet? — 5. Schildere die Weinlese nach dem Lesebuche? — 6. Welche Feinde hat der Weinstock? § 125. Drei wichtige ausländische Gräser. 1. Der Mais. a) Der Mais ist die einzige aus Amerika statnmende Getreideart. In Deutschland wird er wegen seiner bis 2 m hohen Stengel und seiner breiten schilfartigen Blätter nur als Grünfutter angebaut, weil die roten oder gelben Körner nur selten zur Reife kommen, b) Der Mais unterscheidet sich dadurch von allen andern Gräsern, daß seine Staub- und Stempelblüten getrennt stehen. Die Staubblüten bilden endständige Rispen, während die Stempelblüten zu einem tiefer stehenden Kolben ver- einigt sind, der von vielen Blatthülsen eingeschlossen ist. Die Narben der einzelnen Blüten hängen als ein Büschel langer, grüner Fäden aus der Spitze des Kolbens hervor, e) In Amerika, Afrika und Asien ist der Mais für viele Millionen Menschen das wichtigste Brotkorn. Bei uns wird haupt- sächlich die aus Mais gewonnene Stärke unter den Namen Mondamin und Maizena in der Küche gebraucht. Maiskörner werden vielfach als Viehfutter verwandt. 2. Der Reis. a) Der Reis ist die wichtigste Getreideart der Erde; denn er ist für die Hälfte aller Menschen auf Erden das Hauptnahrungs- mittel. Der am meisten angebaute S u m p f r e i s verlangt eine Sommer- temperatur von 290 und einen Boden, der während der Wachstumszeit unter Wasser gesetzt werden kann. Die wichtigsten Reisländer sind Ost- asien (China, Japan, Korea, Siam usw.), das Niltal, die Poniederung und Carolina in Nordamerika, b) Der Blütenstand ist eine Rispe. Jede Blüte hat im Gegensatz zu andern Gräsern 6 Staubblätter. Die reifen Körner sind ähnlich der Gerste von den Spelzen fest umschlossen und müssen geschält werden. Unter allen Getreidearten enthalten die Reiskörner die meiste Stärke (85% Stärke, 3% Eiweiß). Reisspeisen gären nicht im Darm und eignen sich deshalb ganz besonders zur Nahrung in warmen Ländern. 3. Das Zuckerrohr, a) Das Zuckerrohr hat einen 3—4 m hohen Halm, der im Innern mit Mark angefüllt ist. Der im Mark enthaltene Saft liefert 18% Zucker. Die Halme werden vor der Blüte abgeschnitten, von Blättern und Spitzen befreit und in einer Mühle durch Walzen zer- quetscht und ausgepreßt. In manchen Zuckerplantagen benutzt man heute noch hydraulische Pressen und Zentrifugen zur Gewinnung des Saftes.

4. Neuntes Schuljahr - S. 119

1912 - Halle a.S. : Schroedel
119 Überproduktion. Und doch bleibt die Gurke auch für den Landmann eine schöne Frucht. Wer so glücklich ist, gleich am Anfange reiche Ernte halten zu können, dem bringt sie auch jetzt noch einen „schönen Taler Geld", und wenn in guten Jahren der Acker „aushält", dann kann der Kräuter sechs Wochen lang und darüber zwei- bis dreimal jede Woche „die grüne Kuh melken". Arbeit ist des Bürgers Zierde, Segen ist der Mühe Preis. H. Dchnieblich. 41. Die Verwendung der Kartoffel in der Industrie. 1. Besonders wertvoll ist die Kartoffel wegen ihres Reichtums an Stärke- mehl zur Stärkefabrikation. Man rechnet auf 100 kg frische Kartoffeln 12 bis 20 kg Stärke. Sie kann auf folgende Weise gewonnen werden. Man zerreibt rohe Kartoffeln auf einem Reibeisen, knetet diesen Brei mit Wasser durch und drückt ihn durch einen leinenen Lappen. Das, was im Lappen zurückbleibt, ist größtenteils nur der Faserstoff der Kartoffel- zellen. Die durchgedrückte Flüssigkeit muß ungefähr eine Stunde stehen, bis die schwerere Stärke zu Boden sinkt und die Flüssigkeit klar wird. Dann gießt man das Wasser ab und ersetzt es so oft durch frisches, bis die Stärke rein ist, natürlich in Pausen, damit der feste Stoss sich immer wieder ablagern kann. Darauf wird dieser bei gelinder Wärme getrocknet, und man hat ein Achtel bis ein Fünftel Stärke. Drei Viertel der Roh- kartoffel ist wässeriger Saft, das Fehlende Faserstoff und Pflanzeneiweiß, welches letztere in der Flüssigkeit, die man von der Stärke abgegossen hat, enthalten ist. Bringt man die Flüssigkeit an das Feuer, so trübt sie sich um so stärker, je mehr sich die Wärme dem Siedepunkt nähert. Bei mehrmaligem Aufkochen scheidet sich ein flockiger, grauweißer Körper aus, den man durch Filtrieren aus der Flüssigkeit entfernt. Dieser flockige, grauweiße Körper ist das Pflanzeneiweiß, welches sich in allen Pflanzen, in einigen mehr, in andern weniger, findet und der Hauptnährstoff in der Kartoffel ist; dasselbe enthält nämlich den Stickstoff. In der Flüssigkeit befindet sich aber noch ein andrer Stoff, welcher von einigen Chemikern rein dargestellt worden ist und Solanin ge- nannt wurde. Derselbe ist giftig und bewirkt bei Tieren Lähmung der Hinterfüße. Am reichlichsten ist er enthalten in jungen, bleichen Kartoffel- keimen, welche sich im Keller bilden, ebenso in den Beeren, weniger im Kraut und in den ausgewachsenen Stengeln. Junge Kartoffeln besitzen mehr davon als die alten, ausgewachsenen. Darum sind erstere in der Regel auch nicht so gesund. Beim Kochen der Kartoffeln geht das Solanin in das Wasser über und teilt diesem den eigentümlich kratzenden und scharfen Geschmack mit. Gekochte Kartoffeln sind daher ganz unschädlich.

5. Wirtschaftsgeographie und Wirtschaftskunde für Handelsschulen - S. 67

1917 - Bielefeld [u.a.] : Velhagen & Klasing
A. Der Ackerbau. 67 hier dient die Kartoffel in der Hauptsache als Nahrungsmittel. Dagegen wird sie in den Provinzen Posen und Preußen zum großen Teil zur Herstellung von Stärke, Branntwein und Kartoffelflocken (getrocknete Kartoffeln zu Futter- zwecken) verwendet. c. Erzeugung und Verbrauch. Fast V« der gesamten deutschen Ackerfläche ist dem Kartoffelbau gewidmet; der Wert der jährlichen Ernte be- trug 1912 etwa A 2500 Mill. Rund Vs des Ernteertrages muß wieder für die Aussaat verwendet werden oder geht wegen schlechter Haltbarkeit verloren. Von dem Rest dient reichlich die Hälfte als Viehfutter, der übrige Teil als menschliches Nahrungsmittel, nur Vio bildet den Rohstoff für Stärke und Spiritus. Ein- und Ausfuhr sind geringfügig (warum?). Die 1912 etwa Ji> 60 Mill. betragende Einfuhr bestand zum großen Teil aus Frühkartoffeln (Malta). d. Stärke und Spiritus. I. Gewinnung. Durch Verarbeitung der Kartoffel zu Stärke und Spiritus wird ein haltbares und wertvolleres Er- zeugnis geschaffen, das sich leicht auf größere Entfernungen versenden läßt. Gleichzeitig bleibt ein Rückstand (Pulpe bei der Stärke, Schlempe beim Spiritus), der als Viehfutter in landwirtschaftlichen Gebieten hohe Bedeutung besitzt. Daher ist Ostdeutschland der Hauptsitz der beiden landwirtschaftlichen Neben- gewerbe, die Stärke und Spiritus erzeugen. In beiden Erzeugnissen wird das in der Kartoffel zu 20% enthaltene Stärkemehl verwandt. Während man sich aber bei der Stärkegewinnung darauf beschränkt, die Stärke- körner von den übrigen in der Kartoffel enthaltenen Stoffen (vor allein Waffer) zu trennen, wird die Stärke bei der Spiritusbereitung zunächst durch Zusatz von Grünmalz in Zucker umgewandelt, der darauf mittels Hefe in Alkohol und Kohlensäure zerlegt wird. Die Kohlensäure entweicht in die Lust, der Alkohol wird durch Erhitzen (Brennen) von dem beigemischten Wasser und der Schlempe getrennt und später in besonderen Raffinerien gereinigt. Ii. Bedeutung. Stärke und Spiritus werden auch aus anderen Rohstoffen als aus der Kartoffel gewonnen, so Stärke aus Getreide (Weizen, Reis, Mais), Spiritus aus Wein (Kognak), Melasse (S. 69), Obst, Getreide (Reis — Arrak) und Zuckerrohr (Rum). Die aus Kartoffeln hergestellte Menge von Spiritus beträgt jedoch 3u der deutschen Gesamterzeugung; bei Stärke besteht ein ähn- liches Verhältnis, so daß auch hier die Kartoffel bei weitem der wichtigste Roh- stoff ist. Der Wert der jährlichen Erzeugung beträgt bei beiden Stoffen etwa je A 100 Mill. Von den Spiritusbrennereien ist der größte Teil mit landwirtschaftlichen Betrieben verknüpft; nur die Spiritusraffinerie und die Kornbranntweinbrennerei finden sich in Städten, unter denen neben Nordhausen Altona, Breslau und Köln hervorragen. Iii. Spiritushandel und -steuer. Der Spiritushandel liegt in Deutschland fast völlig in der Hand der „Zentrale für Spiritusverwertung" und wird durch die Steuergesetzgebung wesentlich beeinflußt. Da der reichliche Genuß des Alto- hols die Gesundheit des Menschen erheblich schädigt, hat der Staat den Spiritus mit einer hohen Steuer belastet, die für 1 l reinen Alkohol (Wert ohne Steuer M 0,35) Jh> 1,25 und Zuschläge bis M 0,25 beträgt und jährlich 5*

6. Großes Lehrbuch der Geographie - S. 555

1902 - Breslau : Hirt
Nahrungs- und Genußpflanzen. 555 5. Ostindien, das in den 80er Jahren bedeutende Mengen Winterweizen dem Welt- märkte zur Verfügung stellte, hat wie Australien an Bedeutung verloren, seitdem durch den Preisdruck Argentiniens die Verfrachtung nach London unmöglich wurde. 6. Die Balkanstaaten Rumänien, Bulgarien und Serbien liefern Weizen und Mais. Erfreulich ist die zunehmende Roggen-A Bulgariens «sowie Kleinasiens>, da es uns von Rußland unabhängiger macht. Als L-Länder find die übrigen Staaten Europas zu bezeichnen, an der Spitze Großbritannien und Irland, das an Weizen und Weizenmehl mehr einführt als das gesamte übrige Europa. Auch in den sonstigen Getreidearten hat es nur in Braugerste und Hafer eine nennenswerte eigene Erzeugung. Die E von Weizen wurde 1901 auf 3 543190, von Weizenmehl auf 1 146 822 t, die Gesamt-E von Getreide und Mehl auf 9 976 552 t geschätzt. Ohne England würde die europäische Ernte an Weizen und Roggen vielleicht für den Erdteil ausreichen. Der Mittelpunkt des gesamten Getreidehandels ist daher noch heute, wenngleich nicht mehr so unumschränkt wie früher, London, das daher auch den Weltmarkthandel reguliert. Außerdem ist noch Liverpool für die Sendungen aus Nord-Amerika von Bedeutung. An 2. Stelle steht das Deutsche Reich. Obwohl die deutsche Landwirtschaft gewiß nicht als rückständig bezeichnet werden kann, dürfte es ihr doch unmöglich sein, den Getreidebedarf von 564 Mill. Menschen zu befriedigen und mit der Zunahme der Bevölkerung gleichen Schritt zu halten. Wenn auch hoch- gerechnet im D. R. rund 8,4 Mill. t Roggen, 4 Mill. t Weizen, 3 Mill. t Gerste und 7 Mill. t Hafer geerntet werden, so sind doch dadurch nur 90% unseres Roggen-, 72% unseres Weizen-, 93% unseres Hafer- und 66% unseres Gersteverbrauchs gedeckt. E ins D. R. 1900 in 1000 t: Roggen 893,9 — Weizen 1293,8 — Hafer 462,3 —- Gerste 781,4 — Mais 1384,i. Um den weiteren Rückgang der Landwirtschaft infolge sinkender Preise, steigender Löhne und starker Verschuldung zu hemmen, hat der Bundesrat vorgeschlagen, in den für den 1. Januar 1904 zu erwartenden neuen Handelsverträgen die Zölle für je 100 kg Weizen auf 5,50, Roggen 5, Gerste 3, Hafer 5 Mk. zu erhöhen. An 3. Stelle würde, obwohl es nach der Union das größte Weizenland der Erde ist und infolge seines Prämiensystems feines Weizenmehl nicht unerheblich ausführt, als E-Land Frankreich zu nennen sein; dann das menschenüberfüllte Italien und Belgien, endlich infolge seiner ungünstigen klimatischen und Bodenverhältnisse Norwegen und Griechenland. Auch das Getreidestroh, das in steigenden Mengen vom Großgewerbe (z. B. zur Papierbereitung) verbraucht wird, ist, in feste Ballen zusammengepreßt, ein Gegenstand des Welthandels geworden, wie für die Ernährung der Tiere das Heu (A namentlich aus Canada). b. Der Reis l, eine aus S.o.-Asien stammende Pflanze, ist ähnlich wie der Mais als Kulturgewächs um die Erde gewandert; er erfordert jedoch bei reichlicher Bewässerung große Sonnenwärme (20° im Sommer im Durchschnitt) und gedeiht deshalb in Europa nur bis zum 45°. N (in der Lombardei und Piemont, Spanien, Portugal und im Banat). „Er dient der größeren Hälfte des Menschengeschlechtes, namentlich den Orientalen, haupt- sächlich zum Lebensunterhalte, indem derselbe bei ihnen die Stelle unserer Brotfrüchte, sowie der Kartoffeln vertritt." Aber auch die europäische E ist in dauerndem Wachstum begriffen. Die Hauptlieferanten sind Britisch-Ostindien, vor allem die hinterindischen Reishäsen Rangun, Akyab und Molmen, ferner Java, das französische Saigon, Siam und für die aus Italien und Spanien kaum mehr erhältlichen harten Reise Japan. A aus Britisch-Ostindien 1899 für 8,7 Millionen Pfd. Sterling. China erzeugt vielleicht am meisten Reis, bedarf aber bei seiner Volksdichte noch bedeutender Zufuhr. Durch- schnittlicher Jahresverbrauch im D. R. 130443 t, auf den Kopf 2,39 kg. Handelsplätze: London, Liverpool, Bremen und Rotterdam. o. Unter den Kuollengewächseu nimmt beit herrschenden Platz ein die Kartoffel, die von Chile und den Hochebenen der Anden stammt, 1586 nach England gebracht und seit der Hungersnot von 1770 in Nord- und Mitteleuropa allgemein verbreitet ist. Trotz ihres geringen Nährwerts (durchschnittlich nur 20% Stärkegehalt bei 75% Wassergehalt) ist sie bis zum Aufkommen des modernen Getreidehandels bei ihrer Billigkeit das „Brot der Armen" gewesen. Ihr ist es zum Teil zu danken, daß die Hungersnöte, die früher Europa verheerten, an Häufigkeit und Schrecklichkeit so erheblich abnahmen und die euro- päische Bevölkerung sich so verdichtete. Sie dient aber wie das Getreide nicht ansschließ- 1 S. Bilderanhang S. 658.

7. Lesebuch für die reifere weibliche Jugend - S. 64

1913 - Wittenberg : Herrosé
64 Das zuerst erhaltene Mehl ist also das beste und wird zu den feinsten Backwerken genommen, die folgenden Sorten haben einen stetig abnehmenden Wert. Zuletzt kommt bloß Kleie, der nur noch sehr wenig Mehl anhängt, aus dem Beutel. Außer dem Mehl gewinnt man aus dem Getreide auch noch Graupe, Grütze und Stärke. Die Graupen werden meist aus Gerste gemacht, indem man die Gerstenkörner in den zwischen einem Mühlsteine und der ihn umgebenden Zarge befindlichen Raum schüttet, in dem sie bei der Bewegung des Läufers kugelig gerieben und enthülst werden, da der Stein an seinem Umfange behauen und die Zarge innen mit Reibeisen ausgelegt ist. Grütze gewinnt man aus verschiedenen Getreidearten, aus Gerste, Hafer, Weizen und Buchweizen. Es werden zunächst die Hülsen aus den Samenkörnern mittels Stampfen abgestoßen und aus der Masse herausgeweht. Die rückständigen, reinen Dörner werden dann grob vermahlen, worauf die Grütze fertig ist. Die feinste Sorte heißt Grieß. Um Stärke oder Kraftmehl aus dem Getreide zu erhalten, hat man nur nötig, Mehl mit Wasser zu vermischen und den Brei zu kneten; sogleich wird das Wasser milchig, und nach einiger Zeit der Ruhe setzt sich Stärke ab. Im großen nimmt man zur Stärkefabrikation Weizen, den man so lange einweicht, bis sich die Dörner leicht mit den Fingern zerdrücken lassen. Dann zermalmt man ihn unter Wasser, das milchig abläuft und in der Ruhe einen Bodensatz von Stärke bildet. Roch mehr Stärke als vom Weizen erhält man von Kartoffeln, wenn man diese zer- reibt und den Brei mit Wasser ausspült, das die Stärkekörnchen daraus fortnimmt. Die Rückstände, sowohl beim Weizen als bei den Kartoffeln, dienen zum Viehfutter. Die Stärke verwendet man in vielfacher Weise; man benutzt sie zu Kleister, zum Steifen der Wäsche, zu feinem Backwerk, zu Oblaten usw. Röstet man sie, so verwandelt sie sich zum Teil in Gummi, das in vielen Fällen an Stelle des arabischen Gummis gebraucht werden kann. Es gibt noch mehrere Pflanzen, aus denen man burd) Aus- waschen Stärke gewinnt, die aber zum Teil in fernen Erdstrichen wachsen. Zu diesen ausländischen Gewächsen gehört auch die Sagopalme, die auf den ostindischen Inseln wächst. Das Mark dieser Palme enthält sehr viel Stärke; aus letzterer formt man Sago. Da dieser also nur aus Stärke besteht, so hat man ihn in neuerer Zeit auch häufig aus Kartoffelstärke nachgemacht. Sämtliche aus den Getreidekörnern gewonnenen Produkte sind zu unsrer Ernährung vorzüglich geeignet, weil in ihnen Pslanzen- eiweiß und Stärkemehl enthalten ist, Stoffe, die sowohl zur Blut- und Fleischbildung als zur Erzeugung der Körperwärme unent- behrlich sind. Zu den wichtigsten Mehlsorten gehören: Weizen-, Roggen-, Gersten- und Hafermehl. Letzteres ist am reichsten an Kleberstoffen und Fett. Die aus dem Hafer angefertigte Grütze

8. Wirtschaftsgeographie und Wirtschaftskunde für Handelsschulen - S. 66

1917 - Bielefeld [u.a.] : Velhagen & Klasing
66 Iii. Teil. Erster Abschnitt. Verein. Staaten wird das Getreide vor der Verschiffung in großen Lager- Häusern (Elevatoren) aufgestapelt, gründlich sortiert und gereinigt. Argentinien (Ernte im Winter) verschifft seinen Überschuß von Buenos Aires, Bahia Blanca und Rosario aus. Unter den Einfuhrhäfen treten besonders London, Liverpool, Hamburg und Rotterdam (Rheinmündung!) hervor. In Deutschland liefert der ackerbautreibende Osten erhebliche Mengen an den industriereichen Westen, wo die wichtigsten Handelsplätze für Getreide zu finden sind, nämlich Mannheim und Duisburg. Berlin versorgt sich zum großen Teil aus Mittel- und Ostdeutschland und ist wie die beiden anderen Plätze für den Getreide-Spekulationshandel von Bedeutung. Um die deutsche Landwirtschaft vor allzu starkem ausländischem Wettbewerb zu schützen, werden Schutzzölle auf Getreide erhoben, die zwischen jh> 5 (Mais) und M 7,60 (Weizen) für 100 kg schwanken, sich aber für Einfuhr aus den Ländern, mit denen wir im Vertrags- Verhältnis stehen (Handelsverträge), bedeutend ermäßigen. e. Die Getreide-Müllerei. Roggen und Weizen werden für den menschlichen Verbrauch zunächst zu Mehl verarbeitet. Die Mühlen-Jndustrie ist meist in den Verbrauchsländern zu finden, da Mehl den Seeweg nicht so gut verträgt wie Getreide. Die kleinen Wind- und Wassermühlen werden mehr und mehr durch große, an günstigen Verkehrsstellen (Wasserstraßen) gelegene Dampf-Walzenmühlen (Hameln, Mannheim) verdrängt, in denen die menschliche Arbeit sast vollkommen durch Maschinen ersetzt ist. Das Brotgetreide (Roggen und Weizen) liefert etwa s/i seines Gewichtes an Mehl. Der Rest besteht vor- wiegend aus der als Viehfutter sehr geschätzten Kleie. Deutschland liefert jährlich etwa für M 80 Mill. Mehl, hauptsächlich an die nordischen Länder und die Schweiz. ;.,0^ 3. Rartoffelbau. a. Bedeutung. Die Kartoffel ist in Deutschland zu einem wichtigeren Volksnahrungsmittel geworden als in irgend einem anderen Lande der Welt, wie die Erntemengen zeigen. Kartoffelernte in Mill. Tonnen (1913/4). Frankreich: Deuts chland: Hi Rußland: 35 Österreich-Ungarn: 18 13 Ver. Staaten: England: Außerdem ist sie auch ein wertvolles Viehfutter (besonders für Schweine) und der bedeutendste Rohstoff für die Gewinnung von Stärke und Spiritus. b. Verbreitung. Die wichtigsten Kartoffelbau treibenden Staaten wurden bereits genannt. Da die Kartoffel eine Beförderung von längerer Dauer nur schlecht verträgt, wird sie nach Möglichkeit an den Stellen des Verbrauchs an- gebaut. Hierbei kommt ihr der Umstand zustatten, daß sie fast auf jedem Boden gedeiht und jahrelang hintereinander an derselben Stelle gezüchtet werden kann. Die Hauptanbaugebiete liegen in Deutschland am Mittelrhein, im Königreich und in der Provinz Sachsen, östlich von Berlin und in Schlesien;

9. Weltkunde - S. 342

1886 - Hannover : Helwing
342 das Holz, der Bast, das Mark und die Rinde der Bäume, Flachs, Hanf, Baumwolle re. Sie ist geschmack- und geruchlos, in Wasser, verdünnten Säuren, Weingeist, Laugen und Äther ist sie unlös- lich, in konzentrierter Schwefelsäure löst sie sich allmählich auf. Am meisten gereinigt kommt sie in Baumwolle, Lein- wand und Papier vor. — Taucht man in verdünnte Schwefel- säure (4 Teile Schwefelsäure auf 1 Teil Wasser) weißes Lösch- (Filtrier-) Papier, wäscht es dann sorgfältig aus und trocknet es, so wird es pergamentartig: es heißt Pergamentpapier und läßt sich als Pergament gebrauchen. Durch ein Gemisch von einem Teil konzentrierter Salpetersäure und zwei Teilen konzentrierter Schwefelsäure wird aus der Pflanzenfaser (Baum- wolle) die Schießbaumwolle, und aus dieser das Kollo- dium bereitet (§ 75). — 2 Stärke (Cßhioos). — Zerreibt man Kartoffeln, knetet sie mit etwas Wasser durcheinander und preßt die Flüssigkeit durch einen Leinwandlappen, so bildet sich nach einiger Zeit ein Bodensatz; das ist Stärkemehl (Amy- lum). Rührt man Weizenmehl und Wasser zu einem Teige, schlägt ihn in ein grobes Tuch und knetet ihn unter stetem Zu- gießen von Wasser so lange, bis dieses nicht mehr milchig abfließt, so erhält man aus der Flüssigkeit gleichfalls das Stärkemehl als weißen Bodensatz. — Stärke hat mit der Zellensubstanz fast gleiche Zusammensetzung, bildet jedoch keinen Teil des Zellen- gewebes, sondern findet sich im Innern der Zellen, und zwar in den Samen, Wurzeln und im Mark der Pflanzen, auch in unreifem Obst. Die Stärkemehlkörnchen bestehen aus schalen- artig übereinander liegenden Schichten; sie haben verschiedene Formen nach den Pflanzen, aus denen sie gewonnen sind, und können mittelst eines Mikroskops unterschieden werden: Kartoffel-, Weizen-, Erbsen-, Maisstärke rc. Sago ist Stärkemehl aus dem Mark der Sagopalme. — Das Stärkemehl hat weder Geruch noch Geschmack; in kaltem Wasser quillt es auf; beim Kochen mit Wasser zerplatzt die äußere Hülle, und die Stärke bildet Kleister. Es bildet einen wesentlichen Bestand- teil unserer Nahrungsmittel (siehe § 87). Aber nur gekocht ist es verdaulich; daher müssen Reis, Hülsenfrüchte, Kar- toffeln rc. gekocht werden. Anmerkung. Eine ähnliche Zusammensetzung wie Zellensubstauz und Stärke haben Gummi und Pflanzenschleim. Gummi löst sich im Wasser auf, nicht im Weingeist (beim Harz ist's umgekehrt). Das beste Gummi ist das arabische Gummi, das aus Akazien ausschwitzt; Kirschgummi ist ein Gemenge von Gummi und Pflanzenschleim. Der letztere Stoff findet sich in Leinsamen, Quittenkernen u. s. w. Er quillt im Wasser auf zu einem dicken Schleim. 3. Zucker. Man unterscheidet mehrere Zuckerarten; alle sind im Wasser löslich und haben einen mehr oder minder süßen Geschmack. Sie bestehen wie Pflanzenfaser und Stärke aus

10. Vaterländisches Lesebuch für die mehrklassige evangelische Volksschule Norddeutschlands - S. 417

1872 - Halle a/S. : Buchh. des Waisenhauses
417 treten besonders getrocknete Fische an die Stelle des Brotes und sie machen, im Verein mit den frischen Fischen und Meersäugethieren, beinahe die einzigen Nahrungsmittel ans. Führen wir die wichtigsten Brotpflan- zen auf zwei Hauptklassen, tropische und außertropische, zurück, so müssen Neis, Pisang, Bataten, Salep, Maniok, Brotfrucht, Sago, Cocos, Datteln zu der ersten Klasse, dagegen Weizen, Roggen, Gerste, Hafer, Buchweizen, Kartoffeln zu der letzten gezählt werden; der Mais ist für beide gemeinschaftlich. Hinsichtlich der Menschenanzahl, welche die verschiedenen Brotpflanzen ernähren, wird der Reis ohne Zweifel den ersten Rang erhalten, demnächst der Weizen und der Mais, endlich Roggen, Gerste und Hafer. Unter den übrigen Brotpflanzen spielen der Pisang, Aams, die Brotfrucht und die Kartoffel die bedeutendste Rolle. Hinsichtlich der Fruchtbarkeit sind sie sehr verschieden. Schon ein Vergleich der Kornarten zeigt, daß die tropischen viel mehr Nahrungsstoff als die außertropischen geben. Während der Weizen in dem nörd- lichen Europa eine 5 — 6 fällige, in dem südlichen Europa eine 8— 10 fällige Ernte giebt, und die übrigen europäischen Kornarten ungefähr in demselben Ver- hältniß: so bringt der Mais 80 —100, ja, in der heißen Zone 3 — 400 fällige, der Neis 400 fällige Frucht. Jedoch ist der Ertrag dieser beiden Kornarten ver- änderlicher als bei jenen; wenn Dürre eintritt, so mißräth der Mais, und bleibt die Regenzeit aus, so kann der Neis nicht gedeihen. Deshalb ist häufig in Indien und China große Hungerönoth, da die Ernährung in diesen Gegen- den vorzugsweise auf Reis beruht. Der Pisang oder die Banane bringt auf gleichem Boden 133 mal soviel Nahrungsstoff als der Weizen hervor. Deshalb ist ein kleiner Garten bei der Hütte des Bewohners hinreichend, eine Familie zu ernähren. Inner- halb eines Jahres, nachdem er gepflanzt ist, trägt er reife Frucht; werden alsdann die Stengel abgeschnitten, so kommen neue hervor, welche nach 3 Mo- naten tragen. Ein Cocosbaum giebt nach einer Mittelzahl jährlich 30 Nüsse, was ein bedeutender Ertrag ist, wenn man auf die Größe der Nüsse und den Reichthum an Mehlstosf Rücksicht nimmt. Der Brotfruchtbaum giebt während 8—9 Monaten des Jahres frische Früchte; in der übrigen Zeit speist man das Brot, aus teig- förmig zubereiteten Brotfrüchten gebacken; man nimmt an, daß 3 Bäume hin- reichend sind, einen Menschen zu ernähren. Cook äußert sich deshalb so: „Wenn ein Bewohner der Südsee während seines Lebens zehn Brotfruchtbäume gepflanzt hat, so hat er die Pflicht gegen seine Familie ebenso gut erfüllt, wie ein Bauer bei uns, wenn derselbe jedes Jahr gepflügt und gesäet, geerntet und gedroschen Vaterländisches Lesebuch. 4. Aufl. 27

11. Teil 1 - S. 131

1899 - Essen : Bädeker
131 kräftig geschleift, bis die Fläche völlig glatt erscheint. Sodann wird die Politur auf ein wollenes Läppchen gebracht und dieses in einen Leinwand- lappen gehüllt. Den Lappen führt man, indem man von Zeit zu Zeit einen Tropfen Leinöl aufgiebt, in bogenförmiger Bewegung, ohne an- zuhalten, auf der Fläche herum, wobei sich Wolken bilden, welche die Porenöffnungen nach und nach Schliessen. Einige Tage später wird dann zum Abpolieren geschritten. Eine weitere wichtige Arbeit des Tischlers ist das Fournieren. Man versteht darunter das Bekleiden des Gegenstandes mit aufgeleimten dünnen Blättern aus wertvolleren Holzarten. Dies Verfahren gewährt verschiedene Vorteile. Man kann leichtere und billigere Holzarbeiten für die Darstellung wählen; beim Fournieren lassen sich durch Zusammenfügung einzelner Stücke schönere Zeichnungen- hinsichtlich der Äderung des Holzes hervor- bringen, als es bei Herstellung aus grossen Stücken möglich ist. Hand in Hand mit dem Fournieren geht häufig die Herstellung eingelegter Arbeiten. Bestehen die eingelegten Zeichnungen, Linien nicht aus Holz, sondern aus Metall, Perlmutter, Horn u. s. w., so heisst die eingelegte Arbeit Boulearbeit. — Eingelegte Arbeiten, bei welchen durch eine grosse Zahl sehr kleiner, nebeneinander gelegter Holzstückchen von verschiedener Farbe figürliche Darstellungen oder Ornamente aller Art gebildet werden, nennt man Holzmosaik. Die Werkzeuge und Geräte des Tischlers sind allbekannt. Mit Recht bürgern sich in neuerer Zeit Werkzeugmaschinen auch in kleinen Tischlereien mehr und mehr ein. Eine Bandsäge sollte in keiner Tischlerwerkstatt fehlen; billiger, aber nicht so vielseitig an- wendbar ist eine kleine Kreissäge, besonders wenn man die Spindel einer etwa vorhandenen Drehbank zum Aufsetzen des Sägeblattes benutzt; eine Bohrmaschine, unter Umständen mit Vorrichtung zum Langbohren und Stemmen, kann eine Menge Zeit ersparen; in Bautischlerei kann auch schon eine Stemmmaschine ohne Vorrichtung zum Bohren vor- zügliche Dienste leisten. Auch kleine Fräsmaschinen für Handbetrieb sind in vielen Werkstätten ausserordentlich nützlich. In weit umfang- reicherem Masse lassen sich natürlich Werkzeugmaschinen zur Verwendung bringen, wo Naturkraft (Dampf, Wasser, Gas) zur Verfügung steht. Hobelmaschinen führen dann in wenigen Minuten dieselbe Arbeit aus, welche bei Handarbeit viertel- oder halbe Stunden beansprucht; die Fräs- maschinen erlangen dann erst ihre volle Wichtigkeit; auch die übrigen Werkzeugmaschinen, schon mit Hand- und Fussbetrieb nützliche Gehilfen lies Tischlers, gestatten bei Anwendung der Naturkraft einen rascheren Gang und somit eine schleunigere Vollendung der Arbeit. Nach Verschiedenen. 97. pflanzen für gewerbliche Stoffe. Zahllos sind die gewerblichen Erzeugnisse, zu deren Gewinnung die heimische Pflanzenwelt den Rohstoff liefert. Zuerst ist da der Zucker zu nennen, der aus der Zuckerrübe bereitet wird und den Zucker ans dem Zuckerrohr fast ganz verdrängt hat. Es liefert die Kartoffel neben dem Weizen und dem Reis die weiße Stärke. Aus der Gerste gewinnt man das Malz und aus diesen: das wohlschmeckende Bier. Ten'rohstoff für 9*

12. Abriß der Weltwirtschaftskunde - S. 58

1913 - Bielefeld [u.a.] : Velhagen & Klasing
58 Die Welthandels-Artikel, I. Pflanzen-Rohstoffe. setzung des Feldes, so daß für die Kultur genügende natürliche oder künstliche Wasserläufe die unerläßliche Voraussetzung bilden. Verbreitung. Den stärksten Reisbau finden wir in China, wo die Pflanze gartenmäßig angebaut und stark mit Menschendünger gepflegt wird. Da indes die gewonnenen Mengen nicht einmal zur Ernährung des eigenen Volkes hinreichen, ist der bedeutendste Lieferant für den Weltmarkt der zweit- größte Produzent, nämlich Britisch-Jndien. Ferner liefern die Tropenländer Brasilien und Columbien, die Küstenstriche Afrikas und die austral-indifchen Inseln, sowie die den Subtropen angehörenden Gebiete Oberitaliens, Spaniens und der südliche Teil der Vereinigten Staaten erhebliche Mengen. Die besten Sorten stammen von den Karolinen, ferner von Java und Japan. a) Verwendung und Verarbeitung. Die Hauptbedeutung der genannten drei Getreidearten liegt in ihrer Verwendung als menschliches Nahrungsmittel. 1. Der Weizen wird zu diesem Zwecke in Mehl und Brot umgewandelt. Eine Vorarbeit ist nur bei den bedeckten Sorten (Einkorn, Spelz) erforderlich, bei denen die Schale durch ein besonderes Verfahren, das Gerben, entfernt werden muß. Die Herstellung des Mehles felbst erfolgt in der Hoch- und Flachmüllerei. Erstere liefert feinere Sorten und überwiegt in allen großen Betrieben. Verfälschungen von Weizenmehl mit Roggenmehl, Holzmehl, gemahlenen Olpreß- kuchen und Leinsaat kommen verschiedentlich vor, sind indes unter dem Mikroskop leicht zu erkennen. Selbstverständlich sind derartige Fälschungen strafbar. Weitere Produkte. Eins der wichtigsten ist die als Viehfutter ver- wandte Kleie. Bedeutende Weizenmengen werden zu .Stärke verarbeitet, andere Produkte sind Branntwein und Bier (Weißbier), zu deren Gewinnung die Stärke in Zucker umgewandelt und dieser in Alkohol und Kohlensäure zer- legt wird. In Italien spielt die Fabrikation von Nudeln und__Ma^karoni eine große Rolle, da in der Gegend von Neapel die röhrenförmigen Makka- roni völlig die Stelle des Brotes vertreten. Das Weizenstroh wird wegen seiner Widerstandskraft zu Matten, Körben und allerlei Geflechten, sowie als Streu für das Vieh verwandt. 2. Der Mais eignet sich nicht in dem Maße wie der Weizen zur Brot- bereitung, da der Teig nach dem Ansäuren nur aufgeht, wenn er mit wenigstens einem Viertel Weizenmehl versetzt ist. Es wird aus dem Mais daher meist ein flaches, ungesäuertes Gebäck hergestellt; in Italien wird „Polenta", ein Ge- bäck aus grobgemahlenen Maiskörnern, daraus erzeugt. Im übrigen dient der nach Europa eingeführte Mais meist als Viehfutter. Ölgewinnung. Da in dem verhältnismäßig großen Keime des Mais etwa 20 ° o Öl enthalten sind, gewinnt man daraus durch Auspressen ein hell- gelbes, angenehm schmeckendes Öl, das zu Speisezwecken, sowie zur Seifen- und Farbenbereitung dient. Auch Spiritus und Traubenzucker sind Erzeugnisse der Mais verarbeitenden Industrie.

13. Allgemeiner Theil - S. 194

1852 - Eßlingen : Weychardt
194 Zweite Abtheilung. Die physikalische Geographie. dinacea], die Chayvte [Sechium edflle] u. m. kommen. In Brasilien wird der Reis allgemein. Nordgrenze: 30» N. Br. Südgrenze: 23» S. Br. d. Der Gürtel für den Weizen und die übrigen europäischen K orn arte n. Nordgrenze: 23 o S. Br. Südgrenze: 45» S. Br. 11. Nicht allein die verschiedene geographische Breite, sondern auch die Höhe über dem Meere, gibt Veranlassung eine Begrenznngslinie und Gürtel für die Brot- pflanzen festzustellen. In den wärmeren Ländern wechseln dieselben Gürtel nach der Höhe, welche die Breite darbietet. a. In dem mittleren und theils in dem südlichen Europa wird der Gürtel des Weizens auf einer gewissen Höhe von dem des Roggens, der Gerste und des Hafers abgelöst, und auf größerer Höhe verschwinden auch die letztgenannten Kornarten. b. Auf dem Himalaya erstreckt sich der Anbau des Reises ungefähr bis zu einer Höhe von 3,000'; er wird von dem Weizen abgelöst, welcher einen Gürtel zwischen 3000' und 10,000' bildet; höher hinauf, zwischen 10,000 und 12—13,000' wird noch Gerste und Hafer gebaut. Besonders an der Nordseite in Tübet erreicht die Gerste diese ansehnliche Höhe. c. In den tropischen Gegenden Amerika's erstreckt sich der Gürtel für Pisang und Maniok bis 3,000', für den Mais bis 6,000; dann bilden der Weizen und die übrigen Kornarten einen Gürtel zwischen 6,000 und 9,000'; in Hoch-Peru erstrecken sich diese Kornarten sogar bis zu 10,000' und an einzelnen Stellen bis 12 und 13,000'. In Peru und Mexiko f—cfyiffe] werden Kartoffeln bis 10,000' und in Peru Ouinöa [Chenopodium Quinöa] bis zu einer noch größeren Höhe über dem Meere gebaut. ^ Anm. 1. Führt man die wichtigsten Brvtpflanzen auf zwei Hauptklaffen, tro- pische und außertropische, zurück, so müssen Reis, Pisang, Uams, Batäten, Chayvte, Salep, Maniok, Brotfrucht, Sago, Cocos, Taro, Datteln zu der ersten Klasse; Weizen, Roggen, Gerste, Hafer, Buchweizen zu der letzteren gezählt werden; der Mais ist für beide gemeinschaftlich. 2. Nach ihrem häufigen Vorkommen und nach der Menschenanzahl, welche die verschiedenen Brotpflanzen ernähren, wird, was die Kornarten betrifft, der Reis ohne Zweifel den ersten Rang erhalten, demnächst der Weizen und der Mais, und endlich Roggen, Gerste und Hafer, linter den übrigen Brotpflanzen spielen der Pisang, Uams, die Brotfrucht und die Kartoffel die bedeutendste Nolle. 3. Hinsichtlich der Fruchtbarkeit zeigen die Brotpflanzen einen bedeutenden Unterschied. Schon ein Vergleich der Kornarten zeigt, daß die tropischen viel mehr Nahrungsstoff als die außertropischen geben. Während der Weizen nach einer Mittelzahl 5—6fältig in dem nördlichen Europa, 8—lofältig in dem südlichen Europa gibt, und die übrigen europäischen Kornarten ungefähr in demsel- den Verhältniß; so gibt der Mais in temperirten Klimaten 80—100, in der heißen Zone 3—400sältig, der Reis loofältig. Jedoch ist der Ertrag hinsichtlich dieser beiden Kornarten veränderlicher, als bei jenen; wenn Dürre eintritt, so mißräth der Mais, und bleibt die Regenzeit aus, so wird der Reis mißrathen. Deßhalb ist häufig in Indien und China große Hungersnvth, besonders weil die Ernährung in diesen Gegenden so vorzugsweise auf den Reis hingewiesen ist. 4. Der Pisang bringt auf gleichem Areal 133 Mal so viel Nahrungsstoff, als der Weizen hervor. Deßhalb ist ein kleiner Garten bei der Hütte des Bewoh- ners hinreichend, eine Familie zu ernähren. Innerhalb eines Jahres, nachdem er ge- pflanzt ist, trägt er reise Frucht; werden alsdann die Stengel abgeschnitten, so kom- men neue hervor, welche nach 3 Monaten tragen. 5. Ein Ko kos bäum gibt nach einer Mittelzahl jährlich 30 Nüsse, was ein bedeutender Ertrag ist, wenn man aus die Größe der Nüsse und den Reichthum au Mehlstoff Rücksicht nimmt. 6. Der Brotfruchtbaum gibt während 8—9 Monaten des Jahres frische Früchte; in der übrigen Zeit speist man das Brot, aus teigförmig zubereiteten Brot- früchten gebacken; man nimmt an, daß 3 Bäume hinreichend sind, einen Menschen

14. (8. bis 10. Schuljahr) - S. 249

1913 - Halle a. d. Saale : Pädag. Verl. Schroedel
Kulturgeographie. 249 ohne Schulbildung. Für die Übermittelung allgemeiner Bildung sorgen 60 000 Volksschulen und zahlreiche mittlere und höhere Lehranstalten. Kein Land hat eine so bedeutende Zahl vollständiger Universitäten (22) auf- zuweisen. Nenne die wichtigsten! Dazu kommen mehrere technische Hoch- schulen (wo?), Handelshochschulen, zahlreiche Kunstschulen, Musik- lehranstalten und Fachschulen. Auch öffentliche Büchereien, wissenschaftliche und Kunstsammlungen, Hofbühnen und dergl. dienen der Förderung und Ver- allgemeinerung der Bildung. 0. Das Erwerbsleben. 1. Allgemeines: Das Erwerbsleben umfaßt 1. die Gewinnung der Rohstoffe, mit der sich vornehmlich Land- und Waldwirtschaft, Fischerei, Bergbau und Hüttenindustrie befassen, 2. die Veredlung, Zubereitung, Verarbeitung der Rohstoffe seitens der Gewerbe und Großgewerbe (Industrie) und 3. den Austausch der Boden-, sowie der gewerblichen Er- zeugnisse durch den Handel und Verkehr. 2. Rohstoffgewinnung: Der Bodenbau ist einer der wichtigsten Nahrungszweige der Bevölkerung. Etwa die Hälfte des Deutschen Reichs entfällt auf Acker-, Garten- und Weinland. Der Ackerbau blüht überall, wo es Boden und Klima nur gestatten, besonders im Tieflande, im Vorlande der Gebirge und in tieferen Gebirgstälern. Warum ist das Klima für die Bodenkultur ausschlaggebender als die Beschaffenheit des Bodens? Zähle fruchtbare Gegenden auf! Im deutschen Osten herrscht der Großgrundbesitz vor, im Westen und Süden der Bauernbesitz und der Gartenbau. Der Schwerpunkt der deutschen Landwirtschaft liegt im Körnerbau. Als Haupt- getreide wird Roggen gebaut; dann folgen Weizen, Gerste und Hafer. Deutschland steht hinsichtlich der Gewinnung von Brot- getreide, d. i. Roggen und Weizen, an 4. Stelle, es wird nur von Rußland, der Union und Frankreich übertroffen. Indessen vermag es seine zahlreiche Bevölkerung nicht davon zu ernähren, so daß in steigendem Maße Getreide eingeführt werden muß. Den Uberschuß der Einfuhr an Roggen, Weizen, Gerste, Hafer, Buchweizen, Mais, Hülsenfrüchten und Hirse, Ölfrüchten, sowie an Mehl über die geringwertige Ausfuhr derselben in der Zeit von 1900 bis 1909 Darstellung des Überschusses der Einfuhr an Nahrungsmitteln über die Ausfuhr von 1900-1909.

15. Teil 2 = Oberstufe - S. 196

1908 - Halle a. S. : Schroedel
196 Das Deutsche Reich. 5. Das Erwerbsleben: 1. Rohstoffgewinmmg. Das Erwerbsleben umfaßt 1. die Gewinnung der Rohstoffe, mit der sich vornehmlich Land- und Waldwirtschaft, Fischerei, Bergbau und Hüttenindustrie befassen, 2. die Veredlung, Zubereitung, Verarbeitung der Rohstoffe seitens der Gewerbe und Großgewerbe (Industrie), und 3. den Austausch der Boden- sowie der gewerblichen Er- zeuguisse durch den Handel und den Verkehr. Der Bodcnbau ist der wichtigste Nahrungszweig der Bevölkerung. Etwa die Hälfte des Deutschen Reichs entfällt auf Acker-, Garten- und Weinland. Der Ackerbau blüht überall, wo es Boden und Klima nur gestatten, besonders im deutschen Tieflande, im Vorlande der Gebirge und in tieferen Gebirgs- tälern. Zähle fruchtbare Gegenden auf! Im deutscheu Osten herrscht der Großgrundbesitz vor, im Westen und Süden der Bauernbesitz und der Gartenbau. Der Schwerpunkt der deutscheu Landwirtschaft liegt im Körner- bau. Als Hauptgetreide wird Roggen gebaut; dauu folgen Hafer, Weizen und Gerste, Deutschland steht hinsichtlich der Gewinnung von Brotgetreide, d. i. Roggen und Weizen, an 4. S t e l l e, es wird nur von Rußland, der Union und Frankreich über- troffen. Indessen vermag es seine zahlreiche Bevölkerung nicht zu ernähren, so daß Roggen und besonders Weizen eingeführt werden müssen. Im letzten Jahrfünft (02—06) mußte durchschnittlich x/u des im Reiche geernteten Roggens und fast die Hälfte des Weizens vom Auslande bezogen werden. Ebenso reichen Gerste und Mais uicht aus und so war 1906 eine Getreide- einfuhr für 3/<t Milliarde M. notwendig. Rußland lieferte 1906 des sämtlichen eingeführten Getreides, dann folgen die Union, Argentina, Rumänien und Österreich-Ungarn, Im Anbau der Kartoffel ist Deutschland das erste Land, es erzeugt die Hälfte der Kartoffelernte der Welt, Ebenso hat die Zuckerrübe iu uuserm Vaterlande die ausgedehnteste Pflege gefunden, vor allem im nördlichen Harzvorland von der Weser bis zur Elbe, am unteren Saaletal und in Mittelschlesien. In diesen Land- schaften wird mehr als die Hälfte des deutschen Zuckers gewonnen. Deutschland ist das erste Zuckerland der Erde Die jährliche Welterzeugung von Rohrzucker betrug 1903—06 über 6 Mill. t, die des Rübenzuckers ebenfalls 6 Mlll. t. Deutschland liefert 7, davon, von denen 1906 über die Hälfte im Werte von 200 Mill. Mk. aus geführt morden ist. Der Wein, vorzugsweise in den Tälern des Rheins, der Brösel, des Mains und Neckars angebaut, tritt in seiner Menge weit gegen die der europäischen Weinländer Italien, Frankreich und Spanien zurück, an feine m Geschmack werden deutsche Weins orten von keinem Lande der Erde übertroffen; die deutschen Weine sind Qualitätsweine. Wein wurde 1906 gekeltert Mill. hl. Mill. bl. Frankreich 51 Österreich-Ungarn (05) 8 Italien 33 Deutsches Reich 2 Spanien u. Portugal 21 Wo baut man im Deutschen Reiche Hopfen und Tabak an?

16. Wirtschaftsgeographie und Wirtschaftskunde Deutschlands - S. 130

1911 - Bielefeld [u.a.] : Velhagen & Klasing
130 Iii. Teil, Zweiter Abschnitt, reich Sachsen, in Schlesien und in der Provinz Sachsen. Sie hat außerdem eine größere Verbreitung in den Gegenden des leichteren Sand- bodens und der ungünstigen Verkehrsverhältnisse im Osten Deutschlands (zwischen Oder, Warthe, Weichsel und Ostsee.*) Hier dient sie nicht im gleichen Maße wie in den eben genannten Gegenden als Nahrungsmittel, sondern wird wegen ihres Stärkegehalts zur Branntweinbrennerei und Stärkefabrikation verwendet. Sie kann also in ein transportfähiges Gut umgewandelt werden und bildet dadurch eine wichtige Stütze der ostdeutschen Landwirtschaft. Sie ist ein wichtiges Schweinefutter und daher auch in allen anderen Gebieten der Landwirtschaft verbreitet. 2. Produktion und Verbrauch. In Deutschland sind über 12% des Acker- und Gartenlandes dem Kartoffelbau gewidmet (im Jahre 1909 fast 3v3 Mill. ha). Eine größere Anbaufläche besitzt nur das neunmal soviel Flächenraum umfassende Rußland, jedoch ist die Ernte hier infolge des weniger sorgfältigen Anbaus erheblich geringer als in Deutschland. Wir stehen mithin im Kartoffelbau an der ersten Stelle. Die Erntemenge hatte 1908 nach Abzug der Aussaat einen Wert von etwa M 1600 Mill. Sie ist sehr starken Schwankungen unterworfen, aber im ganzen ebenso im Steigen begriffen wie die Getreideernten. Die normale Kartoffelernte Deutschlands kann gegenwärtig mit 43 Mill. t angenommen werden (1886/95 nur 26,2 Mill. t, 1909 46,7 Mill. t) und deckt den Bedarf annähernd. 1909 stand einer Einfuhr von 347 000 t im Werte von A 22 Mill. eine Ausfuhr von 124000 t mit Jis 5,6 Mill. gegenüber. Als Hauptlieferant mit Va der Einfuhr ist Holland zu nennen. Ein Teil der Einsuhr kommt aus den südl. Ländern als Frühkartoffeln (Malta-Kartoffeln). Der Hauptabnehmer Deutschlands ist Groß- britannien (^4). Der Verbrauch an Kartoffeln für die Ernährung der Bevölkerung stellt sich, aus den Kopf durchschnittlich 200 kg gerechnet, auf über 12 Mill. t, für Viehfutter auf 18 Mill. t, für die Stärkefabrikation auf Iv2 Mill. t, für Brennereizwecke auf 2^/2 Mill. t. Ungefähr 5 Mill. t werden als Saat- gut benutzt, und ein großer Teil (an 4 Mill. t) geht infolge der schlechten Haltbarkeit und Transportierbarkeit zugrunde. Um den Verderb von Kartoffeln möglichst zu beschränken, sind in den letzten Jahren Kartoffeltrocknungsanlagen errichtet worden. Ihre Zahl ist allein im Jahre 1907/08 von 117 auf 154 Betriebe gestiegen, in denen 150000 t Kartoffeln verarbeitet wurden. Da die Produkte der Kartoffeltrocknung sowohl sür den menschlichen Konsum, als auch für Futter- und Brennereizwecke vorzüglich geeignet sind, mithin die Ausdehnung der Kartoffeltrocknung von großem volks- wirtschaftlichen Interesse ist, so hat das Reichsamt des Innern für weitere Forschungen auf diesem Gebiete eine namhafte Unterstützung bewilligt. b2. Itärkefabrikation. 1. Verwertung der Stärke. Das Stärkemehl ist ein weißes, geschmack- und geruchloses Pulver. Infolge seines hohen Nährwertes findet es zur Herstellung von *) Vergl. die betr. Landschaften, Teil I.

17. Wirtschaftsgeographie und Wirtschaftskunde für Handelsschulen - S. 61

1917 - Bielefeld [u.a.] : Velhagen & Klasing
A. Der Ackerbau, 61 Die meisten Erzeugnisse des Bodenbaues werden teilweise sofort (Kar- toffel), teilweise nach ihrer Verarbeitung (Getreide, Zuckerrübe und Zuckerrohr) als Nahrungsmittel verwandt. Andere Pflanzen wie Hopsen, Tabak, Kaffee, Kakao kommen als Genußmittel in Frage. Eine dritte Gruppe dient der In- dustrie als Rohstoffe (Baumwolle, Jute, Ölpflanzen); wir werden sie später kennen lernen. 2. Das Getreide. a. Bedeutung. Unter allen menschlichen Nahrungsmitteln nehmen die Getreidearten weitaus die erste Stelle ein. Sie stehen im Welthandel sowohl bezüglich ihrer. Menge als auch ihrem Werte nach über allen anderen Waren. Die wichtigsten Getreidesorten sind Weizen, Reis, Mais, Hafer, Roggen und Gerste, zu denen als wichtige Nahrung vieler Tropenbewohner die Hirse kommt. In Deutschland ist Roggen die Hauptbrotfrucht; der Ertrag beläuft sich auf etwa 2/5 der gesamten deutschen Getreideernte, während auf Weizen nur */« entfällt. Die Haferernte (3/io) kommt als menschliches Nahrungsmittel weniger in Betracht. Welche Bedeutung der Getreidebau auf der Welt hat, geht daraus hervor, daß der Wert der jährlichen Welternte der wichtigsten Getreide den Wert der Baumwollernte um das Sechssache, ja sogar den Wert aller auf der Erde gewonnenen Mineralien (Gold, Silber, Eisen, Kupfer, Kohle usw.) um das Dreifache übertrifft. b. Verbreitung. Weizen erfordert zu seinem Gedeihen ein Klima mit mäßiger Wärme und nicht allzureicher Feuchtigkeit. Infolge seiner Beliebtheit als Brotsrucht wird er fast auf der ganzen Welt in der inneren gemäßigten und der äußeren subtropischen Zone angebaut. An den Boden stellt er keine allzuhohen Anforderungen; ein kalkhaltiger, nicht zu feuchter Lehmboden sagt ihm am meisten zu. In Deutschland ist er am stärksten im Südwesten, in der Provinz Sachsen, sowie in Anhalt, Braunschweig und Schlesien verbreitet. Für den Weltmarkt ist es wichtig, daß die Weizenernte auf der nördlichen Halbkugel in die Monate Juli und August, auf der südlichen in die Monate Dezember und Januar fällt (warum?). Der Roggen, das Hauptgetreide Deutschlands und Rußlands, stellt die geringsten Anforderungen an das Klima und ist daher das wichtigste Getreide der äußeren gemäßigten Zone. Er bevorzugt lockeren, sandreichen Boden und nutzt die Bodenstoffe nur in geringem Maße aus. Nord- und Ostdeutsch- land bauen vorwiegend Roggen, jedoch wird die deutsche Erntemenge von der russischen um mehr als das Doppelte übertroffen. Der Hafer ist eins der wichtigsten Viehfutter. Mit der Vermehrung der Viehhaltung hat daher auch sein Anbau erheblich zugenommen. Er liebt viel Feuchtigkeit und gedeiht fast in jedem Klima und auf jedem Boden außer auf leichtem Sand. Rußland, die Vereinigten Staaten und Deutschland erzeugen die größten Mengen. In Deutschland ist Hafer am stärksten im Königreich Sachsen, wo er */* der gesamten Ackerfläche bedeckt, in Hessen-Nassau und im Ostseegebiet verbreitet.

18. Weltkunde - S. 342

1876 - Hannover : Helwing
342 bium Bereitet (§. 75). — 2. Stärke (C6h505). — Zerreibt man Kartoffeln, knetet sie mit etwas Wasser durcheinander und preßt die Flüssigkeit durch einen Leinwandlappen, so bildet sich nach einiger Zeir ein Bodensatz; das ist Stärkemehl (Arny- lnrn). Rührt man Weizenmehl und Wasser zu einem Teige, schlägt ihn in ein grobes Tuch und knetet ihn unter stetem Zu- gießen von Wasser so lange, bis dieses nicht mehr milchig abfließt, so erhält man ans der Flüssigkeit gleichfalls das Stärkemehl als weißen Bodensatz. — Starke hat mit der Zellensubstanz gleiche Zusammensetzung, bildet jedoch keinen Theil des Zellenge- webes, sondern findet sich im Innern der Zellen, und zwar in den Samen, Wurzeln und im Mark der Pflanzen, auch in unreifem Obst. Die Stärkemehlkörnchen bestehen aus schalenartig übereinander liegenden Schichten; sie haben verschiedene Formen nach den Pflanzen, ans denen sie gewonnen sind, und können mit- telst eines Mikroskops unterschieden werden: Kartoffel-, Wei- zen-, Erbsen-, Mais stärke re. Sago ist Stärkemehl aus dem Mark der Sagopalme. — Das Stärkemehl hat weder Ge- ruch noch Geschmack; in kaltem Wasser quillt es auf; beim Kochen mit Wasser zerplatzt die äußere Hülle, und die Stärke bildet Kleister. Es bildet einen wesentlichen Bestandtheil unserer Nah- rungsmittel (siehe §. 87). Aber nur gekocht ist es verdaulich; daher müssen R e i s, H ü l s e n f r ü ch t e, K a r t o f f e l n re. gekocht werden. Anmerkung. Eine ähnliche Zusammensetzung wie Zellensubstanz und Stärke haben Gummi und Pflanzen sch le im. Gummi löst sich im Wasser auf, nicht im Weingeist (beim Harz ists umgekehrt). Das beste Gummi ist das arabische Gummi, das aus Akazien ausschwitzt; Kirsch- gummi ist ein Gemenge von Gummi und Pflanze uschleim. Der letztere Stoff findet sich in Leinsamen, Quitteukernen u. s. w. Er quillt im Wasser auf zu einem dicken Schleim. 3. Zucker. Man unterscheidet mehrere Zuckerarten; alle sind imwasser löslich und haben einen mehr oder minder süße n Geschmack. Sie bestehen wie Pflanzenfaser und Stärke, ans Kohlenstoff, W a s s e r st o f f und Sauerstoff, sind jedoch in ihrer chemischen Zusammensetzung und ihren äußeren Eigen- schaften nicht völlig gleich; einige krystallisieren, andere nicht, a. Rohrzucker wird gewonnen aus dem Safte des Zucker- rohrs (Naturgesch. §. 78), des Zuckerahorn (Nordamerika) und aus Runkelrüben (des. Deutschland seit 1750). Der aus dem Zuckerrohr (den Rüben) ausgepreßte Saft enthält verschiedene Säuren, Eiweiß re., durch Zusatz von Kalkmilch und schnelles Auskochen werden diese Bestandtheile, die mit dem Kalk einen Schaum bilden, abgeschieden. Klären des Zuckers. Der geklärte Saft wird in mehreren Pfannen eingekocht und dann — beim Rübenzucker — sogleich durch Knochenkohle filtriert, wodurch

19. Abriß der Weltwirtschaftskunde - S. 62

1913 - Bielefeld [u.a.] : Velhagen & Klasing
62 Die Welthandels-Artikel, I. Pflanzen-Rohstoffe, Fracht- und Zollsätze. Sie sind von großem Einfluß auf die Konkurrenz- fähigkeit eines Landes auf dem Weltmarkt. Die Fracht von Buenos Aires nach dem europäischen Kontinent beträgt z. B. ungefähr Jk 15, von Odessa nach Hamburg etwa Jlo 17. Deshalb muß Rußland A 2 pro Tonne billiger verkaufen als Argentinien, um in Berlin zum gleichen Preise anbieten zu können. Um die deutsche Landwirtschaft vor allzustarker ausländischer Konkurrenz zu schützen, werden Schutzzölle auf Getreide erhoben, die zwischen ,ft> 5 «Mais» und Jis 7,50 (Weizen) pro 100 kg schwanken, sich aber für Einfuhr aus den Ländern, mit denen wir im Vertragsverhältnis stehen, bedeutend ermäßigen. Um indes nur den Einfuhrüberschuß mit dem Zoll zu treffen, werden für ausgeführte Getreidemengen Einfuhrscheine in der Höhe des Getreidezolles ausgegeben, die zur Bezahlung des Zolles auf Kaffee und Petroleum verwandt werden können. Durch den staatlichen Schutz wird es der deutschen Landwirtschaft möglich sein, auch in Zukunft den Hauptbedarf an Getreide selbst zu decken, was besonders für den Fall eines Krieges von großer Bedeutung für uns ist. F. Zucker. a) Naturgeschichtliches. Es gibt in der Natur eine große Anzahl von Pflanzen, die Zucker enthalten, so z. B. die Zuckerhirse, den Mais, die Dattel- palme, die Mohrrübe usw. Alle diese Pflanzen sind indes für die Versorgung des Weltmarktes mit Zucker ohne Bedeutung. Die beiden wichtigsten Zucker liefernden Pflanzen sind vielmehr die Zuckerrübe und das Zuckerrohr. 1. Das Zuckerrohr, dessen Heimat in Hinterindien, an den Rändern des Himalaya zu suchen ist, ähnelt dem Schilf, hat walzenförmige, 2 — tt cm starke Stengel und erreicht eine Höhe bis zu 6 m. Der ziemlich feste Stengel besteht zu 90 °/o aus Saft, und in diesem Saft sind wiederum 14—20 0 o Zucker enthalten. 2. Die Zuckerrübe stammt aus Spanien, ist jedoch durch die Kultur so wesentlich verändert worden, daß die ursprüngliche Pflanze der jetzigen kaum gleicht. Aus der einjährigen Pflanze ist eine zweijährige geworden, d. h. der Samen reift erst im zweiten Jahr, und der Zuckergehalt hat sich von 4 auf 17—22°/» gehoben.*) b) Anbau und Gewinnung. I. Das Zuckerrohr gedeiht in den Tropen und Subtropen, verlangt einen feuchten, jedoch nicht sumpfigen Boden, große Luftfeuchtigkeit und hohe, tropische Wärme, besonders zur Reifezeit. Man kann zwei Hauptanbaugebiete unterscheiden, nämlich das amerika- nisch-westindische, das sich über den südlichen Teil Nordamerikas, Mexiko, Mittelamerika und den nördlichen Teil von Südamerika erstreckt und auch die westindischen Inseln umfaßt und das asiatische mit Britisch-Jndien, Ceylon und den niederländischen Inseln, besonders Java. *) Näheres über die Zuckerrübe sowie ihre Verarbeitung, die Zuckerbereitung und Versteuerung f. „Osbahr-Eckardt, Wirtschaftsgeographie und Wirtschaftskunde" (im gleichen Verlage) S. 135—140.

20. Nicolaisches Realienbuch für die Oberstufe der Gemeindeschulen - S. 216

1906 - Berlin : Nicolai
216 Kleie dient gewöhnlich als Viehfutter, wird aber beim Schrotbrot, Kommiß- brot und Pumpernickel mitverbacken (größerer Nährwert — schwerere Ver- daulichkeit). Gerste dient in Form von Graupe und Grieß (Weizen- und Maisgrieß), Hafer als Hafergrütze, Hirse als Brei zur Nahrung. Als Pferdefutter kommen hauptsächlich Hafer und Mais in Betracht. Das Ge- treide wird ferner zur Stärkegewinnung und zur Herstellung alkoholischer Getränke verarbeitet. Wäschestärke wird ans Weizen und Reis, Kornbrannt- wein aus Roggen, Arak aus Reis, Bier aus beut Malz der Gerstenkörner gewonnen. Strohverwertnng. 4. Der Anban richtet sich nach dem Klima und dem Boden. Das in einem Lande am meisten gebaute Getreide wird Korn genannt (Deutschland und Rußland — Roggen; Frankreich — Weizen; Mittelmcerländer — Weizen und Mais; Nordamerika — Mais und Weizen; Asien — Reis). Weizen und Gerste lieben fetten, Roggen leichteren Boden; der Hafer ist mit dem geringsten Boden zufrieden. Reis wird in sumpfigen Niede- rungen angebaut. (Sommer- und Winterroggen; Ackerbestellung). Feinde: An den Wurzeln nagen Engerlinge und Maulwurfsgrillen, die Blätter und Halme werden von Heuschrecken und Käfern angefressen oder durch Rost- und Brandpilze vernichtet. Ein anderer Pilz, das Mutterkorn, verdirbt die Körner. Mäuse und Hamster schädigen den Landmann, und zahlreiche Unkräuter (Beispiele) hindern das Wachstum oder verunreinigen das ansgedroschene Getreide. Ungünstige Witterung. Die Knollenpflanzen (Kartoffel). 1. Blüte und Früchte. Als Nachtschattengewächs (S. 194) hat die Kartoffel röhrenförmige, fünfzipflige Blüten mit weißer bis violetter Farbe und doldenartigem Blütenstand. Die 5 Staubgefäße sind zu einem gelben Kegel zusammengestellt, in dessen Mitte der Stempel steht. Die Früchte sind ungenießbare, grüne Beeren. Die roten Früchte einer Verwandten der Kartoffel, der Tomate, finden jedoch vielfache Verwendung als Nahrungsmittel. 2. Die Blätter. Die Blätter sind gesättigt grün, enthalten also viel Blattgrün. Da sie fiederspaltig sind, können die Sonnenstrahlen auch die unten stehenden Blätter treffen. Mit Hilfe der Sonnenstrahlen bereitet das Blattgrün reichlich Stärkemehl. Untersuchungen zeigen, daß am Abend die Blätter reich, am Morgen arm an Stärkemehl sind. Die Stärke ist während der Nacht nach den Knollen gewandert. 3. Die Knollen sind Verdickungen an den Enden der Ausläufer des unterirdischen Stengels (Behäufeln). Die Jodprobe zeigt ans dem größten Teile der Schnittfläche der Kartoffel eine blaue Färbung, unmittelbar unter der Schale aber nicht. Unter der Schale liegt nämlich eine Eiweißschicht, während die übrigen Zellen Stärkemehl enthalten (75°/0 Wasser, 20°/« Stärke, 2% Eiweiß — dünn schälen!). Die verschiedengefärbte Schale (weiße, rote, blaue Kartoffel) besteht ans Korkmassc und ist ein Schutzmittel gegen die Wasser- verdunstung. Die Knolle hat für die Pflanze eine große Bedeutung. Aus jedem „Auge" (Stengelknospe) können sich im nächsten Frühjahr neue Ans-