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1. Erdkunde - S. 293

1900 - Freiburg im Breisgau : Herder
— 293 — Begleiter glücklich in die Tonne gelangt war. ging es rasch entlang der schroffen Wand in die Tiefe hinab, und nach fünf Minuten fühlte ich mit großem Behagen festen Boden unter mir. Da ich nun in dem schaurigen Schlünde stand, kam ein unheimliches Gefühl der Verlassenheit über mich. Der mit düstern Wolken überzogene Himmel bildete gleichsam die schwarze Decke zu dem leeren Sarge eines Riesen; in furchtbar schauriger Schönheit stiegen die schroffen Wände aus der Tiefe empor. Es war eisig kalt; niemals dringt ja ein erwärmender Sonnenstrahl hierher. Der Abbau des Erzes kann deshalb auch nur im Sommer betrieben werden; im Winter werden die während des Sommers gewonnenen Erze verhüttet. Durch künstliche Hinabführung warmer Luft befördert man im Frühjahr das Schmelzen des Eises. Die lange Macht und die Mitternachtssonne in Kammerfest. Das Hlordkap. Hammerfest ist die nördlichst gelegene Stadt der Erde. Die lange Nacht, in welche die Stadt im Winter gehüllt ist, bildet auch die Zeit der Ruhe für alles Handelsleben. Die Fische haben Frieden; der schmutzige Seelappe und der nordische Fischer liegen in Erdhütten am qualmenden Feuer und warten dort in trägem Winterschlafe, bis der nene Tag erscheint. Die Kaufleute in Hammerfest bringen ihre Bücher in Ordnung, dann sitzen sie die meiste Zeit am Karten- tische, halten Bälle und Schmausereien, spielen sogar Theater und sehnen sich endlich unruhig nach der Zeit, da im Osten ein Lichtstreis hervorbricht. Außer den Kaufleuten wohnt in Hammerfest kaum noch ein anderer gebildeter Mensch als der Pastor und der Arzt. Die Zeit der langen Nacht ist aber doch nicht gauz so, wie wir sie nns vorstellen. Die Sonne ist freilich acht Wochen ganz unter dem Horizont, und vier Wochen lang — von Mitte Dezember bis Mitte Januar — ist so tiefe Finsternis, daß bestandig Licht gebrannt werden muß. Indes tritt bei hellem Wetter um die Mittagsstunde eine Art Dämmerung ein, so daß man am Fenster ungefähr eine

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1. Erdkunde - S. 303

1888 - Freiburg im Breisgau : Herder
303 auf dessen Rand drei oder vier Arbeiter standen, die sich mit einer Hand am Seile hielten, das sich langsam mit den daranhängenden Menschen um sich selbst drehte. Die Leute hielten sich scheinbar ganz nachlässig an dem Seile; sie sprachen zusammen; der eine nahm seine Mütze ab, der andere sah zu uns herauf, der dritte trocknete sich die Stirne. Gottlob! jetzt schwebten sie näher und näher, und bald entlud sich der Eimer friedlich im nächsten Schuppen. Vier Menschen stiegen vom Rande des Eimers herab und ein fünfter, der darin gesessen war, kroch heraus. Sie setzten sich auf Bänke und ließen sich ihr Butterbrot wohl schmecken. Man erzählte mir, daß einige Wochen vorher mehrere Engländerinnen die Fahrt in einer Tonne gewagt hätten; das machte mir Mut, und ich beschloß, auch die Reise in die Tiefe anzutreten. Mein Führer übergab mich zwei Grubenarbeitern, die mich auf meiner Fahrt begleiten sollten. Die Eimer oder Tonnen, in welchen man zur Tiefe fährt, hängen ganz frei über dem Abgrunde. Das Hineinsteigen ist für denjenigen, der mit Schwindel behaftet ist, nicht ohne Gefahr. Als ich mit Hilfe meiner Begleiter glücklich in die Tonne gelangt war, ging es rasch entlang der schroffen Wand in die Tiefe hinab, und nach fünf Minuten fühlte ich mit großem Behagen festen Boden unter mir. Da ich nun in dem schauerigen Schlunde stand, kam ein un- heimliches Gefühl der Verlassenheit über mich. Der mit düsteren Wolken überzogene Himmel bildete gleichsam die schwarze Decke zu dem leeren Sarge eines Riesen; in furchtbar schauriger Schönheit stiegen die schroffen Wände aus der Tiefe empor. Es war eisig kalt; niemals dringt ja ein erwärmender Sonnenstrahl hierher. Der Abbau des Erzes kann deshalb auch nur im Sommer betrieben werden; im Winter werden die während des Sommers gewonnenen Erze verhüttet. Durch künstliche Hinabführung warmer Luft be- fördert man im Frühjahr das Schmelzen des Eises. Die lange Macht und die Mitternachtssonne in Karnrnersest. Das Mordkap. Hammerfest ist die nördlichst gelegene Stadt der Erde. Die lange Nacht, in welche die Stadt im Winter gehüllt ist, bildet auch

2. Stufe 4 = Schulj. 5 u. 6 - S. 279

1908 - Altenburg : Bonde
279 188. Die lange Nacht in Hammerfest. In Hammerfest ist die lange Nacht die Zeit der Ruhe für alles Handelsleben. Das Wasser ist öde, die Fische haben Frieden, der schmutzige Seelappe und der nordische Fischer liegen in Erdhütten an: qualmigen Feuer und warten dort im trägen Winterschlafe, bis der neue Tag erscheint. Die Kaufleute in Hammerfest bringen ihre Bücher in Ordnung, und dann sitzen sie wohl am Spieltische Tag und Nacht, halten Bälle und Schmausereien, spielen sogar Theater und sehnen sich endlich unruhig nach der Zeit, wo der Lichtstreif im Osten hervor- bricht. In Hammerfest wohnt außer den Kaufleuten kein anderer ge- bildeter Mensch als ein Pastor und ein Arzt. Die Zeit der langen Nacht ist doch nicht ganz so, wie wir sie uns vorstellen. Die Sonne geht freilich acht Wochen unter den Hori- zont, und vier Wochen lang, von Mitte Dezember bis Mitte Januar, ist tiefe Finsternis, so daß beständig Licht gebrannt werden muß. Indes ist sie doch nicht so schwarz, daß nicht bei hellem Wetter zur Zeit der Mittagsstunde eine Art Dämmerung einträte, bei der man am Fenster eine halbe Stunde oder eine ganze lesen könnte. Die Sterne stehen dabei glänzend hell am Himmels Nordlichter sind nicht selten. Ist aber trübes Wetter, so herrscht die finsterste ununterbrochene Nacht. Mitte Januar wird die Dämmerung lichter, und ist der Tag nun ein- mal angebrochen, so wächst er auch rasch. Nun gleicht die Natur den Unterschied aus, und im Juni und Juli beschreibt die Sonne Kreise um den Himmel, ohne sich jemals vom Horizonte zu entfernen. Der ganze Unterschied zwischen Mittag und Mitternacht ist dann, daß die Strahlen etwas bleicher und matter werden, ohne daß sie aufhören, die belebende Wärme zu spenden. Die Sonne der Nacht scheint oft so heiß, daß sie lästig werden kann. Ein Bekannter erzählte mir, daß, als er sich in Hammerfest ans einem Balle befand und gerade um Mitternacht an den Bord des Schiffes zurückfuhr, die Sonne so mächtig war, daß er den Rock auszog; das Thermometer zeigte 18 Grad. Dieser anhaltende Tag und Sonnenschein macht es auch wohl allein möglich, daß noch Ernten gedeihen. Wie seltsam ist aber der Mensch! Reiche Handelsherren bringen ihr ganzes Leben unter diesem fürchterlichen Klima zu, von denen manche, wenn sie wollten, im schönen Süden leben könnten. / Wer hierher kommt, sagte mir einer, tut es natürlich des Gewinne? wegen. Ist man aber ansässig, so .kommt man nicht wieder fort; denn wer kauft uns ab. was wir besitzen? Menschen, welche Vermögen besitzen,

3. Erdkunde - S. 304

1888 - Freiburg im Breisgau : Herder
304 die Zeit der Ruhe für alles Handelsleben. Die Fische haben Frieden; der schmutzige Seelappe und der nordische Fischer liegen in Erdhütten am qualmenden Feuer und warten dort in trägem Winterschlafe, bis der neue Tag erscheint. Die Kaufleute in Hammerfest bringen ihre Bücher in Ordnung, dann sitzen sie die meiste Zeit am Karten- tische, halten Bälle und Schmausereien, spielen sogar Theater und sehnen sich endlich unruhig nach der Zeit, da im Osten ein Lichtstreif hervorbricht. Außer den Kaufleuten wohnt in Hammerfest kaum noch ein anderer gebildeter Mensch als der Pastor und der Arzt. Die Zeit der langen Nacht ist aber doch nicht ganz so, wie wir sie uns vorstellen. Die Sonne ist freilich acht Wochen ganz unter dem Horizont, und vier Wochen lang — von Mitte Dezember bis Mitte Januar — ist so tiefe Finsternis, daß beständig Licht gebrannt werden muß. Indes tritt bei hellem Wetter um die Mittags- stunde eine Art Dämmerung ein, so daß man am Fenster ungefähr eine halbe Stunde lesen kann. Die Sterne stehen dabei glänzend am Himmel; nicht selten leuchten auch Nordlichter. Ist trübes Wetter, so herrscht die finsterste, ununterbrochene Nacht. Mitte Januar wird die Dämmerung lichter, und ist der Tag erst einmal angebrochen, so wächst er auch rasch. Nun gleicht die Natur den Unterschied aus. Von Mitte Mai bis Ende Juli verschwindet die Sonne nicht mehr unter dem Horizonte. Der ganze Unterschied zwischen Mittag und Mitter- nacht ist dann der, daß die Strahlen um die letzte Zeit etwas bleicher und matter werden, ohne jedoch die belebende Wärme zu verlieren. Eigentümlich ist, daß während der tageshellen Nachtzeit der Wind schweigt und eine feierliche Ruhe in der Natur herrscht, als wolle diese dadurch die Zeit des Schlafes ankündigen. Die Sonne scheint aber in der Nacht oft so heiß, daß sie lästig wird. Ein Bekannter erzählte mir, die Sonne habe, als er um Mitter- nacht von Hammerfest auf das Schiff zurückkehrte, so heiß geschienen, daß er den Rock auszog; das Thermometer zeigte im Schatten 18 o. Dieser über zwei Monate währende Sonnenschein macht es wohl allein möglich, daß bei Hammerfest noch Ernten gedeihen. Wie seltsam ist aber der Mensch! Es wohnen hier reiche Handels- Herren, die, wenn sie wollten, im schönen Süden leben könnten.

4. Bd. 2 - S. 223

1860 - Köln : DuMont-Schauberg
209. Die lauge Nacht in Hammcrfest. 223 pen und Winkel, merkwürdig durch einige Mord- und Unthaten des heidnischen Herrschers. Drontheim ist eine Handelsstadt, aber der kaufmännische Geist waltet nicht vor dem vaterländischen ob. Den Kaufleuten in Bergen und Christiania wirft man den mehr kosinopolitischen Sinn vor; den Drontheimern den Stolz auf ihr Alterthum, ihre Gesinnung; sie hiel- ten sich für die ächten Norweger. Bei Gelegenheit der streitigen Frage, welche von den drei Handelsstädten zur Hauptstadt ernannt werden müsse, soll sich diese stolze Ansicht besonders hervorgethan haben. Dront- heim hat aus jenem Prozeß außer der Königskrönung nur die neu er- richtete Bank errungen. Sein Handel beschränkt sich auf die Ausfuhr von Brettern und das Kupfer von Röraas, beide aber ein bedeutender Artikel, zumal da letzteres aus seiner Grube am Fuß des Kiölen kei- nen anderen Weg zu Handelsplätzen findet, als über Drontheim. 209. Die lange Nacht in Hammerfest. (Nach Theodor Mügge, Skizen aus dem Norden.) In Hammerfest ist die lange Nacht die Zeit der Ruhe für alles Handelsleben, und man möchte sagen: vom Polarkreise setzt die Natur dadurch dem ruhelosen Menschengeschlecht einen Markstein seiner Thä- tigkeit. Das Wasser ist öde, die Fische haben Frieden, der schmutzige Seelappe und der nordische Fischer liegen in Erdhütten am qualmigen Feuer und warten dort im trägen Winterschlaf, bis der neue Tag er- scheint. Die Kaufleute in Hammerfest bringen ihre Bücher in Ord- nung, und dann sitzen sie wohl am Bostontisch Tag oder Nacht, hal- ten Bälle und Schmausereien, spielen sogar Komödie, denn sie haben sich ein kleines Privattheater errichtet, und sehnen sich endlich unruhig nach der Zeit, wo der Lichtstreif im Osten hervorbricht. In Hammer- fest wohnt außer den Kaufleuten kein anderer gebildeter Mensch, als ein Arzt; einen Apotheker brachte unser Schiff zum ersten Male jetzt mit. Die Zeit der langen Nacht ist doch nicht ganz so, wie wir sic uns vorstellen. Die Sonne geht freilich acht Wochen unter den Horizont, und vier Wochen lang, von Mitte December bis Mitte Januar, ist tiefe Finsterniß, wo beständig Licht gebrannt werden muß. Indeß ist sie doch nicht so schwarz, daß nicht bei hellem Wetter zur Zeit der Mittagsstunde eine Art Dämmerung einträte, bei der man am Fenster auf eine halbe Stunde oder eine Stunde lesen könnte. Die Sterne stehen dabei glänzend hell am Himmel; Nordlichte jedoch sind auch hier seltener, als mehr südlich. Ist aber trübes Wetter, so herrscht die finsterste, ununterbrochenste Nacht. Mitte Januar wird die Dämmerung lichter, und ist der Tag erst einmal angebrochen, so wächst er auch rasch. Nun gleicht die Natur den Unterschied aus, und im Juni und Juli beschreibt die Sonne Kreise um den Himmel, ohne jemals sich vom Horizont zu

5. Geographische Bilder aus allen Erdtheilen - S. 34

1878 - Danzig : Verlag und Druck von A. W. Kafemann
34 Bilder aus Europa. — Skandinavien und Dänemark. 19. Die lange Nacht in Hammerfest. In Hammerfest ist die lange Nacht die Zeit der Ruhe für alles Handels- leben., und man möchte sagen: Am Polarkreise setzt die Natur dadurch dem ruhelosen Menschengeschlechte einen Markstein seiner Thätigkeit. Das Wasser ist öde, die Fische haben Frieden, der schmutzige Seelappe und der nordische Fischer liegen in Erdhütten am qualmigen Feuer und warten dort im trägen Winterschlafe, bis der neue Tag erscheint. Die Kaufleute in Hammerfest bringen ihre Bücher in Ordnung und dann sitzen sie wohl am Kartentische Tag und Nacht, halten Bälle und Schmausereien, spielen sogar Komödie und sehnen sich endlich unruhig nach der Zeit, wo der Lichtstreif im Osten hervorbricht. In Hammerfest wohnt außer den Kaufleuten kein anderer Häildeter Mensch als ein Pastor und ein Arzt. Wie wir es uns aber wohl vorstellen, ist die Zeit der langen Nacht nicht. Die Sonne geht freilich acht Wochen unter den Horizont, und vier Wochen lang, von Mitte December bis Mitte Januar, ist tiefe Finster- niß, so daß beständig Licht gebrannt werden muß. Indeß ist sie doch nicht so schwarz, daß nicht bei hellem Wetter zur Zeit der Mittagsstunde eine Art Dämmerung einträte, bei der man am Fenster eine halbe Stunde oder eine ganze lesen könnte. Die Sterne stehen dabei glänzend hell am Himmel; Nordlichte sind auch liier nicht so selten als mehr südlich. Ist aber trübes Wetter, so herrscht oie finsterste, ununterbrochene Nacht. Mitte Januar wird die Dämmerung leichter, und ist der Tag erst einmal angebrochen, so wächst er auch rasch. Nun gleicht dre Natur den Unterschied aus, und im Juni und Juli beschreibt die Sonne Kreise um den Himmel, ohne sich jemals vom Horizonte zu entfernen. Der ganze Unterschied zwischen Mittag und Mitternacht ist dann, daß die Strahlen etwas bleicher und matter werden, ohne daß sie aufhören, die belebende Wärme zu verlieren. Es ist sehr eigenthümlich, daß, so lange diese tageshelle und sonnenvolle Nacht dauert/ der Wind ganz schweigt und eine, durch nichts gestörte Ruhe in dcr Natur herrscht, als wolle diese dadurch die Zeit des Schlafes an- kündigen. Mit dem Morgen erhebt sich der Wind wieder, und die Wetter werden losgelassen von den Nebelgeistern und abends eingesangen; die Sonne der Nacht scheint aber oft so heiß, daß sie lästig werden kann. Ein Bekannter erzählte mir, daß, als er in Hammerfest sich aus einem Balle besand und gerade um Mitternacht an den Bord des Schiffes zurückfuhr, die Sonne so mächtig war, daß er den Rock auszog. Das Thermometer zeigte 18 Grad. Dieser anhaltende Tag und Sonnenschein macht es wohl allein möglich, daß noch Ernten gedeihen. Wie seltsam ist aber der Mensch! Reiche Handelsherren bringen ihr ganzes Leben unter diesem fürchterlichen Kluna zu, von denen manche, wenn sie wollten, im schönen Süden leben könnten. Wer hierher kommt, sagte mir einer, thut es natürlich des Gewinnes wegen. Aber wer hier geboren ist, der liebt diese Einöden ebenso sehnsüchtig, wie der Lappe seine Rennthieralgen oder der Grönländer seine Eisbuchten. Th. Mügge. 20. Stockholm. Stockholm liegt am Ausflusse des Mälarsees. Die Stadt breitet sich auf zwei Halbinseln und mehreren größeren und kleineren Inseln aus. Dreizehn Brücken verbinden die einzelnen Gewässer. Berge und Thäler, Felsen, Canäle, Baumgruppen und Terrassen wechseln mannichfach ab, und ein geräumiger Hafen nimmt den Mastenwald von Schiffen aus.

6. Lesebuch für die 5., 6. und 7. Klasse der Volksschule - S. 487

1895 - München : Oldenbourg
66. Die lange Nacht in Hammerfest. 487 kreise setzt die Natur dadurch dem ruhelose» Menschengeschlecht einen Markstein seiner Thätigkeit. Das Wasser ist öde, die Fische haben Frieden, der schmutzige Seelappe und der nor- dische Fischer liegen in Erdhütten am qualmigen Feuer und warten dort im trägen Winterschlafe, bis der neue Tag er- scheint. Die Kaufleute in Hammerfest bringen ihre Bücher in Ordnung, und dann sitzen sie wohl am Spieltische Tag oder Nacht, halten Bälle und Schmausereien, spielen sogar Komödie und sehnen sich endlich unruhig nach der Zeit, wo der Lichtstreif im Osten hervorbricht. In Hammerfest wohnt außer den Kaufleuten kein anderer gebildeter Mensch, als ein Pastor und ein Arzt. Die Zeit der langen Nacht ist doch nicht ganz so, wie wir sie uns vorstellen. Die Sonne geht freilich acht Wochen unter den Horizont, und vier Wochen lang, von Mitte Dezember bis Mitte Januar, ist tiefe Finsternis, so daß beständig Licht gebrannt werden muß. Indes ist sie doch nicht so schwarz, daß nicht bei hellem Wetter zur Zeit der Mittagsstunde eine Art Dämmerung einträte, bei der man am Fenster eine halbe Stunde oder eine ganze lesen könnte. Die Sterne stehen dabei glänzend hell am Himmel; Nord- lichter sind auch hier seltener als mehr südlich. Ist aber trübes Wetter, so herrscht die finstere, ununterbrochene Nacht. Mitte Januar wird die Dämmerung leichter, und ist der Tag erst einmal angebrochen, so wächst er auch rasch. Nun gleicht die Natur den Unterschied aus, und im Juni und Juli beschreibt die Sonne Kreise um den Himmel, ohne sich jemals vom Horizonte zu entfernen. Der ganze Unterschied zwischen Mittag und Mitternacht ist dann, daß die Strahlen etwas bleicher und matter werden, ohne daß sie aufhören, die belebende Wärme zu verlieren. Es ist sehr eigentümlich, daß, so lange diese tageshelle und sonnenvolle Nacht dauert, der Wind ganz schweigt, und eine durch nichts gestörte Ruhe in der Natur herrscht, als wolle diese gleichsam dadurch die Zeit des Schlafes ankündigen. Mit dem Morgen erhebt

7. Bd. 2 - S. 111

1875 - Köln : DuMont-Schauberg
239. Die lange Nacht und die Mitternachtssonne in Hammerfest. Iii 239. Die lange Nacht und die Mitternachtssonne in Hammerfest. (Nach Theodor Mügge, Skizzen aus dem Norden.) In Hammerfest ist die lange Nacht die Zeit der Ruhe für alles Handelsleben, und man möchte sagen: der Polarkreis setzt dem ruhelosen Menschengeschlecht einen Markstein seiner Thätigkeit. Das Wasser ist öde, die Fische haben Frieden, der schmutzige Seelappe und der nordische Fischer liegen in Erdhütten am qualmigen Feuer und warten dort im trägen Winter- schlaf, bis der neue Tag erscheint. Die Kausleute in Hammerfest bringen ihre Bücher in Ordnung, und dann sitzen sie wohl am Bostontisch Tag oder Nacht, halten Bälle und Schmausereien, spielen sogar Komödie auf einem kleinen Privattheater und sehnen sich endlich unruhig nach der Zeit, wo der Lichtstreif im Osten hervorbricht. Doch ist die Zeit der langen Nacht nicht ganz so, wie wir sie uns vorstellen. Die Sonne geht freilich acht Wochen unter den Horizont, und vier Wochen lang, von Mitte December bis Mitte Januar, ist tiefe Finsterniß, so daß beständig Licht gebrannt werden muß. Indes; ist diese doch nicht so schwarz, daß nicht bei hellem Wetter zur Zeit der Mittagsstunde eine Art Dämmerung einträte, bei der man am Fenster auf eine halbe Stunde oder eine Stuude lesen könnte. Die Sterne stehen dabei glänzend hell am Himmel; Nordlichte jedoch sind auch hier seltener, als mehr südlich. Ist aber trübes Wetter, so herrscht die finsterste, ununter- brochenste Nacht. Mitte Januar wird die Dämmerung lichter, und ist der Tag erst einmal angebrochen, so wächst er auch rasch. Nun gleicht die Natur den Unterschied aus, und im Juni und Juli beschreibt die Sonne Kreise um ✓ den Himmel, ohne jemals sich vom Horizont zu entfernen. Der ganze Unter- schied zwischen Mittag und Mitternacht ist dann, daß die Strahlen etwas bleicher und matter werden, ohne die belebende Wärme zu verlieren. Es ist sehr eigentümlich, daß, so lange diese tageshelle und sonnenvolle Nacht dauert, der Wind ganz schweigt und eine durch nichts gestörte Ruhe in der Natur herrscht, als wolle diese gleichsam dadurch die Zeit des Schlafes ankündigen. Mit dem Morgen erhebt sich der Wind wieder und die Wetter werden losgelassen von den Nebelgeistern und allabendlich eingefangen; die Sonne der Nacht scheint aber oft so heiß (18 °), daß sie lästig werden kann. Dieser anhaltende Tag und Sonnenschein macht es auch wohl allein möglich, daß noch Aernten gedeihen. Wie seltsam ist aber der Mensch! Es wohnen hier reiche Handelsherren, welche ihr ganzes Leben unter diesem fürchterlichen Klima zubringen. Manche von ihnen könnten, wenn sie wollten, im schönen Süden leben, allein sie bleiben in dieser Wüste und sterben darin. Wer hieher kommt, thut es natür-

8. Das Vaterland - S. 238

1900 - Leipzig [u.a.] : Klinkhardt
238 Hammer fest wohnt ausser den Kaufleuten kein anderer gebildeter Mensch als ein Pastor und ein Arzt. Die Zeit der langen Nacht ist doch nicht ganz so, wie wir sie uns vorstellen. Die Sonne geht freilich acht Wochen unter den Horizont, und vier Wochen lang, von Mitte Dezember bis Mitte Januar, ist tiefe Finsternis, so dass beständig Licht gebrannt werden muss. Indes ist Sie doch nicht so schwarz, dass nicht bei hellem Wetter zur Zeit der Mittagsstunde eine Art Dämmerung einträte, bei der man am Fenster eine halbe Stunde oder eine ganze lesen könnte. Die Sterne stehen dabei glänzend hell am Himmel; Nordlichter sind nicht selten. Ist aber trübes Wetter, so herrscht die finsterste, ununterbrochene Nacht. Mitte Januar wird die Dämmerung lichter, und ist der Tag erst einmal angebrochen, so wächst er auch rasch. Nun gleicht die Natur den Unterschied aus, und im Juni und Juli beschreibt die Sonne Kreise um den Himmel, ohne sich jemals vom Horizonte zu entfernen. Der ganze Unterschied zwischen Mittag und Mitternacht ist dann, dass die Strahlen etwas bleicher und matter werden, ohne dass sie aufhören, die belebende Wärme zu verlieren. Die Sonne der Nacht scheint oft so heiss, dass sie lästig werden kann. Ein Bekannter erzählte mir, dass, als er sich in Hammerfest auf einem Balle befand und gerade um Mitternacht an den Bord des Schiffes zurückfuhr, die Sonne so mächtig war, dass er den Rock auszog. Das Thermometer zeigte 18 Grad. Dieser anhaltende Tag und Sonnenschein macht es wohl auch allein möglich, dass noch Ernten gedeihen. Wie seltsam ist aber der Mensch! Reiche Handelsherren bringen ihr ganzes Leben unter diesem fürchterlichen Klima zu, von denen manche, wenn sie wollten, im schönen Süden leben könnten. Wer hier- her kommt, sagte mir einer, thut es natürlich des Gewinnes wegen. Ist man aber ansässig, so kommt man nicht wieder fort; denn wer kauft uns ab, was wir besitzen? Menschen, welche Vermögen besitzen, wandern nicht nach Hammerfest; es sind nur solche, die es erwerben wollen. Aber wer hier geboren ist, der liebt diese Einöden ebenso innig wie der Lappe seine Renntieralpen oder der Grönländer seine Eisbuchten. Mügge. 140* Der Winter in Petersburg. In Petersburg ist zwar wegen der Nähe der Ostsee der Winter im ganzen weniger streng als in dem mitten im Lande liegenden Moskau; dennoch fällt dort das Thermometer nicht selten bis auf 30 Grad. Bei müßiger Külte geht das Leben seinen alten, gewohn- ten Gang. Tag für Tag knistern die Birkenbäume im Ofen, einen Tag wie den andern rutschen die Schlitten in den Straßen umher; beständig werden die öffentlichen Wärmstnben für die armen Leute geheizt und regelmäßig die öffentlichen Feuer aus der Straße, in der Nähe der Theater für die Kutscher und Straßenarbeiter unterhalten. Wenn es aber heißt: „Das Thermometer ist auf 20 Grad herab- gesunken", dann spitzt man die Ohren. Bei 23—24 Grad machen

9. Bilder aus Europa mit Ausschluss des Deutschen Reiches - S. 357

1890 - Gotha : Behrend
Aus dem hohen Norden. 357 Wer Herr einer Herde von 1900 Renntieren ist, gilt für einen reichen Mann. Wird dem Lappländer ein Kind geboren, so beschenkt er es mit einem Renntierkalbe; bekommt es den ersten Zahn, so wird es wieder mit einem solchen Geschenk bedacht. 2. In Hammerfest ist die lange Nacht die Zeit der Rnhe für alles Handelsleben, und man möchte sagen: am Polarkreise setzt die Natur dadurch dem ruhelosen Menschengeschlechts einen Markstein seiner Thätig- keit. Das Wasser ist öde, die Fische haben Frieden, der schmutzige Seelappe und der nordische Fischer liegen in Erdhütten am qualmigen Feuer und warten dort im trägen Winterschlafe, bis der neue Tag er- scheint. Die Kaufleute in Hammerfest bringen ihre Bücher in Ordnung, und dann sitzen sie wohl am Spieltische Tag und Nacht, halten Bälle und Schmausereien, spielen sogar Komödie und sehnen sich endlich uu- ruhig nach der Zeit, wo der Lichtstreif im Osten hervorbricht. In Hammersest wohnt außer den Kanileuten kein anderer gebildeter Mensch als ein Pastor und ein Arzt. Die Zeit der langen Nacht ist doch nicht ganz so, wie wir sie uns vorstellen. Die Sonne geht freilich acht Wochen unter den Horizont, und vier Wochen lang, von Mitte Dezember bis Mitte Januar, ist tiefe Finsternis, so daß beständig Licht gebrannt werden muß. Indes ist sie doch nicht so schwarz, daß nicht bei hellem Wetter zur Zeit der Mittagsstunde eine Art Dämmerung einträte, bei der man am Fenster eine halbe Stunde oder eine ganze lesen könnte. Die Sterne stehen dabei glänzend hell am Himmel; Nordlichter sind auch hier nicht so selten als mehr südlich. Ist aber trübes Wetter, so herrscht die finsterste, ununterbrochene Nacht. Mitte Januar wird die Dämmerung lichter, und ist der Tag erst einmal angebrochen, so wächst er auch rasch. Nun gleicht die Natur den Unterschied aus, und im Juni und Juli beschreibt die Sonne Kreise um den Himmel, ohne sich jemals vom Horizonte zu entfernen. Der ganze Unterschied zwischen Mittag und Mitternacht ist dann, daß die Strahlen etwas bleicher und matter werden, ohne daß sie aufhören, die belebende Wärme zu verlieren. Es ist sehr eigentümlich, daß, so lange diese tageshelle und sonnenvolle Nacht dauert, der Wind ganz schweigt und eine durch nichts gestörte Ruhe in der Natur herrscht, als wolle diese dadurch die Zeit des Schlafes ankündigen. Mit dem Morgen erhebt sich der Wind wieder, und die Wetter werden losgelassen von den Nebelgeistern und abends eingefangen; die Sonne der Nacht scheint aber oft so heiß, daß sie lästig werden kann. Ein Bekannter erzählte mir, daß, als er sich in Hammer- fest auf einem Balle befand und gerade um Mitternacht an den Bord des Schiffes zurückfuhr, die Sonne so mächtig war, daß er den Rock auszog. Das Thermometer zeigte 18 Grad. Dieser anhaltende Tag und Sonnenschein macht es wohl auch allein möglich, daß noch Ernten gedeihen. Wie seltsam ist aber der Mensch? Reiche Handelsherren bringen

10. Westfälischer Kinderfreund - S. uncounted

1892 - Leipzig : Amelang
— 431 - bare Reibung in Flammen gesetzt; im günstigsten Falle wird es aus dem Wasser gehoben und auf die Seite geworfen. Wochenlang liegt es wie gefesselt da, bis ein neuer Windstoß die Eismauern zerspaltet und ihn: eine neue Bahn eröffnet. Aber während dieser Zeit ist vielleicht der kurze Sommer schon vergangen. Hat man es versäumt, das Schiff gegen die Schrecken des Winters auszurüsten, so ist es abermals dem Untergange geweiht. Die größte Gefahr wird den Seefahrern durch die kleineren Eis- Massen in der Bewegung des Sturmes bereitet. Denn das Eis ist feit wie Stein, wie eine Klippe von Granit. Und nun werden diese Felsen im rasenden Sturme durch die enge Fahrstraße gejagt; sie stürzen mit donnerähnlichem Krachen übereinander, zertrümmern sich gegenseitig, indem sie das Meer bis in seine Tiefen aufwühlen und den schäumenden Gischt hoch emporschleudern. Und in diesem gewaltigen Toben der Natur ist der Seemann zur peinlichsten Unthätigkeit verurteilt. Kein Kampf um sein Leben ist ihm vergönnt; alle Menschenkraft ist zur Ohn- macht geworden. Wohl ihm, wenn er in all dem Gezische und Gebrause die Besinnung nicht verliert und den Augenblick der Rettung nicht ver- säumt, der vielleicht nur einmal wiederkehrt! „Zonenbilder." 401. Die nordische lange Nacht. Hoch oben in Lappland, nicht weit von der Nordspitze Europas entfernt, liegt die kleine Handelsstadt Hammerfest. Hier ist die lauge Nacht die Zeit der Ruhe für allen Verkehr; sie setzt dem ruhelosen Menschengeschlechte einen Markstein für seine Thätigkeit. Auch das Meer ist öde. Die Fische haben Frieden; denn der schmutzige Seelappe und der normannische Fischer, sie liegen in Erdhütten am qualmenden Feuer und warten dort im trägen Winterschlafe, bis der neue Tag er- scheint. Die Kaufleute des Städtleins bringen ihre Bücher in Ordnung, dann aber hört aller Unterschied zwischen Tages- und Nachtzeit für sie auf. Sie setzen sich an die Spieltische, halten Feste und Schmausereien, führen auch wohl eine Komödie auf, bis sie sich endlich voll Unruhe wieder nach der Zeit sehnen, wo im Osten ein Lichtstreifen hervorbricht. Acht Wochen lang steht die Sonne unter dem Horizonte der Bewohner von Hammerfest. Von Anfang des Dezember bis gegen die Mitte des Januar herrscht tiefe Finsternis, so daß beständig die Lampe brennen muß. Nur bei klarem Himmel tritt unl die Mittsagsstunde eine Art von Dämmerung ein, in welcher ein gutes Auge am Fenster eine halbe oder ganze Stunde lang zu lesen vermag. Die Sterne funkeln dabei in hellstem Glanze; auch ist das Nordlicht in dieser Breite schon nicht mehr so selten, wie in den südlicheren Gegenden. Ist aber das Wetter trübe, so läßt sich von einer Unterbrechung der Nacht nichts verspüren. Um Dreikönigstag wird die Dämmerung bei längerer Dauer immer lichter. Ist aber der Tag einmal angebrochen, so nimmt seine Länge rasch zu, bis die Sonne endlich, im Juni und Juli, volle Kreise am Himmel von Hammersest beschreibt, ohne den Horizont zu durch- schneiden. Dann entschädigt das hehre Tagesgestirn die Menschen dafür, daß es sich im Winter den eisigen Gefilden des Nordens so lange ent-

11. Hilfsbuch für den Unterricht in der Erdkunde - S. 203

1885 - Halle : Anton
Skandinavien und Dänemark. 203 Hier sitzen, von Tonnen umringt, eine gehörige Anzahl Menschen, meist alte Frauen, die, mit dein Messer in der Hand, das Werk des Auskehlen^. . verrichten. Die Karren werden bei ihren Plätzen umgestürzt, so daß sie halb in Fischbergen begraben sind. Sie ergreifen den einen nach dein andern und reißen mit einem kunstgerechten Zuge Gedärm und Eingeweide heraus. ' Dann werfen sie ihn in die bereitstehenden Tubben. Sobald die Tubben gefüllt sind, werden sie von anderen Arbeitern an den Platz des Einsalzen s gefahren, dort in die Fässer gepackt, mit Salzlake Übergossen, vom Böttcher verschlossen, und nun, in den Magazinen aufgestapelt, sind sie zur Ausfuhr fertig und bereit. Nach Vogt und Mügge. 4. Hammerfest. 1. Wie sich die Stadt darstellt. 2. Sommerlebm. 3. Winterleben. 1) In einer Bucht auf der Westseite der kleinen Insel Kbab lie^t Hammen fest, die letzte Stadt des Nordens. Wenn man den felsigen Berg besteigt, der sie beherrscht, so bietet sich den Blicken ein großartiger Anblick. Am Fuße des Berges liegt die Stadt mit ihren hübschen Kausmannshäusern, ihren roten Magazinen und ihren Fischerhütten, mit ihrem Hasen, der in einen Kreis von Hügeln eingeschnitten und mit Barken und Handelsfahrzeugen bedeckt ist. In Hammerfest leben etwa 2500 Menschen, norwegische Beamte, " Handwerker, Fischer und besonders Kaufleute. Denn der Ort ist Haupt- Handelsplatz der ganzen Finnmark. — 2) Im Sommer liegen im Hasen russische und norwegische Schiffe neber der ärmlichen Barke des Finnen. Die ersteren bringen Mehl, Hanf n. f. w., die letzteren besonders Fische, , t Thran, Renntierhäute und Eiderdunen. Dann ist der Kaufmann inuner " auf dem Platze und beschäftigt, die Mütze von Fischotter auf dem Kopfe, die Feder hinter dem Ohr, von seinem Kontor zur Niederlage und von da wieder zurücklaufend. Da fertigt er Fahrzeuge nach Spitzbergen und Fisch-- ladungen nach Portugal ab. Aber mitten im schönsten Sommer beginnt der Frost und ein dunkler Nebel verhüllt das Blau des Himmels. Dann - verschwinden die fremden Schiffe eins nach dem andern, die Warenhäuser werden geschlossen, die Geschäfte hören auf, alles wird still. — 3) Während der Zeit der langen Nacht geht die Sonne acht Wochen lang unter den Gesichtskreis, und vier Wocheu lang, von Mitte Dezember bis Mitte Januar, ist Finsternis, wo beständig Licht gebrannt werden muß. Indes ist die^ Finsternis doch nicht so schwarz, daß nicht bei hellem Wetter zur, Mittagszeit eine Art Dämmerung einträte, bei der man am Fenster auf eine halbe Stunde lesen kann. Die Sterne stehen dabei glänzend hell am Himmel; nicht selten überstrahlt der blutrote Schein eines Nordlichtes Land und Meer. Die lange Nacht ist für Hammerfest die Zeit der Ruhe. Das Wasser ist öde, die Fische haben Frieden, der schmutzige Seelappe und der nordische Fischer liegen in Erdhütten am qualmigen Feuer und warten dort im trägen Winterschlaf, bis der neue Tag erscheint. Die Kaufleute aber bringen ihre Bücher in Ordnung, und dann sitzen sie wohl am Spieltische Tag und Nacht, halten Bälle und Schmausereien, spielen sogar Komödie und sehnen sich endlich uuruhig nach der Zeit, wo der erste Licht- streif im Osten wieder hervorbricht. Nach Marinier und Mügge.

12. Die außerdeutschen Länder Europas - S. 133

1914 - Langensalza : Beltz
Ix. Die Königreiche Schweden und Norwegen. 133 allein gegen 40 Mill. Baumstämme im Jahre. Hier finden sich daher auch Holz- schleifereien, Sägewerke und andere Anlagen, welche Holz verarbeiten. St a v ang er an der Südwestküste ist ein wichtiger Hafenplatz für die Heringsausfuhr. Bergen, nördlich von Stavanger, wird das Hamburg Norwegens genannt, denn es ist eine wichtige Handels- und Hafenstadt. Es ist rings von Bergen und Wasser umgeben und war zur Zeit der Hansa fast ganz in den Händen der hansischen Kaufleute. Bergen ist der Haupthafen der Fischer. Hierher kommen die Fischerflotten, um ihren Fang abzuladen und zu verkaufen. Da harren denn auch bereits die fremden Schiffe, um Stockfische, Heringe, Hummern, Rogen, Lebertran usw. aufzunehmen. Die Heringsflotte ist eben angekommen. Da halten auch schon die Arbeiter mit ihren Karren am Ufer; sie fahren die Heringe in die weiten Durchgänge der Häuser. Hier sitzen, von Tonnen umringt, Scharen von Weibern und Männern. Die Arbeiter kippen die Karren um, denn sie haben keine Zeit zu verlieren. Halb in Fischbergen be- graben, ergreifen die Arbeiter einen Hering nach dem andern, schneiden ihm die Kehle ab, reißen mit einem gewandten Ruck Gedärme und Eingeweide heraus und werfen ihn dann in leere Gefäße. Sind diese voll, fährt sie ein Ar- beiter nach dem Orte des Einsalzens. Dort packt man sie in Fässer und begießt sie mit Salzlake. Hierauf kommt ein Böttcher, um die Fässer fest zu verschließen. Dann schafft man die Heringstonnen in die großen Magazine. Von hier aus gehen sie nun in alle Welt, vielleicht auch zu unserem Krämer. Weiter nördlich von Bergen liegt an einem tiefen Fjord D r o n t h e i m, ehemals die Hauptstadt Norwegens. T r o m s ö nördlich von den Lofoten ist der Haupthafen der nordischen Fischerei. H a m m e r f e st ist die nördlichste Stadt Norwegens und Europas. Etwa 2000 Menschen leben hier oben, im Lande der Mitternachtssonne. Viele Fremde reisen dorthin, um einmal zu sehen, daß die Sonne auch um Mitternacht noch scheint. Sie geht von Mitte Mai bis gegen Ende Juni (13. Mai bis 29. Juni) nicht unter und scheint demnach über anderthalb Monate ununterbrochen. Vor Mitte Mai und nach Ende Juni geht die Sonne nur kurze Zeit unter, so daß es auch fast noch hell ist wie am Tage. Man rechnet daher den längsten Tag auf mindestens 10 Wochen. Das ist nun recht angenehm, weil man nie ein Licht braucht und zu jeder Zeit im Freien sehen kann. Das ist auch vorteilhaft für den Pflanzenwuchs. Ist der Sommer auch kurz, so scheint die Sonne doch lange. Dem Südländer erscheint das alles merkwürdig. Kommt er zu Schiff an, so erblickt er zuerst den Vogelfels. In reinstem Weiß erstrahlt er. Tausende und Abertausende weißer Seevögel hocken auf ihm und lassen ihn wie beschneit erscheinen. Jetzt schrillt die Dampfpfeife des Schiffes. Gleich einer Lawine stürzen sie herab und verfinstern den Himmel. Welch ein Geschrei und Gekreisch herrscht da in den Lüften! Da erblicken wir die gelbbraunen Häuser von Ham- merfest. Die breiten Fenster mit den blanken Spiegelscheiben, den wertvollen Gardinen und den hübschen Blumen verraten uns, daß hier ein wohlhabendes und kunstsinniges Völkchen wohnt. Wir begeben uns ins Städtchen. Da sehen wir überall elektrisches Licht. Das ist auch sehr nötig —- im Winter. Von Michaelis an werden die Nächte immer länger und länger. Es kommen nun die Tage, wo die Sonne nur auf ein paar Viertelstündchen am Gesichtskreis erscheint, um dann gleich wieder niederzutauchen. Dann endlich verschwindet auch die Morgendämmerung, und die tiefe, lange Nacht senkt sich auf Hammerfest. Eine Woche vor dem ersten Dezember bis anderthalb Woche vor dem ersten Februar läßt sich die Sonne nicht blicken. Gegen Mittag wird es anfangs am südlichen

13. Die Länder Europas - S. 252

1908 - Leipzig : Wunderlich
— 252 — wohner, verdient einen Besuch. Es ist ja die nördlichste Stadt Europas! Hierher kommen viele Fremde nur deshalb, um die Sonne auch einmal um Mitternacht am Himmel stehen zu sehen, denn hier im hohen Nor- den ist die Sonne vom 13. Mai bis zum 29. Juni (Wieviel Tage also?) ununterbrochen über dem Horizont sichtbar. Es ist daselbst um Mitternacht noch so hell, daß man im Freien bequem lesen kann. — Wie aber Hammer- fest einige Wochen lang im Jahre ununterbrochen Tag hat, so besitzt es auch fast zwei Monate hindurch ununterbrochene Nacht. Vom 24. November bis zum 21. Januar geht nämlich die Sonne hier gar nicht auf, und es herrscht dann gewöhnlich tiefe Finsternis. Nur bei besonders hellem Himmel tritt zu Mittag eine Art Dämmerung ein, die es möglich macht, am Fenster ein halbes Stündchen zu lesen. — Wie sehnt sich in dieser Zeit der Mensch nach dem Lichte! Wie freut er sich, wenn der Sonnen- ball wieder glänzt! Es ist ein unendlich erhabenes Schauspiel, wenn die Sonne wiederkommt. Der Mond scheint, alles mit seinem weißen Lichte überflutend, neben ihm leuchten die Sterne. Eine majestätische Stille herrscht ringsum. Allmählich wird der Mond matter. Es ist, als komme aus der Erde ein Lichtschein hervor; es liegt wie eine fahle Dämmerung über dem Gebirge. Mit einem Male erglänzt am Himmel ein roter Streifen, der breiter und breiter werdend den Himmel in rote Glut taucht. Und hinter den Bergen bricht plötzlich ein Strahl hervor, grell und hell: der erste Strahl der Wintersonne! Wenige Augenblicke später ergießt sich ein Lichtmeer über das Land! — Hammerfest hat auch einige Bedeutung als Handelsstadt. Dampfer und Segler aus England, Holland und Deutschland bringen der Stadt allerlei Jndustrieerzeugnisse und nehmen dafür Tran, gedörrte Fische, Renntierfelle, Eiderdaunen oder Erze mit. Der Aufenthalt dieser Schiffe ist immer nur von kurzer Dauer. Ehe der kurze Sommer zu Ende ist und der eisige Hauch des Winters die See mit einem festen Eiswall verschließt, muß die Rückreise nach der fernen Heimat angetreten werden. Nach Hammerfest kommen anch die Russen, welche die Halbinsel Kola be- wohnen, um die Produkte der englischen und deutschen Industrie heim- zuholen. Wer einmal Hammerfest besucht, der versäumt auch nicht, von hier aus das Nordkap zu besuchen. (Zeigen!) Dieses Vorgebirge liegt aus einer Gestadeinsel (Erkläre!) des Eismeers und fällt 50 m steil zum Meere hin ab. Wenn der Wanderer auf dem äußersten Vorsprunge des gewaltigen Felsens steht, so breitet sich vor ihm, soweit das Auge reicht, das Polarmeer aus. Totenstille herrscht ringsum. Nur die Meereswogen rollen brandend und tosend gegen das Felsenufer und den Wall großer, übereinander getürmter Blöcke. Hoch auf sprüht der schimmernde Gischt, so daß es wie blendend weiße Schleier um die dunklen Klippen wogt und wallt. Zusammenfassung und Einprägung.

14. Lesebuch für die 5., 6. und 7. Klasse der Volksschule - S. 486

1895 - München : Oldenbourg
486 66. Die lange Nacht in Hammerfest. jeder Masche des Netzes auch ein Fisch. Seine Menge ist so ungeheuer, daß er zuweilen eine Wand bildet, welche bis auf den Grund hinabreicht, und von deren Druck nach oben die Boote dann mehrere Zoll aus dem Wasser gehoben werden. Sobald die Fahrzeuge gefüllt sind, fahren die Fischer nach Bergen. Dort nun eröffnet sich ein neues Schauspiel. Arbeiter karren den Hering aus den Schiffen unter die weiten Durchgänge der Häuser. Hier sitzen, von Tonnen umringt, Scharen von Menschen, die mit dem Messer i» der Hand das Werk des Auskehlens verrichten. Die Karren werden bei ihren Plätzen umgestürzt. Halb in Fischbergen begraben, ergreifen die Arbeiter einen Hering nach dem andern, schneiden ihm die Kehle auf, reißen mit einem kunst- gemäßen Zuge Gedärme und Eingeweide heraus und werfen ihn dann in die bereitstehenden Bütten. Sie haben in dieser Arbeit eine solche Fertigkeit, daß viele tausend Fische täglich abgethan werden. Sobald die Bütten gefüllt sind, werden sie von anderen Arbeitern an den Platz des Einsalzens ge- fahren. Dort werden die Heringe in Fässer gepackt, mit Salzlacke begossen, die Gefäße vom Böttcher geschlossen, und nun, in dem Magazine aufgestapelt, sind sie zur Ausfuhr fertig und bereit. Wenn man bedenkt, daß in den letzten guten Zeiten von Bergen allein jährlich beinahe 300000 Tonnen Heringe ausgeführt worden sind, kann man sich wohl einen Begriff von der Größe und Lebendigkeit dieses Handels machen. Ohne Zweifel kann man annehmen, daß jährlich an den Küsten Norwegens, Englands, Hollands und in der Ostsee weit über tausend Millionen Heringe gefangen und wohl noch mehr von den Raubtieren verschlungen werden. Endlich im März senken sich die Scharen in die Tiefen, und mit dem Ende des Monats verschwinden sie gewöhnlich ganz. (Mügge.) 66. Die lange Wacht in Kammerfest, f In Hammerfest ist die lange Nacht die Zeit der Ruhe für alles Handelsleben, und man möchte sagen: am Polar-

15. Für Oberklassen - S. 326

1870 - Altenburg : Bonde
326 nung, und dann sitzen sie Wohl am Bostontische Tag oder Nacht, hal- ten Bälle und Schmausereien, spielen sogar Komödie und sehnen sich endlich unruhig nach der Zeit, wo der Lichtstreif im Osten hervorbricht. In Hammersest wohnt außer den Kaufleuten kein anderer gebildeter Mensch, als ein Pastor und ein Arzt. Die Zeit der langen Nacht ist doch nicht ganz so, wie wir sie uns vorstellen. Die Sonne geht freilich 8 Wochen unter den Horizont, und 4 Wochen lang, von Mitte December bis Mitte Januar, ist tiefe Fin- sterniß, so daß beständig Licht gebrannt werden muß. Indeß ist sie doch nicht so schwarz, daß nicht bei hellem Wetter zur Zeit der Mit- tagsstunde eine Art Dämmerung einträte, bei der man am Fenster eine halbe Stunde oder eine ganze lesen könnte. Die Sterne stehen dabei glänzend hell am Himmel; Nordlichte sind auch hier seltner, als mehr südlich. Ist aber trübes Wetter, so herrscht die finsterste ununterbro- chenste Nacht. Mitte Januar wird die Dämmerung leichter, und ist der Tag erst einmal angebrochen, so wächst er auch rasch. Nun gleicht die Natur den Unterschied aus, und im Juni und Juli beschreibt die Sonne Kreise um den Himmel, ohne sich jemals vom Horizonte zu entfernen. Der ganze Unterschied zwischen Mittag und Mitternacht ist dann, daß die Strahlen etwas bleicher und matter werden, ohne daß sie aufhören, die belebende Wärme zu verlieren. Es ist sehr eigen- thümlich, daß, so lange diese tageshelle und sonnenvolle Nacht dauert, der Wind ganz schweigt und eine durch nichts gestörte Ruhe in der Natur herrscht, als wolle diese gleichsam dadurch die Zeit des Schlafes ankündigen. Mit dem Morgen erhebt sich der Wind wieder, und die Wetter werden losgelassen von den Nebelgeistern und abendlich einge- fangen; die Sonne der Nacht scheint aber oft so heiß, daß sie lästig werden kann. Ein Bekannter erzählte mir, daß, als er sich in Ham- merfest auf einem Balle befand und gerade um Mitternacht an den Bord des Schiffes zurückfuhr, die Sonne so mächtig war, daß er den Rock auszog; das Thermometer zeigte 18 Grad. Dieser anhaltende Tag und Sonnenschein macht es auch wohl allein möglich, daß noch Ernten gedeihen. Wie seltsam ist aber der Mensch! Reiche Handelsherren bringen ihr ganzes Leben unter diesem fürchterlichen Klima zu, von denen manche, wenn sie wollten, im schönen Süden leben könnten. Wer hierher kommt, sagte mir einer, thut es natürlich des Gewinnes wegen. Ist man aber ansässig, so kommt man nicht wieder fort; denn wer kauft uns ab, was wir besitzen? Menschen, welche Vermögen besitzen, wandern nicht nach Hammerfest; es sind nur solche, die es sich erwer- den wollen. Aber wer hier geboren ist, der liebt diese Einöden eben so sehnsüchtig, wie der Lappe seine Rennthieralpen oder der Grönlän- ' der seine Eisbuchten. 308. Der Geysir auf Island. Schon aus der Ferne verkündigen sich die warmen Quellen und Kochbrunnen, deren über 40 auf einem Raume von etwa 30 Morgen

16. Anschaulich-ausführliches Realienbuch - S. 64

1897 - Bielefeld [u.a.] : Velhagen & Klasing
64 2. Die Westküste fällt steil zum Meere ab. Hier finden sich zahlreiche schmale Meerbusen, „Fjorde" genannt, die 1—200 km weit in das Land ein- schneiden. Die Küstenstrecken bleiben hier selbst im Winter bis zum Nordkap eisfrei. (Warum? Golfstrom S. 87.) Der Sommer bringt viel Regen. (Warum? S. 53.) Daher ist die ganze Westküste sehr fruchtbar und bringt vorzügliches Obst hervor. An den Ufern dieser Fjorde drängen sich deshalb die Bewohner auch sehr dicht zu- sammen. Da findet man langgestreckte Dörfer und selbst einige Städte, von denen Bergen wegen seines Fischhandels am bedeutendsten ist. Vor der Westküste liegen zahlreiche kahle Felseninseln, „Schären" genannt. Sie sind die Reste des ehemaligen Küstenlandes. Hier sind die besten Fangplätze für Heringe, Lachse, Dorsche n. s. w., die in großen Scharen an die Inseln kommen, um dort zu laichen. Auf einer solchen Insel liegt Hammerfest. 3. Hammerfest ist die nördlichste Stadt Europas. Im Winter läßt sich die Sonne hier 10 Wochen lang gar nicht sehen, kaum, daß es um Mittag etwas dämmert. Zwar wird diese endlose Nacht durch den Schnee, den Mond, die Sterne und das Nordlicht etwas gemildert. Dennoch muß im Dezember und Januar bei jeder Arbeit in der Wohnung Licht gebrannt werden. Mitte Januar fängt es an zu dämmern, und dann nimmt der Tag schnell zu. Im Hochsommer verschwindet die Sonne etwa 10 Wochen gar nicht vom Horizonte, so daß man selbst um Mitternacht noch, im Freien lesen kann. Die Stadt zählt etwas über 2000 Bewohner. Die meisten nähren sich als Fischer. Man fängt hier be- sonders viel Dorsche, deren Leber zu Leberthran verarbeitet wird. Auch der Walfischfang wird von hieraus stark betrieben. Vor der Stadt sieht man große Gerüste, aus denen Fische getrocknet werden. Sie heißen, weil auf „Stöcken" getrocknet, Stockfische. 4. Bewohner und Erwerbsquellen. Die Bewohner sind mit Ausnahme der im hohen Norden wohnenden Lappen gernianischen Ursprungs und ge- hören zur evangelischen Kirche. Nur Vio des Landes eignet sich zum Ackerbau, und da auch die Industrie (aus Mangel an Kohlen) gering ist, so erklärt sich daraus leicht die geringe Einwohnerzahl. (Vgl. S. 61.) Am fruchtbarsten ist der Boden im Süden. Hier gewährt der Ackerbau den Schweden hin- reichenden Unterhalt. Im hohen Norden dagegen, wo das Klinia keine Feldsrncht mehr reifen läßt, sind die Lappen Lappe im Schlitten. 9™* und gar aus ihre oft nach Tausenden zählenden Renntier- herden angewiesen. Die Küstenbewohner ernähren sich fast ausschließlich durch Fischfang. Fische und Bauholz (das in den endlosen Wäldern geschlagen wird) bilden die wichtigsten Handelsartikel. An Eisenerzen besitzt Schweden einen un- ermeßlichen Reichtum, ebenso wird viel Kupfer und Silber gewonnen. An Salz dagegen ist großer Mangel. 5. Die norwegischen Bauern wohnen in den engen Thälern meist auf einzeln gelegenen Höfen. Geschlossene Dörfer sind sehr selten. Während des langen Winte s ist der Bauer ganz allein auf sich angewiesen; Eis, Schnee und tiefe Schluchten sperren ihn von allen seinen Nachbarn ab. Er ist daher gezwungen, sein eigner Schneider, Schuster, Schmied u. s. w. zu sein. Bis zur Kirche hat mancher mehr als 15 km zu Pilgern, aber nur selten versäumt der norwegische Bauer den Gottesdienst. — Im Frühjahre ziehen die Franen und Mädchen mit dem

17. Anschaulich-ausführliches Realienbuch - S. 64

1902 - Bielefeld [u.a.] : Velhagen & Klasing
64 2. Die Westküste fällt steil zum Meere ab. Hier finden sich zahlreiche schmale Meerbusen, „Fjorde" genannt, die 1—200 km weit in das Land ein- schneiden. Die Küstenstrecken bleiben hier selbst im Winter bis zum Nordkap eisfrei. (Warum? Golfstrom S. 87.) Der Sommer bringt viel Regen. (Warum? S. 53.) Daher ist die ganze Westküste sehr fruchtbar und bringt vorzügliches Obst hervor. An den Ufern dieser Fjorde drängen sich deshalb die Bewohner auch sehr dicht zu- sammen. Da findet man langgestreckte Dörfer und selbst einige Städte, von denen Bergen wegen seines Fischhandels am bedeutendsten ist. Vor der Westküste liegen zahlreiche kahle Felseninseln, „Schären" genannt. Sie sind die Reste des ehemaligen Küstenlandes. Hier sind die besten Fangplütze für Heringe, Lachse, Dorsche u. s. w., die in großen Scharen an die Inseln kommen, um dort zu laichen. Auf einer solchen Insel liegt Hammerfest. 3. Hammerfest ist die nördlichste Stadt Europas. Im Winter läßt sich die Sonne hier 10 Wochen lang gar nicht sehen, kaum, daß es um Mittag etwas dämmert. Zwar wird diese endlose Nacht durch den Schnee, den Mond, die Sterne und das Nordlicht etwas gemildert. Dennoch muß im Dezember und Januar bei jeder Arbeit in der Wohnung Licht gebrannt werden. Mitte Januar fängt es an zu dämmern, und dann nimmt der Tag schnell zu. Im Hochsommer verschwindet die Sonne etwa 10 Wochen gar nicht vom Horizonte, so daß man selbst um Mitternacht noch im Freien lesen kann. Die Stadt zählt etwas über 2000 Bewohner. Die meisten nähren sich als Fischer. Man fängt hier be- sonders viel Dorsche, deren Leber zu Lebertran verarbeitet wird. Auch der Walfischfang wird von hieraus stark betrieben. Vor der Stadt sieht man große Gerüste, auf denen Fische getrocknet werden. Sie heißen, weil auf „Stöcken" getrocknet, Stockfische. 4. Bewohner und Erwerbsquellen. Die Bewohner sind mit Ausnahme der im hohen Norden wohnenden Lappen germanischen Ursprungs und ge- hören zur evangelischen Kirche. Nur Vio des Landes eignet sich zum Ackerbau, und da auch die Industrie (ans Mangel an Kohlen) gering ist, so erklärt sich daraus leicht die geringe Einwohnerzahl. (Vgl. S. 61!) \ Am fruchtbarsten ist der Boden im Süden. Hier gewährt der Ackerbau den Schweden hin- reichenden Unterhalt. Im hohen Norden dagegen, wo das Klima keine Feldfrucht mehr a _ reifen läßt, sind die Lappen Lappe' im Schlitten. ganz und gar auf ihre Renn- tierherden angewiesen, von denen manche mehrere tausend Stück zählt. Die Küstenbewohner ernähren sich fast ausschließlich durch Fischfang. Fische und Bauholz (das in den endlosen Wäldern geschlagen wird) bilden die wichtigsten Handelsartikel. An Eisenerzen besitzt Schweden einen unermeßlichen Reichtum, ebenso wird viel Kupfer und Silber gewonnen. An Salz dagegen ist großer Mangel. 5. Die norwegischen Bauern wohnen in den engen Tälern meist auf einzeln gelegenen Höfen. Geschlossene Dörfer sind sehr selten. Während des langen Winters ist der Bauer ganz allein aus sich angewiesen; Eis, Schnee und tiefe Schluchten sperren ihn von allen seinen Nachbarn ab. Er ist daher gezwungen, sein eigener Schneider, Schuster, Schmied u. s. w. zu sein. Bis zur Kirche hat mancher mehr als 15 km zu pilgern, aber nur selten versäumt der norwegische Bauer den Gottesdienst. — Im Frühjahre ziehen die Frauen und Mädchen mit dem

18. Das Vaterland - S. 237

1900 - Leipzig [u.a.] : Klinkhardt
237 welches der Mensch hier gar nicht leben könnte. Es gehört zu dem Hirschgeschlecht und hat unter allen Hirscharten die gedrungenste und kräftigste Gestalt.^ Sein Hals ist kurz und muskulös, sein Huf platt, seine Beine sind ans starken Knochen znsammengefügt/>Der ganze Bau dieses Hirsches ist zum Ertragen von Beschwerden, zum Ziehen von Lasten eingerichtet. Wie kein anderes Tier weiß es sich auf einem Boden zu ernähren, der acht Monate des Jahres mit Schnee und Eis bedeckt ist.^Männchen und Weibchen haben Geweihe, während bei den übrigen Hirscharten nur das Männchen auf diese Zierde stolz sein kann. Da manche dieser Geweihe fünfzig Pfund wiegen, so ist daraus schon zu ermessen, wie kräftig das Tier sein muß. Hunger erträgt es ohne viele Beschwerde; Moos ist fein Lieblingsgericht, und trotz dieser kärglichen Nahrung überwindet es viel besser als das Pferd alle Schwierigkeiten, welche Schnee- und Eisfelder bieten. Unglaubliches vermag es vor dem Schlitten zu leisten. Wegstrecken, wozu der Lappe im Sommer drei Tage gebraucht, durchläuft es im Winter in einem Tage. Nur gegen die Wärme ist es empfindlich. Kommt daher die kurze Sommerszeit, so ist der Lappe gezwungen, mit seinem Renntier aus den warmen Thälern auf die Berge zu flüchten, und selbst da sucht es sich gern ein Schneefeld zum Ruhen ans. So ist der Bewohner des Nordens von Europa ein Nomade geworden, weil die Renntiere, welche ihm Kleidung und Nahrung geben, Nomaden sind. Im Winter lebt er in den Thälern; im Sommer schlügt er seine Wohnung in den Bergen auff/Birken- stämme bilden das Gerüst, Renntierfelle die Decke des Zeltes, in welchem nicht nur Weib, Kind und Gesinde, sondern auch die Hunde wohnen. Diese treiben jeden Tag die Herde zum Melken zu- sammen, und wie der Lappe keine andere Milch als die seiner ge- zähmten Hirsche kennt, so kennt er auch kein anderes Bett als das Fell derselben. Seine Herden sind sein einziger Reichtum, und Glück und Unglück hängt hier von dem Besitz eines einzigen Tieres ab. Wer Herr einer Herde von 1000 Renntieren ist, gilt für einen reichen Mann. Wird dem Lappländer ein Kind geboren, so beschenkt er es mit einem Renntierkalbe; bekommt es den ersten Zahn, so wird es wieder mit einem solchen Geschenke bedacht. Gude. 139. Die lange Nacht in Hammerfest. In Hammerfest ist die lange Nacht die Zeit der Ruhe für alles Handelslehen. Das Wasser ist öde, die Fische haben Frieden, der schmutzige Seelappe und der nordische Fischer liegen in Erdhütten am qualmigen Feuer und warten dort im trägen Winterschlafe, bis der neue Tag erscheint. Die Kaufleute in Hammerfest bringen ihre Bücher in Ordnung, und dann sitzen sie wohl am Spieltische Tag und Nacht, halten Bälle und Schmausereien, spielen sogar Theater und sehnen sich endlich unruhig nach der Zeit, wo der Lichtstreif im Osten hervorbricht. In

19. Anschaulich-ausführliches Realienbuch - S. 127

1897 - Bielefeld [u.a.] : Velhagen & Klasing
127 sie streckenweise zum Flößen des Holzes benutzen. — Im Süden Schwedens finden wir drei große Seen: den Wen er-, Wetter- und Mälarsee. Den Wener- und Wettersee verbindet der Götakanal, der aus der Nord- in die Ostsee führt. 3. Schweden und Norwegen sind zwei ganz selbständige Königreiche. Jedes hat ein eignes Ministerium und seinen eignen Reichstag, doch werden beide von demselben Könige regiert. 4. Das Königreich Norwegen (2 M. E.) nimmt den Westen der Halb- insel ein. Die Küste steigt hier stellenweise bis zu 700 m ans dem Meere empor. In die engen Spalten der Küste dringt das Meer überall ein und bildet so die 100—200 üm langen Fjorde. Auffallend ist das milde Klima der Westküste. Nach der nördlichen Lage des Landes müßte man ein kaltes Klima erwarten. In- folge des warmen Golfstroms (S. 165) aber, der auch weit in die Fjorde ein- dringt, bleibt die Küste selbst im Winter bis zum Nordkap eisfrei. Der Sommer dagegen bringt (infolge der Ausdünstung des Meeres) so häufig Regen, daß die Stadt Bergen die regenreichste Stadt Europas ist. Aus diesem Klima erklärt sich die große Fruchtbarkeit der Westküste. In den geschützten Thälern gedeiht vorzügliches Obst, und stellenweise findet man Kirschbäume, deren Stamm ein Mann kaum zu umspannen vermag. An den Usern der Fjorde drängen sich daher die Bewohner dicht zusammen. Da findet man langgestreckte Dörfer und selbst einige Städte, von denen Bergen (wegen seines großartigen Fischhandels „das nordische Hamburg" genannt) und Drontheim die bekanntesten sind. Im hohen Norden liegt Hammerfest, die nördlichste Stadt der Erde. Im Winter läßt sich die Sonne hier 10 Wochen lang gar nicht sehen, kaum, daß es um Mittag etwas dämmert. Zwar wird diese endlose Nacht durch den Schnee, den Mond, die Sterne und das Nordlicht etwas gemildert; dennoch muß im Dezember und Januar bei jeder Arbeit in der Wohnung Licht gebrannt werden. Mitte Ja- nuar fängt es an zu dämmern, und dann nimmt der Tag schnell zu. Im Hoch- sommer verschwindet die Sonne etwa 10 Wochen gar nicht vom Horizonte, so daß man selbst um Mitternacht noch im Freien lesen kann. — Die Stadt liegt auf einer öden Felseninsel. Nirgends grünt ein Baum oder Strauch. Die Häuser sind vielfach aus Holz erbaut. Die Bewohner (etwa 2000) ernähren sich meistens als Fischer. Vor der Westküste liegen zahlreiche kahle Felseninseln, „Schären" genannt. Es sind Reste des ehemaligen Küstenlandes. Hier sind die besten Fangplätze für Heringe, Dorsche, Lachse, Schellfische u. a., da diese in großen Scharen an die Inseln kommen, um dort zu laichen. — Die Hauptstadt Norwegens ist Chri- stiania (148 T.). 5. Die norwegischen Bauern wohnen meist auf einzeln gelegenen Höfen, da in den engen Thälern für geschlossene Dörfer kein Raum ist. Während des langen Winters ist der Bauer ganz allein auf sich angewiesen. Eis, Schnee und tiefe Schluchten sperren ihn von allen seinen Nachbarn ab. Er ist daher gezwungen, sein eigner Handwerker zu sein. — In den entlegensten Teilen des Landes hatte man früher meist sogenannte Wanderschulen. Da wanderte der Lehrer von Hof zu Hof und unterrichtete die Kleinen alljährlich einige Wochen. Während der übrigen Zeit des Jahres aber setzte die Mutter — so gut sie eben konnte — den Unter- richt fort. Jetzt aber verschwinden die Wanderschulen mehr und mehr, und fest- stehende Schulen treten an ihre Stelle. 6. Das Königreich Schweden (5 M. E.) nimmt den Osten und Süden der Halbinsel ein. Im Süden finden wir viel Tiefland und so fruchtbaren Boden, daß von hier aus viel Getreide nach dem Norden ausgeführt werden kann. Das Tiefland ist verhältnismäßig stark bevölkert. Hier finden wir daher auch die

20. Anschaulich-ausführliches Realienbuch - S. 127

1896 - Bielefeld [u.a.] : Velhagen & Klasing
127 sie streckenweise zum Flößen des Holzes benutzen. — Im Süden Schwedens finden wir drei große Seen: den Wen er-, Wetter- und Matarsee. Den Wener- und Wettersee verbindet der Götakanal, der aus der Nord- in die Ostsee führt. 3. Schweden und Norwegen sind zwei ganz selbständige Königreiche. Jedes hat ein eignes Ministerium und seinen eignen Reichstag, doch werden beide von demselben Könige regiert. 4. Das Königreich Norwegen (2 M. E.) nimmt den Westen der Halb- insel ein. Die Küste steigt hier stellenweise bis zu 700 m aus dem Meere empor. In die engen Spalten der Küste dringt das Meer überall ein und bildet so die 100—200 km langen Fjorde. Auffallend ist das milde Klima der Westküste. Nach der nördlichen Lage des Landes müßte man ein kaltes Klima erwarten. In- folge des warmen Golfstroms (S. 165) aber, der auch weit in die Fjorde ein- dringt, bleibt die Küste selbst im Winter bis zum Nordkap eisfrei. Der Sommer dagegen bringt (infolge der Ausdünstung des Meeres) so häufig Regen, daß die Stadt Bergen die regenreichste Stadt Europas ist. Aus diesem Klima erklärt sich die große Fruchtbarkeit der Westküste. In den geschützten Thälern gedeiht vorzügliches Obst, und stellenweise findet man Kirschbäume, deren Stamm ein Mann kaum zu umspannen vermag. An den Ufern der Fjorde drängen sich daher die Bewohner dicht zusammen. Da findet man langgestreckte Dörfer und selbst einige Städte, von denen Bergen (wegen seines großartigen Fischhandels „das nordische Hamburg" genannt) und Drontheim die bekanntesten sind. Im hohen Norden liegt Hammerfest, die nördlichste Stadt der Erde. Im Winter läßt sich die Sonne hier 10 Wochen lang gar nicht sehen, kaum, daß es um Mittag etwas dämmert. Zwar wird diese endlose Nacht durch den Schnee, den Mond, die Sterne und das Nordlicht etwas gemildert; dennoch muß im Dezember und Januar bei jeder Arbeit in der Wohnung Licht gebrannt werden. Mitte Ja- nuar fängt es an zu dämmern, und dann nimmt der Tag schnell zu. Im Hoch- sommer verschwindet die Sonne etwa 10 Wochen gar nicht vom Horizonte, so daß man selbst um Mitternacht noch im Freien lesen kann. — Die Stadt liegt auf einer öden Felseninsel. Nirgends grünt ein Baum oder Strauch. Die Häuser sind vielfach aus Holz erbaut. Die Bewohner (etwa 2000) ernähren sich meistens als Fischer. Vor der Westküste liegen zahlreiche kahle Felseninseln, „Schären" genannt. Es sind Reste des ehemaligen Küstenlandes. Hier sind die besten Fangplätze für Heringe, Dorsche, Lachse, Schellfische u. a., da diese in großen Scharen an die Inseln kommen, um dort zu laichen. — Die Hauptstadt Norwegens ist Chri- stiania (148 T.). 5. Die norwegischen Bauern wohnen meist aus einzeln gelegenen Höfen, da in den engen Thälern für geschlossene Dörfer kein Raum ist. Während des langen Winters ist der Bauer ganz allein ans sich angewiesen. Eis, Schnee und tiefe Schluchten sperren ihn von allen seinen Nachbarn ab. Er ist daher gezwungen, sein eigner Handwerker zu sein. — In den entlegensten Teilen des Landes hatte man früher meist sogenannte Wanderschulen. Da wanderte der Lehrer von Hof zu Hof und unterrichtete die Kleinen alljährlich einige Wochen. Während der übrigen Zeit des Jahres aber setzte die Mutter — so gut sie eben konnte — den Unter- richt fort. Jetzt aber verschwinden die Wanderschulen mehr und mehr, und fest- stehende Schulen treten an ihre Stelle. 6. Das Königreich Schweden (5 M. E.) nimmt den Osten und Süden der Halbinsel ein. Im Süden finden wir viel Tiefland und so fruchtbaren Boden, daß von hier aus viel Getreide nach dem Norden ausgeführt werden kann. Das Tiefland ist verhältnismäßig stark bevölkert. Hier finden wir daher auch die