Ähnliche Ergebnisse
1888 -
Freiburg im Breisgau
: Herder
- Autor: Bumüller, Johannes, Schuster, Ignaz
- Auflagennummer (WdK): 3
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
815
Die Überschwemmungen des Ml.
Schon im Altertum wurde Ägypten ein „Geschenk des Nil"
genannt, und das mit Recht; denn der Nil ist es, der das Land
bewässert und fetten Schlamm aus demselben ablagert, dadurch
unter einem fast regenlosen Himmel üppige Fruchtbarkeit erzeugend.
Zwar haben auch andere Ströme jährliche Überschwemmungen;
aber bei keinem derselben treten diese mit solcher Regelmäßigkeit ans
und lassen sich so genau und so weit zurück verfolgen. Wir wissen,
daß der Nil von den mächtigen Gewittern angeschwellt wird, welche
zur Zeit der tropischen Regen ihre Wassermassen auf das Hochland
von Sudan und Abessinien herabstürzen. Unter dem Äquator be-
ginnt die Überschwemmung bereits gegen Ende des März; aber in
der regenlosen Zone des Unterlauses verrät erst gegen Schluß des
Juni der steigende Strom den gewaltigen Zuwachs des Wassers.
Diese Schwellung nimmt nun in gleichmäßiger Folge so zu, daß
um die Mitte des August der Fluß in Ägypten seine Ufer über-
schreitet und allmählich das ganze Thal bis zum Fuße der Berge
überflutet, um während des Oktober in seine Grenzen zurückzukehren
und ebenso gleichmäßig, wie er gewachsen, auf den niedrigsten
Wasserstand herabzusinken. Das höchste, aber gewöhnliche Maß
der Steigung beträgt für das Delta heute noch wie schon im Alter-
tum 5 m, und die Wassermenge, welche der Strom in dieser Zeit
dem Meere zuwälzt, ist zwanzigmal größer als zuvor. Zuweilen
bleibt er auch unter dem angegebenen Maße zurück. Dann aber
trifft Hungersnot oder doch Mangel die Bevölkerung, welche eben
den Überschwemmungen allein ihre reichen Ernten verdankt. Der
Ägypter betrachtet daher diese Erscheinung fast mit religiöser Scheu.
Feste jeder Art wechseln miteinander, wenn um die Mitte des August
bei Kairo die Schleuse des großen Kanals durchstochen werden kann,
welcher hier vom Nil aüsläuft und mit seinen Verzweigungen das
östliche Unterägypten — das alte Gosen — überschwemmt. Un-
mittelbar nach dem Durchstich fertigt der Kadi eine Urkunde aus,
welche den genügenden Wasserstand bestätigt und dem Sultan in
Konstantinopel -das Recht giebt, von der ägyptischen Regierung den
14*
2. Bd. 2
- S. 407
1875 -
Köln
: DuMont-Schauberg
- Autor: Pütz, Wilhelm
- Auflagennummer (WdK): 2
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schultypen (WdK): Höhere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
- Inhalt Raum/Thema: Völkerkunde?
- Geschlecht (WdK): Jungen
347. Der Nil.
407
den Riesenwarten seiner Pyramiden (f. Nr. 350), bis endlich bei der Sara-
cenenstadt Kairo (s. Nr. 349) der 900 Meter breite Nil in sein letztes
Stadium tritt.
Und jetzt verwandelt sich das Flußbild in ein Meeresbild. Denn hier,
wo die beiden begleitenden Bergzüge plötzlich zurückweichen oder abbrechen,
spaltet sich eben so plötzlich der Nil. Zwei Hauptarme, den von Rosette
und den von Damiette, entsendend, umfaßt der Strom die viel gepriesene
Niederung, welche von ihrer Dreieckgestalt den Namen Delta erhalten hat.
Die allmähliche Erhebung des Delta aus dem Meere beruht auf den
jährlichen Ueberschwemmungen des Nils, welche dem „werkthätigen"
Strome {noxu^iog inymixos nach Herodot) seine landbildende und land-
gestaltende Kraft verleihen. Zwar wiederholt sich diese Erscheinung auch bei
anderen Gewässern, aber bei keinem tritt sie mit solcher Regelmäßigkeit auf,
noch läßt sie sich so genau und so weit zurück verfolgen. Wir wissen, daß
der Nil von den mächtigen Gewittern angeschwellt wird, welche zur Zeit der
tropischen Regen ihre Wassermassen auf das Hochland von Sudan und
Abefsinien herabstürzen. Unter dem Aequator bereits mit dem Ende des
März beginnend, tritt die Überschwemmung je tiefer hinab, um so später,
ein, und in der regenlosen Zone des Unterlaufs verräth erst gegen Ende
Juni's der steigende Strom den gewaltigen Zuwachs des Wassers. Diese
Schwellung nimmt nun in gleichmäßiger Folge so zu, daß um die Mitte
August's der Fluß in Aegypten seine Ufer überschreitet und allmählich das
ganze Thal bis zum Fuße der Berge überflutet, um während des October
in seine Grenzen zurückzukehren und eben so gleichmäßig als er gewachsen,
zur niedrigsten Ebbe herabzusinken. Das höchste, aber gewöhnliche Maß
der Steigung beträgt für das Delta heute noch, wie in den Tagen
Herodot's und Plutarch's, 5 Meter (7 Meter Wasserhöhe), und die Wasser-
menge, welche der Strom in dieser Zeit dem Meere zuwälzt, ist zwanzigmal
größer als zuvor. Zuweilen bleibt derselbe auch wohl unter jenem Maße
zurück. Dann aber trifft Hungersnoth oder doch Mangel die Bevölkerung,
welche eben den Ueberschwemmungen allein ihre reichen Ernten verdankt.
Der Aegypter betrachtet daher diese Erscheinung fast mit religiöser Scheu:
Feste jeder Art wechseln mit einander, wenn um die Mitte des August's
die Schleuse des großen Canals bei Kairo durchstochen werden kann, welcher
hier vom Nil ausläuft und mit seinen Verzweigungen das östliche Unter-
Aegypten — das alte Gosen — überschwemmt. Unmittelbar nach dem
Durchstich fertigt der Khadi jene Urkunde aus, welche den genügenden
Wasserstand bestätigt und dem Großherrn in Eonstantinopel das Recht gibt,
von der ägyptischen Regierung den vollen Tribut zu erheben. In dem-
selben Augenblicke aber füllt taufendzüngiger Jubelruf die Lüfte: „der Strom
kommt! der Strom kommt!" Etwa um den 26. September hat derselbe die
höchste Höhe erstiegen, das Festland ist verschwunden, nur die langen viel-
1893 -
Leipzig
: Dürr
- Autor: Pfalz, Franz
- Sammlung: Kaiserreich Geschichtsschulbuecher
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Inhalt Raum/Thema: Griechische Antike, Römische Antike
- Inhalt: Zeit: Antike
I.
Die ältesten Kutturvötker.
1. Jie Ägypter.
In der nordöstlichen Ecke Afrikas, nahe an der Landenge von Suez, die nach Asien hinüberführt, liegt Ägypten. Es ist ein langes, schmales Land auf beiden Seiten des Nil und reicht von dessen Mündung bis zu der ersten Stromschnelle, die man antrifft, wenn man an dem von der Hochebene des inneren Afrika herabkommenden Flusse aufwärts geht. Rechts und links wird dieses Flußthal von kahlen Höhen begrenzt. Diese scheiden es östlich vom arabischen Meerbusen oder dem roten Meere und westlich von der Wüste; das dazwischen liegende Land ist nur etwa zwei Meilen breit, erst an der Mündung des Stromes, im Delta, breitet es sich weiter aus, Ägypten würde eine Wüste sein, wenn nicht der wunderbare Strom, der es durchfließt, alljährlich infolge der lange andauernden Regengüsse in den heißen Gegenden des Äquators eine große Überschwemmung anrichtete, die Ende Juli beginnt und bis Ende Oktober andauert. Von dieser Überschwemmung bleibt auf den Feldern ein fruchtbarer Schlamm zurück und soviel Feuchtigkeit, daß die Ernte in der Regel eine sehr reichliche ist, obgleich es in Ägypten wie in der Wüste fast gar nicht regnet.
In dem Nillande wohnte seit der frühesten Zeit ein Volk von derselben Körperbeschaffenheit wie wir, aber von dunklerer Hautfarbe, nicht schwarz wie die Neger, sondern kräftig braun, die Frauen sogar bräunlichgelb, und in der Hauptsache sind die heutigen Ägypter noch dasselbe Volk. Warm und sonnig ist es dort das ganze Jahr hindurch, ja im Juni und Juli vor dem Eintritte der Überschwemmung steigt die Hitze bis auf 33° Reaumur im Schatten; unter dem ewig blauen Himmel haben die Menschen natürlich auch viel weniger Bedürfnisse als die Bewohner kälterer Gegenden, und da der Boden außerdem sehr fruchtbar ist, so konnte es nicht fehlen, daß eine große Menge Menschen
1903 -
Berlin
: Süsserott
- Autor: Benjes, Carl
- Hrsg.: ,
- Sammlung: Kaiserreich Geschichtsschulbuecher
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Inhalt Raum/Thema: Weltgeschichte
- Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
Das Altertum.
A. Das Morgenland.
1 Die Ägypter.
1. Das Nilland. — Ägypten, das Wunderland des Altertums, ist eine lange, schmale Talebene, welche vom Nil durchflossen wird. Hohe Bergketten begrenzen das Tal im Osten und Westen. Im Norden erweitert sich das Tal Zu einer Tiefebene, die von zwei Armen des Nils und dem Meere umgeben wird und daher ein Dreieck bildet. Sie wird wegen ihrer Ähnlichkeit mit einem griechischen Buchstaben das Delta genannt. Ägypten verdankt seine Fruchtbarkeit dem Nil. Ohue den Nil wäre es eine Wüste. Wenn im afrikanischen Hochlande, der Quellgegend des Nils, der Schnee schmilzt und die Regenzeit beginnt, dann schwillt der Strom an. Ende Juli tritt er aus seinen Ufern und verwandelt das ganze Land in einen See, ans welchem Dörfer und Städte wie Inseln hervorragen. Je höher die Flut, desto größer ist die Freude des Volkes in Erwartung einer reichen Ernte. Denn die Nilfluten lassen eineu fetten, rötlichen Schlamm zurück, in welchem die Saaten üppig gedeihen. Im Oktober beginnt die Aussaat, Ende März die Ernte. Darauf dörrt die Sonne den Boden des regenlosen Landes so sehr aus, daß Ägypten einem nngeheureu Staubfelde gleicht. Alles harrt auf das abermalige Steigen des segenspendenden Flusses. Bleibt die Überschwemmung aus, oder ist sie nur geringe, so entsteht Mißwachs und Teurung. Ein weiser König ließ deshalb den Möris-See graben. Dieser gewaltige Wasserbehälter sollte in den nassen Jahren das überflüssige Wasser aufnehmen, um damit in dürren Jahren den Staubboden zu befeuchten.
Man teilte das Land in Ober-, Mittel- und Unterägypten. In Ober-ägypten lag das hnnderttorige Theben, in Mittelägypten die alte Königsstadt Memphis, in Unterägypten (Land Gosen) lagen die Städte Sais und Pelusium. Am Meere wurde sväter Alexandria gegründet.
2. Das Volk. — Die Ägypter schieden sich in sieben Stände oder Kasten: Priester, Krieger, Ackerbauer, Handwerker, Schiffer, Dolmetscher, Hirten. Die Beschäftigung des Vaters vererbte sich ans den Sohn. Die höchste Kaste bildeten die Priester. Sie besorgten den Gottesdienst, lasen in den heiligen Büchern und beobachteten die Sterne. Sie waren auch Baumeister, Ärzte und Richter. Aus der Kriegerkaste gingen die Könige hervor. Die Könige der Ägypter führten den Namen Pharao, d. H. Sohn der Sonne, und wurdeu göttlich verehrt. Den Priestern und Kriegern gehörte der Boden des Landes; gegen eine Abgabe wurde er au die Ackerbauer verpachtet. Die Handwerker bewiesen in ihren Arbeiten große Geschicklichkeit.
Benjes, Geschichtsbilder. A. 1
1903 -
Berlin
: Süsserott
- Autor: Benjes, Carl
- Hrsg.: ,
- Sammlung: Kaiserreich Geschichtsschulbuecher
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Schultypen (WdK): Domanialschule, Bürgerschule, Stadtschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Mittlere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Inhalt Raum/Thema: Griechische Antike, Römische Antike
- Inhalt: Zeit: Altertum, Antike
Das Altertum.
A. Das Morgenland.
1 Die Ägypter.
1. Das Nilland. — Ägypten, das Wunderland des Altertums, ist eine lange, schmale Talebene, welche vom Nil durchflossen wird. Hohe Bergketten begrenzen das Tal im Osten und Westen. Im Norden erweitert sich das Tal zu einer Tiefebene, die von zwei Armen des Nils und dem Meere umgeben wird und daher ein Dreieck bildet. Sie wird wegen ihrer Ähnlichkeit mit einem griechischen Buchstaben das Delta genannt. Ägypten verdankt seine Fruchtbarkeit dem Nil. Ohne den Nil wäre es eine Wüste. Wenn im afrikanischen Hochlande, der Quellgegend des Nils, der Schnee schmilzt und die Regenzeit beginnt, dann schwillt der Strom an. Ende Juli tritt er aus seinen Ufern und verwandelt das ganze Land in einen See, aus welchem Dörfer und Städte wie Inseln hervorragen. Je höher die Flut, desto größer ist die Freude des Volkes in Erwartung einer reichen Ernte. Denn die Nilfluten lassen einen fetten, rötlichen Schlamm zurück, in welchem die Saaten üppig gedeihen. Im Oktober beginnt die Aussaat, Ende Mürz die Ernte. Darauf dörrt die Sonne den Boden des regenlosen Landes so sehr aus, daß Ägypten einem ungeheuren Staubfelde gleicht. Alles harrt auf das abermalige Steigen des segenspendenden Flusses. Bleibt die Überschwemmung aus, oder ist sie nur geringe, so entsteht Mißwachs und Teurung. Ein weiser König ließ deshalb den Möns-See graben. Dieser gewaltige Wasserbehälter sollte in den nassen Jahren das überflüssige Wasser aufnehmen, um damit in dürren Jahren den Stanbboden Zn befeuchten.
Man teilte das Land in Ober-, Mittel- und Unterägypten. In Oberägypten tag das hnnderttorige Theben, in Mittelägypten die alte Königsstadt Memphis, in Unterägypten (Land Gosen) lagen die Städte Sa'i's und Pelnsinm. Am Meere wurde svüter Alexandria gegründet.
2. Das Bolk. — Die Ägypter schieden sich in sieben Stünde oder Kasten: Priester, Krieger, Ackerbauer, Handwerker, Schisser, Dolmetscher, Hirten. Die Beschüftignng des Vaters vererbte sich ans den Sohn. Die höchste Kaste bildeten die Priester. Sie besorgten den Gottesdienst, lasen in den heiligen Büchern und beobachteten die Sterne. Sie waren auch Baumeister, Ärzte und Richter. Aus der Kriegerkaste gingen die Könige hervor. Die Könige der Ägypter führten den Namen Pharao, d. H. Sohn der Sonne, und wurden göttlich verehrt. Deu Priestern und Kriegern gehörte der Boden des Landes; gegen eine Abgabe wurde er au die Ackerbauer verpachtet. Die Handwerker bewiesen in ihren Arbeiten große Geschicklichkeit.
1886 -
Leipzig [u.a.]
: Strübig
- Autor: Wöllmann, F., Krause, G.
- Hrsg.: ,
- Sammlung: Kaiserreich Geschichtsschulbuecher
- Schultypen (WdK): Bürgerschule, Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Mittlere Lehranstalten, Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Regionen (OPAC): Preußen
- Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
. A. Jlilito* Ms den Jobrinnt
1. Das alte Ägypten.
Fruchtbarkeit des Landes. Ägypten wird von Süden nach Norden vom Nil durchströmt, der in einem Thale fließt, das meistens mir 2-3 Meilen breit ist und im Osten von den hohen Felsen eines Gebirges, im Westen von den Randflächen der libyschen Wüste begrenzt wird. Der Nil hat, wie mehrere afrikanische Ströme, die Eigenheit, daß er im Winter am niedrigsten steht und im Sommer, wo andere Ströme durch die Hitze Wasser, verlieren und seicht werden, nicht bloß reichlich Wasser hat, sondern fast regelmäßig austritt und das ganze Nilthal überschwemmt. Diese Erscheinung hat hauptsächlich darin ihren Grund, daß der eine Arm des Nil südöstlich von Ägypten und Nubien ans den hohen Gebirgen Abessyniens ent-. springt (der andere Nilarm kommt aus den großen Seeen, welche sich unter dem Äquator befinden), wo der Schnee in den Sommermonaten schmilzt und dem Flnfse eine Fülle von Wasser zuführt. Ferner weht in deu Sommermonaten im mittelländischen Meere fast unaufhörlich Nordwestwind, welcher das Ausströmen des Nilwassers ins Meer erschwert. So tritt der Fluß am Ende des Juli oder zum Anfange des August über und bleibt zwei Monate auf den Feldern stehen. Diese Überschwemmung ersetzt Ägypten deu äußerst seltenen Regen und macht es zu einem der fruchtbarsten Länder der Erde. Tritt nun der Nil wieder in sein Bett zurück, so hinterläßt er auf dem Laude eineu fetten Schlamm, der den Boden so trefflich düngt, daß der Mensch nur zu säen und zu ernten braucht. Da nun Ägypten zugleich eine heiße Luft hat, so sind zweifache, ja dreifache Ernten von einem Felde und in einem Jahre keine Seltenheit. Diese Wohlthat der Überschwemmung schenkt iudes die Natur nur dem Nilthale; es hat daher die Kunst der Menschen schon länger als 1000 Jahre v. Chr. das ganze Land mit Kanälen durchschnitten, um auch die entfernten Teile des Landes zu bewässern. Jetzt ist das Land nicht mehr so fruchtbar, sowohl weil mau eine Verminderung der überschwemmenden Wassermassen wahrgenommen haben will, als auch weil die von den Alten angelegten Wasserleitungen teilweise eingefallen und leider nicht nieder ausgebessert worden find.
Einteiln»»,, des Landes und Volkes. Schon in der frühesten Zeit wurde das Land in Ober-, Mittel- und Unterägypten eingeteilt. In Oberägypten lag das hnndertthorige Theben, die uralte, glanzreiche Hauptstadt des Landes. In Mittelägypteri war Mempljis der wichtigste Ort, welches 3000 v. Chr. Menes erbaut haben soll. In Unterägypten endlich lag Ott oder Heliovolis, später wurde hier Alexandria an einem Nilarme angelegt. Das Volk zerfiel in Mus Kasten oder Stände. Obenan standen die Priester. Sie erzogen den König, jvaren seine Ratgeber und die Richter des Volkes, überhaupt die einzigen Geehrten im Lande. Nächst ihnen wurden die Krieg er am meisten geehrt. Sie.
.Mttei-Mbbb
Unter
Nubien > %
Ägypten unter den Pharaonen.
1890 -
Königsberg i. Pr.
: Koch
- Autor: Witt, Carl
- Hrsg.: ,
- Sammlung: Kaiserreich Geschichtsschulbuecher
- Schultypen (WdK): Alle Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Alle Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
- Schulformen (OPAC): Knabenschule
- Geschlecht (WdK): Jungen
I. Aus dem Altertum.
Die Ägypter.
Land und Leute.
Ägypten ist ein gar sonderbares Land, einzig in seiner Art. Nur der sechste Teil desselben ist bewohnbar, alles übrige ist Sandwüste; Regen fällt äußerst selten, der Himmel ist fast immer wolkenlos und die Hitze groß. Man sollte glauben, da könnten nicht viele Menschen leben und der Boden nur kärgliche Frucht tragen. Aber das Gegenteil findet statt. Die Bevölkerung war tu alten Zeiten sehr zahlreich und die Fruchtbarkeit so groß, daß die Ägypter noch andere Völker mit ihren Ernten nähren konnten. Jetzt ist zwar die Bevölkerung geringer, aber der Boden ebenso fruchtbar wie früher. Dies ist allein dem einzigen, aber mächtigen Strom des Landes, dem Nil, zu verdanken. Nur wo er das Land bewässert, wohnen Menschen und gedeihen Ernten. Der Nil strömt durch ein anderthalb bis zwei Meilen breites Thal, fließt von Süden nach Norden und mündet in das Mittelmeer. Er bezieht sein Wasser von weit südwärts, unter dem Äquator gelegenen Gegenden, wo vom Juli bis Oktober unglaublich große Regenmassen fallen, die dem Nilthal zuströmen. Dann ist das Flußthal für das Wasser viel zu enge, tritt weit über seine Ufer und düngt das Laud mit fettem Schlamm. Erst mit dem Oktober hört die Flut ans. Von diesem Monat bis zum Juli des nächsten Jahres hat Ägypten trocknen Boden und kann man zu Fuß oder auf Wagen reisen, in den drei Monaten der Überschwemmung ist es ein See; alle Städte sind daher auf Hügeln erbaut und der Verkehr zwischen ihnen ist in der Zeit der Flut uur auf Kähnen möglich. Die Ackerarbeit ist sehr leicht und ergiebig, der Bauer kann in einem Jahre dreimal säen und so drei Ernten gewinnen. Schon in den ältesten
1890 -
Paderborn [u.a.]
: Schöningh
- Autor: Buschmann, Josef
- Auflagennummer (WdK): 7
- Sammlung: Kaiserreich Geschichtsschulbuecher
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Inhalt Raum/Thema: Griechische Antike, Römische Antike
- Inhalt: Zeit: Antike
I. Die Ägyptier.
1. Ägypten ist ein wunderbares Land. In unmittelbarer Nähe der todstarren Wüste Sähära gelegen, erfreut es sich einer Fruchtbarkeit, die ihm schon im Altertume den Namen einer Kornkammer verlieh. Diese Fruchtbarkeit verdankt Ägypten dem Nil. Auf dem Hochlande von Südafrika entspringend tritt dieser Fluß nach einem Laufe von etwa 700 Meilen in Ägypten ein, durch fliefst das Land seiner ganzen Länge nach auf einer Strecke von 150 Meilen und sendet endlich seine in mehrere Arme verteilten Wassermassen dem Mittelmeere zu. Seine alljährlichen Überschwemmungen haben das auf beiden Seiten von Gebirgsketten eingeschlossene felsige Land im Laufe der Jahrtausende mit einem fruchtbaren Erdreiche überdeckt. Im Monat Juni, zu einer Zeit, wo in Hochafrika auf den Gebirgen der Schnee schmilzt und die Regenzeit beginnt, überschreitet der Nil seine Ufer und übersteigt bis zum August seine gewöhnliche Höhe um mehr als 6 m. Das ganze Land gleicht alsdann einem See, aus welchem die höher gelegenen Städte wie Inseln hervorragen. Unzählige Nachen schaukeln sich auf der Flut, und jauchzend feiert das Volk die segenbringende Zeit. Denn wenn der Strom im September in seine gewöhnlichen Ufer zurückkehrt, so läfst er aller Orten
1818 -
Leipzig
: Hinrichs
- Autor: Hold, Ernst
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Inhalt Raum/Thema: Weltgeschichte
- Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
38
gen Morgen von hohen Felsen eingeschlossen wird. Ohne
diesen wohlthätigen Fluß würde Aegypten nichts als
unfruchtbare Wüste seyn. Im Winter hat der Nil das
niedrigste Wasser, im Sommer aber tritt er aus und
überschwemmt das ganze Thal. Wenn nahmlich auf
den hohen Gebirgen von Habe sch oder Abyssinien
in den Sommermonaten der Schnee schmilzt, so schwillt
der Strom so hoch an, daß er das Uferland auf beiden
Seiten unter Wasser seht. Dazu kommt noch, daß in»
mittelländischen Meere während der Sommermo-
nate fast immer ein Nordwcstwind weht, der gerade
auf die Mündung des Nils stößt und das ausströmende
Wasser zurückhält. Die große Ueberschwemmung, die
dadurch entsteht, fängt jedesmahl gegen den Anfang
des Augusts an, ^und das ganze Land gleicht bald einem
See, aus welchem Städte und Dörfer wie Inseln sich
erheben. Im Oktober tritt der Nil wieder in sein Bett,
und läßt auf den Feldern einen fetten Schlamm zurück, der
den Boden so sehr dünget, daß der Landmann nur zu
säen braucht, um reichlich zu ernten. Diese Ueber-
schwemmung erseht den.negen, der in Aegypten sehr
selten ist, und macht es zu einem der fruchtbarsten
Länder. Zweifache, ja sogar dreifache Ernten in einem
Jahre sind in Aegypten gar nicht ungewöhnlich. Schon
in frühen Zeiten hat die Ersindungskraft der Aegypter
die Ueberschwemmung zur Befruchtung des Bodens be-
nutzt, und schon mehr als iooo Jahre vor Christus
war das ganze Land mit Kanälen durchschnitten, um
auch die entfernteren Theile des Landes reichlich zu be-
wässern.
Der ganze nördliche Theil von Aegypten dehnt sich
bis zum mittelländischen Meere in einer breiter» Fläche
aus, und wird von zwei Armen des Nils wie ein Drei-
eck umschlossen. Dieser ganze fruchtbare Landstrich soll
durch den Sand und Schlamm, den der Nil hier ab-
geseht hat, nach und nach gebildet worden seyn. Nur
1908 -
Langensalza
: Beyer
- Autor: Fritzsche, Richard
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrerbuch
- Schultypen (WdK): Mittlere Lehranstalten, Bürgerschule, Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Mittlere Lehranstalten, Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Bürgerschule, Mittelschule, Volksschule
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): koedukativ
118 Afrika.
Ägypten würde deshalb gleich der Wüste eine Einöde sein, wenn nicht der
Nil wäre. Ihm verdankt das Land seine große Fruchtbarkeit. Inwiefern
wohl? Er überschwemmt regelmäßig das breite Tal und befruchtet es mit
seinem Wasser und mit dem mitgeführten Schlamm. Regelmäßig beginnt
der Strom Mitte Juni zu steigen und wechselt allmählich seine Ufer. Vorher
hell und durchsichtig, fließen plötzlich seine Wellen bald trübgrün, bald braun-
rot dahin und steigen ununterbrochen empor, weit hinaus über das gewohnte
Bett und überfluten das ganze Tal bis zum Fuße der fernen Berge. Bald
ist das Festland verschwunden und das Tal in ein weites Meer verwandelt,
aus dem Hunderte kleiner mit Städten und Dörfern und Palmenhainen
besetzter Inseln hervortreten. Wochenlang, bis in den September hinein,
steht das Land unter Wasser. Dann verläuft es allmählich; der Strom
geht nach und nach in seine Ufer zurück und das Land tritt stückweis aus
dem Wasserspiegel hervor. Sofort begiunen die Bewohner mit dem Aus-
streuen der Saat. Ohne den Acker zu bestellen, nicht einmal Furchen braucht
man zu ziehen, streut man den Samen in den aufgelösten Boden und treibt
höchstens die Ziegenherden darüber hinweg, damit diese die Köner tiefer in
den Boden eintreten. Alles andere überläßt der Bewohner der Sonne und
dem Nil und kehrt erst wieder, wenn die Halme unter der Last der vollen
Ähren zur Erde sinken, um sie mit der kurzen Sichel abzuschneiden und
eine zweite Aussaat vorzubereiten.
Aber worin hat das regelmäßige Steigen und Fallen des
Nilstroms seinen Grund? Die Ursache der Überschwemmungen liegt in
den reichen Niederschlägen seines Quellgebietes Die Quellen des Nils liegen
in der heißen Zone nahe dem Äquator. Hier in den Tropen fallen die stärksten
Regengüsse nach dem Eintritt des höchsten Sonnenstandes (Zenitalregen).
Diese Regengüsse wandern mit der Sonne. Am frühesten treten sie unter
dem Äquator ein, also in den Gebieten des Viktoriasees, und rücken dann
allmählich immer weiter nach Norden vor. Der Nil sammelt die Wasser-
massen und trägt sie nordwärts; die großen Zuflüsse führen ihm immer
neue Wassermassen zu und jeder spätere Regen vermehrt die Wassermenge
des Stromes, so daß dieser dann über die Ufer tritt und das Tal mit
seinem befruchtenden Naß überflutet.
So ist die große Fruchtbarkeit Ägyptens ein Geschenk des Nils und
der Nil der „Vater des Segens".
Und trotzdem konnte, wie wir aus der Geschichte Josephs wissen, auch
über Ägypten „teure Zeit" hereinbrechen! Wie war dies möglich? Nicht
immer fallen die tropischen Regen in den Quellgebieten des Nils so reichlich,
daß der Strom das ganze Tal überfluten kann, nicht selten kommt es vor,
daß der Wasserstand nicht die nötige Höhe erreicht, dann bleiben weite
Strecken des Tales unbefruchtet und können keine Ernte geben. Für Ägypten
bedeutet dies jedesmal eine teilweise Hungersnot.^)
i) Plinius sagt: „Bei einer Höhe von 10 Fuß entsteht Hungersnot, selbst bei
13 Fuß herrscht noch Mangel, 14 Fuß erregen Frohsinn. 15 Sorglosigkeit, 16 aber
allgemeinen Freudenrausch." — Wenn das ganze Tal überflutet werden soll, muß der
Nilpezel bei Kairo eine Höhe von 8.5 m anzeigen.
1852 -
Altona
: Hammerich
- Autor: Bredow, Gottfried Gabriel
- Hrsg.: ,
- Auflagennummer (WdK): 13
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Schultypen (WdK): Bürgerschule, Landschule, Töchterschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Mittlere Lehranstalten, Niedere Lehranstalten, Mädchenschule
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Bürgerschule, Landschule, Selbstunterricht, Töchterschule
- Inhalt Raum/Thema: Weltgeschichte
- Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
- Geschlecht (WdK): koedukativ
39
worfen, spater der persischen, bis etwa 1vvv n. Chr. muhamedanische
Völkerschaften ganz Indien eroberten, welches seitdem nicht wieder un-
abhängig geworden ist.
Aegypten wird von der südlichen Grenze bis zur nördlichen vom
Nil durchströmt, der in einem engen Thale fließt, das meist nur zwei
bis drei Meilen breit und gegen Osten von hohen Felsen, im Westen
von dürren Sandwüsten begrenzt wird. Dieser Strom hat die merk-
würdige Sonderbarkeit, daß er im Winter, wo alle andere Flüsse hohes
Wasser haben, am niedrigsten fließt, und im Sommer, wo die Hitze
austrocknet und andere Flüsse seicht werden, nicht bloß hohes Wasser
hat, sondern sogar austritt und das ganze Nilthal überschwemmt. Diese
Erscheinung hat einen doppelten Grund; erstens entspringt der Nil
südlich über Aegypten in den sehr hohen Gebirgen von Abyssinien;
auf diesen schmilzt der Schnee in den Sommermonaten und giebt da-
durch dem Flusse eine Fülle von Wasser, welche in den Wintermonaten
fehlt, wo Kalte und Frost diesen Zufluß hindern. Zweitens weht in
den Sommermonaten im mittelländischen Meere fast unaufhörlich der
Nordwestwind; dieser steht gerade auf die Mündung des Nil und hält
dadurch das Wasser, welches ausströmen will, zurück. So tritt der
Strom im August über und bleibt an zwei Monate bis in den October
auf den Feldern stehen. — Diese Überschwemmung ersetzt den in
Aegypten seltenen Regen, macht es zugleich zu einem der fruchtbarsten
Länder der Erde und erleichtert gar sehr den Ackerbau. Denn tritt
der Nil wieder in sein Bette zurück, so läßt er auf dem Lande einen
fetten Schlamm, der den Boden so trefflich düngt, daß der Mensch
nur zu säen und zu ärndten braucht. Da nun Aegypten zugleich eine
warme oder vielmehr heiße Luft hat, so sind zweifache, ja dreifache
Aerndten von einem und demselben Felde in einem Jahre nicht unge-
wöhnlich. — Diese Wohlthat der Ueberschwemmung schenkt indeß die
Natur nur dem Nilthale: es hat daher die Kunst der Menschen, die
sich in Aegypten am frühesten in sinnreichen Erfindungen zeigte, schon
länger als 1000 Jahre vor Christi Geburt, das ganze Land mit Ka-
nälen durchschnitten, um auch die entfernteren Theile Aegyptens zu be-
wässern. Und wahrscheinlich haben sie schon früh die Wasserschraube
gekannt, wodurch man Wasser selbst auf Anhöhen hinauf leiten kann.
Der nördliche Theil Aegyptens wird eine breitere Fläche, durch
die der Nil sonst mit sieben Armen strömte und das ganze wie eine
dreieckige Insel umschloß. Dieses Dreieck nennt man wohl mit dem
Namen eines griechischen Buchstaben, Delta, weil auch dieser wie ein
Dreieck gestaltet ist J. Dieses ganze Delta, erzählt die Sage, soll vor
mehreren Jahrtausenden nicht gewesen, sondern erst nach und nach durch
den Schlamm und Sand, den der Nil mit sich führt, angeschwemmt
worden sein. Dies ist nicht unwahrscheinlich: wir erfahren es noch
immer fort, daß Flüsse auf diese Weise ihre Mündungen verschwemmen
und Land vor sich anspielen. So macht es die Donau, die durch das
südliche Deutschland, Ungarn und die Türkei ins schwarze Meer sonst
durch sieben Mündungen ausfloß; jetzt sind kaum noch zwei fahrbar;
so die Rhone in Frankreich, die bei Lion südwärts in das mittelländische
Meer strömt; sie hatte sonst eine weite Mündung, jetzt kann fast kein
Schiff mehr hinein. In der Türkei, etwas oberhalb des Meerbusens
1899 -
München
: Oldenbourg
- Autor: Winter, Hans
- Hrsg.: ,
- Sammlung: Kaiserreich Geschichtsschulbuecher
- Schultypen (WdK): Mittlere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Mittlere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Mittelschule
- Inhalt: Zeit: Alte Geschichte, Antike
4
§ 3. Geographische Verhältnisse von Ägypten.
I. Die Ägypter.
8 3.
Geographische Verhältnisse des Landes.
1. Das Land Ägypten. Ägypten heißt das untere Stufenland des Nils an der Nordostseite von Afrika. Es ist ein schmaler, durchschnittlich nur zwei bis drei Meilen breiter, aber gegen 150 Meilen langer Gebietsstrich, welcher im Osten von dem Arabischen, im Westen von dem Libyschen Wüstengebirge eingegrenzt wird und sich erst in der Küstengegend zum sogenannten Nildelta erweitert. Ganz Ägypten ist ein regenarmes und quellenloses Land, das seine Existenz einzig dem Nilstrome und dessen alljährlichen Überschwemmungen dankt.
Die Mküöerschrvemmungen. Der Nil, einer der größten Flüsse der Erde, entsteht durch die Vereinigung zweier Hauptarme, des Blauen Stromes, der aus dem Abessinischen Hochlande herniederstürzt, und des stärkeren Weißen Stromes, welcher aus dem Ukerewe, einem großen Binnensee in der Nähe des Äquators, entspringt. Beide nehmen in ihrem Oberlaufe infolge der tropischen Regen (zur Zeit der Sommersonnenwende) eine außerordentliche Wassermenge auf. Dieselbe kündigt sich schon Ende Juni in Ägypten durch eine Trübung und langsame Steigung des Stromes an. Zwei Monate lang nimmt von da an die Nilschwelle zu und überzieht im August und September allmählich das schmale Thalland mit einer weithin reichenden Überschwemmung.
Durch Kanäle und Dämme, durch künstlich angelegte Seen und Schöpf-Vorrichtungen hatte man im Altertum viel besser als heute dafür gesorgt, das Wasser für späteren Bedarf aufzusparen und auch den höher gelegenen Landstrichen zuzuführen, welche von der Überschwemmung nicht mehr erreicht wurden. Diese alljährliche Dnrchnässung und der dabei zurückgelassene Schlamm verliehen dem sonnigen Boden eine ungewöhnliche Fruchtbarkeit.
2. Provinzen und Städte. Das kleine Gebiet, welches geographisch in Ober-, Mittel- und Unterägypten geteilt wird, nährte ehedem eine sehr dichte, nach alten Berichten auf 7 — 8 Millionen geschätzte Bevölkerung und hatte eine große Zahl bedeutender Städte. In Oberägypten stand das „Huudert-thorige" Theben; in Mittelägypten, zwei Meilen südwärts vom heutigen Kairo, aber am linken Nilufer, lag Memphis, die älteste Hauptstadt des Landes. Im Delta waren die ansehnlichsten Orte On oder Heliopölis und Sais, ferner Kanopus1) und Pelusium (an der Ansmündnng der zwei bedeutendsten Nilarme). Über alle erhob sich später die von Alexander dem Großen gegenüber der Insel Pharus angelegte Seestadt Alexandria.
Zeitweise gehörten zu Ägypten auch die stromaufwärts gelegenen Länder Nubien und Äthiopien (oder Abessinien) als unterworfene Provinzen.
O Über die Betonung der altsprachlichen Namen vergl. den Anhang am Schlüsse dieses Buches.
1875 -
Leipzig
: Brandstetter
- Autor: Grube, August Wilhelm
- Auflagennummer (WdK): 14
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrer- und Schülerbuch
- Schultypen (WdK): Alle Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Alle Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 3 – Sekundarstufe 2, Klassen 9/10/11 – 12/13
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Völkerkunde
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): koedukativ
- Konfession (WdK): offen für alle
334
tungen hat man herausgebracht, daß die Erhöhung in 1000 Jahren
57 Zoll betrug, so daß sich seit König Menes eine Erhöhung von 33v4 Fuß
ergäbe. Nun kam man aber bei Nachgrabungen in dem Delta auf
40—50 Fuß bloß durch Lagen von Pflanzenerde mit quarzichtenl Sande
vermischt, wie ihn der Nil mit sich führt.
Das Wasser des Nils steht schon von Alters her in dem Rufe, daß
es gesund sei, und die Neueren haben diesen Ruf bestätigt. Es ist sehr
leicht und von angenehmem Geschmack, so daß ein Reisender sich der Ver-
gleichung bedient hat, es sei unter den Wassern, was der Champagner
unter den Weinen. Die Aegypter sagen, wenn Mohammed davon getrunken
hätte, so würde er Gott um ein ewiges Leben gebeten haben, um es immer
trinken zu können. Man macht davon noch häufig Sendungen nach Con-
stantinopel für den Gebrauch des Großherrn und des Serail.
Aus dieser gedrängten Schilderung des Nils ersieht man die Wohl-
thaten, die er über Aegypten verbreitet. Es bildet sich, es besteht nur
durch ihn. Wenn seine Ueberschwemmungen aufhörten, geriethe es in die
furchtbarste Noch. Wenn der Fluß vertrocknete, würde Aegypten von
der Oberfläche des Erdballs verschwinden, sein Ackerboden würde ver-
öden und in kurzer Zeit von der Wüste verschlungen sein. Ein erlauchter
Portugiese, Albuquerque, wollte im 15. Jahrhundert, um dem portugiesi-
schen Handel in Indien das Monopol zu sichern, Aegypten zerstören, und
zu diesem Ende entwarf er den Plan, den Nil, bevor derselbe den Ka-
tarakt von Syene erreicht, abzuleiten. Der Gedanke war für menschliche
Kraft zu kühn — aber es lag ihm Wahrheit zu Grunde.
Der Nil wurde von den alten Aegyptern nicht nur durch den Bei-
namen des Heiligen, des Vaters und Erhalters des Landes gefeiert,
sondern er wurde als ein Gott verehrt und hatte einen Dienst und
Priester. Man ging in der Verehrung des Stromes so weit, daß er
als ein sichtbares Abbild Ammons, der höchsten Gottheit, betrachtet
wurde. Er war für die Aegypter eine Offenbarung dieses Gottes, der
in dieser Gestalt das Land belebte und bewahrte, weshalb auch die
Griechen den Nil den ägyptischen Jupiter nannten.
Der Nil ward unter einer Person dargestellt, die von menschlicher
Gestalt und sehr dick war; auf dem Haupte einen Kranz von Iris oder
Schwertlilien, dem Symbol des Flusses zur Zeit der Ueberschwemmung.
Der Nilgott brachte im Namen der Könige, die er unter seine Obhut
genommen, den großen Göttern Spenden dar. Man sieht ihn abgebildet,
wie er ein Tabulett trägt, worauf bald vier Vasen sind, gefüllt mit heili-
gem Wasser, und ein Scepter, das Emblem der Reinheit, bald Brod,
Früchte, Blumensträuße und verschiedene Eßsachen, aus denen gleich-
falls das Scepter der Reinheit emporragt.
1914 -
Leipzig
: List & von Bressensdorf
- Autor: Ambrosius, Ernst, Hinkel, Philipp
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Höhere Lehranstalten, Mittlere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten, Mittlere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
296 Afrika. Ii. Saharagebiet.
ist heute von einer 10—12 Meter dicken Schicht fruchtbaren Schlammes be-
deckt, einer feintonigen, etwas kalkhaltigen Masse, die zu 49 Prozent aus
organischen Stoffen besteht, getrocknet sehr hart wird und schon von jeher
zur Ziegelbereitung benutzt wurde.
Nachdem der Nil Nubien verlassen hat, durchbricht er bei Afsnan einen
vom Roten Meere her vordringenden Granitquerriegel, dessen Gestein-
trümmer den „Ersten Katarakt" bilden, und beginnt seinen Unterlauf, der
60 Kilometer abwärts noch einmal durch eine Sandsteinschlucht von 200
Meter Breite eingeengt wird. Größtenteils fließt der Strom von hier ab
am Fuße des meist steil aufsteigenden Ostrandes hin, während ihn links ein
breiterer, flacher Uferstreifen begleitet.
Von entscheidendem Einfluß auf fast alle Verhältnisse des Landes ist das
jährliche Anschwellen des Stromes, das durch die tropischen Regengüsse im
Gebiet der großen
zentralasrikani-
schen Seen und des
abessinischenberg-
landes bedingt
wird, bei Assuan
Ende Juni, bei
Kairo Ansaug Juli
beginnt und in der
ersten Hälfte des
Oktobers seinen
höchsten Stand er-
reicht. T?ie darauf-
folgende Abnahme
ist im allgemeinen
eine langsame, so
daß der Fluß erst
int April, Mai und in den ersten Tagen des Juni aus den niedrigsten Stand
sinkt. Der Unterschied zwischen höchstem und tiefstem Wasserstand beträgt
bei Assuan 15, bei Theben 81/2, bei Kairo 7y2 Meter, und ein Zurückbleiben
hinter der heute uormaleu Überschwemmung von acht Metern auch nur um
einen Meter hat in Oberägypten bereits Dürre und Hungersnot im Gefolge,
während andrerseits schon 50cm mehr furchtbare Verwüstungen im Delta
anrichten können. So ist der Nilmesser wirklich die Nationaluhr Ägyptens, und
seine Angaben werden noch heute, wie im Altertum, mitspanuung verfolgt.—
Um zu verhüten, daß sich das Hochwasser des Nils mit seinem besruch-
teuden Inhalt zu schnell in das Meer ergieße, wurde das ganze kulturfähige
Land seit Urzeiten durch Dämme, die während der Überschwemmung auch
als Verkehrswege dienen, in ungeheure Becken eingeteilt, in die das kostbare
Naß durch Kanäle unter Obhut besonderer Ingenieure eingeführt und so
lange — gewöhnlich 60 Tage —- aus einer gewissen Höhe gehalten wird, bis
die gehörige Menge Nilschlamm abgesetzt ist. Unterbleibt die Bewässerung
1910 -
Breslau
: Hirt
- Autor: Tromnau, Friedrich
- Sammlung: Kaiserreich Geschichtsschulbuecher
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
Abriß der Geschichte des Altertums
von Stadtschulinspektor Friedrich Tromnau in Königsberg i. Pr. Mit 6 Abbildungen im Tert.
Inhaltsübersicht.
Seite j ©eite
I. Die Ägypter.......................1! Iv. Die Perser.........................6
Ii. Die Phönizier. . 3 V. Die Griechen......................<
Iii. Die Babylonier und Assyrer . . 4 Vi. Die Römer........................20
I. Die Ägypter.
1. Das Land. Ägypten liegt im Nordosten Afrikas. Es umfaßt das Land zwischen den Mmdnngen des Nils (Delta) und das schmale Niltal bis 130 km weit nach Süden. Im Osten und Westen wird es durch öde Gebirge vom Roten Meer und von der Libyschen Wüste getrennt. Obgleich das Klima heiß und trocken ist, sind doch Delta und Niltal sehr fruchtbar; denn der Nil überschwemmt in jedem Jahre während der Sommermonate das Land und laßt nach der Überschwemmung einen fruchtbaren Schlamm zurück. So war es schon in den ältesten Zeiten. Deshalb galt Ägypten für die Kornkammer der alten Welt. Außer Getreide wuchsen in dem Lande Palmen, Reis, Feigen, Flachs und Papierschilf. Von bemerkenswerten Tieren lebten dort das Flußpferd, das Krokodil, der Ichneumon und der Ibis.
2. Die Bewohner, a) Kasten. Ägypten war im Altertum gut bebaut und stark bevölkert. Die ernsten, mäßigen und fleißigen Bewohner wurden in erbliche Stände oder Kasten geteilt. Die Priester bildeten die vornehmste Kaste. Sie leiteten den Gottesdienst und besaßen als Baumeister, Ärzte, Richter und Sternkundige eine hohe Bildung. Die Krieger hatten das Land zu beschützen. Sie standen im Ansehen den Priestern fast gleich und wählten aus ihrer Mitte die Könige oder Pharaonen [Söhne des Sonnengottes Ra], die unumschränkt regierten. Außer diesen beiden Kasten, die strenge voneinander geschieden lebten, gab es noch die weniger abgesonderten Kasten der Gewerbetreibenden, Nilschiffer, Dolmetscher, Ackerbauer und Schweinehirten. Letztere galten als unrein und waren vom Besuch der Tempel ausgeschlossen.
b) Religion. Die Ägypter verehrten die Naturkräfte, die ihnen entweder Segen oder Verderben brachten, und die nützlichsten und schädlichsten Tiere des Landes. Die höchste Verehrung wurde dem Lebensgott Osiris [Sonne, Nil] und seiner Gemahlin Isis [Mond, Erde] zuteil. Diesen Segensgöttern stand der böse Typhort, der Gluthauch der Wüste, gegenüber, der als „allmächtiger Zerstörer und Veroder" sehr gefürchtet war. Von den Tieren hielten die Ägypter Katze, Hund, Krokodil und Ibis besonders heilig. Wer eins von diesen Tieren tötete, wurde mit dem Tode bestraft. Die höchste Verehrung genoß jedoch der Apis, ein schwarzer Stier mit einem weißen, dreieckigen Flecken auf der Stirn; denn er galt als Sinnbild des Osiris. Wenn er starb, herrschte im ganzen Lande
Hirts neues Realienbuch. Nr. 7. ' __,, ,, 1
1886 -
München
: Ackermann
- Hrsg.: Reidelbach, Hans, ,
- Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch, Lesebuch
- Schultypen (WdK): Niedere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Berufliche Bildungsgänge, alle Lernstufen
- Schulformen (OPAC): Gewerbliche Fortbildungsschule
- Inhalt Raum/Thema: Realienkunde
- Geschlecht (WdK): koedukativ
125
das Land, >vo die älteste Kultur sich entwickelte und in unverwüstlichen
Kunstschöpfungen für alle Zeiten sich ein Denkmal gesetzt hat; hier ist der
heilige Boden, wo Moses und die Philosophen Griechenlands ihre Weis-
heit empfingen. Im ganzen ist Ägypten als ein fruchtbarer Landstrich
mitten in der Wüste zu betrachten. Das ganze Land ist ans beiden
Seiten vom Nil herangeschwemmt und besteht aus Schlammschichten, die
8 m abwärts gehen. Die alten Schriftsteller nannten daher Ägypten „ein
Geschenk des Nils". Das reiche, fruchtbare Nilthal bietet zwar zu jeder
Jahreszeit ein verschiedenes Bild, aber allemal eine gewisse Eintönigkeit
ohne Abwechselung; besonders ist dies bei den Feldern des Delta der
Fall. In der Mitte unseres Frühlings ist die Ernte dort schon eingethan,
und der Boden ist grau, staubig, von vielen Rissen und Sprüngen durch-
furcht. Im Herbst ist das ganze Land ein See, durch das gelbrote Wasser
des Stromes überschwemmt. Nur Palmenbäume, Dörfer, Städte und
schmale Dämme, welche als Landstraßen die Verbindung unterhalten,
ragen aus dem Wasser empor. Unzählige Barken beleben die Flut, und
das ganze Volk feiert jauchzend und festlich geschmückt die Tage des
Segens. Sind die tropischen Regengüsse vorüber, so tritt der Nil wieder
in seine Ufer und läßt an allen Stellen eine treffliche Fruchterde zurück,
die allmählich abtrocknet. Der Boden ist zu dieser Zeit nichts als halb-
harter, schwarzer Nilschlamm, und es ist, als ob man auf Kautschuk trete.
Wann es aber in unsern Gegenden Winter wird, so entfaltet die Natur
Ägyptens ihre ganze Fülle und Fruchtbarkeit. Alle Felder sind dann
mit einem Überfluß von Erzeugnissen bedeckt, wie die fruchtbarsten Länder
der Erde. So lange diese Jahreszeit dauert, ist Ägypten von einem
Ende bis zum andern eine prachtvolle Wiese, ein Blumenfeld, ein
Ährenmeer. Die Luft ist so hell, glänzend und durchsichtig, daß sie dem
Auge wehe thut, und eine heiße Sonne liegt fortwährend auf der weit
gedehnten Fläche. Dennoch gefällt Ägypten den Fremden wie den Ein-
geborenen, denn es besitzt einen fruchtbaren Boden und ein herrliches
Klima. Das Wasser friert hier niemals, den Schnee kennt man nicht,
und die Bäume sind immer grün, da die abfallenden Blätter sogleich von
nachwachsenden frischen ersetzt werden. Mau kann drei- bis viermal-ernten
im Jahr. Zu diesen Vorzügen der Natur kommen noch die prachtvollen
Denkmale einer großen Vergangenheit. Hier befinden sich in der Nähe
von der Hauptstadt Kairo die ältesten Denkmäler der Erde, die Pyramiden.
Als riesige Marksteine einer ins fabelhafte Altertum hinaufreichenden Ge-
schichte ragen sie auf und bezeichnen den Punkt, wo zuerst auf der Erde
eine höhere Kultur Wurzel geschlagen hatte. In ungeheurer Masse um-
schließen sie als riesige, spitzzulaufende, vierseitige Grabgebäude eine kleine
Kammer, die den Sarg des Herrschers enthielt. Die größte ist die des
Cheops, welche 151 m in der Höhe mißt. In der Nähe der Pyramiden-
gruppeu lagert ein nicht minder großartiges Skulpturwerk, der Sphinxkoloß,
ein gewaltiger Löwenleio mit einem Manneshaupte, aus einer natürlichen
Felserhöhung des Bodens herausgearbeitet. Mit den Pyramiden sind
ausgedehnte Privatgräber verbunden, aus deren unabsehbaren, gleichför-
migen Totenfeldern sich jene gigantischen Königsgräber erhoben, wie aus
der Masse des unterworfenen Volkes die Pharaonen selbst. Diese Gräber
sind mehr oder minder tief aus dem natürlichen Felsen ausgemeißelt. Sie
beginnen mit einem kleinen Heiligtum, das zum Totenkultus bestimmt
war, und führen durch einen geneigten Schacht in die Grabkammer hinab.
Hier in diesen kühlen, an einsamen und abgeschiedenen Orten liegenden
Ruhestätten wurden die Körver der Abgeschiedenen aufbewahrt und vor
1910 -
Berlin [u.a.]
: Oldenbourg
- Autor: Porger, Gustav, Winter, Hans
- Auflagennummer (WdK): 1
- Jahr der Erstauflage_wdk: 1910
- Sammlung: Kaiserreich Geschichtsschulbuecher
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrer- und Schülerbuch
- Schultypen (WdK): Höhere Töchterschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Mädchenschule
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Höhere Mädchenschule
- Inhalt Raum/Thema: Weltgeschichte
- Inhalt: Zeit: Antike
- Geschlecht (WdK): Mädchen
- Konfession (WdK): offen für alle
4
§ 3. Die Ägypter.
§ 3.
Die Ägypter.
1. Das Land Ägypten. Ägypten heißt das untere Stnsenland des Nils an der Nord ostecke Afrikas. Zeitweise gehörte zu Ägypten als unterworfene Provinz auch das südwärts angrenzende Nubien, im Altertum gewöhnlich Äthiopien geheißen. Das Ganze ist ein langer, aber sehr schmaler Gebietsstrich, der im Osten und Westen von Wüstengebirgen eingeschlossen wird und sich ertt in der Küstengegend zum sogenannten Nildelta erweitert. Das regenarme Land ist quellenlos und verdankt daher seine Existenz einzig km Nilstrom und dessen alljährlichen Überschwemmungen. „Ägypten ist ein Geschenk des Nils", sagt der griechische Geschichtschreiber Herödot.i)
Der Nil, der aus den großen Binnenseen in der Nähe des Äquators entspringt, nimmt näuilich in seinem oberen und mittleren Sause infolge der tropischen Regen (zur Zeit der Sommersonnenwende) eine außerordentliche Wassermenge auf. Eude Juni zeigt sich dann in Ägypten ein langsames Steigen des Stromes, das zwei Monate lang zunimmt und im August und -ieptember allmählich das schmale Talland mit einer weithin reichenden Überschwemmung bedeckt. -Liefe alljährliche Bewässerung und der zurückgebliebene Schlamm bewirken eine ungewöhnliche Fruchtbarkeit des sonnigen Bodens, der jährlich eine zwei- bis dreimalige Ernte reisen läßt. Durch Kanäle und Dämme, durch schleusen und künstlich angelegte Seen hatte man im Altertum besser als heute dafür gesorgt, das Wasser für späteren Bedarf auszusparen und auch den höher gelegenen Landstrichen zuzuführen.
2. Provinzen und Städte. Das kleine Gebiet, das ehedem nur in Ober- und Unterägypten geteilt war, nährte eine sehr dichte Bevölkerung und hatte eilte große Zahl bedeutender Städte. In Oberägypten, an der Stelle der heutigen Orte Lnkfor und Karnak, stand das „hnnderttorige" Theben, wie es die Griechen im Gegensatze zu ihrem „siebentorigen" Theben benannt haben : in Unterägypten, 30 km südwärts vom heutigen Kairo, aber am linken Nilufer, lag Memphis, die älteste Hauptstadt des Landes. Im Delta waren die ansehnlichsten Orte O n oder Heliopölis *) und S a'is. Über alle erhob sich später die Seestadt Alexandrias, die Alexander der Große gegenüber der Insel Pharus anlegen ließ.
3. Wollis- und Staatswesen. Ägypten war von mächtigen Königen regiert, die den Ehrennamen Pharaonen, d. i. Bewohner des „großen Hauses", führten und sich Söhne des Sonnengottes Re oder Amon nannten. -)|Sach den Königen bildeten die Priester den vornehmsten Stand der Bevölkerung; denn sie leiteten nicht nur das Religionswesen, sondern waren
x) Uber die Betonung der altgeschichtlichen Eigennamen vgl. die Regel S. 22
unten.
1909 -
Trier
: Lintz
- Autor: Kerp, Heinrich
- Auflagennummer (WdK): 4
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Schultypen (WdK): Mittlere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Mittlere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Mittelschule
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
62
Die Außereuropäischen Erdteile.
Nach der Vereinigung seiner Quellströme beginnt der Nil den
langen Lauf durch die Wüste. Durch 15 Breitegrade muß er sich
den Weg zum Meere erkämpfen. Der Sonnenbrand zehrt so an dem
mächtigen Strome, daß feine größte Tiefe nur uoch 5 in beträgt. Auders
ist dessen Anblick zur Zeit der Hochflut, die alljährlich mit großer
Regelmäßigkeit eintritt. Dann überschwemmt der Nil weithin seine Ufer.
Durch die Wüstentafel hat sich der Nil ein tiefes und breites Tal
gegraben. An mehreren Stellen hatte er härtere Felsbänke zu durch-
brechen, über die er in wildem Wirbel dahinschießt. Von Omdnrman
an zählt man 6 große Katarakte oder Stromschnellen. Unterhalb
Kairo beginnt das Nildelta, das der Strom in zwei Hanpt- und
zahlreichen Nebenarmen durchfließt.
b) Dem Nil verdankt das alte Kulturland Ägypten am Unterlaufe
des Stromes feine große Fruchtbarkeit. Darum war den alten
Ägyptern der Nil ein heiliger Strom. Soweit die Überschwemmungen
desselben reichen, ist grünes Land, dicht daneben Wüste. Es ist wichtig,
daß die Überschwemmungen regelmäßig eintreten, als Folge der Tropen-
regen. Diese wandern mit dem Höchststande der Sonne. (Am Globns
zu zeigen!) Der fruchtbare Schlamm, den der Nil mit sich sührt, ent-
stammt dem Blauen Nil und dem Atbara. Mit ihm werden Ägyptens
Felder gedüugt. Jährlich kann zwei- bis dreimal geerntet werden. Im
Nildelta wird viel und gute Baumwolle gezogen. Viel verbreitet ist
wie in den Oasen die Dattelpalme.
Damit die Überflutung des Laudes in dem nötigen Umfange statt-
finden kann, haben schon die alten Ägypter bedeutende Anlagen ge-
schaffen. Aber Großartigeres schuf die neuere Zeit. An der Stelle,
wo sich der Nil gabel, wurde eine große Schleuse augelegt und bei
Assuan der gewaltige Nildamm erbaut.
In Ägypten liegt die größte und prächtigste Stadt Afrikas, Kairo
(709099 E.). Sie ist die Resideuz der Chedive und Sitz der
ägyptischen und englischen Verwaltuugsbehördeu. Am Meere liegt die
große Handelsstadt Alexandria (400 000 E.).
4. Das Hochland des 6u6ätt.
§ 74. a) Das Gebiet südlich von der Sahara heißt Sudan. Sein öst-
licher Teil gehört also noch dem Nilgebiete an, sein mittlerer wird
vom Tschadsee-Becken und sein westlicher vom Gebiet des Niger gebildet.
Das Gebiet des Tschad-Sees ist ein abflußloses flaches Becken.
Der in 270 m gelegene Tschad-See (27000 qkm) ist eigentlich ein nn-
geheurer Sumpf, dem der Schari eine große Wasserfülle zuführt.
1908 -
Trier
: Stephanus
- Autor: Schiffels, Joseph
- Auflagennummer (WdK): 2
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schultypen (WdK): Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Volksschule
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): koedukativ
Nil eine besondere Bedeutung, Zunächst ist er sehr reich an geschicht-
Uchen Erinnerungen. Man denke nur an Joseph, Moses, Pharao,
Alexander und Napoleon. Kein anderes Gewässer hat in sich selbst
eine' so eigenartige Natur als der Nil. Man betrachte seinen Ursprung
oder seine Mündung, die Richtung seines Laufes oder seine zeitweisen
Überschwemmungen, seine todstarren Ufer oder die belebende Kraft
seines Wassers, stets erscheint er fast einzig und unvergleichbar. Er
ist der zweitlängste Strom der Erde, mehr als doppelt so lang wie
die Donau und mehr als 4^ mal so lang wie der Rhein. Er gleicht
einem Baume, der aus verborgener, vielverzweigter Wurzel seine Kraft
nimmt, sie in gedrängtem Stamme sammelt und die gesammelte end-
lich im Geäst der Krone entfaltet. Gerade an der Mündung gewährt
er seine Wohltaten am reichlichsten. Erinnert man sich daran, daß
am Steigen des Nils das Leben eines ganzen Volkes hängt, daß er
fast ausschließlich einem Lande feuchte Labung spendet, so begreift
man die durch alle Zeiten fortgeerbte Verehrung desselben. Auch die
heutige Bevölkerung nennt ihn Vater des Segens. Er entsteht aus
dem Weißen und dem Blauen Nil. Die Quelle des Weißen Nils ist
der Viktoriasee (Viktoria-Nianza [niansa], 1858 entdeckt und zu
Ehren der englischen Königin Viktoria benannt). Der Abfluß dieses
Riesensees ergießt sich nach prächtigen Fällen in einen neuen See, den
Albertsee (benannt nach dem Gemahl der Königin Viktoria und
1863 entdeckt), aus dem die starke Stromader nach Norden fließt.
Bei Ehartum vereinigt der Weiße Nil sich mi tdem von dem Alpenland
von Habesch kommenden Blauen Nil. Dieser hat seinen Namen von der
Klarheit des Wassers, das die blaue Farbe des Himmels wider-
spiegelt. Auf seinem weitern Laufe bildet er mehrere Stromschnellen.
Zuletzt erreicht er Ägypten, das er mit sehr schwachem Gefälle und
in ruhigem Laufe durchströmt. Er bewässert und befruchtet eine
zwischen den öden Hochebenen der Libyschen und Arabischen Wüste
gelegene 15 — 22 km breite Talspalte. Unterhalb Kairo teilt sich der
Nil in zwei gewaltige und zahllose kleinere Arme und bildet das durch
seine Fruchtbarkeit berühmte Delta (so genannt wegen seiner Dreiecks-
gestalt und seiner Ähnlichkeit mit dem griechischen Buchstaben A [Delta]),
ein niedriges, sumpfiges Acker- und Weideland mit großen Strandseen.
Die Alten haben sieben Nilmündungen gekannt, und wenn heutzutage
deren nur zwei sind, die von Rosette (im Westen) und die von
Damiette (im Osten), so deutet dieser Umstand auf eine gewaltige
Änderung des Deltas im Laufe der Jahrtausende hin.
d. Die Überschwemmungen des Nils. Schon im Altertum
wurde Ägypten ein Geschenk des Nils genannt, und das mit Recht;
denn der Nil ist es, der das Land bewässert, durch seine regelmäßigen
Überschwemmungen fetten Schlamm auf dasselbe ablagert und so
unter einem fast regenlosen Himmel eine üppige Fruchtbarkeit erzeugt.
Während sich bei uns im Frühling die Natur verjüngt und es überall
grünt und blüht, ist Ägypten von der Sonne verbrannt und zerrissen.
Kein Quell erfrischt den Boden, keine Wolke sendet Regen; ein Glut-
wind haucht sein Feuer über das geborstene Staubseld. Bald wechselt
Schiffels, Geographie Ii. 2. Auflage. 13
1882 -
Leipzig
: Klinkhardt
- Autor: Jütting, Wübbe Ulrich, Weber, Hugo
- Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch, Lesebuch
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Vier- bis sechsklassige Volksschule
- Inhalt Raum/Thema: Weltkunde
173
„Welches Namens ist dort die Burg", fragte ich den Begleiter,
„welche nur einige hundert Schritte von hier auf dem Gipfel jenes Hügels
steht?" — „Das ist die Davidsburg auf Zion", sagte eintönig der Führer.
Hier hat der Mann gewohnt, der größte seiner Zeit, der ein Prophet war,
ein Dichter und ein König. Von hier aus konnte er Jerusalem beschauen
und ungestört des Flusses strömende Welle, das stille, grünende Thal, die
Tamarinden- und Olivenbäume betrachten, wie sie schmücken die Häupter
der Hügel. Gegen Südost liegt vor dem Auge des Beschauers das Thal
Josaphat, die Moschee auf Morija und weiterhin der Kessel des Toten
Meeres. Kein Anblick vermag die Seele mit so trüben Gedanken zu er-
füllen wie das Thal Josaphat, ein enges Thal zwischen zwei Hügeln, deren
einer den Ölberg, der andere die Stadt Jerusalem auf seiner Höhe
trägt, von dem fast wasserlosen Kidron durchschlichen. Niemals scheint die
Sonne in diese düstere Tiefe; morgens verbirgt sie sich hinter dem Oelberge
und nachmittags hinter Morija. Es ist das Thal der Schatten und der
Gräber, und wer über die Brücke geht, die dort den Kidron überbaut, wird
von unwillkürlichen Schaudern ergriffen. Rechts von der Brücke erheben
sich die Gräber Absaloms, Josaphats und Sacharjas. Betende liegen an
der Stätte dieser Gräber ans dem Boden hingestreckt, und eine Masse auf-
geschichteter Steine vermehrt das Traurige dieses Ortes. „Dort im Osten",
sagte der Führer zu mir, „sehen Sie Bethanien und den Ölberg." —
Nächst Bethlehem ist Bethanien gewiß das liebreichste Dörflein, und
teuere Erinnerungen knüpfen sich an diese Stätte. Hier hat Lazarus ge-
wohnt mit Maria und Martha; in ihrem Kreise hat Jesus ausgeruht von
der heiligen Arbeit, um neue Kräfte zu sammeln zur Ausführung seines
schweren Berufes; hier hat der aus Jerusalem Verstoßene ein Obdach, der
Heimatlose eine Heimat, der von seinem Volke Verachtete Liebe und Ehre
gefunden. Bethanien möchte ich den Ort der stillen Liebe nennen. Es ist
so einsam, so traulich an den Berg gebaut, rings von schattigen Bäumen,
von grünenden Feldern umgeben, daß man Wohnung darin nehmen möchte,
umgeben von geliebten Herzen. Lange ruhte mein Blick auf Bethanien,
der Heimat der Seelen, welche der Herr so lieb hatte, und meine Seele
war bewegt von unbeschreiblicher Wallung. — Mit Bethanien übersieht
das Auge den Ölberg. Nahe an ihm liegt Gethsemane, unten an
seinem Fuße der Olivengarten und oben auf dem Gipfel die Himmelfahrts-
kirche. Wie ein Berg des Friedens ist der Ölberg mit seinen Bäumen
anzuschauen. Fast konnte ich mein Auge nicht wenden von den heiligen
Hügeln mit ihren unvergeßlichen Erinnerungen. Hackländer.
86. Der Jordan.
1. Durch der Erde weit Gefilde rauschet manch' erlauchter Strom;
herrlich spiegelt sich im Rheine Rebenhügel, Burg und Dom;
an der Tiber gelben Fluten türmt sich stolz das alte Rom;
hoch von Bergen bringt der Ganges Himmelslnft und Waldarom.