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1. Erdkunde - S. 304

1900 - Freiburg im Breisgau : Herder
— 304 Mit Bethanien übersieht das Auge den Ölberg, die Stätte der heiligen Erinnerungen. Nahe am Ölberge liegt Gethsemane, unten an seinem Fuße der Olivengarten und oben auf dem Gipfel die Himmelfahrtskirche. Ich konnte mein Auge fast nicht wenden von den heiligen Hügeln. Noch einmal trank ich in vollstem Zuge das heilige Schauspiel und wandte mich dann mit dem Wunsche des heimatlichen Dichters ab: „Bleibt mir nah mit eurem heil'gen Walten, Hohe Bilder, himmlische Gestalten!" (Nach F. W. Hackländer u. a.) Die Überschwemmungen des Wits. Schon im Altertum wurde Ägypten ein „Geschenk des Nils" genannt, und das mit Recht; denn der Nil ist es, der das Land bewässert und fetten Schlamm auf demselben ablagert, dadurch unter einem fast regenlosen Himmel üppige Fruchtbarkeit erzeugeud. Zwar haben auch andere Ströme jährliche Überschwemmungen; aber bei keinem derselben treten diese mit solcher Regelmäßigkeit auf und lassen sich so genan und so weit zurück verfolgen. Wir wissen, daß der Nil von den mächtigen Wassermassen angeschwellt wird, welche zur Zeit der tropischen Regen in seinem Quellgebiet, besonders in Abessinien, herabstürzen. Gegen Schluß des Juni verrät der steigende Strom den gewaltigen Zuwachs des Wassers. Diese Schwellung nimmt nun in gleichmäßiger Folge so zu, daß um die Mitte des Augusts der Fluß iu Ägypten seine Ufer überschreitet und allmählich das ganze Thal bis zum Fuße der Berge überflutet, um während des Oktobers in seine Grenzen zurückzukehren und ebenso gleichmäßig, wie er gewachsen, auf den niedrigsten Wasserstand herabzusinken. Das höchste, aber gewöhnliche Maß der Steigung beträgt für das Delta heute noch wie schon im Altertum 5 m, und die Wassermenge, welche der Strom in dieser Zeit dem Meere zuwälzt, ist zwanzigmal größer als zuvor. Zuweilen bleibt er auch uuter dem angegebenen Maße zurück. Dann aber trifft Hungersnot oder doch Mangel die Be- völkeruug, welche eben den Überschwemmungen allein ihre reichen

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1. Erdkunde - S. 315

1888 - Freiburg im Breisgau : Herder
815 Die Überschwemmungen des Ml. Schon im Altertum wurde Ägypten ein „Geschenk des Nil" genannt, und das mit Recht; denn der Nil ist es, der das Land bewässert und fetten Schlamm aus demselben ablagert, dadurch unter einem fast regenlosen Himmel üppige Fruchtbarkeit erzeugend. Zwar haben auch andere Ströme jährliche Überschwemmungen; aber bei keinem derselben treten diese mit solcher Regelmäßigkeit ans und lassen sich so genau und so weit zurück verfolgen. Wir wissen, daß der Nil von den mächtigen Gewittern angeschwellt wird, welche zur Zeit der tropischen Regen ihre Wassermassen auf das Hochland von Sudan und Abessinien herabstürzen. Unter dem Äquator be- ginnt die Überschwemmung bereits gegen Ende des März; aber in der regenlosen Zone des Unterlauses verrät erst gegen Schluß des Juni der steigende Strom den gewaltigen Zuwachs des Wassers. Diese Schwellung nimmt nun in gleichmäßiger Folge so zu, daß um die Mitte des August der Fluß in Ägypten seine Ufer über- schreitet und allmählich das ganze Thal bis zum Fuße der Berge überflutet, um während des Oktober in seine Grenzen zurückzukehren und ebenso gleichmäßig, wie er gewachsen, auf den niedrigsten Wasserstand herabzusinken. Das höchste, aber gewöhnliche Maß der Steigung beträgt für das Delta heute noch wie schon im Alter- tum 5 m, und die Wassermenge, welche der Strom in dieser Zeit dem Meere zuwälzt, ist zwanzigmal größer als zuvor. Zuweilen bleibt er auch unter dem angegebenen Maße zurück. Dann aber trifft Hungersnot oder doch Mangel die Bevölkerung, welche eben den Überschwemmungen allein ihre reichen Ernten verdankt. Der Ägypter betrachtet daher diese Erscheinung fast mit religiöser Scheu. Feste jeder Art wechseln miteinander, wenn um die Mitte des August bei Kairo die Schleuse des großen Kanals durchstochen werden kann, welcher hier vom Nil aüsläuft und mit seinen Verzweigungen das östliche Unterägypten — das alte Gosen — überschwemmt. Un- mittelbar nach dem Durchstich fertigt der Kadi eine Urkunde aus, welche den genügenden Wasserstand bestätigt und dem Sultan in Konstantinopel -das Recht giebt, von der ägyptischen Regierung den 14*

2. Bd. 2 - S. 407

1875 - Köln : DuMont-Schauberg
347. Der Nil. 407 den Riesenwarten seiner Pyramiden (f. Nr. 350), bis endlich bei der Sara- cenenstadt Kairo (s. Nr. 349) der 900 Meter breite Nil in sein letztes Stadium tritt. Und jetzt verwandelt sich das Flußbild in ein Meeresbild. Denn hier, wo die beiden begleitenden Bergzüge plötzlich zurückweichen oder abbrechen, spaltet sich eben so plötzlich der Nil. Zwei Hauptarme, den von Rosette und den von Damiette, entsendend, umfaßt der Strom die viel gepriesene Niederung, welche von ihrer Dreieckgestalt den Namen Delta erhalten hat. Die allmähliche Erhebung des Delta aus dem Meere beruht auf den jährlichen Ueberschwemmungen des Nils, welche dem „werkthätigen" Strome {noxu^iog inymixos nach Herodot) seine landbildende und land- gestaltende Kraft verleihen. Zwar wiederholt sich diese Erscheinung auch bei anderen Gewässern, aber bei keinem tritt sie mit solcher Regelmäßigkeit auf, noch läßt sie sich so genau und so weit zurück verfolgen. Wir wissen, daß der Nil von den mächtigen Gewittern angeschwellt wird, welche zur Zeit der tropischen Regen ihre Wassermassen auf das Hochland von Sudan und Abefsinien herabstürzen. Unter dem Aequator bereits mit dem Ende des März beginnend, tritt die Überschwemmung je tiefer hinab, um so später, ein, und in der regenlosen Zone des Unterlaufs verräth erst gegen Ende Juni's der steigende Strom den gewaltigen Zuwachs des Wassers. Diese Schwellung nimmt nun in gleichmäßiger Folge so zu, daß um die Mitte August's der Fluß in Aegypten seine Ufer überschreitet und allmählich das ganze Thal bis zum Fuße der Berge überflutet, um während des October in seine Grenzen zurückzukehren und eben so gleichmäßig als er gewachsen, zur niedrigsten Ebbe herabzusinken. Das höchste, aber gewöhnliche Maß der Steigung beträgt für das Delta heute noch, wie in den Tagen Herodot's und Plutarch's, 5 Meter (7 Meter Wasserhöhe), und die Wasser- menge, welche der Strom in dieser Zeit dem Meere zuwälzt, ist zwanzigmal größer als zuvor. Zuweilen bleibt derselbe auch wohl unter jenem Maße zurück. Dann aber trifft Hungersnoth oder doch Mangel die Bevölkerung, welche eben den Ueberschwemmungen allein ihre reichen Ernten verdankt. Der Aegypter betrachtet daher diese Erscheinung fast mit religiöser Scheu: Feste jeder Art wechseln mit einander, wenn um die Mitte des August's die Schleuse des großen Canals bei Kairo durchstochen werden kann, welcher hier vom Nil ausläuft und mit seinen Verzweigungen das östliche Unter- Aegypten — das alte Gosen — überschwemmt. Unmittelbar nach dem Durchstich fertigt der Khadi jene Urkunde aus, welche den genügenden Wasserstand bestätigt und dem Großherrn in Eonstantinopel das Recht gibt, von der ägyptischen Regierung den vollen Tribut zu erheben. In dem- selben Augenblicke aber füllt taufendzüngiger Jubelruf die Lüfte: „der Strom kommt! der Strom kommt!" Etwa um den 26. September hat derselbe die höchste Höhe erstiegen, das Festland ist verschwunden, nur die langen viel-

3. Das Altertum - S. 7

1893 - Leipzig : Dürr
I. Die ältesten Kutturvötker. 1. Jie Ägypter. In der nordöstlichen Ecke Afrikas, nahe an der Landenge von Suez, die nach Asien hinüberführt, liegt Ägypten. Es ist ein langes, schmales Land auf beiden Seiten des Nil und reicht von dessen Mündung bis zu der ersten Stromschnelle, die man antrifft, wenn man an dem von der Hochebene des inneren Afrika herabkommenden Flusse aufwärts geht. Rechts und links wird dieses Flußthal von kahlen Höhen begrenzt. Diese scheiden es östlich vom arabischen Meerbusen oder dem roten Meere und westlich von der Wüste; das dazwischen liegende Land ist nur etwa zwei Meilen breit, erst an der Mündung des Stromes, im Delta, breitet es sich weiter aus, Ägypten würde eine Wüste sein, wenn nicht der wunderbare Strom, der es durchfließt, alljährlich infolge der lange andauernden Regengüsse in den heißen Gegenden des Äquators eine große Überschwemmung anrichtete, die Ende Juli beginnt und bis Ende Oktober andauert. Von dieser Überschwemmung bleibt auf den Feldern ein fruchtbarer Schlamm zurück und soviel Feuchtigkeit, daß die Ernte in der Regel eine sehr reichliche ist, obgleich es in Ägypten wie in der Wüste fast gar nicht regnet. In dem Nillande wohnte seit der frühesten Zeit ein Volk von derselben Körperbeschaffenheit wie wir, aber von dunklerer Hautfarbe, nicht schwarz wie die Neger, sondern kräftig braun, die Frauen sogar bräunlichgelb, und in der Hauptsache sind die heutigen Ägypter noch dasselbe Volk. Warm und sonnig ist es dort das ganze Jahr hindurch, ja im Juni und Juli vor dem Eintritte der Überschwemmung steigt die Hitze bis auf 33° Reaumur im Schatten; unter dem ewig blauen Himmel haben die Menschen natürlich auch viel weniger Bedürfnisse als die Bewohner kälterer Gegenden, und da der Boden außerdem sehr fruchtbar ist, so konnte es nicht fehlen, daß eine große Menge Menschen

4. Geschichtsbilder - S. 1

1903 - Berlin : Süsserott
Das Altertum. A. Das Morgenland. 1 Die Ägypter. 1. Das Nilland. — Ägypten, das Wunderland des Altertums, ist eine lange, schmale Talebene, welche vom Nil durchflossen wird. Hohe Bergketten begrenzen das Tal im Osten und Westen. Im Norden erweitert sich das Tal Zu einer Tiefebene, die von zwei Armen des Nils und dem Meere umgeben wird und daher ein Dreieck bildet. Sie wird wegen ihrer Ähnlichkeit mit einem griechischen Buchstaben das Delta genannt. Ägypten verdankt seine Fruchtbarkeit dem Nil. Ohue den Nil wäre es eine Wüste. Wenn im afrikanischen Hochlande, der Quellgegend des Nils, der Schnee schmilzt und die Regenzeit beginnt, dann schwillt der Strom an. Ende Juli tritt er aus seinen Ufern und verwandelt das ganze Land in einen See, ans welchem Dörfer und Städte wie Inseln hervorragen. Je höher die Flut, desto größer ist die Freude des Volkes in Erwartung einer reichen Ernte. Denn die Nilfluten lassen eineu fetten, rötlichen Schlamm zurück, in welchem die Saaten üppig gedeihen. Im Oktober beginnt die Aussaat, Ende März die Ernte. Darauf dörrt die Sonne den Boden des regenlosen Landes so sehr aus, daß Ägypten einem nngeheureu Staubfelde gleicht. Alles harrt auf das abermalige Steigen des segenspendenden Flusses. Bleibt die Überschwemmung aus, oder ist sie nur geringe, so entsteht Mißwachs und Teurung. Ein weiser König ließ deshalb den Möris-See graben. Dieser gewaltige Wasserbehälter sollte in den nassen Jahren das überflüssige Wasser aufnehmen, um damit in dürren Jahren den Staubboden zu befeuchten. Man teilte das Land in Ober-, Mittel- und Unterägypten. In Ober-ägypten lag das hnnderttorige Theben, in Mittelägypten die alte Königsstadt Memphis, in Unterägypten (Land Gosen) lagen die Städte Sais und Pelusium. Am Meere wurde sväter Alexandria gegründet. 2. Das Volk. — Die Ägypter schieden sich in sieben Stände oder Kasten: Priester, Krieger, Ackerbauer, Handwerker, Schiffer, Dolmetscher, Hirten. Die Beschäftigung des Vaters vererbte sich ans den Sohn. Die höchste Kaste bildeten die Priester. Sie besorgten den Gottesdienst, lasen in den heiligen Büchern und beobachteten die Sterne. Sie waren auch Baumeister, Ärzte und Richter. Aus der Kriegerkaste gingen die Könige hervor. Die Könige der Ägypter führten den Namen Pharao, d. H. Sohn der Sonne, und wurdeu göttlich verehrt. Den Priestern und Kriegern gehörte der Boden des Landes; gegen eine Abgabe wurde er au die Ackerbauer verpachtet. Die Handwerker bewiesen in ihren Arbeiten große Geschicklichkeit. Benjes, Geschichtsbilder. A. 1

5. Geschichte des Altertums - S. 1

1903 - Berlin : Süsserott
Das Altertum. A. Das Morgenland. 1 Die Ägypter. 1. Das Nilland. — Ägypten, das Wunderland des Altertums, ist eine lange, schmale Talebene, welche vom Nil durchflossen wird. Hohe Bergketten begrenzen das Tal im Osten und Westen. Im Norden erweitert sich das Tal zu einer Tiefebene, die von zwei Armen des Nils und dem Meere umgeben wird und daher ein Dreieck bildet. Sie wird wegen ihrer Ähnlichkeit mit einem griechischen Buchstaben das Delta genannt. Ägypten verdankt seine Fruchtbarkeit dem Nil. Ohne den Nil wäre es eine Wüste. Wenn im afrikanischen Hochlande, der Quellgegend des Nils, der Schnee schmilzt und die Regenzeit beginnt, dann schwillt der Strom an. Ende Juli tritt er aus seinen Ufern und verwandelt das ganze Land in einen See, aus welchem Dörfer und Städte wie Inseln hervorragen. Je höher die Flut, desto größer ist die Freude des Volkes in Erwartung einer reichen Ernte. Denn die Nilfluten lassen einen fetten, rötlichen Schlamm zurück, in welchem die Saaten üppig gedeihen. Im Oktober beginnt die Aussaat, Ende Mürz die Ernte. Darauf dörrt die Sonne den Boden des regenlosen Landes so sehr aus, daß Ägypten einem ungeheuren Staubfelde gleicht. Alles harrt auf das abermalige Steigen des segenspendenden Flusses. Bleibt die Überschwemmung aus, oder ist sie nur geringe, so entsteht Mißwachs und Teurung. Ein weiser König ließ deshalb den Möns-See graben. Dieser gewaltige Wasserbehälter sollte in den nassen Jahren das überflüssige Wasser aufnehmen, um damit in dürren Jahren den Stanbboden Zn befeuchten. Man teilte das Land in Ober-, Mittel- und Unterägypten. In Oberägypten tag das hnnderttorige Theben, in Mittelägypten die alte Königsstadt Memphis, in Unterägypten (Land Gosen) lagen die Städte Sa'i's und Pelnsinm. Am Meere wurde svüter Alexandria gegründet. 2. Das Bolk. — Die Ägypter schieden sich in sieben Stünde oder Kasten: Priester, Krieger, Ackerbauer, Handwerker, Schisser, Dolmetscher, Hirten. Die Beschüftignng des Vaters vererbte sich ans den Sohn. Die höchste Kaste bildeten die Priester. Sie besorgten den Gottesdienst, lasen in den heiligen Büchern und beobachteten die Sterne. Sie waren auch Baumeister, Ärzte und Richter. Aus der Kriegerkaste gingen die Könige hervor. Die Könige der Ägypter führten den Namen Pharao, d. H. Sohn der Sonne, und wurden göttlich verehrt. Deu Priestern und Kriegern gehörte der Boden des Landes; gegen eine Abgabe wurde er au die Ackerbauer verpachtet. Die Handwerker bewiesen in ihren Arbeiten große Geschicklichkeit.

6. Geschichtsbilder aus der allgemeinen, der deutschen und brandenburgisch-preußischen Geschichte - S. 7

1886 - Leipzig [u.a.] : Strübig
. A. Jlilito* Ms den Jobrinnt 1. Das alte Ägypten. Fruchtbarkeit des Landes. Ägypten wird von Süden nach Norden vom Nil durchströmt, der in einem Thale fließt, das meistens mir 2-3 Meilen breit ist und im Osten von den hohen Felsen eines Gebirges, im Westen von den Randflächen der libyschen Wüste begrenzt wird. Der Nil hat, wie mehrere afrikanische Ströme, die Eigenheit, daß er im Winter am niedrigsten steht und im Sommer, wo andere Ströme durch die Hitze Wasser, verlieren und seicht werden, nicht bloß reichlich Wasser hat, sondern fast regelmäßig austritt und das ganze Nilthal überschwemmt. Diese Erscheinung hat hauptsächlich darin ihren Grund, daß der eine Arm des Nil südöstlich von Ägypten und Nubien ans den hohen Gebirgen Abessyniens ent-. springt (der andere Nilarm kommt aus den großen Seeen, welche sich unter dem Äquator befinden), wo der Schnee in den Sommermonaten schmilzt und dem Flnfse eine Fülle von Wasser zuführt. Ferner weht in deu Sommermonaten im mittelländischen Meere fast unaufhörlich Nordwestwind, welcher das Ausströmen des Nilwassers ins Meer erschwert. So tritt der Fluß am Ende des Juli oder zum Anfange des August über und bleibt zwei Monate auf den Feldern stehen. Diese Überschwemmung ersetzt Ägypten deu äußerst seltenen Regen und macht es zu einem der fruchtbarsten Länder der Erde. Tritt nun der Nil wieder in sein Bett zurück, so hinterläßt er auf dem Laude eineu fetten Schlamm, der den Boden so trefflich düngt, daß der Mensch nur zu säen und zu ernten braucht. Da nun Ägypten zugleich eine heiße Luft hat, so sind zweifache, ja dreifache Ernten von einem Felde und in einem Jahre keine Seltenheit. Diese Wohlthat der Überschwemmung schenkt iudes die Natur nur dem Nilthale; es hat daher die Kunst der Menschen schon länger als 1000 Jahre v. Chr. das ganze Land mit Kanälen durchschnitten, um auch die entfernten Teile des Landes zu bewässern. Jetzt ist das Land nicht mehr so fruchtbar, sowohl weil mau eine Verminderung der überschwemmenden Wassermassen wahrgenommen haben will, als auch weil die von den Alten angelegten Wasserleitungen teilweise eingefallen und leider nicht nieder ausgebessert worden find. Einteiln»»,, des Landes und Volkes. Schon in der frühesten Zeit wurde das Land in Ober-, Mittel- und Unterägypten eingeteilt. In Oberägypten lag das hnndertthorige Theben, die uralte, glanzreiche Hauptstadt des Landes. In Mittelägypteri war Mempljis der wichtigste Ort, welches 3000 v. Chr. Menes erbaut haben soll. In Unterägypten endlich lag Ott oder Heliovolis, später wurde hier Alexandria an einem Nilarme angelegt. Das Volk zerfiel in Mus Kasten oder Stände. Obenan standen die Priester. Sie erzogen den König, jvaren seine Ratgeber und die Richter des Volkes, überhaupt die einzigen Geehrten im Lande. Nächst ihnen wurden die Krieg er am meisten geehrt. Sie. .Mttei-Mbbb Unter Nubien > % Ägypten unter den Pharaonen.

7. Geschichten aus der Geschichte - S. 1

1890 - Königsberg i. Pr. : Koch
I. Aus dem Altertum. Die Ägypter. Land und Leute. Ägypten ist ein gar sonderbares Land, einzig in seiner Art. Nur der sechste Teil desselben ist bewohnbar, alles übrige ist Sandwüste; Regen fällt äußerst selten, der Himmel ist fast immer wolkenlos und die Hitze groß. Man sollte glauben, da könnten nicht viele Menschen leben und der Boden nur kärgliche Frucht tragen. Aber das Gegenteil findet statt. Die Bevölkerung war tu alten Zeiten sehr zahlreich und die Fruchtbarkeit so groß, daß die Ägypter noch andere Völker mit ihren Ernten nähren konnten. Jetzt ist zwar die Bevölkerung geringer, aber der Boden ebenso fruchtbar wie früher. Dies ist allein dem einzigen, aber mächtigen Strom des Landes, dem Nil, zu verdanken. Nur wo er das Land bewässert, wohnen Menschen und gedeihen Ernten. Der Nil strömt durch ein anderthalb bis zwei Meilen breites Thal, fließt von Süden nach Norden und mündet in das Mittelmeer. Er bezieht sein Wasser von weit südwärts, unter dem Äquator gelegenen Gegenden, wo vom Juli bis Oktober unglaublich große Regenmassen fallen, die dem Nilthal zuströmen. Dann ist das Flußthal für das Wasser viel zu enge, tritt weit über seine Ufer und düngt das Laud mit fettem Schlamm. Erst mit dem Oktober hört die Flut ans. Von diesem Monat bis zum Juli des nächsten Jahres hat Ägypten trocknen Boden und kann man zu Fuß oder auf Wagen reisen, in den drei Monaten der Überschwemmung ist es ein See; alle Städte sind daher auf Hügeln erbaut und der Verkehr zwischen ihnen ist in der Zeit der Flut uur auf Kähnen möglich. Die Ackerarbeit ist sehr leicht und ergiebig, der Bauer kann in einem Jahre dreimal säen und so drei Ernten gewinnen. Schon in den ältesten

8. Sagen und Geschichten aus dem Altertum - S. 83

1890 - Paderborn [u.a.] : Schöningh
I. Die Ägyptier. 1. Ägypten ist ein wunderbares Land. In unmittelbarer Nähe der todstarren Wüste Sähära gelegen, erfreut es sich einer Fruchtbarkeit, die ihm schon im Altertume den Namen einer Kornkammer verlieh. Diese Fruchtbarkeit verdankt Ägypten dem Nil. Auf dem Hochlande von Südafrika entspringend tritt dieser Fluß nach einem Laufe von etwa 700 Meilen in Ägypten ein, durch fliefst das Land seiner ganzen Länge nach auf einer Strecke von 150 Meilen und sendet endlich seine in mehrere Arme verteilten Wassermassen dem Mittelmeere zu. Seine alljährlichen Überschwemmungen haben das auf beiden Seiten von Gebirgsketten eingeschlossene felsige Land im Laufe der Jahrtausende mit einem fruchtbaren Erdreiche überdeckt. Im Monat Juni, zu einer Zeit, wo in Hochafrika auf den Gebirgen der Schnee schmilzt und die Regenzeit beginnt, überschreitet der Nil seine Ufer und übersteigt bis zum August seine gewöhnliche Höhe um mehr als 6 m. Das ganze Land gleicht alsdann einem See, aus welchem die höher gelegenen Städte wie Inseln hervorragen. Unzählige Nachen schaukeln sich auf der Flut, und jauchzend feiert das Volk die segenbringende Zeit. Denn wenn der Strom im September in seine gewöhnlichen Ufer zurückkehrt, so läfst er aller Orten

9. Die Weltgeschichte für die Jugend bis auf die neuesten Zeiten - S. 38

1818 - Leipzig : Hinrichs
38 gen Morgen von hohen Felsen eingeschlossen wird. Ohne diesen wohlthätigen Fluß würde Aegypten nichts als unfruchtbare Wüste seyn. Im Winter hat der Nil das niedrigste Wasser, im Sommer aber tritt er aus und überschwemmt das ganze Thal. Wenn nahmlich auf den hohen Gebirgen von Habe sch oder Abyssinien in den Sommermonaten der Schnee schmilzt, so schwillt der Strom so hoch an, daß er das Uferland auf beiden Seiten unter Wasser seht. Dazu kommt noch, daß in» mittelländischen Meere während der Sommermo- nate fast immer ein Nordwcstwind weht, der gerade auf die Mündung des Nils stößt und das ausströmende Wasser zurückhält. Die große Ueberschwemmung, die dadurch entsteht, fängt jedesmahl gegen den Anfang des Augusts an, ^und das ganze Land gleicht bald einem See, aus welchem Städte und Dörfer wie Inseln sich erheben. Im Oktober tritt der Nil wieder in sein Bett, und läßt auf den Feldern einen fetten Schlamm zurück, der den Boden so sehr dünget, daß der Landmann nur zu säen braucht, um reichlich zu ernten. Diese Ueber- schwemmung erseht den.negen, der in Aegypten sehr selten ist, und macht es zu einem der fruchtbarsten Länder. Zweifache, ja sogar dreifache Ernten in einem Jahre sind in Aegypten gar nicht ungewöhnlich. Schon in frühen Zeiten hat die Ersindungskraft der Aegypter die Ueberschwemmung zur Befruchtung des Bodens be- nutzt, und schon mehr als iooo Jahre vor Christus war das ganze Land mit Kanälen durchschnitten, um auch die entfernteren Theile des Landes reichlich zu be- wässern. Der ganze nördliche Theil von Aegypten dehnt sich bis zum mittelländischen Meere in einer breiter» Fläche aus, und wird von zwei Armen des Nils wie ein Drei- eck umschlossen. Dieser ganze fruchtbare Landstrich soll durch den Sand und Schlamm, den der Nil hier ab- geseht hat, nach und nach gebildet worden seyn. Nur

10. Länderkunde der fremden Erdteile - S. 118

1908 - Langensalza : Beyer
118 Afrika. Ägypten würde deshalb gleich der Wüste eine Einöde sein, wenn nicht der Nil wäre. Ihm verdankt das Land seine große Fruchtbarkeit. Inwiefern wohl? Er überschwemmt regelmäßig das breite Tal und befruchtet es mit seinem Wasser und mit dem mitgeführten Schlamm. Regelmäßig beginnt der Strom Mitte Juni zu steigen und wechselt allmählich seine Ufer. Vorher hell und durchsichtig, fließen plötzlich seine Wellen bald trübgrün, bald braun- rot dahin und steigen ununterbrochen empor, weit hinaus über das gewohnte Bett und überfluten das ganze Tal bis zum Fuße der fernen Berge. Bald ist das Festland verschwunden und das Tal in ein weites Meer verwandelt, aus dem Hunderte kleiner mit Städten und Dörfern und Palmenhainen besetzter Inseln hervortreten. Wochenlang, bis in den September hinein, steht das Land unter Wasser. Dann verläuft es allmählich; der Strom geht nach und nach in seine Ufer zurück und das Land tritt stückweis aus dem Wasserspiegel hervor. Sofort begiunen die Bewohner mit dem Aus- streuen der Saat. Ohne den Acker zu bestellen, nicht einmal Furchen braucht man zu ziehen, streut man den Samen in den aufgelösten Boden und treibt höchstens die Ziegenherden darüber hinweg, damit diese die Köner tiefer in den Boden eintreten. Alles andere überläßt der Bewohner der Sonne und dem Nil und kehrt erst wieder, wenn die Halme unter der Last der vollen Ähren zur Erde sinken, um sie mit der kurzen Sichel abzuschneiden und eine zweite Aussaat vorzubereiten. Aber worin hat das regelmäßige Steigen und Fallen des Nilstroms seinen Grund? Die Ursache der Überschwemmungen liegt in den reichen Niederschlägen seines Quellgebietes Die Quellen des Nils liegen in der heißen Zone nahe dem Äquator. Hier in den Tropen fallen die stärksten Regengüsse nach dem Eintritt des höchsten Sonnenstandes (Zenitalregen). Diese Regengüsse wandern mit der Sonne. Am frühesten treten sie unter dem Äquator ein, also in den Gebieten des Viktoriasees, und rücken dann allmählich immer weiter nach Norden vor. Der Nil sammelt die Wasser- massen und trägt sie nordwärts; die großen Zuflüsse führen ihm immer neue Wassermassen zu und jeder spätere Regen vermehrt die Wassermenge des Stromes, so daß dieser dann über die Ufer tritt und das Tal mit seinem befruchtenden Naß überflutet. So ist die große Fruchtbarkeit Ägyptens ein Geschenk des Nils und der Nil der „Vater des Segens". Und trotzdem konnte, wie wir aus der Geschichte Josephs wissen, auch über Ägypten „teure Zeit" hereinbrechen! Wie war dies möglich? Nicht immer fallen die tropischen Regen in den Quellgebieten des Nils so reichlich, daß der Strom das ganze Tal überfluten kann, nicht selten kommt es vor, daß der Wasserstand nicht die nötige Höhe erreicht, dann bleiben weite Strecken des Tales unbefruchtet und können keine Ernte geben. Für Ägypten bedeutet dies jedesmal eine teilweise Hungersnot.^) i) Plinius sagt: „Bei einer Höhe von 10 Fuß entsteht Hungersnot, selbst bei 13 Fuß herrscht noch Mangel, 14 Fuß erregen Frohsinn. 15 Sorglosigkeit, 16 aber allgemeinen Freudenrausch." — Wenn das ganze Tal überflutet werden soll, muß der Nilpezel bei Kairo eine Höhe von 8.5 m anzeigen.

11. Lehrbuch der Weltgeschichte oder umständlichere Erzählung der merkwürdigen Begebenheiten aus der allgemeinen Weltgeschichte - S. 39

1852 - Altona : Hammerich
39 worfen, spater der persischen, bis etwa 1vvv n. Chr. muhamedanische Völkerschaften ganz Indien eroberten, welches seitdem nicht wieder un- abhängig geworden ist. Aegypten wird von der südlichen Grenze bis zur nördlichen vom Nil durchströmt, der in einem engen Thale fließt, das meist nur zwei bis drei Meilen breit und gegen Osten von hohen Felsen, im Westen von dürren Sandwüsten begrenzt wird. Dieser Strom hat die merk- würdige Sonderbarkeit, daß er im Winter, wo alle andere Flüsse hohes Wasser haben, am niedrigsten fließt, und im Sommer, wo die Hitze austrocknet und andere Flüsse seicht werden, nicht bloß hohes Wasser hat, sondern sogar austritt und das ganze Nilthal überschwemmt. Diese Erscheinung hat einen doppelten Grund; erstens entspringt der Nil südlich über Aegypten in den sehr hohen Gebirgen von Abyssinien; auf diesen schmilzt der Schnee in den Sommermonaten und giebt da- durch dem Flusse eine Fülle von Wasser, welche in den Wintermonaten fehlt, wo Kalte und Frost diesen Zufluß hindern. Zweitens weht in den Sommermonaten im mittelländischen Meere fast unaufhörlich der Nordwestwind; dieser steht gerade auf die Mündung des Nil und hält dadurch das Wasser, welches ausströmen will, zurück. So tritt der Strom im August über und bleibt an zwei Monate bis in den October auf den Feldern stehen. — Diese Überschwemmung ersetzt den in Aegypten seltenen Regen, macht es zugleich zu einem der fruchtbarsten Länder der Erde und erleichtert gar sehr den Ackerbau. Denn tritt der Nil wieder in sein Bette zurück, so läßt er auf dem Lande einen fetten Schlamm, der den Boden so trefflich düngt, daß der Mensch nur zu säen und zu ärndten braucht. Da nun Aegypten zugleich eine warme oder vielmehr heiße Luft hat, so sind zweifache, ja dreifache Aerndten von einem und demselben Felde in einem Jahre nicht unge- wöhnlich. — Diese Wohlthat der Ueberschwemmung schenkt indeß die Natur nur dem Nilthale: es hat daher die Kunst der Menschen, die sich in Aegypten am frühesten in sinnreichen Erfindungen zeigte, schon länger als 1000 Jahre vor Christi Geburt, das ganze Land mit Ka- nälen durchschnitten, um auch die entfernteren Theile Aegyptens zu be- wässern. Und wahrscheinlich haben sie schon früh die Wasserschraube gekannt, wodurch man Wasser selbst auf Anhöhen hinauf leiten kann. Der nördliche Theil Aegyptens wird eine breitere Fläche, durch die der Nil sonst mit sieben Armen strömte und das ganze wie eine dreieckige Insel umschloß. Dieses Dreieck nennt man wohl mit dem Namen eines griechischen Buchstaben, Delta, weil auch dieser wie ein Dreieck gestaltet ist J. Dieses ganze Delta, erzählt die Sage, soll vor mehreren Jahrtausenden nicht gewesen, sondern erst nach und nach durch den Schlamm und Sand, den der Nil mit sich führt, angeschwemmt worden sein. Dies ist nicht unwahrscheinlich: wir erfahren es noch immer fort, daß Flüsse auf diese Weise ihre Mündungen verschwemmen und Land vor sich anspielen. So macht es die Donau, die durch das südliche Deutschland, Ungarn und die Türkei ins schwarze Meer sonst durch sieben Mündungen ausfloß; jetzt sind kaum noch zwei fahrbar; so die Rhone in Frankreich, die bei Lion südwärts in das mittelländische Meer strömt; sie hatte sonst eine weite Mündung, jetzt kann fast kein Schiff mehr hinein. In der Türkei, etwas oberhalb des Meerbusens

12. Kurzer Lehrgang der Alten Geschichte - S. 4

1899 - München : Oldenbourg
4 § 3. Geographische Verhältnisse von Ägypten. I. Die Ägypter. 8 3. Geographische Verhältnisse des Landes. 1. Das Land Ägypten. Ägypten heißt das untere Stufenland des Nils an der Nordostseite von Afrika. Es ist ein schmaler, durchschnittlich nur zwei bis drei Meilen breiter, aber gegen 150 Meilen langer Gebietsstrich, welcher im Osten von dem Arabischen, im Westen von dem Libyschen Wüstengebirge eingegrenzt wird und sich erst in der Küstengegend zum sogenannten Nildelta erweitert. Ganz Ägypten ist ein regenarmes und quellenloses Land, das seine Existenz einzig dem Nilstrome und dessen alljährlichen Überschwemmungen dankt. Die Mküöerschrvemmungen. Der Nil, einer der größten Flüsse der Erde, entsteht durch die Vereinigung zweier Hauptarme, des Blauen Stromes, der aus dem Abessinischen Hochlande herniederstürzt, und des stärkeren Weißen Stromes, welcher aus dem Ukerewe, einem großen Binnensee in der Nähe des Äquators, entspringt. Beide nehmen in ihrem Oberlaufe infolge der tropischen Regen (zur Zeit der Sommersonnenwende) eine außerordentliche Wassermenge auf. Dieselbe kündigt sich schon Ende Juni in Ägypten durch eine Trübung und langsame Steigung des Stromes an. Zwei Monate lang nimmt von da an die Nilschwelle zu und überzieht im August und September allmählich das schmale Thalland mit einer weithin reichenden Überschwemmung. Durch Kanäle und Dämme, durch künstlich angelegte Seen und Schöpf-Vorrichtungen hatte man im Altertum viel besser als heute dafür gesorgt, das Wasser für späteren Bedarf aufzusparen und auch den höher gelegenen Landstrichen zuzuführen, welche von der Überschwemmung nicht mehr erreicht wurden. Diese alljährliche Dnrchnässung und der dabei zurückgelassene Schlamm verliehen dem sonnigen Boden eine ungewöhnliche Fruchtbarkeit. 2. Provinzen und Städte. Das kleine Gebiet, welches geographisch in Ober-, Mittel- und Unterägypten geteilt wird, nährte ehedem eine sehr dichte, nach alten Berichten auf 7 — 8 Millionen geschätzte Bevölkerung und hatte eine große Zahl bedeutender Städte. In Oberägypten stand das „Huudert-thorige" Theben; in Mittelägypten, zwei Meilen südwärts vom heutigen Kairo, aber am linken Nilufer, lag Memphis, die älteste Hauptstadt des Landes. Im Delta waren die ansehnlichsten Orte On oder Heliopölis und Sais, ferner Kanopus1) und Pelusium (an der Ansmündnng der zwei bedeutendsten Nilarme). Über alle erhob sich später die von Alexander dem Großen gegenüber der Insel Pharus angelegte Seestadt Alexandria. Zeitweise gehörten zu Ägypten auch die stromaufwärts gelegenen Länder Nubien und Äthiopien (oder Abessinien) als unterworfene Provinzen. O Über die Betonung der altsprachlichen Namen vergl. den Anhang am Schlüsse dieses Buches.

13. Theil 2 - S. 334

1875 - Leipzig : Brandstetter
334 tungen hat man herausgebracht, daß die Erhöhung in 1000 Jahren 57 Zoll betrug, so daß sich seit König Menes eine Erhöhung von 33v4 Fuß ergäbe. Nun kam man aber bei Nachgrabungen in dem Delta auf 40—50 Fuß bloß durch Lagen von Pflanzenerde mit quarzichtenl Sande vermischt, wie ihn der Nil mit sich führt. Das Wasser des Nils steht schon von Alters her in dem Rufe, daß es gesund sei, und die Neueren haben diesen Ruf bestätigt. Es ist sehr leicht und von angenehmem Geschmack, so daß ein Reisender sich der Ver- gleichung bedient hat, es sei unter den Wassern, was der Champagner unter den Weinen. Die Aegypter sagen, wenn Mohammed davon getrunken hätte, so würde er Gott um ein ewiges Leben gebeten haben, um es immer trinken zu können. Man macht davon noch häufig Sendungen nach Con- stantinopel für den Gebrauch des Großherrn und des Serail. Aus dieser gedrängten Schilderung des Nils ersieht man die Wohl- thaten, die er über Aegypten verbreitet. Es bildet sich, es besteht nur durch ihn. Wenn seine Ueberschwemmungen aufhörten, geriethe es in die furchtbarste Noch. Wenn der Fluß vertrocknete, würde Aegypten von der Oberfläche des Erdballs verschwinden, sein Ackerboden würde ver- öden und in kurzer Zeit von der Wüste verschlungen sein. Ein erlauchter Portugiese, Albuquerque, wollte im 15. Jahrhundert, um dem portugiesi- schen Handel in Indien das Monopol zu sichern, Aegypten zerstören, und zu diesem Ende entwarf er den Plan, den Nil, bevor derselbe den Ka- tarakt von Syene erreicht, abzuleiten. Der Gedanke war für menschliche Kraft zu kühn — aber es lag ihm Wahrheit zu Grunde. Der Nil wurde von den alten Aegyptern nicht nur durch den Bei- namen des Heiligen, des Vaters und Erhalters des Landes gefeiert, sondern er wurde als ein Gott verehrt und hatte einen Dienst und Priester. Man ging in der Verehrung des Stromes so weit, daß er als ein sichtbares Abbild Ammons, der höchsten Gottheit, betrachtet wurde. Er war für die Aegypter eine Offenbarung dieses Gottes, der in dieser Gestalt das Land belebte und bewahrte, weshalb auch die Griechen den Nil den ägyptischen Jupiter nannten. Der Nil ward unter einer Person dargestellt, die von menschlicher Gestalt und sehr dick war; auf dem Haupte einen Kranz von Iris oder Schwertlilien, dem Symbol des Flusses zur Zeit der Ueberschwemmung. Der Nilgott brachte im Namen der Könige, die er unter seine Obhut genommen, den großen Göttern Spenden dar. Man sieht ihn abgebildet, wie er ein Tabulett trägt, worauf bald vier Vasen sind, gefüllt mit heili- gem Wasser, und ein Scepter, das Emblem der Reinheit, bald Brod, Früchte, Blumensträuße und verschiedene Eßsachen, aus denen gleich- falls das Scepter der Reinheit emporragt.

14. Aus allen Zonen - S. 296

1914 - Leipzig : List & von Bressensdorf
296 Afrika. Ii. Saharagebiet. ist heute von einer 10—12 Meter dicken Schicht fruchtbaren Schlammes be- deckt, einer feintonigen, etwas kalkhaltigen Masse, die zu 49 Prozent aus organischen Stoffen besteht, getrocknet sehr hart wird und schon von jeher zur Ziegelbereitung benutzt wurde. Nachdem der Nil Nubien verlassen hat, durchbricht er bei Afsnan einen vom Roten Meere her vordringenden Granitquerriegel, dessen Gestein- trümmer den „Ersten Katarakt" bilden, und beginnt seinen Unterlauf, der 60 Kilometer abwärts noch einmal durch eine Sandsteinschlucht von 200 Meter Breite eingeengt wird. Größtenteils fließt der Strom von hier ab am Fuße des meist steil aufsteigenden Ostrandes hin, während ihn links ein breiterer, flacher Uferstreifen begleitet. Von entscheidendem Einfluß auf fast alle Verhältnisse des Landes ist das jährliche Anschwellen des Stromes, das durch die tropischen Regengüsse im Gebiet der großen zentralasrikani- schen Seen und des abessinischenberg- landes bedingt wird, bei Assuan Ende Juni, bei Kairo Ansaug Juli beginnt und in der ersten Hälfte des Oktobers seinen höchsten Stand er- reicht. T?ie darauf- folgende Abnahme ist im allgemeinen eine langsame, so daß der Fluß erst int April, Mai und in den ersten Tagen des Juni aus den niedrigsten Stand sinkt. Der Unterschied zwischen höchstem und tiefstem Wasserstand beträgt bei Assuan 15, bei Theben 81/2, bei Kairo 7y2 Meter, und ein Zurückbleiben hinter der heute uormaleu Überschwemmung von acht Metern auch nur um einen Meter hat in Oberägypten bereits Dürre und Hungersnot im Gefolge, während andrerseits schon 50cm mehr furchtbare Verwüstungen im Delta anrichten können. So ist der Nilmesser wirklich die Nationaluhr Ägyptens, und seine Angaben werden noch heute, wie im Altertum, mitspanuung verfolgt.— Um zu verhüten, daß sich das Hochwasser des Nils mit seinem besruch- teuden Inhalt zu schnell in das Meer ergieße, wurde das ganze kulturfähige Land seit Urzeiten durch Dämme, die während der Überschwemmung auch als Verkehrswege dienen, in ungeheure Becken eingeteilt, in die das kostbare Naß durch Kanäle unter Obhut besonderer Ingenieure eingeführt und so lange — gewöhnlich 60 Tage —- aus einer gewissen Höhe gehalten wird, bis die gehörige Menge Nilschlamm abgesetzt ist. Unterbleibt die Bewässerung

15. Abriß der Geschichte des Altertums - S. 1

1910 - Breslau : Hirt
Abriß der Geschichte des Altertums von Stadtschulinspektor Friedrich Tromnau in Königsberg i. Pr. Mit 6 Abbildungen im Tert. Inhaltsübersicht. Seite j ©eite I. Die Ägypter.......................1! Iv. Die Perser.........................6 Ii. Die Phönizier. . 3 V. Die Griechen......................< Iii. Die Babylonier und Assyrer . . 4 Vi. Die Römer........................20 I. Die Ägypter. 1. Das Land. Ägypten liegt im Nordosten Afrikas. Es umfaßt das Land zwischen den Mmdnngen des Nils (Delta) und das schmale Niltal bis 130 km weit nach Süden. Im Osten und Westen wird es durch öde Gebirge vom Roten Meer und von der Libyschen Wüste getrennt. Obgleich das Klima heiß und trocken ist, sind doch Delta und Niltal sehr fruchtbar; denn der Nil überschwemmt in jedem Jahre während der Sommermonate das Land und laßt nach der Überschwemmung einen fruchtbaren Schlamm zurück. So war es schon in den ältesten Zeiten. Deshalb galt Ägypten für die Kornkammer der alten Welt. Außer Getreide wuchsen in dem Lande Palmen, Reis, Feigen, Flachs und Papierschilf. Von bemerkenswerten Tieren lebten dort das Flußpferd, das Krokodil, der Ichneumon und der Ibis. 2. Die Bewohner, a) Kasten. Ägypten war im Altertum gut bebaut und stark bevölkert. Die ernsten, mäßigen und fleißigen Bewohner wurden in erbliche Stände oder Kasten geteilt. Die Priester bildeten die vornehmste Kaste. Sie leiteten den Gottesdienst und besaßen als Baumeister, Ärzte, Richter und Sternkundige eine hohe Bildung. Die Krieger hatten das Land zu beschützen. Sie standen im Ansehen den Priestern fast gleich und wählten aus ihrer Mitte die Könige oder Pharaonen [Söhne des Sonnengottes Ra], die unumschränkt regierten. Außer diesen beiden Kasten, die strenge voneinander geschieden lebten, gab es noch die weniger abgesonderten Kasten der Gewerbetreibenden, Nilschiffer, Dolmetscher, Ackerbauer und Schweinehirten. Letztere galten als unrein und waren vom Besuch der Tempel ausgeschlossen. b) Religion. Die Ägypter verehrten die Naturkräfte, die ihnen entweder Segen oder Verderben brachten, und die nützlichsten und schädlichsten Tiere des Landes. Die höchste Verehrung wurde dem Lebensgott Osiris [Sonne, Nil] und seiner Gemahlin Isis [Mond, Erde] zuteil. Diesen Segensgöttern stand der böse Typhort, der Gluthauch der Wüste, gegenüber, der als „allmächtiger Zerstörer und Veroder" sehr gefürchtet war. Von den Tieren hielten die Ägypter Katze, Hund, Krokodil und Ibis besonders heilig. Wer eins von diesen Tieren tötete, wurde mit dem Tode bestraft. Die höchste Verehrung genoß jedoch der Apis, ein schwarzer Stier mit einem weißen, dreieckigen Flecken auf der Stirn; denn er galt als Sinnbild des Osiris. Wenn er starb, herrschte im ganzen Lande Hirts neues Realienbuch. Nr. 7. ' __,, ,, 1

16. Lehr- und Lesebuch für die gewerblichen Fortbildungsschulen Bayerns - S. 125

1886 - München : Ackermann
125 das Land, >vo die älteste Kultur sich entwickelte und in unverwüstlichen Kunstschöpfungen für alle Zeiten sich ein Denkmal gesetzt hat; hier ist der heilige Boden, wo Moses und die Philosophen Griechenlands ihre Weis- heit empfingen. Im ganzen ist Ägypten als ein fruchtbarer Landstrich mitten in der Wüste zu betrachten. Das ganze Land ist ans beiden Seiten vom Nil herangeschwemmt und besteht aus Schlammschichten, die 8 m abwärts gehen. Die alten Schriftsteller nannten daher Ägypten „ein Geschenk des Nils". Das reiche, fruchtbare Nilthal bietet zwar zu jeder Jahreszeit ein verschiedenes Bild, aber allemal eine gewisse Eintönigkeit ohne Abwechselung; besonders ist dies bei den Feldern des Delta der Fall. In der Mitte unseres Frühlings ist die Ernte dort schon eingethan, und der Boden ist grau, staubig, von vielen Rissen und Sprüngen durch- furcht. Im Herbst ist das ganze Land ein See, durch das gelbrote Wasser des Stromes überschwemmt. Nur Palmenbäume, Dörfer, Städte und schmale Dämme, welche als Landstraßen die Verbindung unterhalten, ragen aus dem Wasser empor. Unzählige Barken beleben die Flut, und das ganze Volk feiert jauchzend und festlich geschmückt die Tage des Segens. Sind die tropischen Regengüsse vorüber, so tritt der Nil wieder in seine Ufer und läßt an allen Stellen eine treffliche Fruchterde zurück, die allmählich abtrocknet. Der Boden ist zu dieser Zeit nichts als halb- harter, schwarzer Nilschlamm, und es ist, als ob man auf Kautschuk trete. Wann es aber in unsern Gegenden Winter wird, so entfaltet die Natur Ägyptens ihre ganze Fülle und Fruchtbarkeit. Alle Felder sind dann mit einem Überfluß von Erzeugnissen bedeckt, wie die fruchtbarsten Länder der Erde. So lange diese Jahreszeit dauert, ist Ägypten von einem Ende bis zum andern eine prachtvolle Wiese, ein Blumenfeld, ein Ährenmeer. Die Luft ist so hell, glänzend und durchsichtig, daß sie dem Auge wehe thut, und eine heiße Sonne liegt fortwährend auf der weit gedehnten Fläche. Dennoch gefällt Ägypten den Fremden wie den Ein- geborenen, denn es besitzt einen fruchtbaren Boden und ein herrliches Klima. Das Wasser friert hier niemals, den Schnee kennt man nicht, und die Bäume sind immer grün, da die abfallenden Blätter sogleich von nachwachsenden frischen ersetzt werden. Mau kann drei- bis viermal-ernten im Jahr. Zu diesen Vorzügen der Natur kommen noch die prachtvollen Denkmale einer großen Vergangenheit. Hier befinden sich in der Nähe von der Hauptstadt Kairo die ältesten Denkmäler der Erde, die Pyramiden. Als riesige Marksteine einer ins fabelhafte Altertum hinaufreichenden Ge- schichte ragen sie auf und bezeichnen den Punkt, wo zuerst auf der Erde eine höhere Kultur Wurzel geschlagen hatte. In ungeheurer Masse um- schließen sie als riesige, spitzzulaufende, vierseitige Grabgebäude eine kleine Kammer, die den Sarg des Herrschers enthielt. Die größte ist die des Cheops, welche 151 m in der Höhe mißt. In der Nähe der Pyramiden- gruppeu lagert ein nicht minder großartiges Skulpturwerk, der Sphinxkoloß, ein gewaltiger Löwenleio mit einem Manneshaupte, aus einer natürlichen Felserhöhung des Bodens herausgearbeitet. Mit den Pyramiden sind ausgedehnte Privatgräber verbunden, aus deren unabsehbaren, gleichför- migen Totenfeldern sich jene gigantischen Königsgräber erhoben, wie aus der Masse des unterworfenen Volkes die Pharaonen selbst. Diese Gräber sind mehr oder minder tief aus dem natürlichen Felsen ausgemeißelt. Sie beginnen mit einem kleinen Heiligtum, das zum Totenkultus bestimmt war, und führen durch einen geneigten Schacht in die Grabkammer hinab. Hier in diesen kühlen, an einsamen und abgeschiedenen Orten liegenden Ruhestätten wurden die Körver der Abgeschiedenen aufbewahrt und vor

17. Lehrgang der Alten Geschichte - S. 4

1910 - Berlin [u.a.] : Oldenbourg
4 § 3. Die Ägypter. § 3. Die Ägypter. 1. Das Land Ägypten. Ägypten heißt das untere Stnsenland des Nils an der Nord ostecke Afrikas. Zeitweise gehörte zu Ägypten als unterworfene Provinz auch das südwärts angrenzende Nubien, im Altertum gewöhnlich Äthiopien geheißen. Das Ganze ist ein langer, aber sehr schmaler Gebietsstrich, der im Osten und Westen von Wüstengebirgen eingeschlossen wird und sich ertt in der Küstengegend zum sogenannten Nildelta erweitert. Das regenarme Land ist quellenlos und verdankt daher seine Existenz einzig km Nilstrom und dessen alljährlichen Überschwemmungen. „Ägypten ist ein Geschenk des Nils", sagt der griechische Geschichtschreiber Herödot.i) Der Nil, der aus den großen Binnenseen in der Nähe des Äquators entspringt, nimmt näuilich in seinem oberen und mittleren Sause infolge der tropischen Regen (zur Zeit der Sommersonnenwende) eine außerordentliche Wassermenge auf. Eude Juni zeigt sich dann in Ägypten ein langsames Steigen des Stromes, das zwei Monate lang zunimmt und im August und -ieptember allmählich das schmale Talland mit einer weithin reichenden Überschwemmung bedeckt. -Liefe alljährliche Bewässerung und der zurückgebliebene Schlamm bewirken eine ungewöhnliche Fruchtbarkeit des sonnigen Bodens, der jährlich eine zwei- bis dreimalige Ernte reisen läßt. Durch Kanäle und Dämme, durch schleusen und künstlich angelegte Seen hatte man im Altertum besser als heute dafür gesorgt, das Wasser für späteren Bedarf auszusparen und auch den höher gelegenen Landstrichen zuzuführen. 2. Provinzen und Städte. Das kleine Gebiet, das ehedem nur in Ober- und Unterägypten geteilt war, nährte eine sehr dichte Bevölkerung und hatte eilte große Zahl bedeutender Städte. In Oberägypten, an der Stelle der heutigen Orte Lnkfor und Karnak, stand das „hnnderttorige" Theben, wie es die Griechen im Gegensatze zu ihrem „siebentorigen" Theben benannt haben : in Unterägypten, 30 km südwärts vom heutigen Kairo, aber am linken Nilufer, lag Memphis, die älteste Hauptstadt des Landes. Im Delta waren die ansehnlichsten Orte O n oder Heliopölis *) und S a'is. Über alle erhob sich später die Seestadt Alexandrias, die Alexander der Große gegenüber der Insel Pharus anlegen ließ. 3. Wollis- und Staatswesen. Ägypten war von mächtigen Königen regiert, die den Ehrennamen Pharaonen, d. i. Bewohner des „großen Hauses", führten und sich Söhne des Sonnengottes Re oder Amon nannten. -)|Sach den Königen bildeten die Priester den vornehmsten Stand der Bevölkerung; denn sie leiteten nicht nur das Religionswesen, sondern waren x) Uber die Betonung der altgeschichtlichen Eigennamen vgl. die Regel S. 22 unten.

18. Kleines Lehrbuch der Erdkunde - S. 62

1909 - Trier : Lintz
62 Die Außereuropäischen Erdteile. Nach der Vereinigung seiner Quellströme beginnt der Nil den langen Lauf durch die Wüste. Durch 15 Breitegrade muß er sich den Weg zum Meere erkämpfen. Der Sonnenbrand zehrt so an dem mächtigen Strome, daß feine größte Tiefe nur uoch 5 in beträgt. Auders ist dessen Anblick zur Zeit der Hochflut, die alljährlich mit großer Regelmäßigkeit eintritt. Dann überschwemmt der Nil weithin seine Ufer. Durch die Wüstentafel hat sich der Nil ein tiefes und breites Tal gegraben. An mehreren Stellen hatte er härtere Felsbänke zu durch- brechen, über die er in wildem Wirbel dahinschießt. Von Omdnrman an zählt man 6 große Katarakte oder Stromschnellen. Unterhalb Kairo beginnt das Nildelta, das der Strom in zwei Hanpt- und zahlreichen Nebenarmen durchfließt. b) Dem Nil verdankt das alte Kulturland Ägypten am Unterlaufe des Stromes feine große Fruchtbarkeit. Darum war den alten Ägyptern der Nil ein heiliger Strom. Soweit die Überschwemmungen desselben reichen, ist grünes Land, dicht daneben Wüste. Es ist wichtig, daß die Überschwemmungen regelmäßig eintreten, als Folge der Tropen- regen. Diese wandern mit dem Höchststande der Sonne. (Am Globns zu zeigen!) Der fruchtbare Schlamm, den der Nil mit sich sührt, ent- stammt dem Blauen Nil und dem Atbara. Mit ihm werden Ägyptens Felder gedüugt. Jährlich kann zwei- bis dreimal geerntet werden. Im Nildelta wird viel und gute Baumwolle gezogen. Viel verbreitet ist wie in den Oasen die Dattelpalme. Damit die Überflutung des Laudes in dem nötigen Umfange statt- finden kann, haben schon die alten Ägypter bedeutende Anlagen ge- schaffen. Aber Großartigeres schuf die neuere Zeit. An der Stelle, wo sich der Nil gabel, wurde eine große Schleuse augelegt und bei Assuan der gewaltige Nildamm erbaut. In Ägypten liegt die größte und prächtigste Stadt Afrikas, Kairo (709099 E.). Sie ist die Resideuz der Chedive und Sitz der ägyptischen und englischen Verwaltuugsbehördeu. Am Meere liegt die große Handelsstadt Alexandria (400 000 E.). 4. Das Hochland des 6u6ätt. § 74. a) Das Gebiet südlich von der Sahara heißt Sudan. Sein öst- licher Teil gehört also noch dem Nilgebiete an, sein mittlerer wird vom Tschadsee-Becken und sein westlicher vom Gebiet des Niger gebildet. Das Gebiet des Tschad-Sees ist ein abflußloses flaches Becken. Der in 270 m gelegene Tschad-See (27000 qkm) ist eigentlich ein nn- geheurer Sumpf, dem der Schari eine große Wasserfülle zuführt.

19. Europa, die fremden Erdteile und die allgemeine Erd- und Himmelskunde - S. 193

1908 - Trier : Stephanus
Nil eine besondere Bedeutung, Zunächst ist er sehr reich an geschicht- Uchen Erinnerungen. Man denke nur an Joseph, Moses, Pharao, Alexander und Napoleon. Kein anderes Gewässer hat in sich selbst eine' so eigenartige Natur als der Nil. Man betrachte seinen Ursprung oder seine Mündung, die Richtung seines Laufes oder seine zeitweisen Überschwemmungen, seine todstarren Ufer oder die belebende Kraft seines Wassers, stets erscheint er fast einzig und unvergleichbar. Er ist der zweitlängste Strom der Erde, mehr als doppelt so lang wie die Donau und mehr als 4^ mal so lang wie der Rhein. Er gleicht einem Baume, der aus verborgener, vielverzweigter Wurzel seine Kraft nimmt, sie in gedrängtem Stamme sammelt und die gesammelte end- lich im Geäst der Krone entfaltet. Gerade an der Mündung gewährt er seine Wohltaten am reichlichsten. Erinnert man sich daran, daß am Steigen des Nils das Leben eines ganzen Volkes hängt, daß er fast ausschließlich einem Lande feuchte Labung spendet, so begreift man die durch alle Zeiten fortgeerbte Verehrung desselben. Auch die heutige Bevölkerung nennt ihn Vater des Segens. Er entsteht aus dem Weißen und dem Blauen Nil. Die Quelle des Weißen Nils ist der Viktoriasee (Viktoria-Nianza [niansa], 1858 entdeckt und zu Ehren der englischen Königin Viktoria benannt). Der Abfluß dieses Riesensees ergießt sich nach prächtigen Fällen in einen neuen See, den Albertsee (benannt nach dem Gemahl der Königin Viktoria und 1863 entdeckt), aus dem die starke Stromader nach Norden fließt. Bei Ehartum vereinigt der Weiße Nil sich mi tdem von dem Alpenland von Habesch kommenden Blauen Nil. Dieser hat seinen Namen von der Klarheit des Wassers, das die blaue Farbe des Himmels wider- spiegelt. Auf seinem weitern Laufe bildet er mehrere Stromschnellen. Zuletzt erreicht er Ägypten, das er mit sehr schwachem Gefälle und in ruhigem Laufe durchströmt. Er bewässert und befruchtet eine zwischen den öden Hochebenen der Libyschen und Arabischen Wüste gelegene 15 — 22 km breite Talspalte. Unterhalb Kairo teilt sich der Nil in zwei gewaltige und zahllose kleinere Arme und bildet das durch seine Fruchtbarkeit berühmte Delta (so genannt wegen seiner Dreiecks- gestalt und seiner Ähnlichkeit mit dem griechischen Buchstaben A [Delta]), ein niedriges, sumpfiges Acker- und Weideland mit großen Strandseen. Die Alten haben sieben Nilmündungen gekannt, und wenn heutzutage deren nur zwei sind, die von Rosette (im Westen) und die von Damiette (im Osten), so deutet dieser Umstand auf eine gewaltige Änderung des Deltas im Laufe der Jahrtausende hin. d. Die Überschwemmungen des Nils. Schon im Altertum wurde Ägypten ein Geschenk des Nils genannt, und das mit Recht; denn der Nil ist es, der das Land bewässert, durch seine regelmäßigen Überschwemmungen fetten Schlamm auf dasselbe ablagert und so unter einem fast regenlosen Himmel eine üppige Fruchtbarkeit erzeugt. Während sich bei uns im Frühling die Natur verjüngt und es überall grünt und blüht, ist Ägypten von der Sonne verbrannt und zerrissen. Kein Quell erfrischt den Boden, keine Wolke sendet Regen; ein Glut- wind haucht sein Feuer über das geborstene Staubseld. Bald wechselt Schiffels, Geographie Ii. 2. Auflage. 13

20. Die weite Welt - S. 173

1882 - Leipzig : Klinkhardt
173 „Welches Namens ist dort die Burg", fragte ich den Begleiter, „welche nur einige hundert Schritte von hier auf dem Gipfel jenes Hügels steht?" — „Das ist die Davidsburg auf Zion", sagte eintönig der Führer. Hier hat der Mann gewohnt, der größte seiner Zeit, der ein Prophet war, ein Dichter und ein König. Von hier aus konnte er Jerusalem beschauen und ungestört des Flusses strömende Welle, das stille, grünende Thal, die Tamarinden- und Olivenbäume betrachten, wie sie schmücken die Häupter der Hügel. Gegen Südost liegt vor dem Auge des Beschauers das Thal Josaphat, die Moschee auf Morija und weiterhin der Kessel des Toten Meeres. Kein Anblick vermag die Seele mit so trüben Gedanken zu er- füllen wie das Thal Josaphat, ein enges Thal zwischen zwei Hügeln, deren einer den Ölberg, der andere die Stadt Jerusalem auf seiner Höhe trägt, von dem fast wasserlosen Kidron durchschlichen. Niemals scheint die Sonne in diese düstere Tiefe; morgens verbirgt sie sich hinter dem Oelberge und nachmittags hinter Morija. Es ist das Thal der Schatten und der Gräber, und wer über die Brücke geht, die dort den Kidron überbaut, wird von unwillkürlichen Schaudern ergriffen. Rechts von der Brücke erheben sich die Gräber Absaloms, Josaphats und Sacharjas. Betende liegen an der Stätte dieser Gräber ans dem Boden hingestreckt, und eine Masse auf- geschichteter Steine vermehrt das Traurige dieses Ortes. „Dort im Osten", sagte der Führer zu mir, „sehen Sie Bethanien und den Ölberg." — Nächst Bethlehem ist Bethanien gewiß das liebreichste Dörflein, und teuere Erinnerungen knüpfen sich an diese Stätte. Hier hat Lazarus ge- wohnt mit Maria und Martha; in ihrem Kreise hat Jesus ausgeruht von der heiligen Arbeit, um neue Kräfte zu sammeln zur Ausführung seines schweren Berufes; hier hat der aus Jerusalem Verstoßene ein Obdach, der Heimatlose eine Heimat, der von seinem Volke Verachtete Liebe und Ehre gefunden. Bethanien möchte ich den Ort der stillen Liebe nennen. Es ist so einsam, so traulich an den Berg gebaut, rings von schattigen Bäumen, von grünenden Feldern umgeben, daß man Wohnung darin nehmen möchte, umgeben von geliebten Herzen. Lange ruhte mein Blick auf Bethanien, der Heimat der Seelen, welche der Herr so lieb hatte, und meine Seele war bewegt von unbeschreiblicher Wallung. — Mit Bethanien übersieht das Auge den Ölberg. Nahe an ihm liegt Gethsemane, unten an seinem Fuße der Olivengarten und oben auf dem Gipfel die Himmelfahrts- kirche. Wie ein Berg des Friedens ist der Ölberg mit seinen Bäumen anzuschauen. Fast konnte ich mein Auge nicht wenden von den heiligen Hügeln mit ihren unvergeßlichen Erinnerungen. Hackländer. 86. Der Jordan. 1. Durch der Erde weit Gefilde rauschet manch' erlauchter Strom; herrlich spiegelt sich im Rheine Rebenhügel, Burg und Dom; an der Tiber gelben Fluten türmt sich stolz das alte Rom; hoch von Bergen bringt der Ganges Himmelslnft und Waldarom.