Ähnliche Ergebnisse
1888 -
Freiburg im Breisgau
: Herder
- Autor: Bumüller, Johannes, Schuster, Ignaz
- Auflagennummer (WdK): 3
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
316
vollen Tribut zu erheben. Ist die Schleuse durchstochen, so erfüllt
der tauseudzüngige Jubelruf die Lüfte: „Der Strom kommt, der
Strom kommt!" Etwa um den 26. September hat der Nil die
größte Höhe erreicht; das Festland ist verschwunden, nur die laugen,
vielgebrocheueu Linien der Dämme, nur die Städte und Dörfer auf
ihnen tauchen im Schmucke der Palmen und der Minarets ans der
nebelhauchenden Fläche empor. Was man steht, ist kein Fluß, kein
See, sondern ein Meer, so daß einst der griechische Geschichtschreiber
Herodot bei diesem Anblicke sich in den heimatlichen Archipel versetzt
glaubte. Aber nach wenigen Wochen schon treten einzelne hochgelegene
Punkte wieder ans dem Wasserspiegel hervor, und bald streut der
Fellah die Saat über den aufgeweichten Boden, das tiefere Eintreten
derselben seiner Ziegenherde überlassend. Alles andere besorgen die
Sonne und der fruchtbare Nilschlamm. Der Fellah kehrt erst wieder,
wenn die Halme unter der Last der Körner zur Erde sinken, um
nun mit der kurzen, sägeartigen Sichel sie abzuschneiden, aber auch
zugleich eine zweite Aussaat vorzubereiten. In dieser Periode ent-
faltet die Natur Ägyptens ihre üppigste Pracht, während im Früh-
jahr das Land von der Sonne verbrannt und zerrissen dalag und
der Chamsin seine Gluthitze über das geborstene Feld hinhauchte.
Das ganze Nilthal ist jetzt ein Garten voll Ähren und Blüten.
Berauschend ziehen die Düfte der Orangen und Mimosen, der Lu-
pinen und der süßen Kleearten durch die Lust, und über dieser ge-
segneten Erde wölbt sich in unbeschreiblicher Klarheit das Firma-
ment, wolkenlos bei Tage und wolkenlos bei Nacht.
Inzwischen fällt der Strom, der dieses Wunder schafft, in
umgekehrter Weise, wie er gestiegen, nämlich anfangs schnell, dann
zögernd, bis vom Dezember an die Abnahme kaum noch bemerkbar
ist. Nunmehr leitet der Ägypter aus den Cisternen, in welchen sich
von der Überschwemmung her Wasser gesammelt hatte, dieses von
einer Furche des Ackers zur andern. Und wunderbar! Selbst eine
so dürftige Bewässerung genügt, um dem Boden eine solche Frucht-
barkeit zu verleihen, daß in dieser Kornkammer der Welt kaum ein
Monat ohne Ernte ist. Schon Ende Januar steht der Weizen
1 ui hoch und die Gerste in schweren Ähren; viermal in fünf Mo-
2. Bd. 2
- S. 407
1875 -
Köln
: DuMont-Schauberg
- Autor: Pütz, Wilhelm
- Auflagennummer (WdK): 2
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schultypen (WdK): Höhere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
- Inhalt Raum/Thema: Völkerkunde?
- Geschlecht (WdK): Jungen
347. Der Nil.
407
den Riesenwarten seiner Pyramiden (f. Nr. 350), bis endlich bei der Sara-
cenenstadt Kairo (s. Nr. 349) der 900 Meter breite Nil in sein letztes
Stadium tritt.
Und jetzt verwandelt sich das Flußbild in ein Meeresbild. Denn hier,
wo die beiden begleitenden Bergzüge plötzlich zurückweichen oder abbrechen,
spaltet sich eben so plötzlich der Nil. Zwei Hauptarme, den von Rosette
und den von Damiette, entsendend, umfaßt der Strom die viel gepriesene
Niederung, welche von ihrer Dreieckgestalt den Namen Delta erhalten hat.
Die allmähliche Erhebung des Delta aus dem Meere beruht auf den
jährlichen Ueberschwemmungen des Nils, welche dem „werkthätigen"
Strome {noxu^iog inymixos nach Herodot) seine landbildende und land-
gestaltende Kraft verleihen. Zwar wiederholt sich diese Erscheinung auch bei
anderen Gewässern, aber bei keinem tritt sie mit solcher Regelmäßigkeit auf,
noch läßt sie sich so genau und so weit zurück verfolgen. Wir wissen, daß
der Nil von den mächtigen Gewittern angeschwellt wird, welche zur Zeit der
tropischen Regen ihre Wassermassen auf das Hochland von Sudan und
Abefsinien herabstürzen. Unter dem Aequator bereits mit dem Ende des
März beginnend, tritt die Überschwemmung je tiefer hinab, um so später,
ein, und in der regenlosen Zone des Unterlaufs verräth erst gegen Ende
Juni's der steigende Strom den gewaltigen Zuwachs des Wassers. Diese
Schwellung nimmt nun in gleichmäßiger Folge so zu, daß um die Mitte
August's der Fluß in Aegypten seine Ufer überschreitet und allmählich das
ganze Thal bis zum Fuße der Berge überflutet, um während des October
in seine Grenzen zurückzukehren und eben so gleichmäßig als er gewachsen,
zur niedrigsten Ebbe herabzusinken. Das höchste, aber gewöhnliche Maß
der Steigung beträgt für das Delta heute noch, wie in den Tagen
Herodot's und Plutarch's, 5 Meter (7 Meter Wasserhöhe), und die Wasser-
menge, welche der Strom in dieser Zeit dem Meere zuwälzt, ist zwanzigmal
größer als zuvor. Zuweilen bleibt derselbe auch wohl unter jenem Maße
zurück. Dann aber trifft Hungersnoth oder doch Mangel die Bevölkerung,
welche eben den Ueberschwemmungen allein ihre reichen Ernten verdankt.
Der Aegypter betrachtet daher diese Erscheinung fast mit religiöser Scheu:
Feste jeder Art wechseln mit einander, wenn um die Mitte des August's
die Schleuse des großen Canals bei Kairo durchstochen werden kann, welcher
hier vom Nil ausläuft und mit seinen Verzweigungen das östliche Unter-
Aegypten — das alte Gosen — überschwemmt. Unmittelbar nach dem
Durchstich fertigt der Khadi jene Urkunde aus, welche den genügenden
Wasserstand bestätigt und dem Großherrn in Eonstantinopel das Recht gibt,
von der ägyptischen Regierung den vollen Tribut zu erheben. In dem-
selben Augenblicke aber füllt taufendzüngiger Jubelruf die Lüfte: „der Strom
kommt! der Strom kommt!" Etwa um den 26. September hat derselbe die
höchste Höhe erstiegen, das Festland ist verschwunden, nur die langen viel-
1900 -
Glogau
: Flemming
- Autor: Hanncke, Rudolf
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schultypen (WdK): Höhere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 3 – Sekundarstufe 2, Klassen 9/10/11 – 12/13
- Schulformen (OPAC): Höhere Lehranstalt
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): Jungen
18
__ Denken wir nun, das Riesenprojekt der Engländer, also die
große Transversalbahn von Kairo bis zum Kap, wäre bereits voll-
endet,^ — allerdings wird der- jetzige Krieg die Ausführung wohl
verzögern — und fahren auf dieser Zukunftsbahn von Norden
nach Süden, um so die geographischen Eigentümlichkeiten des schwar-
zen Erdteils in konkretester Weise kennen zu lernen!
In Kairo, „der Perle des Orients", wird gerade das Fest der
Schleusenöffnung gefeiert. Um die Mitte des August ist der Nil
bei seiner jährlichen Überschwemmung so hoch gestiegen, daß die
Schleuse des großen Kanals durchstochen werden kann. Es ist das
ein für Ägypten hochbedeutsames Fest. Denn bekanntlich sind ja
Ägypten und Nubien eigentlich Wüsten mit Oasenstellen, d. h. sie
fallen in die Region des großen regenarmen Wüstengürtels, der sich
vom atlantischen Rande der Sahara über Arabien, Jnnerpersien bis
zur Gobi hinzieht. Diese Lande entbehren also fast gänzlich den
wohlthätigen Regen, und Kairo selbst, mehr aber noch Suez machen
sich in der Bauart ihrer Häuser diese klimatische Eigentümlichkeit zu
nutze. Denn da inan darauf rechnen kann, daß es z. B. in Suez
im Jahre durchschnittlich nur eine Viertelstunde regnet, hat man die
Häuser aufs schlechteste aus ungebrannten Steinen zusammengefügt,
und bei tagelang anhaltendem Regenwetter müßten ganze Dörfer
und Städte in sich zusammenstürzen. Die einzige Rettung für das
ägyptische Nilthal, dem Wüstenelend zu entrinnen, liegt also darin,
daß „Vater Nil" durch seine Überschwemmung die staubigen Lande
erquickt und fruchtbar macht. Wenn die tropischen Regengüsse den
oberen Nil erfüllen, beginnt in Ägypten das Wasser des Stromes
zu schwellen, Mitte August aber ist der kritische Augenblick gekom-
men, wo man ersieht, ob der Strom hinlänglich gestiegen ist, um
die Jnundation zu ermöglichen. Die Munadis^ eilen in den Kanal,
vieltausendstimmiger Jubel erfüllt die Luft, und endlich sind die
letzten Spatenstiche geschehen, der Strom stürzt brausend durch die
Schleusen. — Eine Eisenbahnfahrt durch Ägypten um diese Zeit
läßt das ganze Land als einen großen See erscheinen, wenig später
beginnt dann die dem zweiten Gleichnis des bilderreichen Ärabers
entsprechende Erscheinung, wo die Gegend wie ein lachender Garten
aussieht, um zuletzt wieder den trostlosen Charakter der Wüste an-
zunehmen. In der Zeit der üppigen Vegetation macht Ägypten,
da vorher das befruchtende Naß überall durch Kanäle und Sakien
(Schöpfräder) hingeleitet ist, einen gesegneten Eindruck. ^Getreide-
und Baumwollenfelder reifen der Ernte entgegen, und Sykomoren 1 2
1 Die Neger sollen sich recht untüchtig und ungeschickt als Arbeiter anstellen.
Alles tragen sie ans dem Kopfe, selbst die Karre, wenn sie sie entleert haben und
zurückkehren.
2 „Nilausrufer".
1888 -
Freiburg im Breisgau
: Herder
- Autor: Bumüller, Johannes, Schuster, Ignaz
- Auflagennummer (WdK): 3
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
815
Die Überschwemmungen des Ml.
Schon im Altertum wurde Ägypten ein „Geschenk des Nil"
genannt, und das mit Recht; denn der Nil ist es, der das Land
bewässert und fetten Schlamm aus demselben ablagert, dadurch
unter einem fast regenlosen Himmel üppige Fruchtbarkeit erzeugend.
Zwar haben auch andere Ströme jährliche Überschwemmungen;
aber bei keinem derselben treten diese mit solcher Regelmäßigkeit ans
und lassen sich so genau und so weit zurück verfolgen. Wir wissen,
daß der Nil von den mächtigen Gewittern angeschwellt wird, welche
zur Zeit der tropischen Regen ihre Wassermassen auf das Hochland
von Sudan und Abessinien herabstürzen. Unter dem Äquator be-
ginnt die Überschwemmung bereits gegen Ende des März; aber in
der regenlosen Zone des Unterlauses verrät erst gegen Schluß des
Juni der steigende Strom den gewaltigen Zuwachs des Wassers.
Diese Schwellung nimmt nun in gleichmäßiger Folge so zu, daß
um die Mitte des August der Fluß in Ägypten seine Ufer über-
schreitet und allmählich das ganze Thal bis zum Fuße der Berge
überflutet, um während des Oktober in seine Grenzen zurückzukehren
und ebenso gleichmäßig, wie er gewachsen, auf den niedrigsten
Wasserstand herabzusinken. Das höchste, aber gewöhnliche Maß
der Steigung beträgt für das Delta heute noch wie schon im Alter-
tum 5 m, und die Wassermenge, welche der Strom in dieser Zeit
dem Meere zuwälzt, ist zwanzigmal größer als zuvor. Zuweilen
bleibt er auch unter dem angegebenen Maße zurück. Dann aber
trifft Hungersnot oder doch Mangel die Bevölkerung, welche eben
den Überschwemmungen allein ihre reichen Ernten verdankt. Der
Ägypter betrachtet daher diese Erscheinung fast mit religiöser Scheu.
Feste jeder Art wechseln miteinander, wenn um die Mitte des August
bei Kairo die Schleuse des großen Kanals durchstochen werden kann,
welcher hier vom Nil aüsläuft und mit seinen Verzweigungen das
östliche Unterägypten — das alte Gosen — überschwemmt. Un-
mittelbar nach dem Durchstich fertigt der Kadi eine Urkunde aus,
welche den genügenden Wasserstand bestätigt und dem Sultan in
Konstantinopel -das Recht giebt, von der ägyptischen Regierung den
14*
1878 -
Danzig
: Verlag und Druck von A. W. Kafemann
- Hrsg.: Krueger, Karl A., ,
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Völkerkunde?
- Inhalt: Zeit: Geographie
252
Bilder aus Afrika.
Iii. Wilder aus Afrika.
143. Aegypten.
Aegypten ist ein heißes, regenloses, trockenes Land, das nur dem Nil-
strome seine Fruchtbarkeit und seine hohe Bedeutung verdankt. Dieser
Strom, welcher weit aus dem Innern von Afrika oem mittelländischen
Meere zustießt, entsteht durch die Vereinigung zweier Quellströme, von denen
der westliche der weiße Nil, der östliche der blaue Nil genannt wird, fließt
dann in einem bald engeren, bald weiteren Thale bis an die Südgrenze
Aegyptens, durchbricht hier ein Granitgebirge und stürzt in drei Katarakten
oder Stromfällen in ein tieferes Stromthal. Hier, bei der Stadt Assuan
(Syene), beginnt er seinen Lauf durch Aegypten uiid durchströmt nun als
mächtiger, schiffbarer Fluß in vorherrschend nördlicher Richtung einen einzigen
150 Meilen langen und 2 bis 3 Meilen breiten Thalgrund zwischen der
lybischen uiid arabischen Bergkette. Das zwischen diesen Bergketten einge-
schlossene Land wird alljährlich durch die Überschwemmung des Nil be-
fruchtet. Im März beginnt das Wasser in Folge der tropischen Regengüsse
im mittleren Afrika zu wachsen, wird höher und höher und überschwemmt
im August ganz Aegypten, so daß man mit Kähnen umherfährt und Städte
und Dörfer wie Inseln aus dem Wasser heraussehen.
Diese Überschwemmungen führen dem Lande fruchtbaren Boden zu.
Sobald sich Ende September das Wasser verlaufen hat, wird der Schlamm-
boden ohne weitere Bearbeitung besäet. Der Same geht rasch auf, und
während wir in Europa Schnee und Eis haben, reist in Aegypten die
üppigste Saat heran und kann schon anfangs März eingeerntet sein. Nun
naht allmählich eine alles austrocknende Hitze; der Boden überzieht sich mit
dickem Staube, das Laub der Bäume verdorret, und alles erwartet mit
Sehnsucht die Zeit, wann die Wasser Erlösung von den Qualen des Staubes,
der Augenkrankheiten und der Hitze bringen. Bleiben die Ueberschwem-
mungen aus, oder steigt der Nil nicht hoch genug, so kommt Aegypten m
große Gefahr. Darum ließ in ganz früher Zeit der König Möris süd-
westlich von Memphis einen See graben, welcher aus dem 40 Meter höher
gelegenen Nil gefüllt wurde. Er hatte den doppelten Zweck, in Zeiten der
Noth eine Vorrathskammer von Wasser zu sein und die anliegende trockene
Landschaft zu bewässern, die noch jetzt die fruchtbarste von ganz Aegypten ist.
Durch zahlreiche Canäle, von denen der größte der Josephscanal, den
Nil entlang läuft, durch Schleusen und Schöpsmaschinen suchte man den
fruchtbaren Nilschlamm nach allen Richtungen hin auszubreiten und ver-
wandelte dadurch das sandige Nilthal in die fruchtbarste Landschaft, die
gesegnete Kornkammer des Alterthums wie der Gegenwart. — Unterhalb
Memphis erweitert sich das Thal bedeutend, und die Bergketten treten
weiter von einander. Hier bildet der Nil, der sich im Alterthum in sieben
1878 -
München
: Kgl. Central-Schulbücher-Verl.
- Autor: Mayer, Christian
- Sammlung: Kaiserreich Geschichtsschulbuecher
- Schultypen (WdK): Mittlere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Mittlere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Mittelschule
Die Aegypter. 17
L^ohe Cultur der Aegypter.
In diesem wunderbaren Lande wohnten seit grauer Vorzeit die Aegypter, ein ernstes und begabtes Volk, vielleicht das älteste Culturvolk der Erde. Durch die Natur selbst vom Auslande geschieden und dem Verkehr mit Fremden abhold, entwickelten sich die Aegypter zu einem von andern Nationen grundverschiedenen, fast absonderlichen Wesen. Aber ihr praktischer Sinn folgte verständig den Winken, welche ihnen die Natur ihres Landes gab. Die vom Nil angeschwemmte Erde rief sie zum segensreichen Geschäft des Ackerbaues. Die geringe Breite des Thales nötigte sie zu gedrängter Gemeinschaft; so erhoben sich zahlreiche Ortschaften und volkreiche Städte, darunter die uralte Stadt Memphis und das hundertthorige Theben. Um die Gewässer des Nil zu stauen oder sie in entlegene Gebiete zu leiten, durchzogen allenthalben Dämme und Kanäle das Land. Ein kunstreich gemauertes, riesenhaftes Becken, der See Möris, regelte, soweit es Menschenhand vermochte,Hie Üeberschwem-mnngen. Und da die anstretenden Fluten des Stromes immer aufs neue die Flurgrenzen verwischten, sahen sich die Aegypter zu mathematischen Berechnungen angeregt und zur Kunst des Feldmessens. Der Schiffahrt und dem Handel ans dem Meere blieben sie abgewandt. Um Schiffe zu bauen, fehlte es ihnen an Wald. Dagegen brachen sie von den felsigen Höhen, die das Nilthal begleiten, das Gestein zu ihren weltberühmten Bauten. Da ragten gleich Steinbergen die Pyramiden auf, die gewaltigen Grabmäler der ägyptischen Pharaonen. Schlanke Obelisken, aus ctrterrt Granitblock gehauen und mit den rätselhaften Zeichen der Hieroglyphen-schritt bedeckt, deuteten zum blauen Himmel und zur leuchtenden Sonne empor. Reichverzierte Tempel, vor deren Pforten steinerne Sphinxe lagen, erhoben sich zur Ehre der Götter.
Ergänzungen. Aegypten wird von den Eingebornen Chemi d. i. v schwarze Erde genannt, im Gegensatz zur blendend Hellen libyschen Wüste. — Herodot: „Aegypten ist ein Geschenk des Nil". — Der Fellah preist den Nil als „Vater des Segens." — Die Katarakte des Nil. — Drei Jahreszeiten von je 4 Monaten: Grünzeit, Erntezeit, Wasserzeit. Amrn: „Erst Stanbgefild, dann süßes Meer, dann Blumenbeet". Der König Amenemha baute den See Möris und das Labyrinth. — An der Pyramide des Cheops bauten nach der Sage 30 Jahre lang 100 000 Menschen. — Die ägyptische Cultur die Grundlage der griechischen.
C. Mayer, Geschicktlicher Leitfaden. 2
1891 -
Leipzig
: Hinrichs
- Autor: Buchholz, Paul
- Auflagennummer (WdK): 2
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Hilfsbuch
- Schultypen (WdK): Alle Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Alle Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): koedukativ
18 Das Nilthal.
unverrückbarer Folge nimmt nun diese Schwellung derart zu,
daß um die Mitte August der Fluß in Ägypten seine Ufer über-
schreitet und allmählich das ganze Thal bis zum Fuße der fernen
Berge hin überflutet. Bald ist das Festland verschwunden; nur
die langen, vielgebrochenen Dämme, nur die Städte und Dörfer
auf ihnen tauchen im Schmncke der Palmen und Minarets aus
der nebelhauchenden Fläche. Ein ebenso reizendes als groß-
artiges Bild! Denn was man sieht, das ist kein Fluß, kein
See, sondern ein Meer, und Hunderte kleiner Inseln blitzen
daraus auf, sodaß einst Herodot bei diesem Anblicke sich in den
heimatlichen Archipel versetzt wähnte. — c) Aber nach wenigen
Wochen treten einzelne hochgelegene Punkte wieder aus dem
Spiegel hervor, und bald streut der Fellah die Saat über den
aufgelösten Boden, in den sie rasch versinkt. Er hat damit für
die Haupternte seine Arbeit gethan. Nicht einmal Furchen
braucht er zu ziehen; höchstens daß er seine Ziegenherde darüber
hintreibt und die Körner tiefer eintreten läßt. Alles andere der
Sonne und dem Nil anheimgebend, kehrt er erst wieder, wenn
die Halme unter der Last der Körner zur Erde sinken, um nun
mit der kurzen, sägeartigen Sichel sie abzuschneiden, aber auch
sogleich eine zweite Aussaat vorzubereiten. In dieser Periode,
gleich als hätten die Jahreszeiten sich verkehrt, entfaltet die
Natur Ägyptens ihre üppigste Pracht. Die Frische, die Kraft,
die Überfülle der Vegetation übertrifft alles, was man in den
gepriefensten Gegenden Europas bewundert. Das ganze Nilthal
ist eine Prärie voll Ähren und Blüten; berauschend wogen die
Düste der Orangen und Mimosen, der Jonquillen, Lupinen und
alle der süßen Kleearten, und über dieser gesegneten Erde wölbt
sich in unbeschreiblicher Klarheit das Himmelszelt, wolkenlos bei
Tag und wolkenlos bei Nacht; aber im Älher funkeln nah und
groß die Sterne. Inzwischen fällt der Strom, der dieses Wunder
schafft, mit jeder Woche. Nur aus dem Brunnen oder aus
sparender Zisterne lenkt jetzt der Ägypter das Wasser von einer
Furche des Ackers zur andern. Dort steht er an der Schöpf-
grübe, schutzlos der Sonne preisgegeben, und hebt aus der Tiefe
den Eimer; über ihm steht ein Zweiter, wohl ein Dritter, die
kostbare Spende von Hand zu Hand reichend, bis sie sich endlich
über die Scholle ergießt. Der Begüterte nimmt das Kamel oder
deil Stier zu Hilse und baut sich ein Sahkieh: ein auf- und
absteigendes Werk mit Thonkrügen, die sich füllen und leeren.
1910 -
Trier
: Lintz
- Autor: Kerp, Heinrich
- Hrsg.: ,
- Auflagennummer (WdK): 12
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrerbuch
- Schultypen (WdK): Lehrerseminar
- Schultypen Allgemein (WdK): Lehrerbildungsanstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Lehrerbildungseinrichtungen
- Schulformen (OPAC): Lehrerseminar
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): Jungen
76
Die Außereuropäischen Erdteile
Kalk- und Sandsteine an, aus denen die bis 350 m hohen Talwände
meist bestehen. An mehreren Stellen hatte er härtere Felsbänke,
meist von kristallinischem Gestein, zu durchbrechen, über die er
in wildem Wirbel dahinschießt. Von Omdurman an zählt man
6 große Katarakte oder Stromschnellen. Während in Nubien
und weiter südlich die Wüste mit ihrer ganzen öde unmittelbar
an den Nil herantritt, zieht sich das Niltal in Ägypten als ein
grünes Land zwischen den steil abfallenden Wüstenrändern hin.
Unterhalb Kairo beginnt das Ni Idei ta. das der Strom in zwei
Haupt- und zahlreichen Nebenarmen durchfließt.
b) Das Kulturbild.
§ 48. Von den Nilländern sind nur zwei der Sitz einer höhern Kultur
geworden, Ägypten und Abessinien (s. Ostafrika).
Ddessniifen Ägypten, das Land der Pyramiden, verdankt seine Kultur
Ursache, dem Nil, dem hl. Strom der alten Ägypter. Ohne die regelmäßigen
Überschwemmungen des Stromes wäre das Land Wüste, die mit
plötzlichem Übergange da beginnt, wo der Boden vom Nilwasser
nicht mehr erreicht wird. Das Steigen des Nils wird daher all-
jährlich freudig begrüßt und sein Verlauf ängstlich verfolgt. Es
wird hervorgerufen durch die starken Tropen regen, die im obern
Nilgebiete niedergehen. Da diese mit dem Zenithstande der Sonne
wandern, setzen sie unter dem Äquator gegen Ende März ein.
Etwa drei Monate dauert es, bis die Wassermassen den fast 6000 km
langen Weg bis zum Meere zurückgelegt haben. Gewöhnlich am
20. Juni wird in Kairo das erste Steigen des Stromes bemerkt.
Da die Tropenregen in derselben Richtung, wie der Nil fließt, wan-
dern, verstärkt sich die Hochflut immer mehr. Besonders stark
macht sich der Zufluß der abessinischen Gewässer geltend. Ihre
schlammigen Fluten wälzen sie gerade dann heran, wenn ein hoher
Wasserstand bereits erreicht ist. Bis Oktober hält das Steigen an,
Anfang Juni hat der Strom wieder seinen tiefsten Stand erreicht.
desbande"2 Sobald der Nil eine bestimmte Höhe erreicht hat, werden die
Schleusen geöffnet, und das schlammige Wasser wird mit Hülfe
von Kanälen und Schöpfvorrichtungen über das ganze Land ge-
leitet. So bildet es einen See, aus dem nur die auf niedrigen
Hügeln erbauten Dörfer mit ihren Dattelpalmen herausragen. Damit
die Überflutung: des Landes in dem nötigen Umfadge stattfinden
kann, muß der Pegel unweit Kairo eine Höhe von 8,5 m anzeigen.
Um sie zu sichern, schufen schon die alten Ägypter großartige
Anlagen. Von den Bauten der neuern Zeit zeichnen sich nament-
lich zwei durch ihre Großartigkeit aus, der 1890 fertig gestellte
Riesendamm nebst Schleuse an der Gabelung des Nil-
stromes, der die Bewässerung des Nildeltas regelt, und der große
Nildamm bei Assuan, der den Anbau Oberägyptens fördern sollte
und 1902 fertig geworden ist.
1903 -
Trier
: Lintz
- Autor: Kerp, Heinrich
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
Die Nilländer.
87
verehrt wurde. Ohne die regelmässigen Überschwemmungen
des Stromes wäre das Land Wüste, die mit plötzlichem Über-
gänge da beginnt, wo der Boden vom Nilwasser nicht mehr er-
reicht wird. Das Steigen des Nils wird daher alljährlich freudig
begrüßt und sein Verlauf ängstlich verfolgt. Es wird hervorge-
rufen durch die starken Tropenregen, die im obern Nilgebiete
niedergehen. Da dieselben mit dem Zenitlistande der Sonne wan-
dern, setzen sie unter dem Äquator, der den Viktoriasee, das große
Sammelbecken der Nilquellflüsse, durchschneidet, gegen Ende März
ein. Etwa drei Monate dauert es, bis die Wassermassen den fast
6000 km langen Weg bis zum Meere zurückgelegt haben. Ge-
wöhnlich am 20. Juni wird in Kairo das erste Steigen des Stromes
bemerkt. Da die Tropenregen in derselben Richtung, wie der Nil
fließt, wandern, verstärkt sich die Hochflut immer mehr. Beson-
ders stark macht sich der Zufluß der abessinischen Gewässer gel-
tend. Es ist sehr günstig, daß sie ihre schlammigen Fluten gerade
dann heranwälzen, wenn ein hoher Wasserstand bereits erreicht
ist und die Überflutung der Felder mit ihrem fruchtbaren Wasser
beginnen kann. Bis zum Oktober hält das Steigen an. Mit dem
Zurückweichen der Sonne nimmt auch die Niederschlagsmenge des
obern Nilgebiets ab. Der Strom beginnt langsam zu fallen und
erreicht Anfang Juni seinen tiefsten Stand.
Sobald der Nil eine bestimme Höhe erreicht hat, werden die Bdej^s®rd™g
Schleusen geöffnet, und das schlammige Wasser wird mit Hülfe
von Kanälen und Schöpfvorrichtungen über das ganze Land ge-
leitet. So bildet es einen See, aus dem nur die auf niedrigen
Hügeln erbauten Dörfer mit ihren Dattelpalmen herausragen.
Damit die Überflutung des Landes in dem nötigen Umfänge
stattfinden kann, muß der Pegel unweit Kairo eine Höhe von 8,5 m
an zeigen. Um sie zu sichern, schufen schon die alten Ägypter
großartige Anlagen. Von den Bauten der neuern Zeit zeichnen
sich namentlich zwei durch ihre Großartigkeit aus, der 1890 fertig
gestellte Riesen dämm nebst Schleuse an der Gabelung
des Nilstromes, welcher die Bewässerung des Nildeltas regelt,
und der große Nil dämm bei Assuan, welcher den Anbau Ober-
ägyptens fördern soll und 1902 fertig geworden ist.
Das Nilwasser hinterläßt, wenn es sich wieder verläuft, eine Anbau.
Schicht schwarzen Schlammes. Der Boden ist getränkt
und gedüngt, und die Saat kann beginnen. Die Äcker werden
vorwiegend mit Weizen, Klee, Mais und Bohnen bestellt. Be-
reits nach vier Monaten kann die Ernte stattfinden. Außer dieser
Winterernte können im Nildelta, wo die Bewässerungsanlagen am
vollkommensten sind und auch nach der Hochflut den Kulturen
noch Wasser zugeführt werden kann, noch eine Sommer- und eine
Herbstkultur gemacht werden. Die wichtige Sommerernte liefert
im Delta Reis, Baumwolle, Tabak und allerlei Garten- und Baum-
trüchte. Die wichtigsten Kulturpflanzen sind Weizen, Baum-
wolle und Mais. Zu ihnen tritt die fast überall angepflanzte
1885 -
Braunschweig
: Vieweg
- Autor: Klein, Hermann Josef
- Hrsg.: ,
- Auflagennummer (WdK): 2
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Schultypen (WdK): Höhere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Höhere Lehranstalt
- Inhalt Raum/Thema: Geographie
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): Jungen
- Konfession (WdK): offen für alle
Die Staaten Nordafrikas. 273
tropischen Regen sind bisweilen so heftig, daß die aus salzhaltigen Erdklumpen gebauten Häuser schmelzen. Die Hauptstadt Mursuk ist ein lebhafter Handelsplatz.
Ägypten ist ein tributpflichtiger Vasallenstaat der Türkei, doch erscheint sein Herrscher (der den Titel Khedive führt) im übrigen ziemlich selbständig. Infolge neuerer Erwerbungen erstreckte sich das Reich beinahe über das ganze Flußgebiet des Nil, von den äquatorealen Seen bis zur Mittelmeerküste und von Wadai im W bis zur Straße Bab el Mandeb im 0. Es umfaßte außer dem eigentlichen Ägypten den Ägyptischen Sudan (wozu administrativ Nubien gerechnet wird) und den östlichen Teil Abessiniens. Durch Empörungen ist jedoch neuerdings der Ägyptische Sudan dem Reiche verloren gegangen. Das kulturfähige Laud beschränkt sich hauptsächlich aus das fruchtbare Thal des Nil und die Umgebungen seiner südlichen Zuflüsse. Besonders das flache, von Kanälen durchzogene Nildelta ist gleichsam ein Saatenmeer, nur unterbrochen von Baumbeständen und Weideland, das zahlreiche Herden ernährt. Die Fruchtbarkeit Ägyptens wird lediglich durch die jährliche Überschwemmung des Nil bedingt. Um letztere nutzbar zu machen, ist das Kulturland durch Dämme in Bassins abgeteilt, denen das Nilwasser zugeführt werden kann. Von Mitte Juni au beginnt das Wasser zu steigen. Anfangs September werden die Dämme durchstochen und die gelben Fluten des Stromes verbreiten sich über die Fluren. Städte und Dörfer ragen dann inselartig aus der Wasserfläche emp^r. Ende Oktober beginnt die Ansfaat und im März prangt das ganze Nilthal im Schmuck grüner Saaten, während der Fluß selbst bis zum Juni an Wasserreichtum abnimmt. Man gewinnt hauptsächlich Weizen, Gerste, im Delta Reis, Zuckerrohr und Baumwolle, außerdem Datteln, Oliven und alle Sorten kostbarer Südfrüchte.
Das Klima Ägyptens gilt im allgemeinen als gesund. Das Deltagebiet ist seucht und warm, das eigentliche Nilthal trocken und heiß. Hier weht, gewöhnlich im April, von Zeit zu Zeit ein heftiger, heißer Südwind, der Chamsin, welcher aus den menschlichen Organismus erschlaffend wirkt, dessen Gefährlichkeit jedoch in älteren Berichten außerordentlich übertrieben ist.
o Die B evölkerung des eigentlichen Ägyptens (6% Mionen) besteht hauptsächlich aus Fellahs, den mit Arabern vermischten Nachkommen der alten Ägypter. Sie sind die Landbauer, aber durch harten Druck und Knechtschaft verkommen und werden^ von den nomadisierenden, Viehzucht treibenden Beduinen verachtet. Bei den (christlichen) Kopten, die vorzugsweise den südlichen Teil des Landes bewohnen hat sich der Typus der alten Ägypter am reinsten erhalten. Europäer, Franken genannt, finden sich nur in den größeren Städten.
Ägypten. Dasselbe erstreckt sich südwärts bis zu 24» n. B., umsaßt in der Libyschen Wüste eine Anzahl von Oasen (darunter Siwah, die Oase des Jupiter-Ammon), sowie die Sinaihalbinsel im 0. Die Hauptstadt Kairo (370 000 Einwohner), mü ihren Moscheen, ihrem Gewirre von engen Gassen, ihren Kaffeehäusern und Bazars sowie mit ihrer buntscheckigen Bevölkerung, trägt durchaus orientalischen Charakter. Zahlreiche Europäer halten sich hier des Vergnügens oder der Gesundheit halber aus
In Oberägypten ist das Nilthal schmal und stellenweise tritt die Wüste säst unmittelbar an den Strom. Zahlreiche Trümmer uralter Riesenbauten* (Tempel und Paläste) ziehen sich längs der Ufer hin. Am großartigsten zeigen sich diese Überreste in dem Jiummselbe der altägyptischen Königsstadt Theben. Sie dehnt sich zu beiden Seiten des Nil aus und ihre vormaligen Bewohner ruhen als Mumien in den katakombenartigen Klein, Lehrbuch der Erdkunde.
11. Bd. 2
- S. 741
1837 -
Eisleben
: Reichardt
- Autor: Cannabich, Johann Günther Friedrich
- Sammlung: Geographieschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
741
Ägypten.
men, weite Flachen mit reichen Erndten und zerlumpte Fellahs sieht,
so wird man dieser Aussicht bald müde. Auch der Laus des Nil die-
tet in Ägypten keine große Abwechslung dar, und oft glaubt man sich
noch an demselben Orte zu befinden, wenn man auch schon einige
Stunden zurückgelegt bat. Hier und da erblickt man in großen Zwi-
schenräumen die Bergkette der Lybischen Wüste oder jene der zum
rothen Meere laufenden Berge, die mit ihren senkrechten Felsenwanden
des Flusses Lauf beherrschen; doch auch selbst dieses Schauspiel kann
man meistens nur auf einem Spaziergange an den Ufern genießen,
denn bei niedrigem Wasserstande des Nil hemmt das Ufer, das in
steiler Züchtung 12—15 F. hoch sich erhebt, dem Schiffenden jede
Aussicht. Man kann daher die Nilschifffahrt in Ägypten keinesweges
mit einer Fahrt auf unsern vaterländischen Strömen, dem Rhein oder
der Donau vergleichen. Auch ereignet es sich oft, daß das sandige
Erdreich des Nilufers, gespalten Von der Sonnenhitze, oder von dem
Wasser unterhöhlt, plötzlich und zuweilen in bedeutenden Massen zu-
sammenstürzt. Diese Einstürze, die zur Zeit des herannahenden An-
schwellens der Gewässer häufiger sich zutragen, machen die Schifffahrt
sehr gefährlich; und nicht selten sieht man Fahrzeuge zu Grunde gehen,
die von diesen Erdlawinen verschlungen werden.
Der Nil hat durch den periodischen Wechsel seines Wasserstau-,
des nicht allein den größten Einfluß auf Ägyptens Fruchtbarkeit, son-
dern auch auf das ganze Ansehn des Landes. Wahrend unserer Äkn-
termonate scheint die Natur demselben die gesummte Fülle ihrer Vege-
tation zugedacht zu haben, denn ganz Ägypten (mit Ausnahme der
Wüsten, bis wohin sich der Nil und seine Kanäle nicht erstrecken (stellt
dann, von Rosette bis Assuan, nur das Bild einer herrlichen Wiese
dar, die mit Gruppen der üppigsten Palmbäume übersäet ist. Einige
Monate später verändert sich die Landschaft; auf die grünenden Wiesen
folgen die goldenen Saatfelder. Auf die Erndte aber, vom März bis
Junius, erblickt man einen nackten, dürren, ausgebrannten, mit tiefen
Riffen durchzogenen Boden. Die Sonnenhitze hat alles versengt, und
auf den jüngst noch so lachenden Gefilden finden einzelne Heerden von
Büffeln und Kameelen, unter der Leitung, armseliger Fellahs, kaum
mehr ihr spärliches Futter; wenige Tage noch, und verschwunden sind
von dem in Staub verwandelten Boden die letzten Spuren segenreichen
Wachsthums. Aber bald überfluthet der Nil seine Bette und bedeckt
mit seinem belebenden Wasser des Landes Oberfläche. Jetzt ist Ägyp-
ten keine stauberfüllte Ebene mehr, sondern ein ungeheurer See, aus
dessen Spiegel Tausende von Inseln hervorragen, die durch ein Netz
von Dämmen mit einander verbunden sind. Um einige Wochen ist
es noch zu thun, und der See ist zllm Sumpfe geworden, dessen Stelle
bald wieder angebaute Felder einnehmen. Mitten unter diesen Umstal-
tungen, denen Ägypten jedes Jahr unterworfen ist, charakterisirt sein
Aussehen ein einziger bleibender Zug; es sind die unmuthigen Dattel-
1908 -
Langensalza
: Beyer
- Autor: Fritzsche, Richard
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrerbuch
- Schultypen (WdK): Mittlere Lehranstalten, Bürgerschule, Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Mittlere Lehranstalten, Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Bürgerschule, Mittelschule, Volksschule
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): koedukativ
3. Die Nilländer. 117
Dann aber gehen sie immer weiter auseinander, und immer stolzer sich aus-
breitend, fließt der Nil an den großartigsten Trümmerstätten der Erde
vorüber. Da ist das „hunderttorige" Theben, von dem schon Homer be-
wundernd spricht; da öffnen sich Reihen hohler Grabkammern, wechselnd mit
Götterstatuen, die seit Jahrtausenden ins Spiel der Wogen schauen; da
taucht Memphis auf mit den Riesenwarten seiner Pyramiden, bis endlich bei
der Sarazenenstadt Kairo der Nil in sein eigenstes Schöpfungsgebiet eintritt.
Bald verwandelt sich das Flußbild in ein Meeresbild. Hier wo die
beiden begleitenden Bergzüge plötzlich zurückweichen, spaltet sich der Nil und
umfaßt mit seinen zwei Hauptarmen eine weite Niederung, die an Größe
fast dem Flächenraum der thüringischen Staaten gleichkommt. Diese beiden
Hauptarme lösen sich in zahlreiche Kanäle und Flüsse auf und bilden ein
ganzes Netz von Wasserlinien.
sachliche Vertiefung: Wie ist das Niltal entstanden? Wie kommts,
daß der Strom in seinem Mittellaufe so zahlreiche Stromschnellen auszu-
weisen hat? Welche Nachteile bieten diese für den Verkehr? Wie hat man
diese zu umgehen gesucht? Wie kommts, daß das Tal von wechselnder
Breite ist? Woraus erklärt sich die Steilheit der Talränder? Wie kommts,
daß sich im Unterlaufe des Nils eine so weite Niederung ausbreitet? Wie
ist das Nildelta entstanden?
Zusammenfassung: Das Niltal in Ägypten, die Kornkammer der Wüste.
Ä. Inwiefern ist nun das Niltal eine unerschöpfliche Kornkammer?
„Das ganze Niltal ist eine Aue voll Ähren und Blüten; berauschend
wogen die Düfte der Orangen und Mimosen, der Jonquillen und Lupinen
und aller süßen Kleearten, und über dieser gesegneten Erde wölbt sich in
unbeschreiblicher Klarheit das Himmelszelt, wolkenlos bei Tag und wolkenlos
bei Nacht." In den Gärten reift jede edle Frucht von der Banane bis
zur Olive, und auf den Feldern gedeiht jedes Getreide. Schon Ende
Januar steht der Weizen 1 m hoch und die Gerste in schweren Ähren.
Viermal in fünf Monaten kann der Klee geschnitten werden, und Hanf
und Flachs erreichen eine Länge und Feinheit, welche man in Europa nicht
zu erzielen vermag. Neben diesen Gärten ziehen Felder voll der verschieden-
artigsten Gemüse dahin, und Reis-, Mais- und Hirsefelder wechseln mit
Zuckerrohr-, Baumwoll- und Jndigopflanzungen. Auf deu Dünen und
Bänken des Nils blühen Mohn und Tabak, von künstlichen Melonen um-
lagert, und neben den Feigen-, Zitronen- und Orangenbäumen ist die Dattel-
Palme angepflanzt und bildet ganze Haine, in deren Schatten die Siede-
lungen der Bewohner liegen. Am größten ist die Fruchtbarkeit im Nildelta.
Hier ist kaum ein Monat ohne Ernte.
Zusammenfassung: Die Erzeugnisse Ägyptens.
3. Woher rührt die große Fruchtbarkeit des Niltals?
Ägypten ist wie die ganze Wüstentafel ein regenarmes Land; selbst in
der dem Meere nahegelegenen Deltaniederung fällt sehr wenig Regen.
13. Bd. 2
- S. 750
1837 -
Eisleben
: Reichardt
- Autor: Cannabich, Johann Günther Friedrich
- Sammlung: Geographieschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
750
Afrika.
wird der Salmiak künstlich gewonnen, und man erhielt ihn sonst bloß
aus Asien und Afrika, besonders aus Ägypten, und die Bereitung
desselben blieb lange ein Geheimniß, bis erst im vorigen Jahrhunderte
entdeckt würde, daß man ihn aus dem Ruß des verbrannten Kameels-
mistes, den man dort gewöhnlich zur Feuerung gebraucht, durch die
Sublimation *) erhalte. Jetzt wird derselbe auch in mehrern Landern
Europas, in chemischen Fabriken, namentlich in Großbritannien, Frank-
reich, Deutschland, Italien rc. ' bereitet.- Der reine Salmiak ist ein
sehr weißes, halbdurchsichtiges Salz, von einem unangenehmen, stechend
salzigem Geschmack, erzeugt beim Auflösen im Wasser Kalte, und wird
vorzüglich von Goldschmieden und andern Metallarbeitern, von Schei-
dekünstlern, Färbern und vielfach auch in der Arzneikunst gebraucht.
Den zahlreichsten Theil der Bevölkerung machen die Araber aus,
die sich in herumziehende und in ansaßige theilen. Erstere heißen Be-
duinen, welche die Wüsten Ägyptens bewohnen und eine herum-
wandernde Lebensart führen, so wie die Beduinen in Arabien; daher
wir unsere Leser auf den Ii. Bd. S. 3j 9 verweisen, wo sich eine
Beschreibung derselben findet. Die ansaßigen Araber haben sich ent-
weder in Städten niedergelassen und treiben bürgerliche Gewerbe oder
in Dörfern und beschäftigen sich mit Ackerbau. Diefe Ackerbauer heißen
Fellahs und leben unter dem größten Druck, der sich unter der ge-
genwärtigen Herrschaft noch vermehrt hat. „Ich halte, sagt ein Rei-
sender, einen Ägyptischen Fellah für das elendeste aller Wesen. Er
duldet alle Leiden und Plagen der Knechtschaft, ohne etwas zu haben,
was ihm einige Vergütung gewahrte. 9iur zweierlei scheint er zu ken-
nen, was ihm einige Freude schafft, Wasser genug, seinen Durst zu
löschen und Ruhe des Nachts. Der Nil und die untergehende Sonne
sind gewiß das Einzige, woran er ohne Sorgen denkt."
Die Fellahs müssen sich mit den gröbsten Nahrungsmitteln ihr
Leben fristen. Ihre Wohnungen bestehen aus kleinen Lehmhütten,
gewöhnlich von kreisrunder Form, mit einer roh gezimmerten Thüre
oder statt derselben, mit einem bloßen Loche, und die Möbeln aus et-
was Stroh und einigen irdenen Töpfen. In den Landstädten sind die
bessern Häuser aus Backsteinen gebaut, welche man aus dem Nil-
schlamme formt, den man mit Stoppeln vermischt und an der Sonne
trocknet. Sehr viele Kinder beiderlei Geschlechts tragen keine Klei-
dung bis sie ein Alter von 8—10 Jahren erreicht haben, wo sie
dann, aber auch nicht allgemein, eine Art von Gewand anlegen. Die
Kleidung der armern Fellahs besteht in weiten blauen oder weißen
Beinkleidern von baumwollenem Zeuge; und ein langes blaues Hemd
ist des Landmanns Staatskleidung. Auf dem Kopfe tragen sie ein
*) Sublimation ist diejenige Operation, wo ein fester Körper durch
die Hitze in Dampf oder Dunst verwandelt wird, welcher sich bald als
ein lockeres Pulver, bald als dichtere Masse (Sublimat) in dem dazu
gebrauchten Apparate anlegt.
1908 -
Freiburg im Breisgau [u.a.]
: Herder
- Autor: Neumann, Ludwig, Pütz, Wilhelm
- Auflagennummer (WdK): 30
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schultypen (WdK): Höhere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Höhere Lehranstalt
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): Jungen
Tripolis, Ägypten. § 53.
181
Die Bewohner der Wüste sind im östlichen Teil die Tedä oder Tibbu
(Neger), im mittleren die Tuarik (Hamiten), im westlichen Teil Araber und
Mauren (ein Mischvolk). Sie leben teils von der Zucht ihrer Pferde, Kamele
und Schafe, teils vom Handel, den sie mittels „des Schiffes der Wüste" betreiben.
Hauptgegenstand ihres Handels, namentlich nach den Nigerländern, ist das Salz,
das entweder aus Salzseen oder als Steinsalz gewonnen wird.
3. Östlich von Tunis liegt die türkische Provinz Tripolis mit der
^Hauptstadt gleichen Namens. Von hier gehen wichtige Karawanen-
straßen aus; sie durchziehen die ebenfalls zur Türkei gehörige Oasengruppe
Fessan mit dem Hauptort Mursuk. Auch das jenseits der Bucht der
Syrien hervorragende Plateau von jöax1et-, mit Bengasi ist türkisch.
4. Ägypten umfaßt den Nordosten Afrikas längs des unteren und
mittleren Nil. Kultursähig und bewohnbar ist nur das Flußtal und das
Flußdelta, während die Hochflächen beiderseits Wüsten sind.
Der Nil nimmt unter den Strömen der Erde eine erste Stelle ein, denn er
wird an Länge nnr von dem Mississippi-Missouri übertroffen. Seine Quellen liegen
im Gebiet der innerasrikanischen Seen, südlich vom Äquators Nach seinem Ausfluß
aus dem Viktoria-, Albert-Eduard- und Albertsee heißt er Bahr
el-Abjad oder Weißer (d. h. klarer) Nil; bei Chartüm vereinigt er sich mit dem
Bahr el-Asrak oder Blauen (d. h. trüben) Nil, der aus dem Tanas ee kommt
und nebst dem Atbara dem Nil fast sämtliche Gewässer von Abessinieu zuführt.
Der mittlere Lauf des Nil reicht von Chartüm bis Assuan. Nachdem er den
Atbara aufgenommen, durchzieht er in 2000 km langem Laus die Wüsteu von
Nubien, wobei er sechs Katarakte bildet. Nach dem letzten bei Assuan (Syene)
beginnt der Unterlaus des Stromes, der nun in majestätischer Ruhe als schiffbares
und fruchtbringendes Gewäffer Ägypten durchzieht. Bei Kairo spaltet er sich zum
Delta. Man zählt zwei Hauptmündungsarme, von denen der nordwestliche bei '
Rosette, der nordöstliche, wasserreichere, bei Damiette das Mittelmeer erreicht.
Ägypten, „das Geschenk des Nils", verdankt seine Ernten einzig den Über-
schwemmungen des Flusses, der infolge der tropischen Regen in seinem Quellgebiet
vom Juni bis September immer mehr anschwillt, so daß er das ganze Tal unter
Wasser setzt. In dem fruchtbaren Schlamm, den er nach dem Ablauf des Hoch-
wasfers zurückläßt, reift dann die Saat schnell heran.
Ägypten, eines der ältesten und bedeutendsten Kulturländer der Erde
zählt heute auf 640 000 km 2 über 11 Mill. Einw., wozu aber noch die
Gebiete des östlichen Sudan oder Nubiens sowie ausgedehnte Wüsten-
gebiete und die Sinaihalbinsel (). S. 162) kommen, so daß die Gesamt-
fläche des Landes etwa 3 Mill. km 2 mit über 14 Mill. Einw. zählt.
Dem Namen nach ist es ein Vasallenstaat der Türkei, doch erscheint der
Vizekönig oder Khedive ziemlich unabhängig vom Sultan. Seit 1882
hält übrigens England das Land militärisch besetzt und leitet seine Verwaltung.
Die Einwohner sind teils Nachkommen der alten hamitischen Ägypter, wie
die (christlichen) Kopten in den Städten, die (mohammedanischen) Fellachen
(Einz. Fellah) aus dem Lande, teils eingewanderte Araber, wie die Beduinen.
Die Bauern leben in einem elenden Zustande.
Politisch unterscheidet man-Nubien (den ägyptischen Sudan), Ober-
ägypten und Unterägypten.
1869 -
Freiburg
: Herder
- Autor: Bumüller, Johannes
- Auflagennummer (WdK): 2
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schultypen (WdK): Gymnasium, Realschule, Höhere Bürgerschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten, Mittlere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Höhere Bürgerschule, Gymnasium, Realschule, Selbstunterricht
- Inhalt Raum/Thema: Weltgeschichte
- Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
- Geschlecht (WdK): Jungen
Acgyptcn.
7
wagen dürfen, wenn ihnen die kaiserliche Regierung auch die Erlaubniß
ertheilen würde.
Von allen Reichen, die gegenwärtig auf der Erde bestehen, ist das
Reich der Chinesen das älteste; sie sind das älteste Culturvolk
und zugleich das zahlreichste (wenigstens 300 Millionen Seelen) Volk.
Aegypten.
§. 17. Eben so frühe als an den Strömen des östlichen Asien wohnte
an dem Nil in Aegypten ein Culturvolk, das aber schon längst nicht
mehr besteht.
Aegypten ist die nordöstliche Ecke Afrikas und hängt mit
Asien durch einen 15 Meilen breiten Wüstenstreis zusammen (Landenge
von Suez), welcher das Mittelmeer von dem rothen Meere trennt. Nörd-
lich ist Aegypten von dem Mittelmeere begränzt, östlich von der Landenge
und dem rothen Meere, südlich von Nubien, westlich von der großen Wüste.
Der Nil entsteht durch die Vereinigung mehrer Flüsse; sein Haupt-
stamm ist der weiße Nil (Abiad), der tief in dem inneren Afrika, südlich
vom Aequator, durch die Abflüsse mehrerer großen Seen gebildet wird;
er nimmt bei Chartum den blauen Nil (Azrek) auf, der wie der Takazze,
der letzte Zufluß des Nil, aus dem Hochgebirge Abessiniens kommt.
Bei Syen e (jetzt Assuan) stürzt der vereinigte Strom über Felsenriffe und
erreicht den Boden des alten Aegypten, das er in einer Länge von etwa
120 Meilen durchfließt. Er ist durchschnittlich^3000 Fuß, das Thal 3—5
stunden breit. Das Thal wird aus beiden Seiten von Felsenrücken wie
von zwei Wällen eingefaßt, deren östlicher an den heißen Strand des rothen
Meeres abfällt, der westliche in die große Sandwüste übergeht. Etwa 21
Meilen vor dem Mittelmeere enden die beiden Felsenrücken und nun theilt
sich der Nil in sieben Arme, mit denen er sich in das Meer ergießt. Die
Landschaft zwischen den Mündungsarmen nannten die Griechen wegen ihrer
dreieckigen Form das Delta und sagten, es sei ein Geschenk des Nil, denn
es sei aus dem Schlamm entstanden, welchen der Nil im Lause der Zeit
absetzte. Man darf aber ganz Aegypten ein Geschenk des Nil
heißen, denn ohne den Nil wäre es nichts Anderes als eine 120 Meilen
lange Thalfläche, überdeckt mit dem Sande, welcher von den Südweststürmen
aus der Wüste herabgeweht wird. Der Strom hat in der Urzeit den aus
Gerolle und Sand bestehenden Thalboden mit einer Schlammschichte über-
zogen und wiederholt diese Thätigkeit von Jahr zu Jahr, daher sich auch die
Schlammschichte mit jedem Jahr erhöht. Durch die gewaltigen Regen in
den Quellländern des Nil wird er angeschwellt und fängt gegen Ende
des Juni in Aegypten zu steigen an; dies dauert im ^jult, August und
September fort, bis gegen Ende Septembers der höchste Wasserstand ein-
tritt, 20—24 Fuß über dem niedrigsten, etwa 14 Tage anhält, worauf
das Wasser wieder langsam sinkt und im Mai wieder am niedrigsten steht.
Die Ufer des Flusses sind seit uralter Zeit mit fortlaufenden hohen
und breiten Dämmen eingefaßt, zwischen welchen der angeschwollene Fluß
dahinrauscht; hat er die rechte Höhe erreicht, so werden die Dämme an
passenden Stellen durchstochen und aus diesen Seitenöfsnungen strömt das
trübe Nilwasser in die Gräben, von welchen die Thalfläche bis an die
beiden Felsenrücken regelmäßig durchschnitten ist, durchfeuchtet den Boden
1891 -
Leipzig
: Hinrichs
- Autor: Buchholz, Paul
- Auflagennummer (WdK): 2
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Hilfsbuch
- Schultypen (WdK): Alle Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Alle Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): koedukativ
12 Des Nilstroms Bedeutung.
einzig und unvergleichbar. — Die Länge desselben von den
Quellen des blauen Flusses bis zur Mündung beträgt über
550 M., d. h. sie gleicht der ganzen Breite Europas vom
Nordkap am Eismeer bis zur Südspitze Griechenlands, oder
um ein anderes Maß anzuwenden, sie übertrifft die Länge der
Donau um das Doppelte, die des Rheines um das Vierfache.
Rechnen wir aber von den Ufern des Ukerewe, so erhalten wir
die ungeheure Länge von 885 M. d. i. das Siebenfache des
Rheines. Noch merkwürdiger aber als die Ausdehnung ist
die Gestalt und Natur dieses Stromlaufs. Er gleicht einem
Baume, der aus verborgener, vielverzweigter Wurzel seine Kraft
nimmt, sie in gedrängtem Stamme sammelt und die gesammelte
endlich im Geäst der Krone entfaltet. ^Dieses Bild würde auch
insofern gerechtfertigt fein, als gerade am Ausflusse der Nil
seine Wohlthaten am reichlichsten gewährt. Erinnert man sich
daran, daß am Steigen des Niles das Leben eines ganzen Volkes
hängt, daß in einem Lande von mindestens 600 Q.-M. außer
ihm weder Brunnen noch Bach noch Regen die feuchte Labe
spendet: so begreift man wohl die durch alle Zeiten fortgeerbte
Verehrung desselben. Heutzutage sitzt eine geknechtete Be-
völkerung an seinen Ufern, kaum eines höheren Aufschwunges
fähig; aber auch dieser Fellah blickt noch mit freudigem Stolz auf
den Strom, aus dem er seine Herden tränken kann, der ihm
seine Tenne mit Reis und Weizen süllt. Er nennt ihn „Vater
des Segens" und schreibt ihm gläubig Wunder jeder Art zu.
Was wird nicht alles von dem Nilwasser erzählt! Höre man
einen Griechen oder einen Römer, einen Fellah oder einen
unserer Reisenden: sie alle stimmen ein in den Preis desselben,
als seien in ihm die Lebenskräfte der Elemente gesammelt.
3. Der tlil als Gottheit.
Einen tiefsinnigen Kultus hatte die Dankbarkeit der alten
Ägypter dem Nil gewidmet! Neben Isis, der großen Erdmutter,
ward er als Osiris, als fruchtverleihende Gottheit, verehrt;
Tempel waren ihm errichtet, Feste ihm geheiligt. Wenn der
Strom zu seinem niedrigsten Stande herabsank, ergriff allgemeine
Trauer das Land. Typhon, der arge Verderber, so erzählte
die Mythe, habe im Bunde mit 72 Genossen den heilbringenden
Gott erschlagen und die Leiche in den Nil geschleudert, Isis
1880 -
Regensburg
: Manz
- Autor: Arendts, Karl
- Hrsg.: ,
- Auflagennummer (WdK): 19
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
Die Stufenländer des Nil.
285
Das ganze Land steht unter der Herrschaft Ägyptens.
Die wichtigsten Orte sind: Derr, von einem Palmenwalde
umgeben. — Dongola mit den nahen Ruinen von
Merov. — Schendy, Hauptstadt der gleichnamigen Land-
schaft. — Senaar mit etwa 16,000 Einwohnern, die
Hauptstadt des ehemaligen Negerreiches gleichen Namens.
3) Ägypten oder das untere Stufenland. Zwei
niedrige kahle Felsenzüge begleiten hier die User des
Stromes; die westliche heißt die libysche, die östliche die
arabische Bergkette. Zwischen beiden liegt das 2—3
Meil. breite fruchtbare Nilthal. Die Fruchtbarkeit diesesthales
ist durch die jährlichen ^Überschwemmungen des Nils be-
dingt. Sie beginnen im Juni und erreichen im September
ihren höchsten Stand; während dieser Zeit sucht man das
Wasser so viel als möglich zu verbreiten. Unterhalb Kairo
teilt sich der Strom in 2 Haupt- und mehrere Nebenarme
und bildet das fruchtbare Delta. Der westliche Hauptarm
heißt Rosette, der östliche Damiette.
Das Klima Ägyptens ist im allgemeinen trocken und
heiß. Vom Boden können nur etwa 800 ^Meilen an-
gebaut werden. Wichtige Produkte bilden Baumwolle,
Reis, Zuckerrohr und Straußfedern. — Die Einwohner
sind: teils christliche Kopten, Nachkommen der alten
Ägypter, teils Muhammedaner; Araber, teils nomadisch
(Beduinen), teils ansäßig (Fellahs); außerdem
Türken, Europäer !c.
Ägypten ist ein Vizekönigreich der Türkei und wird
von dem „Khebive" regiert. Es hat 31,000 ^Meilen
mit 5,517,000 Einwohnern und zerfällt, ohne Abefsinien,
welches der Herrschaft des Vizekönigs größtenteils, und
Darfur, das ganz unterworfen ist, in drei Teile:
a) Ober-Ägypten oder Said mit der Stadt
Siut, welche 30,000 Einwohner zählt. — Bei dem Dorfe
Luxor die Ruinen von Theben.— Girge, eine Stadt
am Nil, in deren Nähe das alte P t o l e m a i s lag.
d) Mittel-Ägypten oder Wostani mit der
Hauptstadt Kairo (oder Kahira), über 354,000 Einw.
1879 -
Freiburg im Breisgau [u.a.]
: Herder
- Autor: Pütz, Wilhelm, Behr, Friedrich
- Auflagennummer (WdK): 11
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Schultypen (WdK): Höhere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 3 – Sekundarstufe 2, Klassen 9/10/11 – 12/13
- Schulformen (OPAC): Höhere Lehranstalt, Selbstunterricht
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): Jungen
104
Afrika. Ober-Aegypten. §. 37.
Schon im mittleren und unteren Nubien, noch mehr aber in Ober-
Aegypten, hat sich eine fast ununterbrochene Reihe von Denkmalen der
alt ägyptischen Baukuust erhalten, die durch Großartigkeit, prachtvolle
Ausschmückung mit Bildwerken und bedeutungsvolle Hieroglyphen, sowie durch
ihr drei- bis viertausendjähriges Alter den ersten Rang unter allen Ruinen
der Erde einnehmen. Nnr die Ruinen von Palmyra und Baalbeck in Syrien
lassen sich einigermaßen mit denen der alten Köuigsstadt Thebeu vergleichen.
Weiter abwärts verschwinden diese Denkmale der Lebenden, und es'erheben
sich oberhalb Kairo (bei dem alten Memphis), an der Grenze der Wüste,
am Fuße des libyschen Plateau, die Denkmale der Todten, die (40) Pyra-
miden, in vier Hauptgruppen, unter denen die Gruppe von Gizeh die
drei größten umfaßt. Dies sind viereckige, uach oben spitz zulaufeude, oder
auch in eine platte Fläche endigende Gebäude aus Kalkstein (einige aus
Ziegeln) von sehr verschiedener Höhe (6—145 m), welche im Innern Grab-
kammern enthalten.
Das von jenen beiden Wüsten-Plateaux eingeschlossene Nil-Thal (gleich-
sam eine langgestreckte Oase mitten in der Wüste) verdankt seine Fruchtbarkeit
der Schlammablageruug bei den jährlichen Ueberschwemmitttgen des Nils
(daher Aegypten ein „Geschenk des Nils"), welcher in Folge der tropischen
Regen und der Schneeschmelze in Abessini en, im Sommer erst langsam,
dann schneller (Juni bis in die erste Hälfte des October) anschwillt, bei
seinem höchsten (3—4 Wochen andauernden) Wasserstande das ganze Thal
sowie das Delta überschwemmt und einen fruchtbaren Niederschlag von Schlamm
zurückläßt, wodurch aber der Bodeu allmählich erhöht und dem Einflüsse der
Ueberschwcmmnng theilweise entzogen wird. Von der richtigen Höhe des
(sorgfältigst beobachteten) Wasserstandes hängt das Maß der Ernte ab. So
ändert sich dreimal im Jahr die Physiognomie des merkwürdigen
Landes: im Frühjahre ist es eine dürre, heiße Wüste mit klaffendem Boden;
im Sommer gleicht es (ehemals mehr wie jetzt) fast einem See, aus welchem
die Städte und Dörfer, wie Inseln in einem Archipel, hervorragen, und in
welchem die Commuuication von Ort zu Ort auf schmalen Dämmen oder ver-
mittelst Barken geschieht; im Spätherbste verwandeln sich die reich getränkten
Fluren bald in üppige Getreidefelder.
Zur gehörigen Bert Heilung dieser Wasser masse, namentlich in die
entfernteren und etwas höher liegenden Theile des Thales, wurden schon irn hohen
Alterthum künstliche Seen, wie der (später durch Ablagerung des Nilschlammes
wieder ausgefüllte) Moeris in dem heutigen Fayum, einer Oase an der Westseite
des Nilthals, gegraben und mit Schleusen und Schöpfmaschinen versehene Canäle
angelegt. Heute ist das ganze eulturfähige Land durch Dämme in große Bassins ein-
getheilt, in welche das befruchtende Wasser durch Canäle eingeführt und so lange
auf einer gewissen Höhe erhalten wird, bis der Boden gehörig gesättigt und das
uöthige Quantum Nilschlamm abgesetzt ist. Durch solche weise Vertheilnng des Wassers
hatte schon das alte Kulturvolk der Aegypter das sandige Thal aus einer Wüstenei in
die erste Kornkammer der Erde umgewandelt. Später sank durch Trägheit der Be-
wohner ein Theil des Landes, wie die Thebais, wieder in Verödung zurück, oder
ward, wie die Umgebung des Mareotis-Sees bei Alexandrien, eine Sumpflandschaft.
Neuerdings wird durch die armen arabischen Bauern, die Fellahs, besonders viel
Baumwolle eultivirt.
Ober-Aegy pten reicht von Assuan bis Siut (Karawanen von
Kordufan), Mittel-Aegypten bis zur Spaltung des Nils, Unter-
Aegypten begreift das Delta.
1906 -
Trier
: Lintz
- Autor: Kerp, Heinrich
- Hrsg.: ,
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Schultypen (WdK): Mittlere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Mittlere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Mittelschule
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
Das Hochland des Sudku.
95
Nach der Vereinigung seiner Quellströme beginnt der Nil den langen Lauf
durch die Wüste. Durch 15 Breitengrade muß er sich den Weg zum Meere er-
kämpfen. Der Sonnenbrand zehrt so an dem mächtigen Strome, daß seine größte
Tiefe nur noch 5 m beträgt. Anders ist dessen Anblick zur Zeit der Hochflut, die
alljährlich mit großer Regelmäßigkeit eintritt. Dann überschwemmt der Nil weit-
bin seine Ufer.
Durch die Wüstentafel hat sich der Nil ein tiefes und breites Tal
gegraben. An mehreren Stellen hatte er härtere Felsbänke zu durch-
brechen, über die er in wildem Wirbel dahinschießt. Von Omdurman
an zählt man 6 große Katarakte oder Stromschnellen. Unterhalb
Kairo beginnt das Nildelta, das der Strom in zwei Haupt- und
zahlreichen Nebenarmen durchfließt.
Dem Nil verdankt das alte Kulturland Ägypten am Unterlaufe
des Stromes seine große Fruchtbarkeit. Darum war den alten
Ägyptern der Nil ein heiliger Strom. Soweit die Überschwemmungen
desselben reichen, ist grünes Land, dicht daneben Wüste. Es ist wichtig,
daß die Überschwemmungen regelmäßig eintreten, als Folge der Tropen-
regen. Diese wandern mit dem Höchststande der Sonne. (Am Globus
zu zeigen!) Der fruchtbare Schlamm, den der Nil mit sich führt, ent-
stammt dem Blauen Nil und dem Atbara. Mit ihm werden Ägyptens
Felder gedüngt. Jährlich kann zwei- bis dreimal geerntet werden. Im
Nildelta wird viel und gute Baumwolle gezogen. Viel verbreitet ist
wie in den Oasen die Dattelpalme.
Damit die Überflutung des Landes in dem nötigen Umfange stattfinden kann,
haben fchou die alten Ägypter bedeutende Anlagen geschaffen. Aber Großartigeres
fchuf die neuere Zeit. An der Stelle, wo sich der Nil gabelt, wurde eine große
Schleuse angelegt und bei Assuan der gewaltige Nil da mm erbaut.
In Ägypten liegt die größte und prächtigste Stadt Afrikas, Kairo
(600000 E). Sie ist die Residenz der Chedive und Sitz der
ägyptischen und englischen Verwaltungsbehörden. Am Meere liegt die
große Handelsstadt Alexandria (330 000 E.).
4. Das Kochland des Sudan.
Das Gebiet südlich von der Sühara heißt Sudan. Sein östlicher § 134.
Teil gehört also noch dem Nilgebiete an, sein mittlerer wird vom Tsad-
see-Becken und sein westlicher vom Gebiet des Niger gebildet.
Das Gebiet des Tsad-Sees ist ein abflußloses flaches Beckeu.
Der in ^70 in gelegene Tsad-See (27000 qkm) ist eigentlich ein un-
geheurer Sumpf, dem der Schari eine große Wasserfülle zuführt.
Südlich vom Tsad-See fließt nach W der 1400 km lange Benuö.
@r' ist einer der wichtigsten Ströme Afrikas und fließt in den Niger.
1857 -
Halle
: Buchh. des Waisenhauses
- Autor: Daniel, Hermann Adalbert
- Hrsg.: ,
- Auflagennummer (WdK): 7
- Sammlung: Geographieschulbuecher vor 1871
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
46
Zweites Buch.
Kaiser in Gondar, dann zerfiel Habesch in die drei Reiche Tigre,
Amhara, Schoa, welche aber jetzt wieder ein Kaiserthum bilden.
2) Das Mittel-Nil-Land oder Nubien ist ein Terrassen -
Land, in dem 3 Stufen unter einander liegen, Sennaar, Don-
gola und das eigentliche Nuba. Auf der ersten vereinigen sich der
blaue und weiße Nil und der vereinigte Strom empfängt seinen ein-
zigen Nebenfluß, den Atbara oder Takazze; den Eintritt in die
Stufen bezeichnen Stromschnellen und Wasserfälle. Bei den letzten
beginnt Aegypten, von dem Nubien politisch abhängig ist.
3) Das Unter-Nil-Land oder Aegypten wird seit alten
Zeiten in Ober-, Mittel- und Unterägypten oder das Delta
(§. 26.) getheilt. Urbar ist allein das einige Stunden breite Nilthal.
Rechts und links begleiten den Strom Kalk- und Sandstein-Gebirge,
unterbrochen von Schluchten, die nach der Wüste oder dem rothen
Meere führen. Bei dem Beginn des Delta treten die Gebirge zurück
und der Strom beginnt sich zu thcilen. Die Alten kannten 7 Mün-
dungen; jetzt giebt es nur 2 Hauptarme, doch viele verbindende
Canäle. Im Juni beginnt der Nil zu steigen, im Sept, steht er am
höchsten und man sucht sein befruchtendes Wasser in alle Theile des
Landes zu vertheilen. Aegypten hat etwa 3 Mill. E. Die christlichen
Kopten hält man für Nachkommen jener alten Aegypter, die so
kolossale Bauwerke ausführten und ihre Todten so künstlich balsa-
mirten. Die Bauern oder Fellahs sollen arabischen, nach andern
auch alt-ägyptischen Stammes sein, außerdem giebt es Beduinen,
Türken, auch viele Europäer. In politischer Beziehung bildet Aeg.
ein Nebenland der Türkei, aber der Pascha erkennt diese Oberhoheit
durch wenig mehr, als durch Zahlung eines Tributes an. Außer dem
eigentlichen Aeg. sind noch andere Striche von ihm abhängig. Welche?
a) In Ober-Aegypten merke die Stadt Assiut. Bei dem
Dorfe Luxor liegen die Ruinen der alt-ägyptischen Stadt Theben.
b) In Mittel-Aegypten liegt rechts vom Nil die größte Stadt
in Africa Kahira, Kairo mit 300,000 E-, eine der ersten Han-
delsstädte. Ziemlich gegenüber, am linken Nilufer, die 3 höchsten der
erhaltenen, alt-ägyptischen Pyramiden; die größte ist höher als
der höchste Kirchthurm, 470'. Wahrscheinlich waren sie die Begräbniß-
stätten der Könige. Einbalsamirte Leichen der alten Aegypter, Mu-
mien, findet man übrigens sehr häufig in den zu Begräbnißkammern
ausgehöhlten Sandsteingebirgcn.
c) U nter- A egypten oder das Delta ist der fruchtbarste und
angebauteste Theil. Hier liegt im Nw. Alexandria mit gutem
Hafen, durch einen Kanal mit dem Nil in Verbindung, 60,000 E.
Bedeutender Handel.
An der Küste des rothen Meeres har Aeg. einige Handelsplätze.
Der wichtigste ist Suez, da Dampfschiffe von England bis an die
Landenge und dann wieder andere von Suez nach Ostindien gehen.
§. 59. Barka und die Atlasländer.
1) Wie oben gesagt, nehmen den Nordrand des Erd-
theils 2 an Umfang sehr verschiedene Hochländer ein. Das