Anfrage in Hauptansicht öffnen

Änliche Dokumente zu folgendem Trefferdokument

Basierend auf den Feldern Volltext

Sortiert nach: Ähnlichkeit zu Dokument

1. Donaugebiet und Rheinpfalz - S. 166

1898 - Schwabach : Schreyer
— 166 — 2. Zweibrück en. Viele Westricher suchen auch Arbeit und Verdienst in der Sadt Zweibrücken. Zeigen! — Bestimme die Lage! — Zweibrücken be- sitzt viele Fabriken; in denselben werden insbesondere Maschinen, Werk- zeuge und Papier hergestellt. — Von den umliegenden Höhen aus erscheint Zweibrücken samt drei mit der Stadt durch Gärten und Häuser verbundenen Dörfern von ansehnlicher Größe. Ehemals war Zweibrücken die Residenz von Herzogen, deren Schloß heute als Justizpalast (Gerichtsgebäude) dient. In dem stolzen Ban der Alexander- kirche ruhen viel Zweibrückener Herzoge aus dem Hause Mit- telsbach. Zusammenfassung: Zweibrücken war ehemals eine Herzogsstadt, heute ist es eine Fabrikstadt. An die Zeit der Zweibrückener Herzoge erinnert auch folgende liebliche Pfälzer Sage: ' Emma, die fromme Gemahlin des Grafen Ruprecht in Zweibrücken, kannte kein größeres Vergnügen, als den Armen zu helfen. „In eigener Person besuchte sie die Hütteu der Armut, um Hungrige zu speisen und Kranke zu laben. Aber ihr Gemahl, Gras Ruprecht, war ein rauher und hartherziger Herr". Er sagte, es sei für eine vornehme Frau unpassend, die Winkel der Armut und des Elends auszusuchen, und ver- bot es ihr mit harten Worten. Doch die gute Gräfin konnte der hilss- bedürftigen Armen und Kranken nicht vergessen; deshalb suchte sie die- selben verstohlens, ohne Erlaubnis ihres Mannes auf und erfreute sie durch ihre milden Gaben. An einem kalten Wintertage wollte sie nun wieder einen armen, kranken Mann besuchen. Eiu Körbchen, gefüllt mit Wein und gnten Speisen, hing ihr am Arm. Da begegnete ihr auf der Schloßtreppe der Graf. »Zornig fuhr er die fanfte Frau an: „Was trägst du da?" Die Frau erschrak, und in ihrem Schrecken sagte sie: „Rosen". Und es war doch mitten im Winter. „Was? Jetzt Rosen?" rief der Gras. „Die möcht ich auch sehen!" Rasch riß er ihr den Korb vom Arm und hob den Deckel auf. Aber, o Wunder! Das Körbchen war gefüllt mit frischen, duftenden Rosen. Der Graf erstaunte und sah bald seine Ge- mahlin, bald die Rosen an. Endlich saßte er sich und sprach: „Jetzt erkenne ich, welch edle Frau ich besitze. Du bist eiu Engel. Verzeihe mir! Du wirst mich in Zukunft anders finden!" — So war es auch. Graf Ruprecht wurde so wohlthätig wie feine gute Gemahlin Emma. Von der Schloßtreppe, auf der diese wunderbare Begebenheit ftattgefun- den hat, ist keine Spur mehr da. Aber das Pfälzer Volk nennt noch heute die Stelle, wo sie gestanden, die Rosentreppe. — Zusammenfassung: Di e Sage von der Rosentreppe. —

Ähnliche Ergebnisse

Ähnliche Dokumente basierend auf den Feldern Volltext

1. Lieder vom sächsischen Vaterlande aus alter und neuer Zeit - S. 27

1892 - Dresden : Huhle
— 27 — Der Löwe blickte wütiglich; Der Landgraf sprach: „Hier lege dich! Bei meinem Zorn gebiet ich's dir!" Gehorsam legte sich das Tier. 37. Elisabeths Rosen. (um 1224.) (Ludwig Sechstem.) Sie stieg herab wie ein Engelbild, Die heilge Elisabeth/) fromm und mild, Die Gaben spendende, hohe Frau Vom Wartburg-Schloß auf die grüne Au. Sie trägt ein Körbchen, es ist verhüllt, Mit milden Gaben ist's voll gefüllt. Schon harren die Armen am Bergesfuß Auf der Herrin freundlichen Liebesgruß. So geht sie ruhig — doch Argwohn stahl Durch Verräters Mund sich zu dem Gemahl, Und plötzlich tritt Ludwig ihr zürnend nah, Und fragt die Erschrockne: „Was trägst du da?" „Herr, Blumen!" bebt's von den Lippen ihr. „Ich will sie sehen! Zeige sie mir!" — Wie des Grafen Hand das Körbchen enthüllt, Mit duftenden Rosen ist's erfüllt. Da wird das zürnende Wort gelähmt, Vor der edlen Herrin steht er beschämt; Vergebung erflehet von ihr sein Blick, Vergebung lächelt sie sanft zurück. Er geht, und es fliegt ihres Auges Strahl Fromm dankbar empor zu dem Himmelssaal. Dann hat sie zum Thal sich herabgewandt, Und die Armen gespeiset mit milder Hand. 38. Friedrich mit der gebissenen Wange. (1270.) (Bruno Lindner.) Der Knecht schleicht durch die „Flieht Gräfin, flieht! Zur selben düstre Burg Stund! Beim bleichen Mondesschimmer, Vom Tod seid ihr umruugen, Er schreitet manchen Gang hindurch Mich hat die böse Kunigund2) Nach seiner Herrin Zimmer. Zu eurem Mord gedungen." 1) Gemahlin des Landgrafen Ludwigs Iv. + 1235. 2) Kunigunde von Eisenberg, die Geliebte Albrechts des Unartigen.

2. Lehr- und Lesebuch für Fortbildungs- und Sonntagsschulen - S. 56

1910 - Nürnberg : Korn
56 gut schlafen. — Den Kopf halt kühl. die Süße warm, das macht den besten Doktor arm. — Lin kaltes Dad macht warmes Blut. — Gesund Geblüt, frisch Gemüt. — Ein frohes Lerz, gesundes Dlut ist bester als viel Geld und Gut. b) Kommt dir ein Schmerz, so halte still und frage, was er von dir will; die ew'ge Liebe schickt dir keinen bloß darum, daß du mögest weinen. Cs ist kein Häuslein, es hat fein Kreuzlein. — wer krank ist. den ärgert die Stiege an der wand. — Ertragen muß man, was der Hümmel sendet. — Leiden währt nicht immer, Ungeduld macht's schlimmer. — Leide und trage, dein weh nicht klage, an Gott nicht verzage. — Cm heilend Kraut wächst jeder Wunde. — Srische Wunden sind gut heilen. — Kranken Augen tut das Licht weh. 41. Elisabeths Rosen. Elisabeth, die Heilige, Frau des Landgrafen Ludwig von Thüringen, f 1231.) Sie stieg herab wie ein Engelbild, die heil'ge Elisabeth, fromm und mild, die gabenspendende hohe Frau, vom Wartburgschloß auf die grüne Au. Sie trägt ein Körbchen, es ist verhüllt, mit milden Gaben ist's voll gefüllt; schon harren die Armen am Bergesfuß auf der Herrin freundlichen Liebesgruß. So geht sie ruhig, — doch Argwohn stahl durch Verräters Mund sich zu dem Gemahl und plötzlich tritt Ludwig ihr zürnend nah' und fragt die Erschrockene: „Was trägst du da?" „„Herr, Blumen!"" bebt's von den Lippen ihr. „Ich will sie sehen! Zeige sie mir!" Wie des Grafen Hand das Körbchen enthüllt, mit duftenden Rosen ist's erfüllt. Da wird das zürnende Wort gelähmt, vor der edlen Herrin steht er beschämt, Vergebung fleht von ihr sein Blick, * Vergebung lächelt sie sanft zurück. » g j Er geht und es fliegt ihres Auges Strahl fromm dankend empor zu dem Himmelssaal. Dann hat sie zum Tal sich hmadgrwaudt und die Armen gespeist mit milder Hand. L. Bechstein.

3. Sammlung vaterländischer Dichtungen - S. 76

1899 - Paderborn : Schöningh
Vaterländische Dichtungen. Sie trägt ein Körbchen, es ist verhüllt. Mit milden Gaben ist's wohlgefüllt. Schon harren die Armen am Bergesfuß Auf der Herrin freundlichen Liebesgruß. So geht sie ruhig — doch Argwohn stahl Durch Verräters Mund sich zu dem Gemahl, Und plötzlich tritt Ludwig ihr zürnend nah Und fragt die Erschrockne: „Was trägst du da?" „Herr, Blumen!" bebt's von den Lippen ihr. „„Ich will sie sehen. Zeige sie mir!"" — Wie des Grafen Hand das Körbchen enthüllt, Mit duftenden Rosen ist's gefüllt. Da wird das zürnende Wort gelähmt, Vor der edlen Herrin steht er beschämt; Vergebung flehet von ihr sein Blick, Vergebung lächelt sie sanft zurück. Er geht, und es fliegt ihres Auges Strahl Fromm-dankbar empor zu dem Himmelssaal. Dann hat sie zum Thal sich herabgewandt Und die Armen gefpeiset mit milder Hand. Ludwig Bechstein. 55. Konradin, (f 1268.) Kaum ist der Frühling im Erwachen, Es blüht der See, mit Strauch und Baum, Es blüht der Jüngling dort im Nachen, Er wiegt sich in der Wellen Schaum. Wie eine Rosenknospe hüllet Ein junges Purpurkleid ihn ein, Und unter einer Krone quillet Sein Haar von güldenerem Schein. Es irret aus den blauen Wellen Sein sinnend Auge, wellenblau; Der Leier, die er schlägt, entschwellen Gesänge von der schönsten Frau.

4. Geschichte des Mittelalters - S. 88

1888 - Wiesbaden : Kunze
88 Erste Periode des Mittelalters. schickte er dieselbe dem Vater zurück und heiratete Hildegard, die Tochter des Herzogs Hildebrand von Schwaben.*) Hildegard war zehn Jahre mit Karl vermählt und hatte drei Söhne, Karl, Pippin und Ludwig, sowie drei Töchter, Rotrude, Bertha und Gisela. Hildegard war sehr freigebig gegen die Geistlichkeit und wurde nach ihrem Tode (783) als eine Heilige verehrt. 784 vermählte sich Karl mit Fastrade, der Tochter des fränkischen Grasen Rudolf. Mit ihr unterhielt der König während seiner häufigen Kriegszüge einen lebhaften Briefwechsel, von dem noch ein Brief vorhanden ist. Fastrade starb zu Frankfurt am Main 794 und hinterließ Zwei Töchter, Thedrat und Hiltrut. Ihre Nachfolgerin in deiche war die alemannische Fürstentochter Liutgart. Als Karl am Weihnachtsfest 800 die abendländisch-römische Kaiserkrone erhielt, galt der Papst als das geistliche Oberhaupt der Christen des Abendlandes ) Von ihr erzählt die Sage folgendes: Als Karl einst auszog gegen die Sachsen, übergab er Hildegard seinem Stiefbruder Thal and. Dieser verleumdete die tugendhafte Hildegard bei Karl, und der zürnende Gatte befahl, das treulose Weib ins Wasser zu stürzen. Hildegard wurde wunderbar gerettet und wallfahrtete sodann mit ihrer Freundin Rosina von Poltmann nach 9tom Hier bezogen sie eine kleine Hütte, heilten und pflegten Kranke und bereiteten allerlei stärkende Arzneien. Da begab es sich, daß Kaiser Karl nach Rom kam und mit ihm sein lügnerischer Stiefbruder Thaland, der auf beiden Augen blind geworden war und einen häßlichen Aussatz hatte. Sie hörten von den geschickten Frauen und baten um ihren Beistand. Thaland wurde gerettet, erkannte seine Wohlthäterin und gestand, daß er Hildegard verleumdet habe. Karl bat seine Frau um Verzeihung und kehrte mit ihr wieder heim. Thaland erhielt auf Hildegards Fürbitten Gnade. — Schon oben (§. 15) ist eine Sage von Karls Tochter Emma erwähnt. Nach einer andern Sage hatte sich Emma wider den Willen des Vaters vermählt und war mit ihrem Manne ohne Zehrpfennig und Aussteuer vom Hose verwiesen worden. Das unglückliche Ehepaar baute sich im Odenwalde eine Hütte unweit des Mains und lebte da dürftig von Jagd und Fischfang. Einst verirrte sich Karl auf der Jagd und kam allein zu der einsamen Hütte. Er bat um ein Obdach und einen Imbiß. Allein Emma, welche den Vater augenblicklich erkannt hatte, bereitete ihm hurtig fein Lieblingsgericht. Mit vieler Lust speiste der König und äußerte seufzend, seit seine Tochter Emma ihn verlassen, habe er nie so köstlich wieder gegessen. Emma merkte, daß sie nicht ganz aus dem Herzen ihres Vaters gerissen sei, fiel ihm zu Füßen und fand freudige Aufnahme und Verzeihung. Karl nahm Emma und ihren Gemahl in Gnaden wieder an. An jener Stätte soll Seligenstadt am Main von Karl erbaut worden sein; im Munde des Volkes leben noch heute Karls Worte:

5. Fünfzig genealogische Tabellen für den Geschichtsunterricht in den oberen Klassen höherer Lehranstalten sowie zum Selbststudium - S. 8

1885 - Hannover : Meyer
10. Das Hans witttlsbach. Otto Iv., Graf zu Wittelsbach, t 1148. Otto (V.), Herzog von Baiern, 1180—1183. Ludwig, er erwirbt die Pfalz 1214 zu Baiern, t 1231. Otto (Vi.), Graf zu Wittelsbach. Otto (Vii.), ermordet den Kaiser Philipp von Schwaben, f 1208. Otto der Erlauchte, 1253, Herzog in Baiern und Pfalzgraf am Rhein. Ludwig der Strenge, t 1294, er besitzt Ober-Baiern und die Pfalz. Heinrich I., regiert über Nieder - Baiern. 1. Vas Haus Rudolf, t 1311), erster Pfalzgraf. Adolf, t 1327. I Ruprecht, t 1398. 2. Das Haus Baiern. Ludwig der Baicr, Otto, f 1312. Kaiser von 1314 -t 1347. 1346, Seine Nachkommen erlöschen 1777; nach dem baierschen Erbfolgekriege folgt das Haus Pfalz in Baiern. Stephan, t 1311. Heinrich, t 1139. | Johannes, t 1140. Ruprecht, König von 1400 — 1410, aus ihm gehen die verschiedenen Linien hervor, von denen Neuburg 1742 erlischt; Zweibrücken aber, welches mit Karl Gustav X. 1654 in Schweden auf den Thron kommt, 1731 erlischt.

6. Teil 3 = Kl. 6 - S. 64

1911 - Bielefeld [u.a.] : Velhagen & Klasing
64 nach der Speckseite zu werfen, wie man zu sagen pflegt, wenn einer einem etwas schenkt oder eine Artigkeit erweist nicht aus Freundschaft, sondern um etwas Wertvolleres dafür wiederzu- bekommen. Der hochwürdige Herr Gevatter schenkte aber vor- läufig noch nichts, jedoch sagte er beim Abschied: „Morgen soll auch der kleine Julius sein Patengeschenk haben!“ So sah denn der Kindtaufsvater andern Tags fleißig zum Fenster hinaus und wartete, ob er nicht einen betreßten Diener kommen sähe mit etwas auf dem Arm oder vielleicht gar einen wohlbepackten Wagen. Endlich erschien denn auch ein Bote vom Bischof, aber er hatte nur ein kleines Henkelkörbchen am Arme, das stellte er auf den Tisch und sagte: „Eine Empfehlung von Seiner Fürst- bischöflichen Gnaden, und hier wäre das Patengeschenk!“ — Und damit war der Diener auch schon fort und zur Tür draus. Wie man aber den Deckel aufhob, da waren lauter ausgesuchte, köst- liche Trauben drin. Da nahm der Gevatter ohne Umstände als- bald das Körbchen und schickte es wieder in den bischöflichen Palast: „Eine schöne Empfehlung, und der kleine Säugling könne noch keine Trauben essen; die Eltern aber des Taufkindes hätten ebensolche in ihrem Weinberg und noch viel schönere. Darum wäre es besser, wenn Seine Fürstbischöflichen Gnaden etwa einem armen Kranken ein Labsal bereiten wollten mit diesen köstlichen Früchten.“ Was tut aber der Fürstbischof? Er packt in Gegen- wart des Boten, der das Körbchen zurückgebracht hatte, in aller Seelenruhe die Trauben aus und sagt dabei: „Euer Herr mag recht haben; es ist gewiß auch besser, wenn arme Kranke mein Patengeschenk bekommen!“ Und damit war er auf den Boden des Körbchens gekommen, nahm ein Papier heraus, das zusammen- gefaltet dalag, und gab es dem Boten zu lesen: es war eine Schenkungsurkunde über ein prächtiges Schloß mit allem Zu- behör. Das hatte der Täufling sollen haben; aber nun zerriß der Bischof den Schenkungsbrief, und aus dem Schloß machte er ein Krankenhaus. Da hätte man sich wünschen mögen, krank zu werden, um auch in die hohen, schönen Zimmer zu kommen und in eins von den breiten Himmelbetten drin. Und er nannte das Schloß das Juliusspital: so heißt es noch heute und besteht schon mehr als dreihundert Jahre. Wieviel tausend arme Kranke es in all dieser Zeit beherbergt hat, das weiß niemand zu sagen; des Bischofs Name aber ist in Segen geblieben.

7. Das Vaterland - S. 508

1854 - Altona : Lehmkuhl
508 „Wenn Ihr der Herr des Vogels seid," sagte der Wirth zu Hinzelmeier, „so ist nach Euch gefragt worden." „Freilich bin ich das —" sagte Hinzelmeier. „Wie heißt Ihr denn?" „Ich heiße Hinzelmeier." „Ei, ei," sagte der Wirth, „Ihren Herrn Sohn, den Gemahl der schönen Frau Abel, den kenne ich recht wohl." „Das ist mein Vater," sagte Hinzelmeier verdrießlich, „und die schöne Frau Abel ist meine Mutter." Da lachten die Leute und sagten, der Herr sei außerordentlich spaßhaft. Hinzelmeier aber sah vor Zorn in einen blanken Kessel. Da starrte ihm ein gräuliches Angesicht entgegen, voll Runzeln und Hahnepfötchen, er gewahrte nun wohl, daß er abscheulich alt geworden sei. „Ach," dachte er, „weßhalb mußtest Du auch den Teufel aus der Welt schießen? Weßhalb verschließest Du den Rosengarten?" Dann erkundigte er sich bei dem Wirthe, wer nach ihm gefragt habe. „Es war nur eine arme Dirne," sagte der Wirth, „sie trug ein weißes Kleid und ging mit nackten Füßen." „Das war die Rosenjungsrau!" rief Hinzelmeier. „Ja," antwortete der Wirth, „ein Sträußermädel mag es wohl sein, sie hatte aber nur noch eine Rose in ihrem Körbchen." „Wohin ist sie gegangen?" rief Hinzelmeier. „Wenn ihr sie sprechen müßt," sagte der Wirth, „so werdet ihr sie schon in der Stadt an einer Straßenecke finden können. Als Hinzelmeier das gehört harte, schritt er eilig zum Hause hinaus und in die Stadt hinein; Krahirius, die Brille auf dem Schnabel, flog krächzend hinter her. Es ging aus einer Straße in die andere, und an allen Ecksteinen standen Blumenmädchen und boten ihre Sträuße seil; aber sie trugen plumpe Schnallenschuhe und einen Friesrock; das waren keine Rosenjungsrauen. Hinzelmeier war schon fast an das andere Ende der Stadt gekommen, da sah er vor einem niedrigen Hanse einen Hausen rothwangiger Kinder aus der Schwelle kauern; zwischen ihnen saß ein blasses Mädchen in weißem Kleide, mit nackten Füßen. Die Kinder betrachteten neugierig eine dunkelrothe Rose, die sie in einem Körbchen auf dem Schooße hielt. „Das ist sie!" rief Hinzelmeier; und die Abendlust trug ihm einen Strom von Duft entgegen; Krahirius aber warf den Kops zurück und schlug heftig mit den Flügeln. Die Jungfrau saß schwelgend, mit gesenktem Haupte, daß ihr die blonden Flechten in den Schooß gefallen waren. Die kleinen Mädchen legten zärtlich den Kops an ihren Schooß, und blickten bald nach der Blume, bald zu ihr hinauf. „Wo ist die Rose gewachjen?" fragte Hinzelmeier, indem er näher trat.

8. Die neuere Zeit - S. 121

1872 - Coblenz : Baedeker
Haus Pfalz: Rudolf I., Pfalzgr., f 1319. Fefoersicht der uiolitigsteu Zweige des Hauses Wittelsbacli. Ludwig Ii., der Strenge, Pfalzgraf am Rhein und (vierter wittelsbachischer) Herzog von Baiern, f 1294. ~ . Haus Baiern: Adolf, Pfalzgr., f 1327. Rudolf Ii., Pfalzgr. 1327, Ruprecht I. Kurfürst 1329, f 1353. Kurf. 1353-1390. Ruprecht Ii., Kurf. 1390-1398. Ruprecht Hl, 10^1398, deutscher König 14007 f 1410. Ludwig, Herzog v. Baiern, deutscher König u. Kaiser, -j- 1347. Dessen Nachkomme: Maximilian I., Herzog 1595, erster Kurf, v. Baiern 1623—1651. Ferdinand, Kurf. 1651—1679. Ludwig Iii., Kurf. 1410-1436. Diese (ältere) Linie stirbt 1559 aus. Johann, Stephan,Pfalzgr. zu Simmern.u.zweibrücken. Max Emanuel, geächtet 1706, restituirt 1714, f 1726. Pfalzgr. zu ---------——■— ' ------——---------------------------------------- Neumarkt. Friedrich zu Simmern. Ludwig d. Schwarze Karl Albert, Kurf. 1726, Kaiser (Karl Vii.), 1745. zu Zweibrücken. Maximilian Joseph, Kurf. 1745—1777. Christoph (Iii.), Dessen Urenkel -----------------------—— , _T , „ , , , König von Däne- Friedrich Iii. wird 1559 Dessen Urenkel Wolfgang erhält Neuburg u. Sulzbach. mark 1439-1448. Kurfürst v. d. Pfalz. Diese (mittlere) Linie stirbt 1685 aus. Philipp Ludwig zu Johann zu Otto Heinrich Karl zu Birkenfeld. Neuburg s.s. 57. Zweibrücken, zu Sulzhach. ——»—■———■— Dessen Urenkel Christian Iii. erbt Zweibrücken. August erhält Sulzbach. Wolfgang Wilhelm zu Neuburg. Philipp Wilhelm Dessen Urenkel wird 1685 Kurfürst Karl Theodor von der Pfalz. wird 1742 Kurf. Diese (jüngere) v. d. Pfalz und Linie 1777kurf. v. Baiern, stirbt 1742 aus. • f 1799. • Dessen Enkel Maximilian I. wird 1799 Kurf. v. Baiern, König 1805—1825. Ludwig I. König 1825—1848. Maximilian Ii., Otto, König Luitpold. Adalbert. König 1848—1864. v. Griechenland — - -1833—1862. Ludwig. Ludwig Ludwig Ii., Otto. Leopold. Ferdinand. König seit 1864. Arnulf. Alfons.

9. Fünfzig genealogische Tabellen für den Geschichtsunterricht in den oberen Klassen höherer Lehranstalten sowie zum Selbststudium - S. 10

1885 - Hannover : Meyer
12. Römische Kaiser am verschiedenen Häusern nach dem Interregnum. 1. Aus dem Hause Habsburg: Albert Iv., Graf zu Habsburg, + 1240. Rudolf I. von Habsburg, regiert von 1273—1291. 1. Gemahl der Anna Don Hochberg. 2. Agnes von Burgund. 2. Aus dem Hause Nassau: Walrad, Graf zu Nassau, f 1289. Adolf, Kaiser von 1292—1398. 3. Aus dem Hause Ostreiche Rudolf 1. Albert I., Herzog in Östreich, regiert als Kaiser von 1298-1308. Friedrich Austriaciis, der Schöne, Gegenkaiser, 1314 1322. Albert Ii., der Weis.e, Herzog in Östreich, t 1358. I Albert Iii., t 1395. I Albert Iv., t 1404. Albert V., als Kaiser Albrecht 11., von 1438 1439. Rudolf, . Sch 1289. Herzog von Schwaben, 1282-1 Johannes Parricida, t 1313. 4. Aus dem Hause Luxemburg: Gilbert, Gras zu Luxemburg. Hermann, 1081 zu Eisleben als Gegenkaiser Heinrichs Iv. erwählt, f 1088. Heinrich, Graf zu Namnr. sein Enkel: Heinrich I. von Luxemburg. Heinrich Ii. I Heinrich 111. siehe Tabelle. 5. Aus dem Hause Schwarzburg: Heinrich, Gras zu Schwarzburg, f 1313. Günther zum Gegenkaiser erwählt 1349. 6. Aus dem Hause Baiern: Ludwig der Strenge, Pfalzgraf, f 1204. Ludwig der Baier, regiert als Kaiser 1314-1347. 7. Aus dem Hause Pfalz: Ruprecht der Harte, Pfalzgraf, f 1398. Ruprecht, regiert als Kaiser von 1400 —1410.

10. Sagen aus der Welt der Griechen und Römer, deutsche Sagen, Lebensbilder aus allen Teilen der Weltgeschichte - S. 95

1910 - Berlin : Salle
Tie heilige Elisabeth. 95 Kind und verlobte sie frühzeitig mit dem ältesten Sohne, dem Grafen Ludwig. Wilde Spiele und geräuschvolle Feste sagten Elisabeth nicht zu. Als sie dann selbst, nach dem Tode ihres Schwiegervaters, Landgräfin von Thüringen geworden war, dachte sie an nichts anderes, als die Schmerzen der Kranken zu lindern, den Armen Brot zu spenden. Weit und breit sprach man von ihrer Güte und Frömmigkeit. Sie war so überaus mildtätig, daß ihre Schwiegermutter Sophie und auch ihr Gemahl Ludwig fürchteten, sie könne am Ende ihr ganzes Hab und Gut verschenken. Deswegen befahl ihr Ludwig, sie solle ihre Wohltaten etwas einschränken. Schweigend gehorchte Elisabeth, doch nicht lange. Ihr Herz zog sie immer wieder zu den Kranken und Armen. Da begegnete ihr eines Tages der Landgraf, wie sie gerade im Begriff war, einen Korb, mit Broten gefüllt, von der Wartburg nach Eisenach hinunterzutragen. Ludwig hieß sie stillstehen und fragte argwöhnisch: „Was hast du denn da in deinem Korbe?" Elisabeth erschrak und stammelte die Worte: „Mein lieber Herr, das sind Rosen, die ich eben gepflückt habe!" Ludwig, noch immer mißtrauisch, hob den Deckel vom Korbe — und siehe da! der Himmel hatte die fromme Lüge Elisabeths in Wirklichkeit verwandelt! In dem Korbe lag statt der Brote, eine Fülle duftender Rosen. Seit dem Tage, da dieses Rosenwunder sich zugetragen hatte, sagte Ludwig niemals „nein", wenn seine Gemahlin wieder Lebensmittel oder Arzneien an Bedürftige austeilen wollte, im Gegenteil, er war zufrieden mit allem, was sie tat. Ludwig und Elisabeth führten ein glückliches, gottgefälliges Leben miteinander. Da rief die Pflicht den Landgrafen in den Kreuzzug. Gleich anderen frommen Rittern, wollte er nach Palästina zum Grabe des Heilandes pilgern. Schwer wurde ihm der Abschied von Frau und Kindern. Aber Elisabeth war viel zu fromm, als daß sie den Gatten von seiner hohen Pflicht hätte zurückhalten mögen. Doch vom Söller der Burg sah sie ihm nach, solange ihre Augen den Davonreitenden noch erblicken konnten. Die Stimme ihres Herzens sagte ihr, daß sie ihn nicht wiedersehen würde. Und so kam es auch. Landgraf Ludwig gelangte gar nicht nach Palästina. In Italien ergriff ihn ein böses Fieber, das ihn in wenigen Tagen dahinraffte. Als die Trauerbotschaft vom Ableben des von jedermann geliebten Landgrafen Ludwig aus die Wartburg kam, brach Elisabeth in fassungslosem Schmerz in der Galerie des Landgrafenhauses zusammen. Der schmale Gang trägt nach ihr, bis zum heutigen Tage, den Namen Elisabethgalerie. Ein deutscher Maler, Moritz von Schwind, hat

11. Teil 1 - S. 30

1912 - Hannover : Norddt. Verl.-Anst. Goedel
30 Weil's mich hegt und Pflegt, auf den Armen mich trägt, wacht, wenn ich bin krank, gibt mir Speis' und Trank, gibt mir Kleider und Schuh' und viel Küsse dazu und ist mir so gut, wie's kein andrer tut. Drum lieb' ich's so sehr, kann gar nicht sagen, wie sehr, wie sehr!" Robert Reinick. 25. Märchen vom süßen Brei. Es war einmal ein armes, frommes Mädchen, das lebte mit seiner Mutter allein, und sie hatten nichts mehr zu essen. Da ging das Kind hinaus in den Wald. Es begegnete ihm aber eine alte Frau, die wußte seinen Jammer schon. Sie schenkte ihm ein Töpfchen. Wenn es zu dem sagte: „Töpfchen, koche!" so kochte es guten, süßen Brei. Und wenn es sagte: „Töpfchen, steh!" so hörte es wieder auf zu kochen. Das Mädchen brachte den Topf seiner Mutter heim. Nun waren sie ihrer Armut und ihres Hungers ledig und aßen süßen Brei, so oft sie wollten. Auf eine Zeit war das Mädchen ausgegangen. Da sprach die Mutter: „Töpfchen, koche!" da kocht es, und sie ißt sich satt. Nun will sie, daß das Töpfchen wieder aufhören soll, aber sie weiß das Wort nicht. Also kocht es fort, und der Brei steigt über den Band hinaus und kocht immerzu, die Küche und das ganze Haus voll, und dann das zweite Haus und dann die Straße, als wollte es die ganze Welt satt mächen. Es ist die größte Not, und kein Mensch weiß sich da zu helfen. Endlich, wie nur noch ein einziges Haus übrig ist, da kommt das Kind heim und spricht nur: „Töpfchen, steh!“ Da steht es und hört auf zu kochen. Und wer wieder in die Stadt wollte, der mußte sich durchessen. Brüder Jakob und Wilhelm Grimm.

12. Lesebuch für die 5., 6. und 7. Klasse der Volksschule - S. 373

1895 - München : Oldenbourg
4. Zweibrückeir. 373 bestehenden Verschönerungsverein prächtige Park- anlagen geschaffen worden, ebenso beliebte als erfrisch- ende Spaziergänge für die zahlreiche Bevölkerung der Stadt. (Nach Bruckner und Mehlis.) 4. Zweibrücken. Die Stadt Zweibrücken liegt sehr schön in einem weiten, anmutigen Wiesenthale, das von wohlangebanten Höhen umschlossen ist. Sie hat ihren Namen von zwei Brücken, zwischen denen ihre alte Burg in einem von dem Erbache gebildeten Winkel lag. Aus ihrer ältesten Geschichte ist nur wenig bekannt. Im 14. Jahrhundert kam sie in den Besitz der Pfalzgrasen bei Rhein, und als nach Kaiser Ruprechts Tode (1410) dessen vier Söhne die Pfalz teilten, wurde Zweibrücken die Haupt- und Residenzstadt eines eigenen Herzogtums, das bis zu Ende des vorigen Jahrhunderts bestand. Von den Regenten desselben stammt die jetzt über Bayern herrschende Linie des Wittelsbachischen Geschlechtes, und Zweibrücken darf sich also rühmen, die Wiege des bayerischen Königshauses zu sein. Als der letzte Zweibrücker Herzog 1795 in Mannheim starb, wohin er vor den Franzosen geflohen war, erbte sein Bruder Maximilian Joseph das Herzogtum. Er konnte aber die Regierung desselben nicht antreten, da es die Franzosen besetzt hielten. Vier Jahre später jedoch ward er Kurfürst von Bayern und Pfalz und bald ein König, dem zuletzt auch sein zweibrückisches Stammland wieder zufiel (1816). Die Wohnung der letzten Herzöge war das große, prächtige Schloß, welches in den Jahren 1720—1725 von dem Herzoge Gustav Samuel Leopold erbaut worden war. 1793 zerstörten es die Fran- zosei - aber 1820 wurde es wieder hergestellt. Jetzt dient es a s Justizpalast, in welchem das pfälzische Oberlandes- geriesi, ein Land- und ein Amtsgericht ihren Sitz haben und ruch die Schwurgerichtssitzungen für die Pfalz abgehalten werden. Der ehemalige Schloßgarten ist zum Exerzierplätze

13. Lesebuch für gewerbliche Unterrichtsanstalten - S. 6

1905 - Wittenberg : Herrosé
6 können, der tüchtigen Übung am Amboß. Und mehr noch. Von den Lehrjahren in der Schmiede her blieb mir die Gewohnheit, nicht bloß dem Eisen, sondern allen Dingen auf den Grund zu sehen und in allen Geschäften den rechten Zeitpunkt zu benutzen, wie ich ja auch das Eisen schmiedete, solange es glühte und weich war. Es blieb an mir etwas Handwerksmäßiges hängen, das mir im Wetteifer mit zerfahrenen, tändelnden Mitkämpfern immer einen Vorsprung ver- schaffte." „Darf ich mir eine Frist erbitten," unterbrach jetzt der junge Mann die Rede des Herzogs, „um später meine Werbung zu wieder- holen?" Der Herzog willigte ein. Unverzüglich nahm der Graf einen geschickten Korbmacher als Lehrmeister zu sich. In seinem Schlöffe wurde eine Werkstätte eingerichtet, und in wenigen Monaten war der Graf mit allen Kunstgriffen der Korbflechterei so vertraut, daß er die festesten und zierlichsten Körbe und Körbchen verfertigen konnte. Er sandte eine Auswahl seiner schönsten Arbeiten in den Palast seiner Braut und überbrachte am andern Tage dem Herzog ein von der Pariser Korbmacherzunft ausgestelltes Zeugnis. Erfreut führte der Herzog den Brautwerber zu seiner Tochter und ihrer Mutter. „Wie gefallen euch die Körbe?" fragte er die Frauen. „Sie sind sehr schön; wir wollen sie alle behalten," sagte die Mutter freundlich. „Nicht wahr, meine liebe Tochter?" Die Prinzessin nickte. „Da haben Sie ihre Antwort, Graf," sagte der Herzog und schloß den Schwiegersohn in seine Arme. Eine Woche darauf wurde die Hochzeit gefeiert. Wenige Jahre später brach die französische Revolution aus. Der Herzog fiel als eines ihrer ersten Opfer; seine Güter wurden ein- gezogen; seine Gemahlin starb aus Gram und Schrecken über die furchtbaren Ereignisse; der Graf und seine Gattin teilten das Los so vieler Auswanderer und retteten von allen ihren Reichtümern nichts als das nackte Leben. Um für sich, seine Gattin und zwei Kinder in der Fremde den Lebensunterhalt zu schaffen, arbeitete der Graf zuerst bei einem Korbmacher in einer großen Stadt und gründete dann ein eigenes Geschäft, das durch die außerordentliche Kunstfertigkeit des Meisters viele Käufer anzog. Das ererbte Herzogtum seiner Frau, die Grafschaft des Gatten konnte einer bescheidenen Familie nicht mehr das tägliche Brot liefern; der goldene Boden des Handwerkes aber war fest genug geblieben, um darauf einen sichern Hausstand zu gründen. Deutsches Handwerker- und Gewerbeblatl nach Richters Lesebuch. 6. Das Handwerk. 1. Ein Handwerk soll der Bub' 2. Nur ja kein Handwerk, — nicht treiben; Gott bewahre! denn dazu ist er viel zu gut; Das gilt ja heute nicht für fein: er kann so wunderniedlich schreiben, . Und wenn ich mir's am Munde spare, ist ja ein seines junges Blut. er muß schon etwas Bess'res sein!

14. Teil 2 = 4. u. 5. Schulj - S. 130

1911 - Breslau : Hirt
130 2. Sie trägt ein Körbchen; es ist verhüllt, mit milden Gaben ist's vollgefüllt. Schon harren die Armen am Bergesfuß auf der Herrin freundlichen Liebesgruß. 3. So geht sie ruhig; — doch Argwohn stahl durch Verräters Mund sich zu dem Gemahl, und plötzlich tritt Ludwig ihr zürnend nah und fragt die Erschrockne: „Was trägst du da?" 4. „Herr, Blumen!" bebt's von den Lippen ihr. „Ich will sie sehen! Zeige sie mir!" — Wie des Grafen Hand das Körbchen enthüllt, mit duftenden Rosen ist's gefüllt. 5. Da wird das zürnende Wort gelähmt; vor der edlen Herrin steht er beschämt; Vergebung erflehet von ihr sein Blick. Vergebung lächelt sie sanft zurück. 6. Er geht, und es fliegt ihres Auges Strahl fromm-dankbar empor zu dem Himmelssaal. Dann hat sie zum Tal sich hinabgewandt und die Armen gespeiset mit milder Hand. Ludwig Bechstein. 70. Der Mönch von Heisterbach. 1. Äm Futze des Ölberges im Siebengebirge lag in waldreicher Umgebung das Kloster Heisterbach, von dem heute nur noch geringe Überreste vorhanden sind. In diesern Kloster lebte einst ein junger Mönch, der es liebte, über Dinge nachzudenken, die für einen Menschen schwer zu begreifen sind. Dieser Mönch wandelte eines Tages im Klostergarten umher und grübelte über die Worte der Bibel nach: „Vor dem Herrn ist ein Tag wie tausend Jahre und tausend Jahre wie ein Tag." Er vertiefte sich immer mehr in seine Gedanken, verließ den Garten und erging sich in den benachbarten Felsgründen. 2. Als er aber das Vesperglöcklein läuten hörte, eilte er zurück und klopfte an die Klosterpforte. Ein ihm unbekannter Bruder öffnete und fragte nach seinem Begehr. Der Mönch gab keine Ant- wort, sondern eilte nach der Kirche, um nicht zu spät zum Gottesdienst zu kommen. Als er die Kirche betrat, sah er, daß sein Platz schon von einem andern eingenommen war, und von all den Mönchen, die

15. Teil 2 = 4. u. 5. Schulj - S. 130

1911 - Breslau : Hirt
130 2. Sie trägt ein Körbchen; es ist verhüllt, mit milden Gaben ist's vollgefüllt. Schon harren die Armen am Bergesfns; auf der Herrin freundlichen Liebesgrutz. 3. So geht sie ruhig; — doch Argwohn stahl durch Verräters Mund sich zu dem Gemahl, und plötzlich tritt Ludwig ihr zürnend nah und fragt die Erschrockne: „Was trägst du da?" 4. „Herr, Blumen!" bebt's von den Lippen ihr. „Ich will sie sehen! Zeige sie mir!" -— Wie des Grafe): Hand das Körbchen enthüllt, mit duftenden Rosen ist's gefüllt. 6. Da wird das zürnende Wort gelähmt; vor der edlen Herrin steht er beschämt; Vergebung erflehet von ihr sein Blick. Vergebung lächelt sie sanft zurück. 6. Er geht, und es fliegt ihres Auges Strahl fromm-dankbar empor zu dem Himmelssaal. Dann hat sie zum Tal sich hinabgewandt und die Armen gespeiset mit milder Hand. Ludwig Bechstein. 70. Der Mönch von Heisterbach. 1. Äm Futze des Ölberges im Siebengebirge lag in waldreicher Umgebung das Kloster Heisterbach, von dem heute nur noch geringe Überreste vorhanden sind. In diesem Kloster lebte einst ein junger Mönch, der es liebte, über Dinge nachzudenken, die für einen Menschen schwer zu begreifen sind. Dieser Mönch wandelte eines Tages im Klostergarten umher und grübelte über die Worte der Bibel nach: „Vor dem Herrn ist ein Tag wie tausend Jahre und tausend Jahre wie ein Tag." Er vertiefte sich immer mehr in seine Gedanken, verlieh den Garten und erging sich in den benachbarten Felsgründen. 2. Als er aber das Vesperglöcklein läuten hörte, eilte er zurück und klopfte an die Klosterpforte. Ein ihm unbekannter Bruder öffnete und fragte nach seinem Begehr. Der Mönch gab keine Ant- wort, sondern eilte nach der Kirche, um nicht zu spät zum Gottesdienst zu kommen. Als er die Kirche betrat, sah er, datz sein Platz schon von einem andern eingenommen war, und von all den Mönchen, die

16. Abriß der bairischen Geschichte - S. 65

1882 - Heidelberg : Winter
Kap. 15. § 98. Zweibrücken-Veldenzer Linie. 65 (1543) auch die Regierung und empfing bei seinem Abtreten die Grafschaft Veldenz mit Lauterecken und Lützelstein. Dadurch wurde Ruprecht, welcher aus dem geistlichen Stand und zur lutherischen Kirche übergetreten war, der Stifter einer älteren Zweibrücker Nebenlinie, der veldenzischen, welche jedoch mit der vierten Generation 1794 erlosch. 2 Ruprecht und Wolfgang erhielten die von Ludwig Ii in Zweibrücken ein-geführte lutherische Lehre: daher Ott' Heinrich Pfalz-Neuburg dem Herzog Mols- lood gang übertrug, der sich alle Mühe gab diese Lehre im Herzogtum Neuburg zu erhalten und deshalb in Lauingen ein lutherisches Gymnasium stiftete. Wolfgang hat auch die von seinem Vormund, dem Pfalzgrafen Ruprecht, 1540 cvangelisierte Klosterschule von Hornbach im Jahre 1559 zu einer „schola illustris“ d. i. zu einem Gymnasium für das Herzogtum Zweibrücken erhoben, welches in der Folge (1629) in die Stadt Zweibrücken verlegt wurde. , , Im Jahre 1569 zog Wolfgang, obgleich Lutheraner, den bedrängten calvinr-fchen Hugenotten in Frankreich mit 7600 Mann zu Fuß und 7500 Mann zu Pferd zu Hilfe, nachdem er ein Jahr zuvor in seinem Testamente sein Land unter seine fünf Söhne verteilt hatte. 3. Da Herzog Wolfgang auf diesem Zuge den Kriegsbeschwerden erlag und im französischen Dorfe Nessun in der Grafschaft Limousin, erst 43 Jahre alt, starb, so teilten sich, lob.) dem Letztwillen ihres Vaters gemäß, seine fünf Söhne in der Art in feinen Nachlaß, daß der älteste Sohn Philipp Ludwig die eine Hälfte des väterlichen Gebiets als ein Fürstentum Pfalz-Neuburg —, der zweite Sohn Johann Iii die andere Hälfte als ein Fürstentum Pfalz-Zwei-brücken (mittlerer Linie) bekam, und als solcher Johann I hieß —, der dritte Sohn @tt’ Heinrich von dem Pfalz-Neuburger Bruder Sulzbach, Hilpolt-stein und Allersberg —, der vierte Sohn Kriedrich von demselben Bruder Parkstein, Weyden, die Pflege Flossenburg (mit Floß und Vohenstrauß) —, der jüngste Sohn Karl endlich von dem Pfalz-Zweibrücker Bruder die Hintere Grafschaft Sponheim, d. i. Birkenfeld, zu nutznießlichem Gebrauch erhielt, und zwar unter der Bedingung, daß eines jeden der drei abgefundenen Brüder Teil beim Aussterben seines Stammes an den bezüglichen regierenden Fürsten (Pfalz-Neuburg oder Pfalz-Zweibrücken) oder an dessen Nachkommen heimfallen sollte, sowie umgekehrt, daß jeder der drei abgefundenen Fürsten das Recht haben sollte, in das bezügliche regierende Fürstentum im Fall des Aussterbens der darin herrschenden Linie einzurücken. (Als daher im Jahre 1597 Friedrich [von Vohenstrauß^ und im Jahre 1604 Ott' Heinrich [von ©ulzbach] ohne männliche Nachkommen starben, fielen ihre Anteile an Pfalz-Neuburg zurück; als dagegen die obgenannte mittlere Zweibrücker Linie 1731 ausstarb, erbte die Linie Birkenfeld das Herzogtum Zweibrücken.) _ 4. Aus der mittleren Zweibrücker Linie war Johann Casimir zu Kleeburg mit des Dchwevenkönigs Gustav Adolf Stiefschwester Katharina vermahlt und von der Königin Christine 1650 zur schwedischen Thronfolge designiert worden, aber schon zwei Jahre darauf gestorben; daher wurde, als Christine die Krone niederlegte, Johann 1654 Casimirs Sohn als Karl X Gustav auf den schwedischen Thron erhoben, blieb aber, wie auch Karl Xi und Karl Xii von Schweden, dem Stamme der mittleren Zweibrücker Linie zugehörig. 5. Für die Geschichte Baierns ist nun zunächst wichtig: 1. die Pfalz-Neuburger Lin,?, aus welcher die nächsten Kurfürsten bis Karl Theodor, 2. die Birkenfelder Linie, aus welcher Bas jetzt regierende königliche Haus in Baiern stammt. Herzog Wolfgangs ältester Sohn Philipp Ludwig, der Stammvater der Pfalz-Neuburger Linie, hinterließ 1614 drei Söhne: 1. Wolfgang Wilhelm, regierender Herr von Neuburg, der 1614 katholisch wurde und Maximilians I von Baiern Schwester heiratete, um mit Baierns Hilfe im jülichischen Erbschaftsstreit obzusiegen, dessen Ausgang er aber nicht erlebte; erst sein Sohn Philipp Wilhelm erhielt von diesem Erbe Jülich, Berg und Ravenstein; — 2. August, nutznießlicher Herr von Sulzbach, dessen Linie sich bis 1799 fortsetzte; — 3. Friedrich, nutznießlicher Herr von Hilpoltstein, dessen Linie mit ihm erlosch, worauf Hilpoltstein an Neuburg zurückfiel. Dittmar, bair. Gesch. 4. Aufl. 5

17. Bd. 1 - S. 37

1912 - Braunschweig : Appelhans
— 37 — in der Hand hat der Vater eine Feder. Was tut der Vater dann? Schreibt. Was kann man am Tische also auch tun? Sprecht: Am Tische kann man lesen und schreiben. Was kann man noch alles am Tische tun? — Zusammenfassung! Vi. Begriff. Wieviel Tische stehen in unserer Schulstube? — Wieviel in eurer Wohnstube? — Gibt's eine Stube, in der man keinen Tisch braucht? Einen Tisch braucht man in jeder Stube (muß man in jeder Stube haben). Merkt: Dinge, die man in jeder Stube braucht (haben muß), nennt man Geräte, — Stuben- gerate. Was ist also der Tisch? Sprecht: Der Tisch ist ein Stuben- gerät. Weshalb nennst du den Tisch ein Stubengerät? — Was ist der Stuhl? — Weshalb? Nennt andere Stubengeräte! Sofa, Kommode, Spiegel. Ist auch der Ofen ein Stubengerät? — Warum nicht? — Von welchen Dingen kannst du jetzt sagen, daß es Stuben- geräte sind? Sprecht: Der Tisch, der Stüh! usw. sind Stubengeräte. Zugaben: 1. Rätsel. Vier Beine Hab' ich und kann nicht gehn, Kann aber vieles tragen. In jeder Stube siehst du mich stehn. — Wer bin ich? kannst du es sagen? — 2. Rätsel. Vier Beine hat es und kann doch nicht gehn, Zu Mittag siehst du Speisen d'raus stehn. 3. Das Märchen vom Tischchen, decke dich. Es war einmal ein armer Holzhacker. Der arme Mann wohnte mit seiner Frau und mit seinen beiden Kindern in einem kleinen Häuschen nahe am Walde. Im Walde hackte der arme Mann für den Förster Holz. Sein Verdienst aber war so gering, daß er oft keinen Heller im Hause hatte. Als nun gar eine Teuerung in das Land kam, wurde die Not noch größer, so daß die armen Leute nichts zu beißen und zu brechen hatten und hungern mußten. — Ach, da jammerten Vater und Mutter: „Was soll aus uns werden! Was soll aus uns werden." Da sprach Hänschen zu Gretchen — so hießen die beiden Kinder der armen Leute —: „Komm, Gretchen, wir wollen in den Wald gehen und Beeren pflücken für uns und für unsere guten Eltern, damit wir nicht sterben." — Und sie nahmen ein Körbchen und wanderten hinein in den Wald, weit und immer weiter, aber sie fanden nur wenige Beeren, denn es waren schon andere Leute im Walde gewesen und hatten die Beeren gepflückt. Ach, wie traurig wurden die armen Kinder. Sie wollten nun wieder nach Hause gehen, aber sie fanden den Weg nicht wieder zurück. Sie weinten und jammerten und riefen nach Vater und Mutter. Aber das war alles vergebens. Endlich kamen sie an ein kleines Hüttchen, das war aus Moos und Baum- rinde gebaut. Vor dem Hüttchen saß ein altes Mütterchen. Das Mütterchen war aber gut und wußte allen Kummer, den die Menschen haben, und so wußte es auch, was den armen Kinderchen und ihren Eltern fehlte. Das gute Mütterchen winkte ihnen freundlich zu und sagte: „Kommt mit in mein Stübchen; ihr seid ja so hungrig und matt; ich will euch etwas zu essen geben. Wenn ihr euch recht tüchtig satt gegessen habt, werde ich euch den Heimweg zeigen, daß ihr wieder zu euren guten Eltern kommt. Als sie hineintraten, wußten sie vor Staunen kein Wörtchen zu sagen, denn das Abendlicht fiel in viel hundert Farben durch kostbare, farbige Edelsteine hinein.

18. Lehrbuch der Vaterlands-Geschichte, von der Urzeit bis auf unsere Tage, für Baierns Volks-Schulen - S. 179

1826 - Kempten : Dannheimer
(1503) seinem Schwiegersöhne, dem Pfaszgrafen Rn. precht, zu. Da entschied, als des Reiches Oberherr, Kaiser Maximilian für Herzog A l b e r uv. von Baierri- München, und ertheilke ihm die Belehnung über die er- ledigten Besitzungen der Landshuter Linie, während er zugleich den Pfalzgrafen Ruprecht und die niederbaieri- schen Landstande ernstlich erinnerte, nichts gegen die deutschen Reichs- und Lehensgesetze, so wie gegen die baierischen Hausvenrage zu unternehmen. Nichts desto- weniger besetzten die Jngoistädter und Neuburger rasch das Schloß zu Landshut für Ruprecht, und der alte Schatz Georgs, der wohlverwahrt in vielen goldenen und silbernen Platten, Geröchen, Kleinodien und Juwelen in Kisten voll Geldes in den festen Thürmen zu Burg' Hausen lag, wurde, auf 70 sechsspännigen Wagen, in die feste Burg nach Neuburg an der Donau geführt. Ruprecht brach den Landfrieden, nahm Landöhut, Burg. Hausen und Amberg durch Waffengewalt. Nach solchem Ungeftümm sprach K. Maximilian am 23. April '«504 auf dem Reichstag zu Regenöburg die erledigten Länder dem Herzoge Albert iv. und dessen Bruder Wolfgang völlig zu, und belegte den Pfalzgrafen Ruprecht nur der Rejchöacht. Ein verwüstender Erbfolqekrieg begann nun zwischen beiden Theilen und ihren Bundesgenossen in Baiern und in der Rheinpfalz. Albert lv. ward vom Markgrafen Friedrich von Brandenburg, vom Land- grafen Wilhelm von Hessen, vom Herzoge Ulrich von Würtemberg, vom schwäbischen Bunde und der Stadt Nürnberg, der Pfalz graf aber von Böhmen unterstützt. Die Schätze Georgs schwanden durch die Kosten des traurigen Familienkampfes. Doch nach dem frühzeiti- gen Tode des Pfalz grafen Ruprechts (19. August 1504) und seiner Gemahlin» Elisabeth (14. Septem» der 1504) erklärten sich Alberts lv. Bundesgenossen für neutral, obgleich der Churfürst Philipp von der Pfalz, als Großvater von Ruprechts hinterlasse- nen Söhnen, Otto Heinrich und Philipp, den Krieg forlsetzte. Unterdessen machte K. Maximilian stille Entwürfe ans diesem Erbstreit Vorthcil zu zreben. er kam selbst zu Herzog Albert iv. in's damische La. 12 *

19. Geschichte des deutschen Volkes - S. 150

1867 - Berlin : Vahlen
150 D.kurkr.u.d.oberrh.kr. D.pfälz.haus. Hausnas.-Oran. Hauslothar. § 248. 2. Der Kurkreis und der Oberrheinische Kreis. Das Pfälzer Haus. Haus Nassau-Oranien. Haus Lotharingen. § 248. In der Mitte des westlichen Deutschlands, wo von rechts der Neckar zwischen Obstgärten und Rebenhügeln, der Main durch reiche Frucht- gebreite, und die Lahn unter Fels und Busch ihren Weg zum schönen Rheine nehmen; wo von links die Nahe zwischen den dunklen Höhen des Donners- berges und Jdarwaldes, und die Mosel zwischen alten Burgen, Städten und Weinbergen hindurch sich gleichfalls zum Rheine winden: hier in den alten Kernlanden des Reichs, einst den Herzogthümern Franken und Oberlotharingen angehörig, kreuzten sich zwei Kreise, der Kurkreis und der Oberrheinische. Der erstere umfaßte die Gebiete der vier Kurfürsten von Mainz, Trier, Cöln und Pfalz. Die Kurpfälzische Residenz war Heidelberg am Neckar, und das Schloß dieser, dem Wittelsbachschen Hause angehörenden Herren hob sich, von röthlichem Stein erbaut, am Fuß des mächtigen, waldbedeckten Königsstuhls, gar lieblich aus dem Grün der Bäume und blickte über eins der herrlichsten Thäler Deutschlands, das hier gegen den Rhein hin weit sich öffnet. Das Pfalzgrafenamt, (Z 82. 107.), ursprünglich für das Herzogthum Franken bestimmt, war von Kaiser Friedrich Ii. an Ludwig von Baiern (Wittels- bach) gegeben worden, dessen Enkel jener Ludwig der Strenge war, der zur Zeit des Interregnums um ungegründeten Verdacht seine Gemahlin hin- richten ließ. Dessen Söhne waren Rudolf, der Pfalzgraf, und Ludwig, der spätere deutsche Kaiser (§ 218). Von Rudolf leitet sich das Psalzbaierische Haus ab, da Kaiser Ludwig durch den Hausvertrag von Pavia 1329 den Söhnen desselben, Ruprecht I. und Rudolf, die Pfälzischen Länder und einem Enkel desselben die Ober Pfalz (den alten Nordgau § 82.) an dem Westabhange des Böhmer Waldes) überließ. Von der Kurlinie ward schon 1386 die Universität zu Heidelberg gestiftet. Ihr entstammte auch Ruprecht (Iii.), der von 1400—1410 deutscher König war (§ 229.) ebenso jener Frie- drich der Siegreiche (§ 239) der zur Zeit Kaiser Friedrichs Iii. an Stelle seines minderjährigen Neffen die Kurwürde sich angeeignet und sie dem Kaiser zum Trotz bis zu seinem Tode 1476 behauptete — damals der entscheidende Herr in Westdeutschland. In seiner ruhmreichsten Schlacht, der von Secken- heim 1462, nahm er seine Feinde, den Grasen von Wirtenberg, den Mark- grafen von Baden und den Bischof von Metz, gefangen, bewirthete sie, als sie aus langer, harter Haft sich theuer gelöst, zuletzt dann prächtig auf seinem Heidelberger Schloß, ließ ihnen aber kein Brot zu den Speisen aufsetzen. Als sie sich darüber wunderten, ließ er ihnen sagen: sie hätten seinen Bauern die Erndte verderbt und verbrannt, nun möchten sie sehen, wie es sich ohne Brot leben ließe. — Diese pfälzische Linie des Wittelsbachschen Hauses ging auch später ihren eigenen Weg; zur Reformationszeit trat sie mit Entschiedenheit dem evangelischen Bekenntniß bei, während die übrigen Wittelsbacher ebenso eifrig katholisch blieben.*) *) Als die gerade Kurlinie 1559 erlosch, ging die Kur auf eine jüngere Linie, Pfalz-Simmern über. Dieser entstammte der unglückliche Friedrich V., König von Böhmen, der im dreißigjährigen Kriege Land und Leute und auch die Kur einbüßte, welche letztere nun auf die herzogliche Linie, die Nachkommen Kaiser Ludwigs, über- ging. Doch bekam mit dem westphälischen Frieden das Pfälzische Haus die Kurwürde, als die 8te im Reich, zurück. Abermals waren jüngere Linien abgezweigt: Pfa lz-Neu- burg, auf welches 1685 die Kurlaude sammt der Kurwürde übererbten, Pfalz-Zwei-

20. Königreich Bayern - S. 6

1903 - Leipzig : Voigtländer
— 6 — markt, Lauterhofen, Sulzbach, Hirschau, Amberg, Nabburg, Neuburg, Peilstein, Parkstein, Weiden u. s. w. Von den Rudolf I. folgenden Kurfürsten ist folgendes zu sagen: Rudolf Ii. und Ruprecht I. regierten 1329—1338 gemeinschaftlich; 1353 starb Rudolf Ii. zu Neustadt a. d. H. und ward in der von ihm hier erbauten Stiftskirche begraben. 1348 wütete die Pest in der Pfalz. Von Ruprecht I. und seinem Neffen Ruprecht Ii. erhielt König Karl Iv. für geleistete Geldunterstützung den größten Teil der Oberpfalz, wogegen er die Kurwürde als erblich in der Pfälzer Linie erklärte. Ruprecht I. regierte 1353—1390 als alleiniger Regent. Durch die goldene Bulle ward der Kurfürst von der Pfalz der zweite im Reich; die Pfalz und die Kurwürde wurden für unteilbar erklärt. — Unter Ruprechts Regierung fallen viele Faustfehden; in diesen schlug er die rheinischen Städte 1388 zwischen Worms und Speyer. Er erwarb Oppenheim, Kaiserslautern, Zweibrücken, Hambach, Bergzabern, Trifels, Germersheim, Annweiler. Ebenso gewann er die Oberpsalz zurück und neu viele Orte in Unterbaden, wie Ladenburg, Sinsheim, Mosbach, Sickingen. Zu Heidelberg gründete er 1386 die berühmte Universität. Sie wurde nach dem Muster der Pariser Fakultät von dem Philosophen Marsilius von Jnghen eingerichtet und am 18. Oktober eröffnet. Die Kollegienhonorare betrugen 1—8 Groschen. Besucht wurde sie bald von etwa 500 Studierenden. Ruprechts I. Nachfolger und Neffe Ruprecht Ii. war streng gegen Verbrecher und Mordbrenner, und das Volk hieß ihn den „Harten". Ruprecht Iii. (1398—1410) war der Sohn des vorigen. Nach der Absetzung des Königs Wenzel ward er 1401 zum König gewählt und zu Köln gekrönt. Auf seinem Römerzuge kam es zwischen ihm und dem Herzog von Mailand, Galleazo Visconti, bei Brescia zu einer unentschiedenen Schlacht. Aus Mangel an Mannschaft und Mitteln mußte er ohne Erfolg in die Pfalz zurückkehren. Auch seinen Gegnern in Deutschland, besonders dem Marbacher Bund, war er nicht gewachsen. — Aus die Pf alz wandte er besondere Fürsorge. Er erwarb Simmern und Sponheim, tat für Heidelberg vieles, erweiterte das Schloß durch den großartigen Ruppertsbau, hob materiell die Universität. — Er war ein milder, tapferer und frommer Fürst. Vermählt war er mit Elisabeth, Tochter des Burggrafen Friedrich V. von Nürnberg. — Nach seinem Tode erhielt sein Sohn