Ähnliche Ergebnisse
1900 -
Freiburg im Breisgau
: Herder
- Autor: Bumüller, Johannes, Schuster, Ignaz
- Auflagennummer (WdK): 2
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
— 304
Mit Bethanien übersieht das Auge den Ölberg, die Stätte der
heiligen Erinnerungen. Nahe am Ölberge liegt Gethsemane, unten
an seinem Fuße der Olivengarten und oben auf dem Gipfel die
Himmelfahrtskirche. Ich konnte mein Auge fast nicht wenden von
den heiligen Hügeln. Noch einmal trank ich in vollstem Zuge das
heilige Schauspiel und wandte mich dann mit dem Wunsche des
heimatlichen Dichters ab:
„Bleibt mir nah mit eurem heil'gen Walten,
Hohe Bilder, himmlische Gestalten!"
(Nach F. W. Hackländer u. a.)
Die Überschwemmungen des Wits.
Schon im Altertum wurde Ägypten ein „Geschenk des Nils"
genannt, und das mit Recht; denn der Nil ist es, der das Land
bewässert und fetten Schlamm auf demselben ablagert, dadurch unter
einem fast regenlosen Himmel üppige Fruchtbarkeit erzeugeud. Zwar
haben auch andere Ströme jährliche Überschwemmungen; aber bei
keinem derselben treten diese mit solcher Regelmäßigkeit auf und lassen
sich so genan und so weit zurück verfolgen. Wir wissen, daß der
Nil von den mächtigen Wassermassen angeschwellt wird, welche zur
Zeit der tropischen Regen in seinem Quellgebiet, besonders in Abessinien,
herabstürzen. Gegen Schluß des Juni verrät der steigende Strom
den gewaltigen Zuwachs des Wassers. Diese Schwellung nimmt
nun in gleichmäßiger Folge so zu, daß um die Mitte des Augusts
der Fluß iu Ägypten seine Ufer überschreitet und allmählich das
ganze Thal bis zum Fuße der Berge überflutet, um während des
Oktobers in seine Grenzen zurückzukehren und ebenso gleichmäßig, wie
er gewachsen, auf den niedrigsten Wasserstand herabzusinken. Das
höchste, aber gewöhnliche Maß der Steigung beträgt für das Delta
heute noch wie schon im Altertum 5 m, und die Wassermenge, welche
der Strom in dieser Zeit dem Meere zuwälzt, ist zwanzigmal größer
als zuvor. Zuweilen bleibt er auch uuter dem angegebenen Maße
zurück. Dann aber trifft Hungersnot oder doch Mangel die Be-
völkeruug, welche eben den Überschwemmungen allein ihre reichen
2. Bd. 2
- S. 407
1875 -
Köln
: DuMont-Schauberg
- Autor: Pütz, Wilhelm
- Auflagennummer (WdK): 2
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schultypen (WdK): Höhere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
- Inhalt Raum/Thema: Völkerkunde?
- Geschlecht (WdK): Jungen
347. Der Nil.
407
den Riesenwarten seiner Pyramiden (f. Nr. 350), bis endlich bei der Sara-
cenenstadt Kairo (s. Nr. 349) der 900 Meter breite Nil in sein letztes
Stadium tritt.
Und jetzt verwandelt sich das Flußbild in ein Meeresbild. Denn hier,
wo die beiden begleitenden Bergzüge plötzlich zurückweichen oder abbrechen,
spaltet sich eben so plötzlich der Nil. Zwei Hauptarme, den von Rosette
und den von Damiette, entsendend, umfaßt der Strom die viel gepriesene
Niederung, welche von ihrer Dreieckgestalt den Namen Delta erhalten hat.
Die allmähliche Erhebung des Delta aus dem Meere beruht auf den
jährlichen Ueberschwemmungen des Nils, welche dem „werkthätigen"
Strome {noxu^iog inymixos nach Herodot) seine landbildende und land-
gestaltende Kraft verleihen. Zwar wiederholt sich diese Erscheinung auch bei
anderen Gewässern, aber bei keinem tritt sie mit solcher Regelmäßigkeit auf,
noch läßt sie sich so genau und so weit zurück verfolgen. Wir wissen, daß
der Nil von den mächtigen Gewittern angeschwellt wird, welche zur Zeit der
tropischen Regen ihre Wassermassen auf das Hochland von Sudan und
Abefsinien herabstürzen. Unter dem Aequator bereits mit dem Ende des
März beginnend, tritt die Überschwemmung je tiefer hinab, um so später,
ein, und in der regenlosen Zone des Unterlaufs verräth erst gegen Ende
Juni's der steigende Strom den gewaltigen Zuwachs des Wassers. Diese
Schwellung nimmt nun in gleichmäßiger Folge so zu, daß um die Mitte
August's der Fluß in Aegypten seine Ufer überschreitet und allmählich das
ganze Thal bis zum Fuße der Berge überflutet, um während des October
in seine Grenzen zurückzukehren und eben so gleichmäßig als er gewachsen,
zur niedrigsten Ebbe herabzusinken. Das höchste, aber gewöhnliche Maß
der Steigung beträgt für das Delta heute noch, wie in den Tagen
Herodot's und Plutarch's, 5 Meter (7 Meter Wasserhöhe), und die Wasser-
menge, welche der Strom in dieser Zeit dem Meere zuwälzt, ist zwanzigmal
größer als zuvor. Zuweilen bleibt derselbe auch wohl unter jenem Maße
zurück. Dann aber trifft Hungersnoth oder doch Mangel die Bevölkerung,
welche eben den Ueberschwemmungen allein ihre reichen Ernten verdankt.
Der Aegypter betrachtet daher diese Erscheinung fast mit religiöser Scheu:
Feste jeder Art wechseln mit einander, wenn um die Mitte des August's
die Schleuse des großen Canals bei Kairo durchstochen werden kann, welcher
hier vom Nil ausläuft und mit seinen Verzweigungen das östliche Unter-
Aegypten — das alte Gosen — überschwemmt. Unmittelbar nach dem
Durchstich fertigt der Khadi jene Urkunde aus, welche den genügenden
Wasserstand bestätigt und dem Großherrn in Eonstantinopel das Recht gibt,
von der ägyptischen Regierung den vollen Tribut zu erheben. In dem-
selben Augenblicke aber füllt taufendzüngiger Jubelruf die Lüfte: „der Strom
kommt! der Strom kommt!" Etwa um den 26. September hat derselbe die
höchste Höhe erstiegen, das Festland ist verschwunden, nur die langen viel-
1884 -
Calw [u. a.]
: Verl. der Vereinsbuchh.
- Autor: Behr, Friedrich, Schwarz, Eduard, Frohnmeyer, Immanuel
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Alle Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Alle Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Völkerkunde?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): koedukativ
686 I. Die Nil-Länder.
halten will, den im S.-W. einmündenden Kagera (Alexandra-Nil) oder den von S.
kommenden Schimija, steht jedem frei. In kataraktenreichem Lanf eilt der Ausfluß
des Ukerewe (Viktoria-Nil) zu dem nur noch 643 m hoch gelegenen, etwa 85 Q.-M.,
4700 großen M w ntan (Luta Nzige, Albert Nyauza), den er nur an seinem nord-
östlichen Ende durchschneidet. Nach dem Austritt aus dem See fließt der breite, schiff-
bare Strom zunächst in geringem Gefäll bis Dufli 3lk 0 N. Br. Dann folgt eine
Reihe von Stromschnellen und kleinen Wasserfällen bis Lado (5 <> N. Br., 465 m), welche
lauge den Fortschritt der Entdeckungen ausgehalten haben. Von hier strömt der Nil,
der bisher von Gebirgslandschaften umgeben war, durch eine sumpfige Waldlaudschast
und unabsehbare Savanueu mit baumhohem Graswuchs. Schwimmende Wasserpflanzen
hindern auf der Strecke bis Chartum mitunter die Befahruug des Riesenstroms, dem
von W. her der Bahr el Arab oder Bahr el Ghafal die Gewässer eines dichten Fluß-
Uetzes zuführt, der letzte Zufluß der linken Seite. Von hier an heißt er Bahr el
Abi ad, der weiße Fluß. Seine Umgebung wird in Kordofan mehr und mehr zur
Steppe, die allmählich in die Wüste übergeht. Bei Chartum nimmt er den von den
Alpengebirgen Abessiniens und aus dem Tsaua-See herabkommenden klaren „blauen
Strom", Bahr el A s r a k oder A b a i auf, und weiter abwärts den A t b a r a, in seinem
Oberlauf Takasse genannt, ebenfalls von den abessinischen Gebirgen. Nun strömt
er, wie feilt anderer Fluß der Welt, ohne weiteren Zufluß, 300 M. lang, auf beiden
Seiten von Wüsten umgeben durch N u b i e u s Felsgebirge im engen Felsenthale mit
Stromschnellen und Katarakten, und nach deren Aufhören bei Afsuau in erweiterter Thal-
ebene durch Ägypten, und mit einem großen von Kanälen durchschnittenen Delta ins
Mittelmeer.
Seine Bedeutung als K u l t u r st r o m Ägyptens erhält der Nil durch die
Tegelmäßigen Überflutungen seines Thales, indem er dadurch dem regenlosen Wüsten-
lande den Regen ersetzt. Ober- und Mittelägypten nämlich kennen keine Regen,
immer strahlt in unveränderlichem blauen Glänze der Himmel herab, wolkenlos bei
Tage, wolkenlos bei Nacht. Aber im Süden strömen reichliche tropische Regengüsse
herab, die den Nil anschwellen.
Die Gebirgsregen Abessiniens, welche den blauen Nil und Atbara mächtig anschwellen,
scheinen die Hauptursacheu der Überschwemmungen zu sein. In einem großen Teil
des Jahres ist der blaue Nil nicht einmal ein zusammenhängender Fluß. Der Regen beginnt
im südlichen Abessinien schon Ende Februar, in Chartum im Mai; das Steigen des
Stromes erreicht Ägypten in Assuau Ende Jnni, Kairo und das Delta Anfangs Juli,
und währt drei Monate lang. (Die Kopten haben den Glauben, am Tage des Erzengels
Michael 17. Juni, sende dieser einen wunderbaren Tautropfen vom Himmel in den Nil
herab, der eine Gähruug im.flusse erzeuge.) Im August tritt er aus und die Dämme
werden geöffnet; Mitte September erreicht er den höchsten Stand, auf dem er sich 24 Tage
erhält. In den ersten Tagen des Oktober erreicht die Überschwemmung den Gipfelpunkt. In
die etwas höher gelegenen Thalgegenden hat man noch vom Alterthum her große Seen und
Kanäle gegraben und überall Bewässerungen angelegt, die durch Ochsen getrieben oder mit
Füßen getreten werden, Räder, Schöpfeimer, lederne Schläuche und Riemen. Jeden Abend be-
gibt sich die fröhliche Bevölkerung in Booten und Kähnen bekränzt, und mit bunten Flaggen
und seidenen Fahnen geziert, mit rauschender Musik auf das flutende Wasser, aus dem nur
Städte und Dörfer, Dattelpalmen und schmale Wegdämme hervorragen. Bei der Eröffnung
des Kanals in Kairo ist ein großes Fest, man wirft uuter großem Jubel allerlei Früchte in
den Strom, und Alles gibt sich den fröhlichsten Hoffnungen auf eine gesegnete Ernte hin.
Wenn der Fluß die rechte Höhe erreicht hat, etwa 7 m über dem niedrigsten Wasserstand, so
wird Alles überschwemmt (dann hat er neunmal mehr Wasser). Steigt er aber höher, so geht
es zu lange, bis die Saat bestellt werden kann; dann ist Jammer im Laude, man fürchtet
für die Ernte, wie auch wenn die Flut nicht hoch genug steigt. Nach der Höhe der Über-
schwemmuug gibt es also eine gute oder eine schlechte Ernte, und wird daher seit den ältesten
Zeiten die Höhe der Abgaben bestimmt. Deshalb wird das Steigen und Fallen sorg-
fältig von Staatsbeamten am uralten Regieruugs-Nilmefser beobachtet (aber wie man
sagt oft verfälscht). Ende Okt. geht der Strom wieder in sein Bett zurück. — Sobald
1878 -
Danzig
: Verlag und Druck von A. W. Kafemann
- Hrsg.: Krueger, Karl A., ,
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Völkerkunde?
- Inhalt: Zeit: Geographie
252
Bilder aus Afrika.
Iii. Wilder aus Afrika.
143. Aegypten.
Aegypten ist ein heißes, regenloses, trockenes Land, das nur dem Nil-
strome seine Fruchtbarkeit und seine hohe Bedeutung verdankt. Dieser
Strom, welcher weit aus dem Innern von Afrika oem mittelländischen
Meere zustießt, entsteht durch die Vereinigung zweier Quellströme, von denen
der westliche der weiße Nil, der östliche der blaue Nil genannt wird, fließt
dann in einem bald engeren, bald weiteren Thale bis an die Südgrenze
Aegyptens, durchbricht hier ein Granitgebirge und stürzt in drei Katarakten
oder Stromfällen in ein tieferes Stromthal. Hier, bei der Stadt Assuan
(Syene), beginnt er seinen Lauf durch Aegypten uiid durchströmt nun als
mächtiger, schiffbarer Fluß in vorherrschend nördlicher Richtung einen einzigen
150 Meilen langen und 2 bis 3 Meilen breiten Thalgrund zwischen der
lybischen uiid arabischen Bergkette. Das zwischen diesen Bergketten einge-
schlossene Land wird alljährlich durch die Überschwemmung des Nil be-
fruchtet. Im März beginnt das Wasser in Folge der tropischen Regengüsse
im mittleren Afrika zu wachsen, wird höher und höher und überschwemmt
im August ganz Aegypten, so daß man mit Kähnen umherfährt und Städte
und Dörfer wie Inseln aus dem Wasser heraussehen.
Diese Überschwemmungen führen dem Lande fruchtbaren Boden zu.
Sobald sich Ende September das Wasser verlaufen hat, wird der Schlamm-
boden ohne weitere Bearbeitung besäet. Der Same geht rasch auf, und
während wir in Europa Schnee und Eis haben, reist in Aegypten die
üppigste Saat heran und kann schon anfangs März eingeerntet sein. Nun
naht allmählich eine alles austrocknende Hitze; der Boden überzieht sich mit
dickem Staube, das Laub der Bäume verdorret, und alles erwartet mit
Sehnsucht die Zeit, wann die Wasser Erlösung von den Qualen des Staubes,
der Augenkrankheiten und der Hitze bringen. Bleiben die Ueberschwem-
mungen aus, oder steigt der Nil nicht hoch genug, so kommt Aegypten m
große Gefahr. Darum ließ in ganz früher Zeit der König Möris süd-
westlich von Memphis einen See graben, welcher aus dem 40 Meter höher
gelegenen Nil gefüllt wurde. Er hatte den doppelten Zweck, in Zeiten der
Noth eine Vorrathskammer von Wasser zu sein und die anliegende trockene
Landschaft zu bewässern, die noch jetzt die fruchtbarste von ganz Aegypten ist.
Durch zahlreiche Canäle, von denen der größte der Josephscanal, den
Nil entlang läuft, durch Schleusen und Schöpsmaschinen suchte man den
fruchtbaren Nilschlamm nach allen Richtungen hin auszubreiten und ver-
wandelte dadurch das sandige Nilthal in die fruchtbarste Landschaft, die
gesegnete Kornkammer des Alterthums wie der Gegenwart. — Unterhalb
Memphis erweitert sich das Thal bedeutend, und die Bergketten treten
weiter von einander. Hier bildet der Nil, der sich im Alterthum in sieben
1818 -
Leipzig
: Hinrichs
- Autor: Hold, Ernst
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Inhalt Raum/Thema: Weltgeschichte
- Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
38
gen Morgen von hohen Felsen eingeschlossen wird. Ohne
diesen wohlthätigen Fluß würde Aegypten nichts als
unfruchtbare Wüste seyn. Im Winter hat der Nil das
niedrigste Wasser, im Sommer aber tritt er aus und
überschwemmt das ganze Thal. Wenn nahmlich auf
den hohen Gebirgen von Habe sch oder Abyssinien
in den Sommermonaten der Schnee schmilzt, so schwillt
der Strom so hoch an, daß er das Uferland auf beiden
Seiten unter Wasser seht. Dazu kommt noch, daß in»
mittelländischen Meere während der Sommermo-
nate fast immer ein Nordwcstwind weht, der gerade
auf die Mündung des Nils stößt und das ausströmende
Wasser zurückhält. Die große Ueberschwemmung, die
dadurch entsteht, fängt jedesmahl gegen den Anfang
des Augusts an, ^und das ganze Land gleicht bald einem
See, aus welchem Städte und Dörfer wie Inseln sich
erheben. Im Oktober tritt der Nil wieder in sein Bett,
und läßt auf den Feldern einen fetten Schlamm zurück, der
den Boden so sehr dünget, daß der Landmann nur zu
säen braucht, um reichlich zu ernten. Diese Ueber-
schwemmung erseht den.negen, der in Aegypten sehr
selten ist, und macht es zu einem der fruchtbarsten
Länder. Zweifache, ja sogar dreifache Ernten in einem
Jahre sind in Aegypten gar nicht ungewöhnlich. Schon
in frühen Zeiten hat die Ersindungskraft der Aegypter
die Ueberschwemmung zur Befruchtung des Bodens be-
nutzt, und schon mehr als iooo Jahre vor Christus
war das ganze Land mit Kanälen durchschnitten, um
auch die entfernteren Theile des Landes reichlich zu be-
wässern.
Der ganze nördliche Theil von Aegypten dehnt sich
bis zum mittelländischen Meere in einer breiter» Fläche
aus, und wird von zwei Armen des Nils wie ein Drei-
eck umschlossen. Dieser ganze fruchtbare Landstrich soll
durch den Sand und Schlamm, den der Nil hier ab-
geseht hat, nach und nach gebildet worden seyn. Nur
1911 -
Leipzig
: Dürr
- Autor: Ketzer, Arthur
- Auflagennummer (WdK): 5
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schultypen (WdK): Realschule, Oberrealschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Realschule, Oberrealschule
- Regionen (OPAC): Sachsen
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
— 99 —
sind Flußbetten, die nur nach einem starken Regen Wasser führen. Mit Erfolg hat man in der algerischen Sahara die Fläche des anbaufähigen Bodens durch Brunnenbohrungen vergrößert. Die wichtigsten Kulturgewächse der Oasen sind Dattelpalme und Durra, eine Hirseart, die auch in andern Gegenden des tropischen Afrika viel gebaut wird. Wo Weidefläche vorhanden ist, betreibt man die Zucht des Dromedars.
Das Wüstenklima ist im allgemeinen gesund; gegen die austrocknende Wirkung der Lust und gegen das Eindringen der vom Samum aufgewirbelten Sandkörnchen in Augen, Nase und Mund schützen sich die Eingebornen, die Beduinen (Semiten), Tuärik (Hamiten) und Tubu, durch Schleier.
An das Mittelländische Meer reicht die Sahara im türkischen Tripoli heran. In früheren Zeiten durchquerten Karawanen die Wüste von N nach S, namentlich von Tripoli über Murfuf nach dem Tsadsee. Dieser durchgehende Verkehr ist heutzutage ganz erloschen, und damit haben auch die südlichen „Wüstenhäfen", wie Timbnktu, Kano, an Bedeutung verloren. Die Oasen der algerischen Sahara, wie Biskra, verdanken den Aufschwung, den sie in neuerer Zeit genommen haben, der Ausdehnung des algerischen Bahnnetzes bis in diese Gegenden.
§ 37. Die Wiltänder.
1. Der Nil ist einer der längsten Ströme der Erde (S. 181). Durch wieviel Breitengrade fließt er vom Ausfluß aus dem Viktoriasee bis Alexandria? Von Chartnm (Vereinigung der beiden Onellflüsse, des Weißen Nils und des Blauen Nils) bis Assuan fließt der Nil, mehrere Katarakte bildend, durch das wüste, aber oasenreiche Nubien. Bei Assuan, wo das Tal breiter wird, beginnt Ägypten, das als eine lange Oase zwischen der Libyschen und Arabischen Wüstentafel eingeschaltet ist. Seine Fruchtbarkeit verdankt dieses bis auf den Küstensaum des Deltas, wo Winterregen auftreten, fast regenlose Land den regelmäßigen Überschwemmungen des Nils. Ende Mai hat der Strom feinen tiefsten Stand; von da an schwillt er langsam, und Mitte Juli tritt er über seine Ufer. Das Steigen dauert bis Mitte August; erst gegen Ende September beginnt er zu fallen. In den Monaten April und Mai hat die Dürre den höchsten Grad
erreicht; diese Zeit ist auch deshalb unangenehm, weil dann Wüstenwinde die Luft
mit feinem Staub erfüllen.
Die Ursache der Überschwemmung ist das Hochwasfer des Blauen Nils. Für die Tropenzone gilt nämlich als Regel, daß die Regenzeit mit der Zeit des höchsten Sonnenstandes zusammenfällt (§ 34). In Abessinien, dem Quellgebiet des Blauen Nils, befindet sich die Sonne in unsern Sommermonaten in der Nähe des Zenits; die Regenzeit umfaßt dort die Monate Mai bis September. (Der Weiße Nil zeigt geringere Schwankung der Wasserhöhe, da in feinem Quellgebiet, das unter dem Äquator oder in dessen Nähe liegt, fast in allen Monaten Regen fällt, weil dort die Sonne das ganze Jahr hindurch einen hohen Stand einnimmt; vgl
S. 154, Fig. 4.) ’ 9 '
Man darf sich Ägypten zur Zeit des Hochwassers nicht als ein völlig überflutete* Tal vorstellen. Der Nit und die von ihm abzweigenden Kanäle sind von hohen Dämmen eingefaßt, und nur nach Bedarf werden die Kulturflächen unter
1900 -
Glogau
: Flemming
- Autor: Hanncke, Rudolf
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schultypen (WdK): Höhere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 3 – Sekundarstufe 2, Klassen 9/10/11 – 12/13
- Schulformen (OPAC): Höhere Lehranstalt
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): Jungen
18
__ Denken wir nun, das Riesenprojekt der Engländer, also die
große Transversalbahn von Kairo bis zum Kap, wäre bereits voll-
endet,^ — allerdings wird der- jetzige Krieg die Ausführung wohl
verzögern — und fahren auf dieser Zukunftsbahn von Norden
nach Süden, um so die geographischen Eigentümlichkeiten des schwar-
zen Erdteils in konkretester Weise kennen zu lernen!
In Kairo, „der Perle des Orients", wird gerade das Fest der
Schleusenöffnung gefeiert. Um die Mitte des August ist der Nil
bei seiner jährlichen Überschwemmung so hoch gestiegen, daß die
Schleuse des großen Kanals durchstochen werden kann. Es ist das
ein für Ägypten hochbedeutsames Fest. Denn bekanntlich sind ja
Ägypten und Nubien eigentlich Wüsten mit Oasenstellen, d. h. sie
fallen in die Region des großen regenarmen Wüstengürtels, der sich
vom atlantischen Rande der Sahara über Arabien, Jnnerpersien bis
zur Gobi hinzieht. Diese Lande entbehren also fast gänzlich den
wohlthätigen Regen, und Kairo selbst, mehr aber noch Suez machen
sich in der Bauart ihrer Häuser diese klimatische Eigentümlichkeit zu
nutze. Denn da inan darauf rechnen kann, daß es z. B. in Suez
im Jahre durchschnittlich nur eine Viertelstunde regnet, hat man die
Häuser aufs schlechteste aus ungebrannten Steinen zusammengefügt,
und bei tagelang anhaltendem Regenwetter müßten ganze Dörfer
und Städte in sich zusammenstürzen. Die einzige Rettung für das
ägyptische Nilthal, dem Wüstenelend zu entrinnen, liegt also darin,
daß „Vater Nil" durch seine Überschwemmung die staubigen Lande
erquickt und fruchtbar macht. Wenn die tropischen Regengüsse den
oberen Nil erfüllen, beginnt in Ägypten das Wasser des Stromes
zu schwellen, Mitte August aber ist der kritische Augenblick gekom-
men, wo man ersieht, ob der Strom hinlänglich gestiegen ist, um
die Jnundation zu ermöglichen. Die Munadis^ eilen in den Kanal,
vieltausendstimmiger Jubel erfüllt die Luft, und endlich sind die
letzten Spatenstiche geschehen, der Strom stürzt brausend durch die
Schleusen. — Eine Eisenbahnfahrt durch Ägypten um diese Zeit
läßt das ganze Land als einen großen See erscheinen, wenig später
beginnt dann die dem zweiten Gleichnis des bilderreichen Ärabers
entsprechende Erscheinung, wo die Gegend wie ein lachender Garten
aussieht, um zuletzt wieder den trostlosen Charakter der Wüste an-
zunehmen. In der Zeit der üppigen Vegetation macht Ägypten,
da vorher das befruchtende Naß überall durch Kanäle und Sakien
(Schöpfräder) hingeleitet ist, einen gesegneten Eindruck. ^Getreide-
und Baumwollenfelder reifen der Ernte entgegen, und Sykomoren 1 2
1 Die Neger sollen sich recht untüchtig und ungeschickt als Arbeiter anstellen.
Alles tragen sie ans dem Kopfe, selbst die Karre, wenn sie sie entleert haben und
zurückkehren.
2 „Nilausrufer".
1914 -
Leipzig
: Wunderlich
- Autor: Tischendorf, Julius
- Auflagennummer (WdK): 19
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrerbuch
- Schultypen (WdK): Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Volksschule
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): koedukativ
— 275 —
e. Ägyptische Waffen waren sehr geschätzt und wurden von den
Nachbarvölkern eifrig gekauft. Verstanden die alten Ägypter doch sogar
die Kunst des Vergoldens.
5. Durch seinen sorgfältig geregelten Ackerbau wurde
Ägypten zur Kornkammer für die umwohnenden Völker.
(Brüder Josefs!)
Wie uns schon aus der heiligen Geschichte bekannt ist, verdankt
Ägypten seine Fruchtbarkeit dem Nil, der jährlich drei Monate lang
(August—oktober) aus seinen Usern tritt, das Land weit und breit über-
schwemmt und dabei einen fetten schwarzen Schlamm zurückläßt.^) Im alten
Ägypten entfaltete man nun vor und nach der Überschwemmung eine
emsige Tätigkeit, um dem segenspendenden Wasser überall Eingang zu
verschaffen. Mit Hilfe von zahllosen Kanälen, Sammelbassins und
Schöpfrädern leitete man die Fluten des Nils auch über höher gelegene
Flächen. War dann der Nil wieder in sein altes Bett zurückgekehrt,
so säte man und ließ die Saat durch Ochsen eintreten. Im Dezember
glich dann das ganze Tal einem Garten, denn überall leuchtete frisches
Grün. Die Ernte fand im April und Mai statt und war oft so reichlich,
daß die Kornhäuser (Josef!) den Segen kaum zu fassen vermochten.
Iii. Wie sieht es heute in Ägypten aus?
A. Das Land trägt noch die Spuren des Verfalls, den
hier wie überall die Türkenherrschaft herbeigeführt hat.
Die meisten der großartigen Bauwerke liegen in Trümmern, die
Obelisken sind umgestürzt, die Säulen zertrümmert, die Gemächer mit
Schutt gefüllt. Viele der alten Kanäle sind verschüttet und damit die
Wege verschlossen, auf denen die Fruchtbarkeit einst bis an den Rand der
Wüste vordrang. Die Nachkommen der alten Ägypter, die Fellachen,
sind arme, ungebildete Leute, die unter der Knechtschaft der Türken und
Araber und der Last fast unerschwinglicher Steuern seufzen und in
elenden Lehmhütten hausen, die sie manchmal mitten hinein in die
Trümmer der Paläste und Tempel gesetzt haben. „Die Taube wohnt
in Ägypten besser als der Mensch." 2) Sie beschäftigen sich meist mit
Ackerbau und erbauen besonders Baumwolle, Reis, Hirse, Zucker, Hülsen-
fruchte, Weizen und Mais.
B. Doch tritt deutlich zutage, daß Ägypten einer neuen
Blütezeit entgegen geht.
1. Seitdem englische Ingenieure die Wasserwirtschaft Ägyptens, d. h.
die Sorge für Instandhaltung und Vermehrung der Kanäle und Stau-
1) Einer Sage nach fällt alljährlich im Juni „in der Nacht des Tropfens"
der Wundertropfen vom Himmel, der den Strom anschwellen und dadurch zum
Segenspender werden läßt. — Der Unterschied zwischen dem höchsten und dem
niedrigsten Wasserstande beträgt bei Kairo 7i/2 m. Die Ursache der Nilschwelle
sind die gewaltigen Regengüsse, welche im Gebiete des Albert- und Viktoriasees
und im Abessinischen Hochlande niederrauschen.
2) Ägyptisches Sprichwort.
18*
9. Bd. 2
- S. 404
1875 -
Köln
: DuMont-Schauberg
- Autor: Pütz, Wilhelm
- Auflagennummer (WdK): 2
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schultypen (WdK): Höhere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
- Inhalt Raum/Thema: Völkerkunde?
- Geschlecht (WdK): Jungen
404
Iii. Länder- und Völkerkunde. C. Afrika.
alte, heilige Strom Aegyptens. Denn um ihn hat Sage und Dichtung, hat
die Sonne des Morgenlandes einen Zauber gewoben, der durch alle Zeiten
unzerstörbar fortwirkt. Die Urgeschichte der Menschheit beginnt an seinen
Ufern. Dort, auf den Stufen der Pyramiden, sitzt die Muse, Hieroglyphen^
geschmückt, und erzählt von Memphis und von Theben, von Abraham und
Joseph und von dem Knaben, den Pharao's Tochter im Schilf des Nils
gesunden. Zu ihr pilgerten, Weisheit suchend, Pythagoras und Solon,
Herodot und Plato i hierhin flüchtete Maria mit dem Jesuskinde; hier begeg-
neten sich waffenklirrend die Völker aus Abend- und Morgenland, und neben
Alexander stellt sich Cäsar und Napoleon. Wo gäbe es einen mehr weit-
historischen, mehr poetischen Strom, gleich diesem, von den ehrwürdigsten
und gewaltigsten Erinnerungen umklungen?
Aber auch wenn man die eigenartige Natur und Bedeutung oes Nils
betrachtet, seinen geheimnißvollen Ursprung und seine 7 Mündungen, die
Linie seines Laufs oder seine periodischen Überschwemmungen, seine todt-
starren Ufer oder die belebende Kraft seines Wassers, so erscheint er imver-
eine aller dieser Beziehungen fast einzig und unvergleichbar.
Lange hat dernil die Stätte seiner Geburt in ein undurchdringliches Dunkel
gehüllt, so daß sprüchwörtlich Nili caput quaerere so viel bedeutete, als
etwas Unmögliches versuchen. Doch die Wissenschaft sträubt sich gegen jedes
Geheimniß und kennt weder Schranken noch Gefahr. So haben denn auch
die Portugiesen schon 1624 die Ueberlieferung griechischer Geographen, daß
der Nil aus zwei Strömen zusammenfließe, zur Gewißheit erhoben. Der
östliche dieser Ströme, welcher den abessinischen Hochgebirgen entspringt, den
Tsana-See durchströmt und dem regenlosen Aegypten in felsigem Bette alle
Flüsse und Ströme Abessiniens als ein ungetrübtes Wasser zuführt, ist jetzt
als der blaue Fluß (Bahr el azrek) bekannt, während der andere, west-
liche, von seinem thonhaltigen,^grauweißen Wasser den Namen des weißen
Flusses (Bahr el abiacl) erhalten hat. Diesen letztern hat man mit Recht
als den eigentlichen Hauptfluß, den erstem als dessen Nebenfluß angesehen.
Denn der weiße Nil führt eine dreifach größere Wassermenge und fließt all-
zeit in gleich mächtiger Strömung, während der blaue Nil zwei Vierteljahre
hindurch das Bild eines trägen, seichten Steppenflusses gibt.
In unseren Tagen hat man (vor Allen die Engländer Speke und
Baker) erkannt, daß sich im Innern Afrika's, ähnlich wie im Innern Nord-
amerika's, ein Gebiet großartiger Seen erstreckt, welche, unter einander zu-
sammenhangend, ein einziges afrikanisches Binnenmeer bilden. Aus ihren
Becken hervor und durch ihre Becken hindurch strömt nun der Nil, gleichsam
die mächtige Aterie dieses Wassersystems. Als eigentlicher Quellsee aber gilt
der mächtige Ukerewe (Victoria Nyanza) — eher das Haupt als der Er-
zeuger des Nils. Auf einer (1300 Meter hohen) Terrasse, unmittelbar unter
dem Aequator gelegen, sammelt er die unermeßlichen Gewässer der Tropen-
1910 -
Trier
: Lintz
- Autor: Kerp, Heinrich
- Hrsg.: ,
- Auflagennummer (WdK): 12
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrerbuch
- Schultypen (WdK): Lehrerseminar
- Schultypen Allgemein (WdK): Lehrerbildungsanstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Lehrerbildungseinrichtungen
- Schulformen (OPAC): Lehrerseminar
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): Jungen
76
Die Außereuropäischen Erdteile
Kalk- und Sandsteine an, aus denen die bis 350 m hohen Talwände
meist bestehen. An mehreren Stellen hatte er härtere Felsbänke,
meist von kristallinischem Gestein, zu durchbrechen, über die er
in wildem Wirbel dahinschießt. Von Omdurman an zählt man
6 große Katarakte oder Stromschnellen. Während in Nubien
und weiter südlich die Wüste mit ihrer ganzen öde unmittelbar
an den Nil herantritt, zieht sich das Niltal in Ägypten als ein
grünes Land zwischen den steil abfallenden Wüstenrändern hin.
Unterhalb Kairo beginnt das Ni Idei ta. das der Strom in zwei
Haupt- und zahlreichen Nebenarmen durchfließt.
b) Das Kulturbild.
§ 48. Von den Nilländern sind nur zwei der Sitz einer höhern Kultur
geworden, Ägypten und Abessinien (s. Ostafrika).
Ddessniifen Ägypten, das Land der Pyramiden, verdankt seine Kultur
Ursache, dem Nil, dem hl. Strom der alten Ägypter. Ohne die regelmäßigen
Überschwemmungen des Stromes wäre das Land Wüste, die mit
plötzlichem Übergange da beginnt, wo der Boden vom Nilwasser
nicht mehr erreicht wird. Das Steigen des Nils wird daher all-
jährlich freudig begrüßt und sein Verlauf ängstlich verfolgt. Es
wird hervorgerufen durch die starken Tropen regen, die im obern
Nilgebiete niedergehen. Da diese mit dem Zenithstande der Sonne
wandern, setzen sie unter dem Äquator gegen Ende März ein.
Etwa drei Monate dauert es, bis die Wassermassen den fast 6000 km
langen Weg bis zum Meere zurückgelegt haben. Gewöhnlich am
20. Juni wird in Kairo das erste Steigen des Stromes bemerkt.
Da die Tropenregen in derselben Richtung, wie der Nil fließt, wan-
dern, verstärkt sich die Hochflut immer mehr. Besonders stark
macht sich der Zufluß der abessinischen Gewässer geltend. Ihre
schlammigen Fluten wälzen sie gerade dann heran, wenn ein hoher
Wasserstand bereits erreicht ist. Bis Oktober hält das Steigen an,
Anfang Juni hat der Strom wieder seinen tiefsten Stand erreicht.
desbande"2 Sobald der Nil eine bestimmte Höhe erreicht hat, werden die
Schleusen geöffnet, und das schlammige Wasser wird mit Hülfe
von Kanälen und Schöpfvorrichtungen über das ganze Land ge-
leitet. So bildet es einen See, aus dem nur die auf niedrigen
Hügeln erbauten Dörfer mit ihren Dattelpalmen herausragen. Damit
die Überflutung: des Landes in dem nötigen Umfadge stattfinden
kann, muß der Pegel unweit Kairo eine Höhe von 8,5 m anzeigen.
Um sie zu sichern, schufen schon die alten Ägypter großartige
Anlagen. Von den Bauten der neuern Zeit zeichnen sich nament-
lich zwei durch ihre Großartigkeit aus, der 1890 fertig gestellte
Riesendamm nebst Schleuse an der Gabelung des Nil-
stromes, der die Bewässerung des Nildeltas regelt, und der große
Nildamm bei Assuan, der den Anbau Oberägyptens fördern sollte
und 1902 fertig geworden ist.
1872 -
Hannover
: Hahn
- Autor: Beck, Joseph
- Auflagennummer (WdK): 10
- Sammlung: Kaiserreich Geschichtsschulbuecher
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Schultypen (WdK): Höhere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Höhere Unterrichtsanstalt
- Geschlecht (WdK): Jungen
38
ein: in Aegypten und Afrika auer Aegypten; die Nord-kste zwischen dem Atlas und Mittelmeere nannten sie Libyen, die sdliche ihnen ganz unbekannte Lndermasse Aethiopien, als den Wohnsitz der schwarzen Menschenrace oder der bei den Alten sogenannten Aethiopen.
2) Aegypten, das merkwrdige Kulturland an der Nord-ostecke Asrika's, hie schon bei den Alten ein Geschenk des Nil-stroms, ohne dessen regelmiges jhrliches Anschwellen und Fallen dies Land, in welchem befruchtende Regenflle wegen der vorherrschenden Nord- und Ostwinde selten sind, eine Wste oder Steppe wre, wie seine Umgebungen. Der Nil, einer der lng-sten Strme der Erde, der tief im sdafrikanischen Hochlande seine Quellen hat, betritt bei Syene (Assuem), in dessen Nhe er ein Quergebirge durchbrechend gewaltige Katarakten bildet, das Thal von Aegypten. Dies durchschnittlich ein bis zwei Meilen breite und der 200 Stunden von Sden nach Norden sich erstreckende Lngethal wird durch zwei Bergreihen, die arabische im Osten und die lybische im Westen, gebildet, die den Nil auf seinem untern Laufe wie schtzende Wlle gegen das Vordringen der Wste begleiten, bis sie unterhalb Memphis in der Ebene sich verlieren. Zugleich theilt sich hier der Strom in zwei Hauptarme und diese wieder in mehrere Nebenarme, die vor ihrer Mndung ins Mittelmeer ein durch die Anschlmmungen des Nils entstan-denes uerst fruchtbares Marschland von etwa 400 Q.-M. Oberflche durchstrmen, das die Griechen wegen seiner dreieckigen Ge-stalt Delta nannten. Ganz Aegypten mit Einschlu der meist wsten Landstriche in seinem Osten und Westen wird bis auf 6000 Q.-M. geschtzt, wovon aber etwa nur ein Zehnttheil auf das vom Nil gebildete gyptische Kulturland, d.i. das Nilthal und das Delta, kommt. Ersteres ist in lterer, letzteres in spterer Zeit der eigentliche Schauplatz des gyptischen Lebens.
3) Aegyptens gepriesene Fruchtbarkeit, besonders an Weizen, Reis und Baumwolle, ist durch die regelmigen Ueberschwem-mungen des Nils bedingt. Alljhrlich wenn die Tropenregen im afrikanischen Hochlande fallen und der Schnee auf den Hoch-gebirgen schmilzt, wchst der Strom nach der Sommersonnen-wende, berschreitet allmhlich seine Ufer und verwandelt das Land drei Monate lang (von Anfang August bis Ende October) in einen See, aus dem Städte und Drfer wie Inseln hervor-, ragen. Der von schwarzem Schlamm befruchtete Boden entfaltet wahrend unfers Winters die ppigste Vegetation, die schon im Frhjahr eine Flle von Frchten und reiche Ernte bringt. Indessen ist letztere wesentlich von der Hhe der Ueberschwemmung bedingt. Bleibt dieselbe unter 20 Fu, oder steigt sie mehr als 24 Fu der den niedrigsten Wasserstand, so tritt leicht ein Mijahr
1886 -
Leipzig [u.a.]
: Strübig
- Autor: Wöllmann, F., Krause, G.
- Hrsg.: ,
- Sammlung: Kaiserreich Geschichtsschulbuecher
- Schultypen (WdK): Bürgerschule, Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Mittlere Lehranstalten, Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Regionen (OPAC): Preußen
- Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
. A. Jlilito* Ms den Jobrinnt
1. Das alte Ägypten.
Fruchtbarkeit des Landes. Ägypten wird von Süden nach Norden vom Nil durchströmt, der in einem Thale fließt, das meistens mir 2-3 Meilen breit ist und im Osten von den hohen Felsen eines Gebirges, im Westen von den Randflächen der libyschen Wüste begrenzt wird. Der Nil hat, wie mehrere afrikanische Ströme, die Eigenheit, daß er im Winter am niedrigsten steht und im Sommer, wo andere Ströme durch die Hitze Wasser, verlieren und seicht werden, nicht bloß reichlich Wasser hat, sondern fast regelmäßig austritt und das ganze Nilthal überschwemmt. Diese Erscheinung hat hauptsächlich darin ihren Grund, daß der eine Arm des Nil südöstlich von Ägypten und Nubien ans den hohen Gebirgen Abessyniens ent-. springt (der andere Nilarm kommt aus den großen Seeen, welche sich unter dem Äquator befinden), wo der Schnee in den Sommermonaten schmilzt und dem Flnfse eine Fülle von Wasser zuführt. Ferner weht in deu Sommermonaten im mittelländischen Meere fast unaufhörlich Nordwestwind, welcher das Ausströmen des Nilwassers ins Meer erschwert. So tritt der Fluß am Ende des Juli oder zum Anfange des August über und bleibt zwei Monate auf den Feldern stehen. Diese Überschwemmung ersetzt Ägypten deu äußerst seltenen Regen und macht es zu einem der fruchtbarsten Länder der Erde. Tritt nun der Nil wieder in sein Bett zurück, so hinterläßt er auf dem Laude eineu fetten Schlamm, der den Boden so trefflich düngt, daß der Mensch nur zu säen und zu ernten braucht. Da nun Ägypten zugleich eine heiße Luft hat, so sind zweifache, ja dreifache Ernten von einem Felde und in einem Jahre keine Seltenheit. Diese Wohlthat der Überschwemmung schenkt iudes die Natur nur dem Nilthale; es hat daher die Kunst der Menschen schon länger als 1000 Jahre v. Chr. das ganze Land mit Kanälen durchschnitten, um auch die entfernten Teile des Landes zu bewässern. Jetzt ist das Land nicht mehr so fruchtbar, sowohl weil mau eine Verminderung der überschwemmenden Wassermassen wahrgenommen haben will, als auch weil die von den Alten angelegten Wasserleitungen teilweise eingefallen und leider nicht nieder ausgebessert worden find.
Einteiln»»,, des Landes und Volkes. Schon in der frühesten Zeit wurde das Land in Ober-, Mittel- und Unterägypten eingeteilt. In Oberägypten lag das hnndertthorige Theben, die uralte, glanzreiche Hauptstadt des Landes. In Mittelägypteri war Mempljis der wichtigste Ort, welches 3000 v. Chr. Menes erbaut haben soll. In Unterägypten endlich lag Ott oder Heliovolis, später wurde hier Alexandria an einem Nilarme angelegt. Das Volk zerfiel in Mus Kasten oder Stände. Obenan standen die Priester. Sie erzogen den König, jvaren seine Ratgeber und die Richter des Volkes, überhaupt die einzigen Geehrten im Lande. Nächst ihnen wurden die Krieg er am meisten geehrt. Sie.
.Mttei-Mbbb
Unter
Nubien > %
Ägypten unter den Pharaonen.
1873 -
Freiburg im Breisgau [u.a.]
: Herder
- Autor: Pütz, Wilhelm
- Hrsg.: ,
- Auflagennummer (WdK): 14
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schultypen (WdK): Höhere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Höhere Lehranstalt
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): Jungen
Aegypten. §. 42. 59
Zustrom in dem (250 M. langen) weitern Laufe bis zu seiner
Mündung aufzunehmen — in dieser Beziehung keinem andern
großen Wassersysteme der Erde vergleichbar.
In seinem untern Laufe durchströmt der nun schiffbare
Fluß in majestätischer Ruhe und vorherrschend nördlicher Richtung
als eiu fruchtbringendes Gewässer das regenlose Aegypten in einer
einzigen, (150 M.) langen, (2—3 M.) breiten Felsenspalte zwischen
der libyschen und der arabischen Bergkette. Das von
diesen beiden vegetationsleeren Bergketten eingeschlossene, nach N.
sich erweiternde Thal verdankt seine Fruchtbarkeit dem Schlamm,
den die jährlichen Überschwemmungen des Nils zurücklassen.
Diese treten gerade in denjenigen Monaten ein, in welchen die
europäischen Flüsse gewöhnlich ihren geringsten Wasserstand haben
(Ende Juni bis Ende September).
Schon im Mittlern und untern Nubien, noch mehr aber in Ober-
ägypten, hat sich eine fast ununterbrochene Reihe von Denkmalen
der altägyptischen Baukunst erhalten, die ebensowohl durch ihre Menge
und Großartigkeit, als durch ihre prachtvolle Ausschmückung mit Bild-
werken und bedeutungsvollen Hieroglyphen, sowie durch ihr drei- bis
viertausendjähriges Alter den ersten Rang unter allen bekannten Ruinen
der Erde einnehmen. Die alte Königsstadt Theben, „die Stadt von
Palästen und Tempeln, voll Schätze über und unter der Erde", ist
reicher als irgend eine an den großartigsten Denkmalen der ältesten
Baukunst, deren Ueberbleibsel noch heute die ganze Breite (2 M.) des
Thales ausfüllen. Nur die Ruinen von Palmyra und Baalbeck in
Syrien lassen sich einigermaßen mit diesen vergleichen. Weiter abwärts
erheben sich, am Fuße der libyschen Kette, die Pyramiden, viereckige,
oben spitz zulaufende, oft auch in eine platte Fläche endigende Gebände
aus Kalkstein (einige aus Ziegeln), vou sehr verschiedener (senkrechter)
Höhe (6—149 m.), äußerlich mit Quadern bekleidet; sie haben zu
Begräbnissen der Könige der frühesten Zeit gedient. Oberhalb der
Spaltung des Nils liegt Kairo (313,000 E.), die größte Stadt
Afrikas, die zweite.des türkischeu Reiches (zunächst nach Eonstantinopel),
der Centralpnnkt des Handels von Nord- und Eentral-Afrika, zugleich
die Residenz des Vicekönigs von Aegypten.
Unterhalb Kairo erweitert sich das Thal auf einmal bedeutend,
indem die beiden Bergketten sich weiter auseinander trennen. Die
libysche Bergkette verflacht sich gegen N.-W. in die libysche Wüste, die
arabische wendet sich fast rechtwinklig gegen Snez hin. Hier beginnt
der Nil seine Deltabildung, indem er sich jetzt in zwei Hauptarme
theilt, wovon der nordwestliche bei Rosette, der nordöstliche, wasserreichere
bei Damiette (60,000 E.) sich ins Mittelmeer ergießt.
In Unterägypten wurde durch Vernachlässigung des Eanalbaues
ein Theil des einst fruchtbaren Landes wieder in Sümpfe, ein anderer
in Sand verwandelt. Dem jüngst von Neuem begonnenen Canalban
und der Eisenbahn über Kairo nach Suez verdankt Alexandria (auf
der Nehrung des Sees Mareotis) sein Wiederaufblühen (238,000 E.?).
1908 -
Trier
: Stephanus
- Autor: Schiffels, Joseph
- Auflagennummer (WdK): 2
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schultypen (WdK): Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Volksschule
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): koedukativ
Nil eine besondere Bedeutung, Zunächst ist er sehr reich an geschicht-
Uchen Erinnerungen. Man denke nur an Joseph, Moses, Pharao,
Alexander und Napoleon. Kein anderes Gewässer hat in sich selbst
eine' so eigenartige Natur als der Nil. Man betrachte seinen Ursprung
oder seine Mündung, die Richtung seines Laufes oder seine zeitweisen
Überschwemmungen, seine todstarren Ufer oder die belebende Kraft
seines Wassers, stets erscheint er fast einzig und unvergleichbar. Er
ist der zweitlängste Strom der Erde, mehr als doppelt so lang wie
die Donau und mehr als 4^ mal so lang wie der Rhein. Er gleicht
einem Baume, der aus verborgener, vielverzweigter Wurzel seine Kraft
nimmt, sie in gedrängtem Stamme sammelt und die gesammelte end-
lich im Geäst der Krone entfaltet. Gerade an der Mündung gewährt
er seine Wohltaten am reichlichsten. Erinnert man sich daran, daß
am Steigen des Nils das Leben eines ganzen Volkes hängt, daß er
fast ausschließlich einem Lande feuchte Labung spendet, so begreift
man die durch alle Zeiten fortgeerbte Verehrung desselben. Auch die
heutige Bevölkerung nennt ihn Vater des Segens. Er entsteht aus
dem Weißen und dem Blauen Nil. Die Quelle des Weißen Nils ist
der Viktoriasee (Viktoria-Nianza [niansa], 1858 entdeckt und zu
Ehren der englischen Königin Viktoria benannt). Der Abfluß dieses
Riesensees ergießt sich nach prächtigen Fällen in einen neuen See, den
Albertsee (benannt nach dem Gemahl der Königin Viktoria und
1863 entdeckt), aus dem die starke Stromader nach Norden fließt.
Bei Ehartum vereinigt der Weiße Nil sich mi tdem von dem Alpenland
von Habesch kommenden Blauen Nil. Dieser hat seinen Namen von der
Klarheit des Wassers, das die blaue Farbe des Himmels wider-
spiegelt. Auf seinem weitern Laufe bildet er mehrere Stromschnellen.
Zuletzt erreicht er Ägypten, das er mit sehr schwachem Gefälle und
in ruhigem Laufe durchströmt. Er bewässert und befruchtet eine
zwischen den öden Hochebenen der Libyschen und Arabischen Wüste
gelegene 15 — 22 km breite Talspalte. Unterhalb Kairo teilt sich der
Nil in zwei gewaltige und zahllose kleinere Arme und bildet das durch
seine Fruchtbarkeit berühmte Delta (so genannt wegen seiner Dreiecks-
gestalt und seiner Ähnlichkeit mit dem griechischen Buchstaben A [Delta]),
ein niedriges, sumpfiges Acker- und Weideland mit großen Strandseen.
Die Alten haben sieben Nilmündungen gekannt, und wenn heutzutage
deren nur zwei sind, die von Rosette (im Westen) und die von
Damiette (im Osten), so deutet dieser Umstand auf eine gewaltige
Änderung des Deltas im Laufe der Jahrtausende hin.
d. Die Überschwemmungen des Nils. Schon im Altertum
wurde Ägypten ein Geschenk des Nils genannt, und das mit Recht;
denn der Nil ist es, der das Land bewässert, durch seine regelmäßigen
Überschwemmungen fetten Schlamm auf dasselbe ablagert und so
unter einem fast regenlosen Himmel eine üppige Fruchtbarkeit erzeugt.
Während sich bei uns im Frühling die Natur verjüngt und es überall
grünt und blüht, ist Ägypten von der Sonne verbrannt und zerrissen.
Kein Quell erfrischt den Boden, keine Wolke sendet Regen; ein Glut-
wind haucht sein Feuer über das geborstene Staubseld. Bald wechselt
Schiffels, Geographie Ii. 2. Auflage. 13
1839 -
Leipzig
: Fleischer
- Autor: Nösselt, Friedrich
- Auflagennummer (WdK): 2
- Sammlung: Geschichtsschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Schultypen (WdK): Höhere Lehranstalten, Mittlere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten, Mittlere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Bürgerschule, Gelehrtenschule
- Inhalt Raum/Thema: Weltgeschichte
- Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
5
Etwas mehr wissen wir aus der früheren Zeit der alten Ae-
gypten, eines Volks, welches durch seine Eigenthümlichkeit höchst
merkwürdig ist. Das Land ist lang und schmal, und wird in seiner
ganzen Lange vom Nil, einem tiefen und breiten Flusse, durch'flossen.
Sein treffliches, klares Wasser zog schon früh die Menschen an sich,
und schon im frühen Alterthume waren seine Ufer mit unzähligen
Städten und Dörfern bebaut. Noch wohltätiger aber wurde er den
Umwohnern von jeher durch seine jährlichen regelmäßigen Überschwem-
mungen. Im Frühjahre, wenn auf den Bergen in Aethiopien und
Sudan, wo seine Quellen sind, der Schnee schmilzt, und zugleich der
im Sommer hier immer wehende Nordwind den schnellen Abfluß des
Wassers verhindert, so beginnt der Fluß allmälig zu wachsen. So
steigt er vom April an den ganzen Sommer hindurch, anfangs lang-
sam, aber vom Anfänge des Augusts an schneller, bis er vollufrig ist.
Nun ist die ganze Aufmerksamkeit aller Umwohner auf ihn gerichtet.
Der Wasserstand wird genau gemessen, und jeden Morgen und Abend
von einem Ausrufer den Leuten bekannt gemacht, weil von seiner Höhe
die Fruchtbarkeit des folgenden Jahres abhängt. Endlich hat er seine
größte Höhe erreicht; das umliegende flache Land steht unter Wasser;
die auf Hügel gebauten Häuser ragen wie Inseln hervor. Jetzt über-
läßt sich alles der Freude; denn man weiß, daß der Schlamm, den
er zurück läßt, die Felder düngt, und also eine gute Erndte bevorsteht.
Man stellt Freudenfeste an, und wünscht sich gegenseitig Glück. Alle
Schleußen werden geöffnet, damit recht vieles Land von dem erwünsch-
ten Ereigniß Nutzen ziehe. Im Alterthume, wo die Ufer des Nils
noch niedriger waren, als jetzt, war auch die Ueberschwemmung voll-
kommener. Man stellte feierliche Prozessionen an, theils um den seg-
nenden Göttern zu danken, theils um sich mit seinen nahen und ent-
fernten Freunden zu freuen. Alles eilte dann zu Schiffe; der Zug
ging von Dorf zll Dorf, von Stadt zu Stadt, und an jedem Orte
schloß man sich an den allgemeinen Zug an. Die Schiffe waren mit
Laubgewinden geschmückt; die fröhlichen Menschen stimmten nach dem
Schalle der Musikchöre Gxsange zum Lobe der Götter an. Es schien,
als sey ein ganzes Volk auf der Wanderung; die Menge wurde wohl
auf 700,000 Menschen geschätzt.
Aber fast nur auf das Nilthal war die Fruchtbarkeit und Be-
völkerung Aegyptens beschränkt. Entfernte man sich vom Flusse, so
kam man östlich in schroffe Gebirge und westlich in öde Sandwüsten.
Die alten Aegypter waren vermuthlich von Süden her einge-
wandert, wo sich im jetzigen Abyssinien beim Zusammenfluß mehrerer
Nil-Arme, die eine große Insel bilden, in grauen Zeiten ein Staat,
der von Priestern beherrscht wurde, das mächtige Meroe, befand.
Dieses Meros scheint der Mutterstaat von Aegypten gewesen zu seyn.
1883 -
: Kirchheim
- Autor: Hoffmann, Ernst
- Sammlung: Kaiserreich Geschichtsschulbuecher
- Inhalt Raum/Thema: Weltgeschichte
- Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
Fruchtbarkeit. Der Nil. Bevölkerung. 19
findet sich in ganz Ägypten, nahe bei Heliopolis. Aber im Juni fängt der Nil von den Regengüssen der heißen Zone in seinem oberen Laufe an, zu steigen; im September, wenn er den höchsten Wasserstand erreicht hat, gleicht das ganze Thal einem See, aus dem nur die meist auf künstlichen Höhen gelegenen Ortschaften und die verbindenden Dämme hervorragen. Bei seinem Zurücktreten läßt dann der Strom fetten, fruchtbaren Schlamm zurück, und zwar in solcher Masse, daß sich die Thalsohle in 1000 Jahren um ungefähr 1 Meter erhöht. In dem Schlamme gedeihen die nutzbaren Pflanzen üppig und schnell, so daß Ägypten von je die Kornkammer der Nachbarländer war. So trieb den Abraham, so später Jakob und sein Geschlecht Mißwachs und Maugel nach Ägypten.
Zugleich war der Nil ein Lehrmeister vieler nützlicher Kenntnisse. Man mußte die Zeit des steigenden und fallenden Wafsers beobachten, so lernte man das Jahr nach dem Stande der Sonne messen und ordnen, und die Ägypter waren wirklich das älteste Volk, welches ein Sonnenjahr von 365 Tagen hatte; es bestand aus 12 Monaten, von 30 Tagen, wozn dann noch 5 Schalttage gefügt wurden. Ferner mußte man Wohnplätze und Herden sichern, für die lange Dauer der Überschwemmung, Vorräte aufhäufen, das Wasser aus den niedrigeren Gegenden in die höheren hinaufleiten durch Schöpfräder, Kanäle und Schleusen. Die Äcker mußte man sicher ausmessen und immer von neuem umgrenzen, Ruder und Segel geschickt anwenden. Die Wüste versuchte es oft, bei heftigem Winde mit ihrem Sande das fruchtbare Thal zu überschütten, da hieß es gut achtgeben.
2. Das Holk und feine Sitten.
In dieses von der Vorsehung ganz aus Ackerbau und geordnetes Zusammenwohnen angewiesene Land wanderte in unbekannter Zeit aus Asieu ein Volk vom kaukasischen Stamme ein, das die Ureinwohner, die afrikanischen Neger, vertrieb oder unterjochte. Anfänglich bildeten die Eroberer mehrere getrennte Staaten, alter schon ungefähr 3000 Jahre v. Chr. vereinigte der König Menes das ganze Ägypten zu einem mächtigen Reiche. Er erbaute Memphis im Sünden vom Delta und regierte von hier aus das ganze langgestreckte und schmale Land.
Schon in jener grauen Vorzeit offenbarten die eingewanderten Ägypter die Eigentümlichkeit ihres Wesens, das sich ganz in Einklang mit der feierlichen Einsamkeit des fruchtbaren Landes entwickelte. Ihr Sinn war auf strenge Regeln und nnbe-
2 *
1908 -
Langensalza
: Beyer
- Autor: Fritzsche, Richard
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrerbuch
- Schultypen (WdK): Mittlere Lehranstalten, Bürgerschule, Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Mittlere Lehranstalten, Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Bürgerschule, Mittelschule, Volksschule
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): koedukativ
118 Afrika.
Ägypten würde deshalb gleich der Wüste eine Einöde sein, wenn nicht der
Nil wäre. Ihm verdankt das Land seine große Fruchtbarkeit. Inwiefern
wohl? Er überschwemmt regelmäßig das breite Tal und befruchtet es mit
seinem Wasser und mit dem mitgeführten Schlamm. Regelmäßig beginnt
der Strom Mitte Juni zu steigen und wechselt allmählich seine Ufer. Vorher
hell und durchsichtig, fließen plötzlich seine Wellen bald trübgrün, bald braun-
rot dahin und steigen ununterbrochen empor, weit hinaus über das gewohnte
Bett und überfluten das ganze Tal bis zum Fuße der fernen Berge. Bald
ist das Festland verschwunden und das Tal in ein weites Meer verwandelt,
aus dem Hunderte kleiner mit Städten und Dörfern und Palmenhainen
besetzter Inseln hervortreten. Wochenlang, bis in den September hinein,
steht das Land unter Wasser. Dann verläuft es allmählich; der Strom
geht nach und nach in seine Ufer zurück und das Land tritt stückweis aus
dem Wasserspiegel hervor. Sofort begiunen die Bewohner mit dem Aus-
streuen der Saat. Ohne den Acker zu bestellen, nicht einmal Furchen braucht
man zu ziehen, streut man den Samen in den aufgelösten Boden und treibt
höchstens die Ziegenherden darüber hinweg, damit diese die Köner tiefer in
den Boden eintreten. Alles andere überläßt der Bewohner der Sonne und
dem Nil und kehrt erst wieder, wenn die Halme unter der Last der vollen
Ähren zur Erde sinken, um sie mit der kurzen Sichel abzuschneiden und
eine zweite Aussaat vorzubereiten.
Aber worin hat das regelmäßige Steigen und Fallen des
Nilstroms seinen Grund? Die Ursache der Überschwemmungen liegt in
den reichen Niederschlägen seines Quellgebietes Die Quellen des Nils liegen
in der heißen Zone nahe dem Äquator. Hier in den Tropen fallen die stärksten
Regengüsse nach dem Eintritt des höchsten Sonnenstandes (Zenitalregen).
Diese Regengüsse wandern mit der Sonne. Am frühesten treten sie unter
dem Äquator ein, also in den Gebieten des Viktoriasees, und rücken dann
allmählich immer weiter nach Norden vor. Der Nil sammelt die Wasser-
massen und trägt sie nordwärts; die großen Zuflüsse führen ihm immer
neue Wassermassen zu und jeder spätere Regen vermehrt die Wassermenge
des Stromes, so daß dieser dann über die Ufer tritt und das Tal mit
seinem befruchtenden Naß überflutet.
So ist die große Fruchtbarkeit Ägyptens ein Geschenk des Nils und
der Nil der „Vater des Segens".
Und trotzdem konnte, wie wir aus der Geschichte Josephs wissen, auch
über Ägypten „teure Zeit" hereinbrechen! Wie war dies möglich? Nicht
immer fallen die tropischen Regen in den Quellgebieten des Nils so reichlich,
daß der Strom das ganze Tal überfluten kann, nicht selten kommt es vor,
daß der Wasserstand nicht die nötige Höhe erreicht, dann bleiben weite
Strecken des Tales unbefruchtet und können keine Ernte geben. Für Ägypten
bedeutet dies jedesmal eine teilweise Hungersnot.^)
i) Plinius sagt: „Bei einer Höhe von 10 Fuß entsteht Hungersnot, selbst bei
13 Fuß herrscht noch Mangel, 14 Fuß erregen Frohsinn. 15 Sorglosigkeit, 16 aber
allgemeinen Freudenrausch." — Wenn das ganze Tal überflutet werden soll, muß der
Nilpezel bei Kairo eine Höhe von 8.5 m anzeigen.
1850 -
Berlin
: Heymann
- Autor: Kalckstein, Moritz von
- Hrsg.: ,
- Sammlung: Geographieschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Schultypen (WdK): Höhere Lehranstalten, Fortbildungsschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten, Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 3 – Sekundarstufe 2, Klassen 9/10/11 – 12/13
- Schulformen (OPAC): Höhere Lehranstalt, Militärschule, Selbstunterricht
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
52 —
Nil-Deltas bilden den Uebergang zu der Wüstennatur Ara-
biens und Libyens. Das Gestadeland des Delta ist ein
sandiger Flachstrand mit Süßwasserseen und stagnirenden
Sümpfen, als Produkt der Thätigkeit der alten, gegenwärtig
versandeten Mündungsarme des Stroms; der Menzalesee
im Osten, der Mareotissee im Westen, Alerandrien schon
am Eingänge zur libyschen Wüste an der äußersten west-
lichen, ebenfalls versandeten Mündung des Nil zum Mittel-
meere, durch einen nur periodisch wasserreichen Kanal mit
dem Hauptstrom in Verbindung.
Zu den charakteristischen Eigenthümlichkeiten, die den
Nil vor allen andern Tropenströmen auszeichnen, gehören
seine jährlich in dem Kreislauf bestimmter Perioden wieder-
kehrenden Ueberschwemmungen. Es haben diese Anstauungen
des Nilwassers ihren Grund in der merkwürdigen Welt-
stellung des Stroms. Bei seinem Eintritt in Aegypten fließt
der Nil unter der Gluth-Atmosphäre eines wolkenlosen Him-
mels durch eine heiße, fast wagerechte Ebene, von beiden
Seiten durch Bergzüge eingeengt, in meridionaler Richtung
dem mittelländischen Meere zu. Es ist daher natürlich, daß
die durch Dünste angefüllte seuchte Atmosphäre des Meeres
sich mit der des trockenen, ausgedörrten Gluthclimas von
Aegypten in ein Gleichgewicht zu setzen strebt; daher die
Erscheinung des Eindringens fortwährender kühlender Nord-
winde von der oceanischen Seite in die der Spiegelfläche
des Meeres zugewandte, beinahe horizontale Niederung des
unteren Nilthals. Je mehr sich die Sonne dem Zenith der
Bewohner des ägyptischen Hochlandes nähert, um so dichter
häufen sich die Massen feuchter, regenbringender Wolken über
dem Scheitel des hohen Gebirgswalles, bis sie durch Ueber-
fülle gesättigt ihre Wasser an den Abhängen des Hochlandes
in heftigen Regengüssen entladen, die ihren alleinigen Abzug
in dem Strombette des Nil gewinnen. Die ersten An-
stauungen der abyssinischen Ströme beginnen schon im April,
wenn die Sonne nach zurückgelegter Bahn durch den Aequa-
tor wieder in die nördliche Halbkugel tritt. Nach der Periode
der Anstauung des höchsten Wasserstandes und des Abflusses
des Nilwassers theilen die Aegypter das Jahr in drei Ab-
schnitte: die erste Periode währt vom April bis zum Juni;
im Juli steigt der Spiegel des Nils täglich um einige Zoll,
1908 -
Trier
: Stephanus
- Autor: Schiffels, Joseph
- Auflagennummer (WdK): 2
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schultypen (WdK): Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Volksschule
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): koedukativ
— 194 —
der Nil sein Wasser und seine Ufer. Vorher hell und durchsichtig,
fließen plötzlich seine Wellen trübgrün und bald braunrot; sie steigen
ununterbrochen über das gewohnte Bett, als rege sich in ihrem Schöße
ein verborgenes Leben Der Fluß wird von den mächtigen Gewittern
geschwellt, welche während der tropischen Regenzeit Tag für Tag ihre
Wassermassen auf das Hochland von Sudan und Abessinien herab-
stürzen. Die Schwellung nimmt in gleichmäßiger Folge derart zu,
daß um die Mitte des Monats August der Fluß in Ägypten seine
Ufer überschreitet und allmählich das ganze Tal bis zum Fuße der
fernen Berge überflutet. Bald ist das Festland verschwunden; die
weite Fläche ist ein Meer, aus dem die Städte und Dörfer gleich
Inseln hervorragen. Während des Monats Oktober beginnt der Nil
in seine Grenzen zurückzukehren und ebenso gleichmäßig, wie er ge-
wachsen, auf den niedrigsten Wasserstand herabzusinken. In den auf-
geweichten Boden streut der Landmann die Saat. Nicht einmal
Furchen braucht er zu ziehen; höchstens treibt er noch seine Ziegen-
herde darüber hin, durch welche er die Körner tiefer eintreten läßt.
Zur Zeit unseres Spätherbstes verwandeln sich die reichgetränkten
Fluren in üppige Getreidefelder. Dann entfaltet Ägyptens Natur ihre
Pracht. Das ganze Niltal ist ein Garten voll Ähren und Blüten.
Berauschend ziehen die Düfte der Orangen und Mimosen, der Lupinen
und der süßen Kleearten durch die Luft, und über dieser gesegneten
Erde wölbt sich in unbeschreiblicher Klarheit das Firmament, wölken-
los bei Tag und Nacht.
c) Abessinien oder Habesch, auch Äthiopien genannt, 540,000 Km
mit ca. 8 Mill. Einw., ist ein stufenweise aufsteigendes Alpenland,
das nach Osten fast mauerartig abfällt. Seine höchsten Erhebungen
(über 4000 in) find baumlos, mit Gras bewachsen und von Herden
belebt. Das Hochland hat viele steilwandige, plattensörmige Einzel-
erhebungen, die als Zufluchtsstätten und Festungen dienen. Das Ge-
birge ist mit zahlreichen Seen geschmückt; besonders ist der Tanasee
zu nennen. Das Klima ist verschieden. In den Talschluchten ent-
wickelt sich eine große Hitze, während einzelne Berggipfel sogar mit
Schnee bedeckt sind. Man baut Baumwolle, Mais, Wein, Getreide u. a.
Im Süden von Abessinien erinnert die Landschaft Kassa an die
Heimat des Kaffeebaumes.
ä) Nubien (d. i. Goldland, weil im Altertum hier viel Gold
gefunden wurde) ist nur in dem 8förmig gebogenen Niltal fruchtbar,
sonst aber ein Steppen- und Wüstengebiet. Die größte Stadt ist
Chartum.
e) Ägypten ist nur im Niltal fruchtbar und erzeugt Getreide,
Reis, Mais, Dattelpalmen und Baumwolle. Hier waren die Menschen
schon in den ältesten Zeiten seßhaft. Die Überschwemmung zwang
zur Anlage der Wohnsitze auf künstlichen Bodenerhöhungen, der
Mangel an Holz zum Bau der Häuser aus Tonerde (Ziegel, vergl.
die Israeliten in Ägypten), während die Tempel und Denkmäler aus
Stein aufgeführt wurden. Der reiche Ertrag der Feldarbeit ernährte
eine dichte Bevölkerung, die jetzt 9,8 Mill. beträgt. Die Bewohner
1874 -
Paderborn
: Schöningh
- Autor: Stein, Heinrich Konrad
- Sammlung: Kaiserreich Geschichtsschulbuecher
- Schultypen (WdK): Gymnasium, Realschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten
- Schulformen (OPAC): Gymnasium, Realschule
- Inhalt Raum/Thema: Griechische Antike, Römische Antike
- Inhalt: Zeit: Antike
- Geschlecht (WdK): Jungen
— 55 —
Nubien. Unterhalb Syene (j. Assuan) erweitert sich das Thal des Flusses bei seinem Eintritt in Aegypten zu einer Breite von 3—5 Meilen. Bei dem Dorfe Abydos einige Meilen unterhalb Theben sondert sich ein kleiner Flussarm ab, der sogenannte Josephscanal, welcher sich erst mit dem westlichen Mündungsarm wieder vereinigt. Da die arabische und die libysche Bergkette, welche bei Syene aus Granit, weiter abwärts aus Sandstein, zuletzt aus Kalkstein besteht, nordwärts nach beiden Seiten zurücktreten, so gewinnt der Strom Baum, um sich in verschiedene Mündungen auszubreiten. Solcher Mündungsarme gab es im Alterthum sieben, von denen die von Canobus und die von P e 1 u s i u m die äussersten waren, gegenwärtig nur zwei, die von D a m i e 11 e und von Rosette. Die Länge des Stromes in Aegypten beträgt 120 Meilen, seine Breite durchschnittlich 3000 Fuss.
Das Land Aegypten.
§. 26. 1. Die Bodenerzeugnisse. Aegypten, von den Eingeborenen Chemi d. h. das schwarze im Gegensätze zu der sandigen Wüste, in der Bibel Mizraim, von den Griechen Aigyptos genannt, ist, wie schon Herodot sagt, ein Geschenk des Nils, welcher dem fast regenlosen Lande durch seine regelmässig wiederkehrende Ueberschwemmung eine üppige Fruchtbarkeit verleiht. Die Ursache dieser Ueberschwemmung ist in den jährlichen Frühjahrsregen in Habesch und dem südafrikanischen Hochlande zu suchen, welche gegen Ende Juni den Strom in Oberägypten allmählich über seine Ufer treiben und gegen Ende September das ganze Flussthal unter Wasser setzen. In der letzten Hälfte des Octobers ist der Fluss fast überall wieder in sein altes Bette zurückgetreten. Bei der Ueberströmung des Landes lässt er eine dünne, kaum eine halbe Linie starke, fette Schlammschicht zurück, welche dem Boden eine wunderbare Fruchtbarkeit verleiht. Vier Monate nach dem Zurücktreten des Wassers ist das Getreide reif, und in den nächsten vier Monaten bis zur Wiederkehr der Ueberschwemmung wird an den meisten Orten noch eine zweite Ernte theils von Getreide, theils von verschiedenen Gemüsearten