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1. Kreis Darmstadt - S. 26

1913 - Gießen : Roth
markten in Darmstadt, sondern auch in den benachbarten großen Städten wie Mainz, Wiesbaden und Frankfurt wohl bekannt. Kuch Arzneikräuter werden in Griesheim vielfach angebaut, viele Bewohner treiben Landwirtschaft, doch bringen die Frühzüge jeden Morgen hunderte von Arbeitern nach den Fabriken der nur 7 Kilometer ent- fernten Residenz. 3m Grte selbst geben Formstechereien, Samenhand- lungen, Zigarrenfabrik, Kalkbrennerei und andere Gewerbe den Be- wohnern Gelegenheit, ihren Lebensunterhalt zu verdienen. Die evange- lische Dorfkirche ist alt. Sie liegt mit dem alten Friedhof, der auch die Gruft eines hessischen Prinzen beherbergt, im Westviertel des Grtes, in dem noch einige hübsche Holzbauten zerstreut sind. Km Gsteingang fällt uns von weitem schon das geräumige neue Schulhaus auf, das sich mit seinen mächtigen Formen hoch über die meist ein- bis zweistöckigen Häuser seiner Umgebung erhebt. Mit dem Schulhaus ist eine schön an- gelegte Turnhalle verbunden, auch schließt ein Schulgarten sich an den geräumigen Schulhof an. Der Griezheimer Schießplatz ist in den letzten Iahren besonders wegen der dort stattgefundenen Flugübungen von vielen Leuten aufgesucht worden, hier befindet sich jetzt eine Station zur 5lus- bildung von Militärfliegern. Ihr Treiben kann man von dem kleinen Hügel aus gut beobachten, auf dem einst Ludwig Iii. das Griesheimer Haus, ein Jagdhaus, hatte errichten lassen. 5. Mit der nach Mainz führenden Bahn erreichen wir von der Kreisstadt nach einer kurzen Fahrt durch Kiefernwaldungen das etwa 2000 Einwohner zählende Dorf Weiterstadt. Es liegt nordwestlich von Darmstadt und ist auf guter Landstraße, die 5 Kilometer lang ist, leicht auch zu Fuß zu erreichen. Wir gehen an den neuen Bahnhofsanlagen mit Güterhallen und Eisenbahnwerkstätten vorüber und gelangen so unter mehreren Ueberführungen der Bahnstrecke an dem Nordostrand des Waldes ,,die Tanne" her zu Wiesenflächen, in denen das „pallaswiesenhaus" das letzte der zur Darmstädter Gemarkung gehörigen Wohnhäuser bildet.^ Rechts von der Landstraße ist der Weiterstädter Exerzierplatz, der besonders von den Reitertruppen zu ihren Hebungen benutzt wird, hier werden zuweilen von den Offizieren der Hauptstadt auch Pferderennen abgehalten. Weiterstadt liegt in sandiger Ebene, die aber bei fleißiger Bearbeitung des Bodens einen guten Ertrag liefert. Etwa die Hälfte der Einwohner des Drtes treibt Landwirtschaft. Der Bauernstand ist durchschnittlich wohlhabend. Die anderen Bewohner finden Zum größten Teil in ge- werblichen Berufen der benachbarten Stadt Gelegenheit zum Verdienst. 6. Nur etwa 10 Minuten von der Bahnstation Weiterstadt entfernt liegt nordwestlich davon das auf einem durch Felder führenden Fußpfad leicht zu erreichende Braunshardt. In dem in sandiger Um-

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1. Kreis Darmstadt - S. 25

1913 - Gießen : Roth
b. Der westliche Teil des Kreises. 1. Hm Rande des Riedes liegt dicht bei Pfungstadt das Pfarrdorf Hahn. Es ist etwa 4 Kilometer von der benachbarten Bahnstation ent- fernt und hat zurzeit an 1200 Einwohner, die meistens Landwirtschaft treiben' doch erwerben viele davon auch in Backsteinwerken ihren Unter- halt. Das Dorf zeigt in vielen geschlossenen Hofreiten die altbewährte Bauart früherer Art' doch werden daneben jetzt auch Backsteinhäuser errichtet. Das alte Rathaus ist recht geräumig und diente wohl öfters zum Abhalten von Gemeindeversammlungen und Festlichkeiten. Die evangelische Kirche hat kein Pfarrhaus in ihrer Nachbarschaft' der zu- ständige Geistliche wohnt von jeher in Pfungstadt. 2. In unmittelbarer Nähe liegt das nach Hahn eingepfarrte Eich, das nur etwa 100 Einwohner zählt. Die Leute jener Gegend nennen es noch heute „die Eich". Der kleine Grt ist V/2 Kilometer vom Watt) entfernt. Seine Bewohner treiben Landwirtschaft' auch sind einige Bau- Handwerker und Zigarrenarbeiter dort ansässig, die täglich nach dem ca. 31/2 Kilometer entfernten Pfungstadt zur Beschäftigungsstätte gehen. 3. Wieder nur einige Minuten nordlich brauchen wir unsere Schritte zu lenken, um das gleichfalls mitten in der Ebene gelegene Eschollbrücken zu erreichen. Dies Pfarrdorf hat 650 fast nur evangelische Einwohner, die sich meist eines Wohlstandes erfreuen, der in tüchtigem Betrieb der Landwirtschaft begründet ist. Ueberhaupt gehört die Ge- meinde zu den wohlhabendsten unseres Kreises, obwohl sie keinen Ge- meindebesitz hat. Etwa 100 Leute gehen täglich nach Darmstadt zur Hrbeit und fahren bei gutem Wetter meist mit dem Rade dorthin durch den langen Wald, der dicht bei der neuen Krtilleriekaserne der Residenz beginnt und bis auf einen halben Kilometer an das Dorf herantritt. Die fast schnurgrade Straße führt über den hinter Eberstadt abzweigenden Saitfcbach, der nordwestlich von Eschollbrücken den Landgraben schneidet. 4. Gehen die Bewohner von Eschollbrücken in nördlicher Richtung an jenem Eichwäldchen vorbei, an dessen Ecke die Pumpstation des Varm- städter Wasserwerkes liegt, so gelangen sie nach der durch den Schieß- und Exerzierplatz bekannten großen Gemeinde Griesheim, von Darm- stadt aus fährt man am besten mit der an der schnurgeraden Landstraße herziehenden Vorortbahn dorthin. Außerdem könnte man die nach Worms führende Eisenbahn benutzen, die an der Rordseite des Ortes vorbei- zieht. Griesheim hat an 7000 Einwohner. Es liegt in sandiger Ebene,' doch ist der Boden für Gemüsepflanzungen sehr geeignet. Die Ein- wohner sind durch ihre rührige Betriebsamkeit nicht nur auf den Wochen-

2. Kreis Darmstadt - S. 27

1913 - Gießen : Roth
gebung einst mit vieler Mühe angelegten park des Schlößchens ver- brachte die Königin Luise manche fröhliche Stunde ihrer ungetrübten Jugendzeit. Noch erinnern die viel verschlungenen Wege, die Hefte des Irrgartens und der Naturbühne an jene Tage, da dort die Landgrafen mit ihren Gästen sich zu frohen Festen vereinigten. Jetzt ist im Schlosse eine Erziehungsanstalt für Mädchen eingerichtet worden. Braunshardt zählt nicht ganz 500 Einwohner, pon denen etwa Zwei Drittel einem wohlhabenden Bauernstand angehören' die anderen Bewohner arbeiten meist in Darmstadt. Die Pfarrkirche befindet sich im nahen Weiterstadt. Im Westen des Grtes liegt ein schön eingerichtetes Frauenheim, ein Werk fürsorgender Nächstenliebe. L. Der nördliche Teil des Kreises. 1. Wandern wir von der Station Weiterstadt durch Wiesen und Ackerland nördlich, so führt uns die zwei Kilometer lange Straße nack Schneppenhausen, das etwas größer als Braunshardt ist. Es hat zwei Schulhäuser, von denen das eine mit seinem hochragenden Neubau weit in der Ebene sichtbar ist. Eine Kirche besitzt der Ort nicht. Die fast alle evangelischen Bewohner sind in dem benachbarten Gräfenhausen ein- gepfarrt. Beide (Drte liegen am Centbach? zwischen ihnen finden wir die Hleischmühle. Die Bewohner treiben meist Ackerbau und Viehzucht. Da- neben finden manche als Waldarbeiter ihr Brot, andere gehen auswärts in Fabriken. 2. Das östlich von Schneppenhausen gelegene Pfarrdorf Grüsen- Hausen zählt etwa 1500 Einwohner. Es liegt ebenfalls wie seine Nach- barorte in sandiger Ebene, von Darmstadt aus führt eine an der so- genannten Windmühle beginnende Landstraße, auf der wir unter meh- reren Eisenbahnüberführungen hergehen, an der östlichen Seite des Wei- terstädter Exerzierplatzes durch den Wald ,,Täubches höhl" nach dem Grte. In diesem Walde haben einst die um ihres Glaubens willen ver- triebenen Ivaldenser auf ihrer Suche nach einer neuen Heimat für einige Zeit ihr Lager aufgeschlagen. Noch erinnern einige in Gräfenhausen vorkommenden Familiennamen mit fremdländischer Schreibart daran, daß einzelne Flüchtlinge in unserer Gegend Unterkunft fanden. Neben der vom alten Friedhof umgebenen Kirche steht ein vor Jahrhunderten gebautes Rathaus; dabei ist die mehrfach erweiterte Schule. Außerdem befindet sich im Grte eine nach dem um ihr Emporblühen verdienten Darmstädter Oberbürgermeister Ohly genannte Erziehungsanstalt, das Ohlyftist. Das Anwesen war einst ein herrschaftliches Gut; das alte Wappen am Schloß, dessen Wen- deltreppe vom alten Bau noch geblieben ist, erinnert an jene för internationale Schult»- : hjnf ** h < 11 fc* j 11> i b i ■ o #»wk

3. Kreis Darmstadt - S. 28

1913 - Gießen : Roth
Bewohner des Vorfes erfreuen sich eines durch Fleiß erworbenen Wohl- standes. Sie betreiben Landwirtschaft, Obstbau, Viehzucht, arbeiten im Walde oder gehen nach Darmstadt zur Krbeit. viele suchen täglich die Stadt auf, um dort schwunghaften Milchgeschäften nachzugehen. 3. Nicht weit von dem östlich von Gräfenhausen gelegenen §en5- selber hos kommen wir zu der Stelle, wo der Centbach den ebenfalls nach Westen strebenden Apselbach verlassen hat. In der Nähe des Baches, an dem sich die Ottilienmühle befindet, zieht die Straße nach wix- Hausen.. Dieser Ort ist Bahnstation. Er liegt an der Bahnstrecke Darm- stadt—frankfurt. Nach diesen beiden Städten führen die Frühzüge viele Bewohner des etwa 1600 Seelen zählenden Dorfes täglich zur Arbeit. Nur ein Drittel der Bevölkerung widmet sich landwirtschaftlichen Be- trieben und der Milchwirtschaft. Die Ntilchhändler fahren täglich mit ihren Fuhrwerken in die benachbarte Stadt. Das alte Kirchlein steht auf den Mauern einer römischen Befestigungsanlage. Rrt ihm zieht die Nömerstraße vorüber. Km Südrande des Dorfes zieht der Bach her, der aus §ilz und Ruthsenbach entstanden ist. 5ln ihm liegt jenseits des Bahndammes die Aumühle. Jetzt ist hier eine Erziehungsanstalt für schul- entlassene Burschen. Wixhausen, dessen Gemarkung im Südwesten, Nor- den und Osten von Waldungen begrenzt ist, ist von Darmstadt etwa 7 Kilometer entfernt. 4. Wandern die Bewohner auf sandigem Wege am Ostrande eines Waldes her nach Norden, so kommen sie nach Erzhausen. Es ist eben- falls Station der Main-Neckar-Bahn, die in der Entfernung eines Kilo- Meters am Grte vorüberzieht, hinter dem Bahnkörper erstrecken sich große Waldgebiete. Etwa Dreiviertel der Bewohnerschaft des an 1000 Seelen großen Dorfes suchen meist als Bauhandwerker ihren Lebens- unterhalt in Frankfurt und Darmstadt, der Nest der rein evangelischen Bevölkerung treibt lohnende Landwirtschaft. Der Kern des Dorfes weist Bauernhofreiten auf. Daran schließen sich dann die Gassen mit meist ^/zstöckigen Häusern des Rrbeiterstandes. 5. Ueber 6000 Einwohner zählt Arheilgen; es liegt ebenfalls an der Main-Neckar-Bahn, ist aber von Darmstadt aus leichter mit der in gerader Linie nach Norden führenden Straßenbahn zu erreichen. Zwischen der vier Kilometer entfernten Hauptstadt und diesem großen Orte herrscht ein reger Verkehr. Im Osten des langgestreckten Dorfes treffen wir auf das dazu gehörige Kranichstein, eine Station der Strecke Darmstadt-Kschaffenburg, die an dem bekannten „Rrheilger Mühlchen" vorüberführt. Ein Teil der Bewohner treibt noch Landwirtschaft, hun- derte strömen täglich in die benachbarte chemische Fabrik, wieder hun- derte finden in sonstigen Betrieben Darmstadts Rrbeit und Verdienst.

4. Kreis Darmstadt - S. 29

1913 - Gießen : Roth
3m Südteile des nahe an die Residenz allmählich heranwachsenden Grtes ragen neue 5chulhäuser weithin über die benachbarten viertel empor. Im Innern des Vorfes ist an einem Hause eine Tafel angebracht. Sie erinnert an die Besuche, die Goethe einst seinem Freunde Merck ab- gestattet hat. Im Osten der Gemarkung erstreckt sich der weitaus- gedehnte lvald, aus dem der Ruthsenbach kommt, ^)er Arheilgen be- rührt. Im Norden des Waldgebietes liegt der Bezirk Xoberstadt. hier wurden vor einigen Jahren Grabstätten der fränkischen Zeit entdeckt, die reiche Beute an wertvollen Fundstücken brachten. 6. Tin schnurgerader Weg führt vom Jagdschloß Kranichstein an die Nordgrenze des wildreichen Parkes. In wenigen Minuten erreichen wir von dem Parkausgang das Pfarrdorf Messel, das etwas über 1000 Einwohner zählt. Jenseits des Grtes ist ein Truppenschiehplatz angelegt. Die Entfernung von Darmstadt beträgt 8 Kilometer. Die Bewohner treiben Landwirtschaft und Obstbau, ein Teil aber wandert täglich nach der Grube Messel zur Rrbeit. Diese liegt dicht an der zwei Kilometer vom Ort entfernten Bahnstation der Strecke Darmstadt—kschaffenburg. hier entdeckte man ein großes Schieferlager, aus dessen Stoffen in der nahe gelegenen Fabrik ein besonderes Gel gewonnen wird. Die Grube gehört nicht mehr zu unserem Kreise. d. Der östliche Teil des Kreises. 1. Huf einer schönen Straße wandern wir durch prächtigen hoch- wald, den viele Fußwege und Schneisen durchziehen, in öst- licher Richtung von Darmstadt nach Rohdors. Km Bessunger Forst- Haus verlassen wir den Wald, an dessen Rand Erholungsstätten für Mitglieder der Krankenkassen angelegt sind. Huf der höhe der breiten, von uralten Linden und fruchtbaren ^Obstbäumen umsäumten Straße schauen wir über das drunten im Tale liegende Dorf zum weithin sicht- baren Roßberg mit seinen großen Basaltbriichen. Roßdorf hat über 3000 fast nur evangelische Einwohner. ■. Es liegt in einer fruchtbaren Gegend, etwa 8 Kilometer von Darmstadt entfernt. Seine Bewohner betreiben meist Landwirtschaft, Obstbau und Milchgeschäfte, viele finden ihre Rrbeit in den Basaltbrüchen des Roßbergs, in denen zurzeit 250 Leute tätig sind. Etwa 400 Personen fahren täglich mit der Eisenbahn Darm- stadt—groß-Zimmern in die Stadt zum Beruf. In der Nähe der großen Kirche liegen drei Schulhäuser, das vierte, ein schöner Neubau, erhebt sich am Idesteingang des Grtes. > 2. Jenseits eines von Wald bedeckten Bergrückens liegt südlich von Roßdorf das etwa 4500 Seelen zählende Pfarrdorf Ober-Ramstaöt. von Darmstadt ist es 10 Kilometer entfernt. 3u feinem Besuche können

5. Kreis Darmstadt - S. 31

1913 - Gießen : Roth
wohner zählende Dorf, von Darmstadt aus führt eine südöstlich ver- laufende Straße vom Herrgottsberg zur Emelinenhütte durch schönen Wald- bestand und von da durch freies Feld zu dem etwa 7 Kilometer von der Residenz entfernten Grt. Der Blick, den wir beim Hustritt aus dem Schatten der Bäume über die Talsenke, die einen großen Teil des Vorfes in sich birgt, hinaus auf die Odenwaldberge genießen, ist entzückend. Jenseits der vom großen Basaltwerk besetzten höhe fließt die Modau in einem fruchtbaren, schönen Tale,' am linken Ufer ist am Vergabhang ein von schönen Landhäusern bestandenes viertel ge- schaffen worden. Kuch die draußen im Nordwesten des Ortes lagernde Epileptischen-Anstalt hat mit ihrem weit ausgebreiteten Knwesen sich einen hübschen Platz ausgesucht: lieber das Mühltal schauen der Franken- stein und in der Ferne der Felsberg herüber zu dieser lieblichen Gegend mit Ackerland, Viesen und Wäldern. In Nieder-Namstadt schaffen Be- trieb der Landwirtschaft, Ziegeleien, Steinbruch, Mühlen, Zündholz-, pa- pier- und Hartgummi-Fabriken einen gesicherten Wohlstand. Wer in den so verschiedenartigen gewerblichen Knlagen keinen Verdienst findet, geht oder fährt zur Rrbeii nach Darmstadt. Umgekehrt aber besuchen viele Darmstädter bei ihren Spaziergängen auch wieder gerne das auch als Ausflugsort beliebte Nieder-Namstadt, dessen Schulhaus über die Nachbarhäuser gewaltig hinausgewachsen ist. 5. Etwa zwei Kilometer südöstlich von Nieder-Namstadt kommen wir in dessen Filialdorf Waschenbach. Seine Lage ist prächtig, hinter saf- tigen Wiesen leuchtet uns in der Ferne schon sein neues Schulhaus aus dem dort schmäler werdenden Talgrund entgegen, von drei Seiten um- geben das Dörflein schöne Waldungen, die sich von den höhen herab- ziehen. Seine etwa 250 Einwohner gehören dem evangelischen Bekennt- nis an. Sie treiben Ackerbau, Gbst- und Viehzucht und arbeiten in den Wäldern. 5luch in den Steinbrüchen und der Fabrik der Nachbar- schaft suchen sie ihre Beschäftigung. Wer den Odenwald auf schönen Wegen durchwandern will, lernt auch dies kleine Gertlein kennen, an dessen letztem Hause der sogenannte ,,Diebspfad" beginnt, der zur Neun- kircher höhe durch Waldgebiete führt. Wir aber dürfen ihn heute nicht beschreiten, denn folgen wir ihm, so bringt er uns bald in den Nachbar- kreis Dieburg hinein. —

6. Kreis Darmstadt - S. 24

1913 - Gießen : Roth
Burg wurde lange als Invalidenhaus und Militäranstalt benutzt. 5lll- mählich zerfiel sie- jetzt sucht man wenigstens die Trümmer noch zu erhalten. 2. Wandern wir von Eberstadt die alte Bergstraße nach Süden, so kommen wir zu dem kleinen, in einer Schlucht am Kbhang des Frankensteins malerisch gelegenen Dörfchen Malchen. Es zählt nur etwas über 200 Einwohner, die meist mit Wäschereien beschäftigt sind. Doch lohnt vor allem zur Frühlingszeit, wenn Malchert in einem Meere von Blüten steckt, ein Gang zu dem Dörfchen mit seiner uralten Linde am Dorfbrunnen, der jetzt neu gefaßt ist. 3. Wenden wir uns von Eberstadt durch das schöne Mühltal nach Osten und dann nach Süden, so kommen wir bald in das ebenfalls liebliche Veerbachtal. Dort liegt das noch zu unserem Kreise gehörige Pfarrdorf Nieder-Beerbach. Es hat etwa 900 Einwohner. In der Mitte steht wieder eine hübsche Linde. Das Dorfkirchlein, dessen Glocken zu den ältesten unserer Gegend gehören, hat an den Kußenmauern und im Innern Grabdenkmäler der Herren von Frankenstein, deren Burgruine auf steilem Wege in etwa einer Viertelstunde von hier zu erreichen ist. 4. 5ln der Bahnstation Eberstadt zweigt eine Nebenbahn nach Süd- westen ab. Sie fährt zu -dem etwa 25 Minuten von hier mitten in der Ebene gelegenen Städtchen Pfungstadt. In dieser Gegend, die von der Modau durchflössen wird —\ sie zieht sogar unter dem altehrwürdigen Rathaus des Städtleins her — ist neben sandigem Boden und Moor- grund viel Lehm und fruchtbares Ackerland zu finden. Ein schöner Fußweg führt durch Anlagen rechts von der Eberstadt und Pfungstadt verbindenden Landstraße im Walde am alten Galgen her, dessen drei Steinsäulen noch an die ernste Gerichtsstätte gemahnen, an der einst verbrechen gesühnt wurden. Pfungstadt zählt 7000 Einwohner- es ist ein betriebsames Städtchen, in dem neben sehenswerten Holzbauten aus alter Zeit auch mancher Neubau entstanden ist. Besonders zu erwähnen sind davon das große Schulhaus mit schöner Tnrnhalle und einem recht hübsch eingerichteten Hallenschwimmbad. Diese drei Bauten umschließen mit der alten Kirche einen geräumigen J?chuihof, in dem auch Baum- anlagen, Spalierobst und ein Schulgarten nicht fehlen. Im Ost- viertel steht seit kurzem eine katholische Kapelle. In Pfung- stadt wird noch viel Landwirtschaft getrieben, doch blühen dort auch manche Gewerbe. Neben einer Brauerei gibt es Ziegeleien, Mühlen, Zigarren- und Zündholzfabriken- auch Papier-, Kammfabrik, chemische und Metallwarenfabrik geben den Arbeitern Beschäftigung. Die Stadt besitzt außer der Volksschule auch eine Bürgerschule. Seit einigen Jahren ist überall elektrische Beleuchtung eingeführt.

7. Kreis Darmstadt - S. 9

1913 - Gießen : Roth
schreckliche Krieg konnte dies Werk nicht hindern. Nach dem Pestjahre wurden in wenigen Jahren fast alle Schulstellen wieder beseht und neue errichtet. Die Wunden des Krieges heilten allmählich, die Gewerbe blühten, die Landwirtschaft gedieh, fluch der Weinbau, der jetzt aus unserem Kreise verschwunden ist, wurde damals eifrigst betrieben. Rohdörser, Ober-Ramstädter und Lberstädter Weine waren besonders beliebt. Märkte und Messen sorgten für Verkehr und Volksbelustigungen. Da- zu kamen die Schützenfeste, wie sie in Eberstadt, Darmstadt und an den übrigen Grten gehalten wurden. Die Hranzosenkriege des 17. Jahr- hunderts rückten die Gefahr einer nochmaligen Heimsuchung auch an unser Gebiet nahe heran, aber sie brachten doch nicht die gefürchteten Schrecken, unter denen die Bergstraße zu leiden hatte. Die Entwicklung ging ziemlich gleichmäßig weiter bis zu der Aeit, da Darmstadt die Residenz des ersten Großherzogs wurde. In den Befreiungskriegen kamen anno 1813 große Massen der Oesterreichs durch Darmstadt auf dem Wege nach Frankreich. Fortan blieb unsere Gegend von Kriegslasten verschont und konnte sich ungestört zu ihrer jetzigen Blüte entfalten. e. Die einzelnen Gemeinden des ttreises. I. Die Kreisstadt. Mittelpunkt unseres Kreises, der von den Kreisen Vensheim, Groß- Gerau, Ossenbach und Dieburg umschlossen wird, ist die Haupt- und Residenzstadt Darmstadt. Sie ist zugleich Provinzialhauptstadt von §tar- kenburg. Im Westen der Stadt liegt der große hauptbahnhos, der durch seine stattlichen Bauten und seine leichte Übersichtlichkeit wohlverdiente Bewunderung erweckt, hier laufen die Züge der Main-Reckarbahn, der Vdenwaldbahn, der Strecken Mainz- Aschaffenburg, Darmstadt— Worms und Darmstadt Groß-Zimmern ein. Andere Bahnhöfe befin- den sich südlich davon im Stadtviertel Bessungen (9armstadt-§üd), nörd- lich an der Straße nach Arheilgen (Varmstadt-Nord) und bei der Rosen- höhe (Yarmstadt-Ost). Mit Griesheim, Eberstadt und Arheilgen ist die Residenz, die von mehreren Linien der elektrischen 5trahenbahn durch- zogen wird, durch eine Vorortbahn verbunden. Darmstadt hat ungefähr 88 000 Einwohner, die zum größten Teil evangelischen Bekenntnisses sind. Es besteht mit Ausnahme der Alt- stadt aus breiten, schönen Straßen, die zahlreiche Plätze mit hübschen Anlagen und mehrere öffentliche Gärten umschließen. Seit 1888 ist mit Darmstadt das Dorf Bessungen vereinigt. Die Lage der Stadt an den Vorhöhen des Gdenwaldes und der Bergstraße, die prächtigen Wal-

8. Kreis Darmstadt - S. 30

1913 - Gießen : Roth
wir die Gdenwaldbahn benutzen, die auf hochgelegenem Damm den sich an der Modau lang hinziehenden Grt teilweise umfährt. Ruch eine gute Landstraße führt über Rieder-Ramstadt dorthin. Vesser aber tun wir, wenn wir auf prächtigen Waldwegen uns zu Fuß nach Gber-Ramstadt begeben Wir haben dabei diel Ruswahl unter einer Reihe schöner Pfade. Wir wählen einmal den dicht bei der Hauptstadt am botanischen Garten beginnenden Schnampelweg. Ihm folgen wir bis kurz vor dem Alexander- tempel . hier wenden wir uns dem unteren pürschweg zu und kommen am Jägermeisterz deich und der Varmquelle vorbei zum Lisenweg, den wir kurz vor seinem Ende verlassen, um an der Ludwigzeiche kurzen halt zu machen, hier steht auf einem 280 Meter hohen Hügel ein Tempelchen, das gute Aussicht bietet. Ueberaus schön aber ist auch der Blick vom Waldrand über das gesegnete Ackerland bis zu den höhen des Gdenwaldes. Km hochgelegenen Pfarrhaus von Gber-Ramstadt, hinter dem alten Rathaus, ist eine Gedenktafel angebracht. Sie erinnert daran, daß hier im Jahre 1742 Georg. Chr. Lichtenberg geboren wurde, der 1799 als Professor der Mathematik und Naturwissenschaft in Göttingen gestorben ist. Der Grt war in den Pestjahren des dreißigjährigen Krieges fast ganz ausgestorben. Jetzt hat sich sein Wohlstand sehr gehoben. Landwirtschaft, Gewerbe, Mühlen und Fabriken aller Rrt zeugen von fleißiger Rrbeit und reger Umsicht der Bewohner, von denen außerdem viele täglich mit der Bahn nach Darmstadt zur Rrbeit eilen. 3. Westlich von Gber-Ramstadt liegen Traisa und Nieder-Ramstadt; beiden Grten dient die zwischen ihnen befindliche Station der Oden- waldbahn. Das Dörfchen Traisa ist als Rusflugsort bei den Darm- städtern sehr beliebt. Viele Waldwege führen über die südlich der Stadt sich erstreckenden Hügel dorthin. Einer der beliebtesten Pfade bringt uns an der Rlipsteineiche vorbei bis zu dem dicht am Waldrand gelegenen Dörf- lein, dessen neues Schulhaus mit seinem roten Ziegeldach weithin leuchtet. Ruch viele Waldhäuser ziehen sich im Saume der Waldungen bis in die Rieder-Ramstädter Gemarkung hinein. Zu Traisa gehört auch der in einer aus zwei Seiten von Wald umgebenen sanften Senkung gelegene vippelzhos, dessen Obstbäume nach Tausenden zählen. Er wurde 1710 von dem Ehemiker Joh. Konrad Dippel erbaut, der das ,,Berliner Blau" erfunden hat. Das durch seine Lage im Schutze der Laubwaldungen auch als Luftkurort bekannte Traisa zählt etwas über 1000 Einwohner, die als Landwirte durch Gbst- und Fruchtbau, als Waldarbeiter oder im nahen Hartsteinbergwerke ihren Unterhalt verdienen, viele Leute finden regelmäßige Beschäftigung in den Gewerbeanlagen der Stadt. 4. Rur wenige Minuten von Traisa, dessen evangelische Bewoh- ner nach Nieder-kamstadt eingepfarrt sind, liegt dieses etwa 2500 Ein-

9. Hessische Geschichte - S. 65

1897 - Gießen : Ricker
— 65 — Furchtbar tobte der Kampf. Die Badener kämpften wie Löwen gegen die Bayern und Spanier. Zum Unglücke der badischen Truppen entzündete sich in ihrem Rücken das mitgeführte Pulver, wodurch eine große Verwirrung entstand. Diesen Umstand benutzten die Bayern und Spanier, und es gelang ihnen, die Truppen des Markgrafen trotz heldenmütiger Gegenwehr zum Weichen zu bringen. Nur mit Mühe entging derselbe der Gefangennehmnng. Aber auch Tillys Heer war bedeutend geschwächt. 5000 Tote von beiden Seiten bedeckten das Schlachtfeld. Infolge der Schlacht bei Wimpfen kam das Neckarthal und der Odenwald in den Besitz Tillys. Der Markgraf Ernst von Mansfeld erschien bald nach der Schlacht aus dem Elsaß und unternahm einen Verheerungszug ins Darmstädter Land. Bis nach Frankfurt hin dehnte Mansfeld seine Streifzüge aus. Landgraf Ludwig V. von Hessen-Darmstadt floh und geriet aus seiner Flucht in die Gefangenschaft des Markgrafen von Baden, der ihn längere Zeit in Mannheim gefangen hielt. Die Bewohner der hessischen Orte Griesheim, Eberstadt, Pfungstadt, Dornheim, Eschollbrücken, Schneppenhausen, Sensfeld, Weiterstadt und Kelsterbach waren in die Wälder geflüchtet. Schrecklich hausten die Truppen des Mansfelders; der größte Teil dieser Orte wurde ein Raub der Flammen. c) Der schwedische Arieg. Die Schwedensänle bei Erfelden. An den Ort Erfelden im Kreise Großgerau knüpft sich eine denkwürdige That des Schwedenkönigs Gustav Adolf. An dieselbe erinnert die im Walde bei Erfelden errichtete „Schwedensäule." Auf dieser Säule steht ein Löwe mit geschlossenem Helmvisier und einer Krone, welcher in der einen Klaue ein Schwert hält und dasselbe nach dem Rhein hin streckt. Im Juni des Jahres 1630 war Gustav Adolf auf der Insel Usedom in Pommern mit seinem Heere gelandet. Das furchtbare Geschick, welches der Stadt Magdeburg durch die rohen Barbaren des ligui-ftischen Feldherrn Tilly zuteil wurde, konnte er nicht verhindern, da der Kurfürst von Sachsen ihm den Durchzug durch sein Land verweigerte. Doch sollte die Vergeltung nicht ausbleiben; Gustav Adolf schlug mit Hilfe Sachsens den „alten Korporal" im September des Jahres 1631 bei Leipzig und Breitenfeld vollständig. Gustav Adolfs Zug nach Süddeutschland glich einem Trinmphzuge. Im Dezember 1631 marschierte er siegreich von Frankfurt nach Darmstadt, dann die Bergstraße hinauf. Sehnsüchtig erwarteten Oppenheim und Alzey, ja die ganze Pfalz ihren Befreier von den spanischen Drängern. Diese zogen sich bei dem entschlossenen Vorgehen des Schwedenkönigs von Mainz aus immermehr nach Süden zurück, und am 16. Dezember traf Gustav Adolf schon in Erfelden ein. Seine Absicht war, über den Rhein zu gehen und Mainz als Stützpunkt für weitere Unternehmungen Bergtzr, Hessen. 5

10. Ergänzungsheft für das Großherzogtum Hessen - S. 19

1897 - Hannover : Carl Meyer (Gustav Prior)
— 19 — Zu 67 Der dreißigjährige Krieg in Hessen. 1. Als der dreißigjährige Krieg ausbrach, herrschte Ludwig V., der Getreue" genannt, als Landgras von Hessen-Darmstadt, er mx der Sohn und Nachfolger Georgs I. Den Beinamen der Getreue" führte Ludwig, weil er während seines ganzen Lebens fest und treu zum Kaiser stand. Ludwig hatte bald erkannt, daß die in Hessen übliche Erbverteilung dem Lande nur Nachteil bringe des-halb führte er mit Genehmigung des Kaisers das Erstgeburtsrecht m Hessen ein. Seinen beiden Brüdern gab er kleine Gebiete, aus deren Einkünften sie ihren Unterhalt bestreiten sollten; der eine davon starb aber ohne Nachkommen, und sein Besitztum fiel darum wieder an die Landarasschaft zurück; aus dem Gebiete des andern entwickelte sich die Landgrafschaft Hessen-Homburg. Die Treue gegen den Kaiser brachte den Landgrafen gleich beim Anfange des Krieges m recht unangenehme Berwickelungen. Da er dem Bunde dei Pio-testantifchen Stünde nicht beitrat, so fielen die wilden Scharen Ernst von Mansfelds verheerend in Hessen ein. Zahlreiche blühende Ortschaften wurden niedergebrannt, selbst Darmstadt eingenommen und ausgeplündert. Ludwig versuchte, sich mit seinem Sohne durch die Flucht nach Büttelborn bei Groß-Gerau zu retten, wurde aber unterwegs gefangen genommen. Nun zog Tilly gegen Ernst von -Mansfeld, der mit dem Markgrafen Friedrich von Baden in der Rheingegend stand. Anfangs mußte Tiüy den beiden Verbündeten weichen, als sie sich aber trennten, änderte sich die Sache, ßim 6. Mai 1622 wurde Friedrich bei Wimpfen von Tilly völlig geschlagen und entging nur mit Mühe der Gefangenschaft. Infolge dieser Schlacht kam der Odenwald und das Neckarthal in Tillys Gewalt, und Landgraf Ludwig erlangte die Freiheit wieder. Aber die schwer heimgesuchte Gegend zwischen Rhein und Main sollte noch nicht zur Ruhe kommen. Bald unternahm Mansfeld wieder einen Streifzug in die Landgrafschast. Bis nach Frankfurt am Main dehnte er seine Verheerungen aus. Landgraf Ludwig mußte von neuem fliehen und geriet in die Gefangenschaft des Markgrafen Friedrich von Baden, der ihn längere Zeit in Mannheim festhielt. Furchtbar hausten die Scharen Mansfelds nun m der alten Grafschaft Katzenelnbogen. Um wenigstens das Leben zu retten, flohen die geängstigten Bewohner der Orte Griesheim, Eberstadt, Pfungstadt, Dornheim, Eschollbrücken, Schneppenhausen, Sens-feld, Weiterstadt und Kelsterbach in die Wälder. Der größte Teil dieser Orte aber wurde durch Feuer vernichtet. 2. Das Eingreifen des Schwedenkönigs Gustav Adolf in den Krieg wurde auch für das Hesseulaud von großer Bedeutung. Nach der Schlacht bei Breitenfeld zog Gustav siegreich von Frankfurt nach Darmstadt und dann die hessische Bergstraße entlang. Sein Plan war, den Rhein zu überschreiten und von Mainz aus seine Eroberungen über ganz Süddeutschland auszudehnen. In der Nähe von Mainz konnte 2*

11. Das Deutsche Reich - S. 569

1900 - Leipzig : Spamer
Das Großherzogtum Hessen. 569 Kolonialwaren (über Bremen), von Harzen, Baumwolle, Soda, Häuteu und Fetten:c. (den Rhein auswärts), ferner auf die Ausfuhr von Leder und Lederwaren, Chemi- kalien, Droguen und Farbwaren, Branntwein, Getreide, Hopfen, Obst, Kartoffeln, Wein, Tabaksfabrikaten und andern Jndustrieerzeugnifsen. Das Land erfreut sich günstiger Wasserstraßen, besitzt ein dichtes Netz trefflicher Landstraßen und ein ausgebildetes Eisenbahnnetz; auch Post- und Telegraphenwesen sind wohl entwickelt. Rhein, Main und Neckar bilden, soweit sie das Land berühren, gute und stark benutzte Wasserwege; die Landstraßen sind in anerkannt gutem Zustande. Die letzteren haben, abgesehen von nur chausfierten Straßenwegen, eine Länge von etwa 1850 km. Über die Eisenbahnen ist folgendes zu bemerken: Der westliche Teil von Oberhessen wird in der Richtung von Süden nach Norden durch die Main-Weferbahn durchzogen, auf deren Station Gießen sich die Deutz-Gießener Bahn anschließt und gegen Osten die Gießen-Fuldaer, gegen Südosten die Gießemgelnhaufer Bahn abzweigt. Die Provinz Starkenburg wird von Norden nach Süden durch die Main-Neckarbahn durchzogen; im Mainthal besitzt die Provinz Strecken der Berlin-Bebra-Frankfurter und der Frankfurt a./M.-Kölner Bahn; hierzu kommen die Linien Mainz-Darmstadt- Aschassenburg, Hanau-Erbach-Eberbach (Richtung auf Heilbrouu-Stuttgart), Darm- stadt Rosengarten-Worms (mit Seitenlinie nach Bensheim), Darmstadt-Wieselsbach und Frankfurt a./M.-Mannheim. In der Provinz Rheinhessen finden sich die Linien Mainz-Worms-Mannheim, Mainz -Alzey- Kaiserslautern (mit Seitenlinien nach Bingen und Worms). Die Gesamtlänge der hessischen Bahnen betrug 1888/89 913 km, wovon 365 km Staatsbahnen waren. Die Leitung des Postwesens führt die Oberpostdirektion zu Darmstadt. Das Großherzogtum ist eine konstitutionelle Monarchie mit zwei Kammern (Verfassungsurkunde vom 17. Dez. 1820); die erste Kammer hat 34, die zweite 50 Abgeordnete. Die Regierung liegt dem Gesamtministerium ob (mit Ab- teilungen für das großherzogliche Haus, das Innere, die Justiz und die Finanzen). Als Zentralbehörden sind vorhanden: die Oberrechnnngskaminer. die Oberforst- und Domänendirektion, das Oberkonststorium und der Verwaltungsgerichtshof. Die Provinzialdirektionen befinden sich in Darmstadt, Gießen und Mainz. Die Provinz Starkenburg hat sieben, Rheinhessen fünf und Oberhessen sechs Kreise. Die Landesnniversitttt ist in Gießen, eine polytechnische Schule in Darmstadt. Die hessischen Truppen bilden die 25. Division des Xi. Armeekorps. Äie Provinz Ktarkenburg. Kreis Darmstadt. Derselbe liegt größtenteils in der oberhessischen Tiefebene, erstreckt sich aber südöstlich bis zu den Borhöhen des Odenwaldes; 44 Proz. Acker- und Gartenland, ebenso viel Wald; 7/s der Bevölkerung evangelisch. Darmstadt, Haupt- und Residenzstadt an den äußersten Vorhöhen des Oden- waldes, Eisenbahnknotenpunkt, mit Bessnngen 56931 meist evangelische Einwohner (1890). Die Stadt besteht aus der Alt- und Neustadt. Hervorragende Gebäude sind: das großherzogliche Residenzschloß mit großer Bibliothek, Antikensaal, Gemäldegalerie, Naturalienkabinett und Glockenspiel; Theater, Zeughaus, Rathaus, Ständehaus. Vor- Händen sind Denkmäler des Großherzogs Ludwigs I. (Luisenplatz), der Landgrafen Philipps des Großmütigen und Georgs I. (am Eingange des Schloßgartens), sowie des Chemikers Liebig (Bahnhofsplatz). Blühende Landwirtschaft auf vorherrschend sandigem Boden. Industrie (Fabrikation von Maschinen, Möbeln, Hüten, Tabak, Chemikalien, Tapeten, Spielkarten, Knöpfen, Bekleidnngsgegenständen, Musikinstrumenten, Streich- seuerzeugen, Fayenceöfen ze. Lebhafter Handel mit Landesprodukten. Bedeutende Kunstgärtnereien; botanischer Garten. Reichsbanknebenstelle, Volksbank, Bank für Handel und Industrie, Bank für Süddentfchland, hessische Landeskultur-Rentenkasse; Handelsverein, Gewerbeverein. — Sitz der Landesbehörden, Regierung von Starken- bürg, Kreisamt, Oberlandes- und Landgericht mit Kammer für Handelssachen und

12. Praxis des heimatkundlichen Unterrichts - S. 52

1912 - Hannover-List [u.a.] : Carl Meyer (Gustav Prior)
— 52 — 21. Blankenhagen. Blankenhagen ist eine sehr große Bauerschaft. Sie liegt nordwestlich, nördlich und nordöstlich von Gütersloh. In? Süden grenzt sie an Nord- Horn, Gütersloh und Pavenstädt. Nach Blankenhagen können wir drei Straßen und einen Gemeindeweg gehen. Welche sind es? Unser Weg führt die Brockhäger Straße entlang, über den Hos des Meiers Naßfeld, an der Blankenhagener Schule vorbei zur Gastwirtschaft und Kleinbahn- Haltestelle „Zur Tanne". Bon hier aus verfolgen wir die Straße weiter, erreichen Gut Langert und die Lutter und gehen bis zur Grenze des Kreises Wiedenbrück. Zurückkehrend biegen wir vor Gut Langert in den nach Osten führenden Landweg ein. Durch Kiefernwaldungen führt uus der Weg bis in die Nähe von Hornberg. Hier erreichen wir den in süd- licher Richtung führenden Landweg, der bei Bäcker Teckentrup anf die Brockhäger Straße mündet. Der Weg ist. 1 Stunde 40 Miuuten lang. Auf der Brockhäger Straße stehen in der Nähe des Seminars die Häuser noch nah beieinander. Es sind meist kleinere massive Häuser aus roten Backsteinen. Die Straße senkt sich ganz allmählich nach Nordwesten, auf l Kilometer ungefähr 1 Meter. Wohin fließt deshalb das Wasser? Zu unsrer Rechten ist ein tiefer Graben. In ihm sammelt sich das Regen = Wasser von den umliegenden Äckern und Wegen. Schutzsteiue begleiten den Graben. Hier finden wir die Gütersloher Weberei. Was wird dort gewebt? Dann kommen wir an der Strothmannschen Molkerei vorbei. Je weiter wir gehen, desto weniger Häuser stehen an der Straße. Hinter Teckentrup erblicken wir nur uoch einzelne. Jetzt sind wir schon in Blankenhagen. Links und rechts von der Straße liegen Ackerfelder, dann Wiesen. An dem Eichen- und Buchenwald des Meiers Raßfeld zu unsrer Linken vorbei führt der Privatweg auf deu Meierhos. Es ist ein stattlicher Hof mit großem Wohnhause, mehreren Scheunen und einem schönen „Spieker" (Speicher). Das Meierhaus ist neuer als das des Meiers zu Nordhorn Es besteht aus einem Langhause und einem Querhause. Das Langhaus ist das alte Haus. Es beherbergt das Vieh. Das Querhaus ist erst später vor das alte Haus gebaut. Durch eine Tür ist es mit dem alten Teile verbunden. In ihm wohnt der Meier mit seiner Familie. So lebt er zwar auch mit seinem Vieh unter einem Dache, doch sind die Wohn- räume durch eiue Querwand von dem Viehhause getrennt. Viele neue Bauernhäuser werden heutzutage so gebaut. Reinlichkeit und Gesund- heitsrücksichten sprechen dafür. Hinter dem Hofe fließt der Schlangenbach in südwestlicher Richtung durch den kleinen Laubwald. Er hat seinen Namen von den vielen schlangenähnlichen Windungen, die er macht. Wie schon früher bei der Dalke, erkennen wir hier wieder, daß die reichere Bewässerung des an- liegenden Landes trotz des sandigen Bodens der ganzen Gegend das Wachstum der Laubbäume ermöglicht. Wir versolgen mit unsern Augen den Lauf des Wassers, schaueu auch nach der Seite, von der der Bach

13. Kreis Büdingen - S. 32

1914 - Gießen : Roth
32 Heimatkunde des Großherzogtums Hessen. Nr. 10. wobei 83 Gebäude eingeäschert wurden. Die Bewohner des nahen Vorfes Heuchelheim treiben durchweg Landwirtschaft. Fast zusammengebaut mit Gettenau ist das Pfarrdorf Echzell, das aus einer römischen Siedelung her- vorgegangen ist. Huf den Grundmauern der mittelalterlichen Burg steht jetzt,das Besitztum der Herren von garnier. Zweimal ist der Grt durch ge- waltige Feuersbrünste heimgesucht worden, 1634 und 1706. Das einemal verlor er 115 Häuser, das anderemal 350 Gebäulichkeiten. Aber Fleiß und Sparsamkeit und der gesunde Sinn seiner Bewohner haben es dahin ge- bracht, daß das Dorf immer wieder schöner erstand denn zuvor. Seine Kirche, eine der drei Mutterkirchen der fuldischen Mark, ist ein beachtenswerter Bau, der in seinen hauptteilen wohl im 13. Jahrhundert errichtet, später aber umgeändert wurde. Echzell ist weithin bekannt durch seinen Kartoffel- bau und Handel sowie sein vorzügliches Mineralwasser. Letzteres kommt von Grundschwalheim oder den Tchwalheimer Hosen, welche eine halbe Stunde talaufwärts an der Horloff liegen. Grund-Schwalheim war ursprünglich Deutschordensgut und zur Kommende Schiffenberg gehörig. Nach der Kufhebung des deutschen Ordens durch Napoleon I. (1809) kam es an das Großherzogtum Hessen. Zu den wohlhabendsten Grten des Kreises gehört das weiter nordwestlich gelegene Berstadt, wo ebenfalls eine der drei Mutterkirchen der fuldischen Mark war. Die jetzige Kirche stammt in ihren hauptteilen aus der Mitte des 13. Jahrhunderts. Im Mittelalter hatte der Grt ein eigenes (fuldisches) Gericht' etwa seit 1300 kam er durch Verpfändungen in die Hände verschiedener Herren, bis er 1570 durch Kauf an Hessen-Marburg überging, 1604 fiel er an Hessen-Darmstadt. von der mittelalterlichen Grtsbefestigung ist nichts mehr wahrzunehmen. Nahe bei Unter-Widdersheim steht im Felde ein merkwürdiger Stein, mehrere Me- ter hoch, der ,,Kindchesstein" genannt, wohl ein Malstein aus altgermani- scher Zeit' das ,,Massohl" am pfahlgraben ist eine alte Nömerstätte. Das talaufwärts liegende ehemalige Gerichtsdorf Ober-lviddersheim, überragt von seinem malerisch gelegenen, dem 13. Jahrhundert entstammenden Kirch- lein, birgt mehrere alte, beachtenswerte Holzhäuser mit hübschen Schnitzereien. Der Grt hat in neuerer Zeit durch seine blühende Basalt- industrie und seine Bierbrauerei wieder größere Bedeutung gewonnen. Ein wohlhabender Grt ist auch das Filialdorf Borsdors, das sich durch seinen Gbst- und Getreidebau auszeichnet. Nicht weit davon liegt im Walde das Forsthaus Glaubzahl. Iv. Ortenberg und Umgebung. Zu den schönsten Gegenden unseres gesegneten Hessenlandes gehört un- streitig das liebliche Niddertal. Zwischen frischgrünen Wiesen, reich mit Blumen übersät, windet sich der fischreiche Bach hin, anfangs jugendlich feurig über Steine hinspringend, später bedächtig langsam hinfließend und

14. Leitfaden zum methodischen Unterricht in der Geographie - S. 117

1836 - Eisleben : Reichardt
Ii. Mitteleuropa. Frankfurt a. M. rc. 117 ches auch nebft Mainz ziemlich lebhaften Handel unter- hält. Regent ist ein Großherzog. Darmstadt, Haupt« und Residenzstadt, westlich von Würz- burg, südlich vom Main und östlich vom Rhein, mit dem Rc- sidcnzschlcsse, einem prächtigen Opernhause und großem Zeug- hause, hat sich in neuern Zeiten sehr vergrößert und verschönert und hat jetzt 22,060 Einwohner. — Worms, alte Stadt, süd- westlich von Darmstadt, auf der linken Seite des Rheins, unweit von demselben, mit einer merkwürdigen Domkirche. — Bingen, Stadt, nordwestlich von Worms und südwestlich von Mainz, am linken Ufer des Rheins, wo derselbe die Nahe aufnimmt. Im Rhein ist hier das bekannte Binger - Loch und der Mäuse- thurm. — Mainz, größte Stadt des Landes und eine der stärksten Festungen Deutschlands, nordwestlich von Darmstadt, am linken Ufer des Rheins, mit welchem sich hier der Main vereinigt, hat eine sehenswürdige Domkirche, treibt Rheinschiff- fahrt und Handel und hat 30,000 Einwohner. — Offenb ach, Stadt, nordöstlich von Darmstadt, am linken Ufer des Mains, hübsch gebaut, hat ein schönes Schloß, des Fürsten von Isen- burg - Birstein, viele Fabriken, 2 Messen und einen lebhaften Handel. — Gießen, Stadt, nördlich von Offcnbach, an der Lahn, einem Nebenflüsse des Rheins, hat eine Universität. — Alsfeld, gewerbsame Stadt, nordöstlich von Gießen, und am nördlichen Fuße des Vogelsbergcs. 8. Die freie Stadt Frankfurt am Main. Diese große und ansehnliche Stadt, welche mit ihrem kleinen aber fruchtbaren und wohl angebauten Gebiete eine Republik, deren Bewohner größtentheils Lutheraner sind, bildet, liegt nörd- lich von Darmstadt, in einer schönen Gegend, zu beiden Seiten des Mains, über welchen eine lange steinerne Brücke führt, ist der Sitz der Deutschen Bundesversammlung, enthält viele schöne Gebäude, treibt einen sehr wichtigen Handel, und hält jährlich 2 berühmte Messen. In der Domkirche wurden sonst die Deut- schen Kaiser gewählt und gekrönt. Die Stadt allein hat 47,000 und mit ihrem Gebiete 54,000 Einwohner. 9. Die Landgrafschaft Hessen - Homburg. Ein kleines, 5 Qmeilen großes Land, das nicht einmal zusammenliegt, sondern aus 2 getrennten Stücken besteht, wovon das größere auf der linken Seite des Rheins, südwestlich von Bingen, und das kleinere auf der rechten Seite des Mains, nordwestlich von Frank- furt, und in der Nähe des Taunus oder der Ham- burger Höhe, eines zum Theil hiehec gehörigen Ge birges, liegt. Es ist im Ganzen fruchtbar und wohl angebaut, und hat auch ansehnliche Waldungen, Elsen

15. Teil 1 = Untere u. mittlere Stufe - S. 130

1884 - Bielefeld : Velhagen & Klasing
130 Kursus Ii. Abschnitt Iii. § 105. 10. Konstanz an der Südseite des Bodenseees (Konzil 1414—1418); in der Nähe die Insel Mainau (Fig. 2) im Überlinger See, Sommerresidenz des Großherzogs. 11. Villingen. — Donaueschingen; hier die eine Quelle der Donau. b) Das Großherzogtnm Hessen, — 140 □Meilen (7680 □Kilometer) und 900 000 Einwohner, - zerfällt in eilten südlichen und nördlichen Teil; letzterer wird von der Provinz Hessen - Nassau eingeschlossen; ersterer liegt südlich vom Main und zu beiden Seiten des Rheines. Von den Bewohnern sind 2/3 Prote- stanten und */s Katholiken und Juden. Die Landwirtschaft liefert Getreide, Flachs, Hanf und Tabak. Die Gegend an der Bergstraße (im Av. des Odenwaldes) gleicht einem Obst- und Weingarten. Leinen- und Wollenindustrie blühen. Das Land zerfällt in 3 Provinzen: 1. Provinz Starkenburg zwischen Rhein und Main. Darmstadt (48 000 Ein- wohner), an der Bergstraße, Haupt- und Residenzstadt, polytechnische Schule. — Offendach (28 000 Einwohner), am Main, erste Fabrikstadt; Lederwaren. 2. Provinz Rheinhessen zwischen Nahe und Rhein. Mainz (61000 Einwohner) an der Mündung des Mains, starke Festung, Eisenbahn-Rheinbrücke und Schiffbrücke; bedeu- tender Handel; Denkmal Gutenbergs. — Worms am linken Rheinufer; Reichstag 1521; Lutherdenkmal von Rietschel. 3. Proviüz Oberhessen von den preußischen Provinzen Hessen-Nassau eingeschlossen. Gieszen an der Lahn, Universität. — Solbad Nauheim. e) Das Großherzogtum Mecklenburg-Schwerin, — 240 □Meilen (13 300 □Kilometer) und über V2 Million Einwohner, — liegt an der Ostsee zwischen Pommern, Brandenburg und Holstein. Die Bewohner gehören fast nur der prote- stantischen Kirche an. Landwirtschaft und Viehzucht (Pferde, Rindvieh, Schafe) bilden liebst Schiffsbau und Fischerei die Hauptnahruugsquelleu. Schwerin (30 000 Einwohner) am gleichnamigen See, Haupt- und Residenzstadt. Handelsstadt Wismar. — Rostock (37 000 Einwohner), Universität, Blüchers Geburtsort (1742). — Warnemünde. — Heiliger Damm bei Doberan, Seebad. — Ludwigslust. ä) Das Großherzogtum Meckleuburg-Strelitz, — 53 □Meilen (2930 □Kilo- meter und 100 000 Einwohner, — wird von Mecklenburg-Schwerin, Pommern und Brandenburg eingeschlossen. Das Fürstentum Ratzeburg gehört zu Mafien burg-Strelitz und liegt zwischen Mecklenbnrg-Schwerin und dem Gebiete von Lübeck. Neu-Strelitz, Hauptstadt, in Form eines achtstrahligen Sternes erbaut.— Im Schlosse Hoheuzieritz starb die Königin Luise von Preußen (19. Juli 1810). e) Das Großherzogtum Oldenburg, — gegen 120 □Meilen (6420 □Kilo- meter) und 337 000 Einwohner, — besteht ans einem Hauptlande und zwei Nebenländern; ersteres liegt an der Nordsee und wird von Hannover eingeschlossen. Auch hier bilden Ackerbau und Viehzucht (Rinder und Pferde) die wichtigste Er- werbsquelle der Bewohner, von welchen 3u protestantisch und.1/* katholisch sind. 1. Herzogtum Oldenburg oder das Hauptland. Oldenburg an der Hunte, Haupt- und Residenzstadt. -— Insel Wangeroog, Seebad. 2. Fürstentum Lübeck ganz von Holstein eingeschlossen. Eutin am gleichnami- gen See. 3. Fürstentum Birkeuseld am Hunsrück und an der Nahe (Rheinprovinz). Vir- kenseld. — Oberstem, Achatschleiferei. f) Das Großherzogtum Sachsen-Weimar, — 65 □Meilen (3590 □Kilo- meter) und 310000 Einwohner, — besteht aus drei größeren und vielen kleineren

16. Lehr- und Lesebuch oder die Vaterlands- und Weltkunde - S. 3

1853 - Essen : Bädeker
— 3 bespannt und einem Postillon (spr. Postilljong) auf dem Bocke. Dort kommt ein großer Güterwagen mit breiten Rädern; er ist mit einem weißen Leintuche überzogen. Vier und oft noch mehr Pferde können ihn nur langsam von der Stelle ziehen, so schwer ist er mit Waaren bela- den. Das Dröhnen eines solchen Wagens, das Geklingel der Schellen an den Pferden und das Klatschen der Fuhrleute mit ihren Peitschen kann man oft schon in der Ferne hören. Besonders lebhaft ist es aber auf den Landstraßen, wenn in einem benachbarten Orte Wochen- oder Jahrmarkt gehalten wird. Da sieht man Fußgänger, die einen T rag - korb auf dem Rücken haben oder einen Schiebkarren vor sich herdrücken, um ihre Waaren zum Markte zu schaffen. Andere haben Hunde vor einen kleinen Wagen gespannt. Weiber tragen Körbe auf ihren Köpfen, in welchen sie Butter, Eier, Kirschen und andere Sachen zur Stadt bringen; Viehhändler treiben Kühe, Schweine u. s. w. langsam weiter. Es ist sehr gut, daß man auf guten Wegen von einem Orte zum andern kommen kann. Denn in der einen Gemeinde gewinnen die Bewohner durch Acker- oder Bergbau oft nur Naturprodukte, während in andern Gemeinden meistens nur Kunstprodukte aller Art verfertigt werden. Nun können die Bewohner der verschiedenen Gemein- den ihre überflüssigen Produkte jeder Art leicht nach denjenigen Or- ten hinschaffen, wo die Bewohner diese Produkte sich nicht selbst ziehen oder verfertigen können. Hier werden sie verkauft, und so wird mit den Natur- und Kunstprodukten Handel getrieben. Für Geld können die Menschen sich nun alle Lebensbedürfnisse: ihre Speisen und Getränke, die Stoffe zu ihrer Kleidung und die Materialien zum Bau ihrer Häuser, ihre Brand-Materialien u. s. w. auch aus weiter Ferne verschaffen. Diejenigen Arbeiten, wodurch die Menschen sich das nöthige Geld erwerben, um sich daftir ihre Bedürfnisse zu kau- fen, nennt man die Erwerbsquellen der Menschen. Welche Produkte werden in unserer Gemeinde so reichlich gewonnen, dass sie nach andern Orten hin verkauft werden? — Welche von diesen Produkten sind Naturprodukte?— Welche Kunstprodukte? — Wie heissen die Arbeiten, wodurch diese Produkte gewonnen werden? — Wie heissen also die vorzüglichsten Erwerbsquellen unserer Gemeinde? Zeichnet jetzt unsern Wohnort und die Aachbarorte mit Punk- ten, und die dahin führenden Wege und Landstrassen mit Linien auf die Schiefertafeln! — 3. Die Kreise. Wenn wir auf der Landstraße iinmer weiter gehen, so kommen wir durch viele Dörfer und Städte; denn hinter unsern Nachbargemeinden fangen wieder andere Gemeinden an, und wo diese aufhören, wieder andere und so weiter fort. Von jedem Dorfe und von jeder Stadt gehen wieder Wege oder Landstraßen nach andern Orten, und da ist immer noch kein Ende. Außer unserer Gemeinde und außer unsern Nach- bargemeinden giebt es also noch sehr viele andere Gemeinden. Mehrere 1*

17. Kreis Groß-Gerau - S. 10

1913 - Gießen : Roth
10 Heimatkunde des Großherzogtums Hessen. Nr. 6. großenteils in Ksche gelegt wurde. In dem damals geschaffenen Zustande liegt sie der Hauptsache nach noch heute, ein Prediger aus der Zeit deutscher Schmach. — Eine wohlgepflegte, schattige Landstraße führt in 3a Stunden zu dem südlich von Rüsselsheim gelegenen hofgut Tchönau. Landgraf Ernst Ludwig ließ die Gebäude an der Stelle des im 30jährigen Krieg zerstörten Hofes Mersheim erbauen und benannte sie nach dem Kloster Schönau bei Heidelberg, dessen Brüder ehemals Herren des Besitztums waren. Mächtige unterirdische Wasseradern sind hier von den Gelehrten schon lange vermutet worden. Bohrungen haben die Richtigkeit dieser Annahme bestätigt. Die Stadt Mainz erbaut deshalb an der Stelle ein großes Wasserwerk, das auch mehrere Gemeinden des Kreises mit gutem Trinkwasser versehen soll. — (östlich von Haßloch liegt inmitten eines ausgedehnten Waldes das Jagdschloß lnönchbruch, jetzt Sitz einer Gber- försterei. In früherer Zeit gehörte der ganze Waldbezirk geistlichen Stiften. 3. Mainspitze heißt der westlich der Linie Bischofsheim—(Binsheim liegende Geländestreifen zwischen Main und Rhein. Er bildet den niedersten Teil des Kreises, und bei hohem Wasserstand ist sein äußerster Zipfel über- schwemmt. Die dort liegenden Mainzer Festungsanlagen sind jetzt auf- gegeben, von einem rechten Seitenarme des Rheines aus, der die Blei-Au umschließt, führen neue und ausgedehnte hafenanlagen in das Land hinein. Gustav Rdolf hatte in der Niederung Kostheim gegenüber ein festes Lager aufgeschlagen, und nach ihm wurde der später hier entstandene Grt Gustavsburg geheißen. Die ursprünglichen Festungsanlagen wurden 1573 geschleift. Gustavsburg gehört zur Gemeinde Ginsheim und hat sich infolge der günstigen Lage an den beiden Wasserstraßen und einer wichtigen Eisenbahnlinie in den letzten 40 Jahren rasch entwickelt. Die Nürnberger Brückenbau-Gesellschaft, das heddernheimer Kupferwerk und andere Kn- lagen beschäftigen über 2000 Arbeiter. Eine stattliche Zahl von Arbeiter- Häusern, kurzweg ,,Kolonie" genannt, ist in wenig Jahren entstanden. Für die wohlhabenden Bewohner sind villenartige Häuser erbaut. Eine Brücke über den Rhein vermittelt seit 1860 den Eisenbahn- und Fuß- verkehr nach Mainz. Nach Kostheim führt über den Main die Straßenbrücke. Die 1800 Einwohner sind zu 2k protestantisch und 1/3 katholisch. — Das Wachsen der Fabrikanlagen zu Gustavsburg und Rüsselsheim hat auch die Bewohner von Ginsheim (1800 Einwohner, wenig Katholiken) rasch in großer Zahl zur Industrie hingezogen. Um einen Stamm weit angelegter Bauernhofreiten ist ein Kranz neuer Arbeiter- Wohnungen entstanden. Nur wenige Bewohner sind Schiffer und Fischer. Von den ehemals 18 Mühlen im Rheine stehen heute nur noch drei. Die Geschicke Ginsheims sind an die von Mainz geknüpft. Der ,,hohe Weg", eine geringe Bodenanschwellung, die weniger leicht vom Wasser bedeckt

18. Mitteleuropa - S. 27

1912 - Leipzig : Teubner
Fläming. Altmarf. Lüneburger Heide. 27 seinem Nordrande findet, begünstigten in den benachbarten Städten des Tieflandes das Entstehen von Tuchfabriken. Früher lieferten große Schafherden, die auf den sandigen Flächen des Landrückens weideten, die Volle zur Herstellung von Tuch. Da das Kusland die Wolle billiger liefert, lohnt sich jetzt die Schafzucht nicht mehr. c) Der Fläming, der der prov. Brandenburg und der prov. Sachsen angehört, bildet die Wasserscheide zwischen Elbe und Havel. Seine Bewohner treiben, soweit es der sandige Boden zuläßt, Landwirtschaft. In besonders unfruchtbaren Gegenden hat man für das Militär große Übungsplätze angelegt, so bei Jüterbog und Altengrabow. d) Die Altmark, ein Teil der prov. Sachsen, dehnt sich im Westen der Elbe aus. Ihr südliches Gebiet wird von wildreichen Waldungen eingenommen; der Norden dient dem Ackerbau. Die bedeutendste Stadt ist Stendal (27). Lüneburger Heide. e) Die Lüneburger Heide (prov. Hannover) ist ein Hügelland und bildet die Wasserscheide zwischen der Elbe und der zur Weser führenden Aller. Nach Norden fällt sie steil ab, so daß sie bei einer Annäherung von dieser Seite am fernen hori- zonte als ausgedehnter blauer Gebirgsstreifen erscheint. Zahlreiche Bäche und Flüß- chen durchbrechen hier die Höhenzüge und eilen durch grasreiche Täler zur Elbe. Nach Süden fließen die Bäche gewöhnlich durch einen breiten Rand von Wiesen und Torfmooren zur Aller. Die klaren Heidbäche und die in neuerer Zeit angelegten Fischteiche sind von Forellen, hechten, Barschen, Weißfischen, Karpfen, Aalen u. a. belebt. Weite Gebiete der Heide sind fast nur mit Heidekraut und Gras bewachsen, aus dem sich Ginstergestrüpp und Wachholdersträucher erheben. Diese Flächen nehmen

19. Geographie - S. IV

1905 - Gießen : Roth
Iv Heimatkunde. In den Rhein münden: Die Weschnitz von Hammelbach, die Modau von der Nennkirchener Höhe und der aus Apfel- und Heegbach entstandene Schwarzbach, der zugleich^ den von Landgraf Georg I. zur Entwässerung des Rieds angelegten Landgraben aufnimmt. Der Neckar berührt die Provinz im S. Er fließt an Wimpfen, Hirsch- Horn und Neckar-Steinach vorüber, durchbricht deu südlichen Odenwald und mündet bei Mannhein in den Rhein. Folgende Bäche nimmt er ans: Aiterbach, Gammels- bach, Ulfenbach mit Finkenbach (nach der Vereinigung Lachsbach genannt) und Steinach. Der Main tritt oberhalb Seligenstadt an die Provinz heran und umfließt sie iu einem großen Bogen bis Gustavsburg, Mainz gegenüber. Er trennt Hessen von den: bayerischen Regierungsbezirk Untersranken und der preußischen Provinz Hessen-Nassau und nimmt aus Starkenburg folgende Flüßchen auf: Die Mümling von Beerfelden, die Gersprenz von der Neunkirchener Höhe und die im Hügelland bei Urberach entstehende Rodau. Verkehrswesen. Folgende Eisenbahnen durchschneiden die Provinz: A. in der Hauptrichtung von Norden nach Süden: 1) Frankfurt-Biblis-Mannheim. 2) Franksurt-Heidelberg (Main-Neckar- bahn). 3) Franksurt-Hanau-Eberbach. 4) Darmstadt-Worms. (Von Goddelau bis Biblis mit A. 1) zusammenfallend.) B. in der Hauptrichtung von Westen nach Osten: 1) Mainz-Frankfurt (linksmainisch). 2) Mainz-Darmstadt-Aschasfenburg. 3) Darmstadt-Eberbach. (Von Wiebelsbach mit A. 3) zusammenfallend.) 4) Worms- Bensheim mit Abzweigung Lorsch-Heppenheim. 5) Heidelberg-Hirschhorn-Eberbach. 6) Mannheim-Viernheim-Weinheim. 7) Worms-Lampertheim. C. Nebenbahnen: 1) Eberstadt-Pfungstadt; 2) Bickenbach-Jngenheim-Seeheim; 3) Weinheim- Fürth mit Abzweigung Mörlenbach-Wahlen; 4) Darmstadt-Großzimmern; 5) Osfen- bach-Dieburg-Reinheim; 6) Offenbach-Bieber-Dietzenbach; 7) Reinheim-Reichelsheim. Bewohner. Die Provinz Starkenburg hat in 379 Gemeinden etwa 490 000 vorwiegend evangelische Einwohner. Die Bewohner des Odenwaldes sind ein treu- herziger biederer Menschenschlag. Auffallend ist, daß sie nicht durchweg dem gleichen Stamm angehören. Während im N. und W. fränkische Art vorherrscht, gehören S. und O. zum Bereiche des alemannischen Stammes. Hier herrschen die ge- schlossenen Güter und die zerstreut liegenden Dörfer, dort eine weit gehende Teilung der Feldmark und geschlossene Dörfer. Auch die Mundarten, namentlich die Aus- spräche des st sind verschieden. Die malerischen Trachten, die ehedem die einzelnen Täler kenntlich machten, sind leider verschwunden. Die Provinz zerfällt in 7 Kreise. 1. Darmstadt. Gib Lage, Grenzen, Bodengestaltung und Bewässerung jedesmal an! Darmstadt*), die Haupt- und Residenzstadt, liegt in sandiger Ebene, etwa */2 Stunde von den schattigen Buchenwäldern des Odenwalds entfernt. Sie besteht aus der Altstadt mit engen, winkeligen Gassen, der Neustadt mit breiten, lustigen Straßen, hübschen Häusern und schönen öffentlichen Plätzen — und dem früheren Dorfe Bessnugen. Von öffentlichen Plätzen merke: den Lnisenplatz mit der Lndwigsfäule, den Paradeplatz mit dem Reiterstandbild des Großherzogs Ludwig Iv. und dem Denkmal zu Ehren der 1870 gefallenen Krieger, den Theaterplatz mit den Standbildern Philipps des Groß- mütigen und Georgs I., den Wilhelmmenplatz mit dem Denkmal der Großherzogin Alice. Hervorragende Gebäude sind: das großherzogliche Schloß mit dem Glockenspiel, *) Die Namen der Kreishauptstädte sind seit, die der Amtsgerichtssitze gesperrt gedruckt.

20. Handbuch für den Anschauungsunterricht und die Heimatskunde - S. 134

1892 - Berlin : Wreden
134 Haus, Heilanstalten; Sparkassen, Leihhaus), die Kasernen (Bau, Zweck), die Post (Lage, Zweck), der Bahnhof (Lage, Zweck), die Denk- mäler (Geschichtliches), die Fabriken (Arten, Fabrikherr, Arbeiter), die bemerkenswerten Privatgebäude, die Thore der Stadt, die Vorstädte, der Fluß, an dem die Stadt liegt. (Woher? In wieviel Arme teilt er sich? Wohin fließt er?) Nachbilden des Stromes von den Kindern! Wiederholungsfragen: Wieviele Thore hat unsere Stadt? Wo liegen dieselben? Wo liegt die Post? das Rathaus? das Waisen- haus u. s. w. Wie kommen wir von unserem Schulhause nach dem Bahnhöfe? Welche Straßen führen von der Schule nach deinem Wohnhause? u. f w. Welche Straße unserer Stadt ist die längste? die breiteste? die lebhafteste? Welche Straßen kreuzen sich? u. s. w. 5. Die Heimatslandschast. Der Heimatsort wird nach seiner Grundgestalt in kleinem Maßstabe in die Mitte der Tafel gezeichnet. Von ihm aus werden dann die nach den verschiedenen Himmelsgegenden führenden Straßen mit den daran liegenden Ortschaften, hierauf die Bodenerhebungen, Gewässer, Wälder und Eisenbahnen eingetragen. Als Maßstab dient das Kilometer, das den Kindern zu erklären und zu veranschaulichen ist. Auch hier ist die Selbstthätigkeit der Kinder fortwährend in Anspruch zu nehmen. Wir wollen heute die Umgebung unseres Wohnortes W. kennen lernen und ans die Wandtafel übertragen. Unseren Wohnort zeichnen wir in verkleinertem Umrisse in die Mitte der Tafel; dadurch haben wir Raum für die Zeichnung der ganzen Umgegend. — In welcher Gegend unserer Stadt liegt das Harzthor? An dieses Thor schließt sich eine schöne Kunststraße, eine Chaussee. In welcher Richtung zieht dieselbe hin? Nach 80. Wie müssen wir sie also zeichnen? Nach welchem Orte führt uns die Chaussee? Nach dem Dorfe H. Wie weit ist der Weg von unserem Wohnorte bis nach dem Dorfe H.? Etwa 2 1cm. Diese Linie am unteren Rande der Tafel soll uns wieder als verkleinerter (verjüngter) Maßstab dienen; sie soll die Länge von 1 km bezeichnen. Wie oft muß die Chaussee den Maßstab enthalten? Miß die Länge der Chaussee. An welche Stelle müssen wir nun das Dorf H. zeichnen? Wir wollen es durch einen kleinen Kreis be- zeichnen und den Anfangsbuchstaben des Dorfes in denselben hineinschreiben. Das Dorf H. hat etwa 600 Einwohner; womit beschäftigen sich dieselben ganz besonders? In dem Dorfe befindet sich eine Kirche, es ist ein Kirch- dorf; das wollen wir durch ein Kreuz andeuten, das wir auf den Kreis zeichnen. Das Dorf H. liegt in einer Ebene. Es ist von sehr frucht- baren Ländereien umgeben, auf denen besonders Weizen, Roggen und Zuckerrüben gebaut werden. Im Süden des Dorfes erhebt sich der Boden in nicht bedeutender Höhe; hier ist eine Hügelkette, die sich einige Kilo- meter weit hin erstreckt. Diese Hügelkette wird Oderwald genannt. Der Oderwald ist mit herrlichem Laubholze bewachsen. In welcher Rich- tung zieht er hin? Wir wollen ihn mit nach auswärts geschwungenen