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1910 -
Hannover-List [u.a.]
: Carl Meyer (Gustav Prior)
- Autor: Marquardt, Rudolf, Heise, Ernst
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schultypen (WdK): Lehrerseminar
- Schultypen Allgemein (WdK): Lehrerbildungsanstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Lehrerbildungseinrichtungen
- Schulformen (OPAC): Lehrerbildungsanstalt, Präparandenanstalt, Lehrerseminar
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): Jungen
— 82 —
schiedensten Weise ausgenutzt. Die Baumstämme werden, nachdem sie
von den Holzhauern gefällt und von den Zweigen befreit sind, zu einem
Teile nach andern Gebieten geflößt, so z. B. auf der Moldau bis
Prag und von dort auf einem Kanal zur Donau bis Wien. Ein
großer Teil des Holzes wird aber in den Sägemühlen und Fabriken
des Böhmerwaldes zu Brettern, Schindeln, Trögen, Holzschuhen,
Bilderrahmen, Möbeln, Parkettaseln, ja selbst zu Resonanz-
böden für Musikinstrumente u. a. verarbeitet. Eine reiche Er-
werbsquelle bildet auch die Glasfabrikation, da genügend Quarz
im Böhmerwald zu finden ist. Das Holz dient als Heizmaterial.
Das böhmische Glas ist wegen seiner Güte berühmt und viel begehrt,
selbst in fremden Ländern. Die Bäche des Bayrischen Waldes und
auch einzelne Wasseradern des Böhmerwaldes führen Perl-
muscheln, die oft sehr schöne Perlen liefern. Früher war der Reich-
tum an Perlmuscheln viel größer. Die Bäche sind im Mittelalter und
auch später zu sehr ausgeplündert worden. Die bayrische Regiernng be-
ginnt aber die Perlenfischerei wieder zu heben. In Musterbächen
werden die Perlmuscheln geschützt. Die Senken des Gebirges, besonders
die Flußtäler, weisen dem Verkehre den Weg. Der Böhmerwald scheidet
nicht mehr in dem Maße wie ehedem die deutschen von den slavischen
Völkern.
Ergebnis. Der Böhmerwald scheidet die Oberpfalz und die
Schwäbisch-bayrische Hochebene vom Böhmischen Terrassenlande. Seine
höchsten Erhebungen find Arber, Rachel und Dreisessel. Der nach Süd-
Westen vorgelagerte Bahrische Wald, ein Zweig des Böhmerwaldes,
ist von diesem durch das Längstal des Regen getrennt.
Der Böhmerwald ist ein sehr altes Gebirge. Seine Entstehung
reicht bis in die älteste« Zeiten der Entstehungsgeschichte der Erde zu-
rück. Er besteht aus Granit (ältestes Ausbruchsgestein), Gneis und
kristallinischen Schiefern (älteste Wasserablagerungen).
Dichte, ausgedehnte Wälder (zum Teil Urwald), Sümpfe und
Moore bedecken ihn.
Das Klima ist rauh und unfreundlich, das Gebirge unwirtlich und
unwegsam, sowie arm an landschaftlichen Schönheiten.
Es ist wenig dicht besiedelt. Die Bewohner nähren sich von Holz-
industrie und Glasfabrikation; auch etwas Perlfischerei wird betrieben.
Die wichtigsten Verkehrsadern folgen den Senken des Gebirges,
welche meist durch die Flußläufe gegeben find. Dahin gehören z. B.
der Patz von Taus (Kohlenbeförderung von Böhmen—pilsen — nach den
Eisenwerken Ambergs) und das Tal des Regen und des Chambachs.
(Eisenbahn Pilsen—regensburg.)
Den Nordrand der Oberpfalz bildet das Fichtelgebirge.
Es liegt in der Nordostecke Bayerns, fast in der Mitte Deutschlands,
und man sieht es gewöhnlich als den Mittelpunkt der deutschen
Mittelgebirge an. Von ihm aus streichen vier Gebirgszüge nach den
vier Nebenhimmelsgegenden. Nach Südosten verläuft derböhmer-
wald, nach Nordosten das Erzgebirge, nach Nordwesten der
1912 -
Arnsberg i. Westf.
: Stahl
- Autor: Niebecker, Th.
- Auflagennummer (WdK): 2
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Hilfsbuch
- Schultypen (WdK): Niedere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Regionen (OPAC): Rheinland, Westfalen
- Inhalt Raum/Thema: Heimatkunde
- Geschlecht (WdK): koedukativ
45
Die Süddeutsche Hochebene oder das Donauland.
35, 36.
birgswasser; denn die Unebenheiten sind in den schier unendlich langen Zeiten
von den Wassern abgetragen. Die höchsten Berge erheben sich darum nur wie
Buckel und Schilder aus dem Gebirgswalle. Auf den Touristen übt deshalb
dieses Gebirge keine besondere Anziehungskraft; jedoch ein anderer Umstand
zieht manchen Naturfreund hierher; es sind die riesigen Waldungen, die es in
einem Umfange bedecken, wie wir es bei keinem andern Waldgebirge Deutsch-
lands finden. Nur auf seinem Rücken treffen wir noch von der Hand des
Menschen unverletzte Urwälder an. Mit diesen Wäldern wechseln viele aus-
gedehnte Moore, die dem Wanderer ein noch größeres Hindernis entgegensetzen
als das Dickicht des Urwaldes. Wer in jenen Gegenden nmherstreist, kann
sich in die Zeiten zurückversetzen, als die Römer in die deutschen Gaue ein-
drangen.
Freundlicher als der düstere Böhmerwald ist der durch einen langen Ein-
bruchstreifen getrennte Bayerwald.
Aufgaben: 1. Der Böhmerwald, ein Greis nnter den Gebirgen. 2. Der Böhmer-
wald, eine Wasser- und Völkerscheide. 3. Weshalb wird der Böhmerwald von Naturfreuudeu
aufgesucht?
Das Fichtelgebirge. Den nördlichen Abschluß der Oberpfalz bildet das
unregelmäßige Gebirgsviereck des Fichtelgebirges, das aus ähnlichen Gesteins-'
massen wie der Böhmerwald aufgebaut ist. Es ist eine Hochfläche (bis über
1000 m), die an drei Seiten von Randwällen umgrenzt ist. Besonders stark
fällt die hohe Südwestwand ab. Die weiten Fichtenwaldungen haben ihm seinen
Namen gegeben. Bis nahe ans Fichtelgebirge streichen vier Gebirgszüge; vier
Flüsse eilen von hier aus nach den Hauptrichtungen der Windrose hinab; vier
Volksstämme sind in ihren Siedelungen bis hierher vorgedrungen: von der Nab
her die Bayern, den Main hinauf die Franken, die Saale aufwärts die Thüringer,
an der Eger hinauf die Böhmen.
Aufgaben: 1. Zeichne das Gebirgs- und Flußkreuz! 2. Das Fichtelgebirge, ein Ge-
birgs-, Fluß- und Völkerzentrum.
In der Nordwestlinie steigt die Oberpfalz allmählich zu dem Schwäbisch-
Fränkischen Jura hinauf (§ 39 und 43).
§ 36. Klima und Bewässerung. Die Süddeutsche Hochebene hat größten-
teils ein recht rauhes, unfreundliches Klima, nicht beffer als die höchsten Ebenen
des Rheinischen Schiefergebirges; noch unfreundlicher sind der Böhmerwald und
die Alpen in ihren höher gelegenen Teilen. Hier beträgt die mittlere Jahres-
temperatnr sogar unter 6°. Milder, etwa wie unser Weserbergland, sind nur
die Niederungen an der Donau von der Mündung des Lechs bis zur Mün-
dung des Inns, da sie durch die Höhen des Juras und des Böhmerwaldes
gegen die kalten Nordwinde geschützt sind. Dieselbe Ähnlichkeit mit dem Rheini-
schen Schiefergebirge zeigt sich auch in der jährlichen Niederschlagsmenge; jedoch
hat das Alpengebiet noch stärkere Niederschläge; es ist wohl das regenreichste
von ganz Deutschland.
1911 -
Goslar a. Harz
: Danehl
- Autor: Riebandt, Johannes
- Auflagennummer (WdK): 2
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrerbuch
- Schultypen (WdK): Mittlere Lehranstalten, Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Mittlere Lehranstalten, Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Mittelschule, Volksschule
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): koedukativ
— 277 —
findet er oft rauhe, wilde, unwegsame und sumpfige Gebiete,
welche durch hohe mit Tannenwald bewachsene Berge, durch steile Fels-
wände, Abgründe und menschenleere Täler unterbrochen werden. Recht
zahlreich finden wir im Böhmerwalde ausgedehnte Moore. Diese ver-
stärken den unwirtlichen Eindruck des Gebirges außerordentlich. Sie er-
schweren auch das Vordringen in den Böhmerwald. Oft breiten sich in
demselben auch weite Wiesenplätze aus. — Wiedergabe.
e) Beschäftigung der Bewohner des Böhmerwaldes. Wie
in jedem anderen Waldgebirge, so werden sich auch die Bewohner des
Böhmerwaldes mit Holzfällen, Flößerei, Herstellung von Holz-
kohlen usw. beschäftigen. Einige verfertigen auch aus dem Holze der
Tannen und Fichten Spielwaren, andere stellen Musikinstrumente
her. — Die großen Holzstämme des Böhmerwaldes werden auf der Donau
und der Elbe weit verschickt. Wie kommen die Holzstämme in die Donau
und Elbe? Im Winter bringt man die Holzstämme auf Schlitten an die Ufer der
Bäche und Flüsse, auf denen sie im Frühlinge, wenn jene genug Wasser haben, zur
Elbe und Donau gkflößt werden. Ackerbau ist wenig lohnend. Getreide
gedeiht nur sehr spärlich, namentlich auf der rauheren böhmischen Seite.
Bedeutender ist der Flachsbau. In besonderer Blüte steht in dem Ge-
birge die Glasfabrikation. Das Glas des Böhmerwaldes wandert
über die ganze Erde. — Wiedergabe.
Der Bayerwald. Wie die Karte zeigt, zieht sich in Bayern parallel
mit dem Böhmerwalde ein Gebirge. Dieses ist der Bayerwald.
Bestimme seine Lage! Zwischen Donau und Regen. Deute seinen
Namen! Waldgebirge in Bayern. Der Bayerwald wird auch das Donau-
gebirge genannt. Dieses Gebirge ist nicht so stark bewaldet, auch
nicht so hoch wie der Böhmerwald. Der Bayerwald erreicht eine Höhe
von 1000 m. Mit seinen schönen Donauufern, runden Kuppen, türm-
reichen Schlössern und obstreichen Tälern bietet er ein freundlicheres Bild
als der Böhmerwald. — Zusammenfassung. Sprich a) über die Lage, Ausdehnung,
Höhe, Beschaffenheit und Befiedeluug des Böhmerwaldes, b) des Bayerwaldes!
Der Frankenwald. Wir werfen kurz einen Blick auf den Franken-
wald. Bestimme seine Lage! Er erstreckt sich vom Fichtelgebirge nach
Nordwesten; er liegt zum Teile in Bayern, zum Teile in den Thüringer
Staaten (zeigen!). Was ist dir von dem Frankenwald bereits bekannt?
Er ist ein einförmiges, zum Teile rauhes Waldgebirge. Die Täler der
Flüsse (welche?) schneiden tief ein und sind gewunden. Sie haben steile,
scharfe Ränder und weisen manche Schönheiten auf (siehe unter Thüringer-
wald). — Wiedergabe.
Sachliche Besprechung und Anwendung:
1. Warum kann man den Böhmerwald als die Schutzmauer Bayerns
bezeichnen? Infolge seiner Lage, denn er bildet eine natürliche und sickere Grenze
Tür Bayern; infolge seiner Höhe, er hält die rauhen Nordostwinde von dem srucht-
reichen Hügellande ab; infolge seines Waldreichtums; durch seine Wälder zwingt er
die Wollen, ihre Wassermassen abzugeben usw.
2. Wie ist der Reichtum an Mooren im Böhmerwalde zu erklären?
Großer Wasserreichtum — infolge des Gesteiusbaues des Gebirges; dieses baut sich
aus Granit und Gneis auf und läßt nur wenig oder gar kein Wasser in den Boden
eindringen usw.
3. Wie kommt es, daß so wenig Ackerbau im Böhmerwalde getrieben
wird. Undurchdringliche Wälder, ausgedehnte Moore, rauhes und unfreundliches
1893 -
Hannover
: Hahn
- Autor: Bernecker, Ernst, Zweck, Albert
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Hilfsbuch, Schülerbuch
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
101
»Eger). Er zieht in s.-ö. Richtung zur Donau und endigt am Knie
der Moldau. Ö. davon, durch eine breite Senke (Straße von °Linz
nach 'Bndweis) getrennt, zieht neben der Donau das Österreichische
Bergland ^) bis zum Tiefland.
So wird das Donauthal hier von N. und S. eingeengt, so daß
oft die Schiffahrt gefährlich wird (Strudel von Grein und Mölk), da-
gegen sind die landschaftlichen Schönheiten bedeutend.
Bei Wien tritt die Donau in die Ebene und nimmt von N.
die March mit der Thaya auf (der südlichste Teil der breiten Marchebene
das „Marchfeld"). Dieser Teil des Donanthals bildete die Ein-
gaugspsorte nach Deutschland. Daher wurde hier die Ostmark ange-
legt (das heutige Herzogtum Österreich). Desgleichen war Wien Deutsch-
lauds Schild gegen die Ungarn und Türken (Belagerung von Wien
1683), und es hat heute noch seine Bedeutung als Knotenpunkt der
wichtigsten Straßen, welche dort zusammenlaufen: die Marchstraße,
welche das Weichselgebiet mit Wien verbindet und die Triester Straße
(Bahnlinie: ^Trieft-Wien-St. Petersburg [Moskau]).
Der eigentliche Böhmerwald ist rauh und wild, z. T. noch mit
Urwald bedeckt. In der Mitte, dem wildesten Teil, sind die höchsten
Gipfel: Arber 1500 m. N. von diesem Abschnitt findet sich eine tiefere
Einsenknng, die einzige von der Eger bis zur Moldausenke: Straße
* Prag-'Regensburg; altes Einfallsthor von Bayern nach Böhmen.
Die Bevölkerung im Gebirge ist sehr spärlich, da keine Metall-
schätze lockten und der Ackerbau wenig lohnend ist. Viehzucht.
Waldungen.
Ein Ausläufer des Böhmer Waldes ist der (niedrige) Bayrische
Wald, der zwischen Donau und Regen nach N.-W. zieht.
3) Die inneren Landschaften Böhmens fallen allmählich nach
N. ab. Im n. Teil (Elbe-Egerlanf) ist die tiefste Senke.
Der Hauptstrom des Landes ist die Moldau (über ihren Lauf vgl.
die Karte); an ihr liegt *Prag im Mittelpunkt des Landes, daher seine
Bedeutung in der Kriegsgeschichte (1620. 1757).
In der n. Ebene fließt die Elbe, welche auf dem Riesengebirge
entspringt und in Böhmen einen nach N.-W. offenen Bogen bildet. Die
Gewässer der (größeren) Moldau machen sie schiffbar; nach Aufnahme der
Eger (vom Fichtelgebirge) tritt sie in das Gebirge ein. Ihre Wasserscheide
nach S.-O. (gegen die Donau) bildet das Böhmisch-mährische
Hügelland.
') Es wird auch als ein Teil des Böhmerwaldes aufgefaßt, weil ihre Ent-
stehung gemeinsam, die Natur des Gesteins die gleiche ist.
1907 -
Breslau
: Hirt
- Autor: Rohrmann, Adolf, Seydlitz, Ernst von
- Auflagennummer (WdK): 8
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schultypen (WdK): Höhere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Höhere Lehranstalt
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): Jungen
10
C. Länderkunde.
Jenseit dieser Senke steigt der unwegsamste, zum Teil noch mit unerschlossenem
Wald bedeckte, höchste und breiteste Rücken des ganzen Gebirges bis nahe
an die obere Grenze der Mittelgebirgshöhe empor. Die höchste Erhebung ist
der Arber (über 1450 m), auf bayrischem Gebiete. Südöstlich von ihm, in
Böhmen, entspringt die Moldau und zerlegt diesen Gebirgsteil in zwei breite
Parallelstreifen. Hier führt die Eisenbahn von Pilsen über einen beschwerlichen,
fast 1000 m hohen Paß an die Donau.
Der dritte Teil ist durch die Senke der Straße von Budweis nach Linz
getrennt. Es ist ein breiter Rücken mit trefflichem Walde und steilem Abfall
nach der Donau, wo die schroffen Berge malerische Ruinen tragen.
Der mittlere Teil des Böhmer Waldes ist durch das Tal des Regen von
seiner südwestlichen Parallelkette, dem Bayrischen W'alde (|. Bild 3), geschieden.
Der Böhmer Wald setzt sich hauptsächlich aus Gneis und Granit zusammen
und hat keinen einheitlichen Rücken, vielmehr laufen öfters mehrere breite Rücken
nebeneinander her, geschieden durch engere oder weitere Längstäler, so daß er
als ein unwegsames Bergland erscheint. Die großen Wälder des Ge-
birges sind zwar teilweise schon gelichtet, erscheinen aber noch immer endlos.
Im mittleren Teil findet sich sogar noch ein Stück wirklichen Urwaldes. Mit
etwa 1200 m hört der düstere, einförmige, feierlich-ernste Wald, dem plätscherndes
Wasser und Bogelruf fast gänzlich fehlen, auf. Die höchsten Gipfel sind mit
Mooren umspannt, in die mit Flechten und Moos überwachsene Felsblöcke zu
versinken scheinen. Diese weiten, wasserreichen Moore und die zahlreichen
düsteren Waldseen speisen die Moldau, die Eger, die Rab, den Regen
und kleinere Donauzuflüsse. Haupterwerbszweige der spärlichen Bevölke-
rnng bilden Glasbereitung, Holzverarbeitung, Flachsbau, der in beträchtlicher
Höhe noch lohnt, und ans der böhmischen Seite auch Wollindustrie. — Die
Bevölkerung des Gebirges ist deutsch, jedoch tritt au der Ostseite stellenweise
die tschechische Bevölkerung an den Fuß des Gebirges heran und in dieses hinein.
§11. Das Klima des Deutschen Alpenvorlandes ist rauh und kühl infolge der hohen
Lage, des mangelnden Schutzes vor den nördlichen Winden und der Nachbarschaft
des Hochgebirges, dessen kalte Winde oft über die Hochfläche dahinbrauseu. Auch die
Winde vom Böhmisch-Bayrischen Walde drücken die Temperatur^der Hochfläche herab.
Das Alpenvorland weist große Temperaturunterschiede zwischen Sonne iinö Schatten,
Tag und Nacht auf. München hat eine jährliche Durchschnittswärme von +7/4°/ ^ne
mittlere Januartemperatur von annähernd —3°, der eine mittlere Juliwärme von
-f-,17,20 gegenübersteht (f. Fig. 14). Seine Durchschnittszahl an Regentagen beträgt 175,
seine Regenhöhe 90em. Die Regenböhe der Deutschen Alpen, 100 bis 200 cm, des
Schwäbischen Jura, an 100 cm, und des Böhmisch-Bayrischen Waldes, 90 bis 150 cm,
sinkt allmählich nach der Donaurinne hin, die jedoch noch fast 10 cm Regen erhält.
Durch die große Feuchtigkeit wird das Klima noch unfreundlicher.
Der Südrand.
Algäu..........2650
Zugspitze (2960) . . 3000
Watzmanngruppe. . 2700
Übersicht der Höhenlagen in m
Die Hochfläche.
Bodensee .... 400
Augsburg .... 490
München.....510
Chiemsee.....520
Donaueschingen . . 680
Ulm......470
Regensburg .... 340
Passau.....300
Der Nordrand.
Schwäbischer Jura. 1000
Fränkischer Jura . 650
Fichtelgebirge. . . 1050
Böhmer Wald. . . 1450
Diese Übersichten sind nicht zum Answendiglernen bestimmt.
1903 -
Leipzig
: Hirt
- Autor: Seydlitz, Ernst von, Oehlmann, Ernst, Schunke, Theodor Huldreich
- Hrsg.: ,
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Schultypen (WdK): Höhere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 3 – Sekundarstufe 2, Klassen 9/10/11 – 12/13
- Schulformen (OPAC): Höhere Lehranstalt
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): Jungen
31
2) Das Erzgebirge besteht aus Gneis, Schiefergesteinen, Granit, ist
110 km lang, streicht in s.w. Richtung vom Elb-Sandsteingebirge bis zur
Quellgegend der Weißen Elster und hat einen schroffen Abfall nach S.
(Keilberg bei Joachimsthal in Böhmen, 1244 m, Fichtelberg bei Ober-
wiesenthal in Sachsen, 1215 in). Ihm schließt sich im W. das Elster-
Gebirge, ein breites Bergland, an. Nach N.n.w, senkt sich das Erz-
gebirge, von zahlreichen Flüssen durchfurcht, ganz allmählich nach dem
Tieflande hinab. Sein breiter Rücken trägt waldreiche und zuweilen
sumpfige Stellen. Es hat seinen Namen von dem jetzt freilich sehr ge-
minderten Erzreichtnm und ist als einer der Hauptsitze der hoch entwickelten
sächsischen Industrie das am dichtesten bewohnte Gebirge der Erde. Der
höchste Ort ist mit 1020 m Gottesgab in Böhmen. Weitberühmt sind
die Heilquellen zu Elster in Sachsen und — auf böhmischem Gebiete —
zu Teplitz, Bilm, Karlsbad, Franzensbad.
3) Der Böhmerwold, richtiger das böhmisch-bayrische Waldgebirge,
streicht vom Fichtelgebirge nach S.o., erreicht an der Quelle des Weißen
Regen, dem Tore nach Bayern, seine größte Erhebung im Arb er (1460 m,
auf bayrischem Gebiet) und verzweigt sich mit dem bayrischen Walde
zwischen Regen und Donau. Seine Ausläufer, die Donan-Berge,
Greiner Wald und Mnnhartsberge, erreichen auf österreichischem Boden
die Donau. Der Böhmerwald setzt sich hauptsächlich aus Gneis und Granit
zusammen und hat keinen einheitlichen Rücken; vielmehr laufen öfters
mehrere Rücken nebeneinander, geschieden durch Längstäler und Flächen-
bildnngen, so daß er als ein unwegsames Bergland erscheint. Die wich-
tigsten Übergänge sind der Tanser oder Cham-Paß und der Paß von
Eisenstein (780 m), beide von Eisenbahnen benutzt. Die großen Wälder
des Gebirges siud zwar teilweise schou gelichtet, erscheinen aber noch
immer endlos und im S. als völliger Urwald. Mit etwa 1200 m hört
der dichte Waldwuchs auf, und die höchsten Gipfel überragen die Baum-
grenze. Höchster Ort ist in Brockenhöhe das böhmische Buchwald. Die
weiten, wasserreichen Moore speisen die Moldau, den Regen und viele
andere Flüsse. Haupterwerbszweige der Bevölkerung bilden Glasbereitung,
Holzverarbeitung und Flachsbau, der auch auf den Höhen noch lohnt.
4) Der mährische Landrücken, die Wasserscheide des Donau- und des
Elbgebietes, streicht u.o.-wärts und erreicht im höchsten Punkte über
800 m.
Innerhalb dieser Gebirge stellt sich Böhmen als ein von N.o. nach
S.w. ansteigendes hügliges Becken dar mit verschiedenen, nicht sehr ans-
gedehnten Kesselsenkungen in einer Ansteignng von 130 bis nahe 400 m.
Dazu tritt eine basaltische Berg- und Hügellandschaft im N.w. Böhmens,
n. von der Eger. Deren Hanptteil, das böhmische Mittelgebirge,
erhebt sich im Mileschaner bis zu 840 m und hat wegen seiner hohen
landschaftlichen Schönheit einen weit verbreiteten Rnf.
Das Land, durch hohe Berge vor rauhen Winden geschützt, erfreut sich
eines gemüßigten, aber wegen eben dieser Berge im Innern auch recht
1896 -
Breslau
: Hirt
- Autor: Gockisch, Paul, Seydlitz, Ernst von
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schultypen (WdK): Höhere Töchterschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Mädchenschule
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Höhere Mädchenschule
- Regionen (OPAC): Preußen
- Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
- Geschlecht (WdK): Mädchen
106
Deutschland.
gegenstände. Auch der fränkische Jura ist wasserarm, im ganzen jedoch srucht-
barer als der schwäbische, mit Getreideland, Obst und Wald. Tie Wälder und
Eisenerze veranlaßten schon im Mittelalter die Bewohner, sich der Bienenzucht,
Holzschnitzerei und Metallarbeit zu befleißigen. Nürnberg brachte diese Er-
zeugnisse in den Handel.
c) Das Fichtelgebirgc ist eine ehemalige Hochfläche zwischen Frankenwald,
Erzgebirge, Böhmerwald und deutschem Jura. Aus seiner n.w.-wärts gerichteten
Hauptmasse erheben sich als höchste Gipsel des Gebirges der Schneeberg (1100 m)
und der Ochsenkopf (1000 in). Von hier gehen nahezu rechtwinklig nach N.o.
hin zwei andere Kuppenreihen aus, so daß das Gebirge ein nach N.o. offenes
Hufeisen bildet. Das Innere ist ein flachwelliges Hochland. Am Fichtelgebirge
berühren sich 3 Staaten: Bayern, Sachsen und Österreich, und an ihm kommen
durch die Quellen von Naab, Main, Saale und Eger die Flußgebiete des Rheins,
der Elbe und der Donau zusammen.*) Das Gebirge ist bis auf die höchsten
Gipfel mit Tannen und Fichten bewachsen, die ihm den Namen gegeben haben;
daher giebt es Holz im Überfluß, desgleichen auch Eisen. Das Klima ist rauh,
da die kalten O.-Winde freien Zutritt zur Bergebene haben. Ter Ackerbau ist
daher nur wenig ergiebig und beschränkt sich auf deu Anbau von Früchten, die
nur kurze Zeit zur Entwickelung brauchen, wie Hafer, Kartoffeln und Flachs.
Deshalb ist die. verhältnismäßig dichte Bevölkerung**) auf Gewerbthätigkeit an-
gewiesen; sie spinnt, webt, brennt Holz zu Kohleu, fördert Eisenerze zu Tage
und verarbeitet die Grauitsteine, aus denen das Gebirge hauptsächlich besteht.
cl) Der Böhmcrwald, richtiger das böhmisch-bayerische Waldgebirge, streicht
vom Fichtelgebirge nach S.o., erreicht an der Quelle des Weißen Regen, dem
Thore nach Bayern, seine größte Erhebung im Arber (1500 in, auf bayerischem
Gebiet) und verzweigt sich mit dem bayerischen Walde zwischen Regen und
Donau. Seine Ausläufer erreichen auf österreichischem Boden die Donau. Der
Böhmerwald setzt sich hauptsächlich aus Gueis und Granit zusammeu und hat
keinen einheitlichen Rücken; vielmehr laufen öfters mehrere Rücken nebeneinander,
geschieden durch engere oder weitere Längsthäler und Flächenbildungen, so daß
er als ein unwegsames Bergland erscheint, das namentlich in seiner S.-Hälfte
die Sprach- und Völkergrenze gegen das slawische Böhmen wurde. Der wich-
tigste Übergang ist dertauser oder Eham-Paß (s. Fig. 29, S. 100), die Haupt-
eingangspsorte nach Böhmen, heute von einer Eisenbahn benutzt. Tie reichlichen
Niederschläge und die aus der Verwitterung der Gueis- und Granitmassen sich
bildende fruchtbare Erde haben den Baumwuchs zur herrlichsten Entwickelung
gebracht. Die großen Wälder des Gebirges sind zwar teilweise sthon gelichtet,
erscheinen aber noch immer endlos und im S. stellenweise als völlige Urwälder.
Mit etwa 1300 in hört der dichte Waldwuchs auf, und die höchsten Gipfel
überragen die Baumgrenze. Die weiten, wasserreichen Moore speisen viele Flüsse.
Haupterwerbszweige der Bevölkerung bilden Glasbereitung, Holzverarbeitung
und Flachsbau, der auch auf den Höhen noch lohnt.
Iii. Das schwäbisch-fränkische Stufentand.
a) Begrenzung und Teile. Es hat fast die Form eines großen
Dreiecks und wird eingeschloffen vom deutschen Jura, dem Fichtelgebirge,
*) Durch das Fichtelgebirge geht der 50. Grad n. Br, und an seinem Meridian
liegt eine Reihe bedeutender Handelsstädte, so Venedig, Leipzig und Kopenhagen.
**) 60 Köpfe auf 1 qkm.
1902 -
Breslau
: Hirt
- Autor: Oehlmann, Ernst
- Auflagennummer (WdK): 23
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
367
Fränkisch-schwäbisches Stufenland.
Berge, Greiner Wald und Manhartsberg, erreichen ans österreichischem
Boden die Donau.
Der Böhmerwald setzt sich hauptsächlich aus Gneis und Granit zusammen und hat
keinen einheitlichen Rücken; vielmehr laufen öfters mehrere Rücken nebeneinander, geschie-
den durch engere oder weitere Lüngstäler und Flächenbildungen, so daß er als ein unweg-
sames Bergland erscheint. Die wichtigsten Übergänge sind der Täufer oder Cham-Paß
und der Paß von Eisenstein (780 in), am Arber, beide von Eisenbahnen benutzt. Die
großen Wälder des Gebirges sind zwar teilweise schon gelichtet, erscheinen aber noch immer
endlos und im S. auf 86 da als völlige Urwälder. Mit etwa 1200 in hört der dichte
Waldwuchs auf, und die höchsten Gipfel überragen die Baumgrenze. Höchster Ort ist in
Brockenhöhe das böhmische Buchwald, unter 49° N. Die weiten, wasserreichen Moore
speisen die Moldau, den Regen und viele andere von Flößen bedeckte Flüsse. Haupt-
erwerbszweige der Bevölkerung bilden Glasbereitung, Holzverarbeitung und Flachsbau,
der auch auf den Höhen noch lohntb
4) Der mährische Landrücken, die Wasserscheide des Donau- und des
Elbgebietes, streicht n.o.-wärts und erreicht im höchsten Punkte über 800 m,
während er mehrfach bis zur Tiefebene herabsinkt.
Innerhalb dieser Gebirge und gebirgsartigen Erdanschwellnngen stellt sich
Böhmen im großen und ganzen als ein von N.o. nach S.w. wie von
der Mitte nach den Rändern ansteigendes, stark hügeliges und welliges
Becken dar mit verschiedenen, nicht sehr ausgedehnten Kesselsenkungen in einer
Ansteigung von 130 bis nahe 400 in. Dazu tritt eine basaltische Berg- und
Hügellandschaft im N.w. Böhmens, n. von der Eger. Deren Hanptteil, das
böhmische Mittelgebirge, erhebt sich im Mileschauer bis zu 840 m und
hat wegen seiner mannigfaltigen Naturschätze sowie wegen seiner hohen land-
schaftlichen Schönheit einen weit verbreiteten Ruf.
_ Das Land, durch hohe Berge vor rauhen Winden geschützt, erfreut sich eines ge-
müßigten, aber wegen eben dieser Berge im Innern auch recht trockenen2 Klimas, einer
reinen Lust und einer großen Fülle von Bodenschätzen und Heilwassern. Die an den
Grenzgebirgen liegenden Landschaften, wo bei Reichtum an Wasserkräften des Ackerlandes
weniger ist, sind Hauptsitze einer ausgedehnten Industrie geworden: Garnspinnereien,
Webereien; Herstellung von Metall-, besonders Eisenwaren; Glasschmelzerei; diese mit
dem Böhmerwalde als Hauptsitz. — Die der böhmischen ähnliche Oberflächengestalt
Mährens, wo ebenfalls Hügelreihen mit dazwischen liegenden Kesselsenkungen — vor-
nehmlich bei Olmütz und zwischen Austerlitz, Brünn und Znaim — hervortreten, begrün-
dete auch den Zusammenhang des Volkstums in beiden Ländern und unterstützte ihre
Verbindung mit Österreich.
V. Fränkisch-schwäbisches Stusenland.
Es hat fast die Form eines großen Dreiecks, dessen einschließende Grenz-
gebirge folgende sind: der deutsche Jura, das Fichtelgebirge, der Franken- und
der Thüringer Wald, die Rhön, der Spessart, der Odenwald, das Neckar-
Bergland und der Schwarzwald. Das Stufenland ist geneigt nach dem Becken
des Oberrheins, dem auch der bedeutendere Teil der Gewässer zustrebt,
u. Das^ Fichtelgebirge, hufeisenförmig, eine ehemalige Hochfläche zwischen
den Endpunkten des Frankenwaldes, Erzgebirges, Böhmerwaldes und deutschen
Jura und getrennt von diesen. Von seiner n.w.-wärts gerichteten Haupt-
masse gehen nahezu rechtwinklig nach N.o. hin zwei andere bewaldete 1 2
1 Im alten Bergwcrksgebiete van Neu-Albenreuth in der Oberpfalz, unweit der Bahn Regensburg-
Eger, sind 1896 neue Goldfunde gemacht.
2 Prag hat nur 4 7 ein Negenhöhe im Jahre.
1909 -
Göttingen
: Vandenhoeck & Ruprecht
- Autor: Krahn, Fritz
- Sammlung: Realienbuecher Kaiserreich
- Schultypen (WdK): Landschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
- Geschlecht (WdK): koedukativ
44
in seinen Tälern aus. Sie sind quellenreich und fruchtbar. Der
südliche Teil des Gebirges heißt der S ch w ä b i s ch e I u r a. An
seinem Nordrande liegen der Hohenzollern- und der Hohen-
staufenberg. Der nördliche Teil wird Fränkischer Iura
genannt. Seine lieblichen Täler und seine seltsamen Tropfstein-
höhlen werden sehr besucht.
e) Das Fichtelgebirge liegt zwischen dem Fränkischen
^Hura und dem Böhmerwald. Seine Berge bestehen aus Granit
und sind dicht bewaldet. Vier Gebirgszüge zweigen sich von ihm
ab: Nach No. geht das Sächsische Erzgebirge, nach 80. der
Böhmerwald, nach Sw. der deutsche Jura und nach Nw. der
Thüringer Wald. 4 Flüsse kommen vom Gebirge, nämlich: Nab,
Main, Saale und Eger. Das Fichtelgebirge ist rauh und un-
fruchtbar, besitzt aber trotzdem eine dichte Bevölkerung, die haupt-
sächlich in Webereien und Glashütten arbeitet.
6) Der Böhmerwald streicht vom Fichtelgebirge bis
zur Donau. Seine flachen Rücken find mit ungeheuren
Waldungen bedeckt, die stellenweis zu wüsten Urwäldern werden.
Neben ihnen breiten sich riesige Moore aus, die öd und verlassen
liegen. Selbst Wasservögel und Frösche meiden ihre schaurige
Einsamkeit.
Was für Bodenschätze die Landschaft liefert.
1) Auf der Erde: Die Sandflächen der Hochebene sind
mit Kiefern bestanden. Ganze Striche werden mit Hopfen be-
pflanzt; hierin nimmt die Hochebene die erste Stelle in Deutsch-
land ein. In der ,,Kornkammer" Bayerns durchwandert man
üppige Saatfelder, und die Flußniederungen find reich an Wiesen.
Berühmt sind die Alpenwiesen. Die Taldörfer des Jura und
Böhmerwaldes liegen in großen Obstgärten, und die rauhen Hoch-
flächen der Gebirge tragen Kartoffeln und Flachs. Das Fichtel-
gebirge und der Böhmerwald sind dicht bewaldet.
2) In der Erde: In den großen Mooren wird Torf
gewonnen. Die Alpen liefern Kalk, Marmor, Salz und Zement.
Im Jura (bei Solnhofen) bricht man gelben Schiefer, und im
Böhmerwald wird Granit gebrochen und Porzellanerde gegraben.
Womit sich die Bewohner beschäftigen.
1) Die meisten Bewohner treiben Ackerbau und Vieh-
zucht. Letztere tritt in den Alpen selbständig auf und liefert den
1900 -
Lüneburg
: Herold & Wahlstab
- Autor: Günther, Hermann
- Hrsg.: ,
- Auflagennummer (WdK): 2
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrerbuch
- Schultypen (WdK): Fortbildungsschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Berufliche Bildungsgänge, alle Lernstufen
- Schulformen (OPAC): Handelsschule, Kaufmännische Fortbildungsschule
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
50
Eichen- und Buchenbeständen, kräftigen Fichten und
Tannen. Darauf beruht eine verbreitete Holzindustrie
und ein lebhafter Handel mit Schiffsbauhob. Die
rauhe Natur des Gebirges ermöglicht der ärmlichen
Bevölkerung nur wenig Ackerbau.
,2) Das Yogplsgefoirge (Vogelsberg) erhebt sich nördlich
vom Spessart als eine einzige Bergmasse. Das Ge-
birge ist in den höheren Teilen rauh, voller Wälder,
Hochmoore und Heideflächen. In den unteren Ge-
birgsgebieten wird Ackerbau getrieben.
3) Die Rhön, östlich vom Vogelsberg, weist in ihrem
nördlichen Teile noch ergiebige Acker, freundliche
Thäler, gute Weiden und schöne Waldungen auf, der
südliche Teil ist kahl, unfruchtbar und voller Hoch-
moore. Am Südostfusse des Gebirges liegt der viel-
s & ;
besuchte Badeort Kissingen.
4) Der Teutoburger Wald (Osning) streicht in langem,
niedrigem Zuge in nordwestlicher Richtung in grösserer
Entfernung links der Weser entlang. Tiefe Thäler
und Schluchten schneiden allenthalben in die mit
dichtem Buchenwald bedeckten Bergketten ein.
Südwestlich von Detmold erhebt sich die Grotenburg, ein
waldumkränzter Berg, dessen abgerundeter freier Gipfel das
Hermannsdenkmal trägt.
C. Gebirge um die Wasserscheide des Fichtelgebirg-es herum.
§ 78. 1) Das Fichtelgebirge, ein abgesondertes, kleines Massen-
gebirge, erhebt sich an der Westecke zwischen Böhmer-
wald und Erzgebirge. Es bildet den Centraipunkt der
deutschen Mittelgebirge. Von demselben streichen vier
Gebirgszüge (Thüringer Wald, Erzgebirge, Jura und
Böhmerwald) nach den vier Nebenhimmelsgegenden,
während nach den vier Haupthimmelsgegenden vier
Flüsse (Saale, Eger, Naab und Main) ihren Lauf
nehmen. Das Fichtelgebirge bildet demnach die
Wasserscheide zwischen drei grossen Stromgebieten (Elbe,
1910 -
Hannover-List [u.a.]
: Carl Meyer (Gustav Prior)
- Autor: Marquardt, Rudolf, Heise, Ernst
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schultypen (WdK): Lehrerseminar
- Schultypen Allgemein (WdK): Lehrerbildungsanstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Lehrerbildungseinrichtungen
- Schulformen (OPAC): Lehrerbildungsanstalt, Präparandenanstalt, Lehrerseminar
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): Jungen
— 81 —
langen Bartflechten behangen, zwischen das lebensvolle Grün, und mancher
Wurzelstock gestürzter Riesen wird von Moos, Schwämmen und Farn-
kräutern in zierlichen Polstern und Wedeln umhüllt. Auf dem feuchten
Waldboden sprossen Halme und Beerensträucher, Ranken und dornichte
Büsche auf, ein dichter Urwald im düstern Hochwaldsreviere."
Der große Wasserreichtum hat die Entwickelung ausge-
dehnter Moore begünstigt. Das harte Gestein ließ das Wasser
nicht tief eindringen und beförderte so die Moorbildung. Dazu
kommt die oft geringe Abdachung, die den schnelleren Abfluß des
Wassers erschwert. So bildeten sich ausgedehnte Wasseransammlungen,
und im Laufe der Zeit entstanden daraus durch Pflanzenbildung
Sümpfe und Moore. Dadurch wurde das Gebirge noch uuwirt-
famer; denn ein Vordringen in den Mooren ist noch beschwer-
licher und lebensgefährlicher als in den dichten Wäldern. Für
die benachbarten Gebiete aber haben die Moore eine große Be-
deutung, indem sie gleich einem mächtigen Schwämme die Feuchtigkeit
aufsaugen und festhalten, so Überschwemmungen verhüten und selbst
in Zeiten großer Trockenheit und Dürre den Flüssen noch genügend
Nahrung geben, damit sie nicht versiegen. So sieht man denn auch den
Flüssen, die vom Böhmer Walde kommen, ihre Herkunft an. Die
braune Farbe des Wassers weist auf diese Moorgebiete hin. So ist das
Wasser der Moldau zwar klar, aber doch bräunlich gefärbt, selbst bis
zu ihrem Eintritt in die Elbe.
Das Klima des Böhmerwaldes ist rauh und unfreundlich,
ganz besonders auf dem nach Nordosten, nach Böhmen hin, gerichteten
Abhang. Die Kartoffel kommt hier erst im September zur Blüte, und
oft fällt schon Schnee, ehe das dürftige Getreide eingeerntet ist. Die
höheren Teile des Gebirges sind wegen dieses rauhen Klimas wenig
bebaut. Milder und freundlicher ist der Bayern zugekehrte Süd-
Westabhang, besonders derjenige des Bayrischen Waldes. Hier
finden sich an den Gehängen Obstgärten und in den Tälern wo-
gende Getreidefelder.
Der Böhmerwald ist wenig dicht besiedelt. Seine Unweg-
samkeit und Unwirtlichkeit hat das weitere Vordringen der
Menschen sehr erschwert. In neuerer Zeit beginnt die Bevölkerung
freilich mehr und mehr in das Innere vorzudringen. An landschaft-
licher Schönheit steht der Böhmerwald hinter andern deutschen
Gebirgen zurück. Naturfreunde werden aber gerade durch die Wild-
heit seiner Wälder und Moore gereizt, ihn aufzusuchen. An den
fruchtbaren Gehängen und in den Senken des Gebirges finden sich
zusammenhängende Siedlungen. Die höheren Teile des Gebirges
sind fast unbewohnt. Höchstens sieht man hin und wieder ein Forst-
haus oder eine ärmliche Hütte, in der Holzarbeiter Unterschlupf
suchen. Der Holzreichtum des Gebirges wird nach Möglichkeit in der ver-
Heise u. Marquardt, Erdkunde für Lehrerbildungsanstalten. I. 6
1852 -
Jena
: Döbereiner und Schreiber
- Autor: Billig, Gustav
- Hrsg.: ,
- Sammlung: Geographieschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Schultypen (WdK): Bürgerschule, Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Mittlere Lehranstalten, Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Volksschule, Bürgerschule
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
45
Vergebenen mit einigen Kuppen. Es bildet die Wasserscheide
zwischen Elb- und Donaugebiet, so daß March mit Taya
der Donau, Adler der Elbe, Sazawa und Luschnitz der Mol-
dau zufließen. Ganz im Süden senkt sich nahe am Böhmcr-
walde der mährische Rücken so sehr, daß von Budweis
nach Linz in künstlichen Windungen eine Pferdeeisenbahn ge-
führt werden konnte.
2) Der Böhmerwald, welcher die Grenze zwischen
Böhmen und Baiern bildet, ist ein Bergland, das bei einer
Breite von 4 — 6 Meilen, 30 Meilen nach N. W. sich hin-
zieht. Dort in der Nähe des Fichtelgebirges ist es am nie-
drigsten. Südlich von dem Thale von Cham, durch welches
der Paß von Neumarkt führt, um die Quellen des Regen
und der Wottawa finden sich die höchsten Spitzen, oft über
4500'. So der doppeltgegipfelte Ossa, nördlich vom schwar-
zen Regen der Arber, von dem aus man den langgestreck-
ten Zug der Alpen in bleicher Ferne schauen kann, der Rachel,
der Haidelberg, nahe den Moldauquellen der Dreisessel
mit prachtvoller Aussicht ins schöne östreichische Donauthal,
nach Böhmen und Baiern.
Im Süden läuft ein Zweig des Gebirges, der wilde
und rauhe Baierwald, nach S. W. aus und berührt die
Donau. Auf der Höhe der Hauptstraße über den baierschen
Wald liegt ein Gasthof, die Ruse!, von wo aus man sich
einer schönen und weiten Aussicht zu erfreuen hat.
Das Gebirge ist mehrentheils rauh, wild, unwegsam,
voll schauerlicher Schluchten und Sumpfstrecken und hat wenig
Pässe. Die höchsten Kuppen sind felsig und kahl, sonst ist
alles mit einem finstern, dichten Fichtenwalde bedeckt. Das
Gebirge ist im Ganzen nicht stark bewohnt. Es ist in seinen
Vorbergen metallhaltig, hat Hüttenwerke und Glashütten.
Es entsendet nach Böhmen die Moldau mit Wottawa und
die Beraun (Mies), nach Baiern die Waldnaab und Pfreimt,
den schwarzen und weißen Regen. Der Böhmerwald ist durch
die Eger vom Erzgebirge und durch die von der Naab und
Wontrop durchflossene gegen 1400 Fuß hohe Einsenkung von
Tirschenreuth vom Fichtelgebirge geschieden.
3) Das Fichtelgebirge liegt ziemlich in der Mitte
Deutschlands zwischen den Städten Eger, Asch, Hof, Bai-
reuth, wird als eine Windrose, als ein Knotenpunkt von
Bergketten und Flüssen angesehen. Es ist eine Gruppe von
abgerundeten Kuppen, die ihre Quellen unter den Namen
Eger, Naab, Main, Saale nach den vier Wcltgegenden
entsenden. Zwischen diesen Flüssen nun ziehen sich der Böh-
merwald, der fränkische Landrücken, der Frankenwald, das
Elstergebirge hin. Das Gebirge ist ohngefähr 13 Stunden
1911 -
Halle a. d. S.
: Verl. der Buchh. des Waisenhauses
- Autor: Lampe, Felix
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schultypen (WdK): Höhere Töchterschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Mädchenschule
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Höhere Mädchenschule
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Europa
- Geschlecht (WdK): Mädchen
§ 4. Deutsches Alpenvorland und Böhmerwald. 193
Der Böhmisch-Bayrische Wald umfaßt in seinem deutschen Teile
Naab- und Regengebiet. Sein zu Böhmen gehöriger, nach der Elbe
abwassernder Teil, der Böhmerwald im engeren Sinn, wird meist mit
dem in Bayern liegenden und zum Donaugebiet gehörenden Gebirge unter
dem Gesamtnamen Böhmerwald zusammengefaßt. Seine uralten, abge-
rundeten Gneis- und Granitkämme mit ihrem prächtigen Waldschmuck
erheben sich ungefähr in der Mitte ihres Verlaufes längs der deutschen
Reichsgrenze mit Gipfeln wie dem Arber bis zu 1500 rn, d. h. etwas
über die Waldgrenze. An seinem Fuß fließt der Regen gen Nw. und
knickt zuletzt s. um nach dem N.- Punkt der Donau. In sein Tal lenkt
aus Böhmen von No. der Weg durch den Täufer Paß ein, den be-
quemsten Übergangsweg über den Böhmerwald. Die Naab, der südwärts
gerichtete Hauptfluß der Oberpfalz, entspringt teils am Nw.-Ende des
Böhmerwaldes, teils (als Fichtel-Naab) am Fichtelgebirge. Dieses
kleine Gebirge besteht wie der Böhmerwald aus abgerundeten Granit-
kuppen und erhebt sich genau in der Mitte des mitteleuropäischen Mittel-
gebirgslandes als ein gegen No. geöffnetes Hufeisen zwischen Böhmerwald,
Thüringer Wald, Erzgebirge; es entsendet seine Flüsse nach S. und N.
(Naab und Saale), O. und W. (Eger und Main), zur Nordsee wie zum
Schwarzen Meer.
Das deutsche Alpenvorland gehört dem Entwässerungsgebiet der
Donau an. Der schmalere W. wird von Iller und Lech gen N. durch-
flossen, der breitere O. von Isar und Inn gen No. Diese reißenden
Alpenflüsse haben tiefe Talfurchen in den Boden gegraben und sind nur
flößbar, nicht schiffbar, im Gegensatz zu der sie aufnehmenden Donau,
die bei tieferer Lage ihrer Quellen am badischen Schwarzwald viel ge-
ringeres Gefälle besitzt. Ihre Wassermasse einschließlich der ihrer Neben-
flüsse aus dem n. von ihr gelegenen Mittelgebirge, der Wörnitz, Alt-
mühl, Naab und Regen ist gering im Vergleich zu der aus den Alpen
stammenden. Erst mit dem Eintritt der Iller, des ersten Alpenslusses,
wird sie schiffbar.
Das Klima zeichnet sich nur iu der Umgebung des Bodensees
durch Milde aus; hier gedeiht Wein und eine Fülle von Obst. Auf
der übrigen Hochfläche ist das Klima um so rauher, je mehr man sich
den Alpen nähert. Starke Niederschläge behindern dort nach dem Alpen-
fuß hin den Ackerbau, und die von den Bergen herabstreichende kalte
Luft erniedrigt die Temperatur noch mehr, als es schon die Höhenlage
der Ebene tut. Der Bewohner treibt deshalb mehr Viehzucht, bewohnt
das echte Alpenhaus wie in den Alpen selbst: Wiesen wechseln mit aus-
Lampe, Erdkunde. Heft 3. 10
2. Böhmer-
wald.
3. Fichtel-
gebirge.
Hi. Ent-
wässerung.
Iv. Klima
1907 -
Trier
: Stephanus
- Autor: Schiffels, Joseph
- Auflagennummer (WdK): 2
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schultypen (WdK): Volksschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Volksschule
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): koedukativ
— 15 —
gerichtet sind. Der Rand im Nordosten ist offen; demgemäß hat das
Gebirge die Form eines nach Nordosten offenen Hufeisens (Zeichnen).
Die Gipfel und Abhänge des Gebirges sind mit dichten Fichten-
wäldern bedeckt, welche ihm ein düsteres Aussehen verleihen und auch
seinen Namen erklären.
Das Fichtelgebirge liegt in der Mite Deutschlands, dessen Herz
es mit Rücksicht auf diese Lage genannt werden kann. Wie vom Herzen
das Blut durch die Adern nach allen Teilen des Körpers geleitet
wird, so gehen vom Fichtelgebirge vier große Wasseradern nach
den Haupthimmelsgegenden und speisen die drei größten deutschen
Ströme, den Rhein, die Elbe und die Donau. Jene Flüsse sind der
Main, die Saale, die Eger und die Naab. Der Main fließt nach
Westen zum Rhein, die Saale nach Norden zur Elbe, die Eger nach
Osten zu demselben Strom und die Naab nach Süden zur Donau.
Die Eger durchquert die Hochebene nach Osten hin und fließt durch
den offenen Rand nach Böhmen ab; die andern drei Flüsse nehmen
ihren Weg am Außenende des Südwestrandes entlang. Häufig über
große Steinblöcke stürzend, nehmen diese Flüsse als rechte Söhne des
Gebirges erst dann einen ruhigeren Laus, wenn sie das heimatliche
Bergland verlassen haben und in weitere Täler eingetreten sind. Das
Fichtelgebirge ist daher sehr wasserreich, was in dem Waldreichtum
desselben begründet ist. (Inwiefern?)
Dem Fichtelgebirge nähern sich vier Gebirgszüge, welche die
Richtung der Nebenhimmelsgegenden haben und je zwischen zwei der
genannten Flüsse liegen. Nach Nordosten erstreckt sich das Erzgebirge,
nach Südosten der Böhmerwald, nach Südwesten der Fränkische Jura
und nach Nordwesten der Frankenwald. (Zwischen welchen Flüssen
liegen sie? Zeichnen des Fichtelgebirges, der daran entspringenden
Flüsse und der vier benachbarten Gebirge.) Die Gebirge stehen nicht
mit dem Fichtelgebirge in unmittelbarer Verbindung, sondern sind
durch Hochflächen von ihm getrennt. Das Klima des Fichtelgebirges
ist rauh; denn die kalten Ostwinde haben sreien Zutritt, während die
Landschaft den West- und Südwinden verschlossen ist. Gewöhnlich
dauert der Winter sechs volle Monate und ist meist reich an Schnee,
der aber selten in Flocken fällt, sondern in kleinen, stark gefrorenen
Körnchen herabrieselt. Die Südseite hat milderes Klima. Die
Sommermonate sind öfters durch große Hitze lästig, und Gewitter und
starke Regengüsse sind keine ungewöhnlichen Erscheinungen.
Das Fichtelgebirge ist trotz seiner rauhen Natur verhältnismäßig
stark bevölkert, weil es nicht an ergiebigen Erwerbsquellen fehlt;
und doch zeichnet sich der Boden weder durch große Fruchtbarkeit, noch
durch reiche Mineralschätze aus. Die Zeiten, wo dort Gold-, Silber-
und Kupferbergwerke mit Erfolg in Betrieb waren, sind vorbei. Bei
den Bewohnern hat sich ein reicher Sagenkreis erhalten, der sich Haupt-
sächlich auf verborgene Schätze und deren Hervorzauberung bezieht.
Jeder, auch der gewöhnlichste Feldstein, soll edle Metalle bergen; darum
heißt ein Sprichwort: „Auf dem Fichtelgebirge wirft der Bauer einen
Stein nach einer Kuh, und der Stein ist mehr wert wie die Kuh."
1907 -
Breslau
: Hirt
- Autor: Seydlitz, Ernst von, Rohrmann, Adolf
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schultypen (WdK): Höhere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Höhere Lehranstalt
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): Jungen
10
C. Länderkunde.
schmiegt sich an den Böhmer Wald in ähnlicher Weise wie das Alpenvorland
südlich der Donau an den Fuß der Alpen.
Weil sie in der Bodenform und im Klima der Oberdeutschen Hochfläche ahn-
lich ist, weil sie im 8 mit ihr verschmilzt und durch die Nab zur Donau entwässert,
wird die sandige, unfruchtbare und dünn bevölkerte Platte zum Deutschen Alpen-
vorlande gerechnet, sofern sie nicht als das südöstliche Becken des Südwestdentschen
Gebirgslandes betrachtet wird.
§ 13. Der Böhmer Wald oder das Böhmisch-Bayrische Waldgebirge streicht
1. an der oberen Eger nach Sw, lehnt sich an die Hochfläche des
Fichtelgebirges, so daß in der Lücke zwischen beiden Raum für bequeme
Straßen nach Nürnberg und Regeusburg bleibt, und zieht von hier nach
80 als ein nicht hoher, aber breiter und massiger Rücken. Seine tiefste
Einsenkuug (450 m) ist der Paß von Taus, in gerader Linie zwischen Prag,
Pilsen und Regensburg. Er ist wichtig sür die Kohleneinfuhr aus Böhmen.
2. Jeuseit dieser Seuke steigt der höchste und breiteste Teil des Gebirges
bis nahe an die obere Grenze der Mittelgebirgshöhe empor: lange Rücken mit
runden Gipfeln, aus deren felsigen Nischen kleine Seen schwermütig hervor-
schauen. Die höchste Erhebung, der Arber, liegt auf bayrischem Gebiete.
Durch diesen Teil führt die Eifenbahn von Pilsen an die Donau.
Dieser Teil des Böhmer Waldes ist durch das Tal des Regen von seinem
südwestlichen Parallelrücken, dem Bayrischen Walde, geschieden.
Sein in Form steiler Hahnenkämme anfragendes, weißes, reines Ouarzgestein,
der Pfahl, nährt viele Glashütten, denen der Holzreichtum des Gebirges feit
alters den Heizstoff bot (s. Bild 3).
3. Der dritte Teil ist der Grein er Wald, der aber schon außerhalb
des Deutschen Reiches liegt.
Er ist durch die Senke zwischen Bndweis und Linz abgetrennt. Hier führt die
Eisenbahn von Prag nach Linz, und diese Pforte wäre vortrefflich geeignet zu einer
Kanalverbindung zwischen Elbe und Donau.
Der aus kristallinischem Urgestein bestehende Böhmer Wald hat keinen
einheitlichen Rücken, vielmehr laufen öfters mehrere breite Rücken neben-
einander her, geschieden durch engere oder weitere Längstäler. Die großen
Wälder des Gebirges im mittleren Teil sind stellenweise noch Urwälder. Mit
etwa 1200 in hört der dichte Waldwuchs auf, und die höchsten Gipfel
überragen die Baumgrenze. Die weiten, wasserreichen Moore speisen die
Moldau, die Berauu mit Nebenflüssen, die Eger, die Nab, den Regen
und kleinere Donauzuflüsse.
Hanpterwerbszweige der spärlichen Bevölkerung bilden Glasbereituug, Holz-
Verarbeitung, Flachsbau, der auch in beträchtlicher Höhe noch lohnt.
§ 14, Das Klima des Deutschen Alpenvorlandes ist rauh und kühl infolge der hohen Lage,
des mangelnden Schutzes vor den nordwestlichen Winden und der Nachbarschaft des Hoch-
gebirges, dessen kalte Winde oft über die Hochfläche dahinbransen. Auch die Winde vom
Böhmisch-Bayrischen Walde drücken die Temperatur der Hochfläche herab. Deshalb gedeiht
hier der Wein nicht. Das Alpenvorland weist noch im späten Frühjahr Nachtfröste und
große Temperaturunterschiede zwischen Sonne und Schatten, Tag und Nacht aus.
München hat eine jährliche Durchschnittswärme Von4-7,o°, eine mittlere Januartemperatur
von annähernd —3°, der eine mittlere Juliwärme von mehr als -i-17,5° gegenübersteht
1910 -
Hannover-List [u.a.]
: Carl Meyer (Gustav Prior)
- Autor: Marquardt, Rudolf, Heise, Ernst
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schultypen (WdK): Lehrerseminar
- Schultypen Allgemein (WdK): Lehrerbildungsanstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Lehrerbildungseinrichtungen
- Schulformen (OPAC): Lehrerbildungsanstalt, Präparandenanstalt, Lehrerseminar
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): Jungen
— 15 —
Berge abgeschliffen, die Täler eingeebnet, sanfte Böschungen und eine
dicke Ackerkrume geschaffen, so daß nur der Sockel jenes altzeitlichen Ge-
birges übrig geblieben ist. Darum tritt dasselbe auch nicht so imposant
in die Erscheinung wie z. B. das Riesengebirge oder gar die Alpen.
Der Böhmerwald besteht aus Granit, Gneis, Glimmerschiefer, der
Bayrische Wald in der Hauptsache aus Gneis (Granit am 3^V-Abhang;
der „Pfahl" ist ein 50 km langes, schroffes Riff von weißem Quarz,
das der Verwitterung trotzte). Das Fichtelgebirge baut sich aus Gneis,
Granit und Schiefer auf, hat aber im 80 auch Basaltdurchbrüche.
Während der Böhmerwald in herzynischer Streichrichtung verläuft, ist
das Fichtelgebirge hauptsächlich erzgebirgisch gefaltet. In der Eiszeit
hatte das Gebiet um den Gr. Arber jedenfalls Gletscher (Kleine Seen,
zirkusartige Täler). Die vorgenannten Grenzgebirge sind durch
Verwitterung und Erosion eingeebnete Urgesteinsreste eines
alpenhohen primären Faltengebirges.
c) Die Höhen tragen den Charakter echter Waldgebirge.
Im Böhmerwald sind 40—50°/0 des Bodens mit Bäumen bestanden.
Der Wald steigt 1200—1350 m empor und läßt nur die Felstrümmer
der höchsten Erhebungen für Knieholz und Gras frei. Von den düsteren,
schweigsamen Urwäldern mit ihren mächtigen, von zottigen Bartflechten
bedeckten Weißtannen, Fichten, Buchen und Eichen werden heut nur noch
kleinere Bestände geschont, ja Teile des Gebirges sind bereits ziemlich
entwaldet. Auch das Fichtelgebirge, der Bayrische und der Greiner Wald
haben ihren Namen von den dichten Waldbeständen. — Dem Waldreichtum
der Gebirge entspricht die bedeutende Beregnung (100—120 cm) und
ihrer Höhe die Rauheit des Klimas (besonders an den ^0-Abhängen).
Nur das geschützte Donautal ist warm und fruchtbar. — Infolge der
Undurchlässigst der Urgesteinsschichten und der geringen Höhenunter-
schiede sammeln sich die Gebirgswasser in den flachen Talmulden und
Kesseln und lassen zahlreiche Moore entstehen, welche die Flüsse begleiten
und speisen, ihre Wasser bräunen und ihren Wasserstand regulieren.
Darum sind Überschwemmungen selten (vgl. dagegen die Sudetenbäche).
Der Böhmerwald bildet die Wasserscheide zwischen Donau und Elbe
(Wald-Nab. Regen; .Moldau mit Beraun), das Fichtelgebirge eine
solche zwischen Elbe, Rhein und Donau (Eger, Saale; Weißer
Main; Fichtel-Nab). Durch den Waldreichtum der Gebirge
wird die starke Beregnung, die Moorbildung und die Eigen-
art der Flüsse vornehmlich bedingt.
6) Die Bewohner nutzen in erster Linie den Waldreichtum
ihrer Gebirge aus. Das Aichtelgebirge ist recht stark, der Böhmer-
wald nur mäßig besiedelt. Überall bringt der Ackerbau, von dem sich
fast 3/4 der in bescheidenen Verhältnissen lebenden Bewohner ernähren,
wenig Erträge. Man baut Flachs, Kartoffeln und Hafer, im frucht-
baren Donaugebiet Weizen, Obst und Gemüse. — Die Viehzucht ist
1902 -
Breslau
: Hirt
- Autor: Rohrmann, Adolf, Schröter, Franz Martin, Oehlmann, Ernst, Seydlitz, Ernst von
- Auflagennummer (WdK): 6
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Regionen (OPAC): Preußen
- Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
44
Randgebirge von Böhmen und Mähren.
malerische Ruinen (Dürrenstein) tragen. — Der mittlere Teil des Böhmerwaldes
ist durch das Tal des Regen von seiner s.w. Parallelkette, dem Bayrischen
Walde, geschieden. Dieser streicht zwischen Regen und Donau nach S.o.,
und feine Ausläufer erreichen auf österreichischem Boden die Donau. Der Böhmer-
wald setzt sich hauptsächlich aus Gneis und Granit zusammen und hat keinen
einheitlichen Rücken, vielmehr laufen öfters mehrere breite Rücken nebeneinander-
her, geschieden durch engere oder weitere Längstäler, so daß er als ein uuweg-
sames Bergland erscheint. Die großen Wälder des Gebirges sind zwar teil-
weise schon gelichtet, erscheinen aber noch immer endlos und im mittleren Teil
stellenweise als völlige Urwälder. Mit etwa 1200 m hört der dichte Waldwuchs
auf, und die höchsten Gipfel überragen die Baumgrenze. Die weiten, Wasser-
reichen Moore speisen' die Moldau, die Beraun mit Nebenflüssen, die Eger, den
Regen, die Naab und kleinere Donauzuflüsse. Haupterwerbszweige der spärlicheu
Bevölkerung bilden Glasbereitung, Holzverarbeitung, Flachsbau, der auch in be-
trächtlicher Höhe noch lohnt, und ans der böhmischen Seite der Eisensteiner Bahn
Wollindustrie. — Die Bevölkerung des Gebirges ist deutsch, jedoch tritt die tschechische
Bevölkeruug vom Eisensteiner Paß nach S.o. an den Fuß des Gebirges herau
und stellenweise in dieses hinein.
§ 64. 2. Das Elster-Gebirge ist wie der Böhmerwald au die Hochfläche des Fichtel-
gebirges angelehnt. Dies niedrige Plateau fällt nach S.o. steil ab und senkt
sich nach N. allmählich zu der hügeligen, wiesenreichen und waldgeschmückten, an-
mntigen Schieferplatte des Vogtlaudes. Die Elster hat in diese sanft geneigte
. Hochfläche ein tiefes Tal eingegraben, in dem die alte Handelsstraße und die Eisen-
bahn von Leipzig nach Eger dahin ziehen. — Nach O. folg: ohne besonders
Hervorlretende natürliche Grenze das höhere
§ 65. 3. Erzgebirge. Es besteht aus Gneis, Schiesergesteinen, Granit im O.
auch aus vulkanischen Gesteinen und streicht so lang wie die Linie Berlin-
Stettin in n.ö. Richtung bis zum Elb-Saudsteingebirge. Bon N. steigt es
so allmählich au, daß es hier gar nicht den Eindrnck eines Gebirges, sondern
nur den eines Hügellandes macht, dagegen fällt es mit schroffem Abfall nach
S. ab. Hier erhebt sich hart am Rande, nur 7,5 km vom Egertal, dagegen
75 km von der Leipziger Tieslandsbncht entfernt, der Keilberg bei Ioachimstal
in Böhmen noch 100 m über Brockenhöhe. Dicht n. liegt der fast gleich hohe
Fichtelberg bei Oberwiesental in Sachsen. Nach N. haben die Zwickauer und
die Freiberger Mulde mit ihren Nebenflüssen und kleine Elbzuflüsse das Ge-
birge vielfach zerklüftet, nach S. stürzen nur kurze, reißende Gebirgsbäche in die
Talniederung ab. Der oft mit moorigen und sumpfigen Stelleu bedeckte Rücken
ves rauhen, Niederschlag- und waldreichen Gebirges verläuft ohne tiefere Paß-
einfenkuugeu, hatte darum früher keine Verkehrsstraßen, wird jetzt dagegen von
drei Eisenbahnen, die ihn überschreiten, erschlossen. Das Gebirge hat seinen
Namen von dem jetzt freilich sehr geminderten Erzreichtum. Es ist als einer
der Hauptsitze der hoch entwickelten sächsischen Industrie das am dichtesten be-
wohnte Mittelgebirge der Erde. An seinem Fuße gedeiht der Ackerbau, und hier
finden sich ergiebige Kohlen- und auch Eiseulager, welche die großartige sächsische
Industrie erzeugt haben: vom Fichtelgebirge n.ö. bis zur Freiberger Mulde Baum-
woll-, am S.-Rande der Leipziger Tieslandsbucht Woll-, um Chemnitz außerdem
Maschinen-Industrie. Auf dem Rücken des Gebirges nähren sich die vom Verkehr-
lange abgeschlossenen armen Bewohner durch schlecht bezahlte häuslicke Gewerb-
1903 -
Halle a. d. S.
: Schroedel
- Autor: Tromnau, Adolf, Schöne, Emil
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrerbuch
- Schultypen (WdK): Lehrerseminar
- Schultypen Allgemein (WdK): Lehrerbildungsanstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Lehrerbildungseinrichtungen
- Schulformen (OPAC): Präparandenanstalt, Höhere Lehranstalt, Lehrerinnenseminar, Seminaranstalt
- Regionen (OPAC): Preußen
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): Jungen
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3. Das Fichtelgebirge.
1. Das Land. Das Fichtelgebirge erhebt sich gleich einem be-
deutsamen Eckpfeiler an der Grenze dreier Länder: Bayerns, Sachsens
und Böhmens. Doch breitet sich seine Bergmasse fast ganz auf bayrischem
Boden aus. In seiner Längen- und Breitenlage nimmt es eine zentrale
Stellung ein, da es vom 50. Parallel und dem 12. Meridian ge-
schnitten wird, der Deutschland in einen reingermanischen W. und
einen germanisch-slavischen O. zerlegt. Das Fichtelgebirge ist kein
Gebirgsknoten, wie man früher gemeint hat, sondern ein abge-
sondertes kleines, noch nicht 1000 qkm großes Massengebirge,
zu dem niedrige Plateaus hinführen.
Dennoch bezeichnet man es gern als Mittelpunkt der deutschen
Mittelgebirge, um den sich die andern gruppieren. Von den Neben-
Himmelsgegenden her streichen vier Gebirgszüge bis nahe an das Fichtel-
gebirge: der Frankenwald und Thüringerwald, das Elstergebirge und
Erzgebirge, der Böhmerwald und der Fränkische Jura. Nach den vier
Haupthimmelsgegenden nehmen vier Flüsse ihren Lauf: nach N. die
Saale, nach O. die Eger, nach S. die Naab und nach W. der Main.
Demnach bildet das Fichtelgebirge die Wasserscheide zwischen drei großen
Stromgebieten: Elbe, Donau und Rhein.
Die höchsten Erhebungen des Gebirges sind der Schneeberg
(1050 m) und der Ochsenkopf (1030 m), beide im Gebirgswall
des Nordwestrandes gelegen. Zu den Merkwürdigkeiten des Gebirges
gehört auch der sageureiche Fichtelsee.
Das Klima des Gebirges ist rauh und reich an Niederschlägen.
Einstmals ganz mit Wald bedeckt, zeigt es auch heute uoch zahlreiche
große Waldbestände. Mächtige Tannen und Fichten steigen bis zu den
Gipfeln der Berge empor und verleihen dem Berglande jenen düsteren
Charakter, der einen so wirksamen Gegensatz zu der benachbarten
freundlichen Mainebene bildet, die zudem durch ihre Fruchtbarkeit von
dem wenig ergiebigen Gebirgsboden absticht.
2. Die Bewohner. Das Fichtelgebirge ist trotz seiner rauhen
Natur stark bevölkert. Auf 1 qkm wohnen 75—100 Leute. Doch
zählt von den überaus zahlreichen Siedelungen keine über 6000 E.
Die Bewohner gehören zum fränkischen Volksstamm und sind
evangelischer Konfession. Sie sind ein frohes, friedliches und sehr
arbeitsames Bergvolk, das iu seinem Wesen noch viel Ursprüngliches
und Naturwüchsiges bewahrt hat, trotzdem ihr Gebirgsländchen von
Eisenbahnen umzogen und von trefflichen Kunststraßen durchzogen ist.
Die Hauptbeschäftigungen sind Landwirtschaft, Gebirgsindustrie
und Berg- und Hüttenbau. Der Ackerbau ist im ganzen wenig
lohnend und beschränkt sich hauptsächlich auf den Anbau von Hafer,
Kartoffeln und Flachs. Die saftigen Bergwiesen nötigen nebenbei zu
lohnender Viehzucht. Doch müssen die Leute auch noch zu andern
Hilfsmitteln ihre Zuflucht nehmen, um die Bedürfnisse eines einfachen,
oft ärmlichen Lebens zu decken. In den dichten Wäldern sammelt der
arme Mann die reichlich vorkommenden Heidel- und Preißelbeeren,
1905 -
Gießen
: Roth
- Autor: Völker, J. A., Müller, P.
- Auflagennummer (WdK): 3
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schultypen (WdK): Alle Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Alle Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): koedukativ
2 Deutschland.
a) Die Allgäuer Alpen zwischen Bodensee und Lech.
b) Die Bayerischen Alpen zwischen Lech und Inn. Sie bilden den Kern
des deutschen Alpengebiets mit der 3000 in hohen Zugspitze.
c) Die Berchtesgadener Alpenheim, ein Teil der Salzburger Alpen
zwischen Juu und Salzach. Hier der Königssee, der mit seinem dunkelgrünen
Wasser ein 8 km langes und 1,5 km breites Tal ausfüllt. Mauerartige Gebirgs-
wände begleiten seine Ufer. Sein westliches Ende bespült den Fuß des 2700 m
hohen Watzmann.
Der Jura erstreckt sich vom Rhoneknie südwestlich des Genfer Sees bis zum
Fichtelgebirg. Er besteht aus Kalk und gliedert sich in drei Teile. Der südlichste
und höchste Teil, der Schweizer Jura, besteht aus 5 fast parallelen Zügen und
erstreckt sich bis zum Rheine. Er steigt bis zu 1700 m an. — Der Schwäbische
Jura zieht von den Quellbächen der Donau bis zur Wörnitz. Er bildet eine
höhlenreiche, wasserarme kahle Hochfläche, der einzelne steile Kegelberge vorgelagert
sind, wie der Hohenzollern im W., der Hohenstaufen im O. u. a. Die südwest-
liche Hälfte führt auch den Namen Rauhe Alb-. — Der Fränkische Jura erstreckt
sich von der Wörnitz in einem Bogen bis zum Fichtelgebirg. Der ans Fichtel-
gebirg anstoßende Teil, berühmt durch seine hübschen Täler, seine Tropfsteinhöhlen
und die in denselben angehäuften Tierkuocheu, heißt auch die Fränkische Schweiz.
Das Fichtelgebirg schließt sich nordöstlich an den Fränkischen Iura an. Es
liegt in der Nordostecke des Königreichs Bayern. Seine höchsten Punkte sind der
Schneeberg (1100 m) und der Ochsenkopf. Von hier fließen vier Flüsse ab: der
Main nach Westen, die Naab nach Süden, die Eger nach Osten, die Saale
nach Norden. Nach Nordost, Südost, Südwest und Nordwest erstrecken sich von
hier aus vier Gebirgszüge. Welche?
Der Böhmerwald zieht südöstlich vom Fichtelgebirg bis zur Donau. Er
hat seine höchsten Punkte im Süden, nämlich den 1560 m hohen Arber und die
Rachel. Der südwestliche Teil des Böhmerwaldes, der durch den Fluß Regen ab°
getrennt wird, führt den Namen Bayerischer Wald. Der Böhmerwald ist im
Innern rauh und wild. Ausgedehnte Strecken erinnern durch ihre Unwegsamkeit
geradezu au den Urwald. Daß aber der Böhmerwald der Schauplatz grausiger
Raub- und Mordgeschichten sei, ist eine Legende. Die dunkle Wäldernacht birgt
keine Gefahren; die Wege sind sicher, und die einfachen Bewohner sind gutherzig
und gefällig.
Die große oberdeutsche Hochebene wird von den bisher betrachteten Gebirgen
eingeschlossen. Wir unterscheiden: die später zu betrachtende Schweizer Hoch-
ebene zwischen Alpen, Jura und Rhein, die Schwäbisch-bayerische Hochebene
rechts der Donau und die kleinere Oberpfälzische Hochebene links der Donau
zwischen dem Fränkischen Jura und dem Böhmerwald. Der Schwäbisch-bayerischen
Hochebene eigentümlich sind im südlichen Teile eine Anzahl von Seen und an
den Ufern der Flüffe zahlreiche Sumpfniederungen, Moose und Riede genannt,
z. B. das Dachauer-, Erdinger-, Donaumoos, Donauried zc. Das Klima ist
rauh und unwirtlich, weil die Alpen die wärmeren südlichen Winde abhalten.
In der westlichen Ecke dieser gebirgnmrandeten Hochebene, auf dem Schwarz-
wald entspringt die Douau. Ihre Quellbäche siud Brigach und Brege, die sich
bei Donaneschmgen mit dem Abfluß des dortigen Schloßbrunnens vereinigen. Bis
nach Regensburg, ihrem nördlichsten Punkte, folgt die Donau dem Südostabhang
des Schwäbischen Jura, um von der Mündung des Regen bis Passau, wo sie
uach Osterreich übertritt, der Südostrichtung des Bayerischen Waldes zu folgen.
Von Ulm wird sie für Kähne, von Donauwörth für kleine Dampfer schiffbar.
Die Nebenflüsse von links sind unbedeutend. Warum? Die Altmühl
vom fränkischen Landrücken, die Naab vom? und der Regen vom? münden nn-
weit Regensburg. Bedeutender sind die Nebenflüsse von rechts: Die Jller von
s
1888 -
Freiburg im Breisgau
: Herder
- Autor: Bumüller, Johannes, Schuster, Ignaz
- Auflagennummer (WdK): 3
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
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а. Das Elbsandstein- und Lausitzergebirge. Ersteres
wird von der Elbe durchbrochen und heißt seiner Naturschönheit
halber „die sächsische Schweiz".
d. Das Riesen- und Jsergebirge. Im Nieseugebirge liegt
der höchste Berg Deutschlands außerhalb der Alpen: die Schnee-
oder Riesenkoppe (1600 na).
o. Der Glatzer Gebirgskessel, eine rings von Gebirgen
eingeschlossene Hochebene.
ä. Das mährische Gesenke mit dem 1500 na hohen
Altvater.
2. Der Böhmerwald. Er zieht — zuerst entlang der Donau
— bis zum Fichtelgebirge, erreicht im Arber an 1500 na Höhe
und ist wohl das waldreichste deutsche Gebirge. Im böhmisch-
bayerischen Grenzbezirk giebt es sogar noch Urwälder. — Der vom
Regen eingeschlossene, steil zur Donau abfallende Teil des Gebirges
heißt Bayerischer Wald.
3. Das Fichtelgebirge, ein Massengebirge von geringem Um-
fange, ist im Schneeberg 1050 na hoch. Wichtig ist es als Quell-
gebiet von vier Flüssen, welche nach den vier Himmelsgegenden
strömen: die Eger nach Osten, die Thüringer Saale nach Norden,
der Main nach Westen, die Nab nach Süden.
4. Der Frankenwald, ein rauhes, reichbewaldetes Plateau.
Der Döbra hat 800 na.
5. Der Thüringerwald, die Fortsetzung des Frankenwaldes,
ein liebliches Gebirgsland mit ausgedehnten Laub- und Nadel-
wäldern. Höchster Punkt ist der Beerberg (an 1000 na). Eine
gefeierte Fernsicht bietet der freistehende Inselsberg.
б. Das Weser Bergland. Es erstreckt sich als das nördlichste
der deutschen Mittelgebirge keilförmig in die norddeutsche Tiefebene
und endigt, immer mehr an Höhe abnehmend, mit dem geschichtlich
bekannten Teutoburger Wald.
7. Der Harz. Er ist ein ungegliedertes Massengebirge, das
isoliert nördlich des Thüringer Waldes liegt. Höchster Gipfel ist
der sagenreiche Brocken (1150 rn). Der Oberharz ist mineral-