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1900 -
Leipzig
: Spamer
- Autor: Thomas, Louis
- Auflagennummer (WdK): 10
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schultypen (WdK): Alle Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Alle Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Völkerkunde
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): koedukativ
252 Die Entdeckung der Nord- und Südpolarländer.
verschlossen gewesen war, wieder eisfrei, und kam am 3. September, eine
Stunde vor Payer, wieder in Hammerfest an. Die englische Regierung
schickte 1875 eine Expedition unter Nares und Markham in die Eis-
regiouen, um so weit wie möglich gegen den Nordpol vorzudringen, nud
Nordenskjöld unternahm in demselben Jahre eine Reise in das Karische
Meer und den Jenisseibuseu, von wo er zu Lande zurückkehrte. Um Nach-
richten von der englischen Expedition zu suchen, machte sich Aoung 1876
auf nach dem Smithsunde. Die Expedition unter Nares kam am 28. Sept.
uach siebzehnmouatlicher Abwesenheit wieder in Irland an, sie war mit
Schlitten vom Smithsunde aus bis 83° 21' 27" am 12. Mai 1875 gelangt.
Es gibt nur drei Eingänge zur nördlichen Polarregion, den Raum
zwischen Grönland und Europa, jenen zwischen Grönland und Amerika,
endlich die Beringsstraße zwischen Amerika und Asien. Im Innern dieses
Raumes befiudet sich fein zusammenhängender Kontinent, sondern einzelne,
oft von weiten Meeren durchsetzte und getrennte Landmassen, die man als
die Überreste eines einstigen großen Festlandes, Aretis, ansehen will.
Das ansehnlichste Brnchstück dieser Arctis ist Grönland, das wir
uns seiner heutigen Gestaltung nach einmal betrachten wollen.
Der Flächeninhalt Grönlands berechnet sich auf rund 2 200 000 qkm.
Indessen ist uur die Westküste nordwärts bis gegen 83 0 nördl. Br. be-
kannt, davon die südliche bewohnte Hälfte bis zu 150 km landeinwärts
stellenweise erforscht und die Ostküste mit mehreren Unterbrechungen bis
zum 77." nördl. Br., und zwar meist nur in den Hauptumrissen; alles
übrige von Grönland ist terra incognita.
Die Ostküste von Grönland führt in ihrem südlichen Teile den Namen
König Friedrich Vi.-Küste; bei 70" nördl. Br. beginnt mit dem
Seoresbysuud eine fjordenreiche, durch zahlreiche vorgelagerte Inseln
verzierte Küste bis 77 0 nördl. Br., welche der Schauplatz der zweiten
deutschen Nordpolfahrt 1869 —1870 unter Führung des Kapitäns
Karl Koldewey gewesen ist. Hier bezeichnet Kap Bismarck im ver-
gletscherten Kaiser Wilhelmsland die nördlichste sichere Landmarke;
großartig ist aber der etwas südlichere gewaltige Kaiserfranz Josephs-
Fjord, welcher, tief in das Land hineinreichend, den großen Walters-
hausen-Gletscher aufnimmt und durch die an seinen Ufern aufragenden
Payer- und Petermann-Spitzen, 4500 m hoch, geschmückt wird.
Die Westküste Grönlands badet sich anfangs in der breiten Davis-
straße, welche in die noch breitere Basfinsbai übergeht, deren West-
gestade von dem arktischen Archipel Nordamerikas gebildet werden. Die
Baffinsbai verengt sich gegen Norden in den schmalen Smithsund, durch
welchen man bislang vergeblich versucht hat, den Nordpol zu erreichen.
Hier am Smithsund liegtauf grönländischer Seite Jtaplik, die nördlichste
Ansiedelung der Eskimos, weiter nördlich der Rensselaer-Hafen. Die
1900 -
Leipzig
: Spamer
- Autor: Thomas, Louis
- Auflagennummer (WdK): 10
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schultypen (WdK): Alle Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Alle Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Völkerkunde
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): koedukativ
254
Die Entdeckung der Nord- und Südpolarländer.
Sehr erfolgreich war auch Jensen, der mit Komerup und dem
Architekten Groth im Sommer 1878 zuerst die sjordenreiche Westküste
zwischen 62° 2h' und 64° 25' nördl. Br. aufnahm, hiernach die von Lars
Dalager 1751 unternommene Binneneisreise über den Tasersuak (großer
See) znm Kangarsnk- und Nasansak-Nunatak wiederholte, dann vom 14. bis
31. Juli von Jtirdlek (62°35' nördl. Br.) aus, der bis jetzt weitesten
Binneneiswanderung, bis zu einer etwa 76 km von der Küste entfernten
Nunatnk-Gruppe (62 "50' nördl. Br. und 49° westl. L. von Greenwich)
ausführte. Am 21. August traf die Expedition in Godshaab und am
22. September 1878 in Kopenhagen wieder ein.
Im Jahre 1879 ging Jensen mit Komerup und mit dem Marine-
leutnant Hammer wieder nach Westgrönland, um den noch wenig bekannten
Küstenstrich zwischen Holstenborg (66 0 56' nördl. Br.) und Egedesminde
(68 "42') zu erforschen. Die beiden ersten kehrten am 14. Oktober nach
Kopenhagen zurück, während Hammer in Grönland überwinterte.
Ebenso unwirtlich wie Grönland ist der Große Arktische
Archipel im Norden von Amerika, den die sogenannte Nordwest-
passage in einen südlichen und in einen nördlichen Komplex teilt. Die
Nordwestpassage hebt mit dem Laneastersund in der Baffinsbai an und
setzt sich durch eine Reihe von Meeresstraßen bis ins nördliche Eismeer
fort, welches die Küsten der westlichen Hudsonsbailänder und Alaskas be-
spült. Der nördliche Teil des Archipels wird gebildet durch jene Grönland
gegenüberliegende Reihe größerer und höherer Inseln, welche die sortge-
setzten Wasserwege des Smithsund, Kennedy- und Robeson-Sund dar-
stellen und deren letzte bis jetzt das mit hohen Bergen besetzte Grant-
land ist. Den Laneastersund, der in die Barrowstraße übergeht,
begleitet im Norden das Eiland Nord-Devon und weiter gegen Westen
die Inseln Cornwallis, Bathurst und Melville, hinter welcher im
Nordwesten Prinee-Patrick-Jsland liegt. Die Barrowstraße mündet
in den geräumigen Melvillesund, welcher in der Banks- und der
Prinee os Walesstraße zwei Öffnungen nach Westen hin besitzt. Letztere
ist die zuerst entdeckte Nordwestpassage.
Unter dem südlichen Jnselkonglomerat ragt Baffinsland, das
größte und nützlichste von allen, hervor, dann folgen, westwärts schreitend.
Somerset, Prinee os Walesinsel und das große Victorialand,
dann schließlich Banksland.
Die weite Meeresfläche zwischen dem amerikanischen Archipel und der
sibirischen Nordküste ist noch von niemand erforscht worden. Nordwestlich
von der Beringsstraße, in nicht gar großer Entfernung vom Festlande, hatte
man indessen eine Insel entdeckt und erforscht, welche man Wrangel-
land nannte. Weiterhin liegt, dem Lenadelta fast gegenüber, die Gruppe
der Neusibirischen Inseln.
1900 -
Leipzig
: Spamer
- Autor: Thomas, Louis
- Auflagennummer (WdK): 10
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schultypen (WdK): Alle Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Alle Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Völkerkunde
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): koedukativ
250 Die Entdeckung der Nord- und Südpolarländer.
In der Nacht vom 21. bis 22. Oktober sank infolge heftiger Stürme
das leck gewordene Schiff, nachdem man noch die Vorräte hatte retten können.
Unaufhaltsam trieb das Eisfeld, nicht allzuweit von der grönländischen
Küste entfernt, nach Süden. Unterwegs hatten die Schiffbrüchigen viel
Schrecknisse zu erleben und oft schwebten sie in Todesgefahr. Nach viel
Not und Gefahr landeten die Hansamänner erst am 4. Juni an der öden
Insel Jlludleck und gelangten von da am 13. Juni nach der Herrnhuter-
kolonie Friedrichsthal, wo sie bei den Missionären die freundlichste Auf-
nähme fanden. Eine dänische Brigg nahm sie mit nach Kopenhagen, von
wo aus sie am 3. September in Schleswig den deutschen Boden wieder
betraten.
Mehr Glück hatte die „Germania", das andre Schiff, gehabt. Es
war bis zu 75 0 31' uördl. Br. vorgedrungen, hatte sich in einer Bucht
der Sabineinsel vor Anker gelegt und dort überwintert. Nachdem nach
langer Polarnacht im Februar die Souue wieder sichtbar wurde, unter-
nahm die Mannschaft zu Schlitten Frühjahrsexpeditionen, die bis 77 0
nördl. Br. (Kap Bismarck) führten. Am 11. Juli ward das Schiff wieder
frei vom Eise, so daß Koldewey den Versuch machte, nordwestwärts weiter
vorzudringen; er kam aber nur bis 75 0 29', wo er durch Eisschranken
gehindert wurde. Beim Eindringen in einen weitverzweigten Fjord Ost-
grönlands (Kaiser Franz-Joseph-Fjord) fand man ein schönes grünes Land
mit reicher Vegetation und belebt durch zahlreiche Herden der verschiedensten
Tiere. Ein Schaden am Dampskesfel verhinderte ein nochmaliges Über-
wintern in den Polargegenden, und man beschloß deshalb, die Rückreise
anzutreten. Am 11. Sept. 1870 landete die „Germania" in Bremerhaven.
Die Mannschaft war noch vollzählig und befand sich im besten
Wohlsein, die Gelehrten der Expedition hatten reiche Ausbeute an Samm-
lnngen gemacht.
Auch die folgenden Jahre sind nicht ohne Erfolg für die Nordfahrten
gewesen, die Engländer unter Whymper, die Nordamerikaner unter
Hall, der aber im hohen Norden seinen Tod gefunden hat, nachdem er
bis über den 82.° nördlicher Breite vorgedrungen war, besuchten diese
Gegenden. Altmann und bald nach ihm Johnsen fanden König-
Karl-Land, eine Inselgruppe, welche nordöstlich von Spitzbergen liegt,
sie war schon im Jahre 1617 entdeckt und Wyches Land benannt worden.
Die Schweden unter Nordenskjöld und Tobiesen und besonders die
Österreicher unter Payer und Weyprecht, sowie Graf Wilczek in Be-
gleitung des Fregattenkapitäns Spann waren auch in jenen Gegenden
aus Entdeckungsreisen begriffen. Im Jahre 1873 fuhr der Schotte
Leigh nach dem Polarmeer und brachte Halls Schiff mit zurück. Der
Engländer Wiggans fuhr 1874 am 4. Juui nach Norden, um die
Österreicher aufzusuchen, fand das Karische Meer, welches seit 1869
1895 -
Leipzig [u.a.]
: Klinkhardt
- Autor: Brust, Gustav
- Hrsg.: Berdrow, Hermann
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrerbuch
- Schultypen (WdK): Realschule, Mittlere Lehranstalten, Lehrerseminar, Fortbildungsschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten, Mittlere Lehranstalten, Niedere Lehranstalten, Lehrerbildungsanstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Schulformen (OPAC): Gewerbeschule, Handelsschule, Mittelschule, Realschule, Selbstunterricht, Seminar
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
— 295 —
Der Handel besteht im Auswusch der Jagdbeute (Seehundfelle, Pelzwerk,
Thran, Robbenspeck, Fischlebern, Eiderdaunen, Walfischbarten) gegen Nahruugs-
mittel und Kolonialwaren; die nensibirischen Inseln liefern Elfenbein.
§ 250. Politisch gliedern sich die arktischen Gebiete in russische
(Nowaja Semlja, nordsibirische Inseln), englische (das arktische Nordamerika)
und dänische Besitzungen (Grönland); einige Gebiete (Spitzbergen, Franz
Josephs-Land, Wraugel-Land u. a.) sind herrenlos. — Die Bewohner be-
stehen aus den eingeborenen Eskimos*) in Grönland (10000) und Baffin-
Land (etwa 1000) und einigen Hundert Europäern in den dänischen Kolonien
auf Grönland. Die übrigen Inseln sind unbewohnt. — Absiedlungen be-
stehen nur auf der Westküste Grönlands, dessen Kolonien und Haudelsstatiouen
in zwei Juspektorate, Südgrönland und Nordgrönland, geteilt sind; im süd-
lichen Bezirk ist Godthaab die Hauptausiedlung, im nördlichen Upernivik.
§ 251* Die antarktischen Gebiete**) können infolge ihrer weiten
Entfernung vom festen Lande keinem Kontinente zugerechnet werden. Sie
breiten sich nach den bisherigen Forschungen vom Südpolarkreis bis zum
80. Grade südlicher Breite aus; was jenseits des letzteren liegt, ist unbekannt.
Südlich von Amerika trifft man auf Grahamland und Alexander I. Land,
südlich vom Anstralkontinent und von Nen-Seeland auf die zusammenhängenden
Küsten vou Wilkes Land und Victorialand, von denen sich die letzteren dem
Südpol am meisten nähern. Nördlich von Grahamland liegen einige arktische
Inselgruppen (darunter die Süd-Shetland- und Süd-Orkney-Jnseln). — Die
Bodenform der hinter riesigen Eismauern, den Stirnseiten der Gletscher,
verschanzten, von weiten Eisfeldern umlagerten und deshalb kaum erst be-
treteueu Südpolarländer ist sehr wenig bekannt. Das Land scheint Haupt-
sächlich vulkanischen Ursprungs zu sein und ist bis auf wenige kahle, vege-
tationslofe Stellen unter Schnee und Eis begraben. Berge und Bergketten
ragen hinter den Eismauern der Küstengebiete zu bedeutender Höhe empor
(die Höhe des Mount Melbourne in Victorialand soll nicht viel hinter der
des Montblanc zurückbleiben), und in der Nähe des 80. Breitengrades erheben
sich zwei von Roß entdeckte und nach seinen Schiffen benannte Vnlkanriesen,
Erebns und Terror. — Die Tier- und Pflanzenwelt ist in diesen hohen
*) Die Eskimos oder Jnnuit, wie sie selbst sich nennen (d. h. Menschen), sind sried-
fertige, sorgenlose, den harten Lebensbedingungen des hohen Nordens vorzüglich angepaßte
Menschen, die im Winter Erd- oder Schneehütten, im Sommer Zelte bewohnen. Die Jagd
auf dem Wasser geschieht im Kajak, dem kiellosen Einmännerboot aus Seehundsfellen. Das
einzige Haustier ist der zur Jagd und zum Schlittenziehen verwendete wolfsähnliche Eskimohund.
**) Entdecker und Forscher: Vellinghausen (1820), Weddell (1823), Biscoe (1831>,
d Urville (1838, 1840), Wilkes (1839), James Roß (1840—42; er drang am weitesten nach
8. vor), Rares (1873/74).
1884 -
Calw [u. a.]
: Verl. der Vereinsbuchh.
- Autor: Behr, Friedrich, Schwarz, Eduard, Frohnmeyer, Immanuel
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Alle Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Alle Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Völkerkunde?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): koedukativ
Arktischer Archipel. 761
einander die einzig mögliche Durchfahrtsstraße, welche aus der Baffinsbai und dem
Lancaster Sund durch die Barrow- und die Banks-Straße (75 °N. Br.) in das offene
Eismeer führt. Die nördlich von dieser Durchfahrt liegenden Inseln werden unter
dem Namen Parry-Jnseln zusammengefaßt. Noch höher im N., der Westküste
Grönlands gegenüber, wurde festes Land bis zum 82° gefunden, dessen Grenzen
aber im O. noch wenig, im W. gar nicht bekannt sind. Zu der südlichen Hälfte
des Arktischen Archipels gehören größere Inseln, deren Grenzen jedoch, wie z. B.
die des größten Jnselsystems Baffinsland (c. 611000 qkm groß) wenig bekannt
sind. Südwestlich folgt Southamptou am Eingang der Hndfonsbai, daran schließen
sich zwei Halbinseln, die nur durch eine schmale Landenge mit dem Festland ver-
buudeu sind und schon hier erwähnt werden mögen, Melville und Boothia.felix;
an der Westküste der letzteren fand Franklin 1847 den Tod. Es folgen North-
Somerset, die King William-Jnfel, Prinz Wales-Land und das wenig erforschte
Jnselsystem, Prinz Albert-Biktoria und Wollaston-Land genannt; endlich schließt
Banksland den Archipel im Westen ab.
Alle diese Länder, auf welche England unbestrittenen Anspruch erhebt, sind beinahe
unaufhörliche Eis- und Schneewüsten. Ihre Gebirge, aus schwarzem Ursels, mitunter
hoch und gewaltig zerrissen, sind meist mit immerwährendem Schnee und Eis bedeckt.
Diese Eismassen verbreiten bei ftdem Nordwinde eine furchtbare Kälte über Südgrönland,
Labrador und andere Küstenländer. Die Pflanzenwelt ist die der übrigen arktischen Zone
(vgl. S. 553 f.). An günstigeren Stellen, besonders an den Küstenebenen, wachsen Moose
1856 -
Eßlingen
: Weychardt
- Autor: Völter, Daniel
- Auflagennummer (WdK): 2
- Sammlung: Geographieschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
878
Vierte Abtheilung. Amerika.
dauern, aber durch klaren Mond - und Sternenschein, so wie durch prächtige Nord-
lichter erhellt werden. Kurze, sehr warme Sommer. Im Juli, dem einzig
schneefreien Monat, steigt das Thermometer bis -4r 38°. Frühling und H erb st
sind meist sehr stürmisch und in dieser Zeit fällt der meiste Schnee. S. und So.
Winde sind vorherrschend. Kein Regen und Hagel. — 6. Pflanzenreich. In
einigen wohlgeschützten Thälern des Südens wachsen Birken bis zur Manneshöhe.
Sonst gibt es nur Sträucher mit eßbaren Beeren und krautartige Gewächse,
wie das antiskorbutische Löffelkraut, im N. hauptsächlich Flechten und Moose.
Kartoffeln und Wurzelgewächse werden im S. angebaut. — 7. Thierreich.
Sehr viel Fische, Walfische und Seehunde in den Meeren. Zahlreiche Sec-
vögel, besonders Eidergänse. Eisbären, Füchse, Hasen und Nennthierc.
Der zum Schlittenfahren gebrauchte Hund ist das einzige Hausthier der Eingebornen.
Die europäischen Ansiedler halten einige Schafe. — 8. Bewohner. 25,000? Es-
kimos bewohnen die Ostküste bis 76°, die Westküste bis 77°. Im Sommer leben
sie in Zelten aus Seehuudsfellen, im Winter in halb unterirdischen Hütten, treiben
Seehundsfang und Fischerei und sind meist Heiden. Gegen 300 Dänen und einige
deutsche Missionare der Herrnhuter. — 9. Grönland ist ein dänisches Kolonial-
land. Dänemark besitzt aber nur einige Kolonien aus der 300 M. l. Westküste, die von
9,400 Menschen, von meist christianisirten Eskimos, von c. 300 Dänen und von
einigen deutschen Missionaren der Herrnhuter bewohnt sind. Der Handel ist
Tauschhandel und von Alters her monopolisirt. Er wird für Rechnung der Regie-
rung durch die „administrative Direktion des königlichen grönländischen und färöischen
Handels" in Kopenhagen unter Oberaufsicht der königlichen Rentenkammer jährlich
mit einigen Schiffen betrieben. Der Walfischfang ist nicht durch Monopole beschränkt.
^Einfuhrartikel: Fleisch; Speck; Erbsen; Mehl; Tuch; Zeuge; Tabak; Brannt-
wein; Eisen; Eisenwaaren; Pulver; Blei. Ausfuhrartikel: Walfisch- und Rob-
benspcck; Hai- und Dorschleber; Walsischbarden; Seehnndsfelle; Eiderdnnen; etwaö
Pelzwerkj. In k i r ch l i ch e r B e z i e h u n g gehört Grönland zum Sprengel des
Bischofs von Seeland. 11 Missionsplätze; 7 davon stehen unter dem Missions-
kollegium in Kopenhagen, 4 gehören der Brüdergemeine an. In Beziehung auf die
weltliche Verwaltung und auf den Handel ist die Westküste in die 2 Jnspek-
toratesüd- und Nordgrönland eingetheilt, welche durch den N ord er -Ström s-
Fjord srummelpottenj unter 67° N. Br. getrennt sind. — a. Jnspektorat
Sudgrönland. 6 Distrikte mit den Kolonien gl. N. Jnlianehaab. Dänischer Mis-
sionsplatz. Herrenhutische Missionsplätze: Fricdrichsthal und Lichtenau. Im Distrikt
Jnlianehaab lag der alte Bischofssitz Gar dar. Fredrikshaab. Dänischer Missions-
platz. Fiskernässct. Herrnhutische Missionsplätze: Lichtenfels und Neuherrnhut.
Godthaab. 800 E. Von Hans Egede 1721 gestiftete Mntterkolonie. Sitz des In-
spektors. Seminar zur Bildung cingeborner Katecheten. Sukkertoppen. Holstein-
borg. Dänischer Missionsplatz. — b. Jnspektorat Nordgrönland. < 6 Distrikte
mit den Kolonien gl. N. Egedesnlinde. Dänischer Missionsplatz. Ehristianshaab.
Ritenbenk. Godhavn auf der Insel Disko. 300 E. Sitz des Inspektors. Stein-
kohlenbrüche. Omanak. Dänischer Missionsplatz. Jacobshavn. Seminar zur Bil-
dung cingeborner Katecheten. Upernavik. Nördlichster Ort in 72° 48' N. Br.
Dänischer Missionsplatz.
§. 263.
Das französische Nordamerika.
Das französische Gouvernement St. Pierre mit 7 Om. und 1,400 E.
besteht ans den 3 kleinen Fischerinseln St. Pierre, Langley sklein Miquelonj
und Miquelon vor der Südküste von Neufundland. Sie^ find den Franzosen seit
1763 geblieben und auf ihnen salzen und trocknen die französfichen Fischer ihre
Fische, welche sie im Sommer an den Küsten und auf der Bank von Neufundland
in ungeheurer Menge fangen. St. Pierre. Stadt auf der Insel gl. N. 800 E.
Sitz des Gouverneurs und des Fischereidirektors.
1913 -
Berlin [u.a.]
: Oldenbourg
- Autor: Wütschke, Johannes
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Höhere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
- Schulformen (OPAC): Höhere Schule
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): Jungen
31. Grönländische Eisberge und ihre Formen.
143
sie in die umgebenden Meere hinaus. Trotz der schnellen Abschmelznng, welcher
vom Wasser bespültes Eis unterliegt, können die mächtigen Kolosse sich im Meer
lange schwimmend erhalten und treiben in bestimmten Driften an den Küsten
Grönlands von Norden nach Süden, und dann weit über Kap Farvel hinaus^
so daß sie auf der Neu-Fundland-Bank unter 45° u. Br. noch häufig getroffen
werden und auch weiter über den 40° n. Br. nach Süden ziehend, den
transatlantischen Dampferlinien Gefahren bringen.
Die Eisberge entstehen in der ganzen Erstrecknng der beiden grönländi-
schen Felsenküsten; aber diejenigen, welche aus der Umgebung Grönlands
nach Süden hinabtreiben, haben ihren Ursprung entweder an dem nördlichen
Teil der Westküste, von der Disko-Bucht an bis zum Smith-Suud, oder an
dem südlichen Teil der Ostküste, etwa bis zum 68° u. Br. nach Norden hinauf.
Der südliche Teil der Westküste hat wohl auch eine Reihe von Fjorden, in
welche Eisströme münden, doch sind dieselben nicht so breit, wie weiter im Norden;
ihre Eisberge sind deshalb von geringeren Abmessungen und können sich nicht so
lange im Meer erhalten. Der nördliche Teil der Ostküste von Scoresby-Sund
an bildet zahlreiche Berge, er kann dieselben aber nicht in das offene Meer hinaus-
senden, weil eine Untiefe, die sich an der Küste entlang zieht, gerade den großen
Bergen den Ausweg versperrt. Dieselben bleiben deshalb dort den inneren Teilen
der Fjorde erhalten^), während sie in dem südlichen Teil der Ostküste nach den
Schilderungen von G. Holm^) unmittelbar an der Außenküste entstehen und mit
der nordsüdlichen Strömung bis Kap Farvel treiben. Dort biegen sie um die
Südspitze Grönlands herum und vereinigen sich mit der Eisbergdrift, welche
von dem nördlichen Teil der Westküste herkommt, um nuu nach Süden zu
wandern. Der Zug von Eisbergen, welcher weit hinabgeht, kommt mithin
aus der Davis-Straße und der Baffin-Bai, also aus den Meeren an der
Westküste Grönlands her, ohne ausschließlich dieser letzteren selbst zu ent-
stammen.
Das Gebiet der drei großen Buchten des nördlichen Teils der Westküste
ist aber jedenfalls in hervorragendem Maße an der Bildung der Eisberg-
driften des Meeres beteiligt, wie auch der Umstand lehrt, daß die Zahl der
Eisberge sich außerordentlich steigert, sowie man den Polarkreis überschritten
hat und sich dem Ausgang der Disko-Bucht nähert. Es gibt von der Disko-
Bucht an bis zum Smith-Sund keinen Teil der Westküste Grönlands, in
welchem nicht eine große Menge von Eisbergen entsteht. Die Produktivität
der einzelnen Stellen ist zwar eine verschiedene; aber dadurch, daß die
Küstenstrecken entweder eine größere Anzahl von Bildungsstelleu besitzen, die
im einzelnen eine nach Zeiten schwankende, in der Gesamtheit jedoch stetige
Tätigkeit entwickeln, wie in Uperniviks-Land, oder daß sie von einem einzigen
x) Die zweite deutsche Nordpolarfahrt, Leipzig 1874, S. 679, Meddelelser om Grön-
land Xix. S. 184 ff.
2) Meddelelser om Grönland Ix und X.
1874 -
Mainz
: Kunze
- Autor: Schacht, Theodor, Rohmeder, Wilhelm
- Auflagennummer (WdK): 8
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
Die Oberfläche der Erde.
329
die im Erdinnern wirkenden Kräfte einen Theil des Erdfesten über' das
Niveau des Meeres erhoben, so Continente und Inseln gebildet und das
allgemeine Erdmeer in verschiedene Theile getheüt hätten, die zwar sämmt-
lich miteinander in Verbindung stehen, die man aber entsprechend der Zahl
der 5 Erdtheile, wenn auch nicht ganz sachgemäß, in 5 Weltmeere oder
Oceane unterschieden hat.
I. Das Nördliche Eismeer (arktische Meer) an den Küsten Asiens,
Europas und Amerikas, an letzterer durch eine reichgegliederte, aber nicht
durchaus erforschte Inselwelt ausgezeichnet. Ausdehnung (mit Einschluß
der möglicherweise in demselben noch zu entdeckenden Länder): 201,430 Q.m.
Die Entdeckungsfahrten in diesem Meere sind durch die massenhaftes Eisbildung
desselben sehr erschwert. Ten höchsten Breitepnnkt hat in demselben bis jetzt Parry
erreicht, der im Juli 1827 nördlich von Spitzbergen in Schlittenbooten bis 82° 45'
vordrang; eine fast eben so hohe Breite erreichte Hayes 1861 an der Westküste des
Smithsundes, nämlich 8l 0 30'. Zum nördl. Eismeer kommt man sowohl zwischen
Europa und Amerika, wo die Insel Island und das noch nicht umschiffte Grönland
vorliegen, als auch zwischen Asien und Amerika durch die Behringsstraße. Die ganze
Nordküste Asiens kennt man, ebenfalls die von Europa, wo das Polarmeer den 80 Mln.
landeinwärts gehenden Golf weißes Meer bildet; die von Amerika ist weniger ge-
nau bekannt. Die Baffinsbai dehnt sich vom Polarkreis bis 78» Breite 210 Mln.
weitaus, und hängt durch die Straße Davis mit dem atlantischen Meere, durch die
nordwestlichen Durchfahrten (Lancaster', Barrowstraße :c.) mit den westlichen
Theilen des Eismeers zusammen.
Ii. Das Südliche (antarktische) Eismeer, ausgedehnter und uoch
unzugänglicher als das nördliche, nach gewöhnlicher Annahme innerhalb
des südl. Polarkreises (also an keinen der Erdtheile reichend), obwohl
die regelmäßigen Treibeisbildungen desselben sich viel weiter erstrecken.
Ausdehnung mit Inbegriff der etwa darin liegenden Landmassen:
352,414 Qm.
Am weitesten drang hier James Roß (1839—-13) vor, nämlich bis 78« 11'S. Br.
Die Namen seiner beiden Schiffe Erebnö und Terror übertrug er auf 2 feuerspeiende
Berge des Victorialandes.
Iii. Der Atlantische Oeean zwischen' dem östl. und westl. Eon-
tinente, vom nördl. bis zum südl. Eismeere, ausgezeichnet durch große Juselar-
mut in seinem Hauptkörper und durch große Ausbuchtungen an seinen Seiten.
Gesammtansdehnnng: 1,645100 Qm. Wir unterscheiden 3 Abtheilungen:
1) Das Nordmeer westl. vom nördl. Europa bis hinüber nach
Amerika, zwischen Polarkreis und 50° n. Br.
1867 -
Leipzig
: Teubner
- Autor: Flathe, Theodor
- Auflagennummer (WdK): 2
- Sammlung: Geographieschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Schultypen (WdK): Höhere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 3 – Sekundarstufe 2, Klassen 9/10/11 – 12/13
- Schulformen (OPAC): Gymnasium, Höhere Unterrichtsanstalt
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): Jungen
B. Besondere Erdkunde.
Erster Theil.
Geographie der Oceane^).
Erster Abschnitt.
Der nördliche Eisocean.
§. 239. Lage, Gestalt und Grenzen.
Der nördl. Eisocean bildet einen Kugelabschnitt, dessen Mittelpunkt der
Nordpol ist, hat also im allgemeinen eine kreisförmige Gestalt und liegt halb
in der östl. und halb in der westl. Halbk. Er ist von allen Oceanen der am
besten geschlossene, hängt mit dem Großen Ocean nur durch die 7 M. breite
Behringsstraße, mit dem Atlantischen zwischen Grönland und Norwegen auf
einer Strecke von 230 M. zusammen und wird außerdem durch die Nordküsten
Europas (780 M.), Asiens (1620 M.) und Nordamerikas (760 M. weit),
sowie durch Island begrenzt.
240. Gliederung und Größe.
Die verhältnißmäßig bedeutenden Glieder sind*) **):
a) östl. von Grönland das Grönländische Meer;
b) an der Küste des östl. Continents: der West-Fjord, das Lapp-
ländische, Spitzbergische und Weiße Meer; der Tscheskajabusen, die
Waigatschstraße und das Karische Meer; das Sibirische Meer mit dem
Obischen Busen und mehren Limanen;
c) an der Küste Amerikas: der Kotzebuesund; das Meer der nördl.
Durchfahrt, dessen zahlreiche Glieder theils am Festlande liegen: Delphin-
und Unionstr., Georgs Iv.-Krönungsbusen, Prinz-Negents-Gin-
fahrt, Fury- und Heclastr. und Foxkanal, theils zwischen den Inseln;
im 8: Pr.-Wales-Str.; in der Mitte Mac-Clure- (Banks-) Str.,
Barrowstr., Lancastersund; weiter nördl.: der Wellington- (Königin-)
Kanal und Jonessund; an der Westküste Grönlands: der Smithsund,
Dasfinsbai und Davisstraße, diese und der Forkanal verbinden den Eis-
ocean mit dem Atlantischen.
Große: e. 200000 Ihm., d. y. das Doppelte des europ. Rußlands. —
Der Bogen des 30. Merid. von der Behringsstr. über den Pol und Spitzber-
gen bis Norwegens Westküste ist c. 700 M., der des 44. Merid. vom Nordcap
*) Zuvor ist §. 132— 144 zu wiederholen.
**) Hier und bei den folgenden Oceanen ist die Lage der Glieder und Inseln
nach der Karte genau zu bestimmen.
1904 -
Trier
: Lintz
- Autor: Kerp, Heinrich
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
Die nördlichen Gebiete Nordamerikas und die Kanadische Seenplatte. 247
nördlichen Begleitern, der Oberer-See, Winnipeg-See, Athabasca-See,
der Große Sklaven-See und der Große Bären-See liegen so, daß von
jedem derselben ein größerer oder geringerer Teil dem archaischen Schilde, der
andere Teil der paläozoischen Umrandung angehört." Die devonische Umrah-
mung sinkt im W unter das Kreideland der Prairien. Auch im N lösen
nach dem Nordpol hin jüngere Ablagerungen die altern, die dort mit dem Silur
beginnen, ab. Die Grenze des Kanadischen Schildes folgt dort auf einer langen
Strecke dem Nordufer des amerikanischen Festlandes, so daß die zahlreichen
Einlässe, Buchten und Sunde des arktischen Archipels dem flachgelagerten paläo-
zoischen Saume angehören, dessen festungsartige Küstenformen in allen Berichten
der Nordpolarreisenden erwähnt werden.
An der Einebnung des Kanadischen Schildes und seiner Umrahmung
hat auch die Eiszeit einen großen Anteil gehabt. Durch die Eiswirkung der
mächtigen Gletscher wurde das Bild der Peneplain oder Fast-Ebene hervor-
gerufen, das als Unebenheiten des Bodens nur gerundete Hügel und Felsbuckel
aufweist.
Die bedeutendste Erhebungsmasse des nördlichsten
Nordamerika stellt Grönland dar. Die riesige Insel bildet gleich-
sam den Rücken eines hohen Gewölbes, da sie von O nach
W ansteigt und sich wieder senkt. Mit Ausnahme eines sehr
schmalen östlichen und breitern westlichen Küstenstreifens liegt
ihre Oberfläche überall höher als 1500 m. In der Mitte steigt sie
aber, soweit bekannt, bis zu 2700 m an. Der höchste Punkt
Grönlands ist die Peter mannsspitze, die sich nahe der Ost-
küste zu einer Höhe von fast 3500 m erhebt.
Da Nordamerika bis weit über den Polarkreis nach N reicht,
haben seine nördlichsten Gebiete ein sehr kaltes Klima. Un-
günstig ist auch, daß diese Gebiete am niedrigsten gelegen sind
und das Land nach S ansteigt. Ungehindert kann sich infolge-
dessen der klimatische Einfluß des kalten Nordens durch Nordwinde
nach S hin verbreiten. Die nördlichsten Inselgebiete liegen unter
ewigem Schnee und Eis begraben. Am stärksten ist Grönland
vereist, weil dieses nach dem Innern zugleich zu bedeutenden
Höhen ansteigt. Sein Rücken ist von einer mächtigen, bis zu
1000 m dicken, zusammenhängenden Eiskappe, von sog. Inland-
eis bedeckt, von dem nur die Küstenstreifen frei sind. Gletscher
reichen bis zum Meere, und die großen Eisschollen, die abbrechen,
werden als Eisberge fortgetrieben. Tief einschneidende Fjorde
weisen wie an der Küste Norwegens auf die mächtige Eiswirkung
hin. Im Innern der grönländischen Eiswüste herrscht ungeheure
Kälte. In 2000 m Höhe wurde eine Januartemperatur von 40° C.
ermittelt. Eine ähnliche Eiskappe trug in der Eiszeit die Halb-
insel Labrador. Ihre Ostküste ist daher ebenso von zahlreichen engen,
steilwandigen Fjorden durchschnitten wie die Küste von Grönland
und des ebenfalls stark vergletscherten Baffinslandes.. Desgleichen
waren die Gebiete westlich von der Hudsons-Bai damals vereist, worauf
noch heute ein großer Seenreichtum hinweist. An dem Eliasberge
in den Seealpen reichen die Gletscher bis ans Meer hinab, und die
Schneegrenze liegt dort nur 800 m hoch. In der Mitte der Halb-
insel Alaska wurden sehr niedrige Temperaturen, bis zu 56° C.,
beobachtet. In der Umgebung der Kanadischen Seen ist
1884 -
Calw [u. a.]
: Verl. der Vereinsbuchh.
- Autor: Behr, Friedrich, Schwarz, Eduard, Frohnmeyer, Immanuel
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Alle Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Alle Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Völkerkunde?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): koedukativ
762 I. Arktischer Archipel und Grönland.
und Flechten, mitunter eßbare, und während der wenigen Sommerwochen bilden eigen-
tümliche, durch säuerlich scharfe Säfte heilsame Kräntlein (Löffelkraut) kleiue Oaseu in der
Fels- und Eiswüste. Um diese spärliche Nahrung abzuweiden, zieht der zottige Bisam-
stier und der nordamerikanische Hirsch im Juli in jene Gegenden und kehrt im Septem-
der auf dem wieder geschlossenen Eise nach dem festen, Nahrung gewährenden Lande zu-
rück. Ihnen folgen beutegierig Wolf und Bär, und dem Polarhasen der weiße Fuchs.
Stechmückchen werden eine furchtbare Sommerplage. Sonst ist alles eine ununterbrochene
Ode, selten von streifenden Eskimofamilien durchzogen. Handelsinteresse führt in diese
Meere nicht mehr viele Schiffe, seit Walfische und Robben an den zugänglichen Stellen
seltener geworden sind. Der Walfisch erreicht ein Gewicht von 3000 Zentnern, und stellt
dann einen Wert von 30000 Mark dar, so daß ein Fang oft das Schiff fchon bezahlt.
Z 601. Östlich, vom arktischen Archipel getrennt, liegt G r ö n l a n d, das man,
obwohl es noch nie umschifft wurde, die größte Insel der Erde nennen kann. Aus
dem unbekannten Norden erstreckt sie sich in südöstlicher Richtung bis zum 60° N. Br.
und umfaßt ungefähr 40000 Q.-M., 2 200 000 cjkm. An der Westküste drangen die
Engländer und Amerikaner bis zum 82 0 vor, die noch kältere Ostküste wurde von
deutschen Nordpolexpeditionen 1868 und 1869—70 bis zum 77 0 (Kap Bismarck im
König Wilhelm-Land) erforscht. Bewohnbar ist nur ein Teil der zerrissenem, steil-
abfallenden Küsten; im Innern ist dieses arktische Hochland, das sich bis zu 3400 m
erheben soll, eine Eiswüste, in die man kaum 80 km tief eingedrungen ist. Und
doch hatte es, wie auch sein Name besagt und wie alte Baumstämme im ganzen Norden
anzeigen, einst ein milderes Klima.
Nachdem Grönland seit 876 den Isländern bekannt geworden war, gründete Erich
der Rote, ein wegen Mords von Island verbannter Normanne, 982 eine Ansiedluug auf
der Westküste, zahlreiche Isländer folgten ihm. Um 1000 wurde ihnen das Christentum
von Norwegen gebracht, worauf bis ins 14. Jahrhundert ein blühendes Gemeinwesen
bestand. Als aber eine Pest, wahrscheinlich der schwarze Tod, die Bevölkerung verheerte,
und die Küste zu vereisen begann, gelang es den Eskimo, die, von den Indianern aus
dem Süden vertrieben, um 1342 über die Davidsstraße setzten, diese europäischen Nieder-
lassungen zu vernichten. In Europa waren sie vergessen, bis der norwegische Pfarrer
Egede die dänische Regierung bewog, eine neue Kolonie zu gründen (1721). Statt der
Normannen fand man die Eskimo, deren erster Missionar Egede wurde. Seitdem gelang
es der selbstverleugnenden Arbeit der Dänen und Herrnhnter, die grönländischen Eskimo
zu christianisieren, soweit sie nicht auf der Ostseite wohnen. Die Dänen haben nun an
20 Kolonieen dort, mit 8 dänischen Missions- und Handelsplätzen (Fredrikshaab im S.,
Godhavn im N.) und 6 Stationen der Brüdergemeinde, von denen Neuherrnhut mit einem
Gehilfeninstitut bei Godhavn liegt. Die nördlichste ist Upernivik unter 72° 48'. Sie be-
stehen aus etlichen Holzhäusern samt Warenschuppen und Werkstätten, die kahl auf dem
öden Felsboden stehen, und den Erdhütten oder Sommerzelten der Grönländer (in Jakobs-
havn auch ein Seminar). Der Frost ist noch in Südgrönland so durchdringend, daß die
Getränke in den Schränken der warmen Zimmer gefrieren. Doch zieht man, wenn im
Juni der Schnee weg ist, Kartoffeln (die wie Baumuüffe werden), Rüben und Kohl, die
in manchem Sommer der wiederkehrende Schnee zudeckt. Gewitter sind äußerst selten,
in 34 Jahreu erlebten die Missionare zwei, aber in den kurzen Sommerwochen schmilzt
von der Hitze das Pech an den Schiffen. Treibholz bringen die Meeresströmungen aus
dem Golf von Mexiko und aus den sibirischen Strömen in großer Menge; jedoch in
strengen Wintern können nur Kohlen hinreichend erwärmen. Die Einwohner Grönlands,
etwa 10000, sind außer den Missionaren und dänischen Beamten fast ausschließlich Eskimo.
Die Eskimo, indianisch: „Rohfleischesser", nennen sich selbst Jnnuit, Menschen, und
sind den Tschnktschen Sibiriens (S. 632) verwandt. Früher mehr im Süden wohnend,
sind sie jetzt nur noch über die Küsten und Inseln des arktischen Amerikas zerstreut, vom
Mackeuzie-Laud bis au die Ostküste Grönlands; nördlich fand man ihre Spuren bis zum
81 °. Seit sie sich au europäische Genüsse gewöhnen und seit europäische Spekulation die
nordischen Fischgewässer entvölkert, sind sie im Aussterben; man schätzt sie noch im ganzen
1900 -
Leipzig
: Spamer
- Autor: Thomas, Louis
- Auflagennummer (WdK): 10
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schultypen (WdK): Alle Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Alle Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Völkerkunde
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): koedukativ
248 Die Entdeckung der Nord- und Südpolarländer.
wieder nach Spitzbergen zurück. In der Hinlopenstraße entdeckte Kolde-
wey verschiedene Inseln. Ter Kurs wurde dann nördlich gesetzt, und man
erreichte unter 16° 39' östl. L. die Breite von 81° 5', die höchste, welche
bis dahin von einem Segelschiffe erreicht worden war. Da im Norden der
Eisblink einem weiteren Vordringen keinen Erfolg versprach, so kehrte das
Schiff um und legte sich am 30. September wieder glücklich im Hafen von
Bergen vor Anker, von wo es am 10. Oktober nach Bremerhaven zurück-
kehrte. Diese erste deutsche Nordfahrt, die so glücklich von statten gegangen
war, sollte aber bald von einer noch glänzenderen übertrosfen werden.
Uberall zeigte sich dafür ein reges Interesse. Am 15. Juni ging die von
Di'. Petermann vorbereitete zweite Expedition von Bremerhaven aus in
See. Sie bestand aus dem neuerbauten Dampfer „Germania" unter Kolde-
Weys Leitung und der Schonerbrigg „Hansa", geführt von dem erprobten
oldenburgischen Kapitän Hegemann. Der Plan der Expedition, die von
mehreren tüchtigen Gelehrten begleitet wurde, war, die Ostküste Grönlands
zu erreichen, an derselben zu überwintern und so weit als möglich nach
Norden vorzudringen. Bis zur Insel Jan Mayen waren beide Schiffe bei-
stimmen geblieben, behutsam folgten sie der Eiskante; am 20. Juli trennten
sie sich bei hartem Westsüdwestwinde infolge eines leidigen Mißverständ-
niffes. Kapitän Koldewey hielt eine nochmalige Beratung mit Hegemann
für wünschenswert und gab der „Hansa" das Signal (coms within hail),
anf Rufweite heranzukommen; die „Hansa" verstand: long stay a speak,
was Hegemann auslegte, das Schiff folle des Eises wegeu weiter nach Westen
segeln, um das freie Wasser an der grönländischen Küste zu gewinnen. Er
setzte alle Segel ein, bald umschloß ihn dichter Nebel, und — beide Schiffe
sahen sich uie wieder. Die „Hansa" ging weiter, das Eis zeigte sich dichter,
und unaufhaltsam wurde das Schiff nach Süden getrieben. Am 28. Juli
erblickte man die grönländische Küste unter 72° 52'nördl. Br. und 16° 54'
westl. L. Bis zum 7. September wurden ununterbrochen Versuche ge-
macht, das Eis zu durchbrechen und höhere Breiten zu gewinnen, denn man
hatte die Insel Sabine als den Ort gemeinschaftlicher Überwinterung
bestimmt. Am 27. August war man wohl auch bis 74° 20' nördl. Br.
gekommen und der „Germania" bis auf höchstens 34 Seemeilen uahe gerückt,
dann hinderten aber Eis, Nebel und Windstille die Weiterfahrt. Zwischen
zwei Vorsprüngen eines großen Eisfeldes, das fpäter zum Rettungsfloße
wurde, lag das Schiff festgebettet da. Die Mannschaft suchte sich möglichst
bequem für den Winter einzurichten und erbaute auf dem Eisfelde, das
3000 Schritte breit und eben so lang war, etwa 11/2 m über den Wasser-
spiegel emporragte und 121/2 m unter denselben reichte, ein Winterhaus
aus Kohlenziegeln, welche man aus dem Schiffe herbeischaffte. Das Hans
lag etwa 450 Schritte weit vom Schiffe entfernt und war 6 m 28 cm lang,
4 m 70 cm breit und 2 m hoch; die Dachbekleidung bestand aus Segeltuch
und Schilfmatten.
1860 -
Leipzig
: Hinrichs
- Autor: Stein, Christian Gottfried Daniel
- Hrsg.: Wagner, Karl Theodor
- Auflagennummer (WdK): 25
- Sammlung: Geographieschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
326
Amerika.
und Nordamerika zur Aufsuchung des 1845 spurlos verschwundenen
Cap. I. Franklin ausgesendet, zur Erweiterung unserer Kenntnis
von den nordamerikanischen Polargegenden am meisten beigetragen.
Der letzte derselben war der 1857 gestorbene K a n e. Nachdem Cap.
Jnglesield 1852 in dem Smith-Sund bis 78° 30' Br. vorge-
drungen war und gefunden hatte, daß dieser mit einem nördlicheren
unbekannten, damals eisfreien Meer in Verbindung stehe, gelangte
Kane 1853 eben dahin; er mußte aber sein Schiff in der Renffelaer-
Bai 78° 38' an der Westküste Grönlands eingefroren zurücklassen,
da hinter ihm der Smith-Sund 1854 u. 55 durch Eis geschloffen
blieb. Mit drei auf Schlitten gesetzten Booten erreichte er über die
Eisfelder des Sundes im Frühjahr 1855 das offene Wasser der
Baffinsbai nach zwei furchtbaren arktischen Wintern, deren Zwischen-
räume er zu Excursionen benutzte, aus denen er an der Westküste bis
zu einem von ihm Mount Parry genannten Berge und. 82" 30'
Br. vordrang u. hier ein offenes eisfreies Meer, eine mildere Tem-
peratur und ein reicheres animalisches Leben antraf.
2) Grönland erstreckt sich zwischen der Bassins-Bai u. deren
nördlichen Fortsetzungen im W. u. dem grönländischen Meer im O.
vom 60° N. Br. (Südspitze des Festlandes S taten Huk, auf einer
vorliegenden Insel C. Fare.well) in zunehmender Breite, die unter
75" Br. mindestens 125 M. beträgt, in noch unerforschte Fernen gegen
den Nordpol hin. Die Westküste kennt man bis etwas über 81" Br.
hinaus, die Ostküste bis 76". Das geschloffene Festland, dem man
eine durchschnittliche Höhe von 2000' zuschreibt, ist wegen der An-
häufung gewaltiger Eismassen, welche die ganze Oberfläche bedecken,
unbewohnbar u. unzugänglich, also auch unbekannt. Denselben Cha-
rakter hat die Ostküste, da sie steil ohne Vorland zum Meere abfällt.
Zahlreiche tief eindringende Fjorde und Sunde haben dagegen aus der
Westseite einen Gürtel von steilen Halbinseln u. Inseln gebildet, die
vom Meere aus erreichbar sind u. auf den niedrigen Landstrecken längs
der Fjorde bewohnt werden. Durch die Eisfjorde schiebt hier das eisige
Binnenland ungeheure Eismaffen in das Meer, die nicht selten über
1000 Fuß dick sind u. eine Oberfläche von 100 Mill. Cubik- Ellen
Flächeninhalt haben. Die v-vn 78|° bis 79" 5' nach Ono. zurück-
weichende Küste verschwindet völlig vor den aus dem Innern hervor-
brechenden Eismaffen des H u m b o l d t gl e t sch ers, dessen senkrechte
Wände sich 15 Meilen nach N. ziehen, wo der Fuß desselben auf
dem niedrigen Saum einer geg. Wnw. streichenden Küste ruht, die
von Kane das Wassingtonland genannt worden ist. Auf der
Westküste ist das Klima weniger streng als in den andern arktischen
Gegenden von Amerika, wenngleich der Boden nicht vor Ende Juni
aufthaut, der Juli der einzige Monat ist, in dem es nicht schneit,
und im Januar u. Februar das Quecksilber nicht selten gefriert. Im
südlichen Theile gedeihen noch krautartige Gewächse, Sträucher mit
eßbaren Beeren und Kartoffeln, aber kein Getreide. Außer wenigen
Schafen, die man hält, ist der Hund das einzige Hausthier. Nur
Rennthiere, Hasen, Füchse u. Eisbären kommen neben den zahlreichen
Waffervögeln als wilde Thiere vor. Von Wichtigkeit ist die Eidergans,
1897 -
Leipzig
: Engelmann
- Autor: Langenbeck, Rudolf
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schultypen (WdK): Höhere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10, ISCED 3 – Sekundarstufe 2, Klassen 9/10/11 – 12/13
- Schulformen (OPAC): Höhere Lehranstalt
§ 85. Horizontale und vertikale Gliederung und Bewässerung. 51
eine Reihe von Expeditionen zu seiner Rettung ausgesandt, dieselben konnten aber
nur den Untergang der gesamten Expedition feststellen. 1858 fand Mac Clintok
auf der Westküste von King Williams-Land die Leichen der letzten Mitglieder der-
selben. Das Problem der nordwestlichen Durchfahrt löste 1850—54 Mac ©Iure,
der von der Berings-Straße bis zur Melville-Jnsel durchdrang, wo er sein Schiff
im Stich lassen mußte. Seine Reise zeigte aber zugleich, daß die Durchfahrt der
Eisverhältnisse wegen ohne praktischen Wert fei. Von den östlichen Inseln wurden
Spitzbergen, sowie Rowaja-Semlja schon 1597 von dem Holländer Willem
Barents entdeckt, Franz-Josephs-Land dagegen erst 1874 von der österreichischen
Polarexpedition unter Payer und Weyprecht. Die Ostküste Grönlands wurde
zuerst 1869/70 von der deutschen Polarexpedition unter Koldewey, das Innere des
Landes 1883 von dem Schweden Erik von Nordenskiöld srordenschöld^ genauer
erforscht. 1888 gelang es dem Norweger Nansen, mit 5 Begleitern aus Schneeschuhen
das grönländische Inlandeis von 0. nach W. längs des 64. Breitengrades zu durch-
queren. Auf einer zweiten Reise 1893—96 mit dem eigens zu dem Zwecke erbauten
Fram folgte Nansen der Nordküste Asiens bis Neu-Sibirien und wandte sich
dann nordwärts. Mit Schlitten erreichte er mit einem Begleiter die größte bisher
erreichte nördliche Breite 860 14', nördlich von Franz-Josephs-Land. Auf letzterem
überwinterte er und wurde von dort durch ein englisches Schiff zurückgebracht,
während der Fram unter Sverdrups Führung über Spitzbergen zurückkehrte.
Die Südpolarländer sind bis jetzt noch sehr wenig erforscht.
Größere Landmassen scheinen um den Südpol nicht vorhanden zu sein,
sondern nur zerstreute Inseln. Die bedeutendsten sind Viktoria-
Land mit den über 3000 in hohen Vulkanen Erebus und Terror
78 0 f. Br., unter der Länge von Neu-Seeland, östlich davon Wilkes-
Land und Grahamsgrehämj - Land südlich von Kap Horn.
3. Afrika.
§ 85. Horizontale und vertikale Gliederung und Bewässerung.
Afrika hat (einschließlich der ihm zugehörigen und zugerechneten
Inseln) eine Größe von 30 Millionen qkm. Davon fallen
23 Millionen auf die heiße Zone, 5 Millionen auf die nördliche,
2 Millionen auf die südliche gemäßigte Zone. Afrika ist daher von
allen Erdteilen der heißeste. Die äußersten Punkte sind: Im N.: Kap
Blanco, 37^° n. Br., 10° östl. L. v. Gr., im 8.: Kap Agulhas
(Nadelkap), 35o s. B., 20° östl. L. v. Gr., im W.: Kap Verde
(Grünes Vorgebirge), 15o n. Br., 171° w. L. v. Gr., im
0.: Kap Guardasui auf der Somal-Halbinsel, 12o n. Br.,
51|° ö. L. v. Gr.
Afrika ist von allen Erdteilen der am wenigsten
gegliederte. Der einzige größere Vorsprung ist die Somal-
Halbinsel, die sich aber auch so breit an den Rumpf ansetzt, daß
sie kaum als ein besonderes Glied erscheint. Auch an Inseln ist Afrika
arm; die meisten derselben stehen in keiner näheren Beziehung zum
Festlande, sondern sind als ozeanische Inseln anzusehen. Das Festland
selbst zerfällt in zwei ziemlich gleich große Teile, einen südlichen, drei-
eckigen und einen nördlichen von trapezförmiger Gestalt.
4*
1900 -
Leipzig
: Spamer
- Autor: Thomas, Louis
- Auflagennummer (WdK): 10
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schultypen (WdK): Alle Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Alle Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Völkerkunde
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): koedukativ
Die höchste nördliche Breite, 261
Bei Kap Sabina fanden sie eine schriftliche Nachricht, daß der „Proteus",
der abgegangen war, den Leutnant Greely und seine Leute zurückzuführen,
am 23. Juli 1883 im Eise zerdrückt worden war und die Mannschaft des
Schiffes sich nach Süden zu retten versucht habe.
Hier wurde nun der dritte Winter verlebt, es war der schrecklichste,
denn hier wurden alle Bequemlichkeiten vermißt, die man in Fort Cooper
an der Lady-Franklinbai hatte. Da das Wild in dieser Gegend ungeheuer-
sparsam war, brach bald Hungersnot aus. Zuletzt bestaud die gesamte
Nahrung der zum Tode schwachen Mannschaft nur aus einigen kleinen
Krabben, die mit Netzen aus dem Meere gefischt wurden. Einer nach dem
andern starb, doch die Hoffnung wich nicht von den armen Menschen, es
mußte ja Hilfe kommen, ihr Vaterland konnten sie nicht im Stiche lassen.
Endlich, am 23. Juni 1884, als nur noch der Führer der Expedition
Greely und sechs Mann am Leben waren, kam die ersehnte Hilfe. Amerika
hatte seine wissenschaftlichen Märtyrer nicht vergessen. Kapitän Schley mit
dem Schiffe „Thetis" fand die Überlebenden, von denen einer jedoch auf
der Heimreise in Godhaven starb.
Dieerfolge dieser Expedition waren bedeutend. Der Leutnant Lockwood
erreichte am 13. Mai 1882 den nördlichsten Punkt der Erde, den je ein
Mensch bis jetzt erreicht hat, 83° 23' 8" nördl. Br. England hatte die Ehre
300 Jahre lang, den höchsten Norden erreicht zu haben, bis der Amerikaner
Lockwood diese Ehre für die Vereinigten Staaten von Nordamerika eroberte.
Außer diesem nahm die Expedition eine große Strecke von Grönland
auf und erforschte das Innere von Grinnellland, entdeckte daselbst den
Hazensee, den Greely-Fjord it. a. und fand im Innern des Landes grüne
Wiesen, auf welchen Moschusrinder weideten; ein Beweis, daß auch im
höchsten Norden nicht alles Land jahraus, jahrein unter Schnee und Eis
begraben liegt, wie dies z. B. im Innern Grönlands der Fall ist.
Im Jahre 1887 erreichte der norwegische Kapitän E. H. Johannesen,
welcher 1878 die Insel Einsamkeit im sibirischen Eismeer entdeckt hatte,
das im Nordosten von Spitzbergen gelegene, öfters gesehene rätselhafte
Gillisland, welches er Muninsel nannte.
Die jüngste wertvolle Reife in der nördlichen Eisregion, eine Über-
landreise, allerdings ziemlich weit im Süden Grönlands, machte der Nor-
weger Fridtjof Nansen, geboren 10. Oktober 1861 bei Christiania. Am
9. Mai 1888 ging eine von dem Kopenhagener Kaufmann Gamel aus-
gerüstete Expedition nach der ostgrönländischen Küste ab, welche Nansen
mit fünf Begleitern mit sich führte. Die Küste konnte das Schiff des Eises
wegen aber nicht erreichen, weshalb Nansen mit zwei Booten das Schiff
verließ, um so an das Land zu kommen. Ziemlich weit mußte er nach Süden
gehen, um das Eis zu durchbrechen, und nun war er gezwungen, der Küste
entlang wieder nach Norden zu rudern, um seine Reise ausführen zu können.
1839 -
Prenzlau
: Kalbersberg
- Autor: Meinicke, Carl Eduard
- Hrsg.: ,
- Sammlung: Geographieschulbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Schultypen (WdK): Höhere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 3 – Sekundarstufe 2, Klassen 9/10/11 – 12/13
- Schulformen (OPAC): Höhere Lehranstalt
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): Jungen
302 Der Nordpolarocean. Die Nordpolarländcr.
faken in Nordrußland und Sibirien, im nördlichen Ostsibirien
auch andere wie die Koriäken und Tschnttschen; im ganzen
Nordamerika leben noch elender und kümmerlicher die Eskimos,
zu denen auch die Grönländer gehören.
§. 037. Auch die Europäer haben sich in den Polarlän-
i dern niedergelassen. Schon im Mittelalter wanderten Coloniften
aus Skandinavien in Island ein und gründeten dort
Staaten, die selbst historische Bedeutung gewannen; ihre Nach-
kommen bewohnen die Insel (unter dänischer Oberherrschaft),
Viehzucht und Fischerei treibend, durch Sirreneinfalt und geistige
Regsamkeit sehr ausgezeichnet. Von Island war in alten Zeiten
auch Grönland eolonisirt worden, allein die Niederlassungen
gingen zum Theil durch die Ungunst der Naturverhältniffe zu
Grunde. Erst in neuerer Zeit sind durch die Dänen neue
Niederlassungen an der Westküste von Südgrönland angelegt,
deren Hauptzweck nächst der Betreibung der Fischerei die Bekeh-
rung der Grönländer zum Christenthum (die Missionen der
Herrcuhuter in Grönland und Labrador) ist. Die
übrigen Europäer zieht nur der Fang der Wall fische, welche
sich vor ihren Verfolgern unter die Eisfelder flüchten, in dieses
Meer; ihn betreiben besonders die Engländer mit Eifer im
grönländischen Meere, in der Davisstraße und der Baffinsbai.
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•_____________________Jl
1910 -
Trier
: Lintz
- Autor: Kerp, Heinrich
- Hrsg.: ,
- Auflagennummer (WdK): 12
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrerbuch
- Schultypen (WdK): Lehrerseminar
- Schultypen Allgemein (WdK): Lehrerbildungsanstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Lehrerbildungseinrichtungen
- Schulformen (OPAC): Lehrerseminar
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): Jungen
156
Die Außereuropäischen Erdteile.
Ströme.
Mit Ausnahme eines im O sehr schmalen, im W breiten Küstensaumes
liegt Grönland über 1500 m hoch; nach dem Innern steigt es, soweit bekannt,
bis zu 2700 m an. Der höchste Punkt überhaupt ist die 3500 m hohe re ter-
mali nsspitze (wo liegt sie?)
frühere ver- Infolge der nördlichen Lage und bedeutenden Erhebung ist
gietscherung. Grönland von einer bis 1000 m dicken Eiskappe, sog. Mandéis,
bedeckt, von dem nur die Küstenstreifen frei sind. Gletscher
reichen bis zum Meere, und die abbrechenden großen Eisschollen
treiben als Eisberge fort. Im Innern der grönländischen Eiswiiste
herrscht ungeheuere Kälte. In 2000 m Höhe wurde eine
Januartemperatur von 40° C. ermittelt. Eine ähnliche Eiskappe
trug in der Eiszeit Labrador. Seine Ostküste ist daher ebenso
von zahlreichen engen Fjorden (vgl. § 10) durchschnitten wie die
Küste von Grönland und Baffinsland. Auch die Gebiete westlich
von der Hudsons-Bai waren damals vereist, worauf noch heute ein
großer Seenreichtum hinweist. An dem Eliasberge in den Seealpen
reichen die Gletscher bis ins Meer hinab, und die Schneegrenze
liegt dort nur 800 m hoch. In der Mitte der Halbinsel Alaska
wurden sehr niedrige Temperaturen, bis 56° C, beobachtet
Unter den Strömen sind die bedeutendsten der Jukon,
der Alaska durchströmt, der 3700 km lange Mackenzie (mäk-
kénsi) (welche größeren Seen liegen in seinem Gebiete?), der
Nelson (aus welchen Quellen bildet er sich und welchen See
durchfließt er?) und der St. Lorenzstrom, der den Abfluß der
5 großen kanadischen Seen bildet und mit breiter Trichtermün-
dung (gegenüber welcher Insel?) mündet. (Wo münden die andern
Ströme?)
Die kanadischen Seen, aus dem Oberen, Michigan-
(mi(t)schgän = großer See), Huron- (den. nach dem Indianer-
stamm der Huronen), Erie- (îri = Katzensee) und Ontario-See
(ontêrio = schöner See) bestehend, bilden die größte Süß-
Wasseransammlung auf Erden. (Wie liegen diese Seen zu-
einander und welche Gestalt haben sie?) Ihre Wasserfläche ist
beinahe halb so groß wie das Deutsche Reich, und der größte, der
Obere-See, ist mit 80000 qkm größer als Bayern. Die drei west-
lichen Seen haben infolge ihrer großen Tiefe sehr kaltes Wasser,
weil der Sommer die winterliche Abkühlung nicht auszugleichen
vermag, und beeinflussen ihre Umgebung ungünstig. Die beiden
östlichen sind seichter und erwärmen sich daher schneller. Die
Verbindung zwischen ihnen stellt der Niagara-Fluß dar. Dieser
bildet den großartigen Niagara-Fall (= Donner der Gewässer;
die Indianer sprechen niägare, man sagt aber in deutscher Sprache
meist niagâra, in englischer neiägera), indem er sich zu beiden
Seiten der Ziegeninsel etwa 50 m tief hinabstürzt, ein herrliches
Naturschauspiel darbietend.
Der östliche, sog. amerikanische Fall ist 336 m, der westliche, kana-
dische, 574 m breit. Auf den letztern kommt die 9fache Avassermasse des
andern. In jeder Sekunde stürzen durchschnittlich 11000 cbm Wasser in die
Tiefe, während des ganzen Jahres etwa 350000 Mill. cbm. An der Sturzkante
Die
kanadischen
Seen.
Niagara-Fall.
1914 -
Leipzig
: List & von Bressensdorf
- Autor: Ambrosius, Ernst, Hinkel, Philipp
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lesebuch
- Schultypen (WdK): Höhere Lehranstalten, Mittlere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten, Mittlere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
350 Nord- und Mittelamerika. I. Arktisches Nordamerika
dieses merkwürdige Tier zu beobachten. Die Moschusochsen zeigen keine
Furcht vor dem Menschen. Nähert man sich ihnen, so stellen sie sich in einer
langen Reihe auf, die Kühe und die jungen Kälber weichen ein wenig zurück,
ein gewaltiger, alter Stier tritt als Anführer vor die Front, und die Köpfe
mit den gewaltigen Hörnern sind gegen die Herannahenden gerichtet. Stehen
sie erst in Schlachtreihe, so rücken sie auch ohne Zögern zum Angriff vor, wo-
bei sie meistens durch ihre wuchtige Masse Furcht erwecken zu wollen scheinen,
wenn sie im plumpen Trabe vorwärtsstürzen, und die langen, wolligen Zot-
teln ihnen soweit vom Leibe stehen, daß sie auf einmal ganz außergewöhnlich
breit aussehen.
Außer dem Moschusochsen trifft man hier noch in den höchsten Ge-
birgsgegenden den weißen Polarhasen, während der grönländische Lemming
die für ihn günstigen Plätze, trockene Stellen mit guten Pflanzenwuchs, in
unzähligen Scharen bevölkert. Zwischen den Uferselsen scheint das Hermelin
nicht selten aufzutreten, und den Eisbären kann man wenigstens im Sommer
zu den Landtieren rechnen, da man ihn dann an den Abhängen Gras fressen
und Beeren suchen sieht. Noch ein Raubtier, der Wolf, scheint jetzt nicht
selten zu sein, ist aber erst in den letzten Jahren bekannt geworden; dagegen
haben wir auf unserer Reise kein einziges Renntier, das hier früher in großen
Herden aufgetreten ist, gesehen. Man hält es für möglich, daß der oon Norden
eingewanderte Polarwolf die Renntiere ausgerottet habe, auch ist die Mög-
lichkeit nicht ausgeschlossen, daß der Moschusochse das Nenntier aus seinen
Weidegründen verdrängte.
Das Klima Grönlands ist im Sommer überall, selbst in seinen süd--
lichsten Teilen, im Verhältnis zu den Breitegraden sehr kalt, was wohl zu-
nächst vou den kalten Polarströmen herrührt.
Der Winter dagegen ist in Grönland recht nrild. In Nord-Grönland unter
82° man eine mittlere Jahrestemperatur von — 20° gesunden, die kälteste,
die bis jetzt auf der Erde beobachtet worden ist.
„Wer Grönland jetzt in seinem öden Zustande mit seinen mächtigen
Gletschern erblickt, wird sich schwerlich eine Vorstellung davon machen können,
daß es Zeiten gegeben hat, in denen von Schnee und Eis keine Spur vor-
handen war. Die Felsen geben uns indessen an verschiedenen Stellen einen
nicht zu verkennenden Beweis, daß ihr Boden einst mit üppigen Wäldern,
mit Palmen und anderen tropischen Pflanzen bedeckt war, wie man sie jetzt
an deu Ufern Ägyptens findet.
Das Land besteht zum größten Teil aus Bergarten, die der ältesten
Bildung der Erde, dem Grundgebirge, angehören (Gneis, Glimmerschiefer,
Hornblende usw., außerdem aus Graniten, Syeniten und audern Bergarten,
— Man kennt in Nordgrönland 20 Fundorte für tertiäre Pflanzen mit
282 Arten, von denen 251 zu den Blumenpflanzen gehören. Unter diesen be-
finden sich Sumpfzypressen, Mammutbäume, Fichten und Tauueuarten.
Noch zahlreicher sind die Laubhölzer. Es gab damals nicht allein Pappeln,
Birken, Erlen, Ulmen, Platanen, Eschen, Ahornbäume, Bucheu und Kastauien,
sondern auch eiueu wuuderbareu Reichtum an Eichen und Walnußbäumen.
1880 -
Braunschweig
: Vieweg
- Autor: Klein, Hermann Josef
- Hrsg.: ,
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrbuch
- Schultypen (WdK): Gymnasium, Realschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Höhere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): ISCED 2 – Sekundarstufe 1, Klassen 5/6/7 – 8/9/10, ISCED 3 – Sekundarstufe 2, Klassen 9/10/11 – 12/13
- Schulformen (OPAC): Gymnasium, Realschule, Höhere Lehranstalt
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Völkerkunde
- Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
- Geschlecht (WdK): Jungen
- Konfession (WdK): offen für alle
Das Südliche (antarktische) Eismeer.' ' 33
3. Grönland, die größte Insel der Erde, im Innern vollständig von Eis bedeckt,
mit felsigen, durch Fjorde mannigfach zerrissenen Küsten, denen kleine Insel-
trümmer vorgelagert sind. Der südlichste Punkt Grönlands (Cap Farewcll)
liegt in 600 n. Br., der nördlichste jenseits 83° n. Br.
Grönland ist das eigentliche Land der Gletscher, die Heimath der größten Eis-
berge, die hier entstehen, indem die Eisplatte des Landes sich an gewissen Punkten weit
ins Meer hinausschiebt und ihre äußersten Theile dort zerbröckeln. Die Eisschale, welche
das über 20 000 Q.-Meilen große Innere des Landes bedeckt, muß eine ungeheure
Mächtigkeit besitzen; nur wenige Bergspitzen ragen aus ihr empor. Versuche, das Binnen-
land von W nach 0 zu durchkreuzen, haben sich bis jetzt als durchaus unausführbar
erwiesen.
Gesehen wurde Grönland wahrscheinlich zuerst (im 9. Jahrhundert) von Grünn-
bjorn, dann (im 10. Jahrhundert) auf Erich Rauda's Anregung colonisirt. Ob es, wie
behauptet wird, in historischer Zeit eine bedeutende Verschlechterung des Klimas erlitten,
läßt sich mit Gewißheit nicht entscheiden.
Die höheren Breiten des Nördlichen Eismeeres sind die Ausgangspunkte kalter
Meeresströmungen, welche Eisberge und meilcngroße Eisfelder südwärts, stellen-
weise weit über die Grenzen des Eismeeres, hinaustragen. Die Hauptwegc dieser
Eisströme sind längs der Ost- und Westküste Grönlands und die kalte Labrador-
strömung bringt Eisberge selbst über 500 n. B. nach Süden. Minder beträchtlich,
aber dem Vordringen nach Norden ebenfalls in hohem Grade hinderlich, ist die
Eisströmung nördlich zwischen Spitzbergen und Nowaja Semlja.
§. 9.
Pas Südliche (antarktische) Eismeer.
Das südliche Eismeer hat, die ganze südliche kalte Zone umfassend, nur
Wassergrenzen: den Großen, Atlantischen und Indischen Ocean. Größere Land-
massen scheinen daselbst vollständig zu fehlen; jedenfalls giebt es keinen südli-
chen Co nt ine nt, an dessen Vorhandensein man früher glaubte. Die nach und
nach entdeckten Inseln liegen (wie Wilke's-, Enderby's-, Graham-Land) fast
sämmtlich unter dem südlichen Polarkreise, nur die bergige, eisreiche Küste von
Victoria-Land verläuft mehr in der Richtung des Meridians (von 71° bis
78° s. B.).
James Roß, der (1641) Victorialand ausiand, entdecktedort gleichzeitig zwei thätige
Vulkane (Erebus 4000 m, Terror 3500 m hoch) sowie eine 100 Meilen lange 50 bis
100 nr hohe, senkrechte Eismauer, die wahrscheinlich auf niedrigem, vulkanischem Boden
ruht.
Die höchste südliche Breite, welche bisher (von I. Roß im Februar 1842) erreicht
wurde, ist 78» 10'.
Die kalten (Eis-)Strömungen des südlichen Polarmceres sind im Einzelnen
noch wenig bekannt; sie müssen jedoch sehr bedeutend sein, da die durchschnittliche
Treibeisgrenze im Atlantischen Ocean 50° s. B. bedeutend überschreitet und sowohl
dort wie im Indischen und Großen Oceane Eisberge bis diesseits 45° s. B. an-
getroffen werden.
Klein, Erdkunde.
3
1869 -
Braunschweig
: Schwetschke
- Autor: Blanc, Ludwig Gottfried, Lange, Henry
- Auflagennummer (WdK): 8
- Sammlung: Realienbuecher vor 1871
- Schulbuchtyp (WdK): Lehrer- und Schülerbuch
- Schultypen (WdK): Landschule
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Inhalt Raum/Thema: Realienkunde, Welt
- Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
- Geschlecht (WdK): koedukativ
- Konfession (WdK): offen für alle
I. Nordpolarländer von Amerika.
429
unter den bis 1869 bekannten Ländern (nördlicher noch als Spitzbergen
liegt Grinnel Land am Kennedy Channel); seiner Lage nach wird es zu
Europa gerechnet. Es besteht ans mehreren größeren und kleineren Inseln
und Felsen, dem eigentlichen Spitzbergen im
und den drei Inseln
Nordost-Land, Barents-Land und Stans-Foreland. Der An-
blick des Ganzen ist überaus abschreckend; man sieht nichts als 3-4000
hohe, mit ewigem Schnee und Gletschern bedeckte Berge und Thäler; selbst
in diesen zeigt sich im hohen Sommer nur eine diirftige Vegetation
meist aus Moosen und Flechten bestehend, darunter kein einziger Baum
oder Strauch —, welche einige Rennthiere ernährt. Einwohner hat das
Land nicht; ein ewiger dichter Nebel hüllt es ein, und nur im Sommer
ist ein Theil der Küste vom Eise frei und wird dann von einigen Wal-
fischfängern besucht. An der Sw.-Küste liegt der Bell-Sund, der
Jce- (Eis) Sund und der Horn-Sund. Spitzbergen ward zuerst 1553
von dem Engländer Willoughby entdeckt; 1764 versuchten die Russen hier
einen Wachtposten einzurichten, mußten ihn aber bald wieder aufgeben; doch
rechnen sie die Insel zu ihren Besitzungen. In der neuesten Zeit haben die
Schweden mehrere wissenschaftliche Expeditionen nach Spitzbergen geschickt,
so im Sommer 1858, 1861 1864, auch 1868*). In letztgenanntem
Jahre besuchte auch die erste deutsche Nordpolar-Expedition diese
Inselgruppe. Der Führer der Expedition, Kapitän Koldewey, hat hier
mit Unterstützung seiner Begleiter im südlichen Theil der Hinlopen-
Straße (diese Straße trennt West-Spitzbergen von Nord-Ost-Land) einige
Aufnahmen gemacht. Nördlich von der Björn-Bai fanden die Deutschen
eine größere Insel, welche sie König-Wilhelm-Insel nannten. Südlich
davon liegt unter 74" die kleine, unbewohnte Bären-Insel.
Unter 71° n. Br. und 10" ö. Lg. liegt das ebenso wüste unbewohnte
Felseneiland Jan Mayen, von einem Holländer dieses Namens 1611 ent-
deckt. Es hat einen brennenden Vulcan und Berge von 6000" Höhe; auch
wird es nur von Walfischjägern im Sommer besucht.
Grönland, d. h. grünes Land, wie es von den ersten Entdeckern,
dem Erich Rauda und seinen Gefährten, von Island aus 895, nach An-
deren aber erst 982, genannt ward, weil sie auf der Ostküste zu ihrem
Erstaunen Wälder und schöne Wiesen gefunden.
Grönland ist höchst
wahrscheinlich eine Insel, nächst Neu-Holland die größte auf Erden; vielleicht
besteht es sogar aus einer Menge von dicht bei einander liegenden Inseln;
nur einige Strecken an der Ostküsle, aber fast die ganze Westküste sind uns
bekannt. Die Osttüste steigt in steilen Fels- mib Eismassen aus dem
Meere, und dies ist das ganze Jahr über mit undurchdringlichen Eisfeldern
bedeckt. Die Westküste ist mehr zerrissen, von tief eindringenden Buchten
(Fjorden) zerschnitten und einen Theil des Jahres eisfrei; die größte Insel
an derselben ist Disko, unter 70" Br. Grönland erstreckt sich vom süd-
lichsten Vorgebirge, dem Cap Farewell, unter 59%° n. Br., in unbe-
kannte Ferne (wohl noch über 80° Br.) nach N. und vom 4 bis 60°
w. Lg., so daß der Flächenraum nur muthmaßlich über 20,000 Ihm. be-
*) Siehe Petermanns Mittheilungen und auch Erglnzungsband 4 derselben.