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1. Kurzer Lehrgang der Geschichte für höhere Mädchenschulen - S. 72

1896 - Leipzig : Voigtländer
72 Stande der Welt ins Ohr, zu seinen Fen strecken sich zwei Wlfe. Das ganze Weltall berschaut der Gott von diesem Hochsitz aus; nichts entgeht seinem Blicke. Wenn er der die Erde hinfhrt, ist er in einen blauen (Wolken-) Mantel gehllt und trgt einen breitrandigen Hut auf dem Haupt. In den Kampf reitet er als König und Anfhrer der Götter (A f e n) und Helden auf achtfigem Schlachtro, in goldstrahlendem Panzer, mit goldenem Helm geschmckt, den Siegesspeer schwingend, der alle Feinde niederstreckt. Dem Wodan war der Mittwoch, Wodanstag" (englisch Wednesday), geweiht. Auerdem lebt sein Name noch vielfach in geographischen Namen fort, wie: Godesberg Wodansberg; Odenwald. In der Volksberlieferung erscheint Wodan als Fhrer des wilden oder wtenden Heeres" ( wtendes Heer" Entstellung aus Wuotenes Heer"). Wuotans Sohn war Donar (Thor), der rotbrtige Donnergott, der auf einem mit Bcken bespannten Wagen in der Gewitterwolke dahinrollt und mit seinem Steinhammer den einschlagenden Blitz wie den befruchtenden Regen herniedersendet. Ihm war der Donnerstag geweiht. Auch sein Name lebt noch in geographischen Namen fort, wie: Donnersberg. Als der dritte der groen Götter galt Ziu (Tyr), der einarmige Kriegs-und Schwertgott. Sein Name lebt noch fort in dem Wochentage: Ziwestag" (Dienstag), alemannisch Zistig" (englisch: Tuesday). Ein anderer Sohn Wuotans ist der jugendlich schne Lichtgott Bald er, der aber auf Anstiften des bsen Gottes Loki gettet wird. Die hchste der Gttinnen war Frija (Frigg), Wodans Gemahlin, die Gttin der Ehe. Ihr ist der Freitag geweiht. In der berlieferung wird sie auch Holda" (d. h. die gndige Gttin) oder Berchta" (d. h. die Glnzende) genannt, die das Spinnen der Frauen berwacht. Der sptere Volksglaube kennt sie als Frau Holle", die an der Spitze der Hulden" oder des wilden Heeres, das aus den Seelen der Verstorbenen gebildet ist, durch die Lfte dahinjagt. Als allnhrende, mtterliche Gottheit wurde Nerthus (Hertha) gefeiert, die Gttin der Erde. Neben den hheren Gttern werden auch Halbgtter genannt, ferner Naturgeister: Riesen und Zwerge, Nixen, Lichtelfen und Schwarzelfen. Zur Verehrung der Götter versammelten sich die Germanen auf Berggipfeln, an Seen und Quellen, namentlich aber in dem geheimnisvollen Dunkel der Haine und Wlder. Dort, unter alten geheiligten Bumen, brachte man Pferde, die liebsten Tiere, ja wohl auch Menschen als Opfer dar; dort betete man, den Blick gen Himmel gekehrt, zu der unsichtbaren Gottheit. Den Willen der Götter verkndeten Priester und weise Frauen aus dem

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1. Das Mittelalter und die Neuzeit - S. 6

1895 - Leipzig : Voigtländer
Kampf reitet er als König und Anfhrer der Götter (Asen) und Helden auf achtfigem Schlachtro, in goldstrahlendem Panzer, mit golbenem Helm geschmckt, den Siegesspeer schwingend, der alle Feinde nieberstreckt. Dem Wodan war der Mittwoch, Wodanstag" (englisch Wednesday), geweiht. Auerdem lebt sein Name noch vielfach in geographischen Namen fort, wie: Godesbergs Wodansberg; Odenwald. In der Volksberlieferung erscheint Wodan als Fhrer des wilden oder wtenden Heeres" ( wtendes Heer" Entstellung aus Wuotenes Heer"). Wuotans Sohn war Donar (Thor), der rotbrtige Donnergott, der auf einem mit Bcken bespannten Wagen in der Gewitterwolke dahinrollt und mit seinem Steinhammer den einschlagenden Blitz wie den besruchtenben Regen herniedersenbet. Ihm war der Donnerstag geweiht. Auch sein Name lebt noch in geographischen Namen fort, wie: Donnersberg. Als der dritte der groen Götter galt Ziu (Tyr), der einarmige Kriegs-und Schwertgott. Sein Name lebt noch fort in dem Wochentage: Ziwestag" (Dienstag), alemannisch -Zistig" (englisch: Tuesday). Ein anderer Sohn Wuotans ist der jugendlich schne Lichtgott Bat der, der aber auf Anstiften des bsen Gottes Lo ki gettet wird. Die hchste der Gttinnen war Frija (Frigg), Wodans Gemahlin, die Gttin der Ehe- Ihr ist der Freitag geweiht. In der berlieferung wird sie auch Holda" (d.h.die gndige Gttin") ober93erchta" (b.h. die Glnzende) genannt, die das Spinnen der Frauen berwacht. Der sptere Volksglaube kennt sie als Frau Holle", die an der Spitze der Hulden" oder des wildenheeres, das aus den Seelen der Verstorbenen gebildet ist, durch die Lfte dahinjagt. Als allnhrende, mtterliche Gottheit wurde Nerthus (Hertha) ge-feiert, die Gttin der Erde. Auf einem Eiland im nrdlichen Meere, berichtet Tacitus, lag ein stiller Hain, dessen uralte Buchen einen kleinen See beschatteten. In dem Haine stand ein geweihter Wagen, mit Tchern berdeckt. Zu gewissen Zeiten, wahrscheinlich beim Beginn des Frhlings, wenn die Erde zu neuem Leben erwacht, kam die Gttin dorthin. Dann fuhr der Wagen, mit geweihten Khen bespannt, von Priestern geleitet, in feierlichem Zuge durch dasland. Das waren festliche Tage fr alles Volk. Da ruhten die Waffen, eingeschlossen ward alle Eisenwehr; da herrschte nur Friede und Freude. Nach vollbrachtem Umzug kehrte der Gtterwagen nach dem heiligen Haine zurck, wurde in dem See gewaschen, und die Gttin verschwand wieder von der Erde. Neben den hheren Gttern werden auch Halbgtter genannt, ferner Naturgeister: Riesen und Zwerge, Nixen, Lichtelsen und Schwarzelfen. 2. Der Gtterdienst. Zur Verehrung der Götter versammelten sich die Germanen auf Berggipfeln, an Seen und Quellen, namentlich aber in dem ge-heimnisvollen Dunkel der Haine und Wlder. Dort, unter alten geheiligten Bumen brachte man Pferde, die liebstentiere, ja wohlauch Menschen als Opfer

2. Deutsche Geschichte bis zum Ausgang des Mittelalters - S. 11

1909 - Leipzig : Hirt
42. Die germanische Urzeit. 11 2. Ziu, auch Sxnt (b. h. Schwertgenosse), norbisch Tyr genannt, war in den ersten Jahrhnnberten unserer Zeitrechnung noch der Haupt-gott, besonbers bei den Sueben, den Ziumnnern". Er ist der Schtzer der Volksgemeinbe, sei es, ba sie zur Beratung sich sammelt ober in die Schlacht zieht. 3. Wodan (in jngerer Form Wuotan). a) Als Winbgott kannten ihn alle germanischen Stmme. Der Winb macht nach altem Volks-glauben den Acker fruchtbar; daher verehrte man Woban als Gott der Fruchtbarkeit, und zum Dank fr die Ernte lie man die letzte Garbe sr ihn stehen. Als Winbgott stellte er, ba man die Seele dem bewegten Lufthauche verglich, zugleich den Toten gott vor, der im Sturme mit den Seelen der Gestorbenen durch die Luft fuhr. Bis heute hat sich die Sage vom Wtenden Heere ( Wuotans Heer) oder der Wilden Jagd erhalten. Aus der Auffassung der Seele erklrt es sich, da man in ihm auch die Quelle des geistigen Lebens sah. Er galt als Ersinder der Schriftzeichen, der zauberkrftigen Runen, und bei den nordischen Vlkern als Erfinder der Dichtkunst. b) Die Verehrung Wodans als hchsten Gottes verbreitete sich von Norddeutschland aus nach Sden und ganz besonders nach dem skandinavischen Norden, wo er den Namen Odin erhielt. Hier wurde er vor allem als Himmelsgott und als Schlachtengott (der Sturm ein Bild des Kampfes) ausgestaltet. In seinem Dienste stehen die Wal-kren (d. h. Totenwhlerinnen); von ihnen geleitet, kommen die Seelen der gefallenen Helden nach Walhall, wo sie in Kampfspielen und srh-lichen Gelagen ihren liebsten Beschftigungen obliegen. 4. Donar, nordisch Thor, ist der Gott des wohlttigen, die Luft reinigenden Gewitters. Man dachte sich ihn als einen starken, jugend-lichen, rotbrtigen Mann, der auf einem Wagen durch die Luft fhrt; in der Rechten schwingt er seinen Hammer und schleudert ihn gegen die feindlichen Riesen. Die Eiche war ihm geheiligt. 5. Gttinnen. Frija, nordisch Frigg, ursprnglich Gttin der Erde, wurde als Gemahlin Wodan-Odins und deshalb als mchtige Himmels-knigin verehrt. Wie Wodan fhrt sie durch die Luft und fhrt das Totenheer an. Auf Erden ist sie die Beschtzerin der Frauen und des Familienglckes; sie belohnt die fleiigen Spinnerinnen und bestraft die faulen. Unter verschiedenen Namen treffen wir sie in der spteren Volks-sage wieder. Sie erscheint als Hulda, im Mrchen als Holle, die dem Namen nach verwandt ist mit der nordischen Hel, der Gttin der Unterwelt (vgl. auch die Wrter hehlen und Hlle), in Sddeutschland als Berchta. Welche Wochentage haben im Deutschen und im Englischen ihre Namen von germanischen Gottheiten?

3. Das Mittelalter - S. 9

1896 - Leipzig : Hirt
45. Die Religion. 9 Namens Gedanke" und Erinnerung" berichten ihm, was in der Welt geschieht. Er war ursprnglich Windgott, und da der Wind nach dem Volksglauben den Acker fruchtbar macht, Gott der Frucht-barkeit. Als Windgott war er, da man die Seele dem bewegten Lufthauche verglich, zugleich Totengott, der im Sturme mit den Seelen durch die Luft fuhr (das wtende Heer [= Wuotans Heer] oder die wilde Jagd). Als Seelengott war er Vertreter des geistigen Lebens. Erfinder der Runen und der Dichtkunst. Auch als Schlachten-gott wurde er verehrt (der Sturm ein Bild des Kampfes). Seine Gemahlin ist Frija, nordisch Frigg, die Knigin des Himmels, in die Volkssage bergegangen als Frau Bertha, Holda und Holle. Auf Erden ist sie die Beschtzerin der Frauen und des Familienglcks; sie belohnt die fleiigen Spinnerinnen und bestraft die faulen. Eine Nebengestalt der Frigg ist Freya, die Gttin der Liebe. Ihr Bruder ist der Sonnengott Freyr. Donar (Thor) ist der Gott des wohl-thtigen, die Lust reinigenden Gewitters, ein Freund der Menschen. Man dachte ihn sich als einen starken, rotbrtigen Mann, der auf einem von zwei Ziegenbcken gezogenen Wagen durch die Luft fhrt. In der Rechten schwingt er seinen Hammer und schleudert ihn gegen die feindlichen Riesen. Ihm war die Eiche geheiligt. Loki, der Gott des Feuers, ist geschickt und klug, aber auch heimtckisch. Ziu, der griechische Zeus, bei den Sachsen Saxnot (d. h. Schwertgenosse), nordisch Tyr, war ursprnglich der Himmels- und Hauptgott. Durch die kriegerischen Zustnde der Wanderzeit wurde er zum Kriegsgott. Der Sommergott Baldr ist der beste und weiseste aller Asen. Er wird auf Anstiften Lokis von seinem blinden Bruder Hdr mit einem Mistelzweige gettet. Der wachsame Heimdall ist von den Gttern zum Wchter an der Asen brcke bestellt. Erklre Lokis Charakter aus der Natur des Feuers. Welche Wochentage im Deutschen und im Englischen haben ihre Namen von germanischen Gottheiten? % Gottheiten des Todes. Die Seelen der gefallenen Helden werden von den Walkren (Kampfjungfrauen) nach Walhall ge-bracht, wo sie mit Wuotan in Kampfspielen und Schmausereien ihren liebsten Beschftigungen obliegen. Die Seelen der ruhmlos Gestor-benen aber kommen nach Nebelheim ins Reich der Gttin Hel.5) 5. Gottheiten der Erde. Von snebischen Stmmen wurde Ner-thus,6) eine Gttin des Wachstums und der Fruchtbarkeit, verehrt. Die dm Nomen, Vergangenheit", Gegenwart" und Zukunft" genannt, begieen die Weltesche aus dem unter ihr flieenden Lebens-borne und spinnen das Schicksal der Menschen.

4. Das Mittelalter - S. 9

1903 - Leipzig : Hirt
45. Die Religion. 9 der Welt. Er war ursprnglich Windgott, und da der Wind nach dem Volksglauben den Acker fruchtbar macht, Gott der Fruchtbarkeit. Als Windgott war er, da man die Seele dem bewegten Lufthauche verglich, zugleich Totengott, der im Sturme mit den Seelen durch die Luft fuhr (das wtende Heer [= Wuotans Heer] oder die wilde Jagd). Als Seelengott war er Vertreter des geistigen Lebens, Er-sinder der Runen und der Dichtkunst. Auch als Schlachten-gott wurde er verehrt (der Sturm ein Bild des Kampfes). Seine Gemahlin ist Frija, nordisch Frigg, die Knigin des Himmels, in die Volkssage bergegangen als Frau Berta, Holda und Holle. Ans Erden ist sie die Beschtzerin der Frauen und des Familienglcks; sie belohnt die fleiigen Spinnerinnen und bestraft die faulen. Donar (Thor) ist der Gott des wohlttigen, die Luft reinigenden Gewitters, ein Freund der Menschen. Man dachte ihn sich als einen starken, rotbrtigen Mann, der auf einem von zwei Ziegenbcken ge-zogenen Wagen durch die Luft fhrt. In der Rechten schwingt er seinen Hammer und schleudert ihn gegen die feindlichen Riesen. Ihm war die Eiche geheiligt. Zin, der griechische Zeus, bei den Sachsen Saxnot (d. h. Schwertgeuosse), nordisch Tyr, war ursprnglich der Himmels- und Hauptgott. Durch die kriegerischen Zustnde der Wander-zeit wurde er zum Kriegsgott. b) Nordische Götter, die sich im eigentlichen Deutschland nicht nachweisen lassen. Freyja, Gttin der Liebe. Ihr Bruder, der Sonnengott Freyr, vermhlt sich mit der Riesentochter Gerda (der Erde). In Thors Begleitung erscheint hufig Loki, der geschickte und kluge, aber arglistige Gott des Feuers. Durch ihn verleitet, ttet der blinde Hdur seinen Bruder, den Sommergott Baldnr, mit einem Mistelzweige. Der wachsame Heimdall ist von den Gttern Zum Wchter an der Asenbrcke bestellt. Welche Wochentage im Deutschen und im Englischen haben ihre Namen von germanischen Gottheiten? Gottheiten des Todes. Die Seelen der gefallenen Helden werden von den Walkren (Kampfjungfrauen) nach Walhall gebracht, wo sie mit Odin in Kampfspielen und Schmausereien ihren liebsten Beschftigungen obliegen. Die Seelen der ruhmlos Gestorbenen aber kommen nach Nebelheim ins Reich der Gttin H el. 5. Gottheiten der Erde. Von snebischen Stmmen wurde Ner-thus5), eine Gttin des Wachstums und der Fruchtbarkeit, verehrt. Die drei Norueu (nordisch), Vergangenheit", Gegenwart" und Zukunft" genannt, begieen die Weltesche aus dem unter ihr flieenden Lebensborne und spinnen das Schicksal der Menschen.

5. Geschichte des Mittelalters bis zum Westfälischen Frieden - S. 9

1911 - Leipzig : Hirt
Die Religion der Germanen. 9 2. Zw, auch Sxnt (b. h. Schwertgenosse), nordisch Tyr. genannt, war einhndig, aber mit einem nimmer fehlenden Schwert bewaffnet. Er ist der Schtzer der Volksgemeinde, sei es, da sie znr Beratung sich sammelt oder in die Schlacht zieht. Ihm zu Ehren trgt der Dienstag (engl. Tuesday) seinen Namen. 3. Wodan (in jngerer Form Wuotan). Als Windgott kannten ihn alle germanischen Stmme. Der Wind macht nach altem Volksglauben den Acker fruchtbar; daher verehrte man Wodan als Gott der Frucht-barkeit, und zum Dank fr die Ernte lie man die letzte Garbe fr ihn stehen. Als Windgott stellte er, da man die Seele dem bewegten Luft-hauche verglich, zugleich den Totengott vor, der im Sturme mit den Seelen der Gestorbenen durch die Luft fuhr. Bis heute hat sich die Sage vom Wtenden Heere (= Wnotans Heer) oder der Wilden Jagd erhalten. Aus der Auffassung der Seele erklrt es sich, da man in ihm auch die Quelle des geistigen Lebens sah: er besa unergrndliche Weisheit und hauchte dem Menschen den Verstand ein. Er galt als Erfinder der Schrift-zeichen, der zauberkrftigen Rnnen, und bei den nordischen Vlkern als Erfinder der Dichtkunst. Man stellte sich Wodan als einen alten, einugigen, hoch und krftig gewachsenen Mann vor, die Glieder in einen stahlblauen Mantel gehllt, auf dem Kopse den breiten, das Gesicht beschattenden Hut, in der Hand den Speer. Zieht er zum Kampfe, so trgt er den Goldhelm und den leuchtenden Panzer (Brnne). Himmel und Unter-welt, Luft und Meer durchreitet er auf seinem achtfigen Rosse Sleipnir. Tglich schickt er zwei Raben der die Welt. Wenn sie wiederkehren, setzen sie sich auf seine Schultern und flstern ihm ins Ohr, was sich Neues begeben hat. So ist Wodan der Allwissende. Der Rabe und der Wolf waren ihm heilig, der Mittwoch (engl. Wednesday) war ihm geweiht. Im skandinavischen Norden wurde Wodan, den man dort Odin nannte, vor allem als Himmelsgott und als Schlachtengott (der Sturm ein Bild des Kampfes) verehrt. Er verlieh den Sieg (Siegvater), er bestimmte auch, wer im Kampfe fallen sollte. In seinem Dienste standen die Walkren (d. h. Totenwhlerinnen); von ihnen geleitet, fuhren die Seelen der gefallenen Helden nach Walhall, wo sie die Tage in Kampfspielen und die Abende in frhlichen Gelagen zubrachten. 4. Donar, nordisch Thor, ist der Gott des wohlttigen, die Luft reinigenden Gewitters. Man dachte sich ihn als einen starken, jugendlichen, rotbrtigen Mann, der auf einem mit Bcken bespannten Wagen durch die Luft fhrt; in der Rechten schwingt er seinen Hammer und schleudert ihn gegen die feindlichen Riesen. Die Eiche war ihm geheiligt. 5. Gttinnen. Frija. nordisch Frigg (Fricka). Gttin der Erde, wurde als Gemahlin Wodans und deshalb als mchtige Himmelsknigin verehrt. Wie Wodan fhrt sie durch die Luft und fhrt das Totenheer an. Auf Erden ist sie die Beschtzerin der Frauen und des Familien-glckes; sie belohnt die fleiigen Spinnerinnen und bestraft die faulen.

6. Das Altertum, das Mittelalter bis zu Karl dem Großen - S. 121

1911 - Leipzig : Hirt
Die Religion der Germanen. 121 Im eigentlichen Deutschland wurde der Gtterglaube frh durch das Christentum zurckgedrngt, während er sich in Skandinavien und Island noch weiter entwickeln konnte. Besser als der die religisen Vorstellungen der alten Deutschen sind wir des-halb der die nordische, von den Skalden (hfischen Sngern) geordnete und ansge-schmckte Gtterlehre unterrichtet, die in den Eddaliedern ans uns gekommen ist. Sie stammen in der uns berlieferten Form aus dem 9. bis 12. Jahrhuudert, jedenfalls aus christlicher Zeit. 2. Zw, auch Sxnt (b. h. Schwertgenosse), nordisch Tyr genannt, war in den ersten Jahrhunderten unserer Zeitrechnung noch der Hauptgott, besonders bei den Sueben, den Ztitmnnern". Er ist der Schtzer der Volksgemeinde in der Beratung und des Heeres in der Schlacht. 3. Wodan (in jngerer Form Wuotan). a) Als Windgott kannten ihn alle germanischen Stmme. Der Wind macht nach altem Volksglauben den Acker fruchtbar; deshalb war Wodan Gott der Fruchtbarkeit. Als Windgott war er, da man die Seele dem bewegten Lufthauche oerglich, zu-gleich Totengott, der im Sturme mit den Seelen der Gestorbenen durch die Luft fuhr. (Die Vorstellung vom Wtenden Heere [= Wuotans Heer] oder der Wilden Jagd.) b) Die Verehrung Wodans als hchsten Gottes oerbreitete sich von Norddeutschland aus nach Sden und ganz besonders nach dem skandina-vischen Norden, wo man ihn Odin nannte. Hier wurde er als Himmels-gott und als Schlachteng ott (der Sturm ein Bild des Kampfes) am meisten verehrt. In seinem Dienste stehen die Walkren (d. h. Toten-Whlerinnen), die den deutschen Jdisen oerwandt sind; von ihnen geleitet kommen die Seelen der gefallenen Helden nach Walhall. Auch die Brunhild des Nibelungenliedes ist eine Walkre. Sie wird von Wodan mit dem Schlafdorn gestochen und schlft, bis sie Siegfried befreit. (Vgl. Richard Wagners Nibelungen und das Mrchen von Dornrschen.) Aus der Auffassung der Seele erklrt es sich, da Odin auch der Ver-treter des geistigen Lebens war: er erscheint als Gesetzgeber, als Erfinder der Dichtkunst und der Runen. 4. Donar, nordisch Thor, ist der Gott des wohlttigen, die Luft reinigenden Gewitters. Man dachte ihn sich als einen starken, jugendlichen, rotbrtigen Mann, der auf einem Wagen durch die Lnft fhrt; in der Rechten schwingt er seinen Hammer, mit dem er Blitze schleudert und die feindlichen Niesen bekmpft. Die Rmer stellten ihn dem Jupiter gleich. Auch als Gott des Feuers und des huslichen Herdes wurde er verehrt*). Ein reicher Mythenkranz umgibt ihn. 5. Gttinnen. Frija, nordisch Frigg, ursprnglich Gttin der Erde, wurde als Gemahlin Wodan-Odins und deshalb als mchtige Himmels-knigin verehrt. Wie Wodan fhrt sie durch die Lust und fhrt das Totenheer an. Auf Erden ist sie die Beschtzerin der Frauen und des *) Daher hat sich in manchen Gegenden Deutschlands bis in die neueste Zeit der Gebrauch erhalten, zu Hochzeiten mglichst den Donnerstag zu whlen.

7. Leitfaden der deutschen Geschichte - S. 8

1892 - Leipzig : Voigtländer
8 Brunnen. In Asenheim" (Himmel) sind als Wohnsitze der Götter strahlende Burgen erbaut, welche die Stadt Asgard" bilden. Zwischen Asgard und Midgard ist eine strahlende Brcke, der welche die Asen zur Gerichtssttte reiten, die sich am Brunnen der Norne Urdh" (Vergangenheit) befindet. Die Riesen, das gestrzte Geschlecht, suchen Asgard zu strmen, knnen aber nicht der die Brcke kommen, da sie das Feuer scheuen. Innerhalb der Burg Odins bildet Walhall einen besonderen Teil: hier wohnen die Seelen der Helden, die im Kampfe fielen. Die Götter: 6. Die Nornen: Die Nornen (Schicksalsgttinnen) stammen von den Riesen ab; sie sind also lter als die Götter und stehen der diesen und den Menschen. Ihr Sitz ist unter der Weltesche bei dem Urdh-Brunnen. Sie nahen sich dem Menschen bei seiner Geburt und schaffen ihm sein Schicksal. 7. Wodan: Der erhabenste und gewaltigste Gott der Germanen ist Wodan (Odin). Er thront in Walhalla auf goldenem Hochsitz. Auf seinen Schultern sitzen zwei Raben, die ihm Kunde von dem Stande der Welt ins Ohr flstern, und tglich auf Kundschastausgesandtwerden; zu seinenfen strecken sich zwei Wlfe. Wodan ist zunchst Sturmgott, der Gott der strmisch bewegten Luft. (Als solcher erscheint er noch in der Volksberlieferung als Fhrer des wilden oder wtenden Heeres", wtendes Heer" Entstellung aus Wuotenes hr.") Wodan erscheint sodann als Himmelsgott berhaupt; als solcher trgt er einen breitkrmpigen Hut und einen wallenden, weitfaltigen, blauen Mantel. Wodan ist ferner der Gott des Kampfes und Sieges. Seine Waffen sind der Goldhelm und der Speer. Er schenkt seinen Lieblingen Waffen, die unbedingt zum Siege führen. Ja, er nimmt sogar persnlich am Kampfe teil. Da ihm die Unthtigkeit der Fürsten und Helden zuwider ist, so reizt er sie zum Kampfe an. Im Dienste Wodans, d. h. auf dem Schlachtfelde zu fallen, galt dem Germanen als die einzig ehrenvolle Todesart. Die auf dem Schlachtfeld gefallenen Helden werden von Wodans Dienerinnen, den Walkren", den schnen Schildjungfrauen, nach Walhall getragen, wo sie sich tglich an Kampf, Jagd und Gelagen erfreuen. Ferner ist Wodan der Gott der Weisheit, der von seinem erhabenen Sitze aus alles sehen und wissen kann. Er ist auch der Erfinder der Dichtkunst, sowie der Runen", der geheimnisvollen Schrift der Germanen. Auch als Gott der Heilkunst wurde Wodan angerufen. Ihm war der Mittwoch, Wodanstag" (englisch Wednesday), geweiht. (Auerdem lebt sein Name noch vielfach in geographischen Namen fort, wie: Godesberg Wodansberg; Odenwald ?c.) 8. Donar oder Thor ist der lteste und strkste Sohn Wodans. Er stellt die physifchekraft dar, während Wodan Vertreter der geistigen Kraft ist. Auf einem rollenden Wagen, der von Bcken gezogen wird, fhrt er am Himmel dahin und verursacht den Donner. Aus seiner Hand schleudert er den Steinhammer, der immer wieder in seine Hand zurckkehrt; dadurch entstehen die Blitze, welche das Erdreich lockern und zum Anbau geeignet machen. Als Gott des befruchtenden Gewitters gilt Donar zugleich als Gott des Feldbaues und des Bauernstandes. Zu ihm kommen daher auch nach ihrem Tode die Knechte, während die Fürsten zu Odin kommen. Auf ihn wird auch das Wachstum der Pflanzen zurckgefhrt, wie denn auch viele Pflanzen nach ihm benannt sind (Donnerwurz, Donner-nelke, Donnerdistel?c.). berhaupt ist Thor ein segnender und hilfreicher Gott. Er ist der Riesenstarke", der fr Götter und Menschen gegen die Riefen kmpft. Er hat einen Strkegrtel, der feine Kraft um die Hlfte steigert, wenn er ihn anlegt. Dem rotbrtigen Gotte sind besonders die Tiere mit roter Farbe geweiht (Fuchs, Eichhrnchen, Rot-kehlchen :c.). Erhalten ist fein Name noch in Donnerstag, Donnersberg zc.

8. Abriß der Weltgeschichte mit eingehender Berücksichtigung der Kultur- und Kunstgeschichte für höhere Mädchenschulen - S. 90

1891 - Leipzig : Voigtländer
90 so das kampfbewegte Leben des Volkes ab. Die gewaltigen Natur-mchte, vor allen die Leben und Segen spendende Sonne und die fruchtbringende Erde, ferner die unbezwingliche Heldenkraft, die in den Schlachten den Sieg erkmpft, das waren des Volkes Gottheiten. Als hchster Gott wurde der Wind - und Sturmgott Wuotan (Odin) verehrt, der Gott der alldurchdringen-den Luft, der Allvater und Weltlenker, der jeglichen Segen spendet, namentlich das hchste der Gter, den Sieg in der Schlacht, ver-leiht. Er thront in Walhall auf goldenem Hochfitz; zwei Raben auf feinen Achseln flstern ihm Kunde vom Stande der Welt ins Ohr, zu seinen Fen strecken sich zwei Wlfe. Das ganze Weltall berschaut der Gott von diesem Hochfitz aus, nichts entgeht feinem Blick. Wenn er der die Erde hinfhrt, ist er in einen blauen (Wolken-) Mantel gehllt und trgt einen breitrandigen Hut auf dem Haupt. In den Kampf reitet er als König und Anfhrer der Götter (Afen) und Helden auf achtfigem Schlachtro, in goldstrahlendem Panzer, mit goldenem Helm geschmckt, den Sieges-speer schwingend, der alle Feinde niederstreckt. Wuotans Sohn war Donar (Thor), der rotbrtige Donnergott, der auf einem mit Bcken bespannten Wagen in der Gewitterwolke dahinrollt und mit seinem Steinhammer den einschlagenden Blitz wie den befruchtenden Regen herniederfendet. Als der dritte der groen Götter galt Ziu (Tyr), der einarmige Kriegs- und Schwertgott. Ein anderer Sohn Wuotans ist der jugendlich schne Lichtgott Baldur, der aber auf Anstiften des bfert Gottes Loki gettet wird. Unter den Gttinnen waren Frigg, Wuotans Gemahlin, die Gttin der Ehe, und Freya, die Gttin des Frhlings und der Liebe, die angesehensten. Als allnhrende, mtterliche Gottheit wurde Ner-thus gefeiert, die Gttin der Erde. Auf einem Eiland im nrd-lichen Meere, berichtet Tacitus, lag ein stiller Hain, dessen uralte Buchen einen kleinen See beschatteten. In dem Haine stand ein geweihter Wagen, mit Tchern berdeckt. Zu gewissen Zeiten, wahrscheinlich beim Beginn des Frhlings, wenn die Erde zu neuem Leben erwacht, kam die Gttin dorthin. Dann fuhr der Wagen, mit geweihten Khen bespannt, von Priestern geleitet, in feierlichem Zuge durch das Land. Das waren festliche Tage fr alles Volk: da ruhten die Waffen, eingeschlossen ward alle Eisen-wehr; da herrschte nur Friede und Freude. Nach vollbrachtem Umzug kehrte der Gtterwagen nach dem heiligen Haine zurck.

9. Deutsche Geschichte - S. 11

1912 - Hannover-List : Carl Meyer (Gustav Prior)
5. Der Gtterglaube, der Germanen. 11 wilden Jger oder Hackelberg. An manchen Orten Schwabens heit das Heer Wuotesheer oder wtendes Heer. b. Donar. Wodans gewaltigster Sohn hie Donar. Von ihm hat der Donnerstag seinen Namen. Er war der Gewittergott. Rot ist sein Bart, gleich dem lohenden Blitz; mit polterndem Wagen, der von Bcken gezogen wird, fhrt er durch die Luft und schleudert seinen Hammer, der von selbst in des Gottes Hand zurckkehrt. Schleudert er den Hammer gegen die Erde, so blitzt es. Er zersprengt das Wintereis, zerschmettert mit seinem Hammer die Felsen, die den Anbau hemmen, und spendet den Fruchtbarkeit schaffenden Gewitterregen. Daher war Donar der Liebling der Bauern. Ihm zu Ehren loderten in der Sommerzeit auf den Bergen Holzste von Eichen, Erlen und Bocksdorn. Heilig waren ihm die rotfarbigen Tiere Fuchs und Eichhorn. c. 3ruf Der einarmige Ziu, nach dem der Dienstag (schwbisch Ziestag) seinen Namen hat, war der Gott des Krieges und heit als solcher bei den Sachsen Jrmin oder Saxnot, d.h. Schwertgenosse; er hatte nur den Arm, der das Schwert regiert. Ihm zu Ehren stimmten die Krieger Kriegsgesnge an und fhrten nackte Jnglinge die Schwert-tnze auf. 3. Gttinnen, a. Freia. Wodans Gemahlin ist Freia, die Gttin des Frhlings und die Beschtzerin der Ehe und der Familie. Bon ihr hat der Freitag seinen Namen. Sie war die Herrin der Wolken und sandte Schnee und Regen auf die Erde. Wie der Gemahl durchbraust sie die Luft; als Frau Holle, die ihr Bett schttelt, da die Federn als Schneeflocken fliegen, lebt sie in der Volkssage noch heute. Auf einem mit Katzen bespannten Wagen fuhr_ sie einher; und wollten die Brute zur Hochzeit gutes Wetter haben, so versumten sie nicht, die Lieblinge der Gttin, die Katzen, gut zu fttern. Wo Freia hinkam, verbreitete sie Frieden und Fruchtbarkeit. Die Erde schmckte sich mit frischem Grn, und Halme entsprossen dem Acker. Als Gttin der Ehe beschirmte sie das husliche Glck und achtete darauf, da alles im Hause Wohlstand. Sie prfte den Flei der Mgde und sah nach, ob in der Spinnstube ein feines Gespinst hergestellt wurde. Sie strafte die Faulen und belohnte die Fleiigen, wie uns das Mrchen von Frau Holle noch heute erzhlt. b. Ostara. Die lieblichste Gttin war Ostara, Donars Schwester; sie war die Gttin des aufsteigenden Lichtes. Ihr Fest fiel in dieselbe Zeit, in der wir das Osterfest feiern. Der Name des Osterfestes und die fterfeuer erinnern noch jetzt an diese Gttin. c. Hel. Schrecklich aber war die Todesgttin Hel, die Verhohlene, Verborgen (verhehlen!); sie wohnt im Dunkel der Unterwelt, in deren trbseliges Reich alle die hinabsteigen, welche nicht den Tod des Kriegers auf dem Schlachtfelde sterben. 4. Die Gtterverehrung. Nicht in Kirchen und Tempeln verehrten unsere Vorfahren die Götter. In heiligen Hainen, auf Berges-hhen oder an rauschenden Quellen standen die Opfersteine oder Altre. Die Umgebung des Altars war eingehegt und durch Wchter geschtzt. An den Bumen, die den Opferstein umstanden, hingen die

10. Leitfaden für den Unterricht in der Geschichte - S. 69

1892 - Leipzig : Hirt
Die germanische Urzeit. 36. Die Religion. 69 3. Die oberen Götter ober Asen wohnen in Asgarb, der schnen Himmelsstabt. Die wichtigsten sinb folgenbe: 1. Wuotan (nieberbeutsch Woban, norbisch Obin), der hchste Gott und Lenker der Welt. Zwei Raben Namens Gebanke" und Erinnerung" berichten ihm, was in der Welt geschieht. Als Sturmgott reitet er mit der wilben Jagb" ober dem wtenben Heere" (= Wuotans Heer) durch die Luft. Als sommerlicher Himmelsgott spenbet er den Lanbleuten den Segen der Ernte. Im Winter schlft er dem Frhling entgegen. (Vgl. den alten Barbarossa in dem von Raben umflatterten Kysfhuser.) Als Siegesgott verleiht er den Helben die Erfllung ihres Wunsches. 2. Seine Gemahlin ist Freia (norb. Frigg), ebenfalls eine Gottheit des Himmels und der Wolken. Wie Wuoton Gott der Helben, fo ist sie Gttin der Hausfrauen und der Ehe. Eine Nebengestalt ist die norbische Freyja, Gttin der Liebe. In manchen Gegenben erscheint bte Wolkenknigin in der Volkssage als Frau Holba ober Holle. In ctnbern heit sie Frau Bertha (b. h. die Glnzenbe). 3. Donar (norb. Thor), der Gott des Donners, mit feuerrotem Bart, fhrt auf einem von zwei Bcken gezogenen Wagen durch die Luft. In der Rechten schwingt er feinen Hammer, den Donnerkeil, und schleubert ihn gegen die feinblichen Riefen. 4. Der Feuergott Soft (vgl. das Wort Lohe) ist schn und klug, aber ein Verrter. 5. Balber, der leuchtenbe Sommer- und Sonnengott, ist der beste und weiseste aller Götter. Er wirb auf Anstiften Lofis von seinem blinben Bmber Hber mit einem Mistelzweige gettet. 6. 3tu, norb. Tyr, ein Kriegsgott, der einhnbig gebacht wrbe. Welche Wochentage im Deutschen und im Englischen haben ihre Namen von germa-nischen Gottheiten? q>. Gottheiten des Todes. Die Seelen der gefallenen Helben werben von den Walkren (Kampfjungfrauen) nach Walhalla gebracht, wo sie mit Wuotan in Kampfspielen und Schmausereien ein herrliches Leben führen. Die Seelen der ruhmlos Gestorbenen aber fommen nach Nebelheim ins Reich der Gttin Hella. 5. Gottheiten der Erde. Von suebischen Stmmen wrbe die Erbgttin Nerthns ober Hertha verehrt. Die brei Nornen, Vergangenheit", Gegenwart" und Zufunst" genannt, sitzen an der Weltesche, welche, mit Nebel bebeckt, den Tau in die Thler der Erbe senbet. Sie begieen bieselbe ans dem Lebensborn, der unter ihr stiet, und spinnen das Schicksal der Menschen. Die Riesen, die Nachkommen Amirs. sinb Feinde der Götter. Sie wohnen auf Bergen und Felsen. In vielfacher Beziehung zu den Menschen stehen die klugen Zwerge, bieim Innern der Berge groe Schtze bewahren, die Elsen, die gerne im Monbschein tanzen, die Nixen, die schon manchen in die Wassertiefe gelockt haben, und die Kobolbe ober Heinzelmnnchen, die gtigen Hausgeister.

11. Deutsche Geschichte im Mittelalter - S. 9

1917 - Düsseldorf : Schwann
9 unter den Menschen sich ereignet; in der Kyffhusersage leben sie fort. Als Sturmgott erscheint der Himmelsherrscher noch in der Sage vom wilden Jger", der an der Spitze einer Geisterschar, des wtenden Heeres", in Winternchten durch die Lfte zieht. Namen wie Godesberg und Gudensberg (Wodansberg), Odenwald (Wodanswald), auch die niederdeutsche Bezeichnung Gunstag (Wo-danstag) fr Mittwoch erinnern noch an ihn. Des Allvaters Gattin ist Fr ig g a, die Beschtzerin der Ehe, der Familie und des weiblichen Fleies, besonders am Spinnrocken. Nach ihr hat der westflische Ort Freckenhorst, d. h. Friggas Horst oder Wald, den Namen. Wodans und Friggas gewaltigster Sohn ist D o n a r , der rot-brtige, feuersprhende Gott des Donners und des Blitzes. Er thront auf freier Bergeshhe, z. B. dem Donnersberge in der Pfalz. Im Gewitter strmt er auf seinem mit Bcken bespannten Wolfen wagen durch die Lfte und schwingt zornig feinen steinernen Hammer, den Donnerkeil", gegen die feindlichen Riesen. Aber er ist auch gtig und sendet den Fluren des Landmannes den befruchtenden Regen. Heilig ist ihm vor allem die Eiche. Nach ihm trgt der D o n n e r s -t a g feinen Namen. Kriegs- und Schlachtengott, wie der rmische Mars, ist der ein-armige, wilde T i u ober Tin, dessen Name noch in Dienstag fortlebt. Ihm ist das Schwert geweiht. Seine Verehrung finbet sich namentlich bei den spteren Sachsen, bei benen er den Namen Saxnot fhrt; bah er rhrt noch das Schwert im schsischen Wappen. Als Licht- und Frhlingsgott strahlt, wie der griechische Apollo, der weie Balber ober Freyr, Wobans Lieblingssohn, der auf einem golb&orstigen Eber der die Saaten reitet. Er ist der beste der Götter, unschulbig, gerecht und gtig. Ihm hat der Allvater als Erbe das schne Land Westfalen zugedacht; ein weies Fohlen, wie es dem Gotte heilig war, fhrt die Provinz noch im Wappen. Balders Feind ist der bse Soli, der Gott des Winters und der Nacht, und auf dessen Anstiften wird er von einem blinden Gotte durch einen Wurf gettet. Aber einst wird Balder auferstehen und alle Menschen glcklich machen. Gttin der Schnheit ist Freya; auf einem mit Katzen bespannten Wagen fhrt sie durch die Lfte. Ihren Namen erkennen wir noch in Freitag. Als Totenknigin regiert die Frau H e I ober Holle, beren Name in hehlen" und Hlle" fortlebt; ihr Reich liegt im bunflen Scho der Erbe, und der Maikfer, der aus dem Erbboben emporkriecht, ist ihr heilig. Vor allen aber achtet man

12. Das Mittelalter und die Neuzeit - S. 5

1910 - Leipzig : Voigtländer
5 Mchte- sie spiegelt die kampfesfrohe Kraft und das sinnige Gemt des germanischen Volkes wieder. Der (Btt er glaube der Germanen in n^;g Deutschland wurde durch das Christentum bald verdrngt; nur sprliche Reste sind berliefert. Ergnzungen bietet die Mythologie de rnord-germanen; sie ist von den Skalden (ritterlichen Sngern) poetisch ausgestaltet und findet sich in den Götter- und Heldenliedern der lteren und jngeren Edda", die um 1200 in Island aufgezeichnet sind. 2. Die Schpfung der Welt. Hm Hnfang der Zeiten war nach der Meinung unserer vorfahren nur ein ghnender Rbgrund vorhanden. Zuerst entstanden Riesen und Götter (Hsen). Die Götter schufen die Erde, das Meer und den Himmel- sie belebten Midgard, die meer- mibgarb umgrtete Erdscheibe, mit M e n j ch e n. Aus Midgard erwuchs die gewaltige, ewig grne Weltesche. Ihre amte^e wurzeln reichen bis zur finstern Nebelwelt, ihr Wipfel bis nach Rsgard, ftsgarb dem Sitze der Götter. Dort haben die Rsen glnzende Wohnungen, besonders die goldschimmernde Walhalla. Eine leuchtende Brcke, der waihalw Regenbogen, verbindet Hsgard und Midgard? auf ihr gelangen die Götter zu den Husern der Menschen. 3 Die wichtigsten Götter der Germanen waren: 1. wodan (Wuotan, nordisch Odin), der Rllvater, der alles roobm. erschuf und jeglichen Segen spendet. Rls Weltlenker thront er in Walhalla auf goldenem Hochsitz, von dem er die ganze Welt berschaut. Zwei Haben, hugin und Munin (Gedanke und (Erinnerung), sitzen auf seinen Schultern und flstern ihm ins (Dhr; zwei Wlfe lagern zu seinen Fen. Rls Himmels gott erscheint er auf weiem Bo, mit blauem Mantel und breitmmpigem Hut; die Milchstrae ist sein Weg, der Himmelswagen sein Fahrzeug. Rls Sturmgott ist er in der Volksberlieferung noch heute der Fhrer des wtenden Heeres" (Wuotans Heer). Hls Gott des Kampfes und Sieges sprengt er mit Goldhelm, Harnisch und Spie auf achtfigem Schlachtro einher. Ms Gott der Weisheit erfindet er die Runenschrift und kluge, zauberkrftige Lieder. Er gibt eins seiner Rgen dahin, um tiefste Weisheit zu erlangen. Rls Erforscher der herzen naht er in unscheinbarer (Bestalt den Htten der Menschen. Dem Wodan war der Mittwoch als Wodanstag" (englisch Wednesday) heilig. Sein Name lebt in vielen rtsbezeichnungen, wie Godesberg, Odenwald, fort. Ruch viele Sagen, z. B. die Kyffhusersage, bezogen sich ursprnglich auf ihn. 2. Donar (Thor), Wodans ltester und strkster Sohn, der rot- von brtige Donnergott. Er fhrt auf einem von Bcken gezogenen Wagen

13. Deutsche Geschichte - S. 6

1912 - Hannover-List [u.a.] : Meyer
6 2. Die Religion der alten Deutschen. Der Donnerstag führt nach ihm den Namen, wie auch die verschiedenen Donnersberge und Donnersqnellen an ihn erinnern. In christlicher Zeit wurde Donar in den Apostel Petrus verwandelt, und die Donnersberge wurden zu Petersbergen. In Bayern lebt er als St. L e o n h a r d t weiter, der noch heute an oberbayrischen Bauernhäusern über der Stalltür als Schützer augebracht ist. 3. Wodan. Die Verkörperung des Windes, als einer starken und sinnfälligen Natnrgewalt, ist Wodan. Bei den Nordgermanen lautet der Name Odin, Wodan ist die deutsche Form. Wodan als Windgott bringt dem Landmann Segen; allerhand Erntegebräuche, tote das Stehenlassen der letzten Ähren, das Verbrennen auserlesener Garben und dergl., erinnern in manchen Gegenden noch an ihn. Nach der altgermanischen Vorstellung leben die Seelen der Abgeschiedenen in der Luft, im Winde, in den Bäumen, durch die der Wind flüstert, in den Bergen usw. fort; daher wird der Gott des Windes der Seelen-u n d Totenführer, der als Schimmelreiter, als Anführer der wilden Jagd, in der Luft erscheint. Auch dachte man sich ihn als Wanderer mit Hut, Mantel, Stab und Tasche. Roß, Wolf und Rabe sind Wodans heilige Tiere. Noch heute bringt das Hnfeifen (Wodans Roß) nach dem Glauben des Volkes Glück, und „Wolf" und „Ram" (= Rabe) klingen noch in manchen deutschen Namen wieder. Wodan war der Mittwoch heilig (vergl. engl. Wednesday). 4. Frija oder Frigg, die Gemahlin Wodans, war die wichtigste weibliche Gottheit bei den Germanen. Sie ist die Verkörperung der fruchtbaren Erde, ist Beschützerin des Ackerbaues und des ehelichen Glückes. Auf einem Wagen fährt sie über die Erde und befruchtet das Land. Nach ihr ist der Freitag genannt. Mit einem gemeinsamen Namen hießen alle Götter Äsen; unser Vorname Oskar ist damit zusammengesetzt. 5. Fortleben nach dem Tode. Uralt ist die Vorstellung, daß die aus dem Körper entflohenen Seelen nach dem Tode weiterleben; sie entweichen in die Wälder, Berge und Ouelleu. Die Seelen haben die Fähigkeit, sich zu verwandeln; dann sudjen sie die Nachlebenden als Spuk, G e s p e u st, M ci r t oder A l p heim. Sie können z. B. als ( Werwolf erscheinen, d. h. als ein gespenstischer Mann in Wolfsgestalt. Oder sie fahren in eine Frau, die dadurch zu einer Hexe wird. Seelentoesen, die die Natur beleben, find ferner die Albe n oder Elfen, die E r d m ä n n ch e n und Zwerge, die in den Höhlen und Bergen wohnen. Aus allen diesen Wesen ist durd) Zusammenfassung in eine Gestalt im Märchen die Frau Holle oder Berta geworden. 6. Tempel, Opfer und Priester. Die Germanen dachten sich die ganze Natur vou der Gottheit und den Seelenwesen belebt, und bei heiligen Bäumen, in geweihten Hainen und an geheimnisvoll rauschenden Quellen verehrten sie die Götter; aber sie hatten doch auch Tempel-gebäude. Diese lagen an besonders bedeutsamen Ortern und waren mit Wall oder Zaun umhegt. Manche als alte Burgen benannte Umwallungen werden als soldje Tempelbezirke angesehen. Der Tempel

14. Das Mittelalter - S. 5

1913 - Leipzig : Voigtländer
4. Religion. 5 germanischen Volkes wieder. Der Gtterglaube der Germanen in Deutsch- ^rung land wurde durch das Christentum fast ganz verdrngt- nur sprliche Reste sind berliefert. Ergnzungen bietet die Mythologie der Nord-germanen- sie ist von den Skalden (ritterlichen Sngern) poetisch aus-gestaltet und findet sich in den Götter- und Heldenliedern der lteren und jngeren Edda", die im 13. Jahrhundert in Island aufgezeichnet sind. 2. Die Schpfung der lvelt. Hm Rnfang der Zeiten war nach der Meinung unserer erfahren nur ein ghnender Abgrund vorhanden. Zuerst entstanden Riesen und Götter (Rsen). Die Götter schufen die Erde, das Meer und den Himmel,' sie belebten M i d g a r d, die meer- midgard umgrtete Erdscheibe, mit Menschen. Rus Midgard erwuchs die gewaltige, ewig grne Weltes che. Ihre w-ltesch-wurzeln reichen bis zur finsteren Nebelwelt, ihr Wipfel bis nach Rsgard, fls9ar dem Sitze der Götter. Dort haben die Rsen glnzende Wohnungen, be-sonders die goldschimmernde Walhalla. Eine leuchtende Brcke, der toaifjaita Regenbogen, verbindet Rsgard und Midgard' auf ihr gelangen die Götter zu den Husern der Menschen. 3. Die wichtigsten Götter der Germanen waren: 1. Wodan (Xduotan, nordisch Odin), der Rllvater, der alles er- rooqn schuf und jeglichen Segen spendet. Rls Weltlenker thront er in Walhalla auf goldenem Hochsitz, von dem er die ganze Welt berschaut. Zwei Raben, hugin und Munin (Gedanke und (Erinnerung), sitzen auf seinen Schultern und flstern ihm ins (Dhr; zwei Wlfe lagern zu seinen Fen. Rls Himmelsgott erscheint er auf weiem Ro, mit blauem Mantel und breitkrmpigem Hut; die Milchstrae ist sein Weg, der Himmelswagen sein Fahrzeug. Rls Sturmgott ist er in der Volksberlieferung noch heute der Fhrer des wtenden Heeres" (Wuotans Heer). Rls Gott des Kampfes und Sieges sprengt er mit Goldhelm, Harnisch und Spie auf dem achtfigen Schlachtro Sleipner (Lufer) einher. Rls Gott der Weisheit erfindet er die Runenschrift und kluge, zauberkrftige Lieder. Er gibt eins feiner Rgen dahin, um tiefste Weisheit zu erlangen. Rls Erforscher der herzen naht er in unscheinbarer Gestalt den Htten der Menschen. Dem Wodan war der Mittwoch als Xdodanstag" (englisch Wednes-day) heilig. Sein Name lebt in vielen Amtsbezeichnungen, wie Godesberg, Odenwald, fort. Ruch viele Sagen, z. B. die Kt)ffhuferfage, bezogen sich ursprnglich auf ihn. 2. Donar (Thor), Wodans ltester und strkster Sohn, der rot- Donar brtige Donnergott. Er fhrt auf einem von Bcken gezogenen Wagen am Himmel dahin und fhrt als Waffe und Segenszeichen einen Stein-

15. Das Mittelalter und die Neuzeit - S. 9

1894 - Leipzig : Voigtländer
9 - Seine Waffen sind der Goldhelm und der Speer. Er schenkt seinen Lieblingen Waffen, die unbedingt zum Siege führen. Ja, er nimmt sogar persnlich am Kampfe teil. (Sigurdsage. Mrchen vom Dornrschen.) Im Dienste Wodans, d. h. aus dem Schlachtfelde zu fallen, galt dem Germanen als die einzig ehrenvolle Todesart. Die gefallenen Helden werden von den Totenwhlerinnen (Walkren"), den schnen Schildjungfrauen, nach Walhall getragen, wo sie sich tglich an Kampf, Jagd und Gelagen erfreuen. Ferner ist Wodan der Gott der Weisheit, der Heilkunst. Ihm warder Mittwoch, Wodanstag" (englisch Wednesday), geweiht. (Auerdem lebt sein Name noch vielfach in geographischen Namen fort, wie: Godesberg bei Bonn = Wodansberg; Odenwald ic.) Thor (Donar) ist der lteste und strkste Sohn Wodans (vgl. Bonifatius und die Donarseiche bei Geismar). Er stellt die physische Kraft dar, während Wodan Ver-treter der geistigen Kraft ist. Auf einem rollenden Wagen, der von Ziegenbcken ge-zogen wird, fhrt er am Himmel dahin und verursacht den Donner. Aus seiner Hand schleudert er den Steinhammer (Blitz), der immer wieder in seine Hand zurckkehrt (vgl. Mrchen vom Knppel aus dem Sack); dadurch entstehen die Blitze, welche das Erdreich lockern und zum Anbau geeignet machen. Als Gott des befruchtenden Gewitters gilt Donar zugleich als Gott des Feldbaues und des Bauernstandes. Er ist der Riesenstarke", der fr Götter und Menschen gegen die unholden Riesen (ver-derblichen Naturkrfte) kmpft. Dem rotbrtigen Gotte sind besonders die Tiere mit roter Farbe geweiht (Fuchs, Eichhrnchen). Erhalten ist sein Name noch in Donnerstag (= Donars Tag), Donnersberg, Donnerwurz, Donnernelke, Donnerdistel u. a. m. Tyr (Ziu) ist der einarmige Schwert- und Kriegsgott, der seine hchste Lust am wilden Kampfgetmmel hat. Ihrem Saxnot" (Schwertgeno; Sax = kurzes, messerartiges Schwert) zu Ehren fhrten die Cherusker den Schwerttanz auf. Sein Name lebt noch fort in dem Wochentage: Ziwestag" (Dienstag), alemannisch: Zistig" (englisch: Tuesday). Gelbde der bekehrten Sachsen: Und ich entsage allen Teufelswerken und -worten und Thor und Wodan und Saxnot und allen den Unholden, die ihre Genossen sind". Baldur, der Sohn Odins und der Frigga, ist der leuchtende Frhlingsgott, der Gottderreinheitund Unschuld, der Liebling der Götter. Einst wurde Baldur in schweren Trumen der nahe Tod angekndigt. Die Götter berieten, wie sie ihren Lieb-lmg schtzen knnten. Frigga, seine Mutter, nahm allen Geschpfen Eide ab, da sie ihm keinen Schaden thun wollten. Nur die Mistel verga sie, weil diese ungefhrlich schien. Der tckische Loki beredete Hdur, den blinden Bruder Baldurs, mit der Mistel nach diesem zu werfen. Sofort sank Baldur tot zu Boden. Die Götter sandten ihren Boten in das Totenreich der Hel, um Baldur zurckzuerbitten. Diese willigte ein, wenn alle Wesen den Baldur beweinten. Doch ein altes Riesenweib weinte nicht, und so mute Baldur im Totenreiche verbleiben. Das Riesenweib aber war der finstere Loki, der Vater alles Verderblichen. Er mute zur Strafe auf einem zackigen Felsen ausgespannt bis zum Weltende frchterliche Schmerzen erdulden. Die Elben (oder Elfen) scheiden sich in Sichtelb en und Schwarzelben. Erstere sind kleine, lichte und schne Wesen, leuchtender als die Sonne", den Menschen gut und hilf-reich. Sie wohnen in der Luft. Die Schwarzelben sind dunkler als Pech", hlich und oft verkrppelt. Gegen die Menschen sind sie belwollend. Zu ihnen gehren die kunstfertigen Zwerge. Sie wohnen in den Tiefen der Erde und bilden ein Knigreich mit emem Zwergknig an der Spitze (vgl. Nibelungenlied). Zu ihrem Schutze tragen sie un-sichtbar machende Nebel- oder Tarnkappen". Sie sind die Hter der Erdschtze.

16. Deutsche Geschichte bis zur Gegenwart - S. 8

1902 - Leipzig : Voigtländer
8 Die Germanen vor der Vlkerwanderung. sie in den Frauen und schreiben ihnen Prophetengaben zu, daher sie ihren Rat nicht verschmhen und ihre Aussprche nicht unbe-achtet lassen." 3. Religion. 1 Religise Grundanschauung der Germanen. Die Ger-manen verehrten die Götter in heiligen Hainen und auf Bergen. Sie in Tempelwnde einzuschlieen oder der menschlichen Gestalt hnlich zu bilden, erschien unvereinbar mit der Gre der Himmlischen." Dies bezeugt die Tiefe ihrer religisen Empfindung. Der Glaube an ein Fortleben nach dem Tode war ihre innerste berzeugung. Ein abgeschlossenes Priestertum kannten sie nicht; ihre Herzge und Könige waren nicht, wie bei den Rmern und Griechen, zugleich Ober-priester. Ursprnglich war, wie bei den Vlkern des Altertums, auch der Gottesdienst der Germanen Verehrung der Naturkrfte,- diese entwickelten sich jedoch bald in der Empfindung des Volkes zu sitt-lichen Mchten. Den Willen der Götter kndeten aus dem Wiehern heiliger Rosse oder den Runen (in Stbchen aus Buchenholz einge-Weissagung ritzten Zeichen, daher Buchstaben") Priester und weise Frauen. 2. Die Götter. Die wichtigsten Götter der Germanen sind fol-gende: Wodan 1. Wuotan oder Wodan, nordisch Odin, der Allvater und Weltlenker (vgl. Zeus, Jupiter), der jeglichen Segen spendet, insbe-sondere den Sieg verleiht. Er wird als einugig gedacht, da sein Auge die Sonne ist. Er thront in Walhalla auf goldenem Hochsitz; auf seinen Schultern sitzen die Raben Hugin und Munin (Gedanke und Gedchtnis), zu seinen Fen zwei Wlfe. Als Sturmgott erscheint er noch jetzt in der Volksberlieferung und zwar als Fhrer des Wtenden Heeres" (Wuotenes her). Als Himmelsgott trgt er einen breitkrempigen (Wolken-) Hut und einen wallenden blauen Mantel. Er ist der Gott des Kampfes und Sieges. Die auf dem Walhalla Schlachtfeld gefallenen Helden werden von den Walkren", den Walkren Schlachtjungfrauen, nach Walhall" getragen, wo sie mit den Gttern beim Mahle sitzen. Wodan war der Mittwoch als Wodanstag" (englisch Wednesday) geweiht. Die Benennung der Wochentage ge-schah berhaupt, wie bei den alten Kulturvlkern, nach Gtternamen. Wodans Name lebt noch vielfach in Ortsbezeichnungen, wie Go-

17. Geschichte des Mittelalters bis zum Westfälischen Frieden - S. 9

1911 - Leipzig : Hirt
Die Religion der Gemimten. 9 2. Zin, auch Sxnt (b. h. Schwertgenosse), nordisch Tyr, genannt, mar einhndig, aber mit einem nimmer fehlenden Schwert bewaffnet. Er ist der Schtzer der Volksgemeinde, sei es, da sie zur Beratung sich sammelt ober iu die Schlacht zieht. Ihm zu Ehreu trgt der Dienstag (engl. Tuesday) seinen Namen. 3. Wodan (in jngerer Form Wuotau). Als Winbgott kannten ihn alle germanischen Stmme. Der Winb macht nach altem Volksglauben den Acker fruchtbar; daher verehrte man Woban als Gott der Frucht-barkeit, und zum Dank fr die Ernte lie man die letzte Garbe fr ihn stehen. Als Windgott stellte er, da man die Seele dem bewegten Lust-Hauche verglich, zugleich den Totengott vor, der im Sturme mit den Seeleu der Gestorbenen durch die Luft fuhr. Bis heute hat sich die Sage vom Wtenben Heere (= Wuotans Heer) ober der Wilden Jagd erhalten. Aus der Auffassung der Seele erklrt es sich, ba man in ihm auch die Quelle des geistigen Lebens sah: er besa nnergrnbliche Weisheit und hauchte beut Menschen den Verstaub ein. Er galt als Ersiuber der Schrift -zeichen, der zauberkrftigen Runen, und bei den norbifchen Vlkern als Ersiuber der Dichtkunst. Man stellte sich Wodan als einen alten, einugigen, hoch und krftig gewachsenen Mann vor, die Glieder in einen stahlblauen Mantel gehllt, auf dem Kopfe den breiten, das Gesicht beschattenden Hut, in der Hand den Speer. Zieht er zum Kampfe, so trgt er den Goldhelm und den leuchtenden Panzer (Brnne). Himmel und Unterwelt, Lust und Meer durchreitet er auf seinem achtfigen Rosse Sleipnir. Tglich schickt er zwei Raben der die Welt. Wenn sie wiederkehren, setzen sie sich aus seine Schultern und flstern ihm ins Ohr, was sich Neues begeben hat. So ist Wodan der Allwissende. Der Rabe und der Wolf waren ihm heilig, der Mittwoch (engl. Wednesday) war ihm geweiht. Im skanbinavischen Norben wrbe Woban, den man bort Obin nannte, vor allem als Himmelsgott und als Schlachtengott (der Sturm ein Bilb des Kampfes) verehrt. Er verlieh den Sieg (Siegvater), er bestimmte auch, wer im Kampfe fallen sollte. In seinem Dienste standen die Wal-kren (d. h. Totenwhlerinnen); von ihnen geleitet, fuhren die Seelen der gefallenen Helden nach Walhall, wo sie die Tage in Kampfspielen und die Abende in frhlichen Gelagen zubrachten. 4. Donar, nordisch Thor, ist der Gott des wohlttigen, die Luft rei-lgenden Gewitters. Man dachte sich ihn als einen starken, jugendlichen, rotbrtigen Mann, der auf einem mit Bcken bespannten Wagen durch die Luft fhrt; in der Rechten schwingt er seinen Hammer und schleudert ihn gegen die feindlichen Riesen. Die Eiche war ihm geheiligt. 5. Gttinnen. Frija, nordisch Frigg (Fricka), Gttin der Erde, wurde als Gemahlin Wodans und deshalb als mchtige Himmelsknigin verehrt. Wie Wodan fhrt sie durch die Luft und fhrt das Totenheer an. Auf Erden ist sie die Beschtzerin der Frauen und des Familien -glcket; sie belohnt die fleiigen Spinnerinnen und bestraft die faulen.

18. Geschichts-Leitfaden für Bürger- und Mittelschulen - S. 70

1892 - Gera : Hofmann
70 dort. Auf dem Jdafelde wurden die himmlischen Gastmhler und die Kmpfe mit den Helden aus dem Goldpalaste Walhalla, unter der Weltesche" das Gericht der Götter und Menschen gehalten. Zwei Raben (Gedanke und Gedchtnis) umflogen das Erdenrund und brachten Odin Kunde von allem. Seit die Snde (Goldgier und Lust) Eingang in Asgard gefunden, ist ein furchtbarer Kampf zwischen den Gttern und Riesen entbrannt. Er wird mit dem groen Weltbrande enden. Aus der Feuerwelt Muspelheim werden die Flammen nach Asgard schlagen und die Weltesche" verbrennen. Die Erde wird ins Meer versinken und alles Geschaffene untergehen. Dann aber wird eine neue Welt erscheinen, und Götter wie Menschen werden veredelt und verschnt wiedergeboren werden. 9) Wodan oder Wuotan (eines Stammes mit Wut"), ursprnglich so viel wie der gewaltige Gott. Das wtende Heer = der wilde Jger der Sage ist eigentlich Wodans Heer. 10) Wal = Kampfplatz, kren whlen. rf) Walhalla eigentlich Halle der Gesamtheit der Todeswahl, d. h. der Auserwhlten, der auf der Walstatt (Kampfplatz) Gefallenen. 12) Donar war der Donnerstag, Freia der Freitag geweiht. 13) Nach ihm ist der Dienstag genannt. In Schwaben heit er Ziestag. Nach Ziu sind Orte, z. B. Duisburg am Rhein benannt. Hiugeschrei = Schlachtgesnge stimmten die Germanen zu Ehren ihres Kriegsgottes Ziu an; aus Ziugefchrei wurde unser Zetergeschrei". H) Hdur ist der bleiche, trbe Winter, er ttet Balder = er vertreibt den Sommer. 15) Die Lichtelfen walten in der Luft, die Nixen (Neckar!) oder Mummeln (Mummelsee!) im Wasser. Die Schwarzelfen oder Zwerge treiben im dunkeln Erdinnent allerlei schwarze, d. h. bermenschliche Knste. Bald sind sie hilfreiche Wichtelmnnchen (Wicht = kleines Geschpf), bald neckische Kobolde. 16) Die Edda, d. h. die Altermutter, Urahne, die lteste Sammlung der Gttersagen und Lieder. 6. Der deutsche Gtzendienst. Gtzenbilder und Tendhel hatten die Deutschen nicht. In heiligen Hainen wurden auf <6? 57. Urnengrab. 58. Geffnetes Hnengrab. (Nach Hirt, hist. Bildertafeln.) groen Steinen Opfer aus Frchten, Tieren und gefangenen Feinden dargebracht. Den Gtterwillen suchte man n. a. aus dem Fluge der Vgel und dem Wiehern geheiligter Rosse zu erfahren. Oder die Priester zerlegten wohl auch Buchenzweige in Stbchen, ritzten ge-

19. Deutsche Geschichte - S. 8

1908 - Halle a.S. : Buchh. des Waisenhauses
8 Deutsche Geschichte bis zur Grndung des nationalen Staats 919. mundschaft des Vaters, des Bruders oder des Gatten; die Ehe wurde noch in der Form des Brautkaufs geschlossen; der Frau brdete man die Wirtschaft-liche Arbeit auf. Aber als Hausherrin und Mutter ward sie dennoch hoch-geachtet; Frauen bertrug man gern ein priesterliches Amt; etwas Heiliges und Ahnungsvolles schrieben die Germanen, wie der rmische Geschicht-schreibet Tacitus Berichtet, dem Weibe zu. 7. Der (Stterglaube der Germanen. Ihren Gttern errichteten die Germanen keine Tempel, sondern beteten sie in uralten, heiligen Hainen an; auch machten sie von ihnen keine Bilder. Sie opferten ihnen Feldfrchte und Tiere, besonders Rosse, aber auch Kriegsgefangene. Sie verehrten einen Gott des Himmels und des Sturmwinds, Wodan (Wuotan). Cr ist der Allvater und Gtterknig. Einugig, mit breitem Hut und weitem, blauem Mantel fhrt er auf weiem Wolkenro durch die Lfte; Hunde umbellen ihn, Raben flattern um ihn her. Er ist ferner der Totengott, der im Innern der Berge der die Toten herrscht. Er hat aber auch die Schriftzeichen der Runen erfunden, denen man Zauberwirkung zuschrieb. Ihm war der Mitt-woch heilig (Wodanstag, engl. Wednesday). Reste des Wodansglaubens finden sich in der Sage vom wilden Jger, der zur Nachtzeit mit dem wilden Heer durch die Lste fhrt. Wodans Gattin ist F r e i j a, die Beschtzerin der Ehe und der Familie, welche die Schlssel des Hauses an der Seite trgt; der Freitag ist ihr geweiht. Auch sie lebt in der Sage fort als Frau Holle, d. i. die Holde, welche bei Schneefall die Betten schttelt und das fleiige Mdchen mit Gold, das faule mit Pech berschtten lt, oder als Frau Berchta oder Bertha, die zur Zeit der geheimnisvollen Zwlfnchte (um Neujahr) in langwallendem Schleier durch die Lande zieht. Von der Erdgttin N e r t h u s erzhlt uns der rmische Geschichtschreiber Tacitus: sie wohnt auf einer Meeresinsel in einem heiligen Hain; zu bestimmten Zeiten fhrt sie, Frieden und Freude ver-breitend, auf einem Wagen, den heilige Khe ziehen, durch die Lande. Der einarmige Z i u, nach dem der Dienstag den Namen hat, war der Gott des Krieges. Der Gewittergott ist Donar, der mit dem Hammer bewaffnet ist und auf dem rollenden, von Bckcn gezogenen Donnerwagen dahinstrmt. Er galt den Germanen zunchst fr den Vorkmpfer der lichten Götter, der A s e n, gegen die Riesen, wilde Naturgewalten, die mit immer erneutem Angriff die gttliche Ordnung und Sitte bedrohen; je mehr sie aber in den kommenden Jahrhunderten aus Kriegern zu einem Bauernvolke wurden, desto mehr wurde Donar, der den Regen sendet, zum Beschirmer der Fluren und des Ackerbaus.

20. Geschichte des deutschen Volkes - S. 18

1905 - Berlin : Vahlen
18 Gtterglaube 6er alten Germanen. 17-18. Mensch oder ein Volk glaubt, oft am besten sein Charakter dar. Wir lernten bereits oben ( 1) die religisen Anschauungen unserer Urahnen, der Arier, kennen: sie liegen in gemeinsamen Zgen auch dem spteren, aus-gebildeten Gtterglauben der Inder, Griechen und Germanen zugrunde. Es waren die Krfte der Natur, die sie unter den riesigen Bumen, an rauschen-den Strmen, auf weitblickenden Hhen und in schauerlichen Waldschluchten verehrten; indes hatten diese Naturkrste auch bei unseren Vorfahren bereits persnliche Gestaltungen angenommen, freilich nicht in so vollendetem Grade, wie dies bei den Griechen geschehen ist. Und noch heute leben solche Ge-stalten unserem Volke unbewut in Mrchen und Sagen, im Zauber-spuk und Gespensterglauben unter uns fort und lassen uns schlieen auf die einst von unseren Vorfahren verehrten Götter. Als Himmels- und Sonnengott wurde ursprnglich Ziu (bei den Sachsen Saxnot) verehrt, dessen Name sich lautlich genau mit dem Dyaus der alten Inder, dem Zeus der Griechen und dem Jupiter der Rmer deckt. Den kriegerischen Stmmen der Deutschen wurde er jedoch bald zum Gott des Kriegs und als solcher spter wieder durch einen anderen Gott verdunkelt, durch Wodan oder Wuotan. Als Gott des Windes fuhr dieser im brausenden Wetter hoch zu Ro durch die Luft einher, begleitet von dem wtenden Heer, gleich dem wilden Jger, der sein Abbild in der Sage ist; aber er schtzte auch alle Kultur, war der Gott der Dichtung und der Heil-kunst, erfllte den Wunsch und spendete den Sieg. Da Ro war ihm heilig und wurde ihm als Opfer dargebracht. In scheuer Ehrfurcht schauten die Deutschen zu Donar (in Norddeutschland Thuner) auf, dem Gewittergott, der aus seinem roten Bart die Blitze blies und in hochragender, jugendschner Gestalt auf dem Wolkenpfade dahinfuhr. Den Menschen ist er ein segenbringender Gott, der Beschtzer des Ackerbaus, der Begleiter der Ehe, der Gott des Eigentums. Ihm ist der hochragende Baum, die Eiche, geheiligt und die rote Eberesche; unter den Tieren der Fuchs und das Eichhrnchen. Auerdem ward auch eine Todes-, Wind- und Erd-gttin verehrt, der, wie dem Wodan, vor allen in den Zwlfnchten das Sturmlied vorausklingt; sie kommt unter verschiedenen Namen vor: in Norddeutschland als Frija, Frea, in mitteldeutschen Gegenden als Holda (Frau Holle), in Sddeutschland als Perchta (Frau Bertha). Menschlicher gedacht ist sie die Spinnerin, die Gttermutter, die Haus und Herd segnet und bei der die noch ungeborenen und die wieder gestorbenen Kinder weilen. Die freundlichen und feindseligen Krfte der Natur finden mannig-fache Gestaltung, besonders in den Zwergen, die die Hter der unter-irdischen Schtze und Meister feiner Erzarbeit sind, sowie in den un-holden Riesen, den alten Herren der Erde, den Feinden der Götter und Menschen. 18. Das sind die einfachen Grundstze der deutschen Natur-religion; majesttischer, gleichsam in ein Heldenlied verwandelt, erscheint dieser Naturdienst bei unseren nordischen Stammesbrdern, vor allem in dem von Norwegen aus besiedelten Island. Bei ihnen hielt sich das Heidentum Jahrhunderte lnger als bei uns und ward durch das Lied der Snger, der Skalden, nur immer herrlicher ausgebildet. Gedichte dieser Art sind die Heldenlieder der Edda, von denen die ltesten im 9. Jahrhundert ent-standen sein mgen. Da thront Odin Wodan auf dem Hochsitz in Walhalla, im Goldhelm und Goldharnisch; auf seinen Schultern sitzen die Raben Hugin und Munin (Gedanke und Erinnerung), die ihm tglich