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1. Kurzer Lehrgang der Geschichte für höhere Mädchenschulen - S. 111

1896 - Leipzig : Voigtländer
hheren Adel oder Herrenstand, bestehend aus: Fürsten, Grafen und Frei-Herren, und den niederen Adel, den nun die Rittermigen bildeten. Hatten die Kreuzzge zur hheren Entwickelung des Rittertums er-heblich beigetragen, so geriet es seit dem Milingen dieser Heerfahrten rasch in immer tieferen Verfall. An die Stelle edler Rittersitte traten rohe Ge-waltthtigkeit und wste Fehdesucht. Manche Ritter lebten nur von Streit und Fehde; ja sie schmten sich des Raubes nicht. Aus ihren unzugnglichen, gegen Angriffe wohl verwahrten Burgen fielen die Raubritter mit ihren Reisigen der die vorberkommenden Warenzge der Kaufleute her und plnderten sie aus; an den Ufern der Flsse forderten sie von den Schiffen willkrliche Zollabgaben. Ihre unaufhrlichen Fehden zerrtteten den Wohl-stand ganzer Gegenden. Konnten sich die Städte durch Mauern und Grben gegen berflle schtzen, so wurden dagegen die Felder des Landmannes schonungslos verwstet. Bei der Abnahme der kaiserlichen Gewalt seit dem Falle der Hohenstaufen hatte das Gesetz sein Ansehen verloren; das Faust-recht trat an seine Stelle. Durch solche Ausartung verlor das Rittertum seinen alten Ruhm. Endlich, als nach Erfindung des Schiepulvers die eherne Waffenrstung und die feste Burg dem ruberischen Wegelagerer und Landbeschdiger keine gesicherte bermacht mehr gewhrten, hrte das Ritter-wesen, das im Mittelalter eine fo hervorragende Rolle einnahm, nach und nach ganz auf. Dem Raub- und Fehdewesen traten in Westfalen (auf der roten Erde) die Fem-gerichte entgegen, die eine groe, allmhlich furchtbar mibrauchte Gewalt bten, aber seit dem Ende des 15. Jahrhunderts an Bedeutung verloren. Whrend das Rittertum immer tiefer sank, hob sich der B r g e r st a n d in den Stdten immer mehr. Die Städte blhten durch rege Gewerbthtigkeit und lebhaften Handel empor. Durch zunehmende Reichtmer erwarben sie sich immer grere Rechte und Freiheiten. In Deutschland entstanden etwa 60 Reichsstdte, die nur dem Kaiser unterthan waren; sie wurden durch einen aus Brgern bestehenden Rat, an dessen Spitze die Brgermeister standen, regiert. Neben den Geschlechtern oder Patriciern, aus denen die Ratsmitglieder ge-whlt wurden, schloffen sich die Handwerker in Znften (Gilden, Innungen) zusammen. Seit der Mitte des 13. Jahrhunderts bildeten sich Vereini-gungen von deutschen Stdten zur Aufrechterhaltung des Landfriedens, zur Erweiterung ihrer Rechte und Freiheiten und zur Befrderung ihres Handels und Kunstfleies. So entstand (1254) der rheinische Stdtebund, der der 70 tobte umfate und von Bafel bis Wesel reichte. Vorzglich mchtig aber wurde die Hansa. Ihren Ansang bildete ein (1241) zwischen Lbeck und Hamburg zu gegenseitigem Beistande ge-

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1. Das Mittelalter und die Neuzeit - S. 71

1897 - Leipzig : Voigtländer
I.stnde. Immer schrfer hatte sich der Unterschied gestaltet zwischen Adel und Nicht-Adeligen oder Gemeinen". Der Adel war abgestuft in den hhern Adel oder Herrenstand, bestehend aus: Fürsten, Grafen und Freiherren, und den niederen Adel, den nun die Rittermigen bildeten. Hatten die Kreuzzge zur hheren Entwickelung des Rittertums erheb-(ich beigetragen, so geriet dasselbe seit dem Milingen dieser Heerfahrten rasch in immer tieferen Verfall. An die Stelle edler Rittersitte trat mehr und mehr rohe Gewaltthtigkeit und wste Fehdesucht. Manche Ritter leb-ten nur von Streit und Fehde; ja, sie schmten sich des Raubes nicht. Aus ihren unzugnglichen, gegen Angriffe wohl verwahrten Burgen fielen die Raubritter mit ihren Reisigen der die vorberkommenden Warenzge der Kaufleute her und plnderten sie aus; an den Ufern der Flsse forderten sie von den Schiffen willkrliche Zollabgaben. Ihre unaufhrlichen Fehden zerrtteten den Wohlstand ganzer Gegenden. Konnten sich die Städte durch Mauern und Grben gegen berflle schtzen, so wurden dagegen die Felder des Landmannes schonungslos verwstet. Bei der Abnahme der kaiserlichen Gewalt seit dem Falle der Hohenstaufen hatte das Gesetz sein Ansehen ver-loren: das blinde Walten des eisernen Speers, die Herrschaft des alle Ord-nung auflsenden Faustrechts trat an seine Stelle. Durch solche Aus-artung, der freilich die krftigeren Kaiser mit Strenge entgegentraten, verlor das Rittertum seinen alten Ruhm. Endlich, als nach der Erfindung^ des Schiepulvers die eherne Waffenrstung und die feste Burg dem ruberischen Wegelagerer und Landbefchdiger keine gesicherte bermacht mehr gewhrten, hrte das Ritterwesen, das im Mittelalter eine so hervorragende Stelle ein-nahm, nach und nach ganz auf. Whrend das Rittertum immer tiefer sank, hob sich derbr gerstand in den Stdten immer mehr. Die Städte blhten durch rege Gewerbthtigkeit und lebhaften Handel empor. Durch zunehmende Reichtmer erwarben sie sich immer grere Rechte und Freiheiten. In Deutschland entstanden etwa 60 Reichsstdte, die, nur dem Kaiser unterthan, durch einen aus Brgen: bestehenden Rat (an dessen Spitze die Brgermeister standen) regiert wurden. Reben den Geschlechtern ober Patriziern, aus denen die Ratsmitglieder gewhlt wurden, schloffen sich die Handwerker in Znften (Gilden, Innungen) zusammen. Seit der Mitte des 13. Jahrhunderts bildeten sich Vereinigungen von deutschen Stdten zur Aufrechterhaltung des Landfriedens, zur Erweiterung ihrer Rechte und Freiheiten und zur Be-frderung ihres Handels und Kunstfleies. So entstand (1254) der rheinische Stdtebund, der der 70 Städte (auch vom Rheine ab-

2. Das Mittelalter und die Neuzeit - S. 83

1894 - Leipzig : Voigtländer
83 Prfung (mit einem Meisterstck") bestehen. Der Handel hatte sich immer groartiger entwickelt. Die groen sddeutschenreichsstdte, namentlich Augsburg und Nrnberg, bezogen aus Italien insbesondere morgenlndische Spezereien. Die H ansestdte bezogen aus Rußland Pelze, aus Skandinavien Fische, aus England Wolle. Ausgefhrt wurden^vor allem Tuche, Leinwand und Metallwaren. 3. Stnde. Immer schrfer hatte sich der Unterschied gestaltet zwischen Adel und Nicht-Adeligen (oder Gemeinen").^ An die Stelle edler Rittersitte trat immer ckehr rohe Gewaltihtig-feit und wste Fehdesucht. Manche Ritter lebten nur von Streit und Fehde; ja, sie schmten sich des Raubes nicht. Aus ihren unzugnglichen, gegen Angriffe wohl verwahrten Burgen fielen die R a u b r i 11 e r mit ihren Reisigen der die vorberkommenden Warenzge der Kaufleute her und plnderten sie aus; an den Usern der Flsse forderten sie von den Schiffen willkrliche Zoll-abgaben. Unaufhrliche Fehden zerrtteten besonders zur Zeit des Jnter-regmmts den Wohlstand ganzer Gegenden. Konnten sich die Städte durch Mauern und Grben gegen berflle schtzen, so wurden dagegen die Felder des Landmannes von den Feinden seines Gutsherrn schonungslos verwstet. Durch solche Ausartung, der freilich krftigere Kaiser mit Strenge entgegentraten, verlor das Rittertum seinen alten Ruhm. Endlich, als nach der Erfindung des Schiepulvers die eherne Waffenrstung und die feste Burg dem ruberischen Wegelagerer und Landbeschdiger wie dem ehrenfesten Ritter keine gesicherte bermacht mehr gewhrten, hrte das Ritterwesen des Mittelalters nach und nach ganz auf.^y Whrend das Rittertum immer tiefer sank, hob sich der Brg er-stand in den Stdten. Die Städte blhten durch rege Gewerbthtigkeit und lebhaften Handel empor. Durch zunehmende Reichtmer erwarben sie immer grere Rechte und Freiheiten. In Deutschland entstanden etwa 60 Reichsstdte, die, nur dem Kaiser unterthan, durch einen aus Brgern bestehenden Rat (an dessen Spitze die Brgermeister standen) regiert wurden. Neben den Geschlechtern oder Patriziern, aus denen die Ratsmitglieder gewhlt wurden, schlssen sich die Handwerker in Znften (Gilden, Innungen) zusammen. Seit der Mitte des 13. Jahrhunderts bildeten sich Ver-einignn gen von deutschen Stdten zur Aufrechterhaltung des Landfriedens, zur Erweiterung ihrer Rechte und Freiheiten und zur Befrderung ihres Handels und Kunstfleies. So entstand (1254) der rheinische Stdtebund, der der 70 Städte (auch vom Rheine abgelegene, wie Nrnberg, Erfurt zc. zc.) umfate und von Basel bis Wesel reichte. M 1*. * U f v , yt i f 7 / ,/ . ''0/6*/ ' z l V/6 . c ' ^ f , ' ./

3. Leitfaden der deutschen Geschichte - S. 63

1892 - Leipzig : Voigtländer
63 Nrnberg (aus Italien) die Fabrikation des Leinenpapiers mit Hilfe von Mhlenstampfwerken eingefhrt worden. Ebenso gab es Drahtfabriken mit Benutzung der Wasserkraft. Die Znfte gewannen eine immer festere Gestaltung mit den 3 Stufen: Lehrling, Geselle, Meister. Um Meister zu werden, mute der Geselle die Meisterprfung (mit einem Meisterstck") bestehen. Derh andel hatte sich immer groartiger entwickelt. Die groen sddeutschen Reichsstdte, namentlich Augsburg und Nrnberg, trieben hauptschlich mit Italien Handel, von wo sie insbesondere die morgenlndischen Spezereien erhielten. Die Hansastdte bezogen ans Rußland Pelze, aus Skandinavien Fische, aus England Wolle. Ausgefhrt wurden namentlich Tuche, Leinwand und Metallwaren. 3. Stnde. Immer schrfer hatte sich der Unterschied gestaltet zwischen Adel und Nicht-Adeligen oder Gemeinen". Der Adel war abgestuft in den hhern Adel oder Herrenstand, bestehend aus: Fürsten, Grasen und Frei-Herren, und den niederen Adel, den nun die Rittermigen bildeten. Hatten die Kreuzzge zur hheren Entwicklung des Rittertums erheblich beigetragen, so geriet dasselbe seit dem Milingen dieser Heerfahrten rasch in immer tieferen Verfall. An die Stelle edler Rittersitte trat mehr und mehr rohe Gewaltthtigkeit und wste Fehdesucht. Manche Ritter leb-ten nur von Streit und Fehde; ja, sie schmten sich des Raubes nicht. Aus ihren unzugnglichen, gegen Angriffe wohl verwahrten Burgen fielen die Raubritter mit ihren Reisigen der die vorberkommenden Warenzge der Kaufleute her und plnderten sie aus; an den Ufern der Flsse forderten sie von den Schiffen willkrliche Zollabgaben. Ihre unaufhrlichen Fehden zerrtteten den Wohlstand ganzer Gegenden. Konnten sich die Städte durch Mauern und Grben gegen berflle schtzen, so wurden dagegen die Felder des Landmannes schonungslos verwstet. Bei der Abnahme der kaiserlichen Gewalt seit dem Falle der Hohenstaufen hatte das Gesetz sein Ansehen ver-loren: das blinde Walten des eisernen Speers, die Herrschaft des alle Ord-nung auflsenden Faustrechts trat an seine Stelle. Durch solche Aus-artung, der freilich die krftigeren Kaiser mit Strenge entgegentraten, verlor das Rittertum seinen alten Ruhm. Endlich, als nach der Erfindung des Schiepulvers die eherne Waffenrstung und die feste Burg dem ruberischen Wegelagerer und Landbeschdiger keine gesicherte bermacht mehr gewhrten, hrte das Ritterwesen, das im Mittelalter eine so hervorragende Stelle ein-nahm, nach und nach ganz auf. Whrend das Rittertum immer tiefer sank, hob sich der Brg er st and in den Stdten immer mehr. Die Städte blhten durch rege Gewerbthtigkeit und lebhaften Handel

4. Das Mittelalter und die Neuzeit - S. 64

1895 - Leipzig : Voigtländer
64 lichen Bevlkerung nach den stlichen (slavischen) Grenzlndern begonnen. Die groen Gter wurden jetzt meist stckweise verpachtet. Das Hand-werk war immer ausgedehnter und vielseitiger geworden: im Jahre 1363 wurden in Nrnberg 50 verschiedene Handwerke gezhlt. Es gab auch schon Maschinen, die durch Wasserkraft bewegt wurden; so war in Nrnberg (aus Italien) die Fabrikation des Leinenpapiers mit Hilfe von Mhlenstamps-werken eingefhrt worden. Ebenso gab es Drahtfabriken mit Benutzung der Wasserkraft. Die Znfte gewannen eine immer festere Gestaltung mit den drei Stufen: Lehrling, Geselle, Meister. Um Meister zu werden, mute der Geselle die Meisterprfung (mit einem Meisterstck") bestehen. Der Handel hatte sich immer groartiger entwickelt. Die groen sddeutschen Reichsstdte, namentlich Augsburg und Nrnberg, trieben hauptschlich mit Italien Handel, von wo sie insbesondere die morgenlndischen Spezereien er-hielten. Die Hansastdte bezogen aus Rußland Pelze, aus Skandinavien Fische, aus England Wolle. Ausgefhrt wurden namentlich Tuche, Leinwand und Metallwaren. 3. Stnde. Immer schrfer hatte sich der Unterschied gestaltet zwischen Adel und Nicht-Adeligen oder Gemeinen". Der Adel war abgestuft in den hheren Adel oder Herrenstand, bestehend aus: Fürsten, Grasen und Frei-Herren, und den niederen Adel, den nun die Rittermigen bildeten. Hatten die Kreuzzge zur hheren Entwickelung des Rittertums erheb-lich beigetragen, so geriet es seit dem Milingen dieser Heerfahrten rasch in immer tieferen Verfall. An die Stelle edler Rittersitte traten rohe Ge-waltthtigkeit und wste Fehdesucht. Manche Ritter lebten nur von Streit und Fehde; ja sie schmten sich des Raubes nicht. Aus ihren unzu-gnglichen, gegen Angriffe wohl verwahrten Burgen fielen die Raub-rit t er mit ihren Reisigen der die vorberkommenden Warenzge der Kauf-leute her und plnderten sie aus; an den Ufern der Flsse forderten sie von den Schiffen willkrliche Zollabgaben. Ihre unaufhrlichen Fehden zerrtteten den Wohlstand ganzer Gegenden. Konnten sich die Städte durch Mauern und Grben gegen berflle schtzen, so wurden dagegen die Felder des Landmannes schonungslos verwstet. Bei der Abnahme der kaiserlichen Ge-walt seit dem Falle der Hohenstaufen hatte das Gesetz sein Ansehen verloren; das blinde Walten des eisernen Speers, die Herrschaft des Faustrechts trat an seine Stelle. Durch solche Ausartung, der freilich die krftigeren Kaiser mit Strenge entgegentraten, verlor das Rittertum seinen alten Ruhm. Endlich, als nach Erfindung des Schiepulvers die eherne Waffenrstung und die feste Burg dem ruberischen Wegelagerer und Landbeschdiger keine gesicherte bermacht mehr gewhrten, hrte das Ritterwesen, das im Mittelalter eine so hervorragende Rolle einnahm, nach und nach ganz auf.

5. Das Mittelalter und die Neuzeit - S. 65

1895 - Leipzig : Voigtländer
- 65 Dem Raub- und Fehdewesen traten in Westfalen (auf der roten Erde) die Fem gerichte entgegen, die eine groe, allmhlich furchtbar mibrauchte Gewalt bten, aber seit dem Ende des 15. Jahrhunderts an Bedeutung verloren. Whrend das Rittertum immer tiefer sank, hob sich der Br g er st an d in den Stdten immer mehr. Die Städte blhten durch rege Gewerbthtigkeit und lebhaften Handel empor. Durch zunehmende Reichtmer erwarben sie sich immer grere Rechte und Freiheiten. In Deutschland entstanden etwa 60 Reichsstdte, die nur dem Kaiser unterthan waren; sie wurden durch einen aus Brgern bestehenden Rat, an dessen Spitze die Brgermeister standen, regiert. Neben den Geschlechtern oder Patriziern, aus denen die Ratsmitglieder ge-whlt wurden, schlssen sich die Handwerker inznften (Gilden, Innungen) zusammen. Seit der Mitte des 13. Jahrhunderts bildeten sich Vereini-gungen von deutschen Stdten zur Aufrechterhaltung des Landfrie-dens, zur Erweiterung ihrer Rechte und Freiheiten und zur Befrderung ihres Handels und Kunstfleies. So entstand (1254) der rheinische Stdtebund, der der 70 Städte (auch vom Rheine abgelegene, wie Nrnberg, Arfurt zc. zc.) umfate und von Bafel bis Wefel reichte. Vorzglich mchtig aber wurde die Hansa. Ihren Anfang bildete ein (1241) zwischen Lbeck und Hamburg zu gegenseitigem Beistande geschlossenes Bndnis. Bald traten andere Städte bei, so da im 14. Jahrhundert etwa achtzig Städte dem Verein angehrten, darunter Lbeck (das an der Spitze stand), Hamburg, Bremen, Kln, Amsterdam, Braunschweig, Magdeburg, Danzig, Riga. Der Bund beherrschte durch Handel und Waffen alle Ksten von Nord-und Westeuropa; in London, Bergen, Nowgorod, selbst in Portugal und Spanien hatte er Niederlagen, und seine Flotten fhrten eigene Kriege, na-mentlich mit den Knigen von Dnemark. Erst am Ende des Mittelalters, durch die Entdeckung von Amerika, geriet er in Verfall. S t d t e b i l d. Nrnberg ist mit einer dreifachen Mauer und mit einem Graben um-geben. Der Graben hat eine Breite von 20 Ellen und ist fast ebenso tief. Zwei senkrecht aufsteigende Mauern fassen ihn ein. Durchflossen wird er von einem Bache, an dessen gras-reichen Ufern Rudel von Hirschen sen. Die innere hhere Mauer berragen 200 gleich-weit voneinander abstehende viereckige Trme aus geschnittenem Stein. Auf diesen sind Wchter aufgestellt, welche mit Geschrei, mit Hrnerklang und Trompetensignalen herein-ziehende Fremde und die aufgehende Sonne empfangen, und wenn die Sonne untergeht, so geben sie ihr nach altem feierlichem Brauche das Geleit. Auf der vorderen, den Graben berragenden Mauer sind nahezu ebenso viele Trme, jedoch niedriger, und wo es die Biegung der Mauer erheischt, rundlich oder vllig rund. Auf jedem von ihnen steht aller-lei Geschtz. Die innere Mauer ist so dick, da Gewappnete paarweise darauf einher-gehen knnen, ebenso auf der Vormauer. Sie hat 6 groe und 2 enge Thore, von denen zedes mit einem hohen Turme und sehr starken Bollwerken befestigt ist. Die Thore selbst sind mit Ketten und mit Fallgittern aus unten zugespitzten Eisenstangen befestigt. Die Andr-Sevin, Lehrbuch der Weltgeschichte. H. 5

6. Abriß der Weltgeschichte mit eingehender Berücksichtigung der Kultur- und Kunstgeschichte für höhere Mädchenschulen - S. 143

1891 - Leipzig : Voigtländer
143 seines Enkels Ferdinand mit der Schwester (Anna) des kinderlosen Knigs von Bhmen und Ungarn. (Kriege mgen andere führen; du, glckliches sterreich, heirate!") Die schweizerische Eidgenossenschaft. Obgleich Kaiser Heinrich Vii. die (schon von Adolf von Nassau anerkannte) Reichsunmittelbarkeit den Waldsttten Schwyz, Uri und Unterwalden von neuem besttigt hatte, machte doch das Haus Habsburg (sterreich) wiederholte Versuche, dieselben wieder zu unter-werfen. Aber in der Schlacht am Morgarten (1316) schlugen sie Friedrichs des Schnen Bruder, den Herzog Leopold I. von sterreich, mit seiner schweren Reiterei. Ihr Bund vergrerte sich allmhlich ^Eidgenossenschaft der acht alten Orte. Jnderschlacht bei Sempach(1386)siegten dann die Eidgenossen (denen der Sage nach Arnold Winkelried von Stanz durch Selbstauf-opferung eine Gasse machte") der Leopold Iii. von sterreich, und nach ihren Siegen der Karl den Khnen schlssen sich neue Orte der Eidgenossenschaft an. Kaiser Maximilians Versuch, die Schweizer dem Reichskammergerichte zu unter-werfen, milang, und seitdem kann man sie als losgetrennt vom Reiche betrachten. Ihre vllige Trennung von Deutschland wurde jedoch erst im westflischen Frieden 1648 ausgesprochen. 105. Verfall des Rittertums. Das Stdtewesen. 1. Versall des Ritterwesens. Hatten die Kreuzzge zur hheren Entwicklung des Rittertums erheblich beigetragen, so geriet dasselbe seit dem Milingen dieser Heerfahrten rasch in immer tieferen Verfall. An die Stelle edler Rittersitte trat mehr und mehr rohe Gewaltthtig-keit und wste Fehdesucht. Manche Ritter lebten nur von Streit und Fehde; ja, sie schmten sich des Raubes nicht. Aus ihren unzugnglichen, gegen Angriffe wohl verwahrten Burgen fielen die Raubritter mit ihren Reisigen der die vorberkommenden Warenzge der Kaufleute her und plnderten sie aus; an den Ufern der Flsse forderten sie von den Schiffen willkrliche Zollabgaben. Ihre unaufhrlichen Fehden zerrtteten den Wohlstand ganzer Gegenden. Konnten sich die Städte durch Mauern und Grben gegen berflle schtzen, so wurden dagegen die Felder des Landmannes schonungslos verwstet. Bei der Abnahme der kaiserlichen Gewalt seit dem Falle der Hohenstaufen hatte das Ge-setz sein Ansehen verloren: das blinde Walten des eisernen Speers, die Herrschaft des alle Ordnung auflsenden Faustrechts trat an seine Stelle. Durch solche Ausartung, der freilich die krftigeren Kaiser mit Strenge entgegentraten, verlor das Rittertum seinen alten Ruhm. Endlich, als nach der Erfindung des Schiepulvers die eherne Waffen-rstung und die seste Burg dem ruberischen Wegelagerer und Land-beschdiger keine gesicherte bermacht mehr gewhrten, hrte das L

7. Deutsche und brandenburgisch-preußische Geschichte für Lehrerseminare - S. 132

1904 - Habelschwerdt : Franke
132 Politische Stellung war feit dem Niedergange der Kaisermacht erschttert, und ihre militrische Bedeutung verloren sie im 14. und 15. Jahrhundert. Sie paten sich jedoch den vernderten Verhltnissen nicht an, sondern hielten nur den Dienst mit dem Schwerte fr ehrenhaft und wollten ohne eigene Arbeit von dem Ertrage ihrer Gter leben. Da infolge des gesteigerten Verkehrs die Getreidezusuhr aus ertrag-reichen Gegenden zunahm, sanken jedoch die Preise der landwirtschaftlichen Erzengnisse. Auch wetteiferten die Ritter im Luxus mit den reichen stdtischen Kaufherren, und die Mehrzahl von ihnen vergeudete Zeit und Kraft mit Fehden, Jagden und wsten Gelagen. Darum ver-armteu sie. Aus Ha gegen die wohlhabenden Städte sandten sie diesen oft wegen nichtiger Ursachen ihre Absage". Dann wurden Drfer verwstet, Herden weggetrieben und die Warenzge der Kauf-leute geplndert (vgl. Goethes Gtz von Berlichingen). Viele Ritter verlegten sich sogar ohne Scheit aus Raub und Wegelagerei. Hatten die Bauern, die seit der Entwicklung des Rittertums wehrlos geworden waren, schon unter den zahllosen Fehden schwer zu leiden, so verschlimmerte sich ihre ganze wirtschaftliche Lage, seit das Deutschtum in den stlichen Kolonisationslndern infolge der politischen Ohnmacht des Reiches zurckgiug und kein Gebiet mehr neu besiedelt werden konnte. Bei der starken Bevlkerungszunahme begann man jetzt in Deutschland die Bauerngter zu teilen. Da aber die kleinen Ackerwirtschaften zur Ernhrung grerer Familien nicht hinreichten, trat Verarmung des Landvolkes ein. Der eigene wirtschaftliche Niedergang veranlate die adligen Grund-Herren, ihre Einnahmen dadurch zu steigern, da sie von den Bauern immer hhere Abgaben forderten. Nach den Grundstzen des rmischen Rechts, das jetzt immer weitere Verbreitung fand, nahmen sie die Allmende, d. h. Wald, Weide, Jagd und Fischerei, fr sich allein in Anspruch und drckten die Zinsbauern und Hrigen allmhlich zu Leibeigenen herab. Adlige und Fürsten zwangen die Bauern nicht blo zu ungemessenen Ja gdfron diensten, sondern bestraften jeden Versuch, das Wild von den ckern abzuwehren, als Jagdfrevel aufs grausamste, sogar durch Abhacken von Gliedern und Angenansstechen. Der Bauer war von aller hheren Bildung ausgeschlossen; im Staatsleben hatte er seine Rechte und seine Bedeutung eingebt und wurde von Brgertum und Adel als Tlpel" (von mhd. trpel, drper = Drfler, Bauer) verspottet und als Inbegriff alles Rohen, Dummen und Schmutzigen verachtet. Darum bemchtigte sich weiter buerlicher Kreise eine groe Unzufriedenheit. Es entstanden revolutionre Verbindungen, so der Bundschuh" (Bauernschuh) im Elsa und der Schultz, Deutsches Leben im 14. und 15. Jahrhundert: Die Burgen beim Ausgange des Mittelalters. Atzler, Qu. u. L. I. Nr. 59,

8. Leitfaden für den Geschichtsunterricht in den oberen Klassen höherer Töchterschulen - S. 121

1889 - Berlin : Vahlen
144. 145. Maximilian I. Der verfall des Rittertums. 121 Ferdinands des Katholischen von Aragomen und Jsabellas von Castilien. Auf den ltesten Sohn dieses Paares, Karl, erbten vter-licherseits die burgundischen Lande, mtterlicherseits die spanische Krone, zu der damals auch die von Neapel und teilten gehrte, so wie die Herrschaft der durch Columbus gerade damals (1492) entdeckten neuen Welt. Der jngere Enkel Maximilians, Ferdinand, war mit Anna, der Tochter des Knigs von Ungarn und Bhmen, ver-mahlt, während sich deren Bruder, der König Ludwig, mit Maria, Ferdinands und Karls Schwester verheiratete. Ludwigs Ehe blieb kinderlos, und als derselbe 1526 gegen die Trken fiel, gingen Ungarn und Bhmen an Ferdinand der, der von seinem Bruder Karl auch die gesamten deutsch:sterreichischen Lnder abgetreten erhielt. So entstand hier spter unter Ferdinand eine stliche europische Gromacht des Hauses Habsburg, wie unter Karl eine westliche entstanden war. Diese letzte glnzende Wen-dung des sterreichischen Glckes erlebte zwar Kaiser Max nicht mehr, doch konnte schon in seinen letzten Jahren sich kein Frstenhaus Euro-pas mit dem der Habsburger vergleichen. D. Deutsches Volksleben in dieser Periode. 145. Das Rittertum und sein Verfall. Die Kmpfe gegen die Unglubigen Hattert dem Rittertum seine eigentliche Weihe ge-geben. Es verfiel, sobald die Kreuzzge aufhrten. Seit Ende des 13. Jahrhunderts blhte es nur noch in Preußen, wo der Deutsch-ritter-Orden gegen die Heiden siegreich kmpfend vordrang. Allent-halben sonst war das Leben der Ritter, hherer Ziele entkleidet, in die Kreise ihrer Landschaft und ihrer engen Burgen gebannt. Zagd und Trunk und Fehden mit den Nachbarn, das waren des Ritters Beschftigungen. Roheit und wstes Treiben ri ein. Die Bauern, welche dem Ritter zinsen sollten, verarmten in der wilden Zeit, mit ihnen die Ritter. Dann griffen sie, verwildert wie sie waren, wohl zu Raub und Nhme. Die Ritterburgen wurden der Schrecken des Kaufherrn, dessen Wagenzge die Straen, dessen Schiffe die Flu-wege Deutschlands besuhren. Stdter und Ritter waren die grimmig-sten Feinde. Ein gefhrlicherer Feind erstand den Rittern in den mchtigen Landesfrsten. Selbst die Bndnisse, zu denen sich die Ritter zusammenthaten, vermochten gegen die einheitliche, immer mehr wachsende Macht der Landesherren auf die Dauer nichts, zumal als vor einer neuen Bewaffnung das unbehilfliche Ritterheer auch feine kriegerische Bedeutung verlor.

9. Deutsche Geschichte - S. 145

1912 - Hannover-List : Carl Meyer (Gustav Prior)
39. Gericht und Recht im Mittelalter. 145 am Pranger ober Schandpfahl auf ffentlichem Platze. Die Städte legten in Rathusern oder in Mauertrmen Gefngnisse an und brachten damit die Haft- oder Freiheitsstrafen auf. Fr widerspenstige Gefangene war der Fublock oder Stock aufgestellt, in welchen die wagerecht ausgestreckten Beine und Arme stundenlang ein-gespannt wurden. 5. Faustrecht und Fehdewescu. Die Fürsten und Herren suchten ihr Recht meist nicht bei den ordentlichen Gerichten, sondern bten auf eigene Hand Vergeltung, wenn ihnen jemand Unrecht tat; dabei sttzten sie sich auf das altdeutsche Fehderecht. Wer nmlich einen andern bswillig verletzte, brach den Frieden mit dem Verletzten und dessen Familie und setzte sich mit ihnen in Kriegszustand. Man suchte dann den Friedensbrecher an Gut und Blut, an Besitztum und Leben zu schdigen. Diesen kleinen Krieg nannte man Fehde. Eben-so machten es die Städte, Adeligen und Ritter. Wer die strkste Faust hatte, behielt Recht. Das war das Faustrecht (S. 116). Da entstanden um geringer Ursache willen Streitigkeiten oder Fehden zwischen Fürsten und Herren, Rittern und Stdten. Jeder Grundherr mute darum stets mit einem starken Kriegsgesinde versehen sein. Wollte ein Ritter oder Herr eine Fehde beginnen, so sandte er seinem Feinde einen tfehbebrtef; dann sagte er sich gnzlich von dem Feinde los und kndigte ihm an, da er mit einem Heere gegen ihn ziehen werde. Jsin^bi6ricf' o ?tlnen wir uns der unrechten Gewalt und unseres Schadens an euch, an Land, Leuten und Gtern erwehren, so wollen wir es tun Ss'61 asn ^ fahret haben und euch da nicht zu antworten; denn imrps rjl8t r, !-fr !' Iebls und Io von aller Treue und Pflicht wegen der unrechten Gewalt, die ihr an uns getan habt mit Raub und Brand und Ge-fangms, Wider eure besiegelten Briefe". Dann dauerte es nicht lange, und ein feindliches Heer laq vor der Burg. Konnten die Feinde den Belagerten selbst nicht beikommen so trieben ste den zugehrigen Bauern das Vieh von Stall und Weide steckten die Huser in Brand, zertraten Gras und Getreide oder mhten es ab und besten den Acker mit Unkraut. Der Bauer wurde erschlagen oder gefangen fortgefhrt, und niemand ersetzte ihm seinen Schaden oder kmmerte sich um sein Recht. Viele Ritter lebten von Fehde die meist nur ein Vorwand war, um zu rauben. Das Rittertum sank'von !.^"er Hohe herab. Gerieten die Ritter mit den Stdten in Streit so uberstelen sie die reisenden Kaufleute und .ftanhplsiitnp imh rmtfit' Reiten und Rauben ist keine Schand, Das tun die besten im Land."

10. Lesebuch für die 5., 6. und 7. Klasse der Volksschule - S. 612

1895 - München : Oldenbourg
612 132/ Die Rache. Nach den Kreuzzügen geriet das Nitterwesen allmählich in Verfall. An die Stelle edler Rittersitte trat Gewalt- thätigkeit Streit und Fehde. Viele Ritter lebten von Raub und Plünderung. Aus ihren festen, auf steilen Felsenhöhen gelegenen Burgen überfielen sie mit ihren Reisigen die Kauf- leute, die zu den Märkten und Messen zogen und raubten ihnen alles, was sie hatten. An den Ufern der Flüsse er- hoben sie willkürlich Zollabgaben. Ihre unaufhörlichen Fehden gegen einander zerrütteten den Wohlstand ganzer Gegenden. Konnten sich die Städte durch Mauern und Gräben gegen ihre Angriffe schützen, so wurden dagegen die Fluren des Landmanns schonungslos verwüstet. Und gegen solche Un- gebühr gab es oft lange Zeit hindurch keine Abhilfe; denn die übermütigen Ritter wagten sogar, den Befehlen mancher schwachen Kaiser trotz zu bieten. Was der Stärkere durch- setzen könne, meinten sie, das dürfe er sich auch erlauben; der stärkern Faust müßten die Schwächern sich fügen. Man nennt diesen traurigen Zustand das Faustrecht. Das Rittertum verlor durch solche Ausartung seinen alten Ruhm. Was dem Rittertume einen besondern Glanz verlieh, waren die Turniere oder Kampfspiele, die in dem 12. Jahrhundert gewöhnlich wurden. Die Turniere waren Festspiele, welche den Rittern Gelegenheit gaben, Proben ihrer Tapferkeit und Gewandtheit abzulegen und so Ruhm und Beifall von einer schaulustigen Menge einzuernten. (G. Kohlrausch.) 132. I)ie Wache. Der Knecht hat erstochen den edlen Herrn; Der Knecht wär' selber ein Ritter gern. Er hat ihn erstochen im dunklen Hain' Und den Leib versenkt in den tiefen Rhein, Hat angelegt die Rüstung blank, Auf des Herren Roß sich geschwungen frank. Und als er sprengen will über die Brück',

11. Erzählungen aus der Sage und Geschichte - S. 93

1910 - Leipzig : Voigtländer
18. Die Städte. 93 denen sich die Ritter besonders auszeichneten, entstanden in Palstina ver-einigungen, in denen sich, das Rittertum mit dem Mnchrvesen verband. Das waren die sogenannten geistlichen Ritterorden der Johanniter, der Tempelherren und derdeutschherren. Die Grdensherren legten die Mnchsgelbde der Rrmut, der Ehelosigkeit und des Gehorsams ab; als Ritter verpflichteten sie sich zur Verteidigung der Pilger und zum Kampfe gegen die Unglubigen. Diese Ritterorden waren eine Zeitlang die Hauptsttze des Knigreichs Jerusalem. Rls das heilige Land den Christen verloren ging, siedelten sie nach (Europa der, rvo sie zum Teil noch lange fortbestanden. Hm wichtigsten fr uns Deutsche wurde der (Dr^en der Deutschherren, die das Heidnische preuen eroberten. 6. Die Raubritter. Nach den Kreuzzgen geriet das Ritterwesen allmhlich in verfall. Rn die Städte edler Rittersitte traten Gewaltttigkeit und wste Hndelsucht. Tttanche Ritter lebten nur von Streit und Fehde - ja sie schmten sich selbst des Raubes nicht. Rus ihren festen, auf steilen Felsenhhen gelegenen Burgen berfielen sie mit ihren Reisigen die Kaufleute und raubten ihnen Waren und Geld. Rn den Ufern der Flsse forderten sie von den vorberfahrenden Schiffen willkrliche Zollabgaben. Die unaufhrlichen Fehden, die sie gegeneinander fhrten, zerrtteten den Wohlstand ganzer Gegenden. Die befestigten Städte konnten sie zwar nicht einnehmen, aber die Fluren des Land-mannes verwsteten sie schonungslos. Gegen solche Ungebhr gab es lange Zeit hindurch keine Abhilfe; denn die bermtigen Ritter wagten sogar, den Befehlen des Kaisers zu trotzen. Was der Strkere durchsetzen knne, so meinten sie, das drfe er sich auch erlauben; der strkeren Saust mten sich die Schwcheren fgen. So herrschte in Deutschland das Faustrecht. Das Rittertum verlor durch solche (Entartung seinen alten Ruhm. 18. Die Städte. Whrend das Rittertum sank, wurden die Städte grer und mchtiger. 1. Entstehung der deutschen Städte. Die meisten Rmer-stdte, die auf deutschem Boden entstanden waren (3, 1), wurden während der Vlkerwanderung wieder zerstrt. Weil aber ihre Lage fr den Verkehr und Handel vorteilhaft war, so wurden sie bald wieder aufgebaut. Ruch entstanden Städte rings um die Wohnsitze von Fürsten und Bischfen und in der Nachbarschaft der Klster. Wieder andre Städte entwickelten sich aus den festen Pltzen, die zum Schutze gegen uere Feinde angelegt waren. Dann und wann begrndete auch ein

12. Geschichte der neueren Zeit - S. 224

1911 - Halle a.S. : Gesenius
— 224 — b) die Reichsritter wurden von den Fürsten im Verein mit den Städten niedergeworfen [64], c) die Reichsritter kämpften weiter für die nationale Idee als Führer der Bauernschaft [68]. 3. Der Adelsstand geriet im allgemeinen in den Hintergrund: er mußte seine Vorrechte im großen und ganzen der öffentlichen Gewalt des Fürsten unterordnen [111]. 550. In welcher Weise veränderte der Verlust der militärischen, politischen und wirtschaftlichen Bedeutung des Adels [I, 518] dessen Stellung zu den übrigen Ständen? 1. Er bewirkte die Bedrückung und Aussaugung des Bauernstandes: a) der Grundherr übte die niedere Gerichtsbarkeit aus: seine Rechtsentscheidungen wurden Machtsprüche, b) der Grundherr wälzte alle ihm obliegenden Pflichten auf den Bauern ab: die bestehenden Fronen wurden nicht unwesentlich vermehrt, c) der Grundherr riß Eigentum und R ec h t e der Bauern an sich: „Herrenfall“, „Mannfall“ [I, 121], „Besthaupt“ und „Buteil“ [I, 352] wurden gefordert — Wald, Wild, Weide, Wasser wurden ihm in der Nutzung vorenthalten. 2. Er führte zum „R a u b“ rittertume gegenüber den Bürgern: a) der Adlige darbte aus Standesstolz in ohnmächtiger Wut: der Bürger hatte Geld und Lebensgenuß in reicher Fülle, b) der Adlige erklärte dem Städter den Krieg: im Kriegszustände war das Rauben erlaubt (in diesem Sinne „Raub“ritter, nicht Wegelagerer im gewöhnlichen Sinne des Wortes). 3. Er veranlaßte das Verlangen nach dem Besitze geistlicher Güter: adlige Nachbarn gerieten dabei durch das Geltendmachen vermeintlicher Vorrechte in endlose Fehden. 551. Inwiefern schloß sich der Adel gerade als verfallender Stand immer mehr ab? 1. Die materielle Seite des Rittertums war völlig in Verfall geraten: a) die höfische Bildung war geschwunden, b) die ritterliche Lebensart war verroht, c) die feinere Lebenshaltung war grobsinnlicher, derber Genußsucht gewichen. 2. Die formale Seite des Rittertums wurde umso eifriger pepflegt: a) der Stammbaum wurde sorgfältig ausgebildet,

13. Angewandte Geschichte - S. 288

1910 - Leipzig : Dieterich
288 Der Staat. Die Theorien von Karl Marx, an denen die Sozialdemokratie heute noch festhlt, haben sich als falsch erwiesen: die Lebenshaltung des Arbeiterstandes ist nicht schlechter, sondern wesentlich besser ge-worden; die Handelskrisen haben an Heftigkeit nicht zu-, sondern ab-genommen. Die Sozialdemokraten sind sich selbst nicht klar darber, was an die Stelle des bestehenden Staates treten soll. Alles, was bisher der ihren Zukunftsstaat" verlautete, sind entweder unerfllbare, phantastische Trume oder stellt einen unertrglichen Zwangsstaat in Aussicht. 2. Ihre Praxis: Mit Recht wird jede Klassenherrschaft bekmpft, mag es nun eine Klassenherrschaft des Adels und der Geistlichkeit oder der Bourgeois" sein. Aber, was die Sozialdemokraten erstreben, ist die schlimmste Klassenherrschaft, die Tyrannei der Masse, woran die herrliche alte Kulturwelt zugrunde gegangen ist. In Wahrheit ist das kein Sozialis-mus, was sie verknden, sondern der extremste Individualismus. Sie reden von Freiheit; aber sie den den unerhrtesten Terroris-mus aus gegen alle Arbeiter, die sich ihnen nicht beugen wollen. Sie stehen unter der Diktatur ihrer Fhrer, und wenn wir keine starke Staatsgewalt htten, so wrden, wie im Altertum, Bebel oder ein anderer sich zum Tyrannen mit unumschrnkter Gewalt ausgeschwungen haben. Die Vaterlandslosigkeit der deutschen Sozialdemokraten tritt immer von neuem in hlichster Weise hervor. Wenn sie auch theoretisch in schroffstem Gegensatz zum Anarchismus stehen, so haben sie doch bisher jede Propaganda der Tat, alle Atten-tte verherrlicht und die hingerichteten Verbrecher als Mrtyrer gepriesen. In ihren eigenen Unternehmungen haben sie keineswegs die sozialdemokratische Gleichheitsidee verwirklicht, sondern den Redakteuren ihrer Zeitungen hhere Gehlter gezahlt als den Arbeitern, ja ihre Angestellten mehr ausgebeutet, als nur je ein Bourgeois getan hat. 2. Die soziale Gesetzgebung, die staatlichen Sozialreforinen. Wir wissen, da im 19. Jahrhundert mit der Entfesselung der wirtschaftlichen Krfte, mit dem vlligen Umschwung aller Verkehrs-, Handels- und Gewerbeeinrichtungen, mit der steigenden Macht des Kapitals, mit der wachsenden Zahl des in groen Stdten zusammen-gedrngten Proletariats viele Mistnde entstanden sind. Auch geben

14. Deutsche, insbesondere brandenburgisch-preußische Geschichte vom Ausgange des Mittelalters bis zum Regierungsantritt Friedrichs des Großen - S. 5

1903 - Wolfenbüttel : Zwißler
'Wn Erster Abschnitt. Die Reformation in Deutschland bis zum Augsburger 5 Religionsfrieden. Eine weitere Umwlzung in den kriegerischen Verhltnissen des Mittelalters fhrte die Anwendung des Schiepulvers herbei, das der gewhnlichen berlieferung nach von dem Franziskanermnch B e r t h o l d Schwarz zu Freiburg im Breisgau um 1340 erfunden sein soll, je-doch schon in den ersten Jahrhunderten der christlichen Zeitrechnung in China bekannt war, und dessen Kenntnis wohl von dort nach dem Abendlande gebracht ist. Hier wurde es seit der Mitte des 14. Jahrhunderts zum Schleudern von Geschossen bei Belagerungen gebraucht, indem durch die Sprengmasse steinerne Vollkugeln aus Mrsern gegen die Mauern geschleudert wurden. Erst spter entwickelte sich hieraus der Gebrauch von Kanonen und Flinten; letztere wurden erst im 17. Jahrhundert bei dem Fuvolke allgemein. b. Das Rittertum. Nicht frderlich waren die neuen Zustnde dem Rittertum, dessen Blte schon seit dem Ende der Kreuzzge im Schwinden begriffen war. Jetzt wurde infolge der Umwandlung der Natural- in die Geldwirtschaft der Besitz der Ritter an Grund und Boden entwertet und ihnen damit die Grundlage ihrer wirtschaftlichen Existenz entzogen. . Der wirtschaftlicheverfall hatte einen m o r a l i s ch e n zur Folge. Viele von den Rittern gerieten in Not und Schulden und wurden, da sie nichts Ordentliches gelernt hatten, zu Raubrittern. Endlich verlor das Rittertum infolge des Aufkommens der Sldnerheere und des Schiepulvers auch seine m i l i t r i s ch e B e d e u t u u g: die schwer bewaffnete Reiterei konnte gegen das leichtbewegliche, schnelle Fuvolk nichts ausrichten, die Panzer der Ritter vermochten ebenso wenig wie ihre Burgen den Ge-schssen standzuhalten. So siedelten sie denn entweder in die einst so verhaten Städte der oder wandten sich der Landwirtschaft zu (Ritter-gutsbesitzer), einige von ihnen traten auch in die Reihen der Landsknechte und erwarben sich als Sldnerfhrer Reichtum und Ansehen. c. Die Städte. Infolge des gesteigerten Geldverkehrs waren die Städte zu immer grerem Reichtum gelangt. Sie waren die Pflege-sttten des Handels und Gewerbes, der Kunst und Wissenschaft. Das deutsche Brgertum mit seiner Wohlhabenheit, seiner Kunstliebe und dem frhlichen Lebensgenu stand im Beginne der Reformationszeit auf der Hhe seiner Entwickelung. Die Fugger in Augsburg beherrschten damals mit ihrem Gelde den Weltmarkt, die reichen Geschlechter lebten und wohnten oft besser als die Fürsten. Allerdings nahmen auch der Luxus und die ppigkeit in den Stdten so zu, da strenge Gesetze dagegen gegeben werden muten.

15. Deutsche Geschichte im Mittelalter - S. 64

1914 - Halle a.d.S. : Buchh. des Waisenhauses
64 tle deutsche Jjolfcrjefi 919-12). Burgkapelle an. Auf den brigen Seiten war der Burghof von der starken Burgmauer oder von Wirtschaftsrumen umgeben; in einer Ecke befand sich der oft von der Burglinde beschattete Ziehbrunnen, der in vielen Fllen von groer Tiefe war. R2ebmle8 Auf der Burg hauste die ritterliche Familie. Sie lebte von dem, was die Gutshfe einbrachten, und von den Zinsen, welche die untertnigen Bauern zu leisten hatten und meist nicht in Geld, sondern in Getreide, Vieh, Wolle ablieferten. Zur Winterszeit war das Leben oft recht de und eintnig, nur unterbrochen durch einen Jagdzug oder den Besuch eines fahrenden Sngers. Desto frhlicher begrte man das Kommen des Frhlings. Dann zog man hinaus zur Pirschjagd oder zur Falkenbeize, man bte reiche Gastlichkeit oder versammelte sich zu den groen ritterlichen Waffenfesten. Da bewiesen die Ritter auf abgestecktem Kampfplatz vor edlen Frauen ihre Kunst in der Fhrung der Waffen; entweder kmpften sie Mann gegen Mann mit stumpfen oder scharfen Waffen, oder sie ritten im Massenkampf, dem eigentlichen Turnier, gegeneinander. Die Zeit der Hohenstaufen war die Bltezeit des Rittertums. Ritter-liche Tugenden wurden damals am meisten gepriesen; ritterliches Wesen anzunehmen trachtete der reich gewordene Bauernsohn, zum Nitterstande gezhlt zu werden war der Wunsch der groen Geschlechter in den Stdten, und auch mancher Bischof und Erzbischof war in allem ritterlichen Tun und Dich!?/Treben wohl bewandert. Auch im geistigen Leben hatten nicht mehr die Geistlichen, wie bisher, sondern die Ritter die Fhrung; damals entstanden die groen ritterlichen Heldengedichte, das Nibelungenlied und das Lied von Gudrun, das Lied von Parzival, das Wolfram von Eschen-bach gedichtet hat, und viele andere. Unter den ritterlichen Minnesngern steht Walther von der Vogelweide an erster Stelle. Rittertums^ Allmhlich verfiel das Rittertum. Die Erwerbsarbeit verachtete diesen Stand; so kam es, da so manches ritterliche Geschlecht verarmte. In ihrer Gier nach Besitz und Wohlleben, in ihrer Eifersucht auf die verhaten Brger wurden nicht wenige Ritter zu Wegelagerern und Straenrubern, die den Wagenzgen auflauerten, die Fuhrleute niederschlugen, die Waren plnderten, ansehnliche Gefangene in den Burgturm warfen und nur gegen hohes Lsegeld freigaben. Bei solchem wsten und rechtlosen Treiben kam ihnen der echte und rechte Rittersinn abhanden; Roheit trat an Stelle der Zucht, wildes Benehmen an Stelle der hfischen Sitte. Die ritterliche Dichtkunst vollends konnte nicht mehr gedeihen. Aber auch fr das Kriegswesen verlor int Lause des vierzehnten und fnfzehnten Jahrhunderts das Rittertum allmhlich an Bedeutung. Um

16. Vaterländische Geschichtsbilder - S. 50

1891 - München : Pohl
50 voll Land zu Land, kehrten als Gste ein bei andern Rittern und gtitgcu auf Abentener aus. Solche nannte man fahrende Ritter. Manche Ritter vergaen bald die Wrde ihres Standes so sehr, da sie fast nur von Streit und Fehde, von Raub und Plnderung lebten. Aus ihren auf steilen Felshhen erbauten Raubburgeu ber-fielen sie mit ihren Reisigen den armen Wanderer, den Bauern und den Stdter, warfen die Knechte nieder und fhrten den Raub frohlockend mit fort auf ihre Burg. Auch an den Felsenuferu der Flsse erhoben sich drohend ihre Burgen und forderten von den vorberfahrenden Schiffen willkrliche Zlle. Noch sieht man, besonders an den Ufern des Rheins und der Donau, als berreste jener Zeit viele Schlsser und Burgen, die jetzt mit ihren verwitterten Zinnen und Trmen still und friedlich der den Strom und das bewegte Leben auf demselben hinschauen. In den hufigen Fehden der Ritter unter einander wurden nicht selten die blhendsten Saatfelder, des friedlichen Landmannes ganzer Wohlstand, von den Hufen der wilden Streitrosse zertreten. Gegen solchen bermut und solche Rubereien des Adels vermochten die damaligen schwachen Kaiser keinen Schutz zu gewhren. Auf ihren festen Burgen trotzten die Adligen allen Verordnungen des Kaisers. Sie betrachteten ihr ehrloses Handwerk als ein Recht des Strkeren. Das waren die traurigen Zeiten des Faustrechtes. Erst die Erfindung des Pulvers und das dadurch ganz vernderte Kriegswesen machten dem Rittertum ein Ende. Nach Welter. 35. Die Ritterorden. Zur Zeit der Kreuzzge, wo das Ritterwesen in seiner schnsten Blte stand, bildeten sich nach dem Vorbilde der geistlichen Orden auch enge Verbrderungen der Ritter untereinander und gaben ihrem Stande die Wethe eines Ritterordens. Zunchst zur Krankenpflege und zum Schutze der Pilgrime im heiligen Lande entstanden 1048 der Orden der Johanniter sie trugen ein achtspitziges, weies Kreuz auf schwarzem Mantel und 1118 der kriegerische Orden der Tempelritter, mit rotem Kreuz auf weiem Grunde. Die Johanniter fhrten nach ihrer Vertreibung aus dem heiligen Lande den Namen Rhodiserritter; spter, als ihnen auch Rhodus entrissen ward, benannten sie sich von ihrem Sitze, der kleinen Felseninsel Malta, Malteserritter. Da beide Orden meist aus welscher Ritterschaft bestanden, so ward bei dem dritten Krenzznge,

17. Von 30 v. Chr. bis 1648 n. Chr. - S. 159

1911 - Leipzig : Quelle & Meyer
Innere Geschichte, vornehmlich Deutschi., vom Interregnum bis z. Reformation 15g Weise; die Vieltürmigkeit ist ein besonderer Ruhm der Städte. So wirkten diese insgesamt und in ihren einzelnen Teilen malerisch, lebhaft, aber es fehlten ihnen alle Erfordernisse der Gesundheit; nur auf die Wehrhaftigkeit war Rücksicht genommen. Besser stand es in dieser Beziehung um die Städte des Koloniallandes. § 147. Der Adel. Der Verschmelzungsprozeß des alten Adels und der Dienstmannschaft im Rittertum wurde schon im 14. Jahrhundert zu Ende geführt, seitdem bildeten sie allesamt einen neuen Adel, der nur äußerlich die ritterlichen Formen beibehielt, oft genug aber auch sie nicht mehr beachtete; z. B. schwand das Bedürfnis nach Erteilung des Ritterschlages bald. Der Adel des 14. und 15. Jahrhunderts krankte 1. politisch an seiner Überzahl bei gleichzeitigem Mangel an höherer Betätigung; zum,, Schilde geboren" mochte er nicht andere Betätigung suchen, dem Fürstendienst versagte er sich, wo irgend möglich; so verlor er seine frühere Bedeutung für das Reich. Er krankte 2. wirtschaftlich; es fehlte ihm der auskömmliche Unterhalt der früheren kriegerischen Zeit. Die Zins- und Naturalerträge seines durch Teilungen verringerten, meist sehr bescheidenen Besitztums, konnten die oft recht starke Familie nicht ernähren, geschweige denn den Frauen ein Gleichkommen mit dem gesteigeren Luxus der Städterinnen erlauben, zumal unter den neuen Verhältnissen der Geldwirtschaft, trotz gesteigerter Ansprüche an die Hintersassen. Landwirtschaft oder ein anderes nutzbringendes Geschäft zu betreiben, verschmähte der Junker. 3. Auch militärisch trat der Adel mehr und mehr zurück. Das Aufkommen der Söldnerheere mit ihrer neuen Taktik minderte den Wert des schwer gerüsteten, kostspieligen Ritters, der immer unbehilflicher wurde; auch seine Burg verlor an Bedeutung mit Einführung des schweren Geschützes (seit 1350). Der standesgemäße Besitz einer solchen wurde zu einer kaum erschwinglichen Last. Unter solchen Umständen erwehrten sich die reichsfreien Ritter im Südwesten mühsam der Unterjochung durch die Fürsten vermittelst Zusammenschlusses in Bündnissen. Viele von ihnen, die vom Stegreif nicht lassen wollten, sanken zum Schnapphahn herab, bis ihnen die friedlichen Gewalten endlich das Handwerk legten; fortan mußten sie zu Kraut- oder Zaunjunkern verbauern. § 148. Der Bauer. Indem die ländlichen Freien, wo es noch nicht Blütezeit früher geschehen war, zu Hörigen hinabsanken, andererseits die Lage der alten Hörigen sich besserte, entstand seit 1250 ein einheitlicher Stand der Bauern, die nun fast durchweg auf fremdem Eigen saßen, wie ja auch die Zinsbauem im Siedlungsgebiete östlich der Elbe; ihre Lage war im 14. Jahrhundert nicht schlecht, sie taten es an Prunk und Hoffahrt hier und da wohl dem Ritter gleich.

18. Erzählungen aus der Weltgeschichte - S. 53

1918 - Leipzig : Voigtländer
— 53 — ihren Kindern betteln. Sie starb, erst 24 Jahre alt, in Marburg (1231), wo sich jetzt über ihrem Grabe die schöne (Elisabethkirche erhebt. 6. Die geistlichen Ritterorden. Zur Zeit der Kreuzzüge, bei denen sich die Ritter besonders auszeichneten, entstanden in Palästina Bereinigungen, in denen sich das Rittertum mit dem Mönchwesen verband. Vas waren die sogenannten geistlichenritterordenöer Johanniter, der Tempelherren und der Deutschherren. Die (Dröensherren legten die Klostergelübde der Rrmut, der Ehelosigkeit Uttb des Gehorsams ab; als Ritter verpflichteten sie sich zur Verteidigung Pilger und zum Kampfe gegen die Ungläubigen. Diese Ritter* °*6en waren eine Zeitlang die Hauptstütze des Königreichs Jerusalem. Als das Heilige Land den Christen verloren ging, siedelten sie nach Europa über, wo sie zum Teil noch lange fortbestanden. Am wichtigsten für uns Deutsche wurde der Orden der Deut sch Herren, die das heidnische Preußen eroberten (s. Nr. 28, 6). 7. Die Raubritter. Nach den Kreuzzügen geriet das Ritter* Wesen allmählich in verfall. Rn die Stelle edler Rittersitte traten Gewalttätigkeit und wüste Händelsucht. Manche Ritter lebten nur von Streit und Fehde, ja, sie schämten sich selbst des Raubes nicht. Aus %en festen, auf steilen Zeisenhöhen gelegnen Burgen überfielen sie wit ihren Reisigen die Kaufleute, die zu Märkten und Messen zogen, Und raubten ihnen, was sie mit sich führten. Rn den Ufern der Flüsse forderten sie von den vorüberfahrenden Schiffen willkürliche Zollabgaben. Ihre unaufhörlichen Fehden gegeneinander zerrütteten den Wohlstand ganzer Gegenden. Die Städte konnten sich zwar hinter ihren Dauern und Gräben gegen Angriffe verteidigen, aber die Fluren des Sandmannes wurden schonungslos verwüstet. Gegen solche Ungebühr 9ab es lange Zeit hindurch keine Rbhilfe; denn die übermütigen Ritter Wagten sogar, den Befehlen des Kaisers zu trotzen. toas der Stärkere Urchfetzen könne, meinten sie, das dürfe er sich auch erlauben; der stärkern Zaust müßten sich die Schwächern fügen. Man nennt diesen Rurigen Zustand der Gesetzlosigkeit das Faustrecht. Das Rittertum Verlor durch solche Rusartung seinen alten Ruhm. (Erst als das Schieß-jwöer erfunden und dadurch das Kriegswesen völlig verändert wurde, vörte die Bedeutung des Ritterwesens im Kriege nach und nach auf. *s Adelstand dagegen hat es sich bis heute erhalten. 8. Die Städte, während das Rittertum sank, wurden die täbtc durch ihren im Handel erworbenen Reichtum größer und wichtiger. Um gegen Überfälle geschützt zu sein, waren sie mit starken

19. Hilfsbuch für den Geschichtsunterricht in Präparandenanstalten - S. 58

1902 - Breslau : Hirt
58 Die Folgen der Kreuzzge. Das Rittertum. lienischen Stdten und dem Papste und vermochte deshalb keine Hilfe zu bringen. Aber auch der franzsische König, Ludwig Ix., der Heilige, der zwei Kreuzzge unternahm, richtete nichts aus. Sein zweiter Zug gilt als der letzte (siebente) Kreuzzug. (1270.) Die letzten christlichen Besitzungen im heiligen Lande gingen 1291 verloren. 2. Die Aolgen der Kreuzzge. Durch die Kreuzzge sind der fnf Millionen Menschen geopfert worden, ohne da der eigentliche Zweck derselben, das heilige Land den Hnden der Unglubigen zu entreien, erreicht worden wre; wohl aber traten andere, unerwartete Folgen ein. Am meisten wurde durch die Kreuzzge das Ansehen des Papstes und der Kirche gehoben. Sie waren von der Kirche veranlat, der Papst galt als ihr oberster Leiter; er erschien deshalb als der gemeinsame Herr der gesamten Christenheit. Durch billige Kufe oder durch Vermchtnis vergrerten die Kirchen und Klster ihren Besitz. Das Ritterwesen wurde durch die Kreuz-zge veredelt, da der Ritter, statt in kleinlichen Fehden, fr Gottes Ehre das Schwert zog. Die Ritter der abendlndischen Völker traten einander nahe und bildeten zusammen einen groen Stand mit gemein-samer Sitte. Die hchste Ausbildung hat dieser Stand in den Ritter-orden erfahren. Brger und Bauern erlangten grere Freiheit, denn die Herren verkauften, um Geld zum Kreuzzuge zu erhalten, ihre Rechte; die Unfreien bekamen vor ihrem Wegzuge meistens die Freiheit. Die Städte erlangten durch die Kreuzzge groen Vorteil, da die Ver-bindung mit dem Osten den Handel belebte. Von Venedig und Genua aus kamen die Warenzge der die Alpen und verbreiteten sich auf Landstraen und Flssen durch ganz Deutschland, und was hier nicht verbraucht wurde, ging mit den deutschen Erzeugnissen nach den Ostsee-lndern, den Niederlanden und nach England. Durch diesen Zwischen-Handel blhten im Sden die Städte Augsburg, Regensburg, Nrnberg, Worms, Speier, Frankfurt und Mainz, im Norden Kln, Erfurt, Braun-schweig, Bremen, Lneburg und Hamburg. Das heimische Gewerbe lernte von dem morgenlndischen, besonders von der dort seit alten Zeiten hoch-stehenden Weberei und Frberei. Sofa, Matratze, Teppich, Damast und Kattun kamen damals nach dem Abendlande; man begann, ffentliche Badehuser zu errichten und gewhnte sich daran, den Vollbart wachsen zu lassen. In den Kreuzzgen haben die Europer auch ihre Kenntnis in der Erd-, Sprach-, Rechen- und Heilkunde erweitert. 3. Das Mttertum. a. Die Erziehung des Ritters. Die Ritter wohnten auf ihrer Burg, die entweder auf steiler Bergeshhe oder, von Sumpf, Wall

20. Kulturbilder aus Deutschlands Vergangenheit - S. 71

1890 - Leipzig : Gräbner
9. Fehde- und Raubritterwesen. 71 einen Zoll. Noch heute zeugen die zahlreichen Rninen am Rhein von den damaligen Ranbbnrgen. Am schlimmsten trieben die adeligen Räuber ihr Unwesen Kamvf g-g--, ^ r, • * •, das Raub- gitr Zeit des Interregnums. Da Recht und Gerechtigkeit vor Rittertum. Gericht nicht zu finden war, so konnten sie ungestraft ihr schändliches Gewerbe fortsetzen. Darum thaten sich in dieser Zeit die meisten Städte zu Bündnissen zusammen, um sich gegen die Raubritter zu schützen. Während schon früher die Hansa sich gebildet hatte^entstanden später der rheinische und der schwäbische Städtebund, um mit vereinter Macht gegen die hartnäckigen Friedensbrecher vorzugehen. Man rückte vor ihre Burgen, und wenn es gelang, sie einzunehmen, wurden sie von Grund aus zerstört. So bildete die „kaif erlöse" Zeit eine Zeit des traurigsten Fehde- und Raubwesens in Deutschland. Erst Rudolf von Habsburg ging energisch gegen die Raubritter vor. In Erfurt ließ er an einem Tage neunundzwanzig solcher Unholde hinrichten und zerstörte innerhalb drei Monaten siebenzig Raubburgen. Dennoch erhielt sich das Raubrittertum in vieleu Teilen Deutschlands und namentlich da, wo schwache Landesfürsten regierten. In der Mark Brandenburg herrschten namentlich unter den Luxemburgern (1373 1415) trostlose Zustände, und erst Friedrich von Hohenzollern bändigte die räuberischen Ritter vou Quitzow, Alveusleben, Jtzenplitz it. ct. Seit Erfindung des Schießpulvers waren sie nicht mehr sicher in ihren festen, bis dahin meist unzugänglichen Burgen; die gewaltigen Mauern konnten den Eisen- und Steinkugeln nicht widerstehen. Aber mehr noch als die Gewalt hat die unter dem Schutze der Städte aufblühende Bildung dem Unwesen des Raubrittertums Abbruch gethan. Der Adel, der im Gegensatz zu der ursprünglichen feinen, höfischen Gesittung mehr und mehr in Roheit versunken war, konnte der allgemein sich ausbreitenden Bildung nicht fremd bleiben; er begann sich allgemach der Räubereien zu schämen und wandte sich der Bewirtschaftung seiner Güter oder deu Studien zu. Der Sinn für Rechtssicherheit und Gesetzlichkeit, welcher im Schoß der Städte erwachsen war, ergriff auch die Gemüter des Adels und