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1. Kurzer Lehrgang der Geschichte für höhere Mädchenschulen - S. 157

1896 - Leipzig : Voigtländer
157 73. Kulturmstnde. 1. Wirtschaftliches Leben. Der Ackerbau hatte sich seit dem Ende des dreiigjhrigen Krieges allmhlich wieder gehoben. Namentlich in Preußen wurde durch die Bemhungen der Könige Friedrich Wilhelm I. und Friedrich Ii. eine betrchtliche Menge bisher unfruchtbaren, meist sumpfigen Landes fr den Ackerbau gewonnen. In diesem Zeitraum fand eine wichtige Nutz-pflanze in Deutschland immer mehr Eingang: die Kartoffel; sie war zwar schon durch Drake 1588 nach Europa gebracht worden, ward aber erst im 18. Jahrhundert allmhlich ein allgemein gebruchliches Nahrungsmittel und wurde daher immer mehr angebaut. Deutschlands Gew erbflei konnte sich nur allmhlich aus seinem Verfalle durch den dreiigjhrigen Krieg er-heben; die bedeutendsten Fortschritte machte das Gewerbe in Sachsen, wo Bergbau, Leinen- und Tuchfabrikation blhten, und in Preußen durch die Aufnahme der aus anderen Lndern vertriebenen Protestanten sowie ber-Haupt durch die Frsorge seiner Regenten, vorzglich Friedrichs des Groen. Hauptpltze des Handels wurden Hamburg und Bremen durch ihren See-verkehr, Leipzig, Frankfurt und Braunschweig durch ihre Messen. Als wichtige Erfindungen sind hervorzuheben: die Erfindung des Porzellans (1702 von Bttcher in Meien), des Fortepianos (1717 von Schrder aus Hohenstein in Sachsen), des Blitzableiters (1751 von Benjamin Franklin), der Dampfmaschine (1769 von dem Englnder James Watt)^ des Luftballons (1782 von dem Franzosen Montgolfier). 2. Stnde. Der Bauernstand hob sich langsam wieder; allmhlich wurde nach dem Vorgange Brandenburgs in den meisten deutschen Staaten die Leibeigenschaft gemildert oder aufgehoben. Der Adel drngte sich mit Vorliebe zu den frstlichen Hfen und ergab sich nach franzsischem Vorbilde einem leichtfertigen Genuleben. Viele Adeligen traten in das Heer oder in den Staatsdienst ein, weil die Offizierstellen im Heere und die hchsten Beamtenstellen fast ausschlielich dem Adel vorbehalten waren. Neben den adeligen Beamten wurden die nicht-adeligen, die auf den Universitten das rmische Recht studiert hatten (Juristen), immer zahlreicher. So bildete sich ein neuer Beamtenstand, der sich, wie der Adel, von den Brgern strenge zu scheiden bestrebt war. 3. Frauen. Die heilsame Wiederbelebung des deutschen Familien-geistes, die die Resormationszeit gebracht hatte, hielt nicht lange stand. War schon im 16. Jahrhundert eine Abhngigkeit vom Auslande bemerkbar, so wurde die Verwelschung im 17. Jahrhundert vollendet. Alles, was von Frankreich kam: Sprache, Sitte, Tracht war lamode"; das Vaterlndische

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1. Das Mittelalter und die Neuzeit - S. 136

1895 - Leipzig : Voigtländer
- 136 und das Gesicht war mit Schminke und Schnheitpflsterchen geschmckt. Die Fe mrben in enge Schuhe eingezwngt, die stelzenfrmig erhht waren. Daher war die Haltung steif, gezwungen, der Gang trippelnd. (Farbendruckbild V.) Dieser unnatrlichen Mode der Kleidung entsprach auch die Woh-nung der Rokoko"-Zeit. Der Charakter des damaligen Baustils tieftest darin, da die natrlichen geraden Linien in unnatrliche Krmmungen (Schnrkel, Schneckenlinien, Muscheln 2c.) aufgelst sind. 2. Wirtschaftliches Leben. Der Ackerbau hatte sich seit dem Ende des dreiigjhrigen Krieges allmhlich wieder gehoben. Namentlich in Preußen wurde durch die Bemhungen der Könige Friedrich Wilhelm I. und Friedrich Ii. eine betrchtliche Menge bisher unfruchtbaren, meist sumpfigen, Landes fr den Ackerbau gewonnen. Deutschlands Gewerbflei konnte sich nur allmhlich aus seinem Verfalle durch den dreiigjhrigen Krieg erheben; die bedeutendsten Fortschritte machte das Gewerbe in Sachsen, wo Berg-bau, Leinen- und Tuchfabrikation blhten, und in Preußen durch die Auf-nhme der aus anderen Lndern vertriebenen Protestanten und durch die Frsorge seiner Regenten, vorzglich Friedrichs des Groen. Hauptpltze des Handels wurden Hamburg und Bremen durch ihren Seeverkehr, Leipzig, Frankfurt und Braunschweig durch ihre Messen. Als wichtige Erfindungen sind hervorzuheben: die Erfindung des Brennglases (von Tschirnhausen in Sachsen 1687), des Porzellans (1702 von Bttcher in Meien), des Fortepianos (1717 von Schrder aus Hohen-stein in Sachsen), des Blitzableiters (1751 von Benjamin Franklin), der Dampfmaschine (1769 von dem Englnder James Watt), des Lustballons (1782 von dem Franzosen Montgolfier). Der Welthandel, in dessen Besitz zu Anfang des 17. Jahrhunderts die Hollnder waren, ging seit der Navigationsakte mehr und mehr zu den Englndern der, welche ihm namentlich durch die Erwerbung der weiten Besitzungen in Ostindien eine ge-waltige Ausdehnung gaben. Auch imgewerbfleie, der durch Anwendung groartiger Maschinen, vorzglich der Dampfmaschine, sehr gehoben wurde, erhielten sie das berge-wicht in Europa. Frankreichs Handel und Gewerbflei hatte sich durch Colberts Be-mhungen aufgeschwungen; allein die Aufhebung des Edikts von Nantes und die Kriege imt England strten die Entwickelung der Industrie und des Verkehrs. . x 3. Stnde. Der Bauernstand hob sich lngs am wieder; allmhlich wuroe nach dem Vorgange Brandenburgs in den meisten deutschen Staaten die Leibeigenschaft gemildert oder aufgehoben. Der Adel drngte sich mit Vorliebe zu den frstlichen Hfen und ergab sich nach franzsischem Vor-bilde einem leichtfertigen Genuleben. Viele Adeligen traten in das Heer oder in den Staatsdienst ein, weil die Offizierstellen im Heere und die hoch steit Beamtenstellen fast ausschlielich dem Adel vorbehalten waren. Neben den adeligen Beamten wurden die nicht-adeligen, welche auf den Universitten

2. Das Mittelalter und die Neuzeit - S. 120

1897 - Leipzig : Voigtländer
120 58. Kulturzustnde. 1. Privatleben. In diesem Zeitraum fand ein wichtiges Nah-rungsmittel unserer Zeit auch in Deutschland Eingang: die Kartoffel, welche zwar schon 1588 durch Drake nach Europa gebracht worden war, aber erst im 18. Jahrhundert allmhlich ein allgemein gebruchliches Nah-rungsmittel wurde. Da um dieselbe Zeit auch die anderen Hauptprodukte der neuen Welt: Kaffee und Zucker, und ebenso der Thee, auch in Deutsch-land in Gebrauch kamen, so wurde die Ernhrung allmhlich ungefhr die gleiche, wie jetzt. Auch das Tabaksrauchen verbreitete sich jetzt immer mehr. In Beziehung auf K l e i d u n g und Wohnung wurde immer mehr der ftanzsische Geschmack magebend, zuerst in den vornehmen Kreisen, dann immer mehr auch im Volke. Als neues Kleidungsstck tritt die lange, tief herabreichende Weste hinzu; darber zeigt der Hemdensaum einen Spitzenbesatz (Jabot), und der dem Rockkragen zeigt sich die weiseidene Halsbinde. Die Rockrmel haben breite Aufschlge mit groen Metallknpfen, und aus denselben stehen seingesltete Manschetten hervor. An den Beinen trgt man Kniehosen, und unter denselben weiseidene Strmpfe. Der Kopf zeigt statt des natrlichen Haares eine groe gepuderte Percke und wird mit einem dreieckigen Hut bedeckt. Das Gesicht ist bartlos. Gegen Ende unseres Zeitraumes wurde indessen die Percke durch einen Zopf ersetzt. Auch die vornehmen Frauen, Damen", tragen eine knstliche Frisur, die ebenfalls mit Puder reichlich berdeckt ist, und das Gesicht ist mit Schminke und Schnheitspflsterchen geschmckt. Als Kleid tritt der weite Reifrock hervor. Dieser unnatrlichen Mode der Kleidung entspricht auch die Wohnung der Rokoko " - Zeit. Der Charakter dieses Stils besteht darin, da die natrlichen geraden Linien in unnatrliche Krmmungen (Schnrkel, Schneckenlinien, Muscheln :c.) aufgelst sind. Vgl. Bild 14. 2. Wirtschaftliches Leben. Der Ackerbau hatte sich seit dem Ende des dreiigjhrigen Krieges allmhlich wieder gehoben. Namentlich in Preußen wurde (durch die Bemhungen der Könige Friedrich Wilhelm I. und Friedrich Ii.) eine betrchtliche Menge bisher unfruchtbaren (meist sumpfigen) Landes fr den Ackerbau gewonnen. Deutschlands G ew erb -flei konnte sich nur allmhlich aus seinem Verfalle durch den dreiig-jhrigen Kriea erheben; die bedeutendsten Fortschritte machte derselbe in Sachsen (wo Bergbau, Leinen- und Tuchfabrikation blhten) und in Preußen durch die Aufnahme der ausgewanderten Protestanten und durch die Frsorge seiner Regenten, vorzglich Friedrichs des Groen. Haupt-pltze des H a n d e l s wurden Hamburg und Bremen durch ihren Seeverkehr, Leipzig, Frankfurt und Braunschweig durch ihre Messen. Als wichtige Erfindungen sind hervorzuheben: die Erfindung des

3. Leitfaden der deutschen Geschichte - S. 101

1892 - Leipzig : Voigtländer
101 Der Adel drngte sich jetzt mit Vorliebe zu den frstlichen Hfen und ergab sich nach franzsischem Vorbilde einem leichtfertigen Genuleben. Doch traten jetzt auch viele Adeligen in das Heer oder in den Staatsdienst ein, und zwar um so lieber, weil meist die Offiziersstellen im Heere und die hchsten Beamtenstellen fast ausschlielich dem Adel vorbehalten waren. Neben den adeligen Beamten wurden nun auch die nicht-adeligen, welche auf den Universitten das rmische Recht studiert hatten (Juristen), immer zahlreicher. So bildete sich ein neuer Beamtenstand, der sich ebenfalls, wie der Adel, von den Brgern strenge zu scheiden bestrebt war. 4. Gericht. Die Hexenprozesse dauerten noch bis in das 18. Jahrhundert hinein fort. Dann wichen sie endlich, zugleich mit anderem Aber-glauben, vor der siegenden Macht der Aufklrung". Nachdem im ganzen (wie angenommen wird) etwa 100 000 Hexen" verbrannt waren, kam man schlielich zu der Einsicht, da es gar keine Hexen gebe. Auch die Folter wurde nun meist abgeschafft (zuerst durch den Markgrafen Karl Friedrich von Baden). 5. Heer. Noch wurden die Heere durch Anwerbung zusammengebracht; doch machte in Preußen König Friedrich Wilhelm I. bereits den Anfang mit Einfhrung einer Art Wehrpflicht. Allgemein waren nun die Mittelalter-lichen Eisenrstungen abgeschafft. In Frankreich wurde durch Ludwig Xiv. fr das Heer zuerst (1670) eine gleichartige Kleidung, Uniform", eingefhrt, was alsbald auch in dem preuischen und dann auch in den brigen Heeren nachgeahmt wurde. Die bisherige doppelte Waffe des Fuvolkes, Pike und Feuerrohr, wurde durch die Erfindung des Bajonetts" (zu Bayonne in Frankreich) zu einer Waffe verschmolzen, so da nun das gesamte Fuvolk einheitlich bewaffnet war. berhaupt erhielten die Heere nun allmhlich ihr jetziges Aussehen. 51. Kunst und Wissenschaft. Wenn in der vorigen Periode Italien durch seine Bildung hervor-ragte, und auch die sdwestlichen Staaten Europas, Spanien und Por-tug al, eine Bltezeit ihrer Litteratur hatten, so treten diese Lnder seit-dem mehr zurck, und Frankreich, England und Deutschland sind von nun an die vornehmsten Schaupltze der geistigen Entwickelung der Menschheit. Deutschland lag seit dem dreiigjhrigen Kriege bis zur Mitte des 18. Jahrhunderts wie in fernem Staatswesen, so auch in Kunst und Wissenschaft tief darnieder. Der Einflu Frankreichs war auch in dieser

4. Leitfaden der deutschen Geschichte - S. 100

1892 - Leipzig : Voigtländer
100 land in Gebrauch kamen, so wurde die Ernhrung allmhlich ungefhr die gleiche, wie jetzt. Auch das Tabakrauchen verbreitete sich jetzt immer mehr. In Beziehung auf Kleidung und Wohnung wurde immer mehr der franzsische Geschmack magebend, zuerst in den vornehmen Kreisen, dann immer mehr auch im Volke. Als neues Kleidungsstck tritt die lange, tief herabreichende Weste hinzu; darber zeigt der Hemdenfaum einen Spitzenbesatz (Jabot), und der dem Rockkragen zeigt sich die weiseidene Halsbinde. Die Rockrmel haben breite Aufschlge mit groen Metallknpfen, und aus denselben stehen feingesltete Manschetten hervor. Art den Beinen trgt man Kniehofen, und unter denselben weifeidene Strmpfe. Der Kopf zeigt statt des natr-lichen Haares eine groe gepuderte Percke und wird mit einem dreieckigen Hute bedeckt. Das Gesicht ist bartlos. Gegen Ende unseres Zeitraumes wurde indessen die Percke durch einen Zops ersetzt. Auch die vornehmen Frauen, Damen", tragen eine knstliche Frisur, die ebenfalls mit Puder reichlich berdeckt ist, und das Gesicht ist mit Schminke und Schnheitspflsterchen geschmckt. Als Kleid tritt der weite Reifrock hervor. Dieser unnatrlichen Mode der Kleidung entspricht auch die Wohnung der Rokoko "- Zeit. Der Charakter dieses Stils besteht darin, da die natrlichen geraden Linien in unnatrliche Krmmungen (Schnrkel, Schneckenlinien, Muscheln ac.) ausgelst sind. 2. Wirtschaftliches Leben. Der Ackerbau hatte sich seit dem Ende des dreiigjhrigen Krieges allmhlich wieder gehoben. Namentlich in Preußen wurde (durch die Bemhungen der Könige Friedrich Wilhelm I. und Friedrich Ii.) eine betrchtliche Menge bisher unfruchtbaren (meist sumpfigen) Landes fr den Ackerbau gewonnen. Deutschlands G ew erb -flei konnte sich nur allmhlich aus seinem Verfalle durch den dreiig-jhrigen Krieg erheben; die bedeutendsten Fortschritte machte derselbe in Sachsen (wo Bergbau, Leinen- und Tuchsabrikation blhten) und in Preußen durch die Aufnahme der ausgewanderten Protestanten und durch die Frsorge seiner Regenten, vorzglich Friedrichs des Groen. Haupt-platze deshandels wurden Hamburg und Bremen durch ihren Seeverkehr, Leipzig, Frankfurt und Braunschweig durch ihre Messen. Als wichtige Erfindungen sind hervorzuheben: die Erfindung des Brennglases (von Tschirnhausen in Sachsen 1687), des Porzellans (1702 von Bttcher in Meien), des Fortepianos (1717 von Schrder aus Hohen-stein in Sachsen), des Blitzableiters (1751 von Benjamin Franklin), der Dampfmaschine (1769 von dem Englnder James Watt), des Luftballons (1782 von dem Franzosen Montgolfier). 3. Stnde. Der Bauernstand hob sich langsam wieder; allmh-lich wurde nach dem Vorgang Brandenburgs auch in den meisten anderen deutschen Staaten die Leibeigenschast gemildert oder sogar ganz ausgehoben.

5. Das Mittelalter und die Neuzeit - S. 121

1897 - Leipzig : Voigtländer
121 Brennglases (von Tschirnhausen in Sachsen 1687), des Porzellans (1702 von Bttcher in Meien), des Fortepianos (1717 von Schrder aus Hohen-stein in Sachsen), des Blitzableiters (1751 von Benjamin Franklin), der Dampfmaschine (1769 von dem Englnder James Watt), des Luftballons (1782 von dem Franzosen Montgolfier). Der Welthandel, in dessen Besitz zu Anfang des 17. Jahrhunderts die Hollnder waren, ging seit der Navigationsakte mehr und mehr zu den Englndern der, welche ihm namentlich durch'.die Erwerbung der ungeheuren Besitzungen in Ost-indien eine gewaltige Ausdehnung gaben. Auch im Gewerbsleie, der durch An-Wendung groartiger Maschinen, vorzglich der Dampfmaschine, sehr gehoben wurde, erhielten sie das bergewicht in Europa. Frankreichs Handel und Gewerbflei hatte sich durch Co lberts Bemhungen (Anlegung des Sdkanals von Languedoc, der Hfen von Dnkirchen und Brest, Stiftung von Kolonieen, Gobelins) aufgeschwungen; allein die Aufhebung des Edikts von Nantes und die Kriege mit England (Verlust der nord-amerikanischen Besitzungen) strten die Entwickelung der Industrie und des Verkehrs. 3. Stnde. Der Bauernstand hob sich langsam wieder; allmhlich wurde nach dem Vorgang Brandenburgs auch in den meisten anderen deutschen Staaten die Leibeigenschaft gemildert oder sogar ganz aufgehoben. Der Adel drngte sich jetzt mit Vorliebe zu den frstlichen Hfen und ergab sich nach franzsischem Vorbilde einem leichtfertigen Genuleben. Doch traten jetzt auch viele Adeligen in das Heer oder in den Staatsdienst ein, und zwar um so lieber, weil meist die Offiziersstellen im Heere und die hchsten Beamtenstellen fast ausschlielich dem Adel vorbehalten waren. Neben den adeligen Beamten wurden nun auch die nicht-adeligen, welche auf den Universitten das rmische Recht studiert hatten (Juristen), immer zahlreicher. So bildete sich ein neuer Beamtenstand, der sich ebenfalls, wie der Adel, von den Brgern strenge zu scheiden bestrebt war. 4. Gericht. Die Hexenprozesse dauerten noch bis in das 18. Jahrhundert hinein fort. Dann wichen sie endlich, zugleich mit anderem Aber-glauben, vor der siegenden Macht der Aufklrung". Nachdem im ganzen (wie angenommen wird) etwa 100 000 Hexen" verbrannt waren, kam man schlielich zu der Einsicht, da es gar keine Hexen gebe. Auch die Folter wurde nun meist abgeschafft (zuerst durch den Markgrafen Karl Friedrich von Baden). 5. Heer. Noch wurden die Heere durch Anwerbung zusammengebracht; doch machte in Preußen König Friedrich Wilhelm I. bereits den Ansang mit Einfhrung einer Art Wehrpflicht. Allgemein waren nun die mittelalterlichen Eisenrstungen abgeschafft. In Frankreich wurde durch Ludwig Xiv. fr das Heer zuerst (1670) eine gleichartige Kleidung, Uniform", eingefhrt, was alsbald auch in dem preuischen und dann auch in den brigen Heeren nachgeahmt wurde.

6. Das Mittelalter und die Neuzeit - S. 161

1894 - Leipzig : Voigtländer
161 58. Kulturzustnde. 1. Privatleben. Die Kartoffel, schon 1588 durch Drake nach Europa gebracht, wird im 18. Jahrhundert ein allgemein gebruchliches Nahrungsmittel, um dieselbe Zeit auch Kaffee, Zucker und Thee. Das Tabakrauchen verbreitete sich. In Kleidung und Wohnung wurde immer mehr der franzsische Ge-schmack magebend. (S. Farbendruckbild V. Zur Zeit des Rokoko.) Als neues Kleidungsstck tritt die lange, tief herabreichende Weste hinzu; darber trgt der Hemdensaum einen Spitzenbesatz (Jabot), und der dem Rockkragen zeigt sich die weiseidene Halsbinde. Die rmel des Sammet- oder Seiden-Rockes haben breite Aufschlge mit groen Metallknpsen, und aus denselben stehen seingefltete Manschetten hervor. An den Beinen trgt man Kniehosen, und unter denselben weiseidene Strmpfe, an der Seite den Degen. Den Kopf bedeckt statt des natrlichen Haares eine groe gepuderte Percke und ein dreieckiger Hut. Das Gesicht ist bartlos. Gegen Ende des Zeitraumes wird die Percke nach dem Vorbilde der Soldaten Friedrich Wilhelms I. von Preußen durch einen Zopf ersetzt. Die vornehmen Frauen, Damen", tragen Reifrcke, eine knstliche, hochgetrmte Frisur, die ebenfalls mit Puder reichlich berdeckt ist, und schmcken das Gesicht mit Schminke und Schnheitspflsterchen. Vgl. 53, 1. Dieser unnatrlichen Mode der Kleidung entspricht auch die Wohnung der Rokoko "-Zeit. Der Charakter dieses Stils besteht darin, da die natr-lichen geraden Linien in unnatrliche Krmmungen (Schnrkel, Schneckenlinien, Muscheln aus Gips) aufgelst sind. Die Grten wurden im Sinne der franzsischen Naturverschnerung" durch zugestutzte Bume und Lauben verknstelt. Am Ende dieser Zeit berwog jedoch schon die Naturnachahmung" nach dem Vorbilde der englischen Grten. 2. Wirtschaftliches Leben. Namentlich in Preußen wurde eine betrchtliche Menge bisher unfruchtbaren (meist sumpfigen) Landes fr den Ackerbau neu gewonnen. Deutschlands Gewerbflei konnte sich nur allmhlich aus seinem Verfalle durch den dreiigjhrigen Krieg erheben. In Sachsen blhen Bergbau, Leinen- und Tuchfabrikation aus. (Preußen 53. 55.) Hauptpltze des Handels wurden Hamburg und Bremen durch ihren Seeverkehr, Leipzig, Frankfurt und Braunschweig durch ihre Messen. Wichtige Erfindungen: Brennglas (von Tschirnhausen in Sachsen 1687), Porzellan (1702 von Bttcher in Meien), Fortepiano (1717 von Schrder aus Hohenstein in Sachsen), Blitzableiter (1751 von Benjamin Franklin), Dampfmaschine (1769 von dem Englnder James Watt), Lust-ballons (1782 von dem Franzosen Montgolfier). - v/V Der Welthandel, in dessen Besitz zu Anfang des 17. Jahrhunderts die Hollnder waren, ging immer mehr an die Englnder der. Diese errangen auch im Gewerbe durch Anwendung groartiger Maschinen, vorzglich der Dampfmaschine, Andr-Ernst, Grundri d, Weltgeschichte. Ausg. f. Lehrerbildungs-Anstalten jc. Ii. 11

7. Deutsche Geschichte bis zum Ende des Dreißigjährigen Krieges - S. 166

1913 - Paderborn : Schöningh
166 Die'neuzeit. durch die Presse entwickelte sich ein reger und schneller Gedanken-auswusch, von dem uns zuerst die zahlreichen Parteischriften in der Zeit der Reformation einen berraschenden Berveis liefern. Iii. Das Kriegswesen. Die Erfindung des Schietz-pulvers und die Einfhrung der Sldnerheere statt der ritterlichen Heere gestaltete das Kriegswesen gnzlich um. Schon in frherer Zeit war die Bereitung des Pulvers den Chinesen und den Arabern in Spanien bekannt. In Deutschland soll der Franzis-kanermuch Berthold Schwarz, der in der ersten Halste des 14. Jahrhunderts angeblich in Freiburg lebte, das Pulver erfunden oder doch feine Verwendung zu Kriegszwecken durch die Erfindung der Feuerwaffen gezeigt haben. Zunchst (schon im 14. Jahrhundert) wurden vorwiegend schwere Geschtze zur Belagerung oder zur Verteidigung der Städte der-wendet, nur allmhlich kamen die Handfeuerwaffen in Gebrauch; sie waren so schwer zu handhaben, da der Spie noch lange die Hauptwaffe des Fuvolkes blieb. Die Ritterburgen sanken vor dem neuen Geschtz in den Staub, und die wilde Zeit der Fehden ging zu Ende. Neben dem Aufkommen der Schuwaffen ging die Verdrngung der Vasallenheere, deren Hauptstrke die Reiterei war, durch das den Bauern entnommene Fuvolk der Sldner (Schweizer, deutsche Lands-knechte) vor sich. An die Stelle des geworbenen Sldnerheeres tritt dann allmhlich das stehende Heer. Den Grund zu einem stehenden Heere legte zuerst König Karl Vii. von Frankreich. Nur langsam und meistens erst im 17. Jahrhundert folgten andere Herrscher seinem Beispiele. 9i. Einteilung. Die Neuzeit zerfllt in folgende Perioden: 1. 15171648. Von der groen Kirchentrennung bis zum Westflischen Frieden, das Zeitalter der Reformation und der Religionskriege. Entwicklung eines europischen Gleichgewichts. a) Die Zeit Karls V. Die Reformation in Deutschland. Kampf Frankreichs gegen die habsburgische Ubermacht. b) Das Zeitalter Philipps Ii. von Spanien und Elisabeths von England. Die Religionskriege in Frankreich und den Niederlanden. Kampf Englands und der Niederlande gegen das spanisch-habsburgische Haus. c) Der Dreiigjhrige Krieg. Kampf Frankreichs gegen das deutsch-habsburgische Haus.

8. Das Mittelalter und die Neuzeit - S. 157

1905 - Leipzig : Voigtländer
105. ttulturzustnde im 17. und 18. Jahrhundert._____157 aufgetrmte, gepuderte Haarfrisuren, das Gesicht durch Schminke und Schn-heitspflsterchen. In gezwungener Haltung trippelten sie in engen Schuhen mit bermig hohen Abstzen einher (Bild 14: Im Zeitalter des Rokoko). c) Die Nahrung. Schon zu den frher blichen Nahrungsmitteln Nahrung trat seit dem 18. Jahrhundert allgemein die Kartoffel. Um dieselbe 3eit brgerten sich Kaffee, Zucker und Tee in Deutschland ein. Ruch der Tabak fand immer mehr Liebhaber. 4. Erwerbsttigkeit. a) Die Landwirtschaft hol) sich seit dem Ende des Dreiigjhrigen candbau Krieges. Namentlich in Preußen wurden durch die Bemhungen der Könige Friedrich Wilhelm I. und Friedrich Ii. betrchtliche Strecken bisher unfruchtbaren, meist sumpfigen Bodens fr den Ackerbau gewonnen. b) Das deutsche (Bewerbe erholte sich nur langsam von seinem tiefen ererbe verfalle. Hm frhesten blhte in Sachsen der Bergbau, die Weberei und Spitzenklppelei wieder auf; in Preußen wurde das (Bewerbe besonders durch die Aufnahme vertriebener Protestanten gefrdert. c) Der Handel gedieh in Deutschland vornehmlich in Hamburg und Handel Bremen infolge des Seeverkehrs, in Leipzig, Frankfurt und Braunschweig durch die dort stattfindenden Messen. 5. Religises Leben. Die evangelische Kirche litt in den ersten Jahrzehnten nach dem 30jhrigen Kriege unter den Lehrstreitigkeiten der Lutheraner und Reformierten. 3m Gegensatz zu der starren Streng-glubigfteit, die nicht selten in liebloses Kiefen ausartete, wute Spener Pietismus (16351705) eine lebendige, liebeseifrige Frmmigkeit zu erwecken, die den Namen Pietismus erhielt. 3hm schlo sich August Hermann Francke (16631727) an, der das berhmte Hallesche Waisenhaus grndete. Graf Iinzenborf (17001766) vereinigte Evangelische verschiedener (Blaubensrichtungen zu herrnhut in der Lausitz zu einer Brder gemeinde, die sich mit groem (Erfolg der Heidenmission widmete. Andererseits trat auch ein Abfall von den Lehren des Christentums ein. Englische Fr ei - Aufklrung g ei st er begannen den Angriff auf den christlichen Glauben. Don England verbreitete sich die Aufklrung" auch nach Frankreich und Deutschland; sie schwchte das Ehristentum zu einer Sitten- und Glckseligkeitslehre ab. Doch lebte der christliche Glaube im Kerne des Volkes fort; so waren die Schriftsteller Lavater, Iung-Stilling und Claudius seine Vertreter. Ein leuchtendes Beispiel liebesttigen Glaubens gab der elsssische Pfarrer Ob erlin, der in dem rauhen, armen Steintal des Dogesengebirges fr die leibliche und geistige Wohlfahrt der Bevlkerung wirkte. Die katholische Kirche fand bis in das 18. Jahrhundert eine Hauptsttze ihrer Macht an den Jesuiten. Sie wirkten der Ausbreitung der

9. Geschichte des deutschen Volkes - S. 440

1905 - Berlin : Vahlen
440 Der wiener Kongre. 696697. gebiet fest abgerundet und stand machtvoll unter den Staaten da. Sein erster Minister, Fürst Metternich, war die folgenden Jahrzehnte hindurch der emflumchste Mann in Europa. Doch gehrte nur ungefhr der dritte Teil von sterreichs Lndern zum Deutschen Bunde ( 699), und so blteb seine Stellung, wie sie sich schon seit drei Jahrhunderten gestaltet hatte, mehr europisch als deutsch. Völker der verschiedensten Nationalitt ( 445) waten in dem groen Kaiserstaate zusammengemischt, und immer drohender wurde allmhlich die Gefahr, da sie zum Streben nach Selbstndigkeit erwachen und versuchen wrden, sich dem herrschenden deutschen Einflsse zu entziehen. 11 697. Preußen ging uerlich betrachtet mit geringeren Vorteilen aus dem groen Kriege hervor, dessen Schwere es vor allen getragen und dessen Entscheidung es hauptschlich herbeigefhrt hatte; es hatte in den Tagen der Begeisterung nicht genug daran gedacht, sich knftige Erwerbungen und Ent-schdigungen im voraus sichern zu lassen, und bte nun diesen Fehler. Seine Staatsmnner, selbst Hardenberg, zeigten sich weniger befhigt, als die Kriegs-mnner es waren. So gingen Preuens alte Besitzungen Ansbach und Baireuth an Bayern der, an Hannover Ostfriesland nebst Hildesheim, Goslar ( 560) und dem altpreuischen Sittgen ( 465 Anm). Das aus den polnischen Lndern der zweiten und dritten Teilung gebildete Herzog-tum Warschau verlangte Rußland fr seine Dienste und Opfer. Damit ging fr ganz Deutschland eine wichtige Verteidigungslinie, die Weichsel, verloren, und der stets wachsende russische Staat drngte sich weit zwischen die Zweige des Deutschtums, die sich lngs der Ostsee nach Norden und die Oder aufwrts nach Sdosten hin schon seit Jahrhunderten entwickelt hatten. Welchen Gewinn, welchen Ersatz sollte nun Preußen haben? Es verlangte das ganze Knigreich Sachsen, dessen Erwerbung schon Friedrich der Groe fr Preußen ins Auge gefat hatte. Nun hatte freilich der König von Sachsen bis nach der Leipziger Schlacht bei Napoleon ausgeharrt, aber keineswegs schien er schuldiger als die anderen Rheinbundsfrsten, die den gnstigen Augenblick zum Abfall von dem Sieger nur etwas frher hatten wahrnehmen knnen und so von ihren Lndern nichts eingebt hatten. Es lag also in dem Verfahren gegen ihn allerdings eine unverkennbare Hrte. Dennoch htte, noch als der erste Pariser Friede abgeschlossen ward ( 686), vielleicht keine der Gromchte gegen die Einverleibung Sachsens in Preußen ernstliche Einwendungen gemacht, wenn Hardenberg zeitig und bestimmt seine Forderung erhoben htte. Da er dies aber versumte, so wurden allmhlich immer mehr Stimmen fr die Erhaltung Sachsens laut; König Friedrich August Iii. fand Untersttzung nicht nur bei den Mittelstaaten, sondern bald auch bei Osterreich, bei England und selbst bei Frankreich, dessen geschickter Vertreter Talleyrand eine bedeutende Rolle zu spielen wute. Nur der Zar begnstigte Preuens Ansprche, weil dieses ihm Polen zugestehen wollte, womit die anderen Mchte nicht einverstanden waren. So wurden die schsische und die polnische Frage eng miteinander verknpft. Die Spannung ward so groß, da schon ein Bund zwischen sterreich, England und Frankreich einerseits gegen Preußen und Rußland andererseits geschlossen und laut vom Kriege gesprochen ward. Am ge-hssigsten schrten die deutsche Zwietracht und den Ha gegen Preußen Männer wie Wrede ( 674), die noch eben Napoleons Schildknappen und eifrige Rheinbndner gewesen waren. Diese Vorgnge waren es, die Napoleon veranlaten, Elba so schnell wieder zu verlassen ( 687). Aber

10. Das Mittelalter und die Neuzeit - S. 122

1897 - Leipzig : Voigtländer
122 Die bisherige doppelte Waffe des Fuvolkes, Pike und Feuerrohr, wurde durch die Erfindung des Bajonetts" (zu Bayonne in Frankreich) zu einer Waffe verschmolzen, so da nun das gesamte Fuvolk einheitlich bewaffnet war. berhaupt erhielten die Heere nun allmhlich beinahe schon ihr jetziges Aussehen. 59. Kunst und Wissenschaft. Wenn in der vorigen Periode Italien durch seine Bildung hervor-ragte, und auch die sdwestlichen Staaten Europas, Spanien und Portugal, eine Bltezeit ihrer Litteratur hatten, so treten diese Lnder seit-dem mehr zurck, und Frankreich, England und Deutschland sind von nun an die vornehmsten Schaupltze der geistigen Entwickelung der Menschheit. I.frankreich gewann durch seine Kultur im Zeitalter Ludwigsxiv. und durch die Werke seiner sprachgewandten und talentvollen (doch meist leichtfertigen) Schrift-steller aus Ludwigs Xv. Zeit einen nur allzugroen Einflu auf die brigen Lnder, in welchen der franzsische Geschmack mit den franzsischen Sitten sich verbreitete und die franzsische Sprache zur Sprache der Hfe, der Staatsmnner und der feineren Welt berhaupt erhoben wurde. Ii. England brachte eine Reihe berhmter Dichter (Milton, f 1674, Dichter des verlorenen Paradieses", u. a.), Geschichtschreiber, Staatsredner (Pitt) und Denker (Locke) hervor. Den hchsten Ruhm in der Wissenschaft erwarb Newton (f 1727), durch welchen die Mathematik, Physik und Astronomie (Entdeckung der Gesetze der Schwere) auerordentliche Fortschritte machten. An ihn schliet sich der Astronom Hrschel (Riesenteleskop). Iii. Deutschland lag seit dem dreiigjhrigen Kriege bis zur Mitte des 18. Jahrhunderts wie in seinem Staatswesen, so auch in Kunst und Wissenschaft tief darnieder. Der Einflu Frankreichs war auch in dieser Hinsicht nur nachteilig. Selbst die deutsche Sprache erlitt durch das Ein-dringen von Fremdwrtern schmhliche Verunstaltungen. Im Zeitalter Friedrichs des Groen dagegen begann hier ein groartiger Auf-schwung des geistigen Lebens, der, zunchst von der Poesie ausgehend, sich auch der die andern Knste erstreckte und zugleich eine Umgestaltung und Erhebung der Wissenschast bewirkte, welche seit dem Ende des 18. Jahrhunderts Deutschland auf dem geistigen Gebiete an die Spitze der europischen Völker stellt. A. Die Bltezeit der deutschen Dichtung. 1. Der Vorbereitungszeit, welche bis zur Mitte des achtzehnten Jahrhunderts reicht, gehren vor andern die Dichter Haller, Hagedorn und Gellert an. von Haller war 1708 zu Bern geboren. Sein berhmtestes Gedicht, Die Alpen",

11. Das Mittelalter und die Neuzeit - S. 106

1892 - Leipzig : Voigtländer
106 60. Handel, Kunst und Wissenschaft. Handel und Gewerbe, Kunst und Wissenschaft hoben sich in Deutschland nach dem dreiigjhrigen Kriege nur sehr langsam. Whrend das Ausland manche groe Erfindung zu verzeichnen hat der Blitzableiter wurde von dem Amerikaner Benjamin Franklin (1751), die Dampfmaschine von dem Englnder James Watt (1769) erfunden kann Deutschland nur geringe Erfolge ausweiseu, wie etwa die Erfindung des Porzellans durch Bttcher in Meien (1702). Das Gewerbe hob sich zumal in Sachsen (Bergbau, Tuchsabrikation) und in Preußen, besonders auch durch die Aufnahme ver-triebener Protestanten, zumal der franzsischen. Der Welthandel ging in diesem Zeitraum immer mehr in die Hnde der Englnder der. In Deutsch-land hielten sich als wichtige Handelspltze Hamburg und Bremen, Leipzig und Frankfurt am Main. Die Kunst dieser Zeit verhlt sich nachahmend; in Wien galten bis zu Karl Vi. die Italiener als Vorbild, an den brigen Frstenhfen die Franzosen. Man verga, da die Naturanlage den Knstler mache; der Schlesier Opitz wollte die Dichtkunst lehren, wie der Frankfurter Sandrart (t 1688) die bildende Kunst. So viel Geld auch einzelne Fürsten, wie von den Hohen-zollern der groe Kurfürst und Friedrich I., fr den Schmuck ihrer Residenzen ausgaben, selbstndig schaffende Knstler waren eine seltene Ausnahme. Die bildende Kunst verfiel dem Stile des Rokoko, der Schnrkelei. berall triumphierte das Rokoko mit seinen zwar zierlichen, aber unwahren Figuren. Es schmckte die Titel der Bcher, bedeckte Tapeten, Vasen u. s. w. und in allen bildlichen Darstellungen, auf Statuen und Grabmlern, wie in den Verzierungen der Palste herrschten die abgeschmacktesten Allegorieen vor. Alle Tugenden und Laster muten personificiert werden." Erst das 18. Jahrhundert leitete auf bessere Wege und wies auf die einfach schnen Vorbilder des klassischen Altertums zurck. In Knstelei verlief sich auch die Dicht-fnft des 17. Jahrhunderts; doch ist ihr nachzurhmen, da sie erst die Sprache Luthers zur Sprache der Dichtung gemacht hat. Geschmacklos und schwlstig sind besonders die Romane dieser Zeit, geschmacklos auch die Vereine, die, wie etwa der Palmenorden, das Deutschtum gegen den ber-wuchernden Einflu der Franzosen in Schutz zu nehmen suchten. Die Namen, welche die Mitglieder des Palmenordens sich beilegten (der Nhrende, der Schmackhafte, der Mehlreiche u. m.) bewiesen das allein schon. Die Jugend regten die Robinsonaden an, welche nach dem Vorbilde der englischen Dichtung Daniel Desoes (1719) zahlreich erschienen; die beste ist die Insel Felsenburg.

12. Die neue Zeit - S. 1

1883 - München : Königl. Zentral-Schulbücher-Verl.
Einleitung. Die dritte Abteilung der Geschichte umfat die Ereignisse der neuen Zeit. Man setzt ihren Beginn in der Regel in den Anfang des 16. Jahrhunderts. Aber vor-bereitet war dieselbe lngst durch gewaltige nderungen auf den verschiedensten Lebensgebieten. Schon im 14., dann im 15. Jahrhundert waren gro-artige Erfindungen gemacht worden, unter denen die des Schiepulvers und der Buchdruckerkum als besonders wichtig hervorragen. Die erstere bereitete ^dem Rittertum, der eigentmlichsten Erscheinung des Mittelalters, das Ende. Die Erfindung der Typographie befrderte mchtig den Fort-schritt der Kultur und des geistigen Lebens der Menschheit. Ebenso erscheint das 15. Jahrhundert als das Zeitalter der grten Entdeckungen im Raumer die fast alle Breitengrade und alle Hhen der Erdoberflche umfaten". der dem Suchen eines neuen Seeweges nach Ostindien, das man 1498 um die Sdspitze Afrikas herum erreichte, hatte man bereits 1492 Amerika aufgefunden. Dadurch erweiterte sich nicht blo in berraschender Weise die Kenntnis der Erde; sondern das ganze Handelsleben der europischen Völker nahm eine neue Richtung. Zu all diesen nderungen trat in der ersten Hlfte des 16. Jahrhunderts jene groe religise Bewegung, welche man als die Reformation bezeichnet. Sie gab auch dem Kirchenwesen, namentlich in Deutschland, eine vllig ver-nderte Gestalt; es begann eine Periode religiser Kmpfe, die endlich in den blutigen dreiigjhrigen Krieg aus-arteten und erst mit dem westflischen Frieden 1648 ihr Ende fanden. So war durch ganz Europa allmhlich fast alles neu und durchaus anders geworden, als es im Mittelalter ge-Wesen. Zwar das deutsche Reich bestund noch in seinen C. Mayer, Geschichtlicher Leitfaden. Abt. Iii. 1

13. Teil 3 - S. 129

1890 - Breslau : Hirt
Sptere Friedenszeit. 129 Ziethens den Sieg errang. (3. Nov.) Mit Ausnahme Dresdens fiel Sachsen wieder in die Hnde der Preußen. Acht Tage vor der Schlacht bei Torgau war der König von England gestorben, fein Nach-folger trat von dem preuischen Bndnisse zurck. Auch die inlndischen Hilfsquellen versiegten mehr und mehr. Friedrich durste kaum noch eine offene Feldschlacht wagen, sondern bezog in Schlesien ein verschanztes Lager, in welchem der Feind ihn nicht anzugreifen wagte. (1761.) Er konnte aber nicht verhindern, da die Festung Schweidnitz von den -sterreichern und Kolberg von den Russen erobert wurde. So war halb Schlesien und halb Pommern verloren; der Krieg zog sich immer mehr nach dem Herzen des Landes hin. Trotz feiner Ausdauer und Tapferkeit htte Friedrich unterliegen mssen, wenn nicht der Herr aller Heerscharen ihn vor dem Untergange bewahrt htte. Die Kaiserin von Rußland, Friedrichs Feindin, starb; da zogen sich die Russen vom Kampfe zurck. Ihnen folgten die Schweden und bald auch die Franzofen; Maria Theresia aber getraute sich nicht, allein den Kampf mit dem Heldenknige aufzunehmen, und war deshalb zum Frieden bereit, der auf dem schsischen Jagdschlsse Huberts brg zu- 1763 stnde kam. Preußen erhielt alles zurck, was es vor dem Kriege besessen hatte. Sieggekrnt kehrte Friedrich der Groe in seine Hauptstadt zurck. Er hatte sein Land mit kaum mehr als 5 Millionen Einwohnern fast gegen das ganze verbndete Europa, gegen 60 Millionen, siegreich verteidigt und Deutschland vor dem abermaligen Abreien von Lnder-gebieten (Preußen, Pommern und den Rheinlanden) bewahrt. Fr die evangelischen Bewohner Deutschlands war sein Sieg noch von besonderer Bedeutung. Wre er geschlagen, so wrden fr die evangelische Kirche hnliche Zeiten gekommen sein, wie nach der Niederlage der Protestanten beim Beginn des dreiigjhrigen Krieges. 4) Sptere Friedenszeit. a. Weitere Frsorge. Friedrichs erste Sorge war es jetzt, die Wunden des Krieges zu heilen. Saatkorn, Geldmittel, Pferde wurden den Drftigen zugewiesen und besonders die adeligen Gter gehoben. Trotz aller Opfer hinterlie der König dennoch am Ende seines Lebens einen gefllten Staatsschatz. Die grte Sorge wandte Friedrich dem Heere zu: er erhhte es auf 200 000 Mann, so da er keinen Feind zu frchten brauchte. Zur Hebung des Landbaus rief er nach und nach 250 000 Ansiedler nach Preußen, wo ihnen unter gnstigen Bedingungen wste Landflchen berlassen wurden. Fr das Schulwesen sorgte der König durch das General-Landschulreglement. fr die Rechts-pflege durch das allgemeine Landrecht. Hossmeyer und Hering, Erzhlungen Iii. (Ausgabe B.) 9

14. Für den Unterricht in höheren Mittelklassen berechnet - S. 187

1887 - Leipzig : Kesselring
Folgen des Dreiigjhrigen Krieges. 187 wurde 1648 der Dreiigjhrige Krieg geendigt, der unglcklichste, welchen unser Vaterland je gefhrt hat. Von der Eider bis zur Donau, vom Rhein bis zur Oder berall herrschte gleiche Not, gleiche Zerstrung, gleiches Unglck. Zwei Dritteile der Einwohner hatte das Schwert, die Pest und der Hunger hinweggerafft. An die Stelle von Drfern und Stdten waren Wsteneien und an die von Wiesen und Feldern wild auf-geschossene Waldungen getreten. In Deutschland hatten sich im 16. Jahrhundert nach Aufrichtung Deutsch-des Landfriedens, nach Beilegung der Bauernkriege und der ersten religisen Zerwrfnisse Ackerbau, Gewerbe und Handel vor fast allen Staaten Europas ' gehoben. Whrend Frankreich, Spanien und England durch innere Kmpfe zerrttet und gelhmt wurden, stand der Handel der deutschen Städte in hoher Blte, noch wenig beeintrchtigt von den neugefundenen Seewegen. Die Hansa besa ihre Privilegien in Dnemark und England, wenn gleich der Versuch des Lbeckschen Brgermeisters Georg Wullenweber, die Herr-schft des Bundes der den Norden neu zu befestigen, fehlschlug und mit der Hinrichtung des Urhebers endete (1537). Rhein und Main waren durch den Verkehr Nrnbergs mit Antwerpen belebt. Die Handelsstrae von Danzig nach Genua, wie die von Hamburg nach Venedig fhrte durch das Innere von Deutschland. In Augsburg wohnten die reichsten Wechs-ler der Welt, die Fugger und Welser. In Wien hatten Ungarn, Polen und Bhmen ihren Verkehr. Dieser Betrieb und Zusammenflu von Geld und Waren war von den wohlttigsten Folgen fr die umliegenden Land-schaften, berall herrschte Wohlstand und Reichtum. Frisch und regsam waren auch die geistigen Bestrebungen, die Reformation hatte die Krfte der Nation in Bewegung gesetzt. Einen vollkommen entgegengesetzten Anblick bot das Reich nach Verfall dem Westflischen Frieden. Wenn auch der Ackerbau sich durch Flei der durch den Bewohner allmhlich wieder erhob, lag doch der Handel fr lange Zeit Krieg, darnieder. Schon frher hatte die Knigin Elisabeth der Hansa den Ver-kehr nach England verboten, wodurch der Bund nicht nur dort, sondern auch an andern Handelspltzen bedeutend verlor. Den inneren Verkehr und den Transport der Waren durch das Reich hemmte der Krieg und ntigte, auf andere Straen zu denken. So sank die Hansa immer mehr und vererbte schlielich ihren Namen allein aus die Städte Hamburg, Lbeck und Bremen, welche schon 1630 ein besonderes Bndnis geschlossen hatten. Der fehlende Verkehr wirkte hchst nachteilig auf Gewerbe und Industrie, so da Deutschland auch in dieser Beziehung weit hinter die Niederlande, hinter England und Frankreich zurcktrat. Schlimmer als alles uere Unheil war, da der Krieg die alte deutsche Zucht und Tchtigkeit vernichtet hatte, da Deutschlands geistiges Leben darniederlag und Frankreich seit dem Westflischen Friedensschlu einen berwiegenden Einflu auf unseres Volkes Sprache, Wissenschaft, Kunst und Nachteiliger Sitte gewann. Man ahmte die franzsischen Moden nach, auch wenn sie in den abenteuerlichsten Gestalten erschienen. Wlste um die Hften, Schna-" ' belfchuhe, Schleppen und weitausgeschnittene Kleider kamen in Aufnahme. Die deutsche und spanische Mnnertracht, die den Krper geschmackvoll und zweckmig bekleidet hatte, wurde krzer und enger; in Frankreich schlug man zuerst die Zipfel und Sche der Wmser zurck, woraus allmhlich

15. Deutsche Geschichte bis zum Ende des Dreißigjährigen Krieges - S. 159

1918 - Paderborn : Schöningh
159 gehalten. Bald aber zerstreuten sich die Druckergehilfen und lieen sich an verschiedenen Orten Deutschlands nieder. Auch in Italien und in Frankreich entstanden sehr rasch Druckereien. Die Folge dieser gro-artigen Erfindung war die allgemeinere Verbreitung der Bildung. Die Preise der Bcher sanken immer mehr, und durch die Presse entwickelte sich ein reger und schneller Gedankenaustausch, von dem uns zuerst die zahlreichen Parteischriften in der Zeit der Refor-mation einen berraschenden Beweis liefern. Iii. Das Kriegswesen. Die Erfindung des Schiepul-vers und die Einfhrung der Sldnerheere statt der ritter-lichen Heere gestaltete das Kriegswesen gnzlich um. Schon in frherer Zeit war die Bereitung des Pulvers den Chinesen und den Arabern in Spanien bekannt. In Deutschland soll der Franziskanermnch Berthold Schwarz, der in der ersten Hlfte des 14. Jahrhunderts angeblich in Freiburg lebte, das Pulver erfunden oder doch seine Verwendung zu Kriegs-zwecken durch die Erfindung der Feuerwaffen gezeigt haben. Zunchst (schon im 14. Jahrhundert) wurden vorwiegend schwere Geschtze zur Belagerung oder zur Verteidigung der Städte verwendet, nur allmhlich kamen die Handfeuer. Waffen in Gebrauch; sie waren so schwer zu handhaben, da der Spie noch lange die Hauptwaffe des Fuvolkes blieb Die Ritterburgen sanken vor dem neuen Geschtz in den Staub, und die wilde Zeit der Fehden ging zu Ende. Neben dem Aufkommen der Schuwaffen ging die Verdrngung der Vasallen-Heere, deren Hauptstrke die Reiterei war, durch das den Bauern entnommene Fuvolk der Sldner (Schweizer, deutsche Landsknechte) vor sich. An die Stelle des geworbenen Sldnerheeres tritt dann allmhlich das stehende Heer. Den Grund zu einem stehenden Heere legte zuerst König Karl Vii. von Frankreich. Nur langsam und meiften| erst im 17. Jahrhundert folgten andere Herrscher seinem Beispiele. Einteilung. Die Neuzeit zerfllt in folgende Perioden: 1. 15171648. Von der groen Kirchentrennung bis zum West-flischen Frieden, das Zeitalter der Reformation und der Religions-kriege. Entwicklung eines europischen Gleichgewichts. a) Die Zeit Karls V. Die Reformation in Deutschland. Kampf Frankreichs gegen die habsburgische bermacht. b) Das Zeitalter Philipps Ii. von Spanien und Elisabeths von England. Die Religionskriege in Frankreich und den Niederlanden. Kampf Englands und der Niederlande gegen das spanisch-habsburgische Haus.

16. Die wichtigsten Begebenheiten der Neuzeit, insbesondere der preußisch-deutschen Geschichte - S. 70

1907 - Breslau : Hirt
7 0 Die wichtigsten Begebenheiten der Neuzeit, insbes. der Pren.-dentschen Geschichte. wohnte. Hier hatte er einen Kreis geistvoller Männer, dem auch Vol-tatre vorbergehend angehrte, um sich versammelt. Als er aus dem Siebenjhrigen Kriege zurckkehrte, war er ein durch Sorge und An-strengung srh gealterter und verbitterter Mann, die meisten seiner alten Freunde waren gestorben, neue gewann er sich nicht mehr. Er pflegte die Musik und blieb der Poesie, Philosophie und Geschichte, seinen Lieblingsstudien, treu. Er bewahrte sich seine Vorliebe sr die sran-zsische Literatur und bemerkte kaum, da sich in Deutschland schon eine weit bedeutendere Dichtung entfaltet hatte. Bezeichnend fr seine Entfremdung von dem geistigen Leben der Nation ist seine Schrift De la litterature allemande (1780). Seine Tagesarbeit und Arbeitseinteilung war das ganze Jahr hindurch streng geregelt. Im Sommer besuchte er die Provinzen, nahm die auf Staatskosten unternommen Arbeiten und Verbesserungen in Augenschein und besichtigte die Truppen. x$m Winter bezog er das Stadtschlo zu Potsdam, einige Monate wohnte er zu Berlin. Das Neue Palais, das er nach dem Siebenjhrigen Kriege er-baute, hat er nur selten benutzt. 47. Die erste Teilung Polens (1772). Polen befand sich m der Mitte des 18. Jahrhunderts in vollstndigem Verfall. Die politische Macht lag in den Hnden eines bestndig in sich uneinigen Adels, ein Brgertum hatte sich nicht entwickelt, die Bauern waren leibeigen. Die Staatsreligion war der Katholizismus, die Dissidenten, d. h. die Pro-testanten und die Griechisch-Katholischen, waren rechtlos. Allmhlich hatte Rußland seinen Einflu in Polen immer strker zur Geltung gebracht, und Katharina Ii. strebte danach, die Republik in einen russischen Klientelstaat zu verwandeln. Sobald ihr Gnstling Stanislaus Poniatowski zum König erhoben worden war, wurde an den Reichstag der Antrag gestellt, den Dissidenten freie Religions-bung und Zutritt zu den ffentlichen mtern zu gewhren. Die tnmnl-tuarische Zurckweisung dieses Antrages ries den Zusammenschlu der feindlichen Parteien zu zwei Adelsbndnissen und endlich den offenen Brgerkrieg hervor. Diese Wirren gaben Rußland die Gelegenheit, seine Truppen in Polen einrcken zu lassen. Nun mischte sich aber die Trkei ein und griff Rußland an, dabei erlitt sie die schwersten Nieder- Ia9ei$a die Erfolge der russischen Waffen den Nachbarmchten, ins-besondere sterreich, groe Besorgnisse einflten, so drohte ein euro-pischer Krieg auszubrechen. Joseph Ii. von Osterreich nherte sich Friedrich dem Groen, mit dem er in Neie und Mhrisch-Neustadt zusammentraf. Hier bot sich ihnen die Teilung Polens als ein Aus-weg, der Gefahr des Krieges zu entgehen. _ Sie wurde bald darauf voll-zogen. Preußen erhielt die ehemals deutschen Gebiete, Westpreuen, freilich ohne Danzig und Thorn, und den Netzedistrikt, sterreich

17. Deutsche und brandenburgisch-preußische Geschichte vom Ausgange des Dreißigjährigen Krieges bis 1815 - S. 67

1907 - Paderborn : Schöningh
Spahn: Deutsches Wirtschaftsleben nach dem Dreiigjhrigen Kriege. 67 und zu verfeinern, so da sie sich neben der englischen Ware allmhlich wieder halten konnte. Eine schwierigere Ausgabe noch hat damals die Landwirtschaft der nord-deutschen Territorien geleistet. Sie hatte sich während des 16. Jahrhunderts so gut wie allein in Deutschland eines Ausschwunges erfreut. Der Adel im Nordosten hatte sich damals, im Gegensatze zu seinen sddeutschen Standes-genossen, dem Eigenbetriebe seiner Gter zugewandt. Er hatte seine buer-Itchen Hintersassen, der die er grund- oder gerichtsherrliche Rechte ausbte, in ein festeres Abhngigkeitsverhltnis von sich gebracht; die Gutsherrschast entstand. In eifriger Sorge und im Streben auch nach kaufmnnischer Verwertung seiner Erzeugnisse hatte er sich allmhlich wirtschaftlich gesichert, sein Bauland durch Auskauf einzelner Bauern zusammengelegt und ver-grert und neue Gter fr seine Shne geschaffen. Die Wirtschafts-Verfassung dieser Gebiete war mit der Ausbildung eines solchen Grogrund-besitzes aus ihre natrliche Grundlage gestellt worden. In umgekehrter Richtung, aber ebenso natrlich, war die Entwicklung in Niedersachsen ver-laufen, wo sich der hervorragend tchtige, freie Bauernstand der Ausdehnungs-versuche der kleinen Grundherren erwehrte und selber mehr und mehr zum Kerne der Wirtschastsversafsnng des Nordwestens wurde. Der Krieg war dazwischen gekommen. berall schlug er tiefe Wunden. Whrend jedoch die Schden in Nordwestdeutschlaud durch die Anstrengung einiger Jahrzehnte und durch den Rckhalt, den die Staatsgewalt den Bauern gewhrte, wieder ausgeglichen werden konnten, vernichteten die Kriegsjahre dre Grobetriebe des Nordostens vollstndig. Als sie vorber waren, da waren die Bauten und Werkzeuge zerstrt, die Arbeitskrfte und der Vieh-bestand aufs uerste vermindert. Die Mglichkeit einer Erholung war kaum noch abzusehen. Der holsteinische Adel versuchte es mit einer vlligen Wand-lung des Wirtschaftssystems, indem er von dem Getreidebau der Dreifelder-Wirtschaft zu einer Feldgraswirtschaft berging, bei der gut die Hlfte des Landes als Wiesenland verwendbar wurde. Aber da die Wiedereinstellung von Vieh zunchst noch schwieriger war als der Ersatz der Menschen, so fand sein Beispiel nur allmhlich Nachahmung; die Hauptanstrengung mute sich auf die^Neuorganisation der vorhandenen Arbeitskrste richten. Das Junkertum, das sie durchgesetzt hat. war ein rauher, noch halb-wilder und selbstschtiger Menschenschlag, und sicherlich hat es in den nchsten Jahrzehnten mit schroffer Hrte seine Bauern unter Ausnutzung ihrer Geld-Verlegenheiten und ihres Mangels an urkundlichen Eigentumsnachweisen an die Scholle gefesselt, ein lassitisches Erbrecht' eingefhrt, ihren Trotz und ihre Wildheit reichlich vergolten, ihre Fronen gehuft, ihre Kinder in seinen 1 m beschrnktes Erbrecht, wie es die Lassen oder Laien, d. h. Hrigen, hatten.

18. Grundriß der Weltgeschichte für höhere Bürgerschulen und mittlere Gymnasialklassen - S. 230

1874 - Kreuznach : Voigtländer
230 Werbung der ungeheuren Besitzungen in Ostindien, eine gewaltige Ausdehnung gaben, während sie den Binnenhandel durch Land-straen und Canle (der 130) befrderten. Auch im Gewerb-sleie, der durch Anwendung groartiger Maschinen, vorzglich der Dampfmaschine (s. 3). sehr gehoben wurde, erhielten sie das Uebergewicht in Europa (die Fabrikpltze Sheffield, Manchester, Birmingham :c. zc.). Frankreichs Handel und Gewerbflei hatte sich durch Colberts Bemhungen (Anlegung des Canals von Languedoc, der Hfen von Dnkirchen und Brest, Stiftung von Colonien in Sdamerika, auf Madagaskar, San Domingo :c., Grndung einer westindischen und ostindischen Compagnie, Gobelins) aufgeschwungen; allein die Aufhebung des Edicts von Nantes und die Kriege mit England (Verlust der uordamerikauischeu Besitzungen) strten die Entwickelung der Industrie und des Ver-kehrs. Deutschlands Gewerbflei konnte sich nur allmhlich aus seinem Verfalle durch den dreiigjhrigen Krieg erheben; die bedeutendsten Fortschritte machte derselbe in Sachsen (wo Berg-bau, Leinen- und Tuchfabrikation blhten) und in Preußen durch die Aufnahme der ausgewanderten Protestanten und durch die Frsorge seiner Regenten, vorzglich Friedrichs des Groen. Hauptpltze des Handels wurden Hamburg und Bremen durch ihren Seeverkehr mit den westlichen Lndern; Leipzig, Frankfurt und Braunschweig durch ihre Messen. Unter den nrdlichen Staaten entwickelte sich besonders Rulands Handel, seitdem Peter der Groe die Ostseeprovinzen erobert und Katharina Ii. den Verkehr auf den trkischen Meeren errungen hatte. 3. Als wichtige Entdeckungen und Erfindungen, die theils die Wissenschaft erweiterten, theils den Gewerbflei frder-ten, sind hervorzuheben: Die Erfindung des Brennglases (von Tschirnhausen in Sachsen 1687) des Porzellans (1702 von Bttcher in Meien), des Fortepiano's (1717 von Schrder ans Hohen-stein in Sachsen), des Blitzableiters (1751 von Benjamin Franklin), der Dampfmaschine (1763 von dem Englnder James Watt), des Luftballons (1782 von dem Franzosen Montgolfier); die Entdeckung der Kometenbahnen durch Halley und des Planeten Uranus (1781) durch Hrschel.

19. Erzählungen aus der Weltgeschichte - S. 144

1884 - Hannover : Helwing
144 Die Neuzeit. dem Herzen des Landes hin. Trotz seiner Ausdauer und Tapferkeit htte Friedrich unterliegen mssen, wenn nicht der Herr aller Heerscharen ihn vor dem Untergange bewahrt htte. Die Kaiserin von Rußland, Friedrichs Feindin, starb; da zogen sich die Russen vom Kampfe zurck. Ihnen folgten die Schweden und bald auch die Franzosen; Maria Theresia aber getraute sich nicht, allein den Kampf mit dem Heldenknige aufzunehmen, und war deshalb zum 1763 Frieden bereit, der auf dem schsischen Jagdschlosse Huberts brg zu-stnde kam. Preußen erhielt alles zurck, was es vor dem Kriege besessen hatte. Sieggekrnt kehrte Friedrich der Groe in seine Hauptstadt zurck. Er hatte sein Land, mit kaum mehr als 5 Millionen Einwohnern, sast gegen das ganze verbndete Europa, gegen 60 Millionen, siegreich verteidigt und Deutschland vor dem abermaligen Abreien von Lnder-gebieten (Preußen. Pommern und den Rheinlanden) bewahrt. Fr die evangelischen Bewohner Deutschlands war sein Sieg noch von besonderer Bedeutung. Wre er geschlagen, so wrden fr die evangelische Kirche hnliche Zeiten gekommen sein, wie nach der Niederlage der Protestanten beim Beginn des dreiigjhrigen Krieges. Die Berliner wollten dem Könige bei seiner Rckkehr einen festlichen Empfang bereiten. Er liebte aber den Prunk nicht und traf erst spt abends in der Haupt-stadt ein. Wenige Tage nachher begab er sich nach Charlottenburg. In die Kapelle des dortigen Schlosses bestellte er seine Musiker und Snger und befahl, das Lied: Herr Gott, dich loben wir" anzustimmen. Man erwartete den ganzen Hofstaat und wunderte sich nicht wenig, als der groe König ganz allein eintrat, Platz nahm und der Musik zum Anfangen winkte. Als dann der Gesang zum Himmel tnte, senkte Friedrich das Haupt und brach in Thranen aus. 5) Sptere Friedenszeit. a. Heilung der Kriegswunden. Nach glcklicher Beendigung des Krieges war es Friedrichs erste Sorge, die Wunden, welche derselbe ge-schlagen, zu heilen; das Land war, nach des Knigs eigenen Worten, in Gefahr, unter dem Drucke seiner Leiden zu erliegen. Die Geldmittel, welche der König schon fr einen neuen Feldzug gesammelt hatte, wurden jetzt an die einzelnen Provinzen verteilt; auch wurden vielen Personen auf einige Jahre die Steuern erlassen. Auerdem ffnete der König seine Vorratshuser und lie den Bauern Saatkorn austeilen; 35 000 Armeepferde wurden verschenkt und 15 000 Huser neu aufgebaut. In Schlesien waren wenige Jahre nach dem Kriege 250 neue Drfer entstanden. Im ganzen Lande hatten namentlich die adeligen Gter gelitten. Der Adelstand hatte sich im Kriege besonders ausopfernd ge-zeigt; viele adelige Familien hatten der 20, eine sogar ber50 Mitglieder verloren. Friedrich machte daher den Adel zur Sttze seines Thrones, indem

20. Deutsche Geschichte bis zur Gegenwart - S. 177

1902 - Leipzig : Voigtländer
62. Der Siebenjhrige Krieg. 177 England, die sieben Jahre zur See in fast allen Weltteilen und zu Lande in Nordamerika einen erbitterten Kampf um die dortigen Kolonien gefhrt hatten (entscheidender Sieg des englischen Generals^nsc6et Wolfe bei Quebec 1759), den Pariser Frieden. Frankreich trat 1*3" Kanada und einige Landstriche am Mississippi, sowie mehrere west-indische Inseln ab. Der Kampf um den Besitz Nordamerikas war zu gunsten der germanischen Rasse entschieden, Englands See-Herrschaft neu gekrftigt (Genaueres der England Anhang Ii). 4. Bedeutung des Siebenjhrigen Krieges. Da das kleine Preußen in heiem Kampfe mit den meisten europischen Gromchten Sieger blieb, war zumeist dem Feldherrngenie des Knigs zu d?s Knigs danken, der seine ganze Geisteskraft fr Preuens Ehre und Gre einsetzte, aber auch der beispiellosen Opferwilligkeit des Volkes, das Volkes Gut und Blut fr König und Vaterland hingab, besonders auch der des preuischen Adels, dessen beste Shne auf dem Schlachtfelde des Adels verblutet waren (etwa fnfzig allein von der Familie von Kleist, darunter der Dichter Ew. Christ, v. Kleist, t 1759 bei Kunersdorf). Man berechnet Preuens Verlust in 16 Feldschlachten auf 180000 Verluste Mann. Der uere Erfolg bestand zwar nur in dem gesicherten Be-sitze Schlesiens; weit grer war der moralische Gewinn. Friedrich Gewinn und seine Heere hatten deutsche Kraft und deutsches Wesen, die seit dem 30jhrigen Kriege zum Spott geworden waren, wieder zu An-sehen gebracht; der Ruhm des Heldenknigs durchflog die Welt. Unverkennbar hatte auch der Krieg gezeigt, da das alte Reich unter sterreichs Leitung, das durch seine Verbindung mit Nationen magyarischer und slavischer Abkunft seinen deutschen Charakter immer mehr einbte, der Auflsung nahe war. Das allmhlich neu erwachende deutsche Nationalgefhl knpfte sich nun an die preuischen Fahnen (vgl. Gleims Preuische Kriegslieder von einem 00f^ Grenadier", Lessings Minna von Barnhelm"; der junge Goethe war fritzisch" gesinnt). Als europische Gromacht stand seitdem J^Sr-Preuen auch in Deutschland gleich bedeutend neben Osterreich. romt Wohl war das Land unter der Kriegsgeiel verdet und verarmt, aber Not und Gefahr hatten ein unzerreibares Band um König und Volk geschlungen, und in treuer, gewissenhafter Arbeit wurden unter Friedrichs landesvterlicher Frsorge die schweren Schden geheilt. 12