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1. Bilder von den deutschen Nordseeküsten und aus dem westlichen Tiefland - S. 48

1885 - Leipzig : Spamer
48 Die freie und Hansestadt Hamburg. um so mehr „verdammten Spaß", je länger ein blaues Auge oder eine breit- geschlagene Nase auf der See noch die Erinnerung daran wachhält. Daß nicht die Seeleute allein, sondern auch mancher lockere Vogel aus den sogenannten besseren Ständen „reinfällt", darf wohl nicht erst erwähnt werden. Geistiges Leben in Hamburg. Schon in der letzten Hälfte des 17. Jahr- Hunderts beginnt Hamburg in der deutschen Litteratur eine Rolle zu spielen. Im Jahre 1639 ließ sich Paul Flemming (geboren 1609 zu Hartenstein im Vogtlande) als Arzt Hierselbst nieder, nachdem er von seiner Reise, die er .in derselben Eigenschaft mit der Gesandtschaft, welche der Herzog Friedrich von Schleswig-Holstein nach Moskau und dann nach Persien abgeordnet, unter- nommen hatte, zurückgekehrt war. Leider erlag dieser Mann mit einem echten deutschen Herzen und Gemüte, reich an Macht und Fülle, an Wahrheit, Lebendig- keit, Wärme, Einfachheit und gesunder Natürlichkeit, der Mann, den Gervinns den „schönsten Charakter unter allen weltlichen Dichtern des Jahrhunderts" nennt, bereits im April 1640 einer jähen Krankheit. Von seinen vielen Dich- hingen nennen wir nur das schöne Kirchenlied: „In allen meinen Thaten u. s. w.", durch das er sich zur langen, gefahrvollen Reise ernst und würdig vorbereitet hatte, das männlich kräftige Sonnett „An Sich!" mit den herrlichen Schlußworten: „Wer sein selbst Meister ist und sich beherrschen kann, Dem ist die weite Welt und alles unterthan", « und sein anmutig und tief empfundenes: „Ein getreues Herze wissen, Hat des höchsten Schatzes Preis u. s. w." An der Wende des 17. und 18. Jahrhunderts ist eine Dichtergruppe zu erwähnen, deren Erzeugnisse von dem brannschweigischen Hofrat Weichmann unter dem Titel: „Die Poesie der Niedersachsen" herausgegeben wurde und die in Hamburg ihre vornehmsten Vertreter hatte. Zu ihnen gehörte Christian Wernicke, der nach längeren Reisen im Auslande mehrere Jahre in Hamburg privatisierte. In einer Sammlung von Epigrammen, die zu den besten seiner Zeit zählen, geißelte er unnachsichtlich den Geschmack der zweiten schleichen Schule, deren Poesie unwahr, kraftlos, hohl, sinnlich, zügellos, mitunter bis ins Schmutzige gemein und trotz der galanten Schreibart vergiftet, oberflächlich, unnatürlich, übertrieben, bis zum Ermüden phrasenreich, mit den „durchdringenden löblichen Beiwörtern" geschmückt war. . Seine Pfeile waren besonders gegen die Häupter genannter Schule, Christian Hoffmann von Hoffmannswaldau und Daniel Kaspar von Lohenstein, gerichtet. Einen bedeutenderen Platz' unter den Niedersachsen nahm Barthold Heinrich Brockes ein. Im Jahre 1680 in Hamburg geboren (gest. 1747), hatte er in Halle die Rechte studiert und war nach mehrjährigen Reisen, auf denen er sich eine vielseitige Bildung erworben, nach seiner Vaterstadt zurück- gekehrt. Hier fand er als Senator Muße genug, sich den von ihm mit Vor- liebe gepflegten Künsten, der Malerei, der Musik und der Poesie zu widmen. Seine Gedichte, welche er unter dem Titel „Irdisches Vergnügen in Gott" in neun starken Bänden herausgab, beschränken sich auf fromme Naturbetrachtung und Naturschilderung und enthalten manche wohlgelungene Stellen poetischer

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1. Von Karl V. bis zur Aufrichtung des neuen deutschen Kaisertums (1519 - 1871) - S. 114

1886 - Wiesbaden : Bergmann
114 Allmähliche Mederkräftigung der kulturschaffenden Thätigkeit rc. Von einer anderen Seite her gingen auf das gleiche Ziel los die, im Punkte der Moral äußerst strenge, Philosophie Christian Wolss und die im Geiste dieser Philosophie verfaßten „Moralischen Wochenschriften", welche letztere namentlich die so zusagen häuslichen und geselligen Tugenden: Wohlwollen, Gefälligkeit, Mitleid, Ehrfurcht der Kinder gegen die Eltern, Pflichttreue der Eltern in der körperlichen und geistigen Pflege der Kinder, und ähnliches stark betonten, die Mängel der Erziehung rügten, dem geselligen Verkehr mehr geistigen und gemütlichen Inhalt zu geben versuchten n. s. w. In eben diesem Sinne wirkte dann noch viel nachdrücklicher — um so erfolgreicher, weil er sich dazu der leichten poetischen Form bediente — der sanfte Gellert, der Verkündiger einer Lebensweisheit des, wie er sich ausdrückte, „guten Herzens", der Vorläufer eines Leffing und eines Herder in bezug auf den Kultus der Humanität. Die deutsche Poesie war nach den Bestrebungen Der sog. ^Ersten schlesischen Schule" (Opitz u. a.), eine Kunstdichtung zu stände zu bringen, Bestrebungen, die zum mindesten au) einer ernsten, insbesondere auch patriotischen Lebensauffassung ruhten, eine Zeit lang auf bedenkliche Abwege geraten. Sie hatte in der „Zweiten schlesischen Schule" (der Lohenstein und Hossmannswaldau) der Geschmacklosikeit und Leichtfertigkeit der Zeit nur allzusehr gehuldigt, hatte in der höfischen Dichtung (eines Canitz,Besser,König,Pietsch) die ganze Unnatur höfischen Wesens in sich aufgenommen, und war nur erst ganz zu Ende des 17. Jahrhunderts in den Satiren von Nenkirch, Wernicke, Christian Weise wieder einigermaßen zur Natürlichkeit zurückgekehrt. In Christian Günther wurde sie endlich wirklich wieder Natur, freilich oft etwas rohe Natur. Die Niedersachsen und Haller wandten sich der lange vernachlässigten Betrachtung landschaftlicher Schönheiten, der Alpenwelt, der erhabenen Pracht des gestirnten Himmels n. s. w. zu. Gottsched machte den verfehlten Versuch, eine „Nationallitteratnr" im Großen, zunächst ein klassisches „Nationaldrama", zu schaffen. Nach ihm stieg die Poesie wieder zu bescheideneren Sphären herab in der Leipziger, der Hallischen und Halberstädter Schule (Gellert, Gleim u. a.), und erhob sich erst um die Mitte des 18. Jahrhunderts abermals zu einer Dichtung im großen Stile in Klopstocks Oden und vor allem in dessen Mesfiabe.*) *) Auch hier muß in Betreff des Einzelnen auf die Litteratur- und Kirchengeschichte, sowie auf die Geschichte der Wissenschaften verwiesen werden.

2. Geschichte des deutschen Volkes und Landes - S. 136

1869 - Hannover : Hahn
136 der gebildeten Stände jener Zeit, die auch in gedankenloser Nach- ahmung italienischer und französischer Vorbilder sich gefiel. 2) Diese unglückliche Umwandlung der deutschen Dichtkunst wird als zweite schlesische Schule bezeichnet. Die tonan- gebenden Häupter derselben sind die beiden Schlesier Christian Hoffmann von Hoffmannswaldau (1618—1679), den seine Zeitgenossen den deutschen Ovid nannten, und Daniel Kaspar von Loh enstein (1635—1683), der jenen an wider- lichem Ungeschmacke noch übertraf*). 3) Indessen fehlte es doch auch in jener Zeit nicht ganz an edlem Bestrebungen; es traten bereits gegen Ende des 17. Jahr- hunderts einzelne Männer auf, die den widerlichen Uebertreibungen und der für Geschmack und Sitten verderblichen Manier der Hoff- mannswaldauer - Lohensteiner Schulpoesie durch ihre literarische Thätigkeit entgegenarbeiteten. Hierher gehört schon Christian Wernike aus Preußen (um 1700), der in geistvollen Epigram- men die „poetischen Zuckerbäcker", wie er die Lohensteiner nannte, geißelte; ferner Rudolf Ludw. von Canitz 1699), Chri- stian Weiße (4 1708), Benjamin Neukirch (4 1729) und einige Andere, die, wiewohl in ihren Gedichten bis zur Trockenheit nüchtern, doch durch reinern Geschmack wohlthütig auf ihre Zeit wirkten. 4) Vor Allen aber sind es zwei Männer, die zuerst wieder Wahrheit und Natur an der Stelle erkünstelter Gefühle und unwahrer Redensarten in die deutsche Poesie hineinbrachten, indem sie den eigenen innern Menschen und dessen Erlebnisse zur Quelle und zum Ausgange ihrer dichterischen Erzeugnisse machten. Christian Günther, geboren 1695 in Schlesien, das begabteste Dichtertalent des 17. Jahrhunderts, würde wohl schon damals der deutschen Poesie eine neue Bahn gebrochen haben, wäre er nicht früh einem ungeordneten Leben erlegen. Er starb zu Jena 1723. 5) Barthold Heinrich Brockes, geboren 1680 zu Ham- burg, wo er 1747 als Mitglied des Rathes seiner Vaterstadt starb, ist einer der fruchtbarsten Dichter Deutschlands. Seine poetischen Erzeugnisse sind unter dem Titel: „Irdisches Vergnügen in Gott" (9 Bände, 1721 ff.) gesammelt, meist Betrachtungen über die Natur als eine Offenbarung Gottes, mit einzelnen Schilderungen, die zu dem Vorzüglichsten gehören, was die deutsche Literatur in dieser Gattung besitzt. Günther und Brockes haben zuerst wieder Sinn und Ver- ständniß für das Wesen der Poesie und dadurch den Eintritt einer bessern Zeit vorbereitet. 0 A n m erk. Lohenstein schrieb außer lyrischen Gedichten, Trauerspielen n. a. auch einen weitschweifigen geschichtlichen Roman: „Arminius und Thusnelda"

3. Lehrbuch der Weltgeschichte für höhere Töchterschulen - S. 225

1878 - Berlin : Nauck
2. Kapitel. Das Zeitalter Friednchs d. Gr. 225 melshausen (1669). - Im Gegensatze gegen he zweite schle. fische Dichterschule wurde von Andern bte Dichtkunst zum Zeitver. treib und zu nchterner Reimerei herabgewrdigt. Dieser Richtung folgten besonders Christian Weise zu Zittau (16421708) und die Schlesier Benj. Neukirch, Hans v. Assig und Hans A. mann, Freiherr v. Abschatz. Hher steht Johann Christian Gnther aus Striegau (16951723). Besonders erschttert wurde das Ansehen der Zweiten schleichen Schule durch den Pro. fessor Daniel Georg Morhof zu Kiel (1639-1691) und den Epigrammatiker Christian Wernicke, + zu Hamburg 1720 (berschriften"). Der preuische Staatsmmister Fnedr. Rudolf Ludwig v. Canitz zu Berlin (16541699) ahmte in seinen Sa. tiren Boileau nach; der Hamburger Rathsherr Barthold Heinrich Brockes (16801720) gab sich religiser Betrachtung der Natur hin; K. Friedrich Drollinger in Basel, -j- 1744, ubertraf ihn noch in Naturschilderungen, und so wurde eine bestere Richtung in der deutschen Dichtkunst vorbereitet, die sich im 18. Jahrhundert Bahn brach. Joh. Christoph Gottsched (geb. 1700 zu Judithenkirch bei Knigsberg, t 1766 als Professor m Leipzig) ver-trieb 1737 den Hanswurst von der Bhne, dichtete deutsche Dra-men nach franzsischen Mustern, behauptete aber, in der Poesie komme es nicht auf Phantasie und Gefhl, sondern auf strenge Beobachtung der Regeln an. Der Streit, in den er dadurch mit den Zricher Professoren Joh. Jak. Bodmer (1698, + 1783) u. Joh. Jak. Breitinger (1701-1776) gerieth, vernichtete lem lange Zeit unumschrnktes Ansehen. Als Vorlufer einer besseren Zeit traten nun der gelehrte Albrecht v. Haller (17081777) als Lyriker und didactischer Dichter (die Alpen"), der Hamburger Friedrich v. Hagedorn (17081754) mit Liedern, poetischen Episteln und Fabeln und sein Freund Christ. Ludw. Liscow (17101760) als Verfasser prosaischer Satiren auf. Mehrere jngere Dichter vereinigten sich zur Herausgabe der Bremer Beitrge." Die bedeutendsten derselben waren Christian Furchtegott Geliert, geb. 1715, + 1769 als Professor in Leipzig (Fabeln u. Erzhlungen, geistliche Lieder). Gottl. Will). Raben er, geb. 1714, t 1771 zu Dresden (Satiren) und Justus Friedrich Wilh. Zachariae, geb. 1726, t 1777 als Professor in Braun-schweig (komische Epopen). Als Dramatiker sind Christian Felix Weie (17261804) und Friedrich Freiherr v. Cronegk (1731 bis 1758) zu nennen. Herbeigefhrt wurde die Zeit der neuen klassischen Poesie durch Friedr. Gottl. Klopstock, geb. 1724 zu Quedlinburg, in Schulpsorte, Jena und Leipzig gebildet, seit 1751 in Kopenhagen, 1771 dnischer Legationsrath in Hamburg, 1774 Hofrath in Karlsruhe, dann wieder in Hamburg, wo er 1803 starb. Er begeisterte die Deutschen zuerst wieder fr Religion und Vaterland (sein religises Epos der Messias", 17481773; Oden, Elegien, geistliche Lieder, Bardiete, geistliche Dramen). Das^na-tionale, christliche und antike Element waren bei ihm aufs schnste vereinigt. Das letztere hatte das Uebergewicht bei Gotthold Ephr. Lessing, 1729 zu Kamen; geboren, in Leipzig gebildet, dann bald in Berlin, bald in Leipzig, bald in Breslau, 1767 Dramaturg in Hamburg, 1770 Bibliothekar in Wolfenbttel, wo er 1781 starb. Er befreite das Drama von den Fesseln der franz- Wernicke, Weltgeschichte. 15

4. Deutsche Dichtung in der Neuzeit - S. 155

1916 - Trier : Lintz
155 Gottholö Ephraim Lessing. Gotthold Ephraim Lessing, der eigentliche Reformator der deutschen Nationalliteratur, war am 22. Januar 1729 zu Kamenz in der sächsischen Oberlausitz geboren und stammte aus einer frommen Pfarrerfamilie. Schon früh äußerte sich bei dem Knaben die Lebhaftigkeit des Geistes, mit der er später nach allen Seiten hin geistige Interessen erfaßte und behandelte. Von seinem Vater vorbereitet, besuchte er seit seinem 12. Jahre die Fürstenschule zu Meißen und bezog mit 17 Jahren 1746 die Universität Leipzig, um nach dem Wunsche der Eltern Theologie zu studieren. Doch nahmen seine Studien bald eine andere Richtung. Zunächst wandte er sich der Medizin zu, dann den Sprachen, der Philosophie und der Dichtkunst. Vor allem aber zog ihn das Theater an, ein Kunstinteresse, das der Umgang mit gleichgesinnten Freunden wie Christian Felix Weiße*) und Christlob Mylius^) noch steigerte. Er schrieb selbst kleinere Stücke für das Theater („Der junge Gelehrte" 1747), die von der Neuberschen Truppe aufgeführt wurden. Von Leipzig folgte Lessing 1748 seinem Freunde Mylius nach Berlin und begann mit ihm die ..Beiträge zur Historie und Aufnahme des Theaters" (1750). Nach einem kurzen Aufenthalt in Wittenberg, wo er Magister wurde, finden wir ihn seit 1752 wieder in Berlin in freundschaftlichem Verkehr mit Nicolai^), Mendelssohns und Ramler^). Verschiedene Kritiken aus dieser Zeit stellte er 1753 unter dem Titel „Briefe" zusammen. Seit 1755 hielt er sich wieder in Leipzig auf und schloß hier innige Freundschaft mit Ewald Christian von Kleist; doch kehrte er 1758 nach Berlin zurück, wo er 1759 mit Nicolai die „Briefe die neueste Literatur betreffend" begründete. Im selben Jahre erschienen seine 3 Bücher „Fabeln" mit Abhandlungen über diese Dichtungsart. 1760 begleitete er den General von Tauentzien als Gouvernementssekretär nach Breslau; hier beschäftigte er sich, auch mitten im Strudel des bewegten Soldatenlebens, auf das eifrigste mit ernsten Studien aus dichterischen Arbeiten. Seine bedeutendsten Leistungen aus dieser Zeit sind die Vorarbeiten zu ..Laokoon" und das Lustspiel „Minna von Barnhelm". Jene Schrift erschien 1766 unter dem Titel „Laokoon oder über die Grenzen der Malerei und Poesie". „Minna von Barnhelm", schon 1764 geschrieben, wurde 1767 gedruckt und 1767 in Hamburg, Wien, Leipzig, 1768 in Berlin unter großartigem Beifall aufgeführt. 1765 war Leffing nach Berlin zurückgekehrt und 1767 einem Rufe nach Hamburg gefolgt, um die dortige Bühne zu einem Nationaltheater umzugestalten. Hier schrieb er sein berühmtes Wochenblatt: „Hamburgische Dramaturgie" 1767—1769. Um dieselbe Zeit beantwortete er die unverständigen Angriffe, die der Professor Klotz in Halle gegen den „Laokoon" gerichtet hatte, mit den „Briefen anti- quarischen Inhalts" 1768—1769; dieser Fehde mit Klotz verdanken wir auch die Abhandlung: „Wie die Alten den Tod gebildet" 1769. Da 0 Weiße, geboren 1726 zu Annaberg, starb 1801 zu Leipzig als Obersteuersekretär. Er verfaßte Dramen irichard Iii., Romeo und Julia) und Jugendschriften. — ‘0 Mylius, geboren 1722 zu Reichenbach in der Lausitz, starb auf einer Reise nach Amerika in London 1754. Er schrieb Kritiken, Gedichte, Lustspiele. — 3) Christoph Friedrich Nicolai, 1733 in Berlin geboren, Buchhändler, gestorben 1811, schrieb Romane, Lebens- beschreibungen und philosophische Abhandlungen. — 4) Moses Mendelssohn, 1729 geboren in Dessau, jüdischer Herkunft, studierte Sprachen und Philosophie, lebte in Berlin, starb 1786. Sein Hauptwerk: „Phädon oder über die llnsterblichksit der Seele, in drei Gesprächen" 1767. — °) siehe Seite 75 f.

5. Bilder aus der Weltgeschichte - S. 409

1871 - Braunschweig : Wreden
— 409 — Der Eingang des Messias giebt den Inhalt und die Haltung des ganzen Gedichtes an: „Sing, unsterbliche Seele, der sündigen Menschen Erlösung, Die der Messias auf Erden in seiner Menschheit vollendet. Und durch die er Adams Geschlecht zu der Liebe der Gottheit Leidend, gelobtet und verherrlichet, wieder erhöht hat." Auf der Reise nach Kopenhagen hatte der Dichter in Hamburg ein treffliches Mädchen kennen und lieben gelernt, Margarethe Möller (Meta neunter sie in seinen Oden): sie wurde 1754 seine Gattin. Aber leider starb die theure Gattin schon nach wenigen Jahren einer glücklichen Ehe in Hamburg. Ihr todtes Kind im Arm, wurde sie in ihrer Vaterstadt begraben. Später ließ Klopstock den Sarg nach Ottensen bringen, um dort einst an ihrer Seite zu ruhen. Unter zwei schattigen Linden ruhet sie und auf den Grabstein setzte der Dichter die Worte: „Saat von Gott gesäet, Dem Tag der Garben zu reifen." Als König Friedrich V. starb, siedelte Klop stock mit dem edlen Minister Bernstorsf nach Hamburg über. Und hier ist er dann, bis auf ein Jahr, das er, vom Markgrafen von Baden gerufen, in Karlsruhe verlebte, bis aus Ende seiner Tage geblieben. Ein Jahrgehalt aber bezog er fort sowohl von Kopenhagen als auch aus Baden, und von dort trug er den Titel eines Legationsrathes wie von hier den eines Hofrathes mit davon. Seit seiner Rückkehr von Baden aber führte er ein zurückgezogenes einsames Leben: er ruhte aus seinen Lorbeeren und ließ sich die neuen Strömungen der deutschen Poesie wenig kümmern. In dem Sonnenschein des Ruhmes, den er errungen, und der Verehrung, die ihm namentlich jüngere Dichter (Claudius, Hölth, Voß u. a.) in reicher Fülle zollten, erquickte sich sein Atter. Doch bewahrte er sich bis in seine letzten Tage ein warmes Herz für das Vaterland, und noch der Herbst reifte manche schöne Frucht von Liedern voll tiefer Gedanken, frommen Gefühls, patriotischer Begeisterung. Wie tröstlich klingt z. B. sein: „Auferstehn, ja auferstehn wirst du Mein Staub nach kurzer Ruh'." Große Berühmtheit haben sich auch einige seiner Vaterlandslieder erworben, z. B.: „Ich bin ein deutsches Mädchen! Mein Aug' ist blau und sanft mein Blick, Ich hab' ein Herz, Das edel ist und stolz und gut." Oder das Loblied auf feinen Landsmann „Heinrich den Vogler": „Der Feind ist da! die Schlacht beginnt! Wohlauf zum Sieg herbei! Es führet uns der beste Mann Im ganzen Vaterland!" U. s. w.

6. Sieben Bücher deutscher Dichtungen - S. 707

1882 - Halle : Hendel
Biographische Notizen. 707 übertreffen die früheren (Geliert, Hagedorn rc.) an poetischer Auffassung, an Wahrheit und Lebendigkeit bei Weitem, und erregen selbst dann Wohlgefallen, wenn man von der in ihnen liegenden Moral ganz absieht." Gaudy, Franz Heinrich v., am 19. April 1800 zu Frankfurt a. d. O. geboren (sein Vater war Gouverneur des Königs Friedrich Wilhelm Iv., damaligen Kronprinzen v. Preußen), besuchte die Landesschule zu Pforta, trat in die preußische Garde und wurde 1819 zuni Offizier befördert. Er machte sich unter seinen Kameraden als Raufbold bemerkbar und hatte fogar wegen wiederholter Duelle Festungsarrest abzubüßen. 1853 erhielt er den lange nachgesuchten Abschied und wurde von dem Kronprinzen, nachmaligem König von Preußen, in den Stand gesetzt, ganz seiner Muse zu leben. Er ließ sich nun in Berlin nieder, trat mit Chamisso, Kopisch, Streckfuß :c. in Verkehr und entfaltete eine große litterarische Thätigkeit. Zweimal war er in Italien. Er starb am 5. Februar 1840 zu Berlin an einem Herzschlage. — Witz und Laune bei Gedankenreichtum und gefälliger Form chararakterisieren Gaudps Gedichte. 1829 erschien die erste Sammlung unter dem Titel „Erato," die allerdings weniger Selbständigkeit bekundet als die späteren: „Korallen" 1834; „Kaiserliedei" 1835; „Gedichte" 1847. In Gemein- schaft mit Chamisfo übersetzte er Berangers Lieder, machte sich durch Uebersetzungen slavischer Poesien verdient und lieferte viele humoristische Novellen. Geibel, Lmanuel v., Sohn des Predigers der evangelisch reformierten Ge- meinde zu Lübeck, I)r. Johannes Geibel, ist am 15. Oktober 1815 zu Lübeck geboren, studierte in Bonn und Berlin, wo er mit Chamisfo, Gruppe, Gaudi) und anderen ausgezeichneten Männern Umgang hatte, und erhielt dann durch Vermittlung Savignps und des Baron Sina in Wien eine Stelle als Haus- lehrer bei dem russischen Gesandten Fürsten Katakazi in Athen, wo er im Juni 1838, nachdem er Süddeutschland und die Lombardei durchreist hatte, eintraf. Seine fast unabhängige Stellung gestattete ihm die fleißige Fortsetzung seiner Studien und mehrere Reisen durch Griechenland, die er in Gemeinschaft mit seinem Freunde und Landsmann Curtius, der schon länger in Griechenland weilte, unter- nahm. 1840 nach Deutschland zurückgekehrt, gab er seine, jetzt schon in vielen Auflagen erschienenen Gedichte heraus und veröffentlichte gleichzeitig in Gemein- schaft mit Curtius unter den: Titel: „Klassische Studien" eine Reihe von Über- setzungen griechischer Dichter. Seit 1843 bezog er ein Jahrgehalt vom König von Preußen und ward 1852 als Professor der deutschen Litteratur und der Geschichte der Poesie nach München berufen worden. Inzwischen hat er sich bald am Rhein, in Lübeck und verschiedenen Badeorten aufgehalten; auch in Schlesien verweilte er einige Zeit bei dein Grafen Strachwitz, seit dem Jahre 1868 aber ist er nach seiner Vaterstadt Lübeck übergesiedelt, nachdem er aus den Beziehungen zu Bayern freiwillig ausgeschieden. — Außer seinen so vielfach neu aufgelegten Gedichten hat er herausgegeben: Zeitstimmen, (1841), Volkslieder und Romanzen der Spanier (1843), König Signrt's Brautfahrt (1846), Zwölf Sonette (1846) und die Juniuslieder (1848). Seine große Popularität verdankt er hauptsächlich den trefflichen Compositionen, die uns die besten Tonkünstler von seinen Liedern geliefert haben, wozu sie sich allerdings ihres sprachlichen Wohllauts wegen vor- züglich eignen. An Tiefe der Gedanken und Schwung der Phantasie wird er von manchem übertroffen, in Formgewandtheit, Zartheit und Innigkeit aber von wenigen erreicht. Gellert, Christian Fürchtegott, geboren am 4 Juli 17)5 zu Haynichen im sächsischen Erzgebirge, wo sein Vater Prediger war, besuchte die Fürstenschule

7. Grundriß der Geschichte Hamburgs - S. 64

1916 - Hamburg : Herold
— 64 — ab (1640). Der berühmte Erfinder der Luftpumpe, Otto von Guericke, nahm noch in höherem Alter (1681) in Hamburg seinen Aufenthalt. Aber auch aus Hamburg selbst gingen Männer hervor, die auf verschiedenen Gebieten der Wissenschaft und Kunst Großes leisteten. So war der ausgezeichnete Architekt und Bildhauer Andreasschlüter, der Erbauer des Hauptteiles des Berliner Schlosses und Schöpfer des Reiterstandbildes des Großen Kurfürsten, ein Sohn Hamburgs. In der Geschichte der deutschen Literatur nimmt die Stadt während des 17. und 18. Jahrhunderts einen hervorragenden Platz ein. Hier stiftete 1643 Philipp von Zesen die „Deutschgesinnte Genossenschaft", die sich gleich andern ähnlichen Vereinigungen die Aufgabe stellte, die deutsche Sprache von fremden Einflüssen zu befreien. Als durch die Dichtungen der zweiten schlesischen Schule die deutsche Poesie in Unnatur und Schwulst auszuarten drohte, machte sich in Hamburg eine kräftige Gegenströmung geltend. Mit der Waffe der Satyre kämpfte Christian Wernicke dagegen an, und der Ratsherr Barthold Heinrich Brockes (1680—1747) schlug mit seinen sinnigen Naturbetrachtungen („Irdisches Vergnügen mit Gott") eine neue Richtung ein. Eine bedeutende Stellung in der deutschen Literatur nimmt Friedrich von Hagedorn (1708—1754) ein, dessen anmutige Lieder und Fabeln bei den ersten Dichtern des Jahrhunderts Anerkennung fanden. — Hagedorn stand den Herausgebern der „Bremer Beiträge" nahe, jenem Leipziger Freundeskreise, dem Klopstock in seinen Oden („Wingolf") ein unvergängliches Denkmal errichtet hat. Durch mehrere Mitglieder dieses Kreises (Ebert, Giseke) war der Dichter des Messias schon während seines Leipziger Aufenthaltes in Beziehungen zu Hamburg getreten. Hier lernte er 1751 auf seiner Durchreise nach Kopenhagen, wohin er vom Könige Friedrich V. berufen war, Meta Möller („Cidli"), seine künftige Gattin kennen; und als sich später die Verhältnisse am Kopenhagens Hofe für ihn ungünstiger gestalteten, nahm er 1771 in Hamburg seinen Aufenthalt und vollendete hier seinen Messias. Als er am 14. März 1803 starb, wurde er unter allgemeiner Teilnahme der Behörden und der Bevölkerung Hamburgs zu Ottensen an der Seite seiner ersten Gattin beigesetzt. — Ein jüngerer Freund und Verehrer Klopstocks war der in dem benachbarten Wandsbeck lebende.

8. Skandinavisches Reich, Deutschland, Oesterreich, Italien, Griechenland, Russisches Reich - S. 68

1869 - Braunschweig : Schwetschke
68 A. Europa. Schweden viele ausgezeichnete Namen in den Wissenschaften und Künsten. In den ältesten Zeiten bediente man sich einer eigenen Schrift, der Ru- nen, welche man in Steine, Baumstämme rc. grub; sie wurden aber bald durch die lateinischen Buchstaben verdrängt. Die Ueberbleibsel der ältesten dänischen Poesie, meist aus dem 11. bis 14. Jahrh., sind gesammelt und auch bei uns in einer Uebersetzung von W. C. Grimm, unter dem Titel: Altdänische Heldenlieder, Balladen und Märchen, bekannt geworden. Aus derselben Zeit haben sich auch die geschichtlichen Werke des Svend Aage sen, der gegen das Ende des 12. Jahrh, lebte, und des Saxo gramina- ticus (eigentlich Lang), f 1204, erhalten. Des Isländers Sturlason ist schon bei Island gedacht worden. In neueren Zeiten hat der Name Holberg alle übrigen verdunkelt; er ward 1684 zu Bergen in Norwegen geboren und starb 1754. Erst in späteren Jahren erwachte in ihm die Liebe zur Poesie. Sein erstes Werk war das komische Heldengedicht Peter Paars; später schrieb er lateinisch: Nik. Klimms unterirdische Reise, ein satirisch-komischer Roman. Was aber seinen Ruhm im Baterlande und auswärts am meisten begründete, sind seine Lustspiele, welche wir in einer überaus ungeschickten deutschen Uebersetzung unter dem Titel „die dänische Schaubühne" und jetzt neu übersetzt von Oehlenschläger besitzen. Unter den neueren Dichtern verdienen Erwähnung Johann Ewald, als Tragiker und Lyriker; H eiberg, als Lustspieldichter; Rah deck, welcher ebenfalls für die Bühne geschrieben, sowie auch Johann Hermann Wessel, ft 1766; ferner Thaarup, Jens Baggesen, ft 1826, wel cher auch zum Theil deutsch geschrieben; Hans Christian Andersen, geb. 1805 zu Odense, sowie der 1851 gestorbene, auch in Deutschland wohlbekannte Oehlenschläger und Jngemann. Unter den neueren dänischen Sprach- und nordischen Alterthumsforscheru sind Rasn, Rask und Finn Magnusen anzuführen. Der bedeutendste dänische Name in den Wissenschaften ist der des Tycho de Brahe, geb. 1546 zu Knuts trup in dein damals dänischen Schonen, und gest. zu Prag 1601; er nimint, wie auch einer seiner Nachfolger Olaus Römer (ft 1710), einen bedeu tenden Rang unter den Astronomen ein. In neuerer Zeit haben sich der des Landes verwiesene Maltebrun als Geograph*), Oersted als Phy- siker, Hörne man n. Wall ich und Schouw als Botaniker, der Letztere auch als Meteorolog, Forchhammer als Geognost Ruf erworben. Der größte dänische Künstler, der zugleich alle seine Zeitgenossen hoch überragte, ist der Bildhauer A. Thorwald sen, sein Pater war ein isländischer Bildhauer in Holz; er selbst ist 1770 in Kopenhagen geboren und lebte bis kurz vor seinem Tode (1844) in Rom. Das dänische Schulwesen eifert dem deutschen nach. Friedrich Vi. gab dem Bolksschulwesen durch Einführung und Beförderung der Bell Lancaster'schen Schuleinrichtung, „zur wechselseitigen Schuleinrichtuug uinge- stempelt", einen belebenden Anstoß, obgleich die Sache selbst, von Neuem *) Malte Brun, eigentlich Malthe-Brun», geb. 1/75 in Jütland, gest. 1826 zu Paris, lebte seit dem Anfang dieses Jahrhunderts als sehr geachteter Geograph in Paris, wo er aus demselben Felde in seinem Sohne Victor Adolphe, dem jetzt leben- den Geographen, einen würdigen und berühmten Nachfolger fand.

9. Die Neuzeit - S. 31

1881 - Berlin : Gaertner
Der dreifsigjährige Krieg. 31 Ferdinand zog in die Stadt ein, Friedrich floh nach den Niederlanden. Die Union löste sich auf. Die böhmischen und protestantischen Prediger wurden vertrieben, die Jesuiten eingeführt, nach mehreren Monaten viele Hauptschuldige o-etötet. Ihre und der Geflohenen Güter wurden verkauft, schliefslich mufsten alle Anhänger der böhmischen Konfession (30,000) das Land verlassen. Der sächsische Kurfürst besetzte die Lausitz, der Herzog von Baiern erhielt die Kurwürde sowie die V erwaltung der Ober- und der Rheinpfalz. Tilly brachte in den nächsten Jahren seine Partei auch in Süddeutschland und am Mittelrhein zum Siege und schlug im nördlichen Deutschland sein Lager auf. 45. Die Feldherren und die dynastischen Interessen. Immer mehr wurde der Krieg Sache der Herrscher und ihrer Feldherren. (Jan Tserklaes Baron von) Tilly (Grafschaft bei Brüssel), von Jesuiten erzogen, hatte den geistlichen Stand ausgeschlagen und (nachdem er ia dem niederländischen Freiheitskriege auf spanischer Seite seine militärische Schule durchgemacht hatte) auf österreichischer Seite gegen die Türken gekämpft, bis er Oberfeldherr der Liga ein Jahr nach deren Entstehung wurde. Von ändern Heerführern unterschied er sich durch die Treue, mit der er fortan bei dieser Fahne blieb, sowie durch seinen streng kirchlichen Standpunkt und seine asce-tische Lebensweise („der Mönch im Gewände des Feldherrn“). Mansfeld erscheint zuerst als Typus dieser wildkriegerischen Zeit: der „tolle“ Herzog Christian von Braunschweig, der seit seinem 17. Jahre Bischof von Halberstadt war, liefs wegen seiner kriegerischen Neigungen Land und Bistum verwahrlosen. Ihnen glichen der Markgraf Georg Friedrich von Baden-Durlach, (etwas später) der Herzog Bernhard von Weimar, Gustav Horn u. a. Die ersten Erfolge der Habsburger entflammten von allen Seiten das dynastische Interesse. Der siebenbürgische Fürst Bethlen Gabor trachtete lange nach dem Besitze von Ltngarn, die Niederländer, Feinde der Habsburger seit dem Freiheitskriege, schlossen 1625 mit den Engländern, die in diesem Kriege ihre Verbündeten geworden, und deren König Jakob I. mit dem vertriebenen Kurfürsten von der Pfalz verwandt war, ein Bündnis. Bald vereinigten sich beide, um die Habsburger von der Ost- und Nordseeküste auszuschliefsen, mit dem Könige Christian Iv. von Dänemark, der damit dem schwedischen Könige Gustav Adolph zuvorkam. Unter Christian Iv., der von hervorragenden Eigenschaften und praktischem Ehrgeize war, stand Dänemark in Blüte. Sein nächstes Ziel war, durch Erwerbung der benachbarten geistlichen Fürstentümer seinem Lande das Übergewicht zur See über die Hanseaten, mit denen er schon oft im Konflikte gestanden hatte, zu verschaffen. Auch der französische König Lud wig Xiii., der noch zögerte, trat bald zu den Feinden der Habsburger über. 46. Zweite Periode: Der dänische Krieg 1625—1630. Um nicht fernerhin von Max von Baiern und der Liga abhängig und den vermehrten Feinden gewachsen zu sein, sah sich der Kaiser, obgleich bis jetzt überall siegreich, zur Aufstellung eines neuen Heeres genötigt. Deshalb nahm er das ihm gemachte Anerbieten Wallensteins, auf eigene Kosten ein Heer von mindestens 20,000 Mann aufzustellen, gern an. Albrecht von Wallenstein (Waldstein) wurde ein Jahrhundert nach Luther in 1583 einer deutschen und utraquistischen Familie bei Königingrätz geboren. Früh verwaist, wurde er von Jesuiten in Olmütz erzogen. Nach großen Reisen und astronomischen wie politischen Studien in Padua (Seni) kämpfte er mit Auszeichnung für Oesterreich gegen Venedig und die Türken. Durch Heirat, Erbschaft und Ankauf der in Böhmen konfiszierten Güter bereicherte er sich. Für weitere Kriegsdienste wurde er 1624 Herzog von Friedland. Der schweigsame „Generaloberstfeldhauptmann" von langer Gestalt, rötlichem Haare-,

10. Die Neuzeit - S. 139

1882 - Leipzig : Hirt
5. Kapitel: Kulturzustnde im 16. u. 17. Jahrhundert?c. 139 groen Dichtungen des Mittelalters an die Seite stellen knnte; es geht ein lehrhafter. satirisch-Polemischer Zug durch die Poesie dieses Jahrhunderts ( 8), zudem ist die Zeit, in der Luther der deutschen Sprache eine neue Bahn brach, das Bltenalter der lateinischen Dichtkunst unter den Barbaren," einer Poesie der Gelehrten, welchen nur die Sagendichtung des klassischen Altertums wertvoll und mustergiltig war, und es begann das undeutsche Wesen, das sich unter welschem Einflu im 17. Jahrhundert zu seiner Hhe entwickelte. Die satirische Richtung eines Sebastian Brant ( 8) wird fortgesetzt durch Thomasmurnerin seiner Narrenbeschwrung" und Schelmenzunft" und wendet sich in dem Buche von dem groen lutherischen Narren" gegen die Reformation, während Johann Fischart wohl der erste Schriftsteller ist, der in seinem Bienenkorb des hl. Rmischen Jmmenschwarms" und seinem vierhrnigen Jesuiten-htlein" neben den Mnchen berhaupt die Jesuiten insbesondere (Jesuwider") mit den scharfen Waffen der Satire bekmpft. Auch in weltlichen Stoffen leistet er witzsprudelnd Treffliches, z. B. in seinem glckhaften Schiff," in dem er die handfeste Arbeitsamkeit und stand-haste unverdrossene Hlssbereitschast der Zricher Brger feiert, besonders aber in seinem Roman (nach dem franzsischen Gargantua et Pantagruel von Rabelais): Affentheuerliche, naupengeheuerliche Geschichtsklitterung" , in der er das Leben eines riesigen, in sinnlicher berflle strotzenden Geschlechts" geielt: die Schwelgerei und Trunk-sucht, den Kleiderluxus, die unverstndige Kindererziehung und die hoch-mutige Gelehrsamkeit u. s. w., so da er eine unerschpfliche Quelle fr die Kenntnis des deutschen Volkslebens im 16. Jahrhundert bietet. Dasschnste, was von Poesie aus den Kreisen der Studierten hervorging, ist das evangelische Kirchenlied der Resormations-epoche, in welchem ein seines Glaubens frohes und sicheres Geschlecht ausspricht, was es wirklich und gemeinsam erlebtunderfahren hat, oft in Ton und Melodie an das weltliche Volkslied erinnernd (z. B. nach Jnfpruck, ich mu dich lassen" entstand: > Welt, ich mu dich lassen"). Daher sang es der Handwerksgesell ob seiner Arbeit, die Dienstmagd ob ihrem Schsselwaschen, der Acker- und Reb-mann auf feinem Acker und die Mutter dem weinenden Kinde in der Wiege." Darum frchteten und verfolgten die Ppstlichen so bitter dies echt kirchliche Volkslied. Neben diesem blhte im 16. Jahrhundert das weltliche Volkslied, besonders das historische, zu dem die Kriegshndel des Reformationszeitalters reichen Stoff lieferten, wie z. B. die Schlacht bei Pavia, und in dem die srummen" (d. h. hier noch brav, treu und tapfer) Landsknechte einen hervorragenden Platz einnahmen. Es wurde nebst Jger- und Liebesliedern vom Volke, dem die Gelehrtendichtung fremd blieb, noch lange mit Lust gesungen, bis es im 17. und 18. Jahrhundert als etwas Gemeines verachtet wurde. Aus dem Volke heraus geboren und alle Elemente der be-wegenden Volksbildung umfassend," voll Gestaltungskrast und Humor

11. Neue und neueste Geschichte - S. 45

1880 - Dillenburg : Seel
— 45 — iin Holland Dienste zu nehmen. Darauf verlieh der Kaiser die t pfälzische Kurwürde an Maximilian bort Settern; Tilly wurde in 'idett Grasenstand erhoben. c. Der niedersächsisch-dänische Krieg. Tilly hatte sich nach ider Entfernung der beiden protestantischen Führer mit dem ligisti-fsichen Heere an der Grenze von Niedersachsen ausgestellt und ging ^daraus aus, den Protestantismus hier zu vernichten. Er verjagte idte Geistlichen, nahm den evangelischen Gemeinden die Kirchen weg uuttd verübte allerlei Gewaltthätigkeiten. Als die Forderung der ^Protestanten, den Tilly abzuberufen, vom Kaiser nicht erfüllt »wurde, erhob sich der niedersächsische Kreis und übertrug das Ueldherruamt dem Könige Christian Iv. von Dänemark, »welchem sich Mansseld und Christian von Braunschweig wieder .^anschlössen. Um nicht alles der Liga verdanken zu müssen und (Dadurch abhängig von ihr zu werden, wünschte der Kaiser, ein eignes Heer zu besitzen. Diesem Wunsche kam einer seiner Offiziere, Albrecht von Wallen st ein, entgegen, der sich erbot, dbem Kaiser ein Heer aufzustellen, welches ihn gar nichts koste; unur den unbeschränkten Oberbesehl behielt er sich vor und verlangte Entschädigung für aufzuwendende Kriegskosten durch Provinzen, welche er erobern würde. Ansangs schien es dem Kaiser bedenklich, sich einem Manne wie Wallenstein anzuvertrauen, doch Willigte er ein und ernannte den Wallenstein zum unbeschränkten Oberseldherrn mit dem Titel: kaiserlicher Generalissimus. Albrecht von Wallen stein (eigentlich Waldstein) war der Sohn ''protejlantischer Edelleme in Böhmen. Im Jahre 1583 geboren, wnrde er, )Qc ihm die Eltern frühe hinstarben, in einem Jesuitencollegium in Olmütz erzogen, woselbst er auch zur katholischen Kirche übertrat. Er machte dann -große Reisen durch ganz Westeuropa und hielt sich am Schlüsse derselben nrangere Zeit an der Universität zu Padua auf. Unter Ruoolf Ii. kämpfte -nv ^Q^'er 9e9eu bic Türken und verheiratete sich daun mit einer sehr reichen iwttrve, durch deren Tod er Herr eines bedeutenden Vermögens wurde. Dasselbe wurde durch Erbschaft noch sehr vergrößert, und als während '°es böhmischen Krieges Wallenstein wieder tapfer für den Kaiser focht, schenkte (3hrn dieser für seinejtreue die Herrschaft Friedland (sie umfaßte 9 Städte lund mehr als 50 Schlösser und Dörfer); bei der Austreibung der Protestanten Böhmens vermehrte er seine Besitzungen noch durch' den billigen :Unfauf von 60 Gütern. Darauf erhob ihn der Kaiser in den Fürstenstand lund gab ihm den Titel: Herzog von Friedland. Wallenstein hatte um böhmischen Kriege bereits ein Regiment aus eigne Kosten erhalten und Illls L bei |t desselben viel zur Entscheidung der Schlacht am weißen Berge joeigetragen, so daß er sehr hoch in des Kaisers Gnnst stieg. Als bei den Verhandlungen von 20000 Mann die Rebe war, äußerte Wallenstein: „Ein

12. Lehrbuch der Weltgeschichte für höhere Töchterschulen - S. 186

1858 - Berlin : Nauck
186 Neuere Geschichte. Lohenstein 1635—1683; sein Roman Arminius und Thusnelda). Derselben Richtung gehörte Heinrich Ans. v. Ziegler und Klipphausen's Roman „die asiatische Banise" an, ganz volksthüm- lich ist dagegen der „abenteuerliche Simplicissimus" von Christoph von Grimmelshausen ( 1669). — Im Gegensätze gegen die zweite schlesische Dichterschnle wurde von Andern die Dichtkunst zum Zeitvertreib und zu nüchterner Reimerei herabgewürdigt. Dieser Richtung folgten besonders der Christian Weise zu Zittau <16-12 bis 1708) und die Schlesier Benj. Nenkirch, Hans v. Assig und Hans Aßmann, Freiherr von A bschatz. Höher steht Johann Chri- stian Günther aus Striegan (1695 — 1723). - Besonders erschüttert wurde das Ansehen der zweiten schlesischen Schule durch den Prof. Dan. Georg Morhof zu Kiel (1639 — 1691) und den Epigramma- tiker Christian Wer nicke, s zu Hamburg 1720 („Ueberschriften"). Der preußische Staatsminister Friedr. Rud. Ludw. v. Canitz zu Berlin (1654—1699) ahmte in seinen Satiren Boilcau nach; der Hamburger Rathsherr Barthold Heiurich Brock es ( 1680 — 1720) gab sich religiöser Betrachtung der Natur hin; K. Friedr. Drol- linger in Basel, f 1744, übertraf ihn noch in Naturschilderungen, und so wurde eine bessere Richtung in der deutschen Dichtkunst vor- bereitet, die sich im 18. Jahrh. Bahn brach. — Ioh. Christoph Gottsched (geb. 1700 zu Judithenkirch bei Königsberg, -j 1766 als Prof, in Leipzig) vertrieb 1737 den Hanswurst von der Bühne, dich- tete deutsche Dramen nach französischen Mustern, behauptete aber, in der Poesie komme es nicht auf Phantasie und Gefühl, sondern auf strenge Beobachtung der Regeln an. Der Streit, in den er dadurch mit den Züricher Professoren Ioh. Jac. Bo dm er (1698, -j- 1783) und Ioh. Jac Breitinger <1701 -1776) gerieth, vernichtete sein lange Zeit unumschränktes Ansehen. Als Vorläufer einer besseren Zeit traten nun der gelehrte Albrccht v. Haller (1708 — 1777) als Lyriker und didactischer Dichter („die Alpen"), der Hamburger Friedr. v. Hagedorn (1708—1754) mit Liedern, poetischen Episteln und Fabeln, und sein Freund Christ. Ludw. Liscow (1701 — 1760) als Verfasser prosaischer Satiren auf. Mehrere jüngere Dichter ver- einigten sich zur Herausgabe der „Bremer Beiträge". Die bedeutendsten derselben waren Christian Fürchtegott Geliert, geb 1715, -j- 1769 als Prof, in Leipzig (Fabeln'und Erzählungen, geistliche Lieder), Gottl. Will). Rabener, geb. 1714, f 1771, zu Dresden (Satiren) und Juftu s Friedr. Wi lh. Zach a riae, geb. 1726, s 1777 als Prof, in Braunschweig (komische Epopöen). Als Dramatiker sind Christian Felix Weiße (1726—1804) und Friedr. Freiherr v. Cronegk (1731—1758) zu nennen. Herbei geführt wurde die Zeit der neuen clas- sischen Poesie durch Friedr. Gottl. Klopftock, geb. 1724 zu Qued- linburg, in Schulpforte, Jena und Leipzig gebildet, seit 1751 in Kopen- hagen, 1771 dän. Legationsrath in Hamburg, 1774 Hosrath in Karlsruhe, dann wieder in Hamburg, wo er 1803 starb. Er begeisterte die Deutschen zuerst wieder für Religion und Vaterland (sein religiöses Epos,,der Mes- sias", 1748—1773; Oden, Elegien, geistliche Lieder, Bardicte, geistliche Dramen). Das nationale, christliche und antike Element waren bei ihm auf's schönste vereinigt. Das letztere hatte das Uebergewicht bei G ot t h. Ephr. Lessin g, 1729 zu Kamen; geboren, in Leipzig gebildet, dann bald in Berlin, bald in Leipzig, bald in Breslau, 1767 Dramaturg in Ham- burg, 1770 Bibliothekar in Wolfcnbüttel, wo er 1781 starb. Er befreite das Drama von den Fesseln der französischen Poesie, wies auf die Eng- länder hin und ging auf die Griechen zurück in kritischen Schriften (Laokoon 1766, Hamburgische Dramaturgie 1768) und eigenen Dramen („Minna von Barnhelnss' 1767, „Emilia Galotti" 1771, „Nathan

13. Größeres Handbuch für Schüler zum Gebrauche bei dem Unterrichte in Bürgerschulen und höheren Unterrichtsanstalten - S. 218

1874 - Leipzig : Klinkhardt
218 kommenen Gestaltung, obwohl Hans Sachs und Jacob Ayrer mit richtigem Takte Versuche machten, Volkssagen zu behandeln. — Zweiter Abschnitt. Die Herrschaft des italienischen und französischen Einftusses, von 1624—1740. §37. Die Dichtung hat sich ausschließlich in den Gelehrten- stand geflüchtet, und dieser sucht ihr neuen Aufschwung zu geben, ergreift aber durchaus falsche Mittel, indem er die Poesie theils ausschließlich in der Form sucht, theils ausländischen, besonders französischen und italieni- schen Mustern nachbildet. Durch Häufung „sinnreicher Beiwörter" und durch Nachahmungen von Naturlauten entsteht Schwulst und Spielerei. Die poetischen Gesellschaften, eine Nachahmung der italienischen Akademien, schaden nur. Nach mehr als einem Jahrhunderte ist man dahin zurückgekehrt, von wo man ausging. Die Dichter lassen sich in Gruppen fassen: 1) Die erste schlesische Schule mit Martin Opitz, t 1639, Paul Flemming, t 1640, und Andreas Gryphius, t 1664. 2) Die Nürnberger Pegnitzschäfer: Philipp Harsdörfer, Joh. Klai und Sigmund v. Birken, alle um 1650. 3) Die Königsberger Dichter: Roberthin, Albert und Simon Dach (zwischen 1640 und 1680). 4) Die zweite schlesische S chule mit Hofmann von Hofmanns- waldau und Caspar von Lohenstein (höchste Spitze des Schwulstes) 1650—1680. 5) Schule der Wasserpoeten: Christian Weise, Hunod, Postel u. s. w., Gegenbild der 2. schlesischen Schule, nämlich dürreste Prosa in Versen (um 1700). § 38. In Wahrheit poetische Erscheinungen sind in diesem Zeitraume nur wenige. Dahin rechnen wir: a) Das evangelische Kirchenlied, welches seinen Höhepunkt in Paul Gerhard (geb. zu Gräfenhainichen in Sachsen 1606, 4 1656 zu Lübben) erreicht. Daneben noch ausgezeichnet: Rinkart, Neumark, Rodigast u. A. b) Einige Dichter voll tiefer, religiöser Empfindung, wie Friedrich vonspee, 41635,Johannscheffler, 4 1676(Angelussylesius). c) Der Epigrammdichter Friedrich von Logau, 1604—1655. Dritter Abschnitt. Höhepunkt der deutschen Poesie, von 1740—1832. § 39. Heillos war der Zustand der Literatur im Anfange des 18. Jahrh, in Deutschland. Die Bestrebungen des 17. Jahrh, waren größtenteils fruchtlos vorübergegangen. Noch herrschte an Schulen und Universitäten die lateinische, an Höfen und unter dem Adel die französische

14. Bilder von den deutschen Nordseeküsten und aus dem westlichen Tiefland - S. 53

1885 - Leipzig : Spamer
Geistiges Leben in Hamburg. 53 Im Jahre 1678 wurde in Hamburg das von einer Privatgesellschaft be- gründete erste Opernhaus im Opernhofe auf dem Gänsemarkt mit der Oper: „Der erschaffene, gefallene und aufgerichtete Mensch" eröffnet. Stücke biblischen Inhalts, Moralitäten. Allegorien, über auch weltliche Sujets und selbst Possen füllten das Repertoire. Die Ausstattung war sehr reich. Dem Zelotismus der in Predigten und Schriften gegen das Theater eifernden Geistlichkeit gelang es damals so wenig, der jungen Schöpfung den Untergang zu bereiten, wie hundert Jahre später dem Schauspiel. Im Laufe des 17. Jahrhunderts kamen oft die verschiedenen, zum Teil berühmten Wandertruppen jener Zeit zu längerem Auf- enthalte hierher; auch Friederike Neuber war mehrere Male hier. Im Jahre 1764 übernahm Ackermann die Leitung der Bühne, und unter ihm wirkten Eckhoff und Schröder; 1767 aber übernahm eine Privatgesellschaft das Theater, um hier eine deutsche Nationalbühne zu gründen. Diese Gesellschaft berief Lessing als Dramaturgen hierher. Aber schon im nächsten Jahre fand das Unternehmen sein frühes Ende, und Lessing schied von Hamburg mit der be- kannten Klage „über den gutherzigen Einfall, den Deutschen ein Nationaltheater zu schaffen, da wir Deutsche noch keine Nation sind." Es folgten wieder Ackermann und Schröder in buntem Wechsel mit andern Truppen, bis 1786 Schröder ein stehendes Theater begründete und nun die Hamburger Bühne sür lange Zeit die erste Theaterschule Deutschlands wurde. Dem kurzen Aufenthalte Lefsings in Hamburg verdanken wir die epoche- machende „Hamburgische Dramaturgie", das dritte kritische Werk aus Lessings Feder, in welcher er den Kampf um die Befreiung unsrer Bildung von der geistigen Fremdherrschaft mit noch größerer Energie als in den „Litteratur- briefeu" und im „Laokoon" fortsetzte. — Die Hamburgische Dramaturgie, ur- sprünglich eine Theaterzeitung, zur Rezension der auf dem Hamburger National- theater aufgeführten Stücke gegründet, wurde in Lessings Meisterhand zu einem klassischen Werke, das — „ungeachtet seines Ursprungs und ohne allen systema- tischen Schematismus" — die Grundzüge zu einer Reform des deutschen Theaters entwarf und die Grundgesetze des Dramas mit einer bisher nie versuchten Schärfe und Klarheit feststellte. Die Dramaturgie ist ein Bruchstück geblieben, wie der erste Versuch eines deutschen Nationaltheaters jämmerlich gescheitert ist; aber aus Lessings groß- artiger kritischer Arbeit hat sich doch das neuere deutsche Theater aufgebaut, und Goethe wie Schiller sind in ihren dramatischen Werken davon aufs nach- haltigste beeinflußt worden. Gleichwie auf dem Gebiete der Poesie erwachte auch auf dem Felde der Pädagogik nach der Mitte des 18. Jahrhunderts ein neues ungewohntes Leben. Der Same, den Locke und Rousseau durch ihre Werke ausgestreut hatten, be- gann Wurzel zu schlagen, und es trat namentlich in Deutschland eine Reihe von Männern auf, welche durch sorgsame Pflege die junge Pflanze einem ge- deihlichen Wachstum entgegenführten. Basedow, Salzmann, Pestalozzi u. a. erwarben sich wesentliche Verdienste um die Erziehung der Jugend. Einer der begabtesten, thätigsten und ausgezeichnetsten Pädagogen damaliger Zeit war aber Joachim Heinrich Campe, geboren 1746 zu Deensen im Braun- schweigischen. Nachdem er auf der Universität Halle Theologie und Philosophie studiert hatte, trat er 1773 als Feldprediger bei dem Regimente des Prinzen

15. Von Karl V. bis zur Aufrichtung des neuen deutschen Kaisertums (1519 - 1871) - S. 69

1886 - Wiesbaden : Bergmann
Geistige und sittliche Bildung. 69 Nachdem freilich die Volksdichtung abgestorben war, mußte es wohl auf diesem andern Wege, den die Opitz, Flemming, Dach, Gryphius u. sl. beschritten, versucht werden, konnte nur allmählich wieder eine bessere Art von Poesie sich entwickeln; allein sehr ernüchternd wirkte doch dieser Übergang von der Volksdichtung zur gelehrten Dichtung, und langer Zeit bedurfte es, bis auch die letztere endlich Töne fand, die vom Herzen kamen und zum Herzen gingen. Selbst das geistliche Lied, das einzige, welches noch einigermaßen den Geist der Reformation in sich lebendig erhielt, vermochte sich zu der Kraft und Innigkeit nicht mehr oder nur selten zu erheben, welche die Lieder Luthers und seiner Zeitgenossen erfüllt hatten. Auf wissenschaftlichem Gebiete hatte Deutschland irrt 16. und noch zu Anfang des 17. Jahrhunderts einen kräftigen Anlauf genommen. Es hatte zwei der namhaftesten Humanisten, Erasmus und Reuchlin, aus seinem Schoße geboren. Auch in andern wissenschaftlichen Fächern hatte es tüchtige Gelehrte großgezogen, den Mathematiker Tassins (wie schort irrt 15. Jahrhundert die Mathematiker Purbach und Regiomontauus), den Astronomen Kepler, den Geographen Mer-cator, die Naturforscher Jnngtns und Rivinns, die Geschichtsforscher Lindenbrog und Tritheim it. ct. m. Die Zahl feiner Universitäten und seiner gelehrten Schulen hatte sich gemehrt. Die Methode des Lehrens war durch Trotzeudorf, Joh. Sturm, Ratich, Comenins verbessert worden. Gelehrte Gesellschaften hatten sich gebildet, Anstalten zur praktischen Förderung einzelner Wissenszweige, wie Sternwarten, botanische Gürten it. s. w., waren hier und da entstanden. Allen diesen wissenschaftlichen Bestrebungen machte der 30jährige Krieg ein jähes Ende. Die Universitäten standen leer, denn Lehrer und Schüler waren durch die Unbilden des Krieges Vertrieben: Heidelberg hatte 1626 noch zwei Studenten; von Helmstedt waren sämtliche Professoren, bis aus einen, entflohen. Viele Gymnasien gingen gänzlich ein. Eine Anzahl bedeutender Gelehrter flüchteten ins Ausland und kehrten nicht wieder zurück, sondern bereicherten mit ihren Kenntnissen und dem Glanze ihrer Namen fremde Lehranstalten. Der berühmte Astronom Kepler mußte beim Regensburger Reichstage um Wiedererstattung seines ihm entzogenen Gehaltes als Lehrer der Mathematik in Prag betteln, und starb, nachdem er lange in Dürftigkeit gelebt und seine hervorragende Kraft in niederem Erwerb erschöpft hatte, vor der Zeit infolge seiner übermäßigen Anstrengungen und seines Kummers. Die gelehrten Gesellschaften gingen ein. So ward Deutschland in dem wissenschaftlichen Wettkampfe der Kulturstaaten,

16. Leitfaden der deutschen Geschichte - S. 159

1892 - Leipzig : Voigtländer
159 (17991804), die durch ihre lebensvolle Handlung, durch die Wrde und Hoheit ihrer Gedanken, durch den bezaubernden Glanz und die funkelnde Pracht ihrer Sprache alle Herzen ergreifen und auf immer der Stolz und der Ruhm der deutschen Bhne bleiben werden". Leider endete des Dichters Leben allzufrh: 9. Mai 1805; er wurde der Welt mitten in der vollendet-sten Reife seiner geistigen Kraft entrissen und htte" so versichert sein Freund W. v. Humboldt noch Unendliches leisten knnen". Goethe ber-lebte den treuen Genossen um 27 Jahre, und seine dichterische Thtigkeit dauerte fort bis ins hohe Greisenalter. Unter den greren Werken seiner spteren Periode ist besonders Aus meinem Leben. Dichtung und Wahrheit" hervorzuheben, eine ebenso anziehende als gehaltreiche Schil-derung seiner Jugendzeit. Dann erschien der w est stliche D iv an", eine Sammlung von Gedichten im morgenlndischen Gewnde, in welchen uns die heitere Lebensweisheit des alternden Dichters, der im Orient Patri-archenlust kostet", erfreulich entgegentritt. Die groartigste aber aller Dich-tungen, die er geschaffen, ist der Faust", ein Meisterwerk ohnegleichen, das noch nach Jahrhunderten die Bewunderung aller finden wird, deren Sinn fr die Macht und Herrlichkeit der Poesie lebendig ist. Nicht lange nach der Vollendung des Faust" starb Goethe, dreiundachtzigjhrig, am 22. Mai 1832. Seine Dichterwirksamkeit umfat sechzig Jahre (17721832). Er ist Deutschlands grter Dichter, Schiller der Lieblings dichter des deutschen Volkes. 2. Schillers und Goethes Zeitgenossen. Unter den Zeitgenossen Schillers und Goethes war der berhmteste der Schriftsteller Jean Paul, der, an der Grenzscheide des 18. und 19. Jahrhunderts blhend, fast den Ruf der groen weimarischen Dichter zu erreichen schien. Als Volksdichter er-langte Hebel den gefeiertsten Namen. 3. Die Romantiker. Eine neue Dichterreihe beginnt mit der sge-nannten romantischen Schule, die seit dem Ausgange des 18. Jahr-Hunderts drei bis vier Jahrzehnte hindurch einen tiesgreifenden Einflu auf die Entwickelung der deutschen Poesie gebt hat. Es war ein hoher Gedanke, der die Romantiker bewegte, ein edles Ziel, das sie erstrebten: sie suchten die Einheit von Poesie und Leben" herzustellen, wollten, wie einer von ihnen sich ausdrckte, die Poesie lebendig und gesellig und das Leben und die Gesell-schaft poetisch machen". Kunst, Wissenschast, das gesamte Leben sollte vom Geist der Poesie durchdrungen, sollte Poesie werden. Freilich blieb so khnen Verheiungen und Vorstzen gegenber die dichterische Kraft der Romantiker sehr zurck; ihre Fhrer waren mehr feinsinnige Kenner der Poesie, als schpferische Geister von der Gre unserer Goethe und Schiller. Doch er-

17. Lehrbuch der Weltgeschichte für höhere Töchterschulen - S. 224

1878 - Berlin : Nauck
224 Neuere Geschichte. Ii. Abschnitt. Von 16481789 n. Chr. dem dreiigjhrigen Kriege in den tiefsten Verfall gerathen. Wie Nachahmung fremder Sprache, Sitte und Bildung immer mehr berhand nahm, fo ahmten jetzt auch die deutschen Dichter die la-temlfchen Dlchtunaen des 16. Jahrhunderts so wie die franzsischen und italienischen Dichter sclaviscy nach. Eine widerliche Sprach-mengerel wurde herrschend. Zum Schutze gegen die der Sprache und Dichtkunst drohenden Gefahren bildeten sich nach dem Muster der italienischen Akademien Gesellschaften. Die lteste war die fruchtbringende Gesellschaft oder der Palmenorden, im 1.1617 au Weimar gestiftet; daran schloffen sich die im I. 1634 durch Ph. . Zesen in Hamburg gegrndete deutsch gesinnte Genossenschaft, der gekrnte Blumenorden oder die Gesellschaft der Pegnitzschfer, 1644 von Harsdorfer und Klai zu Nrnberg gestiftet, der im I. 1656 von Johann Rist gestiftete Schwanenorden an der Elbe u. a. Emen Fortschritt machte die deutsche Dichtkunst nur in Bezie-dng auf die uere Form. Rudolph Weckherlin, 1584 in Stuttgart 8e^Dren' 1651 in London gestorben, fhrte die Formen und Versmae der Sdlnder ein (Alexandriner). Besonders ein-flureich wurde Martin Opitz v. Bob erfeld. 1597 zu Bunzlau geboren, 1639 m Dangig gestorben (sein Buch von der deutschen Poeterei" 1624), an den sich die erste schlesische Dichterschule anschlo. Zu derselben Dichtergruppe gehren Paulflemmina aus dem schsischen Voigtlande (16091640), der Dramatiker An-dreas Gryphius zu Groglogau (16161664), der Epigram, mendlchter Friedrich v. Logau, geb. 1604, f zu Liegnitz 1655. Ms Satiriker ist Joachim Rachel zu nennen, geb. 1618, f 1669 als Rector zu Schleswig; ebenso Hans Michaelmoscherosch, geb. 1600, J- 1669 auf einer Reise zu Worms. Unabhngig waren die Satiriker Joh. Wilh. Laurenberg in Rostock (1591 Vs 1659) und Joh. Balthasar S chup Pius in Hamburg (1610 bls 1661), die Lvriker Friedrich v. Spee am Rhein (15921635; Trutznachtigall ^), der edle Bekmpfer der Hexenprocefse, und An-gelus Silesius (Joh. Scheffler. 16241677; der cherubinische Wandersmann"). In Preußen bildete sich, an Opitz sich anlehnend, zu Knigsberg ein Dichterkreis um Simon Dach (16051659; Annchen von Tharau"). Besonders zeichneten sich die Knigs-berger Dichter auf dem Gebiete des geistlichen Liedes aus. lieber Haupt offenbarte sich in der geistlichen Dichtung noch lngere Zeit die Tiefe und innige Frmmigkeit des deutschen Gemths und die Kraft und Schnheit der deutschen Sprache, namentlich tn den 120 Kirchenliedern Paul Gerhards, des treuen Bekenners lutherischen Glaubens unter Kreuz und Verfolgung (geb. 1607, gest. 1676). Bei den spteren Dichtern ginjj der Charakter des Kirchen-ueoes (das Bekenntni) immer mehr tn den des geistlichen Liedes (die Betrachtung) der und verlor sich endlich in bloe Reimerei. Noch tiefer fank die Dichtkunst durch die zweite schlesische Dicht er schule, die in prunkvollem Schwulst das Wesen der Poesie suchte. (Christian Hoffmann v. Hoffmannswaldau zu Breslau. 16181679; Daniel Caspar v. Lohenstein, 1635 bis 1683; sein Roman Arminius und Thusnelda). Derselben Richtung gehrte Hetnr. Anselm v. Ziegler und Klipphausens Roman die asiatische Banise" an; ganz volksthmlich ist dagegen der abenteuerliche Simplicissimus" von Christoph v. Grim-

18. Geschichte und Geographie - S. 189

1886 - Hamburg : Meißner
— 189 — überschritten. Das Ehrgefühl der Soldaten weckte man dadurch, daß die Offizierstellen für alle, nicht mehr bloß für Adelige, zugänglich gemacht und alle entehrenden Strafen abgeschafft wurden. (Turnvater Jahn, Ernst Moritz Arndt, Schenkendorf und Th. Körner gefallen bei Gadebusch 1813.) Mit dem Wiener Frieden war Napoleon auf seine höchste Höhe gelangt. Ganz Europa, mit Ausnahme Rußlands, Englands und der Türkei, beugte sich vor seiner Macht. Er ließ sich von seiner kinderlosen Gemahlin Josephine scheiden und bewarb sich um die Hand der Tochter des Kaisers von Österreich, Marie Luise. Der gebeugte Kaiser Franz gab schweren Herzens seine Einwilligung, und am 1. April 1810 fand die Vermählung statt, bei der eine unerhörte Pracht entfaltet wurde und fünf Königinnen die Schleppe trugen. Im folgenden Jahre wurde Napoleon ein Sohn geboren, der schon in der Wiege den prahlenden Titel „König von Rom" erhielt (f als österreichischer Offizier). 5. Der Krieg gegen Rußland, 1812. S. Seite 93. 6. Der. deutsche Befreiungskampf, 1813 u. 14. S. Seite 94. 7. Der Krieg von 1815. S. Seite 95. Die Engländer brachten Napoleon mit einer kleinen Schar treuer Freunde nach St. Helena, wo er an demselben Tage landete, an welchem zwei Jahre vorher in der Völkerschlacht bei Leipzig seiner Herrschaft in Deutschland eine Ende gemacht worden war. „Der große Mann zweier Jahrhunderte, dem Europa eine zu kleine Bühne für feine Thaten gewesen war, fiel in den beschränkten Raum einer kleinen Insel zurück" und starb hier am 5. Mai 1821. * 3. Die Franzosen in Hamburg. Als Napoleon nach der für Preußen so verhängnisvoll gewordenen Doppelschlacht bei Jena und Auerstädt 1806 in Berlin eingezogen war, erließ er von hier aus seine Machtsprüche, um England zu demütigen und den Norden Deutschlands in noch größere Abhängigkeit zu bringen als den Süden (Rheinbund). Er ordnete die berüchtigte Kontinentalsperre an. Derzu-folge sollte aller Handel und Verkehr mit England aufhören und englische Waren an jedem Orte der Beschlagnahme (Konfiskation) verfallen. Von dieser Maßregel wurden am meisten die Hansa-städte betroffen, besonders Hamburg; denn unthätig moderten die Hamburgischen Schiffe im Hafen. Aber die Stockung des Handels war es nicht allein, welche die Hamburger beschwerte, sondern auch die Einquartierung; denn feit dem 19. November 1806 war Hamburg von Hannover aus, das Napoleon im Besitz hatte, besetzt. Außerdem mußte die Stadt dem Kaiser große Anleihen

19. Neuere Geschichte - S. 260

1848 - Leipzig : Brandstetter
260 lischen und reformirten Geistlichen verfolgt, während ihn ganze Nationen, wie z. B. die Corsikaner und die Polen, einluden, ihr Gesetzgeber zu werden. So wenig sein gegen die herrschende Sitte abstoßendes Leben zu entschuldigen ist, bleibt ihm doch der Ruhm, nie die Tugend und Sittlich- keit in seinen Schriften absichtlich verletzt zu haben. Edler in seinen Schrif- .len und seinem Leben als Voltaire und Rousseau, zugleich ein stren- ger Denker war der Baron von Montesquieu, berühmt durch seine Werke „über den Geist der Gesetze" und „persische Briefe," in welchen er nicht nur die Sitten und Thorheiten der Franzosen, sondern auch der Kirche und Regierung geißelte. Noch ernster, schärfer und tief- greifender waren die englischen Schriftsteller dieser Zeit, bis sich französischer Witz und französische Oberflächlichkeit auch in ihre Literatur einschlich. Schon an den Dichtern Pope und Dry den vermißt man die Kühnheit und die Tiefe Shakespeare's; wenig Natur und wenig Poesie, — zier- liche Wendungen, leichter Versbau und kalte Belehrung ist Alles, was man in diesen Dichtern findet. In Deutschland hatte die sogenannte gute Gesellschaft zum Nachtheile des häuslichen Lebens noch nicht überhand genommen, denn die deutschen Höfe bildeten im Ganzen ein abgesondertes und dem Volke ganz fremdes Element. Die Literatur konnte also auch nicht von dort ausgehen. Kirche und Schule waren seit der Reformation die einzigen Orte, wo sich das deutsche Volk, vorzüglich das protestantische, zum geistigen Leben vereinigte. Es ist schon gesagt worden, wie wenig Leben die Kirche bot; auch die Schule war nicht besser, so lange hier nichts als Latein gelehrt wurde. Zu Ende des >7. Jahrhunderts traten drei Männer auf, welche in der Kirche und Schule statt des tobten Buchstaben wieder Geist, und statt der latei- nischen Sprache die deutsche einführten. Diese Männer waren Jakob Spener, Hermann Franke und Christian Thomasius. Spener (geboren in Elsaß im I. 1635), zuerst Prediger in Frankfurt am Main, dann zu Straßburg und Dresden und endlich Propst und Consistorialrath zu Berlin, führte, um den christlichen Glauben in den Gemeinden zu be- leben, häusliche Andachtszusammenkünfte ein, empfahl den Theologen das Lesen der heiligen Schrift, hielt über diese für Studirende deutsche Vorle- sungen, und gab sich besonders Mühe, durch katechetische Belehrungen, die seit Luther ganz vernachlässigt wurden, die unmündige Jugend im Christen- thume zu unterweisen. Er mußte von den Predigern und Professoren der Theologie, deren Dogmatik er unfruchtbar nannte, viele Verfolgungen er- dulden, ja man wollte ihn nach seinem Tode nicht einmal selig nennen, und seinen Schülern auf der Leipziger Universität gab man den Spottnamen der „Frömmler oder Pietisten." In seinem Geiste wirkte auch August Hermann Franke, der im I. >685 in Leipzig mit allgemeinem Beifalle deutsche Vorlesungen über die Religionslehre hielt. Er wurde durch die Professoren und Geistlichen verfolgt und ging nach Erfurt; hier wurde

20. Beschreibung des Königreichs Sachsen - S. 165

1852 - Leipzig : Klinkhardt
wonnene Silber und Kupfer wird an die Münze nach Dresden abgeliefert; dach wird auch in den hiesigen Kupserharnmern viel Kupfer zu Blech und zu Schalen für Kupferschmiede verarbeitet. Im Jahre i 711 wurde diese Saiger- hütte von Peter dem Großen besucht, der sich sogar auf einen der größten auf- und niederschlagenden Hammer setzte und es fast zehn Minuten darauf aushielt. Seit dem I. 1846 hat Grünthal auch ein Kupfcrwalzwerk. Auch besitzt dieser Ort ein Schwefelbad, welches besonders an Solchen, welche an gichtischen und rheumatischen Uebeln leiden, seine Heilkraft bewahrt. Zöblitz ist durch seine Serpentinsteinwaaren selbst im Aus- lande bekannt. Der Serpentinstein wird hier schon seit dem An- fange des 17. Jahrhunderts gebrochen und in sehr großer Menge verarbeitet. Aus die Verarbeitung des Serpentinsteins zu mannigfachen Gefäßen u. s. \v. kam man auf folgende Weise. (¿:ín Hirtenknabe, Matz Br andel, weidete in ver Nähe des Städtchens Zöblitz und schnitzte sich zum Zeitvertreib aus dem weichen Gestein, das sich dort in großer Menge findet, Figuren. Sour Dienstherr, Christoph Zllgen, bemerkte dies und versuchte, diesen Stein durch Schn erden zu Triukgefäßen u. s. w. zu formen. Dieß gelang. Später erfand Michael Boßler in Zöblitz das Drechseln dieses Steins, das da- selbst noch jetzt etliche 60 Meister, welche zu einer Innung verbunden sind, be- schäftigt. In die Innung werden jedoch nur Stadtkinder aufgenommen. Anr besten läßt sich der Serpentinstein auf der Drechselbauk verarbeiten, wenn <r eben erst aus der Grube kommt. Liegt er längere Zeit an der Luft, so wird er hart. Man fertigt ans demselben Dosen, Büchsen, Dintenfäffer, Wäru - sieine, Leuchter, Vasen, besonders aber Mörser und Neibschalcn für Apotheken, weil der Serpentinstern nicht von Säuren angegriffen wird. Die den Stenr drehen, brechen denselben auch in den Steinbrüchen. Schon frühzeitig bildete sich zu Zöblitz die Serpeiitinstcindrechslcrinnung. Ein Lehrling muß drei Zähre lernen, bevor er Geselle wird. Ein Wandern der Gesellen findet nicht stau, da es keine ähnliche Innung giebt. Jetzt ist freilich nicht mehr so viel Nach- frage nach Gefäßen auö Serpentinstein, wie früher. Wie leicht nämlich sirut z. B. einmal ein Schreibzeug, das aus Serpentinstein gefertigt ist, auf die Erde, und dann ist's gleich entzwei und kann nicht wieder reparirt weiden. S a ist freilich ein blechernes Schreibzeug dauerhafter. Doch hält sich Lie Dime in jenem weit besser. — In Zöblitz wurde den 24. Deebr. 1747 ein großer Schulmeister geboren. Dieser Mann war Christian Gottfried Müller, welcher am 10. August 1819 als Rektor des Gymnasiums zu- Zeitz starb. Müller war nicht hlest Lehrer, sondern auch zugleich Erzieher seiner Schüler, deren viele heute noch seinen Namen mit der größten Achtung nennen. Er kramte auch nicht, wie so viele, eine Masse Gelehi samkeit ans zehnerlei Büchern, die vor ihnen auf dem Katheder liegen, aus, sondein ging mit seiner kleinen Ausgabe eines la- teinischen oder griechischen Schuftstellers in seinem Hörsaale ans und ab, unter- richteie und beherrschte so seine Classe, und deshalb haben wir ihn eben vor- hin einen Schulmeister genannt, was ein Ehrenname ist. Daher hat er nicht bloß gelehrte, sondern auch gewandte, praktische Leute erzogen. In Lenge selb werden Kattune, Leinwand, Barchent u. s. w. gefertigt. Die Webereien werden vorzugsweise nach Chemnitz ge- liefert. Auch arbeitet man in hiesiger Gegend viel aus Spinn - und Krämpelmaschinen. In einer Entfernung von nur % Stunde liegt nordöstlich von Lengescld das Schloß Rauen stein auf einem sehr steilen Bergvorsprunge. Das Schloß ist klein und win- kelig, aber seine Lage, am linken Ufer der Flöhe, ist angenehm. Daß zu jener Zeit, in welcher nur das Recht der Stärke galt, auch Rauenstein erbaut worden sei von Rittern, die hinter seinen Mau-