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1. Abriß der Weltgeschichte mit eingehender Berücksichtigung der Kultur- und Kunstgeschichte für höhere Mädchenschulen - S. 90

1891 - Leipzig : Voigtländer
90 so das kampfbewegte Leben des Volkes ab. Die gewaltigen Natur-mchte, vor allen die Leben und Segen spendende Sonne und die fruchtbringende Erde, ferner die unbezwingliche Heldenkraft, die in den Schlachten den Sieg erkmpft, das waren des Volkes Gottheiten. Als hchster Gott wurde der Wind - und Sturmgott Wuotan (Odin) verehrt, der Gott der alldurchdringen-den Luft, der Allvater und Weltlenker, der jeglichen Segen spendet, namentlich das hchste der Gter, den Sieg in der Schlacht, ver-leiht. Er thront in Walhall auf goldenem Hochfitz; zwei Raben auf feinen Achseln flstern ihm Kunde vom Stande der Welt ins Ohr, zu seinen Fen strecken sich zwei Wlfe. Das ganze Weltall berschaut der Gott von diesem Hochfitz aus, nichts entgeht feinem Blick. Wenn er der die Erde hinfhrt, ist er in einen blauen (Wolken-) Mantel gehllt und trgt einen breitrandigen Hut auf dem Haupt. In den Kampf reitet er als König und Anfhrer der Götter (Afen) und Helden auf achtfigem Schlachtro, in goldstrahlendem Panzer, mit goldenem Helm geschmckt, den Sieges-speer schwingend, der alle Feinde niederstreckt. Wuotans Sohn war Donar (Thor), der rotbrtige Donnergott, der auf einem mit Bcken bespannten Wagen in der Gewitterwolke dahinrollt und mit seinem Steinhammer den einschlagenden Blitz wie den befruchtenden Regen herniederfendet. Als der dritte der groen Götter galt Ziu (Tyr), der einarmige Kriegs- und Schwertgott. Ein anderer Sohn Wuotans ist der jugendlich schne Lichtgott Baldur, der aber auf Anstiften des bfert Gottes Loki gettet wird. Unter den Gttinnen waren Frigg, Wuotans Gemahlin, die Gttin der Ehe, und Freya, die Gttin des Frhlings und der Liebe, die angesehensten. Als allnhrende, mtterliche Gottheit wurde Ner-thus gefeiert, die Gttin der Erde. Auf einem Eiland im nrd-lichen Meere, berichtet Tacitus, lag ein stiller Hain, dessen uralte Buchen einen kleinen See beschatteten. In dem Haine stand ein geweihter Wagen, mit Tchern berdeckt. Zu gewissen Zeiten, wahrscheinlich beim Beginn des Frhlings, wenn die Erde zu neuem Leben erwacht, kam die Gttin dorthin. Dann fuhr der Wagen, mit geweihten Khen bespannt, von Priestern geleitet, in feierlichem Zuge durch das Land. Das waren festliche Tage fr alles Volk: da ruhten die Waffen, eingeschlossen ward alle Eisen-wehr; da herrschte nur Friede und Freude. Nach vollbrachtem Umzug kehrte der Gtterwagen nach dem heiligen Haine zurck.

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1. Das Mittelalter und die Neuzeit - S. 6

1895 - Leipzig : Voigtländer
Kampf reitet er als König und Anfhrer der Götter (Asen) und Helden auf achtfigem Schlachtro, in goldstrahlendem Panzer, mit golbenem Helm geschmckt, den Siegesspeer schwingend, der alle Feinde nieberstreckt. Dem Wodan war der Mittwoch, Wodanstag" (englisch Wednesday), geweiht. Auerdem lebt sein Name noch vielfach in geographischen Namen fort, wie: Godesbergs Wodansberg; Odenwald. In der Volksberlieferung erscheint Wodan als Fhrer des wilden oder wtenden Heeres" ( wtendes Heer" Entstellung aus Wuotenes Heer"). Wuotans Sohn war Donar (Thor), der rotbrtige Donnergott, der auf einem mit Bcken bespannten Wagen in der Gewitterwolke dahinrollt und mit seinem Steinhammer den einschlagenden Blitz wie den besruchtenben Regen herniedersenbet. Ihm war der Donnerstag geweiht. Auch sein Name lebt noch in geographischen Namen fort, wie: Donnersberg. Als der dritte der groen Götter galt Ziu (Tyr), der einarmige Kriegs-und Schwertgott. Sein Name lebt noch fort in dem Wochentage: Ziwestag" (Dienstag), alemannisch -Zistig" (englisch: Tuesday). Ein anderer Sohn Wuotans ist der jugendlich schne Lichtgott Bat der, der aber auf Anstiften des bsen Gottes Lo ki gettet wird. Die hchste der Gttinnen war Frija (Frigg), Wodans Gemahlin, die Gttin der Ehe- Ihr ist der Freitag geweiht. In der berlieferung wird sie auch Holda" (d.h.die gndige Gttin") ober93erchta" (b.h. die Glnzende) genannt, die das Spinnen der Frauen berwacht. Der sptere Volksglaube kennt sie als Frau Holle", die an der Spitze der Hulden" oder des wildenheeres, das aus den Seelen der Verstorbenen gebildet ist, durch die Lfte dahinjagt. Als allnhrende, mtterliche Gottheit wurde Nerthus (Hertha) ge-feiert, die Gttin der Erde. Auf einem Eiland im nrdlichen Meere, berichtet Tacitus, lag ein stiller Hain, dessen uralte Buchen einen kleinen See beschatteten. In dem Haine stand ein geweihter Wagen, mit Tchern berdeckt. Zu gewissen Zeiten, wahrscheinlich beim Beginn des Frhlings, wenn die Erde zu neuem Leben erwacht, kam die Gttin dorthin. Dann fuhr der Wagen, mit geweihten Khen bespannt, von Priestern geleitet, in feierlichem Zuge durch dasland. Das waren festliche Tage fr alles Volk. Da ruhten die Waffen, eingeschlossen ward alle Eisenwehr; da herrschte nur Friede und Freude. Nach vollbrachtem Umzug kehrte der Gtterwagen nach dem heiligen Haine zurck, wurde in dem See gewaschen, und die Gttin verschwand wieder von der Erde. Neben den hheren Gttern werden auch Halbgtter genannt, ferner Naturgeister: Riesen und Zwerge, Nixen, Lichtelsen und Schwarzelfen. 2. Der Gtterdienst. Zur Verehrung der Götter versammelten sich die Germanen auf Berggipfeln, an Seen und Quellen, namentlich aber in dem ge-heimnisvollen Dunkel der Haine und Wlder. Dort, unter alten geheiligten Bumen brachte man Pferde, die liebstentiere, ja wohlauch Menschen als Opfer

2. Leitfaden der deutschen Geschichte - S. 6

1892 - Leipzig : Voigtländer
6 Krieg und Frieden sein Schicksal und seinen Wagemut zu teilen habe. Dies kndet das Stierpaar, das kampfgerstete Ro und das Waffengeschenk an. In diesem Geiste soll sie leben und sterben. So ist die Frau berall des Mannes treue Gefhrtin. Auch bei der Schlacht ist sie in seiner Nhe, und die Kmpfenden hren den Zuruf ihrer Weiber, deren Zeugnis ihnen als das heiligste, deren Lob als das grte gilt. Manchmal haben Frauen schon wankende und zum Rckzge geneigte Schlachtreihen durch ihr Flehen wieder zum Stehen gebracht und zur Ausdauer ermutigt, indem sie auf die drohende Gefangenschaft hinwiesen, die den Germanen als ein doppelt unertrgliches bel erscheint, wenn es ihre Frauen gilt. Ja, etwas Heiliges sehen sie in den Frauen und schreiben ihnen Prophetengabe >zu; daher sie ihren Rat nicht vers chmhen und ihre Aussprche nicht unbeachtet lassen." 3. Religion. 1. Der Gtterglaube der Germanen ging von der Naturbetrachtung aus und spiegelte wie die Gemtstiefe, so das kampfbewegte Leben des Volkes ab. Ihr hchster Gott war W u o t a n (Odin), der Allvater und Weltlenker, dessen Auge die Sonne ist, der jeglichen Segen spendet, insbesondere den Sieg verleiht (die Walkren, Walhall); neben ihm Donar (Thor), der rotbrtige Donnergott mit dem Hammer, Zi u (Tyr), der einarmige Kriegs-gott. Unter den Gttinnen stehen oben an: Frigg, Wuotans Gemahlin, und Freyj a, die Gttin der Liebe und des Frhlings. Die Verehrung der Gttin Nerthus (oder Hertha, Erdmutter) beschreibt Tacitus. Auf einem Eiland im nrdlichen Meere, so berichteter, lag ein stiller Hain, dessen uralte Buchen einen kleinen See beschatteten. In dem Haine stand ein geweihter Wagen, mit Tchern berdeckt. Zu gewissen Zeiten, wahrscheinlich beim Beginn des Frhlings, wenn die Erde zu neuem Leben erwacht, kam die Gttin dorthin. Dann fuhr der Wagen, mit geweihten Khen bespannt, von Priestern geleitet, in feierlichem Zuge durch das Land. Das waren festliche Tage fr alles Volk: da ruhten die Waffen, eingeschlossen ward alle Eisenwehr; da herrschte nur Friede und Freude. Nach vollbrachtem Umzug kehrte der Gtterwagen nach dem heiligen Haine zurck, wurde in dem See gewaschen, und die Gttin verschwand wieder von der Erde. 2. Auch Halbgtter werden genannt, wie Tuistos Sohn Mannus, Siegfried 2c. 2c.; endlich Naturgeister: Elfen, Nixen, Riesen, Zwerge ac. 2c. Der Gtterdienst fand in heiligen Hainen, auf Berggipfeln und an Quellen statt; die Götter in Tempelwnden einzuschlieen oder der mensch-lichen Gestalt irgend hnlich zu bilden, erschien unvereinbar mit der Gre der Himmlischen"; als Opfer wurden Tiere (besonders Pferde), auch wohl Menschen dargebracht, und gemeinsame Mahlzeiten mit der Feier verbunden. Der gttliche Wille wurde von Priestern und von weisen Frauen ver-kndet. (Benennungen der Wochentage nach Gtternamen.)

3. Das Mittelalter und die Neuzeit - S. 7

1892 - Leipzig : Voigtländer
7 Wuotan (Odin), der Allvater und Weltlenker, dessen Auge die Sonne ist, der jeglichen Segen spendet, insbesondere den Sieg verleiht (die Walkren, Walhall); neben ihm stand Donar (Thor), der rotbrtige Donnergott mit dem Hammer, und Z i u (Tyr), der einarmige Kriegsgott. Unter den Gttin-nen stehen oben an: Frig g, Wuotans Gemahlin, und Freyja, die Gttin der Liebe und des Frhlings. Die Verehrung der Gttin Nerthus (oder Hertha, Erdmutter) beschreibt Tacitus. Auf einem Eiland im nrdlichen Meere lag ein stiller Hain, dessen uralte Buchen einen kleinen See beschatteten. In dem Haine stand ein geweihter Wagen, mit Tchern berdeckt. Zu gewissen Zeiten, wahrscheinlich beim Beginne des Frhlings, wenn die Erde zu neuem Leben erwachte, kam die Gttin dorthin. Dann fuhr der Wagen, mit ge-weihten Khen bespannt, von Priestern geleitet, in feierlichem Zuge durch das Land. Das waren festliche Tage fr alles Volk: da ruhten die Waffen, eingeschlossen ward alle Eisen-wehr; da herrschte nur Friede und Freude. Nach vollbrachtem Umzge kehrte der Gtter-wagen nach dem heiligen Haine zurck, wurde in dem See gewaschen, und die Gttin verschwand wieder von der Erde. 2. Auch Halbgtter werden genannt, wie Tuistos Sohn Mannus, Siegfried 2c. :c.; endlich Naturgeister: Elsen, Nixen, Riesen, Zwerge2c. zc. Als Opfer wurden Tiere (besonders Pferde), auch wohl Menschen dargebracht, und gemeinsame Mahlzeiten mit der Feier verbunden. Der gttliche Wille wurde von Priestern und von weisenfrauen verkndet. (Benennungen der Wochentage nach Gtternamen.) Nordische Mythologie. Die ltere Edda (d. h. Urahne), eine Sammlung von Götter- und Heldenliedern, welche der (christliche) Normanne Smund der Weise um das Jahr 1100 auf Island verfat haben soll, giebt wahrscheinlich auch ein richtiges Bild von der Mythologie der Sd-germanen. Sie berichtet der: Die Entstehung der Welt: 1. Entstehung der Riesen: Im Uranfang war ein der, leerer Raum. Am nrdlichen Ende desselben lag Niflheim" (Nebelheim), ein dunkles, kaltes Reich; am andern Ende Muspelheim" (Welt der Feuerbewohner), hell und licht. In Niflheim lag ein Brunnen, aus dem zwlf Strme kamen, welche die ghnende Kluft ausfllten. Als die zwlf Strme soweit von der Quelle entfernt waren, da die warmen Dnste sichverflchtigt hatten, erstarrten sie zu Eis. Auf dieses Eis fielen Funken aus Muspelheim, und es begann zu schmelzen. Die Tropfen belebten sich, und es entstand ein gewaltiger Mann, der Riese Amir, der Stammvater des Geschlechtes der Reifriesen. 2. Entstehung der Götter: Durch die warmen Dnste, die von Muspelheim herberkamen, schmolz das Eis immer mehr, und aus den Tropfen entstand die Kuh Audhumbla" (die Schatzfeuchte, d. h. die von Reichtum berquellende). Sie ernhrte sich damit, da sie die salzigen Eissteine beleckte. Dabei leckte sie einen sehr schnen, groen und starken Mann blo, Buri". Von diesem stammen die weltbeherrschenden As e n (Götter), die aber erst spter zur Weltherrschaft gelangen; es sind die drei Götter: Odin, Loki und Hnir. Diese drei Asen tten den Riesen Ymir. In dem groen Blut-strm, der aus seinen Wunden fliet, ertrinken alle Riesen; nur ein einziger Nachkomme

4. Kurzer Lehrgang der Geschichte für höhere Mädchenschulen - S. 72

1896 - Leipzig : Voigtländer
72 Stande der Welt ins Ohr, zu seinen Fen strecken sich zwei Wlfe. Das ganze Weltall berschaut der Gott von diesem Hochsitz aus; nichts entgeht seinem Blicke. Wenn er der die Erde hinfhrt, ist er in einen blauen (Wolken-) Mantel gehllt und trgt einen breitrandigen Hut auf dem Haupt. In den Kampf reitet er als König und Anfhrer der Götter (A f e n) und Helden auf achtfigem Schlachtro, in goldstrahlendem Panzer, mit goldenem Helm geschmckt, den Siegesspeer schwingend, der alle Feinde niederstreckt. Dem Wodan war der Mittwoch, Wodanstag" (englisch Wednesday), geweiht. Auerdem lebt sein Name noch vielfach in geographischen Namen fort, wie: Godesberg Wodansberg; Odenwald. In der Volksberlieferung erscheint Wodan als Fhrer des wilden oder wtenden Heeres" ( wtendes Heer" Entstellung aus Wuotenes Heer"). Wuotans Sohn war Donar (Thor), der rotbrtige Donnergott, der auf einem mit Bcken bespannten Wagen in der Gewitterwolke dahinrollt und mit seinem Steinhammer den einschlagenden Blitz wie den befruchtenden Regen herniedersendet. Ihm war der Donnerstag geweiht. Auch sein Name lebt noch in geographischen Namen fort, wie: Donnersberg. Als der dritte der groen Götter galt Ziu (Tyr), der einarmige Kriegs-und Schwertgott. Sein Name lebt noch fort in dem Wochentage: Ziwestag" (Dienstag), alemannisch Zistig" (englisch: Tuesday). Ein anderer Sohn Wuotans ist der jugendlich schne Lichtgott Bald er, der aber auf Anstiften des bsen Gottes Loki gettet wird. Die hchste der Gttinnen war Frija (Frigg), Wodans Gemahlin, die Gttin der Ehe. Ihr ist der Freitag geweiht. In der berlieferung wird sie auch Holda" (d. h. die gndige Gttin) oder Berchta" (d. h. die Glnzende) genannt, die das Spinnen der Frauen berwacht. Der sptere Volksglaube kennt sie als Frau Holle", die an der Spitze der Hulden" oder des wilden Heeres, das aus den Seelen der Verstorbenen gebildet ist, durch die Lfte dahinjagt. Als allnhrende, mtterliche Gottheit wurde Nerthus (Hertha) gefeiert, die Gttin der Erde. Neben den hheren Gttern werden auch Halbgtter genannt, ferner Naturgeister: Riesen und Zwerge, Nixen, Lichtelfen und Schwarzelfen. Zur Verehrung der Götter versammelten sich die Germanen auf Berggipfeln, an Seen und Quellen, namentlich aber in dem geheimnisvollen Dunkel der Haine und Wlder. Dort, unter alten geheiligten Bumen, brachte man Pferde, die liebsten Tiere, ja wohl auch Menschen als Opfer dar; dort betete man, den Blick gen Himmel gekehrt, zu der unsichtbaren Gottheit. Den Willen der Götter verkndeten Priester und weise Frauen aus dem

5. Erzählungen aus der Weltgeschichte - S. 8

1905 - Leipzig : Voigtländer
2. Der Götterglaube der Deutschen. 1. Götter. Wie alle heidnischen Völker verehrten die alten Deutschen viele Götter. Die gewaltigen Naturmächte, vor allen die Leben und Segen spendende Sonne und die fruchtbringende Erde, ferner die unbezwingliche Heldenkraft, die in den Schlachten den Sieg erkämpft, das waren des Volkes Gottheiten. — Der höchste Gott hieß Wodan oder Odin. Er regierte die Welt und lenkte der Menschen Schicksal; er verlieh den Sieg und nahm die in der Schlacht gefallenen Helden auf in seinen Himmelssaal, in Walhall. Weil er an der Spitze aller Götter stand und den Menschen jeglichen Segen spendete, führte er auch den schönen Namen Allvater. Sein heiliger Wochentag war der Mittwoch (engl. Wednes-—Wodanstag). — Wodans Sohn war Donar (Thor), der rotbärtige Donnergott, der auf einem mit Böcken bespannten Wagen in der Gewitterwolke dahinrollt, den befruchtenden Regen herniedersendet und mit seinem Steinhammer den einschlagenden Blitz. Wie Wodan der Gott der Helden und des Kampfes war, so galt Donar als Gott des Landmanns und der friedlichen Tätigkeit. Nach ihm hat der Donnerstag den Namen. — Als der dritte der großen Götter galt Ziu (Tyr), der einarmige Kriegs- und Schwertgott. Er war die ausführende Hand Wodans. Man pries ihn in Schlachtgesängen und feierte ihn in Kriegstänzen. Sein heiliger Tag ist der Dienstag. — Wodans Gemahlin war Frigga. Neben ihm thronte sie auf dem Hochsitz in Walhall und lenkte die Schicksale der Welt. Sie war die Schutzgöttin des häuslichen Herdes und die Beschützerin der Hausfrauen; darum trug sie als Abzeichen Schlüsselbund und Spindel. — Göttin der Liebe war Freya; ihr war der Freitag geheiligt. — Die allnährende, mütterliche Gottheit war N e r t h u s, die Göttin der Erde. Auf einer Insel im nördlichen Meere lag ein stiller Hain, dessen uralte Buchen einen kleinen See beschatteten. In dem Haine stand ein geweihter Wagen, mit Tüchern überdeckt. Zu gewissen Zeiten, wahrscheinlich beim Beginn des Frühlings, wenn die Erde zu neuem Leben erwacht, kam — so glaubte man — die Göttin selbst dorthin. Dann fuhr der Wagen mit geweihten Kühen bespannt, von Priestern begleitet, durch das Land. Das waren festliche Tage für alles Volk: da ruhten die Waffen, da herrschte nur Friede und Freude. Nach vollbrachtem Umzuge kehrte der Götterwagen nach dem heiligen Haine zurück, wurde in dem See gewaschen, und die Göttin verschwand wieder

6. Erzählungen aus der Weltgeschichte - S. 8

1918 - Leipzig : Voigtländer
Versammlungen hielten Priester aufrecht, deren Anweisungen sich jeder willig fügte; waren sie doch die Diener der Gottheit und weissagten aus den Runen. Dies waren geheimnisvolle Zeichen, die aus Stäbchen aus Buchenholz eingeritzt waren. Daher kommt das wort Buchstabe. 2. Der (Botterglaube der Deutschen, t. (5ötter. Die alten Deutschen verehrten viele Götter. Die gewaltigen Naturmachte, die Leben und Segen spendende Sonne und die fruchtbringende Erde, ferner die unbezwingliche Heldenkraft, die in den Schlachten den Sieg erkämpft, das waren des Volkes Gottheiten. — Der höchste Gott hieß Wodan ober Odin. (Er regierte als „Allvater" die Welt und lenkte der Menschen Schicksal; er verlieh den Sieg und nahm die in der Schlacht gefallenen Helden auf in seinen Himmelssaal, intdalhall. Sein heiliger Wochentag war der Mittwoch (engl. Wednesday — wodanstag). — Wodans Sohn war Donar (Thor), der rotbärtige Donnergott, der auf einem mit Böcken bespannten Idagett auf der Gewitterwolke dahinrollt, den befruchtenden Regen herniedersendet und mit seinem Steinhammer den einschlagenden Blitz, tvie Zdodan der Gott der Helden und des Kampfes war, so galt Donar als (Bott des Landmanns und der friedlichen Tätigkeit. Nach ihm hat der Donnerstag den Hamen. — stls der dritte der großen Götter galt 3 i u (Ct)r), der einarmige Kriegs« und Schwertgott. (Er war die ausführende Hand rdobans. Man pries ihn in Schlachtgesängen und feierte ihn in Kriegstänzen. Sein Tag ist der Dienstag. — tdodans Gemahlin war Frigga. Neben ihm thronte sie auf dem Hochsitz in Walhall und lenkte die Schicksale der weit. Sie war Schutzgöttin des häuslichen herbes und der Hausfrau; darum trug sie als Abzeichen Schlüsselbund und Spinbei. — Göttin der Liebe war F r e rj a; ihr war der Freitag geheiligt. — Die allnährende mütterliche Gottheit war Nerthus, die Göttin der Erde. Ruf einer Insel im nördlichen Meere lag ein stiller Hain, dessen uralte Buchen einen kleinen See beschatteten. 3n dem Haine stand ein geweihter wagen, mit Tüchern überdeckt Zu gewissen Zeiten, wahrscheinlich beim Beginn des Frühlings, wenn die (Erde zu neuem Leben erwacht, kam — so glaubte man — die Göttin selbst dorthin. Dann fuhr der wagen mit geweihten Kühen bespannt, von Priestern begleitet, durch das Land. Das waren festliche Tage für alles Volk: da ruhten die Waffen, da herrschte nur Friede und Freude. Nach vollbrachtem Umzuge kehrte der Götterwagen nach dem heiligen Haine zurück, wurde in dem See gewaschen, und die Göttin verschwand

7. Römische Kaisergeschichte, Deutsche Geschichte des Mittelalters - S. 10

1902 - Paderborn : Schöningh
10 sogenannte Wergeld (Manngeld, d. i eine Abgabe von Geld oder einigen Stck Vieh) geshnt werden. Die Hauptfehler der Germanen waren Trunks und Spielsucht und eine bergroe Neigung zu einem freien, nngebun-denen Leben; aber hervorragender waren ihre Tugenden, ihre Sitten-Feinheit und Treue, t. Reliaion. Die Germanen dachten sich wie andere heidnische Völker die Dinge der Natur beseelt und mit menschlichen Eigenschaften ausgestattet und erhoben sie zu gttlichen Wesen. 1. Die Jpan|)tgtter oder Aseu. Ihr hchster Gott war Wodan oder Wuotan (nordisch , , Odin), der Beherrscher des Himmels und der Gott der Strme. Von dem Himmelsberge schaut der einugige Gott auf das Treiben der Menschen herab, von dem ihm zwei das Erdenrund umkreisende Raben bestndig Kunde bringen. In strmischen Nchten, besonders in der Zeit der langen Dezembernchte, reitet er, einen Wnschelhut auf dem Haupte und eine Esche als Speer in der Hand, mit seinen Genossen, den im Kampfe gefallenen Helden oder Einheriern, durch die Wolken. Der Gott des Sturmes wurde dann auch der Gott der strmischen Feld-schlacht, der Siegverleiher. Von der Walstatt führen ihm die Walkren oder Schlachtjungfrauen die Gefallenen nach der Gtterburg Walhalla zu. Der regenfpendende Gott wurde endlich der Verleiher jeglichen Segens in Haus und Hof. in Flur und Feld, der Spender der Runenschrift (run, d. h. Geheimnis) und anderer kunstreicher Erfindungen. Der Sohn des Sturmgottes Wodan ist der Donnergott Donar (nordisch Thor). Auf einem mit Bcken bespannten Wagen fhrt er durch die Lfte und schleudert beim Gewitter seinen zermalmenden Hammer auf die Erde, welcher flugs in seine Hand zurckspringt. Der Gott des Krieges war Ziu oder Tiu. Frtap oder^Frija war die Gemahlin des Wodan und Beschtzerin der^E^^Freya die Gttin der Frhlingssonne und der Schnheit. Unter den Wochentagen war in Anlehnung an die rmische Bezeichnung derselben der Dienstag nach Ziu, der Mittwoch, frher Gunstag genannt, nach Wodan, der Donnerstag nach Donar, der Freitag nach Freya benannt. Die an der Ostseekste wohnenden Germanen verehrten auch die Erdmutter Nerthus, deren Bild jhrlich auf einem mit Khen bespannten Wagen in festlichem Zuge durchs Land gefhrt wurde. 2. Die niederen Gottheiten. Auer den Gttern kannte die Religion der Germanen noch andere halbgttliche Wesen, die Riesen, die man sich als gottlos, boshaft und tckisch dachte, die Zwerge, win-zige Wesen, welche im Innern der Erde die reichen Schtze von Gold

8. Erzählungen aus der Weltgeschichte - S. 191

1888 - Kreuznach [u.a.] : Voigtländer
— 191 — Könige. Sie wurden aus vornehmen, durch Reichtum und Ruhm hervorragenden Geschlechtern genommen und waren die Führer des Volkes im Kriege und im Frieden. Alle wichtigen Angelegenheiten aber wurden von der Volksversammlung beraten, die an bestimmten Tagen unter freiem Himmel zusammentrat. Ein mächtiger Baum bezeichnete die Stätte der Zusammenkunft; man nannte sie die Mal statt. Da hatte jeder freie Mann das Recht zu reden. Sie alle kamen bewaffnet; denn Waffen waren das Merkmal des freien Mannes. Stimmten sie dem gemachten Vorschlag zu, so schlugen sie mit den Waffen klirrend zusammen; waren sie ihm abgeneigt, fo erhoben sie ein dumpfes Gemurmel. Die Ordnung bei den Versammlungen hielten Priester aufrecht, deren Mahnungen sich jeder willig fügte, denn sie waren die Diener der Gottheit. 7. Die Götter der Deutschen. — Wie alle heidnischen Völker verehrten die alten Deutschen viele Götter. Die gewaltigen Naturmächte, vor allen die Leben und Segen spendende Sonne und die fruchtbringende Erde, ferner die unbezwingliche Heldenkraft, die in den Schlachten den Sieg erkämpft, das waren des Volkes Gottheiten. Der höchste Gott hieß Wodan. Er regierte die Welt und lenkte der Menschen Schicksal, er verlieh den Sieg und nahm die in der Schlacht gefallenen Helden auf in seinen Himmelssaal. Weil er an der Spitze aller Götter stand und den Menschen jeglichen Segen spendete, führte er auch den schönen Namen Allvater. Eine mütterliche Gottheit war N er thu s, die Göttin der Erde. Auf einer Insel im nördlichen Meere lag ein stiller Hain, dessen uralte Buchen einen kleinen See beschatteten. In dem Hain stand ein geweihter Wagen, mit Tüchern überdeckt. Zu gewissen Zeiten, wahrscheinlich beim Beginn des Frühlings, wenn die Erde zu neuem Leben erwacht, kam die Göttin selbst dorthin. Dann fuhr der Wagen, mit geweihten Kühen bespannt, von Priestern begleitet, durch das Land. Das waren festliche Tage für alles Volk: da ruhten die Waffen, da herrschte nur Friede und Freude. Nach vollbrachtem Umzug kehrte der Götterwagen nach dem heiligen Haine zurück, wurde in dem See gewaschen,

9. Geschichte des Mittelalters - S. 10

1876 - Münster : Coppenrath
10 seine Htte; das Feuer als Bild der Sonne; die Erde (Hertha), welche geduldig, einer liebenden Mutter gleich, des Lebens Bedrfnisse hervor-bringt und aus ihrem Sche Berge, Flsse und Wlder emportreibt. Der Hauptsitz der Verehrung der Hertha, von Tacitus wird sie Nerthus genannt, war auf einer Insel im nrdlichen Meer. Hier lag ein heiliger Hain an einem stillen Waldsee, hier erschien sie zu gewissen Zeiten in leibhafter Gestalt, hier stand auch ihr Wagen, mit Teppichen reich be-hangen, mit geweihten Khen bespannt. Von Priestern in tiefer Ehr-furcht begleitet wurde der Gttin Gespann durch die deutschen Lnder umhergefhrt. Freude und Glckseligkeit herrschte dann aller Orten. Es ruhete jede Fehde, bis die Priester die erhabene Gttin in ihr Heilig-thum zurckfhrten. Sie badete alsdann in dem See und verschwand wieder. Welche Insel gemeint sei, und wo der See der Gttin gelegen, ist uns unbekannt; frher deutete man ein zirkelrundes Becken auf der Insel Rgen, von mosigen Hgeln umkrnzt, von uralten Buchen be-schattet, gern als den s. g. Herthasee. Als den hchsten Gott verehrten die Germanen den Wodan oder Guodan (Odin), freilich stand ur-sprnglich der Allvater, vielleicht eine Erinnerung an den Einen wahren Gott, noch hher, aber mehr und mehr verscholl dessen Name und Dienst. An den Wodan richtete man seine Gelbde, er verlieh den Sieg in den Schlachten. Den Gott, welcher der ihrem Haupte hinter schwarzem Gewlke furchtbar den Donner rollte und den Wetterstral schleuderte, verehrten sie unter dem Namen Thor oder Donar. Der Donnerkeil galt als sein Hammer. Am liebsten thronte er auf freier Bergeshhe, wie eine Menge von Donnerbergen und Hgeln dies im ganzen beut-scheu Lande bezeugt. Vorzglich in dem heutigen Thringen hatte er seine heiligen Berge und Haine; dort brachte das Volk irn Schatten seiner Donnereichen die geweihten Opfer. Auf der Hhe von Dornburg an der Saale soll sein Felsenaltar gebauet gewesen sein. Als Gttin der ehelichen Liebe und Freundschaft verehrten sie die Freja, wovon noch das Wort Freien fr Anknpfung einer ehelichen Verbindung stammen soll. Auf einem mit Katzen bespannten Wagen fhrt sie durch die Lfte, eine riesengroe Gestalt, welche die Milchstrae als Halsschmuck trgt. Der gemeinschaftliche Stammvater aller Deutschen aber, dem deshalb auch gttliche Ehre erwiesen wurde, hie Tuisko. Der farbige Regen-bogen galt als die Brcke zwischen Himmel und Erde, auf welcher die Götter auf- und niederstiegen.

10. Geschichte des Mittelalters - S. 15

1883 - Münster : Coppenrath
io seiner Donnereichen die geweihten Opfer. Auf der Hhe von Dornburg an der Saale soll sein Felsenaltar gebauet gewesen sein. Ein anderer Sohn des hchsten Gottes war Ziu. oder Tiu, der Gott des Krieges, nach welchem spter der Tiunstag, Dienstag, benannt ist. Der liebliche Gott des Frhlings war der unschuldige Balder, während Loki den Jnbe-griff alles Bsen bildete. Wodans Gemahlin war Nerthus oder Hertha, die Beschtzerin des Hauses und des Familienlebens. Der Hauptsitz ihrer Verehrung war auf einer Insel im nrdlichen Meer. Hier lag nach Tacitus ein heiliger Hain an einem stillen Waldsee, hier erschien sie zu gewissen Zeiten in leibhafter Gestalt, hier stand auch ihr Wagen, mit Teppichen reich behangen, mit geweihten Khen bespannt. Von Priestern in tiefer Ehrfurcht begleitet wurde der Gttin Gespann durch die deut-scheu Lnder umhergefhrt. Freude und Glckseligkeit herrschte dann aller Orten. Es ruhte jede Fehde, bis die Priester die erhabene Gttin in ihr Heiligtum zurckfhrten. Sie badete alsdann in dem See und verschwand wieder. Welche Insel gemeint sei, und wo der See der Gttin gelegen, ist uns unbekannt; frher deutete man ein zirkelrundes Becken auf der Insel Rgen, von mosigen Hgeln umkrnzt, von ur-alten Buchen beschattet, gern als den s. g. Herthasee. Als Gttin der ehelichen Liebe und Freundschaft verehrten sie die Freia. Auf einem mit Katzen bespannten Wagen fhrt sie durch die Lfte, eine riesengroe Gestalt, welche die Milchstrae als Halsschmuck trgt. Als die ursprnglich jdische Einrichtung der siebentgigen Woche spter auch bei den Germanen Eingang fand, wurden den Gottheiten die Wochentage geheiligt und zum teil nach ihnen benannt. Der erste hie von der Sonne Sonntag, der zweite vom Monde Montag (eigentlich Mondtag); der dritte von dem Kriegsgotte Ziu oder Tiu Tiunstag oder Dienstag;- der vierte (Mittwoch) vom Guodan Guo-d ans tag, d. i. Gunstag; der fnfte vom Thor oder Donar Donnerstag ; der sechste von Freja Fr eitag; fr die Bezeichnung des siebenten Tages behielt man nach dem lateinischen Namen dies Saturai die Form Sater-tag, daneben nannte man ihn nach seinem anderen Namen dies Sabbati auch Sabbatstag oder Samstag.*) Auer den genannten Hauptgttern, den Asen. welche in Asenheim wohnten, verehrten die Germanen auch eine Unzahl anderer hherer *) Die Wrter Satertag statt Samstag, und Gunstag statt Mittwoch, d. i. der mittlere Tag der Woche, sind in der niederdeutschen Sprache noch jetzt blich.

11. Kurze Darstellung der deutschen Geschichte - S. 18

1872 - Gütersloh : Bertelsmann
18 I. Zeitr. Von 113 vor. Chr. Geb. bis 768 nach Chr. Geb. Mann seine Stimme mit, wenn etwas wichtiges beschlossen werden sollte. Dann versammelten sie sich zur Volksgemeinde; die Priester, welche im höchsten Ansehen standen, hielten Ordnung und geboten Stillschweigen; der König, die Fürsten und Angesehensten, welche schon vorher die Sache unter sich überlegt hatten, die Ael-testen, welche aus langer Erfahrung den besten Rath ertheilen konnten, nahmen das Wort und redeten für oder wider die Sache. Nahm das Volk den Vorschlag an, so schlug es die Waffen klirrend aneinander; das war das ehrenvollste Zeichen des Beifalls; verwarf es ihn, so geschah dies durch Zischen und Gemurmel. Wenn etwa in der Versammlung das Todesurtheil über einen Volks-verräther oder andern schweren Verbrecher gefällt werden sollte, so konnte das nur der Priester thun. Der sprach im Namen der Gottheit; nur den Göttern räumten sie das Recht ein, über das Leben eines freien Mannes das Urtheil zu sprechen. Ueberhaupt war die Ehrfurcht der alten Deutschen gegen ihre Götter sehr groß, und ihre Begriffe von denselben reiner und erhabener als bei allen andern heidnischen Völkern, sowohl der alten, als der neuem Zeit. Sie dichteten ihren Göttern nicht so viele kleinliche Fehler und menschliche Leidenschaften an, und die Ahnung einer unsichtbaren, unendlichen Kraft, welche die Welt regiert, war so lebhaft in ihnen, daß sie sich nicht entschließen konnten, die Gottheit in eingeschlossenen Tempeln zu verehren; ihre Verehrungsplätze waren heilige Haine mit uralten, gen Himmel strebenden Bäumen und mit dem erhabenen blauen Himmelsgewölbe über ihnen. Ihren obersten Gott nannten unsere Vorfahren im südlichen Deutschland Wuotan, im nördlichen Wodan (Gwodan). Er war der Götterkönig, der Allvater, der Lenker der Geschicke, namentlich des Krieges. Er verlieh den Sieg, wie alle edle Gaben. Er war der Gott des Himmels und der Stürme. Er hatte ein einziges Auge (die Sonne!), einen langen Bart, trug einen breiten Hut auf dem Haupte und einen weiten Mantel um die Schultern, ritt auf einem Grauschimmel durch die Lust und führte einen Speer, der abgeschossen von selbst in seine Hand zurückkehrte. Die Gemahlin Wuotans war Frikka, die Schützerin der Frauen. Eine andere Göttin, die als Mutter Erde verehrt wurde, war die Nerthus. Auf einer Insel des Meeres stand in einem heiligen Haine ein mit Decken verhüllter Wagen, den allein der Priester berühren durste. Wenn dieser bemerkte, daß die Göttin in diesem ihrem Heiligthume anwesend sei, wurde der Wagen mit Kühen bespannt und durchs Land gefahren. Während dieses Umzuges ruhte Kampf und Streit; wo die Göttin einkehrte, waren fröhliche Feste. Nach der Rückkehr wurden Wagen und Decken in einem verborgenen See gewaschen; die Sklaven aber, welche diesen Dienst verrichteten, wurden nach der Sage jedesmal vom See verschlungen. Ein Sohn Wuotans war der Gewittergott, Donar oder Thunar genannt. Er führte in seiner Hand einen Hammer (den einschlagenden Blitz!), hatte einen langen feuerrothen Bart und fuhr auf einem mit Böcken bespannten Wagen. Der Kriegsgott war der einhändige Ziu, in manchen Gegenden Er und Sachsnot genannt. Auch der Glaube an eine Unsterblichkeit der Seele war unseren Vorfahren

12. Geschichte des Mittelalters und der Neuzeit - S. 6

1889 - München : Franz
Religion und Kultus der Germanen. in seine himmlische Halle, die Walhalla, bringen, wo sie als die Ein-herier (die Allhehren) das Gesolge Wodans bilden und in Gelagen und tglichen Waffenbungen den Entscheidungskampf mit den Riesen erwarten. Wenn sie mit Wodan ansreiten, tobt Sturm in den Lsten; aus diesem Wnotanes Heer" hat die christliche Sage das wtende Heer gemacht. Wolf und Rabe, die Tiere des Schlachtfeldes, waren Wodan geheiligt. Seine Gemahlin hie F r i g g a bei den Normannen, Fria bei den Deutschen. Sie wird oft verwechselt mit Freyja, die von den Deutschen Fronwa (Frau Herrin) genannt wurde, der Gttin der Liebe, die auf einem mit Katzen bespannten Wagen fuhr. Deren Bruder war F r e y r, in Deutschland Fro (= Herr) genannt, der Segen und Frucht-barfeit verleihende Sonnengott, der auf einem goldborstigeu Eber reitet. Ihm hnlich ist der lichte Frhlings- und Sommergott Baldnr, der iu Ostara (daher Ostern) eine entsprechende weibliche Gottheit des im Frhling wachsenden Lichtes hat. Nach Wodan geno am meisten Ver-ehrung dessen Sohn, der rotbrtige Gewittergott Donar (nordisch Thorr), der mit seiner Hauptwaffe, dem zermalmenden Hammer, auf einem Wagen fhrt, den zwei Bcke (Zahnknisterer und Zahnkn irscher) ziehen. Der Wchter der Gtterburg und der zu ihr fhrenden Brcke (des Regenbogens) ist Heim dal, der weniger Schlaf braucht als ein Vogel, bei Tag und Nacht sieht und das Gras auf der Erde wie die Wolle auf den Schafen wachsen hrt. Ein kluger Ratgeber der Götter in vielen Abenteuern ist der Feuergott Loki (Loge), aber (der Natur des Feuers gem, das ntzen wie schaden kann) noch fter ein arg-listiger Verrter an ihnen. Der schwarze Sur tu r (wohl der Gott des Rauches) ist König in Muspelheim, dessen Shne einst die Welt verbrennen werden. Het, Helja (daher Hlle) ist die dstere Todes-gttin, in deren trauriges Reich alle nicht den Heldentod Gestorbenen kommen. Die drei Schicksalsgttinneu oder dornen sind Wurd (Vergangenheit), Werdandi (Gegenwart) und Skuld (Zukunft). Kultus. Tempel kannten die Germanen ursprnglich nicht, sie verehrten ihre Götter durch schmncklose Altre in heiligen Hainen, an heiligen Quellen, wo sie ihnen Tiere und Frchte, in ltester Zeit auch Menschen opferten. Wie sie Seherinnen und zauberkundige Priesterinnen besaen, so hatten sie auch Priester, die vor versammeltem Volke die Opfer darbrachten und den Gottessrieden in der Volksversammlung wahrten, aber sich nicht (wie die gallischen Druiden) als eigener Stand vom brigen Volk abschlssen. Bei ihnen war auch vor allem die Kenntnis der mit geheimer Zauberkraft versehenen Schriftzeichen, der R u neu, vorhanden, die man zu Weissagungen brauchte, indem man Stbchen von Buchenzweigen schnitt, in jedes eine Rune ritzte und diese Buchenstbe (daher Buchstabe) durcheinander schttelte und auf ein aus-gebreitetes Tuch warf, um aus der Lage der Runen eine Weissagung zu lesen. Auerdem weissagte man ans der Opferschau, dem Vogelflug, dem Wiehern heiliger Rosse, dem Rauschen heiliger Haine, dem Murmeln Gottesurteile heiliger Quellen u. a. m. Mit den religisen Vorstellungen der Germanen hingen auch die Gottesurteile (wie das des Zweikampfes it. a. in.) zusammen, die bei besonders verwickelten Rechtsfllen in dem Glauben verhngt wurden, da die Gottheit der Unschnld zum Sieg verhelfe.

13. Leitfaden für den Unterricht in der Geschichte - S. 69

1892 - Leipzig : Hirt
Die germanische Urzeit. 36. Die Religion. 69 3. Die oberen Götter ober Asen wohnen in Asgarb, der schnen Himmelsstabt. Die wichtigsten sinb folgenbe: 1. Wuotan (nieberbeutsch Woban, norbisch Obin), der hchste Gott und Lenker der Welt. Zwei Raben Namens Gebanke" und Erinnerung" berichten ihm, was in der Welt geschieht. Als Sturmgott reitet er mit der wilben Jagb" ober dem wtenben Heere" (= Wuotans Heer) durch die Luft. Als sommerlicher Himmelsgott spenbet er den Lanbleuten den Segen der Ernte. Im Winter schlft er dem Frhling entgegen. (Vgl. den alten Barbarossa in dem von Raben umflatterten Kysfhuser.) Als Siegesgott verleiht er den Helben die Erfllung ihres Wunsches. 2. Seine Gemahlin ist Freia (norb. Frigg), ebenfalls eine Gottheit des Himmels und der Wolken. Wie Wuoton Gott der Helben, fo ist sie Gttin der Hausfrauen und der Ehe. Eine Nebengestalt ist die norbische Freyja, Gttin der Liebe. In manchen Gegenben erscheint bte Wolkenknigin in der Volkssage als Frau Holba ober Holle. In ctnbern heit sie Frau Bertha (b. h. die Glnzenbe). 3. Donar (norb. Thor), der Gott des Donners, mit feuerrotem Bart, fhrt auf einem von zwei Bcken gezogenen Wagen durch die Luft. In der Rechten schwingt er feinen Hammer, den Donnerkeil, und schleubert ihn gegen die feinblichen Riefen. 4. Der Feuergott Soft (vgl. das Wort Lohe) ist schn und klug, aber ein Verrter. 5. Balber, der leuchtenbe Sommer- und Sonnengott, ist der beste und weiseste aller Götter. Er wirb auf Anstiften Lofis von seinem blinben Bmber Hber mit einem Mistelzweige gettet. 6. 3tu, norb. Tyr, ein Kriegsgott, der einhnbig gebacht wrbe. Welche Wochentage im Deutschen und im Englischen haben ihre Namen von germa-nischen Gottheiten? q>. Gottheiten des Todes. Die Seelen der gefallenen Helben werben von den Walkren (Kampfjungfrauen) nach Walhalla gebracht, wo sie mit Wuotan in Kampfspielen und Schmausereien ein herrliches Leben führen. Die Seelen der ruhmlos Gestorbenen aber fommen nach Nebelheim ins Reich der Gttin Hella. 5. Gottheiten der Erde. Von suebischen Stmmen wrbe die Erbgttin Nerthns ober Hertha verehrt. Die brei Nornen, Vergangenheit", Gegenwart" und Zufunst" genannt, sitzen an der Weltesche, welche, mit Nebel bebeckt, den Tau in die Thler der Erbe senbet. Sie begieen bieselbe ans dem Lebensborn, der unter ihr stiet, und spinnen das Schicksal der Menschen. Die Riesen, die Nachkommen Amirs. sinb Feinde der Götter. Sie wohnen auf Bergen und Felsen. In vielfacher Beziehung zu den Menschen stehen die klugen Zwerge, bieim Innern der Berge groe Schtze bewahren, die Elsen, die gerne im Monbschein tanzen, die Nixen, die schon manchen in die Wassertiefe gelockt haben, und die Kobolbe ober Heinzelmnnchen, die gtigen Hausgeister.

14. Vaterländisches Lesebuch für die mittleren und oberen Klassen evangelischer Volksschulen - S. 338

1880 - Sondershausen : Eupel
338 Erde, ferner die unbezwingliche Helden kraft, die in den Schlachten den Sieg erkämpft, — das waren des Volkes Gottheiten. Der höchste Gott hieß Wo dam Er regierte die Welt und^lcnkte der Menschen Schicksal, er verlieh den Sieg und nahm die in der Schlacht gefallenen Helden ans in seinen Himmelssaal. Weil er an der Spitze aller Götter stand und den Menschen jeglichen Segen spendete, führte er auch den schönen Namen All- vater. Eine mütterliche Gottheit war Nerthus, die Göttin der Erde. Auf einer Insel im nördlichen Meere lag ein stiller Hain, dessen uralte Buchen einen kleinen See beschatteten. In dem Haine stand ein geweihter Wagen, mit Tüchern überdeckt. Zu gewissen Zeiten, wahrscheinlich beim Beginn des Frühlings, wenn die Erde zu neuem Leben erwacht, kam die Göttin dorthin. Dann fuhr der Wagen, mit geweihten Kühen bespannt, von Priestern geleitet, durch das Land. Das waren festliche Tage für das Volk; da ruhten die Waffen, da herrschte nur Friede und Freude. Nach vollbrachtem Umzug kehrte der Götterwagen nach dem heiligen Haine zu- rück, wurde in dem See gewaschen, und die Göttin verschwand wieder von der Erde. — Wie Nerthus, hatten auch die übrigen Götter ihre Heilig- tümer im Dunkel der Haine und Wälder. Dorthin wallfahrte man; dort, unter alten geheiligten Bäumen brachte man Pferde, die liebsten Thiere, ja wohl auch Menschen, als Opfer dar; dort betete man, den Blick gen Himmel gekehrt, zu der unsichtbaren Gottheit. Tempel und Götzen- bilder hatten die Deutschen nicht; die Götter erschienen ihnen zu erhaben, um in Gebäuden von Menschenhänden wohnen zu können, oder in mensch- licher Gestalt abgebildet zu werden. An ein künftiges Leben glaubten sie fester, als irgend ein heidnisches Volk. Darum kannten sie keine Todes- furcht. Der Tod in der Schlacht führte ja die Tapferen nach Walhalla, der himmlischen Burg Wodans, wo sie alles in Fülle fanden, was sie auf Erden beglückte: unaufhörliche Heldenkämpfe, fröhliche Jagden, festliche Schnmnsereien. Die Feigen freilich und die Gottlosen waren von Wal- hallas Freuden ausgeschlossen; sie kamen in das Reich der Hel, die Hölle, und mußten dort in ewiger Finsternis schmachten. Andrä. 2. Hermann, Deutschlands Befreier. Gegen das Jahr 9 nach Christi Geburt führte der römische Statt- halter Varus in Deutschland den Befehl. Er hielt schon auf römische Weise Gericht; römische Advokaten legten das Recht mit aller Spitzfindig- keit aus, und, was die Deutschen am meisten aufbrachte, Varus ließ nach römischer Sitte die Beile mit den Rutenbündeln vor sich hertragen, welche ein Zeichen seines Rechts über Leben und Tod und zu körperlicher Züch- tigung sein sollten. Eine Züchtigung aber mit Schlägen wäre dem freien deutschen Manne die entsetzlichste Beschimpfung gewesen. Die Gegenden zwischen dem Rheine und der Weser schienen dem Varus schon so gut wie Unterthan. Da regte sich der Groll der Deutschen, und sie dachten darauf, den zudringlichen Fremdling los zu werden. Unter dem Volke der Cherusker staud ein Jüngling auf, der schon eine Zeit lang, im römischen Heere gedient, die Kunst des Krieges erlernt und selbst die römische Ritterwürde erlangt hatte. Er hieß Hermann oder Armin. Ein schöner und gewaltiger Held, edlen Geschlechts, un- tadelig von Sitten, klug wie wenige seines Volkes, von feuriger Bered-

15. Unsere Kaiser und ihr Haus - S. 72

1894 - Dresden : Jacobi
72 wurde er, wie schon oben angedeutet, als Gott des Sieges verehrt, der die Helden nach dem Schlachtentode anfs herrlichste in Walhall belohnt. Man dachte sich Wodan auf goldenem Thron in Walhall sitzend; ans seinem Antlitz lagert Hoheit und Majestt; er hat nur ein Auge, das die Sonne versinnbildlicht. Sein langer Bart wallt bis auf die Brust herab, die von einem glnzenden Harnisch bedeckt ist; auf dem Haupte prangt ein hell-blitzender Helm. Seine Rechte hlt einen Speer. Auf der Lehne seines Thrones sitzen zwei Raben, die ihm alles ins Ohr raunen, was sie auf ihrem Fluge der die Erde beobachtet haben; es sind Hngin, der Gedanke, und Nuuin, die Erinnerung. Ihm zur Seite lagern zwei Wlfe. Oft eilt er auf seinem schnellen, achtsigeu Rosse durch das Weltall. Ihm war der Mittwoch (bei den Englndern noch heute Wednesday, d. i. Wodanstag, genannt) geheiligt. Die Shne Wodans. Wodan hatte viele Shne, von denen jeder eine Seite seines Wesens darstellt. Der lteste Donar oder Thr stellt den Sommer nach seiner Furchtbarkeit und auch mit seinem Segen dar. Er fhrt mit einem Wagen, von Bcken gezogen, der die Erde und erzeugt so den Donner. In feiner Hand hlt er den Hammer, der stets in seine Hand zurckkehrt; mit demselben zerschmettert er seine Feinde, die Riesen. Ihm war der Donnerstag geweiht. Er ist der Gott des Acker-banes und der durch ihn geschaffenen gesetzlichen Ordnung. Der zweite Sohn ist Balbnr, der Gott der Schnheit; er ist der segenspendende Lichtgott, der Liebling der Götter und Menschen. Er wird von seinem blinden Bruder Hder, dem Gott der dunklen Winterszeit, unfreiwillig gettet (der Winter verdrngt den Sommer). Der vierte Sohn ist Wali, das Sinnbild des erwachenden Frhlings. Er erschlgt Hber (nnb vertreibt so den Winter). Absterben mtb Wiebererwachen der Natur! Drei anbere Sohne Wobems stnb: 1) Tyr ober Zw, bei den Sachsen Saxnot, der furchtbare Kriegsgott, dem die Gefangenen geopfert wrben. Ihm ist der Dienstag geweiht. 2) Bragi, der Gott der Dichtkunst nnb 3) Heimball, der Gott der Orbnnng, der Wchter von Aggart. Weibliche Gottheiten. Wobans Gemahlin ist Friggn, Ner-thns ober Hertha; sie thront in Walhall an seiner Seite. Sie ist die Gttin der Ehe, des huslichen Herbes und der Fruchtbarkeit. Eine anbere Gttin ist Freya, die Gttin der Schnheit, der Liebe, des Frhlings und der Hnlb, beshalb auch die Holbe, Frau Holle", genannt. Ihr war der Freitag geweiht. Ihr Gemahl Freyr, von Fro der Herr (vergl. Fronbienst, Fronleichnamsfest!), ist der Herr der Regen und Sonnenschein; er gehrte den Wanen, den Beherrschern des Meeres, an. Zu den verderbenbringenden Gttern, den Ascit feinblich gestirnt, gehrt vor allem Loki, der Gott des verzehrenben Feuers. Er trgt die Hanptschulb am Tode Balburs. Als Balbnr einst getrumt hatte, ba sein Leben in Gefahr sei, wurden alle Wesen durch seine Mutter Frigga verpflichtet, ihm nicht zu schaden; nur den Mistelzweig hatte man vergesfen. Da schnitt der arglistige Loki einen solchen Zweig ab, eilte zu den Gttern, die gerabe Waffen nach Balbnr schleuderten und sich freuten, da er immer unverletzt blieb, drckte dem blinden

16. Die mittlere Zeit - S. 12

1890 - München : Oldenbourg
12 Erster Zeitraum: 113 v. Chr. bis 486 n. Chr. zu Ehren dem Tode geweiht. Wenn das Tier sein Leben unter dem Schlachtmesser verhauchte oder das Blut des Menschen verstrmte, glaubte man am sichersten die Himm-tischen zu vershnen, am wohlgeflligsten fr ihren Schutz und Segen zu danken. Die vornehmsten Gottheiten. Als der hchste Gott galt den Germanen Wodan, im Norden Odin genannt, der Allvater, der im Himmel thront und hoch zu Ro im brausenden Sturm einherfhrt. Von ihm kommen alle Gaben; er bestimmt die menschlichen Schicksale. Er segnet den Acker, er begabt den Menschen mit Kraft des Geistes und Krpers, er verleiht auch im Kampfe den Sieg. Von den Wochentagen war ihm der Mittwoch geweiht, von den Tieren der Wolf und der Rabe. Wodan zur Seite stund seine Gemahlin Frigga oder Freia, die Gttin der Liebe; sie schirmte die Ehe und Familie; ihr heiliger Tag war der Freitag. Hoch gefeiert waren auch Wodans Shne: Donar oder Thor, der Gott des Donners, der mit seinem Hammer die wilden Riesen zerschmettert; und Ziu oder Tyr, der Gott der Schlachten. Donars Tag war der Donnerstag, der des Ziu der Dienstag. - Besonderer Verehrung geno Nerthus, die mtterliche Erde, die das Land mit Frchten segnet. Auf einer Insel des nordischen Meeres, vielleicht auf Rgen, hatte sie einen heiligen Hain mit einem einsamen See, Dort stund ihr heiliger Wagen, mit Tchern verhllt. Ahnten die Priester, da die Gttin nahe sei, dann fhrten sie diesen Wagen durchs Land; und berall, wo er durchzog, verbreitete sich Friede und Freude. Zustand nach dem Tode. Felsenfest glaubten die Germanen an eine Fort-dauer nach dem Tode. Zwar die an Krankheit oder Altersschwche starben, fuhren hinab zu Hellia, der sinstern Gttin der Unterwelt, die tief im Dunkel der Erde wohnt. Bei ihr haben die Abgeschiedenen ein freudloses Dasein. Um so herrlicher war das Los derer, die in der Mnnerschlacht den beneideten Tod fanden. Sie wurden durch Wodans Dienerinnen, die Walkren, nach Walhalla, Wodans goldenem Schlosse, emporgetragen. Dort erwachten sie zu

17. Erzählungen aus der Weltgeschichte - S. 196

1876 - Kreuznach : Voigtländer
— 196 — wältigen Naturmächte, vor allen die Leben und Segen spendende Sjjuii. und die fruchtbringende ($ rd_e, ferner die unbezwingliche ■fii_g l b e n f r fl f t. die in den Schlachten den Sieg erkämpft, — das waren des Volkes Gottheiten. Der höchste Gott hieß Wodan. Er regierte die Welt und lenkte der Menschen Schicksal, er verlieh den Sieg und nahm die in der Schlacht gefallenen Helden auf in seinen Himmelssaal. Weil er an der Spitze aller Götter stanb, und den Menschen jeglichen Segen spenbete, führte er auch den schönen Namen Allvater. Eine mütterliche Gottheit war Nerthus, die Göttin der Erbe. Auf einer Insel im nörblichen Meere lag ein stiller Hain, besten uralte Buchen einen kleinen See beschatteten. In dem Haine stanb ein geweihter Wagen, mit Tüchern überbecft. Zn gewissen Zeiten, wahrscheinlich beim Beginn des Frühlings, wenn die Erbe zu neuem Leben erwacht, kam die Göttin selbst dorthin. Dann fuhr der Wagen, mit geweihten Kühen bespannt, von Priestern begleitet bitrch das Land. Das waren festliche Tage für alles Volk: ba ruhten die Waffen, ba herrschte nur Friebe und Frenbe. Nach vollbrachtem Umzug kehrte der Götterwagen nach dem heiligen Haine zurück, würde in dem See gewaschen, und die Göttin verschwanb wieber von der Erbe. — Wie Nerthus hatten auch die übrigen Götter ihre Heiligthümer im Dunkel der Haine und Wölber. Dorthin waldfaftr t e t e man; botf, unter alten, geheiligten Bäumen, brachte man Pferbe, die liebsten Thiere, ja wohl auch Menschen, als Opfer bar; bort betete man, den Blick gen Himmel gekehrt, zu der unsichtbaren Gottheit. Tempel und Götzenbilber hatten die Deutschen nicht: die Götter erschienen ihnen zu erhaben, um in Gebäuden von Menschenhänden wohnen zu können oder in menschlicher Gestalt abgebildet zu werden. An ein zukünftiges Leben glaubten sie fester, als irgend ein heidnisches Volk. Darum kannten sie keine Tobes-furcht. Der Tod in der Schlacht führte ja die Tapferm nach Wqlha der himmlischen Burg Wodans, wo sie Alles in Fülle fanden, was sie ans Erben beglückte: unaufhörliche Heldenkämpfe , fröhliche Jagben, festliche Schmausereien. Die Feigen freilich und die Gottlosen waren von Walhalla's Freuden aus-

18. Das Mittelalter und die Neuzeit - S. 7

1897 - Leipzig : Voigtländer
und Freyja, die Gttin der Liebe und des Frhlings. Die Verehrung der Gttin Nerthus (oder Hertha, Erdmutter) beschreibt Tacitus. Auf einem Eiland im nrdlichen Meere, so berichtet er, lag ein stiller Hain, dessen uralte Buchen einen kleinen See beschatteten. In dem Haine stand ein geweihter Wagen, mit Tchern berdeckt. Zu gewissen Zeiten, wahrscheinlich beim Beginn des Frhlings, wenn die Erde zu neuem Leben erwacht, kam die Gttin dorthin. Dann fuhr derwagen, mit geweihten Khen bespannt, von Priestern geleitet, in feierlichem Zuge durch das Land. Das waren festliche Tage fr alles Volk: da ruhten die Waffen, eingeschlossen ward alle Eisenwehr; da herrschte nur Friede und Freude. Nach vollbrachtem Umzug kehrte der Gtterwagen nach dem heiligen Haine zurck, wurde in dem See gewaschen, und die Gttin verschwand wieder von der Erde. Auch Halbgtter werden genannt, wie Tuistos Sohn Mannus, Siegfriedzc.zc.; endlich Naturgeister: Elfen,Nixen,Riesen,Zwergeic.ic. Der Gtterdienst fand in heiligen Hainen, auf Berggipfeln und an Quellen statt; die Götter in Tempelwnden einzuschlieen oder der menschlichen Gestalt irgend hnlich zu bilden, erschien unvereinbar mit der Gre der Himmlischen"; als Opfer wurden Tiere (besonders Pferde), auch wohl Menschen dargebracht, und gemeinsame Mahlzeiten mit der Feier verbunden. Der gttliche Wille wurde von Priestern und von weisen Frauen ver-kndet. (Benennung der Wochentage nach Gtternamen.) Nordische Mythologie.*) Bei der Drftigkeit der Nachrichten, die sich hinsichtlich der religisen Vorstellungen der alten Germanen in Deutschland erhalten haben, sind wir um so mehr auf die Mythologie der nordischen Germanen in Skanbinavien angewiesen. Diese ist erhalten in der Ebba, einer Sammlung alter Götter- und Helbenlieber (die ltere ca. 1100 auf Jslanb geschrieben). Dabei ist freilich fraglich, inwieweit die Mythologie der Germanen in Deutschland) mit der der stammoerroanbten Skanbinavier bereinstimmte. Die norbische Mythologie berichtet der Die Entstehung der Welt: 1. Entstehung der Niesen: Im Uranfang war ein ober, leerer Raum. Am nrblichen Ende besselben lag Nislheitn" (Nebelhein), ein bunkles, kaltes Reich; am andern Ende Muspelheim" (Welt der Feuerbewohner), hell und licht. In Niftheim lag ein Brunnen, aus dem zwlf Strme kamen, welche die ghnenbe Kluft ausfllten. Als die zwlf Strme soweit von der Quelle entfernt waren, da die warmen Dnste sich verflchtigt hatten, erstarrten sie zu Eis. Auf biefes Eis fielen Funken aus Muspelheim, und es begann zu schmelzen. Die Tropfen belebten sich, und es entstaub ein gewaltiger Mann, der Riefe Dmir, der Stammvater des Geschlechtes der Reifriefen. 2. Entstehung der Götter: Durch die warmen Dnste, die von Muspelheim herberkamen, schmolz das Eis immer mehr und aus den Tropfen entstaub die Kuh Aubhumbla" (die Schatzfeuchte, b. h. die von Reichtum berquellenbe). Sie ernhrte sich bannt, ba sie die salzigen Eissteine beleckte. Dabei leckte sie einen sehr schnen, roen und starken Mann blo, Buri". Von biesem stammen die weltbeherrschenben Asen (Götter), die aber erst spter zur Weltherrschaft gelangen; es sinb die brei Götter: Dbin, Loki und Honir. Diese brei Asen tten den Riefen 9)mir. In dem groen Blut- *) Nach Bartsch (gtigst mitgeteilt von Prof. Em. Schmitt, Baden).

19. Teil 1 = Vorstufe - S. 4

1914 - Bielefeld [u.a.] : Velhagen & Klasing
4 seinen Freunden von der Jagd heim. Es sind riesige Gestalten. Ein Wolfs-feil dient als Mantel; er wird am Halse durch einen Dorn zusammengehalten. Die Hausfrau eilt dem Hofherrn entgegen, bewillkommnet die Gste und be-wundert die reiche Beute, die sie mitgebracht haben. Dann treten sie in das Haus, und die Männer nehmen an einem Tische neben dem Herde Platz. Bald stellt die Hausfrau das einfache Mahl auf den Tisch und reicht ihnen das mchtige, mit Met gefllte Trinkhorn. Nach dem Essen vertreiben sich die Männer die Zeit mit Wrfelspiel. Sie werden dabei sehr leidenschaftlich. Zuerst spielen sie um Rinder und Pferde, dann um Knechte und Mgde, um Weib und Kind und zuletzt wohl gar um die eigene Person. 3. Götter der alten Deutschen. 1. <odan, freia, "Chor. Unsere Vorfahren waren Heiden. Sie ver-ehrten viele Götter. Ihr oberster Gott hie Wodan. Er hat nur ein Auge, das ist die Sonne. Der blaue Himmel, geschmckt mit goldenen Sternen, ist sein Mantel. Ein breiter Hut, die Wolke, beschattet sein Angesicht. Er sitzt auf goldenem Throne und schaut aus seinem Himmelsfenster auf die Menschen herab. Auf der Rcklehne seines Thrones sitzen zwei Raben. Jeden Morgen fliegen sie hinaus in die weite Welt. Mittags kehren sie wieder zurck und flstern ihm ins Ohr, was sie auf ihrem Fluge gehrt und gesehen haben. Wenn des Abends der Wind in den Bumen rauscht und die ste sthnen und knacken, dann reitet Wodan durch die Luft. Sein Ro hat acht Beine und luft so schnell wie der Wind. Hinter ihm her saust das wilde Heer. Das sind die Seelen der Verstorbenen. Wer diesem Zuge begegnet, der wirft sich platt auf die Erde, um nichts zu hren und zu sehen. Denn Tod und Verderben drohen dem, der den Zug ansieht oder es gar wagt, Wodan an-zurufen. Die Gemahlin Wodans war Freia. Als Gttin der Erde heit sie auch Hertha oder Holda (in der Sage Frau Holle). Im Frhling schmckt sie die Erde mit Blumen und frischem Grn. Nach der Gttin Freia ist der Freitag benannt. Wodans Sohn war der Frhlings- oder Donnergott Thor oder Donar. Sein Haupthaar und sein Bart sind rtlich wie Feuerlohe; Blitze zucken daraus hervor. Sein Wagen ist mit zwei Ziegenbcken bespannt. Wenn er durch die Wolken fhrt, dann donnert es; wirft er seinen Hammer auf die Erde, dann blitzt es. Ihm zu Ehren werden im Frhling auf allen Bergen und Hgeln groe Holzste angezndet. Von ihm hat der Donnerstag seinen Namen. 2. 3n talballa, der Himmelsburg Die hchste Verehrung geno Wodan als Lenker der Schlachten. Er verleiht den Sieg und nimmt die gefallenen Helden zu sich in seine Himmelsburg, die Walhalla. Diese hat 450 Tren und ist von groer Pracht und Herrlichkeit. Die Sulen und Pforten sind von reinem Golde, an den Wnden hngen glnzende Waffen aller Art.

20. Deutsche Geschichte von der Völkerwanderung bis zur Gegenwart - S. 6

1913 - Bielefeld [u.a.] : Velhagen & Klasing
6 Throne. Ein dunkelblauer Mantel, besetzt mit Flocken und Goldpunkten (d. s. die Sterne), umhllt seine Gestalt. Ein goldener Helm mit hohen Adlerflgeln schmckt sein Haupt. Auf die Brust wallt ein langer, schnee-weier Bart herab. Nur ein Auge hat er, das ist die Sonne. Auf seinen Schultern sitzen zwei Raben; die flstern ihm ins Ohr, was berall auf der Erde geschehen ist. Zu seinen Fen liegen zwei ungeheure Wlfe, seine Jagdhunde. In seiner Linken hlt er den Speer. Von seinem Gttersitze aus schaut er mit Wohlgefallen auf die Erde herab und lenkt als hchster Kriegsherr die Schlachten der Menschen. Als Boten Wodans eilen die Walkren (= Totenwhlerinnen, Schlachtenjungfrauen) auf die Walstatt, nehmen den Gefallenen zu sich aufs Pferd und reiten mit ihm der die Himmelsbrcke (Regenbogen) in die Walhalla. Freundlich empfngt Wodan den Helden; ein Snger begrt ihn, und die Gttin Jduna reicht ihm einen Apfel, der ihn ewig jung erhlt. Jeden Tag reitet Wodan mit den Helden zum Kampfe vor das Tor. Am Abend blst er in sein Horn. Dann heilen im Nu alle Wunden, und frhlich ziehen die Kmpfer heim zum Festmahle. Die den Strohtod gestorben sind, gelangen nicht in die Walhalla, sondern kommen in die Unterwelt zu der Gttin Hel. (Aus Hel" [= Hehlerin, Verbergen^ ist das Wort Hlle" entstanden.) Im Herbst und in den heiligen 12 Nchten (Wynachten, d. h. geweihten Nchten) zieht Wodan mit Sturmgebraus durchs Land. Blitzschnell fhrt er dahin; denn ein achtfiges Ro trgt ihn. Im Gefolge des Sturmgottes sieht man allerlei Gestalten von Jgern und Hunden, d. s. die Seelen der Gestorbenen. Im Heulen des Sturmes meinte man das Geheul seiner Wlfe zu vernehmen. (Die Strme jagen die Regenwolken vor sich her. Darum ist Wodan auch der Gott der Fruchtbarkeit.) 3. frigg oder frcia ist die Gemahlin Wodans. Unter dem Namen Nerthus (Hertha), d. i. die Mutter der Erde, wurde sie auf der Insel Rgen verehrt. Sie ist auch die Beschtzerin der Ehe. Von ihrem Namen stammt das Wort frigen" = freien, und ebenso ist der Freitag nach ihr benannt. 4. "Chor oder Donar ist ein Sohn Wodans. Ihm gehrt das weite Luftgebiet zwischen Himmel und Erde. Auf den hchsten Bergspitzen hat er seinen Wohnsitz. Er lenkt das Wetter und sendet Tau und Regen. Nach hartem Kampfe vertreibt er die Berg- und Frostriesen und hlt als Frhlings-gott mit feiner Schwester Ostara seinen Einzug. Wenn aber im Sommer die Glutriesen alles Grne versengen, dann zieht Thor in einer schwarzen Wetterwolke herauf. Ein roter Bart umrahmt fein Gesicht, und feine Locken leuchten gleich einer Feuerlohe. Er steht auf seinem Wagen, der mit zwei Ziegenbcken bespannt ist. Die rollenden Rder verursachen den Donner. Aus seinem roten Barte sprhen Blitze, und mit der Hand wirft er seinen Hammer gegen die Bergriesen. Tdlich getroffen, taumeln diese dahin. Von den Tagen ist ihm der Donnerstag geweiht. Der Hammer war Thors Abzeichen. Durch Hamnterfchlge wurde daher eine Sache geweiht und be-