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1. Bilder aus dem Lande Braunschweig - S. 79

1890 - Wolfenbüttel : Zwißler
79 — werden. Einige Zeit darnach stieß er im Vorharz wirklich auf einen Eber, dem im Traume gesehenen ähnlich. Er griff ihn an; der Kampf blieb lange unentschieden; endlich gewann Hans und streckte den Feind zu Boden nieder. Froh, als er ihn so zu seinen Füßen erblickte, stieß er mit dem Fuß nach den schrecklichen Hauern des Ebers und rief aus: „Du sollst mir nichts mehr thun!" Aber er hatte mit solcher Gewalt gestoßen, daß der scharfe Zahn den Stiefel durchdrang und den Fuß verwundete. Erst achtete Hackelberg der Wunde nicht und setzte die Jagd fort. Bei seiner Zurückkunft aber war der Fuß schon so geschwollen, daß der Stiefel vom Bein getrennt werden mußte. Er eilte nach Wolfen- büttel zurück. Die Erschütterung des Wagens wirkte so schädlich, daß er mit genauer Not den Klöpperkrug bei Wülperode im Steinfelde erreichte und bald daselbst starb. Auf seinem Grabe im Garten dieses Kruges liegt ein Stein, auf dem ein Mann zu sehen ist, der auf einem Maultiere reitet, neben dem zwei Hunde laufen. Die Erinnerung an diesen berühmten Jäger ist nicht erloschen. Noch jetzt wird zur Winterzeit von ihm in der Spinnstube und in der Dämmerung hinterm warmen Ofen erzählt. Wenn der Sturmwind über die Berge braust und an Fenstern und Thüren rüttelt, wenn die Nachtvögel kreischend umherflattern, dann erscheint es den aufhorchenden Menschen, als wenn draußen ein neues Leben in den Lüften erwache und eine lärmende Schar durch die Wolken dahin tose. Das ist Hackel- berg, der wilde Jäger, der, seinen Weidgenoffen voran, mit Hallo, Peitschenknall und Hundegebell die Waldtiere hetzt. Grimm, Deutsche Sagen. Zimmermann, Sage vom wilden Jäger. 59. Die Pürstenberger Porzellanfabrik. Auf einer Anhöhe des Sollings, welche steil zum Weser- strome abfällt, liegt das Schlots Fürstenberg, in welchem sich jetzt die berühmte Porzellanfabrik befindet. Ehemals lag hier die Burg der Familie von Hagen, welche später in den Besitz der Landesherren überging. Als in den ersten Jahrzehnten des 18. Jahrhunderts die Meifsner Porzellanfabrik sich immer mehr Ruhm erwarb und damit auch ihre Einnahmen sich vergröfserten, begehrten auch andre deutsche Fürsten dieses Kunstgewerbe in ihren Landen einzuführen. So auch der

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1. Erdkunde von Deutschland und seinen Nachbarländern - S. 63

1852 - Jena : Döbereiner und Schreiber
63 Eine Stunde von Dresden gelangt man in den wegen seiner Naturschönheiten berühmten und von der Wesflritz durchflos- senen plauenschen Grund. Weiter aufwärts im Thale liegt auch Thar and mit einem Bade, einer Forstakademie und mit den Ruinen eines alten Bergschlosses. Wunder- schön ist das dabei liegende Wäldchen, worin ein herrliches Buchengewölbe, die „heiligen Hallen", sich besonders auszeich- net. Die Elbe abwärts gelangt man von Dresden zwischen Weinbergen, Lusthäusern und freundlichen Dörfern nach Mei- ßen mit 10,000 Einw. Es liegt theils auf Felsen, die durch Brücken verbunden sind, theils in der Tiefe. Auf fel- siger Höhe liegt die Fürstenschule mit 120 Freistellen für arme Schüler. Nicht weit davon steht die fast 1000jährige Domkirche, in deren Gewölben mehrere Kurfürsten begraben liegen. Daneben steht das alte markgräfliche Bergschloß, die Albrechtsburg, zu welcher schon Heinrich der Finkler den Grund gelegt hat, und in welcher jetzt die Porzellanfabrik ist. Die erste Porzellanfabrik wurde hier 1709 von I. F. Bötticher an- gelegt, nachdem er 1705 vorher das Porzellan erfunden hatte. Obwohl noch vicie bedeutende Porzellanfabriken während der Zeit entstanden sind, so behauptet doch das „Meißner" immer noch einen Borrang. Den dazu brauchbaren weißen Thon be- zieht man aus dem erzgebirgischen Städtchen Aue. Meißen ist der Geburtsort der Gebrüder I. A. und I. E. Schlegel und des bekannten Homöopathen Hahnemann. Rechts von der Elbe liegt Eisenberg, bekannt wegen seines Jagdschlosses Mo ritz bürg im Friedewalde. Die Säle und 270 Zimmer sind^mit Jagdschildereien und ausge- zeichneten Hirschgeweihen von 40 bis 66 Endern geschmückt. Der große Tanzsaal enthält eine Menge goldner, silberner und gläserner Trinkgeschirre. Eine nahe Fasanerie beher- bergt die prachtvollsten Gold- und Silberfasanen. Rade- berg, Geburtsort von dem durch seine Schwänke bekannten Dichter Langbein (geb. 1759, ch 1835). Aus Ramm enau bei Bischofswerda an der Grenze der sogenannten wendischen Türkei, stammte der Denker Fichte (geb. 1762 ch 1814), be- sonders bekannt durch seine berühmten „Reden an die deutsche Nation". In der Lausitz ist zu erwähnen die Manufakturstadt Bautzen mit 13,000 Einw. auf einer Granithöhe, an deren Fuße die Spree vorbeifließt. Sie ist der Geburtsort A. G. Meißners (geb. 1755, ch 1807), bekannt durch seine geschicht- lichen Romane und seine Skizzen. Die Stiftskirche dort ist Protestanten und Katholiken gemein und durch ein eisernes Gitter in zwei Hälften geschieden. In der Nähe schlugen die Franzosen am 20. und 21. Mai 1813 die Russen und Preußen. Eine Meile von der Stadt wurde am 14. Oct.

2. Bilder aus den Landschaften des Mittelrheins - S. 27

1881 - Leipzig : Spamer
Die Ebernburg und der Rheingrafenstein. 27 1697 von den Franzosen zerstört. Einzelne Reste der alten Gebäude sind noch vorhanden. In einer Nische des Burghofes sind allerlei Alterthümer verwahrt, die beim Aufgraben der Ruinen gefunden wurden. Ein besonders tiefer Zieh- brunnen, der noch zum alten Schlosse gehört hat, erregt die Aufmerksamkeit der Besucher. In einem Saale des Neubaues befinden sich die Porträts Sickingen's und seiner Freunde, so daß man sich leicht in die Zeit zurückversetzt, als ein muthiger deutscher Ritter es wagte, mit ganzer Kraft einem „Reichsfeinde" entgegen zu treten. Der Rheingrafenstein war eine Burg des edlen Geschlechtes der „vom Stein", als dessen Urheber Graf Cancer gilt, der im 8. Jahrhundert gelebt haben soll. Im Jahre 1347 uauute sich Johann Ii., der mit dem Wildgrafen von Dhaun verwandt war, Rheingraf vom Rheingrafenstein, womit der Ursprung der Benennung erklärt ist. Nach vielfachen Schicksalen, deren nähere Auseinander- setzung uns zu weit führen würde, kamen 1791 die Besitzungen vom Rheingrafen- stein an die Grumbach'sche Linie, die heute noch in den Fürsten von Salm- Horstmar fortlebt. Sie sind auch Eigeuthümer der malerischen Ruine, von der man rundum eine prachtvolle Aussicht auf das Thal der Nahe und die sie um- gebenden Berge, auf die Rebenhügel, lachenden Wiesen, Felder und Wälder hat. Wer Simrock's „Rheinsagen" zur Haud hat, möge die Sage vom wilden Jäger nachlesen, die mit den Worten beginnt: Der Wild- und Rheingraf stieß ins Horn: „Hallo, hallo zu Fuß und Roß!" Sein Hengst erhob sich wiehernd vorn; Laut rasselnd stürzt ihm nach der Troß. Laut klifft und klafft es, frei von Koppel, Durch Korn und Klee, durch Heid' und Stoppel. Führt uns diese Sage eine bedeutsame Sagengestalt des deutschen Volks- glanbens vor Augen, so erinnert eine andere, die Gustav Pfarrius poetisch bearbeitet hat, an den Bau des Schlosses mit Hülfe des Teufels. Der Fürst der Hölle, der sich für diese seine Dienstleistungen gewöhnlich eine Seele ausbat, erhielt aber statt dessen einen Esel, dasjenige Thier, das ihm im deutschen Heidenthum, als Herr Uriau noch der germanische Gott Wodan war, geweiht sein mochte. In der wilden Jagd erscheint auch mitunter ein Esel. Aehnliche Sagen knüpfen sich an den Bau des Münsters zu Aachen sowie der Dome zu Mainz, Trier.und Köln und führen uns den alten Heidengott als Weltbaumeister vor, denn bauen steht symbolisch für schaffen. Zwischen Nahe, Rhein und Mosel liegt der Hunsrück im Norden der Vogesen. Er gehört der Uebergangs- und Flötzsormation an, in der ver- steinerungsleerer Thonschiefer und Quarzite vorherrschen. Eingelagert sind Ueber- gangskalk mit Kohlensandstein, bunter Sandstein, Quadersandstein und Trapp- thon. Einzelne Abtheilungen des Hunsrücks führen besondere Namen, so der Hochwald, der Idar- und der Soonwald. Der eigentliche Hunsrück reicht von Rheinböllen bis Koblenz und von den Höhen bei Bernkastel bis ebendahin. Er bildet ein wellenförmiges Plateau, aus dem sich einzelne stark bewaldete Kuppen und Höhenzüge emporheben, durchschnitten von Thälern, welche Bäche zur Mosel, Nahe und zum Rhein senden. Der große Soonwald ist ein dunkler Gebirgsforst, in dem zu Anfang dieses Jahrhunderts die Räuberbanden des

3. Deutschland, Italien, Griechenland, (die europäische Türkei, das Königreich Griechenland) und die Ionischen Inseln - S. 126

1833 - Halle : Schwetschke
126 A. Europa. und Naturalienkabinet und ein Zeughaus befinden. */* St. von der Stadt auf einem Hügel liegt die treffliche Sternwarte See- berg. — Nahe bei dem Städtchen Waltershausen, am Fuße des Gebirges, ist die berühmte Salzmannsche Erziehungsan- stalt Schnepfenthal, und unweit davon ein vielbesuchtes Lust- haus in einem Thale, Reinhardsbrunn. — Bei dem Dorfe Altenberga, am Fuße des Gebirges, in einem reizenden Thale, liegen auf einem Hügel die Ruinen der ältesten, der Sage nach von dem Apostel der Deutschen, Bonifaz, hier erbauten Kirche und dabei als Denkmahl ein 1811 errichteter schöner Candelaber von Sandstein. Coburg, an der Jtz, eine hübsche Stadt in einer freund- lichen Gegend, mit über 8000 Einw. Sie hat ein Theater, ein gutes Gymnasium, eine Porzellanfabrik, gute Brauereien u. s. w. Das Residenzschloß Ehrenburg ist ein weitläufiges Gebäude mit einer Bibliothek. Dicht bei der Stadt auf einem Berge die alte Festung Coburg, mit einem Zeughause. Im Fürftenthume Lichtenberg liegen St. Wendel, an der Blies, mit 2000 Einw. In. Baum hold er und andern kleinen Oertern wird der im Ländchen brechende Achat zu Petschaften, Ku- geln u. dergl. geschliffen. 13. Das Herzogthum Sachsen-Meiningen- Hildburghausen. Es besteht a) aus dem ehemaligen Herzogthum Meiningen, b) dem ehemaligen Herzogthum Hildburghausen und c) einigen von Coburg und Altenburg abgetretenen Diftricten. Das Ganze um- faßt 41 □ M. mit 143,000 meist lutherischen Einw. und zieht sich, fast 20 M. lang, am südlichen Abhange des Thüringer Waldes. Das Unterland ist zwar etwas bergig, hat aber doch schöne Thäler und guten Ackerbau. Die Werra durchströmt es in seiner ganzen Länge. Hauptproducte sind Getreide, Obst, Tabak und Salz, aus der bedeutenden Saline bei Salzungen an der Werra. Das Oberland ist durchaus rauh und gebirgig. Seine vorzüglich- sten Producte sind Holz,- Eisen und Schiefer; von letzterem giebt es außer dem gewöhnlichen Schreib- und Dachschiefer noch bei Sonnenberg einen Bruch von Griffelschiefer, wovon die be- kannten Griffel zu den Schiefertafeln geschnitten werden.^ Die Einwohner leben allein von ihrer Betriebsamkeit, die hier überall verbreitet ist. Besonders sind die Sonneberger Waaren berühmt, welche aus Schachteln, Kinderspielzeug, Drehorgeln, Schieferta- feln, Wetzsteinen, Porzellan u. s. w. bestehen. — Der Bach

4. Schulgeographie - S. 95

1865 - Weimar : Voigt
95 De-utsch land. Regent ist ein König, seit 1854 Johann I., die Thronfolge ist erblich in der männlichen Linie und das Königreich wird in vier Provinzen (sonst 5 Kreise getheilt), welche Kreisdirektionsbezirke genannt werden. Von den 142 Städten haben eine über 145,000 E. Dres- den, zwei zwischen 55 und 85,000 Leipzig und Chemnitz, fünf zwi- schen 15 und 25,000 Zwickau, Freiberg, Glauchau, Plauen und Meerane, sieben zwischen 10 und 15,000 .Zittau, Bautzen, Crimmitz- schau, Reichenbach, Annaberg, Werdau und Meißen. 1. Kreisdirektionsbezirk Dresden. Dresden, Haupt- und Rcsidenzst., eine der sehenswerthesten Städte Deutsch- lands in einer reizenden Lage an beiden Seiten der Elbe, in welche hier die Weißeritz fallt, hat 2 schöne steinerne Elbbrücken, von welchen die ältere 16 Bogen und die neue, 1849 vollendete Eisenbahnbrücke 12 Bogen hat und eine der schön- sten und solidesten in Deutschland ist, eine berühmte Gemäldegallerie und viele andere Kunst- und wissenschaftliche Sammlungen, beträchtliche Fabriken und 145,124 E. Das königliche Schloß mit dem grünen Gewölbe, das japanische Palais mit der königlichen Bibliothek, das neuerbaute Schauspielhaus, das Mu- seum mit dem Zwinger, die katholische Hofkirche, die Frauenkirche re. gcbörcn zu den vornehmsten Gebäuden. Von hier führen Eisenbahnen nach Prag, Freiberg, Leipzig, Berlin und Breslau. Pillnitz, Moritzburst und Wefeustein sind königl. Lustschlösser mit schönen Gartenanlagen. Plauen, D. an der Weißeritz, bekannt durch den romantischen plauenschen Grund, in welchem wichtige Stein- kohlenbergwerke und Fabriken sich befinden. Tharandt, St. an der wilden Weißeritz in einer reizenden Gegend, mit einem besuchten Mineralbade und einer königl. Forstakademie. Freiberg, Hanptst. des Bergbaues, unweit der Freibergcr Mulde, hat eine berühmte Bergakademie, verschiedene Fabriken, wichtige Silber- bergwerke und 18,900 E., welche vornehmlich von dem Bergbau leben. Alten- berg, Bergst. unweit der böhmischen Grenze in einer rauhen Gegend, mit be- rühmten Zinnbergwerken. Pirna, St. an der Elbe, mit Fabriken und lebhaftem Handel, berühmten Sandsteinbrüchen in der Nähe und der vornraligen Bergfestung Sonnenstein, worin jetzt eine Irrenanstalt ist. Königstein, Festung an der Elbe auf einem steilen, 1100 Fuß hohen Sandsteinselsen, zu welcher nur ein wohl- verwahrter Zugang führt, mit einem sehr tiefen Brunnen. Am Fuße des Felsens liegt das Städtchen gl. N. Schandau, >Lt. an der M. der Kirnitsch in die Elbe, Mittelpunkt der sächsischen Schweiz, Mineralbad. Meißen, St. an der M. der Triebisch und Meißa in die Elbe, in einer reizenden Gegend mit 10,388 E. hat eine sehenswürdige Domkirche mit einem durchbrochenen Thurme, eine Landes- oder Fürstenschule und eine berühmte Porzellanfabrik, sowie einträglichen Weinbau in der Nähe. Großenhain, wohlgebaute St. an der Röder mit berühmten Tuch und Kattunfabrikcn. 2. Kreis direktionsbezirk Leipzig. Leipzig, wohl gebaute Hanptst. und nach Dresden die größte St. in einer fruchtbaren Ebene an der Elster. Pleiße und Parthe, von schönen Anlagen um- geben, hat eine berühmte Universität, viele Fabriken, worunter die Wachstuch- fabriken besonders bedeutend sind, und 85,800 E. Unter den Gebäuden zeichnen sich die prachtvolle Nikolaikirche, das Augusteum, das städtische Museum, die Buch- händlerbörse und das Postgebäude aus. Leipzig ist eine der wichtigsten Handels- städte Deutschlands, wo jährlich 3 berühmte Messen gehalten werden, und treibt einen sehr wichtigen Buchhandel. Sieg der Deutschen und Russen über die Fran- zosen 1813. Von hier führen Eisenbahnen aus vier Bahnhöfen nach Magdeburg (Berlin). Dresden. München und Kassel. Pfaffenvorf, D. an der Pleiße, mit der größten Wollkammgarn--Maschinenspinnerei. Grimma, St. an der Mulde

5. Das Deutsche Reich - S. 34

1890 - Leipzig : Abel & Müller
— 34 — Stuttgart, Kannstatt, Marbach, Heilbronn und Weinsberg vorüber in weitem Bogen mit vielen kleinen Windungen durchfließt. Die meisten dieser Städte haben ihre eigene Industrie. Größere Ma- schinensabriken giebt es iu Stuttgart, Eßlingen, Heilbronn; Baum- Wollspinnereien und Webereien zu Stuttgart, Heilbronn; Färbereien in Kalw, Kannstatt, Heilbronn, Reutlingen; Eßlingen hat Schaumwein- fabrikeu u. s. w. An manchen andern Ort knüpft sich die Sage und Überlieferung von geschichtlichen Begebenheiten. Das Rathans auf dem Marktplatze zu Heilbronn erinnert uns an den schwäbischen Ritter Götz von Ber- lichingen, den Helden des Goetheschen Ritterschauspiels, der dort in dem hohen gotischen Saale mit seiner eisernen Hand jene Ohrfeigen austeilte, die „Kopfweh, Zahnweh und alles Weh der Erden aus dem Grunde kurieren", und in jenem viereckigen Turme, der oberhalb der Brücke nach dem Neckar hinausschaut, brachte der Ritter die Nacht nach dem Psmgstseste 1519 als Gefangener zu. Von der Treue der „Weiber von Weinsberg" weiß G. A. Bürger in einer Ballade zu er- zählen, und wenn der Dichter am Schlüsse derselben fragt: „Ei, sagt mir doch, wo Weinsberg liegt?" — so weißt Du, lieber Leser, jetzt die Antwort darauf: „Weinsberg liegt eine Stunde von Heilbronn an einem kleinen Zuflüsse des Neckar, der Sülm, und am Fuße eines Berges, welcher noch den Namen „Weibertreue" trägt. Noch andere Städte Württembergs sind uns denkwürdig als die Geburtsstädte berühmter Männer; denn an solchen ist Schwaben reich, sowohl an wackeren Kriegshelden, als an Dichtern und geistigen Füh- rern des Volkes. Unter den ersteren haben wir bereits soeben des gefeierten schwäbischen Ritters Götz von Berlichingen gedacht, der seine Heimburg an der Jagst, einem Zuflüsse des Neckar, hatte („Jagst- hausen ist ein Dorf und Schloß an der Jagst, gehört seit zweihundert Jahren den Herren von Berlichingen erb- und eigentümlich zu." Göthes Götz I. 3); wir gedenken hier nur noch eines seiner Zeit- genossen, des wackeren Georg von Frnndsberg, des „Vaters der Landsknechte", geboren auf der Miudelburg bei dem Städtchen Mindelheim (1473). — Das kleine Städtchen Marbach, wenige Stunden unterhalb Kannstatt auf einer Höhe am rechten Neckarufer, hat den Ruhm, die Vaterstadt unseres größten deutschen Dichters zu sein: Friedrich Schiller (geb.: 10. Nov. 1759, gest.: 9. Mai 1805). Der Neckar und seine Rebengelünde, Berg und Thal der nieder-

6. Heimatkunde des Regierungsbezirks Osnabrück - S. 32

1901 - Osnabrück : Pillmeyer
• Der Tünnensteen. Ter Sünnensteen heißt eigentlich Süntelstein. Derselbe liegt am Nordabhang des Wiehengebirges, nicht weit von Venne. Es ist ein hoher Granitblock, der wohl 12 Fuß hoch und unten 8 Fuß breit und 4 Fuß dick ist. Au der nördlichen Seite befindet sich eine Vertiefung. Von ihm wird in der Gegend folgende Sage erzählt: Als der Teufel erfuhr, daß man in Venne eine Kirche bauen wollte, geriet er in großen Zorn. Damit niemand hineinkommen könnte, beschloß er, die Thür der Kirche zu versperren. Um Mitter- nacht holte er einen großen Granitblock, legte eine dicke Kette darum und lud ihn sich auf den Rücken. Der Teufel mußte aber mit dem riesigen Stein bergan, so daß es ihm recht heiß dabei wurde. Deshalb blieb er manchmal stehen, um auszuruhen. Dadurch aber verspätete er sich, und als er gerade oben auf dem Berge war, krähte der erste Hahn in Venne, und damit war des Teufels böse Macht zu Ende. Wütend nahm er den Stein und stieß ihn in den harten Boden des Berges. Wo aber die Kette um den Stein gelegen hatte, bekam dieser zwei tüchtige Risse. Auch sieht man an den Rändern noch die Spuren der Kette, und wo der Stein auf des Teufels Rücken gelegen hat, ist der Granit von der höllischen Hitze geschmolzen. Das Pivitlänten. Vor mehr als 800 Jahren war Wiho Ii. oder Pivit.bischof von Osnabrück. Nach der Sitte jener Zeit ging er gern auf die Jagd. Einst im Winter hatte er sich beim Jagen im Walde ver- irrt und war von seinem Gefolge abgekommen. Lange mühte er sich ab, durch das dichte Gebüsch zu einer menschlichen Wohnung zu gelangen. Es war vergeblich, und bald sank er erschöpft zu Boden. Tie Nacht brach herein, und da es grimmig kalt war, schien der Tod durch Erfrieren sicher. Ter Bischof empfahl deshalb seine Seele dem lieben Gott und erwartete ruhig sein Ende. Ta begann plötzlich in der Nähe ein Glöcklein zu läuten. Nun strengte er uoch einmal seine letzten Kräfte an, um den Ort zu erreichen, von wo das Geläute ertönte. So kam er an ein Kloster, dessen fromme Bewohner sich gerade zum Mitternachtsgebete in die Ka- pelle begaben. Tie Mönche nahmen den Halberstarrten auf und pflegten ihn liebevoll. Zum Tauk für seine Rettung, und um armen Verirrteu den Weg zu zeigeu, befahl Wiho, daß im ganzen Osnabrücker Lande am Abend vor jedem Sonn- und Feiertage mit allen Glocken geläutet würde. Ties follte vou Allerheiligen bis Lichtmeß geschehen. In den ältesten Kirchen des Landes, z. B. in Alfhausen, Bersenbrück, Berge, findet dieses Geläute uoch heute statt. Der Alkenkrng. In uralten Zeiten, als das Torf Alfhausen noch keinen Namen hatte, lageu in der Gegend zwölf Häuser. An Sonn- und Feier- tagen gingen die Leute aus dieseu Häusern über die große Wester- Holter Heide nach Merzen zur Andacht, weil es ihnen noch an einer Kirche fehlte.

7. Für die Oberklassen - S. 79

1850 - Leipzig : Wöller
79 Stiefel nicht mehr Stich halten wollen, sondern nach allen Seiten hin ausreißen. Er nimmt nun die Fußbekleidung in die Hand, und marschirt barfuß weiter. Eines Tages, als ihm die Füße gewaltig brennen, legt er sich am Saume eines Waldes nieder, um zu schla- fen; vorher betet er noch zu Gott, er möge ihm doch beistehen und ihm vor allem ein Paar gute Stiefel bescheeren. Ein Dutzend schwarzbärtiger Kerle, den Hut tief in die Stirne gedrückt, kommen aus dem Walde, sehen den schlafenden Gesellen, lachen und murmeln unter einander: „An dem ist nichts zu holen, der hat keine Stiefel mehr." Ein muthwilliger junger Fingerlang schleicht indeß herzu und wirft aus Spaß die Stiefel des Seilers eine tiefe Schlucht hinab, wohin fast noch nie ein Stiefel gekommen ist. Darauf schreiten sie fürbaß und harren in einer Schlucht des schwer- bepackten Reisewagens, der eben herankommt. Mit Pistolen, Dol- chen und langen Messern zwingen sie die Reisenden auszusteigen und sich alles nehmen zu lassen. Der Postillon scheint mit im Einverständniß zu sein; alles geht so schnell und so ruhig her, als ob es eine fried- liche Theilung wäre. Zuletzt geht noch der junge Bandit auf einen langen hagern Mann, der dem Anscheine nach ein Engländer war, zu, und sagt: „Herunter mit den Stiefeln!" Erst nach der Drohung, daß ihm die Füße abgeschnitten würden, willfahrte der lange Engländer. Nun eilt der Bandit auf unsern schlafenden Franz zu, stellt ihm die schönen Stiefel hin, und nach einer Weile ist alles still, wie wenn weit und breit kein Mensch gewesen wäre. Als Franz erwacht, reibt er wiederholt die Augen, da er die schönen Stiefel sieht; er zieht sie aber ruhig an, sie sind ihm wie angegossen und er sagt: „Die hat mir unser Herrgott durch einen Engel hinstellen lassen." Was wür- den sie daheim in Fürfeld dazu sagen, war dann der zweite Gedanke unseres Franz. War er früher froh und zuversichtlich, so war er's jetzt doppelt; denn er glaubte steif und fest, er dürfe nur beten und schlafen, und es würde ihm alles bcscheert. Das ging aber nicht immer so glücklich, und er mußte in Venedig mit leerem Magen herumlaufen und in den offenen Säulengängen auf den Steinen schlafen. So hatte er sich eines Abends, als es zu dämmern begann, ein gutes Plätzchen ausgesucht. Nicht weit von ihm hatte sich ein schwarzbärtiger Mann niedergelassen und suchte Franz für „sein freies Leben in den Bergen," wie er die Räuberei nannte, zu werben. Franz wollte aber nicht mitthun, legte die Beine über einander und betrachtete die vom Himmel geschenkten Stiefel; das waren Wunder- werke, sie schienen für die Ewigkeit gearbeitet. Der Bandit behaup- tete, er habe Franz die Stiefel geschenkt; dieser aber lachte ihn aus, und schalt ihn einen Ungläubigen. Schon mehrmals war ein Mann vorübergeschlichen und hatte Franz und seinen Kameraden genau he-

8. Für die Oberklassen - S. 79

1857 - Leipzig : Wöller
79 Stiefel nicht mehr Stich hallen wollen, sondern nach allen Seiten hin ausreißen. Er nimmt nun die Fußbekleidung in die Hand, und marschirt barfuß weiter. Eines Tages, als ihm die Füße gewaltig brennen, legt er sich am Saume eines Waldes nieder, um zu schla- fen; vorher betet er noch zu Gott, er möge ihm doch beistehen und ihm vor allem ein Paar gute Stiefel beschceren. Ein Dutzend schwarzbärtiger Kerle, den Hut tief in die Stirne gedrückt, kommen aus dem Walde, sehen den schlafenden Gesellen, lachen und murmeln unter einander: „An dem ist nichts zu holen, der hat keine Stiefel mehr." Ein muthwilliger junger Fingerlang schleicht indeß herzu und wirft aus Spaß die Stiefel des Seilers eine tiefe Schlucht hinab, wohin fast noch nie ein Stiefel gekommen ist. Darauf schreiten sie fürbaß und harren in einer Schlucht des schwer- bepackten Reisewagens, der eben herankommt. Mit Pistolen, Dol- chen und langen Messern zwingen sie die Reisenden auszusteigen und sich alles nehmen zu lassen. Der Postillon scheint mit im Einvcrständniß zu sein; alles geht so schnell und so ruhig her, als ob es eine fried- liche Theilung wäre. Zuletzt geht noch der junge Bandit auf einen langen hagern Mann, der dem Anscheine nach ein Engländer war, zu, und sagt: „Herunter mit den Stiefeln!" Erst nach der Drohung, daß ihm die Füße abgeschnitten würden, willfahrte der lange Engländer. Nun eilt der Bandit auf unsern schlafenden Franz zu, stellt ihm die schönen Stiefel hin, und nach einer Weile ist alles still, wie wenn weit und breit kein Mensch gewesen wäre. Als Franz erwacht, reibt er wiederholt die Augen, da er die schönen Stiefel sieht; er zieht sie aber ruhig an, sie sind ihm wie angegossen und er sagt: „Die hat mir unser Herrgott durch einen Engel hinstellen lassen." Was wür- den sie daheim in Fürfeld dazu sagen, war dann der zweite Gedanke unseres Franz. War er früher froh und zuversichtlich, so war er's jetzt doppelt; denn er glaubte steif und fest, er dürfe nur beten und schlafen, und es würde ihm alles bescheert. Das ging aber nicht immer so glücklich, und er mußte in Venedig mit leerem Magen herumlaufen und in den offenen Säulengängen auf den Steinen schlafen. So hatte er sich eines Abends, als es zu dämmern begann, ein gutes Plätzchen ausgesucht. Nicht weit von ihm hatte sich ein schwarzbärtiger Mann niedergelassen und suchte Franz für „sein freies Leben in den Bergen," wie er die Räuberei nannte, zu werben. Franz wollte aber nicht mitthun, legte die Beine über einander und betrachtete die vom Himmel geschenkten Stiefel; das waren Wunder- werke, sie schienen für die Ewigkeit gearbeitet. Der Bandit behaup- tete, er habe Franz die Stiefel geschenkt; dieser aber lachte ihn aus, und schalt ihn einen Ungläubigen. Schon mehrmals war ein Mann vorübergeschlichen und hatte Franz und seinen Kameraden genau be-

9. Teil 2 = 4., 5. u. 6. Schulj - S. 208

1912 - Halle a.S. : Schroedel
208 2. Wer aber, ,tme ich, so glücklich ist, in dem einzigen Vrockendorfe, dem lieblichen Schierke, dauernd zu wohnen, nur knapp zwei Stündchen vom höchsten Harzgipfel entfernt, hat Gelegenheit, den Brocken in seiner reinen Winterschönheit kennen zu lernen. 3™ Winter windet sich keine schwarze glutäugige Eisenschlange mit dampfendem Atem den Brocken hinauf. Da liegt alles in feierlicher Stille und erhabener Ruhe. Nur ein paar Fußspuren im Schnee verraten, daß hier und da ein Liebhaber der Winter- schönheit sich in diese großarllge Einsamkeit verstiegen hat; oder der Brocken- briefträger saust auf seinen Schneeschuhen blitzschnell an einem vorbei. 3. An jedem zweiten Januar, wenn der Strom der Weihnachtsgäste und der Neujahrsbesucher sich verlaufen hat, habe ich meinen Brockentag. Aber jedesmal bietet mir der weißhäuptige Verggreis ein neues Bild. Als ich ihn zum ersten Male bestieg, war der Aufstieg mühsam genug. Im Eckerloch lag der Schnee mehrere Fuß hoch über dem Wege, so daß es nur möglich war, springend und laufend die tief einsinkenden Füße flott zu erhalten. Aber für diese kleinen Schwierigkeiten entschädigte hundert- fach die frostige Schönheit der Gebirgswelt. Der Schluftbach war zu- gefroren. Ein wundersamer Eisaufbau von seltsam fremdartigen Formen überdeckte ihn. Da waren große, breite Stufen, die gleich der Freitreppe eines Palastes in die Herrlichkeiten der Berge hinaufführten. Dann wieder Tausende von weißen Säulen und Säulchen, abwechselnd mit gläsernen Röhrchen und spitzigen Nadeln, die wie gespreizte Nirenfinger aus der darunter brodelnden Flut hervorlangten. Weiter oben, im Walde, fing das Gebiet des Rauhfrostes an. Das ist auch ein Naturschauspiel, das man nirgends besser genießen kann als im Schatten des Brocken. Selbst die Telephonstangen waren durch den Zauberer Raufrost in Märchengebilde verwandelt worden. Große Rauh- reifbildungen in der Form von Gänseflügeln hatten sich einer kaiserlichen Postverwaltung zum Trotz an deren Eigentum angeklammert. Diese Flügel waren so fein gerippt und gerändert, daß man die einzelnen Federn zu unterscheiden glaubte. Und nun gar die Fichten! Wie in einen Mantel von feinstem Hermelin eingehüllt, stand eine jede da. Jedes Fichten- nädelchen umgeben von winzigen Eisnadeln und die Stämme und Äste bis zum Doppelten und Dreifachen des gewöhnlichen Umfanges ange- schwollen durch den weißen Pelzumhang. Der Zuckerbäcker dürfte seine Mühe haben, auch nur Ähnliches hervorzubringen. Und über dem Ganzen lag ein zarter Nebel, einer von jenen duftigen Schleiern der Luft, aus denen man in jedem Augenblick eine Märchengestalt, wie den wilden Jäger des Harzes oder die Heren des Brocken, heraussteigen zu sehen erwartet. 4. Aber auch das war schön, nach zweistündiger Wanderung droben im Brockenhotel am warmen Ofen zu sitzen. Die durchnäßten Stiefel und Strümpfe trockneten am Feuer. Selbst ein Handtuch hatte dem Rucksack

10. Lehr- und Lesebuch oder die Vaterlands- und Weltkunde - S. 53

1864 - Essen : Bädeker
53 30. Das Königreich Hannover. (4.) Nordöstlich von dem Westtheile und westlich von dem Osttheile des preußischen Staates liegt das Königreich Hannover. Es ist halb so groß wie Bayern (700 Quadratmeilen), hat aber noch nicht 2 Millionen Einwohner. Denn der größte Theil des Landes besteht aus einer wenig fruchtbaren Ebene, welche nur an der nördlichen Grenze, in der Nähe der Nordsee, zu fruchtbaren Marschländern wird. Der südliche, zwischen den Provinzen Westphalen und Sachsen liegende, ab- getrennte Theil, mit der berühmten Universitätsstadt Göttingen, ist von dem Harz durchzogen, dessen berühmteste Bergstädte: Goslar und Klausthal, zu Hannover gehören. Bei ersterer Stadt liegt der metallreiche Rammelsberg, von dem die Sage erzählt, daß dort einst der Jäger des deutschen Kaisers Otto des Großen, Namens Ramm, sein Pferd im Dickicht des Waldes an einen Baum gebunden, und er selbst zu Fuße weiter gegangen sei. Bis zu seiner Rückkehr habe aber das ungeduldige Roß den Rasen unter seinen Füßen weggescharrt und glänzende Erzstufen bloßgelegt. So sei der Erzreichthum dieses Berges entdeckt worden, und der Kaiser habe denselben n-ach dem Namen des Entdeckers benannt. Die 12 Gruben des Berges liefern außer etwas Silber sehr viel Eisen und Kupfer, Blei, Zink und Schwefel und noch viele tausend Centner Glätte, welche zum Gla- siren des irdenen Geschirres gebraucht wird. Das eigentliche Hannover zwischen der Elbe, Weser und Nord« see wird von der wasserreichen, aber trägen Aller durchflossen, welche links die Leine aufnimmt, an deren Ufer sowohl die Haupt- und Residenzstadt Hannover, als auch die höher liegende Stadt Göt- tingen gelegen ist. Da die Mündungen der Elbe und Weser zur Hälfte, und die Mündung der Ems ganz zu Hannover gehören, so hat das Land eine günstige Lage für Handel und Schifffahrt. In Ostfriesland, d. h. dem niedrigen Lande an den Ufern der Ems, giebt es Pferde und Rindvieh von ausgezeichneter Größe, und Butter und Käse werden dort in Menge nach anderen Gegenden verkauft. Da giebt es sehr fruchtbares Marschland an den Flüssen, und man sieht dort Bauern mit 3 — 4 Pferden pflügen. — Von dem Harze kommen Kupfer, Silber und Gold, und auch sonst fehlt es nicht an manchem Segen Gottes. So hat die Stadt Lüneburg, in der Nähe der großen Sandfläche, welche nach ihr die lüneburger Heide genannt wird, eines der besten Salzwerke in Deutschland. Zum Andenken daran, daß ein Schwein diese reichhaltigen Salzquellen zuerst entdeckt haben soll, wird dessen getrockneter Schinken noch immer in Lüneburg aufbewahrt. In ganz Hannover spricht das Volk plattdeutsch, die Gebilde- ten reden einen angenehmen und ziemlich reinen Dialekt, so wie überhaupt die Bildung der höheren Klassen durch die reich ausge-

11. Lehr- und Lesebuch oder die Vaterlands- und Weltkunde - S. 51

1859 - Essen : Bädeker
51 32. Das Königreich Hannover. (*.) Nördlich von dem Westtheile und westlich von dem Osttheile des preußischen Staates liegt das Königreich Hannover. Es ist halb so groß wie Baiern (700 Quadratmeilen), hat aber noch nicht 2 Millionen Einwohner. Denn der größte Theil des Landes besteht aus einer wenig fruchtbaren Ebene, welche nur an der nördlichen Grenze, in der Nähe der Nordsee, zu fruchtbaren Marschländern wird. Der südliche, zwischen den Provinzen Westphalen und Sachsen liegende, ab- getrennte Theil, mit der berühmten Universitätsstadt Göttingen, ist von dem Harz durchzogen, dessen berühmteste Bergstädte: Goslar und Klausthal, zu Hannover gehören. Bei ersterer Stadt liegt der metallreiche Rammelsberg, wovon die Sage erzählt, daß dort einst der Jäger des deutschen Kaisers Otto des Großen, Namens Ramm, sein Pferd im Dickicht des Waldes an einen Baum gebunden, und er selbst zu Fuße weiter gegangen sei. Bis zu seiner Rückkehr habe aber das ungeduldige Roß den Rasen unter seinen Füßen weggescharrt und glänzende Erzstufen bloßgelegt. So sei der Erzreichthum dieses Berges entdeckt worden, und der Kaiser habe denselben nach dem Namen des Entdeckers benannt. Die 12 Gruben des Berges liefern außer etwas Silber sehr viel Eisen und Kupfer, Blei, Zink und Schwefel und noch viele tausend Centner Glätte, welche zum Gla- siren des irdenen Geschirres gebraucht wird. Das eigentliche Hannover zwischen der Elbe, Weser und Nord- see wird von der wasserreichen, aber trägen Aller durchflossen, welche links die Leine aufnimmt, an deren Ufer sowohl die Haupt- und Residenzstadt Hannover, als auch die höher liegende Stadt Göt- tinnen gelegen ist. Da die Mündungen der Elbe und Weser zur Hälfte, und die Mündung der Ems ganz zu Hannover gehören, so hat das Land eine günstige Lage für Handel und Schifffahrt. In Ostfriesland, d. h. dem niedrigen Lande an den Ufern der Ems giebt es Pferde und Rindvieh von ausgezeichneter Größe, und Butter und Käse werden dort in Menge nach anderen Gegenden verkauft. Da giebt es sehr fruchtbares Marschland an den Flüssen, und man sieht da Bauern mit. 3 — 4 Pferden pflügen. — Von dem Harze kommen Kupfer, Silber und Gold, und auch sonst fehlt es nicht an manchem Segen Gottes. So hat die Stadt Lüneburg, in der Nähe der großen Sandfläche, welche nach ihr die lüneburger Heide genannt wird, eines der besten Salzwerke in Deutschland. Zum Andenken daran, daß ein Schwein diese Salzquellen zuerst ent- deckt haben soll, wird dessen getrockneter Schinken noch immer in Lüne- burg aufbewahrt. In ganz Hannover spricht das Volk plattdeutsch, die Gebilde- ten reden einen angenehmen und ziemlich reinen Dialekt, so wie überhaupt die Bildung der höheren Klassen durch die reich ausgestattete 4*

12. Lehr- und Lesebuch oder die Vaterlands- und Weltkunde - S. 53

1863 - Essen : Bädeker
53 80. Das Königreich Hannover. (4) Nordöstlich von dem Westtheile und westlich von dem Osttheile des preußischen Staates liegt das Königreich Hannover. Es ist halb so groß wie Baiern (700 Quadratmeilen), hat aber noch nicht 2 Millionen Einwohner. Denn der größte Theil des Landes besteht aus einer wenig fruchtbaren Ebene, welche nur an der nördlichen Grenze, in der Nähe der Nordsee, zu fruchtbaren Marschländern wird. Der südliche, zwischen den Provinzen Westphalen und Sachsen liegende, ab- getrennte Theil, mit der berühmten Universitätsstadt Göltingen, ist von dem Harz durchzogen, dessen berühmteste Bergstädte: Goslar und Klausthal, zu Hannover gehören. Bei ersterer Stadt liegt der metallreiche Rammelsberg, von dem die Sage erzählt, daß dort einst der Jäger des deutschen Kaisers Otto des Großen, Namens Ramm, sein Pferd im Dickicht des Waldes an einen Baum gebunden, und er selbst zu Fuße weiter gegangen sei. Bis zu seiner Rückkehr habe aber das ungeduldige Roß den Rasen unter seinen Füßen weggescharrt und glänzende Erzstufen bloßgelegt. So sei der Erzreichthum dieses Berges entdeckt worden, und der Kaiser habe denselben n-ach dem Nanien des Entdeckers benannt. Die 12 Gruben des Berges liefern außer etwas Silber sehr viel Eisen und Kupfer, Blei, Zink und Schwefel und noch viele tausend Centner Glätte, welche zum Gla- siren des irdenen Geschirres gebraucht wird. Das eigentliche Hannover zwischen der Elbe, Weser und Nord- see wird von der wasserreichen, aber trägen Aller durchflossen, welche links die Leine aufnimmt, an deren Ufer sowohl die Haupt- und Residenzstadt Hannover, als auch die höher liegende Stadt Göt- tingen gelegen ist. Da die Mündungen der Elbe und Weser zur Hälfte, und die Mündung der Ems ganz zu Hannover gehören, so hat das Land eine günstige Lage für Handel und Schifffahrt. In Ostfrieöland, d. h. dem niedrigen Lande an den Ufern der Ems, giebt es Pferde und Rindvieh von ausgezeichneter Größe, und Butter und Käse werden dort in Menge nach anderen Gegenden verkauft. Da giebt es sehr fruchtbares Marschland an den Flüssen, und man sieht dort Bauern mit 3 — 4 Pferden pflügen. — Von dem Harze kommen Kupfer, Silber und Gold, und auch sonst fehlt es nicht an manchem Segen Gottes. So hat die Stadt Lüneburg, in der Nähe der großen Sandfläche, welche nach ihr die lüneburger Heide genannt wird, eines der besten Salzwerke in Deutschland. Zum Andenken' daran, daß ein Schwein diese reichhaltigen Salzquellen zuerst entdeckt haben soll, wird dessen getrockneter Schinken noch immer in Lüneburg aufbewahrt. In ganz Hannover spricht das Volk plattdeutsch, die Gebilde- ten. reden einen angenehmen und ziemlich reinen Dialekt, so wie überhaupt die Bildung der höheren Klassen durch die reich ausge-

13. Vaterländisches Lesebuch für die mehrklassige evangelische Volksschule Norddeutschlands - S. 49

1872 - Halle a/S. : Buchh. des Waisenhauses
49 'kristallenen Wänden, dem frommen Glauben nach, Reliquien von Christus und der heil. Jungfrau. Eine wunderbare Begebenheit, die sich der Sage nach mit ihm zutrug, veranlaßte die Gründung des Doms und der Stadt. Daß Kaiser Ludwig der Fromme dies uralte Gefäß dem ersten hildesheimschen Bischof als ein immerwährendes Denkmal jener wunderbaren Begebenheit schenkte, suchen bereits alte Urkunden als geschichtlich festzustellen; einen schlagenderen Beweis aber, wenigstens für das hohe Alter des Gefäßes, als diese, doch nicht über das dreizehnte Jahrhundert hinausgehenden Urkunden, geben die künstlerische Bearbeitung des Reliquiars und die an demselben ersichtlichen Buchstabenformen, welche mit den im siebenten Jahrhundert üblichen Schriftzeichen stimmen. Unmuthig ist die Legende, welche an dem alten Reliquiar haftet; von wunderbarem Alter ist nachweislich der wilder o s en st o ck, von dem dieselbe Sage erzählt. „Die Erbauung der Stadt hat vor mehr als tausend Jahren ein frommer Kaiser befohlen. Diesem Kaiser gehörte das ganze deutsche Land; die schönsten Dörfer und Städte standen ihm offen, aber er war an keinem Orte lieber als in unserm Wol (Wald), denn er war ein Freund vom Jagen, und wo hätte er mehr und besser Wild finden können, als in dem unermeßlich großen Wole, der damals noch das ganze Land bedeckte, auf welchem jetzt Hildesheim steht. Eines Tages war der Kaiser wieder mit seinem Jagdgefolgc zu Holze gefahren und verfolgte hitzig einen schneeweißen Hirsch. Der Kaiser hatte das schnellste Pferd und die schnellsten Hunde, aber noch schneller war der Hirsch; der lief über Berg und Thal, sprang in die Innerste und schwamm hindurch. Der Kaiser, immer hinterdrein, sprang auch ins Wasser, .verlor aber dabei sein Pferd und seine Hunde; der Hirsch ent- kam, und der Kaiser schleppte sich müde und matt noch eine Strecke weiter unter einen hohen Baum, um auszuruhen. Da lag nun der verirrte, hohe Herr mutterseelenallein in der Wildnis ; er stieß in sein Jagdhorn, um das Gefolge herbeizurufen, aber alles Blasen und Rufen war ver- gebens, er erhielt keine Antwort, denn sein schnelles Pferd hatte ihn meilenweit von den Begleitern fortgetragen. Da wurde es dem Kaiser doch recht bang ums Herz: er nahm von seinem Busen ein heiliges Ge- fäß mit dem Heiligthum von der Mutter Gottes, hing es vor sich an einen wilden Rosenstrauch und betete davor inbrünstig, daß ihn die Mutter aller Gnaden doch hier nicht in der Wildnis verkommen lassen, sondern ihn wieder zu Menschen führen möchte. Gestärkt durch das Gebet, fiel gleich darauf der Kaiser in einen liefen Schlaf, und als er wieder er- wachte, sah er zu seiner großen Verwunderung vor sich den Platz mit Schnee bedeckt, während doch ringsumher alles in grüner Sommcrpracht stand ; auch das Heiligthum, welches er in den Rosenbusch gehängt hatte, war darin festgefroren, und dennoch blüheten die Rosen weit schöner und voller, als sie vorher geblüht hatten. Da sagte dem Kaiser sein Herz, daß Gott hier ein Wunder gethan habe, und er gelobte auf der Stelle, Vaterländisches Lesebuch. Provinz Hannover von Bartholomäus. 4

14. Vaterländisches Lesebuch für die Evangelische Volksschule Norddeutschlands - S. 49

1868 - Wiesbaden Schleswig Hannover : Schulbuchh. Schulze Jurany & Hensel
49 kristallenen Wänden, dem frommen Glauben nach, Reliquien von Christus und der heil. Jungfrau. Eine wunderbare Begebenheit, die sich der Sage nach mit ihm zutrug, veranlaßte die Gründung des Doms und der Stadt. Daß Kaiser Ludwig der Fromme dies uralte Gefäß dem ersten hildesheimschen Bischof als ein immerwährendes Denkmal jener wunderbaren Begebenheit schenkte, suchen bereits alte Urkunden als geschichtlich festzustellen; einen schlagenderen Beweis aber, wenigstens für das hohe Alter des Gefäßes, als diese, doch nicht über das dreizehnte Jahrhundert hinausgehenden Urkunden, geben die künstlerische Bearbeitung des Reliquiars und die an demselben ersichtlichen Buchstabenformen, welche mit den im siebenten Jahrhundert üblichen Schriftzeichen stimmen. Unmuthig ist die Legende, welche an dem alten Reliquiar haftet; von wunderbarem Alter ist nachweislich der wilder o s en st o ck, von dem dieselbe Sage erzählt. „Die Erbauung der Stadt hat vor mehr als tausend Jahren ein frommer Kaiser befohlen. Diesem Kaiser gehörte das ganze deutsche Land; die schönsten Dörfer und Städte standen ihm offen, aber er war an keinem Orte lieber als in unserm Wol (Wald), denn er war ein Freund vom Jagen, und wo hätte er mehr und besser Wild finden können, als in dem unermeßlich großen Wole, der damals noch das ganze Land bedeckte, auf welchem jetzt Hildesheim steht. Eines Tages war der Kaiser wieder mit seinem Jagdgefolge zu Holze gefahren und verfolgte hitzig einen schneeweißen Hirsch. Der Kaiser hatte dasschnellste Pferd und die schnellsten Hunde, aber noch schneller war der Hirsch; der lief über Berg und Thal, sprang in die Innerste und schwamm hindurch. Der Kaiser, immer hinterdrein, sprang auch ins Wasser, verlor aber dabei sein Pferd und seine Hunde; der Hirsch ent- kam, und der Kaiser schleppte sich müde und matt noch eine Strecke weiter unter einen hohen Baum, um auszuruhen. Da lag nun der verirrte, hohe Herr mutterseelenallein in der Wildnis ; er stieß in sein Jagdhorn, um das Gefolge herbeizurufen, aber alles Blasen und Rufen war ver- gebens, er erhielt keine Antwort, denn sein schnelles Pferd hatte ihn meilenweit von den Begleitern fortgetragen. Da wurde es dem Kaiser doch recht bang ums Herz: er nahm von seinem Busen ein heiliges Ge- fäß mit dem Heiligthum von der Mutter Gottes, hing es vor sich an einen wilden Rosenstrauch und betete davor inbrünstig, daß ihn die Mutter aller Gnaden doch hier nicht in der Wildnis verkommen lassen, sondern ihn wieder zu Menschen führen möchte. Gestärkt durch das Gebet, fiel gleich darauf der Kaiser in einen tiefen Schlaf, und als er wieder er- wachte, sah er zu seiner großen Verwunderung vor sich den Platz mit Schnee bedeckt, während doch ringsumher alles in grüner Sommerpracht / stand; auch das Heiligthum, welches er in den Rosenbusch gehängt harte, war darin festgefroren, und dennoch blüheten die Rosen weit schöner und voller, als sie vorher geblüht hatten. Da sagte dem Kaiser sein Herz, daß Gott hier ein Wunder gethan habe, und er gelobte auf der Stelle, Vaterländisches Lesebuch. Provinz Hannover von Bartholomäus. 4

15. Landeskunde des Herzogtums Braunschweig - S. 56

1911 - Braunschweig : Appelhans
- 56 - lief) gleichmäßig geschichtet ist und daher in Steinbrüchen leicht aus- gebeutet werden kann. Die großen Gebäude in Vraunschweig (Be- hördenhaus, Finanzgebäude, Kirchen) sind vorzugsweise aus diesen wertvollen Kalksteinen erbaut. Aber der Kalkstein verschluckt die Niederschläge, und erst nahe am Rande treten die Quellen der Flüsse zutage: 1. im Nordosten die von vielen Moorwiesen begleitete Schun- ter, die zuerst östlich fließt, aber bei Frellstedt durch den Elz ge- nötigt wird, nordwestlich zu ziehen (Süpplingen, Süpplingenburg), die sich dann Braunschweig nähert (bei Querum), aber, nachdem sie drei Seiten eines Vierecks beschrieben hat, unterhalb Braunschweigs (bei Gr. Schwülper) in die Oker mündet- 2. im Westen die Wabe, die im schönen Reitlingtal entspringt (hier finden sich auf den nördlichen und südlichen Bergen alte Burganlagen), durch Lucklum und Riddagshausen fließt und unterhalb Querums in die Schuntcr mündet- 3. südlich die Altenau, die durch Schöppenstedt fließt und oberhalb Wolfenbüttels mündet^ 4. Bäche des Ostelms führen ihr Wasser dem Großen Bruch und somit dem Flußgebiet der Elbe zu. Der Elm ist mit herrlichen Buchenwäldern bestanden: die Buche liebt kohlensauren Kalk. Mitten im Waldgebirge liegt Langeleben, das zur Zeit des ' Herzogs Karl I. in seinem Jagdschlösse mehrmals die preußischen Könige Friedrich Wilhelm I., des Herzogs Schwiegervater, und Frie- drich Ii., seinen Schwager (s. S. 6), beherbergte, die zur Jagd nach dem Elm gekommen waren. In der Nähe erinnert der Tetz eist ein an die (unbegründete) Sage, hier habe ein Ritter von Hagen dem Ablaßkrämer Tetzel den großen Geldkasten abgenommen, nachdem er sich vorher einen Ablaßzettel für eine Sünde, welche er erst noch be- gehen wollte, gekauft hatte. 2. Umgebung. Um den Fuß des über 20 km langen Elms zieht ein Streifen der Keuperformation und lagern sich drei Städte und 25 Dörfer. Im Westen, am Ausgang des Reitlingtals, liegt Luck- lum, einstmals eine Landkomturei des Deutschen Ritterordens, - wie Süpplingenburg, jenseits des Elms, eine Komturei der Johanniter war. (Komtur war der Befehlshaber eines Ordens.) Südlich liegt Evessen mit einem 7 m hohen schön gerundeten, Hoch oder Tumulus genannten Hügel, den eine alte prachtvolle be- nagelte Linde krönt. Nach der Sage war ein Hüne (Riese) bei Regenwetter vom Elm gekommen, und es war ihm soviel Erde am Stiefel sitzen geblieben, daß er nicht weiter konnte. Da strich er den Lehm von der Sohle ab, und das ist der Hügel von Evessen, in welchem ein goldener Sarg stehen soll. Seines Eulenspiegelhofes wegen ist Kneitlingen, oberhalb Schöppenstedts, berühmt. Hier soll um das Jahr 1300 der lustige Spaßmacher Eulenspiegel geboren sein, der in Mölln begraben liegt, und an dessen Streiche auch der Eulenspiegelbrunnen in Vraunschweig er- innert. Der „Streiche" wegen war gleichfalls berühmt Schöppenstedt, eine gewerbfleißige Stadt mit über 3000 Einwohnern (103 m hoch), in der

16. Lesebuch für die 5., 6. und 7. Klasse der Volksschule - S. 379

1895 - München : Oldenbourg
6. Das Felsenland bei Dahn. 379 der Holunderbaum und der Schlehdorn nicken mit weissen Blüten von den Felsen im Frühlingswinde. Und doch ist es schön, prächtig bei Dahn, es ist die wilde, schauerliche und furchterregende Schönheit, die hier vor uns liegt. Dahn selbst ist ein schöner, freundlicher Flecken, ganz von Bergen eingeschlossen, an deren Ab- hängen die Bewohner ihre wenigen Felder angelegt haben. Gleich am Eingänge des Ortes gegen Westen hin steigt eine ungeheure Felswand senkrecht in die Höhe. Einige Häuschen schmiegen sich an den Fuss derselben an und schwärzen mit ihrem Rauch die drohende Wand. Hoch oben auf seiner Spitze trägt der Fels ein vergoldetes, weithin sichtbares Kreuz. Hier ist der Jungfernsprung, dessen Name die Sage erklärt: Vor alten Zeiten wurde einmal ein Mädchen dort oben im Walde von einem Jäger verfolgt, und da sie auf dem Kamme des Berges, von Fels zu Fels geflohen, sich nicht mehr zu retten wusste, stürzte sie sich von der vorspringenden Berg- stirne hinab in den Abgrund. Wunderbar gerettet kam sie unten auf den Wiesengrund, wo alsbald eine Quelle aufsprudelte, die heute noch lebendig ist. Auf der entgegengesetzten Seite des Fleckens sind’s nur wenige hundert Schritte zu einem eben so interes- santen Felsen, dem Hochsteine auf dem Schützenberge. Ein Felsenriff ist durch eine tiefe Kluft gespalten, so dass frei und hoch der mächtige Hochstein emporstarrt und, von ferne gesehen, einem riesigen Dome ohne Turm nicht unähnlich ist. Klein und winzig erscheint daneben eine alte, dem hl. Michael geweihte Kapelle. Diese Stelle ist ausgezeichnet durch die prächtige Aussicht, die man von hier aus geniefst. Jenseits der Lauter und des frischen Wiesengrundes starrt ein seltsam verwit- terter Felsenkamm ins Thal, der uns eine ganze Reihe gewaltiger Burgtrümmer mit Türmen, Thoren, Fenstern und Zinnen vorspiegelt. Und ringsum sehen wir ähnliche

17. Skandinavisches Reich, Deutschland, Oesterreich, Italien, Griechenland, Russisches Reich - S. 271

1869 - Braunschweig : Schwetschke
Vh. Deutschland. A. Staaten des Norddeutschen Bundes. 271 11. Das Herzogthum Sachsen-Koburg-Gotha. Es besteht aus den zwei getrennten Fürstenthümern Gotha und Koburg, jenes am nördlichen, dieses am südlichen Abhange des Thüringer Waldes. Im Gothaischen befinden sich die höchsten Berge desselben, der Beerbera 3027', der Schneekopf 3010'*), und der Jnselberg 2820' hoch; letzterer ist der besuchteste, theils wegen der schönen Lage und weiten Fernsicht mit einem minderschönen Vordergründe an der Ostseite, theils weil sich oben ein grites Wirthshaus befindet. Das Fürstenthnm Gotha ist in seinem nördlichen ebneren Theile fruchtbar an Getreide, und im Gebirge sind Holz, Eisen, Braunstein, vortreffliche Mühlsteine bei Kra- winkel, und Steinkohlen die Hanptproducte. Durch Bohrversuche ist 1828 die Saline Ernsthalle, beim Dorfe Bufleben entstanden. Die Einwohner sind sehr betriebsam und beschäftigen sich vorzüglich mit Acker- bau, Holz- und Eisenarbeiten, letztere zu Mehlis und Zella am südlichen Abhange des Gebirges. Koburg hat schöne und fruchtbare Thäler, z. B. das der Jtz: es bringt außer Holz und Getreide viel Obst und sogar etwas Wein hervor. Beide Landestheile zählen auf 36 Hjm. 164,527 Einw., meist alle lutherisch. Jedes Fürstenthum hat seine besonderen Landstände. Die bedeutenderen Oerter sind: Gotha, an der künstlich hierher geleiteten Leina (Hörsel), eine freundliche, betriebsame Stadt mit (1867) 18,840 Einw. Auf einer An- höhe, von schönen Gartenanlagen umgeben, liegt das alte Residenzschloß Friedenstein, worin sich eine große Bibliothek von über 180,000 Bänden, eine ausgezeichnete Münzsammlung, ein Kunst- und Naturaliencabinet und ein chinesisches Cabinet befinden. Die Stadt hat ein Gymnasium, eine Realschule, eine Handlungsschule, ein Theater, eine große Porzellanfabrik, eine berühmte Feuer- und Lebensversicherungs-Anstalt und die bekannte geographische Anstalt von I. Perthes. % St. von der Stadt auf einem Hügel liegt die treffliche Sternwarte Seeberg, und einige Stunden weiter die „drei Gleichen." — Nahe bei dem Städtchen Walters- hausen, am Fuße des Gebirges liegt die seit 1785 berühmte Salz- mannsche Erziehungsanstalt Schnepfenthal, und unweit davon in einem Thäte ein vielbesuchtes Lustschloß, das ehemalige Kloster Reinhards- brunn. Elgersburg, Pfarrdors mit circa 800 Einw., hat eine berühmte Porzellan-, Steingut-, Schmelztiegel- und Steinröhrenfabrik und eine Kalt- wasserheilanstalt. — Friedrichroda, 2200 Einw., in der Nähe vom Schloß Reinhardsbrunn gelegen und wegen seiner reizenden Lage im Sommer stark von Fremden besucht. — Bei dem Dorfe Altenberga, am Fuße des Gebirges, sah man ehemals auf einem Hügel die Ruinen der ältesten, der Sage nach von dem Apostel der Deutschen, Bonifaz, hier erbauten Kirche, an deren Stelle jetzt als Denkmal ein 1811 errichteter schöner Candelaber von Sandstein steht. Koburg, an der Jtz, eine hübsche Stadt in einer freundlichen Ge- gend, mit 10,800 Einw. Sie hat ein Theater, ein gutes Gymnasium, gute Brauereien u. s. w. Das Residenzschloß Ehrenbnrg ist ein weit- *) Hiernach ist die Angabe S. 78, Bd. Ii. zu berichtigen.

18. Kurzgefaßtes Lehrbuch der Geographie - S. 67

1832 - Leipzig [u.a.] : Wigand
67 1. D e r Meißnische Kreis, darin: Dresden, die Haupt- und Residenzst., eine der schönsten Städte Deutschlands, an der Elbe. .n welche hier die Welßeritz fallt, hat eine schöne steinerne Elbbrücke mit i6 Bogen, eine berühmte Gemäldegallerie und über- haupt viele Kunst- und wissenschaftliche Sammlungen, beträchtliche Fabriken, 2900 H. und 60,000 E. Das kömgliche Schloß mit dem grünen Gewölbe, der Zwinger, nahe am Schloße der Japanische Palast, die kaiholische Hofkirche, die Frauenkirche rc. gehören zu den vornehmsten Gebäuden. Pillnitz, königl. Lustschloß, an der Elbe, mit schönen Gartenanlagen. Pirna, St. an der Elbe, mit be- rühmten Steinbrüchen in der Nahe, und der vormaligen Bergfestung Sonnen st ein. Königsstein, Festung an der Elbe, auf einem ,400 F. hohen Sandsternfelsen. Am Fuße des Felsens liegt daö Städtchen König st ein. Schandau, St. an der Elbe, in der Nähe der sächsischen Schweiz, hat ein Mineralbad. Meißen, St. an den, Einflüße der Triebiich und Meißa in die Elbe, hat eine se- henswürdige Dvmkirche, und eine berühmte Porzellanfabrik. 2. Der Leipziger Kreis, darin.- Leipzig, St. in einer Ebene, an den Flüssen Elster, Pleiße, Parde und Luppe, hat eine berühmle Universttät, viele Fabriken, 1600 H. und 4*,000 Einw. Leipzig ist eine der wichtigsten Handelsstädte Deutschlands, wo jährlich 3 berühmte Messen gehalten werden. Auch treibt Leipzig einen sehr wichtigen Buchhandel. Grimma, Sk. an der Mulde. Wurzen. St. an der Mulde. Döbeln, auf einer von der Frei» bergischen Mulde gebildeten Insel. Letßnig, auf einem Berge, an dessen Fuße die Mulde fließt. Nochliy, an der Zwickauec Mulde, und Mitwey da, an der Zschopau, sind Städte mit Fabriken. Waldheim, St. an der Zschopau, mit Fabriken und einem großen Zucht- und 'Armenhause. 3. Der E r z g e b i r g i s ch e Kreis, darin : Freiberg, vorzüglichste Bergstadt, an der Freiberger Mulde, hat eine Berg- academie, Fabriken, Silberbergwerke und 9000 E., welche vorzüg- lich von dem Bergbau leben. T h a r a n d , St. an der wilden Weiße- ritz, in einer reihenden Gegend, hat stark besuchte Mineralquellen und eine Forstacademie. Chemnitz, St. in einer fruchtbaren Eb/- ne, an der Chemnitz, hat wichtige Baumwollen- und andere Fabri- ken und 19,000 E. Altenberg, Dergst. in einer rauhen Gegend, mit Zinnbergwerken. Zö blitz, St. auf einem Gebirge, welches zum The»! aus Scrpentinstein besteht, liefert viele Waaren aus Ser- pentinstein. Zwickau, St. an der Mulde, hat Fabriken und treibt beträchtlichen Getreide- und Steinkohlenhandei. — Zu diesem Kreise gehören die unter sächsischer Landeshoheit stehenden Herrschaften der Fürsten und Grasen von Schönburg, dakin die Hauptst. Glauchau, unweit der Mulde, auf 7 kleinen Bergen, hat 2 gcäfl. Residenzschlößer und ansehnliche Fabriken. 4. Der Vogtländifche Kreis, darin: Plauen, Hauptst. an der Elster, hat wichtige Baumwollen- uno Musselin- fabriken. De ls nltz. St. an der Elster, bekannt wegen der Per- lenfischerei, welche in der Elster und mehreren Bächen getrieben wird. 2. Der Laufitzer Kreiß oder der sächsische An-

19. Lehr- und Lesebuch oder die Vaterlands- und Weltkunde - S. 45

1853 - Essen : Bädeker
45 in der Nähe der Nordsee, zu fruchtbaren Marschländern wird. Der südliche, zwischen den Provinzen Westphalen und Sachsen liegende, ab- getrennte Theil mit der berühmten Universitätsstadt Göttin gen ist von dem Harz durchzogen, dessen berühmteste Bergstädte: Goslar und Klausthal zu Hannover gehören. Bei ersterer Stadt liegt der metallreiche Rammelsberg, wovon die Sage erzählt, daß dort einst der Jäger des deutschen Kaisers Otto des Großen, Namens Ramm, sein Pferd im Dickicht des Waldes an einen Baum gebunden, und er selbst zu Fuße weiter gegangen sei. Bis zu seiner Rückkehr habe aber das ungeduldige Roß den Rasen unter seinen Füßen weggescharrt und glänzende Erzstufen bloßgelegt. So sei der Erzreichthum dieses Berges entdeckt worden, und der Kaiser habe denselben nach dem Namen des Entdeckers benannt. Die 12 Gruben des Berges liefern außer etwas Silber sehr viel Eisen und Kupfer, Blei, Zink und Schwefel und noch viele tausend Centner Glätte, welche zum Glasiren des ir- denen Geschirres gebraucht wird. Das eigentliche Hannover zwischen der Elbe, Weser und Nord- see wird von der wasserreichen, aber trägen Aller durchflossen, welche links die Leine austllmmt, an deren User sowohl die Haupt- und Resi- denzstadt Hannover, als auch die höher liegende Stadt Göttingen gelegen ist. Da die Mündungen der Elbe und Weser zur Hälfte, und die Mündung der Ems ganz zu Hannover gehören, so hat das Land eine günstige Lage fiir Handel und Schifffahrt. In Oftfriesland, d. h. dem niedrigen Lande an den Ufern der Ems giebt es Pferde und Rindvieh von ausgezeichneter Größe, und Butter und Käse werden dort in Menge nach anderen Gegenden ver- kauft. — Von dem Harze kommen Kupfer, Silber und Gold, und auch sonst fehlt es nicht an manchem Segen Gottes. So hat die Stadt Lüneburg, in der Nähe der großen Sandfläche, welche nach ihr die Lüneburger Heide genannt wird, eines der besten Salz werke in Deutschland. Zum Andenken daran, daß ein Schwein diese Salzquellen zuerst entdeckt haben soll, wird dessen getrockneter Schinken noch immer in Lüneburg aufbewahrt. In ganz Hannover spricht das Volk plattdeutsch, die Gebilde- ten reden einen angenehmen und ziemlich reinen Dialekt, so wie überhaupt die Bildung der höheren Klassen durch die reich ausgestattete Landesuniverstät und manche gute Gymnasien und höhere Bürgerschulen auf einer achtungswerthen Stufe steht. 34. Die grohe Lüneburger Heide. Zwischen Lüneburg und Celle, im Königreich Hannover, zieht sich zehn Meilen weit die Lüneburger Heide hin, ein ödes, trauriges Land ohne Anhöhen, ohne Thäler, ohne Seen, ohne Bäche, ohne alles Laubholz. Rechts und links, wohin man sich auch wendet, sieht man in dieser Einöde nichts als Heide mit krüppelhastem Nadelholzgebüsch, oder

20. Lehr- und Lesebuch oder die Vaterlands- und Weltkunde - S. 264

1853 - Essen : Bädeker
264 zurückzukehren und zu sehen, ob er nicht einen Sinkenden hakten oder einen Vergrabenen hervorscharren könnte, und konnte er nicht helfen, so setzte er in ungeheuren Sprüngen nach dem Kloster hin und holte Hülfe herbei. Als er kraftlos und alt ward, sandte ihn der wür- dige Prior nach Bern, wo er starb und in dem Museum auf- gestellt wurde. 11. Der Alpenjäger. Willst du nicht das Lämmlein hüten? Lämmlein ist so fromm und sanft, Nährt sich von des Grases Blüthen Spielend an des Baches Ranft. „Mutter, Mutter, laß mich gehen, Jagen auf des Berges Höhen!" Auf der Felsen nackte Rippen Klettert sie mit leichtem Schwung, Durch den Riß zerborstner Klippen Trägt sie der gewagte Sprung. Aber hinter ihr verwogen Folgt er mit dem Todesbogen Willst du nicht die Heerde locken Mit des Hornes muntrem Klang? Lieblich tönt der Schall der Glocken In des Waldes Lustgesang. — „Mutter, Mutter, laß mich gehen, Schweifen auf den wilden Höhen!" Willst du nicht der Blümlein warten, Die im Beete freundlich steh'n? Draußen ladet dich kein Garten; Wild ist's auf den wilden Höh'n! „Laß die Blümlein, laß sie blühen, Mutter, Mutter, laß mich ziehen!" Und der Knabe ging zu jagen, Und es treibt und reißt ihn fort, Rastlos fort mit blindem Wagen An des Berges finstern Ort; Vor ihm her mit Blitzesschnelle Flieht die zitternde Gazelle.*) Jetzo auf den höchsten Zinken Hängt sie, auf dem höchsten Grat, Wo die Felsen jäh versinken, Und verschwunden ist der Pfad. Unter sich die steile Höhe, Hinter sich des Feindes Nähe. Mit des Jammers stummen Blicken Fleht sie zu dem harten Mann, Fleht umsonst, denn loszudrücken Legt er schon den Bogen an. Plötzlich aus der Felsenspalte Tritt der Geist, der Bergesalte. Und mit seinen Götterhänden Schützt er das gequälte Thier. „Mußt du Tod und Jammer senden/ Ruft er, „bis herauf zu mir? Raum für alle hat die Erde, Was verfolgst du meine Heerde?" Wiockerhoiunasfraken! Zeichnen und Beschreiben! 12. Italien. Wohlauf also, nach Italien, der grossen Halbinsel, die sich hier südöstlich von der Schweiz in Gestalt eines Stiefels weit in das mittelländische Meer hinausdehnt. Auf der West- und Süd- seite ist Italien vom mittelländischen, auf der Ostseite vom adriatischen Meer eingeschlossen. Gegen Norden grenzt es an die schweizer und tyroler Alpen, gegen Westen an die franzö- sischen Gebirge. Zwei grosse Flüsse durchströmen Italien in Norden: der Po und die Etsch. Der Po ist ein mächtiger Strom, der an der französi- schen Grenze in den Alpen in einer Höhe von 6000 Fuss ent- ') Gemse.