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1908 -
Saarbrücken
: Schmidtke
- Autor: Jungk, August Hermann
- Auflagennummer (WdK): 2
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schultypen (WdK): Niedere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
- Regionen (OPAC): Saarbrücken
- Inhalt Raum/Thema: Heimatkunde
- Geschlecht (WdK): koedukativ
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Bestandteile. Ein zweites Bohrloch etwas nordöstlich von dem
ersten, ergab nur 0,3 Prozent feste Bestandteile, roch und schmeckte
auch nach Schwefelwasserstoff. Die erst genannte Quelle findet
jetzt Verwendnng in einer Badeanstalt. Die heutige Bürger-
meisterei war nach dem zweiten Pariser Frieden 1815 vorläufig
in den Besitz von Preußen gekommen, erst 1827 erhielt es sie
endgültig.
Von der Zeit der französischen Revolution an hielten sich
die Katholiken der Gemeinde zur Pfarrei Auersmacher bis zum
Jahre 1861, wo hier eine katholische Pfarrei gegründet und eine
Kirche erbaut ward. Die ev. Bewohner der Gemeinde halten
sich zur Pfarrei Saargemünd.
Ii. Bürgermeisteret Brebach.
7 Gemeinden mit (15566) 14486 E.
1 Brebach, Dorf auf der rechten Saarseite, Sitz der
Bürgermeisterei, 198 Hr., (2533) 1496 E., 1196 ev., 1290 k.
und 10 isr., 1 ev. K. (1882), 1 k. K. (1891), 4 ev. Schkl., 4 k.
Schkl., 159 ha (Halberg 114 ha). Eisenhütte, Backsteinfabrik,
Ärzte, Apotheke, Krankenhaus, Wasserleitung, Postamt Iii. Zur
Gemeinde gehört der Halberg und ein Forsthaus.
Brebach — alt Bredebach — gehörte zu der Villa Saar-
brücken, die König Heinrich Iii. 1046 dem Stifte St. Arnual
geschenkt hat. Dies Saarbrücken war ein Dörfchen an der Nord-
Westseite des Halbergs auf kelto — romanischen Mauerresten —
dessen Bann fast das ganze heutige St. Johann, Scheidt und
Brebach umfaßte. 1281 tauschte der Gras von Saarbrücken die
Güter und Hörigen einiger Freien in diesem Bezirk ein, wobei
sich letztere 2 Hörige in Bredebach ausbedangen; im 16. Jahr-
hundert kaufte dann Graf Johann Ludwig die in Brebach ge-
legenen Güter der Familie Mainzweiler, der letzten Besitzer des
Eschbergs. Mitte des 15. Jahrhunderts finden wir hier 2 Ga-
gatschleisereien, von denen eine noch 1542 bestand, in welchem
Jahre außerdem noch 3 Familien hier wohnen, 1756 stehen
5 Wohnhäuser hier. In letztgenanntem Jahre errichtete der
1908 -
Saarbrücken
: Schmidtke
- Autor: Jungk, August Hermann
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- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
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- Regionen (OPAC): Saarbrücken
- Inhalt Raum/Thema: Heimatkunde
- Geschlecht (WdK): koedukativ
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Fürst hier eine Eisenhütte, die bedeutend erweitert heute noch
besteht.
Der Halberg, ein 275 Meter hoher, langgestreckter Berg-
rücken, gehörte ebenfalls dem Stifte, das ihn aber fchon frühe
den Grafen überlassen mußte 1709 errichteten diese auf dem
Berge ein kleines Schloß, daß aber bald zerfiel. Um die Mitte
des 18. Jahrhundert finden wir einen Tiergarten hier; der letzte
Graf von Saarbrücken baute um 1770 wieder ein Schloß, das
seine erste Gemahlin meist bewohnte, aber von den Franzosen
1793 verbrannt ward. 1878 hat der spätere Freiherr v. Stumm
den Berg vom Staate gekauft und wieder ein Schloß daselbst
gebaut.
In der Mitte des Westabhanges des Berges ist eine Höhle,
die früher Heidenhöhle, seit 1770 etwa Heidenkapelle genannt
wird. Allem Anschein nach war hier im 3. oder 4. Jahrhundert
ein Mythrasheiligtum. Daß der Bischofs Arnualdus von Metz,
der zu Anfang des 7. Jahrhunderts seine Stelle niedergelegt und
sich nach der Saar zurückgezogen hat, in dieser Höhle den Um-
wohnern das Evangelium gepredigt habe, ist eine durch nichts
verbürgte Erzählung aus dem Ende des 18. Jahrhunderts.
Das Stift St. Arnual besaß den Zehnten des Dörfchens in
alten Zeiten, die Bewohner gehörten also auch zu der Kirche
daselbst. Das dauerte fort bis Ende des vorigen Jahrhunderts.
Die jetzige ev. Kirche ist 1882 erbaut und die kath. 10 Jahre
später.
2. Bischmisheim, Dorf am Ostabhang des Steinackers,
auf der rechten Saarseite, 337 Hr. (2685), 2664 E., 2434 ev.,
230 1 ev. K., 7 ev. Schkl., 1094 ha, 142 ha Gw., 24 ha
Stw., Postagentur, Kalkbrennereien. Zur Gemeinde gehört der
im Scheidter Tal gehörige Ortsteil Schasbrück mit 2. Schkl.
Hier stand in vordeutscher Zeit ein Dorf Berna, daß bei
Besetzung des Landes durch die Franken in die Hände des Königs
kam und durch Chlodwigs Sohn Chlodomir dem Bischof Remi-
gius von Reims geschenkt ward. Die auf dem Banne ange-
siedelten Deutschen nannten nun ihr Dorf zu Ehren des Bischofs
Biscosesheim, aus welchem Worte ist allmählich die heutige Be-
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Grasen bedeutende Einkünfte erwuchsen. Mit der Auflösung
von Herbitzheim und Neumünster fielen dem Grafen deren ganze
Besitzungen zu, zum Teil auch die des Stiftes St. Arnual, als
dasselbe sich 1569 auflöste. Fast unter jedem derselben änderte
sich der Besitzstand durch Kauf, Verkauf, Tausch, Verpfändung,
Vererbung, Ausstattung von Töchtern zc.
Als Lehen vom Reiche besaßen die Grafen das Geleitsrecht
auf der Straße von Metz hin bis nach Rentrisch, auf der von
Saarbrücken abwärts bis Wadgassen und aufwärts bis Blitters-
dorf bezw. Bübingen, sowie von Saarbrücken bis Heusweiler.
Auf diesen Straßen ließen sie die Reisenden durch bewaffnete
Knechte gegen Entgelt begleiten. Einen großen Zuwachs erfuhr
der Besitz der Grafen dunch die Heirat des zweiten, Simon I.
mit Mathilde, der Tochter des ersten Grafen von Sponheim,
die ihrem Manne Saargemünd, die beiden Blittersdorf, Auers-
macher, Fechingen, die Herrschaft Morsberg bei Dieuze in
Lothringen zc. zubrachte.
Viele von diesen Gütern verliehen die Grafen wieder an
niedere adelige Herren, die ihnen dafür Dienste auf ihren Burgen
oder Heeresfolge leisten mußten.
3. Die Grafschaft Saarbrücken, äußere und
innere Verhältnisse derselben.
Welchen Umfang die eigentliche Grafschaft Saarbrücken in
der ältesten Zeit gehabt hat, können wir nicht genau bestimmen.
Um das Ende des 12. Jahrhunderts bestand sie jedenfalls aus
1. dem Köllertal und den Dörfern Dudweiler und Malftatl, 2. dem
Hof Völklingen (die ganze heutige Bürgermeisterei des Namens),
dem Warndtwald, Quierschied, der Feste mit ihrem Zubehör, dem
Köllertaler Wald. Die unter 1 genannten Stücke waren Allode,
die unter 2 aufgeführten Lehen des Bischofs von Metz. Samt
der Burg Saarbrücken hatte Kaiser Otto Iii. selbige dem Hoch-
stift Metz geschenkt, das sie, wann zuerst, weiß man eben nicht,
den Grafen zu Lehen gab. Den Hof Wadgassen besaßen die-
selben als kaiserliches Geschenk von 1080 bis 1135, in welchem
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- Regionen (OPAC): Saarbrücken
- Inhalt Raum/Thema: Heimatkunde
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Der Eschberg, 1412 zuerst genannt, war ursprünglich im
Besitz einer freien Familie, die sich nach dem Berg nannte, zu-
letzt in dem der Maintzweiler in St. Johann, von denen im
Anfang des 16. Jahrhunderts Graf Joh. Ludwig von Saar-
brücken den Berg um etwa 600 Gulden kaufte und einen Hof
daselbst und Weinberge anlegte. Letztere ertrugen 1536 schon 4
Fuder Wein, der aber nicht von besonders guter Beschaffenheit
gewesen sein muß, da man die Stöcke bald nachher ausrottete.
Im Anfang des folgenden Jahrhunderts war hier ein Baum-
garten (1500 Bäume) und ein Gestüte, gegen Ende desfelben
eine Schweizerei und ein Gestüte. In der französischen Zeit
ward der Hof versteigert und ist jetzt in Privatbesitz.
Das Stift St. Arnual hatte den Zehnten auf dem Scheidter
Bann, einer der Kanoniker desfelben hielt daher den Gottesdienst
bis zur Reformation. Von da ab predigten hier eine Zeitlang
die Geistlichen aus den Städten, von 1629 die von Bischmisheim,
von 1739 an die von Dutweiler bis 1894, wo eine ev. Pfarrei
hier eingerichtet ward. Das Chor der Kirche ist uralt, der
übrige Teil 1738 neu erbaut, die Kosten dazu wurden durch
eine Kollekte aufgebracht. Die Katholiken der Gemeinde bilden
ebenfalls eine Pfarrei mit einer eigenen Kirche in Rentrisch.
Iii. Bürgermeisterei Saarbrücken.^
Saarbrücken, Stadt, Hauptort des Kreises, 1794 Hr.,
(28098) 26944 E., (2797 Milit.) 16456 ev., 10292 k., 84 andern
Bekenntnisses, 108 isr., 1093 ha, 306 ha Gw., 304 ha Stifts-
wald, 2 ev. K., 1 altluther. Kirche, 1 k. K., 1 altk. K., Gym-
nasium (seit 1604), höhere Töchterschule (seit 1832) mit Seminar,
34 ev., 24 k. Schkl., Landrats- und Bürgermeisteramt, Kön.
Pol.-Direktion für die 3 Städte, Landgericht (seit 1836), Amts-
gericht, Hauptsteueramt, Reichsbank-Nebenstelle, Kreis-Sparkaffe,
Postamt I. Kl., Garnison des Jnf.-Reg. 70, des Drag,-Reg. 7
*) Eine ausführliche Geschichte der 3 Städte hat Rnppersberq im Iii.
Bande der „Geschichte der ehemaligen Grafschaft Saarbrücken" 1903 ver-
öffentlicht.
1880 -
Leipzig
: Spamer
- Autor: Hocker, Nikolaus, Köppen, Fedor von, Finger, Friedrich August, Albrecht, Längin, J., Buttgers, J., Mehlis, Christian, Klöden, Gustav Adolf von
- Auflagennummer (WdK): 2
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schultypen (WdK): Alle Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Alle Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
- Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
- Geschlecht (WdK): koedukativ
Landschaft an der Saar.
Die äswrcgtpn&ra.
Geschichtliches. — Saarburg. Der Salinenkanal und die Salinen. — Saargemünd,
Saarbrücken und seine Grafen. — St. Arnual. — Die Heideukirche und der brennende
Berg. — Die Spicherer Höhen. Das Ehrenthal. — Die Eisenindustrie. Die Kohlen-
gruben und ihre Produktion. — Saarlonis, Merzig, Mettlach und Saarburg. — Die
Saarweine. — Charakter der Saarbewohner. — Sitten und Bräuche, Trachten und
Feste. — Mundart in Saarlouis. — Sagen.
Die Saar entspringt beim Berge Donon in den Vogeseu aus zwei
Armen, der Weißen und der Rothen Saar, die sich beim Dorfe Himin g
vereinigen. Ihr oberes und mittleres Gebiet hat manche anmnthige Land-
schaften aufzuweisen, die auch in geschichtlicher Hinsicht nicht ohne Interesse
sind. Der erste bedeutende Ort ist die Stadt Saar bürg, auch Kauf-
manns-Saarbrücken genannt, am rechten Saarufer, dem Marue-Rheiukanal
und der Eisenbahn von Paris nach Straßburg gelegen. Die Umgegend ist
flach, wohl angebaut und fruchtbar. Saarburg ist alt und wird schon im
Itinerarium des Antonin als Pons Saravi erwähnt. Wahrscheinlich
hatten hier die Römer eine Brücke über die Saar gelegt. In der Karolinger
Zeit war Saarburg Hauptort eines Gaues. Später kam der Ort an das
Bisthum Metz und im 11. Jahrhundert an die Grafen von Dachsburg;
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Pfarrer von Malstatt hier, 1658 — 1739 die von Saarbrücken.
Von 1739—1844 gehörte die evangelische Gemeinde als Filial
zu Malstatt und bildet erst seit letztgenanntem Jahre wieder eine
eigene Pfarrei. Die katholischen Bewohner der Bürgermeisterei
bilden seit 1868 eine eigene Pfarrei.
Vii. Bürgermeisterei Völklingen mit 4 Gemeinden,
(27 456) 24 728 E.
1. Völklingen, Dorf auf der rechten Saarseite an der
Mündung des Köllertaler Baches. 1201 Hr., (16 686) 15 197 E.,
10 208 k., 4971 ev., 18 isr. 1363 ha, 477 ha Gw. 1 f., 1 ev. K.
Realprogymn. i. E. Töchterschule. 33 k., 15 ev. Schkl. Bürger-
meisteramt. Amtsgericht. Apotheke. 2 Krankenhäuser. Eisenhütte
(seit 1874). Schlackenmahlwerk. 2 Schächte. Druckerei, Tages-
zeitung. Wasserleitung. Postamt I. Kl. Zur Gemeinde gehört
das Dorf Obervölklingen mit 4 k., 2 ev. Schkl., einer
chemischen und einer Glasfabrik, der Berginspektion und 2 Schächten
und dem Bahnhof Luisental.
Völklingen, d. h. die ganze heutige Bürgermeisterei, bildete
wahrscheinlich schon in vordeutscher Zeit ein Landgut, dessen
Besitzer wohl auf dem jetzt Rammelte genannten Distrikt seine
Wohnung hatte. Nach der Einwanderung der Deutschen kam
der Hof Folkolinga in den Besitz der Merowinger. Kaiser Ludwig
der Fromme verweilte hier nachweislich 822. Otto Iii. schenkte
den Hof mit allem Zubehör 999 dem Bistum Metz, das ihn
später den Grafen von Saarbrücken zu Lehen gab. Seitdem ist
der Hof Völklingen im Besitz der Grafen; derselbe war aber
sehr oft verpfändet oder andern Herren zu Lehen gegeben, ebenso
wie der Zehntenanteil, der dem Grafen zustand. Zum Hoch-
gericht Völklingen gehörten nicht nur der Hof dieses Namens,
sondern auch der Warndt und bis 1466 auch die Wadgassischen
Dörfer. Einige Herren vom Niedern Adel nennen sich vom 12.
bis 15. Jahrhundert nach dem Orte. In demselben hatten sich
am längsten freie Bauern erhalten, noch 1422 werden 4 der-
artige Höfe namhaft gemacht. Der Besitzer des einen mußte die
gräflichen Wagen auf Verlangen „ein Essen lang" begleiten, der
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Bliesgaus, oder nach späterer Benennung der Bliesgrafschaft.
Zu demselben wird 1046 Saarbrücken gerechnet. Die einzelnen
Gaue wurden durch Grafen verwaltet.
Grafen des Bliesgau's kennen wir drei: Wickbert, Odoaker
und Ehrenfrid.
Als Grafen des Saargau's werden uns genannt 964 Sig-
fried, 1065 Volmar, 1080 Sigebert und dann dessen Sohn
Sigebert Ii. In Folge der Schwäche der deutschen Kaiser
hatten die Grafschaften jede Bedeutung verloren und die Grafen-
würde war erblich geworden. Des letztgenannten Sigeberts
Sohn Friedrich wird um 1120 zum ersten Male Graf von
Saarbrücken genannt.
Den Namen Saarbrücken führte eine Burg, die auf der
Stelle des heutigen Schlosses im 9. Jahrhundert von den
Kaisern zum Schutz der Saarbrücke und der Heerstraße erbaut
worden war. Otto Iii. hat sie 999 dem Bistum Metz ge-
schenkt, das sie, wann zuerst, weiß man nicht, unsern Grafen
zu Lehen gab.
Die Familie der Sigebert und Friedrichs muß eine hoch-
angesehene gewesen sein, sie war verwandt mit den salischen
Kaisern und den Grafen von Luxemburg; Angehörige derselben
hatten die Bischofssitze von Trier, Metz und Worms inne.
Agnes, die Tochter des Grafen Friedrichs von Saarbrücken,
war die zweite Frau Friedrichs von Schwaben und somit die
Stiefmutter Barbarossas. Friedrichs Bruder war Adalbert I.,
Erzbischof von Mainz 1109 — 1137 und Reichskanzler Heinrichs V.
Diese Familie muß eine sehr wohlhabende gewesen sein,
doch können wir ihre Eigengüter, Allode, nicht näher angeben.
Jedenfalls besaßen sie das Köllertal bis zur Prims und die
spätere Grafschaft Zweibrücken als Eigengut. Außerdem hatten
sie Lehen vom Deutschen Reiche, von Lothringen, den Bischöfen
von Trier, Metz, Mainz, Worms und andern geistlichen und
weltlichen Herrn im südwestlichen Deutschland. Dazu kam noch
die Schirmherrschaft über die Klöster Wadgassen und St. Nabor
(St. Avold), die adeligen Frauenklöster Herbitzheim, Fraulautern
und Neumünster, sowie über das Stift St. Arnual, woraus den
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eingesetzte Geistliche im Orte, die den halben Zehnten als Be-
soldung erhielten, die andere Hälfte bezog der Orden. 1575 führte
Saarbrücken trotz des Widerspruchs des Ordens die Reformation
ein, stellte aber keinen eigenen Geistlichen mehr an, sondern ver-
einte das Dorf mit der Pfarrei Heusweiler, dessen Geistlicher
alle 14 Tage hier predigte. Der Orden behielt den halben Zehnten,
die Kirchenschaffnei zog die andere Hälfte ein. Auf beider Kosten
ward 1732 die alte Kirche abgebrochen und eine neue gebaut,
an deren Stelle 1902 wieder eine neue errichtet ward. Die
evangelischen Bewohner des Ortes bilden mit den von Holz seit 1890
wieder eine eigene Pfarrei, die katholischen gehören zur Pfarrei Holz.
Xii. Bürgermeisterei Quierschied.
Eine Gemeinde.
Quierschied, Dorf im oberen Fischbachtale, 659 Hr.,
<6103) 5958 E., 5662 k., 283 eo., 13 isr., 1300 ba, 924 ha
Stw., 1 k. K., 19 1 eo. Schkl., Glashütte, Bahnhof (auf
Friedrichstaler Bann), Apotheke, Wasserleitung, Postagentur.
Im Jahre 999 schenkte Kaiser Otto Iii. Quirinesceit dem
Metzer Bistum. Darunter ist der heutige Köllertaler Wald zu
verstehen, ob damals aber fchon eine Burg da gestanden, wie
wohl zwei Jahrhunderte fpäter, weiß man nicht. Die Metzer
Bischöfe beliehen nun mit Quirinesceit die Grafen von Saar-
brücken, wann zum ersten Male, ist uns nicht überliefert. Bis
zu Ende des 17. Jahrhunderts mußten unsere Grafen bei jeder
Einsetzung eines neuen Bischofs in Metz um Wiederbelehnung
nachsuchen. Die Grafen gaben nun die Burg — auch Beste
genannt — Quierschied wieder als Afterlehen an ihre Dienst-
leute, fo wohl zum ersten Male an einen gewissen Reiner um
1220. Später werden als Lehensleute nacheinander oder viel-
leicht auch gleichzeitig eine Anzahl von Familien genannt, mehr
als 3, die aber wohl schwerlich, in späteren Zeiten wenigstens,
in der Burg selbst gewohnt haben, sondern ihre Gefälle durch
einen Meier erheben ließen.
Kurz vor und nach 1400 brachten unsere Grafen die Hälfte
von Quierschied wieder an sich, setzten einen Verwalter hin, der
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17. einer Papiermühle, und plante man damals sogar die Er-
Achtung einer Kupferhütte. Ende des 17. Jahrhunderts ward
auch hier, wie an manchen anderen Orten der Grafschaft eine
Schweizerei eingerichtet. Kohlengruben sind schon im 16. Jahr-
hundert hier nachweisbar.
Geislautern hatte 1542 14 Familien, 1680 findet sich nur
wehr eine daselbst, 1756 sind 13 Bauern und 20 Eisenarbeiter hier.
Im 16. Jahrhundert wird vielfach eine Kapelle hier erwähnt,
die 1609 noch repariert wird, aber in dem Kriege zerfiel. Es
ist als sicher anzunehmen, daß eine solche schon 999 hier stand,
da in der Schenkungsurkunde des Kaisers von Kirchen die Rede ist.
4. Wehrden, Dorf auf der linken Saarfeite, Völklingen
gegenüber, am Einfluß der Rossel in die Saar. 398 Hr., (3578)
4706 E., 3943 k., 756 ev. 1 k. K., 14 k., 3 ev. Schkl. 422 ha,
144 ha Stw. Postagentur. Holzsägemühle. Wasserleitung. Grube
mit Einrichtungen für den Kohlenabsatz zu Wasser und zu Land.
Wehrden, 1234 zuerst erwähnt, lag an der alten Straße,
die von Forbach her durch den Warndt nach der Saar führte.
Eine Fähre vermittelte den Verkehr der beiden Ufer, der Abt
von Wadgassen mußte sie unterhalten, der Graf hatte die Ein-
künfte. Im spanischen Erbfolgekriege (1701—1713) bauten die
Franzosen eine Holzbrücke, die aber nur bis 1731 stand. Eine
schon vom Fürsten Wilhelm Heinrich geplante feste Brücke ward
erst 1869 erbaut. Eine Mahlmühle, die hier stand, wird von
der Herrschaft öfter zu Lehen gegeben, z. B. an die Herren von
Alben oder die von Chrichingen, die Besitzer von Püttlingen,
einmal verkauft und später wiedergekauft. 1542 befinden sich
hier 9 Familien, 1680 find nur mehr 5 vorhanden; 1756 betrug
die Anzahl der Häuser 27, 1802 wird die Zahl der Familien
zu 34 angegeben mit 199 Einwohnern.
Viii. Bürgermeisterei Friedrichstal
Eine Gemeinde mit (12 317) 12 090 E.
Friedrichstal, Dorf im obern Sulzbachtal, 1171 Hr.,
(12 317) 12 090 E., 8366 k., 3697 ev., 25 isr., 2 and. Bekennt-
nisses. 904 ha, 651 ha Stw. 1 ev., 1 k. K. Realschule i. E.
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— 75 —
Xi. Bürgermeisterei Heusweiler.
17 Gemeinden mit (8693) 8409 E.
Die Bürgermeisterei Heusweiler bildete mit der von Riegels-
berg und später auch der von Quierschied das sogenannte Koller-
tal. Man begriff darunter das ganze Land zwischen der Prims
und dem Fischbach. Den untersten Teil des Tales, die Herrschaft
— jetzige Bürgermeisterei — Püttlingen rechnete man nicht dazu,
da dieselbe erst 1778 an Saarbrücken kam. Dieses ganze Tal
erscheint von Anfang an, mit wenigen Ausnahmen, als Eigen-
gut — Allod — der Saarbrücker Grafen. Innerhalb desselben
lagen allerdings einige freie Bauern- und Herrengüter unter
Saarbrücker Oberhoheit, die jedoch allmählich in vollständigen
Besitz unserer Grafen kamen. Mittelpunkte des Tales sind an-
fänglich zwei Fronhöfe Heusweiler und Kölln, später kam der
Hof Quierschied hinzu. In Heusweiler ward das Hochgericht
für das ganze Tal abgehalten, der Galgen stand bei Hilschbach.
Heusweiler scheint eine Art Oberhof gewesen zu sein, da hier
das ganze Tal und sogar der Ort Wellingen, einstmalig saar-
brückisch. Gewicht und Maß sich holen mußten. Bis ins 19.
Jahrhundert galt das Köllertal als die Kornkammer des Saar-
brücker Landes. Berühmt war schon in alten Zeiten der Köller-
taler Hafer. Moscherosch, ein Schriftsteller aus der Zeit des
30 jährigen Krieges, erwähnt denselben in seinen Geschichten
Philanders vom Sittenwalde. Als nämlich der Held des Werkes
auf sein Pferd, nämlich das Flügelroß „Pegasus" aufsteigen wollte,
sagte er zu ihm, „es sollte feststehen, bis er wäre aufgesessen, er
wolt fein uff die Nacht nicht vergessen, solt ein sester statlichen
Köllertaler Habern fressen". Auch die Pferde und das Rindvieh
des Köllertales waren in alten Zeiten weithin bekannt.
1. Heusweiler, Dorf am gleichnamigen Bache, Sitz der
Bürgermeisterei, 250 Hr., (1678) 1675 E,, 1273 k., 379 ev.,
3 isr. 1 k., 1 ev. K., 6 k., 2 ev. Schkl. Postamt Iii. Kl. Apotheke.
Darlehns- und Genossenschaftsbank. Tabakspinnerei.
Der Ort wird zuerst 1285 genannt, indem damals der Graf
von Saarbrücken einem Boemund von Saarbrücken — sonst von
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— 55 —
beitrug, daß die Straßen Metz - Mainz und von Norditalien
nach Flandern nach Verfall der Brücke am Halberg durch sie
führte. Seit etwa 1300 wird der Verkehr mit dem rechten Ufer
durch eine Fähre vermittelt, an deren Stelle 1547 die jetzige alte
Brücke angelegt ward. Die neue Brücke ist kurz vor 1870 und
die Kaiser Wilhelm-Brücke 1894 erbaut worden. Saarbrücken
ist schon im 13. Jahrhundert mit Mauern umgeben, die mit
Türmen versehen bis gegen Ende des 17. Jahrhunderts erhalten
wurden, so daß die Stadt als Festung galt. 1321 befreite der
Graf die Bewohner von der Leibeigenschaft und bestimmte deren
Rechte und Pflichten durch einen Freiheitsbrief.
Schloß und Stadt find ursprünglich auf dem Banne von
St. Arnual entstanden, alles Land westlich der heutigen Krön-
prinzen- und Metzerstraße und Metzer Chaussee gehörte in alter
Zeit zu Malstatt, von dem es Saarbrücken 1460 -1660 kaufte.
Zwei Höfe, die auf diesem Bannteile lagen, Breitenbach und
Habscheid, sind schon vor dem 15. Jahrhundert eingegangen.
Eine Kirche hat nie auf dem Habster Kirche genannten Flur
gestanden. Graf Simon schenkte den Rittern des Deutschen
Ordens 1227 im Westen der Burg Grund und Boden zum Bau
eines Ordenshauses nebst Ackern und Wiesen. Von der ältesten
Anlage ist noch die Kapelle übrig, das Wohnhaus dagegen stammt
aus der Mitte des 16. Jahrhunderts. Jetzt dienen die Gebäude
als städtisches Waisenhaus.
1542 werden uns 185 Familien namhaft gemacht, die in
der Stadt wohnen, ohne die gräflichen Beamten und Diener.
1628 gab es hier 291 Haushaltungen, nach den schrecklichen
Verwüstungen des 30jährigen Krieges und des Stadtbrandes
von 1677 zählte man deren nur mehr 20, die erst 1756 auf
200 angewachsen waren. Schreckliches hatte die Stadt wieder
in den Jahren 1793 u. ff. von den Franzofen zu leiden.
In kirchlicher Beziehung gehörte Saarbrücken von Anfang
an zum Stifte von St. Arnual, an das auch der Zehnten von
dem östlichen Bannteile entrichtet werden mußte. Ein Arnualer
Domherr war Kirchherr von Saarbrücken und St. Johann.
Alle Kinder wurden zur Taufe, alle Toten zum Begräbnis nach
1908 -
Saarbrücken
: Schmidtke
- Autor: Jungk, August Hermann
- Auflagennummer (WdK): 2
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schultypen (WdK): Niedere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
- Regionen (OPAC): Saarbrücken
- Inhalt Raum/Thema: Heimatkunde
- Geschlecht (WdK): koedukativ
— 61 —
werkstätte. Dampfziegeleien. Dampfmühle. Städt. Wasser- und
Gaswerk. 3 Apotheken. Hüttenlazarett. Krankenhaus. 1 Druckerei,
I Tageszeitung zc. :c.
Zur Gemeinde gehören: das Dorf Rußhütte im Fischbachtal,
der Rastpfuhl, die Jakobshütte und der Ludwigsberg.
Malstatt und Burbach waren bis in die Mitte des 19. Jahr-
Hunderts zwei getrennte Dörfer, die weit auseinander lagen, jetzt
sind sie längst zusammen gewachsen.
Der erstgenannte Ort kommt zum erstenmal? 960 vor, wo
Otto I. den Nonnen des Klosters St. Peter in Metz den Zehnten
in Madalstatt bestätigt. Der Name weist auf eine alte Gerichts-
stätte, die möglicher Weise da lag, wo die heutige evangelische
Kirche steht. Der Bann des Ortes grenzte auf der rechten Saar-
seite an Püttlingen, Güichenbach, Dudweiler und <St. Johann,
erstreckte sich aber noch weit auf die linke Flußseite, wie bei
Saarbrücken schon bemerkt ist. Wohl als Zubehör zum Quier-
schieder Wald war der Ort vom Metzer Bischof lehensrührig
und mußte deshalb Graf Simon die Gründung der Deutfch-
Ordens-Commende, die er nur auf Malstatter Bann vollzogen,
nachträglich noch von dem Bischof bestätigen lassen. Später
ward dies Abhängigkeitsverhältnis von beiden Seiten vergessen
und der Ort galt als Allod (Eigengut) der Grafen. Vom 13.
bis 15. Jahrhundert kommt eine adelige Familie vor, die sich
nach dem Orte nannte. Der Hos, den die Grafen dafelbst be-
saßen, war Jahrhunderte lang als Lehen an Burgmänner gegeben,
bis er zuletzt als Eigengut der Nachkommen derselben galt. Der
Ort hatte im Laufe der Zeit viel zu leiden; 1471 verbrannte
der Pfalzgraf von Zweibrücken die beiden Dörfer, 1627 gingen
in Malstatt 20 Häuser in Flammen aus. 1635 ging es noch
schlimmer, es waren damals hier nur mehr 5 Menschen am
Leben. 1677 rissen die Lothringer einige Häuser ab, um eine
Brücke über die Saar zu schlagen. 1793 ward das Dorf von
den Franzosen und 1815 von den Bayern geplündert, so daß
die Bewohner beide Male flüchten und sich eine Zeit lang im
Walde aufhalten mußten. 1524 hatte Malstatt 16 Familien,
1542 aber 20; 1628 zählte man in beiden Orten 44 Hausstätte,
1908 -
Saarbrücken
: Schmidtke
- Autor: Jungk, August Hermann
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- Schultypen (WdK): Niedere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
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- Regionen (OPAC): Saarbrücken
- Inhalt Raum/Thema: Heimatkunde
- Geschlecht (WdK): koedukativ
— 49 -
dienst durch einen seiner Chorherren versehen ließ. Auch nach
Einführung der Reformation gehörte Bübingen bis gegen Ende
des vorigen Jahrhunderts zur Pfarrei St. Arnual. Jetzt bilden
die ev. Einwohner des Dorfes mit den von Güdingen eine Pfarrei.
Die Katholiken gehören zu Kleinbittersdorf. Die Kirche ist uralt,
das Schiff um 1725 für 400 Gulden vom Stift umgebaut
worden. Durch den Frieden von Ryswick wurde sie zur Simultan-
kirche erklärt, was sie heute noch ist.
5. Fechingen, Dorf am gleichnamigen Bache auf der
rechten Saarseite, 253 Hr., (2289) 2247 E., 1461 ev., 786 k.,
1 ev. K, 5 ev., 3 k. Schkl., 1013 ha, 179 ha Gw., 64 ha Stw.
Mühle, Postagentur. Zur Gemeinde gehört Neufechingen im
Saartale, nahe bei Brebach.
Auf dem Banne lagen drei nun eingegangene Höfe Frie-
drichingen, Benningen und Langweiler, deren Lage durch die
Flurnamen angegeben wird. Sie hatten nachweisbar ihre eigenen
Banne. Die Bewohner scheinen ausgestorben oder im Dorf sich
niedergelassen zu haben. Die Mauern des erstgenannten Hofes
waren vor 80 — 100 Jahren noch zu sehen.
Auch auf dem Fechinger Bann finden sich Spuren vor-
deutscher Siedelungen. Wie bei Kleinblittersdorf bemerkt ist,
hatte der Abt Fulrad von St. Denis diesen Ort in seinem
Testament seinem Kloster 777 vermacht. Über die spätern Schick-
sale desselben ist nichts bekannt. Von 1190 — 1320 sind einige
Adelige nachweisbar, die sich nach dem Orte nennen. Das Stift
St. Arnual hatte hier den Zehnten und bedeutende Güter. Als
dessen Vögte haben die Saarbrücker Grafen allmählich hier festen
Fuß gefaßt. Um die Mitte des 16. Jahrhunderts finden sich
hier vier Gerichtsherren: Nassau-Saarbrücken, Lothringen, die
Mauchenheimer (in Zweibrücken) und die von der Ecken (in
Saarbrücken), letztere beide als lothringische Lehnsleute. Ward
nach dem Weistum von 1528 in Fechingen ein Missetäter er-
griffen, mußte er 3 Wochen in Saargemünd und eine in Saar-
brücken im Gefängnis fitzen, dann ward er nach Fechingen
gebracht, gerichtet und an dem Galgen auf dem Scharrnberg
aufgehangen.
4
1908 -
Saarbrücken
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- Autor: Jungk, August Hermann
- Auflagennummer (WdK): 2
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schultypen (WdK): Niedere Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Niedere Lehranstalten
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- Regionen (OPAC): Saarbrücken
- Inhalt Raum/Thema: Heimatkunde
- Geschlecht (WdK): koedukativ
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Das Kloster hatte die Hälfte des Zehnten, von der andern Hälfte
zog der Geistliche zwei Drittel, den Rest der Graf. Dieser und
das Kloster schlugen abwechselnd dem Bischof von Trier einen
Geistlichen für die Stelle vor. 1561 kaufte der Graf alle Ge-
rechtsame des Klosters für 100 Gulden. Die Kirche ist oftmals
zerstört, aber immer wieder notdürftig hergerichtet worden. Nach
den großen Kriegen hielten die ev. Geistlichen von St. Johann,
Saarbrücken und Dudweiler hier Gottesdienst, bis 1738 wieder
ein eigener Pfarrer hergesetzt ward, der auch in Gersweiler
predigen mußte. Die jetzige ev. Kirche in Malstatt ist 1869
erbaut, da aber dieselbe der angewachsenen Gemeinde nicht mehr
genügte, errichtete man in Burbach 1896 eine neue.
Die Katholiken, die sich nach den großen Kriegen hier nieder-
gelassen hatten, hielten sich bis nach der Mitte des vorigen Jahr-
Hunderts zur Pfarrei St. Johann. 1870 ward in Burbach eine
neue Kirche gebaut, aber erst 1884 eine selbständige Pfarrei
errichtet. Die kath. Kirche in Malstatt ist 1889 erbaut.
Yi. Bürgermeisterei Gersweiler
mit 3 Gemeinden und (5258) 5348 E.
I. Gersweiler, Dorf auf einer Höhe der linken Saarseite,
415 Hr., (3432) 3359 E., 1553 ev., 1806 k, 851 da, 129 ha
Gw., 310 ha Stiftswald, 1 ev., 1 k. K., 4 f., 4 ev. Schkl. Post-
agentur, Arzt, Frucht-Konservenfabrik. Zur Gemeinde gehört
das Dorf Ottenhausen (2 k. Schkl.), die Stangenmühle, das
Sprinkhaus, der Ziegelhof und der Aschbacher Hof.
Gersweiler 1312 und Ottenhausen 1320 zuerst nach-
weisbar, entstanden auf dem Banne des Hofes Aschbach, der
1252 zuerst erwähnt, dem Stift St. Arnual gehörte. Dasselbe
kaufte in den genannten Jahren einige Freie, die daselbst wohnten,
aus. Unsere Grafen hatten, als Schirmherren des Stiftes, an-
fänglich geringere Einkünfte daselbst, die sie zum Schaden des-
selben allmählich immer mehr vergrößerten. Im 13. und 14. Jahr-
hundert trugen die Herren von Siersberg, bezw. die von Kirkel
die Vogtei (Schirmherrschaft) von Saarbrücken zu Lehen. Illach
1880 -
Leipzig
: Spamer
- Autor: Hocker, Nikolaus, Köppen, Fedor von, Finger, Friedrich August, Albrecht, Längin, J., Buttgers, J., Mehlis, Christian, Klöden, Gustav Adolf von
- Auflagennummer (WdK): 2
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schultypen (WdK): Alle Lehranstalten
- Schultypen Allgemein (WdK): Alle Lehranstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
- Inhalt Raum/Thema: Vaterländische Geschichte
- Geschlecht (WdK): koedukativ
524 Die Saargegenden.
mit den dazu gehörigen Besitzungen zu einer Grafschaft erhoben. Das im
Renaissancestil erbaute Grafenschloß ist sehenswerth, ebenso eine gothische
Kapelle auf dem Kreuzberge. Karl V. hatte bei Forbach sein Lager, als
er zu seiner unglücklichen Expedition gegen Metz auszog. In der Nähe
liegt der große Fabrikort Styring, wo die Herren von Wendel bedeutende
Hohösen, Puddelwerke u. s. w. besitzen. Sie erzeugen alljährlich ca. 107,000
Ctr. Gußeisen und 146,000 Ctr. Stabeisen, Schienen und Stahl. Die
vielen hohen Rauchfänge der großartigen Etablissements geben der Land-
schast einen eigentümlichen Charakter.
Von Forbach kommen wir nach Saarbrücken, in einem wiesenreichen
Thale an der Saar gelegen und umkränzt von waldbedeckten Höhen, aus
dereu Grün mitunter Landhäuser freundlich hervorblicken. Hier hatten die
Römer bereits eine Niederlassung, die sich an die Straße nach Mainz an-
schloß. Die alte Stadt soll in einiger Entfernung von der heutigen ge-
legen haben. Auf einem Felsen an der Saar entstand das alte Grafen-
schloß. Um dieses siedelten sich die Bewohner der zerstörten Stadt an und
so entstand eine neue, die 1321 von Johann I. städtische Rechte erhielt.
Die Schwesterstadt St. Johann ist eine Gründung Arnulfs, des Sohnes
Arnold's Ii.
Man leitet gewöhnlich die Saarbrücker Grafen aus dem Geschlechte
der alten Grafen der Ardennen ab. Sie starben mit Simon Iii. in der
männlichen Linie aus und ihre Besitzungen kamen dnrch Heirath an Ama-
deus von Montfaucou. Mit Johann Ii. erlosch 1381 auch dieses Geschlecht.
Seine einzige Tochter Johanna war vermählt mit dem Grafen Johann I.
von Nassau, den Karl Iv. 1366 in den Fürstenstand erhoben hatte. Die
Nachkommen derselben besaßen die Grafschaft ungestört, bis König Lud-
wig Xiv. von Frankreich, gestützt auf den Ausspruch seiner Rennions-
kammern, sich ihrer bemächtigte. Im Ryswicker Frieden mußte er aber die
schönen Besitzungen zurückgeben. Im Jahre 1801 kam Saarbrücken mit
St. Johann an Frankreich und 1816 an Preußen.
Das Läudcheu hat dem Fürstenhause Manches zu verdanken. Besonders
segensreich war das Wirken des Fürsten Wilhelm Heinrich, der Landstraßen
baute, Handel und Industrie beförderte, die Stadt Saarbrücken bedeutend
erweiterte und verschönerte und z. B. 1750 das nene prachtvolle Residenz-
schloß baute, dessen ausgedehnte Räume manche Feste gesehen haben. Von
ihm rühren auch die katholische und die resormirte Kirche, das Rathhaus,
der Lustgarten, der Platz um die Ludwigskirche, die Terrassen und die Kastanien-
allee um St. Johann und manches Andere her. Wie beliebt der Fürst bei
seinen Unterthanen war, erhellt aus dem glänzenden Feste, das sie ihm
gaben, als der Erbprinz 1755 von den Blattern genesen war. Er be-
antwortete die Glückwunschgedichte seiner treuen Bürger ebenfalls poetisch,
indem er dekretirte:
Zwei Jahre seid ihr zehntenfrei Euch ein Vergnügen anzurichten.
Von allen Stifts- und Herrschastsbrüchten; Mein Eifer wird beständig sehn
Glaubt, daß es meine Freude sei, Auf aller Bürger Wohlergehn.
1908 -
Saarbrücken
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- Autor: Jungk, August Hermann
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- Inhalt Raum/Thema: Heimatkunde
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— 29 —
sich an vielen Fehden mit Metz und Lothringen. Seine zweite
Frau, Elisabeth von Lothringen, hat sich in der deutschen Literatur-
geschichte dadurch einen Namen gemacht, daß sie zwei französische
Romane aus der Karlssage: „Loher und Maller" und ..Hug-
Chapler", d. i. Hugo Capet, ins Deutsche übersetzt hat. Von
diesen ist besonders der erstere im 16. und 17. Iahrh. oftmals
gedruckt und noch im 19. Iahrh. in Unterarbeitungen heraus-
gegeben worden. Unter seinem Sohn Johann Iii., gestorben 1472,
hatte das Land viel durch Kämpfe mit Pfalz-Zweibrücken zu leiden.
Dessen Nachfolger, Johann Ludwig, gest. 1545, machte 1495 eine
Pilgerfahrt nach Palästina, tat viel für sein Land, half 1525 die
aufrührerischen Bauern beizabern schlagen. Unsere Grafschaft scheint,
mit geringen Ausnahmen, damals ruhig geblieben zu sein.
Philipp Ii., gest. 1554, baute die sogenannte alte Brücke
bei Saarbrücken 1547 und führte aus dem St. Johanner Walde
eine Wasserleitung ins Schloß. Leibarzt desselben war eine
Zeitlang der berühmte Hieronymus Bock, der die erste deutsche
Pflanzenkunde „Gewächsbuch" herausgegeben hat. Den Kaifer
Karl V. hat Philipp zweimal in seinem Schlosse beherbergt, das
letzte Mal 1551 auf dessen unglücklichem Zuge gegen Metz, infolge-
dessen dann die Franzosen einige Orte unseres Landes plünderten.
Unter Johann Iv., gest. 1574, der fast alle Kriege Karls V. als
Führer von größeren Abteilungen von Landsknechten mitgemacht
hat, löste sich das Stift St. Arnual auf. Der Graf zog die
grundherrlichen Rechte desselben an sich und ließ die andern
Einkünfte desselben durch weltliche Schaffner verwalten und zur
Unterhaltung der Kirchen und Geistlichen der Stiftsorte verwenden.
Die Lehren der Reformation hatten unter den beiden letzt-
genannten Grafen sich auszubreiten begonnen, ohne daß dieselben,
die für ihre Person dem alten Glauben treu blieben, dagegen
auftraten. 1574 erhielt nun aber der schon ev. Graf Philipp Iii.
von Nassau- Saarbrücken in Weilburg im Erbgang das Land.
Dieser führte fofort nach seinem Regierungsantritt die Reformation
in allen seinen linksrheinischen Besitzungen ein und ward von
nun an kein Andersgläubiger bis zu den französischen Kriegen in
den nassau-saarbrückischen Landen geduldet.
1908 -
Saarbrücken
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- Autor: Jungk, August Hermann
- Auflagennummer (WdK): 2
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- Inhalt Raum/Thema: Heimatkunde
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— 91 —
von Altenkessel, wo früher eine Glashütte gestanden haben soll),
der Weiler Großwald, die Grubenanlagen Gerhardsgrube
und Leopoldtage st recke.
Manches weist darauf hin, daß dieser ganze Distrikt schon
in vordeutscher Zeit ein Landgut war, dessen Besitzer in der
Nähe der Ritterstraße gewohnt hat. Im 12. Jahrhundert ist
das ganze Eigentum des Grasen Volmar von Metz, der es 1157
dem Metzer Bischof als Lehen aufträgt. Im Erbgang kam es
dann im Laufe der Jahre an die Herren von Forbach, von
Chrichingen, Ostfriesland und endlich 1726 an die Grafen von
Wied-Runkel, von welchen es Saarbrücken 1778 um 120 000
Gulden kaufte. Die Oberhoheit war von Metz an Lothringen,
dann an Frankreich übergegangen, das sie 1766 an Saarbrücken
abtrat. 1341 erbaut der Forbacher Herr im Orte eine Burg,
von der noch die Reste eines runden Turmes erhalten sind. 1408
wird Chrichingen zum ersten Male mit der Beste Püttelange im
Köllertal beliehen und heißt der Ort von da an Chrichingen-
Püttlingen. Zu der Herrschaft gehörten noch Obersalbach, Reis-
weiter und Fahlschied. Saarbrücken hatte in schon früheren
Zeiten einige Einkünfte hier, wie auch Anteile an der Jagd.
Schon 1606 werden Kohlengruben auf dem Banne erwähnt.
Um die Mitte des 18. Jahrhunderts glaubten die Bewohner von
Püttlingen das Recht zu haben, selbst Kohlen im Großwald zu
graben. Mit harten Strafen mußten sie das aber büßeu. In
den Unruhen der französischen Revolution verpachteten sie die
früher herrschaftlichen Gruben an eine französische Gesellschaft,
diese ward aber gezwungen, das Pachtgeld an die Republik und
nicht an das Dorf zu zahlen, dieses hatte also wieder das Nach-
sehen. 1793 schon ward der Ort auf sein Ansuchen mit Frank-
reich vereinigt, weshalb er bis 1815 zum Moseldepartement
gehörte.
Die Gräfin Luise von Ostfriesland gründete 1720 an der
Saar einen Hof, der nach ihr genannt ward. Die Saarbrücker
Regierung ließ denselben 1770 in zwei Teile zerlegen und ver-
steigern. Mehr dem Volksmund scheint für diesen Hof der Namen
Rockershausen anzugehören, der 1760 zuerst nachweisbar ist. Im
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— 81 —
11. Kutzhof, Dorf auf der rechten Talseite, 48 Hr., (243)
300 k. E. 177 ha, 20 ha Stw. 1 k. Schkl. Der Ort war
lothringisch und kam erst 1766 an Saarbrücken. 1781 standen
hier 5 Häuser, 1800 deren 7 mit 56 Bewohnern.
12. Lummerschied, Dorf am Kutzhofer Bache, 55 Hr.,
(390) 374 E., 351 k., 23 eo., 277 ha, 2 ha Stw., 1 k. Schkl.
Das Dorf gehörte den Herren von (Ur-)Eksweiler, die es
1286 dem Kl. Wadgaffen verkauften, von dem es 1548 Saar-
brücken gegen Bous eintauschte. — Erst 1736 wurden die Äcker
unter die 6 Bewohner als Eigentum verteilt, vorher waren sie
Gemeindeeigentum und wurden von Zeit zu Zeit unter die
Bauern verlost. Zur Gemeinde gehört das Haus Brückhumes
und die 1618 erbaute Rinkhardtsmühle.
Zu bemerken ist noch, daß der Ort schon im 16. Jahr-
hundert Nummerschied und Nummerscht genannt wird.
13. Niedersalbach, Dorf auf der rechten Talseite, 81 Hr.,
(578) 511 E., 345 k., 166 ev., 365 ha.
In den frühesten Zeiten scheint Saarbrücken nur einige
Bauerngüter — Vogteien damals genannt — hier gehabt zu
haben. Die Herren von Siersberg haben 1212 auch Besitzungen
hier, die sie Kurtriec zu Lehen auftragen. Lothringen, das schon
srüher Ansprüche auf den Ort erhoben, nahm ihn 1672 in Besitz,
1766 kam er wieder an Saarbrücken. 1542 wohnen hier sechs
Familien, 1800 sind es 12 mit 80 Bewohnern.
14. Numborn, Dorf auf der linken Talseite, 32 Hr.,
(187) 184 E., 183 k., 1 ev., 195 ha.
Der Ort gehörte einer adeligen Familie von Mehlenbach,
deren nahe beim Dorf gelegenes Schloß schon 1638 als altes
Gemäuer bezeichnet wird und jetzt ganz verschwunden ist. Die
Herren von Mehlenbach, wahrscheinlich ein Abspliß der Saar-
brücker Grafen, erscheinen vom 13.—16. Jahrhundert in der
letzteren Diensten, sie verkaufen 1422 alle Einkünfte aus dem
Dorf an die Frühmesse in Kölln um 250 Gulden. Nach Ein-
sührung der Reformation wurden alle kirchlichen Einkünfte der
Grafschaft zu einer Kirchenschafsnei vereinigt, von welcher das
Dorf Kölln die aus Numborn fließenden Gefälle 1602 um
6
1908 -
Saarbrücken
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- Autor: Jungk, August Hermann
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— 57 —
Merowinger Theudebert schenkte den Königshof Merkingen an
der Saar dem Bischof Arnualdus von Metz. Letzterer legte sein
Amt nieder und zog sich nach Merkingen zurück, Über dem
Grabe des „Heiligen" ward nach seinem Tode eine Kapelle er-
richtet, der viele Geschenke zuflössen und wohin man von weither
wallfahrte. Besonders der Bliesgaugraf Odaker scheint der Kirche
sehr viel zugewendet zu haben, daß er sogar als der Gründer
derselben angesehen ward (Ende des 9. Jahrhunderts). Das
Stift besaß ursprünglich den ganzen Bann von St. Arnual,
Brebach, Scheidt sowie den ältesten Teil des von St. Johann
und den Hof Afchbach d. i. die heutige Bürgermeisterei Gersweiler
und noch eine Anzahl Höfe in andern Orten. Nicht blos in den
genannten Dörfern hatte das Stift den Zehnten, sondern auch
in Fechingen, Güdingen, Bübingen, Scheidt und Sulzbach, sowie
in den lothringischen Dörfern Buschbach, Heßlingen und Thedingen.
In allen diesen Orten waren die Stiftsherrn die Geistlichen,
ließen aber den Gottesdienst wohl meist durch Kapläne halten,
da sie selbst durch die feierlichen Gottesdienste in der Stiftskirche
und die Abhaltung der vielen daselbst gestifteten Messen reichlichst
beschäftigt waren. Bis in die letzten Jahrhunderte waren hier
7 Geistliche, Kanoniker, Chor- oder Domherrn genannt. Jährlich
wählten sie sich einen zum Vorsteher, Dekan oder Dechant, ein
anderer war Scholastikas, Lehrer, ein dritter Kantor, Sänger,
ein vierter Bursner, Verwalter der Einkünfte. Für das Ansehen
der Stiftes spricht der Umstand, daß es als zweiter Sitz des
Bischofs von Metz im Mittelalter galt, aber nicht dessen Gerichts-
barkeit unterstellt war.
Als Schirm und Hochgerichtsherrn hatten die Grafen von
Saarbrücken bedeutende Einkünfte aus dem Stift, die sie nach
und nach zu vergrößern wußten. Auch andere benachbarte Herrn,
besonders lothringische, entzogen demselben soviel als sie nur
konnten. Nach der Mitte des 16. Jahrhunderts suchten die
Stiftsherren ganz von dem Grafen loszukommen und reichs-
unmittelbar zu werden, auch die Reformation einzuführen. Der
Graf Johann Iv., der noch kath. war, widersetzte sich dem aber,
1569 löste das Stift sich auf. Der Graf zog alle Rechte, die
1906 -
Leipzig
: Dürr
- Autor: Hupfer, Ernst
- Auflagennummer (WdK): 2
- Sammlung: Geographieschulbuecher Kaiserreich
- Schulbuchtyp (WdK): Hilfsbuch
- Schultypen (WdK): Lehrerseminar
- Schultypen Allgemein (WdK): Lehrerbildungsanstalten
- Bildungsstufen (OPAC): Lehrerbildungseinrichtungen
- Schulformen (OPAC): Lehrerbildungsanstalt
- Inhalt Raum/Thema: Geographie, Region?
- Inhalt: Zeit: Geographie
- Geschlecht (WdK): Jungen
Die Territorialentwicklung Süddeutschlands.
41
volkreicher Ortschaften, deren Bergbau seinen Absatz weniger in den am
Schacht entstandenen Industrien sucht als in der Versorgung eines weiten,
bis nach der Schweiz und nach Italien reichenden Gebiets." Die Ver-
sendung erfolgt besonders durch die kleine Saar, den Seitenkanal und den
Rhein-Marne-Kanal, sodann durch die Eisenbahnen, von denen eine von
Metz über Saarbrücken—kaiserslautern nach Mannheim, eine andere von
Metz nach Straßburg, eine dritte von Metz über Trier nach Koblenz
führt. Der Hauptort Metz an der Mosel, eine ar. Mst., ist vorwiegend
Militärort, eine starke Grenzfestung, treibt aber auch Eisen- und Stahl--
Warenindustrie. Im Kohlengebiete sind die schon zur Rheinprovinz
gehörigen Schwesterstädte Saarbrücken und St. Johann, beide durch
Brücken verbunden, und jede eine kleine Mittelstadt, durch Eisenindustrie
wichtig. So ist das Lothringer Stufenland ein gut bevölkertes
Landwirtschafts- und Bergbaugebiet, das vor allem Steinkohlen,
Eisen- Obst und Wein aus-, Nahrungsmittel (Fleisch) einführt.
Mithin ist das Südwestdeutsche Becken in seiner Gesamt-
heit, bedingt durch den fruchtbaren Boden, die reiche Be-
Wässerung, das milde Klima und die vielen Verkehrswege,
durch den Fleiß seiner Bewohner ein reiches, stark bevölkertes
Ackerbau- und Industriegebiet geworden.
§ 16. Die Territorialentwicklung Süddeutschlands.
1. Das Königreich Bayern.
[Es ist aus dem Stammesherzogtum gleichen Namens hervorgegangen,
dessen Kern das Alpenvorland östlich von dem Lech mit der Oberpfalz
bildete. Als Kaiser Friedrich I. den Bayernherzog Heinrich den Löwen,
um ihn für seinen Abfall zu strafen, ächtete, gab er das Herzogtum
Bayern dem Grafengefchlechte der Wittelsbacher. Kaiser Friedrich Ii.
fügte zu Anfang des 13. Jahrhunderts die Pfalz hinzu, in der schon
Grafen aus dem Hause Wittelsbach regierten. Nachdem der Bayern-
herzog Ludwig Kaiser von Deutschland (unter dem Namen Ludwig der
Bayer bekannt) geworden war, teilte er seinen Hausbesitz 1329 in das
Herzogtum Bayern, das er seinen Söhnen übergab und das das eigent-
liche Kernland ohne die Oberpfalz umfaßte, und in die Kurpfalz, die er
den Söhnen seines verstorbenen Bruders Rudolf verlieh, und zu der die
Rhein- oder Unterpfalz und die Oberpfalz gehörten. Im Dreißigjährigen
Kriege hielt der Bayernherzog Maximilian zum Kaiser, während der