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1. Auswahl erdkundlicher Charakterbilder - S. 101

1907 - Münster i.W. : Aschendorff
Marschlandschaften an der Weier. 101 Der Fährmann von der Müggelbude hat sich^zu mir gesetzt, und ich dringe jetzt in ihn, mich über den Tee zu fahren, aber statt jeder Antwort zeigt er nur auf eine grauweiße Säule, die mit wachsender Hast auf uns zu- kommt. Wie zornige Schwäne fahren die Wellen der Miiggel vor ihr her, und während ich meinen Arm fester um die Fichte lege, bricht der Sturm vom See her in den Wald hinein und jagt mit Gekläff und Gepfeif durch die Kronen der Bäume hin. Einen Augenblick nur, und die Ruhe ist wieder da- — aber die Bäume zittern noch nach, und auf dem See, der den Anfall erst halb überwunden, jagen und haschen sich noch die Wellen, als flöge ein Zug weißer Möven dicht über die Oberfläche hin. Die Müggel ist bös! es ist, als wohnten noch die alten Heidengötter darin, deren Bilder und Altäre die leuchtende Hand des Christentums vou den Müggel- bergen herab in den See warf. Die alten Mächte sind besiegt, aber nicht tot, und in der Dämmerstunde steigen sie herauf und denken, ihre Zeit sei wieder da. 16. Marschlandschaften an der Weser. (Sladland und Butjadingen). Hermann Allmers: Marschenbuch. Land- und Volksbilder aus den Marschen der Weser und Elbe. 2. durchges. und verm, Auflage. Oldenburg 1875, Schulzesche Buchhandlung. S. 358, 375—383. (Gekürzt.) Stadland und Butjadingen haben beide so viel Ge- meinsames in ihrem äußern Charakter, ihrem Volke, ihrer Bauart, ihrer Agrikultur, ihrer Geschichte und gehen überdies so ineinander über, daß nur dem ge- übtern Blick eines aufmerksamen Beobachters die ge- ringern Unterschiede derselben bemerkbar werden. Nur ist in erstem Marsch der Boden schwerer, also tonreicher und weniger sandig, und daher ist man hier naturgemäß

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1. Auswahl erdkundlicher Charakterbilder - S. 102

1907 - Münster i.W. : Aschendorff
102 Marschlandschaften an der Weser. mehr auf Viehzucht angewiesen, während in letzterer des leichten Bodens halber der Ackerbau entschieden vor- herrscht. Der größte Unterschied zwischen beiden besteht aber namentlich darin, daß das Stadland noch überall als Flußmarsch, Butjadingen dagegen in Klima und Strandflora als völlige Seemarsch anzusehen ist, da dessen User rings die Salzflnt bespült: hier die Wesermün- dung, dort die des Jadebusens, dem es seinen Namen verdankt. Was Kultur des Landes und Zivilisation der Be- wohner betrifft, können wir Butsadingen, namentlich aber Stadland, unter den Marschen an der Weser nnbe- dingt den ersten Rang zusprechen, und es nimmt in sei- ner Weise hier ganz die Stelle ein, welche Hadeln unter den Elbmarschen behauptet, während das eigentliche But- jadingen dem Stadlande etwas nachsteht, vor allem im Bildungsstande seiner Bevölkerung. Nirgends am ganzen rechten und linken Weserufer aber finden wir so herrliche, woblgepflegte und muster- hafte Marschhöfe als im Stadlande' nirgends die Felder in solch nntadelhaftem Stande, die Viehzucht auf solcher Höhe und Bedeutsamkeit; in keiner Marsch eine solche Ordnung und fast holländische Reinlichkeit in der ganzen Wirtschaft, und nirgends so uralte, noch blühende, reiche Patriziergeschlechter, als diese Marsch sich deren rühmen kann. Das Land bietet nicht wie Stedingen und die gegen- überliegenden Wesermarschen den Anblick so mächtiger, baumloser, ununterbrochener Ebenen und wieder so kompakter Dorfschaften, sondern es hält gewissermaßen die Mitte zwischen diesen und den Elbmarschen, die überall mit einzelnen Höfen und Häusern besät sind und das Auge selten ein Stück Horizont sehen lassen. Es gibt hier nicht nur zahlreiche kleinere Dörfer, sondern auch eine Menge Höfe und Einzelhäuser, die sich aber nicht unregelmäßig zerstreut, sondern fast immer reihen- weise au den Hauptstraßen gelegen durchs Land ziehen.

2. Auswahl erdkundlicher Charakterbilder - S. 105

1907 - Münster i.W. : Aschendorff
Marschlandschaften an der Weser. Einige Jahre nach der Weihnachtsslut 1717 ent- deckte durch Zufall ein Hausmann zu Fedderwarden, namens Jürgens, die merkwürdige Wirkung dieser Kalkerde ans den Pflanzenwuchs und ward der erste Wühler des Landes. Seitdem ist diese Weise für den Ackerbai! Butjadingens mit jedem Jahr von zunehmen- der Bedeutsamkeit geworden, und wer eine Bank Wühl- erde in seiner Besitzung sindet, kann es als einen wahren Schatz ansehen, bcnn mancher Strich Landes, der einst für den Pflug uuberührbar bleiben mußte, trägt nun die üppigsten Raps- und Kornfelder. — Der Ackerbau herrscht jedoch am meisten in Butjadingeu, im Stadlande steht dagegen Viehzucht, Fettweiden des Viehes und Handel damit in erster Reihe und zwar aus einer so blühenden Höhe und in einer Bedeutsamkeit, wie in keiner andern Marsch. Das ganze Land macht im Sommer ans den Frem- den einen äußerst wohltuenden Eindruck, und eine Fahrt von Brake längs dem Strome bis zur Nordspitze von Langwarden kann sicherlich zu den lohnendsten Ausflügen gerechnet werden, die man in den Marschen unternehmen kann. Da liegt sie vor uns, die reichgesegnete, grüne Ebene, und wir durchfliegen sie im kleinen, offenen Wagen aus den schönsten, wohlgepflegtesten Wegen, wie keine zweite Marsch sie aufweisen kann. Anch ein dichtes Netz von schönen Sandpsaden zieht sich durchs ganze Land von Tors zu Tors, so daß man selbst in regen- vollster Herbst- und Winterzeit, wo andere Marschen kaum zu passieren sind, trockenen Fußes von einem Ende bis zum andern wandern kann, und seit einem Jahr- zehnt kann man auf herrlichen Klinkerchausseen durchs Land rollen, dessen Fuhrwerke wieder das schnaubende Dampfroß überholt. Zu beiden Seiten der gräbenumzogeuen Landstücke liegen die üppigen Fettweiden dicht aneinander gereiht. Hier grasen die herrlichen Rinder so schön und behäbig, daß selbst Helios seine Freude daran haben würde; dort

3. Bilder von den deutschen Nordseeküsten und aus dem westlichen Tiefland - S. 132

1885 - Leipzig : Spamer
132 Bremen und die Wesermündung. Geschichte haben, daß es schwer hält, sie voneinander zu unterscheiden. Der größte Unterschied dürfte der sein, daß das Stadland als Flußmarsch, Butjadingen dagegen als völlige Seemarsch, namentlich in Klima und Strandflora, anzusehen ist. Früher begriff man auch die ganze Gegend unter der gemeinsamen Benennung Rustringen. Die Namen Stad und Butjadingen kommen erst ziemlich spät vor. In keiner Marsch ist der Boden so wellig, wenn auch nur in leise ge- dehnten Linien geschwungen, als hier. Der Grund mag teilweise in den einstigen Jnselbildungen beruhen, andernfalls indes trägt die Menge von alten, jetzt sehr zusammengesunkenen oder auseinander gespülten Wurten des Landes zu dieser Erscheinung bei, welche wir nirgendwo so zahlreich wiederfinden. Was die Kultur des Landes und die Zivilisation der Bewohner betrifft, können wir Butjadingen, namentlich aber Stadland, unter den Marschen an der Weser unbedingt den ersten Rang zusprechen, und es nimmt in seiner Weise hier die Stelle ein, welche Hadeln unter den Elbmarschen behauptet, während das eigentliche Butjadingen dem Stadlande etwas nachsteht und ungefähr zu diesem sich wie Kehdingen zu Hadeln verhält, vor allem im Bildungsstande seiner Bevölkerung. Nirgends am ganzen rechten und linken Weserufer finden wir so herrliche, wohlgepflegte und musterhafte Marschhöfe als im Stadlaude; nirgends die Felder in solch uutadelhaftem Stande, die Viehzucht auf solcher Höhe und Bedeutsamkeit; in keiner Marsch eine solche Ordnung und fast holländische Reinlichkeit in der ganzen Wirtschaft, und nirgends so uralte, noch blühende, reiche Patriziergeschlechter, als diese Marsch sich deren rühmen kann. Das Land bietet nicht wie Sted'ngen und die gegenüberliegenden Weser- marschen den Anblick so mächtiger, baumloser, ununterbrochener Ebenen und wieder so kompakter Dorfschaften, sondern es hält gewissermaßen die Mitte zwischen diesen und den Elbmarschen, die überall mit einzelnen Höfen und Häusern besäet sind und das Auge selten ein Stück Horizont sehen lassen. Es gibt hier nicht nur zahlreiche kleinere Dörfer, sondern anch eine Menge Höfe und Einzelhäuser, die sich aber nicht regelmäßig zerstreut, sondern fast immer reihenweise an den Hauptstraßen gelegen durchs Land ziehen. Die Bauart ist im ganzen wenig von der in andern Wesermarschen verschieden, nur macht sich in diesem und jenem, wie auch in Sitte und Sprache ein offenbar vom west- lichen Friesland hergedrungener Einfluß bemerkbar. Um 1720 entdeckte durch Zufall ein Hausmann zu Fedderwarden, Namens Jürgens, die merkwürdige Wirkung der Kalkerde, die hier häufig in Bänken gelagert vorkommt, auf den Pflanzenwuchs und ward der erste „Wühler" im Lande. Seitdem ist das „Wühlen", d. h. das Heraufholen dieser Erde aus den Bänken und Ausbreiten auf der Ackerfläche, für den Ackerbau Butjadingens mit jedem Jahre von zunehmender Bedeutsamkeit geworden, und wer eine Bank Wühlerde in seiner Besitzung findet, kann es als einen wahren Schatz ansehen. Denn mancher Strich Landes, der einst für den Pflug uuberührbar bleiben mußte, trägt jetzt die üppigsten Raps- und Kornfelder. — Während in Butja- dingen meist der Ackerbau vorherrscht, steht im Stadlande dagegen Viehzucht, Fettweiden des Viehes und Handel damit in erster Reihe und zwar auf einer so blühenden Höhe und in einer Bedeutsamkeit, wie in keiner andern Marsch. Das Land macht im Sommer auf den Fremden einen äußerst wohl- thuenden Eindruck. Da liegt sie vor uns die reichgesegnete Ebene. Zu beiden

4. Landeskunde des Großherzogtums Oldenburg - S. 38

1918 - Breslau : Hirt
38 Das Herzogtum Oldenburg. Sieg Graf Johanns V. über die Friesen 1499 in der oldenburgischen Geschichte be- rühmt geworden. Bei Langwarden erfolgte 1514 die letzte, entscheidende Nieder- läge der Rüstringer, nach welcher Butjadingen an Oldenburg kam. Tossens ist See- bad. Von der schwer gebauten Anlegebrücke Eckwarderhörne geht eine Dampf- fähre nach Wilhelmshaven. Die Jeverische Marsch, in der sich eine große Anzahl über das Land zerstreuter Wurten befindet, gehört zwanzig Gemeinden. Die zahlreichen kleinen Kirchen dienten als Festungskirchen. Accum, Fedderwarden und Sengwarden bildeten die Herrlichkeit Kniphausen. In der Kirche zu Accum ruhen der Häuptling Tido von Knipens und seine Gattin Eva von Rennenberg, die schon um 1550 ihre Untertanen für eine feste Abgabe von allen Hofdiensten und anderen Verpflichtungen befreiten. Ihre Grabdenkmäler sind erhalten. Von der alten Burg Kniphausen sind einige Gebäudeteile und ein Turm auf dem mit einem Graben umzogenen Platze erhalten. Der ursprüngliche Name von Hohenkirchen war Gokerken. Bischof Ansgar von Bremen gründete hier im 9. Jahrhundert die Mutterkirche des Wangerlandes. Aus den Kapellen, die ihr untergeben waren, wurden später eigene Kirchspiele. Wertvolle holzgeschnitzte Heiligenfiguren der Kirche aus gotischer Zeit befinden sich jetzt im Kunst- gewerbemuseum zu Oldenburg. Altar, Kanzel und Taufsteindeckel sind von Ludwig Munstermann geschnitzt und erhalten. Alte Häuptlingssitze, wie Fischhausen und die Sibetsburg Ede Wimmekens in der früheren Gemeinde Neuende und andere, sind noch im Jeverland genug zu erkennen. Die Stadt Rüstringen, 47600 Einwohner, die das Amt gleichen Namens ausfüllt, ist aus den Gemeinden Bant, Heppens und Neuende gebildet worden. Die Bevölkerung besteht überwiegend aus Arbeitern, die auf den Werft- und Hafeuanlagen der Kaiserlichen Marine beschäftigt werden. Etwa an dieser Stelle lag das alte Kirchspiel Bant; die Fundamente der Kirche, die nach der Antoniflut von 1511 ausgedeicht wurde, sind auf dem Banter Kirchhof im Außen- groden noch fast vollständig erhalten. Rüstersiel und Horumersiel an der Jade sind Seebäder. Die Grenze zwischen Jeverland und Ostfriesland verläuft in der. Nähe der Küste schnurgerade und heißt die Goldene Linie, weil sie bei der Grenzregelung auf der Karte mit Gold eingetragen war. Das Vorland und die Inseln. Außendeichs liegt das Watt; es ist das schlickerfüllte Land, welches täglich zweimal überflutet wird und zweimal aus dem Meere hervortritt, rings um den Jadebusen, dann nörd- lich von Butjadingen der Langlütjensand mit zwei Forts und der Hohe Weg und die Alte Mellum, nördlich von Ieverland Mmser Oldeoog und das Neue Brack. Tiefe Rinnsale, die Baljen, ziehen sich von der offenen See in das Watt hinein. Das offene Fahrwasser berührt nur an zwei Punkten die Küste unmittelbar: bei Fedderwardersiel in Butjadingen und bei Wilhelmshaven. Zu großen Häfen ist aber außer der durch einen Meer- busen erzeugten Jade nur die Weser geeignet. Die Watten sind alle sehr verschieden voneinander. Minser Oldeoog und die Alte Mellum lassen sich mit Pferd und Wagen erreichen, der Weg von Wangeroog nach dem Fest- land ist durch tiefe Schlicklagen gefährlich. Die Deiche liegen nirgends hart am Watt, sondern sind durch Außengrodenland geschützt, das durch künst- liche Vorrichtungen in das Watt vorgeschoben wird. So schreitet der Land- gewinn besonders an der jeverischen Küste fort. Im Jadebusen darf kein Land dem Watt abgewonnen werden, weil dadurch die Stromkraft und die Tiefe des Wilhelmshavener Fahrwassers verringert würde. Die olden- burgische Regierung mußte im Interesse des Reichskriegshafens auf den Versuch verzichten, durch eine große Schlenge, die seit den fünfziger fahren

5. Charakterbilder deutschen Landes und Lebens für Schule und Haus - S. 41

1875 - Leipzig : Brandstetter
41 tausendfaches Leben hervorruft, scheint hier einem ewigen Tode verfallen. Man kann stundenlang der Straße folgen, ohne einem Wagen, einem Wanderer zu begegnen; kaum läßt ein einsamer Vogel seine Stimme hören, die wie eine Klage durch die Oede schallt. Doch dort zeigt sich ein Schäfer, der, in weißwollenem Mantelkragen auf einem Erdwalle sitzend, langsam strickend die rochen Finger bewegt. Winzige Schafe von struppigem und schmutzigem Aussehen bewegen sich in possierlichen Sprüngen um ihn her. Es sind dies die Haidschnucken, deren Wolle einst ein Leipziger Kaufherr für Hundshaar erklärte. Hier in diesen Gegenden wird, wenn irgendwo, die Eisenbahn eine unendliche Wohlthat sein; sie wird, in weit höherem Grade als die öden Landstraßen, als Brennpunkt des Verkehrs und der Cultur dienen, und nebenbei wird der Reisende den Vortheil haben, in möglichst schneller Zeit die braune Oede zu überwinden. Man könnte den Großherzog von Oldenburg den Pharao mit den sieben fetten und den sieben mageren Kühen nennen; die sieben mageren sind die Geest, die sieben fetten die Marsch. Marsch, ein Wort, das sprachlich und sachlich an das lateinische mare und das französische marais erinnert, heißen die fetten Niederungen an den Flußmündungen und Meeresküsten, die jenen Mündungen benachbart sind. Ein eigenthüm- licher, durch Anschwemmung gebildeter, schwerer Thonboden, Klei ge- nannt, der neben Thon, Lehm und Sand auch Torf und andere Pflanzentheile, Muscheln, Infusorien und überhaupt verschiedene thieri- sche Ueberreste enthält, verleiht der Marsch die außerordentliche Frucht- barkeit, wovon Weiden und Fruchtfelder ein glänzendes Zeugniß ab- legen. Ist der Süden des Herzogthums das Hauptgebiet der Geest, so ist der Norden das der Marsch. Der großen, im Nordwesten und Nord- osten gelegenen Marschen Jeverland und Butjadingen ist schon oben ge- dacht. Ein dritter Marschdistrict ist das Stedinger Land an der Weser und untern Hunte, das, im Gegensatze zu jenen, bloße Flußmarsch ist. In alten Zeiten erstreckte sich die Wesermündung über dieses dem Wasser abgetrotzte Gebiet. Alles Marschland muß durch hohe, sehr kostbare Dämme, Deiche genannt, gegen das andringende Meer geschützt werden. Besondere Ge- fahr bringt das Zusammentreffen von Spring - und Sturmfluth, wenn nämlich der höchste Standpunkt der Fluth, der beim Voll- und beim Neumond ungewöhnlich schnell eintritt, durch einen auf das Land we- henden Sturm noch gesteigert wird. Zu verschiedenen Zeiten sind Sturm- fluchen für das oldenburger Tiefland verderblich gewesen, ja der ganze Jahdebusen ist ein ungeheures Grab, worin eine Menge Ortschaften, deren Namen noch bekannt sind, seit drei, vier und sechs Jahrhunderten versunken liegen. Um die Marsch zu entwässern, sind eine Menge Kanäle, sogenannte

6. Auswahl erdkundlicher Charakterbilder - S. 99

1907 - Münster i.W. : Aschendorff
Bilder aus dem Spreelande. 99 reicht, dies eine Kolonie ans der Zeit des großen Königs, der es sich zur Aufgahe stellte, die bis dahin unbewohnten Müggelforsteu, die große Waldinsel zwischen der dent- scheu und wendischen Spree, zu kolonisieren. Rahnsdorf und Friedrichshagen blicken mit ihren schmucken roten Dächern auf den See hinaus, aber es sind nicht eigentliche Seedörfer; sie liegen am Ufer der Spree, nicht am Ufer der Müggel. Am Müggelsee selber, den nichts wie Sandstreifen und ansteigende Fichten- Waldungen einfassen, erhebt sich nur eiu einziges Haus: die Müggelbude. Diese Müggelbude, auf einer vor- springenden Sanddüne gelegen, die sich vom- Westufer aus wie eine kurze Landzunge in die Müggel hinein erstreckt, ist der geeignetste Punkt, um den See und seine Ufer zu überblicken. Den See in Front, den Wald im Rücken, so liegt die Müggelbude da, Fährhaus und Gasthans zugleich, und in dunklen Sturmnächten ein Leuchtturm für die geängstigten Schiffer. Denn die Müggel ist ein gefürchtetes Wasser und im November, wenn die Sturmzeit kommt, oder im Frühjahr, wenn das Eis ausgeht, werden hier Abenteuer bestauden, die wohl Anspruch hätten, ihren Erzähler zu fiuden. Ein See- roman in der Mark! Die Müggelbude steht hoch; unmittelbar daneben flachen sich die Ufer ab und bilden einen kaum zehn Fuß hohen Saudgürtel, der nach vorn hin wie eine Mauer steil abfallend, den See in seiner Ausdehnung umzirkt. Auf diesem Sandhügel nehmen wir Platz, und eine knorrige Fichte im Rücken, deren vorgebeugter Schirm schon halb über dem Wasser schwebt, sitzen wir jetzt auf einer Art Moos- oder Erdbank und blicken auf die weite Wasserfläche hinaus, die wie in leiser Brandung ihre Wellchen bis unter unsere Füße schickt. Der See ist wie ein Haff, und so oft die Wellen zurückrinnen, bliuken die weißen Muscheln, die der See ans Ufer geworfen. Es ist wie Märchenklang, so an der Müggel zu sitzen und, die leise Musik von Wald und Wasser um sich her,

7. Landeskunde des Großherzogtums Oldenburg - S. 9

1918 - Breslau : Hirt
Entstehung des Bodens. — Klima. 9 Untergründe an einer Stelle, die durch Niederschlagswasser feucht genug ist, um den Torfmoosen ein Fortkommen zu gewähren. Sie wuchsen über Höhen und Tiefen zu einem Riesenschwamm mit uhrglasförmig gewölbter Oberfläche heran, begruben ganze Wälder unter sich und fanden nur an den Flußadern ihre Grenze. Bedeutende Flächen der Hochmoore werden jetzt mit Kunstdünger in Anbau genommen, ein ganz geringer Teil wird noch gebrannt, daher rührt der Moorrauch, der früher gerade an den. schönsten Frühlingstagen am lästigsten auftrat. Die Marschen sind bei dem Wechsel von Ebbe und Flut durch die Schlickablagerungen der Weser und Elbe entstanden, die noch immer Land anbauen. Wo die Strömung beim höchsten Stande der Flut zum Stillstand ge- langt, fallen zur Stauzeit, namentlich in den Sommermonaten, die Sinkstoffe zu Boden. Die im Brackwasser, wo sich salziges und süßes Wasser mischen, sterbenden zahllosen Infusorien düngen den Boden. Dem Fieber in den Marschen ist man durch Entwässerung mit Erfolg entgegengetreten. Eine zusammenhängende Kette von Dünen umsäumte einst von Holland bis Jütland die Küsten, wurde aber durch Sturm- fluten zerrissen. Nur der Kranz der Friesischen Inseln, darunter Wangeroog ' (s. Bild 22, S. 62), blieb bestehen, und tiefe Baljen wühlte die See in das Marsch- land, welches dadurch großen Abbruch erlitt. An der Stelle des Jadebusens war im früheren Mittelalter überall noch viel festes Land. Die Jade stand mit der Line von Elsfleth her in Verbindung und ver- einigte sich mit der Wapel, die von Westen her kam und in alten Zeiten als Haupt- fluß in der Nähe der Oberahnischen Felder in die Seebalje mündete. Links vom Zu- sammenfluß der Wapel und Jade lag Arngast mit Kirche, Vorwerk, Acker- und Wiesen- land, es war mit Dangast durch einen Geestrücken verbunden. Nicht weit von Arn- gast lag das Kloster Jadeleh. Von Osten her kamen noch mehrere Wasserarme von der Weser heran, das breite, schiffbare Lockfleth, das von der Gegend von Brake her, westlich vom Stadland, nach Norden floß und im Seefeld mündete, und die Ahne, die sich mit der Heete verband. Zwischen Lockfleth und Ahne lag eine größere Insel, die von Arngast nur durch den Jadestrom getrennt war und jetzt zu dem Großen Ober- ahnischen Feld zusammengeschrumpft ist. Eine tiefgreifende Zerstörung wurde durch die Marzellusflutperiode, die am 16. Januar 1219 ihren Höhepunkt erreichte, herbei- geführt; die Deiche mußten weit zurückgelegt werden, ein breites Wasser teilte nun das Land der Rüstringer Friesen und löste Butjadingen von dem alten Verbände los. Am 16. Januar 1511 brach ein neues Unglück herein, die Antoniflut zerstörte die Deiche an der Westseite von neuem, und ein großes Brack nordwestlich von Dangast drang bis zur Made, dem Grenzfluß Ostringens und Rüstringens, durch, so daß das Banter Viertel Rüstringens nun zur Insel und Jeverland von Oldenburg getrennt wurde. Die Deiche wurden in Ermangelung einer starken Staatsgewalt westlich am Jade- busen sehr weit zurückgelegt und sieben Kirchspiele ausgedeicht und aufgegeben, dar- unter befand sich Bant. Die Kirchen von Arngast und Jadeleh, die noch 1423, aller- dings damals schon seit 80 Jahren ohne Pfarrer, nachzuweisen sind, verschwanden nun gleichfalls. Die Weihnachtsflut von 1717 zerstörte den soeben erst gelegten Schwei- burger Deich und verheerte die Deiche rings um Butjadingen so entsetzlich, daß wieder viel Land ausgedeicht werden mußte und manches Jahr darüber hinging, bis endlich der ganze Deichring durch den Deichgräfen Münnich und den Oberlanddrosten Sehe- stedt erneuert wurde. Nach und nach ist seitdem durch planmäßige Eindeichung viel Grodenland der See wieder entrissen und vor allem die Verbindung mit Jeverland wiederhergestellt worden. Das Klima des Herzogtums Oldenburg ist durch die Nähe des Meeres und den Mangel an erheblichen Bodenanschwellungen bedingt. Während das Binnenlandklima gesteigerte Gegensätze der im Schatte?: gemessenen Luftwärme bei Tag und Nacht, im Winter und Sommer aufweist, steht Oldenburg unter dem mildernden^Einfluß des warmen Golfstroms wie

8. Auswahl erdkundlicher Charakterbilder - S. 100

1907 - Münster i.W. : Aschendorff
100 Bilder aus dem Spreelande. die Stunden zu verträumen. Die Sonne neigt sich zum Untergang, und das Bild, das beim ersten Anblick nur durch seine Monotonie ans uns wirkte, gewinnt mehr und mehr Gewalt über uns und spinnt uns unter leisem Schauer in den alten Müggelzauber hinein. Die Kähne mit ihrer weißen Kalksteinladung, deren aufgeschichtete Blöcke das Kajütendach zu einem kleinen Kastell machen, ziehen geräuschlos vorüber' die roten Dächer des gegen- überliegenden Dorfes (Rahnsdorf) glühen noch einmal anf, und der See selber wechselt von Minute zu Minute seine Stimmung und Farbe. Aber mit halbem Auge nur verfolgen wir die Farbenspiele; unser Auge richtet sich immer wieder nach rechts hin, wo die Müggel- b e r g e aufsteigen, die ihre wachsenden Schatten bis weit in den See hineinwerfen. Ein dünner Nebel spielt um den Berg, und wenn es dann und wann anfblitzt, so fahren wir zusammen, als wüßten wir: „nun kommt sie" und blicken nach der Prinzessin aus, von der es heißt, daß sie um die Abendstunden mit vier goldfarbenen Pfer- den von den Müggelbergen bis an den Müggelsee hinab fährt, um ihre Pferde im See zu tränken. Die Prin- Zessin kommt freilich nicht, und auch der große Heuwagen bleibt aus, der, von vier weißen Mäusen gezogen, der Prinzessin entgegenführt, um ihr den Weg zu sperren; aber eingewiegt in phantastisches Träumen, könnten alle Wunder der Märchenwelt vor uns ausgeschüttet werden, wir würden sie hinnehmen wie selbstverständlich die Müggel und ihre Ufer sind Zauberland. Noch einmal fährt ein Glutstreifen der untergehen- den Sonne wie ein Feuerschwert über den See; nun ist die Sonne unter, beinah plötzlich bricht die Dämmerung herein, und bleifarben liegt die weite Wasserfläche da. In seiner Mitte beginnt es wie ein Kreisen, wie ein Quirlen und Tanzen. Sind es Nebel, die aufsteigen, oder sind es die alten Müggelheren, die lebendig werden, sobald das Licht aus der Welt ist?

9. Geographie - S. 112

1913 - Berlin : Oehmigke
112 nur schlägt aus dem Boden eine hohe Flamme. Dann wieder sieht man auch aus einer Höhle ein altes Mütterchen am Stabe gebückt hervortreten. Auch die wilde Jagd tobt zuweilen unten am Teufelssee, und ein Mann aus Cöpenick, der in der Johannis- nacht vorüberfuhr, vernahm ein Getöse von Jagdhörnern und Hundegebell, und seltsam schauerliche Gestalten flogen vor ihm her durch die Bäume, so daß er Gott dankte, als er endlich glücklich wieder zu Hause ankam. — Vom Aussichtsturm des großen Müggelberges aus hat man in der Tiefe liebliche Bilder: Auf der einen Seite Dorf Müggels- heim, dessen rote Dächer einen freundlichen Gruß in die Wald- einsamkeit Hinaufwinken. Auf der anderen Seite die Dahme mit ihren stillen Buchten und Rohreilanden, weithin zahllose auf- blitzende Seen und grüne Inseln. Wald und Wasser meilenweit, so weit das Auge reicht. Wenden wir uns aber um, so fällt unser Blick auf die breite Müggel, durch die sich die Spree wie ein blaues Band zieht. In der Ferne die Türme der Kaiserstadt und immer näher dann ein Heer von Schloten und Essen: die Hand des Menschen, die der Natur unauslöschlich ihre Spuren eindrückte ! Am Eingang des Müggelsees liegt das alte Wendendorf Rahnsdorf, am Ausgang Friedrichshagen, die stattlich aufblühende Kolonie des großen Königs, der sie ins Leben rief. Und da- zwischen wogt und treibt die Müggel schäumend und brausend, von Fahrzeugen aller Art belebt. Die weißen Wogenkämme brausen an das sandige Ufer, und die letzten Sonnenlichter spielen darauf nieder. Schön ist der See, wenn das stille Mondenlicht über ihm weilt und die Berge gespenstisch in die Nacht hineinragen, doch noch schöner, wenn der Herbststurm durch die Föhren saust und das Wasser, wie in seinem Innersten aufgewühlt, sich trotzig und wild erhebt. Daun iscks, als würden die alten Heidengötter wieder lebendig, die der neue Glaube von den Bergen in die nasse Tiefe verbannte, als streckten sie drohend ihre Häupter empor, um mit dem Sturme jauchzend die Herrschaft wieder an sich zu reißen. Es ist ein böser, tückischer See, die Müggel, der schonungs- los alljährlich seine Opfer fordert. Nach August Triuius (Märkische Streifzüge).

10. Landeskunde des Großherzogtums Oldenburg - S. 34

1918 - Breslau : Hirt
34 Das Herzogtum Oldenburg. erhebt, jedoch noch in solchem Böschungswinkel, daß sich zum Schutz gegen Abspülung durch überschlagendes Wasser ein Graswuchs entwickelt, fällt die durch Schlengen und Steinböschungen meist von Klinkern, wie am Butjadinger Seedeich von Langwarden herum bis Stollhamm, geschützte Außenseite allmählich zum Meere ab, um die Gewalt der Wogen zu brechen. Nach dem Grundsatze: kein Deich ohne Land und kein Land ohne Deich, ist jeder Marschenhof zu Beiträgen für die Bedeichung verpflichtet. Solche Gebiete, die nach Beseitigung der Deiche gleicher Gefahr der Über- schwemmung ausgesetzt wären, sind zu einem Deichband verbunden. Durch solche Wasserbaugenossenschaften werden die Deiche auf gemeinschaftliche Kosten unter staatlicher Leitung unterhalten. Die vier Deich bände sind voneinander unabhängig und haben nur für ihre Deiche zu sorgen. Es sind folgende: I. Wüstenland und Stedingen mit den Deichen am rechten Hunteufer und an der Weser hinauf bis zur Geest von Hasbergen; Ii. Ohm- steder Feld und Bornhorst links von der Hunte, Moorriem und Stadland die Weser abwärts, ganz Butjadingen herum mit Seefeld, Schweiburg, Schwei an der Jade entlang bis zum alten Moordeich bei der Geest von Dangast; Iii. von Dangast um den Iadebusen herum ganz Jeverland bis zur Goldenen Linie. Die Bedeichung des Kriegshafengebietes von Marien- siel bis Wilhelmshaven, etwa 3 km, hat das Reich zu besorgen; Iv. Land Würden am rechten Weserufer, getrennt von den anderen. Man unterscheidet Haupt- oder Schaudeiche, die auch gegen die höchsten Winterfluten schützen, von den schwächeren Sommerdeichen. Wird ein Groden eingedeicht, so erhält er erst einen Sommerdeich vor dem Schaudeich. Wird der Sommerdeich zum Hauptdeich, so wird der bisherige Hauptdeich überflüssig, er wird zum Schlafdeich, allmählich abgetragen und als Landstraße benutzt oder auch wohl abgeziegelt. Weil das Marschland so tief liegt, so müssen für die Entwässerung be- sondere Vorkehrungen getroffen werden. Die von der Geest kommenden Zuflüsse mit dem Niederschlagswasser der Marschen werden durch Siele hinausgeführt. Dies sind feste Torbauten in den Deichen mit einer schweren Doppelflügeltür im Anßenvorsiel, die zur Ebbezeit durch das abfließende Binnenwasser geöffnet, von dem Hochwasser aber mit heftigem Anprall zugeschlagen wird. Im Deich unter der Kappe, im Hauptsiel, liegt ein zweiter Reserveverschluß, die sogenannten Sturmtüren. Im Jnnenvorsiel ist ein drittes Doppeltor angebracht, welches geschlossen werden kann, wenn man in trockenen Zeiten das süße Binnenwasser behalten will. Die Siele haben also vor allem den Zweck der Entwässerung; aber in den Marschen, die höher hinauf an der Weser und Hunte liegen, dienen sie auch dazu, das süße Flutwasser der Flüsse einzulassen und festzuhalten. Es sind zum Teil sehr kostspielige Bauten, der Horumer Siel hat rund 77000 Mark gekostet. Weser und Hunte sind die Lebensquellen der Marschen, ihr Wasser- stand bedingt Schiffahrt und Handel. Die Weser berührt von der Mündung der Ochtum an oldenburgisches Gebiet, und die meisten Platen oder Sande, so der Harrier Sand gegenüber von Brake, die Strohauser, die Dedesdorfer, die Luneplate sind oldenburgisch. Elsfleth, Brake, Norden- ham sind unsere Häfen, alle links von der Weser; rechts liegen an der Mündung,

11. Lehrstoff der mittleren und oberen Klassen - S. 186

1910 - Leipzig : Warting
186 Fünfter Abschnitt. durch die Anschwemmungen der Flüsse und des Meeres gebildet, liegen dem Meere zunächst, die Geest meist weiter zurück; nur bei Geestemünde tritt sie unmittelbar an die Küste heran. An den deutschen Küsten bilden die Mar- schen einen 10—20 km breiten Streifen, nur längs der Elbe und Weser reichen sie weiter ins Land hinein. Die Marschgegenden werden von einer sehr wohlhabenden, kernigen Bauern- bevölkerung bewohnt, die auch in den Zeiten des Mittelalters, wo der größte Teil des deutschen Bauernstandes in Hörigkeit verfiel, ihre Freiheit sich zu wahren wußte. Die einzelnen Marschgegenden führen seit alters her besondere Namen. An der schleswig- holsteinischen Küste: Nordfriesland, die Halbinsel Eiderstedt und die Ditmarschen, zwischen Elbe und Weser das Alte Land, Land Kedingen, Land Hadeln und Land Wursten, westlich der Elbe Butjadingen und Ostfriesland. Die Ortschaften der Marschen sind nicht geschlossen, sondern bestehen aus weit zerstreuten Höfen. Neben

12. Auswahl erdkundlicher Charakterbilder - S. 106

1907 - Münster i.W. : Aschendorff
Marschlandschaften an der Weser. steht eine Schar Ochsen, bestimmt, mit dem nächsten Dampfboot Altengland zu besuchen; es sind mächtige, fabelhafte Tiere, und mit einer stoischen Ruhe und Würde schauen sie den Wanderer an; dort wieder weiden sanfte, breitstirnige, bunte Kühe, voll Sehnsucht schon der Magd entgegensehend, die von ferne mit messingbeschlagenem Eimer kommt, die strotzenden Euter zu leereu; dort end- lich jagen sich mit fliegender Mähne ein paar braune Rosse, bäumen sich und schlagen, wiehern vor Überkraft und Jugendlust, und dann wieder wird die grüne Weide- fläche angenehm unterbrochen bald durch ein hell lench- teudes Rapsfeld, bald von prächtigen Weizenäckern oder üppiger Wintergerste oder einer dnnklen, ja fast blau- grünen Haferflur. Nun kommen wir zu einem freund- liehen Dorfe, alle Häuser so reinlich, so wohlgehalten, auch das kleinste mit einem Kraut- und Blumengärtchen, und in der Mitte des Dorfes ragt auf hoher Wurt das alte, kleine Kirchengebäude, sei's vou Ziegel, Sandstein oder Tuff, moosig und wettergrau, eiu ehrwürdig Deuk- mal alter Friesenzeit. Dann passieren wir vielleicht die Brücke eines ansehnlichen Entwässerungsflethes, welches seine Flut durch deu mächtigen, steinernen Siel in die Weser ergießt; dort wieder dreht eine stolze, holländische Windmühle ihr gewaltiges Flügelkreuz; weiterhin zeigen sich ein paar alte, eingesunkene Wurten, und den Wegen des ganzen Landes entlang liegen die reichen, stattlichen Marschhöfe mit den breiten Gräften ihrer Gärten, ihren „Bergen" und Scheune», und alles so wohl gepflegt, so gediegen, so musterhaft geordnet, so in einer echt hollän- dischen Reinlichkeit gehalten, daß es den allerwohltuend- sten Eindruck machen muß. Solche Bilder gewährt eine solche Fahrt. In Betreff der Zivilisation stehen die Stadlänber den Hadlern nicht viel nach. An Sinnesart ihnen zwar gleich, aber schon derber und naturwüchsiger sind die Butjadinger, auch wohl einfacher in Sitten und Genuß. In der Nähe des Flusses stehen Lnrus und Kultur

13. Landeskunde des Großherzogtums Oldenburg - S. 33

1918 - Breslau : Hirt
Bodengliederung und Besiedelung. — Die Marschen. 33 Die Marschen. Wer von der welligen, bewaldeten, an Feldsteinen reichen Geest in die Marsch hinabsteigt, glaubt in eine andere Welt versetzt zu sein. Das überaus fruchtbare, ebene, steinlose Land wird von schnurgeraden Blinker- straßen durchzogen. Wälder finden sich nicht; kleine Bestände, wie bei Ostiem im Jeverlande, kommen nicht in Frage. Von Busch- und Baum- beständen umgeben, liegen die Dörfer und die zahlreichen Einzelgehöfte weithin zerstreut zwischen Ackerland und Fettweiden. Als es noch keine Deiche gab, schützte sich die Bevölkerung durch künstliche Erdhügel, die aus dem Stteiboden aufgeschüttet waren und Wurten genannt werden. Manche alte Dörfer liegen auf solchen Erhöhungen. Die Einzelwurten sind noch zahlreich in Ieverland und Butjadingen vorhanden, aber nicht mehr bewohnt. Man unterscheidet Hunte-, Weser- und See- marschen. Der Boden der Marsch ist verschieden. In der Nähe der großen Randmoore liegt das Brokland (brok, brüchig, sumpfig) mit ge- ringer Kleischicht und minder fruchtbar. Darauf folgt die eigentliche Marsch nicht ohne Moorstrecken, wie zwischen Oldenbrok und Schweiburg; sie reicht bis zu den Außendeichen. Die Groden, in Ostfriesland Polder genannt» sind das neueingedeichte Land und das Land an der Außenseite der Deiche, das von höheren Fluten überströmt wird, aber für die Landwirtschaft ver- wendbar ist; denn der Andel (Seerispengras) ist ein gutes Viehfutter. Der Marschboden besteht aus dem bläulichen Klet, der im wesentlichen dem verwitterten Schiefer unseres Mittelgebirges entstammt. Der Knick ist eine harte, eisenhaltige und deshalb unfruchtbare Erde, die bisweilen nahe an der Oberfläche liegt. Hier bringt man durch das Wühlen die darunter- liegende fruchtbare, kalkhaltige Wühlerde, den Mergel, nach oben. Die Seemarschen haben den fruchtbareren Boden, aber auch den größeren Mangel an Süßwasser. Die Marschen liegen im allgemeinen nur 4,60 m, weniger oder etwas mehr, über der Fedderwarder Horizontale (Fh). Da nun das mittlere Niedrigwasser 1,30 über Fh (südlicher Jadebusen) eintritt und der Unter- schied zwischen Niedrig- und Hochwasser, der sogenannte Tidenhub, in der Regel etwa 3,40 m, bei Schillighörn 3,05 m, Wilhelmshaven 3,59 m, Fedderwardersiel 3,34 m, Bremerhaven 3,31 m beträgt, das Wasser also etwa 4,70 m erreicht, so wären die Marschgebiete zum größten Teil ohne die Deiche vor Überschwemmung durch das mittlere Hochwasser nicht gesichert. Höchste Sturmfluten, die das Doppelte, wie 1511, 1717, 1825, 1906, ja bis 8,80 in über Fh stiegen, würden alles Marschland und die niedrigeren Striche der Geest unter Wasser setzen, wenn der Deichring nicht schützte*. Die Deiche sind sehr kostspielige Wälle, zum Teil von bedeutender Höhe; wo die Gefahr am größten ist, steigt ihre Kappe über 10 m Fh. Während die Innenseite sich steiler aus der Marsch * Vgl. Krüger, W., Das Seegebiet Oldenburgs. Heimatkunde des Herzoa- tums Oldenburg I, S. 89. Rilthning, Landeskunde von Oldenburg. 4. Aufl. <Unv. Ndr.) Z

14. Teil 1 - S. 67

1903 - Berlin : Schnetter & Lindemeyer
67 Treptower Park, der der Stadt Berlin gehört, befindet sich eine Sternwarte. An Inseln vorüber, z. B. der Liebesinsel, gelangt man nach dem Alten und Neuen E i e r h a u s. Überall sieht man Fracht- schiffe, Dampfer, Ruder- und Segelbote. Wiese und Wald ziehen sich an den ebenen Ufern hin. An der Nordseite der Spree liegt die Wuhlheide, an der Südseite die Spreeheide und die Köllnische Heide. An den Dampferanlegestellen (Tabberts Waldschlößchen, Schön- weide, Hasselwerder, Sedan, Ostend, Neptunshain, Sadowa, Spind- lersfeld, Cöpenick) steigen Fahrgäste ans und ein. Fabrikschornsteine weisen auf die vielen gewerblichen Anlagen (Färbereien und Wäsche- reien, Kattun- und Plüschfabriken) an der Spree hin. Cöpenick ist eine Jnselstadt. Hier mündet die von 8 kommende Dahme in die Spree. Die Spree aber hat ost-westlichen Lauf. Die Insel, auf der Cöpenick liegt, wurde früh besiedelt. Die Bewohner fan- den hier Schutz vor den Feinden. Die Fischerei ernährte sie, später auch der Handel, dem die Insel als Übergang diente. Als sich Cüpe- nick vergrößerte, dehnte sich die Stadt auf das östliche Dahmeufer und das nördliche Spreeufer aus. Die Dahme kommt von Grünau und Schmöckwitz her. Zwischen beiden Orten bildet sie den Langen See und bei Schmöckwitz den Seddinsee. Auf dem Seddin- uni) Langen See finden jährlich die Ruder- und Segelwettfahrten (Regatten) der Berliner Ruder- und Segelvereine statt, bei denen oft auch unser Kaiser erscheint. •— Die Spree tritt bei Rahnsdorf in den runden Großen Müggelsee, verläßt ihn bei Friedrichshagen und dem Müggel- schlößchen und fließt an Hirschgarten vorüber nach Cöpenick. Die Berliner Wasserwerke aus der Nordseite des Müggelsees versorgen Berlin mit gutem Trinkwasser. Auf den Müggelbergen. Sie liegen zwischen dem Müggel- see und der Dahme. Von Friedrichshagen führt eine Fähre über die Spree, von Grünau eine Fähre über die Dahme. Wenn man die Spreefähre zur Überfahrt benutzt und am Müggelsee bis zur Dampferanlegestelle Rübezahl und dann den Weg quer durch den Wald bis zum Teufelssee geht, so steht man am Fuß eines Gebirges in nächster Nähe Berlins: der Großen Müg- gelberge. Sie ziehen sich als lange Gebirgskette von 0 nach W hin. Kiefernwald bedeckt ihre Abhänge undschluchten wie auchdenkamm (Rücken, Grat) des Gebirges. Eine große Zufahrtstraße ist zur Bis- marckwartc erbaut. Auf der West kuppe des Gebirgszuges steht ein A u s s i ch t s t u r m , der weithin sichtbar ist. Ein breiter Stu- senweg führt vom Teufelssee am Nordabhang der Müggelberge zu ihm hinauf. Von der Höhe des Turmes hat man die Wasser-, Wald- und Berglandschaft des Cöpenicker Werders zu Füßen. Man sieht im N die Kirche von Rahnsdorf, den Müggelsee und Friedrichshagen, im W die Fabrikschornsteine an der Spree und die Türme von Berlin, im 8 den Langen See mit seinen Dampfern und Segel- tz

15. Teil 3a = 7. u. 8. Schulj - S. 220

1912 - Halle a.S. : Schroedel
220 „So? Bloß darum? So komm!" Und sie gehen zusammen den Deich hinunter, zwei stattliche, hohe Gestalten. Ihre Nachkommen sitzen noch heute auf derselben Werft, auf der Hans und Martje sich einst ihr Nest bauten. 4. Das sind gerade fünfhundert Jahre her. . . Inzwischen verwitterte der gelbe Sand der Düne und überzog sich mit einem kleide, mit einem billigen Kleide; denn der Sand ist arm, . . . aber mit einem schönen Kleide; denn die Dünen sind eitel: mit tief- dunkelm Heidekraut, helle Ginster hineingewebt. Hier und da wächst aus dem dürren Erdreiche des Abhangs eine kümmerliche Eiche oder eine bescheidne Weißbirke, mehr Gestrüpp als Baum; aber oben auf dem Rücken haben sich Lärchen und Tannen angepflanzt, von selbst, nicht durch Men- schenhand. Anfangs wohl kümmerliche, niedrige Bäumchen, aber im Laufe der Zeit, der Jahrhunderte, hat sich durch jährlichen Nadelsall und Baum- sturz ein wenig Waldesboden gebildet, und auf dem fruchtbaren Grabe der Vorfahren waren die Nachkommen besser fortgekommen. Freilich immer noch unansehnliche, schlechte Stämme, über welche der Förster des Binnen- landes verächtlich hinwegsieht, aber Stämme, wie der Landmann sie braucht, wenn er seine Koppeln einfriedigt und Heckpfähle einrammt und die hoch- gelegten Garben aus dem Erntewagen mit überlegtem, niedergebundnem Balken festhalten will. Gustav Frenssen. 128. Kuf dem Deiche. 1. Eine Wanderung auf dem Deiche bietet des Interessanten, Neuen und Überraschenden viel, besonders für den, der sie zuerst macht. Wir beginnen eine solche an der Westküste Butjadingens. Von der Kappe des Deiches können wir ganz Butjadingen und den Iadebufen überschauen. Der Iadebufen hat die Form eines 4 Quadratmeilen großen herzförmigen Blattes, in welchem die tiefen Rillen der Jade und anderer kleiner Flüsse und Sieltiefe die Adern bilden. Es ist helle Luft, so daß uns das jenseitige Ufer sichtbar wird. Im Südwesten erblicken wir das Seebad Dangast. Der weiße Streifen davor ist Arngast, eine Düneninsel, der Rest eines untergegangenen Kirchspiels. Weiter östlich ragen die Fabrikschornsteine Varels empor. Uns gerade gegenüber liegt die Küste Ieverlands aus- gebreitet. Weiterhin nördlich ist eine endlose Wassermasse, die im See- nebel verschwimmt. Dort münden Jade und Weser in die Nordsee. Am fernen Rande des Horizonts zieht die dunkle Gestalt eines Schiffes vor- über, das hinaussegelt ins weithinrollende Meer. 2. Der Iadebufen hat nicht immer einen so bedeutenden Flächenraum eingenommen wie gegenwärtig. Früher war die Iademündung so schmal,

16. Heimatkunde für die Schulen Osnabrücks - S. 73

1915 - Osnabrück : Pillmeyer
— 73 — wird. Die Insulaner, mit den Wegen vertraut, wandern trockenen Fußes durch das Watt. "Wehe aber dem Unbekannten, der sich hinauswagt! Bald hier, bald dort hemmen die Priele seinen Schritt, und ehe er das feste Land erreichen kann, kehrt die See zurück und verschlingt den, der ihr Reich betritt. Diese tag- lich zweimal wiederkehrende Erscheinung fallenden und steigenden Wassers heißt Ebbe und Flut (Tiden, Gezeiten). Der wilde Nordwest wälzt oft in stür- Mischer Herbstnacht das Wasser mit der kommenden Flut in ungeheuren Wogen heran; es kommt die ,,Springflut". Aber die Küstenbewohner sind auf der Wacht. Wo das Meer den Deich zu durchbrechen versucht, ist sofort die ganze Ortschaft mit Buschwerk und Sandsäcken bereit, den „blanken Hans" abzuwehren. Die Marschen. Unsere Nordseeflüsse tragen mit ihren seewärts eilenden Wogen mächtige Massen von Sand, Ton, Lehm und Kalk fort. Der Regen hat diese Erdmassen los- gewaschen und sie in zahllosen Rinnsalen, Bächen und Flürchen dem Strome zugeführt. Wo dieser aber in Meeresnähe langsam fließt, werden ihm auch die feinsten Sandkörner zu schwer. Sie sinken nieder und bilden den fruchtbaren Schlamm (Schlick), aus welchem die weiten reichen Wiesenflächen am Unterlauf der Ems, Weser und Elbe, die Flußmarsche n^ entstanden sind. Die allerfeinst en vom Flusse aufgelösten Teile lagern sich dort, wo Fluß und Meer sich oereinigen, im Brackwasser. Sie vermischen sich mit den Resten abgestorbener Seepflanzen und Seetiere. Diesen äußerst kostbaren Seeschlick trug und trägt die Flut gegen die Küste. Eilig umsäumt der Mensch den jungen Polder mit einem festen Deiche, und so sind im Laufe der Jahrhunderte auch die Seemarschen immerzu gewachsen. Die Marschen bilden eine unabsehbare, fast baumlose grüne Ebene. Wiese reiht sich an Wiese, Acker an Acker, nur durchschnitten von geradlinigen Wegen und Kanälen. Aus der endlosen Fläche erheben sich meist auf künstlichen Sand- anschüttungen, Warften oder Wurten genannt, die Höfe der reichen Marsch- dauern. Nur bei den Gehöften und an den wenigen, aus immer sauberen Klinkern gebauten Landstraßen sieht man Bäume. Auf den saftigen Weiden aber grasen in großer Zahl schwarzbunte Rinder und braune Pferde; mit dem nahrhaften Wiesenheu füllt der Bauer seine Scheune; die Äcker tragen Hafer, Gerste, Roggen und Weizen in goldener Fülle; dazwischen leuchtet zuweilen ein Rapsfeld oder schimmert der bläuliche Flachs. Ebenso gedeihen üppig Senf, Zichorien, Weiß- kohl, Erbsen und Bohnen. Die bedeutendsten Marschlandschaften des Emsgebietes sind Rheiderland (Weener), Ledinger Land (Leer) und Emsinger Land (Emden). Die Küste ent-

17. Heimatkunde für die Schulen Osnabrücks - S. 74

1915 - Osnabrück : Pillmeyer
— 74 lang ziehen sich Norderland (Norden), Harlingerland (Wittmund), Ieverland (Jever), Stadingerland und Butjadingen (Nordenham). An der Weser liegen Stedinger Marsch, Osterstade und Land Wursten. Die Elbmarschen sind Hadeln, ftehdingen und die eigentümlichste aller Marschen, das Alte Land, das ein großer Obstbaumwald ist. Das Alte Land reicht bis Stade, der Hauptstadt des gleich- namigen Regierungsbezirkes. Die Marschbewohner gehören dem Friesenstamme an. Der Friese ist groß, derb, breitschultrig. Sein von der scharfen Seeluft gerötetes, rundliches Ee- ficht, aus dem ein paar blaue Augen schauen, ist gewöhnlich von einem Bart umrahmt, der die Oberlippe ganz freiläßt. Wortkarg und verschlossen ist er das Spiegelbild seiner dem Meere abgetrotzten Scholle. Der Ostfriese liebt Freiheit und Heimat. Er ist bedächtig und hängt treu am Alten, wie die bis in die jüngste Zeit erhaltene eigene Sprache, das Friesische, zeigt. Sie findet sich noch auf einigen Inseln und im Innern Ostfrieslands bei Aurich, der Regie- rungshauptstadt. 5lnsere Seehäfen an der Nordsee. Deutsche Schiffe fahren über alle Meere und bringen Erzeugnisse deutschen Fleißes, wie Möbel und Maschinen aller Art, in fremde Länder. Mit Kolonial- waren, Südfrüchten, Wölk, Holz oder Erz beladen kehren sie zurück. Ihren reichen Inhalt entladen sie in den großen Seehäfen an den Nordseeflüssen: Emden, Bremen, Hamburg. Gewaltige Hafenbecken sind dort ausgebaggert, an deren steilen Ufern (Kai) die Schiffe anlegen. Auf den Kais stehen geräumige Speicher, welche die Waren aufnehmen, die mit Dampfkränen aus den Schiffen gehoben werden. Eisenbahnzüge stehen bereit, die Güter aufzunehmen. Von Hamburg und Bremen fahren auch viele Leute über den Ozean, um in Amerika wohnen zu bleiben (Auswanderer). Für die großen Auswandererschiffe sind Elbe und Weser aber nicht tief genug. Die Dampfer der Hamburg-Amerika-Linie ankern deshalb in Cuxhaven, die Dampfer des Norddeutschen Lloyd in Bremerhaven. —■ In Wilhelmshaven am Iadebusen liegen unsere Kriegs- schiffe; Wilhelmshaven ist ein Kriegshafen. Die Geestlandschaft. Hinter dem schmalen fruchtbaren Küstenstreifen bietet die Landschaft ein ganz verändertes Bild. Der Marschboden wird moorig und mager. Die höher- gelegenen Teile sind sandig und dürr. An die Stelle des saftigen Grases tritt die braune Heide. Das ist die Geest, die sich von der Ems bis an die Elbe quer durch Hannover und Oldenburg erstreckt. Durch das Flachland der Weser wird sie in einen westlichen und einen östlichen Flügel geteilt. Den West- flügel bilden das Moorland der Ems und der Hümmling (Seite 65), der Ostflügel ist die Lüneburger Heide. Die Lüneburger Heide liegt als schwachgewölbter Landrücken zwischen Elbe und Aller. Im Osten geht sie über in die Niederung des Wendlandes, dessen rund angelegte Dörfer (Rundlinge) die wendische Abstammung der Be- wohner noch erkennen lassen; im Nordwesten sinkt sie ab zum Sumpsgebiet des Teufelsmoores. Die höchste Erhebung der Heide ist der Wilseder Berg in der Nordecke (170 m), von wo man weit ins Land schauen kann. Endlos dehnt sich das düstere Braun, hie und da leuchtet eine graugelbe Sandblöße. Steif stehen die Wacholdermännnchen, vereinsamt erscheint eine kleine Virkengruppe, ein krüppe-

18. Hilfsbuch zur Heimatskunde der Provinz Hannover - S. 36

1895 - Hannover [u.a.] : Hahn
Vierte Keile: Die Marschlandschasten der Provinz Hannover. Erster Tag: Von Bleckede bis an die Schwinge. Die erste Marschlandschaft an der Elbe erstreckt sich am linken Elbufer von Bleckede bis nach Harburg als meilenbreiter Marsch- gürtet hin und ist durch starke Deiche gegen Überschwemmungen geschützt. Die Elbe umfließt zwischen Hamburg und Harburg die, teils zu Hamburg, teils zur Provinz Hannover gehörende Insel Wilhelms- bürg. Darauf spaltet der Fluß sich in viele Arme und bildet eine Menge von Marschinseln, welche meistens zu Hamburg gehören. Die freie Reichsstadt Hamburg liegt an der Norderelbe und hat etwa 500 000 Einwohner. Sie ist nach Berlin die größte Stadt in Deutschland und hat den besten Seehafen des europäischen Festlandes. Aus dem Holsteinschen kommt die Alster, welche an der Nordseite der Stadt durch künstliche Aufstauung einen See bildet, umgeben von Wiesen, Gärten und Landhäusern. Die Elbe gleicht bei Hamburg einem großeu Walde von Schiffsmasten. Harburg mit 34000 Einwohnern liegt Hamburg gegenüber an der Süderelbe und hat sich seit 50 Jahren zu eiuer bedeutenden Fabrik- und Handelsstadt entwickelt (Eisengießerei, Maschinenfabrik, Glasfabrik). Der Haudel beschäftigt sich hauptsächlich mit Getreide, Kolonialwaren und Fischen. Die Lage an dem breiten Elbflusse bringt einen häufigen Witterungswechsel und viel Nebel für beide Städte mit sich. Die neben Harburg liegende, gut bewaldete Anhöhe „Schwarzen- berg" gewährt eine weite Fernsicht. Am Fuße dieses Höhenzuges sind eine Reihe von Sommerhäusern erbaut, halb unter Bäumen versteckt.

19. Charakterbilder deutschen Landes und Lebens für Schule und Haus - S. 42

1875 - Leipzig : Brandstetter
42 Sieltiefen, die sich in immer kleinere Gräben verzweigen, in's Land geschnitten und mit Sielen, d. h. mit Schleusen versehen, die sich dem abfließenden Binnenwasser öffnen, dem von der Fluth aufwärts ge- triebenen Meer- oder Flußwasser aber schließen, das die Entwässerung vergeblich machen würde. Diese Deich- und Sielanlagen müssen natür- lich von ganzen Districten, Deichverbänden, gemeinschaftlich unter- nommen und unterhalten werden; ein von der Regierung gesetzter Deichgräfe und zahlreiche Unterbeamte überwachen und leiten die Deicharbeiten. Dennoch bieten die Schutzmittel, obgleich sie immer weiter vervollkommnet werden, keine vollständige Sicherheit, und das Meer, die Marsch als altes Eigenthum betrachtend, pocht mahnend jeden Winter an und scheidet selten, ohne nicht wenigstens kleine Opfer mit sich zu führen. Fast jeden Winter hört man von Deichbrüchen. Da die Häuser nicht selten landeinwärts dicht hinter dem Deiche, wo sie Schutz vor dem Winde suchen, erbaut sind, hat ein solcher Deichbruch den unmittelbaren Unter- gang jener Wohnungen zur Folge. Da gilt es verzweifelte Gegenwehr, wenn der Sturm heranbraust, um sich zu den Opfern auf der See auch Opfer auf dem Lande zu holen. Ist es doch bei einer Sturmfluth vor- gekommen, daß eine oldenburger Gemeinde einen gefährdeten Deich an einer schwachen Stelle stundenlang mit den eigenen Leibern bedeckt hat, damit nicht die Kappe, d. i. der Rücken des Dammes, hinweggespült werde, und ein Deichbruch Verderben über Felder, Vieh und Atenschen bringe. Eine der furchtbarsten Sturmfluthen der neuern Zeit war die von Weihnachten 1717. Der Wind hatte 24 Stunden lang aus Süd- West geweht, und das Wasser aus dem atlantischen Ocean durch den Kanal in die Nordsee gepeitscht; darauf war der Südwest plötzlich in Nordwest umgeschlagen und hatte das Wasser, das so schnell nicht durch den Kanal ablaufen konnte, mit furchtbarer Gewalt gegen die Küste ge- schleudert. Halem, ein oldenburger Schriftsteller, der uns eine Schilde- rung jener Weihnachtsfluth hinterlassen hat, sagt, die See sei mit der Geschwindigkeit des Wassers in einem Topf, das zu sieden beginnt, auf- gelaufen. Schon um 3 Uhr in der Nacht zerrissen die Deiche von But- jadingen, und das Wasser stieg innerhalb einer Viertelstunde 8—16 Fuß im niedrigen Lande. Das Vieh ertrank in den Häusern; viele Men- schen fanden in den Betten, oder auf Tischen und Schränken, wohin sie geflüchtet waren, den Tod; viele, die halb nackt auf Böden und Dächer geklettert waren, kamen durch Zusammensturz der Gebäude um oder starben vor Frost und Hunger. In den damaligen Grafschaften Olden- bürg und Delmenhorst, also in einem kleinen Theile des Herzogthums, wurden allein 150 Häuser zerstört; 2471 Menschen und fast doppelt so viel Pferde und Hornvieh kamen um's Leben; wie groß mag erst die Zahl der Opfer in der butjadinger Marsch gewesen sein l Ist die Deich- last in gewöhnlichen Zeiten schon beträchtlich, so steigt sie in solchen Unglücksjahren in's Unerschwingliche. Darum pflegt auch der Marsch-

20. Vaterländische Erdkunde für Volks-, Bürger- und Mittelschulen - S. 6

1910 - Hannover-List [u.a.] : Carl Meyer (Gustav Prior)
6 Die Norddeutsche Tiefebene. auf beiden Seiten der untern Weser, endlose Weideflächen aus, ans denen zahlreiche Rin der scharen weiden. An den feuchtesten Stellen werden Weidenpflanzungen angelegt. b) In den höher gelegenen Barschen, wo das Binnenwasser durch die angelegten Kanäle abfließen kann, ist sowohl der Wiesen- wie auch der Ackerbau möglich. Hier gedeihen Weizen, Gerste, Hafer, Raps und Gemüse in reicher Fülle. 3. Eine Marschlandschaft. Soweit das Auge reicht, erblickt man ausgedehnte Weideflächen, von zahlreichen Rinderscharen bevölkert, aber auch üppige Weizen-, Gerste- und Haferfelder. Schnurgerade Wege durchschneiden die ebene, waldlose Gegend. Zusammenhängende Dörfer und Städte findet man nur in den Marschen, die eine hohe Lage haben. Meist liegen die Gehöfte vereinzelt anf künstlichen Hügeln. Die Gebäude sind durchweg aus Ziegelsteinen ge- baut, selbst die Straßen sind häufig mit Ziegelsteinen gepflastert; denn an Bauholz und festem Gestein fehlt es in der Landschaft, dagegen lagert überall gute Ziegelerde. Auch Bäume und Sträncher sind in der Marsch seltener; aber allerorten schwenken Windmühlen ihre Flügel. Zur Ent- Wässerung ist das Land von vielen Gräben durchzogen, die das Grnnd- Wasser sammeln und zur Nordsee leiten. 4. Die Deiche. Um die Marschen vor den Überschwemmungen des Meeres zu schützen, müssen hohe und feste Deiche aufgeführt werden. Wo die Entwäfserungs- grüben durch die Deiche führen, find diese mit Schleuseu versehen, die sich dnrch die anströmende Meeresflut von selber schließen und ebenso zur Ebbezeit durch das abfließende Binnenwasser von selber öffnen. Die Errichtung und Unterhaltung der Deiche kostet sehr viel Geld, so daß die Marschbauern zu sagen pflegen: »Mit goldenem Pflnge könnten wir ackern, wenn wir die kostspieligen Dämme nicht zu uuterhalten brauchten." 5. Entstehung der Marschen. An der flachen Meeresküste wie auch an den Mündungen der großen Flüsse lagert sich fortwährend ein fetter Schlamm (Schlick) ab. Er be- steht aus feinen erdigen Stoffen und verwesten Tier- und Pflanzen- teilen, die vou den Flüssen und dem Meere mit fortgeführt werden und bei ruhigem Wasserstande zu Boden sinken (Sinkstoffe). Durch immer weitere Ablagerungen wird der schlickartige Boden von Jahr zu Jahr mehr erhöht, so daß er schließlich über den Wasserspiegel emporragt. Wenn er von der Flut nicht mehr erreicht wird, stellt sich bald ein üppiger Pflanzenwuchs eiu. Alsdann nmgibt man ihn mit einem hohen Erdwall. Mit der Zeit wächst außerhalb des Deiches ein neuer Streifen Schwemmland aus der Flut hervor; auch diesen deicht man ein. So