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1. Das Mittelalter und die Neuzeit - S. 7

1892 - Leipzig : Voigtländer
7 Wuotan (Odin), der Allvater und Weltlenker, dessen Auge die Sonne ist, der jeglichen Segen spendet, insbesondere den Sieg verleiht (die Walkren, Walhall); neben ihm stand Donar (Thor), der rotbrtige Donnergott mit dem Hammer, und Z i u (Tyr), der einarmige Kriegsgott. Unter den Gttin-nen stehen oben an: Frig g, Wuotans Gemahlin, und Freyja, die Gttin der Liebe und des Frhlings. Die Verehrung der Gttin Nerthus (oder Hertha, Erdmutter) beschreibt Tacitus. Auf einem Eiland im nrdlichen Meere lag ein stiller Hain, dessen uralte Buchen einen kleinen See beschatteten. In dem Haine stand ein geweihter Wagen, mit Tchern berdeckt. Zu gewissen Zeiten, wahrscheinlich beim Beginne des Frhlings, wenn die Erde zu neuem Leben erwachte, kam die Gttin dorthin. Dann fuhr der Wagen, mit ge-weihten Khen bespannt, von Priestern geleitet, in feierlichem Zuge durch das Land. Das waren festliche Tage fr alles Volk: da ruhten die Waffen, eingeschlossen ward alle Eisen-wehr; da herrschte nur Friede und Freude. Nach vollbrachtem Umzge kehrte der Gtter-wagen nach dem heiligen Haine zurck, wurde in dem See gewaschen, und die Gttin verschwand wieder von der Erde. 2. Auch Halbgtter werden genannt, wie Tuistos Sohn Mannus, Siegfried 2c. :c.; endlich Naturgeister: Elsen, Nixen, Riesen, Zwerge2c. zc. Als Opfer wurden Tiere (besonders Pferde), auch wohl Menschen dargebracht, und gemeinsame Mahlzeiten mit der Feier verbunden. Der gttliche Wille wurde von Priestern und von weisenfrauen verkndet. (Benennungen der Wochentage nach Gtternamen.) Nordische Mythologie. Die ltere Edda (d. h. Urahne), eine Sammlung von Götter- und Heldenliedern, welche der (christliche) Normanne Smund der Weise um das Jahr 1100 auf Island verfat haben soll, giebt wahrscheinlich auch ein richtiges Bild von der Mythologie der Sd-germanen. Sie berichtet der: Die Entstehung der Welt: 1. Entstehung der Riesen: Im Uranfang war ein der, leerer Raum. Am nrdlichen Ende desselben lag Niflheim" (Nebelheim), ein dunkles, kaltes Reich; am andern Ende Muspelheim" (Welt der Feuerbewohner), hell und licht. In Niflheim lag ein Brunnen, aus dem zwlf Strme kamen, welche die ghnende Kluft ausfllten. Als die zwlf Strme soweit von der Quelle entfernt waren, da die warmen Dnste sichverflchtigt hatten, erstarrten sie zu Eis. Auf dieses Eis fielen Funken aus Muspelheim, und es begann zu schmelzen. Die Tropfen belebten sich, und es entstand ein gewaltiger Mann, der Riese Amir, der Stammvater des Geschlechtes der Reifriesen. 2. Entstehung der Götter: Durch die warmen Dnste, die von Muspelheim herberkamen, schmolz das Eis immer mehr, und aus den Tropfen entstand die Kuh Audhumbla" (die Schatzfeuchte, d. h. die von Reichtum berquellende). Sie ernhrte sich damit, da sie die salzigen Eissteine beleckte. Dabei leckte sie einen sehr schnen, groen und starken Mann blo, Buri". Von diesem stammen die weltbeherrschenden As e n (Götter), die aber erst spter zur Weltherrschaft gelangen; es sind die drei Götter: Odin, Loki und Hnir. Diese drei Asen tten den Riesen Ymir. In dem groen Blut-strm, der aus seinen Wunden fliet, ertrinken alle Riesen; nur ein einziger Nachkomme

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1. Das Mittelalter und die Neuzeit - S. 7

1897 - Leipzig : Voigtländer
und Freyja, die Gttin der Liebe und des Frhlings. Die Verehrung der Gttin Nerthus (oder Hertha, Erdmutter) beschreibt Tacitus. Auf einem Eiland im nrdlichen Meere, so berichtet er, lag ein stiller Hain, dessen uralte Buchen einen kleinen See beschatteten. In dem Haine stand ein geweihter Wagen, mit Tchern berdeckt. Zu gewissen Zeiten, wahrscheinlich beim Beginn des Frhlings, wenn die Erde zu neuem Leben erwacht, kam die Gttin dorthin. Dann fuhr derwagen, mit geweihten Khen bespannt, von Priestern geleitet, in feierlichem Zuge durch das Land. Das waren festliche Tage fr alles Volk: da ruhten die Waffen, eingeschlossen ward alle Eisenwehr; da herrschte nur Friede und Freude. Nach vollbrachtem Umzug kehrte der Gtterwagen nach dem heiligen Haine zurck, wurde in dem See gewaschen, und die Gttin verschwand wieder von der Erde. Auch Halbgtter werden genannt, wie Tuistos Sohn Mannus, Siegfriedzc.zc.; endlich Naturgeister: Elfen,Nixen,Riesen,Zwergeic.ic. Der Gtterdienst fand in heiligen Hainen, auf Berggipfeln und an Quellen statt; die Götter in Tempelwnden einzuschlieen oder der menschlichen Gestalt irgend hnlich zu bilden, erschien unvereinbar mit der Gre der Himmlischen"; als Opfer wurden Tiere (besonders Pferde), auch wohl Menschen dargebracht, und gemeinsame Mahlzeiten mit der Feier verbunden. Der gttliche Wille wurde von Priestern und von weisen Frauen ver-kndet. (Benennung der Wochentage nach Gtternamen.) Nordische Mythologie.*) Bei der Drftigkeit der Nachrichten, die sich hinsichtlich der religisen Vorstellungen der alten Germanen in Deutschland erhalten haben, sind wir um so mehr auf die Mythologie der nordischen Germanen in Skanbinavien angewiesen. Diese ist erhalten in der Ebba, einer Sammlung alter Götter- und Helbenlieber (die ltere ca. 1100 auf Jslanb geschrieben). Dabei ist freilich fraglich, inwieweit die Mythologie der Germanen in Deutschland) mit der der stammoerroanbten Skanbinavier bereinstimmte. Die norbische Mythologie berichtet der Die Entstehung der Welt: 1. Entstehung der Niesen: Im Uranfang war ein ober, leerer Raum. Am nrblichen Ende besselben lag Nislheitn" (Nebelhein), ein bunkles, kaltes Reich; am andern Ende Muspelheim" (Welt der Feuerbewohner), hell und licht. In Niftheim lag ein Brunnen, aus dem zwlf Strme kamen, welche die ghnenbe Kluft ausfllten. Als die zwlf Strme soweit von der Quelle entfernt waren, da die warmen Dnste sich verflchtigt hatten, erstarrten sie zu Eis. Auf biefes Eis fielen Funken aus Muspelheim, und es begann zu schmelzen. Die Tropfen belebten sich, und es entstaub ein gewaltiger Mann, der Riefe Dmir, der Stammvater des Geschlechtes der Reifriefen. 2. Entstehung der Götter: Durch die warmen Dnste, die von Muspelheim herberkamen, schmolz das Eis immer mehr und aus den Tropfen entstaub die Kuh Aubhumbla" (die Schatzfeuchte, b. h. die von Reichtum berquellenbe). Sie ernhrte sich bannt, ba sie die salzigen Eissteine beleckte. Dabei leckte sie einen sehr schnen, roen und starken Mann blo, Buri". Von biesem stammen die weltbeherrschenben Asen (Götter), die aber erst spter zur Weltherrschaft gelangen; es sinb die brei Götter: Dbin, Loki und Honir. Diese brei Asen tten den Riefen 9)mir. In dem groen Blut- *) Nach Bartsch (gtigst mitgeteilt von Prof. Em. Schmitt, Baden).

2. Das Mittelalter und die Neuzeit - S. 7

1895 - Leipzig : Voigtländer
dar; dort betete man, den Blick gen Himmel gekehrt, zu der unsichtbaren Gott-heit. Den Willen der Götter verkndeten Priester und weise Frauen aus dem Wiehern heiliger Rosse, dem Vogelflug und den Runen (d. h. Zeichen, die man in Stbchen von Baumzweigen eingeritzt hatte). Tempel und Gtterbilder hatten die Deutschen nicht; die Götter erschienen ihnen zu erhaben, um in Gebuden von Menschenhnden wohnen zu knnen oder in menschlicher Ge-statt abgebildet zu werden. An ein zuknftiges Leben glaubten sie fester, als irgend ein heidnisches Volk. Darum kannten sie keine Todesfurcht. Wurden doch die im Kampfe gefallenen Helden von den Wal kren, den Schildjung-frauen Wuotans, nach der Himmelsburg Walhal l emporgetragen, wo sie alles in Flle fanden, was sie auf Erden beglckte: unaufhrliche Helden-kmpfe, frhliche Jagden, festliche Schmausereien. Die Feigen und die Gott-losen dagegen waren von Walhalls Freuden ausgeschlossen; sie kamen in das schaurige unterirdische Reich der Hel (die Hlle) und muten dort in ewiger Finsternis schmachten. 3. Nordische Mythologie.") Bei der Drftigkeit der Nachrichten, die sich hinsichtlich der religisen Vorstellungen der alten Germanen in Deutschland erhalten haben, sind wir um so mehr auf die Mytho-logie der nordischen Germanen in Skandinavien angewiesen. Diese ist erhalten in der Edda, einer Sammlung alter Götter- und Heldenlieder (die ltere ca. 1100 auf Island geschrieben). Freilich ist fraglich, inwieweit die Mythologie der Germanen in Deutsch-land mit der der stammverwandten Skandinavier bereinstimmte. a. Die Entstehung der Welt. Entstehung der Riesen: Im Uranfang war ein der, leerer Raum. An seinem nrdlichen Ende lag Niflheim" (Nebelheim), ein dunkles, kaltes Reich; am andern Ende Muspelheim" (Welt der Feuerbewohner), hell und licht. In Niflheim lag ein Brunnen, aus dem zwlf Strme kamen, welche die ghnende Kluft ausfllten. Als die zwlf Strme soweit von der Quelle entfernt waren, da die warmen Dnste sich verflchtigt hatten, erstarrten sie zu Eis. Auf dieses Eis fielen Funken aus Muspelheim, und es be-gann zu schmelzen. Die Tropfen belebten sich, und es entstand ein gewaltiger Mann, der Riese Amir, der Stammvater des Geschlechtes der Reifriesen. Entstehung der Götter: Durch die warmen Dnste, die von Muspelheim her-berkamen, schmolz das Eis immer mehr, und aus den Tropfen entstand die Kuh Aud-humbla" (dieschatzfeuchte, d.h. die von Reichtum berquellende). Sie ernhrte sich damit, da sie die salzigen Eissteine beleckte. Dabei leckte sie einen sehr schnen, groen und starken Mann blo, Buri". Von diesem stammten die weltbeherrschenden Afen (Götter), die aber erst spter zur Weltherrschaft gelangten; es waren die drei Götter: Odin, Loki und Hnir. Diese drei Asen tteten den Riesen Dmir. In dem groen Blutstrom, der aus seinen Wunden flo, ertranken alle Riesen; nur ein einziger Nachkomme des Amir entkam mit seinem Weibe. Von diesen beiden stammt das zweite Geschlecht der Riesen. Aus den Gliedern des erschlagenen Dmir wurden die Erde und ihre einzelnen Teile geschaffen aus seinen Knochen die Berge, aus seinem Schdel das Himmelsgewlbe, aus feinemblute das Meer. Das Himmelsgewlbe wurde mit feurigen Funken aus Muspelheim verziert *) Nach Bartsch (mitgeteilt von Prof. Em. Schmitt in Baden).

3. Leitfaden der deutschen Geschichte - S. 7

1892 - Leipzig : Voigtländer
7 Nordische Mythologie.*) Bei der Drftigkeit der Nachrichten, die sich hinsichtlich der religisen Vorstellungen der alten Germanen in Deutschland erhalten haben, sind wir um so mehr auf die Mytho-logie der nordischen Germanen in Skandinavien angewiesen. Diese ist erhalten in der Edda, einer Sammlung alter Götter- und Heldenlieder (die ltere ca. 1100 auf Island geschrieben). Dabei ist freilich fraglich, inwieweit die Mythologie der Germanen in Deutschland mit der der stammverwandten Skandinavier bereinstimmte. Die nordische Mythologie berichtet der Die Entstehung der Welt: 1. Entstehung der Riesen: Im Uranfang war ein der, leerer Raum. Am nrdlichen Ende desselben lag Niflheim" (Nebelheim), ein dunkles, kaltes Reich; am andern Ende Muspelheim" (Welt der Feuerbewohner), hell und licht. In Niflheim lag ein Brunnen, aus dem zwlf Strme kamen, welche die ghnende Kluft ausfllten. Als die zwlf Strme soweit von der Quelle entfernt waren, da die warmen Dnste sich verflchtigt hatten, erstarrten sie zu Eis. Auf dieses Eis fielen Funken aus Muspelheim, und es begann zu schmelzen. Die Tropfen belebten sich, und es entstand ein gewaltiger Mann, der Riefe Amir, der Stammvater des Geschlechtes der Reifriesen. 2. Entstehung der Götter: Durch die warmen Dnste, die von Muspelheim herberkamen, schmolz das Eis immer mehr, und aus den Tropfen entstand die Kuh Audhumbla" (die Schatzfeuchte, d. h. die von Reichtum berquellende). Sie ernhrte sich damit, da sie die salzigen Eissteine beleckte. Dabei leckte sie einen sehr schnen, groen und starken Mann blo, Buri". Von diesem stammen die weltbeherrschenden As e n (Götter), die aber erst spter zur Weltherrschaft gelangen; es sind die drei Götter: Odin, Loki und Hnir. Diese drei Asen tten den Riesen 2)mir. In dem groen Blut-strm, der aus seinen Wunden fliet, ertrinken alle Riefen; nur ein einziger Nachkomme des Amir entkam mit seinem Weibe. Von diesen beiden stammt das zweite Geschlecht der Riesen. Aus den Gliedern des erschlagenen Amir wurde die Erde und ihre einzelnen Teile geschaffen: aus seinem Blute das Meer, aus seinen Knochen die Berge, aus seinem Schdel das Himmelsgewlbe zc. Das Himmelsgewlbe wurde mit feurigen Funken aus Muspelheim verziert, mit Sonne, Mond und Sternen. Die Erde ward vom Meer um-geben. Der innere Teil derselben, Midgard" (mittlerer Garten), ward mit einer Schutzwehr gegen die Riefen versehen, die am Meeresufer wohnten. 3. Schpfung der Zwerge: In dem Fleische des getteten Dmir entstanden Maden, die von den Gttern mit Gestalt und Geist begabt wurden. Diesen neu entstan-denen Wesen wurde das Innere der Erde als Wohnsitz zugewiesen. 4. Schpfung des Menschen: Die drei Asen kamen einst an den Strand des Meeres. Hier fanden sie zwei Bume: Askra" und Embla" (Esche und Erle). Beide waren thatenlos. Da nahmen die Götter sich ihrer an: Odin gab ihnen Geist, Hnir Vernunft, Loki Blut und Farbe. Das Geschick dieser lebenden Bume wurde von den Nornen (Schicksalsgttinnen) bestimmt: sie sollten nicht unsterblich, sonderndem Schicksal unterworfen sein. Von diesen beiden Wesen stammt das Geschlecht der Menschen, denen Midgard zum Wohnsitz angewiesen wurde. 5. Das Weltall: Das Weltall dachten sich die Germanen als Baum, nmlich als eine ungeheuere Esche. Dieselbe hat drei Wurzeln, von denen die eine in die Unterwelt, die zweite zu den Riesen, die dritte zu den Asen reicht. An jeder Wurzel entquillt ein *) Nach Bartsch (gtigst mitgeteilt von Prof. Em. Schmitt, Baden).

4. Abriß der Weltgeschichte mit eingehender Berücksichtigung der Kultur- und Kunstgeschichte für höhere Mädchenschulen - S. 90

1891 - Leipzig : Voigtländer
90 so das kampfbewegte Leben des Volkes ab. Die gewaltigen Natur-mchte, vor allen die Leben und Segen spendende Sonne und die fruchtbringende Erde, ferner die unbezwingliche Heldenkraft, die in den Schlachten den Sieg erkmpft, das waren des Volkes Gottheiten. Als hchster Gott wurde der Wind - und Sturmgott Wuotan (Odin) verehrt, der Gott der alldurchdringen-den Luft, der Allvater und Weltlenker, der jeglichen Segen spendet, namentlich das hchste der Gter, den Sieg in der Schlacht, ver-leiht. Er thront in Walhall auf goldenem Hochfitz; zwei Raben auf feinen Achseln flstern ihm Kunde vom Stande der Welt ins Ohr, zu seinen Fen strecken sich zwei Wlfe. Das ganze Weltall berschaut der Gott von diesem Hochfitz aus, nichts entgeht feinem Blick. Wenn er der die Erde hinfhrt, ist er in einen blauen (Wolken-) Mantel gehllt und trgt einen breitrandigen Hut auf dem Haupt. In den Kampf reitet er als König und Anfhrer der Götter (Afen) und Helden auf achtfigem Schlachtro, in goldstrahlendem Panzer, mit goldenem Helm geschmckt, den Sieges-speer schwingend, der alle Feinde niederstreckt. Wuotans Sohn war Donar (Thor), der rotbrtige Donnergott, der auf einem mit Bcken bespannten Wagen in der Gewitterwolke dahinrollt und mit seinem Steinhammer den einschlagenden Blitz wie den befruchtenden Regen herniederfendet. Als der dritte der groen Götter galt Ziu (Tyr), der einarmige Kriegs- und Schwertgott. Ein anderer Sohn Wuotans ist der jugendlich schne Lichtgott Baldur, der aber auf Anstiften des bfert Gottes Loki gettet wird. Unter den Gttinnen waren Frigg, Wuotans Gemahlin, die Gttin der Ehe, und Freya, die Gttin des Frhlings und der Liebe, die angesehensten. Als allnhrende, mtterliche Gottheit wurde Ner-thus gefeiert, die Gttin der Erde. Auf einem Eiland im nrd-lichen Meere, berichtet Tacitus, lag ein stiller Hain, dessen uralte Buchen einen kleinen See beschatteten. In dem Haine stand ein geweihter Wagen, mit Tchern berdeckt. Zu gewissen Zeiten, wahrscheinlich beim Beginn des Frhlings, wenn die Erde zu neuem Leben erwacht, kam die Gttin dorthin. Dann fuhr der Wagen, mit geweihten Khen bespannt, von Priestern geleitet, in feierlichem Zuge durch das Land. Das waren festliche Tage fr alles Volk: da ruhten die Waffen, eingeschlossen ward alle Eisen-wehr; da herrschte nur Friede und Freude. Nach vollbrachtem Umzug kehrte der Gtterwagen nach dem heiligen Haine zurck.

5. Alte Geschichte - S. 141

1881 - Hannover : Helwing
Aus der deutschen Gttersage. 141 ungeheuren Kluft lag das finstere, eisigkalte Nebelheim (Niflheim), ihm gegenber das lichte, glhend heie Glutheim (Muspelheim). Da thnt sich in Niflheim ein Brunnen auf, aus dem ergossen 12 Strme ihre eiskalten Wogen; aber diese erstarrten bald, ihre Eisschollen trmten sich auf und rollten hinunter in die unermeliche Kluft und fort bis gen Muspelheim. Von dorther wehte warme Luft gegen die Eisberge; ein Tropfen kam hervor, der war voll Leben, aus demselben entstand der Urriese Ymir, der Stammvater der gewaltigen Frost-oder Eisriesen. Aus dem Tropfen war auch noch eine Kuh entstanden, deren Milch dem Riesen zur Nahrung diente. Die Kuh nhrte sich, indem sie die salzigen Eisblcke beleckte. Da erschien an der beleckten Stelle ein wohlgebildeter Mann; dessen Sohn wurde der Stammvater der Riesen Odin, Wili und We. Diese sollten, die Welt regieren; sie nannten sich Asen, d. h. Sttzen der Welt. Uber ihnen stand noch Allvater. Die Asen haten den ungefgen Riesen Ymir und erschlugen ihn. Aus dem Blute desselben bildete sich das Meer. Alle Frostriesen ertranken in demselben, nur einer rettete sich mit seinem Weibe und ward der zweite Stammvater des Riesen-geschlechts, das sich nie der Herrschaft der Götter fgen wollte. Aus dem Fleische des Riesen entstand die Erde; seine Knochen erstarrten zu ragenden Bergen; die Zhne und Backenknochen verwandelten sich in zackige Felsen. Den Schdel aber richteten die Götter als Himmel darber und stellten an seinen vier Enden Zwerge als Trger darunter: Austri, Westri, Sudri, Nordri. Dann setzten die Gndigen aus Funken, welche von Muspelheim herflogen, liebliche Sterne an den Himmel. Auch bildeten sie den goldenen Sonnenwagen und schirrten den feurigen Hengst Arwaker (Frhwach) davor, der von einem holden Mdchen, Sol, an goldenem Halfter gefhrt wurde. Ihm folgte der silberglnzende Mond, dessen Hengst der schne Knabe Mani lenken sollte. So wurden Tag und Nacht. Das Gehirn schleuderten die Asen in die Luft und bildeten daraus die Wolken. In der Mitte der Erde bauten sie eine weite Burg, Midgard (Mittelgarten), fr das Geschlecht der Menschen, die noch im Sche der Erde schliefen. Zum Schutze gegen die wilden Riesen am Meeres-gestade umzunten sie die Burg mit des Riesen Brauen. Aus den Haaren desselben machten sie Bume. In 9)mirs Fleisch kroch allerlei Getier, Maden. Aus ihnen schufen die Asen die Zwerge, denen sie die Kunde von allerlei Erz und Gestein verliehen und die Kunst, das Erz zu formen. Einst fanden die Asen am Meeresgestade zwei Baumstmme, einen Eschen- und einen Erlenstamm; aus jenem schufen sie den Mann (Ask), aus diesem die Frau (Embla). Auf der Erde herrschte ewiger Frhling. Umgeben von der Wohnung der Menschen, lag Asenheim mit der Gtterburg Asgard. b. Götter und Gttinnen. An der Spitze der Götter steht

6. Das Mittelalter und die Neuzeit - S. 6

1895 - Leipzig : Voigtländer
Kampf reitet er als König und Anfhrer der Götter (Asen) und Helden auf achtfigem Schlachtro, in goldstrahlendem Panzer, mit golbenem Helm geschmckt, den Siegesspeer schwingend, der alle Feinde nieberstreckt. Dem Wodan war der Mittwoch, Wodanstag" (englisch Wednesday), geweiht. Auerdem lebt sein Name noch vielfach in geographischen Namen fort, wie: Godesbergs Wodansberg; Odenwald. In der Volksberlieferung erscheint Wodan als Fhrer des wilden oder wtenden Heeres" ( wtendes Heer" Entstellung aus Wuotenes Heer"). Wuotans Sohn war Donar (Thor), der rotbrtige Donnergott, der auf einem mit Bcken bespannten Wagen in der Gewitterwolke dahinrollt und mit seinem Steinhammer den einschlagenden Blitz wie den besruchtenben Regen herniedersenbet. Ihm war der Donnerstag geweiht. Auch sein Name lebt noch in geographischen Namen fort, wie: Donnersberg. Als der dritte der groen Götter galt Ziu (Tyr), der einarmige Kriegs-und Schwertgott. Sein Name lebt noch fort in dem Wochentage: Ziwestag" (Dienstag), alemannisch -Zistig" (englisch: Tuesday). Ein anderer Sohn Wuotans ist der jugendlich schne Lichtgott Bat der, der aber auf Anstiften des bsen Gottes Lo ki gettet wird. Die hchste der Gttinnen war Frija (Frigg), Wodans Gemahlin, die Gttin der Ehe- Ihr ist der Freitag geweiht. In der berlieferung wird sie auch Holda" (d.h.die gndige Gttin") ober93erchta" (b.h. die Glnzende) genannt, die das Spinnen der Frauen berwacht. Der sptere Volksglaube kennt sie als Frau Holle", die an der Spitze der Hulden" oder des wildenheeres, das aus den Seelen der Verstorbenen gebildet ist, durch die Lfte dahinjagt. Als allnhrende, mtterliche Gottheit wurde Nerthus (Hertha) ge-feiert, die Gttin der Erde. Auf einem Eiland im nrdlichen Meere, berichtet Tacitus, lag ein stiller Hain, dessen uralte Buchen einen kleinen See beschatteten. In dem Haine stand ein geweihter Wagen, mit Tchern berdeckt. Zu gewissen Zeiten, wahrscheinlich beim Beginn des Frhlings, wenn die Erde zu neuem Leben erwacht, kam die Gttin dorthin. Dann fuhr der Wagen, mit geweihten Khen bespannt, von Priestern geleitet, in feierlichem Zuge durch dasland. Das waren festliche Tage fr alles Volk. Da ruhten die Waffen, eingeschlossen ward alle Eisenwehr; da herrschte nur Friede und Freude. Nach vollbrachtem Umzug kehrte der Gtterwagen nach dem heiligen Haine zurck, wurde in dem See gewaschen, und die Gttin verschwand wieder von der Erde. Neben den hheren Gttern werden auch Halbgtter genannt, ferner Naturgeister: Riesen und Zwerge, Nixen, Lichtelsen und Schwarzelfen. 2. Der Gtterdienst. Zur Verehrung der Götter versammelten sich die Germanen auf Berggipfeln, an Seen und Quellen, namentlich aber in dem ge-heimnisvollen Dunkel der Haine und Wlder. Dort, unter alten geheiligten Bumen brachte man Pferde, die liebstentiere, ja wohlauch Menschen als Opfer

7. Leitfaden der deutschen Geschichte - S. 6

1892 - Leipzig : Voigtländer
6 Krieg und Frieden sein Schicksal und seinen Wagemut zu teilen habe. Dies kndet das Stierpaar, das kampfgerstete Ro und das Waffengeschenk an. In diesem Geiste soll sie leben und sterben. So ist die Frau berall des Mannes treue Gefhrtin. Auch bei der Schlacht ist sie in seiner Nhe, und die Kmpfenden hren den Zuruf ihrer Weiber, deren Zeugnis ihnen als das heiligste, deren Lob als das grte gilt. Manchmal haben Frauen schon wankende und zum Rckzge geneigte Schlachtreihen durch ihr Flehen wieder zum Stehen gebracht und zur Ausdauer ermutigt, indem sie auf die drohende Gefangenschaft hinwiesen, die den Germanen als ein doppelt unertrgliches bel erscheint, wenn es ihre Frauen gilt. Ja, etwas Heiliges sehen sie in den Frauen und schreiben ihnen Prophetengabe >zu; daher sie ihren Rat nicht vers chmhen und ihre Aussprche nicht unbeachtet lassen." 3. Religion. 1. Der Gtterglaube der Germanen ging von der Naturbetrachtung aus und spiegelte wie die Gemtstiefe, so das kampfbewegte Leben des Volkes ab. Ihr hchster Gott war W u o t a n (Odin), der Allvater und Weltlenker, dessen Auge die Sonne ist, der jeglichen Segen spendet, insbesondere den Sieg verleiht (die Walkren, Walhall); neben ihm Donar (Thor), der rotbrtige Donnergott mit dem Hammer, Zi u (Tyr), der einarmige Kriegs-gott. Unter den Gttinnen stehen oben an: Frigg, Wuotans Gemahlin, und Freyj a, die Gttin der Liebe und des Frhlings. Die Verehrung der Gttin Nerthus (oder Hertha, Erdmutter) beschreibt Tacitus. Auf einem Eiland im nrdlichen Meere, so berichteter, lag ein stiller Hain, dessen uralte Buchen einen kleinen See beschatteten. In dem Haine stand ein geweihter Wagen, mit Tchern berdeckt. Zu gewissen Zeiten, wahrscheinlich beim Beginn des Frhlings, wenn die Erde zu neuem Leben erwacht, kam die Gttin dorthin. Dann fuhr der Wagen, mit geweihten Khen bespannt, von Priestern geleitet, in feierlichem Zuge durch das Land. Das waren festliche Tage fr alles Volk: da ruhten die Waffen, eingeschlossen ward alle Eisenwehr; da herrschte nur Friede und Freude. Nach vollbrachtem Umzug kehrte der Gtterwagen nach dem heiligen Haine zurck, wurde in dem See gewaschen, und die Gttin verschwand wieder von der Erde. 2. Auch Halbgtter werden genannt, wie Tuistos Sohn Mannus, Siegfried 2c. 2c.; endlich Naturgeister: Elfen, Nixen, Riesen, Zwerge ac. 2c. Der Gtterdienst fand in heiligen Hainen, auf Berggipfeln und an Quellen statt; die Götter in Tempelwnden einzuschlieen oder der mensch-lichen Gestalt irgend hnlich zu bilden, erschien unvereinbar mit der Gre der Himmlischen"; als Opfer wurden Tiere (besonders Pferde), auch wohl Menschen dargebracht, und gemeinsame Mahlzeiten mit der Feier verbunden. Der gttliche Wille wurde von Priestern und von weisen Frauen ver-kndet. (Benennungen der Wochentage nach Gtternamen.)

8. Das Mittelalter und die Neuzeit - S. 8

1894 - Leipzig : Voigtländer
I$e: Sage fr alles Volk: da ruhten die Waffen, eingeschlossen ward alle Eisenwehr es dem he lia"en^ain "nd Freude.. Nach vollbrachtem Umzug kehrte der Gtterwagen nach von der Erde bm @ee 8eroa^en'unb die Gttin verschwand wieder ^ajl9mtter roerben Scannt, z. B. Tuistos Sohn Mannus Siegsned; endlich Naturgeister: Elfen, Nixen, Riesen, Rroeme zc *c Der Gotterdtenst fand in heiligen Hainen, auf Beraaivfeln und' an r\* r iatr' "btl Tempelwnden einzuschlieen oder der mensch- d^^immuscken"^^ *U 5uben' unvereinbar mit der Gre 5? s ^?pfer wurden Tiere (besonders Pferde), auch wohl ' Uf Sememsame Mahlzeiten mit der Feier verbunden. Ser gottltche Wille wurde von Pnestem und von weisen Frauen verkndet (z. B. Weleda zur Zeit Vespasians). ^ er Bei der Drftigkeit der Nachrichten der religise Vorstellungen der alten Germanen m Deutschland sind wir auf die Mythologie der irdischen Germanen m Skandinavien angewiesen. Diese ist erhalten in der auf ttel Heldenlieder (die ltere ca. 1100 Tel in ^ r ? lft flet^ Plich, inwieweit die Mythologie einstimmte Deutschland mit der der stammverwandten Skandinavier der- Aus der nordischen Gtterlehre (mit Anmerkungen aus der deutschen). roar ein der ^um. Am nrdlichen Ende desselben lag das kalte dunkle Nislheim" (Nebelheim); am andern Ende das lichte Muspelheim" (Welt der Feuerbewohner). Aus Tropfen schmelzenden Eises entstand der gewaltige Riese Ymir. Ihn tteten die Asen (Götter) Odin, Loki und Hnir. Aus seinen Gliedern entstand die Erde, aus seinem Blute das Meer, aus seinen Knochen die Berge, aus seinem Schdel das Himmelsgewlbe. Am Strande des Meeres schufen die Asen aus einer Esche und Erle die ersten Menschen. Die Mitte der meerumflossenen Erde (Midgard, Mittelqarten) ward deren Wohnsitz. Das Weltall dachten sich die Germanen als eine ungeheure immergrne Esche Eine ihrer Wurzeln reicht in die Unterwelt (Niflheim), die zweite zu den Riesen (Jtun-heim), die dritte zu den Asen (Asenheim, Himmey. An jeder Wurzel entquillt ein Brunnen. In Asenheim sind als Wohnsitze der Götter strahlende Burgen erbaut, welche die Stadt Asgard" bilden. Zwischen Asgard und Midgard ist eine strahlende Brcke, der welche die Asen zur Gerichtssttte reiten, die sich am Brunnen der Norne Urdh" (Vergangenheit) befindet. Urdh bestimmt hier mit ihren beiden Schwestern Werdandi (Gegenwart) und Sm- (Zukunft) die Schicksale der Menschen. Zwischen i>eitr tm Wipfel des Weltbaumes und dem scheulichen Drachen an der Wurzel trgt ein Eich-Hrnchen die Worte des Kampfes (zwischen Licht und Finsternis) hin und her. Odin (Wodan) thront in Walhall aus, goldenem Hochsitz. Auf seinen Schultern sttzen zwei Rab en, die ihm Kunde von dem Stande der Welt ins Ohr flstern; zu seinen Fen strecken sich zwei Wlfe. Wodan ist zunchst Sturmgott, noch in der Volks-berlieferung als Fhrer des wtenden Heeres" (aus Wuotenes her"). Wodan erscheint sodann als Himmelsgott mit breitkrmpigem (Wolken-) Hut und wallendem, blauem (Himmels-) Mantel. Wodan ist ferner der Gott des Kampfes und Sieges.

9. Lehrbuch der deutschen Geschichte für Seminare und höhere Lehranstalten - S. 14

1878 - Hannover : Carl Meyer (Gustav Prior)
14 mit Tchern berdeckt. Ihn anzurhren, ist allein dem Priester verstattet. Er merkt es, wenn die Gttin in ihrem Heiligthum gegenwrtig ist, und geleitet sie, von Khen gezogen, mit tiefer Ehrfurcht. Dann gibt es frohe Tage, und festlich geschmckt sind alle Sttten, welche die Gttin nur immer ihres Besuchs und Aufenthalts wrdigt. Diicht gehen sie in den Krieg, nicht greifen sie zu den Waffen, verschlossen ruht alles Eisen; Friede und Ruhe sind nur dann ihnen bekannt, nur dann willkommen, bis der-selbe Priester die Gttin, satt des Umgangs mit den Sterblichen, in das Heiligthum zurckfhrt. Danach wird der Wagen, die Tcher und wer es glauben will die Gottheit selbst in einem geheimen See gewaschen. Die Dienstleistenden sind Sklaven, welche sogleich derselbe See verschlingt. Aus Vorstehendem ist zu ersehen, wie wenig uns die Rmer von dem Gtter-glauben der Germanen berliefern konnten; und da spter der Eifer der christlichen Priester alle Spuren des Gtterglaubens zu vertilgen suchte, so gingen die wenigen deutschen Quellen aus heidnischer Zeit fast gnzlich verloren. Nur dem Scharfsinn und Forscher-eifer neuerer Gelehrten, wie Jacob Grimm und nach ihm Mannhardt, Simrock u. a., welche die nordischen Gttersagen, namentlich die beiden Edda's, vergleichend herangezogen, verdanken wir mehr Licht und Vollstndigkeit in der Kenntnis der deutschen Mythologie. 4) Diese in gedrngtester Form darzustellen versuchen wir in folgenden Zeilen. Ehe alles wurde, gab es nur eine weite Leere, einen unendlichen Abgrund, Ginnungagap genannt. Dort hauste der Uniese Umir, der alle Urstoffe in sich vereinigte. Daraus entstanden im Norden Ginnuugagaps das kalte und dunkle Nifl-heim und im Sden das warme und helle Muspelheim. Die Kuh Audhumbl a war mit Umir zugleich geworden. Sie leckte aus den Eisblcken den Riepen B r und die Riesin Bestla; deren Shne waren Odin, Wili und We. Odin blieb aber der Herrscher. Da tdteten die Shne Brs den Riesen Umir, und aus seinem Blute wurden Meer und alles Gewsser, aus seinem Fleisch die Erde, aus 1 einen Knochen die Berge, aus seinen Zhnen und zerbrochenem Gebein die Steine, aus seinen Augen-brauen rund um die Erde die Burg Midgard, aus seinem Schdel der Himmel mit vier Hrnern. Unter diese Hrner setzten sie Zwerge zu Wchtern, die Anstri, Westri, Nordi und Sudri hieen. Aus dem Gehirn des Rie,en entstanden die Luft und die Wolken; und aus Feuerfunken, die von Muspelheim aufflogen, bildeten sich die Sterne. Darauf gingen die drei Brder an den Meeresstrom, und dort fanden sie zwei Bume, die Esche und Erle; daraus schufen sie Mann und Weib, jenen nannten sie Ask, diese E mbla. Diesen entstammte das Menschengeschlecht, dem Midgard als Wohnung berwiesen wurde. Umgeben von der Wohnung der Meirichen liegt Abenheim mit der Burg Asgard. Dort wohnen die Ascit, die Götter des Lichts, die fortwhrend mit den wilden Sturm-, Berg und Frostriesen kmpfen. Odin, das ^ ber-Haupt der Asm, wohnt im goldschimmernden Walaski als, mitten in Asgard mit i) Fr ein eingehenderes Studium der deutschen Mythologie empfehlen sich die Deutschen Mythologien" von Jacob Grimm, Mannhardt, Simrock und I. W Wolf. Ferner Rud. Brockhausen, Ueber die Pflanzenwelt Niedersachsens in ihren Beziehungen zur Gtterlehre und dem Aberglauben der Vorfahren.

10. Alte deutsche und mittlere allgemeine Geschichte bis Ende der Hohenstaufenzeit - S. 7

1878 - Leipzig : Klinkhardt
freilich dieselbe Ansicht, die so viele heidnische Völker hatten, daß nämlich das Gute als besonderer Gott gedacht wurde und das Böse cmch, oder daß sie alles Gute in der Welt einem milden, freundlichen Gott zuschrieben und alles Böse einem tückischen Wesen. Natürlich enthielt ihre Götterlehre manche kindische und wunderliche Ansichten, aber tut ganzen genommen waren ihre Vorstellungen eben so vernünsttg und dabei viel reiner und edler als die der Griechen oder anderer Hetden. Wie manche andere Völker des Alterthums verehrten sie besonders die großen und schönen, nützlichen oder schrecklichen Dinge der Natur, sowohl Naturkörper als Naturerscheinungen (Sonne, Mond. Jahreszeiten, Winde, Gewitter, Feuer rc.) als göttliche Wesen. Nach ihrem Glauben war vor der Schöpfung der Welt nichts gewesen als em ungeheurer öder, leerer Raum, ,,die gassende Gähnung" (Ginungagap). Am nördlichen Ende derselben war ein Raum, der hieß Niflheim (Heimat der Nebel), wo alles kalt und dunkel war; am südlichen Ende aber war Muspelheim (Heimat der Flammen), die heiß und hell war. In Niflheim war ein Brunnen, aus dem sich zwölf Ströme ergossen, deren Wasser nach und nach Ginungagap ausfüllte. Auf der Seite, wo Niflheim lag, wurde das Wasser in Eis verwandelt; nach Muspelheim hin konnte es aber nicht gefrieren, weil dort die Hitze einwirkte. Gerade in der Mitte zwischen Niflheim und Muspelheim, wo Glut und Frost sich begegneten, entstand aus den warmen Tropfen ein riesiges Menschenbild Amir, der aber ein böses Wesen war und nicht für einen Gott gehalten wurde. Mit dem Riesen war auch zugleich eine Kuh entstanden, Aud umbla (die Saftreiche), aus deren Euter vier Milchströme rannen, von denen Umir sich nährte. Einst beleckte die Kuh die salzigen Eisblöcke, da kamen am Abend des ersten Tages Menschenhaare hervor, des andern Tages eines Mannes Haupt, den dritten ein ganzer Mann. Dieser Mann hieß Buri, war schön und stark und bekam später einen Sohn, der Bör genannt wurde. Börs drei Söhne, die Götter Wodan (Odin), Hönir und Loki, töbteten den Riesen Umir, und als dieser siel, da floß aus seinen Wundert so viel Blut, daß alle seine Nachkommen in demselben ertränkt wurden bis auf einen, der sich mit seinem Weibe in einem Boote rettete und das Geschlecht der Riesen fortpflanzte (Noah, Deukalion). Die Götter nahmen den gelödteten Hmir, warfen ihn in Ginungagap und fchnfen au« ihm die Welt: ans seinem Blute das Wasser, aus seinem Fleische die Erde, aus den Knochen die. Berge, ans den Zähnen, den Kinnbacken und dem zerbrochenen Gebein die Felsen und Klippen. Aus seinem Schädel bildeten sie den Himmel und erhoben ihn über die Erde mit vier Ecken oder Hörnern, unter die sie je einen Zwerg setzten: Austri, Westri, Nordn und Sudri. Des Riesen Hirn warfen sie in die Luft und schufen aus Demselben die Wolken; dann nahmen sie Feuerfunken, die aus Muspelheim aufflogen, und fetzten sie an bett Himmel.

11. Das Mittelalter und die neue Zeit bis 1648 - S. 4

1898 - Hannover [u.a.] : Carl Meyer (Gustav Prior)
4 die Sommersonnenwende mit dem Feste Johannes des Tufers; und endlich sind auch vom Volke viele Geschichten und Zge der Götter auf christliche Heilige bertragen worden. Da hat nun Jakob Grimm in den Heiligenlegenden bertragungen von Gttergestalten aufgefunden: so war Wodan zum heiligen Martin, Donar zum heiligen Petrus, Freyr zum heiligen Leonhardt, Baldur zum heiligen Georg, Frigg oder Freya zur heiligen Mutter Gottes geworden; er hat endlich in zahllosen Spielen, Auf-zgen, Festen, Gebruchen und aberglubischen Vorstellungen des Volkes, in Sagen und Mrchen die Spuren der Germanengtter nachgewiesen und sie uns in leuchtender Herrlichkeit wieder vor die Augen gestellt. Nach dem Gtterglauben der Germanen führen die Gottheiten ewigen Kampf gegen die bsen Mchte, die Riesen, die Eis-, Wind- und Feuer-riefen; es spiegeln sich darin die fortwhrenden Kmpfe der Menschen gegen die wilde und rauhe Natur des Landes. Zugleich geht ein schmerzlicher, aber tief sittlicher Zug durch die Gtterlehre: die Götter bleiben im Kampfe nicht schuldlos und mssen darum in der Gtterdmmerung untergehen. Danach erst wird wieder eine reine, paradiesische Welt erstehen. So gliedert sich die deutsche Gttersage in die Weltschpfung, die Gtterverderbnis und die Gtterdmmerung. b) Die Weltschpfung und die Entstehung der Götter und der brigen Wesen. Es gab einst eine Zeit, da war noch nichts, nicht Sand noch See noch khle Wogen, nicht Erde fand sich noch Himmel, nur ein unendlicher Abgrund. Allmhlich bildete sich am Nordende dieses ungeheueren, leeren Raumes ein dunkles und kaltes Gebiet, Nislheim (Nebelheim) genannt, am Sdende aber das heie und helle Gebiet von Muspelheim, der Flammenwelt. Mitten in Niflheim lag ein Brunnen, aus dem sich zwlf Strme ergossen, die im Norden zu Eis erstarrten. Aber von Sden flogen Funken herber, die zerschmolzen das Eis und lsten es in Tropfen auf. Aus diesen Wassertropfen entstand der Reifriese Ymir (Brauser) und die Kuh Audhumbla. Die Kuh leckte aus salzigen Eisblcken einen Mann hervor, dessen Sohn Br der Vater von den drei ersten hohen Gttern, Odin, Witt und We, wurde. Diese tteten den Reifriesen Imir und schufen aus ihm die Welt. Aus seinem Blute wurde das Meer und alles Gewsser, aus seinem Fleisch die Erde, ans seinen Knochen die Berge, ans seinen Zhnen und zerbrochenem Gebein die Steine, ans den Haaren Gras und Bume, ans seinen Augenbrauen rund um die Erde Midgard (Mittelgarten), wo die Menschen wohnen sollten. Das Gehirn schleuberten

12. Lehrstoff der Unterprima - S. 17

1914 - Hannover : Manz & Lange
Vorgeschichte der Germanen bis zum Beginn der Völkerwanderung. 17 hervor; sie war eine Göttin der Fruchtbarkeit, die alljährlich im Frühling von ihrem auf einer Insel gelegenen heiligen Hain aus, begleitet von ihrem Priester, einen Umzug ins Land hält und überall von den Bewohnern mit Festlichkeiten empfangen wird. Die nordgermanischen Quellen stellen Frija oder Frigg *), die Gemahlin Odins und Himmelsgöttin, als die bedeutendste hin. Wie ihr Ehebund andeutet, ist sie die „Windsbraut“; daneben wird sie aber auch als Göttin der Liebe und Fruchtbarkeit verehrt2). Lediglich der isländischen Dichtung gehört Freyja3) an, die Göttin der im Frühjahr wiedergeborenen Sonne, dann auch der Liebe. ß) Weltschöpfung undweltende: Über die germanischen Vorstellungen von der Entstehung und Einrichtung der Welt, ihrem Untergang und ihrer Erneuerung und vom Leben nach dem Tod sind wir fast ausschließlich auf den Bericht der Edden angewiesen. Darnach gab es im Uranfang weder Erde noch Himmel, sondern einen gähnenden Abgrund, auf dessen Nordseite die kalte Nebel weit, Niflheim, auf dessen Südseite das warme Muspelheim, die Quelle des Feuers, lag. Durch Zusammenwirken von Wärme und Kälte entstand der Ijrriese, der Stammvater der Riesen. Außerdem entstand als Enkel eines anderen Riesen Odin. Dieser tötete mit zwei Brüdern den Ur-riesen; aus dessen Blut wurden nun die Seen und Flüsse, aus seinem Fleisch das Land, aus seinen Knochen die Berge, aus seinen Haaren die Wälder, aus seinem Schädel der Himmel und aus seinem Gehirn die Wolken, endlich aus seinen Augenbrauen Midgard = die bewohnte Erde. Dann schuf Odin das erste Menschenpaar. Mittelpunkt der Welt ist Midgard. Außerdem gibt es ein Heim für die Götter, Asgard, ferner ein Alf heim für die Elfen, ein Jötunheim für die Riesen und ein Niflheim für die Seelen der "Verstorbenen. Hier leben diese weiter im stromumflossenen Reich der Totengöttin Hel in gleicher Weise, wie sie auf Erden gel'ebt haben. Am Ende der Dinge, Göttergeschick genannt, unterliegen die Asen in einem furchtbaren Kampf gegen die Riesen und ihre Geschöpfe. Dann „erlischt der Sonne Licht, die Sterne fallen vom Himmel, die Erde versinkt ins Meer, und die züngelnde *) = Herrin, Gattin; von ihr hat der Freitag seinen Namen. 2) Im Volksglauben erhielt sie sich als Frau Holda oder Holle (von hehlen) und Frau Perchta, Berta (von bergen). 3) — Herrin. arte ns, Lehrbuch der Geschichte. Ii. 6. Auflage. 2

13. Teil 2 - S. 9

1887 - Hannover : Helwing
Religion der Germanen. 9 einige priesterliche Handlungen, wie Opfer. Auspicien, Leitung der feierlichen Umzüge, zu verrichten; er berief und leitete die größeren Volksversammlungen, vollzog die Gerichtsbeschlüsse und führte das Heer im Kriege. Er erhielt einen Teil des Wergeldes und der Kriegsbeute, erhob auch von besiegten Feinden Abgaben; sein Volk brachte ihm nur Geschenke an Früchten und Vieh dar. Ä) Religion der Germanen. Die religiösen Vorstellungen der Germanen stimmen mit denen der übrigen arischen Völker wesentlich überein; auch sie verehrten, wie z. B. die Perser und Griechen, vor allem die segnenden Mächte des Lichtes. Den guten, menschenfreundlichen Mächten des Lichtes standen die zerstörenden, feindseligen Mächte der Finsternis gegenüber. Die wichtigsten Quellen für die deutsche Mythologie sind die im Volke noch fortlebenden Märchen und Sagen, Sitten und Gebräuche; an schriftlichen Quellen besitzen wir vor allen anderen die ältere und jüngere Edda. a. Entstehung der Welt- Im Anfang — so erzählt die Edda — war weder Himmel noch Erde, weder festes Land noch wogende See; nur ein weiter leerer Raum dehnte sich aus, Ginnungagap genannt, d. i. Gaffen der Gähnungen. Im Norden dieser ungeheuren Kluft lag das finstere, eisigkalte Niflheim, ihm gegenüber das lichte, glühend heiße Muspelheim. Da that sich in Niflheim ein Brunnen (Hwergelmir, d. i. der brausende Kessel) aus, aus dem ergossen 12 Ströme ihre eiskalten Wogen; aber sie erstarrten bald, und ihre Eisschollen türmten sich auf und rollten hinunter in die unermeßliche Kluft und fort bis gen Muspelheim. Von dorther wehte warme Luft gegen die Eisberge; ein Tropfen kam hervor, der war voll Leben, aus demselben entstand der Urriese $mit. Als dieser einst eingeschlafen war, bildeten sich unter seinem linken Arme Mann und Weib, ebenfalls Riefen, und so wurde Amir der Stammvater der gewaltigen Frost- oder Eisriesen. Aus dem Tropfen war außer Umir auch noch eine Kuh entstanden, Audhumbla, die schatzfeuchte, saftreiche, deren Milch dem Riesen zur Nahrung diente. Die Kuh nährte sich, indem sie die salzigen Eisblöcke beleckte. Da erschienen an der beleckten Stelle am Abend des ersten Tages Menschenhaare, am zweiten das Haupt, am dritten ein wohlgebildeter Mann; dessen Sohn Bör nahm eine Riesentochter zur Frau, und diese gebar ihm 3 Söhne: Odin, Wili und We. Diese sollten die Welt regieren; sie nannten sich Äsen, d. h. Stützen der Welt. Sie waren mild gesinnt und haßten den ungefügen Riesen und erschlugen ihn. Aus seinen Wunden strömte in großen Wellen das Blut; aus demselben bildete sich das Meer. Alle Frostriesen ertranken darin, nur einer, Bergelmir, rettete sich mit seinem Weibe in kunstreich gezimmertem Kahne und ward der zweite Stammvater des Riesengeschlechts, das sich nie der Herrschaft der Götter fügen wollte. Aus dem Fleische des Riesen entstand die Erde; seine Knochen erstarrten zu ragenden Bergen; die Zähne und Backenknochen verwandelten sich in zackige Felsen. Den Schädel aber richteten die Götter als Himmel

14. Geschichte des Mittelalters bis zum Westfälischen Frieden - S. 10

1911 - Leipzig : Hirt
10 Die germanische Urzeit. Unter verschiedenen Namen treffen wir sie in der spteren Volkssage wieder. Sie erscheint als Hulda, im Mrchen als Frau Holle. Eine Gttin der Erde war auch Nerthus, die nach dem Berichte des Tacitus von sieben norddeutschen Stmmen gemeinschaftlich verehrt wurde. Ihr Heiligtum befand sich auf Helgoland. 6. Skandinavische Götter zweiten Ranges. In Thors Begleitung findet sich hufig Soft, der geschickte und kluge, aber arglistige Gott des Feuers. Sein Sohn ist der Fenriswolf, der Sonne und Mond verfolgt und sie zu verschlingen droht. Der lichte, freundliche Baldur, Gott des Frhlings und der Unschuld, wird von seinem durch Loki verleiteten blinden Bruder Hdur mit einem Mistelzweige gettet. 7. bernatrliche Wesen niederer Art. Auer den Gttern kannten die Germanen noch eine Menge Wesen, von denen sie sich beeinflut fhlten, und die zum Teil noch heute im Volksglauben fortleben: Gespenster und Druckgeister, Hexen und Werwlfe, Riesen und Berggeister (Rbezahl), kluge Zwerge, die im Innern der Berge Schtze hten, Ko-bolde (Heinzelmnnchen, Hausgeister), Elfen, die in Wald und Feld hausen, Nixe und Nixen, die schon manchen in die Wassertiefe gelockt haben. Die Riesen (Eisriesen und Feuerriesen) sind die Feinde der Götter und Menschen. 8. Die Gtterverehrung. Wie bei den Griechen und Rmern gehrten Gebet und Opfer zu jeder wichtigen Staatshandlung; auerdem wandte sich jeder Hausherr, so oft er das Bedrfnis fhlte, fr seine Familie mit seinen Wnschen und Gaben an die Götter. Die Priester waren oft zugleich Richter; sie hielten in der Volksversammlung auf Ordnung und begleiteten die Kriegszge. Den Priesterinnen war besonders die Gabe der Weis-sagung eigen. Geweissagt wurde aus mancherlei Erscheinungen, am meisten aus dem Fluge und der Stimme der Vgel, aus dem Wiehern der Rosse und aus Trumen. Eine besondere Form, den Willen der Götter zu er-kennen, war das Loswerfen. Stbchen, in die Runen eingeritzt waren, wurden durcheinandergeworfen; der Priester las unter Gebet drei von ihnen auf und deutete die Zeicheu. Als hchstes Fest unserer Vorfahren galt das Mittwinterfest, das die Nordlnder Jnlfest nennen. Tempel waren zur Zeit des Tacitus selten. In der freien Natur, wo der Germane das Walten der Götter empfand, diente er ihnen, am liebsten in schattiger Waldesstille. In den nchsten Jahrhunderten aber werden Tempelgebude und auch Gtterbilder aus Holz hufiger. 9. Die Welt nach der Darstellung der Edda. Entstehung. Im Anfang war nichts als ghnender Abgrund", der eine kalte Seite im Norden, Nebel-heim, und eine heie im Sden, Muspelheim, hatte. Durch Funken, die aus Muspelheim herberflogen, lsten sich von dem Eise in Nebelheim Tropfen, aus denen der Riese 2)mtr entstand. Ihn ttete Allvater Odin und schuf aus seinem Leibe die Welt: aus dem Fleische die Erde, aus den Knochen die Berge, aus den

15. Geschichte des Mittelalters bis zum Westfälischen Frieden - S. 10

1911 - Leipzig : Hirt
10 Die germanische Urzeit, Unter verschiedenen Namen treffen wir sie in der spteren Volkssage wieder. Sie erscheint als Hulda, im Mrchen als Frau Holle. Eine Gttin der Erde war anch Nerthns, die nach dem Berichte des Taeitns von sieben norddeutschen Stmmen gemeinschaftlich verehrt wurde. Ihr Heiligtum befaud sich aus Helgoland. 6. Skandinavische Götter zweiten Ranges. In Thors Begleitung findet sich hufig Soft, der geschickte und klnge. aber arglistige Gott des Feuers. Sein Sohn ist der Fenriswolf, der Sonne und Mond verfolgt und sie zu verschlingen droht. Der lichte, freundliche Baldnr, Gott des Frhlings und der Unschuld, wird von seinem dnrch Loki verleiteten blinden Bruder Hdnr mit einem Mistelzweige gettet. 7. bernatrliche Wesen niederer Art. Auer deu Gttern kannten die Germanen noch eine Menge Wesen, von denen sie sich beeinflut fhlten, und die zum Teil noch heute im Volksglauben fortleben: Gespenster und Druckgeister, Hexen und Werwlfe, Riesen und Berggeister l Rbezahl), kluge Zwerge, die im Innern der Berge Schtze hten, Ko-bolde (Heinzelmnnchen, Hausgeister), Elfen, die in Wald und Feld hausen, Nixe und Nixen, die schon manchen in die Wassertiefe gelockt haben. Die Riefen (Eisriesen und Fenerriesen) sind die Feinde der Götter und Menschen. 8. Die Gtterverehrnng. Wie bei den Griechen und Rmern gehrten Gebet und Opfer zu jeder wichtigen Staatshandlnng; auerdem wandte sich jeder Hansherr, so oft er das Bedrfnis fhlte, fr feine Familie mit seinen Wnschen und Gaben an die Götter. Die Priester waren oft zugleich Richter: sie hielten in der Volksversammlung auf Ordnung und begleiteten die Kriegszge. Den Priesterinnen war besonders die Gabe der Weis-sagung eigen. Geweissagt wurde ans mancherlei Erscheinungen, am meisten aus dem Fluge und der Stimme der Vgel, ans dem Wiehern der Rosse und aus Trumen. Eine besondere Form, den Willen der Götter zu er-kennen, war das Loswerfen. Stbchen, in die Runen eingeritzt waren, wurden durcheinandergeworfen: der Priester las unter Gebet drei von ihnen ans und deutete die Zeichen. Als hchstes Fest unserer Vorfahren galt das Mittwinterfest, das die Nordlnder Jnlsest nennen. Tempel waren zur Zeit des Tacitns selten. In der freien Natur, wo der Germane das Walten der Götter empfand, diente er ihnen, am liebsten in schattiger Waldesstille. In den nchsten Jahrhunderten aber werden Tempelgebude und auch Gtterbilder aus Holz hufiger. 9. Die Welt nach der Darstellunn der Edda. Entstehung. Im Anfang war nichts als ghnender Abgrund", der eine kalte Seite im Norden, Nebel-heim, und eine heie im Sden, Muspelheim, hatte. Durch Funken, die aus Muspelheim herberflogen, lsten sich von dem Eise in Nebelheim Tropfen, aus denen der Riese 9)mir entstand. Ihn ttete Allvater Odin und schuf aus seinem Leibe die Welt: ans dem Fleische die Erde, aus den Knochen die Berge, aus den

16. Geschichtsbilder aus der allgemeinen und vaterländischen Geschichte - S. 66

1883 - Berlin : Hofmann
66 nahm man die gemachten Vorschlge an, durch Murren und Geschrei verwarf man sie. In Streitigkeit entschied oft das Gottesurteil eines Zweikampfes oder der Feuer- und Wasserprobe. Die Religion war Naturvergtterung, Wodan oder Odin der Vater des Lebens, der Herrscher der Himmel und Erde, der Erfinder aller Knste und Wissenschaften und der Lenker der menschlichen Geschicke, insonderheit der Schlachten. Die Gefallenen wurden von den Walkren oder Schlachtenjungfrauen zu den Freuden Walhallas getragen ; die Feiglinge und Bsewichte stiegen zu der grausen Totengttin Hellia in das kalte Niflheim. Die 12 Asen mit Wodan an der Spitze leiteten die Weltregierung. Wodans Gattin Frigga war die Gttin der Ehe und huslichen Ordnung. Als Erdenmutter Hertha wurde ihr auf Rgen geheimnisvoller Dienst geweiht. Ihr Sohn war Thor, der Donnerer, der liebreizendste der Asen der Sonnengott Balder, Braga der Gott des Gesanges und der Rede, Saga die Gttin der geschichtlichen Erzhlung, Loki der bse, trugvolle Gott des Feuers. Riesen und Zwerge, Licht- und Schwarzelfen bevlkerten die Phantasie der Ger-manen. Ihre Gtterlehre ist in der Edda zu finden. Asgard war der himmlische Wohnsitz der Asen, der mit der Erde durch die Brcke Bifrst (Regenbogen) verbunden war. Zwlf Gtterburgen von uu-beschreiblicher Pracht waren dort. Auf dem Jdafelde wurden die himmlischen Gastmhler und die Kmpfe mit den Helden aus dem Gold-palaste Walhalla, unter der Weltesche" das Gericht der Götter und Menschen gehalten. Zwei Raben (Gedanke und Gedchtnis) umflogen das Erdenrund und brachten Odin Kunde von allem. Seit die Snde (Goldgier und Lust) Eingang in Asgard gefunden, ist ein furchtbarer Kampf zwischen den Gttern und Riesen entbrannt. Er wird mit dem groen Weltbrande enden. Aus der Feuerwelt Muspelsheim werden die Flammen nach Asgard schlagen und die Weltesche" verbrennen. Der grimme F e n r i r w o l f wird Odin verschlingen, Thor die grause Midgardsschlange erlegen, aber an ihrem Gifte sterben, die Erde ins Meer versinken und alles Geschaffene untergehen. Dann aber wird eine neue Welt erscheinen, und Götter wie Menschen werden veredelt und verschnt wiedergeboren werden. Gtzenbilder und Tempel hatten die Deutschen nicht. In heiligen Hainen wurden auf groen Steinen Opfer aus Frchten, Tieren und gefangenen Feinden darge-bracht. Den Gtterwillen suchte man u. a. aus dem Fluge der Vgel und dem Wiehern geheiligter Rosse zu erfahren. Die Deutschen glaubten an die Unsterblichkeit der Seele, verbrannten die Leichen und begruben die Asche in thnernen Urnen unter groen Grabhgeln. Noch heute findet man in diesen Hnengrbern Waffen, Schmuck 2c. Die Priester und Snger der Kriegsthaten ehrte man, rumte ihnen aber keine Macht zum Herrschen ein. 2 Kmpfe mit den Rmern. Die Cimbem und Teutonen

17. Lebensbilder aus der deutschen Götter- und Heldensage - S. 4

1891 - Leipzig : Voigtländer
— 4 — einen südlichen und einen nördlichen. Der fitbliche Teil war voller Licht und Glanz, er würde beshalb Muspelheim, b. H. Reich be§ Lichtes genannt. Der nörbliche Teil aber war iibe und finster, und ein bichter, kalter Nebel lag datü-6er ausgebreitet; Niflheim, b. H. Reich des Nebels ober bet Finsternis, wurde sein Name. Zwischen biesen Beiben Reichen in der Mitte blieb noch ein Raum, der mit einem Ende an Muspelheim stieß und von bort einiges Sicht empfing, mit bent anberen Ende aber bis an Niflheim reichte und bort fast ebenso finster und kalt wie dieses war. Da ließ Allvater aus Muspelheim feurige Funken in diesen mittleren Raum fallen, und dieselben schmolzen den Schnee, das Eis und den Reif, womit der Raum zum großen Teile angefüllt war. Die geschmolzenen Tropfen wurden lebendig, und ans ihnen entstaub ein großer Riefe, 2)mir ober Ö r g e l m i r genannt. Aus anberen Tropfen tiilbete sich dann eine große Kuh, von bereu Milch der Riese sich nährte. Anbere Funken, die aus Muspelheim herüberflogen, fetzten sich zu großen und kleinen Lichtern zusammen, die fortan Tag und Nacht regieren mußten. Das waren die Sonne, der Mond und die unzähligen Sterne. Die Kuh des Riefen Ymir beleckte nun die Eisblöcke, und aus denselben kamen erst einige Meufchcnhaare, dann ein ganzes Haupt und endlich am dritten Abenb eine ganze Menschengestalt hervor. Das war bei- starke und mächtige Gott Buri. Von ihm stammen alle übrigen Götter ab. Der Riese Ymir aber warb bet Stammvater eines großen Riesengeschlechtes. Götter und Riesen lebten nun eine lange Zeit mit einander in steter Feindschaft, am meisten gehaßt aber war bet Urriefe 3)mir selbst. Enblich warb et übertounben und getötet. Der Sohn des mächtigen Buri hatte sich mit einer Riesentochter vermählt und bekam von ihr brei Söhne. Das waren die brei gewaltigen Götter Dbin, Wile und We. Odin aber war

18. Das Mittelalter - S. 10

1881 - Paderborn : Schöningh
— 10 — § 7. Religion.5) Die spärlichen Nachrichten, welche uns Cäsar und Tacitus über die Religion der Germanen mitteilen, werden durch die beiden isländischen Eddas ergänzt. Die Götterlieder der älteren Edda sind um das J. 1100 gesammelt und aus der Runenschrift übertragen; die jüngere ist zum grossem Teile in ungebundener Rede im 13. Jahrhundert verfasst. — Nach der Edda spaltete Alfadur (Allvater, Wuotan) das ursprüngliche Chaos durch seinen Blick in zwei Hälften, in Muspellheim oder Lichtreich unter der Herrschaft des Surtur und in Niflheim oder Nebelreich unter der schrecklichen Göttin Heia (daher Hölle). Aus Wasser und Feuer entstanden dann zwei Ungeheuer, der Riese Ymer und die Kuh Audhumla. Diese leckte aus einem Salzfelsen den Gott Buri hervor, dessen Enkel Odin ist. Odin erschlägt Ymer und aus dessen Riesenleib entsteht das Weltall, aus seinem Schädel das Himmelsgewölbe, aus seinen Haaren die Wälder, aus seinen Knochen die Berge, aus seinem Fleisch die Erde und aus seinem Blute das Meer. Das erste Menschenpaar wurde aus einem Erlenklotz erschaffen, und seinen Nachkommen wurde Mannaheim oder das Menschenreich zum Wohnsitz angewiesen. Die sechs Reiche des Weltalls, Muspellheim, Niflheim, Mannaheim, das Götterreich Asenheim mit der Himmelsburg Walhalla, das Reich der Riesen Jötunheim und das Elfenreich Elfheim werden von der Weltesche zusammengehalten, welche sich durch alle diese Reiche erstreckt. An den Wurzeln derselben nagt ein Drache, auf der Spitze sitzt ein Adler als Zeichen der Vollendung, und zwischen Adler und Drachen läuft ein Eichhörnchen, das Sinnbild der nimmer rastenden Zeit, beständig hin und her. Wenn der Drache die Wurzeln des Baumes durchnagen wird, so entsteht das Weitende Muspilli; die Riesen stürmen Asenheim, die Regenbogenbrücke zwischen Himmel und Erde stürzt zusammen, das ganze Weltall und selbst die Götter gehen in dem allgemeinen Brande, dem Ragnarök, unter. Nur Allvater überlebt den Graus der Zerstörung und wird ein neues, seliges Weltalter schaffen, in dem kein Übel sein wird. Die Götter der Germanen waren ursprünglich nur Personifikationen der Naturkräfte, doch wurde ihnen schon früh eine Beziehung zur Thätigkeit und zum Leben der Menschen beigelegt. Der höchste Gott war Wuotan, Wodan, Odin, der weltlenkende Gott, der Beherrscher des Himmels, welcher von seinem Thron durch eine Öffnung des Himmelsgewölbes auf das Treiben der Menschen herabschaut; seine Raben (Hugin d. i. Gedanke und Munin d. i. Erinnerung) umkreisen das Erdenrund und bringen ihm Kunde von allem, was geschieht. In stürmischen x) J. Grimm, Deutsche Mythologie. 3. Aufl. 1854. — Mannhardt, Die Götterwelt der deutschen und nordischen Völker. 1. Bd. 1860. — Simrock, Deutsche Mythologie. 1869. — K. Weinhold, Altnordisches Leben. 1856.

19. Deutsche und brandenburgisch-preußische Geschichte für Lehrerseminare - S. 6

1904 - Habelschwerdt : Franke
6 Frigga ist die Schtzerin der Ehe und des huslichen Herdes, die Lehrmeisterin des Spinnens, das Muster der germauischen Hausfrau. Von Odin und Frigga stammen die anderen Asen ab. Thor oder Donar ist der Gott des Gewitters, aber auch der schtzende Gott des Ackerbaues und aller menschlichen Kultur. Tyr oder Zin, der Kriegsgott, verleiht den Sieg. Freyr oder Fr, der Sonnengott, spendet der Erde Frucht-barkeit, Licht und Wrme. Ihm hnelt Baldur, der Gott des stets mit Sehnsucht erwarteten Frhlings. Freya, die Schwester Freyrs, ist die Gttin der Liebe. Nerthns oder Herta gilt als nhrende Erdmutter. Den segenspendenden Asen stehen die bsen und zerstrenden Gewalten gegenber. Loki, der Gott des Feuers, durch dessen Arglist Baldur gettet wird, fhrt sie an. Nebengottheiten der Germanen waren die Walkren und die Nornen. Erstere sind die Schwertjungfrauen Odins, die das Geschick der Schlacht entscheiden und die gefallenen Helden nach Walhalla, dem Orte der Seligen, geleiten, wo sie unaufhrlich die Hrner mit schumendem Met fllen. Die Norueu bestimmen das Schicksal des Menschen; sie geben ihm beim Eintritt ins Leben Glck und Unglck als Angebinde mit. bernatrliche Wesen, die den Menschen teils freundlich, teils feindlich gegenberstehen, sind die Riesen, Zwerge, Kobolde, Nixen und Elfen. Der nordische Mythus berichtet nach den Eddaliedern der die Gtterwelt folgendes: Im Anfange der Zeit war weder Himmel noch Erde, sondern nur eine ghnende Tiefe. In diese blickte Alfadur (Allvater), der unsichtbare, ewige, unvernderliche Schpfer des Weltalls, und teilte sie in das nrdliche, eisigkalte Niflheim und das sdliche, glhendheie Muspellheim. Der zwischen beiden liegende Abgrund fllte sich mit Eis. Von der milden Luft des Sdens angeweht, begann es zu schmelzen, und es entstanden der Riese Ymir und die Kuh Audhumbla, von deren Milch sich Ymir, der Stammvater der Riesen, nhrte. Aus dem Eise ging auch der Stamm-vater der Asen oder Götter hervor. Seine Enkel Odin, Vili und Be erschlugen Amir. Aus seinem Blute schufen sie das Meer, aus seinem Fleische die Erde, aus den Knochen die Berge und aus dem Schdel den Himmel. An diesem befestigten sie die aus Muspellheim herbergeflogenen Feuerfunken, die alles erleuchten. Die Riesen waren bis auf einen im Meere ertrunken. Dieser rettete sich mit seinem Weibe nach dem Osten. Sie wurden die Stammeltern eines neuen Riesengeschlechtes, das die Götter zu verderben suchte. Am Strande des Meeres, das die Erde umgab, fanden Odin, Vili und Ve zwei Bume, aus denen sie die ersten Menschen schufen. Zum Wohnsitz wiesen sie ihnen das im Mittelpunkte der Welt gelegene Midgard an. Die Götter bauten sich im Himmel die Burg Asgard. Hier befindet sich auch Walhalla, ein Goldpalast, der bis in die Wolken reicht, und

20. Deutsche Geschichte bis 1648 - S. 27

1902 - Hannover-List : Carl Meyer (Gustav Prior)
27 Dienst zu locken suchen und sie dann im Jenseits, in der Hlle, peinigen. Anderseits hat aber die Kirche auch in kluger Anpassung altheidnische Feste und Gebruche mit christlichen zusammengelegt, z. B. das Julsest, die Wintersonnenwendfeier mit Weihnachten, das Fest des Einzugs der Frhlingsgttin Ostara mit Ostern, die Sommersonnenwende mit dem Feste Johannes des Tufers; und endlich sind auch vom Volke viele Ge-schichten und Zge der Götter auf christliche Heilige bertragen worden. Da hat nun Jakob Grimm in den Heiligenlegenden bertragungen von Gttergestalten aufgefunden: so war Wodan zum heiligen Martin, Donar zum heiligen Petrus, Freyr zum heiligen Leonhardt, Baldur zum heiligen Georg, Frigg oder Freya zur heiligen Mutter Gottes geworden; er hat endlich in zahllosen Spielen, Aufzgen, Festen, Gebruchen und aber-glubischen Vorstellungen des Volkes, in Sagen und Mrchen die Spuren der Germanengtter nachgewiesen und sie uns in leuchtender Herrlichkeit wieder vor die Augen gestellt. Nach dem Gtterglauben der Germanen führen die Gottheiten ewigen Kampf gegen die bfen Mchte, die Riesen, die Eis-, Wind- und Feuer-riefen; es spiegeln sich darin die fortwhrenden Kmpfe der Menfchen gegen die wilde und rauhe Natur des Landes. Zugleich geht ein schmerzlicher, aber tief sittlicher Zug durch die Gtterlehre: die Götter bleiben im Kampfe nicht schuldlos und mssen darum in der Gtterdmmerung untergehen. Danach erst wird wieder eine reine, paradiesische Welt erstehen. So gliedert sich die deutsche Gttersage in die Weltschpfung, die Gtterverderbnis und die Gtterdmmerung. b) Die Weltschpfung und die Entstehung der Götter und der brigen Wesen. Es gab einst eine Zeit, da war noch nichts, nicht Sand noch See noch khle Wogen, nicht Erde fand sich noch Himmel, nur ein unendlicher Abgrund. Allmhlich bildete sich am Nordende dieses ungeheueren, leeren Raumes ein dunkles und kaltes Gebiet, Niflheim (Nebelheim) genannt, am Sdende aber das heie und helle Gebiet von Muspelheim, der Flammenwelt. Mitten in Niflheim lag ein Brunnen, aus dem sich zwlf Strme ergossen, die im Norden zu Eis erstarrten. Aber von Sden flogen Funken herber, die zerschmolzen das Eis und lsten es in Tropsen auf. Aus diesen Wassertropfen entstand der Reifriese Amir (Brauser) und die Kuh Audhumbla. Die Kuh lenkte aus salzigen Eisblcken einen Mann hervor, dessen Sohn Br der Vater von den drei ersten hohen #